LPK-G8

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Abwassersee” und “Entrümpelt - Erleichtert” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Abwassersee" vom 26.11.2006

Neuglänzende Grüße!

Inzwischen liegen uns erste Verbrauchsberechnungen von unserem
neuen Diesel - Opel - Corsa vor. Wie Sie sich vorstellen können, sind
wir in der ersten Woche sehr viel mit dem Wagen gefahren. Einen Tag
haben wir uns sogar eine Reise an den Bodensee, genauer nach
Konstanz, gegönnt. Es wurde eine sehr schöne Fahrt, sowohl hin wie
auch zurück. An den anderen Tagen sind wir hier relativ viel in der
Umgebung gefahren und so mussten wir am Donnerstag tanken.
Angenehm war die Überraschung, wir sind rein rechnerisch
tatsächlich mit rund 4,3 Litern auf 100 km ausgekommen. Demnach
hat der Bordcomputer nicht gesponnen und uns korrekte Werte für den
Durchschnittsverbrauch angezeigt. Sicherlich trägt dazu auch bei, dass
wir vom Subaru noch einen sehr zurückhaltenden Fahrstil gewohnt
sind, eben wegen dessen hohen Verbrauchs. Man stellt sich ja da nicht
schlagartig um, sondern hat das jetzt einmal im Blut und dann wirkt
sich das bei dem Wagen, der ohnehin viel weniger säuft, noch besser
aus. Das heißt natürlich nicht, dass wir langfristig diesen recht
zurückhaltenden Fahrstil beibehalten werden, man wird sicher bald
wieder etwas zügiger fahren. Rasen werden wir auch dann nicht, aber
ich denke, es wird sich ungefähr bei dem Fahrstil einpendeln, den wir
damals mit dem VW - Golf gewöhnt waren. Selbst wenn dann letzten
Endes der Verbrauch auf rund 5 Liter hoch gehen sollte, so ist das
immer noch ein unglaublich günstiger Wert. Der Dieselcorsa entpuppt
sich gewissermaßen als rollende Spardose. Doppelt schön, weil die
mit diesem geringen Verbrauch gebotenen Fahrleistungen des
Turbodieselmotors auch wesentlich mehr Freude bereiten, als die
träge und unwillige Gurkerei mit dem verschlissenen Subaru, der auf
dem Papier trotzdem rund 30 PS mehr hatte. Wie man sieht, kann man
nicht immer nur nach der PS - Zahl gehen, denn gemessen an den
Fahrleistungen müsste dieser Opel - Corsa dann mindestens 150 PS
und nicht nur 75 PS haben, wenn unser vorheriger Subaru wirklich
108 PS oder noch mehr PS hatte, wie es in den Papieren stand. Sehr
wichtig ist vor allem aber, dass der Corsa sich im Vergleich zum
Subaru in Kurven wirklich sehr angenehm und sicher fährt. So mag
man sagen, wenn wir das vor einigen Monaten gewusst hätten, dann
hätte man sich gleich den Kauf des Subaru sparen können, und gleich
solch einen Wagen wie diesen Opel - Corsa - Turbodiesel kaufen
können; aber Sie mögen sich erinnern, da überschnitt sich gerade die
Zeit. Der Kaufentschluss für den Subaru fiel kurz bevor die Sache mit
der Abschlagszahlung für die Wohnung auf uns zukam. Zu diesem
Zeitpunkt wäre an die Anschaffung eines Autos für 3.900 bzw. 3.500
Euro nicht zu denken gewesen, weil ich unser Guthaben keinesfalls
dafür antasten wollte. Daher waren wir damals zweifellos froh, mit
dem Billig - Subaru für nur 800 Euro wenigstens wieder mobil zu
werden. Insofern war auch dieser Entschluss zum damaligen
Zeitpunkt richtig und wer hätte ahnen können, dass sich kaum einen
Monat später die Bedingungen so schlagartig veränderten, dass wir
uns durch die besagte Abschlagszahlung dann problemlos einen
besseren Wagen leisten konnten? Wenn man die Anschaffung des
Corsa mittelfristig rechnet, dann kommt er bereits nach weniger als 2
Jahren trotz des höheren Anschaffungspreises wesentlich billiger, als
der Subaru, eben wegen des wesentlich geringeren Verbrauchs. Man
kann sagen, der Corsa verbraucht ungefähr nur ein Drittel von dem,
was der Subaru gesoffen hat und dann auch noch den billigeren
Dieselkraftstoff, denn man hatte ja schon Schwierigkeiten, den Subaru
auf 10,5 Liter Verbrauch zu kriegen, meistens lag man bei genauer
Nachrechnung dann doch irgendwo bei 12 Litern. Damit kann man
schon mal eine Anfangsbeurteilung abgeben, wie sich das weiter
verhält, werde ich Ihnen dann gelegentlich selbstverständlich
mitteilen. Ich denke, damit ist das Thema Auto aber auch für heute
ausgereizt, nach dem ich Ihnen letztes Mal da ja schon ausgiebige
Darlegungen übermittelt hatte.

So entdeckt man neue Talente! Nun hatte ich Kayla mal die
Digitalkamera überlassen und von den heutigen Fotos, die ich Ihnen
beisteuere, hat sie, bis auf eines, alle geschossen. Sie hat da wirklich
ein Händchen für, wie man so sagt und ich finde, ihre Bilder sind
irgendwie besser, als meine eigenen, obwohl man an der Kamera ja
nichts einstellen braucht und ich daher nicht so genau sagen kann,
woran das liegt. Vielleicht hat sie einen besseren Blick für den
Lichteinfall und das Motiv. Doch nun der Reihe nach und genauer.
Bei unseren Erkundungen schien es sich in der vergangenen Woche
wettermäßig nicht zu lohnen, weil der Regen kein Ende finden wollte,
jedenfalls glaubten wir das zunächst. Aber gegen Mittwochmittag riss
fast schlagartig die Bewölkung auf, binnen weniger Minuten verzogen
sich alle Wolken und es herrschte schönster Sonnenschein. Wenn die
Bäume nicht teils schon laublos oder mit gelbem Laub behangen
wären, dann hätte man glauben können, es sei Frühling. Die
Temperaturen blieben allerdings mit 7 Grad doch recht kühl. Wie ich
schon mal erwähnte, wenn man bei uns am Haus nach vorne aus dem
Fenster sieht, schaut man auf die kleine Straße hier und gegenüber auf
der anderen Straßenseite folgen, so weit man blicken kann,
ungleichmäßige Baumgrüppchen, Einzelbäume, etwas tiefer liegende
Wiesen, dann wieder weiter hinten ungleichmäßige
Baumansammlungen vorwiegend kleiner und mittelgroßer Bäume,
Hecken und diverses Grünzeug ohne Plan wie man so sagt. Aber
gerade das Ungeordnete mit seiner Vielfalt hat seinen Reiz. Wie weit
reicht dort das Auge? Ich würde sagen etwa 250 m, das ist dann
ungefähr in östliche Richtung, wenn man so will. Aber die große
Frage blieb, was folgt dahinter, sozusagen hinter dieser letzten,
ungeordneten Baumreihe am Ende der Wiesen? Nun, der Rentner war
mal wieder hier, also ich meine den kurzatmigen Rentner hier aus der
Siedlung, nicht den Mann aus Malsch, und der erzählte uns, dass
hinter diesem grünen Horizont ein kleiner See folgen würde. Er
meinte, dass man sich dort aber nicht von der scheinbaren Idylle
trügen lassen soll, denn der See sei früher eine Sandgrube gewesen,
die vielleicht 1953 geschlossen wurde. Danach habe man von dieser
Fabrik hier und von einer längst abgerissenen kleinen Kalimine, die
weiter südöstlich lag, ungefähr dort, wo heute der Militärauto -
Schrottplatz ist, lange dicke Rohrleitungen weit über die Landschaft
oder auch teils einfach am Erdboden liegend, bis in diese alte
Sandgrube gelegt, um dort die angeblich harmlosen Abwässer der
Betriebe einzuleiten. Das sei bis ungefähr 1975 auch so gemacht
worden und wie harmlos die Abwässer wohl waren, hätte man damals
daran bemerkt, dass dort im Umkreis von 200 m um den so künstlich
entstandenen See nichts mehr gewachsen wäre, selbst kein Unkraut.
Dafür habe es dort öfters eklig gestunken. Etwa 1975 wäre diese Mine
ohnehin verschwunden und hier der Fabrik habe man untersagt,
weiterhin dort Abwässer einzuleiten, wonach die meisten
Rohrleitungen abmontiert wurden. Was dann keiner für möglich
gehalten hätte, aber nur wenige Jahre später sei dort die Natur teils
wunderschön zurückgekehrt. Er meinte, falls wir dorthin wandern,
dann sollten wir trotzdem auf keinen Fall in das Wasser gehen, auch
nicht mit den Füssen. Nun, bei den Außentemperaturen wäre man
ohnehin nicht auf derartige Ideen gekommen. So sind wir also dorthin
gewandert und wenn man das sieht, es ist wirklich ein Idyll ersten
Ranges und man kann es nicht glauben, dass das ein Abwassersee sein
soll. Sie sehen es auf dem Foto abwassersee und abwasserseeufer.
 
Abwassersee: ein geheimnisvolles Idyll

 
Abwasserseeufer: bei direkter Draufsicht wirkt das Wasser rabenschwarz,
Verrückte hatten ein Verkehrsschild ins Wasser geworfen

In der Fläche wirkt das Wasser eher blau, sofern sich der blaue
Himmel darin spiegelt, wenn man aber richtig von oben in das Wasser
schaut, dann wirkt es rabenschwarz, was man auf dem Foto vom Ufer
auch gut erkennt. Ebenso ungewöhnlich fanden wir die nahezu
grellgelbe Farbe des leicht vertrockneten Grases am westlichen Ufer
des Teichs, die man auf dem Foto abwasserseeufer auch sehr gut
erkennt. Vielleicht liegt es aber auch nur an der Grassorte, die dort
wächst, dass die im Herbst so leuchtend gelb abstirbt, aber Gras bleibt
doch eigentlich immer grün, außer wenn es vertrocknet. Vertrocknet
es, dann wird es jedoch bräunlich und nicht grellgelb, fast schon
neongelb und vor allem hier diese Gräser sehen gar nicht vertrocknet
aus, sondern als stünden sie nach wie vor im Saft, aber eben grellgelb.
Dieses Grellgelb bildet natürlich einen wunderbaren Kontrast zum
nahezu schwarzen Wasser des Sees. Beim Anblick des schwarzen
Wassers meinte Kayla schon, das Wasser sieht genau so aus, wie das
ebenfalls schwarze Wasser in dem Klärbecken der Fabrik, auf welches
wir vor ungefähr einem Monat vom höchsten Hallengebäudedach der
alten Fabrik schauten. Nichtsdestotrotz ist der See eine sehr schöne
Anlage und wir sind erneut hocherfreut, solch ein idyllisches
Plätzchen in unserer Nahumgebung zu haben. Am Rande des Sees
lagen verstreut einzelne alte Stroh - Rundballen, die teils schon
zerfielen. Ob ein Landwirt dort seine unbrauchbaren Strohreste
entsorgt hat, scheint mir eher unwahrscheinlich. Übrigens, wussten
Sie schon das Verkehrsschilder schwimmen können? Eine gewiss
ungewöhnliche Frage, die mir zeitlebens nicht eingefallen wäre, aber
im Randbereich schwamm ein abgerissenes Verkehrszeichen,
sinnigerweise vom Typ „Schleudergefahr" im Uferbereich.
Vermutlich wurde es mal von Vandalen dort reingeworfen, auf die
man aber ansonsten hier in der Gegend nur selten trifft. Auch ein altes,
rostiges Zulaufrohr sehen Sie auf dem Foto noch, welches in die Tiefe
des Sees führt. Rund 50 m vor dem See kommt dieses Rohr weiter
oben aus dem Erdboden, um dann ab dort in den See zu verlaufen.
Woher dieses Rohr genau kommt lässt sich so aber nicht mehr
nachvollziehen. Vielleicht kommt es sogar unterirdisch aus „unserer
Fabrik". Zu Fuß geht man von unserem Haus etwas länger als 10
Minuten über einen schmalen Feldweg, der sich zwischen den oben
angesprochenen Wiesen in östliche Richtung hinzieht, bis man an
diesem See ist. Auf dem Foto wirkt der See augenscheinlich größer,
als er wirklich ist. Man kann ihn zu Fuß innerhalb von weniger als 15
Minuten komplett umrunden und das bei gemütlicher Gangart. Dabei
ist die vom Fotostandort gegenüberliegende Seeseite, die Ostseite,
aber leider nicht direkt am Ufer begehbar, weil die dortigen Bäume
tief im Wasser stehen. Der Weg führt dort ein Stück hinter diesen
Bäumen oder besser gesagt zwischen den selben entlang. Nur in
einem Bereich am südlichen Ufer des Sees, das wäre auf dem Foto
rechts, drang irgendwoher ein wenig penetranter Gestank, der uns auf
Anhieb wieder an den stechenden Geruch in der alten, teils
verfallenen Halle der Ammoniakproduktion der Fabrik erinnerte. In
dem gleichen Bereich konnte man auch noch am Boden diverse
Stümpfe und Reste alter großer Rohrleitungen entdecken, die teils
noch auf stabilen Betonsockeln montiert waren. So kann man davon
ausgehen, dass es dort durchaus noch gewisse Altlasten gibt. Es ist
immer wieder erstaunlich, wie sich demnach die Natur auch ehemals
verseuchte Gebiete zurück holt und sie wieder in ein Erholungsgebiet
verwandelt.
Diesen hübschen, aber auch vielleicht nicht ganz ungefährlichen See
haben wir gleich 2 mal umwandert. Danach sind wir dann über einen
relativ gut ausgebauten Feldweg gewandert, der von diesem See
östlich gelegen im Hinterland dann in südliche Richtung weiter
verläuft. Dieser Weg führt an langen Feldern vorbei und dann weiter
hinten in das kleine Waldstück, in welches wir vor einigen Wochen
von der Vorderseite neben dem Militär - Schrottautogelände gegangen
waren, wo auch dieser ungewöhnliche riesengroße Trichter neben
einem kleinen Gebäude aus dem Boden ragt. In diesem gleichen
Waldstück befanden wir uns jetzt, allerdings deutlich weiter östlich.
Da wir keine Lust hatten, den gleichen langen Weg am See vorbei
zurück zu gehen, den wir gekommen waren, beschlossen wir, in
diesem Wäldchen einfach querfeldein, oder querwaldein müsste man
hier sagen, zu wandern, da wir davon ausgingen, dass wir dort dann
wieder auf einen Waldweg stoßen, der letztendlich irgendwo wieder
auf die Straße führt, an der auch unser Haus steht. So hätten wir dann
gewissermaßen eine Kreiswanderung unternommen. In dem besagten
Waldstück, stießen wir dann nicht auf einen weiteren Waldtrichter,
aber dafür auf einen, nennen wir es einfach einen Wald-Hut. Dort ragt
ein dickes Metallrohr mit einem Durchmesser von rund 2 m bis in eine
Höhe von etwa 3 m aus dem Boden, welches oben eine Art Metall -
Hut als Schutzkappe trug. Im Prinzip wie ein überdimensionaler
Blechkamin, ragt dieses Ding dort aus dem Boden, also im gleichen
Waldstück, wo auch der Betontrichter aus dem Boden ragt, nur
befindet sich dieser Wald-Hut - Blechkamin viel abgelegener weiter
östlich. Sie sehen das Ding auf dem Foto wald-hut.
 
Wald-Hut: ein rund 3 m hoher und 2 m breiter Blechkamin sprießt im Wald aus dem Boden
Sehr eigenartig, aber so etwas muss doch einen Sinn und Zweck
haben. Solche Dinge hat man doch früher nicht ohne jeden Grund
hierher gebaut. Nach geschätzten 70 m von diesem Wald-Hut stießen
wir dann auf den kleinen Waldweg, der uns wieder an dem Beton-
Waldtrichter von vor einigen Wochen vorbei bis zur Straße führte,
von wo aus wir dann recht schnell wieder in unserem Haus waren.
Also wieder eine beeindruckende Wanderung mit sowohl schönen
idyllischen Plätzchen, als wie auch mit nahezu geheimnisvollen
Neuentdeckungen, deren Geheimnisse wir aber sicher im Laufe der
Zeit noch enthüllen werden.
Bereits am vergangenen Sonntag sind wir nachmittags noch mal in der
alten Fabrik etwas herumgeklettert. Diesmal hatten wir uns eine recht
gut erhaltene Halle im direkten Hintergrund der großen vorderen
Haupthalle vorgenommen. Diese Halle kann man über einen
Verbindungsgang von der vorderen Haupthalle erreichen, wobei der
Verbindungsgang zu dieser Halle hin am Ende größer wird und selbst
schon Anlagen und Maschinen beherbergt. Durch diesen niedrigen
Verbindungsteil, in dem sich die von Kayla fotografierte Maschine auf
dem Bild fabrik-innen249 befindet, die einen sehr eigenartigen
Geruch von sich gibt, gelangten wir in den größeren, lichten
Hallenteil, der wirklich so enorm gut erhalten ist, dass einem spontan
einfällt: Hier müsste man ein Museum drin machen.
 
Fabrik-innen 249: eigenartige Maschinen stehen im
Verbindungsgang zu einer weiteren Halle

Das gilt dann gleich doppelt, weil in diesem außerordentlich gut
erhaltenen Gebäudeteil zig wunderschöne große alte Maschinen
herumstehen, von denen Sie eine auf dem von mir gemachten Foto
fabrik-innen266 sehen. Zuerst glaubten wir, es handle sich um uralte
Dampfmaschinen, weil die in etwa genau so aussehen, aber seitlich
hängen noch Kontrolltafeln mit Messwerken, Schaltern und
unzähligen Handrädern von Reglern und daran steht zugeordnet zu
den einzelnen Maschinen immer die Beschriftung „Saugluft-
Kompressor I ..... u.s.w. durchnummeriert bis VII" Also insgesamt 7
riesige Kompressoren uralter Bauart sind das wohl.

 
Fabrik-innen 266: schön nostalgische Schwungräder mit ca. 3 m Durchmesser

Die Speichen-Schwungräder, die teils noch tief in den Fußboden oder
den Keller der Halle hinein ragen, haben mindestens 3 m im
Durchmesser. Einfach faszinierend und vor allem wie gut diese
Sachen alle erhalten sind. Man könnte glauben, jetzt kommt einer,
dreht ein paar Hähne auf, legt ein paar Schalter um, und dann fängt
das alles an zu laufen. Welchem Zweck die Anlagen in dem etwas
vermoderten Zugang zu dieser Kompressorenhalle auf dem Bild 249 
dienten, weiß ich nicht, aber Kayla meinte, dass die unteren dicken
Zuleitungsrohre daran aus dem benachbarten Kompressorenraum
kommen und dass dort möglicherweise die unter Druck stehende Luft
(oder Gas), die von den Kompressoren kommt, in diesen Gebilden
erhitzt wurde, weil da auch etliche Thermometer dran waren. Diese
Thermometer reichten bis 500 Grad, eine recht unangenehme Hitze
muss dann hier früher in dem relativ engen Gang wohl geherrscht
haben. Man muss nämlich an diesen „Hitzemaschinen" recht nah
vorbei gehen, um überhaupt in den Gang zur Haupthalle zu gelangen.
Zu guter letzt steuere ich noch ein Bild ohne jeden Zusammenhang
zur Fabrik bei. Auf dem Foto siedlungsweg1 sehen Sie die kleine
Straße, die zu unserer Siedlung führt, aber noch weit oben, kurz
nachdem sie von der Hauptstraße in nordöstliche Richtung abgezweigt
ist.
 
Siedlungsweg: das ist die „Haupt" - Zufahrtsstraße zu unserer Siedlung (noch weit oben, kurz nach dem Abzweig) und zugleich die einzige befahrbare Zufahrtsstraße zur Siedlung

Im Hintergrund, nach der seichten Rechtskurve, sieht man leicht einen
kleinen Wald beginnen, dort bekommt diese kleine Straße ein
ziemliches Gefälle und verläuft dann in ein paar Kurven unweit an der
stillgelegten Bahnstrecke und dem stillgelegten Bahnhof vorbei, um
dann von dort wieder leicht etwas nach Westen zu verschwenken und
zu unserer Siedlung zu führen. Eine herrlich ruhige Ecke!

Die beliebten Exkursionen unsererseits auf dem Fabrikgelände haben
erneut eine weitere hochinteressante Entdeckung ergeben. Neben
einem kleineren Gebäude, als Halle kann man es eigentlich nicht
bezeichnen, wenngleich es auch kein normales Haus ist, in welches
viele Rohrleitungen führen, entdeckten wir einen vielleicht 5 m langen
und 2 m im Durchmesser messenden Eisentank. Soweit nichts
besonderes auf diesem Gelände, solche Sachen gibt es dort zuhauf,
aber vorne an dem Tank war ein Kasten, aus dem ein Rohr nach oben
in den Tank führt und auf dem Deckel des Kastens stand schlicht und
ergreifend „Heizöl". Der Kastendeckel selbst war nur mit einem
Einrastschloss verschlossen, welches man mit jeder handelsüblichen
Türklinke aufkriegt, wenn man sie auf den Vierkantdorn des
Einrastschlosses steckt. So hatte ich den Kasten schnell auf und
dahinter verbirgt sich der Stutzen, über den der Tank betankt werden
kann und weiter unten ein Ablassstutzen, über den man den Tank auch
entleeren kann. Normalerweise wird das wohl von einer elektrischen
Pumpe unterstützt, die sich auch noch dahinter im Freien befindet,
aber ich habe nur mal so aus Spaß oder mehr aus Neugierde, den Hahn
an diesem Ablassstutzen geöffnet und siehe da, es floss auch ohne
Pumpenunterstützung langsam Heizöl heraus. Oben befindet sich noch
eine Anzeige für die Füllmenge im Tank, da diese jedoch elektrisch
arbeitet zeigt sie derzeit 0 an. Auf der Rückseite des Tanks ist aber
ungefähr in der Mitte ein Schauglas angebracht, durch welches man
grob innen stehendes Öl erkennen kann. Wenn ich da mit der
Taschenlampe reinleuchte, kann man vage erkennen, dass dieser Tank
ungefähr noch zur Hälfte gefüllt sein müsste. Wenn das echtes,
normales Heizöl ist, dann hätten wir ja gute Verwendung dafür, für
unsere Heizung. Es scheint auch einfaches Heizöl zu sein, welches
seine Färbung allerdings vermutlich durch Alterung ein wenig
eingebüßt hat, es schimmert mehr dunkelorange anstatt rötlich, aber
das stört ja nicht. So haben wir inzwischen auf dem Gelände schon
vor Wochen eine alte Fahrzeug-Dieseltankstelle gefunden, bei der der
benachbarte Tank teils noch befüllt ist und nun auch noch diesen
Heizöltank. Der Heizöltank hat den Vorteil, dass er nicht so weit weg
von unserem Haus liegt, wie dieser Tankstellentank, der sich ja
geschätzte 700 m von unserem Haus entfernt befindet. Der Heizöltank
ist höchstens 100 m von unserem Haus weg. Es ist doch so, das Zeug
darin schlummert nun seit rund 20 Jahren und mit Sicherheit weiß gar
keiner mehr davon. Wenn man mal davon ausgeht, dass es trotz des
Alters noch brauchbar ist, und davon gehe ich aus, dann wäre es
eigentlich sogar im Sinne der Umwelt, wenn wir uns das abzapfen
gehen und in unseren Heizöltank von der Heizung einfüllen, denn
wenn eines Tages dieser Öltank auf dem Fabrikgelände durchgerostet
ist, der steht ja auch im Freien, dann würde das ganze Öl auslaufen
und den Boden verseuchen. Würden wir es jedoch verheizen, dann
wäre, wenn der Tank mal durchrostet oder vielleicht irgendwann beim
Abbruch beschädigt wird, nichts mehr drin und die Umwelt bliebe
sauber. Es ist natürlich auch eine lästige Sache, wenn wir den Inhalt
beispielsweise mit 20 - Liter - Benzinkanistern abzapfen, aber da wir
ja direkt daneben wohnen, könnten wir im Prinzip, so wie wir Zeit
haben, täglich ein paar mal dorthin wandern und abzapfen. Ein
emsiges Hin- und Her entstünde, wobei man dort immer abzapft und
hier das dann gleich anschließend mittels eines großen Trichters
wieder in den Öltank einfüllt. Wir müssen uns das noch einmal
überlegen. Ich werde mir zuerst einmal einige Informationen einholen,
wie alterungsbeständig Heiz- und Dieselöl ist, um letztendlich nicht
doch Gefahr zu laufen, dass das Zeug nicht mehr richtig funktioniert
und am Ende noch unsere Heizung beschädigt. Ähnliches gilt auch für
den weit hinten liegenden Dieseltank der ehemaligen Werkstankstelle,
nur da müsste ich mir dann aufgrund der weiten Entfernung noch
etwas spezielles für den Transport überlegen. Kayla meinte schon, ich
solle mir auf dem Schrottplatz oder vielleicht auf dem Werksgelände
einen großen LKW - Tank oder etwas ähnliches besorgen, in den
vielleicht gleich 100 bis 300 Liter reinpassen und den dann fest auf
diese Handkarre montieren. Aber ich schätze, wenn ein solcher Tank
mit so vielen Litern befüllt ist, dann wird die Karre dermaßen schwer
zu ziehen und zu manövrieren sein, dass das nicht gut geht. Aber den
weit entfernten Dieseltank in 20 - Liter - Portionen zu entleeren, das
wäre sicher dermaßen schlauchend, dass man dann lieber freiwillig an
die normale Tankstelle fährt und teuer tankt. Andererseits, was den
weit entfernten Dieseltank betrifft, müsste ich mir da ja bei der
Abholung von größeren Mengen hier einen Zwischentank basteln, wo
ich das Zeug zwischenlagere, bis ich es im Auto benötige. Ansonsten
könnte ich ja auch ruhig immer nur 20 - Liter - Portionen holen, wenn
der Tank im Auto bald leer ist und die dann einfüllen. Na ja, ich muss
mal sehen, wie ich das mache, jedenfalls wäre es töricht, das kostbare
Zeug dort einfach weiter ungenutzt vergammeln zu lassen. Und ich
sehe so was in diesem Zusammenhang auch keinesfalls als Diebstahl
an, denn der heutige Eigentümer des Areals, bei dem hier
offensichtlich gar keiner weiß, wer das heute überhaupt ist, der müsste
dafür sogar noch Entsorgungskosten zahlen, wenn er hier wirklich mal
die Sachen entfernen ließe. Ich glaube kaum, dass der sich die Mühe
machen würde, hier persönlich mit seinem Auto vorbei zu kommen,
um das alte Zeug für den Eigenbedarf abzuholen. Wie angedeutet, ich
gehe davon aus, dass die selbst gar nicht mehr wissen, welche Schätze
hier noch lagern. Diese Dinge wären nach knapp 20 Jahren Stillstand
mit Sicherheit auch schon alle längst nicht mehr hier, wenn das nicht
so abgelegen, uneinsehbar und unbekannt läge. Ich bin davon
überzeugt, dass selbst in nur 15 km Entfernung von hier heute so gut
wie keiner mehr diese Siedlung hier überhaupt kennt. Früher als die
Fabrik noch in Betrieb war, kannten das im Umkreis vielleicht mehr
Leute, aber wo hier nichts mehr passiert und ohnehin keiner, außer
den Bewohnern der Siedlung, mehr hier hin muss, gerät das bei der
abgelegenen Lage in Vergessenheit.

Jetzt in dieser zurückliegenden Woche haben wir mehr gefaulenzt,
was die Renovierung unseres Hauses betrifft. Wissen Sie, ab und zu
braucht man das einfach. Wenn man ständig weiter schuftet, schleift
sich das so ein, dass die Qualität darunter leidet, da muss man schon
mal total abschalten, etwas ganz anderes machen und Kraft tanken.
Anfang der Woche haben wir noch die Kellerräume fertig gemacht,
also neu gestrichen u.s.w. Wie ich Ihnen schon anfangs der
Übernahme des Hauses mal schrieb, befindet sich in einem
Kellerraum an der westlichen Haus-Außenwand eine große Stahltür,
die zugeschweißt ist. Zunächst hätte man ja vermuten können, dass
dort dann draußen eine Treppe folgt, über die man den Keller nach
außen in den Garten verlassen kann. Aber außen am Haus ist dort
nichts, kein Abgang, keine Treppe, nur direktes Erdreich oder so was.
So muss man davon ausgehen, dass es ein alter Zugang oder Übergang
in die Gebäude war, die früher dort mal neben und hinter dem Haus
gestanden haben. Laut dem Rentner und auch laut dem Mann aus
Malsch sollen dort zwischen dem Haus und der Werkstattgarage
sowie hinter dem Haus ja auch noch kleinere, uralte Fabrikhallen
gestanden haben. Wie man das hier inzwischen kennt, könnte man
vermuten, dass die Kellergewölbe davon sogar mindestens teilweise
noch vorhanden sind. Wenn man diese besagte große Eisentür auf
bekäme und sich dort vielleicht noch weitere alte Kellerräume
erschließen, so wäre das ja möglicherweise auch nicht uninteressant,
für eine eventuelle spätere Nutzung. Wenn das Dortige aber in einem
äußerst schlechten Zustand ist oder sonstige Nachteile mit sich
brächte, dann ließe man es besser so, wie es jetzt ist. Aber das ist eine
Aufgabe für später, wenn alles andere mal fertig renoviert ist. So
haben wir zunächst diese Eisentür einfach mit überlackiert in weiß
und sie fällt dadurch kaum noch auf. Es sind herrlich große
Kellerräume unter dem Haus, die derzeit vorwiegend noch leer stehen.
In einem ist die Heizungsanlage untergebracht und in einem anderen
ist gleich neben der Zugangstreppe zum Hausflur ein Teil abgetrennt
der eine schöne Duschecke und ein WC beinhaltet. Trotzdem sind in
allen Kellerräumen zusammengerechnet derzeit noch rund 60 m²
völlig leer stehend und da kann man sich später noch schöne
Nutzungen überlegen, für die man diese Räumlichkeiten hernehmen
kann. Wie angedeutet, im Haus ist jetzt so ziemlich alles fertig,
ausgenommen der Dachboden. Der kommt später dran. Diese Woche
war Erholung und etliche Kennenlern - Eingewöhnungs - Fahrten mit
unserem neuen Opel-Corsa an der Reihe. Um so heftiger soll es dann
nächste Woche, also gleich ab morgen, weiter gehen. Den Dachboden
kann man auch im Winterwetter sicher noch gut renovieren, zumal
dort auch Heizung ist, daher haben wir beschlossen, ab Anfang
nächster Woche zunächst mal gründlich die Werkstattgarage
aufzuräumen. Davor graut mir jetzt schon, weil ich weiß, welch
immense Berge an Unrat, vor allem an alten Gussformen dort
aufgetürmt herumliegen. Diese Scheißdinger sind auch noch
sauschwer. Ich dachte die wiegen nicht viel, weil es im Prinzip nur
eine Art zusammengebackener Formsand ist, aber die Biester haben
echt heftiges Gewicht, vielleicht am ehesten vergleichbar mit
schweren Vollmaterial - Bausteinen. Das ganze Zeug muss weg, und
wir sind ja nicht verrückt und bestellen dafür zu extrem hohen Kosten
etliche Schuttcontainer. Wie ich schon mal andeutete, haben wir uns
überlegt, das Zeug irgendwo in der alten Fabrik an Stellen zu
versenken, wo ohnehin schon noch größere Berge von Industrieschutt
liegen. Solche Stellen gibt es dort viele und da fällt unser Zusatzschutt
gar nicht als ungewöhnlich auf. Teils kann man es vielleicht auch
wirklich im wahrsten Wortsinn in einigen der tiefen und
uneinsehbaren Schächte in der Tiefe versenken. Das Problem ist halt
nur, wie bekommt man möglichst bequem solche Mengen an
schwerem Schutt von hier auf das Fabrikgelände? Ich habe ja schon
eine alte luftbereifte Handkarre aus Eisen aus dem Fabrikschutt
gerettet, diese neulich etwas entrostet und neu lackiert und dann mit
neuen Holzbrettern als Boden versehen, damit könnte man diese Teile
gut rüber fahren. Aber bei den Mengen, die in der Werkstattgarage
lagern, wäre das eine sehr mühselige und zeitraubende Sache, weil das
sicherlich mehr als 200 volle Ladungen von dieser Handkarre
erforderlich macht, um diese Berge weg zu kriegen. Zudem ist der
Weg auf dem Fabrikgelände mit der vollen Handkarre sehr weit, weil
die Stellen, an denen der Schutt auf dem Fabrikgelände liegt, sich
größtenteils am entgegengesetzten Ende des riesigen Grundstücks
befinden. Ich will diesen Müll ja nicht einfach hier vorne hinkippen,
wo bislang alles noch sauber aussieht, das würde ja sofort auffallen
und das fände ich auch nicht richtig. Aber weit hinten, wo schon
Berge von Schutt durch den früher irgendwann einmal begonnen
Abbruch liegen, dort könnte man das unauffällig dazuschütten oder
halt in Schächten versenken. Das wäre dann aber pro Handkarren -
Fuhre sicherlich ein Zeitaufwand von jeweils über einer Stunde, eher
sogar knapp 2 Stunden und das dann mal 200, na Gute Nacht! Da
würde man ja etliche Wochen benötigen, um den Scheißdreck
loszuwerden. Wenn man dann gar so oft dort herumläuft, fällt man
aber auch eher damit auf, obwohl ich bislang noch nie jemanden auf
dem ganzen Fabrikareal gesehen habe. Es ist also eine etwas
zwiespältige Sache, die vor allem durch die enormen Mengen so
kompliziert wird. Wären das nur 5 oder von mir aus auch bis zu 10
solcher Handkarrenladungen, darüber würde ich lachen und dann wäre
das Zeug schon längst dort zwischen dem anderen Gerümpel in der
Fabrik, aber bei schätzungsweise 200 Ladungen vergeht einem das
Lachen schon bei dem Gedanken daran.
Egal wie wir uns auch winden, wir haben nun beschlossen, dieses
Problem wird ab Montagmorgen definitiv angegangen und gelöst!
Kayla sagte schon: „Das kann uns doch jetzt nicht mehr erschüttern,
die wichtigsten Dinge haben wir geschafft, dann kriegen wir das
Problem auch noch bewältigt." Recht hat sie! Aber im Moment
müsste ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass dieses Problem mir
keine Kopfschmerzen bereitet. Vorgestern nacht bin ich sogar schon
aus dem Schlaf aufgewacht und da kam mir dieses Problem in den
Sinn und ich konnte dann deshalb nicht mehr einschlafen, weil meine
Gedanken dauernd um diese Sache kreisten.
So könnte es sein, ich weiß das noch nicht genau, dass mir in der
nächsten Zeit die selbige fehlt, um Ihnen zu schreiben, wodurch es
diesmal vielleicht etwas länger dauert, bevor ich mich wieder bei
Ihnen melde. Jedenfalls, wenn wir einmal damit angefangen haben,
dann möchten wir das auch in einem Aufwasch durchgehend
erledigen und nicht in mehreren Ansätzen darüber krümeln, denn dann
verliert man ganz die Lust und lässt den Scheiß irgendwann einfach
liegen und schiebt den Rest immer weiter vor sich her. Ich habe da
auch keine richtige Vorstellung, wie lange wir dafür brauchen werden.
Jedenfalls wenn wir dort fertig aufgeräumt haben, werde ich Ihnen
über diese sicherlich außergewöhnliche Entsorgungsaktion berichten.
Vor dieser Entrümpelung der besonderen Art habe ich mehr Respekt,
als vor der anschließenden Renovierung der Werkstattgarage, obwohl
da auch wirklich einiges zu tun ist. Im Vergleich zum Haus ist dieses
Gebäude wesentlich älter, aber in seiner Grundsubstanz trotzdem sehr
massiv. Nur der Putz fällt innen stellenweise ab und das Dach ist auch
an mehreren Stellen undicht. Dann hatten wir ja vor einigen Wochen
festgestellt, dass diese Werkstattgarage sogar noch unterkellert ist,
aber diese Keller-Räumlichkeiten werden wir wohl zuerst mal so
lassen wie sie sind. Ich hatte Ihnen ja mal Fotos geschickt, dort sind
noch so alte rostige große Gestelle mit einer Art Ketten - Förderband
welches aus unzähligen einzelnen Eisen-Wannen besteht, die wie ein
Förderband zusammengereiht sind. Ich denke, dass wir diese Räume
auch gar nicht nutzen werden, wozu auch? Die eigentlichen
Werkstattgaragenräume werden natürlich auch nicht so aufwändig
hergerichtet, wie die Räume im Haus, aber das Dach muss dicht sein,
der schlechte Putz runter und dort wo dann Lücken im Putz sind, wird
neu verputzt. Dafür lasse ich aber keine teuren Fachleute kommen, das
machen wir alles selbst. Verputzen, besonders Feinputz innen, ist zwar
eine Sache für Fachleute mit Übung, aber in diesem Raum kommt es
ohnehin nicht so darauf an, wenn es vielleicht etwas rau oder etwas
uneben wird. Des weiteren müssen dort noch einige Leitungen mit
Lampen gelegt werden, damit man den Raum gleichmäßiger
ausleuchten kann. Sie sehen, Langeweile wird uns vorerst ein
Fremdwort bleiben.

Soweit so gut. Morgen stehen wir sehr zeitig auf, um dann dem Tag
möglichst viele Stunden für den Beginn der Aufräumarbeiten in der
Werkstattgarage abzuzwacken. Kayla meinte schon, spätestens um 6
Uhr sollten wir in der Werkstattgarage am Wirken sein, dazu müssten
wir also gegen 5 Uhr aufstehen. Ich bin da selbst einmal gespannt, wie
wir damit voran kommen. Kayla hat schon für mittags vorgekocht, so
dass wir uns dann mit kochen nicht lange aufhalten brauchen. Nur
schnell aufwärmen, essen und es kann weitergehen. Kayla hat soeben
schon eine kleine Strategie entwickelt, wie man bei dieser Aktion
vorgehen sollte. Sie sagt, wichtig sei, zuerst einmal den ganzen Mist
aus der Werkstattgarage raus zu kriegen, damit man nicht jedes mal,
bei jedem Transport zum Wegschaffen dieser scheiß Gussformen und
des anderen Mülls wieder in die Werkstattgarage reinlaufen muss. So
lautet ihre Strategie: Wagen rausfahren, dann erst einmal allen
Krempel dort komplett raus in unseren Garten tragen und dort im
Freien zwischenlagern. Das wäre in soweit auch kein Problem, weil
die Werkstattgarage auch eine Tür seitlich hinten zum Garten hin hat
und weil das Zeug auch dort von außen, von der Straße nicht
einsehbar ist. Der Weg ist dann kurz und sie glaubt, auf diese Weise
wäre es schon mal zu schaffen, die Werkstattgarage am morgigen Tag
bis spätestens 20 Uhr komplett leer zu kriegen. Sie ist ja schlau, denn
der Effekt davon ist der, wenn erst einmal der ganze Mist draußen
liegt, dann kann man bei trockenem Wetter sich in den folgenden
Tagen weiter damit abmühen, das Zeug rüber zur Fabrik zu schaffen
und sollten wir von schlechtem Wetter überrascht werden, dann läge
auch nichts brach, denn dann könnte man schon in der
Werkstattgarage mit den Renovierungsarbeiten beginnen. Ich hatte ja
zuerst vor, einfach alles der Reihe nach aus der Werkstattgarage in
einem Arbeitsgang dann gleich Stück für Stück per Handkarren rüber
in die Fabrik zu schaffen. So werden wir erst alles neben unserem
geheimen Mauertor zur Fabrik zwischenlagern und wie oben
beschrieben vorgehen. Das Problem, was verbleibt ist dann nur noch
der genaue Ort, wo wir das Zeug in der Fabrik verschwinden lassen.
Auch dazu hatte Kayla schon wieder eine praktikable Idee. Weit
schleppen ist lästig, aber die meisten Abbruchhalden und toten
Schächte sind nun mal weiter hinten. Kayla meinte, wir hatten ja bei
unseren „Werksbesichtigungen" in den vorderen, recht gut erhaltenen
Hallen große Maschinenöfen oder ähnlich wirkende Anlagen entdeckt,
die einen riesigen Schlund, ein Feuerloch oder wie man das nennen
mag, haben. Sie ahnen, was nun kommt: Feuerloch auf, mit
Gussformen zukippen, zuwerfen bis nichts mehr rein geht, Feuerloch
zu - fertig! In diese großen Öffnungen wird schon einiges reinpassen,
davon bin ich überzeugt, sofern man die besagten großen
Feuerlochöffnungen überhaupt noch von Hand auf kriegt.

So endet das hier. Kayla und ich wünschen Ihnen, dass bei Ihnen nicht
eine so stressige Woche ansteht, wie sie uns jetzt bevor steht, aber ich
klage nicht wirklich darüber, denn wir haben uns das ja selbst
ausgesucht. Besser so, als vor Langeweile Däumchen drehen und es
ist eine dankbare Aufgabe, deren Erfolg man sogleich sieht und
genießen kann, in diesem Sinne Ihr

Egbert Lappenkeuler.


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Entrümpelt - Erleichtert" vom 09.12.2006

Überstandene Grüße!

Die etwas längere Email - Pause ist vorüber.
Bei meiner letzten Email an Sie hatten wir noch die lästige
Entrümpelungsaktion in der Werkstattgarage vor uns, jetzt sind uns in
gewisser Hinsicht mehrere Steine vom Herzen gefallen, denn diese
Schicksalsprüfung haben wir nun absolviert. Man kann zwar nicht
behaupten, wir hätten das mit Bravour gemeistert, da sich gegen Ende
herausstellte, dass man alles hätte viel einfacher haben können, aber
man kann immer nur auf Dinge reagieren, von denen man weiß. Die
Hauptsache aus heutiger Sicht ist, dass wir das ein für alle mal erledigt
haben und nur das zählt jetzt noch, die genauen Umstände spielen
danach keine Rolle mehr. Es ist erledigt!  Endlich, ja, endlich muss
man sagen. Über die Schwierigkeiten, die damit verbunden waren,
hatte ich Sie schon ein wenig vorinformiert, und über die zusätzlichen
Erkenntnisse, die uns alles hätten erleichtern können lesen Sie weiter
unten. Ich will Ihnen rückblickend sagen, wie wir das alles gelöst
haben. Diese Berge von Gerümpel bestanden ja zu 95 % aus alten
Gussformen einer ehemaligen Eisengießerei aus Karlsruhe. Der
andere Müll dazwischen, der aus allem Möglichen bestand, von der
Plastiktüte über Ziegelsteine bis hin zu alten Apparaturen, die sich
teils in zerdeppertem Zustand noch unter den Schuttbergen verbargen,
spielte in der Gesamtmenge keine wirkliche Rolle mehr. So berichte
ich Ihnen nun von der teils abenteuerlichen Entsorgung der
Gussformen. Mehr als 2 Gussformen konnte man nicht in den
Handkarren laden, da der vom Gewicht her sonst zusammengebrochen
wäre. Wir haben zwar zuweilen versucht, 3 Gussformen zu laden, aber
dann wurde der Karren dermaßen manövrierunfähig, dass man nur
noch auf glattem Straßenbelag damit geradeaus fahren konnte. Doch
der Reihe nach. Am ersten Tag unserer Aufräumaktion, es war
Montag der 27. November, sind wir morgens um 4.45 Uhr
aufgestanden, haben schnell gefrühstückt und bereits gegen 5.30 Uhr
standen wir in der Werkstattgarage. Zuerst wurde der Opel
rausgefahren, dann der schöne renovierte Handkarren mit 3 dieser
Gussformen beladen und ließ sich damit aber schon nicht mehr richtig
aus der Werkstattgarage raus ziehen. Direkt außerhalb der
Werkstattgarage endete die Fahrt, weil die Räder der Karre, trotz
fortschrittlicher Gummibereifung, ganz tief in den Erdboden und in
den Weg zur hinteren Tür einsanken. An weitere Bewegungen der
Karre war nicht zu denken. So hieß es zuerst alles wieder abladen, um
die Karre wieder flott zu kriegen. Selbst mit 2 Gussformen sank die
Karre dort noch ein und auch das ging nicht. So blieb zunächst nur die
leichteste Variante, eine einzige Gussform und selbst damit hatte man
noch Mühe genug, die Karre auf dem weichen Boden am Fahren zu
halten. So wurde zunächst Form für Form mit der Karre bis in den
Bereich der Mauertür gefahren und dort wurden die Formen erst mal
griffgünstig aufeinander gestapelt, um sie beim späteren Transport ins
Werksgelände leichter wieder verladen zu können. Kayla hat grob
mitgezählt und bis etwa 8 Uhr hatten wir so schon mal rund 120
Gussformen dort angehäuft. Das sah neben der Mauertür schon ganz
schön viel aus, aber in der Werkstattgarage wollte der Berg von
diesem Mistzeug einfach nicht kleiner werden. Die nun dort fehlenden
120 Formen fielen optisch so gut wie gar nicht auf, der Berg schien
immer noch gleich hoch zu sein. Eine andere Strategie musste her, die
es erlaubte, mit jeder Karrenfahrt wenigstens 2 Formen zu
transportieren. Da fiel mir ein, dass ich auf dem Fabrikgelände, unweit
der Mauer in einem Flachdachschuppen, mehrere Stapel von alten
Holzbohlen, Schalbrettern und Holzdielen gesehen hatte. So holten
wir zuerst zahlreiche von diesen Holzsachen, es waren solche
schweren 3 m - Bohlen, wie man sie ganz früher auch im Gerüstbau
als Zwischenböden verwendete. Mit diesen Dielen haben wir dann
draußen bei uns im Garten erst mal Fahrspuren für die beiden
Karrenräder gelegt. Diese führten dann von der hinteren
Werkstattgaragentür bis zu der Stelle des Gartenweges, wo dieser
fester wurde. Mittels dieses „Holzweges" war es fortan möglich, die
Karre tatsächlich bei jeder Fahrt mit 2 Gussformen zu beladen. So
wühlten wir weiter. Gegen 11 Uhr waren wir so kaputt, dass erst mal
eine ausgedehnte Mittagspause her musste. Immerhin hatte sich
inzwischen in der Werkstattgarage die Lage deutlich entspannt. Rund
50 % des Bodens waren schon ganz frei und es war quasi das erste
mal, dass wir diesen Boden überhaupt sehen konnten. Draußen
entlang der Mauer waren bis dahin etwa 450 Formen in 4 langen
Lagen aufgeschichtet, von denen jede sicher 20 m lang war, Form an
Form, Form auf Form. Wir sahen aus, als ob wir stundenlang durch
kräftigen Regen gewandert wären, aber an dem Tag war es trocken,
das war vor lauter Schweiß alles so nass. Nach rund 90 Minuten
Mittagpause mit Essen und etwas Ausruhen, ging es weiter. Unser
hochgestecktes Ziel, die Garage bis spätestens 20 Uhr leer zu haben
blieb uns vor Augen. Wissen Sie, ab irgend einer Stelle habe ich
eigentlich nichts mehr gespürt, nur noch wie ein Roboter mechanisch
weitergemacht, obwohl ich schon den Eindruck hatte, meinen Rücken
und meine Arme längst irgendwo abgegeben zu haben. Kayla erging
es nicht wesentlich besser, aber sie hatte noch mehr Elan, als ich. Es
ist immer wieder erstaunlich, wie zäh und kraftgeladen diese geradezu
winzige, zierlich kleine Frau ist. Irgendwann haben wir
zwischenzeitlich noch mal eine halbe Stunde Pause gemacht und so
richtig habe ich dann schon fast in Arbeitstrance gar nichts mehr
mitbekommen, das war alles nur noch mein Körper, der das
automatisch machte, mein Hirn hatte schon längst auf Sparflamme
geschaltet. Irgendwann wurde ich von Kaylas Stimme sozusagen
wachgerüttelt, als ich wieder mit leerer Karre in die Werkstattgarage
kam: „Es ist nichts mehr da, eben das waren die letzten Formen!"
Zuerst dachte ich wirklich, ja lieber Egbert, jetzt bist du ganz
durchgeknallt und glaubst schon, dass alle Gussformen draußen sind,
aber das kann gar nicht sein. Erst da wurde mein Gehirn wieder
aktiver und tatsächlich die Garage war total leer. Der Moment war für
mich so unwirklich, dass ich es nicht fertig brachte, überhaupt
irgendwas zu sagen und erst einmal bestimmt 10 Minuten lang nur
staunend den leeren Werkstattgaragenboden anstarrte. Dann begann
Kayla lauthals zu lachen, mindestens 5 Minuten lang und ich
ebenfalls. Erschöpft fielen wir uns in die Arme und sind dann, man
mag es nicht glauben, in der Werkstattgarage auf dem Boden
eingeschlafen. Nach vielleicht einer halben Stunde wurden wir wieder
wach und wir schauten auf die Uhr, es war jetzt erst ungefähr 19 Uhr.
Ziel erreicht und Soll übererfüllt, könnte man sagen. Da man in der
kühlen Werkstattgarage natürlich nicht die Nacht verbringen konnte,
obwohl wir vor lauter Staunen gar nicht mehr dort raus wollten, habe
ich noch den Wagen wieder reingefahren, dann sind wir ins Haus,
haben ordentlich geduscht und sind dann sofort schlafen gegangen. Da
ich keinen Wecker eingestellt hatte, wurden wir am nächsten Tag nach
15 Uhr erst wach, was zeigt wie kaputt wir waren, denn sonst werde
ich spätestens um 7 Uhr immer von selbst wach. Am Dienstag, den
28.11. war somit kein Denken mehr daran, diese Sachen nun von der
Mauertür ins Fabrikgelände rüber zu schaffen, es hatte nach 15 Uhr
keinen Zweck mehr, damit noch anzufangen. Zunächst planten wir,
dann Mittwoch in der Früh damit loszulegen. Aber ganz ehrlich
gesagt, waren wir noch dermaßen geschlaucht, dass wir keine Lust
hatten, damit weiter zu machen. So wurde beschlossen, diesen
Mittwoch noch als Ruhetag zum Kräftesammeln einzulegen. Ruhe ist
nicht gleich Ruhe, so beschlossen wir, an diesem Tag noch mal einen
ausführlichen Spaziergang durch die Fabrik zu machen, um die besten
Stellen zu finden, in denen man diesen Gussformenmüll mit dem
geringsten Aufwand versenken konnte. Wissen Sie, es wäre wirklich
unzumutbar, wenn wir die schweren Dinger bis hinten in die Hallen
am anderen Grundstücksende der Fabrik schleppen würden, trotz der
Handkarre, es musste unbedingt eine nähere Lösung gefunden werden,
die es erlaubt, so nah wie möglich von der Mauertür das schwere Zeug
unauffällig los zu werden. Das sagt sich natürlich leichter, als es sich
machen lässt, zumal die meisten Dinger ja nicht nur schwer, sondern
auch relativ groß sind. Die schmeißt man nicht so einfach irgendwo
hin, wie einige Papierschnipsel. Hätte man sie einfach im Bereich der
Mauer irgendwo im Fabrikhof auf einen Haufen gekippt, so hätte sich
wahrscheinlich auch kein Schwein daran gestört, aber das war uns in
letzter Konsequenz doch zu heikel, weil es sicher im Nahbereich
Leute gibt, die wissen, dass dieses Zeug mal in der Werkstattgarage
lag und an dieser Stelle draußen auf dem Fabrikhof, direkt hinter der
Mauer zu unserem Gelände hin, wäre es auch gleich jedem in die
Augen gesprungen, der irgendwann mal das Fabrikgelände wieder
durch die normale Zufahrt betritt, weil diese Mauertür von unserem
Grundstück nur vielleicht 50 m rechts neben der Haupteinfahrt ist und
man in diesen Bereich von der Werksseite dann fast schon
automatisch blickt. Kayla kam dann auf die Idee, einige der vielen
Kanalschächte auf dem Werkshof mal aufzuhebeln und falls es dort
irgendwo endlos in die Tiefe gehe, hätte man die Dinger dort gleich
versenken können. Aber Sie ahnen es, diesen Gefallen wollte der
Zufall uns dann nicht tun. Überall waren entweder nur versiffte kurze
Abwasserschächte, in die unser Spezialmüll nicht gepasst hätte, oder
gar Rohrleitungen mit zig Absperrschiebern und ähnliches Zeug unter
dem Deckel. Dann gingen wir wieder ins Erdgeschoss der großen,
vorderen Haupthalle, da dieser Bereich auch mit der Karre noch sehr
gut zu erreichen ist. Mit Begeisterung wurden wir in einem rechten
Seitentrakt fündig, den wir bislang noch nie besucht hatten. Eine Art
großer Ofen stand dort, fast wie ein Container mit einer Zugbrücke
sah das Ding aus. Kayla meinte gleich, in das Ding passt bestimmt
schon weit über die Hälfe aller Formen rein und es ist sehr gut zu
erreichen, alles ebenerdig. Ich habe ein Foto davon unter fabrik-ofen1
beigefügt.

 
Fabrik-Ofen1: ein Großofen mit seilbetätigten Türen

Die Frage war nur, wie kriegt man das Gebilde auf? Der Ofen hatte
doppelte Türen, eine erste Lage Türen, die man einfach aufschwenken
konnte, aber direkt dahinter waren noch dickere Türen. Diese
Ofentüren bestanden aus dicken Eisentafeln, die von der Innenseite
mit Schamottsteinen ausgemauert waren und die mittels Seilzügen und
Umlenkrollen von einer Art elektrischer Seilwinde nach oben gezogen
wurden, wonach sich dann der Ofeninnenraum freigab. Aber hier war
ja kein Strom mehr und per Muskelkraft diese schweren Türen
aufziehen, wäre völlig unmöglich. Kayla wollte sich mit diesem
Argument aber nicht abfinden. Sie vertrat den Standpunkt, dass solche
Anlagen sicherlich auch eine Art Sicherungssystem hätten, mit dem
man in einem Notfall auch bei Stromausfall den Ofen aufbekommt.
Na die hat gut reden, dachte ich. Währenddessen inspizierte sie diese
Seilzüge ganz genau, wo die entlang laufen und wo die elektrische
Winde dafür sitzt. Und was soll ich Ihnen sagen, Kayla hatte den
richtigen Riecher! Rechts an der Seitenwand des Ofens, auf dem Foto
schon mehr im Halbdunkel verschwindend, ist ein Aufsteckdorn für
eine Kurbel wo auch sogar ein Aufkleber mit der Beschriftung
„Notbetätigung" an heftete. Jetzt fehlte uns nur noch die passende
Kurbel, aber die hatte sicherlich ein Sammler längst mitgenommen,
dachte ich. Aber nein, links neben dem Ofen folgt ein schmaler Gang
nach hinten, wo eine Art Meisterbude oder Meisterbüro ist, dort hing
eine passende Kurbel in einem Halter an der Wand. Wir haben
gekurbelt wie die Weltmeister und um die schweren Türen mit
Muskelkraft hochzukurbeln ist da eine Übersetzung drin, sonst würde
man das nie schaffen, diese Übersetzung ermöglicht das zwar,
allerdings braucht man über 10 Minuten des Kurbelns, bis diese Türen
soweit hochgekurbelt sind, dass man den Ofen begehen kann. Neben
der Freude folgte dann auch eine kleine Ernüchterung. Der Ofen ist
zwar riesig, aber vermutlich haben die damals beim Abschalten der
Fabrik, den Ofen einfach ausgeschaltet, obwohl noch Material darin
war, so dass er zu Dreiviertel mit verhärteten Schlackeresten oder
solch ähnlichem Zeug voll ist. Auf war er und wir ließen ihn gleich
auf, um wenigstens den Freiraum, der geblieben war, am nächsten Tag
mit alten Gussformen voll zu stopfen.
Unser Rundgang endete hier aber noch längst nicht, da dort unmöglich
alle Gussformen reinpassten. Im gleichen Hallenteil, vielleicht 40 m
weiter nach links, stießen wir dann auf einen ähnlichen Ofen, der aber
doch etwas anders aufgebaut ist. Er verfügt nur über eine
zweiflügelige Schwenktür, deren beiden Türteile dafür aber
mindestens dreifach so dick sind, wie Türen des ersten Ofens. Trotz
der Schwere und Größe dieser Türen, die etwas an einen Staatstresor
erinnern, konnte man die mit einer als Brecheisen zweckentfremdeten
Eisenstange mit viel Anstrengung aufhebeln. Auch hier waren wir ein
wenig enttäuscht, nicht wegen irgendwelcher Reste, sondern weil der
Ofen innen so dick mit Schamott ausgemauert ist, dass die wahre
Innengröße bestenfalls noch 40 % der Außengröße ausmacht. Egal,
auch diese Türen ließen wir schon mal für den Folgetag offen.
Angebaut an die nächste Halle, halb im Freigelände, zwar überdacht,
aber an der Westseite ohne Wand, stießen wir dann auf eine Batterie
von ganz anderen Bauformen von Öfen, die vermutlich für chemische
Abläufe notwendig waren. Ein Foto von diesen folgt später mal, da
der Akku unserer Kamera ab dann leer war. An diesen schmäleren,
aber dafür sehr hohen Öfen, die mindestens 7 bis 10 m Höhe
aufweisen, befinden sich halb abmontierte dicke Rohrleitungen, die
einmal in den Ofenschlund führten. Der Durchmesser dieser
Rohrschlünde liegt schätzungsweise bei 1 m. Ich vermute, dass über
diese Rohrleitungen früher Gas oder Luft unter Druck zugeführt
wurde. Dadurch, dass diese Rohrleitungen zu dem Ofenschlund schon
halb abmontiert und beweglich aufgehängt sind, stehen die Mäuler der
ersten 4 Öfen offen und auch darin ließen sich mit einigen
Verrenkungen sicher etliche Gussformen versenken. Zufrieden gingen
wir nach Hause und an dem Tag früh zu Bett, um am Folgetag in aller
Frühe wieder mit erneutem Tatendrang und frischer Kraft loszulegen.
Donnerstag, den 30. November, um punkt 4.45 Uhr standen wir
wieder auf und gegen 5.30 Uhr waren wir wieder im Einsatz. Das
Wetter spielte zum Glück einigermaßen mit. So gelang es uns, bis
Mittag die neben der Schlacke gebliebenen Freiräume des Fabrik-
Ofens1 restlos mit alten Gussformen auszufüllen. Es passten auf diese
Weise exakt 98 Gussformen hinein. Kayla zählte immer mit.
Gemessen am Gesamtbestand noch nicht wirklich viel, vielleicht ein
Zehntel oder mit etwas Glück ein Neuntel aller Formen. Dann
kurbelten wir die großen Ofentüren wieder runter, nahmen sinnvoller
Weise die Kurbel mit nach Hause und wandten uns dem zweiten Ofen
zu. Da man in den sehr weit reinklettern konnte, gelang es uns, nach
einer ausgedehnten Mittagspause in den Fabrik-Ofen2 immerhin exakt
169 Gussformen zu stapeln. Ich wollte noch eine 170te dazu
schmeißen, aber dann gingen die Türen nicht mehr richtig zu.
Nachdem dieser Ofen also auch randvoll war, zeigte die Uhr
inzwischen 18.30 Uhr und wir beschlossen, für diesen Tag
aufzuhören. Natürlich waren wir wieder ganz schön ausgelaugt, aber
nicht ganz so schlimm, wie am ersten Montag. Eine frische Dusche
belebte uns wieder etwas und bereits am Freitag, den 1. Dezember,
ging es weiter. Nicht ganz so früh, aber immerhin um 7 Uhr standen
wir bereits wieder in der Fabrik und bestückten nun die erwähnten 4
chemischen Öfen mit unserem Zeug. Da die Ofenlöcher hier aber zum
Befüllen mit schweren Teilen sehr ungünstig hinter den alten
Rohrleitungen liegen, war es immer eine ungelenke Wuchterei, die
unhandlichen Gussformen dort hinein zu werfen. Danach sahen meine
Fingerkuppen trotz dicker Arbeitshandschuhe auch ziemlich lädiert
aus, weil die öfters dazwischen gerieten. Durch die ungünstige Form
dieser Öfen und weil deren Schlund ja durch die abgebauten Rohre
ständig offen steht, konnten wir die jeweils nur bis in Schlundhöhe
befüllen. Dadurch passten in diese Öfen insgesamt nur 45 Gussformen
rein, mehr nicht. Das war, gemessen am Arbeitsaufwand, etwas
enttäuschend und danach mussten wir erst einmal wieder auf die
Suche nach neuen Versenkstellen gehen.

Immerhin war der Berg an Gussformen mittlerweile insgesamt um fast
ein Drittel geschrumpft. Man kann es so oder so sehen, ein Drittel von
dem Mist weg, aber immer noch 2 Drittel übrig, also doppelt soviel
wartete noch darauf „fachgerecht" entsorgt zu werden. Für diesen
Freitag war das aber genug. Die Strapazen der zurückliegenden
Woche hatten uns so ausgemergelt, dass nun wirklich ein
Wochenende zum Ausspannen bitter nötig war. Eigentlich lag die Idee
nahe, mit dem Opel - Corsa einen ausgedehnten Ausflug vielleicht
zum Bodensee oder wenigstens in den Schwarzwald zu machen, aber
so richtige Lust dazu war nicht vorhanden, obwohl das Wetter
zeitweise regelrecht frühlingshaft war. So beschlossen wir, das
Wochenende mehr hier zu verbringen und zwischendurch nur ein paar
kleinere Ausflüge mit dem Wagen zu unternehmen. Ein sehr langer
Schlaf raffte ohnehin schon die Hälfte des Samstages dahin.
An dem darauf folgenden Sonntag, wir saßen gerade beim Frühstück,
vielleicht gegen 8 Uhr, draußen war es noch nicht richtig hell,
vernahmen wir ein Brummen, wie von einem schweren LKW. Ich
schaute zum Fenster raus und entdeckte bestürzt, dass schräg
gegenüber ein großer Reisebus hielt und seine Ladung von
schätzungsweise 40 Leuten ausließ. Was soll denn das? Wollen die
unsere schöne ruhige Ecke hier zum Touristenmagneten umformen?
Wir waren entsetzt und das am Sonntagmorgen um 8 Uhr! Die Leute
irrten planlos umher, einige liefen in das kleine Waldstück südöstlich
von hier, andere gingen in die Fabrikeinfahrt bis zu dem großen
Absperrtor, wieder andere gingen ein Stück zurück in die Richtung
der anderen 4 Siedlungshäuser, aus der sie zwangsläufig gekommen
waren, weil das ja die einzige straßenmäßige Zufahrtsmöglichkeit hier
ist. Wir beschlossen, uns davon nicht stören zu lassen und zunächst
unser Frühstück zu ende zu bringen. Vielleicht eine halbe Stunde
später, wir waren soeben mit dem Frühstück fertig und ich hatte mir
gerade die Zähne geputzt, da klingelte es an der Haustüre. Dort stand
der Fahrer des Busses und 3 weitere Leute. Er fragte, ob man bei uns
einen Herrn Schmitt treffe, der die Führung leitet. Wir wussten von
keiner Führung etwas und einen Herrn Schmitt kennen wir auch nicht,
jedenfalls keinen von hier. Der Busfahrer erläuterte dann, dass die
Leute im Bus Industriefotografen und Hobby - Industriehistoriker
u.s.w. wären und an jenem Sonntag eine Foto - Besichtigung dieser
gut erhaltenen alten Industrieanlage auf dem Programm stünde, die
unter sachkundiger Leitung eines Herrn Schmitt geführt würde.
Besagter Herr Schmitt wollte sich um 8.15 Uhr mit der Reisegruppe
am Eingang der Fabrik treffen. Das war für uns natürlich auch eine
interessante Information, denn dieser ominöse Herr Schmitt müsste
demnach ja Schlüssel zu dem Areal haben, also irgendwie mit den
echten, uns unbekannten Eigentümern zu tun haben, wenn er nicht
sogar selbst der heutige Eigentümer ist. So fragte ich den Busfahrer,
ob der Herr Schmitt denn der heutige Eigentümer sei. Der Busfahrer
zuckte aber nur mit den Achseln und meinte, wohl eher nicht, das
wäre nur ein hohes Tier vom Denkmalschutz oder so etwas. Die Zeit
verstrich, ein Herr Schmitt war aber nicht zu sehen. Die Leute wurden
langsam ungeduldig und nervig, es war dann schon 10 Uhr und immer
noch kein Schmitt zu sehen. Etliche kletterten schon auf Bäume und
Mauern, um von dort aus Fotos von der Fabrik zu schießen. Einer
verlangte in einem barschen Ton, dass wir ihn auf unser Gelände
lassen sollten, um von dort günstigere Fotos machen zu können, was
wir jedoch ablehnten. Schimpfend zog er von dannen. Andere
fotografierten unser Haus, aber noch mehr unsere Werkstattgarage,
weil die ja auch gleich nach alter Fabrik aussieht, nur halt viel, viel
kleiner als eine Fabrikhalle. Es wurde immer später und als es
schließlich 12.30 Uhr war, hatten die lange genug gewartet und alle
stiegen enttäuscht wieder in den Bus und reisten nach Hause. Wie ich
zwischenzeitlich noch vom Busfahrer in Erfahrung bringen konnte,
kamen die aus der Umgebung von Ulm, wo es wohl einen Verein für
Industriegeschichte oder etwas ähnliches gibt. Pro Jahr veranstalten
die einige Fahrten, wo die immer solche alten Fabriken, Eisenbahnen,
Wasserwerke, Mühlen und dergleichen besichtigen. Ich hätte die ja
noch auf diese beiden alten Mühlen unten am Ende des kürzlich
freigeräumten Waldweges oder den Militärschrottplatz und diese
Überreste im Wald mit diesem Betontrichter u.s.w. hinweisen können,
aber ich dachte mir, dann hängen die noch länger hier herum und das
wird dann für die vielleicht so interessant, dass die noch öfters
wiederkommen oder gar eine Art Wallfahrtsort daraus machen. Das
würde uns nicht unbedingt gefallen, denn daraus entwickelt sich dann
ein regelrechter Industriefotografentourismus, weil die dann sicherlich
untereinander diese Gegend hier als neuen Fototipp an ihre Kollegen
weitergeben. So war es ab 12.30 Uhr wieder beschaulich ruhig, sogar
ganz besonders ruhig. Noch viel ruhiger, als an anderen Sonntagen
schon. Ich hatte sogar den Eindruck, dass an diesem
Sonntagnachmittag noch nicht einmal die Vögel Lust hatten, zu
zwitschern, außer den Geräuschen des ziemlich heftigen Windes, der
an diesem Tag herrschte, hörte man hier rein gar nichts.

Es folgte der Montag, also der 4 Dezember, mit der Aufgabe, nun die
Beseitigung der restlichen 2 Drittel der beschissenen Gussformen in
Angriff zu nehmen. Dazu musste aber erst einmal wieder eine
vernünftig brauchbare Entsorgungsstelle gefunden werden. Als
Versuch fuhren wir eine Ladung Formteile weit hinten ins Gelände,
wo schon die anderen Schuttberge von teils abgerissenen Hallen und
Anlagen liegen, diese eine Ladung entsorgten wir dann auch dort. Das
war aber viel zu unpraktikabel. Wir haben die Zeit gemessen und man
benötigte bei eiligem Schritt für den Hinweg mit der beladenen Karre
auf dem Gelände 8 Minuten, zurück benötigte man 6 Minuten, also
insgesamt 14 Minuten, sprich rund eine Viertelstunde. Der Erfolg
einer solchen Viertelstunde war dann die Entsorgung von gerade
einmal nur 2 Gussformen. Dann muss man ja auch noch die Zeit für
das Be- und Entladen der Karre hinzurechnen, so kommt man auf
mindestens 20, eher 25 Minuten pro Entsorgungstour. Das war
zwecklos. Kayla hat es spaßeshalber ausgerechnet, dann hätten wir für
die restlichen Gussformen noch mindestens 15 Tage lang hin- und
herlaufen müssen, wenn man zugrunde gelegt hätte, dass man pro Tag
mindestens 12 Stunden dieser „schönen" Beschäftigung nachgegangen
wäre und das ohne Pausentag dazwischen. Also musste eine andere
Lösung her, bei der auch der restliche Mist an einer näheren Stelle
sein Ende findet. Somit stand zunächst wieder ein ausgedehnter
Erkundungsgang auf dem Programm. In einer der gut erhaltenen
mittelgroßen Hallen hinter der Haupthalle wurden wir dann schon mal
begrenzt fündig. Dort gibt es am Boden Überreste von Sockeln, auf
denen mal Maschinen gestanden haben, davor befindet sich solch eine
rot - weiße Flatterband - Absperrung. Die hat auch ihren guten Grund,
denn die dort abgebauten Maschinen ragten ursprünglich teilweise mal
in die Tiefe, im hinteren Bereich eines jeden Sockels befindet sich ein
großes quadratisches Loch im Beton, wo es in die Tiefe geht. Ich
schätze ungefähr 3 m tief ist der Schacht unter jedem dieser Löcher.
Aus diesem Hallenraum führt eine Eisentür nach draußen in den Hof
der Fabrik. Die ließ sich leicht aufschieben und dann war der Weg mit
der beladenen Karre nicht mehr weit und nicht umständlich, da
ebenerdig und Sie ahnen es, viele Gussformen fanden in den alten
Schächten unter den Maschinensockeln ihre neue Heimat. An diesem
Tag haben wir bis zum Einbruch der Dunkelheit gegen etwa 17 Uhr,
dort Gussformen eingebracht. Am Folgetag ging es gleich in der
Frühe weiter, ungefähr bis 10 Uhr, dann mussten wir aufhören, weil
alle diese Schächte inzwischen so weit mit den meist rötlich
schimmernden Gussformen befüllt waren, dass man sie langsam schon
von oben sehen konnte. Da wir keine augenfällige Sache daraus
machen wollen, die gleich jedem Besucher ins Auge springt, konnten
wir hier nun notgedrungen keine weiteren Formen ablagern. Immerhin
waren bis zu diesem Moment ungefähr weitere 250 bis 300 Formen
von unserem Haufen im Garten verschwunden und damit verblieb
etwa noch ein Drittel, für das man dann einen neuen Platz finden
musste. An diesem Tag aber nicht mehr, weil wir inzwischen wieder
ziemlich kaputt waren und das sogar so sehr, dass wir danach beim
Mittagessen im Haus von selbst eingeschlafen waren, Kayla sogar mit
dem Löffel im Mund. Gegen Nachmittag wurden wir wieder halbwegs
wach, waren aber natürlich immer noch so kaputt, dass wir
beschlossen, den folgenden Mittwoch als Ruhetag einzulegen. So
wurde das dann gemacht.

Einen Teil des Ruhetags Mittwoch verbrachten wir mit einer kleinen
Wanderung und den frühen Nachmittag mit einer erneuten Erkundung
in der Fabrik, nach geeigneten Entsorgungsstellen für die restlichen
Dinger. Dabei stießen wir unweit der Haupthalle in einem befahrbaren
Kellergeschoss einer Nebenhalle auf die eigentlich theoretisch absolut
ideale Entsorgungsmöglichkeit, dachten wir jedenfalls zunächst.
In diesem Trakt vorne seitlich südlich neben der Haupthalle, der
sichtlich schon wesentlich länger stillgelegt sein musste, als die
Haupthalle selbst, entdeckten wir, eine Art Eisenkäfiggerüst. Man
muss sich das optisch ungefähr so vorstellen, wie ein übergroßer
Wildtierzwinger aus Eisengittern im Zoo, nur viel höher und breiter.
So dachte ich, wenn man das Torelement an diesen Eisengittern
aufmachen kann, dann könne man dort vielleicht viele Gussformen
ablagern. Mit einigem Zerren unter gemeinsamen Kräften gelang es
Kayla und mir, das alte Gittertorelement an diesem Käfiggebilde unter
einem ohrenbetäubenden Gekreische aufzuschieben. Nun bewies es
sich als sehr gut, dass wir unsere dicken, neuen LED - Taschenlampen
mitgebracht hatten, denn hinter der Eisengitterabdeckung, die wir,
man muss heute schon sagen, leichtsinnigerweise einfach
weggeschoben hatten, tat sich ein uralter und scheinbar endlos tiefer
Schacht auf, dessen Ende man gar nicht richtig erblicken konnte. Wir
haben ein Foto davon gemacht, es ist das Bild tiefschacht1. Dazu
muss man auch noch etwas über die Größe dieses Schachts anmerken,
weil man auf dem Foto keine Vergleichsgröße hat. Das rechteckige
Schachtloch hat ungefähr die Maße 6 x 4 m, es wäre also gar kein
Problem, hier ein komplettes Auto quer in das Loch zu werfen.
 
Tiefschacht1: ein endlos tiefer Schacht tat sich innerhalb des Abtrennkäfigs auf

Unsere Vermutung ist, dass es sich bei dieser längst vergessenen
Anlage um die Überreste eines Untertageabbaus, also eines
Bergwerkes handelt. Ganz unten am Ende scheint Wasser zu stehen,
das sieht man auch als bläuliche Reflektion in der Mitte auf dem Foto.
Wahrscheinlich geht es dort unter Wasser noch weiter in die Tiefe, nur
wie das bei stillgelegten Gruben so ist, die laufen dann irgendwann
wohl voll, weil die Entwässerungspumpen abgestellt werden. Diese
Bergwerks-Theorie macht vielleicht insofern Sinn, dass hier in der
Gegend früher offensichtlich viel Kali und andere erdlagernde
Grundstoffe, wie Spate, Salze und kristalline Substanzen für die
Chemieindustrie abgebaut wurden. Ich vermute, dass in diesem
Schacht früher ein Förderkorb in die Tiefe fuhr. Natürlich gab es hier
keinen Kohlebergbau, wie man immer zuerst vermutet, wenn man von
Bergwerken hört. Ich werde mich diesbezüglich aber in der
Umgebung noch einmal genauer erkundigen, was es hier mit dem
speziellen Bergbau so auf sich hatte.
Sie ahnen unser Ansinnen sicher, hier passten quasi unendlich viele
Gussformen rein und wenn man den Weg einmal kannte, war diese
Stelle auch noch einigermaßen leicht mit unserer Karre zu erreichen.
Es gab eine schöne lange Rampe aus Beton vom oberen Hallenteil in
diesen Hallenkeller, bis zu dem Schacht. Nebenbei muss man
vielleicht anmerken, dass die Geschosshöhe dieser Kelleretage etwa
10 m betrug, also nicht dass Sie sich da falsche Vorstellungen
machen, denn wenn man von Kellergeschoss spricht, denken die
meisten an eine recht niedrige Deckenhöhe. Ich gebe zu, diese
Überlegung, der leichten Entsorgung in diesem Schacht, drängte sich
uns förmlich auf. So ging es Donnerstag, den 7. November, in der
Frühe los. Beladen wie zuvor karrten wir die erste Fuhre mit 2 großen
Gussformen dort hin und begannen damit, sie von unserer Karre in
diesen Schachtschlund zu werfen. Aber bereits als ich mit der Karre
recht nah an den Rand gefahren war, stellte ich fest, dass die
eigentlich sehr stabil wirkende Eisenumrandung des rahmenförmig
ausbetonierten Schachtschlundes unter der Last der Karre
wegzubrechen begann. Das Eisen war aufgrund der jahrzehntelangen
Feuchtigkeit derart vom Rost marode geworden, dass es fast wie die
Kruste eines Streuselkuchens unter der Last zerbröckelte. Auch der
Betonrahmen darunter hielt rein gar nichts mehr an Last aus, weil er
schon von zahllosen Rissen durchsetzt war. So stürzten gleich mit der
ersten dort herabgeworfenen Gussform etliche Teilstücke dieser
Umrandung und Befestigung mit in die endlose Tiefe. Erst nach über
einer Minute und auch das nur unter Anstrengung des Gehörs, konnte
man das Aufklatschen der Teile unten im Wasser hören. Das zeigt,
von welcher enormen Tiefe wir hier reden. Nun sind wir weder
Hasardeure noch Selbstmörder, es war eindeutig viel zu gefährlich,
hier sich weiter diesem Schlund zu nähern. So schön es gewesen wäre,
hier problemlos und restlos alle verbliebenen Gussformen los zu
werden, so wahrscheinlich wäre es gewesen, dass wir uns damit auch
gleich selbst entsorgt hätten, denn dieser Schachtrand wäre spätestens
bei der zweiten Befahrung mit der schweren Karre komplett
zusammen mit uns abgebrochen und in die Tiefen des Schachts
gestürzt. Man muss es schon zugeben, wir waren offen gestanden
blind vor lauter Entsorgungseifer zu phlegmatisch an die Sache
herangegangen. Ein falscher Schritt oder nur eine schlechte
Taschenlampe, die uns nicht richtig gezeigt hätte, was sich hinter dem
Gitterkäfig verbirgt und ich würde Ihnen das hier heute nicht mehr
schreiben. Es zeigt auch deutlich, und da müssen wir uns kräftig an
die eigene Nase fassen, wie schnell man in diesem alten Gemäuer hier
einen fatalen falschen Schritt machen kann. Das soll uns in Zukunft
im wahrsten Sinne nicht mehr so nahe an den Rand zur Hölle bringen.
Wir werden ab sofort bei unseren Erkundungen in der Fabrik lieber
jeden Schritt zweimal überlegen und immer vor allem den Boden gut
mit der Taschenlampe ausleuchten.
Damit hatten wir aber genug, von dieser Entsorgungsmethode und die
Gefahr war einfach viel zu groß, hier weiterzumachen. So hieß es ab
sofort, wieder eine neue Stelle zu finden, die nah genug an unserem
Grundstück lag und trotzdem uneinsehbar Platz genug für einige
hundert Formen bot. Natürlich dann auf eine Art, die von ihrer Gefahr
her handelbar war, wie man heute so schön sagt.

So schlenderten wir erneut über das Gelände und durch viele der alten
Hallen, aber ausschließlich durch solche, die nicht weiter, als
vielleicht 150 m von unserer Grundstücksgrenze entfernt liegen. Als
wir gerade draußen im Fabrikhof umherliefen, vernahmen wir
plötzlich das Geräusch eines herannahenden Fahrzeugs. Wir sahen
dann, dass jemand das Haupteinfahrtstor der Fabrik aufgeschlossen
hatte, es stand bereits weit offen und ein weißer VW - Passat sowie
ein bronzefarbener Mercedes fuhren auf dem Gelände bis vor die erste
Haupthalle. Wir beobachteten das aus einem sicheren Versteck vom
Fenster einer kleinen Nebenhalle aus. Einige Herren sowie eine Dame
stiegen aus den Fahrzeugen aus und entrollten auf der Motorhaube des
Passat große Baupläne, dann diskutierten die Leute untereinander,
wobei immer auf die besonders gut erhaltene, hohe Haupthalle gezeigt
wurde. Angst vor Entdeckung brauchten wir nicht wirklich zu haben,
denn das Gelände ist so weitläufig und groß, wenn man sich da ein
wenig auskennt, und das tun wir inzwischen, gibt es so viele
Möglichkeiten sich zu verstecken, dass die paar Leutchen da
überhaupt keine Chance hätten, einen zu finden. Das Problem war
aber, dass wir keine Lust hatten, hier vielleicht sinnlos viele Stunden
zu verweilen, bis dass es denen einfiel, wieder zu verschwinden. So
war unser Ansinnen, möglichst schnell und unauffällig bis zu der Tür
in der Fabrikmauer zu gelangen, um wieder auf unser Grundstück zu
kommen. Das hingegen war gar nicht so einfach, da die genau vorne
an der rechten Ecke der Haupthalle standen, wo man automatisch den
Blick genau auf den Mauerteil richtet, der an unser Grundstück grenzt.
Wären wir dort entlang gelaufen, hätten die uns zwangsweise sehen
müssen, ob sie gewollt hätten oder nicht. So warteten wir zunächst ab,
um zu sehen, was die weiter machten. Man konnte von weitem gut
erkennen, dass die plötzlich in ziemlich heftige Diskussionen
verfielen. Nach einer Weile verschwanden die dann unten in der
Haupthalle. Das war unsere Chance, wenngleich wir wussten, dass
man von den nordöstlichen Fenstern der Haupthalle einen
vorzüglichen Blick auf „unsere" Mauer hat. Wir wussten ja nicht, wo
die sich innerhalb der Haupthalle aufhielten. Unsere Überlegung war
aber die, dass wenn wir sofort loslaufen und durch die Tür wieder auf
unser Gelände verschwinden, dann wäre das unsere beste Chance
unentdeckt zu bleiben, weil diese Leute sich in der kurzen Zeit
sicherlich noch im Erdgeschoss der Halle befanden, von wo aus es
keine gute Übersicht aus den Fenstern in Richtung unserer Mauer gibt,
weil davor noch einige niedrige Bauten stehen, die ungefähr so hoch
wie normale Garagen sind. Die gute Übersicht hat man nur ab dem
ersten Stockwerk und höher oder halt von draußen. So haben wir
unsere schöne Handkarre in der kleinen Halle hinter einer alten
Maschine deponiert, da eine „Flucht" mit der Karre zweifellos zu
auffällig gewesen wäre und sind sofort rüber zur Tür gelaufen und auf
unser Grundstück gehuscht. Es ist auch gut gegangen und keiner hat
es bemerkt. Die Karre haben wir dann abends geholt, als die wieder
weg waren. Diese Leute blieben tatsächlich den ganzen Nachmittag
dort und so war es uns nicht möglich, weiter nach brauchbaren Stellen
zu suchen - dachten wir.
Unverhofft kommt oft, lautet ein alter Spruch und ein weiterer Spruch
lautet: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.
Wir sind fast blöde geworden, man kann es ruhig so nennen, denn als
wir noch am gleichen Nachmittag in unserem Garten ein wenig alte
Äste und solches Zeug entlang der Mauer zum Werksgelände
entfernten und auf einem Haufen zusammentrugen, stieß ich am
Erdboden, vielleicht 10 m von der Mauer entfernt, also in unserem
eigenen Garten, auf einen großen Eisendeckel mit 4 Handgriffen dran.
Wir entfernten den Dreck von dem Deckel und hoben ihn gemeinsam
an. Darunter tat sich ein weiteres altes Kellergewölbe auf. Schnell war
eine Leiter herangeschafft und wir besichtigten das Gewölbe mit
unseren Taschenlampen. Was sich uns dort auftat, sehen Sie zu einem
sehr kleinen Teil auf dem Foto garten-keller. Halb zerstörte
Mauerwerksreste von alten Gebäudekellern, Kellerhallen, teils noch
mit zerfallenen Zwischentreppen, teils verschimmelte Räume, Reste
von alten Anlagen und Maschinen oder Installationen, also ich würde
sagen, dieses geheime Reich erstreckt sich bis zu 40 % unter unserem
Garten und scheint auch unter der Fabrikmauer durchzugehen, bis auf
das Gelände der Fabrik.


Garten-Keller: zahlreiche Räume belegen, dass unser Garten früher nahezu vollständig mit
alten, unterkellerten Fabrikhallen bebaut war

Ein Stück weiter gab es einen zweiten Einstiegsschacht, der in einen
anderen Teilraum des gleichen Gewölbes führt. Da wir diese doch
sehr maroden Unterkellerungen unseres Gartens selbst für nichts
brauchen können, dafür ist auch einfach der Zustand zu schlecht,
beschlossen wir flugs, durch den zweiten Schachtdeckel einfach die
verbliebenen Gussformen in dieses Kellergewölbe zu werfen.
Einfacher ging es gar nicht, da der zweite Schachtdeckel ungefähr 5 m
neben der Stelle lag, wo wir die ganzen Formen neben der Mauer
aufgeschichtet hatten. So gelang es uns binnen einiger Stunden noch
an diesem Nachmittag sowie am Freitag Vormittag alle verbliebenen
ca. 250 Formen dort hinein zu versenken, und das ohne lange
Transportwege. Als wir dann alle Formen dort drin hatten war immer
noch immens viel Platz in diesen Gewölben, die fielen darin fast gar
nicht auf und wir sind fast wahnsinnig geworden, denn hätte man das
vorher entdeckt, dann hätten wir den ganzen Scheißkram zuvor nicht
mühsam bis in die Fabrik schaffen müssen. Völlig problemlos wäre
alles in diesen alten Kellergewölben verschwunden und dann wäre
immer noch reichlich Platz dort frei geblieben. Nun, was einmal
drüben in der Fabrik ist, werden wir natürlich nicht wieder zurück
holen. Hätten wir diesen unterkellerten „Garten" vorher gekannt und
alle Formen dort rein geworfen, dann wären wir sicherlich schon nach
3 Tagen fertig gewesen. Man hätte sie sogar dort gleich reinwerfen
können, ohne sie zuerst an der Mauer zwischen zu lagern. Na ja,
zurückblickend kann man sagen, das größte Problem ist damit gelöst,
egal ob so oder so, Hauptsache, wir sind den Mist jetzt los.
Zugleich wissen wir jetzt definitiv, dass unser Garten kein einfacher
Garten ist, sondern man hat dort tatsächlich einfach etwas Erdreich
nach dem Abriss früherer Gebäude aufgetragen, wobei man die Keller
der früheren Fabrikgebäude meist einfach stehen ließ, wahrscheinlich
auch, weil sie so stabil waren, dass ihr Abriss zu hohe Kosten
verursacht hätte. Ob es nun unter dem gesamten Garten so ausschaut,
wissen wir natürlich noch nicht, wie gesagt, meine Schätzung ergibt,
dass rund 40 % unseres Gartens von diesen genannten Gewölben
unterkellert sind, was die Fläche betrifft, die „von unten" über die so
entdeckten Luken erreichbar ist. Wenn mich mein Orientierungssinn
nicht täuscht, dann führen diese Gewölbe auch noch zu einem großen
Teil weiter unter der Mauer durch auf das Fabrikgelände. Es würde
mich noch nicht einmal wundern, wenn es dort hinten noch weiter
geht oder man dort sogar unterirdisch in die Keller mancher Hallen
vom Fabrikgelände gelangen kann. Wir sind bei unserer Begehung
dort nicht weiter gegangen, weil wir ja auch mit dem Mist der
Entsorgung erst mal fertig werden wollten. Möglicherweise gibt es
hier irgendwo noch mehr solcher Luken, die dann zu weiteren
unterkellerten Gartenteilen Zugang bieten, so dass durchaus auch noch
viel mehr, als 40 % unseres Gartens unterkellert sein könnten, aber
das werden wir im Laufe der Zeit noch heraus bekommen. Das Gute
daran, wo solch ein alter Keller drunter ist, dort kann sich schon mal
kein alter Chemikalientank befinden, wie es vor Wochen bereits der
ehemalige Beschäftigte aus Malsch angedeutet hatte.

Was uns nun umtreibt ist natürlich der Gedanke, was wohl diese Leute
in der Fabrik wollten. Das sah ja so aus, als ob dort etwas geplant
würde. Hoffentlich ergibt sich daraus nichts, was hier Unruhe her
schafft, denn wir haben uns jetzt einmal so schön an die
abgeschiedene Ruhe gewöhnt, dass wir sie nicht mehr missen
möchten. Man kann das nicht wirklich erklären, das muss man selbst
erlebt haben. Wenn ich heute noch einmal in unserer vorherigen
Stuttgarter Wohnung leben müsste, dann bräuchte ich sicherlich eine
Woche oder noch länger, um mich wieder an den Stadtlärm zu
gewöhnen, obwohl die letzte Wohnung ja schon in einer ruhigen Lage
war. Ich bin überzeugt davon, dass ich in der ersten Woche nachts
nicht einschlafen könnte. Umgekehrt war es aber auch so, dass ich die
ersten Tage hier gerade wegen der totalen Stille nur schlecht
einschlafen konnte. Allerdings währte diese Eingewöhnungsphase
höchstens 3 Tage, während ich mir sicher bin, dass eine umgekehrte
Eingewöhnung in die lärmenden Stadtverhältnisse mir selbst nach so
kurzer Zeit schwerer fallen würde.

Es ist jedenfalls schön zu wissen, dass diese grässliche Arbeit mit dem
Aufräumen in der Werkstattgarage nun erledigt ist und hinter uns
liegt. Eigentlich hatten wir geplant, gleich im Anschluss an diese
Arbeiten mit der Renovierung der Werkstattgarage zu beginnen. Da
wir aber von diesen Arbeiten so mitgenommen und regelrecht
ausgelaugt sind, wird jetzt erst einmal eine Woche lang gar nichts
getan und gefaulenzt! Natürlich wird gewandert und vor allem
erkundet, weil es nach wie vor noch vieles zu erkunden gibt. Bevor
wir dann mit der Innenrenovierung der Werkstatt anfangen können,
muss zuerst das Dach überholt werden. Es hat überhaupt keinen
Zweck, nun innen die vielen Stellen mit schlechtem oder bereits
abgeplatztem Putz auszubessern, wenn beim nächsten Regen dort
wieder das Wasser an der Wand entlang rinnt. Derartige Stellen gibt
es viele. Nun hatte ich bereits von innen abgesucht, wo Schäden im
Dach erkennbar sind und dabei vielleicht 7 oder 8 Stellen gefunden,
wo offensichtlich Dachplatten entzwei oder verschoben sind. Von
innen kommt man mit einer hohen Leiter an die
Holzbalkenkonstruktion des Daches, weil die hier nicht oder besser
gesagt nicht mehr verkleidet ist. Es sieht so aus, als ob früher mal eine
Zwischendecke in dieser Werkstattgarage gewesen wäre, weil überall
noch Auflager von dicken Balken übrig sind. Demnach gab es dort
also mal eine Art Dachboden. Der scheint aber schon sehr lange
entfernt zu sein, ich vermute, dass der schon seit über 40 Jahren weg
ist, wodurch man im heutigen Zustand gleich unten vom Großraum
unter die Dachkonstruktion schauen kann. Nur in dem rückseitigen
Anbau ist die alte Zwischendecke noch drin. Die Holzbalken der
Dachkonstruktion scheinen nach meinem Urteilsvermögen alle noch
sehr stabil und gut erhalten zu sein, ebenso die Querlatten dazwischen.
Nur die Eindeckung selbst macht stellenweise Probleme. Es lag die
Überlegung nahe, diese Dacharbeiten in Eigenregie zu machen, aber
da ich mit solchen Dingen keine Erfahrung habe, will ich erst einmal
den Rat eines Fachmanns einholen und eine Dachdeckerfirma mit
einer Art Schadensaufnahme und Zustandsanalyse beauftragen. Dann
können die sagen, was es kostet, wenn die das in Ordnung bringen und
dann entscheiden wir, ob wir es selbst machen oder ob die das dann
lieber machen. Wissen Sie, ich reiße mich nicht gerade darum, dort
auf dem Dach herumklettern zu müssen, schon gar nicht jetzt im
Winter. Bis zum nächsten Sommer warten wollen wir aber auch nicht,
weil wir die Werkstattgarage innen fertig renovieren möchten. Wir
haben uns da schon überlegt, wo die finanziellen Grenzen liegen, bis
zu denen wir das dann doch lieber vom Fachmann erledigen lassen.
Das Dach der Werkstattgarage ist gewiss nicht klein, aber ich hoffe
trotzdem, dass keine großflächigen Ausbesserungen oder gar
Erneuerungen fällig sind. Wir haben schon gesagt, so lange die
Ausbesserungen bis maximal 1.500 Euro kosten, lassen wir es von den
Fachleuten machen, ansonsten werden wir wohl doch selbst Hand
anlegen. Daher hatten wir schon bei einigen Dachdeckerfirmen hier
aus dem Umkreis von 20 km angerufen und in den nächsten Tagen
kommen da einige sich das mal erst ansehen und dann sehen wir
weiter.

Jetzt ist es für heute genug und mit einem gewissen Gefühl der
Erleichterung wünschen Kayla und ich Ihnen einen schönen Sonntag
und eine gute nächste Woche, Ihr

Egbert Lappenkeuler