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Lappenkeuler - Brief / Email "Wahnsinn." vom 18.03.2004
Einen sonnigen Frühlingsgruß!
Wie Sie erinnern mögen, bin ich in meiner Eigenschaft als Egbert Lappenkeuler finanziell nicht gut gebettet, komme aber aus. Für Käufe außer der Reihe, einmal abgesehen vom normalen Bedarf des Lebens, bleibt da leider nicht viel Spielraum. Trotzdem juckt es einen manchmal in den Fingern, wenn man verlockende Angebote entdeckt. Man gerät dann schnell in einen Zwiespalt zwischen Selbstvorwürfen darüber, ob man das Geld nicht voreilig für nicht wirklich dringend benötigte Dinge zum Fenster hinausgeworfen hat, was sich vielleicht bitter rächen könnte, zum Beispiel dadurch, dass einem dieser Betrag später zur Deckung der Grundbedürfnisse fehlt oder ob man sich bei bestimmten Anschaffungen ruhigen Gewissens sicher sein kann, sich wenigstens das gönnen zu dürfen. Als Rechtfertigung mag hier die Steigerung der Lebensfreude oder die Erleichterung und Verbesserung des Alltags genügen. Genau vor gleich zwei solcher Entscheidungen stand ich jetzt. Schwer, sehr schwer! Ein Elektronikmarkt bewarb Restposten von Digital-Fotoapparaten, gute Geräte von Canon für nur 69 Euro, vorheriger Preis (man mag das kaum glauben) 229 Euro. Es sind nicht die neuesten Geräte, sie liegen zwei Generationen zurück und hatten sich nach Auskunft des Elektronikmarkt - Kundenberaters im Lager dieser Filiale unter anderen Waren angestaut. Man könnte sagen, sie sind an ihrem Versteck vergessen worden. Nun nach über einem Jahr waren sie, laut Berater, erst beim Abverkauf von davor stehenden Kühlschränken wieder zu Tage getreten. 3 Megapixelgeräte sind das und ich liebäugelte schon lange Zeit mit der Anschaffung eines digitalen Fotoapparates, mir waren die Preise für vernünftige Geräte jedoch viel zu hoch und die billigen vom Baumarkt sind wohl ihre Verpackung nicht wert. Da ich mich finanziell immer gut auf meine Situation einstellen konnte und auch weil ich insgeheim schon auf die Anschaffung eines kleinen, gebrauchten, sparsamen Autos sparte, wäre für mich eine derartige Anschaffung unter normalen Bedingungen niemals in Frage gekommen. Ein gutes Gerät hier nun für 69 Euro erstehen zu können, das war etwas anderes und 69 Euro weniger in meinem Spartopf fürs Auto verhindern dessen Anschaffung gewiss nicht wirklich. So bin ich am Beginn der vorigen Woche entschlossen zum Elektronikmarkt und habe einen derartigen Digitalfotoapparaten erstanden. Es wäre sicher töricht gewesen, die Sache auf die lange Bank zu schieben, da zu diesem Preis die Nachfrage für echte Canongeräte groß war. Ich habe zwar auch einen handelsüblichen Fotoapparat, ungefähr 15 Jahre ist der alt, damit habe ich sicherlich schon drei Jahre kein einziges Bild mehr geschossen, obwohl ich immer gerne fotografiert habe. Ich sehe es einfach nicht ein und kann es mir auch nicht leisten, zur Entwicklung der Filme diese unverschämt hohen Preise zu zahlen. Für weniger als fünf volle Filmentwicklungen bekam ich nun einen guten Digitalapparat, bei dem diese Kosten zukünftig nicht mehr anfallen. Eine Betrachtung am Computer oder mit dem gewonnenen Notebook ist mir genau so lieb, wie ein Stück Papierbild in der Hand. Ich muss jedoch noch viele Einübungen mit dem neuen Apparat machen, daher sind die Ergebnisse entweder in der Bildschärfe wenig gut, dafür aber gut zu speichern oder wenn ich die Einstellung so hinbekommen habe, dass die Bilder gut sind, dann ist das mit dem Speichern schlecht weil dann nur 8 einzelne Fotos auf den Speicher passen und danach nichts mehr. Ich habe die Betriebsanleitung aber noch gar nicht gelesen, daher werde ich dort sicher Abhilfe für meine noch vorhandenen Probleme finden.
Man hat mir gesagt, dass unsere teils schöne Beschäftigung für die Stadt möglicherweise noch schneller ein Ende hat, als erwartet. Im Stadtrat sei ein Streit entstanden, bei dem sehr kritisiert wurde, dass offene Stellen bei der Stadt nicht mit Arbeitskräften besetzt würden, die sich bereits längst darauf offiziell beworben hätten und die auch die ausreichenden Fähigkeiten nachgewiesen haben. Es muss da ziemlich geraucht haben und die zuständigen Stellen werden vielleicht gezwungen, solche offene Stellen nun aus den Reihen dieser, teils langjährigen Bewerber zu besetzen. Das wäre dann zugleich unser Ende, weil wir uns ja nie offiziell auf diese Stellen beworben hatten. Käme das Ende nicht verfrüht auf diese Weise, so wäre nun spätestens im Mai für uns Schluss, weil dann unsere 3 Monatsfrist zuende ist und wegen der Rotation dann andere Sohis dran kommen mit Arbeiten. Wir beide könnten dann tatsächlich wieder zuhause bleiben, wogegen ich natürlich auch nichts hätte. Den größten Kummer bereiten diese Aussichten dem Schmelzle, der mit uns ganz zufrieden ist, auch der Bäuerle zeigt sich entrüstet über diese Pläne. Aber es steht nicht in deren Macht und in unserer schon gar nicht. Ich mache aber keinen Hehl daraus, dass die erneute Verfügbarkeit der Freizeit mir am Schluss noch besser mundet, als dieser auch nicht schlechte Job, auch wenn's dann pro Monat im Schnitt 180 bis 240 Euro weniger gibt.
Diese jüngsten Zusatzeuro kamen mir für den Auto-Spartopf sehr gelegen und hinzu kam ein Zufall der mich zu der zweiten, hoffentlich wohlüberlegten Anschaffung hat einstimmen und verleiten können. Zusammen mit dem, was sich zuvor schon angesammelt hatte, ergab sich ein Betrag, der sich schon näher an den Kaufpreis eines billigen, gebrauchten Kleinwagens einer eher wenig begehrten Sorte heranschraubte. Mir ist das doch wurscht, ob dieser Wagen einen Statuswert hat oder nicht. Die Hauptsache ist, wenn das Ding preiswert fährt und selten kaputt geht. Ich berichtete schon einmal darüber, dass mir diesbezüglich der kleine Suzuki - Alto ins Auge stach. Laut Expertenmeinung, die ich von 2 unterschiedlichen Fachmännern einholte, hält dieses einfache und kleine Fahrzeug bei normaler Fahrweise sehr lange und soll selten kaputt gehen. Meine Vorstellung lag ursprünglich darin, irgendwann wenn ich vielleicht 2.000 Euro zusammen gehabt hätte, mir einen Gebrauchtwagen dieses Typs zu kaufen. Die sind gebraucht erheblich billiger als vergleichbare europäische Kleinwagen, weil wenig beliebt, da Null-Statussymbol, kaum bekannt, mehr in Vergessenheit und im Unscheinbaren versinkend. Jeder der einen Kleinwagen will, der denkt zuerst an Ford-Fiesta oder Ka, an VW-Polo oder Lupo, an Peugeot 106, Opel-Corsa oder Meriva, Renault-Twingo oder vielleicht sogar an Mercedes-A-Klasse und wenn man dann die Preise dieser Wagen sieht, hätte ich mir nie mehr im Leben ein Auto leisten können. Ich hatte anfangs öfters auf einen Ford-Fiesta geschielt in seiner einfachsten Ausführung, aber preislich liegen selbst da schon wieder Welten dazwischen, weil diese Autos, im Gegensatz zum Suzuki - Alto gebraucht sehr beliebt und bekannt sind. Wem fiele auf die Frage: nennen Sie mir einen Kleinwagen schon der Suzuki - Alto ein? Keinem, die meisten würden einen der eben benannten Wagen nennen. So gehe ich Anfang letzter Woche nach Feierabend zu Fuß von der Zamenhofstraße nach Hause, weil es noch schneebedeckt war und ich keine Lust hatte, mich mit meinem Motorroller der Länge nach hinzulegen, daher war ich ohne den zur Arbeit. Als ich dann durch die ruhige und letzte Woche noch verschneite Kleiststrasse wandere, fällt mein Blick genau auf so einen Suzuki - Alto. Es hängt ein Schild dran "billig zu verkaufen". Ich denke noch, was die so billig nennen werden, bestimmt will der Eigner noch über 2.000 Euro haben, denn der Wagen sieht noch rundum sehr gepflegt aus und eine Preisvorstellung steht nicht auf dem Schild, nur dass er erst 39.000 km gelaufen haben soll, was bei Baujahr 1992 fragwürdig klingt. Ich habe mir aber doch einmal die Telefonnummer aufgeschrieben. Nummernschilder waren schon keine mehr dran. So ergreife ich am frühen Abend das Telefon und rufe dort an. Eine alte Dame verbindet mich mit ihrem noch älteren Gatten. Der ist freundlich aber schon etwas schwerhörig und schwerfällig, wodurch man fast alles zwei- oder dreimal sagen muss. Ich erfahre, dass der Herr nunmehr 82 Jahre alt ist, und dass er vielleicht einmal im Monat noch mit der Susi (so nannte er seinen Suzukiwagen) fuhr. Er sagt, er habe im heutigen Verkehr zu viel Angst auf der Strasse und wer Angst hat, der macht Fehler, auch wenn er die ohne Angst sonst gar nicht machen würde. Aufgrund solcher Fehler habe er im vergangenen Jahr 3 Beinahe-Unfälle gehabt und die Lust am Autofahren gänzlich verloren. Ich denke, da muss man dem diese Selbstkritik hoch anrechnen, dazu ringt sich noch lange nicht jeder durch. Weiter erfahre ich, dass der Wagen sogar schon über einen geregelten Kat und Automatikgetriebe verfügt. Die sehr günstige Steuer, von nur 160 Euro pro Jahr klingt auch gut, ebenso der Verbrauch von knapp 5 Litern Normalbenzin auf 100 km. Es fallen auch wenig Versicherungskosten an, weil dieses Modell so gut wie nie geklaut wird, gerade mal 130 Euro pro Jahr in der günstigen Rabattstufe, Vollkasko wird man für so einen Wagen ohnehin nicht abschließen. Jetzt folgte meine bange Frage nach dem Kaufpreis. Er wollte zuerst 1.200 Euro, wo ich aufgrund der geringen Laufleistung und des gepflegten Zustandes schon mit viel mehr rechnete und er sagte, ohne dass ich Verhandlungen versuchte, geben Sie 999 Euro und er gehört sofort Ihnen. Sogar noch TÜV bis zum Jahr 2005 und die Winterreifen wie neu und einen zweiten Satz Felgen mit gebrauchten Sommerreifen dazu. Das klang eigentlich alles zu schön um wahr zu sein. Tatsächlich ein Auto, welches ich mir mühelos trotz meiner geschwächten Finanzlage leisten könnte. So haben wir gleich für den Tag darauf eine Besichtigung vereinbart, obwohl ich mir noch vor wenigen Tagen sicher war, mir derzeit noch kein Auto leisten zu können, aber bei den Rahmenbedingungen. Also ich hin. Der Herr sah noch älter aus, als er war. Geschätzt hätte ich ihn auf lockere 90, aber er war 82, na so weit ist das auch nicht mehr entfernt. Ein Rundgang ums Auto und nähere Betrachtungen überzeugten mich durch und durch, nur er war ja schon abgemeldet. Wie sollte man da eine Probefahrt machen? Nein, kein Problem, sagte der Herr, der ist noch angemeldet, ich hatte nur die Kennzeichen schon abgeschraubt, weil ich ihn in den nächsten Tagen abmelden wollte. So schraubten wir die Kennzeichen wieder an. Wagen gestartet, lief auf Anhieb schön, klang im ersten Moment etwas ungewohnt, aber das liegt daran, weil dieses Modell keinen Motor mit 4 Zylindern, sondern mit nur 3 Zylindern hat. Das tut der Sache aber keinen Abbruch. Er fuhr wirklich sehr schön und obwohl er nur heutzutage für die meisten indiskutable und lächerliche 39 PS und 0,8 Liter Hubraum hat, war er mir reichlich zügig genug. Nun bin ich kein Fahrzeugfachmann, kenne aber 2 Leute, die das sind. So bat ich den Opa um die Möglichkeit, am Folgetag den Wagen nochmals mit einem dieser Fachleute begutachten zu dürfen. Der Opa fands o.k. und so machten wir das dann. Mein Bekannter prüfte was das Zeug hielt und bestätigte, dass er glaube, dass der Wagen tatsächlich erst 39.000 km gefahren sei, weil alle Verschleißdinge noch wie neu wirkten, trotz Baujahr 1992. Beulen oder Rost gab es nirgendwo zu finden, der Opa zeigte mir auch seine Garage, die gleich nebenan in einer Reihe vor den Häusern war, wo der Wagen immer drin gestanden war. Mein Bekannter prüfte den Motor mit einem Kompressionsmeter oder so etwas ähnlich heißendem und flüsterte mir zu: der isch wie neu! Ich schwankte noch, ob es unverschämt wäre, wenn ich versuchen würde, den Preis noch etwas zu drücken. Noch bevor ich einen Ansatz dazu machen konnte, schlug der Opa vor, kaufen Sie ihn für 850 Euro und dann sind wir alle zufrieden! Mein Bekannter schaute mich mit großen Augen an und flüsterte mir zu: jetzt schlag zu, so günstig kriegst du so was nicht noch mal, nicht in dem super Zustand. So habe ich das dann auch gemacht. auf diese Art kam ich für tatsächlich nur 850 Euro wieder an ein günstiges Auto. Inzwischen habe ich ihn angemeldet, fahre nunmehr seit 5 Tagen damit und bin absolut begeistert. Was man schon nicht mehr geglaubt hat, es gibt sie also doch noch, die Möglichkeit in Deutschland total spottbillig Auto zu fahren, allerdings nur, wenn einem Statusdenken und Höchstgeschwindigkeit völlig schnuppe sind. Von diesen üblichen Denkweisen muss man sich dafür gründlich lösen, was mir aber nicht schwer fällt, da ich mehr pragmatischer denke. Mir ist lieber eine Uhr aus Plastik, die vernünftig die Zeit anzeigt, als eine goldne Rolex, die stehen bleibt. Ich habe über einen Versicherungsmakler sogar eine Versicherung gefunden, die mit 110 Euro genug hat, die Steuer, wie gesagt, mit 168 Euro auch selbst für mich kein unüberwindbares Hindernis. Für Jahresfixkosten von somit 278 Euro heute in Deutschland noch Autofahren, tatsächlich es geht! Aufs Jahr gerechnet kommt mich Bahn-, Bus- und Straßenbahnfahren teurer, und der Unterhalt vom Motorroller fällt nun auch weg, so kann man in der Summe davon sprechen, dass die Sache für mich aufs Jahr bezogen mindestens kostenneutral verläuft und ich fahre bequem im Trockenen. Der Kleine läuft ganz munter, springt selbst bei Kälte sofort an, schnurrt wie ein Kätzchen, und läuft, wenn man will, trotz der nur 39 PS immerhin auf der Autobahn muntere 140 km/h. Die fahre ich aber nicht, 110 km/h das reicht mir dort und oft noch gemütlicher, auch wenn moderne Lastwagen mich dann überholen, sollen sie doch, mich stört das nicht, ich habe nicht weniger oder mehr dadurch, dass mich andere überholen oder nicht. Für dieses kleine Gefährt läuft er auch sogar schön ruhig und gleichmäßig. Nur ab 130 km/h wird's etwas rauer, aber die fahre ich nicht. Man wird richtig angenehm befördert ohne jede Anwallung von Stress und Hektik. Rasen können die anderen, ich brauche das in dem Wägelchen nicht. Man braucht noch nicht einmal schalten, eine anfangs etwas ungewohnte Automatik macht's einem leicht. Man kann sogar die hinteren Sitze umkippen, dann geht recht viel Ladung rein, die man dem kleinen Gesellen gar nicht zutrauen möchte. Wenn der so weiterläuft und auch so rostfrei bleibt, wie er nun ist, dann denke ich, kann dies für die nächsten 10 Jahre mein Auto bleiben. Mir reicht das an Auto auch völlig aus, was will man mehr? Der fährt gut, bringt mich überall hin, im Winter klappt die Heizung schön, im Sommer das Gebläse, man kann sogar was damit transportieren, er lässt sich angenehm fahren, auch in Kurven fällt man nicht gleich um. Was scheren mich Beschleunigung und Raserei? Obwohl für die 39 PS erscheint mir die Beschleunigung durchaus recht flott. Das mag daher kommen weil der sehr leicht ist und so haben die 39 Pferde die gleiche Wirkung, wie vielleicht in einem schwereren Wagen 60 Pferde. Jetzt kommt aber noch der Clou dazu. Meinen Motorroller brauche ich ja nun nicht mehr und habe schon einen Kaufinteressenten dafür in Aussicht, der 450 Euro dafür geben will, also über die Hälfte, die ich für den Suzuki gegeben habe. So hat mich der Umstieg vom Motorroller aufs Auto am Schluss nur 400 Euro gekostet. Der Verbrauch vom Alto ist, wie der Opa schon sagte, sehr gering, knapp 5 Liter. Nur der Tank könnte etwas größer sein, aber bei dem geringen Verbrauch kommt man auch mit dem knapp 30 Liter Tank aus und ich beschaffe mir noch einen 20 Liter Reservekanister, dann stimmt's wieder. Den nehme ich aber nur mit, wenn ich längere Reisen plane. Einige Häuser weiter hat man hinter dem Garten 4 Holzschuppen stehen, die als Garage genutzt werden. Davon habe ich jetzt einen der leer stand angemietet, um den Suzuki geschützt abzustellen. Normalerweise hätte ich jetzt Zusatzkosten gescheut, wie der Teufel das Weihwasser, aber die Miete für den sehr einfachen Holzschuppen ist mit nur 10 Euro im Monat die Sache wert. Dort steht er gut und von meiner Wohnung bin ich in 3 Minuten am Auto. Zur Arbeit bin ich natürlich auch schon damit gefahren und der Bäuerle meinte scherzhaft, ich könne ihn ja während der Dienstzeit unter den Arm packen und solange im Handschuhfach unseres Pritschenwagens parken. Bei der Benutzung der Scheibenwaschanlage wunderte ich mich über die kräftige Blaufärbung des Wischwassers. Es stellte sich heraus, dass der Opa wohl nicht wusste, dass man diese Scheibenreinigungsflüssigkeit mit Wasser verdünnt, bevor man sie in den Waschwasserkanister im Motorraum kippt. Der hat das Zeug dort pur reingeschüttet. Nun sind 5 Betriebstage mit dem Suzuki keine lange Zeit, aber wenn es so bleibt wie bislang, bin ich damit mehr als hochzufrieden und ich hätte nie geglaubt, dass ein Auto für nur 850 Euro einen so rundum zufrieden stellen kann. Ich würde mit keinem Mercedesfahrer tauschen mögen, weil ich weiß, dass für den Preis, wo er eine einzelne Wartung machen lässt, ich das ganze Auto für gekauft habe.
So habe ich den noch nicht von mir beherrschten Digitalfotoapparat mit dem Suzuki verbunden und Ihnen einige noch eher schlechte Fotos davon gemacht und die mit dem Programm von dem Fotoapparat zu einem Fotostreifen gemacht und Ihnen das hier zugefügt. Vielleicht interessiert Sie das ja, wenn nicht, löschen Sie es einfach.
Nach dem nun der Monat der riesigen Ausgaben war, werde ich innerhalb des nächsten Jahres keinerlei Anschaffungen mehr tätigen, außer dem normalen Alltagsbedarf und natürlich gelegentlich einen Tank voller Benzin, aber wenn ich die 5 Liter Verbrauch rechne, so reicht dieser 30 Liter-Tank damit für fast 600 km, man wird sich sicher gewöhnen, spätestens alle 450 km zu tanken, um nicht Gefahr zu laufen, mit leerem Tank liegen zu bleiben. Zunächst fahre ich sicher etwas mehr, aus der Freude am Neuen und um mich richtig mit dem Kleinen vertraut zu machen, aber wenn sich das erst eingependelt hat, werde ich pro Woche wohl kaum mehr als 100 bis 150 km zurücklegen. Das würde bedeuten, dass ich bis zur nächsten Tankbefüllung 4-5 Wochen fahren kann. So werde ich vielleicht im Jahr 10 bis 11 mal tanken müssen, das macht im Jahr dann ungefähr 280 Euro an Benzingeld aus. Für dieses Geld bin ich am Ende des Jahres dann aber bequem und gemütlich 5.000 bis 6.000 km gefahren. Fahren Sie mal zum Vergleich 6.000 km mit Bus und Bahn und schauen, was Sie dann an Fahrkartenpreisen ausgegeben haben und wie häufig Sie am Bahnsteig vergeblich auf verspätete oder ausgefallene Züge gewartet haben, meist passiert das dann noch bei schmuddeligem Wetter.
Eine bessere Zeit ist angebrochen, hoffen wir, das sie uns treu bleibt.
Ihr mobiler
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email "Frühling" vom 24.03.2004
Einen frischen Zeitwechselgruß der Herr!
Frühling schreibt uns der Kalender vor, Petrus scheint eine andere Ausgabe davon zu haben und stochert noch in der Erprobung verschiedener Wettermixes herum. Ähnlich wie dem Petrus das beim Wetter ergeht, scheint es den Verwaltungsherrschaften der Stadtverwaltung zu ergehen. Sie entsinnen, ich schrieb, dass es dort droben Streitereien gab, bezüglich der Weiterbeschäftigung von uns Sohis - Hanswürsten auf unbesetzten Arbeitsposten bei der Stadt. Zuerst war das ein Streit zwischen zwei Leuten und Amtsherrschaften. So etwas zieht aber seine Runden und bleibt nicht ungehört. Irgendwann hat sogar der Oberbürgermeister, Herr Schneider- Doppelschmidt, davon mitbekommen und er wollte nicht einfach irgend einem von den beiden unterschiedlichen Lagern recht geben und dem anderen nicht. Der hat dann gesagt, es sei Ziel, unbeschäftigte Sozialhilfeempfänger wieder an Arbeit zu gewöhnen, um sie für neue berufliche Aufgaben fit zu machen. Auch sollen die so dem Staat oder der Stadt für den Empfang ihrer Sozialgelder irgendwie wieder etwas zurück geben, in dem sie arbeiten. Das wäre auch für das Selbstwertgefühl der Betroffenen besser. Aber er wolle nicht einfach andere Belange der Stadt, insbesondere finanzielle Kostenbelastungen außer Acht lassen. Danach haben sich viele andere Amtsleiter von einzelnen Behörden zu Wort gemeldet, die auch ihre Vorschläge und Meinungen durchsetzen möchten. Es zog Kreise und wir Sohis geraten in ein Hin- und Hergeschubse, die Vorschläge reichen von zu Hause bleiben, was mir durchaus genehm wäre, gegen weiter wie bisher hätte ich aber zumindest momentan auch nichts, bis hin zu noch mehr Arbeit, mindestens 8 Stunden an jedem Werktag. Schließlich gab es am Freitag sogar eine Versammlung dazu, wo wir alle auch hin mussten. Der Leiter vom Haupt-Personalamt der Stadt, Herr Zossenried, war sehr wütend und schimpfte mit rotem Kopf, dass man ihn und sein gesamtes Amt völlig umgehe, indem man einfach offen stehende Personalposten mit uns Sohis besetze, es auch nicht für nötig befinde, ihm das mitzuteilen oder ihn danach zu befragen. Zugleich habe er aber aktuell und seit langem über 120 Bewerbungen von anderen arbeitswilligen Arbeitslosen genau auf diese Posten vorliegen und ihm würde nicht genehmigt, sie mit diesen Leuten zu besetzen. Das sei ein Skandal, sagte er. Ausgelöst und erdacht wurde diese Maßnahme vom Sozialamt und einer neuen Dienststelle für Arbeitsförderung, deren Redner, ein Herr Dr. Meyer die Aufregung von Herrn Zossenried zurückwies, da es auch darum ginge, zugleich die Stadt finanziell zu entlasten. Dann klingelte sein Handy und er hatte keine Zeit mehr und ging, worauf dann sein Stellvertreter, ein Herr Alberti für ihn ersatzweise weiterredete. Der meinte, die Arbeit bei den einfachen Posten der Stadt müsse gemacht werden, könne aber so mit Leuten unseres Schlages wesentlich kostengünstiger erledigt werden, als mit vollbezahlten Vollzeitkräften. Von weitem begann dann ein Finanzprüfer Müller zu rufen, dass rein rechnerisch die Stadtkasse so jährlich um 820.000 Euro entlastet werden könne, wenn wir Sohis diese Arbeiten verrichten würden und dafür weniger Dauerarbeitskräfte in diesen Bereichen eingestellt würden. Er warb noch dafür, sogar noch mehr echte Arbeitsplätze so mit Sohis zu besetzen, als Beispiel nannte er Hausboten im Finanzamt. Dort würden aus Alters- oder Krankheitsgründen jährlich durchschnittlich 32 Aktenträger ausscheiden, die bislang stets durch neu eingestellte Leute ersetzt worden wären. Hier könne man auch gut Leute aus unseren Reihen einsetzen. Darauf schwoll einem Herrn Oertle der Kamm. Den kenne ich vom Ansehen etwas, weil der schon mal in der Öffentlichkeit gezeigt wird. Der widersprach dem Spezialisten vom Rechnungsprüfungsamt, weil er bei sich die tatsächlichen und nicht die theoretischen Kosten pro Jahr sehen würde, weil die am Schluss die Rechnungen bezahlen müssten. So ergibt sich aus seiner Erfahrung ein anderes Bild, und zwar, dass wir Sohis teurer kommen, weil wir viel weniger Arbeitsleistung bei gleichem Nebenkostenaufwand erbringen würden, zudem sei die Ausführungsqualität unserer Arbeiten (damit waren alle bisher eingesetzen Sohis in ihrer Gesamtheit gemeint, nicht wir speziell) nachweislich mehr als miserabel, wodurch kurz darauf ohnehin meistens von Profis nachgebessert werden müsse, was dann zusätzliches Geld koste. Aber diesen Fakt sehe das Rechnungsprüfungamt ja nicht, warf er denen vor, weil die nur die Rechnungen als solches auf den Tisch bekämen und deren Korrektheit zu prüfen hätten, aber nicht erkennen würden, wie die ganzen Zusammenhänge sind. So würde denen nicht auffallen, dass ein Grossteil der Rechnungen aus diesem Bereich an Fremdfirmen ganz wegfallen könnte, wenn anstatt unsereins dort gleich fest angestellte Profis gearbeitet hätten. Es entstand ein Riesengezeter in dem Saal und dann mischte sich auch noch ein Rechtsreferent Lorenz oder ähnlich heißend mit ein, der ständig heiser tönte, dass dieses Konstrukt, so wie wir dort eingesetzt würden, rechtlich ohnehin bedenklich sei. Jeder hatte eine andere Meinung. Dann sollte ein Vertreter aus unseren Reihen dazu Stellung beziehen. Es gibt aber keinen offiziellen Sprecher aus unseren Reihen, woher auch, wir wurden schließlich mehr oder weniger zwangsweise zusammengewürfelt, da gibt es ja keine verbindende Struktur. Außer dem gemeinsamen Schicksal verbindet uns nichts, bestenfalls mit dem Tschirdewan verbindet mich, dass ich zusammen mit dem ein Team bilde und vielleicht kann man Schmelzle, Bäuerle und den doofen Quatländer noch hinzurechnen, aber die zählen ja doch nicht richtig zu uns, weil sie ein anderes Schicksal haben und fest bei der Stadt beschäftigt sind. Einer der nicht mit Namen vorgestellt wurde, aber wohl auch ein eher hohes Tier, ergriff irgendwann das Wort und beruhigte die immer noch wild diskutierenden Stadtherrn etwas. Er meinte, das ist ein zu komplexes Thema, welches wir hier und heute sicherlich nicht geklärt bekommen. Solange keine endgültige Klärung gefunden sei, soll es aber nach seinem Dafürhalten so weiter praktiziert werden, wie bisher. Das würde für uns, also für den Tschibo und mich bedeuten, dass wir noch bis Mai unseren Dienst an der Stadt leisten können und danach wieder schön zu Hause bleiben dürfen, weil dann andere als unsere Zwangsnachfolger antreten müssen. Eigentlich keine schlechte Aussicht, besonders im Sommer wieder frei zu haben, mit dem neu erstandenen Wägelchen einige schöne Touren frei nach Schnauze zu machen, mir kommt diese Entwicklung nicht unrecht. Hätten wir schon ab sofort zu Hause bleiben müssen, dann wäre es auch nicht schlimm gewesen, aber so ist es mir fast noch lieber. So gibt es noch 2 Monate lang knapp 200 Euro mehr, da wir aber wissen, dass wir nachher nichts mehr mit denen zu tun haben, brauchen wir uns bei der Arbeit mit Sicherheit keine Mühe mehr geben, weil es ja aus unserer Sicht sinnlos wäre. Ab sofort ist Entrosten vor Neulackieren ganz gestrichen und Reinigen davor nur noch wenn einer zuschaut oder es vor lauter Dreck gar nicht anders geht. Gewiss wird es vielleicht bei Bäuerle und Schmelzle später eine gewisse Enttäuschung geben, falls die eine späte Rückmeldung in paar Monaten über unsere miese Arbeitsqualität erhalten, aber dann haben wir mit denen auch nichts mehr zu tun. Denen pflichte ich dabei noch etwas Mitgefühl zu, dem Hirni von Quatländer hingegen gönne ich diesen Moment der Niederlage, in dem man ihm sagt, dass er seine damaligen Untertan wohl nicht im Griff hatte (worauf er ja immer so stolz ist), weil nur Murks gemacht wurde. Ich stelle mir dem sein verbissen-blödes Gesicht vor und erfreue mich schon heute daran. Jede unnötige Müh einsparen, jeden Handschlag auf das Unvermeidbare reduzieren, lautet seit dieser Entwicklung Tschibos und meine Devise. Viel mehr noch. Der Anteil unserer Spazierfahrten mit dem Pritschenwagen hat sich seither ebenfalls drastisch erhöht. Waren es zuvor mal ein paar Großeinkäufe im Möbelladen oder den einen oder anderen Abstecher zu einer 15 km entfernten Frittenbude, wegen der einmalig guten Currywurst, die es dort gibt, so kann ich Ihnen nur stellvertretend als Beispiel einmal unsere Fahrtroute des heutigen Tages geben. Heute früh lautete unser Auftrag, vom Ausgangsstützpunkt rüber nach Gablenberg zu einer Schule zu fahren. Die Einfassung einer Eingangs-Türverkleidung sollte neu weiß lackiert werden, weil Schüler das Glas der Tür eingetreten hatten, dann kam der Glaser hat die neue Scheibe eingesetzt, dabei wurde aber die Metallumfassung kräftig zerkratzt und drohte zu rosten. So stand unsere Aufgabe fest. Ich weiß nicht, inwieweit Sie sich hier auskennen, aber die Entfernung von unserem Ausgangspunkt bis zu dieser Schule ist ungefähr 8 - 9 km. Man kann auch 7 km fahren, quer durch die Altstadt, das dauert wegen der ungünstigen Verkehrslage aber länger, als die etwas längere Strecke. So nun! Zuerst startete unsere Fahrt in der Zamenhofstraße wie üblich und wie gefordert. Jedoch fuhren wir gleich, anstatt in die östliche Richtung mit leichtem Norddrall, wie es normalerweise notwendig wäre, um einigermaßen direkt zum Ziel zu gelangen, zuerst schnurstracks gen Norden, am Kräherwald vorbei in den Stadtteil Feuerbach. Tschibo wollte dort in einem Billardsalon an der Weilimdorfer Straße eine Erfrischungsrunde Billard spielen. Das ist dort morgens besonders günstig, der Eintritt für eine halbe Stunde nebst Ausstattung nur für 1,50 Euro, weil um diese Zeit dort normalerweise nichts los ist. Mir liegt an dem Billardspiel nichts, aber jeder soll auf seine Kosten kommen, also tu ich Tschibo den Gefallen und wir fahren dort hin. Ich schaue nur zu, der Tschibo spielt gegen oder mit ein paar anderen Typen dort, die ich nicht kenne, die aber scheinbar irgendwie zur Grundausstattung des Ladens gehören, weil in der Zeit noch nie erlebt habe, dass die nicht dort schon herumlungern, wenn wir ankommen. Ich trinke währenddessen eine eiskalte Cola und flirte ein wenig mit der Inhaberin des Billardsalons, eine Frau die mir eigentlich gar nicht gefällt, aber trotzdem hat sie etwas, was mich leicht anmacht, ich kann's nicht erklären und es ist auch nur Zeitvertreib, eh man nur doof in der Gegend herumhockt. Sie ist eine großartige Unterhalterin, die Frau sollte lieber Erzählerin oder Conferencier werden (wie nennt man übrigens einen weiblichen Conferencier?? - Conferencieuse?? - mit Sicherheit nicht Confitüre), anstatt ihr Genie in dem blöden Billardsalon zu verheizen. Nach einer halben Stunde ging es dann von dort endlich zu unserem Einsatzort, der Schule. Das sind von dort quer durch die Stadt gute 10 km, eher mehr, weil man viele Umwege fahren muss, um halbwegs zügig durchzukommen. An der Schule angekommen, haben die Kinder gerade Pause und lungern auf dem Schulhof. Da wir keine Lust haben, die als ungebetene Zuschauer bei unserer "harten" Arbeit im Nacken zu haben, beschließen wir, mit dem Pritschenwagen zuerst in den benachbarten Gänswald zu fahren, was mehr ein Park ist, aber Wald ist dort auch etwas. An der Zufahrt zum Fernmeldeturm auf dem Frauenkopf, so heißt der Berg hinter dem Gänswald, stellen wir den Pritschenwagen auf einem Weg ab und essen erst mal unsere mitgebrachten Butterbrote, hören etwas Radio, lesen Zeitung, dann paar Minuten zum Durchatmen durch den Parkwald laufen und zurück zum Wagen und zurück zur Schule. Die Pause ist vorbei, die Arbeit kann beginnen. Wie schon gesagt, entrostet wird nicht mehr, viel Dreck ist an den zu lackierenden Stellen auch nicht, also lassen wir das bisschen, was dort ist auch dort und lackieren drüber, fertig. Noch ein rotweißes Pappschild: "Frisch gestrichen!" darüber gehangen, dem Hausmeister der Schule Bescheid gesagt und fertig. Die Uhr zeigt 11.15 Uhr, um 8 Uhr haben wir angefangen, echt gearbeitet haben wir bis jetzt knapp 20 Minuten. Mit dem echt notwendigen Fahrweg, der ja auch Arbeit ist, kommen wir auf anderthalb Stunden. Wir wollen gerade einpacken, da sehen wir weiter hinten ein uns bekanntes Dienstauto der Stadt kommen, aha, Quatländer kommt kontrollieren, ob wir auch schwer am schuften sind. Schnell laden wir wieder ein paar Utensilien von der Ladefläche und zeigen uns mitten in verantwortungsvoller Tätigkeit. Quatländer kommt mal rüber, paar belanglose Worte, wie: klappts? oder so ähnlich, ausgerechnet jetzt kommt der blöde Hausmeister: ach haben Sie noch eine Stelle vergessen? Quatländer guckt doof, wie soll er auch anders gucken, entweder er guckt gar nicht oder doof, bleibt mit verschränkten Armen stehen, obwohl er zuvor schon im Ansatz war wieder zu gehen. Er hofft, aus dem weiteren Gespräch zwischen dem Hausmeister und uns noch einige für ihn interessante Brocken herauszufischen, die vielleicht unsere Arbeitsmoral ankratzen könnten. Ich rufe zum Hausmeister: na wie geht es Ihren Kindern? Ist eines davon nicht Künstler? Ich weiß gar nicht, ob der Hausmeister überhaupt Kinder hat, vermute es nur. Er hat! Spontan sprudelt es aus ihm über den Werdegang seiner beiden Söhne und seiner altersmäßig dazwischen liegenden Tochter, kein Wort mehr von unserem Job. Quatländer zischt, so um den Ertrag seiner erhofften Früchte gebracht, endlich tatsächlich ab. Dafür hören wir uns noch 10 Minuten Geschichten von des Hausmeisters Kinder und ihren schulischen Höchstleistungen an, dann packen wir endgültig ein und verschwinden. Noch knapp 2 Stunden bis Feierabend. Also fahren wir noch zum Aldi einkaufen, aber nicht zu dem Aldi hier, dort könnte man ja zufällig von Quatländer entdeckt werden, nein, wir fahren zum Aldi in Zuffenhausen. In der Gegend hält sich der Quatländer um diese Zeit mit Sicherheit nicht mehr auf, er wohnt seit letzter Woche in Botnang, so sieht er auch aus, dort passt er auch hin. Obwohl man sagt, dort würden viele Künstler wohnen, zu denen passt er ganz bestimmt nicht. Da fährt der paar Stunden vor seinem Feierabend nicht mehr nach Zuffenhausen, das wäre zu weit. Als wir beim Aldi fertig sind, ist es aber noch zu früh, um zurück zum Betriebshof zu fahren, eine halbe Stunde müssen wir noch verbummeln, also spazieren wir auf dem Rückweg noch etwas durch den Höhenpark am Killesberg, der liegt ohnehin am Wegesrand bei der Rückfahrt. Von dort geht es dann pünktlich und gemütlich zurück bis zur Zamenhofstraße. Ein "schwerer" Arbeitstag findet gegen 14 Uhr seinen Ausklang. Quatländer will übrigens schlau sein. Ich hörte von einem anderen Team, welches zu den fest angestellten zählt, dass der auch manchmal hingeht und nach Feierabend die Tachostände der Pritschen aufschreibt, die Fahrtenschreiberblätter kontrolliert und das alles am Folgetag mit den Einsätzen vergleicht, um so Privatfahrten aufzudecken. Es habe schon mehrere Vorfälle gegeben, wo Bediensteten anschließend eine hausinterne Abstrafung gedroht hätte. Zum Glück haben wir einen alten Pritschenwagen. Eine Kreuzschlitzschraube an der Verkleidung vom Tacho lösen, einmal ziehen und ab ist die Tachowelle, nichts wird mehr gezählt. Pech für Quatländer, Glück für uns. Natürlich muss man das so wieder anstecken, dass die plausiblen Kilometerzahlen zustande kommen. Theoretisch könnte man jetzt noch über den Verbrauch kontrollieren, wie oft wir nachtanken müssen. Aber diese Mühe macht Quatländer sich dann doch nicht, zumal es hier kein Problem ist auf der Betriebshoftankstelle zwischendurch nachzutanken ohne einen Belegstempel ins Tankbuch zu bekommen. Das ist aber die eigene Schuld der Verwaltung, die halt auch nicht überall perfekt ist. Weil dort auch Reservekanister und Kleinmengen für Kommunalfahrzeuge wie Kehrmaschinen u.s.w. getankt werden, die sich über die Autoverbräuche nicht abrechnen lassen, gibt es im Tankbuch nur Belegstempelpflicht ab 25 getankten Litern aufwärts. Es gibt zwar eine Anweisung, die besagt, dass die Fahrzeuge nur betankt werden dürfen, wenn der Tank mindestens zu 75 % leergefahren ist, dann käme man bei den Pritschen immer über 25 Liter, aber müssen wir als Sohis das wissen? Ich denke nein! Man kann ja auch einfach nicht alles wissen. Da aus Personaleinsparungsgründen die Zapfanlage schon lange verwaist ist und jeder selbst tanken muss und dann in einem benachbarten Glasbüdchen bei Mengen ab 25 Liter aufwärts auch selbst den Stempel ins Tankbuch schlagen muss, ist auch keiner da, der es einem verwehrt, wenn man zwischendurch doch mal 15 oder 20 Liter ohne Stempel nachtankt. Aus die Maus, einfacher geht's nicht. Der Tschibo hat schon gesagt, ich wäre dumm gewesen, ich hätte mir anstelle meines kleinen Kerls von Suzuki - Alto lieber ein Auto mit Dieselmotor kaufen sollen, dann könnte ich bei diesen Tankgelegenheiten gleich einige Kanister dafür mit abzapfen. Aber so etwas mache ich nicht. Das wäre Diebstahl und das läuft mit mir nicht. Da bin ich pingelig. Sich einen lauen Lenz machen ist die eine Sache, aber klauen, nein danke! Außerdem wäre ein Dieselauto in einem vergleichbaren Zustand wie meine Susi noch nicht einmal mit viel Glück zum dreifachen Preis bei dreifacher Laufleistung zu haben gewesen.
Durch meine Arbeit hier habe ich auch Kontakt zu einigen Straßenfegern bekommen, so darf man die aber nicht nennen, wenn man sie nicht beleidigen will. Kommunalangestellte (KA), das wollen die hören. Mit einem davon rede ich öfters, auch nach Feierabend, weil der in der gleichen Straße wie ich wohnt. Er hat vielleicht 400 m weniger weit zur Arbeit, als ich, wohnt also weiter südlich in der gleichen Strasse. Man sieht sich manchmal beim Einkaufen oder so, der steht oft am Kiosk und trinkt dort einen Kaffee, weil er sagt, einen besseren Kaffee gibt's in der ganzen Stadt nicht. So erzählte der mir, was ich nicht glauben mag, dass er niemals in seinem Leben mehr einen anderen Job außer als Straßenfeger (KA) machen wolle. Das wäre zu seinem echten Traumjob geworden und alle Leute die darüber die Nase rümpfen oder geringschätzig redeten, wären blöd. Der Grund sei vor allem der, weil er dabei pro Monat Sachen und Wertgegenstände im Gesamtwert von über 500 Euro finden würde. Das beginnt bei achtlos weggeworfenen Pfandflaschen, auch ganze Leergutkästen, Schmuck, Bargeld, Geräte u.s.w. Dass so was schon mal vorkommt, kann ich mir gut vorstellen, aber dass pro Monat regelmäßig Sachen für 500 Euro sich so anhäufen, dass kaufe ich dem nicht so ganz ab. Es ist ein Mann mit schmalem Schnäuzer und das sagt meist alles. Leute mit schmalem Schnauz sind meist Aufschneider und Angeber, Möchtegerns oder Hilfscasanovas, zumindest meist unglaubwürdig oder sonst wie eigenartig. Trotzdem verstehe ich mich im Gespräch mit dem prächtig und habe ja auch keinen Grund mich mit dem zu streiten oder seine Worte öffentlich in Frage zu stellen. Ein gutes Gespräch ist manchmal mehr wert, als direkte Sympathie. Es kommt nur auf die jeweilige Situation an.
Wie Sie wissen, man kann es gar nicht oft genug wiederholen, bin ich finanziell nicht üppig ausgestattet und spare daher auch überall wo ich nur kann. Aber manche Leidensgenossen gehen beim Versuch zu Sparen doch einen erheblichen Schritt zu weit. So war letzte Woche in der Heerstraße eine leichte Gasexplosion. Es wurde gottlob keiner verletzt und der Schaden war zum Glück minimal. Es stellte sich heraus, dass ein Sohi- Leidensgenosse in seiner Wohnung, die sich in einem hölzernen Anbau befand, selbst einen Gasboiler zum Erhitzen seines Badewassers installiert hatte, um die teuren Anschluss- und Klempnerkosten zu sparen. Er hatte von so etwas absolut keine Ahnung, sich irgendwo im Sperrmüll einen steinalten gebrauchten Gasboiler mitgenommen und den bei sich aufgehangen. Die Gasleitungen zapfte er einfach in Eigenleistung aus dem Keller des benachbarten Haupthauses an und hat sie mit Gummigasschläuchen, wie man sie sonst an mobilen Gasgeräten für Campingzwecke findet, verlängert bis in seine Anbauwohnung. Dort provisorisch alles zusammengeschraubt und es muss wohl sogar eine zeitlang funktioniert haben. Irgendwann, als er nicht zu Hause war, hat es dann kräftig Bumm gemacht. Meist entsteht dabei sogleich ein Brand, das war hier nicht so. Die Feuerwehr sagt, es sei nicht mehr passiert, weil in der Wohnung mehrere Fenster vor der Explosion schon weit offen standen, obwohl der Heini nicht zu Hause war. Dadurch wäre bei der Explosion der größte Teil des Druckes gleich nach außen entwichen und die Temperatur in der Wohnung nicht bis zur Entzündung von Gegenständen angestiegen. Man sollte beim Sparen also auch seine Grenzen kennen und einhalten.
Hier in der Straße gibt es eine ziemliche Aufregung. Vertreter von den Grünen haben angeregt, dass viele oder eigentlich alle Häuser in der Straße oder im ganzen Stadtteil eine Fassadenbegrünung bekommen sollen. Man will das mit städtischen Vorschriften durchsetzten. Wem's gefällt, der soll es so machen, warum nicht, aber es zwangsweise allen aufbürden zu wollen, das ist eine Frechheit. Mein Hauseigentümer ist strikt dagegen, mir persönlich gefällt es auch nicht. Es regt sich auch viel Widerstand in der Straße. Es sind höchstens 20 % der Anwohner dafür. Trotzdem sollen die Chancen gut stehen, dass die Grünen das durchboxen. Ich verstehe nicht, wieso die sich immer mehr in private Gestaltungsbelange einmischen wollen. Irgendwann gibt es noch Vorschriften dafür, dass jeder an der Außenwand ein überdimensionales Foto von Joschka anbringen muss.
Ärgern kann mich im Moment jedoch gar nichts so richtig, weil ich jeden Ärger mit der Freude über mein kleines Auto kompensiere. Ich weiß, dass ich mich irgendwann wieder etwas bremsen muss, denn aus lauter Freude darüber bin ich in den letzten Tagen schon über 1.000 km damit gefahren. Nie lange Strecken, maximal bis 100 km, mal ins Schönbuchgebiet, die weiteste Reise zum Hornsee bei Kaltenbronn im Schwarzwald, den ich sehr schätze, das reicht ja auch. Selbst Strecken bis nur 30 km wären mir bei dem jetzigen Wetter ein Gräuel mit dem Motorroller gewesen und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln kein Genuss. Aber so, herrlich, man ist gleich ein anderer Mensch, fühlt sich freier, lebt freier. Und das kleine Ding mit Rädern ist unheimlich praktisch, trotz der geringen Größe. Vielleicht bei diesem Fahrzeug nicht unbedingt vorgesehen, aber da ich ja alleine lebe und bestenfalls einmal zwei Personen in dem Auto fahren werden, habe ich die hinteren Sitze mit wenigen Handgriffen ganz ausgebaut und dafür eine Platte mit einer Fließdecke dort festgeschraubt. Das ist jetzt eine relativ große ebene Fläche, die sich gleichmäßig mit dem Kofferraum verbindet. So kann man den Wagen noch universeller nutzen. Es geht noch mehr Ladung rein und zur Not kann man bei der Durchführung weiterer Reisen sogar hinten drin sein Nachtlager einrichten. Ein Bekannter meinte schon, bei dem kleinen Wagen ist das unmöglich, da müsste man sich ja im Bogen wie ein U hinlegen können. Ich habe es einmal versucht und es geht doch. Mit nur 4 Schrauben kann man nämlich auch den Vorder-Beifahrersitz ausbauen, eine Platte einlegen und es gibt einen langen Schlafplatz für eine Person. Ich werde die 4 Schrauben durch solche Flügelschrauben ersetzen, dann braucht man noch nicht einmal Werkzeug dafür. Beim ersten Regen war ich im Glauben, der Heckscheibenwischer wäre entzwei, jedoch war es ein Bedienfehler von mir. Dazu gibt's eine etwas ungewöhnliche Zusatztaste unterhalb der Lenksäule, die ich nicht gleich gefunden hatte. Der Opa hat mich jüngst noch angerufen und gesagt, er habe noch die originale Bedienanleitung und das Wartungscheckheft gefunden, die Sachen könne ich noch abholen. Das habe ich dann gemacht. Dabei ergab sich erstaunliches, dass der Opa besonders in den letzten Jahren nur noch extrem wenig gefahren sein muss. Das Wartungscheckheft zeigt den letzten Eintrag eine Einstellung, neue Bremsbeläge und Ölwechsel bei einem Kilometerstand von 36.500 km im August vom Jahre 1999. Jetzt schreiben wir 2004 und beim Kauf hatte er 39.247 km auf dem Tacho, jetzt sind es dank meiner Hilfe schon 40.920 km also fast 41.000 km. So bin ich in anderthalb Wochen mit dem Kleinen vermutlich schon mehr gefahren, als der Opa im ganzen letzten Jahr. Lediglich die TÜV-Plakette und ASU wurden im letzten Jahr mal ohne vorher notwendige Reparaturen erneuert. Der Fachmann aus dem Bekanntenkreis war nun noch mal hier und bestätigte aufs Neue, dass dies ein sehr günstiger Kauf war. Er sagte aber auch, dass diese in Deutschland eigentlich zu Unrecht relativ unbekannten Kleinwagenmodelle oft äußerst billig angeboten würden. So habe seine Tochter, die gerade den Führerschein erworben hat, sich einen kleinen Daihatsu gekauft. Das ist ein ähnlich kleines Auto, wird jedoch nicht in Japan gebaut, wie hier der Suzuki, sondern in Korea. Der ist von 1995 und habe nur 900 Euro gekostet, also in ähnlicher Preisgestaltung, allerdings mit 85.000 km auf dem Tacho. Würde aber auch einwandfrei laufen und so gut wie keinen Verschleiß zeigen. Man müsse sich vielleicht nur den Vorbesitzer ansehen, sofern das geht. Wenn das einer ist, der den ständig mit Vollgas geheizt hat, um den anderen zu zeigen, dass auch so ein Kleiner halbwegs mithalten kann, dann ist das auf Dauer natürlich weniger gut. Solche Leute kaufen aber meist erst gar nicht ein solches Auto, daher ist es bei diesen Modellen eher die Ausnahme, dass sie ausgepowert sind, weil sie meist von gemütsbetonten Fahrern gelenkt werden. So lobte der Fachmannbekannte besonders diese völlig unscheinbaren und unbekannten, statuslosen Autos, weil nicht nur preiswert, sondern auch relativ robust und unkompliziert. Alles was man zum gemütlichen Fahren braucht, ist da und tut ohne Murren bequem seinen Dienst, was will man mehr? Weniger ist manchmal mehr. Erst diese Tage habe ich mich über einen Fernsehbericht amüsiert, in dem sich Berliner Taxifahrer über die neuesten teuren Mercedesautos beschwerten, weil diese dauernd Ausfälle zeigen würden, da die komplizierte Elektronik verrückt spiele. Die Wagen stünden laufend in der Werkstatt und das bringt bei den Taxileuten ja gleichzeitig neben Verdruss auch Verdienstausfälle. Ich kann gewiss nicht beschwören, dass meine Susi nie ausfällt, aber auch der Fachmann aus dem Bekanntenkreis sieht die Gefahr geringer an, als bei den aufwändigen, rollenden Kapitalsärgen renommierter Marken, die heute alle so herumrasen. Aufwändiger Beiklatsch, der nicht da ist, kann nicht kaputt gehen und kann auch nicht die grundlegendsten Haupt-Funktionen eines Fahrzeugs mit in die Tiefe reißen und zu Ausfällen bewegen. Indes mein Wagen läuft und das bestens und ich staune selbst immer noch darüber, dass es, entgegen aller anderen Eindrücke, in Deutschland doch noch möglich ist, so richtig preiswert Auto zu fahren. Nur ganz umsonst wäre noch besser, aber so extrem weit davon ist der Alto ja schon nicht mehr entfernt. Lasse ich die Benzinkosten einmal außer Acht, so kostet mich der Wagen pro Monat ziemlich genau 23 Euro. Mit dem Benzinverbrauch werde ich später, wenn sich meine Fahrweise einmal eingependelt hat und wenn die Benzinpreise nicht drastisch steigen, rund 50 Euro pro Monat Kostenaufwand damit haben. Zurzeit fahre ich noch etwas mehr, wegen der Neulust und des Übens, dadurch komme ich in diesem Monat sicherlich auf 80 oder 90 Euro. Natürlich weiß auch ich, dass eines Tages einmal Reparaturen anstehen werden. Zur Vorsorge davor habe ich jetzt schon eine Reparaturkasse gegründet. Wissen Sie, trotz meines sehr geringen Einkommens verbrauche ich nicht restlos alles Geld im Monat, nur fast alles. Im Schnitt bleiben aber im Monat doch, wenn es gut läuft, mal 120, manchmal auch sogar 150 Euro über und wenn es schlecht läuft immerhin 30 bis 50 Euro über, auch wenn man so pauschal daher sagt, das ganze Geld ginge im Monat drauf. Diese Reparaturkasse, so habe ich beschlossen, wird von diesem Geld ab sofort mit mindestens 30 Euro pro Monat gefüttert, in Monaten wo es gut läuft werden es auch mal 50 bis 70 Euro sein. Einfache Sachen mache ich sowieso selbst, bei manchem hilft einer meiner beiden Autofach-Bekannten, so werde ich ohnehin hoffentlich kaum mit komplizierten Werkstattreparaturen belastet. Regelmäßige Verschleißteile werde ich auf mittlere Sicht sicher nicht benötigen, da die momentan befestigten Winterräder noch sehr gut sind und ja auch ein zweiter Komplettsatz Sommerreifen auf Felgen dabei war, der auch noch über 60 % des Neuzustandes zeigt. Aber selbst wenn in einigen Jahren einmal neue Reifen fällig sein sollten, so ist die hier verwendete Reifengröße und Sorte sehr billig. Der Autofachbekannte, der auch beim Kauf geholfen hat, sagte mir, dass es Reifenhändler geben würde, die auch sogenannte B-Reifen verkaufen. Er sagte die Reifen sind ja in bestimmte Geschwindigkeitsklassen eingestuft, wovon auch erheblich der Preis abhängt. Da gibt es wohl bis 160 km/h, bis 180, bis 190 und höhere. Nun soll es in den Reifenfabriken schon einmal leichte Unregelmäßigkeiten geben, wodurch einige Reifen sonst völlig o.k. sind, aber nur bis 150 oder 140 km/h zugelassen werden. Die würden dann als B - Sorte gestempelt und wären in der ohnehin schon preiswerten Größe, die hier montiert ist zum Stückpreis von vielleicht knapp 20 Euro mit Montage zu haben. Längst nicht jeder Reifenhändler verkauft die, das sind meist nur ganz große Händler, die sie im Programm führen. Da der Wagen laut Tacho nach einem neuerlichen kurzen Versuch von mir auf gerader Strecke maximal 145 km/h erbringt, wovon man sicher noch 5 bis 10 km/h für die Tachofalschanzeige abziehen muss, kann ich im späteren Bedarfsfall also auf diese extrem billigen Reifen zurückgreifen, zumal ich ohnehin nur sehr selten schneller als 110 km/h damit fahre und das dann auch nur für wenige Minuten, um vielleicht einen LKW zu überholen, damit dabei der Überholvorgang schneller zuende ist. Das Einzige, was ich demnächst zusammen mit dem Bekannten machen werde, ist ein Wechsel vom Motoröl, dem Ölfilter und dem Luftfilter. Der Bekannte meint, dies sei besser, gerade weil der Wagen immer so lange ungenutzt gestanden ist. Es kostet nicht viel, ein normales Öl genügt, er braucht davon nur knapp 3 Liter und die beiden Filter kosten für dieses Modell zusammen weniger als 25 Euro. Zusätzlich sollten wir noch die Zündkerzen wechseln, sagt er. Da braucht man bei diesem Modell nur 3 Stück Kerzen, weil er nur 3 Zylinder hat, hat also auch hier wieder gespart. Danach halten diese Sachen aber laut Beschreibung auch wieder 20.000 km aus, bis sie wieder gemacht werden müssen. Es macht richtig Freude, wenn man entdeckt, wie viel man durch die eigene Anspruchslosigkeit und die Ferne zu jedem Statusdenken und der Raserei besonders beim Auto sparen kann und dabei trotzdem voll und bequem mobil ist. Den eigentlich minimalen Vorteil des höheren Statuswertes und der besseren Fahrwerte, den die Besitzer von modernen luxuriösen Schlitten mir gegenüber haben, den müssen sie sich verflucht teuer erkaufen, jedoch die Sache, um die es eigentlich geht, die Möglichkeit der unabhängigen, individuellen Beförderung zu jedem beliebigen Ziel, erfüllt mein Billigstauto genau so. Mit der Gewissheit im Bauch würde ich mich als Eigentümer eines teuren Autos nicht besonders gut fühlen, sogar käme ich mir irgendwie übertölpelt vor. Mir selbst tut die Gewissheit, auf diese Weise spottbillig mobil zu bleiben hingegen sehr gut. Bevor ich es vergesse, ich erwähnte beim letzten Male schon, dass ein Kaufinteressent vorhanden war, meinen nun nicht mehr benötigten Motorroller für 450 Euro zu übernehmen. Der war am Samstag hier und wir haben ein wenig gefeilscht und Probefahrten gemacht, am Schluss hat er ihn dann für 400 Euro gekauft. Gut 50 Euro weniger als zuvor angekündigt, aber er hat einige Mängel an dem Roller entdeckt, die auch wirklich vorhanden waren, so ist es nicht und da war ich auch mit den 400 Euro voll zufrieden. Ich selbst hatte den Roller vor einiger Zeit ja auch günstig gebraucht erworben und wenn ich Bilanz ziehe, bin ich damit für 180 Euro Wertverlust seit dem ich ihn gekauft hatte, viel mit dem Ding gefahren. Viel ist natürlich immer ein relativer Ausdruck, aber ich denke, dass man sagen kann, dass 5.800 gefahrene km mit einem gebrauchten Motorroller viel sind, während es bei einem Auto sicherlich wenig wäre. Die Benzinkosten vom Suzuki sind nicht höher, als die vom Motorroller, weil der Motorroller verbrauchte zwischen 3 und 4 Litern auf 100 km, dazu musste man aber noch teures Zweitakt-Öl mischen, wodurch der Suzuki- Verbrauch von 5 Litern ohne teures Öl fast sogar preiswerter kommt. Nur die Regenklamotten und den Sturzhelm für den Motorroller wollte der Käufer des Rollers nicht abkaufen, die hätte ich ihm für zusätzliche 80 Euro auch gelassen, obwohl sie in der Anschaffung damals recht teuer waren, aber ich habe ja jetzt keine Verwendung mehr dafür und wenn das Zeug hier herumliegt bringt es mir auch nichts. Ich hänge dafür am Supermarkt ein Zettelchen ans Schwarze Brett, vielleicht meldet sich einer. Ansonsten, es klingt vielleicht verrückt, hat mich der komische Straßenfeger, den ich oben erwähnte, auf die Idee gebracht, das dass Geld auf der Straße läge, so brauche man es nur einzusammeln. Aber nur indirekt. Leergut ist ja in seiner Summe schon etwas wert. Aber wer lässt Leergut in größeren Mengen schon herumliegen? Das macht doch keiner, sollte man glauben. Mir kam da eine Idee. An Großbaustellen sammelt sich Leergut in großen Mengen, aber die werden es ja umtauschen beim Kauf neuer Getränke. Jedoch suche ich nun gezielt Baustellen, die vor der Fertigstellung stehen, wo die Bauarbeiter schon abgezogen sind. Steht dort noch Leergut herum, so haben sie es vergessen und ich nehme es mit. Das habe ich nun schon einige Tage versucht. Es ist aber doch mühsamer, als ich dachte, weil man muss erst einmal die passenden Baustellen finden. Stuttgart ist groß und an allen Enden wird derzeit gebaut. So bin ich am Sonntag früh drei Stunden herumgefahren, habe dabei fünf passende Baustellen entdeckt und dort das Leergut entsorgt. Das heißt, ich habe es zuerst in Pappkisten gesammelt, weil keine Getränkekästen herumstanden, dann diese Pappkisten etwas umständlich um einige Ecken zu meinem Auto geschleppt (ich wollte nicht dreist direkt vor dem Bau parken), dann die Flaschen zu Hause im Autoschuppen gesammelt und gestern morgen im Getränkeland als Pfand abgegeben. Resultat der Mühe 59,40 Euro, verfahrenes Benzin dafür vielleicht 4 Euro, bleiben rund 55 Euro Gewinn. Dafür 4 Stunden Zeiteinsatz, man muss es aber relativieren, weil man hierfür sicher keinen Stundenlohn ansetzen kann. Fakt ist: 55 Euro, die ich ohne das nicht gehabt hätte. Fest einkalkulieren kann man damit jedoch keine Beträge, ich werde mich umsehen, in welchen Stadtteilen besonders viele zusammenhängende Neubaugebiete entstehen, dort wird sich ein solcher Einsatz besonders lohnen, aber das ist dann nur eine vorübergehende, fast einmalige Sache. Wenn bei diesem Aufwand die Einnahmen dadurch am Schluss unter 25 Euro fallen, dann gebe ich das auf, dafür ist mir dann die Zeit zu schade.
Dem Digitalfotoapparat habe ich aus Zeitmangel noch nicht viel Aufmerksamkeit schenken können, das Auto geht vor, habe aber doch bei näheren Auskünften, die ich sammelte erfahren, dass es sich bei dem günstigen Angebot in gewisser Weise doch um eine verbilligte Ausführung dieses Kameratyps handelt. Es hat seinerzeit, das war vor ungefähr knapp 2 Jahren, als dieses Modell hochaktuell war, davon zwei Ausführungen gegeben. Die teure und meist gehandelte und die billigere. Bei der billigeren, und um die handelt es sich bei meinem Modell, war der eigentliche Fotoapparat mit der teureren völlig identisch, aber das Ladegerät im Beipack ist völlig anders. Bei der teureren gehört ein automatisch gesteuertes Schnellladegerät dazu, welches elektrisch feststellen mag, wie weit die Batterie entladen ist und demnach die selbe entweder langsam schonend auffrischt oder wenn ganz leer in kürze wieder innerhalb von 45 Minuten voll aufladet, so dass man nicht allzu lange auf die Nutzung verzichten muss. Hier bei der Billigausführung ist ein ganz normales Einfachladegerät dabei, welches nichts automatisch feststellt und bei leerer Batterie für eine Volladung mindestens 8 eher sogar 12 Stunden benötigt. Weiterhin wären bei der Teuerversion 3 Profiprogramme zur Fortbearbeitung der fertigen Fotos auf einer CD dabei gewesen, hier sind nur 2 Hobbyistenprogramme dabei. Zusätzlich habe es bei der Teuren einen Speicherchip für 128 Megapixel gegeben und hier ist nur einer für 16 Megapixel dabei, weshalb in der schönen Bildqualität vermutlich auch nur 8 Fotos zu speichern sind. Man kann aber sogar, bei Bedarf, bessere Speicherchips mit mehr Megapixeln dazukaufen und die dann austauschen. Was das kostet, weiß ich aber nicht. Der Preisunterschied zur aktuellen Zeit des Apparates soll zwischen beiden Varianten über 200 Euro gewesen sein, allerdings habe damals, vor 2 Jahren, diese Billigvariante sogar schon 490 Euro gekostet, für 229 Euro sei sie im letzten Jahr dann noch in einigen Geschäften aufgetaucht, so wohl auch hier und nun eben für 69 Euro als vergessener, oder besser gesagt, versteckter Restposten. Mit diesen Einschnitten bei der Zusatzausstattung kann ich aber sicherlich gut leben. Ein auf die Schnelle am Hasenbergweiher geschossenes Foto habe mal nur so beigefügt und mir genügt diese Qualität durchaus, wobei man bemerken muss, dass die Qualität des beigefügten Bildes schlechter ist, als die original bei mir vorliegende Qualität, da das Bild sonst zum Anheften an die Email zu groß gewesen wäre.
Für Zuverdienstmöglichkeiten wurde hier am Mast einer Straßenlampe mit einem Aufkleber geworben. Ich habe mich dort einmal gemeldet. Es ging in erster Linie darum, Werbeprospekte und Zeitschriften auszutragen, die wöchentlich in gleichmässigen Abständen in der Stadt, vor allem hier in meinen Umgebungsbereich unters Volk zu bringen sind. Ein Büro, nicht sehr weit von mir, in der Rötestraße, fast in der Höhe wo, es seitlich zur Elisabethenkirche und Elisabethenstraße abgeht, war dort von denen und ich sollte persönlich hin. Ein dicker Mann saß mit einer nicht weniger dicken Zigarre hinter seinem billigen Schreibtisch in einem noch billiger eingerichteten Büro, was ich durchaus gut finde, denn wozu unnötig Geld verschwenden, aber der Herr passte mit seiner Riesenzigarre nicht zum Bild des Büros. Bei jeder Bewegung von dem Koloss knirschte und ächzte sein Stuhl, als würde er um Hilfe schreien und bald in sich zusammenfallen. Ich sprach vor. Ohne näher zu fragen wer ich bin und was ich mir so vorstelle, sagte er in prägnantem Ton: Sie müssen Dienstags von den Prospekten die hinten im gelben Korb liegen je ein Exemplar an alle Haushaltungen in der Rosenbergstraße und an alle Haushaltungen jeweils in der Johannesstraße, der Lerchenstraße, der Senefelder Straße, der Falkertstraße und am Diakonissenplatz sowie 120 Exemplare im Diakonissenkrankenhaus abgeben. Ab Schwabstraße im Südwesten, Lindenspürstraße im Süden, Traubenstraße im Nordwesten und Seidenstraße im Nordosten haben andere ihre Zustellbezirke! Dort haben Sie nichts zu suchen, höchstens wenn von denen einer krank wird. Jeweils Donnerstag müssen Sie dann noch an gleiche Haushaltungen die Bezirkszeitschriften austragen! Von Lohn oder sonstigen Dingen hat er noch gar nichts gesagt. Daher frage ich kurz: Was bekomme ich als Lohn dafür und wie lange benötigt man im Durchschnitt fürs Austragen? Entsetzt blickt mich der Dicke verharrend an, wie ein Frosch, der sich gerade aufbläht und lässt dabei langsam etwas Dampf von seiner Zigarre aus einem Mundwinkel ab. Das haben wir gerne, noch nicht dabei und schon gleich nach dem Lohn fragen, sagt er. Machen Sie doch erst mal, dann reden wir weiter. Sind sie gut, gibt's viel, sind sie schlecht gibt's was weniger, fügt er noch hinzu. Weil ich schon merke, dass ich mit solch einem Arsch keineswegs zusammenarbeiten will, sage ich frech: Zahlen! Zahlen will ich hören und wenn überhaupt dann den Lohn für die erste Woche im Voraus! Anscheinend hat ihm das noch keiner so gesagt. Er ringt sichtlich nach Luft, zieht sich am Kragen, japst, dann schlägt er mit der Faust auf den billigen Schreibtisch. Ich denke mir, gleich folgt eine mittlere Explosion und der Typ hängt verspritzt an der Wand. Jedoch auf den Schlag auf den Tisch folgt erst mal gar nichts. Dann sagt er ganz ruhig und gelassen, als sei er soeben gegen eine andere Person ausgewechselt worden: Na sie sind mir ja einer! Wir bezahlen pro Austragung, nicht pro Monat. Wenn Sie hier die Sachen abholen und die zufriedenstellend ausgetragen haben, dann gibt es bei der nächsten Abholung das Geld für die davorliegende Abholung und das sind für ihren Bezirk dann exakt 37 Euro. Ob Sie die versteuern oder nicht, das ist ihr Bier, ich kenne Sie nicht, falls einer fragen sollte! Wie lange Sie dafür brauchen, liegt bei Ihnen und ist mir egal. Wenn Sie das in 30 Minuten schaffen, schön für Sie, wenn Sie dafür 12 Stunden brauchen auch gut, nur die Sachen müssen an dem Tag unters Volk, nicht am Folgetag. Zwei Ausfälle und sie sind raus aus der Sache. Wenn sie krank sind oder Urlaub machen, müssen sie selbst eine Vertretung beschaffen, sonst sind sie ebenfalls raus. Ich kenne die aufgezählten Strassen gut und in jede existierende Wohnung ein Exemplar und das für 37 Euro? Der Typ hat einen Dachschaden und soll seinen Mist selbst austragen, dann nimmt er auch ab. Ich sage ihm: kein Interesse, Tschüss! Was?! brüllt er mir noch hinterher, als ich bereits den Türgriff gepackt habe, na gut sagen wir 40, ach was 42 Euro, mehr aber auf keinen Fall! Ich rufe zurück: 100 Euro, weniger auf keinen Fall! Während die Tür zufällt, ich schon außen, höre ich noch im Hintergrund: raauus!!!! Ich weiß, dass solche Jobs nicht besonders gut bezahlt werden und wenn man zuerst die paar Straßennamen hört, dann glaubt man, es sei ein schnell zu erledigender Job, aber dort gibt es Unmengen von Wohnungen, dichte Besiedlung und ich vermute, man würde pro Austragung mindestens 6 Stunden benötigen, wenn man schnell ist. Mit solchen Arbeiten habe ich auch schon etwas Erfahrung, früher hatte ich solche Sachen schon mal in Vaduz gemacht. Aber das war deutlich kleiner, übersichtlicher und weniger dicht besiedelt.
Aha, es tut sich was! Vermutlich nichts gutes, oder doch? Gerade, wo ich mit dem Schreiben hier aufhören will, rasselte der Briefkasten im Flur. Es kam ein Brief von der Stadt. Inhalt geheimnisvoll: Sehr geehrter Herr Egbert Lappenkeuler, erscheinen Sie am 30. März pünktlich um 8.15 Uhr im Sozialamt, Im Verwaltungszentrum B 2, dort im 4. Obergeschoss, Zimmer 469, bei Herrn Lohr oder Frau Matuschek. Ich war beim Sozialamt schon öfters, das ist in einem Seitentrakt vom Hauptrathaus. Das Büro und sogar das Stockwerk sind aber völlig anders als bislang, auch die Namen der Sachbearbeiter kenne ich nicht, noch nicht. Mit keinem Wort wird erwähnt, was man dort von mir will. Ich soll aber meinen Personalausweis mitbringen. Vielleicht zur Sicherheit, um zu verhindern, dass ich jemand anders für mich dorthin schicke? Soll es ja alles schon gegeben haben. Die Stadt gibt sich ja neben Freiburg gerne als die Umweltstadt Deutschlands aus, vermutlich deshalb schreibt man schon gleich als fester Druckbestandteil dieses Vordruckes am unteren Rand: Denke an die Umwelt! Reisen Sie nach Möglichkeit mit Öffentlichen Verkehrsmitteln an. Der Parkraum ist begrenzt! Die können mich mal am Abend besuchen, ich fahre mit der Susi. Dafür findet man immer irgendwo ein Parkplätzchen und so wenig Parkplätze wie die tun, sind dort gar nicht. Früher haben mich solche Schreiben beunruhigt, manchmal die Nächte davor nicht schlafen lassen. Das ist heute nicht mehr so. Meist gelingt es mir, die Leute in ein sachliches, eher emotionsloses Gespräch zu verwickeln und vor allem habe ich mir denen gegenüber sämtliche Rechtfertigungsversuche abgewöhnt. Ich brauche denen mein Schicksal nicht zu erläutern und schon gar keine Entschuldigungen für die missliche Finanzlage ohne Einkommen vorzubringen. Ich habe denen nichts gestohlen, bin denen weder verpflichtet noch untertan und laut Gesetz habe ich ein Anrecht auf gewisse Leistungen, ob dass nun Herrn X oder Frau Y vom Sozialamt gefällt oder nicht, das spielt dabei gar keine Rolle. Grundsätzlich versuche ich aber trotz dieser Einstellung jeden Streit zu vermeiden. Streit polarisiert diese Leute grundsätzlich sehr negativ mir gegenüber, was sich dann natürlich bei der Bearbeitung, bei der Auslegung von Mittelbewilligungen u.s.w. sehr ungünstig auswirkt. Am besten vermittelt man den Eindruck von jemandem, dem die jetzige Situation selbst nicht recht behagt und der von dem Lauf der Ereignisse in diese Lage halt hineingetragen wurde. Sagt z.B. ein Entscheidungsdiener dort: normalerweise müsste ich ihnen hier 70 Euro wegkürzen, weil sie schon an anderer Stelle Wohnungsbeihilfe erhalten (so einen Fall hatte ich mal); dann werde ich mich hüten mit dem darüber zu streiten. Dann erkläre ich ruhig, dass ich völlig seiner Ansicht bin, dass es mir aber aufgrund sonstiger Situationen im dortigen Umfeld wirtschaftlich so schlecht gehen würde, dass ich mir dann keine Lebensmittel mehr leisten könne oder etwas ähnliches. Oft führt es dann dazu, dass der Entscheidungsdiener zu dem Punkt nichts mehr sagt und die Kürzung außer Acht lässt, absichtlich übersieht, wenn man so will. Hätte ich mich dann mit dem gestritten, so hätte der garantiert die 70 Euro gestrichen. Sicher ist auch das kein Patentrezept, aber meine Erfahrung zeigt, dass es in den meisten Fällen hilft. So bin ich leicht gespannt, was die von mir wollen, aber aufgeregt wäre zu viel gesagt, den Schlaf raubt es mir mit Sicherheit nicht.
Der Gang der Dinge ist wie ein Behördenflur, endlos lang und hinter jeder Tür verbirgt sich eine Falle, aber auch eine Chance.
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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