LPK-A8

Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Wahnsinn” und “Frühling” aus dem Jahre 2004. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email "Wahnsinn." vom 18.03.2004

Einen sonnigen Frühlingsgruß!

Wie Sie erinnern mögen, bin ich in meiner Eigenschaft als Egbert
Lappenkeuler finanziell nicht gut gebettet, komme aber aus. Für Käufe
außer der Reihe, einmal abgesehen vom normalen Bedarf des Lebens,
bleibt da leider nicht viel Spielraum. Trotzdem juckt es einen manchmal in
den Fingern, wenn man verlockende Angebote entdeckt. Man gerät dann
schnell in einen Zwiespalt zwischen Selbstvorwürfen darüber, ob man das
Geld nicht voreilig für nicht wirklich dringend benötigte Dinge zum
Fenster hinausgeworfen hat, was sich vielleicht bitter rächen könnte, zum
Beispiel dadurch, dass einem dieser Betrag später zur Deckung der
Grundbedürfnisse fehlt oder ob man sich bei bestimmten Anschaffungen
ruhigen Gewissens sicher sein kann, sich wenigstens das gönnen zu dürfen.
Als Rechtfertigung mag hier die Steigerung der Lebensfreude oder die
Erleichterung und Verbesserung des Alltags genügen. Genau vor gleich
zwei solcher Entscheidungen stand ich jetzt. Schwer, sehr schwer! Ein
Elektronikmarkt bewarb Restposten von Digital-Fotoapparaten, gute
Geräte von Canon für nur 69 Euro, vorheriger Preis (man mag das kaum
glauben) 229 Euro. Es sind nicht die neuesten Geräte, sie liegen zwei
Generationen zurück und hatten sich nach Auskunft des Elektronikmarkt -
Kundenberaters im Lager dieser Filiale unter anderen Waren angestaut.
Man könnte sagen, sie sind an ihrem Versteck vergessen worden. Nun nach
über einem Jahr waren sie, laut Berater, erst beim Abverkauf von davor
stehenden Kühlschränken wieder zu Tage getreten. 3 Megapixelgeräte sind
das und ich liebäugelte schon lange Zeit mit der Anschaffung eines
digitalen Fotoapparates, mir waren die Preise für vernünftige Geräte jedoch
viel zu hoch und die billigen vom Baumarkt sind wohl ihre Verpackung
nicht wert. Da ich mich finanziell immer gut auf meine Situation einstellen
konnte und auch weil ich insgeheim schon auf die Anschaffung eines
kleinen, gebrauchten, sparsamen Autos sparte, wäre für mich eine derartige
Anschaffung unter normalen Bedingungen niemals in Frage gekommen.
Ein gutes Gerät hier nun für 69 Euro erstehen zu können, das war etwas
anderes und 69 Euro weniger in meinem Spartopf fürs Auto verhindern
dessen Anschaffung gewiss nicht wirklich. So bin ich am Beginn der
vorigen Woche entschlossen zum Elektronikmarkt und habe einen
derartigen Digitalfotoapparaten erstanden. Es wäre sicher töricht gewesen,
die Sache auf die lange Bank zu schieben, da zu diesem Preis die
Nachfrage für echte Canongeräte groß war. Ich habe zwar auch einen
handelsüblichen Fotoapparat, ungefähr 15 Jahre ist der alt, damit habe ich
sicherlich schon drei Jahre kein einziges Bild mehr geschossen, obwohl ich
immer gerne fotografiert habe. Ich sehe es einfach nicht ein und kann es
mir auch nicht leisten, zur Entwicklung der Filme diese unverschämt hohen
Preise zu zahlen. Für weniger als fünf volle Filmentwicklungen bekam ich
nun einen guten Digitalapparat, bei dem diese Kosten zukünftig nicht mehr
anfallen. Eine Betrachtung am Computer oder mit dem gewonnenen
Notebook ist mir genau so lieb, wie ein Stück Papierbild in der Hand. Ich
muss jedoch noch viele Einübungen mit dem neuen Apparat machen, daher
sind die Ergebnisse entweder in der Bildschärfe wenig gut, dafür aber gut
zu speichern oder wenn ich die Einstellung so hinbekommen habe, dass die
Bilder gut sind, dann ist das mit dem Speichern schlecht weil dann nur 8
einzelne Fotos auf den Speicher passen und danach nichts mehr. Ich habe
die Betriebsanleitung aber noch gar nicht gelesen, daher werde ich dort
sicher Abhilfe für meine noch vorhandenen Probleme finden.

Man hat mir gesagt, dass unsere teils schöne Beschäftigung für die Stadt
möglicherweise noch schneller ein Ende hat, als erwartet. Im Stadtrat sei
ein Streit entstanden, bei dem sehr kritisiert wurde, dass offene Stellen bei
der Stadt nicht mit Arbeitskräften besetzt würden, die sich bereits längst
darauf offiziell beworben hätten und die auch die ausreichenden
Fähigkeiten nachgewiesen haben. Es muss da ziemlich geraucht haben und
die zuständigen Stellen werden vielleicht gezwungen, solche offene Stellen
nun aus den Reihen dieser, teils langjährigen Bewerber zu besetzen. Das
wäre dann zugleich unser Ende, weil wir uns ja nie offiziell auf diese
Stellen beworben hatten. Käme das Ende nicht verfrüht auf diese Weise, so
wäre nun spätestens im Mai für uns Schluss, weil dann unsere 3
Monatsfrist zuende ist und wegen der Rotation dann andere Sohis dran
kommen mit Arbeiten. Wir beide könnten dann tatsächlich wieder zuhause
bleiben, wogegen ich natürlich auch nichts hätte. Den größten Kummer
bereiten diese Aussichten dem Schmelzle, der mit uns ganz zufrieden ist,
auch der Bäuerle zeigt sich entrüstet über diese Pläne. Aber es steht nicht
in deren Macht und in unserer schon gar nicht. Ich mache aber keinen Hehl
daraus, dass die erneute Verfügbarkeit der Freizeit mir am Schluss noch
besser mundet, als dieser auch nicht schlechte Job, auch wenn's dann pro
Monat im Schnitt 180 bis 240 Euro weniger gibt.

Diese jüngsten Zusatzeuro kamen mir für den Auto-Spartopf sehr gelegen
und hinzu kam ein Zufall der mich zu der zweiten, hoffentlich
wohlüberlegten Anschaffung hat einstimmen und verleiten können.
Zusammen mit dem, was sich zuvor schon angesammelt hatte, ergab sich
ein Betrag, der sich schon näher an den Kaufpreis eines billigen,
gebrauchten Kleinwagens einer eher wenig begehrten Sorte
heranschraubte. Mir ist das doch wurscht, ob dieser Wagen einen
Statuswert hat oder nicht. Die Hauptsache ist, wenn das Ding preiswert
fährt und selten kaputt geht. Ich berichtete schon einmal darüber, dass mir
diesbezüglich der kleine Suzuki - Alto ins Auge stach. Laut
Expertenmeinung, die ich von 2 unterschiedlichen Fachmännern einholte,
hält dieses einfache und kleine Fahrzeug bei normaler Fahrweise sehr lange
und soll selten kaputt gehen. Meine Vorstellung lag ursprünglich darin,
irgendwann wenn ich vielleicht 2.000 Euro zusammen gehabt hätte, mir
einen Gebrauchtwagen dieses Typs zu kaufen. Die sind gebraucht
erheblich billiger als vergleichbare europäische Kleinwagen, weil wenig
beliebt, da Null-Statussymbol, kaum bekannt, mehr in Vergessenheit und
im Unscheinbaren versinkend. Jeder der einen Kleinwagen will, der denkt
zuerst an Ford-Fiesta oder Ka, an VW-Polo oder Lupo, an Peugeot 106,
Opel-Corsa oder Meriva, Renault-Twingo oder vielleicht sogar an
Mercedes-A-Klasse und wenn man dann die Preise dieser Wagen sieht,
hätte ich mir nie mehr im Leben ein Auto leisten können. Ich hatte anfangs
öfters auf einen Ford-Fiesta geschielt in seiner einfachsten Ausführung,
aber preislich liegen selbst da schon wieder Welten dazwischen, weil diese
Autos, im Gegensatz zum Suzuki - Alto gebraucht sehr beliebt und bekannt
sind. Wem fiele auf die Frage: nennen Sie mir einen Kleinwagen schon der
Suzuki - Alto ein? Keinem, die meisten würden einen der eben benannten
Wagen nennen.
So gehe ich Anfang letzter Woche nach Feierabend zu Fuß von der
Zamenhofstraße nach Hause, weil es noch schneebedeckt war und ich
keine Lust hatte, mich mit meinem Motorroller der Länge nach hinzulegen,
daher war ich ohne den zur Arbeit. Als ich dann durch die ruhige und letzte
Woche noch verschneite Kleiststrasse wandere, fällt mein Blick genau auf
so einen Suzuki - Alto. Es hängt ein Schild dran "billig zu verkaufen". Ich
denke noch, was die so billig nennen werden, bestimmt will der Eigner
noch über 2.000 Euro haben, denn der Wagen sieht noch rundum sehr
gepflegt aus und eine Preisvorstellung steht nicht auf dem Schild, nur dass
er erst 39.000 km gelaufen haben soll, was bei Baujahr 1992 fragwürdig
klingt. Ich habe mir aber doch einmal  die Telefonnummer aufgeschrieben.
Nummernschilder waren schon keine mehr dran. So ergreife ich am frühen
Abend das Telefon und rufe dort an. Eine alte Dame verbindet mich mit
ihrem noch älteren Gatten. Der ist freundlich aber schon etwas schwerhörig
und schwerfällig, wodurch man fast alles zwei- oder dreimal sagen muss.
Ich erfahre, dass der Herr nunmehr 82 Jahre alt ist, und dass er vielleicht
einmal im Monat noch mit der Susi (so nannte er seinen Suzukiwagen)
fuhr. Er sagt, er habe im heutigen Verkehr zu viel Angst auf der Strasse
und wer Angst hat, der macht Fehler, auch wenn er die ohne Angst sonst
gar nicht machen würde. Aufgrund solcher Fehler habe er im vergangenen
Jahr 3 Beinahe-Unfälle gehabt und die Lust am Autofahren gänzlich
verloren. Ich denke, da muss man dem diese Selbstkritik hoch anrechnen,
dazu ringt sich noch lange nicht jeder durch. Weiter erfahre ich, dass der
Wagen sogar schon über einen geregelten Kat und Automatikgetriebe
verfügt. Die sehr günstige Steuer, von nur 160 Euro pro Jahr klingt auch
gut, ebenso der Verbrauch von knapp 5 Litern Normalbenzin auf 100 km.
Es fallen auch wenig Versicherungskosten an, weil dieses Modell so gut
wie nie geklaut wird, gerade mal 130 Euro pro Jahr in der günstigen
Rabattstufe, Vollkasko wird man für so einen Wagen ohnehin nicht
abschließen. Jetzt folgte meine bange Frage nach dem Kaufpreis. Er wollte
zuerst 1.200 Euro, wo ich aufgrund der geringen Laufleistung und des
gepflegten Zustandes schon mit viel mehr rechnete und er sagte, ohne dass
ich Verhandlungen versuchte, geben Sie 999 Euro und er gehört sofort
Ihnen. Sogar noch TÜV bis zum Jahr 2005 und die Winterreifen wie neu
und einen zweiten Satz Felgen mit gebrauchten Sommerreifen dazu. Das
klang eigentlich alles zu schön um wahr zu sein. Tatsächlich ein Auto,
welches ich mir mühelos trotz meiner geschwächten Finanzlage leisten
könnte. So haben wir gleich für den Tag darauf eine Besichtigung
vereinbart, obwohl ich mir noch vor wenigen Tagen sicher war, mir derzeit
noch kein Auto leisten zu können, aber bei den Rahmenbedingungen. Also
ich hin. Der Herr sah noch älter aus, als er war. Geschätzt hätte ich ihn auf
lockere 90, aber er war 82, na so weit ist das auch nicht mehr entfernt. Ein
Rundgang ums Auto und nähere Betrachtungen überzeugten mich durch
und durch, nur er war ja schon abgemeldet. Wie sollte man da eine
Probefahrt machen? Nein, kein Problem, sagte der Herr, der ist noch
angemeldet, ich hatte nur die Kennzeichen schon abgeschraubt, weil ich
ihn in den nächsten Tagen abmelden wollte. So schraubten wir die
Kennzeichen wieder an. Wagen gestartet, lief auf Anhieb schön, klang im
ersten Moment etwas ungewohnt, aber das liegt daran, weil dieses Modell
keinen Motor mit 4 Zylindern, sondern mit nur 3 Zylindern hat. Das tut der
Sache aber keinen Abbruch. Er fuhr wirklich sehr schön und obwohl er nur
heutzutage für die meisten indiskutable und lächerliche 39 PS und 0,8 Liter
Hubraum hat, war er mir reichlich zügig genug. Nun bin ich kein
Fahrzeugfachmann, kenne aber 2 Leute, die das sind. So bat ich den Opa
um die Möglichkeit, am Folgetag den Wagen nochmals mit einem dieser
Fachleute begutachten zu dürfen. Der Opa fands o.k. und so machten wir
das dann. Mein Bekannter prüfte was das Zeug hielt und bestätigte, dass er
glaube, dass der Wagen tatsächlich erst 39.000 km gefahren sei, weil alle
Verschleißdinge noch wie neu wirkten, trotz Baujahr 1992. Beulen oder
Rost gab es nirgendwo zu finden, der Opa zeigte mir auch seine Garage,
die gleich nebenan in einer Reihe vor den Häusern war, wo der Wagen
immer drin gestanden war. Mein Bekannter prüfte den Motor mit einem
Kompressionsmeter oder so etwas ähnlich heißendem und flüsterte mir zu:
der isch wie neu! Ich schwankte noch, ob es unverschämt wäre, wenn ich
versuchen würde, den Preis noch etwas zu drücken. Noch bevor ich einen
Ansatz dazu machen konnte, schlug der Opa vor, kaufen Sie ihn für 850
Euro und dann sind wir alle zufrieden! Mein Bekannter schaute mich mit
großen Augen an und flüsterte mir zu: jetzt schlag zu, so günstig kriegst du
so was nicht noch mal, nicht in dem super Zustand. So habe ich das dann
auch gemacht. auf diese Art kam ich für tatsächlich nur 850 Euro wieder an
ein günstiges Auto. Inzwischen habe ich ihn angemeldet, fahre nunmehr
seit 5 Tagen damit und bin absolut begeistert. Was man schon nicht mehr
geglaubt hat, es gibt sie also doch noch, die Möglichkeit in Deutschland
total spottbillig Auto zu fahren, allerdings nur, wenn einem Statusdenken
und Höchstgeschwindigkeit völlig schnuppe sind. Von diesen üblichen
Denkweisen muss man sich dafür gründlich lösen, was mir aber nicht
schwer fällt, da ich mehr pragmatischer denke. Mir ist lieber eine Uhr aus
Plastik, die vernünftig die Zeit anzeigt, als eine goldne Rolex, die stehen
bleibt. Ich habe über einen Versicherungsmakler sogar eine Versicherung
gefunden, die mit 110 Euro genug hat, die Steuer, wie gesagt, mit 168 Euro
auch selbst für mich kein unüberwindbares Hindernis. Für Jahresfixkosten
von somit 278 Euro heute in Deutschland noch Autofahren, tatsächlich es
geht! Aufs Jahr gerechnet kommt mich Bahn-, Bus- und Straßenbahnfahren
teurer, und der Unterhalt vom Motorroller fällt nun auch weg, so kann man
in der Summe davon sprechen, dass die Sache für mich aufs Jahr bezogen
mindestens kostenneutral verläuft und ich fahre bequem im Trockenen. Der
Kleine läuft ganz munter, springt selbst bei Kälte sofort an, schnurrt wie
ein Kätzchen, und läuft, wenn man will, trotz der nur 39 PS immerhin auf
der Autobahn muntere 140 km/h. Die fahre ich aber nicht, 110 km/h das
reicht mir dort und oft noch gemütlicher, auch wenn moderne Lastwagen
mich dann überholen, sollen sie doch, mich stört das nicht, ich habe nicht
weniger oder mehr dadurch, dass mich andere überholen oder nicht. Für
dieses kleine Gefährt läuft er auch sogar schön ruhig und gleichmäßig. Nur
ab 130 km/h wird's etwas rauer, aber die fahre ich nicht. Man wird richtig
angenehm befördert ohne jede Anwallung von Stress und Hektik. Rasen
können die anderen, ich brauche das in dem Wägelchen nicht. Man braucht
noch nicht einmal schalten, eine anfangs etwas ungewohnte Automatik
macht's einem leicht. Man kann sogar die hinteren Sitze umkippen, dann
geht recht viel Ladung rein, die man dem kleinen Gesellen gar nicht
zutrauen möchte. Wenn der so weiterläuft und auch so rostfrei bleibt, wie
er nun ist, dann denke ich, kann dies für die nächsten 10 Jahre mein Auto
bleiben. Mir reicht das an Auto auch völlig aus, was will man mehr? Der
fährt gut, bringt mich überall hin, im Winter klappt die Heizung schön, im
Sommer das Gebläse, man kann sogar was damit transportieren, er lässt
sich angenehm fahren, auch in Kurven fällt man nicht gleich um. Was
scheren mich Beschleunigung und Raserei? Obwohl für die 39 PS erscheint
mir die Beschleunigung durchaus recht flott. Das mag daher kommen weil
der sehr leicht ist und so haben die 39 Pferde die gleiche Wirkung, wie
vielleicht in einem schwereren Wagen 60 Pferde. Jetzt kommt aber noch
der Clou dazu. Meinen Motorroller brauche ich ja nun nicht mehr und habe
schon einen Kaufinteressenten dafür in Aussicht, der 450 Euro dafür geben
will, also über die Hälfte, die ich für den Suzuki gegeben habe. So hat mich
der Umstieg vom Motorroller aufs Auto am Schluss nur 400 Euro gekostet.
Der Verbrauch vom Alto ist, wie der Opa schon sagte, sehr gering, knapp 5
Liter. Nur der Tank könnte etwas größer sein, aber bei dem geringen
Verbrauch kommt man auch mit dem knapp 30 Liter Tank aus und ich
beschaffe mir noch einen 20 Liter Reservekanister, dann stimmt's wieder.
Den nehme ich aber nur mit, wenn ich längere Reisen plane. Einige Häuser
weiter hat man hinter dem Garten 4 Holzschuppen stehen, die als Garage
genutzt werden. Davon habe ich jetzt einen der leer stand angemietet, um
den Suzuki geschützt abzustellen. Normalerweise hätte ich jetzt
Zusatzkosten gescheut, wie der Teufel das Weihwasser, aber die Miete für
den sehr einfachen Holzschuppen ist mit nur 10 Euro im Monat die Sache
wert. Dort steht er gut und von meiner Wohnung bin ich in 3 Minuten am
Auto. Zur Arbeit bin ich natürlich auch schon damit gefahren und der
Bäuerle meinte scherzhaft, ich könne ihn ja während der Dienstzeit unter
den Arm packen und solange im Handschuhfach unseres Pritschenwagens
parken. Bei der Benutzung der Scheibenwaschanlage wunderte ich mich
über die kräftige Blaufärbung des Wischwassers. Es stellte sich heraus,
dass der Opa wohl nicht wusste, dass man diese
Scheibenreinigungsflüssigkeit mit Wasser verdünnt, bevor man sie in den
Waschwasserkanister im Motorraum kippt. Der hat das Zeug dort pur
reingeschüttet. Nun sind 5 Betriebstage mit dem Suzuki keine lange Zeit,
aber wenn es so bleibt wie bislang, bin ich damit mehr als hochzufrieden
und ich hätte nie geglaubt, dass ein Auto für nur 850 Euro einen so rundum
zufrieden stellen kann. Ich würde mit keinem Mercedesfahrer tauschen
mögen, weil ich weiß, dass für den Preis, wo er eine einzelne Wartung
machen lässt, ich das ganze Auto für gekauft habe.

So habe ich den noch nicht von mir beherrschten Digitalfotoapparat mit
dem Suzuki verbunden und Ihnen einige noch eher schlechte Fotos davon
gemacht und die mit dem Programm von dem Fotoapparat zu einem
Fotostreifen gemacht und Ihnen das hier zugefügt. Vielleicht interessiert
Sie das ja, wenn nicht, löschen Sie es einfach.
 

Nach dem nun der Monat der riesigen Ausgaben war, werde ich innerhalb
des nächsten Jahres keinerlei Anschaffungen mehr tätigen, außer dem
normalen Alltagsbedarf und natürlich gelegentlich einen Tank voller
Benzin, aber wenn ich die 5 Liter Verbrauch rechne, so reicht dieser 30
Liter-Tank damit für fast 600 km, man wird sich sicher gewöhnen,
spätestens alle 450 km zu tanken, um nicht Gefahr zu laufen, mit leerem
Tank liegen zu bleiben. Zunächst fahre ich sicher etwas mehr, aus der
Freude am Neuen und um mich richtig mit dem Kleinen vertraut zu
machen, aber wenn sich das erst eingependelt hat, werde ich pro Woche
wohl kaum mehr als 100 bis 150 km zurücklegen. Das würde bedeuten,
dass ich bis zur nächsten Tankbefüllung 4-5 Wochen fahren kann. So
werde ich vielleicht im Jahr 10 bis 11 mal tanken müssen, das macht im
Jahr dann ungefähr 280 Euro an Benzingeld aus. Für dieses Geld bin ich
am Ende des Jahres dann aber bequem und gemütlich 5.000 bis 6.000 km
gefahren. Fahren Sie mal zum Vergleich 6.000 km mit Bus und Bahn und
schauen, was Sie dann an Fahrkartenpreisen ausgegeben haben und wie
häufig Sie am Bahnsteig vergeblich auf verspätete oder ausgefallene Züge
gewartet haben, meist passiert das dann noch bei schmuddeligem Wetter.

Eine bessere Zeit ist angebrochen, hoffen wir, das sie uns treu bleibt.

Ihr mobiler

Egbert Lappenkeuler


 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email "Frühling" vom 24.03.2004

Einen frischen Zeitwechselgruß der Herr!

Frühling schreibt uns der Kalender vor, Petrus scheint eine andere Ausgabe
davon zu haben und stochert noch in der Erprobung verschiedener
Wettermixes herum. Ähnlich wie dem Petrus das beim Wetter ergeht,
scheint es den Verwaltungsherrschaften der Stadtverwaltung zu ergehen.
Sie entsinnen, ich schrieb, dass es dort droben Streitereien gab, bezüglich
der Weiterbeschäftigung von uns Sohis - Hanswürsten auf unbesetzten
Arbeitsposten bei der Stadt. Zuerst war das ein Streit zwischen zwei Leuten
und Amtsherrschaften. So etwas zieht aber seine Runden und bleibt nicht
ungehört. Irgendwann hat sogar der Oberbürgermeister, Herr Schneider-
Doppelschmidt, davon mitbekommen und er wollte nicht einfach irgend
einem von den beiden unterschiedlichen Lagern recht geben und dem
anderen nicht. Der hat dann gesagt, es sei Ziel, unbeschäftigte
Sozialhilfeempfänger wieder an Arbeit zu gewöhnen, um sie für neue
berufliche Aufgaben fit zu machen. Auch sollen die so dem Staat oder der
Stadt für den Empfang ihrer Sozialgelder irgendwie wieder etwas zurück
geben, in dem sie arbeiten. Das wäre auch für das Selbstwertgefühl der
Betroffenen besser. Aber er wolle nicht einfach andere Belange der Stadt,
insbesondere finanzielle Kostenbelastungen außer Acht lassen. Danach
haben sich viele andere Amtsleiter von einzelnen Behörden zu Wort
gemeldet, die auch ihre Vorschläge und Meinungen durchsetzen möchten.
Es zog Kreise und wir Sohis geraten in ein Hin- und Hergeschubse, die
Vorschläge reichen von zu Hause bleiben, was mir durchaus genehm wäre,
gegen weiter wie bisher hätte ich aber zumindest momentan auch nichts,
bis hin zu noch mehr Arbeit, mindestens 8 Stunden an jedem Werktag.
Schließlich gab es am Freitag sogar eine Versammlung dazu, wo wir alle
auch hin mussten. Der Leiter vom Haupt-Personalamt der Stadt, Herr
Zossenried, war sehr wütend und schimpfte mit rotem Kopf, dass man ihn
und sein gesamtes Amt völlig umgehe, indem man einfach offen stehende
Personalposten mit uns Sohis besetze, es auch nicht für nötig befinde, ihm
das mitzuteilen oder ihn danach zu befragen. Zugleich habe er aber aktuell
und seit langem über 120 Bewerbungen von anderen arbeitswilligen
Arbeitslosen genau auf diese Posten vorliegen und ihm würde nicht
genehmigt, sie mit diesen Leuten zu besetzen. Das sei ein Skandal, sagte
er. Ausgelöst und erdacht wurde diese Maßnahme vom Sozialamt und einer
neuen Dienststelle für Arbeitsförderung, deren Redner, ein Herr Dr. Meyer
die Aufregung von Herrn Zossenried zurückwies, da es auch darum ginge,
zugleich die Stadt finanziell zu entlasten. Dann klingelte sein Handy und er
hatte keine Zeit mehr und ging, worauf dann sein Stellvertreter, ein Herr
Alberti für ihn ersatzweise weiterredete. Der meinte, die Arbeit bei den
einfachen Posten der Stadt müsse gemacht werden, könne aber so mit
Leuten unseres Schlages wesentlich kostengünstiger erledigt werden, als
mit vollbezahlten Vollzeitkräften. Von weitem begann dann ein
Finanzprüfer Müller zu rufen, dass rein rechnerisch die Stadtkasse so
jährlich um 820.000 Euro entlastet werden könne, wenn wir Sohis diese
Arbeiten verrichten würden und dafür weniger Dauerarbeitskräfte in diesen
Bereichen eingestellt würden. Er warb noch dafür, sogar noch mehr echte
Arbeitsplätze so mit Sohis zu besetzen, als Beispiel nannte er Hausboten
im Finanzamt. Dort würden aus Alters- oder Krankheitsgründen jährlich
durchschnittlich 32 Aktenträger ausscheiden, die bislang stets durch neu
eingestellte Leute ersetzt worden wären. Hier könne man auch gut Leute
aus unseren Reihen einsetzen. Darauf schwoll einem Herrn Oertle der
Kamm. Den kenne ich vom Ansehen etwas, weil der schon mal in der
Öffentlichkeit gezeigt wird. Der widersprach dem Spezialisten vom
Rechnungsprüfungsamt, weil er bei sich die tatsächlichen und nicht die
theoretischen Kosten pro Jahr sehen würde, weil die am Schluss die
Rechnungen bezahlen müssten. So ergibt sich aus seiner Erfahrung ein
anderes Bild, und zwar, dass wir Sohis teurer kommen, weil wir viel
weniger Arbeitsleistung bei gleichem Nebenkostenaufwand erbringen
würden, zudem sei die Ausführungsqualität unserer Arbeiten (damit waren
alle bisher eingesetzen Sohis in ihrer Gesamtheit gemeint, nicht wir
speziell) nachweislich mehr als miserabel, wodurch kurz darauf ohnehin
meistens von Profis nachgebessert werden müsse, was dann zusätzliches
Geld koste. Aber diesen Fakt sehe das Rechnungsprüfungamt ja nicht, warf
er denen vor, weil die nur die Rechnungen als solches auf den Tisch
bekämen und deren Korrektheit zu prüfen hätten, aber nicht erkennen
würden, wie die ganzen Zusammenhänge sind. So würde denen nicht
auffallen, dass ein Grossteil der Rechnungen aus diesem Bereich an
Fremdfirmen ganz wegfallen könnte, wenn anstatt unsereins dort gleich
fest angestellte Profis gearbeitet hätten. Es entstand ein Riesengezeter in
dem Saal und dann mischte sich auch noch ein Rechtsreferent Lorenz oder
ähnlich heißend mit ein, der ständig heiser tönte, dass dieses Konstrukt, so
wie wir dort eingesetzt würden, rechtlich ohnehin bedenklich sei. Jeder
hatte eine andere Meinung. Dann sollte ein Vertreter aus unseren Reihen
dazu Stellung beziehen. Es gibt aber keinen offiziellen Sprecher aus
unseren Reihen, woher auch, wir wurden schließlich mehr oder weniger
zwangsweise zusammengewürfelt, da gibt es ja keine verbindende
Struktur. Außer dem gemeinsamen Schicksal verbindet uns nichts,
bestenfalls mit dem Tschirdewan verbindet mich, dass ich zusammen mit
dem ein Team bilde und vielleicht kann man Schmelzle, Bäuerle und den
doofen Quatländer noch hinzurechnen, aber die zählen ja doch nicht richtig
zu uns, weil sie ein anderes Schicksal haben und fest bei der Stadt
beschäftigt sind. Einer der nicht mit Namen vorgestellt wurde, aber wohl
auch ein eher hohes Tier, ergriff irgendwann das Wort und beruhigte die
immer noch wild diskutierenden Stadtherrn etwas. Er meinte, das ist ein zu
komplexes Thema, welches wir hier und heute sicherlich nicht geklärt
bekommen. Solange keine endgültige Klärung gefunden sei, soll es aber
nach seinem Dafürhalten so weiter praktiziert werden, wie bisher. Das
würde für uns, also für den Tschibo und mich bedeuten, dass wir noch bis
Mai unseren Dienst an der Stadt leisten können und danach wieder schön
zu Hause bleiben dürfen, weil dann andere als unsere Zwangsnachfolger
antreten müssen. Eigentlich keine schlechte Aussicht, besonders im
Sommer wieder frei zu haben, mit dem neu erstandenen Wägelchen einige
schöne Touren frei nach Schnauze zu machen, mir kommt diese
Entwicklung nicht unrecht. Hätten wir schon ab sofort zu Hause bleiben
müssen, dann wäre es auch nicht schlimm gewesen, aber so ist es mir fast
noch lieber. So gibt es noch 2 Monate lang knapp 200 Euro mehr, da wir
aber wissen, dass wir nachher nichts mehr mit denen zu tun haben,
brauchen wir uns bei der Arbeit mit Sicherheit keine Mühe mehr geben,
weil es ja aus unserer Sicht sinnlos wäre. Ab sofort ist Entrosten vor
Neulackieren ganz gestrichen und Reinigen davor nur noch wenn einer
zuschaut oder es vor lauter Dreck gar nicht anders geht. Gewiss wird es
vielleicht bei Bäuerle und Schmelzle später eine gewisse Enttäuschung
geben, falls die eine späte Rückmeldung in paar Monaten über unsere
miese Arbeitsqualität erhalten, aber dann haben wir mit denen auch nichts
mehr zu tun. Denen pflichte ich dabei noch etwas Mitgefühl zu, dem Hirni
von Quatländer hingegen gönne ich diesen Moment der Niederlage, in dem
man ihm sagt, dass er seine damaligen Untertan wohl nicht im Griff hatte
(worauf er ja immer so stolz ist), weil nur Murks gemacht wurde. Ich stelle
mir dem sein verbissen-blödes Gesicht vor und erfreue mich schon heute
daran. Jede unnötige Müh einsparen, jeden Handschlag auf das
Unvermeidbare reduzieren, lautet seit dieser Entwicklung Tschibos und
meine Devise. Viel mehr noch. Der Anteil unserer Spazierfahrten mit dem
Pritschenwagen hat sich seither ebenfalls drastisch erhöht. Waren es zuvor
mal ein paar Großeinkäufe im Möbelladen oder den einen oder anderen
Abstecher zu einer 15 km entfernten Frittenbude, wegen der einmalig guten
Currywurst, die es dort gibt, so kann ich Ihnen nur stellvertretend als
Beispiel einmal unsere Fahrtroute des heutigen Tages geben. Heute früh
lautete unser Auftrag, vom Ausgangsstützpunkt rüber nach Gablenberg zu
einer Schule zu fahren. Die Einfassung einer Eingangs-Türverkleidung
sollte neu weiß lackiert werden, weil Schüler das Glas der Tür eingetreten
hatten, dann kam der Glaser hat die neue Scheibe eingesetzt, dabei wurde
aber die Metallumfassung kräftig zerkratzt und drohte zu rosten. So stand
unsere Aufgabe fest. Ich weiß nicht, inwieweit Sie sich hier auskennen,
aber die Entfernung von unserem Ausgangspunkt bis zu dieser Schule ist
ungefähr 8 - 9 km. Man kann auch 7 km fahren, quer durch die Altstadt,
das dauert wegen der ungünstigen Verkehrslage aber länger, als die etwas
längere Strecke. So nun! Zuerst startete unsere Fahrt in der Zamenhofstraße
wie üblich und wie gefordert. Jedoch fuhren wir gleich, anstatt in die
östliche Richtung mit leichtem Norddrall, wie es normalerweise notwendig
wäre, um einigermaßen direkt zum Ziel zu gelangen, zuerst schnurstracks
gen Norden, am Kräherwald vorbei in den Stadtteil Feuerbach. Tschibo
wollte dort in einem Billardsalon an der Weilimdorfer Straße eine
Erfrischungsrunde Billard spielen. Das ist dort morgens besonders günstig,
der Eintritt für eine halbe Stunde nebst Ausstattung nur für 1,50 Euro, weil
um diese Zeit dort normalerweise nichts los ist. Mir liegt an dem
Billardspiel nichts, aber jeder soll auf seine Kosten kommen, also tu ich
Tschibo den Gefallen und wir fahren dort hin. Ich schaue nur zu, der
Tschibo spielt gegen oder mit ein paar anderen Typen dort, die ich nicht
kenne, die aber scheinbar irgendwie zur Grundausstattung des Ladens
gehören, weil in der Zeit noch nie erlebt habe, dass die nicht dort schon
herumlungern, wenn wir ankommen. Ich trinke währenddessen eine
eiskalte Cola und flirte ein wenig mit der Inhaberin des Billardsalons, eine
Frau die mir eigentlich gar nicht gefällt, aber trotzdem hat sie etwas, was
mich leicht anmacht, ich kann's nicht erklären und es ist auch nur
Zeitvertreib, eh man nur doof in der Gegend herumhockt. Sie ist eine
großartige Unterhalterin, die Frau sollte lieber Erzählerin oder
Conferencier werden (wie nennt man übrigens einen weiblichen
Conferencier?? - Conferencieuse?? - mit Sicherheit nicht Confitüre),
anstatt ihr Genie in dem blöden Billardsalon zu verheizen. Nach einer
halben Stunde ging es dann von dort endlich zu unserem Einsatzort, der
Schule. Das sind von dort quer durch die Stadt gute 10 km, eher mehr, weil
man viele Umwege fahren muss, um halbwegs zügig durchzukommen. An
der Schule angekommen, haben die Kinder gerade Pause und lungern auf
dem Schulhof. Da wir keine Lust haben, die als ungebetene Zuschauer bei
unserer "harten" Arbeit im Nacken zu haben, beschließen wir, mit dem
Pritschenwagen zuerst in den benachbarten Gänswald zu fahren, was mehr
ein Park ist, aber Wald ist dort auch etwas. An der Zufahrt zum
Fernmeldeturm auf dem Frauenkopf, so heißt der Berg hinter dem
Gänswald, stellen wir den Pritschenwagen auf einem Weg ab und essen
erst mal unsere mitgebrachten Butterbrote, hören etwas Radio, lesen
Zeitung, dann paar Minuten zum Durchatmen durch den Parkwald laufen
und zurück zum Wagen und zurück zur Schule. Die Pause ist vorbei, die
Arbeit kann beginnen. Wie schon gesagt, entrostet wird nicht mehr, viel
Dreck ist an den zu lackierenden Stellen auch nicht, also lassen wir das
bisschen, was dort ist auch dort und lackieren drüber, fertig. Noch ein
rotweißes Pappschild: "Frisch gestrichen!" darüber gehangen, dem
Hausmeister der Schule Bescheid gesagt und fertig. Die Uhr zeigt 11.15
Uhr, um 8 Uhr haben wir angefangen, echt gearbeitet haben wir bis jetzt
knapp 20 Minuten. Mit dem echt notwendigen Fahrweg, der ja auch Arbeit
ist, kommen wir auf anderthalb Stunden. Wir wollen gerade einpacken, da
sehen wir weiter hinten ein uns bekanntes Dienstauto der Stadt kommen,
aha, Quatländer kommt kontrollieren, ob wir auch schwer am schuften
sind. Schnell laden wir wieder ein paar Utensilien von der Ladefläche und
zeigen uns mitten in verantwortungsvoller Tätigkeit. Quatländer kommt
mal rüber, paar belanglose Worte, wie: klappts? oder so ähnlich,
ausgerechnet jetzt kommt der blöde Hausmeister: ach haben Sie noch eine
Stelle vergessen? Quatländer guckt doof, wie soll er auch anders gucken,
entweder er guckt gar nicht oder doof, bleibt mit verschränkten Armen
stehen, obwohl er zuvor schon im Ansatz war wieder zu gehen. Er hofft,
aus dem weiteren Gespräch zwischen dem Hausmeister und uns noch
einige für ihn interessante Brocken herauszufischen, die vielleicht unsere
Arbeitsmoral ankratzen könnten. Ich rufe zum Hausmeister: na wie geht es
Ihren Kindern? Ist eines davon nicht Künstler? Ich weiß gar nicht, ob der
Hausmeister überhaupt Kinder hat, vermute es nur. Er hat! Spontan
sprudelt es aus ihm über den Werdegang seiner beiden Söhne und seiner
altersmäßig dazwischen liegenden Tochter, kein Wort mehr von unserem
Job. Quatländer zischt, so um den Ertrag seiner erhofften Früchte gebracht,
endlich tatsächlich ab. Dafür hören wir uns noch 10 Minuten Geschichten
von des Hausmeisters Kinder und ihren schulischen Höchstleistungen an,
dann packen wir endgültig ein und verschwinden. Noch knapp 2 Stunden
bis Feierabend. Also fahren wir noch zum Aldi einkaufen, aber nicht zu
dem Aldi hier, dort könnte man ja zufällig von Quatländer entdeckt
werden, nein, wir fahren zum Aldi in Zuffenhausen. In der Gegend hält
sich der Quatländer um diese Zeit mit Sicherheit nicht mehr auf, er wohnt
seit letzter Woche in Botnang, so sieht er auch aus, dort passt er auch hin.
Obwohl man sagt, dort würden viele Künstler wohnen, zu denen passt er
ganz bestimmt nicht. Da fährt der paar Stunden vor seinem Feierabend
nicht mehr nach Zuffenhausen, das wäre zu weit. Als wir beim Aldi fertig
sind, ist es aber noch zu früh, um zurück zum Betriebshof zu fahren, eine
halbe Stunde müssen wir noch verbummeln, also spazieren wir auf dem
Rückweg noch etwas durch den Höhenpark am Killesberg, der liegt
ohnehin am Wegesrand bei der Rückfahrt. Von dort geht es dann pünktlich
und gemütlich zurück bis zur Zamenhofstraße. Ein "schwerer" Arbeitstag
findet gegen 14 Uhr seinen Ausklang. Quatländer will übrigens schlau sein.
Ich hörte von einem anderen Team, welches zu den fest angestellten zählt,
dass der auch manchmal hingeht und nach Feierabend die Tachostände der
Pritschen aufschreibt, die Fahrtenschreiberblätter kontrolliert und das alles
am Folgetag mit den Einsätzen vergleicht, um so Privatfahrten
aufzudecken. Es habe schon mehrere Vorfälle gegeben, wo Bediensteten
anschließend eine hausinterne Abstrafung gedroht hätte. Zum Glück haben
wir einen alten Pritschenwagen. Eine Kreuzschlitzschraube an der
Verkleidung vom Tacho lösen, einmal ziehen und ab ist die Tachowelle,
nichts wird mehr gezählt. Pech für Quatländer, Glück für uns. Natürlich
muss man das so wieder anstecken, dass die plausiblen Kilometerzahlen
zustande kommen. Theoretisch könnte man jetzt noch über den Verbrauch
kontrollieren, wie oft wir nachtanken müssen. Aber diese Mühe macht
Quatländer sich dann doch nicht, zumal es hier kein Problem ist auf der
Betriebshoftankstelle zwischendurch nachzutanken ohne einen
Belegstempel ins Tankbuch zu bekommen. Das ist aber die eigene Schuld
der Verwaltung, die halt auch nicht überall perfekt ist. Weil dort auch
Reservekanister und Kleinmengen für Kommunalfahrzeuge wie
Kehrmaschinen u.s.w. getankt werden, die sich über die Autoverbräuche
nicht abrechnen lassen, gibt es im Tankbuch nur Belegstempelpflicht ab 25
getankten Litern aufwärts. Es gibt zwar eine Anweisung, die besagt, dass
die Fahrzeuge nur betankt werden dürfen, wenn der Tank mindestens zu 75
% leergefahren ist, dann käme man bei den Pritschen immer über 25 Liter,
aber müssen wir als Sohis das wissen? Ich denke nein! Man kann ja auch
einfach nicht alles wissen. Da aus Personaleinsparungsgründen die
Zapfanlage schon lange verwaist ist und jeder selbst tanken muss und dann
in einem benachbarten Glasbüdchen bei Mengen ab 25 Liter aufwärts auch
selbst den Stempel ins Tankbuch schlagen muss, ist auch keiner da, der es
einem verwehrt, wenn man zwischendurch doch mal 15 oder 20 Liter ohne
Stempel nachtankt. Aus die Maus, einfacher geht's nicht. Der Tschibo hat
schon gesagt, ich wäre dumm gewesen, ich hätte mir anstelle meines
kleinen Kerls von Suzuki - Alto lieber ein Auto mit Dieselmotor kaufen
sollen, dann könnte ich bei diesen Tankgelegenheiten gleich einige
Kanister dafür mit abzapfen. Aber so etwas mache ich nicht. Das wäre
Diebstahl und das läuft mit mir nicht. Da bin ich pingelig. Sich einen lauen
Lenz machen ist die eine Sache, aber klauen, nein danke! Außerdem wäre
ein Dieselauto in einem vergleichbaren Zustand wie meine Susi noch nicht
einmal mit viel Glück zum dreifachen Preis bei dreifacher Laufleistung zu
haben gewesen.

Durch meine Arbeit hier habe ich auch Kontakt zu einigen Straßenfegern
bekommen, so darf man die aber nicht nennen, wenn man sie nicht
beleidigen will. Kommunalangestellte (KA), das wollen die hören. Mit
einem davon rede ich öfters, auch nach Feierabend, weil der in der gleichen
Straße wie ich wohnt. Er hat vielleicht 400 m weniger weit zur Arbeit, als
ich, wohnt also weiter südlich in der gleichen Strasse. Man sieht sich
manchmal beim Einkaufen oder so, der steht oft am Kiosk und trinkt dort
einen Kaffee, weil er sagt, einen besseren Kaffee gibt's in der ganzen Stadt
nicht. So erzählte der mir, was ich nicht glauben mag, dass er niemals in
seinem Leben mehr einen anderen Job außer als Straßenfeger (KA) machen
wolle. Das wäre zu seinem echten Traumjob geworden und alle Leute die
darüber die Nase rümpfen oder geringschätzig redeten, wären blöd. Der
Grund sei vor allem der, weil er dabei pro Monat Sachen und
Wertgegenstände im Gesamtwert von über 500 Euro finden würde. Das
beginnt bei achtlos weggeworfenen Pfandflaschen, auch ganze
Leergutkästen, Schmuck, Bargeld, Geräte u.s.w. Dass so was schon mal
vorkommt, kann ich mir gut vorstellen, aber dass pro Monat regelmäßig
Sachen für 500 Euro sich so anhäufen, dass kaufe ich dem nicht so ganz ab.
Es ist ein Mann mit schmalem Schnäuzer und das sagt meist alles. Leute
mit schmalem Schnauz sind meist Aufschneider und Angeber,
Möchtegerns oder Hilfscasanovas, zumindest meist unglaubwürdig oder
sonst wie eigenartig. Trotzdem verstehe ich mich im Gespräch mit dem
prächtig und habe ja auch keinen Grund mich mit dem zu streiten oder
seine Worte öffentlich in Frage zu stellen. Ein gutes Gespräch ist
manchmal mehr wert, als direkte Sympathie. Es kommt nur auf die
jeweilige Situation an. 

Wie Sie wissen, man kann es gar nicht oft genug wiederholen, bin ich
finanziell nicht üppig ausgestattet und spare daher auch überall wo ich nur
kann. Aber manche Leidensgenossen gehen beim Versuch zu Sparen doch
einen erheblichen Schritt zu weit. So war letzte Woche in der Heerstraße
eine leichte Gasexplosion. Es wurde gottlob keiner verletzt und der
Schaden war zum Glück minimal. Es stellte sich heraus, dass ein Sohi-
Leidensgenosse in seiner Wohnung, die sich in einem hölzernen Anbau
befand, selbst einen Gasboiler zum Erhitzen seines Badewassers installiert
hatte, um die teuren Anschluss- und Klempnerkosten zu sparen. Er hatte
von so etwas absolut keine Ahnung, sich irgendwo im Sperrmüll einen
steinalten gebrauchten Gasboiler mitgenommen und den bei sich
aufgehangen. Die Gasleitungen zapfte er einfach in Eigenleistung aus dem
Keller des benachbarten Haupthauses an und hat sie mit
Gummigasschläuchen, wie man sie sonst an mobilen Gasgeräten für
Campingzwecke findet, verlängert bis in seine Anbauwohnung. Dort
provisorisch alles zusammengeschraubt und es muss wohl sogar eine
zeitlang funktioniert haben. Irgendwann, als er nicht zu Hause war, hat es
dann kräftig Bumm gemacht. Meist entsteht dabei sogleich ein Brand, das
war hier nicht so. Die Feuerwehr sagt, es sei nicht mehr passiert, weil in
der Wohnung mehrere Fenster vor der Explosion schon weit offen standen,
obwohl der Heini nicht zu Hause war. Dadurch wäre bei der Explosion der
größte Teil des Druckes gleich nach außen entwichen und die Temperatur
in der Wohnung nicht bis zur Entzündung von Gegenständen angestiegen.
Man sollte beim Sparen also auch seine Grenzen kennen und einhalten.

Hier in der Straße gibt es eine ziemliche Aufregung. Vertreter von den
Grünen haben angeregt, dass viele oder eigentlich alle Häuser in der Straße
oder im ganzen Stadtteil eine Fassadenbegrünung bekommen sollen. Man
will das mit städtischen Vorschriften durchsetzten. Wem's gefällt, der soll
es so machen, warum nicht, aber es zwangsweise allen aufbürden zu
wollen, das ist eine Frechheit. Mein Hauseigentümer ist strikt dagegen, mir
persönlich gefällt es auch nicht. Es regt sich auch viel Widerstand in der
Straße. Es sind höchstens 20 % der Anwohner dafür. Trotzdem sollen die
Chancen gut stehen, dass die Grünen das durchboxen. Ich verstehe nicht,
wieso die sich immer mehr in private Gestaltungsbelange einmischen
wollen. Irgendwann gibt es noch Vorschriften dafür, dass jeder an der
Außenwand ein überdimensionales Foto von Joschka anbringen muss.

Ärgern kann mich im Moment jedoch gar nichts so richtig, weil ich jeden
Ärger mit der Freude über mein kleines Auto kompensiere. Ich weiß, dass
ich mich irgendwann wieder etwas bremsen muss, denn aus lauter Freude
darüber bin ich in den letzten Tagen schon über 1.000 km damit gefahren.
Nie lange Strecken, maximal bis 100 km, mal ins Schönbuchgebiet, die
weiteste Reise zum Hornsee bei Kaltenbronn im Schwarzwald, den ich sehr
schätze, das reicht ja auch. Selbst Strecken bis nur 30 km wären mir bei
dem jetzigen Wetter ein Gräuel mit dem Motorroller gewesen und auch mit
öffentlichen Verkehrsmitteln kein Genuss. Aber so, herrlich, man ist gleich
ein anderer Mensch, fühlt sich freier, lebt freier. Und das kleine Ding mit
Rädern ist unheimlich praktisch, trotz der geringen Größe. Vielleicht bei
diesem Fahrzeug nicht unbedingt vorgesehen, aber da ich ja alleine lebe
und bestenfalls einmal zwei Personen in dem Auto fahren werden, habe ich
die hinteren Sitze mit wenigen Handgriffen ganz ausgebaut und dafür eine
Platte mit einer Fließdecke dort festgeschraubt. Das ist jetzt eine relativ
große ebene Fläche, die sich gleichmäßig mit dem Kofferraum verbindet.
So kann man den Wagen noch universeller nutzen. Es geht noch mehr
Ladung rein und zur Not kann man bei der Durchführung weiterer Reisen
sogar hinten drin sein Nachtlager einrichten. Ein Bekannter meinte schon,
bei dem kleinen Wagen ist das unmöglich, da müsste man sich ja im Bogen
wie ein U hinlegen können. Ich habe es einmal versucht und es geht doch.
Mit nur 4 Schrauben kann man nämlich auch den Vorder-Beifahrersitz
ausbauen, eine Platte einlegen und es gibt einen langen Schlafplatz für eine
Person. Ich werde die 4 Schrauben durch solche Flügelschrauben ersetzen,
dann braucht man noch nicht einmal Werkzeug dafür. Beim ersten Regen
war ich im Glauben, der Heckscheibenwischer wäre entzwei, jedoch war es
ein Bedienfehler von mir. Dazu gibt's eine etwas ungewöhnliche
Zusatztaste unterhalb der Lenksäule, die ich nicht gleich gefunden hatte.
Der Opa hat mich jüngst noch angerufen und gesagt, er habe noch die
originale Bedienanleitung und das Wartungscheckheft gefunden, die
Sachen könne ich noch abholen. Das habe ich dann gemacht. Dabei ergab
sich erstaunliches, dass der Opa besonders in den letzten Jahren nur noch
extrem wenig gefahren sein muss. Das Wartungscheckheft zeigt den letzten
Eintrag eine Einstellung, neue Bremsbeläge und Ölwechsel bei einem
Kilometerstand von 36.500 km im August vom Jahre 1999. Jetzt schreiben
wir 2004 und beim Kauf hatte er 39.247 km auf dem Tacho, jetzt sind es
dank meiner Hilfe schon 40.920 km also fast 41.000 km. So bin ich in
anderthalb Wochen mit dem Kleinen vermutlich schon mehr gefahren, als
der Opa im ganzen letzten Jahr. Lediglich die TÜV-Plakette und ASU
wurden im letzten Jahr mal ohne vorher notwendige Reparaturen erneuert.
Der Fachmann aus dem Bekanntenkreis war nun noch mal hier und
bestätigte aufs Neue, dass dies ein sehr günstiger Kauf war. Er sagte aber
auch, dass diese in Deutschland eigentlich zu Unrecht relativ unbekannten
Kleinwagenmodelle oft äußerst billig angeboten würden. So habe seine
Tochter, die gerade den Führerschein erworben hat, sich einen kleinen
Daihatsu gekauft. Das ist ein ähnlich kleines Auto, wird jedoch nicht in
Japan gebaut, wie hier der Suzuki, sondern in Korea. Der ist von 1995 und
habe nur 900 Euro gekostet, also in ähnlicher Preisgestaltung, allerdings
mit 85.000 km auf dem Tacho. Würde aber auch einwandfrei laufen und so
gut wie keinen Verschleiß zeigen. Man müsse sich vielleicht nur den
Vorbesitzer ansehen, sofern das geht. Wenn das einer ist, der den ständig
mit Vollgas geheizt hat, um den anderen zu zeigen, dass auch so ein
Kleiner halbwegs mithalten kann, dann ist das auf Dauer natürlich weniger
gut. Solche Leute kaufen aber meist erst gar nicht ein solches Auto, daher
ist es bei diesen Modellen eher die Ausnahme, dass sie ausgepowert sind,
weil sie meist von gemütsbetonten Fahrern gelenkt werden. So lobte der
Fachmannbekannte besonders diese völlig unscheinbaren und unbekannten,
statuslosen Autos, weil nicht nur preiswert, sondern auch relativ robust und
unkompliziert. Alles was man zum gemütlichen Fahren braucht, ist da und
tut ohne Murren bequem seinen Dienst, was will man mehr? Weniger ist
manchmal mehr. Erst diese Tage habe ich mich über einen Fernsehbericht
amüsiert, in dem sich Berliner Taxifahrer über die neuesten teuren
Mercedesautos beschwerten, weil diese dauernd Ausfälle zeigen würden,
da die komplizierte Elektronik verrückt spiele. Die Wagen stünden laufend
in der Werkstatt und das bringt bei den Taxileuten ja gleichzeitig neben
Verdruss auch Verdienstausfälle. Ich kann gewiss nicht beschwören, dass
meine Susi nie ausfällt, aber auch der Fachmann aus dem Bekanntenkreis
sieht die Gefahr geringer an, als bei den aufwändigen, rollenden
Kapitalsärgen renommierter Marken, die heute alle so herumrasen.
Aufwändiger Beiklatsch, der nicht da ist, kann nicht kaputt gehen und kann
auch nicht die grundlegendsten Haupt-Funktionen eines Fahrzeugs mit in
die Tiefe reißen und zu Ausfällen bewegen. Indes mein Wagen läuft und
das bestens und ich staune selbst immer noch darüber, dass es, entgegen
aller anderen Eindrücke, in Deutschland doch noch möglich ist, so richtig
preiswert Auto zu fahren. Nur ganz umsonst wäre noch besser, aber so
extrem weit davon ist der Alto ja schon nicht mehr entfernt. Lasse ich die
Benzinkosten einmal außer Acht, so kostet mich der Wagen pro Monat
ziemlich genau 23 Euro. Mit dem Benzinverbrauch werde ich später, wenn
sich meine Fahrweise einmal eingependelt hat und wenn die Benzinpreise
nicht drastisch steigen, rund 50 Euro pro Monat Kostenaufwand damit
haben. Zurzeit fahre ich noch etwas mehr, wegen der Neulust und des
Übens, dadurch komme ich in diesem Monat sicherlich auf 80 oder 90
Euro. Natürlich weiß auch ich, dass eines Tages einmal Reparaturen
anstehen werden. Zur Vorsorge davor habe ich jetzt schon eine
Reparaturkasse gegründet. Wissen Sie, trotz meines sehr geringen
Einkommens verbrauche ich nicht restlos alles Geld im Monat, nur fast
alles. Im Schnitt bleiben aber im Monat doch, wenn es gut läuft, mal 120,
manchmal auch sogar 150 Euro über und wenn es schlecht läuft immerhin
30 bis 50 Euro über, auch wenn man so pauschal daher sagt, das ganze
Geld ginge im Monat drauf. Diese Reparaturkasse, so habe ich
beschlossen, wird von diesem Geld ab sofort mit mindestens 30 Euro pro
Monat gefüttert, in Monaten wo es gut läuft werden es auch mal 50 bis 70
Euro sein. Einfache Sachen mache ich sowieso selbst, bei manchem hilft
einer meiner beiden Autofach-Bekannten, so werde ich ohnehin hoffentlich
kaum mit komplizierten Werkstattreparaturen belastet. Regelmäßige
Verschleißteile werde ich auf mittlere Sicht sicher nicht benötigen, da die
momentan befestigten Winterräder noch sehr gut sind und ja auch ein
zweiter Komplettsatz Sommerreifen auf Felgen dabei war, der auch noch
über 60 % des Neuzustandes zeigt. Aber selbst wenn in einigen Jahren
einmal neue Reifen fällig sein sollten, so ist die hier verwendete
Reifengröße und Sorte sehr billig. Der Autofachbekannte, der auch beim
Kauf geholfen hat, sagte mir, dass es Reifenhändler geben würde, die auch
sogenannte B-Reifen verkaufen. Er sagte die Reifen sind ja in bestimmte
Geschwindigkeitsklassen eingestuft, wovon auch erheblich der Preis
abhängt. Da gibt es wohl bis 160 km/h, bis 180, bis 190 und höhere. Nun
soll es in den Reifenfabriken schon einmal leichte Unregelmäßigkeiten
geben, wodurch einige Reifen sonst völlig o.k. sind, aber nur bis 150 oder
140 km/h zugelassen werden. Die würden dann als B - Sorte gestempelt
und wären in der ohnehin schon preiswerten Größe, die hier montiert ist
zum Stückpreis von vielleicht knapp 20 Euro mit Montage zu haben.
Längst nicht jeder Reifenhändler verkauft die, das sind meist nur ganz
große Händler, die sie im Programm führen. Da der Wagen laut Tacho
nach einem neuerlichen kurzen Versuch von mir auf gerader Strecke
maximal 145 km/h erbringt, wovon man sicher noch 5 bis 10 km/h für die
Tachofalschanzeige abziehen muss, kann ich im späteren Bedarfsfall also
auf diese extrem billigen Reifen zurückgreifen, zumal ich ohnehin nur sehr
selten schneller als 110 km/h damit fahre und das dann auch nur für wenige
Minuten, um vielleicht einen LKW zu überholen, damit dabei der
Überholvorgang schneller zuende ist. Das Einzige, was ich demnächst
zusammen mit dem Bekannten machen werde, ist ein Wechsel vom
Motoröl, dem Ölfilter und dem Luftfilter. Der Bekannte meint, dies sei
besser, gerade weil der Wagen immer so lange ungenutzt gestanden ist. Es
kostet nicht viel, ein normales Öl genügt, er braucht davon nur knapp 3
Liter und die beiden Filter kosten für dieses Modell zusammen weniger als
25 Euro. Zusätzlich sollten wir noch die Zündkerzen wechseln, sagt er. Da
braucht man bei diesem Modell nur 3 Stück Kerzen, weil er nur 3 Zylinder
hat, hat also auch hier wieder gespart. Danach halten diese Sachen aber laut
Beschreibung auch wieder 20.000 km aus, bis sie wieder gemacht werden
müssen. Es macht richtig Freude, wenn man entdeckt, wie viel man durch
die eigene Anspruchslosigkeit und die Ferne zu jedem Statusdenken und
der Raserei besonders beim Auto sparen kann und dabei trotzdem voll und
bequem mobil ist. Den eigentlich minimalen Vorteil des höheren
Statuswertes und der besseren Fahrwerte, den die Besitzer von modernen
luxuriösen Schlitten mir gegenüber haben, den müssen sie sich verflucht
teuer erkaufen, jedoch die Sache, um die es eigentlich geht, die
Möglichkeit der unabhängigen, individuellen Beförderung zu jedem
beliebigen Ziel, erfüllt mein Billigstauto genau so. Mit der Gewissheit im
Bauch würde ich mich als Eigentümer eines teuren Autos nicht besonders
gut fühlen, sogar käme ich mir irgendwie übertölpelt vor. Mir selbst tut die
Gewissheit, auf diese Weise spottbillig mobil zu bleiben hingegen sehr gut.
Bevor ich es vergesse, ich erwähnte beim letzten Male schon, dass ein
Kaufinteressent vorhanden war, meinen nun nicht mehr benötigten
Motorroller für 450 Euro zu übernehmen. Der war am Samstag hier und
wir haben ein wenig gefeilscht und Probefahrten gemacht, am Schluss hat
er ihn dann für 400 Euro gekauft. Gut 50 Euro weniger als zuvor
angekündigt, aber er hat einige Mängel an dem Roller entdeckt, die auch
wirklich vorhanden waren, so ist es nicht und da war ich auch mit den 400
Euro voll zufrieden. Ich selbst hatte den Roller vor einiger Zeit ja auch
günstig gebraucht erworben und wenn ich Bilanz ziehe, bin ich damit für
180 Euro Wertverlust seit dem ich ihn gekauft hatte, viel mit dem Ding
gefahren. Viel ist natürlich immer ein relativer Ausdruck, aber ich denke,
dass man sagen kann, dass 5.800 gefahrene km mit einem gebrauchten
Motorroller viel sind, während es bei einem Auto sicherlich wenig wäre.
Die Benzinkosten vom Suzuki sind nicht höher, als die vom Motorroller,
weil der Motorroller verbrauchte zwischen 3 und 4 Litern auf 100 km, dazu
musste man aber noch teures Zweitakt-Öl mischen, wodurch der Suzuki-
Verbrauch von 5 Litern ohne teures Öl fast sogar preiswerter kommt. Nur
die Regenklamotten und den Sturzhelm für den Motorroller wollte der
Käufer des Rollers nicht abkaufen, die hätte ich ihm für zusätzliche 80
Euro auch gelassen, obwohl sie in der Anschaffung damals recht teuer
waren, aber ich habe ja jetzt keine Verwendung mehr dafür und wenn das
Zeug hier herumliegt bringt es mir auch nichts. Ich hänge dafür am
Supermarkt ein Zettelchen ans Schwarze Brett, vielleicht meldet sich einer.
Ansonsten, es klingt vielleicht verrückt, hat mich der komische
Straßenfeger, den ich oben erwähnte, auf die Idee gebracht, das dass Geld
auf der Straße läge, so brauche man es nur einzusammeln. Aber nur
indirekt. Leergut ist ja in seiner Summe schon etwas wert. Aber wer lässt
Leergut in größeren Mengen schon herumliegen? Das macht doch keiner,
sollte man glauben. Mir kam da eine Idee. An Großbaustellen sammelt sich
Leergut in großen Mengen, aber die werden es ja umtauschen beim Kauf
neuer Getränke. Jedoch suche ich nun gezielt Baustellen, die vor der
Fertigstellung stehen, wo die Bauarbeiter schon abgezogen sind. Steht dort
noch Leergut herum, so haben sie es vergessen und ich nehme es mit. Das
habe ich nun schon einige Tage versucht. Es ist aber doch mühsamer, als
ich dachte, weil man muss erst einmal die passenden Baustellen finden.
Stuttgart ist groß und an allen Enden wird derzeit gebaut. So bin ich am
Sonntag früh drei Stunden herumgefahren, habe dabei fünf passende
Baustellen entdeckt und dort das Leergut entsorgt. Das heißt, ich habe es
zuerst in Pappkisten gesammelt, weil keine Getränkekästen herumstanden,
dann diese Pappkisten etwas umständlich um einige Ecken zu meinem
Auto geschleppt (ich wollte nicht dreist direkt vor dem Bau parken), dann
die Flaschen zu Hause im Autoschuppen gesammelt und gestern morgen
im Getränkeland als Pfand abgegeben. Resultat der Mühe 59,40 Euro,
verfahrenes Benzin dafür vielleicht 4 Euro, bleiben rund 55 Euro Gewinn.
Dafür 4 Stunden Zeiteinsatz, man muss es aber relativieren, weil man
hierfür sicher keinen Stundenlohn ansetzen kann. Fakt ist: 55 Euro, die ich
ohne das nicht gehabt hätte. Fest einkalkulieren kann man damit jedoch
keine Beträge, ich werde mich umsehen, in welchen Stadtteilen besonders
viele zusammenhängende Neubaugebiete entstehen, dort wird sich ein
solcher Einsatz besonders lohnen, aber das ist dann nur eine
vorübergehende, fast einmalige Sache. Wenn bei diesem Aufwand die
Einnahmen dadurch am Schluss unter 25 Euro fallen, dann gebe ich das
auf, dafür ist mir dann die Zeit zu schade.

Dem Digitalfotoapparat habe ich aus Zeitmangel noch nicht viel
Aufmerksamkeit schenken können, das Auto geht vor, habe aber doch bei
näheren Auskünften, die ich sammelte erfahren, dass es sich bei dem
günstigen Angebot in gewisser Weise doch um eine verbilligte Ausführung
dieses Kameratyps handelt. Es hat seinerzeit, das war vor ungefähr knapp 2
Jahren, als dieses Modell hochaktuell war, davon zwei Ausführungen
gegeben. Die teure und meist gehandelte und die billigere. Bei der
billigeren, und um die handelt es sich bei meinem Modell, war der
eigentliche Fotoapparat mit der teureren völlig identisch, aber das
Ladegerät im Beipack ist völlig anders. Bei der teureren gehört ein
automatisch gesteuertes Schnellladegerät dazu, welches elektrisch
feststellen mag, wie weit die Batterie entladen ist und demnach die selbe
entweder langsam schonend auffrischt oder wenn ganz leer in kürze wieder
innerhalb von 45 Minuten voll aufladet, so dass man nicht allzu lange auf
die Nutzung verzichten muss. Hier bei der Billigausführung ist ein ganz
normales Einfachladegerät dabei, welches nichts automatisch feststellt und
bei leerer Batterie für eine Volladung mindestens 8 eher sogar 12 Stunden
benötigt. Weiterhin wären bei der Teuerversion 3 Profiprogramme zur
Fortbearbeitung der fertigen Fotos auf einer CD dabei gewesen, hier sind
nur 2 Hobbyistenprogramme dabei. Zusätzlich habe es bei der Teuren
einen Speicherchip für 128 Megapixel gegeben und hier ist nur einer für 16
Megapixel dabei, weshalb in der schönen Bildqualität vermutlich auch nur
8 Fotos zu speichern sind. Man kann aber sogar, bei Bedarf, bessere
Speicherchips mit mehr Megapixeln dazukaufen und die dann austauschen.
Was das kostet, weiß ich aber nicht. Der Preisunterschied zur aktuellen Zeit
des Apparates soll zwischen beiden Varianten über 200 Euro gewesen sein,
allerdings habe damals, vor 2 Jahren, diese Billigvariante sogar schon 490
Euro gekostet, für 229 Euro sei sie im letzten Jahr dann noch in einigen
Geschäften aufgetaucht, so wohl auch hier und nun eben für 69 Euro als
vergessener, oder besser gesagt, versteckter Restposten. Mit diesen
Einschnitten bei der Zusatzausstattung kann ich aber sicherlich gut leben.
Ein auf die Schnelle am Hasenbergweiher geschossenes Foto habe mal nur
so beigefügt und mir genügt diese Qualität durchaus, wobei man bemerken
muss, dass die Qualität des beigefügten Bildes schlechter ist, als die
original bei mir vorliegende Qualität, da das Bild sonst zum Anheften an
die Email zu groß gewesen wäre.
 


Für Zuverdienstmöglichkeiten wurde hier am Mast einer Straßenlampe mit
einem Aufkleber geworben. Ich habe mich dort einmal gemeldet. Es ging
in erster Linie darum, Werbeprospekte und Zeitschriften auszutragen, die
wöchentlich in gleichmässigen Abständen in der Stadt, vor allem hier in
meinen Umgebungsbereich unters Volk zu bringen sind. Ein Büro, nicht
sehr weit von mir, in der Rötestraße, fast in der Höhe wo, es seitlich zur
Elisabethenkirche und Elisabethenstraße abgeht, war dort von denen und
ich sollte persönlich hin. Ein dicker Mann saß mit einer nicht weniger
dicken Zigarre hinter seinem billigen Schreibtisch in einem noch billiger
eingerichteten Büro, was ich durchaus gut finde, denn wozu unnötig Geld
verschwenden, aber der Herr passte mit seiner Riesenzigarre nicht zum
Bild des Büros. Bei jeder Bewegung von dem Koloss knirschte und ächzte
sein Stuhl, als würde er um Hilfe schreien und bald in sich
zusammenfallen. Ich sprach vor. Ohne näher zu fragen wer ich bin und was
ich mir so vorstelle, sagte er in prägnantem Ton: Sie müssen Dienstags von
den Prospekten die hinten im gelben Korb liegen je ein Exemplar an alle
Haushaltungen in der Rosenbergstraße und an alle Haushaltungen jeweils
in der Johannesstraße, der Lerchenstraße, der Senefelder Straße, der
Falkertstraße und am Diakonissenplatz sowie 120 Exemplare im
Diakonissenkrankenhaus abgeben. Ab Schwabstraße im Südwesten,
Lindenspürstraße im Süden, Traubenstraße im Nordwesten und
Seidenstraße im Nordosten haben andere ihre Zustellbezirke! Dort haben
Sie nichts zu suchen, höchstens wenn von denen einer krank wird. Jeweils
Donnerstag müssen Sie dann noch an gleiche Haushaltungen die
Bezirkszeitschriften austragen! Von Lohn oder sonstigen Dingen hat er
noch gar nichts gesagt. Daher frage ich kurz: Was bekomme ich als Lohn
dafür und wie lange benötigt man im Durchschnitt fürs Austragen? Entsetzt
blickt mich der Dicke verharrend an, wie ein Frosch, der sich gerade
aufbläht und lässt dabei langsam etwas Dampf von seiner Zigarre aus
einem Mundwinkel ab. Das haben wir gerne, noch nicht dabei und schon
gleich nach dem Lohn fragen, sagt er. Machen Sie doch erst mal, dann
reden wir weiter. Sind sie gut, gibt's viel, sind sie schlecht gibt's was
weniger, fügt er noch hinzu. Weil ich schon merke, dass ich mit solch
einem Arsch keineswegs zusammenarbeiten will, sage ich frech: Zahlen!
Zahlen will ich hören und wenn überhaupt dann den Lohn für die erste
Woche im Voraus! Anscheinend hat ihm das noch keiner so gesagt. Er
ringt sichtlich nach Luft, zieht sich am Kragen, japst, dann schlägt er mit
der Faust auf den billigen Schreibtisch. Ich denke mir, gleich folgt eine
mittlere Explosion und der Typ hängt verspritzt an der Wand. Jedoch auf
den Schlag auf den Tisch folgt erst mal gar nichts. Dann sagt er ganz ruhig
und gelassen, als sei er soeben gegen eine andere Person ausgewechselt
worden: Na sie sind mir ja einer! Wir bezahlen pro Austragung, nicht pro
Monat. Wenn Sie hier die Sachen abholen und die zufriedenstellend
ausgetragen haben, dann gibt es bei der nächsten Abholung das Geld für
die davorliegende Abholung und das sind für ihren Bezirk dann exakt 37
Euro. Ob Sie die versteuern oder nicht, das ist ihr Bier, ich kenne Sie nicht,
falls einer fragen sollte! Wie lange Sie dafür brauchen, liegt bei Ihnen und
ist mir egal. Wenn Sie das in 30 Minuten schaffen, schön für Sie, wenn Sie
dafür 12 Stunden brauchen auch gut, nur die Sachen müssen an dem Tag
unters Volk, nicht am Folgetag. Zwei Ausfälle und sie sind raus aus der
Sache. Wenn sie krank sind oder Urlaub machen, müssen sie selbst eine
Vertretung beschaffen, sonst sind sie ebenfalls raus. Ich kenne die
aufgezählten Strassen gut und in jede existierende Wohnung ein Exemplar
und das für 37 Euro? Der Typ hat einen Dachschaden und soll seinen Mist
selbst austragen, dann nimmt er auch ab. Ich sage ihm: kein Interesse,
Tschüss! Was?! brüllt er mir noch hinterher, als ich bereits den Türgriff
gepackt habe, na gut sagen wir 40, ach was 42 Euro, mehr aber auf keinen
Fall! Ich rufe zurück: 100 Euro, weniger auf keinen Fall! Während die Tür
zufällt, ich schon außen, höre ich noch im Hintergrund: raauus!!!! Ich
weiß, dass solche Jobs nicht besonders gut bezahlt werden und wenn man
zuerst die paar Straßennamen hört, dann glaubt man, es sei ein schnell zu
erledigender Job, aber dort gibt es Unmengen von Wohnungen, dichte
Besiedlung und ich vermute, man würde pro Austragung mindestens 6
Stunden benötigen, wenn man schnell ist. Mit solchen Arbeiten habe ich
auch schon etwas Erfahrung, früher hatte ich solche Sachen schon mal in
Vaduz gemacht. Aber das war deutlich kleiner, übersichtlicher und weniger
dicht besiedelt.

Aha, es tut sich was! Vermutlich nichts gutes, oder doch? Gerade, wo ich
mit dem Schreiben hier aufhören will, rasselte der Briefkasten im Flur. Es
kam ein Brief von der Stadt. Inhalt geheimnisvoll: Sehr geehrter Herr
Egbert Lappenkeuler, erscheinen Sie am 30. März pünktlich um 8.15 Uhr
im Sozialamt, Im Verwaltungszentrum B 2, dort im 4. Obergeschoss,
Zimmer 469, bei Herrn Lohr oder Frau Matuschek. Ich war beim Sozialamt
schon öfters, das ist in einem Seitentrakt vom Hauptrathaus. Das Büro und
sogar das Stockwerk sind aber völlig anders als bislang, auch die Namen
der Sachbearbeiter kenne ich nicht, noch nicht. Mit keinem Wort wird
erwähnt, was man dort von mir will. Ich soll aber meinen Personalausweis
mitbringen. Vielleicht zur Sicherheit, um zu verhindern, dass ich jemand
anders für mich dorthin schicke? Soll es ja alles schon gegeben haben. Die
Stadt gibt sich ja neben Freiburg gerne als die Umweltstadt Deutschlands
aus, vermutlich deshalb schreibt man schon gleich als fester
Druckbestandteil dieses Vordruckes am unteren Rand: Denke an die
Umwelt! Reisen Sie nach Möglichkeit mit Öffentlichen Verkehrsmitteln
an. Der Parkraum ist begrenzt! Die können mich mal am Abend besuchen,
ich fahre mit der Susi. Dafür findet man immer irgendwo ein Parkplätzchen
und so wenig Parkplätze wie die tun, sind dort gar nicht. Früher haben
mich solche Schreiben beunruhigt, manchmal die Nächte davor nicht
schlafen lassen. Das ist heute nicht mehr so. Meist gelingt es mir, die Leute
in ein sachliches, eher emotionsloses Gespräch zu verwickeln und vor
allem habe ich mir denen gegenüber sämtliche Rechtfertigungsversuche
abgewöhnt. Ich brauche denen mein Schicksal nicht zu erläutern und schon
gar keine Entschuldigungen für die missliche Finanzlage ohne Einkommen
vorzubringen. Ich habe denen nichts gestohlen, bin denen weder
verpflichtet noch untertan und laut Gesetz habe ich ein Anrecht auf gewisse
Leistungen, ob dass nun Herrn X oder Frau Y vom Sozialamt gefällt oder
nicht, das spielt dabei gar keine Rolle. Grundsätzlich versuche ich aber
trotz dieser Einstellung jeden Streit zu vermeiden. Streit polarisiert diese
Leute grundsätzlich sehr negativ mir gegenüber, was sich dann natürlich
bei der Bearbeitung, bei der Auslegung von Mittelbewilligungen u.s.w.
sehr ungünstig auswirkt. Am besten vermittelt man den Eindruck von
jemandem, dem die jetzige Situation selbst nicht recht behagt und der von
dem Lauf der Ereignisse in diese Lage halt hineingetragen wurde. Sagt z.B.
ein Entscheidungsdiener dort: normalerweise müsste ich ihnen hier 70
Euro wegkürzen, weil sie schon an anderer Stelle Wohnungsbeihilfe
erhalten (so einen Fall hatte ich mal); dann werde ich mich hüten mit dem
darüber zu streiten. Dann erkläre ich ruhig, dass ich völlig seiner Ansicht
bin, dass es mir aber aufgrund sonstiger Situationen im dortigen Umfeld
wirtschaftlich so schlecht gehen würde, dass ich mir dann keine
Lebensmittel mehr leisten könne oder etwas ähnliches. Oft führt es dann
dazu, dass der Entscheidungsdiener zu dem Punkt nichts mehr sagt und die
Kürzung außer Acht lässt, absichtlich übersieht, wenn man so will. Hätte
ich mich dann mit dem gestritten, so hätte der garantiert die 70 Euro
gestrichen. Sicher ist auch das kein Patentrezept, aber meine Erfahrung
zeigt, dass es in den meisten Fällen hilft. So bin ich leicht gespannt, was
die von mir wollen, aber aufgeregt wäre zu viel gesagt, den Schlaf raubt es
mir mit Sicherheit nicht.

Der Gang der Dinge ist wie ein Behördenflur, endlos lang und hinter jeder
Tür verbirgt sich eine Falle, aber auch eine Chance.

Ihr

Egbert Lappenkeuler