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Lappenkeuler - Brief / Email "Nervenklinik" vom 26.11.2007

Schweinische Grüße!

Eine wahre Ferkelei war vor 2 Wochen oben an der Wegeskreuzung
zur B 293 los. Kurz vor dem Abzweig hier zu dem Siedlungsweg
befindet sich zwischen einer kleinen Baumgruppe eine Kurve. Sehr
früh am Morgen, vielleicht gegen 6 Uhr, wurde ein Viehtransporter
aus dieser Kurve getragen und er kippte um. Dabei brach eine
Seitenwand in Stücke und etliche Ferkel rasten wie angestochen über
die Straße, querfeldein und teils sogar bis hier runter in den ersten
Waldhain, der vor der Siedlung liegt. Dem Fahrer ist nichts passiert,
den meisten Schweinchen wohl auch nicht, aber es artete in eine
mehrstündige Gaudi aus, bevor ein LKW - Fahrer eines
Ersatzfahrzeuges, 2 Polizisten und etliche andere Leute die
entwischten Ferkel wieder eingesammelt hatten. Das letzte
Schweineohr wurde in besagtem Waldhain gegen 10.30 Uhr
eingefangen und unter großem Gequieke zu den anderen in einen neu
bereit gestellten Viehtransporter verfrachtet. Wie am Tag danach zu
vernehmen war, habe man bei dem LKW - Fahrer 2,4 Promille
Alkohol im Blut festgestellt, weshalb der wohl die Kontrolle über den
Wagen in der Kurve verlor. Der wird sich sicher einen anderen Job
suchen können.

Neulich hatten wir ein Rundschreiben der Regenwasserbehälterfabrik
im Briefkasten. Der Inhaber der Firma kündigt an, dass er allen
Hauseigentümern hier aus der Siedlung, einen Rabatt von 35 % auf all
seine Produkte einräumt. Nun ist die Anzahl derer, die da infrage
kämen gewiss nicht hoch, bei den paar Häuslein hier. Er geht sogar
noch einen Schritt weiter und schreibt, dass Leute, die mit seinen
Tanks und Anlagen ihr ganzes Haus auf eine vom Frischwasser
getrennte Brauchwasseranlage umrüsten und dann in den ersten
beiden Jahren nach der Umrüstung diese Anlage für gelegentliche
Besichtigungen von Interessenten zur Verfügung stellen, die erhalten
sogar 60 % Preisnachlass auf alle Teile aus seiner Produktion sowie
eine kostengünstige, fachmännische Montage der gesamten Anlage.
Trotz des günstigen Angebots werden wir nicht zugreifen, da es sich
nach meiner Meinung unter dem Strich rein wirtschaftlich trotzdem
nicht rechnet. Die Sache mit dem Regenwasser als Brauchwasser
lohnt sich nur für jemanden, der einen sehr hohen Bedarf an
Brauchwasser hat oder für Leute, die ein gewisses Maß an Idealismus
mitbringen, der die fehlenden wirtschaftlichen Anreize ersetzt. Denn
selbst wenn ich die vergünstigten Preise ansetze, würde der Einbau
Gesamtkosten von ungefähr 10.000 Euro (beim Normalpreis sogar
17.000 Euro) verursachen, denn ich muss ja auch einrechnen, dass
man viele Wände im Haus für die neuen, zusätzlichen Brauchwasser -
Rohre wieder aufstemmen bzw. aufschlitzen muss. Fast alle Räume
wären von dem Dreck betroffen und müssten schon wieder neu
renoviert werden. Da käme man hier in der Gesamtsumme mit diesem
Betrag noch nicht einmal aus. Etwas anders sähe es aus, wenn man
kurz vor dem Renovierungsbeginn stünde, dann könnte man sich das
eher überlegen. Aber selbst wenn man dann „nur" rund 10.000 Euro
an Einbaukosten für eine solche Anlage rechnet, dann muss man mal
im Vergleich rechnen, dass man für diesen Preis verdammt viel
Frischwasser vom Wasserwerk beziehen kann, bevor man diese
Summe auch nur annähernd wieder hereingeholt hat. Zumal der
Frischwasserverbrauch damit ja nicht auf 0 zurück geht, sondern im
günstigsten Fall um 40 bis 60 % gesenkt wird. Eine Amortisation
dieser Anlage schafft man unter diesen Voraussetzungen bei einem
normalen Wasserverbrauch, wie wir ihn haben, in 100 Jahren nicht.
Selbstverständlich macht der Firmeninhaber da eine etwas andere
Rechnung auf. Er sagt vor allem immer, dass man ja damit nicht nur
den Brauchwasseranteil des Frischwassers spart, sondern dass auch in
aller Regel die Gebühren für die Kanalisation entsprechend geringer
werden, da die durch ein Berechnungsverfahren von der verbrauchten
Frischwassermenge abhängen. Wer viel Frischwasser verbraucht,
dessen Kanalgebühren sind auch höher. Wasser, was aber erst gar
nicht über die Wasseruhr läuft, weil es als Regenwasser aus dem 
Brauchwasserbehälter kommt, verursacht somit auch keine
Kanalgebühren. Dann baut der Inhaber auch immer den Beispielsfall
von einem erfundenen Herrn Müller auf, der jede Woche mindestens
einmal sein Auto selbst am Haus wäscht, dabei satte 250 Liter Wasser
verschäumt, der zudem jede Woche 350 Liter zum Bewässern seines
Gartens versprüht sowie weitere rund 200 Liter pro Woche für diverse
Reinigungsarbeiten ums Haus verplätschert und dann natürlich pro
Woche bei einem angenommenen 3-Personenhaushalt rund 400 Liter
für die Klospülung verbraucht und legt dann dementsprechende
Verbrauchswerte für seine Vergleichsberechnungen zugrunde, was
aus meiner Sicht natürlich barer Unfug ist. Des weiteren haben wir
auch mehrere Regentonnen normaler Bauweise hier stehen, die
zusammen schon für 500 Liter Regenwasser gut sind und diese Menge
kriegen wir in aller Regel selbst im Sommer schon nicht verbraucht.

Zwischendurch gab es in den letzten Wochen immer wieder mal
einzelne Nächte, die furchtbar kalt waren, gerade so, wie man es sonst
eher im Januar gewohnt ist. Unsere Heizung im Haus hatte da schon
wahre Höchstleistungen zu vollbringen. Nun ist es so, dass je höher
die Heizungsleistung wird, um so mehr bilden sich auch Luft- und
Dampfblasen in dem Heizungskreislauf, die dann in dem System zu
wandern beginnen und für eigenartige Glucks- und Blubbergeräusche
im ganzen Haus, aber vorwiegend in der oberen Etage sorgen.
Zuweilen treten die auch mitten in der Nacht auf und da hatte sich
insbesondere Kayla schon mehrfach sehr erschrocken. Waren es vor
wenigen Monaten noch Rattergeräusche von der defekten
Umwälzpumpe, die an einen Presslufthammer erinnerten, die aber seit
dem selbst durchgeführten Wechsel der Pumpe weg sind, so nerven
nun zeitweise diese Luftblasen-Geräusche, wenngleich bei weitem
nicht so sehr, wie seinerzeit das Rattern der kaputten Pumpe. Alle 3
bis 4 Tage muss ich auf den Dachboden, wo auch ein Heizkörper ist,
der zugleich der höchstgelegene Heizkörper im Haus ist und dort die
Anlage entlüften, denn sonst wird die Umlaufgeschwindigkeit des
Wassers zu sehr beeinträchtigt und die Heizleistung in den oberen
Räumen sinkt dann. Ein Herr Kneisl wurde mir von einem Bekannten
als Heizungsspezialist empfohlen, der könne sich die Anlage ja mal
ansehen. Hat er auch gemacht und dann die Hände über dem Kopf
zusammengeschlagen. Fanden wir unsere Heizungsanlage bislang
stets noch recht modern und zeitgemäß, weil wir auch sagten, der
Heizkessel ist von Baujahr 1986 und der Brenner von 1998, da er
wohl mal erneuert wurde, was ich eigentlich beides noch gar nicht für
so alt empfinde, so sieht dieser Kneisl das natürlich völlig anders. Er
sagte, dass zwischen den Anlagen, die in den letzten 5 Jahren auf den
Markt kamen und diesen alten Schätzchen weltbewegende
Unterschiede herrschen würden. Überhaupt wären alle Anlagen, die
älter als 5 Jahre sind, technisch überholt und sollten nach seiner
Meinung ausgetauscht werden, weil sich gerade in diesen letzten 5
Jahren viel getan hätte. Diese Unterschiede äußerten sich einerseits
vor allem im deutlich geringeren Schadstoffausstoß, aber auch in der
besseren Heizwirkung bei gleicher Grundleistung und deutlich
geringerem Heizölverbrauch. Auch solche Effekte wie mit den
Luftblasen u.ä. sollen mit diesen neuzeitlichen Anlagen deutlich
seltener und falls überhaupt dann schwächer auftreten. Mit anderen
Worten, dieser Kneisl wollte uns eine völlig neue Kessel- und
Brenneranlage andrehen. Kostenpunkt je nach Ausführung zwischen
5.600 und 13.000 Euro einschließlich Einbau. Man muss sich das
einmal vorstellen, die teureren davon produzieren so wenig Abwärme,
dass der ganze Schornstein einfach aus Kunststoff sein kann. In den
Schornstein kommt dann ein einfaches Abflussrohr hinein und das
schmilzt nicht, weil der Abdampf nur noch ungefähr 30 Grad warm
ist. Er meinte, die Heizkörper und die Rohre könnten wir belassen,
womit bei einem Austausch kein Dreck entstünde, außer ein wenig im
Heizungskeller, aber der Kessel und der Brenner sollte am besten
„gestern" schon getauscht werden. Nun ist es für uns undenkbar,
derzeit soviel zusätzliches Geld aus dem Ärmel zu schütteln, nur um
diese Sachen zu erneuern. Ich bin doch nicht verrückt! Dann laufe ich
lieber alle 3 Tage auf den Dachboden und entlüfte und werde nachts 3
mal vom Gluckern in der Heizung wach.

Kürzlich waren wir zu Besuch bei meinem Autobekannten, der ja
nach wie vor seinen Betrieb in Stuttgart hat. Die Verhältnisse in
Stuttgart werden anscheinend immer wahnsinniger, so dass ich fast
schon alleine deshalb froh sein möchte, dort weggezogen zu sein. Was
selbstverständlich nichts daran ändert, dass ich die meiste Zeit meiner
Jahrzehnte in Stuttgart immer gerne dort gewohnt habe, dazu stehe ich
auch heute noch.
Mein Autobekannter erhält seit einigen Monaten laufend
Abmahnungen von einem komischen Anwaltsbüro aus Stuttgart, die
ihn scheinbar auf dem Kieker haben, wie man in Norddeutschland
wohl sagen würde. Zunächst wollten die ihm Schwierigkeiten machen,
weil er einige seiner Gebrauchtwagen, die er an seinem Betrieb zum
Verkauf ausgestellt hat, angeblich zu weit auf den Bürgersteig
ausladend abgestellt hat. Das heißt, er hatte die betroffenen Fahrzeuge,
durchaus auf seinem Privatgelände geparkt, aber das grenzt ja vorne
gleich an einen Bürgersteig, der zudem sehr breit ist. Nun ergab es
sich, dass 4 Fahrzeuge mit der Front vielleicht 3 cm über seine
Grundstücksgrenze hinaus in Richtung Bürgersteig ragten. Dies
nahmen die selbsternannten Abmahn - Ordnungshüter zum Anlass,
ihm einen geharnischten Abmahnbrief zu schreiben, in dem sie ihn zur
Unterlassung aufforderten sowie außerdem für sich selbst eine Art
Abstandszahlung von rund beachtlichen 2.000 Euro einforderten. Die
hat mein Autobekannter natürlich nicht bezahlt, sondern die Sache
seinem eigenen Rechtsanwalt übergeben. Der hat es dann geschafft,
dass deren Abmahnung für gegenstandslos erklärt wurde. Es wäre
natürlich zu einfach, wenn die Sache damit erledigt wäre. Nur wenige
Tage später kam vom gleichen windigen Anwalt eine neue
Abmahnung, in der man 750 Euro von ihm forderte, weil er angeblich
im Internet bei einem Verkaufsportal für Autos in einer Verkaufsseite
seines Autohauses bei einem Fahrzeug unkomplette Angaben gemacht
hätte. Privatleuten sieht man so etwas wohl nach, jedoch Händler
müssen bestimmte Angaben immer machen und er hatte wohl ein
Fahrzeug abends halb in Müdigkeit noch schnell in diese Anzeigen
reingestellt, dabei aber in der Eile tatsächlich vergessen anzugeben, 
wie viel Kilowatt und welche Schadstoffklasse der Wagen hat. Die PS
- Zahl stand zwar dran, was ja eine einfache Umrechnungsformel zu
Kilowatt ist, aber rechtlich muss ein Händler in jedem Fall die
Kilowattleistung angeben. Auch hier wurde wieder sein Anwalt tätig,
es endete mit einem Vergleich, bei dem mein Autobekannter
immerhin noch ärgerliche 120 Euro an diesen Winkeladvokaten
zahlen musste, natürlich auch noch einen Betrag an seinen eigenen
Anwalt, denn umsonst arbeitet der ja auch nicht. Aber damit nicht
genug. Vielleicht 2 Wochen später gab es erneut Post per
Einschreiben von der Paragraphen - Zecke, wobei bemängelt wurde,
dass angeblich in seinem Autohaus kein Aushang mit den allgemeinen
Geschäftsbedingungen hängen würde. So hatte der vermutlich einen
Spitzel dort unter einem Vorwand hingeschickt, oder war selbst
inkognito aufgetaucht und fand einen solchen Aushang nicht. Er
verlangte für diese Geschichte dann sogar 3.500 Euro. Der Anwalt
meines Autobekannten hat dann von dem Abmahnspezialisten
verlangt, dass er seine Beweise für den fehlenden Aushang vorlege, da
bei seiner eigenen Überprüfung eine AGB im Aushang gewesen sei.
Außer seinen Angaben konnte er das natürlich nicht beweisen, wie
wollte er auch, er konnte ja schlecht behaupten, er hätte alle Wände
fotografiert und dort sei keine AGB auf den Fotos zu sehen, denn
wenn er innen fotografiert hätte, wäre dies aufgefallen. So fehlten ihm
die verwertbaren Beweise und diese Abmahnung wurde alleine
dadurch schon nichtig. Nun wendet sich aber das Blatt, denn mein
Autobekannter ist zwar ein überaus friedlicher Mensch, aber wenn
einer ihm so ohne jeden Grund verstärkt an die Karre pissen will, wie
man so sagt, das lässt er sich vielleicht einmal gefallen, aber gewiss
nicht 3 mal. Er hat seinerseits nun Anzeige gegen diesen
Winkeladvokaten erstattet, eine weitere, separate Anzeige erhält dieser
von dem Anwalt meines Autobekannten sowie weiterhin einen Antrag
auf Ausschluss aus der Anwaltskammer, wegen unlauterer
Machenschaften oder so was. Mein Autobekannter meinte schon, dass
dieser Abmahnsack, so hat er den genannt, jetzt fertig gemacht wird,
bis ihm kein Hut mehr passt. Und ich kenne meinen Autobekannten,
wenn der das so sagt, wie der das gesagt hat, dann meint der das ernst
und ich möchte jetzt nicht in der Haut von diesem Winkeladvokaten
stecken.

Unterdessen bekommt mein Autobekannter durch eine eigentlich
unschöne Sitte jetzt relativ häufig neue Aufträge. Im Raum Stuttgart
scheinen offensichtlich dem Wahnsinn verfallene Jugendliche sich
eine neue Unsitte angeeignet zu haben. Vermutlich mit einem
Gummihammer streifen die über Nacht durch die Straßen und
schlagen Beulen in am Straßenrand abgestellte Autos. Mein
Autobekannter hatte inzwischen schon 5 Autos, die alleine er in so
zugerichtetem Zustand zum Ausbeulen herein bekam. Natürlich haben
auch viele andere Werkstätten an dieser Unsitte schon einiges
verdient. Dafür, dass die Beulen mit einem relativ weichen
Gummihammer in die Autos geschlagen werden, sprechen laut Polizei
und laut meinem Autobekannten gleich mehrere Anzeichen. Einmal
die Form und Art der Beulen selbst, zum anderen auch, dass kaum
einer je entsprechende Geräusche gehört hat. Das gibt ja mehr dumpfe
Schläge, die im allgemeinen Stadtlärm untergehen, während ein
Schlag mit einem normalen Hammer oder sonstigen harten
Gegenständen auf dem Autoblech ja gewaltig scheppert, dass dadurch
Anwohner aufmerksam würden.

Die Neugierde treibt einen zuweilen ja doch mal um und so sind wir,
da wir ohnehin gerade bei meinem Autobekannten waren, noch mal an
dem Haus in Stuttgart vorbei gefahren, wo wir zuletzt in unserer
Stuttgarter Zeit gewohnt hatten. Sie wissen, das luxuriöse aber etwas
verbaute Haus mit den schrägen Innenwänden und asymmetrischen
Raumzuschnitten. Vor längerem hatten wir ja schon mal gesehen, dass
es innen total entkernt wurde, alle schrägen Wände raus, alle Räume
völlig neu zugeschnitten. Jetzt ist es so weit, dass bereits die ersten
Firmen und Ärzte im Erdgeschoss einziehen, während in den oberen
Etagen noch Restarbeiten abgeschlossen werden. Tatsächlich scheint
es in dem Haus nach dem Umbau keine Wohnungen mehr zu geben,
obwohl es eigentlich für Stadtverhältnisse eine schöne Wohngegend
ist. In unserer ehemaligen Wohnung, die es so allerdings gar nicht
mehr gibt, man muss also sagen, an dem Platz unserer früheren
Wohnung, befindet sich jetzt in völlig neu errichteten Räumen eine
Arztpraxis. Ich glaube es ist ein Facharzt für Allergien und solche
Geschichten. Die gesamten Praxisräume scheinen aber größer zu sein,
als es unsere frühere Wohnung war und die war schon nicht klein. So
geht jetzt der größte Anteil des gesamten Erdgeschosses für diese
Arztpraxis drauf, während die Wohnung an der linken Hausseite im
Erdgeschoss zu einem eher kleinen Firmenbüro einer
Handelsvertretung umgewandelt wurde und anteilsmäßig drastisch
kleiner geworden ist. Hinter dem Haus war ja eine große Rasenfläche,
die teils mit einer Tiefgarage unterkellert war. Die Tiefgarage ist
natürlich immer noch da, aber die Rasenfläche wurde in einen
großzügigen Parkplatz für die Patienten der Arztpraxis und die
Besucher der künftigen Büros umgestaltet. Alles nur mit den feinsten
Materialien, aber das war ja zuvor schon so. Das Zeug, was von der
vorherigen Ausstattung, die ja auch erst weniger als 5 Jahre alt war,
alles rausgerissen und weggeschmissen wurde, war sicher für sich
genommen schon mehrere 100.000 Euro wert. Die rechnen nur stur,
was es ihnen an Mietertrag bringt, nach dem alles in den jetzigen
Zustand versetzt worden ist und das wird gewiss viel mehr sein, als
zuvor. Ich sage Ihnen, da wurden Werte vernichtet und wenn der
frühere Vorvor-Eigentümer, der ja auch der Architekt dieser schrägen
Bauweise war, das sehen würde, der würde sich im Grabe rumdrehen,
wenn er drin liegen würde. Nun weiß ich nicht wirklich, ob der noch
lebt oder nicht.

Beim in letzter Zeit häufig zitierten Handel im Internet scheinen
heftige Fallen zu lauern. Binnen weniger Wochen hörte ich von vielen
Betroffenen, die reingefallen sind. Mein Autobekannter hatte auch ein
wenig Pech. Dort wurden fabrikneue Armbanduhren angeboten, die
ihre Zeit automatisch nach diesem Funksignal stellen, und zwar zum
Stückpreis von nur 10,90 Euro. Diese Funk - Armbanduhren sind zwar
längst nicht mehr so teuer wie früher, aber unter 35 Euro gilt immer
noch als selten. Da der Verkäufer als Fachhandel ausgewiesen war
und auch wohl von anderen ehemaligen Käufern gut bewertet wurde,
hatte mein Autobekannter es riskiert und sich bei denen eine solche
Uhr bestellt. Die Lieferung klappte auch einwandfrei und sehr zügig,
die Uhr hingegen gar nicht. Sie zeigte keinerlei Funktion, sie ging
noch nicht einmal falsch, sondern gar nicht. Nun könnte man sich
zwar auf den alten weisen Grundsatz stellen, dass eine Uhr, die gar
nicht geht, wenigstens zweimal täglich die korrekte Zeit anzeigt,
wogegen eine, die falsch geht, halt immer die falsche Zeit anzeigt,
aber damit ist ja keinem geholfen. So nahm mein Autobekannter
Kontakt mit dem Versender auf, der sich jedoch auf den Standpunkt
stellte, dass seitens meines Autobekannten ein Bedienungsfehler
vorläge und er die Bedienungsanleitung noch mal Wort für Wort
genauestens durchlesen und beachten soll. Nun ist das schon ein Witz,
ich habe nämlich diese Anleitung gesehen, sie besteht aus 3 kleinen
Abschnitten, wo man eigentlich gar nichts falsch machen kann, da
man ja absolut nichts einzustellen braucht. Diese kleinen Abschnitte
beschränken sich darauf, a) den Kunden zum Kauf zu
beglückwünschen, b) wie man die Anzeige im Dunkeln durch
Knopfdruck beleuchten kann und c) wie man die Batterie auswechselt,
wenn die nach ihrer angeblichen Mindesthaltbarkeitsdauer von 3
Jahren mal leer sein sollte. Das ist schon alles. Nun wird man wohl
sicher nicht erwarten, dass an einer neuen Uhr die Batterie schon leer
ist, zumal in den Garantiebedingungen steht, dass ein Öffnen der Uhr
automatisch zum Verfall jeglicher Garantie führt und ein
Batteriewechsel ist nur mit Öffnen der Uhr möglich. Also nahm er
erneut Kontakt mit dem Verkäufer auf, der sich aber stur zeigte und
vor allem keine Rücknahme akzeptieren wollte, obwohl die Ware
gezielt mit der Angabe 2 Jahre Vollgarantie angeboten wurde. Diese
Anbieter rechnen sicher damit, dass wegen knapp 11 Euro keiner
irgendwelche Rechtswege beschreitet und hoffen so davon zu
kommen. Es wird aber noch lustiger. Mein Autobekannter hat
daraufhin den wahren Sachverhalt in eine so genannte Bewertung
dieses Verkäufers im Internet geschrieben, wo natürlich besonders die
Nichtfunktion und die Ablehnung der Garantie erwähnt wurde. Man
wird es kaum glauben, welche Frechheit sich dieser Anbieter
erdreistet, denn nur wenige Tage später hatte mein Autobekannter
Post von einem Rechtsanwalt erhalten, wo er umgehend aufgefordert
wird, die schlechte Bewertung zu löschen, da er sonst eine Klage
wegen Verleumdung, übler Nachrede und Geschäftsschädigung
angehangen bekäme. Mein Autobekannter hat daraufhin dann doch
seinen Rechtsanwalt eingeschaltet, wie Sie sehen, in diesen Tagen ein
vielbeschäftigter Mann, siehe oben. Zugleich hat er dem Verkäufer
mitgeteilt, dass er seinen Eintrag in der Bewertung in keinem Fall
löschen werde, im Gegenteil, er hat dann diesen Sachverhalt mit der
Drohung des Anwalts noch zusätzlich reingeschrieben. Weiterhin hat
der Rechtsanwalt meines Autobekannten dem Verkäufer ein
Ultimatum von 10 Tagen gesetzt, innerhalb er die defekte Ware
umtauschen oder das Geld zurück überweisen kann. Daraus resultiert
jedoch der zweite Witz, denn das Schreiben seines Anwalts kam als
unzustellbar zurück, weil es diese Adresse in dem besagten Ort,
unweit in Böblingen, gar nicht geben würde. Auch eine Suche im
Telefonregister nach dem angegebenen Namen blieb in ganz
Böblingen erfolglos. Da er aber ja Post von einem Anwalt des
Verkäufers erhalten hatte, war ja logisch, dass dieser Anwalt wohl die
echte Adresse von dem haben muss. So setzten sich beide Anwälte mit
einander in Verbindung, damit dessen Anwalt die echte Adresse
rausrücken sollte, was der aber verweigerte. Daraufhin hat dann mein
Autobekannter zusammen mit seinem Anwalt bei der Polizei Anzeige
gegen den Verkäufer erstattet, weil so ein gewerblicher Verkäufer
muss ja die korrekte Adresse angeben. Gegen den gegnerischen
Anwalt wurde zudem eine Beschwerde bei der Baden-
Württembergischen Anwaltskammer eingelegt. Der Anwalt meines
Autobekannten meinte, dass die meisten Anwälte nichts mehr fürchten
würden, als solche Beschwerden bei der Anwaltskammer, denn wenn
da ein gewisses Maß überschritten ist, kann es sogar passieren, dass
der für eine Zeit seine Zulassung verliert oder irgendwelche
Beschränkungen in Kauf nehmen muss. Es gäbe aber auch Anwälte,
die das nicht sonderlich stört, weil die dauernd quer durch
Deutschland vagabundieren und wenn es in dem einen Bundesland
eng wird, dann gastieren die sozusagen halt mal für ein paar Jahre in
einem anderen Bundesland. Die Sache ist noch nicht geklärt, so wie
bisher geschildert ist das der aktuelle Stand der Dinge und ich
vermute, dass mein Autobekannter sich eine intakte Uhr oder das Geld
dafür schon in den Schornstein stecken kann. Das war aber nur ein
Fall, in meinem direkten Bekanntenkreis und der ist ja gar nicht
einmal besonders groß. Eine weitere Geschichte musste ein Neffe von
dem Rentner hier aus der Siedlung erleben. Nach dem Aufruf einer
Internetseite wurde dort wohl gefragt, ob er kostenloses
Informationsmaterial über Sportautos haben möchte. Es war wohl so
beschrieben, als würden die ihm dann Originalprospekte von Ferrari,
Porsche, Lotus, Lamborghini und weiteren weltbekannten Firmen
völlig kostenlos zum Sammeln zuschicken. Nun war der vielleicht
25jährige Neffe, der also auch schon längst dem Kindesalter
entwachsen ist, etwas arglos und hat bei denen dazu natürlich seine
Adresse angegeben. Plötzlich erhielt er dann 5 verschiedene
Autozeitschriften im Abonnement, natürlich nicht umsonst, sondern
für satte Preise und angeblich habe er die selbst bei deren Portal
bestellt. Er hat jetzt den Ärger mit Widerruf u.s.w., weil es hierzu
wohl eine etwas eigenartige Rechtsprechung gibt, ist das gar nicht so
einfach. Auch in den Medien hört man immer öfter von diesen
Praktiken, ähnlich wie von diesen schwachsinnigen Telefonwerbern,
die einem seit Jahren auf den Senkel gehen. Man kann sicher sagen,
dass 90 % dieser Arten von Werbung Betrug sind oder zumindest in
diese Richtung tendieren. Jeder Unfug wird in diesem Land bis ins
kleinste Detail reglementiert, aber solchen Ganoven lässt man freie
Bahn, das verstehe ich nicht, denn gerade hier wäre es so einfach,
diesen Halunken einen Riegel vorzuschieben. Wenn man einfach eine
Regel einführt, dass alle Telefonverträge und alle Internetverträge die
auf solchen Seiten, wie oben geschildert, angeblich geschlossen
wurden, nur dann eine vor Gericht verwertbare Gültigkeit erlangen,
wenn sie vom Kunden anschließend auch schriftlich bestätigt werden.
Damit wäre die ganze Chose für die Ganoven unter den Call - Centern 
und diese Internetseitenvertragsräuber uninteressant, da sie dann nur
noch die Verträge als rechtswirksam nachweisen könnten, die auch
wirklich vom Kunden gewollt sind. Bei allen anderen Sachen brauchte
der irregeführte Kunde einfach nicht zu zahlen und die hätten keinerlei
Handhabe gegen den auch nur irgend was zu erwirken. Ähnlich sollte
man auch mit dem Betrügerpack widerfahren, welches auf Busreisen
den Rentnern bei Verkaufsveranstaltungen funktions- und sinnlosen
Krempel andreht. Im letzten Fall muss ich allerdings selbst
verwundert sagen, dass ich es nicht so recht verstehe, dass solche
Werbe - Busreisen immer noch genügend Leute angelockt kriegen, die
dabei mitfahren. Diese Maschen sind doch inzwischen so bekannt,
dass da normalerweise so gut wie keiner mehr freiwillig mitfahren
dürfte. Aber man sagt wohl, dass viele alte Leute dann schon dankbar
sind, dass so für vielleicht 5 Euro Fahrpreis etwas Abwechslung in ihr
Leben kommt; aber bevor ich da mitmachen würde, da würde selbst
ich eher die 5 Euro in Fahrkarten für Linienbusse oder Bahnen
investieren und damit planlos durch die Gegend fahren. Auf mich
bezogen kann ich mir nicht vorstellen, auch nicht im vorgerückten
Alter, dass ich bei so was mitfahren würde, da bliebe ich lieber in der
Stube hocken, anstatt das Risiko einzugehen, mich von denen, gelinde
gesagt, bescheißen zu lassen. Für solche Werbebusreisen haben wir
hier oft Anmelde - Postkarten im Briefkasten liegen. Meistens heißt es
dann, man habe sogar etwas gewonnen oder jeder Teilnehmer erhalte
irgend eine Ware oder ein Wurstpaket u.s.w. Wer dann mitreisen
möchte, soll nach Möglichkeit die Postkarte an die Firma zurück
schicken und ankreuzen, an welcher Bushaltestelle er zusteigen
möchte. Dabei befindet sich dann meist eine Liste mit vielleicht 10
Bushaltestellen im Umkreis von 10 km wo man zusteigen kann.
Wissen Sie, ich weiß ja, dass das Werbeganoven sind und deshalb
fülle ich diese Karten immer mit einem frei erfundenen Namen aus
und werfe die dann in einen Postbriefkasten. Die planen dann schon
mal im Bus eine Sitzplatzvergabe ein, für jemanden, der nicht kommt
und wenn das alle machen würden, dann wären deren Räuber - Busse
leer und solche Praktiken würden ganz von selbst einschlafen, weil sie
nicht mehr funktionieren. Zudem werden die Adressen auf den
Rückantwortkarten heute meist noch an Adresshändler für Werbung
verkauft, die werden dann bei meiner Methode auch immer schön mit
falschen, wertlosen Daten gefüttert.

Sie ahnen es schon, was jetzt kommt. Die Fotoecke! Nun habe ich
mich dieses mal mit der Auswahl relativ schwer getan. Wissen Sie,
ich hatte Ihnen ja letztens über unsere Teilnahme an der
Fotoexkursion von diesen Leuten bei den leer stehenden Hotels im
Nord - Schwarzwald berichtet. Nun hatten wir uns kurze Zeit später
einer Exkursion angeschlossen, die in ein ehemaliges, heute leer
stehendes Krankenhaus führte. Genauer gesagt war das kein einfaches
Krankenhaus, sondern eine Nervenklinik. Nun will ich mal sagen,
dass auch das interessant ist, aber wie sich eigentlich erst beim
Betrachten der späteren Bildergebnisse heraus stellte, sind Fotos aus
alten Industrieanlagen wesentlich interessanter. Wir haben dort in der
Klinik eifrig fotografiert, vielleicht 100 Bilder, aber erst beim späteren
Betrachten stellten wir fest, dass viele dieser Bilder relativ langweilig
sind. Was will man jemandem da zeigen? Leere Patientenzimmer mit
weißen oder bestenfalls unterschiedlich verschmierten Wänden? Von
200 Zimmern sehen 195 innen völlig gleich aus. Kein Vergleich mit
unseren tollen Fotos aus der alten Fabrik hier oder vom Militärauto -
Schrottplatz. Die 100 Bilder werden selbstverständlich nicht
vernichtet, sondern auf einer CD gespeichert, aber man kann sagen,
dass wenn man 10 Fotos davon gesehen hat, dann hat man auch genug
gesehen. Zugleich erhebt sich die Frage, ob wir uns weiterhin den
Exkursionen dieser Fotografengruppe anschließen. Natürlich wäre es
zu früh, nach gerade einmal 2 Teilnahmen, die überdies auch beide
nicht, wie sonst üblich, in alte Fabriken führten, ein Urteil zu fällen,
aber wenn man alleine auf Exkursion geht, ist es etwas anderes. Man
bestimmt, an welcher Stelle man länger verweilt und mal genauer
guckt oder umgekehrt saust man an Stellen vorbei, die einem weniger
zusagen. Das alles geht in einer Gruppe nicht, dafür bieten diese
Exkursionen mit der Gruppe auf der anderen Seite den enormen
Vorteil, dass mindestens einer darunter ist, der die Sache anführt und
sich auskennt. So kann der auf besonders interessante Dinge
hinweisen und meistens hat der sich auch zuvor schlau gemacht,
wodurch er dann genaue Daten und Hintergründe zur Geschichte, zum
früheren Unternehmen oder der Einrichtung beisteuern kann, alles
Dinge, die einem sonst fehlen oder man muss sie sich mühsam selbst
zusammen suchen. Mal sehen, da es ja alles zwanglos ist, werden wir
zunächst einmal künftig nur noch an Besichtigungen teilnehmen, die
wirklich in alte Fabriken oder ähnliches führen, vorausgesetzt, sie
liegen in einem Umkreis von maximal 100 km. In 5 Tagen soll die 
Besichtigung von einem seit 20 Jahren ungenutzt vor sich hin
dämmernden Kino in der Nähe von Stuttgart sein, wo noch die
Einrichtung im halb zerfallenen Zustand drin sein soll, aber dieser
Tour werden wir uns nicht anschließen. Doch nun zurück zu der
Klinikbesichtigung. Zeitig um 8 war wieder ein Treffpunkt festgelegt,
diesmal auf einem kleinen Wanderparkplatz ungefähr 7 km vor den
Toren von Karlsruhe. Von dort aus folgten wir dem „Anführer" mit
dem Auto über eine kleine Nebenstraße. Nach nur wenigen
Kilometern zweigten wir von dieser Straße in eine noch kleinere
Nebenstraße durch einen Wald ab. Schon gleich sah man durch teils
lückenhafte Baumreihen, dass sich dort einige Gebäude befinden. Am
Wegesrand ist ein ehemals großzügiger Parkplatz, der früher den
Besuchern der Klinik diente. Heute ist davon nur noch die erste Reihe
mit Platz für etwa 10 Autos nutzbar, der weitaus größere Rest, der
mindestens für 100 Autos ausreichen würde, wurde von der Natur
bereits zurück erobert. Vorne der Rest blieb wohl vom Bewuchs
verschont, weil Wanderer ihn gerne zum Parken ihrer Wagen und als
Startpunkt ihrer Wanderung nutzen. Gleich hinter dem Parkplatz
beginnt das Gelände der ehemaligen Nervenklinik. Dazu muss man
sagen, dass sich das Areal in 2 Bereiche unterteilt, einen kleineren
ganz alten Bereich, der wohl Ursprung dieser Klinik war und einen
„nur alten" Bereich, der etwas später in größerer Form hinzu kam. Der
ganz alte Bereich wird schätzungsweise 120 Jahre alt sein und der
größere „nur alte" Bereich vielleicht 80 Jahre. Leer stehen beide, aber
man sieht sofort, dass der ganz alte Bereich wesentlich länger leer
steht, da er sogar dicht zugewachsen ist und schon fast als Bestandteil
dieses Waldhains gelten könnte. Das Hauptgebäude dieses ganz alten
Bereichs sehen Sie auf dem Foto klinik_aussen1, während dieser „nur
alte" Bereich auf dem Foto klinik_aussen2 abgebildet ist.
Letztgenannter weist äußerlich kaum Zerstörungen auf, obwohl die
meisten Türen offen stehen, während der kleinere, noch ältere Teil
wohl vor allem durch natürlichen Verfall wegen langzeitiger
Nichtnutzung von der Natur schon ziemlich zerstört wurde.
 
klinik_aussen1: der deutlich ältere und wesentlich kleinere Teil der Klinik von der südöstlichen Querseite gesehen, von dieser Seite sehr zugewachsen
 
klinik_aussen2: der etwas neuere und erheblich größere Hauptteil der Nervenklinik von Osten her betrachtet, der Zustand dieser Gebäude ist erheblich besser, sie stehen auch erst wenige Jahre leer.

Der Leiter des Rundgangs meinte, dass dieser ältere Teil die
Keimzelle der Klinik unter einem damals bekannten Professor Stolz
oder so ähnlich gewesen sei und dass dieser Teil schon mindestens
seit 25 Jahren nicht mehr genutzt würde, während der spätere
Hauptteil der Klinik erst seit 2002 leer stünde. Dieser Professor Stolz
sei aber viele Jahre nach dem 2 Weltkrieg in einen Skandal verwickelt
gewesen, bei dem man ihm nachsagte, zuvor während der idiotischen
Nazizeit irgendwie in Menschenversuche verwickelt gewesen zu sein.
Das habe der aber immer bestritten und man habe es auch nie
nachweisen können. Wie dem auch sei, Sie können sich vorstellen,
dass unter solchen Gerüchten damals der Ruf der Klinik ziemlich
gelitten hat. Da wir selbstverständlich dieses sicher etwas
ungewöhnliche Anwesen auch von innen besichtigen wollten, war die
Frage, ob wir uns zuerst der älteren und kleineren Gebäudegruppe
widmen sollten oder erst das doch schon recht imposante große
Bautenensemble in Augenschein genommen wird. Der Leiter der
Gruppe schlug vor, zuerst das ältere zu sichten. Der ursprüngliche
Haupteingang dieser älteren Gebäude, die untereinander alle
verbunden sind, ist so gut zugenagelt, dass wir dort keinen weiteren
Versuch machen wollten. Anstatt dessen war eine Tür an einem
kleineren Anbau offen, das heißt, eigentlich fehlte dort das komplette
originale Türblatt und man hatte nur provisorisch ein paar Bretter zu
einer Art Ersatztüre zusammengenagelt, die aber offen stand. Über
viel Gerümpel und verrostete Reste von alten Metall - Bettgestellen,
musste man aus diesem Anbau durch einen Verbindungsgang in das
Hauptgebäude klettern. Dort gelangten wir sogleich in einen
ehemaligen Operationssaal, Sie sehen den auf dem Bild
klinik_alt_innen1. Frühere Besucher, wohl Jugendliche, hatten an der
Wand schon ihre obligatorischen Sprayübungen gemacht und dort den
Schriftzug Dr. Sau hinterlassen. Die Steinkacheln an den Wänden
machen insgesamt noch einen relativ guten Eindruck, womit die aber
auch das Einzige in diesem Gebäudeteil sind, was noch einen guten
Eindruck macht.
 
klinik_alt_innen1: in dem ganz alten Klinikteil ein alter, ehemaliger Operationssaal

Die Decken sind dick mit Schimmelpilzen besetzt und man sieht dem
Gebäude wirklich an, dass es rund 25 Jahre leer steht. Was man auf
den Bildern nicht sieht, das ist, dass der Boden einem stellenweise bei
jedem Schritt das Gefühl vermittelt, dass er beim Betreten um einige
cm nach unten nachgibt. In diesem alten OP war das zwar nicht so,
aber selbst in den Fluren. So wollten wir in dem Gebäudeteil weiter
durch einen Zwischenflur gehen, jedoch dann tat es einen wirklich
gewaltigen Rumms und ein Teil des Bodens stürzte unter der Last des
vorauseilenden Leiters unserer Truppe nach unten. Der Mann hatte
Glück im Unglück, dass er sich gerade noch auf einem gemauerten
Vorsprung abstützen konnte, sonst wäre er mit in die Tiefe gestürzt
und wahrscheinlich sogar noch von Trümmern begraben worden.
Aber trotzdem hatte er sich ziemlich das linke Fußgelenk dabei
verstaucht, was die ganze weitere Besichtigungstour noch
beeinflussen sollte. Zum fotografieren war es dort durch die
vernagelten Fenster leider viel zu dunkel. Da es unter diesen
Voraussetzungen doch als zu gefährlich schien, weiter in diesem ganz
alten Gebäude herumzuspazieren, beschloss der Leiter nach seiner
eigenen schmerzhaften Erfahrung, die Besichtigung dieses Teils zu
beenden und das Augenmerk nun sofort ausschließlich auf den
größeren, etwas moderneren Gebäudekomplex zu verlagern. Man sah
allerdings, dass der Fotoanführer doch sichtlich unter Schmerzen in
seinem Fußgelenk litt, auch wenn er dass bestritt, um nicht die ganze
Sache platzen zu lassen, was wir ihm aus Vernunftsgründen bereits
vorschlugen. Wie gesagt, er wollte das partout nicht und humpelte
dann mit uns weiter rüber in die anderen Gebäude, die etwa 100 m
entfernt liegen. Überhaupt ist das ganze Grundstück eigentlich eine
sehr schöne, geradezu idyllische Anlage und es ist eine Schande, wie
das nun alles verkommt. Dieser „neuere" Gebäudekomplex ist
natürlich nicht wirklich neu, er besteht aus einem schätzungsweise
über 80 Jahre alten, mehrteiligen, großen Backsteingebäude mit 3
Obergeschossen, also insgesamt 4 bzw. mit Keller 5 Etagen sowie
einigen schräg gegenüber liegenden Flachbauten, die jüngeren Datums
sind, schätzungsweise aus der Zeit um 1960 herum. In den
Flachbauten befand sich zur aktiven Zeit die Wäscherei und die
Großküche, heute ist darin gar nichts mehr, die sind völlig leer
geräumt. Zur besseren Unterscheidung haben die Fotos aus dem
Innenbereich des großen Klinikgebäudes nicht das Wörtchen „alt" im
Namen. Der große Bau ist ein wahres Labyrinth von verschiedenen
Fluren mit entsprechend vielen Räumen, die sich zum Teil alle sehr
ähneln. Selbst ein erfahrener Gebäude - Scout, wie die Fotoleute
immer ihren jeweiligen Führungsleiter nennen, verirrt sich da schnell.
Von einem offenen Seiteneingang gelangten wir gleich in den langen
Flur, den Sie auf dem Bild klinik_innen1 sehen.
 
klinik_innen1: ein Flur im Erdgeschoß, der sich gleich hinter einem Seiteneingang anschließt, mittelprächtiges Chaos durch hirnkranke Vandalen, die vielleicht besser zur aktiven Zeit der Klinik hier eine Therapie gemacht hätten.

Vandalen hatten dort schon ihre sinnlosen Kräfte ausgelassen und teils
die Türblätter aus den Türen getreten. Dieser Flur wirkt ansonsten,
wenn man die Vandalismusschäden außer acht lässt, als sei er vor
vielleicht 15 Jahren komplett modernisiert worden. Am Ende dieses
Flurs nach rechts führt ein weiterer Flur, an dem wir u.a. in einen
ehemaligen Operationssaal gelangten, den Sie auf den Foto
klinik_innen2 sehen. Also trotz Nervenklinik, dort wurde auch richtig
operiert, vielleicht an den Köpfen der Leute, wer weiß. In diesem OP
hängt an einer Querwand ein rundes Glasgebilde, welches zunächst
wie eine Uhr ohne Zeiger und ohne Skala wirkt, aber wenn man sich
das genau betrachtet, so entpuppt es sich als großes Anzeigefeld bei
dem wohl von innen eine Beleuchtung angehen kann wodurch dann
auf dieser runden Glasplatte vorne der Schriftzug „NOT-ALARM" in
rot leuchtet. Bei genauer Betrachtung konnte man das auch erkennen,
ohne dass es aufleuchtete.
 
klinik_innen2: ein durchaus recht modern wirkender Operationssaal in dem größeren
Gebäudeteil im Erdgeschoss.

Bis auf einige Scherben von heruntergeschlagenen Lampen ist es in
diesem OP - Raum auch jetzt noch ziemlich sauber. Natürlich sind fast
alle OP - Einrichtungen ausgebaut. Dann schlichen wir mindestens
eine halbe Stunde lang weiter durch alle möglichen Gänge, Flure und
Treppenhäuser in diesem schier unüberschaubaren Bau. Irgendwann
im vorletzten Stockwerk habe ich dann in einem der Treppenhäuser
das Foto klinik_innen3 aufgenommen.
 
klinik_innen3: ein halb durch teils zugenagelte Fenster verdunkelter Treppenhausflur (einer
von vielen) im 3 Stock mit Aufgang zu einer ehemaligen Privatstation, die durch dicke alte
Styroporbuchstaben im Treppenpodest angekündigt wird.

Dort sind mangelhafte Lichtverhältnisse, weil man etliche Fenster mit
Brettern zugenagelt hat. Die Zerstörungen durch Vandalismus halten
sich in den oberen Etagen im Gegensatz zu unten noch in Grenzen.
Auf dem Treppenaufgang zum letzten Stockwerk hatte man früher zu
besseren Orientierung in einem mit grünen Platten zugebautem
Fensterbereich in dicken Styroporbuchstaben den Schriftzug „Zur Abt.
Dr. Kurt Wiederhopf" geklebt, also muss dieses Fenster schon zur
aktiven Zeit des Gebäudes „blind" gemacht worden sein. Eine
komische düstere Atmosphäre herrschte in diesem Bereich und es war
dort absolut totenstill, man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören
können. In dem nach dieser Treppe folgenden oberen Stockwerk ist
der Gebäudezustand dann aufgrund stellenweiser Dachundichtigkeiten
wieder schlechter. Dafür wird es dort wieder etwas heller, weil die
Fenster nicht vernagelt sind. Auch ist dort oben scheinbar die Zeit
stehen geblieben, denn die vorne angesprochene scheinbare
Modernisierung vor vielleicht 15 Jahren, ist im oberen Teil des
Gebäudes nie angekommen. Das sieht man auch sehr schön auf dem
Foto klinik_innen4, wo noch die alte Beschriftung „Station 7a" auf
dem Oberlichtglas der Flurtüre zu lesen ist. Kayla meinte schon, aus
Nostalgiegründen solle man sich diesen Scheibenrahmen rausbrechen
und mitnehmen, was wir natürlich nicht gemacht haben.
 
klinik_innen4: im obersten Stockwerk noch in nostalgischem Flair die ehemalige Station 7A, dort wo wohl mal ein Dr. Wiederhopf seiner Heilkunst nachging. Vermutlich war diese Station vom Restbetrieb abgetrennt und irgendwie eigenständig.

Diesen Flur sind wir dann auch noch bis zu seinem Ende
durchgewatschelt und dann ging es durch ein anders Treppenhaus
wieder nach unten. Dieses Treppenhaus sehen Sie auf dem Bild
klinik_innen5 und es ist ziemlich von Möchtegern - Sprayern
heimgesucht worden.
 
klinik_innen5: das den oberen Flur abschließende Treppenhaus, heimgesucht von
Schmierfinken, aber ansonsten noch relativ gut erhalten.

Alle paar Meter stößt man immer wieder auf die Schriftzüge Dr. Sau
oder auch nur Sau, meist in geschwungener Schrift, die wir auch
schon in dem ehemaligen OP in dem ganz alten Gebäude gesehen
hatten. Weiterhin taucht dort öfters der Begriff „Fick-Anstalt" auf,
also vermutlich alles von pubertierenden Jugendlichen hingeschmiert.
Durchaus noch interessant war ein Abstecher in den Keller der Klinik,
wo noch alte Bunkerräume, relativ moderne Lagerräume für Medizin
mit Kühlanlagen, eine komplette Wasserversorgungsanlage mit
eigenem Brunnen sowie eine eigene Stromgeneratormaschine vor sich
hin gammeln, aber leider konnte ich das nicht knipsen, weil
ausgerechnet dort beim ersten Versuch mit Blitz zu knipsen der Akku
schlapp machte, so dass dort kein einziges Bild zustande kam.
Insgesamt kann man sagen, dass diese Besichtigung zweifellos
interessant war, aber es ist nicht zu vergleichen, mit den
Besichtigungen in alten Fabriken. Letzteres hat eine ganz andere
Qualität und übt eine höhere Faszination auf uns aus. Eine echte
Fabrikbesichtigung ist übernächste Woche geplant, es handelt sich
aber um eine alte Papierfabrik in den neuen Bundesländern. So weit
reisen wir für dieses neue Hobby ja nicht.

Bei uns hier kommt immer am Montag relativ früh gegen 7 Uhr die
Müllabfuhr. Jetzt ist mir aufgefallen, dass die neuerdings bei der
Müllabfuhr auch Frauen beschäftigen und dazu noch ganz zierliche,
denen man das gar nicht zutraut. Der Müllwagen wurde von einem
Mann gefahren, aber die Tonnen wurden von 2 jungen Frauen,
schätzungsweise im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, herangeholt und
in diese Kippvorrichtung am Müllwagen eingehangen. Nun ist die
körperliche Belastung bei diesem Job heute sicher nicht mehr so hoch,
wie noch vor einigen Jahren, da heute alle Tonnen Räder haben und
weil die neuen Müllwagen die Tonnen aus Straßenhöhe her selbst
anheben. Trotzdem stelle ich mir vor, wenn man das etliche Stunden
bei jedem Wetter gemacht hat, dann geht es auch alleine schon vom
Rollen der Tonnen an die Substanz. Diese komischen gelben Säcke
wurden bereits vor längerem sinnvoller Weise abgeschafft und durch
eine weitere Mülltonne ersetzt. Das ist wesentlich sinnvoller und
besser in der Handhabung. Wer diese blöden Gelbsäcke mal erfunden
hat, das muss ein Mensch gewesen sein, der eine Sache nicht zuende
denken konnte. Weil der grüne Punkt-Müll, der ja da vorwiegend rein
kam, meist sehr leicht ist, wurden bei heftigem Wind diese Säcke oft
quer über die Straße geweht und landeten dann sonst wo oder sie
wurden über nacht von Tieren aufgerissen und nach Fressbarem
durchwühlt. Nicht selten lagen am anderen Morgen die Müllteile breit
in der Gegend verstreut. Von diesen Säcken habe ich nie etwas
gehalten. Andererseits bin ich der festen Überzeugung, und damit
stehe ich nicht alleine da, dass die ganze Mülltrennung barer Unfug
ist, jedenfalls was diese Trennung in Normalmüll und gelbe Tonne
bzw. zuvor gelbe Säcke betrifft. Das können heute Maschinenanlagen
viel exakter und besser und man würde bei einer einzigen Abfuhr, die
alles enthält, zig Millionen an gefahrenen Müll - LKW - Kilometern
jährlich und damit auch Luftverunreinigungen durch Abgase
einsparen, brauchte weniger Personal und könnte die
Müllentsorgungskosten drastisch reduzieren. Aber letzteres wollen die
ja gar nicht, weil der müllentsorgende Bürger auch eine willkommene
Melkkuh ist, die man unter diesem Vorwand vorzüglich zur Kasse
bitten kann. Ich fände es sowieso viel gerechter, wenn sich die
Müllgebühren nach der Anzahl der Entleerungen der Tonnen pro Jahr
berechnen würden, denn Sie können mir glauben, dass wir oftmals die
Tonne gar nicht voll kriegen und deswegen auch locker mit der Hälfte
der Abfuhrtermine auskämen. Wenn andere mehr Müll erzeugen und
daher entsprechend häufige Abfuhren benötigen, dann sollen diese
Leute das auch in dem Maße bezahlen und nicht einfach alle, die das
gar nicht in diesem Ausmaß brauchen. Doch genug vom Müll.

In der vorletzten Woche hat es öfters geschneit und dank der niedrigen
Temperaturen blieb das auch liegen, jedenfalls auf den Feldern. So
haben wir die Winterreifen aufs Auto geschraubt, was besonders bei
Kaylas Montagsjob in Allerherrgottsfrühe in der Papierfabrik wichtig
ist. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Tage ihres
Frühaufsteher - Jobs auch gezählt sind. Wie ich Ihnen schon seinerzeit
berichtete, war von Anbeginn an klar, dass dieser Job nur
vorübergehender Natur ist, bis dass neue Maschinen installiert sind,
die das automatisch erledigen. Sie macht ja so eine Art Endkontrolle,
ich hatte es Ihnen damals mal kurz beschrieben. Die
Maschinenbaufirma kam mir ihrem Aufbau wohl zügiger voran, als
erwartet. Zunächst war man davon ausgegangen, dass diese
Maschinen spätestens ab März 2008 Kaylas Arbeitsplatz ersetzen,
aber schon in der letzten Woche haben die Anlagen ihren ersten
Probelauf erfolgreich absolviert. Nun folgen noch einige Wochen der
genauen Einstellung und Einrichtung und es heißt offiziell, dass Kayla
spätestens ab Beginn 2008 ihren Montagsjob los ist, wahrscheinlicher
ist aber, dass sie sogar schon vor Weihnachten nicht mehr hin braucht.
Sie wissen ja, wie geheimnisvoll Firmenchefs mit solchen Daten
manchmal umgehen, die Betroffenen kriegen dann manchmal am Tag
vorher erst gesagt, dass sie morgen nicht mehr kommen brauchen.
Andererseits muss man sagen, dass wenn dies ein Dauerarbeitsplatz
gewesen wäre, dann hätte Kayla diesen Job auch nie bekommen, weil
man dann weiteres Personal fest eingestellt hätte, für jeden Tag, nicht
nur für Montags und diesen Dauerjob hätte Kayla ja nicht haben
wollen, wo sie dann jeden Tag dorthin gemusst hätte. So füllte sie ja
nur eine Personallücke, die ausschließlich Montags in der Frühschicht
entstand, weil nicht mehr genug Personal im Umlauf war, nachdem
eine Frau aus dem regulären Schichtumlauf gekündigt hatte. Weil die
Firmenchefs aber wussten, dass die neue Maschinenanlage weitere
Arbeitsplätze überflüssig macht, haben die diese Fehlstelle gar nicht
mehr neu besetzt, sondern nur die Arbeitszeiten der verbliebenen
Kräfte gestrafft. Nur jeweils bei der ersten Frühschicht montags ging
das nicht auf und deshalb wurde Kayla als Aushilfskraft
vorübergehend eingestellt. Im Arbeitsvertrag steht, dass es ein
Sonderfall ohne irgendwelche Rechte auf Weiterbeschäftigung über
diesen Sonderfall hinaus ist. Allerdings scheint der Chef mit ihrer
Arbeit sehr zufrieden zu sein, denn er hat schon in Aussicht gestellt,
dass sie im Laufe des nächsten Jahres wieder mehrmals zur Aushilfe
dort arbeiten könnte, z.B. in Urlaubszeiten, wenn es öfters Engpässe
geben würde. Der Personalchef wollte sie sogar überreden, ein
normales Dauerbeschäftigungsverhältnis einzugehen, sobald eine
Vollzeitstelle frei würde, was ab zweiter Jahreshälfte 2008 der Fall ist.
Das will Kayla aus heutiger Sicht aber ja gerade nicht, ich würde es
auch nicht wollen, denn dann hat man von der ganzen Woche nichts
mehr. Nun, es ist dann auch wieder schön, wenn Kayla montags nicht
mehr um 3 Uhr aufstehen muss und im Bett bleiben kann, zumal es im
Winter ohnehin um diese frühe Uhrzeit oft recht ungemütlich ist und
dann noch widrige Verkehrsverhältnisse herrschen.

Ha! Noch eine kleine Sache, fast schon eine selbst verursachte
Anekdote am Rande. Ich erzählte Ihnen ja, dass wir seit längerem
kostenlos mit altem Dieselkraftstoff vom Fabrikgelände, der sonst in
dem alten Tank vergammeln würde, unser Auto fahren. Wir haben in
der Zwischenzeit in jeder Woche sicherlich 20 Kanister mit je 20
Litern Inhalt immer rüber geschleppt und unsere Vorratstanks hier
sind zum Bersten randvoll. Da in dem Dieseltank auf dem
Firmengelände aber immer noch reichlich Vorrat ist, den wir nicht nur
deshalb so einfach ungenutzt verkommen lassen wollen, weil wir
keinen Platz zur Bevorratung mehr haben, kam mir eine Idee, auf die
mich eigentlich der Bauer gebracht hatte, der hinten die Weiden nutzt.
Übrigens der gleiche Bauer, der auch mal das Theater mit seinem
eigenwilligen Bruder wegen der Erbweide dort hinten hatte.
Jedenfalls, um es kurz zu machen, dieser Bauer hatte einen alten
Tankanhänger zu verkaufen, der sogar für Kraftstoff geeignet ist.
Nicht so einen riesengroßen, wie ihn die Öllieferanten haben, sondern
so ein kleines Ding, welches auch zum Bewässern von Weiden oder
als Viehtränke genutzt wird. Immerhin gehen 800 Liter da rein, das ist
ja schon mal was. Der Bauer bot uns diesen Anhänger für 200 Euro
zum Kauf an. Mir kam die Idee, Sie können es sich denken, dann
diesen 800 - Liter - Tankanhänger auch noch mit Diesel randvoll zu
befüllen und hier bei uns auf dem Gelände abzustellen. Durch die
gesparten Dieselkosten rechnet sich das ja mehrfach gegenüber dem
Anschaffungspreis. Ich habe mit dem Bauern noch etwas verhandelt
und so wechselte der Anhänger für 150 Euro den Besitzer. Der Bauer
hat den dann mit seinem Traktor hier bei uns aufs Grundstück an die
Stelle rangiert, die ich für sinnvoll hielt, damit man ihn von der Straße
erst gar nicht sieht. Jetzt befüllen wir den immer mit den 20 Liter -
Kanistern, bis er voll ist. Aber bevor man mit 20 Liter - Kanistern 800
Liter zusammenträgt, da wird schon eine Weile vergehen. Natürlich
wäre es praktischer gewesen, wenn der Bauer gleich den ganzen
Anhänger rüber ins Fabrikgelände gefahren hätte, wir ihn dort hätten
voll pumpen können und er mittels seines Traktors ihn dann gefüllt
wieder zurück gefahren hätte, aber der Bauer sollte ja nichts von der
kostenlosen Dieselquelle wissen. Ich habe dem ja nicht gesagt, wozu
wir den Tankanhänger gebrauchen. Er hat sich zwar ein wenig
gewundert, dass wir den gekauft haben, er hätte eher erwartet, dass ein
Berufskollege den kauft, aber Geld ist Geld, das war für den wichtig
und ob er das Geld dafür von einem Kollegen oder von uns bekam,
das war dem ja egal. Besonders wunderte er sich darüber, dass wir ja
gar keinen Traktor haben, mit dem wir das Ding fahren können, denn
an ein Auto kann man den nicht hängen. Erstens weil er zu schwer
dafür ist und zweitens hat der eine ganz andere Art von
Anhängerkupplung, so wie ein LKW - Anhänger. Naja, inzwischen
haben wir aber immerhin schon rund 200 Liter Diesel drin, weil wir in
den letzten Tagen jeweils 2 mal täglich auf dem Gelände waren und
jedes mal 2 volle 20 - Liter - Kanister mitgebracht hatten und die dann
in den Tankanhänger umfüllten. Wissen Sie, wir haben immer ein
wenig die Befürchtung, dass irgendwann doch neue Eigentümer für
die Fabrik daher kommen und alles dicht machen, umgestalten oder
schlimmstenfalls sogar abreißen, man weiß das ja nie. Dann würde
man sich Vorwürfe machen, sich nicht zeitig genug soviel wie
möglich von dem immer kostbarer werdenden Saft gesichert zu haben.
Man kann ja sagen, mit jedem erneuten Blick auf eine Tankstelle und
deren fast täglich ansteigenden Preise, freut man sich mehr über den
kostenlosen Sprit und mit jedem neuen Preisanstieg an den Zapfsäulen
steigt auch der Wert des so kostenlos gesicherten Dieselöls. Ganz
unbegründet sind die obigen Befürchtungen in Bezug auf das
Fabrikgelände sicherlich nicht, denn wie ich von dem Rentner hörte,
soll es wieder Verkaufsverhandlungen über eine weitere alte Halle
geben. Wahrscheinlich soll es aber eine von denen sein, die auch noch
gut über die neu gebaute Stichstraße zur Regenwasserbehälter - Fabrik
erreichbar ist, die also in deren Umfeld liegt. Der Rentner sagte, eine
Firma für sogenannte Plasma - Schweiß- und Schneidetechnik sei im
Gespräch, dort einen Betrieb einzurichten. Die treibende Kraft wären
auch bei denen die engen Platzverhältnisse in ihrem heutigen Betrieb.
Hier könnten sie für verhältnismäßig wenig Geld eine große Halle
erwerben, die ihren Platzansprüchen reichlich genügt. Jedoch noch ist
es im Stadium des Gerüchts, aber man hat ja gesehen, wie schnell das
im Falle der Behälterfritzen ging und die anderen beiden kleinen
Hallen, von denen ich vor vielleicht einem halben Jahr mal berichtete,
waren ja auch fast über Nacht schnell mit neuen Eigentümern belegt.
Darüber werde ich Ihnen demnächst auch noch Näheres berichten,
aber heute nicht mehr. Es scheint wirklich so zu sein, wenn nach
Jahrzehnten Stillstand erst mal einer anfängt, hier wieder etwas zu
machen, dann zieht das gleich andere mit an und wer weiß, ob hier im
nächsten Jahr um diese Zeit nicht schon das ganze Areal in regem
Betrieb wabert. Letzteres möchte ich mir aber nicht wirklich
wünschen. Solange dieser Bereich hinten um die Regenwasserfabrik
betriebsam aufblüht, soll es uns nur recht sein, hier bei uns
beeinträchtigt das die schöne Ruhe so gut wie gar nicht, aber wenn
hier auch wieder reger Betrieb wäre, dann ist mir doch die heutige
Situation lieber.

Jetzt beginnt mit sichtlich großen Schritten wieder die Zeit, in der
verschiedene kitschlastige Leute ihre Hauswände mit diesen
furchtbaren Fassadenkletter - Nikoläusen bestücken. Ich glaube, ich
hatte letztes oder vorletztes Jahr schon mal darüber gewettert, aber
nach meiner Ansicht müssen Leute, die sich so etwas ans Haus hängen
schon ziemlich von geistiger Umnachtung geplagt sein, um solch
einen Überkitsch mitzumachen. Im Zusammenhang mit Weihnachten
ist solches nach meiner Auffassung die so ziemlich größte
Entgleisung, die derzeit möglich ist. Unterdessen beweist es gleich
viele Dinge auf einen Schlag, z.B. dass die Hauseigentümer oder
Mieter, die das tun, völlig kritikunfähig sind und jeden Unfug
mitmachen, den die Kitschindustrie erfindet, nur um damit ein
Geschäft zu machen. Machen wir uns doch nichts vor, diese
Gummipuppen von Nikoläusen sind nur dazu erfunden worden, um
wieder etwas zu haben, was man einer großen Schafsherde von
kritikunfähigen Konsumenten aufschwatzen kann, um damit Geld zu
machen. Einen echten Bezug zu Weihnachten oder zum Nikolaustag
hat dieser ausgeprägte Schwachsinn doch nicht. Bravo, der Nikolaus
als Gummipuppe! Vermutlich stammen diese Figuren von den
gleichen Herstellern, die sonst Sex - Gummipuppen produzieren, aber
weil deren Absatz vielleicht rückläufig ist, haben die vor Jahren
diesen geistigen Dünnschiss erfunden. Aber der kam wahrscheinlich
über Amerika auch nach Europa rübergeschwappt, die Amerikaner
sind ja bekanntlich ohnehin sehr kitschfreundlich eingestellt. Natürlich
nicht alle, aber viele. Das sieht man ja schon in den amerikanischen
Filmen oft. Sicher kann man sagen, es ist deren Sache, ist es ja auch,
aber im Prinzip ist es auch nicht nur deren Sache, weil sie sich damit
vor einen Karren spannen lassen, der gar nicht ihr Karren ist, nur die
„Doofen" merken das noch nicht einmal. Häuser voller
Gummipuppen, Flacker-Lichtschläuchen, Glimmerfiguren,
Lichterketten, Lichtfiguren und, und, und ... einfach grässlich diese
Auswüchse des vorweihnachtlichen Wahnsinns. Ich habe gewiss
nichts gegen einen Tannenbaum im Garten und Vorgarten, der mit
einer Lichterkette geschmückt ist, auch nichts gegen ein auf ähnliche
Weise beleuchtetes Fenster, das sieht durchaus heimelig aus, aber
diese wuchernden Auswüchse des Wahnsinns, wo ganze Häuser in
Lichtburgen verwandelt werden, sehe ich als ein Zeugnis der immer
mehr um sich greifenden Volksverblödung in Deutschland. Einer, der
eine goldene Armbanduhr trägt, wird auch im Normalfall nicht auf die
Idee kommen, sich an jeden Arm 100 goldene Armbanduhren zu
binden, im Glauben, das sähe dann noch schöner aus, als eine Uhr. Tut
er es doch, würde so ziemlich jeder ihn für verrückt erklären, ähnlich
ist das mit diesen Leuten auch, die so vielen Weihnachtskitsch an ihre
Hauswände heften. Je kitschiger je lieber, die Leute haben immer
mehr den Sinn für etwas wirklich Schönes und Reales verloren, denn
es wird mir wohl keiner erzählen wollen, das so etwas wirklich schön
ist. Ich vergleiche das auch ein wenig mit einer uralten, schrulligen
und zugleich potthässlichen Dame, die sich mit Zentnern von
Schmuck behängt, einen Nerzmantel umwirft und dann noch ernsthaft
glaubt, dadurch wieder schön und attraktiv zu werden. In Wahrheit
wird sie dadurch nur zu einer Witzfigur, über die in ihrer Abwesenheit
nur gelacht wird und die ohne diesen ganzen Tinnef in ihrer
natürlichen Schrumpeligkeit immerhin noch schöner ausgesehen hätte,
als mit diesem ganzen Kokolores.

Noch kurz eine etwas seltsame Begebenheit. Neulich kam eine
Kolonne von Förstern, Waldarbeitern und ähnlichen
Forstbeschäftigten mit diversen Transparenten hier in einem
Protestmarsch aus dem kleinen Waldbereich, der südlich von hier
liegt, worin sich auch der Militärauto - Schrottplatz befindet. Der
Protest richtete sich wohl gegen die Landesregierung, die einen
beachtlichen Teil der öffentlichen Waldflächen an Privat verkaufen
will, wonach dann auch viele Forstleute nicht mehr benötigt werden
und ihren Job los sind. Privatwälder werden von privaten Forstwirten
bewirtschaftet und bestenfalls noch von einer Art Oberforstamt ab und
zu kontrolliert, wenn ich das alles richtig verstanden habe. Nun wird
man, im Falle eines Verkaufs, die heutigen Forstbeschäftigten, die in
den behördlichen Forstämtern angestellt waren, nicht einfach
entlassen, viele davon sind wohl auch Beamte, die nicht so ohne
weiteres entlassen werden können, aber man will die Leute, die dann
nicht mehr in Forstdiensten unterkommen können, in andere Behörden
versetzen. Arbeiter z.B. zu den Straßenmeistereien, als
Kommunalarbeiter in Gemeinden und Städten; Beamte in andere
Verwaltungen, Katasterämter, Polizeidienste u.s.w. Das gefällt den
Waldmännern natürlich nicht, wo sie jahrelang an die schöne Arbeit
an der frischen Waldluft gewöhnt waren. So haben etliche sich davon
zusammen getan und spazieren diesen Protestmarsch quer durch alle
möglichen Waldgebiete im ganzen Land und machten so auch diese
Tage hier ihre Rundwanderung. Der Besitzer von diesem Militärauto-
Schrottplatz war an diesem Tag auch gerade hier und er war sofort
hellauf begeistert von dem Vorhaben, dass diese Forstverwaltungen
drastisch abgespeckt werden und in private Hände übergehen. Der
Grund liegt bei ihm wohl auf der Hand. Er hat da in letzter Zeit immer
ziemlichen Ärger mit Auflagen und Forderungen die ständig von einer
hier zuständigen Forstbehörde an ihn herangetragen werden und er
geht davon aus, wenn diese Bürokraten wegfallen, dass damit dann
auch die Handhabung für sein Privatgelände, was ja im Prinzip heute
ein Bestandteil des Waldes ist, deutlich einfacher wird und er sich
nicht mehr von diesen Leuten auf der Nase herumtanzen lassen muss.
Er hat sich da, nach seinen eigenen Worten, wohl besonders einen
speziellen Freund gemacht, irgend so ein Forstdirektor oder was, der
inzwischen sein erbitterter Feind geworden ist und ihm laufend
versucht, neue Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Er hat schon
gesagt, wenn diese Auflösung und Privatisierung der Forstämter
kommt, dann soll man diesen Knilch gleich zur Aufforstung des
Mondes auf selbigen schicken.

So das soll für heute reichen. Ich hätte sicher noch genug Ereignis -
Material, um weitere 10 Seiten zu füllen, leider fehlt mir momentan
etwas die Zeit. Ich hoffe, dass es im nächsten Monat wieder etwas
ruhiger zugeht und ich dann vielleicht mehr Zeit finde, Ihnen
ausführlichere Berichte über all das zu schreiben, was sich hier in
letzter Zeit zugetragen hat und über das, was sich derzeit hier
abzeichnet. Es tut sich einiges, aber bei etlichem davon wäre es auch
jetzt noch zu früh, darüber zu berichten, weil man selbst noch nicht
genau weiß, in welche Richtung es sich entwickelt. Kayla ruft mir
gerade zu, dass ich Ihnen auch von ihr viele schöne Grüße bestellen
soll, was ich hiermit tue. Dann also bis zum nächsten mal, alles Gute
und so wie es aussieht, geht es bei meinem nächsten Schreiben schon
bald nah an Weihnachten heran.

Ihr

Egbert Lappenkeuler.