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Lappenkeuler - Brief / Email „Pulvermühle" vom 30.09.2007
Herbstliche Grüße!
Es gibt Verrückte unter diesem Himmelszelt, man vermag es nicht zu beschreiben. Ein Stück weiter nach unten, in Richtung der Mühlen, befinden sich an dem Weg vereinzelt noch Weiden, die von einem Bauern aus einem Nachbardorf zuweilen mit Kühen bestückt werden. Diese Weiden sind natürlich eingezäunt und zwar mit stabilen Holzpfosten an denen meist Elektrozäune hängen oder teils auch noch Stacheldraht. Nun war neulich ein Mann hier mit einem recht alten, auffällig vergammelten Nissan vorbei gefahren, ich kannte den nicht, der sich unten an den Weiden zu schaffen machte. Mit einem großen Vorschlaghammer zertrümmerte er etliche dieser Pfähle, indem er seitlich kräftig dagegen schlug. Die Holzpfähle brachen dabei meist gleich unten am Boden ab oder gerieten zumindest in erhebliche Schieflage. Mochte man zunächst noch glauben, dass er vielleicht im Auftrag des Landwirts handelt und auf diese seltsame Weise morsche Pfähle aussondiert, um dort anschließend neue zu setzen, wurde schnell klar, dass da etwas nicht stimmt. Was tut man, wenn man so etwas sieht? Normalerweise würde man sagen, solle man doch einfach den Bauern anrufen und mal bei dem nachfragen, ob das alles so seine Richtigkeit hat. Dazu müsste man aber wissen, wie der Bauer heißt und wo er wohnt, wissen wir aber beides nicht. Wir sehen den nur kurz, wenn er Kühe bringt oder abholt. Das macht er dann immer mit dem Traktor und einem Viehanhänger dran, in den jeweils 2 Kühe rein passen. Damit fährt der dann oft einen halben Tag lang mehrmals hin und her, bis die Weide voll oder leer ist, denn Sie können sich vorstellen, dass der nicht nur 2 Kühe dort grasen lässt, es werden schon um die 10 Tiere sein. Zwischen jeder Fahrt liegt meist über eine Stunde, bevor er dann mit der nächsten Fuhre wieder hier ist. So kann man davon ausgehen, dass der nicht allzu weit von hier weg wohnen wird, denn in dieser Zeit muss er ja zurück fahren, 2 neue Kühe aufladen und wieder hierher fahren. Ich schätze, dass er in einem der kleineren Dörfer oder Einzelgehöfte im Umkreis von 5 bis 8 km wohnt. Als der tobsüchtige Fremde auf der Weide immer mehr in seinem Eifer zulegte und schließlich jeden Pfahl der Reihe nach umschlug und dabei noch unverständliche Worte laut brüllend über die Weide schimpfte, haben wir die Polizei angerufen. Es dauerte allerdings über eine halbe Stunde, bevor die eintrafen und wir gingen schon davon aus, dass der Wahnsinnige bis dahin sein Werk beendet hat und wieder weggefahren ist, aber der wurde nicht müde und befand sich inzwischen schon weit hinten auf der Weide, um dort die Pfähle niederzuschlagen. Gemeinsam mit den beiden Polizisten fuhren wir bis zu der Weide und die Beamten baten uns, beim Streifenwagen auf sie zu warten, während die sich querfeldein über die Weide zu dem Idioten begaben. Als der sie schon von weitem erblickte, geriet er noch mehr in Rage, in einen regelrechten Tobsuchtsanfall und vor allem nahmen seine brüllenden Beschimpfungen noch drastisch zu. Er schimpfte in einem Dialekt, den ich kaum verstand und ich wusste den auch nicht so recht zuzuordnen. Aus hier der Gegend war der Dialekt nicht, wenn auch ein wenig artverwandt, aus der Stuttgarter Ecke noch weniger, aber es war noch ein wenig schwäbischs Gschwätz mit drin, aber halt eben doch anders, als man es kennt. Die Polizeibeamten versuchten, den Mann mit Worten zu beruhigen, was aber völlig in die Hose ging. Je mehr die beruhigend auf den einredeten, um so wilder wurde der und fuchtelte mit dem Vorschlaghammer herum. Soweit ich Brocken seiner wilden Beschimpfungen deuten konnte, zog er vermutlich über den Bauern, der die Weide nutzt, her und er warnte die Polizisten, dass sie ihm nicht zu nahe kommen sollten und dass sie sich nicht von dem Beschimpften einspannen lassen sollten. Nachdem gutes Zureden nichts brachte, überwältigten die Polizisten den ruckartig, indem einer ihn von hinten ansprang während der andere sich von vorne näherte. Der große Vorschlaghammer entglitt dem Wahnsinnigen dabei, wodurch die Gefahr für die Polizisten geringer wurde und sie ihn dann gemeinsam zu Boden warfen. Aber die hatten zu zweit doch sichtlich Mühe, den offensichtlich relativ starken Mann im Griff zu halten. Dann haben die dem die Hände auf dem Rücken mit großen Kabelbindern aus Kunststoff zusammengebunden, so ähnliche, wie man sie auch zum Zusammenbinden von Starkstromleitungen verwendet. So in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, musste der Mann sich zwangsläufig beruhigen, jedenfalls was seine körperlichen Aktionen betraf. Seine brüllende Schimpferei ging aber weiter. Schließlich warf sich der Kerl auf den Boden und rollte sich regelrecht über den Weg, wobei er sich noch ziemlich am Kopf verletzte und kräftig blutete. Dann wurde noch ein Krankenwagen nebst Arzt herbei gerufen. Der Doktor spritzte dem etwas, wonach er wirklich endlich ruhiger wurde. Inzwischen hatte man den Bauern ausfindig gemacht und verständigt, der die Weide nutzt, der traf dann auch hier ein. Es stellte sich heraus, dass der Tobsüchtige ein entfernter Verwandter von dem Bauern ist. In einer Erbangelegenheit hatte dieser tobsüchtige Verwandte wohl nur diese Weide geerbt, während der Bauer den ganzen Rest nebst Hof und viel Geld geerbt hatte. Bei so was ist der Ärger vorprogrammiert. Da der Tobsüchtige irgendwo relativ weit weg in der Pfalz wohnt und auch selbst eigentlich kein Interesse an der für ihn wertlosen Weide hat, weil er ja gar keine Kühe oder sonstigen Viecher hat, die er dort grasen lassen könnte, hat sich der Bauer gesagt, bevor man die Weide sinnlos weiter verkommen und verunkrauten lässt, nutze ich sie halt gelegentlich für meine Kühe. So gesehen ist der Tobsüchtige also der rechtmäßige Eigentümer dieser Weide. Er hatte irgendwoher erfahren, dass der verwandte Bauer die Weide einfach so mit seinen Kühen nutzt, obwohl der speziell diese eine Weide nicht geerbt hatte. Da tobte der, ob ihm das andere denn noch nicht genug wäre, ob er ihm auch noch diese eine Weide abjagen wolle. Der Bauer sagte dann, dass sei ja irrwitzig und es zeige wie geisteskrank dieser Verwandte von ihm sei, denn diese Erbangelegenheit sei schon 8 Jahre her und in der ganzen Zeit habe er sich nie um die Weide gekümmert, sei kein einziges mal dorthin auch nur gucken gefahren, alles sei verwildert, was ja auch teils verständlich sei, da er 150 km entfernt wohne. Aber kaum höre er irgendwoher, dass der Bauer sich fast schon mehr nur zur Landschaftspflege und zur Werterhaltung etwas der Weide angenommen habe, indem er die Kühe gelegentlich drauf grasen lässt und deswegen die Umzäunung drum gemacht habe, da sei ihm dann plötzlich kein Weg zu weit, um das alles kaputt zu machen, zu verhindern und sich künstlich aufzuregen. Es hätte ihn doch überhaupt nicht gestört, wenn er nichts davon gewusst hätte und alles wäre jahrelang weiter einfach so verwildert. Sie sehen, also eine etwas verfahrene Situation, eine Sonderform des Familienstreits im weitesten Sinne. Nach dem die Polizisten so über die wahre Lage der Dinge aufgeklärt worden waren, befragten sie den Tobsüchtigen, ob er bereit sei, friedlich die Aktion zu beenden, dann würden sie ihm diese Handfesseln wieder abnehmen. Das sicherte er zu, wonach er von seinen Kabelbindern befreit wurde. Die Polizisten meinten, über den Schaden mit den Pfählen müssten sich die beiden Kontrahenten selbst einigen, denn vermutlich habe ja auch nie eine Erlaubnis des tobsüchtigen Eigentümers bestanden, dort überhaupt die Pfähle mit dem Zaun zu errichten, also habe der Bauer so gesehen widerrechtlich gehandelt und könne daher nun wohl keinen Schadensersatz für die Zaunteile verlangen. Die Aktion endete dann damit, dass die beiden Kontrahenten wortlos in ihren Autos verschwanden und davon fuhren, noch bevor die Polizisten wieder wegfuhren. Ich habe dann mit den Polizisten noch etwas gesprochen und meinte, dass ich ja gar nicht wusste, wer das war und dass man in einer solchen Situation eben nicht wisse, wie man korrekt reagieren soll. Die Polizeibeamten meinten dann aber auch, dass es durchaus richtig war, wie wir reagiert hatten. Einer der Polizisten meinte sogar, wer weiß, wie das ausgegangen wäre, wenn der Bauer ohne Polizei dazu gestoßen wäre, die hätten sich möglicherweise gegenseitig umgebracht oder zumindest krankenhausreif geschlagen.
Wo ich Ihnen beim letzten mal doch so erfreut über die von uns frisch entdeckte Pulvermühle berichtete, ließ uns diese Neuentdeckung keine Ruhe, bis dass wir uns doch überwunden hatten, die auch von innen zu erkunden, jedenfalls soweit das ging. Davon möchte ich Ihnen nun berichten, natürlich mit ein wenig Fotounterstützung. Dass die Erkundung dieser alten kleinen Sprengstofffabrik von innen deutlich mehr Überwindung kostete, als die Erkundung „unserer Fabrik" gleich nebenan, liegt nicht etwa an dem sauschlechten Ruf mit nahezu abergläubischem Hintergrund, den dieses Gemäuer hier in der Siedlung hat, sondern vor allem an der Tatsache, dass der Bauzustand innen in Teilbereichen erheblich unkalkulierbarer ist, als in der Fabrik nebenan. Will nebenan jeder Schritt 2 mal überlegt sein, so muss jeder Schritt in der Pulvermühle mindestens 10 mal überlegt sein. So klein die Anlage auf der einen Seite ist, so gefährlich ist sie auf der anderen Seite. Das ändert nichts daran, dass es hochinteressant ist, durch dieses Gemäuer zu schleichen. Bei der Gelegenheit haben wir auch auf der anderen Seite des hinter der Fabrik befindlichen Baches die abgesetzt liegenden Mischbunker aus Beton gefunden, auf die uns der Rentner noch hingewiesen hatte, in denen wohl die brisanten Mischungen zusammengefügt wurden. Weil die relativ niedrig gebaut und von teilweisen Erdwällen umgeben sind, sieht man die in dem meterhoch zugewachsenen Gestrüpp gar nicht. Erst dann, wenn man direkt davor steht. Von außen konnte man die nicht fotografieren, weil das Gestrüpp so dicht ist, dass man dann nur dieses Gewucher auf dem Bild sieht, von innen hingegen sind diese Mischbunker noch deutlich besser erhalten, als der Rest der Pulver-Fabrik. Beton bleibt eben Beton, das beweist sich hier erneut. Zu den Fotos im Einzelnen. Gleich im Übergang von dem vermeintlichen Bürotrakt zur ehemaligen Fabrikationshalle befindet sich der Rest einer Werkstatt oder vielleicht war's auch die Versandabteilung und dort lag auf einem alten Tisch noch ein vergammelter Karton der früheren Produkte. Das sehen Sie auf dem Foto sprengstoffpaket. Neben der Bezeichnung Stokolith P 35 steht noch in größeren Lettern und in 3 Sprachen Vorsicht Sprengstoff darauf. Beinhaltet hat das Paket aber nichts mehr. sprengstoffpaket: in einer alten Werkstatt oder vielleicht auch der ehemaligen Versandstelle liegt noch ein alter Sprengstoffkarton, natürlich ohne Inhalt
Dann ging es weiter in den vorderen Teil der alten Fabrikationshalle, das sehen Sie auf dem Bild pulverm-innen1. Dort enden 4 dicke Rohre wie abgeschnitten, vermutlich war dort mal ein großer Chemieofen, ein Kessel oder eine Maschine, die man aber entfernt hat. In einer Lagernische darüber, dort wo die alte Holzleiter steht, wuchsen schon kleine Unkrautpflänzchen. pulverm-innen1: abgeschnittene Rohre zeugen von einer Teildemontage alter Anlagen Kurz dahinter folgte ein abgetrennter Raum der Halle, in dem das Foto pulverm-innen2 entstand. Riesige alte Metallrohre füllen fast den ganzen Raum. pulverm-innen2: riesengroße Metallrohre über irgendwelchen Anlagenresten
Man kann sich kaum vorstellen, wie groß diese Rohrgebilde sind, aber als groben Anhaltspunkt erkennt man ungefähr unten in Bildmitte eine Tür. Diese Tür ist so groß, wie halt eine normale Tür ist, vielleicht gut 2 m hoch und 1 m breit und anhand des Vergleiches, wie winzig diese Tür im Vergleich zu den Rohren wirkt, mag man eine ungefähre Vorstellung davon bekommen, wie gewaltig diese Rohre sind. Wozu sie dienten weiß ich nicht, unterhalb der Rohre war ein großer, rostiger, eckiger Maschinenkasten, der durch den Fußboden noch nach unten in den Keller reichte, vielleicht auch eine Art Brennofen oder so was. Besonders gemütlich wird es aber jetzt erst. Im angrenzenden mittleren Hallenteil tat sich das auf, was Sie auf dem Foto pulverm- innen3 sehen. pulverm-innen3: frisches Tageslicht von oben, wegen teils eingestürztem Dach, Bewuchs, Treppen in den Keller und Vegetation innen und außen, sowie ein beißender Geruch, den man leider nicht mit fotografieren konnte.
Dort war das Dach teils eingebrochen und das wahrscheinlich schon vor Jahren. Dadurch wuchsen dort besonders so komische Farne auf dem Boden. Links im Bild sehen Sie einen Abgang in den Keller unter diesen Hallenteil, dazu später noch etwas. An den Wänden überall große Rohre, die wohl mal zu Maschinen und Anlagen führten, die man schon vor langem ausgebaut hat. Vielleicht haben auch Schrottverwerter die Sachen mal geholt. Aber in diesem Raum stank es bestialisch, und das obwohl durch das teils eingestürzte Dach eigentlich für Frischluftzufuhr gesorgt war. Die an der hinteren Seitenwand offen stehende Tür führt durch einen Vorraum, der seitlich zu anderen Fabrikräumen nebenan führt, der aber mit allergrößter Vorsicht zu genießen ist, weil dort selbst der stabile Betonfußboden beim Betreten knirscht und nachgibt. An einigen Stellen war sogar der schon nach unten in den Keller gestürzt. Geradaus kommt dann, wie man sieht, eine Tür nach draußen. Diese führt genau auf eine der kleinen 4 Brücken über den kleinen wilden Bach, die zu den Mischbunkern führen. Neben diesem Hallenraum folgt dann der Raum, den Sie auf dem Bild pulverm-innen4 sehen, der teils in 2 Etagen aufgeteilt ist. Dort steht ein komischer Tank oder Kessel mit etlichen gekappten Rohranschlüssen dran. pulverm-innen4: ein alter Kessel mit Rohrenden, marode Stahlkonstruktionen einer Zwischenetage, die wackeln, wenn man dagegen tritt und ein Abgrund in den Keller
Vorne an dem Geländer geht es ohne Boden gleich weiter in den Keller. Dort befanden sich früher wohl große Anlagen, die durchgehend die Höhe vom Keller bis unter diese Zwischenetage beanspruchten. In diesem Bereich hatte Kayla schon einen Fehltritt getan und wäre um Haaresbreite in den Keller gestürzt, der immerhin schätzungsweise 6 m tief war. Von dem Ansinnen, die Zwischenetage in diesem Raum auch zu begehen nahmen wir schnell Abstand, als wir sahen, dass eigentlich alle Verbindungsschrauben dieser Etage so gut wie abgerostet waren und die Stützen im Mauerwerk so locker und ausgebrochen in diesem hingen, dass sie sich schon hin und her bewegten, wenn man nur unten mit dem Fuß gegen eine der Stützen trat. Auf dem vorherigen Foto pulverm-innen3 sehen Sie links einen Kellerabgang. In diesen haben wir uns auch reingewagt, da dort eine stabile Betontreppe hinab führte. Was uns dort unten erwartete sehen Sie dann auf dem Foto pulverm-innen5. Alte Tanks, hochkant und quer, viele Rohre, viel abgeplatztes Beton- und Putzzeug, ein sehr eigenartiger Geruch der einem auf Anhieb gar nicht mal übel vorkam, der einem aber doch irgendwie die Sinne vernebelte. Deshalb entschlossen wir uns, gleich wieder diesen Raum aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Dort hörte man auf sehr eigenartige Weise immer das Plätschern des Baches. Man muss sich vorstellen, dass der Bach, der ja draußen fest an der Gebäudewand vorbei fließt, dort höher liegt, als dieser Kellerraum ist. Das heißt, wenn diese Wand einmal undicht werden sollte, dann ergießt sich der Bach sofort in den Keller. Feucht war es dort ohnehin überall, aber es verwunderte eigentlich mehr, dass eine solche Undichtigkeit nach so vielen Jahren der Verlassenheit und des Zerfalls nicht schon längst eingetreten ist. pulverm-innen5: im Keller des mittleren Hallenteils, ein undefinierbarer, fast schon angenehmer Geruch waberte dort so stark, dass er einem regelrecht die Sinne zudrückte.
Dann sind wir über die Brücke hinter der Außentür auf die andere Seite des Baches geklettert und haben die Mischbunker auch noch von innen besichtigt. Der Rentner hatte mal von 5 Mischbunkern gesprochen, wir haben auf Anhieb aber nur 3 finden können. Den ersten davon sehen Sie auf dem Bild mischbunker-innen1. In diesem lag viel Gerümpel herum und haufenweise hohle Holzzylinder und daneben exakt dort rein passende kolbenähnliche Stücke. mischbunker-innen1: viel Gerümpel, alte Stopfwerkzeuge aus Holz, Hülsen u.s.w.
Kayla meinte, und das schien mir plausibel, das wären Werkzeuge zum Stopfen von Sprengmittel-Stangen, also mit denen man sozusagen das Pulvergemisch in die Stangenhüllen des Sprengkörpers verdichtet. In der Mitte sind im Dach Glaskuppeln, die aber nicht so sind, wie man Glaskuppeln normalerweise kennt. Die hier sind Marke Eigenbau und bestehen aus mehreren Schichten von Spezialglas, die immer leicht schräg versetzt in eigenständige Rahmen eingehangen sind. Das hat vermutlich auch Sicherheitsgründe. Der zweite Mischbunker ist innen etwas kleiner und Sie sehen den auf dem Bild mischbunker-innen2. Dort ist alles etwas sauberer, fast schon wie aufgeräumt. mischbunker-innen2: recht aufgeräumt und einige Überreste alter Anlagen
Auf einem tief im Boden verankerten Betonsockel gab es früher wohl mal eine Maschine, hinten an der Wand steht eine Art Pressmaschine mit der man ganze Kartons zusammenpressen könnte. Der dritte Mischbunker war ähnlich aufgebaut wie dieser zweite, aber darin stank es so bestialisch, das wir gleich an der Tür Kehrt machten. Wieder zurück auf der Hallenseite wurde dann noch der Torbogen inspiziert, der von vorne mit einem abgesperrten Schacht unter den Anfang der Halle führt. Dieser Schacht schien früher eine Art Verlängerung oder besser gesagt Abzweig des Baches zu sein. Damit konnte man wohl mal von dem Bach unter der Fabrikationshalle her einen kleineren Abzweigbach sprudeln lassen, der dann vermutlich in ein weiteres Gebäude auf dem Areal führte, welches heute nicht mehr existiert. Für diese These spricht, dass wir am Ende dieses nun trockenen Zusatzbachlaufs alte Fundamentreste gefunden haben. Wahrscheinlich wurde dort früher überall viel Wasser von dem Bach gebraucht, als die Anlage noch aktiv in Betrieb war. Anschließend wollten wir dann noch mal den rechten, ehemaligen Verwaltungs- und Laborkomplex genauer unter die Lupe nehmen, aber inzwischen war es schon so dunkel geworden, so dass wir das auf später verschoben haben. Denn trotz unserer guten LED - Taschenlampen ist das irgendwie nichts richtiges, bei Tageslicht sieht man doch besser. Mit dem Rentner gerieten wir vor wenigen Tagen in ein längeres Gespräch über unsere Erkundungen hier in den alten Fabriken und sonstigen Gemäuern. Er fand es einerseits hochinteressant und gut, dass sich noch Leute für die einstmals blühende industrielle Vergangenheit dieser Siedlung und der ganzen Region hier interessieren, aber andererseits hegte er ziemliche Bedenken, besonders beim Besuch solcher verfallenen Betriebe, wie der Pulvermühle. So meinte er beispielsweise, dass er von den Leuten, die früher mal dort gearbeitet hätten, einige gekannt hätte und davon wäre keiner älter als 55 Jahre geworden, weil die es wohl mit dem Arbeitsschutz und ihren teils giftigen Chemikalien nicht so genau genommen hätten. Nun waren damals auch noch andere Zeiten, wo nicht lange gefragt wurde, wie gesund ein Arbeitsplatz ist. Jedenfalls sagt der Rentner, dass die dort Beschäftigten meist recht früh an Krebs oder ähnlichen Dingen erkrankten und starben. Daher hätte er selbst keinerlei Verlangen, in diese Gebäude noch aus historischen Anwandlungen heraus zu gehen, weil ihm da seine Gesundheit wichtiger sei und er meint, wer weiß denn, ob da heute nicht noch Reste gefährlicher Chemikalien im Boden oder den Überbleibseln der alten Anlagen stecken, die man unbemerkt einatmet und dann vielleicht in einiger Zeit gesundheitliche Probleme davon bekommt? Daher riet er davon ab, dort weitere Erkundungen zu machen. Er befand, dass im Vergleich Erkundungen in „unserer Fabrik" hier gleich nebenan zumindest nicht so extreme Gesundheitsgefahren in dieser Richtung beherbergen würden, obwohl es da ja auch aus chemischer Sicht gefährliche Ecken gibt, siehe die schon längst verwaisten Hallen der ehemaligen Ammoniakproduktion. Na ja, sicherlich bedenkliche Worte, die nicht ganz ohne sind, aber ich denke, dass nach über 35 Jahren Stillstand im Fall der Pulvermühle, da heute eigentlich keine wirklich so gefährlichen Dinge mehr übrig sein dürften, obwohl es an verschiedenen Stellen wirklich bestialisch gestunken hat. Es ist schon so, dass wir die Pulvermühle nicht sonderlich häufig von innen besuchen werden, das heißt, wir wollen die Gefahren nicht mit Gewalt herauf beschwören.
Zu etwas anderem. Ein Haus hier vorne in der Siedlung, wo man ohnehin nur recht selten die Bewohner sah, es ist das Haus rechts beziehungsweise westlich neben dem Haus des Rentners, wird seit Anfang der Woche mit großem Aufwand umgebaut. Die Eigentümer selbst sind vor wenigen Wochen ausgezogen und wohnen jetzt in Weingarten, das ist ein Ort, der ungefähr 7 km nordwestlich von hier liegt. Der Rentner als direkter Nachbar hatte erfahren, dass die nun in dem Haus 3 Ferienwohnungen einrichten und diese ab 2008 saisonal an Urlauber vermieten wollen. Ich meine, die landschaftliche Lage ist für eine solche Nutzung sicherlich geeignet, aber das ist hier überhaupt keine Ferienregion, wie man so sagt, und zudem ist es fraglich, ob es Urlaubern gefällt, rund 300 m von einer doch schon recht betriebsamen Fabrik zu wohnen, denn die wohnen ja genau an der Zufahrt zu der Regenwasserbehälterfirma und haben seit der Abholzung des dortigen Waldbereichs in südwestliche Richtung direkten Blick auf diese Fabrik. Früher hatten wir ja nur die alte stillliegende Fabrik im Blickfeld und diese Leute haben sich darüber manchmal lustig gemacht, obwohl ich daran gar nichts negatives finde, aber seit dem Abholzen haben die ja einen ebensolchen Hintergrund nur mit dem Unterschied, dass sie immerhin noch etwa 300 m Abstand haben, dafür aber diese Fabrik sogar emsig arbeitet, während bei uns Ruhe herrscht. Die Zufahrtsstraße zur Regenwasserbehälter-Fabrik führt bei denen sogar direkt vor dem Haus vorbei und da ist halt schon einiges an Verkehr. Andererseits überwiegen die idyllischen und wirklich besinnlich-ruhigen Stellen nach wie vor. Mit wenigen Schritten steht man in der grünsten Natur, die man sich vorstellen kann, wenn man so will, da tut zum Ausgleich der alte Fabrikkomplex und die emsige Regenwasserbehälterfabrik richtig gut, sonst würde es fast schon zu langweilig. Ich jedenfalls möchte weder das eine noch das andere missen. So betrachtet wäre die alte Getreidemühle sicher der ideale Ort für Ferienwohnungen, dort wo der Computerfritze heute sein Domizil hat. Dort gibt es einfach nur eines, Ruhe, endlose und absolute Ruhe; weit und breit kein Durchgangsverkehr und auch sonst nichts. Der Rentner meinte, dass hier diese ganze Region, wenn überhaupt, dann bestenfalls als Billig-Urlaubsecke vermarktet würde, für Leute, denen ein Urlaub am Bodensee, im benachbarten Schwarzwald oder in den Alpen zu teuer ist. Wenn sich überhaupt Urlauber hierher verirren, dann oft welche, die eigentlich lieber in den Schwarzwald gefahren wären, die hier zumindest relativ nah beim echten Schwarzwald preisgünstig Urlaub machen können und auf diese Weise wenigstens etliche Tagesausflüge in selbigen einbauen können. Der Schwarzwald beginnt ja im Prinzip in seinen nördlichen Ausläufern nur wenige Kilometer von hier. Ich kenne mich mit Übernachtungspreisen in solchen Ferienwohnungen nicht so recht aus, aber der Rentner sagte, dass eine ansonsten gleichartige Ferienwohnung, die im benachbarten Schwarzwald pro Übernachtung 120 Euro kostet, hier schon für 25 bis 30 Euro zu haben ist. In der Vor- und Nachsaison sogar noch deutlich billiger. Es soll hier in der Umgebung schon Ferienwohnungen ab 12 Euro pro Tag geben. Da kann man ja sagen, dass man demnach hier für den Tagespreis des Schwarzwaldes schon eine ganze Woche bleiben kann. Nun weiß ich es nicht wirklich, aber ich habe den Eindruck, dass sich die hiesige Region in keiner Weise irgendwie bemüht, hier Urlaubsgäste hinzubekommen. Man könnte sagen, das Thema Tourismus ist kein Thema, es existiert einfach gar nicht und keiner redet darüber. Was ich übrigens sehr begrüße, nicht dass meine Worte hier nun fälschlicherweise den Anschein erwecken, dass ich das bemängeln würde, im Gegenteil. Wissen Sie, überall sonst habe ich bislang erlebt, dass wenigstens auf einem geringen Level eine Art von Werbung für Fremdenverkehr gemacht wird, hier nicht. Man gewinnt sogar den Eindruck, als sei so etwas einem lästig und unerwünscht, zumindest aber völlig egal. Nun habe ich keinen Draht zu solchen Dingen, ich selbst hätte da auch keine Ambitionen in diese Richtung. Wenn ich mir vorstellen soll, dass wir vielleicht hier im Haus oder im Anbau der Werkstattgarage eine Ferienwohnung einrichten, wo dann zig mal im Jahr völlig fremde Leute herumhängen, neee, das ginge mir auf den Wecker, ich könnte das nicht abhaben, wie man heute so sagt. Überhaupt finde ich die heute häufig in den Medien vorgetäuschte Gastfreundlichkeit sehr fragwürdig. Vielleicht ticken die meisten Menschen wirklich so viel anders, als wir, aber ich glaube es eher nicht. Also mir persönlich geht es so, dass ich nicht gerne fremde Leute im Haus habe, auch nicht für nur ein paar Stunden zu Besuch, geschweige denn für mehrere Tage oder gar Wochen. Mit Bekannten ist das natürlich etwas anderes, aber es würde mich furchtbar nerven, wenn plötzlich der X aus Y hier ankäme und sagen würde, so ich mache jetzt für 2 Wochen Urlaub hier. Das ganze hohle Gefasel von offenem Haus und ähnlichem neuzeitlichen Stuss, was man heute ebenfalls recht häufig hört, halte ich für Selbstbetrug. Besucher sind immer auch Fremdkörper und Fremdkörper stören generell. Wie schon gesagt, wenn gute Bekannte zu Besuch kommen, ist es etwas anderes, aber auch nur, wenn dieser Besuch nach einer leicht überschaubaren Zeit wieder endet. Ich selbst gehe auf ähnliche Weise auch nicht gerne zu anderen auf Besuch, zu Bekannten ja, aber allerhöchstens für 2 - 4 Stunden, das muss dann absolut ausreichen. Wenn ich Fremde besuchen soll, fühle ich mich generell sehr unwohl. Ich mag solche Situationen überhaupt nicht. Aber ich glaube, ich schweife hier doch etwas weit vom Thema Ferienwohnung ab. Ich will auf uns bezogen damit nur sagen, dass selbst eine ansehnliche Tagesmiete uns nicht dazu verleiten könnte, Zimmer oder eine eigens eingerichtete Ferienwohnung zu vermieten, alleine schon nicht, um unser eigenes Wohlbefinden nicht darunter leiden zu lassen. Andererseits kam neulich sogar der Rentner auf die Idee und meinte, wo wir doch so viel Platz nur für uns 2 hier haben, könnten wir doch beispielsweise problemlos den Anbau der Werkstattgarage als schöne Ferienwohnung umbauen. Da hätten wir nach wie vor keine Fremde im Haus, denn die Werkstattgarage nebst ihrem Anbau steht ja ungefähr 20 bis 30 m entfernt seitlich etwas nach hinten versetzt rechts neben dem Haus. Trotzdem wollen wir das nicht. Zudem müsste man dann viel größere Investitionen bei der Renovierung dieses Anbaus da rein stecken, als wie wir es so machen, denn da muss man den Leuten auch schon etwas bieten. Bevor man solche Zusatzkosten dann wieder mit den bescheidenen Tagespreisen für Urlaubswohnungen, die hier üblich sind, herein bekommt, vergehen etliche Jahre und das alles für eine Sache, hinter der man selbst nicht steht? - Nein danke!
Bereits zu unserer Stuttgarter Zeit hatte ich Ihnen mal geschrieben, dass Kayla und ich sich meistens gegenseitig die Haare schneiden. So ist der Bedarf an Friseuren bei uns eher gering. Nun ist es aber nicht so, dass wir uns generell immer selbst die Haare schneiden, ungefähr jedes vierte oder fünfte mal geht es dann doch zu einem richtigen Friseur. Da wir ja nicht vom Fach sind, läuft der Schnitt sozusagen immer mehr auseinander und entfernt sich mit jedem weiteren Selbstschnitt mehr von der gewünschten Fasson. Wenn man dann mal wieder einen Profi rangelassen hat, der ein vernünftiges Grundkonzept in die Kopfwolle bringt, kann man sich bei den nächsten 4 bis 5 Schnitten daran wieder orientieren. Daraus ergibt sich, dass wir etwa einmal pro Jahr doch zu einem richtigen Friseur gehen. Noch zu unserer Stuttgarter Zeit hatte ich dort einen neuen Schnell - Discount - Friseur von einer Filialkette entdeckt, der für wenig Geld in sehr kurzer Zeit einen guten Haarschnitt ablieferte. Wissen Sie, das Schlimmste am Friseurbesuch ist für mich, neben dem relativ hohen Preis, die vertane Zeit, die man dafür aufopfern muss, insbesondere, wenn man dann noch lange warten muss, bevor man dran kommt. Zweifellos ist es uns zu lästig, extra von hier nach Stuttgart zu diesem Discount - Schnellfriseursalon zu fahren, also suchten wir hier im Umfeld Ersatz. Den haben wir auch in Karlsruhe gefunden. Dort gibt's einen Friseurladen, der nach ähnlichem Konzept arbeitet und die Preise ähneln denen in Stuttgart. Aber ich sage Ihnen, beim Ergebnis liegen da doch Welten zwischen. Während ich in Stuttgart mit dem erzielten Ergebnis sofort weitgehend zufrieden war, fand ich das, was man mir da in Karlsruhe am Kopf angetan hat, geradezu grässlich. Da wäre jeder Selbstschnitt besser gewesen, selbst dann, wenn man mit dem Langhaarschneider des Rasierers ohne Spiegel und ohne hinzugucken einfach quer über die Rübe gefahren wäre. Nun lässt sich über Geschmack und Mode trefflich streiten und es dürfte Sie nicht verwundern, dass mich Modeaspekte nun überhaupt nicht interessieren. Ich weiß, welche Frisuren mir gefallen und welche nicht, basta, egal was irgend eine vermeintliche Mode vorschreiben möchte. Nun fühlte sich die Friseuse in Karlsruhe offensichtlich dazu berufen, an meinem schütteren Haarwerk noch einen Kraftakt der neuzeitlichen Haarkunst zu vollbringen. Offensichtlich gilt bei der heute aktuellen Haarmode der Grundsatz, dass es nachher so aussehen muss, als sei man 10 Jahre nicht mehr beim Friseur gewesen, während es vorher nur so aussah, als sei man 1 Jahr nicht mehr dort gewesen. Haarschnitte, die so aussehen, als habe man den Kopf zuvor in eine gefüllte Regentonne eingetaucht und die Haare dann ungekämmt, so wie man der Regentonne entstiegen ist, am Kopf trocknen lassen. Also für so etwas brauche ich keinen Friseur. Der Schnitt, den man Kayla bei der Gelegenheit im gleichen Laden verpasst hatte, war durchaus gefälliger. Die Friseuse, eine recht dicke junge Frau, schnitt kaum Haare weg, sie war mehr damit beschäftigt, diese in Büscheln nach oben zu kämmen und mit einer Art Seifenlauge zu fixieren. Als ich das schon bei der Ausführung bemängelte, beruhigte sie mich nur, dass es nachher ganz toll aussehen würde und ich solle ihr da nur vertrauen. So vertraute ich, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Als sie dann noch auf die glorreiche Idee kam, dass meine Haare doch mal gefärbt werden müssten, um überhaupt mal einen ganz anderen Typ zu stylen, wie sie das nannte, da war Sense mit dem Vertrauen. Wie ein Bagger schwebte sie um mich herum, sofern man das schweben nennen möchte, korrigierte hier was, zwackte da noch etwas weg, fuhr dann mit dem Föhn dazwischen, um kurz danach fast die gleiche Ecke mit einem nassen Pinsel wieder zu benetzen und dann erneut zu föhnen. Trotz all dieser doch eher seltsam anmutenden Arbeitsschritte war sie immerhin in knapp 10 Minuten mit mir fertig, was ich danach allerdings auch war, jedenfalls als ich in den Spiegel schaute. Wissen Sie, oben auf dem Kopf habe ich nun mal naturgemäß schon seit Jahren einen ziemlichen Kahlschlag, einen Hubschrauberlandeplatz, wie man hier so sagt, dazu sind meine Geheimratsecken inzwischen so ausgeprägt, dass sie sich bald schon mit dem Hubschrauberlandeplatz zu einem Großparkplatz vereinigen. Zum Bearbeiten gibt es da eigentlich vorwiegend nur noch einen Ring um den Kopf, wenn man so will. Aber diese Maschine von einer Friseuse hat es doch tatsächlich geschafft, die Haare von diesem Kopfring so keilförmig zu drapieren, dass die so entstandenen Spitzen wie Teile eines Zahnrades über diese Kahlflächen hinausragten. Kayla brach gleich in Gelächter aus und meinte, ich müsse nun wohl höllisch aufpassen, mich mit dieser Frisur nicht irgendwo zu verhaken. Noch im Friseurladen entstand eine heftige Diskussion zwischen mir und der dicken Kunstfriseuse, deren Unmutsäußerungen meinerseits der Filialleiterin nicht verborgen blieben. Sie kam hinzu und diskutierte mit. Sie vertrat den Standpunkt, dass ich einen wirklich zeitgemäßen, tollen Haarschnitt erhalten habe, an dem nun wieder überhaupt nichts lächerliches dran sei und zudem habe ich der Friseuse wohl beim Beginn nicht genau gesagt, was ich haben wollte. So habe diese einfach die heute üblichen Kriterien angewandt und mir ein zeitgemäßes Outfit verpasst. Nun kann man eigentlich über den Preis gewiss nicht meckern, ganze 9 Euro, dafür kriegt man heute normalerweise keinen Haarschnitt mehr, aber mit dem Ergebnis hätte ich noch keinen Cent dafür gegeben. Kayla mischte bei der Diskussion auch heftig mit und befand ebenfalls, dass mein Haarschnitt ja wohl völlig zum Knicken sei, während sie mit ihrem Ergebnis durchaus zufrieden sei. Dazu muss man sagen, sie wurde auch von einer anderen Friseuse bearbeitet, die ganz offensichtlich wirklich ihr Handwerk verstand. Durch dieses Gemisch aus Kritik und Lob war die Filialleiterin dann aber schon freundlicher gesinnt und weicher für eine kostenlose Korrektur. Nach einer Zeit des Diskutierens schlug sie nämlich vor, dass sie selbst höchstpersönlich gewisse Korrekturen an meiner Frisur vornehmen würde, die dann vielleicht eher meinen Vorstellungen entsprächen. Schlimmer konnte es ohnehin nicht mehr werden, selbst der Schnitt einer totalen Glatze wäre besser gewesen und wurde von mir schon notfalls als der letzte Ausweg ins Auge gefasst. So legte sich diese Filialleiterin einen himmelblauen Kittel an und fegte selbst noch mal über meinen Kopf. In 5 Minuten gestaltete sie dann soviel um, dass ich sage, mit diesem Ergebnis kann ich leben, wenngleich ich dafür normalerweise nicht zu einem Friseur gefahren wäre. Eine interessante Frage tauchte da in diesem Zusammenhang auf: Muss man bei einem Friseurbesuch heute sagen, wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um? Bei vielen Friseuren von heute habe ich den Eindruck, dass die überhaupt nichts mehr können, aber dann noch ihr Nichtkönnen als hohe Kunst verkaufen.
Es ist immer wieder erstaunlich, was es heute alles so gibt. Dass Leute oder sogar organisierte Banden Schrott und alles mögliche aus Metall klauen, nur um damit beim Schrotthändler den Schrottpreis zu ergaunern, ist nicht neu und gelangt in den letzten Jahren durch die hohen Schrottpreise zur neuen Blüte, aber dass es nun ähnlich mit Altpapier los geht, das ist sicher neu. Wie Sie wissen, arbeitet Kayla seit etwa 2 Monaten jeden Montag ganz früh in einer Papierfabrik in Karlsruhe eine einzelne wöchentliche Frühschicht. Dort wird auch viel Altpapier verarbeitet und auf einem gesonderten Hof gelagert, der etwas abseits vom eigentlichen Fabrikationsgelände liegt. Von diesem Altpapier-Hof wurde in letzter Zeit öfters palettenweise Altpapier gestohlen, immer über nacht. So auch in der Nacht vom vorletzten Sonntag auf Montag und Kayla wunderte sich über Polizeiwagen, die schon am frühen Morgen gegen 4 Uhr dort standen. Ein Nachtwächter hatte die Polizei gerufen, weil er gegen 2 Uhr sah, dass fremde Gestalten im Bereich des Altpapier-Hofes unterwegs waren. Die wurde dann auch schnell fündig, denn auf einem Feldweg, der hinter der Papierfabrik her führt, stand ein alter rostiger Kleintransporter, den die Polizisten den Papierdieben zuordneten. Dieser wurde dann beobachtet und nach 20 Minuten trafen die Diebe an dem Wagen ein, allerdings ohne das begehrte Papier, weil die wohl irgendwie Lunte gerochen hatten. Trotzdem wurden sie verhaftet, weil die Polizei bei einer Überprüfung in dem Wagen anderweitiges Diebesgut fanden, welches in der gleichen Nacht in einer Fabrik für Fertigteile gestohlen wurde, die sich vielleicht 2 km entfernt von der Papierfabrik befindet. Erst beim Morgengrauen gegen 8 Uhr, entdeckten dann Arbeiter am Rande des Altpapier - Hofes einige schon zum Abtransport durch den Zaun bereit gestellte Paletten mit Altpapier. Die Krönung der Frechheit kommt aber noch, die Diebe hatten in Seelenruhe zum Transport der sehr schweren Paletten einen Gabelstapler aus der Fabrikhalle abgezweigt und die Paletten damit schon mal bis zu diesem Zaun gefahren. Vermutlich wollten sie dort den Zaun aufschneiden und dann mittels des Gabelstaplers die Paletten in ihren Kleintransporter hieven. Es ist nur ein normaler Maschendrahtzaun, weil man dem Altpapier bis dato keinen so hohen Wert beigemessen hatte, dass ernsthaft die Gefahr bestünde, dass das jemand klaut. Wahrscheinlich sind die Diebe dann schon auf die gerufene Polizei aufmerksam geworden, haben Paletten und Gabelstapler draußen stehen lassen und sind über den Zaun geflüchtet, um dann mit etwas zeitlichem Sicherheitsabstand zu ihrem Kleintransporter zurück zu kehren, was aber sichtlich fehlschlug. Es soll sich bei den Dieben um Türken gehandelt haben. Natürlich drängt sich einem bei so was die Frage auf, welchen Wert denn 2 solcher Paletten mit Altpapier haben mögen, damit Diebe es als lohnend ansehen, das zu klauen. Selbst verwerten werden die das Zeug ja sicherlich nicht, sondern bei einer anderen Papierfabrik irgendwo zum Verkauf anbieten. Etliche Papierfabriken zahlen ja für Altpapier, zumindest wenn man es in größeren Mengen anliefert. So hat ein Chef von der Papierfabrik gesagt, dass beide Paletten zusammen einen Erlöswert von ungefähr 15 bis 25 Euro gehabt hätten, je nach Dichte der Package und der darin enthaltenen Papierqualität. Also ich weiß es nicht, aber ich finde, wenn sich Diebe für maximal 25 Euro solch einen Aufwand antun, die müssen für mich bescheuert sein. Bei einem Erlös von 250 Euro hätte ich das noch verstehen können, aber einen derartigen Aufwand, nur um 25 Euro zu erzielen, da muss man doch schon einen gewaltigen Sprung in der Schüssel haben. Da wäre es einfacher und ertragreicher, wenn die Idioten normal arbeiten gehen würden, zumal man ja auch die Zeit der Ganoven mit einrechnen muss, die sie verbrauchen, um das Zeug wieder los zu werden und den Spritverbrauch, den sie dafür verfahren. Aber wahrscheinlich wird der Sprit den die verbrauchen auch geklaut sein.
Der Rentner erzählte neulich, dass angeblich der Computerfritze unten in der großen alten Getreidemühle pleite sei. Nun wäre das eine wahre Rekordleistung, erst vor knapp einem halben Jahr den Betrieb dort aufgebaut, alles mit viel Aufwand renoviert und umgebaut, jedenfalls innen, von außen sieht man noch nicht viel, und dann schon pleite, bevor es richtig los geht. Das ist ein schwaches Zeichen. Wie gesagt, es ist derzeit mehr noch ein Gerücht, aber es scheint wohl etwas wahres dran zu sein, denn irgendwas ist da unten anders, als noch vor vielleicht einem Monat. Der hat ja auch ein paar Beschäftigte dort, irgendwas zwischen 3 und 5 Leuten und er sprach vor ein paar Monaten noch davon, dass er bald 13 bis 14 Leute beschäftigen wird und im Endausbau sogar auf 25 Leute aufstocken wird. Diese paar Beschäftige kamen zwangsläufig jeden Morgen mit ihrem PKW hier vorbei gefahren, einen anderen Zufahrtsweg dort hin gibt es ja nicht. Einer immer gegen dreiviertel 7 und 2 weitere meist kurz vor 8. Seit knapp 2 Wochen kommt immer nur noch der Wagen von dem vorbei, der immer gegen dreiviertel 7 heran reiste, allerdings jetzt zu allen möglichen Uhrzeiten und manchmal kommt der schon eine halbe Stunde später wieder zurück, so als habe man nicht mehr viel zu tun. Früher kehrten die meist erst zwischen 14 und 17 Uhr wieder zurück. Die anderen beiden, die früher immer gegen 8 kamen, kommen gar nicht mehr. Ich dachte schon, die hätten vielleicht Urlaub, aber jetzt wo der Rentner das sagte, ergibt das einen ganz anderen Sinn. Na das wäre schade, wenn soviel Energie vergebens da rein gesteckt wurde und noch unschöner wäre, wenn nachher wieder alles beginnt zu verfallen und zuzuwachsen. Andererseits wohnt der Inhaber inzwischen selbst auch in der Mühle, so könnte es ja sein, dass der Betrieb zwar geschlossen wird, er aber weiter dort wohnt. Aber abwarten, noch ist es ja mehr ein Gerücht.
Etwas erschrocken schnellten wir am Donnerstagnacht aus dem Bett hoch, weil wir ernsthaft glaubten, dass jemand vielleicht nebenan in der Fabrik mit einem Presslufthammer am arbeiten ist; wohlgemerkt mitten in der Nacht oder genauer gesagt um halb 2 in der Früh. Ich öffnete das Fenster, um zu erkunden, wo genau das hämmernde Geräusch her kam, allerdings draußen war Totenstille, das Geräusch kam bei uns aus dem Haus. Schnell entpuppte sich die Heizung als die Geräuschquelle. In allen Heizkörpern ratterte es wie verrückt, so dass es durch das ganze Haus schallte. Es stellte sich heraus, dass die Umwälzpumpe des Heizkessels eine Macke hat und diesen Lärm verursacht. So etwas kommt vor, wenn die Dinger ein bestimmtes Alter oder eine bestimmte Anzahl von Betriebsstunden auf dem Buckel haben, eigentlich nichts Dramatisches, aber Sie ahnen nicht, was das insbesondere nachts für ein nervendes Geräusch sein kann. So musste schnell eine neue Pumpe in die Anlage, denn deswegen kann man ja auch nicht die Heizung abschalten und nachts frieren. Bei genauer Betrachtung und da Handwerker teuer sind, kam mir die Idee, dass das Wechseln dieser Pumpe wohl nicht so schwierig sein kann, also musste nur erst mal eine neue besorgt werden. Schon da ist man erstaunt, denn man kriegt die zwar heute in jedem Baumarkt, aber es gibt dort meist Pumpen für ca. 90 Euro und dann aber auch welche von über 350 Euro. Fragen Sie mich nicht, wo da genau der Unterschied liegen soll, denn diese Frage konnte mir selbst so ein Fritze im Baumarkt nicht halbwegs befriedigend beantworten. So wurde die billigste gekauft und der Einbau sollte beginnen. Der endete dann aber zuhause am Heizkessel, denn entzürnt stellte ich fest, dass ich keinen passenden Maulschlüssel habe, der auf die riesigen Muttern passt, mit denen die Rohrenden an der Pumpe festgeschraubt sind. Ich glaube Größe 36 war das, wer hat denn so was? Alle normalen Werkzeugsätze gehen nur bis Größe 19 oder mit viel Glück in Ausnahmefällen bis 22. Selbst mit einer großen Zange ließen sich diese gigantischen Muttern nicht umgreifen. Es gibt da wohl spezielle große Wasserpumpenzangen, die da passen könnten, aber solche in der Größe haben wir nicht. Selbst die meisten Baumärkte haben diese großen Werkzeuge nicht. Trotzdem fand ich in Karlsruhe einen Baumarkt, der sowohl einen solchen Schlüssel, als wie auch entsprechend große Grip - Wasserpumpenzangen im Programm hat, aber Sie laufen im Gesicht weiß und blau zugleich an, wenn Sie hören, was die billigsten davon kosten, mit 98 Euro sind Sie dabei! Da habe ich denen was gehustet! Das Werkzeug genauso teuer wie die Pumpe, früher bekam man solche Pumpen mal für 35 Euro, wahrscheinlich solche Zangen auch. So folgte am nächsten Tag ein ausgedehnter Gang durch die alte Fabrik mit akribischem Blick in alle Ecken, wo noch alte Werkzeuge liegen könnten. Dort liegen in ehemaligen Werkstätten immer wieder mal diverse alte Werkzeuge herum, die damals vergessen wurden, oftmals sogar, als habe man sie gerade bei der Arbeit fallen lassen, um am nächsten Tag an der Stelle weiter zu arbeiten, aber den nächsten Tag gab es dann wegen der Werksschließung nicht mehr. Sie werden lachen, wenn nicht, ich habe es getan, denn tatsächlich wurden wir neben einem riesigen Kessel im Keller der Fabrik fündig, dort lag so ein 36er Schlüssel. Zwar ziemlich rostig, aber Hauptsache passt. So konnten wir endlich die nervende Ratterpumpe austauschen. Vor und hinter der Pumpe befinden sich Absperrhähne, die muss man vor dem Ausbau der alten zusperren, sonst läuft die ganze Anlage leer. Diese Hähne gingen verdammt schwer, aber mit etwas Caramba - Spray ging es dann. Zunächst bekam ich die Anschlussstutzen der Rohre nicht richtig dicht, weil ich einfach die alten Dichtungen wieder verwendet hatte. Da mussten dann doch neue rein. Dann habe ich mich noch beim Stromanschluss vertan, so dass diese Fi-Sicherung heraussprang. Ich hätte doch meine Lesebrille dazu aufsetzen sollen, denn in halbem Blindflug habe ich wohl diesen gelbgrünen Schutzdraht mit dem blauen Minusdraht verwechselt. Dieses Problem war dann aber auch schnell beseitigt und nun können wir wieder in Ruhe schlafen und das trotz behaglicher Zimmertemperaturen bei der Nacht. Sicher ärgert es einen, wenn man so wieder Zusatzkosten für diese Reparatur hat, aber wir wollen uns nicht beklagen, weil wir ja auch seit längerem mit kostenlosen Heizölresten aus der Fabrik heizen, ähnlich wie wir auch mit kostenlosen Dieselresten autofahren. Solche Kosten wären ja inzwischen um ein Vielfaches höher.
Verwunderlich ist doch, welches Sammelhobby manche Leute heute betreiben. Auf einem Flohmarkt in Bretten erfuhr ich von jemandem, der sammelt so genannte Stopp - Drucke. Schon mit diesem Begriff wusste ich erst gar nichts anzufangen. Was soll das sein, ein Stopp - Druck, dachte ich? Kayla wusste da auch nicht weiter. Trotzdem nicht ganz uninteressant fand ich dann, was das wirklich ist und ich kann mir vorstellen, dass da durchaus Raritäten in der Welt kursieren. Ich habe den Mann dann gefragt, was denn das überhaupt sei. Dann holte er relativ weitschweifig aus und hielt mir einen Vortrag von beinahe einer viertel Stunde. Das möchte ich Ihnen hier aber nicht alles wiederkäuen. Kurz erklärt sind Stopp - Drucke das, was entsteht, wenn z.B. früher in alten Druckereien und Druckhäusern, wo die Zeitungen gedruckt wurden, der Druckvorgang dieses Tages beendet wurde und die Maschinen abgeschaltet wurden. Dann kam am Ende als letztes eine unkomplette Zeitung oder ein unkomplett bedrucktes letztes Blatt heraus und genau dieses unkomplette Etwas ist ein Stopp - Druck. Was da genau unkomplett rauskam, hing wohl auch vom verwendeten Druck- oder Rotationsmaschinentyp oder überhaupt von der Art der verwendeten Gesamt-Anlage ab. Bei manchen war das dann eben schon eine richtige Zeitung, die nur unkomplett bedruckt war, wo dann trotzdem noch die gleiche Menge an Papier zu einer seitenmässig kompletten Ausgabe zusammengefaltet wurde, bei der dann halt vielleicht die letzten zweieinhalb Seiten unbedruckt waren. Bei anderen Anlagen wiederum entstand dann nur eine einzelne Seite dieser Zeitung, die dann noch ungeheftet und vielleicht zu einem Bruchteil bedruckt übrig blieb. Normalerweise wurden diese Überbleibsel in den Druckhäusern sofort weggeschmissen und im Altpapier entsorgt, weil man damit ja kein Geld verdienen konnte. Daher kann man sich schon vorstellen, welchen hohen Seltenheitswert solche, halt eben als Stopp - Drucke bezeichneten Stücke, doch haben können. Insbesondere, weil von den Sammlern ja Stopp - Drucke von Zeitungen gesammelt und gesucht werden, die vielleicht vor 40, 50 oder noch mehr Jahren heraus gekommen sind. Wie will man da erfahren, wer damals solche Überreste anstatt zu entsorgen bis in die heutige Zeit aufbewahrt hat? Die absolute Krönung sind dann noch Stopp - Drucke von Zeitungen, die an einem geschichtlich besonderen Tag entstanden. So hatte dieser Sammler in Bretten auf dem Flohmarkt 2 unterschiedliche Stopp - Drucke von der gleichen Ausgabe aus dem Jahre 1939 des Völkischen Beobachters, in der der Einmarsch in Polen verkündet wurde. Dieser Völkische Beobachter war zu der Zeit ja eine überregionale Nazi - Tageszeitung. Manche würden jetzt sagen, 2 unterschiedliche Stopp - Drucke von der gleichen Ausgabe, das kann es ja gar nicht geben, aber große Zeitungen mit hoher Stückzahl hatten ja die gleiche Ausgabe nicht nur in einer einzigen Rotationsmaschinenanlage laufen, sondern in vielleicht 20 Anlagen gleichzeitig und bei jeder dieser Anlagen entstand beim Abschalten sozusagen ein individueller Stopp - Druck, der unterschiedlich endete, also unterschiedlich viel weißes Papier übrig ließ. Heutige moderne Druckanlagen kennen, laut Auskunft dieses Sammlers, keine Stopp - Drucke mehr, die enden zielgenau exakt nach soundsoviel Exemplaren und das funktioniert ja auch alles ganz anders. Der sagte, diese Zeit der Stopp - Drucke endete im Prinzip schon in den siebziger Jahren, als die Anlagen immer mehr elektronisch gesteuert wurden. Diese oben besagte Ausgabe kostet unter Sammlern sage und schreibe um die 12.000 Euro. 12.000 Euro für ein vergilbtes und dazu noch unkomplett bedrucktes Blatt Papier, das muss man sich mal vorstellen. Dieser Sammler wies allerdings darauf hin, dass es für Einsteiger in dieses auserlesene Hobby durchaus preiswerte Möglichkeiten gebe, damit anzufangen. Besonders viele Exemplare zu Preisen im Bereich zwischen 30 und 50 Euro seien im Umlauf, die vorwiegend aus der ehemaligen DDR stammen und meist in der Zeit zwischen 1960 und 1975 entstanden. Angst vor Fälschungen brauche man trotz der teils lukrativen Preise weniger zu haben, weil jeder halbwegs eingearbeitete Sammler mittels einer Aufsatz - Augenlupe erkennen könne, ob es sich um einen Nachdruck mittels Computer oder einen echten Druckmaschinen- oder Rotationsdruck handle. Wer hingegen als Fälscher sich echt solche Maschinen aufstellen wollte, der müsste schon einen derartigen Aufwand betreiben, dass sich das Fälschen nicht mehr rechnen würde. Es gibt aber wohl nicht viele Sammler für so etwas, er meinte in Deutschland bestenfalls zwischen 10 und 15 Leute.
Es ist immer wieder schön, wie leicht man manche Leute in tiefste Verwunderung und geradezu in Ungläubigkeit stürzen kann. Am letzten Mittwoch gegen 9 Uhr in der Frühe, sah ich hier gleich vor unserem Haus einen VW - Bus halten, der einige Antennen auf dem Dach hatte. Der stand dort etwa eine halbe Stunde und fuhr dann im Schritttempo weiter in Richtung der Mühlen. Ich dachte schon, ob die vielleicht sogenannte Schwarzseher suchen, die Fernsehen gucken ohne Gebühren zu zahlen. Aber das würde auch keinen Sinn machen, denn hier wohnen nur wir und dann müssten die in ihren Akten sehen, dass ich ja GEZ - Gebühren bezahle. Gut, damals, noch in Stuttgart, gab es ja mal Probleme, wo die GEZ sich auf den Standpunkt stellen wollte, dass Kayla ebenfalls eigenständig Gebühren zahlen müsse, wir also nach deren verrückten Ideen für unseren gemeinsamen Haushalt zweimal die Gebühren abdrücken müssten. Daraus wurde jedoch nichts, weil dann unser Umzug dazwischen kam. Zudem können die wohl mit einem noch so schönen Messwagen nicht messen, wie viele Leute nun hinter dem Fernseher hocken und ob darunter vielleicht welche sind, die nicht bezahlen und welche, die bezahlen. Na ja, um so etwas mache ich mir auch gewiss keine Sorgen. Ich ging dann in den Anbau der Werkstattgarage, um dort mit begonnenen Renovierungsarbeiten weiter zu machen. Wir haben nämlich diese Tage damit angefangen, in einem Raum des Anbaus den alten Putz abzuklopfen. Schon bald stand der antennenbestückte VW - Bus wieder vor der Tür und ein hagerer, sehr großer Mann mit dunkel getönter Brille, der ein wenig diesem Schlagersänger Heino ähnelte, stieg aus und klingelte bei uns an der Haustür. Ich sah das, weil ich gerade die Tür vom Anbau öffnete. Ich ging dann rüber zu ihm. Er stellte sich vor, als Herr Bresgen von einer Netzagentur mit Telekommunikationsbehörde oder umgekehrt oder so ähnlich, und fragte, ob ich öfters Probleme mit dem Handyempfang hätte und welches Handy-Funknetz ich denn benutzen würde. Diese Frage rang mir wohl ein hämisches Grinsen ab, Sie wissen, wir haben kein Handy und wollen auch nach wie vor keines. Ich sagte ihm, dass ich kein Handy besitzen würde. Er schaute mich an, als habe er gerade ein Monster aus dem Weltall entdeckt und sagte, dass ich keine Angst haben soll, er wolle mir keinen neuen Handyvertrag aufschwatzen, ihnen sei gemeldet worden, dass es hier im Bereich gleich mehrere weiße Löcher geben soll, in denen von bestimmten Mobilfunknetzen keine Verbindung möglich sei. Nun, ich zuckte mit den Schultern und meinte, dass es von mir aus auch schwarze Löcher geben könne, das wäre mir egal, da ich, wie schon erwähnt, kein Handy habe, von keinem all dieser vermeintlich schönen Netze. Somit wäre ich wohl im übertragenen Sinne selbst ein riesiges weißes Loch, welches auch nicht zu einer Bekehrung bereit sei. Da meinte der doch tatsächlich, dass ich ihn wohl veräppeln wolle, wie er das wörtlich nannte. Der Aussprache nach kam der auch nicht hier aus dem weiteren Umkreis, ich vermute, dass der aus Frankfurt oder Mainz daher kam, jedenfalls klang seine Aussprache so ähnlich, wie früher im Fernsehen immer dieser Humorist Heinz Schenk sprach, wissen Sie, der diese altmodische Sendung „Zum blauen Bock" immer moderierte, aber die gibt es ja auch schon sicher 20 Jahre nicht mehr. Ich wiederholte nun zum dritten mal, dass in unserem Haushalt kein Handy existieren würde und auch nie eines existiert habe, betonte nun aber zusätzlich, dass das auch in der absehbaren Zukunft so bleiben wird. Der starrte mich dann nur blöd an und wusste nicht mehr, was er dazu sagen sollte. Nach einer Denkpause seinerseits kam dann leise der Satz: „Aber heute hat doch jeder ein Handy...", den ich dann kurz und bündig mit der Bemerkung „Eben nicht!" konterte. Er seinerseits griff dann in seine Jackentasche zog ein dickes Spezialhandy heraus und versuchte damit wohl einige Netze zu empfangen, was aber anscheinend tatsächlich auf Probleme stieß. Er rief zu einem Kollegen, der noch in dem VW - Bus saß, dass irgend ein E - Netz überhaupt nicht gehe und die beiden D - Netze nur mit Aussetzern oder so was. Als er dann wieder zu dem Kollegen in den Bus stieg, konnte man ihm gleich förmlich ansehen, wie er dem die absolute Neuigkeit mitteilte, dass er da doch wohl gerade auf einen ganz komischen Vogel gestoßen sei, der noch kein Handy habe; worüber sich dann beide sehr zu amüsieren schienen. Dann fuhren die weiter und bogen in die Stichstraße zur Regenwasserbehälterfabrik ein, wo sie dann in dem Bereich wohl mehrstündige Messungen vornahmen, denn erst mehrere Stunden später sah ich, wie sie aus der Straße wieder raus und nach oben in Richtung der Bundesstraße wegfuhren.
Wettertechnisch sind wir hier jetzt wohl doch im Herbst angekommen. War es noch vor 5 Tagen wunderbar sonnig und mild, so regnet es jetzt immer scheinbar zielgenau in dem Moment, wenn wir rausgehen wollen. Grau ist es den ganzen Tag, was aber unsere derzeitige Laune nicht verderben kann. Wie Sie wissen, sind wir hier ständig in einer Art Entdeckerlaune, die jetzt wieder neue Blüten treibt, weil wir entdeckt haben, dass wir doch auf dem Fabrikareal vieles eben noch nicht entdeckt haben. Man wird ja ganz kirre von den vielen Möglichkeiten und Gebäuden und weiß beinahe schon nicht mehr, wo man schon mal war oder wo noch nicht. Das Einfachste liegt nahe, fällt einem aber oft erst spät ein. Kayla kam auf die Idee, einfach die Gebäude der Fabrik auf simplen Handzetteln zu notieren, in denen wir schon mal waren, und zwar in grüner Farbe und auf einem zweiten Handzettel in roter Farbe die Gebäude, in denen wir noch nicht waren. Neben den 7 Gebäuden, die noch fest verschlossen sind, in denen wir alleine aus diesem Grunde noch nicht waren, fielen uns dabei erst jetzt weitere rund 10 Gebäude und Anlagenteile auf, die wir noch gar nicht oder bestenfalls im Ansatz besichtigt haben. Manchmal blieb es bei einem Ansatz, weil beispielsweise die Dämmerung dazwischen kam und wir es dann trotz guter LED - Taschenlampen vorzogen, wieder nach Hause zu gehen. Erkundungen mit Kunstlicht sind nicht dasselbe, wie ebensolche bei Tageslicht, weil die dabei entstehenden Eindrücke völlig anders sind. Bei Tageslicht erkennt man die Weite der Räume viel besser, während mit dem punktuellen Taschenlampenlicht immer nur der nähere Bereich zum Vorschein kommt. Wir haben uns vorgenommen, die noch nicht erkundeten Teile in den nächsten Wochen zu begehen. Sehr viele weitere Erkundungsmöglichkeiten kommen jetzt auf eine andere Weise hinzu. Wir trafen in der letzten Zeit hier mehrmals auf Fotografen, die die Anlagen durchschritten und dort Fotos machten. Es stellte sich heraus, dass es deren Haupthobby ist, alte Industrieruinen und ähnliches zu fotografieren, die gehören sogar einem Verband an, der seinen Sitz an drei Stellen, in Aachen, in Dortmund und irgendwo in der Schweiz hat. Das sei so ein lockerer Zusammenschluss mit stetig wachsender Mitgliederzahl von derzeit rund 150 aktiven Mitgliedern aus ganz Europa oder sogar weltweit. Nun hat diese Fotografengruppe gerade wohl für sich entdeckt, welche historische Industriegeschichte es hier im Großraum Karlsruhe mal gab, von der heute kaum noch einer etwas weiß. Nun ist es nicht nur die rein industrielle Geschichte, die von denen fotografisch in ihren Resten festgehalten wird, sondern überhaupt alles, was an größeren oder markanten Gebäuden und Anlagen stillgelegt und vergessen ist und heute vor sich hin bröckelt. So waren die auch für unseren Tipp mit der verfallenen Villa und die leerstehenden Bahnhöfe und Anlagen unweit von hier sehr dankbar. Im Gegenzug luden die uns ein, doch mal bei ihren Erkundungen mitzumachen. Demnächst erkunden die unweit von hier eine Art Krankenhaus, genauer eine große Nervenklinik, die seit etwa 15 Jahren geschlossen ist und zusehends verfällt, wovon ich noch gar nichts wusste. Die soll knapp 20 km von hier entfernt liegen. Des weiteren werden in absehbarer Zeit hier im Umkreis von vielleicht 25 km noch weitere alte Fabrikanlagen sowie ein seit 8 Jahren stillliegendes Hotel am Schwarzwaldnordrand erkundet. Das Hotel sei insofern etwas besonderes, weil es ein riesiges Neubauprojekt war, welches erst etwa 1992 im ersten Bauabschnitt fertig gestellt wurde. Der zweite Bauabschnitt sei nie fertig geworden und der erste Bauabschnitt habe nie die erwarteten Gewinne eingefahren. Die Betreiberfirma sei dann 1999 pleite gegangen. Seither verfalle dort alles, einschließlich kompletter Inneneinrichtung, obwohl es ein Neubau ist. Wir brauchten nicht lange überlegen, wir werden uns diesen Erkundungen anschließen und wahrscheinlich sogar Mitglied in deren Verband, weil wir das, vorbelastet durch unsere eigene Lage, hochinteressant finden und die Mitgliedschaft ist kostenlos. Der Austausch von internen Informationen erfolgt über das Internet.
Soweit für heute, Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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