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Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Kleines Kaleidoskop” und “Fußballwahn” aus dem Jahre 2008. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Kleines Kaleidoskop" vom 17.05.2008
Frühlingsbelagerte Grüße!
Nach einer etwas längeren Pause melde ich mich hiermit wieder zurück mit einem kleinen Kaleidoskop der zurückliegenden Ereignisse.
Der Frühling zieht uns nun langsam in seinen Bann. Das Wetter scheint ziemlich unentschlossen zu sein, allerdings wurde es in den letzten Tagen hier doch deutlich wärmer. Wir haben uns eine Sitzbank vor und eine weitere hinters Haus gestellt. Auf der Bank vor dem Haus kann man sich morgens schön in die Sonne setzen und auf der hinterm Haus das gleiche nachmittags. Da ist mir dann gleich beim ersten Test der Bank eine Art Malheur passiert. Gleich am Tag nach der Aufstellung war morgens gegen halb 9 so schönes Wetter und ich sagte zu Kayla nach dem Frühstück, dass ich mich mal probehalber für 10 Minuten dorthin in den Sonnenschein setze. Kayla selbst beteiligte sich an diesem Probesitzen nicht, weil sie gerade drinnen mit etwas anderem beschäftigt war. Gegen 9.30 Uhr wollten wir nach Karlsruhe fahren, wegen einem Arzttermin. Also ich setzte mich auf die Bank und bin dann bei der totalen Ruhe, die hier draußen herrschte, im schönen Sonnenschein unbeabsichtigt eingeschlafen. Kayla hatte über ihrer Beschäftigung im Haus auch die Zeit außer acht gelassen und kam schließlich gegen 10.30 Uhr nach draußen gesaust und weckte mich. Da war es zu spät für den Arzttermin. Ich rief bei denen an, aber ein Ersatztermin war erst 3 Wochen später zu kriegen. Also man sitzt dort bei Sonnenschein so schön und weil es hier meistens so ruhig ist, da ist man eingeschlafen, bevor man noch darüber nachzudenken vermag.
Ungefähr in der Weihnachtszeit 2007 schrieb ich Ihnen davon, dass auf dem Fabrikgelände sich weitere neue Investoren niederlassen wollen, die in einem kleinen Teilbereich eine Unterhosenfabrik aufziehen wollten, was für sich genommen ja schon ein wenig kurios klingt. Wir betrachten diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Einerseits sind wir dafür, weil so zumindest diese Gebäude schon mal erhalten werden und auch weil sich damit ganz langsam die Infrastruktur hier etwas verbessert, d.h. die gesamte Zufahrtsstraße soll besser hergerichtet werden, wovon wir auch profitieren. Andererseits sitzt uns ein wenig die Angst im Nacken, dass die liebgewordene Ruhe dann zunehmend weniger wird, denn jedes neue Unternehmen und sei es auch noch so klein, zieht wieder neuen Verkehr hierhin und macht zugleich die Siedlung wieder bei mehr Leuten bekannt, wo sie doch schon weitestgehend in Vergessenheit geraten war. Wir haben in letzter Zeit schon oft erlebt, dass sich hier Schaulustige und Neugierige einfinden, die eben nur mal gucken kommen wollen, um zu sehen, was sich hier bei den neuen Unternehmen tut. So etwas gab es vor einem knappen Jahr hier noch gar nicht. Doch zurück zu der Firmen - Neuansiedlung. Ich hatte Ihnen damals ein Foto beigesteuert von einer mittelkleinen Halle, die zu dieser Unterhosenfabrik umgebaut werden sollte. Nun, inzwischen ist alles längst über die Bühne gegangen und in dieser Halle wird schon seit dem 2. Mai gearbeitet. Diese war ja noch recht gut in Schuss und die neuen Eigentümer haben da auch gar nicht viel verändert. Es wurden mal, über einen Zeitraum von einer Woche, etliche Einrichtungen und Maschinen angeliefert. Am 01. Mai, also einen Tag vor der offiziellen Betriebsaufnahme, gab es für Interessierte einen Tag der offenen Tür, dem wir uns natürlich angeschlossen haben. Die Geschichte mit der Unterhosenproduktion ist allerdings geplatzt. Die Textilfirma, die das Gebäude eigentlich kaufen wollte, hat sich das im letzten Moment alles noch mal genau angesehen und war dabei zu dem Schluss gekommen, dass das Gebäude für eine solche Produktion doch eher ungeeignet ist. Besonders der große, hohe Hallenraum im Erdgeschoss ist mehr eine Angelegenheit für gröbere Dinge. Hätten die das alles passend für ihre Unterhosenfabrik umbauen wollen, dann wäre es genau so teuer geworden, wie ein kompletter Neubau. Wie das aber oft so ist, der Unternehmer kannte wieder einen anderen Unternehmer, der ebenfalls expandieren wollte und so kaufte der dann diese Halle. Diese Firma stellt nun 2 eigentlich völlig unterschiedliche Produkte her, die miteinander so rein gar nichts zu tun haben. Eine komische Mischung. Aber die Firma hat sich in diesen beiden Sparten schon länger erfolgreich etabliert. Wenn Sie sich vielleicht an meine Email aus der Weihnachtszeit entsinnen, diese Halle, hat 2 Etagen, unten einen mehr hallentypischen Großraum mit Kranbahn und recht hoch. Oben die Etage ist in 3 großflächige Räume unterteilt mit relativ niedriger Deckenhöhe, mehr im Stil einer Werkstatt. Im Erdgeschoss stellt diese Firma Spinde her. Sie kennen sicher diese Spinde, solche Kleiderschränke für Betriebe halt, in denen die Beschäftigten ihre privaten Klamotten reinhängen und die Arbeitskleidung rausholen. Nun ist auch dort die Zeit weitergegangen. Früher kannte man solche Spinde eigentlich nur in 2 Bauformen, entweder ganz aus Stahlblech, meist grün oder grau lackiert oder aus Holz in braun, ähnlich einem einfachen Kleiderschrank. Hier diese neue Firma stellt die Schränke im wesentlichen aus stabilem Kunststoff her, meist in blau oder grau und bei den teureren davon ist dann in den Türen noch eine Aluplatte eingearbeitet. Die sehen relativ chic aus. Das ist so ein stabiler Kunststoff, der dem Material ähnelt, aus dem heute so die stabilen Mülltonnen sind, nur noch etwas dicker und rauer und dann in blau, hellgrau und alufarben. Wie gesagt, das ist die eine Produktpalette, hingegen im Obergeschoss der Halle stellt die Firma Keramik- Tischplatten als Zulieferer für die Möbelindustrie her. Sie kennen sicherlich solche Wohnzimmertische, auf deren Holzplatte im Mittelbereich Keramikfließen, meist mit diversen Mustern, als Tischoberfläche befestigt sind. Zum einen zur Verschönung der Optik, zum anderen weil's praktisch ist, weil man sie z.B. nach dem Essen leicht abwischen kann. Diese Firma hier stellt aber nicht die kompletten Tische her, sondern nur diese obere Tischplatte, wo halt diese Keramikfließen wie eine Einlegearbeit drauf sind. Diese produziert sie dann gleich für 5 verschiedene große Möbelhersteller aus ganz Europa, wie man uns bei der Führung sagte. Das klingt zwar gewaltig, ist es aber nicht, denn so hoch ist der Absatz an solchen Tischen heute wohl auch nicht mehr. Es sickerte durch, dass die dort pro Tag rund 10 bis 12 Tischplatten dieser Art produzieren. Bei den Spinden im Erdgeschoss entstehen pro Tag immerhin etwa 50 solcher Kunststoffschränke. Zur Expansion planen die auch schon die Produktion von Werkzeug- und Materialschränken sowie von Schränken für Arztpraxen in dieser Machart. Die Produktion der Spinde ist sehr stark automatisiert, weil alles aus Kunststoff automatisch gegossen und gepresst wird. Am Ende sind dann nur noch ein paar Leutchen, die die Türen und Aluteile einsetzen, die Beschläge einbauen und dann noch mal alles kontrollieren oder nacharbeiten. In diesem Spind-Bereich arbeiten derzeit ganze 6 Leute, mehr nicht. Die Maschinen nehmen allerdings viel Platz in Anspruch, weil es sehr langgezogene Anlagen sind, so dass dieser riesige Hallenraum im Erdgeschoss bereits nahezu voll ausgefüllt ist. Im Obergeschoss die „Verkachelung" von Tischplatten, das ist reine Handarbeit, Maschinen gibt es dort nur wenige. Da befinden sich vornehmlich Eisenrahmengestelle auf drehbaren Böcken, die diese Grundplatte halten, damit eine Arbeiterin oder ein Arbeiter oben diese Platten aufbringen kann, die richtig mit speziellem Haftmörtel und Fugenmörtel verarbeitet werden, ähnlich wie man es beim Kacheln des Bads macht. Am Schluss geht die so gefertigte Tischplatte dann nur in einen großen Trocknungs- und Härtungsofen, damit man nicht mit der Auslieferung warten muss, bis dass dieser Mörtel auf natürliche Weise ausgehärtet ist. So geschieht die Aushärtung innerhalb von einer halben Stunde. Das soll in dem Ofen sogar irgendwie mit ultraviolettem Licht gehen, weil dem Mörtel etwas spezielles beigemengt wäre. Das macht man so, damit beim Härten das Holz der Grundplatte nicht durch Hitze geschädigt wird. In dem Bereich arbeiten ganze 8 Leutchen. Dann kommen noch ein paar Kräfte im Büro und der Chef. Also etwa 20 Leute insgesamt schaffen dort. So muss man sagen, dass aus dieser Fabrik nun eigentlich mehr ein Handwerksbetrieb oder ein Zwischending zwischen Fabrik und Handwerksbetrieb geworden ist. Vielleicht trifft der alte Ausdruck Manufaktur solch eine Betriebsweise noch am ehesten. Dieser zusätzliche neue Betrieb dort stört uns allerdings nicht im Geringsten, denn er befindet sich von unserem Haus aus betrachtet noch ein gutes Stück weiter entfernt, als die Regenwasserbehälterfabrik. Der Firmeninhaber, der die Rund- Führung selbst leitete, ein übergepflegter Mensch, der extrem nach teurem Rasierwasser roch und geschminkt aussah, als ob er gerade aus einem Ölbad gestiegen wäre, gekleidet mit feinstem teuren Zwirn, erläuterte, dass wenn die weiteren Expansionspläne verwirklicht würden, also mit den Werkzeugschränken u.s.w., dann wolle man eine weitere alte Halle in der direkten Nachbarschaft erwerben und ausbauen. Dort sollen dann weitere 10 Arbeitsplätze entstehen. Der bisherige Stammsitz des Unternehmens befindet sich sehr weit entfernt von hier, nämlich in Remscheid, das ist wohl irgendwo in Nordrhein - Westfalen. Dass die ausgerechnet hier nun ihren Zweigbetrieb machen, hat wohl mehrere Gründe. Zum einen weil der Unterhosenproduzent ein persönlicher Bekannter von dem ist, der ihm den Tipp gab, dass diese Hallen hier billig zu haben sind, zum anderen weil die viele ihrer Produkte nach Frankreich verkaufen und das liegt von hier wesentlich näher, als Remscheid. Zudem seien hier am Arbeitsmarkt leichter entsprechende Fachkräfte zu kriegen gewesen und die steuerlichen Rahmenbedingungen besser.
Doch damit im Moment genug von der „industriellen Entwicklung" hier vor Ort.
Vor einigen Wochen traf hier ein seltsames Schreiben aus Thailand ein. Es war an Kayla gerichtet, allerdings komplett in fehlerfreiem Deutsch abgefasst, was Kayla noch mehr verwunderte als mich. In dem Schreiben wurde behauptet, dass Kayla von einem verstorbenen Verwandten in Thailand sämtliches Vermögen geerbt habe. Sie könne das aber nur dann antreten und in Besitz nehmen, wenn sie persönlich dort bei einer bestimmten Behörde vorspräche. Kayla sagt, dass es nach ihrer Ansicht völliger Unsinn sei, da alle ihre Verwandten bettelarm gewesen wären. Der dort zitierte entfernte Verwandte, der sie nun angeblich fürstlich beerbt haben soll, habe früher jahrelang davon gelebt, dass seine Frau für andere Leute Wäsche gewaschen hat und er selbst diese dann abgeholt bzw. ausgeliefert hat, nicht per Auto, sondern per Moped mit Karre dran. Als sein Moped mal kaputt war, sei er quer durch die ganze Verwandtschaft gezogen, um sich dort das Geld für ein Reparaturteil zusammen zu betteln. Dass ausgerechnet dieser Verwandte nun kurz vor seinem Ableben inzwischen reich geworden sein soll, das glaubt sie nicht. Sie hält den Brief für eine Finte, um sie nach Thailand zu locken. Sie will auf gar keinen Fall dorthin fliegen, selbst nicht mit dem Risiko, so vielleicht wirklich ein reichhaltiges Erbe auszuschlagen. Sie sagte, in Thailand sei es wohl so, wenn der für das Erbe vorgesehne Erbe das Erbe nicht antrete, dann würde nicht der in der Reihe theoretisch nächstliegende Verwandte das Erbe zugesprochen kriegen, wie es hier wohl ist, sondern dann ginge das automatisch in Staatseigentum über. Auch findet sie, dass die Stelle, die den Brief abgeschickt hat, keine offizielle staatliche Stelle wäre, sondern ein imaginäres Büro für Ahnenforschung, so würde man das wohl übersetzt nennen, was in dem Briefkopf steht. Es ist ohnehin für mich etwas kurios, der ganze Brieftext ist in fehlerfreiem Deutsch, während die Briefköpfe alle in Thai abgefasst sind, womit ich nun gar nichts anfangen könnte. Kayla hält es selbst für relativ unmöglich, dass man in ihrem früheren Umfeld in Thailand überhaupt ihre heutige Adresse kennt, weil sie diese selbst nie irgend wem gegeben hat. Nach außen hin trete nur ich hier unter der Adresse in Erscheinung, Kayla überhaupt nicht und die Meldebehörden geben heute wegen Datenschutz normalerweise so einfach auch keine Auskunft, wer bei wem wo wohnt. Früher war das einfacher, da brauchte man nur zu behaupten, man sei ein ehemaliger Schulkamerad und plane ein Klassentreffen von ehemaligen Schülern, dann bekam man alle Daten, aber die Zeiten sind schon lange vorbei. Zudem muss das, was man in Thailand als reichhaltiges Erbe bezeichnet, hier nicht wirklich viel bedeuten. Dort herrschen andere Wertverhältnisse und Kayla sagt, wenn dort jemand ein Vermögen hat, was vielleicht in Euro einem Wert von 2.000 Euro entspricht, dann würde der als so hoch vermögend angesehen, wie hier jemand, der 200.000 Euro hat. Sie wird sich zunächst nicht weiter um diese Angelegenheit kümmern, auch wenn in dem Schreiben eine Frist bis Mitte Juni gesetzt wird, in der sie dort zur Erbübernahme vorsprechen soll.
Letzten Donnerstag sind wir in einem alten Steinbruch, der 17 km von hier entfernt liegt, mit einem selbst ernannten Naturschützer aneinander geraten. Ich sage Ihnen, ein fanatischer Idiot aller ersten Ausmaßes! Wir hatten den Steinbruch auf einer kleinen Wanderkarte entdeckt, die unweit von hier in so einem Schaukasten hängt. Da wir das interessant fanden, sind wir mit dem Wagen dorthin gefahren und dann halt um diesen Steinbruch gewandert, in dessen Mitte heute ein kleiner grünlicher See ist. Es ist ein schönes Plätzchen, vor allem weil es herrlich ruhig und abgeschieden liegt, ohne großen Auflauf von Wanderern oder dergleichen. Als wir den Rundweg fast schon durch hatten, entdeckte Kayla am Rande einige schöne Blümchen, ich weiß nicht wie sie heißen, schön ja, aber man würde sie augenscheinlich nicht gleich als etwas Besonderes einstufen, zumal diese in dem Bereich hundertfach standen. Sie ähnelten ein wenig den altbekannten Gänseblümchen, waren wohl ungefähr doppelt bis dreifach so groß und ihre Stängel waren in einem kräftig leuchtenden, fast neonartigen Grün. Weil gerade so viele dort standen, rupfte Kayla sich vielleicht 10 dieser Blümchen, wickelte sie in ein befeuchtetes Papier, um sie zuhause in eine Vase zu stellen. Es ist wie verrückt. Kaum hatte Kayla diese Blümchen gerupft, da tauchte aus einem nahen Gebüsch ein bärtiger, schmaler Mann auf, bekleidet mit so einer Art Safari- Klamotten, wie sie Anfang der 80iger Jahre mal modern waren und einer Anglerkappe auf dem Schädel, ein Fernglas hatte er noch umhängen. Schon von weitem schimpfte er etwas unverständliches daher und wirbelte mit den Händen in der Luft. Er hastete näher und schimpfte auf Kayla ein, dass sie hier nicht einfach diese Blumen rupfen könne, die stünden angeblich unter Naturschutz und dass er sie anzeigen werde und daher ihre Personalien haben wolle. Ich habe ihn dann erst einmal gefragt, ob er noch alle Sinne beisammen habe oder ob er nur Probleme mit deren Gebrauch hätte. Dadurch wurde er natürlich nicht gerade freundlicher und er beschimpfte mich dann auch. Seine Beschimpfungen wurden immer wahlloser und drehten sich schon längst nicht mehr um die Blümchen. Er hatte in uns wohl generelle Umweltfeinde und Naturzerstörer ausgemacht, denen angeblich jede nachkommende Generation völlig egal wäre. Dann bezichtigte er uns noch, dass Leute wie wir auch am Abschmelzen der Polkappen und der Gletscher schuld wären. Daraufhin bezichtigte ich ihn, dass er wohl nur am Abschmelzen der eigenen Hirnmasse schuld sei. Daraufhin drohte er mir sogar Prügel an. Wissen Sie, man weiß ja nie, wen man da vor sich hat und daher neigen wir eher zur Vorsicht, aber rein vom optischen Eindruck her hätte ich den Typen wegblasen können wie ein Feder, weil der so schmal war. Aber man täuscht sich da ja auch mitunter und ich bin keiner, der es auf körperliche Auseinandersetzungen ankommen lässt, außer wenn es unvermeidbar ist. So sagte ich zu Kayla, dass wir jetzt einfach unsere Runde zu ende wandern und dann wieder zum Wagen gehen, ohne diesen Wichtigtuer weiter zu beachten. So setzten wir zum weiter gehen an. Er dackelte uns dann schimpfend hinterher und verlangte ständig die Angabe unserer Personalien. Wir taten unterdessen so, als sei er schon gar nicht mehr da, unterhielten uns gemütlich über dies und das. Das ging so vielleicht noch 200 m weiter, das Ende des alten Steinbruchs war schon so gut wie erreicht, bis er schließlich an Schritt zulegte und mich von hinten an den Schultern fasste, um mich zwecks näherer Diskussion und Personalienangabe festzuhalten. Da war für mich das Maß überschritten und ich schubste ihn zurück. Ich habe ihm dann gedroht, wenn er uns noch weiter belästigen würde, dann würde er gleich unten in dem schönen grünen See ein Vollbad nehmen und dort seinen überhitzten Kopf abkühlen können. Mit einem Gesichtsausdruck des Entsetzens blieb er dann stumm stehen, während wir dann weiter zum Auto gegangen sind und nach hause fuhren. Wissen Sie, solche Fanatiker hasse ich ja wie die Pest. Das sind Leute, die selbst nichts zustande bringen und sich nur an vermeintlichen Fehlern anderer hochziehen können. Die Grenzen für die vermeintlichen Fehler wollen sie den anderen dabei selbst aufdiktieren. Wofür hält sich solch ein, Verzeihung, blödes Arschloch eigentlich?
Ein für letzte Woche eingeplanter weiterer Arbeitsurlaub in Belgien in dem Schlösschen des Militärautoschrottplatz-Besitzers, ist kurzfristig verschoben worden, weil dem Besitzer andere Dinge dazwischen gekommen sind. Nach der Erledigung dieser Dinge will er in den nächsten Tagen mit einer teilweisen Aufräumaktion auf seinem Schrottplatz hier in unserer Nähe anfangen, sofern das Wetter so schön bleibt. Er sagte, dass er nun einen großen Oldtimerhändler aus der Nähe von Jülich aufgetan hätte, der ihm auf einen Schlag immerhin beachtliche 50 Fahrzeuge abgekauft hat. Diese will der neue Eigentümer der Fahrzeuge demnächst hier abholen kommen. Irgendwie machte der Schrottplatzbesitzer in letzter Zeit öfters zweideutige Bemerkungen, dass sich dort bald einiges ändern soll. Was er damit genau meint, das lässt er aber noch nicht aus dem Sack.
Wo wir gerade beim Thema Fahrzeuge und Autos sind, bleiben wir dabei. Mit dem Auto hatten wir in der vorletzten Woche etwas Pech. Dieses Pech ist allerdings nicht auf das Auto selbst zurückzuführen. Vorne am Abzweig zu dieser kleinen Überland - Zufahrtsstraße zu der Siedlung hier, befand sich vor einigen Wochen eine Baustelle, wo dann nur eine einseitige Verkehrsführung mittels einer Baustellenampel eingerichtet wurde. Auf der gesperrten Straßenseite hatten Bauarbeiter eine größere Fläche von vielleicht 200 m² abgefräst, um wohl die obere Deckschicht zu erneuern. Ein Arbeiter war damit beschäftigt, die ausgefräste Grobteerschicht mittels eines Sprühgerätes zu benetzen. Wir bekamen grün an der Ampel und fuhren also auf der freigegebenen Seite gemütlich durch. Nun erst entpuppte sich der Sprühnebel des Arbeiters als dünner Flüssigasphalt oder so was ähnliches und da der bei unserer Vorbeifahrt gleich fest neben unserem Wagen munter weitersprühte, war diese Fahrzeugseite im Unterbereich extrem mit diesem Teerzeug auf der ganzen Fläche vollgeklebt. Das war eine Sauerei sonders gleichen. Als Laie kann ich nicht davon ausgehen, dass wenn ich grün erhalte, dort mein Fahrzeug mit Teer eingesprüht wird. So hielt ich ein Stück dahinter und stellte den Bauarbeiter zur Rede. Der winkte aber nur ab und wollte gar nicht mit mir sprechen. Dann habe ich mir von deren LKW die Telefonnummer aufgeschrieben und bei denen angerufen. Dort wollte man mich gleich abwimmeln, so auf die Art, dass ich da ja wohl selbst dran schuld wäre, wenn ich dort vorbei fahre. Da habe ich dann bei der Polizei Anzeige gegen die Firma erstattet. Der Polizist auf der Wache hatte zunächst keine richtige Lust, meine Anzeige aufzunehmen und riet davon ab, mit irgendwelchen eigenartigen Begründungen. Als ich mich darauf aber nicht einließ, hat er es doch alles aufgenommen und meine Angaben ausgedruckt, die ich dann auf einem Blatt unterschreiben musste. Kayla wurde dann noch als Zeugin eingetragen. Nach einigen Tagen erhielt ich einen Anruf von dem Chef der Straßenbaufirma, wo der sich noch wütend beschwerte, dass ich so ein Fass wegen solch einer Lappalie aufmachen würde. Ich habe ihm dann gesagt, dass er das ja hätte anders haben können, als ich zuerst bei ihm angerufen hätte, wo man sich einfach versuchte rauszureden. Mein Autobekannter riet mir, den Schaden von einem vereidigten Sachverständigen begutachten zu lassen. Das habe ich dann gemacht, das ging relativ unbürokratisch in der Werkstatt meines Autobekannten in Stuttgart. Der Sachverständige gab einen Termin an einem Donnerstagmorgen um 9 Uhr. Er meinte, so selten wäre das gar nicht, derartige Fälle habe er sicherlich über 20 mal pro Jahr zu bewerten. Nun, er machte sich in einem vorgefertigten Bogen, auf dem der Opel - Corsa in einer Art technischer Zeichnung abgedruckt war, diverse Notizen mit Zahlen und Zeichen, die er dann nachher in eine Tabelle im Computer übertrug. Binnen kurzer Zeit errechnete der daraus eine Schadenssumme von immerhin 520 Euro. Dieser Betrag wird gerechnet für eine professionelle Spezial - Lackreinigung mit anschließender Nachbehandlung und Konservierung. Er sagte, man könne zwar auf die Schnelle dieses Teerzeug meist mit Teerentferner- Spray und Lappen oder Autowatte völlig weg bekommen, aber damit sei es bei der großen Fläche nicht getan. Es klingt etwas paradox, aber würde man anschließend nicht die Rückstände dieses Entferners professionell entfernen und dann den Wagen nicht neu konservieren, würde der Fahrzeuglack in diesem Bereich schnell sehr matt oder sogar seinen Farbton verändern, besonders unter Sonneneinstrahlung. Zuzüglich zu den 520 Euro Schadenssumme kamen noch 125 Euro Gebühr für den Gutachter, die dann ebenfalls vom Verursacher zu tragen sind. Nun, langer Rede kurzer Sinn, obwohl sich der Chef der Straßenbaufirma rausreden wollte, gab er am Schluss klein bei, als er bemerkte, dass wir es ansonsten auf einen Prozess hätten ankommen lassen und übergab die Sache seiner Betriebshaftpflicht-Versicherung. Die hat inzwischen auch schon fest zugesagt den Schaden zu begleichen. Ein Heini von der Versicherung rief wenig später hier an, um ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass ein derartiger Schaden nicht dazu berechtige, sich einen Leihwagen auf Kosten der Versicherung zu nehmen, auch nicht für die Zeit, in der der Wagen in der Werkstatt stehe. Das hatte ich zwar zu keinem Zeitpunkt vor, aber viele Geschädigte weiden heutzutage in solchen Fällen natürlich alle Möglichkeiten aus, die sich in diesem Zusammenhang anbieten. Die notwendigen Arbeiten wurden diese Tage bereits von meinem Autobekannten in seiner Werkstatt durchgeführt und der Wagen sieht jetzt wieder wie neu aus. Aber Sie sehen, welchen unverschuldeten Ärger man mit solchen Trotteln hat und sicher würde manch einer entnervt klein beigegeben haben und die Teerschicht in stundenlanger Eigenleistung entfernen. Auf diesen Effekt hoffen die Verursacher dann nur und würden in Zukunft weiterhin so rücksichtslos arbeiten.
Ansonsten muss ich den Wagen als solchen nach wie vor sehr loben. Wir hatten das Thema schon oft und ich will Sie damit auch nicht langweilen, aber man kann es als Erfahrungswert nach inzwischen rund 60.000 km, die wir selbst bis jetzt damit gefahren sind beisteuern. Er läuft sehr zuverlässig, wirkliche Mängel am eigentlichen Fahrzeug gab es bislang nicht, nur mal am Radio, aber das fließt ja in diese Bewertung nicht mit ein. Er ist bequem, hat eine sehr sichere Straßenlage, auch in sehr engen Kurven und vor allem verbraucht er erfreulich wenig. Letzteres wäre zwischendurch nicht ganz so schlimm gewesen, wo wir ja viel mit dem kostenlosen Alt- Diesel vom Werksgelände fahren, aber das hört jetzt langsam auf, weil die Vorräte in dem Tank an einer Stelle angekommen sind, wo Wasseranteile und Schmutzpartikel mit drin enthalten sind und da wäre das Risiko zu groß, den Wagen damit zu schädigen. Wir haben noch ungefähr 350 Liter auf Vorrat gebunkert, mischen diesen aber gelegentlich bereits mit normal zugetanktem Diesel, indem wir ab und zu an die Tankstelle fahren und dort für vielleicht 15 Euro zutanken. Der Kassenmann schaut dann immer blöde, wenn heute noch einer kommt, der mit einer 15 Euro - Tankrechnung auskommt. Es fällt schon schwer, wieder die mittlerweile enormen Spritpreise zu zahlen. Um so mehr erfreut einen dann wieder der doch nach wie vor niedrige Verbrauch von 4,7 Litern auf 100 km bei unserer Fahrweise. Ich sage mal so, wir rasen gewiss nicht damit, aber kriechen tun wir schon gleich gar nicht. Zügig im Verkehr mitschwimmen wäre wohl der passende Begriff.
Wie ich schon weiter oben kurz andeutete, sind hier an der Zufahrtsstraße zur Siedlung Ausbaumaßnahmen geplant, weil diese winzige Straße ja auch den Gesamtverkehr zu den neuen Betrieben auf dem alten Fabrikareal über sich ergehen lassen muss. Für solch eine Art von Verkehr ist diese Straße nie konzipiert worden. Es war daher sogar schon die Rede davon, dass eine völlig neue Zufahrtsstraße oben von der Bundesstraße direkt bis auf die neue Firmen - Stichstraße gebaut werden soll. Die sollte dann etwas weiter nordöstlich von der Bundesstraße 293 abzweigen, als die bisherige kleine Zufahrtsstraße. Dadurch würde man rund 1 km Streckenlänge einsparen. Man wollte sie zugleich schnurstracks durch den vorgelagerten nördlichen Waldhain legen und könnte dann endlich eine Straße mit ausreichender Breite für dicke LKW errichten und das noch ohne jede Kurve drin, halt nur ein andauerndes Gefälle, da hier die Siedlung und das Industriegelände im Vergleich zur Bundesstraße etwa 50 m tiefer liegt. Die jetzige alte kleinere Zufahrtsstraße sollte bei dieser Variante in dem mäßigen Zustand belassen werden, wie sie heute ist und dann nur noch dem Anwohnerverkehr von uns Siedlungsbewohnern dienen. Diese Neubauvariante hätte den Vorteil, dass der ganze Werksverkehr danach nicht mehr vorne an den Siedlungshäusern vorbei muss, wie das derzeit ja ist. Ein weiterer Vorteil wäre, dass während der Bauzeit der neuen Straße der normale Verkehr wie bisher über die alte Straße ungehindert weiter rollen könnte, sowohl hier zur Siedlung, als wie auch zum Industrieareal. Erst wenn die neue Straße fertig wäre würde die dann am Ende der vor etwas über einem Jahr neu errichteten Stichstraße mittels eines Kreisverkehrs an diese angebunden. Sie ahnen, dass es bei solch einem großen Projekt gleich heißt, was kostet das und wer soll das bezahlen? Zudem wurde sogleich Protest von den Grünen eingelegt, weil ja in den Waldhain eine neue breite Schneise geschlagen würde. Vergleichsberechnungen ergaben, dass eine Verbreiterung und Überholung der jetzigen Zufahrtsstraße unter dem Strich rund 2,1 Millionen Euro billiger ist, ein schlagkräftiges Argument und so wie es aussieht, wird man sich dafür entscheiden. Die Grünen sind jedoch auch dagegen, weil auch bei diesem Plan stellenweise viele alte Bäume und noch mehr Buschwerk entfernt werden müssten. Der Nachteil dieses Plans ist aber, dass noch völlig ungeklärt ist, wie das hier laufen soll, wenn die an dieser kleinen Straße hier am arbeiten sind. Das gäbe ein Chaos ohne Ende, besonders wenn die dicken Firmen - LKW kommen, die ja jetzt schon größte Probleme beim Befahren der teils engen Kurven in dieser Straße bekommen. Diese schmale Straße zieht sich ja über 4 km hin und da dauert es so schon ewig, bis solch ein LKW oben von der B 293 bis hier unten durch ist, aber wenn man dann halbseitige Verkehrsführung macht, wahrscheinlich mit Ampelschaltung, dann gute Nacht. Dann wartet man hier eine halbe Stunde, bis man wieder weiterfahren kann. Der Rentner von hier meinte schon, wenn die zuständigen Verwaltungsleute noch einen Funken Verstand hätten, dann würden die sich doch noch um entscheiden und diese Neubauvariante wählen. Vor allen würden die Firmenchefs da auch nicht mitspielen, wenn deren Zulieferungen über einen langen Bauzeitraum stark behindert würden. Na wir sind mal gespannt, wie das weiter geht. So wie es jetzt ist, kann es auf Dauer nicht bleiben, denn wenn ein LKW auf der heutigen Zufahrtsstraße entgegenkommt, dann muss man irgendwo am Rand stehen bleiben, weil man sonst niemals aneinander vorbei käme und die Anzahl der LKW wird ständig größer, eben weil sich wieder mehr hier tut und weil derzeit ja alle Waren nur über diesen einen Weg transportiert werden können.
Wie Sie wissen, nutzen wir gerne das Angebot von sogenannten „Tagen der offenen Tür", die oft Anlass zu kostenlosen Dingen geben. Warum sollte man solche Angebote nicht mitnehmen, denn dazu sind sie ja da? So hatte exakt auf Pfingstsamstag eine Großgärtnerei am Stadtrand von Karlsruhe ab Mittag einen Tag der offenen Tür mit einigen Zelten, wo sogar eine Musikkapelle anlässlich des 50jährigen Firmenjubiläums lautstark aufspielte. Jeder Besucher erhielt eine kleine Topfpflanze als Geschenk, wobei denen zu unseren Gunsten noch ein lustiges Missgeschick passierte. Jeder von uns bekam zunächst solch einen kleinen Ton-Blumentopf mit einem feingliedrigen Gewächs mit tiefblauen kleinen Blüten. Ich weiß den genauen Namen dafür nicht, aber früher nannte man die hier im Volksmund immer „Männertreu", aber vielleicht heißen die auch wirklich so. Das ist jetzt kein enormer Wert, sogar der Aldi hat die ab und zu mal im Angebot in solchen Plastikbechern für jeweils um 1 Euro das Stück, aber immerhin und in der Gärtnerei sind die ja auch etwas teurer, als beim Aldi, vielleicht 1,80 Euro oder so in dieser Gegend. Eine schöne Geste. Da wir ja gerade erst am Anfang unserer Gärtnereibesichtigung waren und es mir zu lästig erschien, diese beiden kleinen Töpfe auf dem ganzen Rundweg in der Hand zu halten, habe ich die schnell zum Auto in den Kofferraum getragen, welches auf deren Firmenparkplatz stand. Kayla war dabei ein Stückchen mit des Weges gegangen und ging dann auf dem Rückweg wieder mit mir zusammen in die Gärtnerei. Am Eingang hatten sich die Frauen in der Zwischenzeit abgewechselt, die diese Blümchen verteilten. Daher erkannte die Frau die dann dort saß uns nicht und wir erhielten nochmals jeder ein solches Gewächs. Diese habe ich dann auch noch schnell zum Kofferraum gebracht. Aber glauben Sie jetzt nicht, dass daraus eine endlose Geschichte wird, diesmal saß noch die gleiche Frau dort und es gab daher kein drittes Paar von diesen Pflanzen. Es ist schon erstaunlich, was die dort alles für Pflanzen ziehen. Der Juniorchef hielt in einem Gewächshaus über Lautsprecher eine Rede, wobei er betonte, dass die momentan 21.500 m² Gewächshausfläche sowie weitere 6 Hektar Freifläche für die Zucht ihrer Pflanzen nutzen. Weiterhin würde demnächst mit dem Bau eines neuen großen High- Tech - Gewächshauses mit weiteren 12.000 m² Gewächshausfläche begonnen. Früher hätten die vorwiegend Schnittblumen gezogen, das wäre heute nur noch ein winziger Bruchteil ihrer Tätigkeit, heute würde man einerseits Topfblumen aber noch mehr spezielle Gemüse - Setzpflanzen veredeln und züchten, die dann als Setzlinge an die Landwirtschaft verkauft werden. Nun will ich Sie nicht mit allen Details zu dieser Großgärtnerei langweilen, das würde Ihnen sicher nicht viel bringen, aber es ist durchaus auch mal interessant zu sehen, mit welchen Mitteln dort heute Pflanzenzucht betrieben wird. In manchen Gewächshausteilen leuchten sogar nachts spezielle Lampen, nur damit die dortigen Pflanzen zu einem exakt vorberechneten Zeitpunkt sprießen. Was auf einem anständigen Tag der offenen Tür natürlich nicht fehlen darf, das ist der Imbiss. So auch hier. Einige Sachen gab es sogar kostenlos, allerdings wurde das tatsächlich akribisch kontrolliert, damit da keiner mehrfach in den Genuss kam. Es gab ein Getränk pro Person umsonst sowie eine heiße Wurst mit sehr viel extrem süßem Senf und 2 ungetoasteten Toastbrotschnitten. Einen solch süßen Senf hatte ich zuvor noch nie gegessen. Weitere Imbisssachen musste man dann aus eigener Tasche bezahlen, deren Preise waren allerdings sehr zivil. Natürlich darf nicht fehlen, dass am Ausgang ein riesiger Stand war, an dem man viele Pflanzen aus dem Betrieb sehr günstig kaufen konnte. Unser Bedarf ist da aber sehr gering oder besser gesagt nicht vorhanden. Wenn man da allerdings viele andere Leute sah, die kartonweise Pflanzen kauften, bis dass nichts mehr in ihren Wagen passte, war das schon die reinste Schlacht um die günstigen Pflanzen. Die Gartenarbeit scheint nach wie vor doch ein beliebtes Hobby bei den Deutschen zu sein. Besonders ältere Damen blühten selbst in der Schlacht um die Blumen wieder auf. Da wurden sogar die Ellenbogen eingesetzt, um sein Revier am Blumenstand zu verteidigen, damit man auch ja die schönsten, buntesten und größten Exemplare einheimsen konnte. Kayla meinte schon, das hätte man filmen müssen und es wäre dann ein heiterer Beitrag fürs Fernsehen dabei heraus gekommen.
Bleiben wir in gewisser Weise in der Welt der Pflanzen, wenn auch auf eine ganz andere Art. Ich habe neulich einen Bekannten aus meiner Stuttgarter Zeit wieder getroffen. Um seine miese Haushaltslage aufzubessern kam er auf die Idee, etwas Geld mit diversen Hausdienstleistungen und vor allem mit Gartenarbeiten nebenher zu verdienen. So gründete er ein Einmann - Unternehmen, also eine Art Ich - AG, wie man vor ein paar Jahren noch dazu sagte. Besonders Rasenmähen entpuppte sich dabei als die am meisten in Anspruch genommene Dienstleistung. Es gibt besonders viele ältere Leute, die an ihrem Einfamilienhäusle am Stadtrand nicht mehr selbst den oftmals großen Rasen mähen wollen. Das ist ja auch eine gewisse Anstrengung, die man nicht mehr jedem älteren Menschen zumuten kann. So findet besonders Rasenmähen als Dienstleistung von diesem Bekannten regen Zuspruch. Natürlich boomt das Geschäft damit nur in der Zeit zwischen April und November. Aber was ihm da jetzt passiert ist, das ist schon ein verrücktes Ding. Er hat sich einen alten Kombi - PKW gekauft, in dem er seinen Benzin - Rasenmäher und alle Utensilien mitbringt. Er verwendet grundsätzlich immer nur seine eigenen Werkzeuge, weil er sich damit auskennt und keine Lust hat, sich zuerst in die Bedienung der Mähgeräte seiner Kunden einarbeiten zu müssen. Auch vermeidet man damit mögliche Schadensersatzforderungen, falls ein Kundengerät bei der Arbeit entzwei gehen sollte. Unter anderem wurde er auch von einer älteren Fabrikanten - Witwe gebucht, die von ihm eine beträchtliche Rasenfläche hinter ihrer Villa mähen ließ. Zunächst schien die Dame mit seiner Dienstleistung auch sehr zufrieden zu sein, denn knapp 2 Wochen später buchte sie ihn wieder. Das freute ihn natürlich, weil er mit der großen Fläche ganze 3 Tage vollauf beschäftigt ist, was entsprechend viel Geld in die Kasse spült. Er rechnet da wohl nach Fläche das Rasenmähen ab und er soll deutlich billiger als die Konkurrenz sein. Eine knappe Woche nach seinem zweiten Einsatz bei besagter Fabrikantenwitwe rief diese ihn energisch an und bat, dass er sofort vorbei komme. Er glaubte zuerst, sie habe noch einen weiteren lukrativen Sonderauftrag für ihn. Doch weit gefehlt. Kaum eingetroffen wurde er von ihr beschimpft und sie zerrte ihn auf die Wiese hinterm Haus mit der Frage: „Was sehen Sie da?" Von weitem meinte er lapidar: „Ja was soll ich schon sehen? Rasen!" Darauf sie verbittert: „Dann machen Sie Ihre Augen mal genau auf!" Nun, bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass zwischen dem ach so schönen Rasen doch tatsächlich etliche Gänseblümchen die Frechheit besaßen, einfach so zwischen den Grashalmen zu wachsen. Damit aber nicht genug, auch einige Unkräuter, Löwenzahn, Butterblumen und sonstiges taten es den Gänseblümchen gleich und ergänzten den Rasen auf eine von der Dame ungewollte Weise. Diese bezichtigte nun meinen Bekannten, dass er dieses „Barsche Unkraut", wie sie das betitelte, dort bei seiner Arbeit ausgesät habe. Der Rasen sei erst vor 3 Jahren von einer Fachfirma für viel Geld angelegt worden und nie wäre dort solch ein „barsches Unkraut" dazwischen gewesen, das habe er erst mitgebracht. Sie verlangte von ihm, dass er umgehend dafür sorge, dass dort wieder nur gepflegter Rasen ohne barsches Unkraut stünde, natürlich unentgeltlich. Er war sich keiner Schuld bewusst, hatte er doch nur ganz normal gemäht, wie er es immer macht. Daher verweigerte er das und lehnte erstens jede Verantwortung dafür und zweitens jeden Anspruch auf eine Änderung dieser Situation durch ihn ab. Schimpfend verwies die Witwe ihn dann vom Grundstück mit der Drohung, einen Rechtsanwalt einzuschalten. So kam es dann auch. Nur wenige Tage später verlangte ein Rechtsverdreher Dr. soundso von ihm, die unverzügliche Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des gepflegten englischen Rasens ohne Unkraut, andernfalls würde man das von einem Fachbetrieb auf seine Kosten machen lassen. Er lehnte auch das natürlich ab. Dann kam es noch toller. Der Rechtsanwalt beauftragte ein Speziallabor mit der Überprüfung der Angelegenheit. Ein Spezialist nahm dazu unter anderem Proben vom Rasenmäher meines Bekannten, aber auch Proben von der verunstalteten Wiese. Dabei stellte sich dann heraus, dass sich im Rasenmäher meines Bekannten wohl unten in dem Bereich, wo das Messer rotiert, vertrocknete Samen von diesem ganzen „Barschen Unkraut" festgesetzt hatten, wahrscheinlich bei einer früheren Mahd bei einem anderen Kunden. Beim Mähen des geschädigten Rasens sind dann davon Samenpartikel mit in die Wiese eingetragen worden und haben sich dort munter vermehrt. Ich muss noch hinzufügen, ich hätte an seiner Stelle den Mann vom Labor erst gar nicht an meinen Rasenmäher gelassen, denn dazu konnten die ihn ja gar nicht zwingen und dann hätten die keinen Beweis gehabt. Aber das sagt sich so leicht, denn einerseits war er selbst von seiner Unschuld überzeugt und andererseits ist er ohnehin ein wenig schwerfällig im Kombinieren von Gedankengängen. Eine schnelle Beseitigung des Zustandes sei nur durch völliges Abtragen der gesamten Rasen- und Erdschicht möglich und anschließendes Neuaufbringen eines entsprechenden Rollrasens in der früheren Qualitätsstufe durch einen Fachbetrieb. Da die Fläche entsprechend groß ist, wurden die Kosten für dieses gesamte Unterfangen mit sage und schreibe 37.000 Euro veranschlagt. Zuzüglich noch die Gebühren für das Labor, in Höhe von 3.100 Euro und die Gebühren des Rechtsverdrehers mit 2.900 Euro. Sollte er dieser Aufforderung das alles zu bezahlen nicht nachkommen, dann will man ihn deswegen vor Gericht zerren. Er kann das gar nicht bezahlen, selbst wenn er wollte und deswegen steht ihm nun tatsächlich wegen solch einem Mumpitz ein saftiger Prozess ins Haus. Ich finde diese Angelegenheit so ungewöhnlich, das werde ich aufmerksam verfolgen und auch Ihnen berichten, wie das weiter ausgegangen ist, wenn ich das erfahre. Es ist schon verrückt, ergreift man selbst die Initiative, um seine wirtschaftliche Lage zu verbessern, dann droht einem je nach dem noch, dass man von Leuten, die ohnehin Geld im Überfluss haben und sich an ihrer Luxusvilla einen speziellen englischen Rasen leisten können, ausgenommen und mit Schadensersatzansprüchen überzogen wird. Gewiss kann man sagen, für Schäden, die man verursacht, muss man auch gerade stehen, aber in solchen speziellen Fällen mag man daran zweifeln, in wie weit man ihm überhaupt die Schuld zuschieben kann. Zumal eine wirkliche Schuld meines Bekannten hier doch eher im trüben Dunstbereich der Entscheidungsfreiheit des Richters liegen dürfte, wenn es zu einem Prozess kommen sollte. Ich habe ihm geraten, es gelassen auf einen Prozess ankommen zu lassen. Viel anderes bleibt ihm eh nicht übrig, denn er hätte schon Mühe 200 Euro aufzutreiben, geschweige denn eine Gesamtsumme von über 40.000 Euro. Dumm ist, dass mein Bekannter für seinen Einmann-Betrieb keine Betriebshaftpflicht hat, die würde ansonsten vielleicht sogar für so etwas aufkommen, weil man ihm ganz sicher keine grobe Fahrlässigkeit vorwerfen kann. Sie können sich vorstellen, dass er sich jetzt gar nicht mehr traut, irgendwelche Dienstleistungen anzubieten, in der Furcht vor weiteren Regressfallen.
Wir besuchen an Wochenenden ja gerne schon mal Flohmärkte und eigentlich gibt's heute kaum noch ein Wochenende, an dem nicht irgendwo im Umkreis von 15 km ein solcher Flohmarkt ist. Das heißt natürlich nicht, dass wir jedes Wochenende Flohmärkte besuchen, aber ungefähr einmal pro Monat. Es ist eigentlich auch nicht so, dass wir mit einer bestimmten Kaufabsicht dort hin gehen, alleine schon das zu sehen macht uns Spaß, auch wenn man am Ende nichts kauft. Gelegentlich findet man aber doch was. Im Laufe der Zeit haben sich bestimmte Flohmärkte herauskristallisiert, die wir besonders gerne besuchen, weil dort ein vielschichtiges interessantes Angebot bei relativ günstigen Preisen vorherrscht und weil das gesamte Umfeld stimmt. So ist z.B. ein Flohmarkt in einem Karlsruher Vorort für uns immer ein willkommenes Anlaufziel. Vor kurzem waren wir sonntags dort und ich entdeckte einen Stand, der auf großer Fläche ausschließlich Bücher und Bilder anbot. So stöberte ich etwas in den Büchern und entdeckte dort 2 alte Bildbände mit zahllosen Schwarzweißfotos und umfangreichen Beschreibungen über die Region in der wir wohnen. Das eine Buch war von 1954 und das andere von 1969. Beide wiesen Gebrauchsspuren auf, waren aber noch gut lesbar, also nicht zerfleddert oder verknickt. Der Standbetreiber, ein kleiner schmaler Mann mit Brille und eckigem Gesicht, etwa in meinem Alter, vielleicht etwas älter, ich habe ihn auf 65 Jahre geschätzt, kam herbei gehumpelt, als er sah, dass ich Interesse an den Büchern hatte. Ich fragte ihn, was die kosten sollen. Er meinte, wenn ich beide zusammen nehme 10 Euro. Jeder weiß, dass auf dem Flohmarkt handeln üblich ist, so sagte ich zu ihm, dass ich 6 Euro für beide biete. Da fuhr er gleich aus der Haut, entriss mir die Bücher, legte sie wieder an ihren Platz zurück und betitelte mich ganz laut als dummes Bauernschwein. Er machte ein regelrechtes Theater und rief zu seinem Standnachbarn laut über den Platz: „Schau mal hier was hier bei mir für ein dummes Bauernschwein mir hier die Sachen abjagen will. Da muss der stinkende Bauer aber eher aufstehen, mit mir nicht!" Seinen Standnachbarn war dieses Theater selbst peinlich und die reagierten nahezu gar nicht darauf. Nun ist es ja so, man lässt sich doch auf einem Flohmarkt von solch einem Idioten nicht beleidigen, was sind das denn für Manieren? So sagte ich dann zu Kayla mit mindestens ebensolcher Lautstärke: „Eine große Schnauze hat er ja, aber leider nur ein kleines Hirn, um nicht zu sagen, ein sehr kleines Hirn." Da hätten sie den Wahnsinnigen mal sehen sollen, er brüllte schimpfend herum, wobei er über uns herzog, jetzt waren wir keine dummen Bauern mehr, sondern Kalya wäre primitives Nuttenpack und ich ein Hurensohn und dergleichen mehr. Da auf solchen größeren Flohmärkten ja auch Ordner vom Veranstalter herumlaufen, die normalerweise nur die Standgebühr kassieren, den Aufbau der Stände etwas kontrollieren und die Leute auf dem benachbarten Parkplatz einweisen, bin ich schnurstracks zu einem der Ordner und habe dem gesagt, dass dieser Knallkopf die Kunden beleidigt und wenn er als Ordner da nicht einschreite, dann würde ich die Polizei rufen. Der Ordner rief dann über sein Handy wohl den Organisator des Flohmarktes an, um sich von dem Weisung erteilen zu lassen, wie er auf unsere Beschwerde reagieren soll. Das führte dazu, dass der Organisator selbst aus einem in der Nähe stehenden Wohnmobil herbei eilte und dann mit uns zusammen wieder zu dem Stand des Verrückten ging. Zu unserem Glück kannte der Schwachkopf den Organisator des Flohmarktes gar nicht, sondern nur dessen Ordner. Uns erkannte er natürlich sofort und rief uns schon von weitem lautstark zu: „Hach, da kommt ja der dumme Stinkbauer mit seiner Nutte wieder. Will er mich etwa übers Ohr hauen?" Der Organisator schaute mich nur ungläubig an, als er das hörte und fragte mich, ob ich den irgendwoher kennen würde. Ich erklärte ihm nur, dass ich den dort heute früh zum ersten mal gesehen hätte und nochmals, wie es zu der ganzen Geschichte kam. Dann ging der Organisator des Flohmarktes mit uns näher an seinen Stand und sagte zu dem, dass er sofort seine Sachen einpacken und den Stand schließen soll. Für ihn wäre der Flohmarkt zuende. Der Giftzwerg beschimpfte den Organisator dann auch, was er denn wolle, was er sich überhaupt einbilden würde, er sei nur ein kleiner Wichser und habe ihm gar nichts zu sagen u.s.w. Der Organisator zeigte dann einen Ausweis und sagte, dass er halt der Organisator hier wäre und ihm sofortiges und dauerhaftes Platzverbot auf allen seinen Flohmärkten erteile. Dann schimpfte der Knilch und stellte in Zweifel, dass er wirklich der Organisator sei. Das änderte sich aber schnell, als der Organisator per Handy 2 seiner Ordner herbei rief, die dem Kerl klarmachten, dass sie ihm gleich etwas unsanft beim Einpacken helfen würden, wenn er das nicht sofort selbst mache und hier verschwinde. Dann tobte der Kerl, dass er schließlich bereits 65 Euro Standgebühr bezahlt habe und deswegen noch den ganzen Tag hier stehen bleiben könne. Das verneinten Organisator und die Ordner dann aber, weil er sich nicht an die von ihm anerkannten Bestimmungen gehalten habe, die Friedfertigkeit auf dem Platz zu wahren. Der Typ wurde dann weiß wie eine frisch gekalkte Wand und packte murrend sein Zeug zusammen. Wir registrierten das natürlich mit deutlicher Genugtuung.
Schon häufig berichtete ich Ihnen von meinem Autobekannten, der zusammen mit seiner Frau, der Griechin, am südwestlichen Stadtrand von Stuttgart vor längerem ein leerstehendes, relativ großes und modernes Autohaus übernommen hatte, während er zuvor über viele Jahre mitten in Stuttgart eine beengte kleine Hinterhof - Werkstatt betrieb. Zweifellos war das mit der Übernahme schon eine riskante Sache, weil ein solch großes Autohaus auch große Unkosten erzeugt, die erst einmal jeden Monat gedeckt sein wollen. Zur Unterstützung hatten sich ja damals die Eltern seiner Frau finanziell stark beteiligt. Das sind sehr nette Menschen, ich habe die ja mal kurz kennen gelernt, die selbst in absolut einfachen Verhältnissen leben, obwohl die relativ reich sind. Ich leugne nicht, dass ich anfangs da so meine Bedenken hatte, weil die Griechin, also seine Frau, Sie mögen sich erinnern, ein enorm sexbedürftiges Wesen ist. Daher glaubte ich, dass mein Autobekannter mit der zu gar nichts anderem mehr kommen wird und seine schöne neue Werkstatt sehr vernachlässigen wird, eben weil er dauernd Sex mit seiner restlos unersättlichen Frau betreiben wird. Aber ich muss vor beiden jetzt den Hut ziehen, alle Achtung. Ich will damit nicht sagen, dass ich so ein totales Leben in Dauersex bemängelt hätte, ist ja auch zweifellos eine schöne Sache, aber dem wirtschaftlichen Fortkommen hätte es in dieser Dauerdimension sicher eher geschadet. Aber es ist erstaunlich, was die beiden in der kurzen Zeit aus dem Laden gemacht haben. Da kann man wirklich nur Respekt zollen. Es ist inzwischen ein gut florierender Betrieb geworden. Während er anfangs noch alleine in der Werkstatt stand und alle Reparaturen, genau so wie früher in der Hinterhof - Werkstatt, alleine durchführte und seine Frau den Schreibkram erledigte, haben die inzwischen 6 fest Beschäftigte sowie noch 3 weitere Hilfskräfte, die bei Bedarf aushelfen. Verkaufte er früher vielleicht alle 2 Wochen einen älteren Gebrauchtwagen sowie 5 recht ausgelutschte Gebrauchtwagen über einen Exporteur nach Griechenland, so verkauft er heute pro Woche sicher 3 Neuwagen verschiedener Marken als sogenannte EU - Importfahrzeuge sowie rund 10 Gebrauchtwagen. Die Exportgeschichte nach Griechenland läuft aber auch noch nebenbei und ist inzwischen auf rund 50 Fahrzeuge pro Monat angewachsen. Zusammen mit dieser Exportfirma macht er das aber. Diese EU - Import - Neuwagen kauft er über freie Einkäufer in ganz Europa zusammen, um sie dann hier mit Gewinn aber trotzdem noch billiger als beim Markenhändler, wieder an seine Kunden weiter zu verkaufen. So hat er z.B. fabrikneue VW - Golf und VW - Passat da stehen, die er selbst über Dänemark gekauft hat und die sind dann hier trotz des Transportaufwandes rund 3.500 Euro billiger, als im VW - Autohaus. Dabei verdient er selbst ja auch noch daran, denn nur aus Menschenfreundlichkeit macht er das nicht. Er hat aber auf diese Weise Fahrzeuge von verschiedenen Marken da stehen, u.a. neben VW auch von Ford, Opel, BMW, Peugeot, Renault und Citroen. Wenn man den Verlauf der Zeitgeschichte manchmal so betrachtet ist das schon komisch, wie viel sich in nur wenigen Jahren doch verändern kann. Damit spreche ich für meinen Autobekannten, aber auch für mich. Würde man den Kalender nur um lächerliche 4 Jahre zurück schrauben, dann hätte mein Autobekannter mir vor 4 Jahren sicher mehr als nur einen Vogel gezeigt, wenn ich ihm gesagt hätte, dass er in absehbarer Zeit mal Chef von so einem großen Autohaus sein würde. Umgekehrt hätte ich vor 4 Jahren jedem einen Vogel gezeigt, der mir prophezeit hätte, dass ich mal ein eigenes Haus besitzen würde und dass ich mal nicht mehr in Stuttgart wohnen würde. Manchmal steht man neben seiner eigenen Geschichte und schaut nur noch ungläubig zu oder versteht selbst nicht so recht, was sich da alles ereignet hat. Es kommt einem dann zuweilen vor, als betrachte man als Außenstehender die Geschichte von einer ganz anderen Person, mit der man selbst gar nichts zu tun hat, so ähnlich wie man im Fernsehen eine Romanverfilmung sieht.
Zu etwas anderem. In einer regionalen Werbezeitung, die wöchentlich kostenlos an alle Haushalte verteilt wird, war neulich zu lesen, dass ein Antiquitätenhändler in Pforzheim einen tollen Fang gemacht hat, an dem seine Freude aber eher gedämpft ist. Ein Kunde hatte ihm eine alte Kommode angeboten, die er von seiner verstorbenen Oma geerbt hatte. Das Teil war stark überholungsbedürftig und stammte wohl von 1920. Der Antiquitätenhändler hat die Kommode dem Kunden dann für 60 Euro abgekauft, in der Hoffnung, sie nach einer gründlichen Restauration für rund 1000 Euro wieder an Antiquitätenfreunde verkaufen zu können. So mag das nach einer riesigen Gewinnspanne klingen, aber dazwischen liegt in diesem Fall ja auch eine Menge Arbeit, die nach den Angaben in der Werbezeitung mehrere Wochen in Anspruch genommen hätte. So begann der Händler an einem ruhigen Tag, als nur wenige Kunden seinen Laden besuchten, in seiner Werkstatt mit der Restauration des alten Stückes. Bei dieser Arbeit entdeckte er dann unter einer Schublade einen großen alten Umschlag, der dort eingeklebt war. In dem Umschlag selbst fand er dann 53 alte 1000 - Mark - Scheine. Die bekommt man ja auch heute noch umgetauscht, also etwa 26.500 Euro. Nun muss man den Händler wohl auch ein wenig als dümmlich bezeichnen, dass er das in seiner ersten Freude überhaupt Außenstehenden erzählt hat. Ich an seiner Stelle hätte ja schön den Mund gehalten. Irgendwie machte diese Geschichte dann die Runde und der Kunde, der ihm die Kommode verkauft hatte, hörte auch davon. Sie können sich vorstellen, wie schnell der bei dem Antiquitätenhändler wieder auf der Matte stand und seine Ansprüche an den 53.000 DM anmeldete. Der hingegen stellte sich auf den Standpunkt, da die Kommode zum Zeitpunkt der Entdeckung bereits sein volles Eigentum war, gibt es nichts und das Geld gehöre ihm, weil es zu dem Zeitpunkt sozusagen ein Bestandteil der Kommode war. So wird man die Gerichte bemühen und wie in der Zeitung stand, wurde von Amts wegen Kommode und Geld erst mal sicher gestellt, bis das Verfahren Klarheit in die Sache gebracht hat. Wie dort weiter stand, könnte aber der reguläre Kaufvertrag des Antiquitätenhändlers ihm vielleicht vor Gericht zu Vorteil gereichen. Er hat zwar nur seinen normalen Muster - Kaufvertrag verwendet, der von beiden Seiten akzeptiert und unterschrieben wurde, so wie er es immer machen würde, aber genau in dem Kleingedruckten davon steht, dass der gekaufte Gegenstand vollständig mit allen daran und darin befindlichen Gegenständen in das Eigentum des Käufers übergeht. Das klingt zwar fast so, als wäre es auf diesen speziellen Einzelfall zugeschnitten, aber ist es nicht, das steht in den Verträgen der Händler meistens so, weil die schon öfters erlebt haben, dass manche Kunden später einen Nachschlag wollen, z.B. mit der Begründung, dass vielleicht bestimmte Teile eines Gegenstandes im Kaufpreis nicht enthalten gewesen wären. Wie ich schon schrieb, ich hätte an dem seiner Stelle mich über das schöne Geld gefreut und außer Kayla keinem etwas davon gesagt, dann hätte er sich den ganzen Zirkus erspart, der jetzt folgt.
Fotos füge ich diesmal nicht an, da wir das Problem mit unseren Kameraakkus bzw. dem Ladegerät von Kaylas Kamera noch immer nicht gelöst haben.
Somit ende ich jetzt für hier, Kayla ist schon in die Werkstattgarage gegangen, um den Wagen rauszufahren, wir wollten gleich noch mal oberhalb von Karlsruhe an den Rhein fahren und dort am Rheinufer das schöne Wetter genießen.
Kayla und ich wünschen Ihnen alles Gute und viele schöne Sonnentage,
Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Fußballwahn" vom 12.06.2008
Frischheiße Grüße!
Einige sehr erlebnisreiche Wochen liegen hinter uns. Soll noch einer sagen, es würde keinen Sommer mehr geben. Nun hatten wir zweifellos bislang von allen Wettersorten etwas, einen ziemlichen Mix. Solange der Mix halbwegs in Richtung ausgewogen tendiert, soll es mir recht sein, denn ein Sommer der nur nass ist, taugt wenig, ebenso ein Sommer der nur heiß ist. Nach dem Totalausfall des Sommers 2007 mag man sich ohnehin für dieses Jahr mehr warme und trockene Sonnentage wünschen. Jeder besonders warme Tag wird bekanntlich von den vielen selbst ernannten Klimaspezialisten, die man heute täglich in den Medien antrifft, als eindeutiges Anzeichen der gefährlichen Erderwärmung herangezogen, nur im Sommer des letzten Jahres hörte man von denen wenig oder nur die ganz dreisten, die auch den zu kühlen und nassen Sommer auf diesen Klimawandel schoben. Der Hauptwitz folgt jedoch stehenden Fußes, wie man so sagt, denn diese Klimaspezialisten setzen insgeheim auf die Vergesslichkeit der Bevölkerung und behaupten heute dreist und fest, dass der Sommer 2007 ein überdurchschnittlich heißer Sommer gewesen sei. Wer sich wirklich an den Sommer 2007 erinnern mag, der muss spätestens jetzt erkennen, wie glaubwürdig und kompetent diese ganzen angeblichen Klimafachleute sind. Die Schar der Leute, die diesen Klimahysterikern bedingungslosen Glauben schenken, wird trotzdem immer größer, weil die Sache sich langsam verselbstständigt und einmal in Schwung gekommen ist. Frei nach dem Motto: „Die Geister die ich rief, werd' ich nicht mehr los...." Dabei tauchen jetzt immer mehr ernsthafte Forschungsergebnisse auf, die sogar bereits an mehreren Stellen ein Ende beziehungsweise sogar eine Umkehr des Klimawandels feststellen. Eine bestimmte Arktisforschung ergibt so seit fast 2 Jahren das zunehmende Ergebnis, dass an Stellen, wo das Eis bis vor 3 Jahren durch die Erderwärmung immer weniger wurde, nun seit 2 Jahren wieder zunimmt. Stellen, die schon weiträumig aufgetaut waren, froren nun doch, wider Erwarten, nach einer mehrjährigen Pause wieder völlig zu. Verwunderlich fand ich, dass der Wissenschaftler im Radio darauf hinwies, dass solche Äußerungen derzeit in der Öffentlichkeit und auch in der Politik nicht gerne gehört würden, auch wenn sie nur sachlich über tatsächliche Beobachtungen berichten, weil es den Anschein erwecken würde, dass alles bisher in dieser Angelegenheit von klugen Politikern und Umwelt - Akteuren gesagte, falsch gewesen sei. Andere Forschergruppen registrieren diese Entspannung erst gar nicht und warnen weiter, dass die Gletscher in Zukunft immer mehr und schneller abschmelzen würden. Laut erstgenannten Forschern würde dieser Prozess aber auch in einigen Jahren zum Stillstand oder vielleicht sogar zu einer Wende kommen, nur an den Orten, wo die Gletscher sind, würde es sich erst mit einiger Verzögerung bemerkbar machen. Wie dem auch sei, Sie erinnern sich, ich habe die ganze aufgebauschte Klimakatastrophe immer für baren Unfug gehalten, der nur dadurch entsteht, weil der Mensch sich anmaßt eine Sache aus seiner dezimierten Sicht zu beurteilen, die nur einen microwinzigen Zeitabschnitt bewertet, der aber im Gesamtgeschichtsverlauf überhaupt keine Bedeutung hat und dort sozusagen im Grundrauschen der üblichen Schwankungen verschwindet, auch wenn diese einseitig operierenden Forscher das nicht wahr haben wollen, weil es nicht in ihre Politik passt. Die Menschen spielen verrückt, weil sie sich verrückt machen lassen wollen. Das hat so eine Urstimmung vom drohenden Weltuntergang und der Mensch braucht so was einfach, weil er das in jeder Zeit immer gebraucht hat. Wenn nicht irgend ein globales Damoklesschwert über den Köpfen aller schwebt, dann gibt es auch keinen, der sich als Retter der Menschheit oder als Klima - Exorzist aufspielen kann, jedoch genau das tun die grünlich angehauchten Politiker und Forscher nur zu gerne, weil sie darin eine kräftige Form der Selbstbestätigung sehen und vor allem erhoffen sie darin eine Möglichkeit, irgendwann die politischen Zügel ganz zu übernehmen. Ohne so was kämen sie sich nur sinnlos vor, was sie aber letztendlich wohl auch sind.
Manche Menschen sind offensichtlich von sprunghaftem Wesen oder neigen zumindest zu sprunghaften Entschlüssen. Nun lassen sich gewisse Entscheidungen in ihrer Spontaneität durch viel Geld beflügeln. Worauf ich abziele, das ist der inzwischen oft zitierte Militärauto - Schrottplatzbesitzer, mit dem wir sehr gut auskommen, es ist eine Art kollegiales Verhältnis, was sich da aufgebaut hat. Wie Sie wissen, hatten wir dem schon mal in Belgien bei Renovierungsarbeiten an seinem alten Schlösschen geholfen und sollten dies eigentlich bereits vor mehreren Wochen wieder tun. Daraus wurde jedoch nichts. Der Grund dafür ist so überraschend wie komisch. Wenige Tage nach dem ich Ihnen zum letzten mal schrieb klingelte der Militärauto - Schrottplatzbesitzer hier bei uns an der Tür. Er fragte nach, ob wir Lust hätten, ab dem darauf folgenden Wochenende ihm wieder bei dortigen Renovierungsarbeiten zu helfen. Das war uns durchaus recht, da wir vor allem Lust hatten, mal wieder auf Erkundungsreise zu gehen, was ja damit auch verbunden gewesen wäre. So sagten wir spontan zu. Die Reise nach Belgien sollte sonntags in der Frühe um 7 Uhr hier starten. Am Samstag davor waren wir am frühen Nachmittag dabei, schon unseren Wagen mit den Dingen voll zu packen, die wir mitnehmen wollten. Da klingelte der Schrottplatzbesitzer unerwartet wieder an der Tür und bat uns um ein kurzes Gespräch. Er eröffnete uns, dass wir nicht wegen weiterer Renovierungshilfsarbeiten zu seinem Schlösschen nach Belgien fahren sollten, weil er soeben das ganze Anwesen verkauft habe. Wir schauten uns zuerst nur ungläubig an, weil das Schlösschen war für ihn immer so was wie ein Heiligtum, von dem man gesagt hätte, dass er eher sein letztes Hemd verkaufen würde, bevor er auch nur einen müden Gedanken an den Verkauf dieses Kleinods verschwenden würde. So ganz genau sagte er uns nicht alles, das konnte ich spüren, aber zweifelsohne muss ganz viel Geld im Spiel sein und Sie wissen es auch, irgendwie hat im Leben alles seinen Preis, auch wenn viele das bestreiten wollen. Soviel haben wir von ihm erfahren, eine Firma hat ihm jedenfalls ein sehr gutes Angebot gemacht, welches er nicht ausschlagen konnte. Auf so viel Geld zu verzichten wäre eine verpasste Gelegenheit gewesen, wie sie zeitlebens nie wieder kommt und vor allem für deren Verpassen man sich hätte zeitlebens immer Vorwürfe gemacht. Ich kenne keine Zahlen, aber er sagte selbst, dass er bei Beginn der Verhandlungen über den Verkauf, noch absolut nicht bereit war, das Schlösschen überhaupt zu verkaufen. Er hatte denen zu Beginn gleich gesagt, den Preis, den er dafür würde haben wollen, den wären sie mit Sicherheit nicht bereit dafür zu geben. Er habe denen dabei aber noch keine konkrete Zahl genannt, eben weil er eigentlich gar nicht verkaufen wollte. Dann hätten die, ohne lange zu fackeln, gleich ein erstes Angebot unterbreitet, welches auf Anhieb schon fast drei mal so hoch war, wie die theoretische, nicht genannte Zahl, die er sich selbst so ausgedacht hatte, wohlgemerkt als Grenze, ab der er in jedem Fall doch verkaufen würde. Da er ja ein alter Geschäftsmann ist, habe er denen dann trotzdem signalisiert, dass dieser Preis zu gering sei. Schließlich sei es ihm gelungen, in weiteren zähen Verhandlungen den Preis auf rund den fünffachen Wert hoch zu treiben, den er sich selbst eigentlich als „Überredungssumme" zum Verkauf im Inneren gesetzt hatte. Da er immer schon viele Pläne im Kopf hatte, die sich aber aus Kostengründen fast alle nicht wirklich umsetzen ließen, bis auf die bruchstückhafte Renovierung des Schlösschens in vorwiegender Eigenleistung, wurde ihm schlagartig klar, dass er so mit dem totalen Verkauf des Schlösschens alle anderen großen Pläne sofort in die Tat umsetzen kann, ohne auf den Cent achten zu müssen. Auf dem Gelände des Militär - Autoschrottplatzes hier stehen ja vereinzelt noch Reste früherer Hallen und Gebäude von der kleinen Kalimine, die größtenteils schon eingestürzt sind, wo immer sein Traum war, einige davon wieder aufzubauen. Dieser Traum kann nun Wirklichkeit werden, weil er dazu durch den Schlossverkauf genügend Zaster hat. Kurzerhand wird er eines der Gebäude in Kürze herrichten lassen und dann seinen Wohnsitz dorthin verlegen, obwohl er noch vor kurzem gesagt hat, dass er niemals mehr aus Belgien wegziehen möchte, weil es dort nicht so viele bürokratische Hürden geben würde, wie hier. Nun kann man natürlich sagen, mit dem notwendigen finanziellen Hintergrund kann man auch hierzulande sicher viele bürokratische Hürden aushebeln. Da sieht man, wie schnell sich alles ändern kann. Ich glaube man kann in diesem Fall sagen, dass er von seiner eigenen Entscheidung überrascht wurde. Somit heißt das für uns, dass es keine Hilfseinsätze in Belgien mehr geben wird. Da es uns bei dem ersten Einsatz in Belgien aber so gut gefallen hat, haben wir beschlossen, in einigen Wochen halt nur mal so dorthin zu fahren, also ohne jeglichen Bezug auf den Schrottplatzbesitzer oder sein Schlösschen. Bei dieser Gelegenheit werden wir dann auch weiter ins Land hinein fahren und vielleicht sogar mal bis zur belgischen Küste an die Nordsee, die ja sehr schön sein soll.
Zuweilen wird man von komischen Krankheiten, oder sagen wir mal gesundheitlichen Einschränkungen betroffen. Vor einigen Wochen, es war ein Dienstag, wollten wir morgens früh nach Karlsruhe zwecks Lebensmitteleinkäufen in einen Supermarkt fahren, den wir öfters besuchen. Schon als ich morgens aus dem Bett aufstand, hatte ich in der linken Kopfhälfte auf- und abschwellende Kopfschmerzen, die zugleich mit einem insgesamt sehr dämmrigen Gefühl verbunden waren. Deswegen war ich auch sonst sehr matt und jede noch so kleine Körperanstrengung sorgte für eine sofortige Vervielfachung der Kopfschmerzen in der linken Kopfhälfte. Nun sind mir solche halbseitigen Kopfschmerzen nichts neues, besonders in Frühling und Herbst habe ich damit schon seit Jahrzehnten öfters zu tun, was aber neu war, das war dieses dämmrige Gefühl dabei. Wir sind aber trotzdem zum einkaufen gefahren, Kayla hat den Wagen gefahren. Im Laden selbst konnte ich mich gar nicht konzentrieren, ich hatte nahezu alles vergessen, was wir einkaufen wollten. Zum Glück hatte Kayla einen Einkaufszettel geschrieben und deswegen die wichtigsten Dinge nicht vergessen. Während ähnliche Kopfschmerzeffekte früher meistens spätestens ab Mittag nachließen, blieb mir das den ganzen Tag lang treu und das dämmrige Gefühl wurde sogar noch stärker. Ich hatte schon die Befürchtung, dass sich vielleicht so meine frühere schwere Erkrankung zurück melden würde. Am Tag danach war zum Glück alles wieder weg. Wo wir gerade bei seltsamen Krankheiten sind, Sie mögen sich erinnern, dass Kayla in der Weihnachtszeit 2006 / 2007 wegen eines unerklärlichen Schwächeanfalls ins Krankenhaus musste. Nun ist das so lange her, dass man kaum noch daran dachte, aber jetzt meldete sich ein Arzt aus dieser Karlsruher Klinik, dass er auf Grund eines Forschungsprojektes noch mal Kaylas Krankenakte studiert habe, wegen gewisser Ähnlichkeiten mit einigen Symptomen in anderen Krankheitsfällen. Er bat um die Möglichkeit, ob Kayla noch mal zu einer Nachuntersuchung ins Krankenhaus kommen könne, eine kurze Sache von etwa einer Stunde Zeitaufwand, um damit möglicherweise dem tatsächlichen Grund näher zu kommen, den man ja damals nicht heraus fand. Der jetzige Arzt ist aber ein ganz anderer und das ist auch in einer ganz anderen Abteilung des gleichen Krankenhauses. Nun ist es einerseits so, dass man eigentlich keine rechte Lust hat, damit noch Zeit zu verschwenden, andererseits wenn es zur nachträglichen Aufklärung des Krankheitsgrundes beiträgt, so sieht man es doch als sehr sinnvoll an, denn wer weiß, ob das noch mal auftritt und dann hätte man in diesem Fall vielleicht eher gleich eine Behandlungsmöglichkeit, wenn man schon weiß, woran es liegt. So sind wir in der vorletzten Woche dienstags dorthin gefahren. Kayla wurde dann an einige Apparaturen angeschlossen und zugleich durchleuchtet, wenn man so will, und zwar mit solch einem modernen Magnet - Resonanz - Tomographen wo sie dann drin lag und in dem Gehäuse davon saust dann etwas rund. Dabei bekam sie dann noch eine Flüssigkeit, die sie in winzig dosierten Schlückchen trinken sollte. Der Arzt bedankte sich sehr, anschließend konnten wir wieder nachhause fahren. Er sicherte zu, mögliche Ergebnisse sobald wie möglich mitzuteilen, die Auswertung der jetzigen Untersuchungsergebnisse brauche aber rund 3 Tage. So fuhren wir nach hause. Jetzt am Montag kam ein Schreiben von der Klinik- Abteilung dieses Arztes, in der man Kayla mitteilt, dass ihr damaliger Schwächeanfall vermutlich von einer sogenannten Lactose - Unverträglichkeit her stammt. Da zuckt man zuerst mal mit den Schultern und fragt sich, was das sein soll. Das wurde dann aber auf einem Beiblatt ausführlich erklärt. Milch und Milchprodukte enthalten viel von dieser Lactose und es gibt Menschen, die dagegen allergisch sind. Das kann wieder mehrere Gründe haben. Bei vielen Menschen würde im Körper oder im Verdauungstrakt ein bestimmtes Enzym fehlen, was dann eine normale Verdauung von diesen Lactoseanteilen der Milchprodukte verhindert und oftmals zu den unterschiedlichsten allergieähnlichen Reaktionen führt. Manche bekommen dann heftigen Durchfall, andere Magenkrämpfe, Erbrechen, rote Flecken auf der Haut oder sonstige Hautausschläge, wieder andere erleiden, wie Kayla, einen heftigen Schwächeanfall, der zuweilen mehrere Tage andauern kann, wieder andere Leute bekommen Sehstörungen davon. Das kann also einen ganzen Schwall von Auswirkungen auslösen. Nun gesellt sich noch ein wichtiger Punkt hinzu, dass nämlich besonders Menschen aus dem asiatischen Raum sogar meistens dieses Enzym nicht hätten und daher sehr oft zu einer Lactose - Unverträglichkeit neigen. Nun sei das heute kein wirkliches Problem mehr, weil man auch schon überall lactosefreie Milch kaufen könne, aber wenn man das gar nicht weiß, kann man sich auch nicht danach richten. Nun muss man dazu sagen, wenn wir Milchprodukte haben, dann hat Kayla die immer ganz normal mit getrunken, gegessen u.s.w. wie ich auch und scheinbar auch nie Probleme damit gehabt. Wenn man bedenkt, was ja alles Milchprodukte sind, egal ob Milch selbst, Käse, Quark, Joghurt, Speiseeis und selbst in vielen Backwaren ist ja versteckt Milch enthalten, da wird es dann schon schwer bis unmöglich, hierzulande eine Aufnahme von Lactose generell zu vermeiden. Andererseits ist es dann wieder komisch, wenn Kayla nur dieses eine mal damit Probleme hatte und davor und danach nie wieder. Da meinte der Arzt, das könne aber durchaus sein, da nicht alle Leute, die darunter leiden, gleich stark darunter leiden. Dann gibt es bei Milch und Milchprodukten auch untereinander in der Lactoseart und dem tatsächlichen Lactosegehalt erhebliche Unterschiede und die können es dann ausmachen, ob Kayla Probleme damit bekommt oder nicht. Kayla mag zum Beispiel sehr gerne Speiseeis und besonders jetzt in der warmen Jahreszeit wäre es für sie schon ärgerlich, wenn sie das nicht mehr essen dürfte. Sie sieht es aber locker und sagt, damals, als sie diesen Schwächeanfall hatte, das war ja im Winter. Da hat sie mit Sicherheit vorher kein Eis gegessen. Es kann sein, dass sie vielleicht vorher Milch getrunken hat, wenngleich wir sehr selten Milch trinken, aber zum Essen bereiten brauchen wir öfters mal Milch. Aber das kann man heute nach so langer Zeit mit Sicherheit nicht mehr nachvollziehen, ob vorher so ein Auslöser möglicherweise gesetzt wurde. Kayla isst also weiter Eis und ich glaube auch nicht, dass ihr das Probleme bereiten wird.
Wie die Zeiten sich doch manchmal entwickeln und vor allem vergehen. Wie Sie wissen, halte ich immer noch einen gewissen Kontakt zu Stuttgart. Früher ging ich in Stuttgart oft an ein bestimmtes Kiosk, trank dort ein oder zwei Tassen Kaffee, im Sommer auch mal Zitronenlimonade oder Mineralwasser und vielleicht noch ein Eis dazu und da ich die Inhaberin sehr gut kannte, bekam ich von der öfters eine Kiste mit abgelaufenen Illustrierten, Computerheften, Zeitungen und solchem Zeug aus den Vorwochen. Viele Berichte in solchen Gazetten sind im Prinzip ja nicht wirklich zeitgebunden, außer vielleicht der Wetterbericht und das Fernsehprogramm. Ich habe diesen Kram höchstens zu 5 % gelesen, den Rest ungelesen wieder entsorgt, weil das meiste in solchen Blättern uninteressanter Müll ist. Was interessiert mich, was irgendwelche degenerierten Adelsfamilienmitglieder treiben oder was die so genannte Sportprominenz tut? Solche Berichte finde ich nur zum Kotzen langweilig und kann nicht verstehen, weshalb sich dafür überhaupt manche Leute interessieren. Aber darauf will ich auch gar nicht hinaus, das nur am Rande nebenbei bemerkt. Jedenfalls erfahre ich diese Tage, dass die Inhaberin dieses Kiosks gestorben ist. Das ist mir unerklärlich und man muss schon sagen, dass es mich etwas bedrückt. Ich glaube, ich hatte es vor etlichen Jahren mal erwähnt, bevor Kayla in mein Leben trat, habe ich durchaus viel Zeit mit dieser Frau verbracht. Man kann nicht sagen, dass wir ein Verhältnis miteinander hatten, jedenfalls nicht im üblichen Sinne, wir sahen das mehr pragmatisch. Wie soll man es sagen? Gewisse Bedürfnisse entstehen nun mal und das sah sie sehr locker, je nach Lust und Laune, vor allem ersterem, traf man sich dann mal öfters bei ihr zu Haus. Sie war ungefähr 45 Jahre alt, also auch nicht wirklich alt und, wie ich fand, für ihr Alter noch richtig knackig, was natürlich immer eine Geschmacksfrage ist. Ich sage es mal so, ich bin ja um Beschreibungen nicht müde, vom Gesicht her war sie nicht sonderlich attraktiv, eher unterhalb des Durchschnitts, aber wer den Rest kannte, war sicherlich sehr angetan von ihr. Auch vom Wesen her war sie auf eine schlichte Art nett und völlig unkompliziert. Wissen Sie, es gibt Frauen, die machen um vieles ein Brimborium und ein Gehabe um ein Nichts, so etwas kannte sie nicht, das war ihr völlig fremd. Solange sie in ihren normalen Alltagsklamotten im Kiosk stand, hat sich sicherlich keiner erträumt, was sie für einen tollen, geradezu jugendlichen Körper hatte, um es damit mal auf den Punkt zu bringen. Man kann ihr Erscheinungsbild vielleicht so beschreiben, eine auf den ersten Blick völlig unscheinbare Frau um die 40 mit dem Gesicht einer 50- jährigen und dem Körper einer 20jährigen. Also und die soll nun gestorben sein? Ich konnte und wollte mir das einfach nicht vorstellen, trotzdem ist es so. Ein Erich, den nannten immer alle nur Erich, wie der weiter heißt weiß ich nicht, also dieser Erich war jeden Tag an dem Kiosk, nicht wegen der Inhaberin, sondern nur wegen seinem Bier und wegen einer Zeitschrift, die es anderswo nicht gibt, aber der Erich hat wohl selbst gesehen, wie es passiert ist. Er stand, wie tagtäglich, draußen am Kiosk, sie bediente ganz normal, war noch fröhlich und sackte dann ohne jedes Vorzeichen und ohne jede Äußerung plötzlich hinter dem Kiosktresen in sich zusammen und war tot. Der Erich hat dann sofort den Notarzt gerufen, der war auch nach nur 3 Minuten schon da, aus einem unweit gelegenen Krankenhaus, konnte aber nur noch den Tod feststellen. Aus einer gewissen Distanz, die durch mein Zusammenleben mit Kayla und später dann durch den Umzug hierher entstand, kann ich natürlich sagen, dass ich Kayla niemals wegen der Monika, so hieß die, hätte sitzen lassen und seit Kayla passierte zwischen Monika und mir auch gar nichts mehr, obwohl wir freundschaftlich verbunden blieben, aber halt auf Distanz. Andererseits kann ich durchaus sagen, wäre Kayla nie in mein Leben getreten, so wäre diese Monika sicherlich bis auf weiteres eine relativ bedeutende Frau in meinem Leben geblieben und wer weiß, vielleicht hätten wir uns wirklich irgendwann einmal zusammen getan, ohne Heirat, so ähnlich, wie ich jetzt mit Kayla zusammen lebe. Nun, es nützt nichts und jetzt in sentimentale Rückbesinnungs - Gefühlsausbrüche zu verfallen, wäre gewiss auch etwas komisch und das hätte die Monika auch nicht gewollt, für uns geht das Leben weiter, zum Glück. Natürlich war ich auf ihrer Beerdigung und die war auch etwas eigenartig. Viele Leute kannten sie und sie war gegenüber den meisten sehr großzügig, auch wenn's mal mit dem Bezahlen am Kiosk nicht so gut klappte, weil der eine oder andere vielleicht gerade klamm in der Kasse war und sie war bei fast allen sehr beliebt. Daher hätte ich erwartet, dass bei ihrer Beerdigung der Friedhof überquellen würde von einer riesigen Trauergemeinde, aber nein. Mit mir dazu gezählt, abzüglich von Pfarrer, Meßdiener und Beerdigungshelfern, die ja nicht zum wirklichen Besucherkreis zählen, waren ganze lächerliche 7 Leutchen dort. Davon entfielen 4 auf direkte Verwandtschaft und neben mir 2 weitere ehemalige Kiosk- Kunden, wovon einer natürlich der oben erwähnte Erich war. An ihrem Grab wurde mir kurz etwas anders, seltsam kann man sagen, weil eine Frau in der überschaubaren Trauergemeinde schaute exakt so aus, wie die Monika, das wirkte so, als würde sie ihre eigene Beerdigung beobachten. Mein Kopf platzte da bald, denn es kommen einem Trugbilder aus der Erinnerung hoch und die zeigen, wie irrational unser Denkapparat manchmal funktioniert, denn diese Frau schaute bei genauer Überlegung nicht so aus, wie Monika in den letzten Jahren ausgesehen hatte, sondern exakt so, wie sie vor vielleicht 10 Jahren mal aussah. Es stellte sich heraus, das es ihre jüngere Halbschwester war, die aber mehr wie eine Voll-Schwester wirkte, weil die Ähnlichkeit so frappierend war. Würde man Fotos von beiden nebeneinander legen, auf denen die Monika vor 10 Jahren und diese Halbschwester von heute fotografiert wäre, dann würde man sogar glauben, es sei die gleiche Person oder wenigstens Zwillingsschwestern. Dieses Ereignis hat mich in den Wochen danach noch sehr beschäftigt. Ich kam von gewissen Gedankengängen einfach nicht los. Das fiel auch Kayla auf und sie meinte schon, ob ich vielleicht mal in diese Monika verliebt gewesen wäre, was ich aber ohne zu flunkern verneinen kann. Ich mochte sie gerne, sogar sehr gerne, aber verliebt war ich nie in sie und ich denke das war umgekehrt auch nicht anders. Zur Verliebtheit gehört noch etwas anderes, was ich jetzt hier nicht so recht zu erklären vermag. Bei der gleichen Frage in Bezug auf Kayla würde ich die Verliebtheit ohne Nachzudenken sofort bejahen, doch das nur am Rande. Trotzdem, wenn man einen Menschen mal gerne hatte, also auch ohne das große Wort Liebe, und der ist auf einmal schlagartig für immer weg, sozusagen aus dem Lebensbuch ersatzlos gestrichen, im Schauspiel würde man sagen: „Spielt nicht mehr mit!"; das ist schon komisch, auch selbst dann, wenn wir uns ja sicher schon über ein ganzes Jahr zuvor gar nicht mehr gesehen hatten und auch sonst kein richtiger Kontakt mehr bestand. Machen wir uns nichts vor und genau damit kann ich sentimentale Spätanwandlungen abstreifen, wenn Kayla plötzlich aus meinem Leben verschwinden würde, das wäre nicht nur wesentlich schlimmer, das wäre wirklich tragisch, aber diese Monika hinterlässt, bei allem Respekt und bei aller Würdigung, keine wirkliche Lücke in meinem aktuellen Leben, die aus heutiger Sicht noch Auswirkungen auf mich hätte. Wäre das vor vielleicht mehr als 4 Jahren passiert, dann ja, aber jetzt nicht mehr. Ich weiß, das klingt kalt und gefühllos, es beschreibt auch nur mehr schlecht als recht die heutige Situation von mir in Bezug auf Monika. Bei solchen Gelegenheiten denkt man aber über alles Mögliche nach und angestoßen durch diese Gedankengänge muss ich die Frage aufwerfen: „Kann man nach einem Menschen süchtig werden, vielleicht so ähnlich, wie ein Alkoholiker nach der Flasche Schnaps oder Bier süchtig ist?" Ich glaube, man könnte dieses Frage mit Ja beantworten, denn ich fürchte, dass ich inzwischen süchtig nach Kayla bin. Es ist schon komisch, man sagt, je länger eine Beziehung dauert, um so mehr schleift sie sich ab und um so mehr geht man lascher mit ihr um, um so eher kann man auch mal auf den Partner eine Weile verzichten, aber zwischen Kayla und mir scheint es genau umgekehrt zu sein. Es ist für uns beide zwar immer wichtig gewesen, möglichst seinen eigenen Rückzugsraum zu haben, wo man auch mal zeitweise völlig alleine ohne den anderen einige Stunden am Tag verbringt, aber ohne eigenes Zutun werden diese „Einzelzeiten" immer geringer und zuweilen bemerke ich schon, dass ich sie vermisse, wenn sie nur mal für 1 - 2 Stunden nicht hier ist. Verrückt, nicht wahr? Aber ich möchte das nicht vertiefen, darüber könnte man sonst wieder stundenlang sinnieren ohne zu einem wirklichen Ergebnis zu kommen.
Wissen Sie, wie man manche Jugendliche zur Weißglut treibt? Nun muss ich da etwas länger ausholen und es ist keineswegs meine Absicht, Jugendliche zur Weißglut zu treiben, jedenfalls nicht ohne Grund und wenn, dann nur ganz bestimmte unter denen. Manche Jugendliche verhalten sich ja recht flegelhaft. Nun ist das nichts außergewöhnliches, vor allem Jugendliche mit minderer Bildung und solche, die nichts können und ohne echtes Selbstwertgefühl sind, neigen zur Flegelhaftigkeit und dazu, derbe Späße auf Kosten anderer zu machen. Das artet immer mehr in sinn- und hirnlose Gewaltattacken aus, frei nach dem Motto: „Was du nicht im Hirn hast, das musst du in den Fäusten haben." Wir waren vor einigen Wochen sonntags in die Nähe von Germersheim an den Rhein gefahren und dort etwa eine Stunde lang am Rhein längs spaziert. Da folgt ein Stück, wo in einem Betonsockel ein altes Eisengeländer ist, welches den Rheinuferweg, der dort auch ausgiebig als Radweg genutzt wird, von der Uferböschung trennt. An diesem Eisengeländer lungerte eine kleine Gruppe aus 4 jugendlichen Jungs, ich schätze so ungefähr 14 bis 16 Jahre alt, die dort ihre hohlen Sprüche klopften, bei jedem der dort vorbei kam. Zugleich hatten sie ein großes Kofferradio nebenan im Ufergebüsch stehen und beschallten mit einer recht primitiven Musik ohne Melodie die ganze Umgebung. Als wir dort vorbei gingen, rief uns wohl der Anführer dieser Clique lautstark nach: „Was kostet eine Nacht ficken mit der japanischen Nutte?" Wobei er auf Kayla abzielte. Im Prinzip wäre es lächerlich überhaupt auf solche dummen Rotzlümmel zu reagieren, aber mir war gerade danach. So sagte ich zu ihm nur ganz kurz und laut: „Bübchen hält den Mund, Bübchen hat Sendepause!" Das hätten Sie erleben sollen. Seine Kollegen kicherten dann, weil so eine Antwort hatte ihr Cliquenchef wohl noch nie erhalten. Nur der Betroffene geriet gleich in Rage und kam auf mich zu mit einer Bemerkung wie, dass ich jetzt sehen würde, wie er mit solchen Arschlöchern wie mir umgeht. Dabei steigerte er sich immer mehr in schreiende Wutausbrüche. Man glaubt es kaum, aber dieser Rotzlümmel zog doch tatsächlich ein Messer aus seiner Tasche und kam damit auf mich zu. Während ich ihm zunächst seitwärts auswich, hatte Kayla blitzschnell reagiert und ihn von der Seite in die Kniekehle getreten, wodurch er etwas ins Straucheln geriet. Diese Chance ließ ich mir nicht entgehen und zog ihn dann an seinem ausgestreckten Arm, in dem er noch das Messer hielt, auf mich zu. Der hatte ja mit allem gerechnet, aber damit nicht. Solche Angreifer rechnen vielleicht damit, dass man ihnen ausweicht oder ihnen entgegenschlägt, aber nicht damit, dass man sie auf sich zu zieht. Noch bevor der mitbekommen hatte, was sich tut, hatte Kayla ihn ein zweites Mal, jetzt von hinten getreten und ich habe ihm dann einen Kinnhaken verpasst und ihm das Messer abgenommen. Seine Freunde waren sich anfangs unsicher, ob sie sich beteiligen sollten, aber als es erst so weit war, dass wir ihren Anführer im Griff hatten, verdünnisierten die sich flugs. Leute aus einem unweit gelegenen Lokal, die dort auf einer Terrasse saßen, hatten das alles beobachtet und bereits die Polizei gerufen, die dann schon eintraf. Den Rüpel haben wir den beiden Polizisten übergeben, ebenso das Messer und dann mussten wir noch mit auf die Wache, wo dann alles schriftlich festgehalten wurde. Einer der Polizisten meinte, dass dieser Bursche schon stadtbekannt wäre, vor allem in erster Linie für diverse Sachbeschädigungen. So endete ein Sonntagsspaziergang unverhofft in einem ungewollten Abenteuer.
Kurz ergreife ich noch mal das viel strapazierte Thema Auto. In einem Vorort - Stadtteil von Karlsruhe war neulich ein verkaufsoffener Sonntag mit großer Autoausstellung. Natürlich ging es dort darum, die Fahrzeuge an den Mann bzw. die Frau zu bringen, aber da wir zufällig dort vorbei kamen, haben wir uns das mal kurz angesehen. Nicht etwa, dass wir den Kauf eines anderen Autos planen, dafür sind wir viel zu zufrieden mit unserem Opel - Corsa, aber man ist ja neugierig. Und ich muss sagen, mit vielem, was die Autoindustrie vielfach da heute anbietet, kann man aus unserer Sicht bei sachlicher Beurteilung keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken. Das sehen viele Leute heute vermutlich anders, da ihnen die Fähigkeit abhanden gekommen ist, etwas wirklich sachlich zu bewerten. Viele Fahrzeuge scheinen heute vornehmlich nur noch aus Blendwerk und Plastikimitaten zu bestehen. Auf den ersten Blick wirken zahlreiche Fahrzeuge sehr edel, selbst etliche Kleinwagen in der Größenklasse unseres Corsas, die für unsere Zwecke völlig ausreicht, sehen oberflächlich betrachtet richtig nobel aus. Ich gewinne den Eindruck, als wolle man versuchen, Rolls Royce oder ähnliche Nobelschlitten in das Kleinwagensegment zu übertragen. Nur wenn man sich die meisten dieser Fahrzeuge einmal genauer ansieht, dann fällt dem kritischen Beobachter sehr schnell auf, dass nahezu alles, was auf den ersten Blick so hochwertig ausschaut, in Wirklichkeit billigste Plastikimitate sind. Die Oberflächen davon sind zugegebenermaßen gekonnt auf das Vortäuschen einer Qualität getrimmt, die in Wahrheit gar nicht vorhanden ist. Dabei brauche ich noch nicht einmal irgendwelche komplizierten technischen Dinge zu vergleichen, es fängt schon mit dem Fahrersitz an. In diesen Neuwagen sieht der Fahrersitz auf den ersten Blick toll aus, schaut man aber genauer und vergleicht diesen Sitz zum Beispiel mit dem Sitz in unserem inzwischen schon etwas betagten, gebrauchten Corsa, der ja mit Sicherheit kein Nobelprodukt ist, dann muss man sagen, bei unserem Corsasitz da hat man noch richtig etwas in der Hand, da ist noch Material vorhanden, aber bei diesen edel wirkenden Neuwagensitzen stellt man bei genauer Betrachtung fest, dass daran fast kein Material mehr vorhanden ist. Dünnes Zeug, fast puppenartig, wie für ein etwas groß geratenes Modellauto. Nur die reine Optik, die täuscht einem vor, dass da etwas tolles wäre, aber schon beim normalen Anfassen bemerkt man, dass da nichts mehr ist. Richtig primitives Zeug. Schaut man sich dann die ganzen edel wirkenden Verkleidungen und selbst die Karosserieteile z.B. um die Lampen und die Lampen selbst mal genauer an, dann hat man den gleichen Effekt. Billigstes Plastikzeug auf hochwertig getrimmt. Für so etwas soll man dann noch Preise bezahlen, für die man vor 10 Jahren noch einen dicken Mercedes oder fast 3 der damaligen Vorgänger dieses Wagens bekommen hätte. Das haben die Händler auch schon lange gemerkt und Sie finden kaum noch einen Händler, der sich traut, groß den wahren Preis des Wagen auf die Preistafel zu schreiben. Dort steht heute immer nur noch der Preis fett, den die berühmten „Auf - Pump - Käufer" an Monatsraten zahlen müssen, der wahre Preis steht entweder nur ganz klein unten irgendwo in der Ecke oder manchmal auch gleich gar nicht mehr drauf. Das sind dann heute oft die Typen, die sich in einem neuen Wagen wichtig vorkommen und den dicken Maxen mimen, der ihnen in Wahrheit gar nicht wirklich gehört, sondern einer Finanzierungsbank. Alles hohle Luftnummern und hohle Luftnummern sind wohl typisch für unsere heutige Gesellschaft. In der Beziehung passen dann wieder die oben erwähnten, vorgetäuschten hohlen Wertigkeiten an diesen Neuwagen zu ihren Fahrern. Ich finde diese Entwicklung nicht nur falsch, sondern sie macht auf Dauer auch die Menschen kaputt. Die Anzahl derer, bei denen die Luftnummer dann auch wie eine Seifenblase zerplatzt, wird immer größer und mit dieser Art steigt auch die Zahl der Menschen, die sozusagen finanziell gestrandet sind. Solche Leute sind dann natürlich extrem frustriert, obwohl sie zu einem großen Teil selbst an ihrer Misere schuld sind, aber das sehen die ja nicht ein, weil man denen ihr ganzes Leben lang immer vorgegaukelt hat, dass sie ja nur den Kreditvertrag unterschreiben brauchen. Ich weiß, es mag in der heutigen Zeit für viele abenteuerlich klingen und die Autoproduzenten würden es erst recht nicht mögen, aber wenn ich zu sagen hätte, dann würde ich den Autokauf auf Raten oder Kredit verbieten. Was glauben Sie, wie viele zig tausend Leute seit Jahren hochverschuldet sind und heute noch an Autos abzahlen, die sie schon seit 5 oder gar 10 Jahren nicht mehr haben? Überhaupt plädiere ich dafür, dass es nur noch sehr wenige Dinge gibt, für die man Kredit bekommen dürfte. Damit hätte man viel Leid aus der Welt genommen und zugleich verhindert, dass sich Habenichtse künstlich aufblähen, die in Wahrheit ein Nichts sind und immer ein Nichts bleiben werden. Dieses ganze heutige System der relativ leichtfertigen Kreditvergaben gehört abgeschafft, weil es genau genommen der gesamten Welt schadet. Leider bemerkt man das erst lange Zeit später sozusagen durch die Hintertür, wenn man dann die gravierenden Nachteile dieses vorgetäuschten Wohlstandes entdeckt. Gäbe es diese Kreditvergaben nicht, dann wären auch unsere Straßen nicht so verstopft, denn dann gäbe es auch mindestens 40 % aller Autos gar nicht, weil sich diese Leute nämlich dann gar kein Auto leisten könnten. Was wäre denn so schlimm daran, wenn nur noch die Leute ein Auto hätten, die es sich auch wirklich vom eigenen Geld ohne Kredit leisten könnten? Es kann auch nicht jeder eine Burg oder ein Prunkschloss besitzen, wenn er sich das nicht leisten kann, also soll mir keiner mit irgendwelchen Gerechtigkeits-, Gleichberechtigungs- oder Gleichbehandlungsgründen kommen. Eigentlich müsste sogar die Politik daran interessiert sein, Kreditvergaben für Autokäufe zu verbieten, denn die damit einhergehende Reduktion der Autos würde gleich in doppelter Weise für eine deutliche Luftverbesserung sorgen, weil dann auch weniger Schadstoffe in die Luft geblasen werden. Doppelte Luftverbesserung deshalb, weil dann auch zwangsweise von der verbleibenden Autokäufern viele auf ein wesentlich kleineres und spritsparendes Auto umsteigen würden, weil sie sich ohne Kredit einfach keinen großen Spritsäufer mehr leisten könnten. Sicher eine Theorie, die sich für manch einen Luftikus etwas abenteuerlich anhören mag, zumal wir in einer Zeit der hohlen Luftikusse leben, aber die Zeche für die Autokäufe von den Leuten, die sie sich eigentlich gar keines leisten können, zahlen wir im Prinzip alle, nur das hat noch keiner begriffen. Aber weg von diesem etwas desolaten Thema.
Am 2. Juni war hier vielleicht etwas los. In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni gingen ungefähr ab 18 Uhr heftigste Gewitter mit extremen Regengüssen hier nieder. Wie es hieß, wäre es aber rund 100 km weiter südlich noch wesentlich schlimmer gewesen, dort sollen sogar Menschen ums Leben gekommen sein und Häuser eingestürzt sein, die den Wassermassen nicht stand hielten. Aber hier war auch schon einiges los. Ich würde sagen, es waren mit die heftigsten Regenfälle, die ich in meinem ganzen Leben erlebt habe. Das war irgendwie nicht mehr als normal zu bezeichnen. Im benachbarten Fabrikgelände wurden erneut die hinteren Abwasserflüsse und Schächte überflutet, so dass dort befindliche elektrische Anlagen, die vor allem ständig bestimmte Pumpen in Betrieb halten, vom Wasser beschädigt wurden und ausfielen. Daraufhin stieg der Wasserpegel dort noch weiter an und dadurch fiel zeitweise wieder in der ganzen Siedlung der Strom aus. Wie ich Ihnen seinerzeit beschrieb, liegt diese Siedlung hier ja etwas tiefer, das heißt, sie zweigt von einer Art vorgelagertem Hochplateau ab, wo dann die kleine Straße im Verlauf von mehreren km abschüssig verläuft und das Gelände hier liegt in einer Art Talkessel, der aber zu unserem Glück nicht völlig eben verläuft, sondern der seinerseits wieder eine ziemliche Schräge hat. Wenn man so will, wie ein Kessel mit einem schiefen Innenboden. Unser Haus, die Siedlungshäuser vorne, die alte Fabrik und die Regenwasserbehälterfabrik liegen bildlich betrachtet noch im oberen, höheren Bereich dieser Bodenschräge, dadurch hatten wir das Glück, dass die Wassermassen aus den noch höher gelegeneren Bereichen nur hier vorbei flossen. Aber unten zu den Mühlen hin liegt alles noch deutlich tiefer und dort ist fast die tiefste Stelle dieses Kesselbodens. Nur einige Felder hinter den Mühlen liegen noch etwas tiefer. Dieser Anordnung haben wir zu verdanken, dass bei uns nichts wirklich vom Wasser geschädigt wurde, außer der alte unterirdische Verbindungsgang, der vom Keller unter das Fabrikareal führt, der stand rund 1m unter Wasser, jedenfalls stellenweise. Ich hatte Ihnen vor längerer Zeit mal Fotos von alten Stollen beigefügt, die wir hinter einer Gittertür in einem Damm am Weg zu den Mühlen entdeckt hatten. Diese Gittertür dichtet ja nichts ab und so war klar, dass die Wassermassen, die hier über den Weg zu den Mühlen vorbei liefen, teilweise auch dort rein liefen. Aus Neugierde schauten wir mehrere Tage später mal in den Anfang dieses Stollensystems und es stand da noch mannshoch unter Wasser, eine Begehung war unmöglich. Teils bös erwischt hat es auch unten diese „Computermühle" selbst. Keller und Teile des Erdgeschosses standen vorübergehend unter Wasser, der Schaden soll im Bereich von 80.000 Euro liegen. Ich kann Ihnen nur sagen, wir waren heilfroh, dass unsere höhere Lage im Zwischenbereich zwischen Hochplateau und dem tiefsten Punkt unten bei den Mühlen, Schlimmeres verhindert hat. Es wurde noch einiges an Erdreich bei uns im Garten und vorne am Wegesrand weggeschwemmt, was man aber mit mäßigem Aufwand tags danach wieder zurück schaufeln konnte. Neben der vorderen kleinen Straße, also der Straße, die hier von der Siedlung zum Militärauto - Schrottplatz und zu den Mühlen verläuft, befindet sich ein kleiner Wassergraben, der halt zur Straßenentwässerung dient. Der war bei dem Regen zu einem großen Fluss angeschwollen und man hätte mit einem Boot darauf fahren können. Auch Kayla war sichtlich erschrocken angesichts dieser ungebändigten Wassermassen.
Jetzt haben wir schon wieder diesen verrückten Fußballwahn. Es ist grässlich, überall stößt man darauf und die Wahnsinnigen in unseren Straßen werden immer mehr, die mit diesen idiotischen Fahnen am Auto durch die Gegend brausen. Ich habe immer mehr den Eindruck, dass unsere Gesellschaft zusehends zu einem kollektiven Haufen von hochgradigen Idioten verkommt. Nun muss ich zugeben, dass mir insbesondere die Begeisterung für Fußball, aber auch die Begeisterung für Sportereignisse im Allgemeinen schon seit frühester Kindheit völlig abgeht und nicht vorhanden ist. Ich kann mir nicht erklären, wieso ich mich darüber freuen soll oder geschweige denn einen Tumult daraus machen soll, wenn eine bestimmte Fußballmannschaft einen Sieg erzielt? Ähnlich uninteressant finde ich es, wenn Sportler des einen oder anderen Landes irgendwelche besonderen Leistungen vollbringen. Was habe ich davon, was nützt es mir, wenn die gewinnen oder tolle Leistungen erbringen? Überhaupt nichts habe ich davon. Es nützt mir und meinem Lebensumfeld gar nichts. Ich verdiene dadurch keinen Cent mehr, das Wetter wird auch nicht schöner dadurch, also mir fehlt jeder Draht dazu. Diese Dinge sind mir dermaßen gleichgültig, wie einem nichts gleichgültiger sein kann. Es hat noch nicht einmal Null Bedeutung, sondern sogar schon eine negative Bedeutung, weil es einem auf die Nerven geht, da man allenthalben zwangsweise mit diesem Käse konfrontiert wird. Ich kann durchaus gut verstehen, wenn ein aktiver Sportler sich über seine eigenen erzielten Leistungen freut, besonders wenn er da etwas für sich außergewöhnliches geschafft hat; das ist ja auch völlig in Ordnung und soll so sein, aber was haben Außenstehende davon, die daraus so ein künstlich aufgeblähtes Theater machen? Das will mir einfach nicht in den Kopf hinein, was für mich als Außenstehender daran so toll sein soll, wenn beispielsweise beim Fußball die Mannschaft von Deutschland gewinnt. Von mir aus kann auch jeder andere gewinnen und egal welches Ergebnis dabei heraus kommt, es wäre mir noch nicht einmal den Ansatz einer Radiomeldung oder einer halbzeiligen Textmeldung in einer Zeitung wert. Immer wieder stehe ich nur erstaunt als unbeteiligter Zuseher nichts begreifend neben mir, wenn ich sehe, wie Verrückte ausrasten und hupend durch die Straßen fahren, grölend durch die Gegend ziehen, sich deswegen besaufen, zerschlagen, übermäßig freuen oder weitere ähnliche Auswüchse der geistigen Umnachtung zeigen, nur weil eine Mannschaft oder ein Sportler gewonnen hat. Kayla kommt ja bekanntlich aus einem anderen Kulturkreis, der in vielen Dingen aber gar nicht so anders ist, wie man allgemein glauben möchte, aber ich entsinne mich noch genau an den Tag, in Stuttgart war es seinerzeit noch, als sie mich nur fragend anblickte, als nach einem Fußballsieg für Deutschland bei der letzten WM etliche Fans hupend durch die Straßen fuhren. Sie verstand das noch weniger als ich. Ich kannte das ja, wenngleich ich es auch nicht verstehen kann und muss feststellen, dass diese Auswüchse immer heftiger werden, aber Kayla fand es noch unerklärlicher als ich. Sie war anfangs fest im Glauben, dass diese grölenden Leute zum Teil selbst bei dem Fußballspiel mitgemacht hätten, denn sonst könne man sich als völlig Unbeteiligter doch nicht daran so aufbrausend hochziehen, dass irgendwelche völlig fremden Leute ein paar mal einen lächerlichen Ball in ein Tor getreten haben. Als ich versuchte, ihr diese Zusammenhänge grob zu erklären, fand sie das einfach nur völlig kindisch und meinte, dass das wohl Leute mit einer stark zurück gebliebenen geistigen Entwicklung sein müssten, die bei denen auf dem Level eines Kleinkindes hängen geblieben ist. Aber letztendlich zeigt sich hier auch wieder von Vorteil, dass wir nun hier in der abgelegenen Siedlung wohnen, da wird sich wohl so schnell kein Autocorso von Wahnsinnigen bilden und hupend rund fahren und auch grölende Menschenansammlungen von fußballbegeisterten Alkoholikern wird es hier sicher nicht geben. Es erübrigt sich wohl Ihnen zu sagen, dass wir keine der EM - Übertragungen im Fernsehen oder Radio verfolgen werden, da wissen wir garantiert mit der Zeit besseres anzufangen ohne auch nur eine Sekunde überlegen zu müssen. Was ich nur hasse wie die Pest an diesem ganzen System, wie das aufgezogen wird, das ist, dass man sich im Prinzip trotz allem nicht wirklich diesem Schwachsinn entziehen kann. Es verfolgt einen gewissermaßen wo man geht und steht. Macht man das Radio an, um etwas Hintergrundmusik zu hören, was folgt? Fußballergebnisse. Will man sich im Fernsehen die aktuellen Tagesnachrichten ansehen, was folgt? Fußballergebnisse. Das grenzt fast schon an Folter. Ich plädiere ja schon seit Jahren dafür, dass man normale Nachrichten und Sportnachrichten strikt trennen sollte, in eigenständigen Sendungen. Davon hätte ja auch keiner einen Nachteil. Die Sportbegeisterten könnten diese Sendungen ja nach Herzenslust einschalten und Leute wie wir, die das einfach nur als sehr störend und restlos uninteressant empfinden, würden genau das nicht tun und würden in den normalen Nachrichtensendungen nicht mit diesem vollkommen uninteressanten und belanglosen Schrott belästigt.
Doch weg von diesem Unsinnszeug Fußball und allem, was damit zu tun hat. Am Montag hatten wir uns spontan dazu entschlossen, eine längere Radtour zu machen. Völlig ungeplant, ohne festes Ziel, die früh morgens nach dem Aufstehen nahezu schlagartig gesetzte Vorgabe sollte nur lauten, ungefähr den ganzen Tag auf dem Rad zu verbringen. Es ist schon kurios, wenn man erst eine bestimmte Menge an Kilometern abgestrampelt hat, dann läuft es ab einem gewissen Punkt wie von selbst. Während man vorher noch darüber nachdenkt, ob man auch nicht zu weit fährt, weil man ja auch wieder zurück muss oder man sich bei einer zu langen Tour nicht zu sehr verausgabt, so vergisst man alle diese Gedanken ungefähr ab dem fünfzehnten Kilometer. Natürlich hängt das Eintreten eines solchen Effekts erheblich von der Qualität der Drahtesel ab. Wenn ich da an unsere früheren Schrotträder denke, da war man nach lächerlichen 3 km schon so fertig, dass man keine 100 m mehr weiter fahren wollte. Wir hatten ja seinerzeit mal bei einer Umzugshilfe, wo ich die alten Mopeds abgestaubt hatte, auch noch ältere aber sehr gute Qualitäts - Fahrräder abgestaubt, für die der frühere Besitzer am neuen Wohnort keine Verwendung mehr hatte. Also es bewies sich jetzt wieder, diese Räder sind einfach super. Natürlich muss man sich auf einem Rad immer irgendwie noch anstrengen, um in Bewegung zu bleiben, aber bei einem guten Qualitätsrad geschieht das unter derart optimalen Bedingungen, dass man es nicht als wirklich störend empfindet, während bei den Billigdingern jeder gefahrene Kilometer ein Kilometer zu viel ist und einfach nur als Last empfunden wird. Wie Sie wissen, gibt es hier in der Gegend Steigungen genug und gerade dort macht das Radfahren auf Dauer keine allzu große Freude. Daher fahren wir gerne hinter Karlsruhe an den Rhein. Dort gibt es tolle Parallelwege zum Rhein, die endlos ohne jede Steigung verlaufen, die also ein wahres Radlerparadies abgeben. Auch hat man dort immer angenehm frische Luft, sofern nicht gerade Abwasserkanäle punktuell die Idylle mit ihrem Gestank unterbrechen oder es gibt hier und da Chemiefabriken am Rhein, die seltsame Gerüche verbreiten, aber insgesamt hat man dort vorwiegend eine tolle Luftqualität. So sind wir also von hier zuerst über Weingarten bis Leopoldshafen geradelt und ab dort in Richtung Philippsburg am Rhein entlang. Bei Rheinsheim folgte dann das erste größere Malheur dieser Radtour. Mit einem kräftigen „Ratsch" hatte es die Kette von meinem Rad zerfetzt. Ein Glied war mitten im Metallstück durchgerissen. Nun war schieben angesagt, denn an eine Reparatur der gerissenen Kette war nicht zu denken. Ich hatte zwar versucht, mit dem Bordwerkzeug des Rads das gerissene Glied zu entfernen und dann die um ein Glied kürzere Kette wieder zusammenzusetzen, in der Hoffnung die dann etwas straffere Kette wieder aufspannen zu können, aber daraus wurde nichts, es klappte nicht. Ein freundlicher Herr, der auf einer Bank saß und unser Missgeschick beobachtet hatte, gab den Ratschlag, das Rad bis Lingenfeld zu schieben, was nur ungefähr 2 km von dieser Stelle entfernt lag, dort sei eine winzige aber vorzügliche Zweiradwerkstatt, die das sicher im Handumdrehen reparieren könnte. Das haben wir dann gemacht. Ein junger Bursche, vielleicht 22 Jahre alt, reparierte den Schaden wirklich flugs mittels einer komplett neuen Kette. Er beschied, dass man die Sorte Ketten, wie sie an dem Rad war, nicht reparieren könne, da man keine Einzelglieder auswechseln kann; ansonsten wären das aber hervorragende Ketten. Er hat dann eine andersartige neue aufgezogen, es kostete mit Arbeit und Material zusammen 42 Euro. Na ja ungeplante Ausgaben, aber es konnte weiter gehen. Unsere Räder lobte er und meinte, diese Modelle wären lange vor seiner Zeit, so um 1980 herum, so etwas wie der Mercedes unter den Touren - Fahrrädern gewesen. Das freute uns natürlich, damit eine fachlich fundierte Bestätigung dafür zu haben, was wir eigentlich schon ahnten. Seine Arbeit machte er wirklich sehr routiniert und ich glaube, dass wir kaum länger als 10 Minuten in dessen Werkstatt weilten. Von dort aus wollten wir dann auf dem schnellsten Weg wieder zurück auf den Radweg am Rheinufer, davon riet der Fahrradmechaniker aber ab, weil nur wenige Kilometer weiter das Ufer von Altrheinarmen durchzogen wird, wodurch die Fahrradwege unterbrochen sind bzw. wo sie in heftigen Umwegen um diese Gebiete geführt werden. Er hatte solche in Folie wetterfest eingeschweißten einseitigen Fahrradwegekarten von der Region, die man sich vorne in der Mitte an die Lenkgabel heften kann, die er uns schenkte, sozusagen als Reklame für seine heimische Region, diese zeigen die besten Radwege im Umkreis von ungefähr 30 km, was ja in unserem Fall mehr als ausreichte, denn weiter als vielleicht noch 15 km wollten wir nicht mehr fahren. Man muss ja auch immer den Rückweg im Hinterkopf behalten, der die gefahrene Streckenlänge immer automatisch verdoppelt und von uns zuhause bis Lingenfeld sind es schon ungefähr 40 km gewesen. Die Karte zeigte eine weitere Möglichkeit. Wenn wir wieder auf „unsere" Rheinseite gewechselt wären, hätten wir ohne allzu große Umwege wegen der Altrheinarme weiter am Rhein radeln können. Aber die Rheinseite wechseln geht wegen der eher seltenen Rheinbrücken nicht so leicht. Wären wir in der geplanten Richtung weiter gefahren, dann hätten wir noch weiter bis Speyer gemusst, um dort wieder überwechseln zu können. Das wären ungefähr weitere 15 km gewesen, also am oberen Rand des angedachten Rahmens, aber wir hatten keine Lust dort erst noch durch die Innenstadt radeln zu müssen, um zur Rheinbrücke zu gelangen. Also wurde der Entschluss gefasst, von Lingenfeld wieder zurück zur Germersheimer Rheinbrücke zu radeln. So wurde das dann auch gemacht. Auf der Radwegekarte entdeckten wir dann einen weiteren flach verlaufenden Radweg, der eigentlich mehr eine Route aus zusammengestückelten Teilstrecken von Wirtschaftswegen ist und der schon wieder etwas in Richtung unserer Heimat verlief. Ein durchaus schöner Weg, wenngleich uns dort die frische Rheinluft etwas fehlte. Ohne schlimmes zu ahnen nahte jedoch ein weiteres Malheur. Diese Wege werden auch gerne von Leuten benutzt, die mit ihrem Hund gassi gehen, wie man so sagt. So ging im Bereich von Liedolsheim eine Frau mit ihrem Hund, wobei sie den Hund frei laufen ließ, ohne ihn an der Leine zu führen. Der blöde Köter lief Kayla genau ins Rad, so dass Kayla ziemlich unschön stürzte. Sie zog sich dabei eine breite Schürfwunde am Knie zu. Weitere Schäden gab es zum Glück nicht, aber das war ja schon schlimm genug. Der Scheißköter jaulte und begann dann endlos uns anzubellen und fletschte die Zähne. Die blöde Kuh von Hundehalterin hatte nichts besseres zu tun, als uns auch noch zu beschimpfen, dass wir nicht auf ihr doofes Viech Rücksicht genommen hätten, obwohl wir schon äußerst langsam und im größtmöglichen Abstand daran vorbei steuern wollten. Ich habe ihr dann eine Standpauke gehalten, dass sie dafür verantwortlich sei und verlangte dann von ihr die Angabe der Personalien, damit ich sie anzeigen könne. Das verweigerte sie jedoch und lief schimpfend weiter ihren Weg. Das war so eine der wenigen Situationen, wo man wirklich ein Handy hätte gebrauchen können, aber wie Sie wissen hasse ich Handys und wir haben natürlich nach wie vor keines. Kayla ging es jedoch gleich wieder gut und die Heimreise konnte eigentlich weitergehen. Nun kennen Sie mich inzwischen sicher so weit, dass Sie sich vorstellen können, dass ich das dieser blöden Hundehalterin nicht so ungestraft durchgehen lasse. Ich meine, ein normaler Hundehalter ist ja auch versichert gegen solche Vorfälle, aber ich vermute, dass diese abgewrackte Kuh ihre kläffende Scheißmaschine noch nicht einmal angemeldet hat, um die Hundesteuer zu sparen. Während Kayla an der Stelle auf mich wartete, bin ich mit dem Rad der blöden Ziege nachgeradelt. Ich hatte zunächst den Plan, ihr solange nachzuradeln, bis sie irgendwo in ihr Auto steigt und dann das Kennzeichen davon zu notieren und sie mit dessen Hilfe anzuzeigen. Nach einer Weile entdeckte sie mich natürlich und schimpfte lauthals drauf los, was ich denn für ein Arschloch sei und was das soll. Darauf reagierte ich gar nicht und radelte in einem Abstand von vielleicht 50 m weiter kriechend hinterher. Nun ist es mit dem Rad bequemer einem Fußgänger zu folgen, als umgekehrt und der wird wohl eher müde. Nach wenigen Minuten gesellte sich Kayla auch wieder dazu, denn längeres Warten wäre eine ungewisse Sache geworden. So radelten wir im Schritttempo gemeinsam der penetranten Kuh mit dem blöden Köter hinterher. Dann drehte sie sich plötzlich um und blieb stehen. Wir gesellten uns dann langsam dazu. Eine erneute Kanonade aus wüsten Beschimpfungen ließ sie über uns ab. Kayla meinte nur, sie solle so weiter machen, jede Beleidigung werde sie teuer zu stehen kommen, zusätzlich zu dem Hundeunfall. Sie sagte dann, dass sie den Hund auf uns hetzen werde, wenn wir sie nicht sofort in Ruhe lassen würden. Ich sagte daraufhin, dass sie uns nur ihren Personalausweis zeigen solle, ich würde mir dann Namen und Adresse notieren und schon wäre sie uns los. Darauf gab es erst mal wieder einen Zentner Beleidigungen aus ihrem Schandmaul und dann sagte sie, dass sie noch bis 3 zählen werde und dann würde sie ihren Hund endgültig auf uns hetzen. Nun war das kein kleiner Pinscher, ich kenne die Rasse nicht, aber es war schon so ein halbes Kalb von einem Hund. Ein Schäferhund oder so was ähnliches war es nicht, diese Rasse kenne auch ich, aber von der Größe her durchaus vergleichbar. So war die Frage, was sollte man tun? Sich von dem Viech anfallen lassen oder das Weite suchen und damit der widerwärtigen Kuh ihren Willen tun, sich auf unsere Kosten aus der Verantwortung zu stehlen? Wie Sie ahnen, beides nicht unsere Sache. So schaute ich mich flugs um und entdeckte im Wassergraben neben dem Weg ein kräftiges Winkeleisen und einige dicke Aststücke. Kayla wurde mit den Aststücken bewaffnet und ich nahm dieses vielleicht 1,2 m lange Winkeleisen. Ich sagte ihr dann, dass wenn sie den Hund auf uns hetzen würde, dann würde ich den Hund tot schlagen und anschließend käme sie an die Reihe. Den Hund tot zu schlagen, da hätte ich keine Hemmungen mit gehabt, natürlich nur, wenn sie den wirklich auf uns gehetzt hätte, ihr hätte ich natürlich nicht wirklich etwas angetan, aber die Situation bot sich gerade an, um mit dieser Drohgebärde unsere Macht zu untermauern. Ich glaube, da erkannte sie langsam, dass es für sie und ihren Kläffer aus dieser Situation kein Entrinnen in ihrem Sinne mehr gab. Kleinlaut sagte sie, dass sie ihren Ausweis nicht dabei habe. Sie werden es nicht glauben, diese widerwärtige Hexe konnte sich plötzlich sogar entschuldigen und das ohne dass wir weiter nachgeholfen hätten. Als Wiedergutmachung und weil auch sie keinen Ärger wolle, bot sie an, Kayla umgehend 50 Euro zu zahlen, als Schmerzensgeld sozusagen, wenn damit die Sache ein für allemal aus der Welt wäre. Nun sind wir gewiss keine Unmenschen, auch wenn die Alte und ihr blöder Köter eine saftigere Abstrafung verdient hätten, aber nach einiger Überlegung, bei der die Entscheidung natürlich ganz bei Kayla lag, willigten wir ein. Kayla erhielt einen 50 Euro-Schein, wir verabschiedeten uns und radelten wieder zurück in die Richtung, in die wir eigentlich wollten. Vielleicht war das der Giftziege eine Lehre für künftige Fälle im Umgang mit ihrem Hund gegenüber anderen. Aber solche Leute sind meist beratungsresistent. Wir beschlossen dann auf dem kürzesten Weg zurück nach Hause zu radeln, für diesen Tag hatten wir vom Radeln die Nase voll, obwohl es ansonsten eine schöne Tour war. Gerade die letzten 10 km des Rückweges sind die schwersten, einerseits weil man natürlich dann schon ziemlich ausgepowert ist, wie man heute in neudeutsch wohl dazu sagt, aber zum anderen vor allem, weil in diesem Abschnitt der größte Anteil des Anstieges vom flacheren Rheintal hier herauf zu unserem Gebiet folgt. Da sind schon einige langgezogene, heftige Steigungsstrecken drin, bei denen man unterwegs manchmal eine kleine Pause einlegen muss. Da ist Auto fahren dann zweifellos schöner. Als wir wieder zu Hause waren, waren wir dann auch fix und fertig. Nach einer ausgiebigen Dusche sind wir gleich tief und fest eingeschlafen.
So, das war's dann mal für heute. Schauen Sie nicht zu viel Fußball, es lohnt sich nicht, denn wer gewinnt das ist völlig egal, es bringt Ihnen nichts, uns nichts und der ganzen Welt nichts. Kayla und ich wünschen Ihnen einen vergnüglichen Sommer,
Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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