LPK-G3

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Wer die Wahl hat, hat die Qual!” und “Hausentscheidung”  aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Wer die Wahl hat, hat die Qual!" vom 24.09.2006

Umzugsbereite Grüße!

Völlig per Zufall ergab sich jetzt etwas, woran ich schon nicht mehr
glaubte. Nachdem unser Toaster seinen Geist aufgegeben hatte, war
ich in einem Billig-Elektromarkt, um einen neuen zu besorgen, da wir
den häufig brauchen. Die hatten sicherlich 15 verschiedene Modelle
zur Auswahl und den zweitbilligsten habe ich dann gleich für 18 Euro
gekauft. Das ist natürlich nicht die Sache, die hier besondere
Erwähnung verdient. Wo ich nun einmal in diesem Laden war, lag es
nahe, auch mal einen flüchtigen Blick auf die Digitalkameras zu
werfen. Es wurden gerade einfachere Digitalkameras billig abverkauft.
Sagen Sie es selbst, für 39 Euro eine Digitalkamera einschließlich 250
MB Speicherkarte, da kann man doch nichts gegen sagen, oder?
Allerdings wird man schon skeptisch, ob das etwas taugt. Die Kamera,
die mit dem ungewöhnlichen Wert von 2,8 Megapixeln aufwartet, ist
von einer unbekannten Marke Kingston aus Taiwan, habe ich zuvor
noch nie gehört. Der Verkäufer meinte, ich könne sie problemlos
umtauschen, falls sie nicht funktioniert. Gewiss sind 2,8 Megapixel
heute nicht mehr der letzte Schrei, aber der Verkäufer meinte, um gute
Normalfotos zu machen, reiche das schon aus, solange man diese
nicht erheblich vergrößern möchte. Ich habe nicht lange überlegt und
zugegriffen. Optisch wirkt die Kamera eigentlich sogar recht gut
verarbeitet, natürlich ist das Gehäuse vorwiegend aus Plastik, aber das
stört mich nicht. Zusätzlich zu der 256 MB - Speicherkarte ist auch
noch ein Ladegerät für den fest eingebauten Akku, ein USB -
Überspielkabel und eine CD mit einem Programm dabei, welches das
Überspielen von der Kamera auf den PC erst ermöglicht. Ein geradezu
winziges Bedienheftchen zeigt, dass der Hersteller sich mit der
Bedienungsanleitung keine Mühe gemacht hat, da muss man das
meiste selbst erkunden. Es gibt allerdings nicht viel zu erkunden, weil
es nicht viele Einstellmöglichkeiten gibt. Das meiste funktioniert
generell automatisch, diese Automatik ist nicht abschaltbar und es gibt
auch keine Möglichkeiten, Dinge wie Helligkeit, Entfernung oder
sonst was von Hand einzustellen. Nur ein Zoomknopf mit 3 Stufen
ermöglicht neben der Normaleinstellung noch 2 Zoom-Stufen, wovon
aber nur die zweite eine wirklich nennenswerte Wirkung hat, die erste
vergrößert die Abbildung bestenfalls um 10 %. Das zweite Knöpfchen
dient zum Zuschalten des Blitzes, ob der mitblitzt oder nicht. Wenn
man ihn zuschaltet, wird immer geblitzt, schaltet man ihn ab, nie.
Dieser eingebaute Blitz taugt wenig, er vermag nur in sehr kleinen
Räumen genügend Helligkeit zu erzeugen. Aber alles Elementare
funktioniert tatsächlich einwandfrei. Ich habe inzwischen bereits 150
Fotos gemacht, die übrigens alle auf diese eine Speicherkarte passen,
und abgesehen von vielleicht 10 % Ausschuss, sind die Fotos nach
meiner Meinung recht gut geworden, vor allem wenn man bedenkt,
wie billig die Kamera war. Das Überspielprogramm für den PC
beinhaltet auch noch eine Funktion, die die Fotos auf den speziell
gewünschten Verwendungszweck automatisch zurichtet. Wenn man
ursprünglich beim Originalfoto mit relativ hoher Bildschärfe und
bildschirmfüllender Größe eine opulente JPG - Bilddatei mit 450 KB
hatte und klickt dann in dem Programm auf „Verwenden als...." und
dort dann auf „Internetfoto", dann geht es Ratzfatz und aus der 450
KB großen Bilddatei wird dann eine nur noch 50 KB kleine Bilddatei
oder beim Klicken auf „Vorschaubild" ist sie sogar nur um die 15 KB
groß. Diese ist natürlich nicht mehr bildschrimfüllend und auch
unschärfer. Man muss bei dieser Funktion leider höllisch aufpassen,
dass man nicht diese kleine Bilddatei unter dem Originalnamen
speichert, weil sonst die schönere und bessere Originaldatei weg ist
und durch diese winzige ersetzt wird. 2 kleine Nachteile sind, dass es
an der Kamera nirgendwo eine Anzeige gibt, die einen darüber
Informiert, wie viel Platz noch auf der Speicherkarte frei ist und wie
der Ladezustand des fest eingebauten Akkus ist. Neigt sich der
Stromvorrat im Akku dem Ende, geht die Kamera ohne jede
Vorwarnung aus. Alles in Allem, gemessen am Preis, aber bislang ein
guter Kauf.
Da wir uns nun etliche Immobilienangebote angesehen haben, habe
ich dort selbstverständlich fotografiert und Ihnen davon einige wenige
dieser Bildchen im kleinen Vorschauformat an diese Email angeheftet.

Nun aber zu den beiden zentralen Themen! Die letzte Woche
angedeutete vertragliche Beurkundung, so heißt das im amtsdeutsch,
bezüglich der Aufgabe der Wohnung gegen die Entschädigungs- und
Abstandszahlung, wurde bereits am Mittwoch bei einem Notariat hier
aus der Umgebung von allen Beteiligten unterzeichnet. Von den
Schweizer Wohnungsmanagern war ein Herr Dr. Alfred Örtli
gekommen. Jetzt ist es also für uns definitiv, dass wir allerspätestens
am 30. November, was übrigens ein Donnerstag ist,  hier raus müssen.
Das heißt, am Freitag, den 1. Dezember dürfen wir hier schon nicht
mehr drin sein und müssen die Schlüssel bereits übergeben haben.
Ebenfalls vertraglich noch einmal ausdrücklich auf Wunsch der
Schweizer festgelegt wurde, dass wir für die Beschaffung der
Ersatzwohnung, in welcher Form auch immer, völlig selbst
verantwortlich sind und dass wir keinerlei Ansprüche an die
Schweizer Wohnungsmanager haben, falls das nicht termingerecht
klappen sollte. Das war für die sehr wichtig, es klingt für uns zunächst
dramatisch, aber ich kann es verstehen, weil die Schweizer bereits im
Januar 2007 mit dem völligen Umbau des Hauses beginnen wollen.
Die ganzen schönen schrägen Wände, die vor wenigen Jahren der
Vor-Vorbesitzer des Hauses, dieser bekannte Architekt, hier hat
einbauen lassen, fliegen dann wieder raus. Sämtliche
Raumaufteilungen werden neu gestaltet und die haben sogar schon
künftige Mietinteressenten, zumindest für das komplette Erdgeschoss
und die erste Etage. Das werden alles Praxis- und Kanzleiräume. Vom
Hauszuschnitt her ist das dafür sehr gut geeignet, weil es ein sehr
breites und tief nach hinten gehendes Haus ist, wodurch sehr
großzügige Praxisräume entstehen können. Wir haben am Mittwoch
gleich 80 % des ausgehandelten Betrages per Bankanweisung
erhalten. Der Bankangestellte unserer Hausbank schaute mich schon
fragend und sogar verzweifelt an, weil der solche Beträge bei mir
nicht gewohnt ist. Der glaubte an eine Fehlbuchung und meinte
mindestens 2 mal zu mir, dass er da noch mal was nachprüfen müsse
und telefonierte seinen Chef herbei. Um so verwunderter waren dann
beide, als sich alles als korrekt rausstellte. Natürlich habe ich das Geld
nicht abgeholt, um es vielleicht zu Hause irgendwo hinzulegen, das
wäre ja viel zu gefährlich. Ich habe es mit auf das Tagesgeldkonto
deponiert, wo auch die Bestandteile des Briefmarkengeldes ruhen. Der
Bankfritze wollte mir zwar gleich irgendwelche Fonds-Anlagen
aufschwatzen, dort würde man mit dem Geld mehr Rendite erzielen,
aber ich habe ihm erklärt, dass wir von einer noch ungewissen Summe
des Geldes einen kleinen Altbau erwerben wollen, wonach das Geld
dann sicher größtenteils wieder futsch sei. Er bedauerte das einerseits,
fand die Idee aber großartig, weil er meinte, eine Immobilie sei auf
lange Sicht immer noch der sicherste Schutz vor einem Verfall des
Geldes und auch eine gute Altersvorsorge.
Mit diesem endgültigen Schritt sitzt uns natürlich jetzt hammerhart die
Zeit im Nacken. Wir sind nun sozusagen zum Erfolg verdammt.
Schlimmstenfalls, falls wir in der kurzen Zeit kein Haus zum Kaufen
finden, welches uns zusagt, müssten wir vorübergehend eine
Zwischen-Mietwohnung nehmen, was ich aber unbedingt vermeiden
möchte. Kayla ist seit dieser Sache total aufgekratzt und freut sich wie
ein kleines Kind über die Bewegung, die diese Neuerung mit sich
bringt. Sie überstülpt mich täglich mit Vorschlägen, wie unser neues
Haus aussehen soll und was wir dort alles machen müssten. Das kann
man natürlich erst wirklich sagen, wenn man es hat. In jedem Fall
beflügelt es die Phantasie und die Kreativität in einem nicht gekannten
Ausmaß. Der Wechsel einer Mietwohnung bewirkt dagegen nicht viel,
was ja auch klar ist, denn dort kann man ja nicht machen was man
will, eben weil es kein Eigentum ist. Ich denke, wir bleiben aber beide
trotzdem Realisten, die wissen, dass man für diesen Betrag nur einen
Altbau erhält, an dem auch noch viel grundlegende Arbeit zu machen
sein wird, die noch weit vor den Sachen liegt, die man unter
Kreativität verbucht, da machen wir uns gar nichts vor. Aber wir
machen diese Arbeit dann gerne, weil wir wissen, dass wir sie für uns
machen und nicht für irgendwelche Fremde.

So wurden noch am gleichen Tag 4 Immobilienmakler kontaktiert,
dass sie uns ihr gesamtes Angebot an Häusern in einem gewissen
Niedrig-Preissegment mal zukommen lassen. Angedacht war
eigentlich, dass die ihre Prospekte oder Listen mal per Post
zuschicken sollten, aber gleich der erste kam persönlich vorbei und
stand bereits 20 Minuten nach meinem Anruf hier auf der Matte. Mit
leuchtenden Augen berichtete er, dass er so viele tolle Altbauten an
der Hand hätte, da müsse ganz einfach auch das passende für uns
dabei sein. Als wir dann zu dem genauen Preisbereich kamen, ließ
seine Euphorie schon etwas nach, aber er meinte, auch da hätte er
einiges. Fast schon mit traurigem Gesicht verkündete er dann, dass
leider die meisten Altbauten in dieser Preisklasse doch relativ weit
von Stuttgart entfernt lägen. Als ich ihm dann sagte, dass uns das
schon klar sei und wir da beispielsweise schon an diese Gegend von
Walzbachtal oder so gedacht hätten, hellte sich seine Stimmung gleich
wieder auf. Er offerierte, dass er im Bereich Walzbachtal derzeit 12
sehr günstige Anwesen zum Verkauf hätte. Sein billigstes Angebot
war ein altes Bauernhäuschen für sage und schreibe nur 41.000 Euro,
sogar mit 2 Scheunen dabei, gelegen in Walzbachtal - Jöhlingen -
Sallenhof. Also der eigentliche Ort heißt Jöhlingen, Sallenhof ist wohl
ein Ortsviertel davon und Walzbachtal nennt sich die Gegend aber
auch die sogenannte Verbandsgemeinde. An Grundstück sind 700 m²
dabei. Die Wohnfläche soll 52 m² sein, was gewiss nicht viel ist. Man
könnte natürlich die Scheunen ausbauen. Er wies auch ausdrücklich
darauf hin, dass das Haus seit 1994 unbewohnt sei und sich daher
gewisse Mängel eingestellt hätten.

Des weiteren bot er auch noch etliche andere Häuser an, die im
Preissegment alle zwischen besagten 41.000 Euro und maximal
92.000 Euro lagen. Letzteres ist schon die Obergrenze, an die wir nur
äußerst ungern dran gehen, denn man muss aufpassen, da ja nach dem
Kauf auch noch gewisse Summen für Renovierungs- und
Umbauarbeiten übrig bleiben müssen, auch wenn man das alles selbst
macht.

Wir sind dann 2 Tage später in diese Gegend gefahren und haben uns
alle infrage kommenden angebotenen Häuser angesehen und auch
selbst dort Fotos mittels der neuen Kamera gemacht. Ich habe Ihnen
im Anhang, wie oben angedeutet, einige Fotos hier angefügt.

Das zuvor beschriebene Häuschen ist das Foto mit der Bezeichnung
Haus 4. Als wir draußen vor dem Häuschen standen, waren wir schon
etwas schockiert, vor allem vom maroden Zustand der beiden
Scheunen. Die eine Scheune, die man auf dem kleinen Foto rechts
neben dem Haus sieht, hat sogar einen Bruch in einem dicken
Holzpfeiler, wodurch sich das Gebäude etwas neigt. Das
Wohnhäuslein selbst, in der Mitte auf dem Bild, ist da schon in einem
besseren Zustand, allerdings ist auch dort extrem viel Arbeit zu tun.
 
Haus 4 mit 2 Scheunen

Das Dach ist gut und scheint auch dicht zu sein, das ist immer ein
ganz wichtiger Punkt. Allerdings ist der Raumzuschnitt in dem Haus
idiotisch. Also ich verstehe nicht, wer sich so etwas ausgedacht hat.
Derjenige, der das früher mal entworfen hat, muss betrunken gewesen
sein. Das vorliegende Foto zeigt übrigens die Rückseite, der Eingang
an der Vorderseite endet in einem winzigen Flur, der so klein ist, dass
man sogleich gegen die Tür der Wohnzimmers rennt, wenn man ins
Haus eintritt. Man muss durchs Wohnzimmer, um in die Küche zu
gelangen. Ursprünglich grenzte an die Küche das Schlafzimmer. Da
haben die Vorbesitzer aber schon vor vielleicht 40 Jahren eine
Zwischenwand entfernt, so dass die Küche überhaupt erst halbwegs
brauchbare Abmessungen bekam und das Schlafzimmer ins
Dachgeschoss verlegt, welches aber nur recht beschwerlich über eine
sehr schmale Treppe zu erreichen ist. Vorteilhaft bei diesem Haus
war, dass es relativ abgelegen lag. Hinter dem Haus folgt nur noch ein
Feldweg, der so weit das Auge reicht in Felder und eine leichte Senke
führt. Trotz allem, die Lage und der Preis sind günstig, aber mir
gefällt das Haus ehrlich gesagt nicht so richtig. Kayla empfand es
nicht ganz so negativ.
Sogleich ging die Fahrt weiter in den Hauptort Jöhlingen rein, dann
dort vielleicht 4 km weiter über eine kleine Seitenstraße, an der immer
wieder alte verrostete Schilder mit der Aufschrift „Vorsicht
Werksverkehr" folgten. Es ging ein Stück vorbei an einer halb
zugewachsenen Bahnlinie und einem stillgelegten Bahnhof, der
seinerseits ebenfalls schon teils von Pflanzen zugewuchert war. Das
wäre doch ein idyllisches Plätzchen, sagte ich später zu Kayla und
dem Makler, worauf der aber nur abwinkte und meinte, man solle
grundsätzlich niemals Immobilien vom Bund oder vom Land kaufen,
das wäre alles Schrott und meist mit viel Ärger verbunden. Kurz
hinter dem Bahnhof zweigt die schmale Straße nach rechts und von
dort konnte man schon von weitem einen hohen alten
Fabrikschornstein gen Himmel ragen sehen. Davor eine kleine
Siedlung mit ein paar Häusern und ein kleiner Hain, dort hielten wir
aber auch nicht, sondern fuhren bis fest neben die Einfahrt der Fabrik,
die aber sichtlich geschlossen war und auch schon teils etwas verfallen
wirkt. Gleich vorne neben der Zufahrt zu der Fabrik steht ein im
Vergleich zum vorherigen Häuslein recht modern wirkendes Haus.
Das sehen Sie auf dem Foto haus1. Das war das Ziel.
 
Haus 1 neben einer alten Fabrik

Der Makler erklärte, dass das Haus erst 1959 errichtet worden sei, so
wirkte es auch, also nicht wirklich alt. Trotz der Fabrik war hier viel
Grün, fast schon wie Wohnen am Waldrand, obwohl Wald etwas
übertrieben ist, aber viele Bäume und wirklich ein idyllischer Platz,
wenn gleich beim ersten Blick die großen Fabrikbauten das Haus zu
erdrücken scheinen. Wie ich erfuhr, ist die Fabrik schon seit 1987
stillgelegt und früher wären dort imprägnierte Zeltplanen und solches
Zeug u.a. für die Bundeswehr hergestellt worden. Später habe es 
jahrelang Streit gegeben, ob die Fabrik museal erhalten werden soll
oder nicht, allerdings ohne das nötige Kleingeld nützt der schönste
Streit nichts. Der Makler meinte, in der Fabrik stünden noch alle
Maschinen, die könnten sofort wieder loslegen, sofern sie nicht
festgerostet sind. Zurück zu dem Wohnhaus. Das Wohnhaus hätte
früher sogar zur Fabrik gehört, darin hätten leitende Angestellte
gewohnt. Wegen der eigenwilligen Lage und weil schon etliche
Renovierungsmaßnahmen nötig sind, die sich nach meiner Meinung
aber im Rahmen des gut selbst machbaren halten, ist der Kaufpreis mit
rund 79.000 Euro gemessen am Zustand durchaus als sehr billig zu
bezeichnen. Dazu zählen auch noch 1.200 m² Grundstück die sich
hinter und seitlich neben dem Haus befinden. Darauf steht auch noch
eine größere alte Garage, in die locker 5 Autos passen würden, das ist
ein umgenutzter Nebenbau der Fabrik, eine alte ehemalige Werkstatt
oder so etwas, schätze ich jedenfalls, weil der Baustil davon zu dem
Fabrikgebäude passt und auch deutlich älter ist, als das Haus,
schätzungsweise von 1920 oder so um den Dreh herum. Der Makler
sagte, dass auf dem Gelände, wo sich das Haus befindet, vor dem 2
Weltkrieg die Fabrik noch weiter ging, die dortigen Anlagen wären
aber im Krieg teils eingebombt worden und später sei dieser
Grundstücksteil eben für das Haus und den seitlichen kleinen
Waldhain verwendet worden. In dem Haus ist Platz satt, trotz des
geringen Preises. Es bietet rund 120 m² Wohnfläche! Dieses Anwesen
gefiel mir auf Anhieb sehr gut und die Fabrik im Hintergrund stört
mich dabei überhaupt nicht, zumal sie ja nicht mehr in Betrieb ist.
Ruhestörungen und Verkehrsbelästigungen sind davon nicht zu
erwarten. Überhaupt wird diese Nebenstraße eigentlich überhaupt
nicht mehr befahren, da sie nur noch an dem Haus vorbei auf das
Gelände der Fabrik führt und danach nicht mehr weiter geht. Das
heißt, eigentlich ist schon rund 200 m hinter dem Haus Sense, da dort
ein großes geschlossenes Fabrik - Schiebetor und eine hohe Mauer die
Straße zur Sackgasse machen. Die besagte Mauer trennt dann weiter
hinten auch das Hausgrundstück von dem Fabrikgelände ab. Kayla
war sich etwas uneins. Das Haus fand sie sehr schön, die Gegend
auch, aber sie befürchtet, dass in absehbarer Zeit entweder die Fabrik
niedergerissen wird, was dann bei der Größenordnung des
Gebäudekomplexes sicher über einige Jahre zu extremer Lärm- und
Staubbelastung vom Abriss und von vorbeifahrenden Bauschutt -
LKW führt oder im anderen Fall, dass die Fabrik wieder für etwas
umgenutzt wird und dann dort plötzlich viel Verkehr vorbei käme.
Vom Haus sind wir aber sehr begeistert.
Der Makler meinte, eine Umnutzung sei eher unwahrscheinlich, da die
Fabrik nach heutigen Gesichtspunkten viel zu abgelegen und zu
verkehrsungünstig liege. Damals war diese Bahnstrecke ja noch in
Betrieb und daran war die Fabrik angeschlossen und wie früher
üblich, wären die Rohmaterialien und die Produkte fast alle per Bahn
verfrachtet worden.

In den darauf folgenden Tagen hatten wir weitere Besichtigungs -
Termine mit unterschiedlichen Maklern sowie einem Immobilien-
Fachmann der Raiffeisenbank. Insgesamt haben wir uns bei dieser
Gelegenheit sage und schreibe 14 verschiedene Häuser angesehen und
das in nur 2 Tagen. Ein wahrer Besichtigungsmarathon! Sie sehen, wir
machen jetzt Dampf dahinter, um wirklich zügig zu einem Ergebnis
zu kommen. Ich erspare mir nun, Ihnen alle 14 folgenden Objekte zu
erläutern, ich nenne Ihnen nur noch die beiden, die davon übrig
blieben. Die meisten der 14 Häuser waren alte Bauernkaten, ungefähr
im Stile von dem zuerst genannten Häuslein auf dem Foto „haus4",
teils in etwas besserem, teils in ähnlichem Zustand, alle im
Preisbereich zwischen 55.000 und 89.000 Euro. Unser Desinteresse an
derartigem liegt auch daran, dass ich mir kein Haus an den Hals
hängen will, bei dem die Fachwerkverbünde mit primitivem Lehm
ausgekleidet sind, so was hasse ich. Vernünftige Steinmaterialien
sollten schon an dem Haus verbaut sein, wobei es mir dann egal ist, ob
es Ziegelsteine, Beton, Porenbetonsteine, Kalksandsteine, Formsteine,
Hohlblocksteine, Bimssteine oder Natursteine in irgend einer Form
sind, nur mit Lehmbauten will ich nichts zu tun haben. Das sind
Ungezieferzuchtanstalten, mehr nicht! Bei diesen Häusern war die
Lage oft sehr unschön, mitten eingezwängt zwischen anderen alten
Häusern an einer Hauptdurchgangsstraße u.s.w. So will ich diese auch
gar nicht weiter erwähnen.
Es verblieben also ganze 2, die eventuell noch in Frage kämen. Da
wäre einmal das Haus auf dem beigelieferten Foto „haus3". Der
offensichtliche Nachteil von ihm ist, dass es eingezwängt zwischen
anderen Häusern ist, denn es handelt sich dabei um das graublau
verkleidete Haus in der Mitte auf dem Foto „haus3".
 
Haus 3, das blaugraue Haus in der Mitte

Es liegt in Wössingen, an einer Neben-Ausfallstraße zu einem anderen
Ort. Trotzdem ist der Verkehr dort eher mäßig, jedenfalls um 11 Uhr
morgens war da nicht viel los. Die eingezwängte Lage gefällt uns
nicht so toll, aber man muss auch die Qualitäten sehen. Das Haus ist
innen, laut dem Mann von der Raiffeisenbank, vor rund 10 Jahren
völlig entkernt und renoviert worden. Man muss es so sagen, wir
waren begeistert. Wir hatten den Eindruck, als wäre dies erst voriges
Jahr geschehen, weil alles so modern, hochwertig und neu wirkte.
Obwohl es auch schon seit rund 2 Jahren unbewohnt sein soll, war
innen alles piksauber wie geleckt und der Raiffeisenfritze meinte, dass
der Noch-Eigentümer immer dafür sorgt, dass jede zweite Woche eine
Putzfrau alles sauber macht, um es bis zum geglückten Verkauf in
einem appetitlichen Zustand zu erhalten. Innen ist das Haus wirklich
eine absolute Perle, das kann man nicht anders ausdrücken. Auch alles
stabile Steinwände und dann müssten Sie mal die beiden Bäder, den
Flur u.s.w. sehen, alles ganz toll und modern. Modern und modern ist
zweierlei, denn oft ist modern auch kitschig, aber hier ist die Sorte von
modern gemeint, die für gute, unverschlissene und gediegene Qualität
steht. Dann eine neuwertige Gas-Zentralheizung, die allerdings ihr
Gas aus einem großen weißen Gastank bezieht, der im langen,
schmalen Garten ungefähr 30 m hinter dem Haus steht. Dieser Garten
hat über einen Weg, der von hinten ans Grundstück führt, eine eigene
Zufahrt, wo dann auch der Gaswagen kommt, wenn der Tank mal leer
ist. Zum Preis von 91.000 Euro wäre dieses nahezu frisch renovierte
und innen neuwertige Haus zu haben. An Wohnfläche weist es 95 m²
auf, was uns beiden eigentlich mehr als ausreichen würde. Man könnte
aber im Dachboden noch einiges ausbauen, wenn man auf mehr
Wohnfläche Wert legen würde. Also nach unserem Geschmack
bräuchte man in diesem Haus außer Einzuziehen gar nichts mehr zu
machen. Selbst die Tapeten könnte man lassen, weil es sind in fast
allen Räumen dezente weiße oder leicht getönte Strukturtapeten, solch
eine Sorte, die aussieht wie eine Art gepolsterte Raufasertapete, wo so
winzige Rauten als Erhebungen drin sind, sehr schön. Sogar fast alle
Kellerräume sind am Boden und den Wänden gefliest, mit sehr
schönen geschmackvollen Fliesen. Nur, wie gesagt, der Nachteil mit
der eingezwängten Lage, ist eine Geschichte, die wir eigentlich
vermeiden wollten. Wissen Sie, wir sagen uns, wenn man diesen
entscheidenden Schritt tut, dann sollte es auch so sein, dass man
möglichst wenig Punkte zum Anecken mit der Nachbarschaft findet,
dass man so weit wie möglich auseinander, separat wohnt. Das ist hier
natürlich nicht gegeben. Schon bei der Besichtigung kam der Nachbar
aus dem hinteren weißen Haus nebenan in seinen Garten und musterte
uns sehr kritisch. Als er dann noch in Kayla die Asiatin entdeckte, 
huschte er sofort sichtlich eilig zu seiner Frau rüber, die das
Geschehen halb versteckt aus sicherer Distanz von einer Hinterhoftür
beobachtete, um ihr seine sensationelle Beobachtung mitzuteilen. Die
haben bestimmt so etwas gesagt wie: Das fehlt uns noch, jetzt kriegen
wir auch noch asiatische Fremdlinge hierher; obwohl Kayla vom
Gesicht her ja nicht so extrem asiatisch aussieht, aber natürlich sieht
man es. Mit dem Gefühl „Ende offen" verließen wir den Ort.

Dann nur wenige Kilometer von dort entfernt, in der Nähe von einem
kleinen, versteckten Dorf mit dem eigenwilligen Namen
Johannestalerhof fanden wir das Haus, welches nach meiner Meinung
eindeutig in der Bewertung unter die ersten beiden Plätze gehört! Es
ist das Haus auf dem Foto „haus2". Dieses Dorf ist wohl früher mal
um ein Gehöft entstanden, wie der Name schon vermuten lässt.
Speziell dieses Haus hier liegt weit außerhalb des eigentlichen Dorfes
in einem Seitental, wo an einer lang gezogenen und etwas
gewundenen Straße abgesetzt nochmals 3 einzelne Häuser folgen,
darunter dieses hier als allerletztes. Die Lage ist einfach herrlich.
 
Haus 2, totale Einzellage und schöner Baustil

Das Grundstück, immerhin 2.900 m² groß, ist ebenfalls herrlich, wenn
man mal von der völligen Verbuschung, die man zuerst entfernen
muss und einigen fragwürdigen Einrichtungen darauf absieht. Das
Haus vom Baujahr 1924, stabil wie es sich gehört, alles aus Stein, eine
Art gelbliche Klinkerziegel, habe ich so noch nicht oft gesehen. Dann
eine schöne breite Einfahrt, die Sie auf dem Foto auch sehen können,
hinter der links noch ein Schuppengebäude folgt, auch massiv aus
solchen Klinkersteinen gemauert. Der besagte Schuppen eignet sich
hervorragend zum Umbau in eine Garage. Von außen her stimmt dort
einfach alles, auch Kayla war sichtlich begeistert. Allerdings, und jetzt
kommt's, was außen so freudig begann, setzt sich innen leider
überhaupt nicht fort. Da das Haus schon seit über 10 Jahren
unbewohnt ist, sieht es innen auch entsprechend aus. Dort ist keine
Putzfrau hingekommen. Innen ist wirklich sehr viel Arbeit. Zum
Glück ist das Dach vollkommen in Ordnung, auch die Fußböden und
Zwischendecken sind gut. Aber die Tapeten lösen sich stellenweise
schon von selbst, zentimeterdicker Staub und Dreck innen überall,
Spinnweben, muffige Luft, ein riesiger Dachboden und im Gegensatz
zum Rest des Hauses ist der vollkommen leer, während im ganzen
Haus sonst alles mögliche an Zeugs herum steht. Das beginnt bei alten
vergammelten Möbeln, an denen inzwischen teils schon das Furnier
abplatzt und setzt sich im Keller fort, wo fragwürdige Maschinen
herumstehen, die ich nicht kenne. Ich wüsste gar nicht, wie man die
dort rausbringen soll. Es sind riesige Bottiche mit Elektromotoren und
zig Rohren und Absperrhähnen dran. Im Keller des Hauses sieht es
eher aus, wie in einer alten Fabrik, anstatt wie in einem Haus und die
besagten Bottiche sind nach meiner Einschätzung so breit, dass sie gar
nicht durch die Türen passen würden. Aber irgendwie müssen die ja
auch mal dort rein gekommen sein. Der Immobilienfritze wusste auch
nicht, was das mal war. Natürlich ist ein Immobilienmakler immer
aufs Verkaufen aus, das ist klar, so verniedlichte er das Problem mit
den Worten: „Da haben sie noch Glück, das ist ja alles größtenteils
aus dickem Eisen und die Schrottpreise sind derzeit so hoch, wie nie
zuvor, diese Sachen wird ihnen jeder Schrotthändler mit Kusshand
abnehmen und hier rausschleppen, da bekommen sie noch ein paar
1000 Euro dafür." Kann sein oder auch nicht, sagte ich zu Kayla.
Kayla wusste auch nicht so recht, was sie davon halten sollte. Es gab
sogar schon in allen Räumen vom Keller bis zum Dachboden und
sogar in dem Schuppen Zentralheizung, aber sowohl die Heizkörper,
als wie insbesondere der Öl-Heizkessel im Keller waren ururalt. Da
wird sicher kein Schornsteinfeger mehr mitspielen, wenn man so
etwas heute noch mal in Betrieb nehmen möchte. Hinter dem Haus
gibt es auf einer Art betonierten Veranda 6 ausbetonierte Schächte,
fragen Sie mich nicht, wozu die dienen, ich weiß es nicht. Der Makler
wusste es auch nicht und weigerte sich, auf mein Ansinnen mal in
einen solchen Schacht reinzugehen, strikt das mitzumachen. Dabei
wäre es nicht wirklich beschwerlich gewesen, denn ich habe mal eine
Abdeckplatte davon abgehoben und dort ging eine Eisentreppe etwa
2,5 m nach unten und man blickte dort auf eine Art seitlich
wegführenden Kellergang, alles aus Beton. Geheimnisvoll, aber
dunkel und wahrscheinlich unten auch dreckig und unappetitlich,
Kayla hielt auch nicht viel von einer näheren Besichtigung dieser
seltsamen Schächte und so ließen wir es halt. Das Haus verfügt
übrigens über 140 m² Wohnfläche, was ja ein üppiger Wert ist. Was
man auf dem Foto nicht erkennt, es setzt sich noch recht weit hinten
im Hof fort, es geht sozusagen mehr in die Tiefe. Ich hatte auch den
Eindruck, dass früher hinter dem Haus, auf dem zugehörigen
Grundstück, wo jetzt alles zugewuchert ist, noch weitere Gebäude
gestanden haben, weil man zwischen dem Gebüsch hier und da
Mauerwerksreste entdecken konnte. Der Makler wusste davon aber
nichts oder tat jedenfalls so.
Vom ganzen Äußeren und der Lage her war dieses Haus wirklich
genau so, wie man es sich nur wünschen konnte, aber das Innenleben
ist ein Problemfall. Nicht weil es dort etwa verfallen wäre, das nicht,
das ganze Mauerwerk ist sehr gut in Schuss, aber es gibt keinen
Raum, von dem man sagen kann, dass man ihn binnen weniger Tage
so herrichten kann, dass er vernünftig bewohnbar ist. Ich schätze, dass
selbst die Herrichtung der besten Räume, die sich übrigens im ersten
Stock befinden, mindestens einen Monat pro Raum, eher mehr, in
Anspruch nimmt. Auch alle Fenster müssen raus und gegen neue
ausgetauscht werden, nicht nur weil die alten Fenster noch einfaches
Glas haben, sondern vor allem weil die Rahmen der Fenster
irreparabel vergammelt sind. Der Makler erzählte, die früheren
Eigentümer, ein älteres Ehepaar, wären 1994 kurz hintereinander
gestorben, die Kinder von denen leben alle weit weg und haben an
dem Haus kein Interesse, wollen es als Erbengemeinschaft verkaufen.
In den ersten paar Jahren hätten die Kinder das Haus noch jeweils
einige Male pro Jahr als Ferienhaus für sich genutzt, weil sie dann hier
ihren Urlaub verbrachten, aber seit 1998 habe sich von denen keiner
mehr blicken lassen. Vom Preis her ist es derzeit mit 75.000 Euro
veranschlagt, der Makler sagte aber aus sich heraus schon, dass man
es gewiss auch für 72.000 Euro haben könne. Ich schätze, die würden
nicht lange überlegen und einschlagen, wenn man ihnen 65.000 Euro
dafür böte.

Sie sehen, so stehen wir vor einer schwierigen Entscheidung. Ich
denke, gesehen haben wir genug, eines von den verbleibenden 3
Häusern wird es wohl werden, denn wenn wir jetzt noch lange viel
Zeit mit weiteren Besichtigungen verbraten, dann können wir unseren
Zeitplan total knicken und schaffen das nicht mehr. Also bezogen auf
die Fotos die ich hier angefügt habe, bleiben in der Wahl die Häuser
auf den Bildern haus1 bis 3. Haus 4 kommt keinesfalls in Frage. Die
Entscheidung wird schwer, soll aber in der nächsten Woche gefällt
werden, wegen dem Zeitplan. Von der Lage her wäre das zuletzt
genannte Haus 2 der eindeutige Favorit, vom inneren Zustand her liegt
Haus 3 vorne, aber von der Gesamtqualität her ist Haus 1 unschlagbar,
weil es insgesamt unter dem Strich am meisten Haus unter den besten
Umständen bietet und auch weil es vom Baujahr her mit Abstand am
jüngsten von allen ist. Bei ihm bleibt auch der Arbeitsaufwand leicht
überschaubar. Es wird schwierig. Wenn ich persönlich gezwungen
wäre, gleich jetzt eine Entscheidung binnen von Sekundenbruchteilen
ohne lange Überlegung  zu fällen, würde ich ad hoc Haus 1 nehmen,
also das neben der großen alten Fabrik. Auf Platz 2 käme auch Haus
2. Es ergibt sich natürlich bei so etwas die Frage, wonach und wie
gewichtet man die einzelnen Vorteile. Ist einem eine freie Lage
beispielsweise mehr wert, als ein bereits perfekter Innenausbau, an
dem man nichts mehr machen braucht oder zählt ein relativ junges
Baujahr mehr als diese Punkte. Dann darf man natürlich bei allem
auch die Kosten nie vergessen. Das Haus unter haus3, also das
beidseitig angebaute, wäre zwar im Kauf mit 91.000 Euro das
teuerste, aber nach dem Anschaffungspreis kämen dafür kaum noch
weitere Folgekosten, weil an diesem Haus einfach gar nichts mehr
geändert und renoviert werden muss. Beim zuletzt beschriebenen
Haus 2, welches beim Kauf zwar den günstigsten Preis abgibt, käme
man im Endeffekt mit all den Folgekosten für den hohen Aufwand bei
der Innenrenovierung sicher am teuersten weg. Selbst wenn man fast
alles was zu machen ist selbst machen würde, so kämen doch sicher
weitere 40.000 Euro Finanzbedarf auf, die mal gerade für das
Notwendigste aufgebracht werden müssten. Hingegen beim Haus 1,
dem neben der Fabrik, wäre der Einkaufspreis mit 79.000 Euro auch
noch recht günstig, die Renovierung, die für eine Herrichtung gemäß
unseren Ansprüchen notwendig wäre, ließe sich gewiss mit knapp
15.000 Euro in die Tat umsetzen, gerechnet für das Gesamtgebäude.
Vor allem wäre es dort schnell möglich, wenigstens 2 oder 3 Räume
mit einem Zeitaufwand von wenigen Tagen so herzurichten, dass man
dort dann schon einziehen könnte. Kayla sagt, dass sie Haus 3 aus
ihrer Sicht schon so gut wie ausschließt, eben weil die bedrückende
Nähe zur Nachbarschaft ihr missfällt, das könne der tolle
Innenzustand dann auch nicht wettmachen. Sie schwärmt am meisten
für Haus 2, eben wegen der einfach idealen Lage, grenzenlos viel
Platz, im Prinzip keine direkten Nachbarn, total ruhig gelegen. Je
mehr sie jedoch über das Haus 1 nachdenkt, um so mehr gelangt sie
auch zu der Erkenntnis, das dieses mehr die für uns optimale
Mischung bietet. Viel Grün, sehr viel frische Luft, so gut wie kein
Straßenverkehr, endlose Ruhe u.s.w. Was dort bleibt, wäre natürlich
die Frage, wie wahrscheinlich ist a) dass die Fabrik in absehbarer Zeit
abgerissen wird oder b) dass sie irgendwie umgebaut oder zu was
anderem genutzt wird, wodurch dann vielleicht mit der Ruhe schnell
Schluss wäre. Nach meiner Einschätzung ist Fall b) eher
unwahrscheinlich, eben wegen der für heutige Verhältnisse miesen
Verkehrsanbindung.

Die Besichtigungen mit Makler und Raiffeisenangestellem waren
vorbei und um nähere Feinheiten für die endgültige Entscheidung
zusammenzutragen, sind wir am Folgetag gleich wieder in die Gegend
gefahren und haben uns an jedem Objekt mindestens 2 Stunden in der
Gegend herumgetrieben. Alles wurde noch mal genauestens inspiziert.
Diese „Nachuntersuchungen" ergaben zwar keine direkte
Veränderung der Platzierung, aber die Bewertungen wurden noch
untermauert und klarer. Stritten sich vorher die Häuser auf den Fotos
haus1 und haus2 noch um den Platz 1, so kristallisierte sich danach
haus1 auch als das wahre Haus auf Platz 1 heraus.
Nun sind wir ja recht neugierig, was im Bezug auf unseren Wohnsitz
in spe ja auch sicher gerechtfertigt ist, weil man genau wissen will,
was auf einen zukommt und in welcher Umgebung man künftig auf
lange Sicht zurecht kommen muss. So entdeckten wir bei Haus 1 in
der hinteren Mauer zum Fabrikgelände hin, eine alte, etwas von
Gestrüpp zugewachsene Tür. Zu unserem Erstaunen war die nicht
abgeschlossen. Man konnte dort mühelos von dem Hausgrundstück
auf das Grundstück der Fabrik gehen. Sie ahnen es, das haben wir
dann auch gemacht und dort die Gegend und auch die Gebäude etwas
erkundet. Natürlich sieht es dort nach rund 19 Jahren Stillstand nicht
mehr aus wie neu. Aber gemessen an der langen Zeit haben sich die
Fabrikbauten noch recht wacker gehalten, da habe ich schon weitaus
schlimmere Ruinen gesehen. Ich weiß, eigentlich sollte man es nicht
tun, aber die Neugierde war einfach zu groß, ja geradezu unerträglich,
an einem Seitenschuppen der Fabrik war eine Tür nur angelehnt und
man konnte so mühelos zunächst ins Innere des Schuppens und von
dort über eine weitere offene Innentür auch ins Innere der Fabrik
selbst gelangen. So sind Kayla und ich einmal, soweit es einigermaßen
gefahrlos möglich war, durch die „tote" Fabrik geschlendert. In
manchen Ecken war es uns aber zu dunkel und zu unübersichtlich, die
haben wir ausgelassen. Auch innen ist der Zustand der Gebäude recht
stabil und es wäre wirklich eine Schande, wenn so etwas abgerissen
würde, das wäre sinnlose Vernichtung von Kapitalwerten. Wo
natürlich alles brach liegt, dort wird ja vermutlich auch Strom, Wasser
und alles abgestellt sein. Aber unsere Verblüffung stieg doch enorm
an, als wir im Erdgeschoss des Hauptbaus schon von weitem in einem
Hallenraum ein eigenartiges Surren vernahmen. Kayla meinte schon,
dass wir wohl besser zusehen, wieder schnell das Gebäude unauffällig
zu verlassen, denn wo etwas surrt, da ist wohl auch jemand, der etwas
macht. Wäre eigentlich logisch, trotzdem steckte ich halb versteckt
den Kopf zur Tür in den nächsten Hallenraum rein, von wo das Surren
kam. Meine Verblüffung stieg dann noch weiter, weil man sah
wirklich weit und breit keinen Menschen, fast alle Maschinen waren
aus diesem Hallenraum auch ausgebaut, nur an einer dicken
Eisenstütze war ein seltsamer dicker weißblauer Zylinder montiert der
schnell rotierte. Wozu das Ding sein soll konnten wir nicht ergründen.
Vermutlich befindet sich in seinem Inneren ein Elektromotor, der es
antreibt. Es sieht aus wie eine verkleinerte rotierende Litfasssäule.
Trotzdem war in dem Gebäude außer uns kein Mensch. Ich habe
dieses eigenartige Ding bei der Gelegenheit auch fotografiert und das
Foto hier mal unter dem Titel fabrik.innen1.jpg beigefügt.
 
Bild Fabrik-innen1
In einer der stillgelegten Fabrikhallen vorne links ein rotierender Zylinder.

Vielleicht wissen Sie, wozu solch ein rotierender Zylinder dient? Wir
haben uns darüber seither schon öfters den Kopf zerbrochen, aber
keine Antwort gefunden. Es muss doch normalerweise einen Sinn
haben, wenn man in einer Fabrik, in der wirklich alles brach liegt,
dann solch einen Zylinder weiter rotieren lässt, da dazu ja mit
Sicherheit ein gewisser Stromverbrauch und dauernder
Energieaufwand mit Kosten anfällt, das macht man doch sicher nicht
aus Spaß. Immerhin muss dann ja dort auch noch Strom installiert
sein, wodurch dann wieder möglicherweise bei Erkundungen
unentdeckte Gefahren drohen, dass man sich einen elektrischen
Schlag holt, denn an allen Enden und Ecken lugen dort auch
abgerissene Kabel hervor, stehen Schaltschränke, teils halb geöffnet,
einige auch von wilden Vandalen zerschlagen. Insgesamt halten sich
hier aber die Vandalismusschäden in Grenzen, vermutlich weil das
Gelände selbst den Vandalen zu abgelegen liegt, denn da kommt man
ja nur über längere Autofahrten hin und weil es ein Sackweg ist, und
selbst das nur, wenn man es weiß. Zufällig kommt hier keiner vorbei.
Öffentlichen Nahverkehr gibt es hierhin gar nicht. Der Geruch in
Teilen dieser Fabrik war so eigenartig, dass ich den heute noch in der
Nase habe. Nicht im Sinne von eklig, eher im Sinne von interessant
oder eher recht außergewöhnlich, aber auch nicht unbedingt
angenehm. Das ist aber nur ein winziger Teil der alten Fabrik, denn
erst vor Ort erkannten wir, dass es sich insgesamt doch um eine
ungewöhnlich riesige Anlage handelt, wie man sie in einem solchen
Ausmaß mit Sicherheit nicht in solch abgeschiedener, ländlicher
Gegend vermuten würde.

Zu dem zugewachsenen Bahnhof auf dem Weg hierhin wollte ich
Ihnen auch noch einiges schreiben, das verschiebe ich aus Zeitgründen
jedoch auf meine nächste Email. So soll es jetzt für heute reichen,

es wünschen Kayla und ich Ihnen noch viele schöne Frühherbst-
Sonnentage, Ihr

Egbert Lappenkeuler


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Hausentscheidung" vom 30.09.2006

Weiterhastende Grüße.

Das gab ja ein Knobelspiel. Sie entsinnen sich an unsere
Entscheidungsnot zwischen den 3 Häusern. Nun, nachdem uns noch
ein schönes Haus an der Mosel für 62.000 Euro angeboten worden
war, haben wir einige grundsätzliche Entscheidungen erst einmal für
uns getroffen. Die Mosel wird es nicht werden, weil eben doch die
Verbundenheit zur Region Stuttgart zu hoch ist, obwohl uns die
Moselgegend sehr gut gefällt. Unterdessen habe ich mich mit Kayla
oft bis spät in die Nacht hinein beraten, um aus den verbliebenen 3
Häusern, die ich Ihnen in meiner letzten Email vorstellte, das für uns
optimale heraus zu finden. Nach sorgfältiger Abwägung und vor allem
nach einem Vergleich sämtlicher Folgekosten, fiel die Entscheidung
eindeutig auf das Haus mit der Bildnummer haus1 von der letzten
Email. Also das Haus vor der Fabrik hat das Rennen gemacht. Wir
haben mit dem Makler bereits alles in die Wege geleitet. Bei einem
Notartermin am Montag wird alles amtlich gemacht, mit Brief und
Siegel, wie man so sagt. Den Kaufpreis konnten wir noch etwas zu
unseren Gunsten nach unten schieben. Das erforderte noch heftige
Verhandlungen, die immer um drei Ecken abliefen. Der Makler hatte
einen gewissen Freiraum, in dem er selbst über den Preisnachlass
verfügen konnte, unsere Vorstellung lag aber noch darunter und so
musste er immer Rücksprache mit dem eigentlichen Verkäufer halten,
der ja heute bei München wohnt. Der Verkäufer selbst bemüht sich
noch nicht einmal beim Notartermin hierher, er hat dem Makler eine
Vollmacht gegeben, so dass der ihn auch beim Notar vertreten wird.
Die Preisvorstellung hatte ich Ihnen ja bereits letzte Woche genannt,
79.000 Euro wollten die haben, wobei man sagen muss, dass die
eigentlich mal 119.000 Euro haben wollten, aber im Laufe der Jahre
bis auf 79.000 Euro runter gegangen waren, um überhaupt noch
Käufer in diese abgelegene Wildnis mit der alten Fabrik im Rücken zu
locken, um es mal überspitzt zu sagen. Langer Rede kurzer Sinn, es
gelang uns, in recht zähen Verhandlungen den Preis auf runde 70.000
Euro zu drücken und zusätzlich zu erreichen, dass der Makler bzw. der
Verkäufer die gesamten Notargebühren und die sonstigen Kosten für
die Bürokratie des Verkaufs in voller Höhe übernimmt. Das heißt, der
Kauf kostet uns definitiv 70.000 Euro und keinen Cent mehr. Der
Makler meinte, dies sei völlig untypisch, aber er habe sich mit dem
Verkäufer darauf einigen können, bevor man jetzt hingeht und uns
ziehen lässt und dann vielleicht weitere Jahre auf einen potenziellen
Käufer wartet. Ein kluger Entschluss, wie wir finden und wir haben
den Kauferfolg gleich mit einer großen Flasche Sekt gefeiert. Kayla
mag Sekt zwar sehr gerne, wird aber extrem müde davon, so dass sie
dann auch bald eingenickt ist. Unsere eigenen Bewertungskriterien
hatte ich Ihnen ja bereits in der letzten Email ein wenig erläutert. In
dem Haus, welches sich in dieser Häuserzeile befindet, hätten wir
nächste Woche direkt nach dem Notartermin schon einziehen können,
das geht hier natürlich nicht ganz so schnell. Aber das andere Haus,
auf dem damaligen Foto haus2, hätte uns zwar in der landschaftlichen
Lage noch einen Hauch besser gefallen, aber die dort notwendigen
Arbeitsaufwendungen waren uns einfach zu viel und vor allem in der
Folge davon auch zu teuer. Selbst wenn man dieses Haus für nur
60.000 Euro bekommen hätte, wäre es am Schluss durch die vielen
unbedingt notwendigen Renovierungsmaßnahmen so teuer geworden,
dass man wahrscheinlich mit dem doppelten des Kaufpreises nicht
ausgekommen wäre. Der zweite große Haken dabei wäre gewesen,
dass wir es nie und nimmer geschafft hätten, bis Ende November auch
nur einen einzigen Raum dort in einen halbwegs bewohnbaren
Zustand zu versetzen. Da hätte man schon teure Handwerker
hinzuziehen müssen, aber dafür fehlt uns das Geld. So bin ich froh,
dass wir mit Haus1 neben der Fabrik den idealen Kompromiss
gefunden haben. Der Makler war großzügig und hat uns nach der
Unterzeichnung des Vorvertrages bei ihm, wirklich gültig ist ja nur
der Vertrag beim Notar, für einen ganzen Nachmittag die Schlüssel
von dem Haus gegeben und uns alleine dort hin fahren lassen. So
konnten wir schon mal ausloten und planen, wie wir genau vorgehen,
nach dem beim Notar Anfang nächster Woche alles unter Dach und
Fach gebracht ist. Das Haus verfügt über 5 Zimmer im Erdgeschoss,
wovon 4 Zimmer relativ klein sind. Der Ausgestaltung nach sind 3 der
kleinen Zimmer zuletzt als Büro benutzt worden. Das vierte kleine
Zimmer als Küche und das große als Wohnzimmer. Im Erdgeschoss
gibt es keine Toilette und kein Bad. Wem im Erdgeschoss derartige
Bedürfnisse entstehen, der muss entweder in den Keller gehen, wo
eine sehr schöne Toilette mit einer Duschecke eingerichtet ist oder
halt in den ersten Stock, wo es ein normales Bad mit WC gibt. Im
ersten Stock gibt es neben dem besagten Bad mit WC nur 2 sehr große
Räume. Früher waren es wohl mal 3 Räume, aber man hat dort eine
Zwischenwand herausgetrennt. Das ist aber alles fachmännisch
gemacht, nicht dass man da Angst haben müsste, etwas würde
wegbrechen. Das Dachgeschoss ist noch nicht ausgebaut, es besteht
aus einem riesigen Speicherraum und einer kleinen Kammer, eine Art
Notschlafzimmer. Im Keller gibt es 4 gleich große Räume, wo in
einem davon mit nachträglich eingezogenen Wänden dieses WC mit
Duschecke  eingebaut wurde, ein anderer dient als Heizungsraum. Die
Kellerwände müssten Sie sehen, alles stabilster ganz dicker
Stahlbeton, wie ein Bunker. Unser Plan für den Umzug steht nun auch
schon weitgehend. Die kleineren ehemaligen Büroräume im
Erdgeschoss sind vom Aufwand her am schnellsten zu renovieren.
Daher werden wir zuerst diese drei kleinen Räume so herrichten, dass
wir darin gut wohnen können. Ein Raum wird wieder Küche, aber
nicht der, der es früher einmal war, sondern der, dessen Fenster Sie
auf dem Foto haus1 vom letzten mal gleich unten ganz links sehen.
Der bisherige Küchenraum hatte sein Fenster nach hinten. Der kleine
Raum daneben, sozusagen der Raum zwischen Eingangsflur, der
Haustüre und der Küche, wird zunächst unser provisorisches
Wohnzimmer. Das liegt dann quasi in der Mitte des Hauses. Als
Schlafzimmer nehmen wir dann zunächst mal den früheren
Küchenraum, mit dem Fenster nach hinten. Die 3 relativ kleinen
Räume lassen sich in Eigenleistung binnen weniger als einer Woche
so herrichten, wie es für unsere Bedürfnisse genügt. Den größten
Arbeitsaufwand macht dabei die Verlegung des Wasser- und
Abflussanschlusses für die Küche in den anderen Raum. Das macht
ein Bekannter von mir, während wir dann in der Zeit die anderen
Räume schon weiter renovieren können. Ansonsten die Decken neu
anstreichen, neu tapezieren und ein neuer Bodenbelag - fertig, mehr ist
nicht nötig. Kostenaufwand insgesamt etwa 150 Euro für alle
Materialien, da man in den kleinen Räumen für den ansonsten gerne
ins Geld treibenden Bodenbelag auf günstige Restrollen aus dem
Baumarkt zurück greifen kann. Dann hat man zwar in jedem Raum
einen anderen Bodenbelag, aber das stört uns nicht, eher im Gegenteil.
Bei großen Räumen geht das nicht, weil solche Restrollen ja meist nur
noch wenige Quadratmeter beinhalten. Auch bei den Tapeten werden
wir auf Restverkäufe der entsprechenden Abteilungen zurückgreifen
oder eine neutrale Raufaser- oder Strukturtapete wählen. Wenn diese 3
Räumlichkeiten dann so aufs einfachste gut bewohnbar hergerichtet
sind, dann ruhen erst mal die Arbeiten im Haus und es wird
umgezogen. Soweit war das mein Ablaufplan. Kayla schlug hingegen
vor, lieber sofort nach dem Notartermin umzuziehen. Unsere Sachen,
es sind ja nicht so sehr viele, alle im ersten Stock in die Räume zu
verteilen, die wir später renovieren wollen, und dann dort in diesen
unrenovierten Räumen eine Art Notschlafstelle einzurichten. Das hätte
den Vorteil, man würde schon sofort im Haus wohnen, bräuchte zum
Renovieren der 3 kleinen erwähnten Räume quasi nur die Treppe
runter und wenn wir die dann fertig hätten, dann räumen wir alles von
oben nach unten in diese Räume und können dann oben mit der
Renovierung fortfahren. Zuletzt wird dann der große Einzelraum im
Erdgeschoss renoviert. Das Reizvolle an dieser Variante wäre, dass
wir es dann sogar schaffen könnten, noch Ende der ersten
Oktoberwoche umzuziehen. Wenn wir jetzt schon unsere Sachen
etwas zusammenpacken, können wir Dienstag und Mittwoch
umziehen. Mal sehen, vielleicht machen wir es auch so. Bei meiner
Methode hätten wir so lange noch hier in Stuttgart gewohnt und hätten
morgens nach dem Frühstück immer die 70 km raus fahren müssen
zum renovieren und abends wieder zurück nach Stuttgart zum
schlafen. Der Vorteil bei Kaylas Methode wäre, neben der gesparten
Fahrerei mit all ihren Kosten, dass wir hier in Stuttgart für die Monate
Oktober und November die Nebenkostenabrechnung schon nicht mehr
bezahlen brauchten. Das sind zusammen immerhin fast 700 Euro.
Man denkt an vieles, aber nicht an alles, da kämen noch 2 Dinge, die
das vielleicht verhindern könnten, der Makler machte uns darauf
aufmerksam. In dem Haus ist derzeit kein Strom- und kein
Wasseranschluss. Das heißt, die Anschlüsse sind schon da, aber es ist
für beides kein Zähler eingebaut, so dass man weder Strom noch
Wasser nutzen kann. Ohne das kann man aber da nicht wohnen und
schon gar nicht renovieren. Wir können das eigentlich erst nach dem
Notartermin beantragen, aber der Makler will versuchen, dass so zu
regeln, dass die zuständigen Versorgungsunternehmen das möglichst
sofort wieder einrichten, wenn wir die Kosten dafür übernehmen. Die
sollen bei ungefähr 150 Euro für das Neuaufhängen des Stromzählers
und bei etwa 60 Euro für die Wasseruhr liegen. Das würden wir ja
machen. Der Makler meinte, die Versorger müssten das eigentlich
innerhalb von 3 bis 4 Tagen hinbekommen. Telefon und Internet wird
sicherlich etwas länger brauchen, wodurch ich Ihnen dann die erste
Email aus dem neuen Haus sicher erst in einigen Wochen schreiben
könnte.
Wir freuen uns jedenfalls riesig, dass nun eine Sache geklappt hat, von
der wir vor wenigen Wochen schon nicht mehr zu träumen gewagt
hätten, auch wenn wir damals niemals mit einem Gedanken an diese
Gegend gedacht hätten. Mosel oder Stuttgart, hieß es da nur. Der
Außenanstrich des Hauses ist uns derzeit noch gut genug, der wird
sicher noch 7 - 10 Jahre halten. Das Dach ist auch noch sehr gut. Mehr
Arbeit ist in dem älteren Werkstattgebäude im Garten, welches heute
als Garage dient. Da muss hier und da am Dach ein wenig
ausgebessert werden, auch sind ein paar Fenster kaputt und innen
etwas mehr Dreck. Dieses Gebäude zählte früher eindeutig zur Fabrik,
das ist uns jetzt klar, denn es ist mit rund 4 m Innenhöhe für eine
Garage ja viel zu hoch und überall sieht man auch noch Reste an den
Wänden und der Decke von alten Anlagen, die sich dort früher einmal
befunden haben. Da hängen noch uralte Rohre in verschiedenen
Größen und für Strom keine Kabel sondern blanke Kupferschienen,
die auf Trägern direkt unter der Decke montiert sind und quer durch
dieses Gebäude verlaufen. Das sieht man nur in Fabriken, wo sehr
hohe Ströme gebraucht werden, unter denen ein Kabel verglühen
würde. Die sind natürlich nicht mehr in Betrieb, man sieht, wo die
früher an eine Außenwand führten, um von dort wahrscheinlich aus
einem Nachbargebäude zu kommen, welches es heute nicht mehr gibt,
dort sind die dann einfach abgesägt und das Loch in der Wand
zugemauert. In einer Ecke des großen Garagenraumes befinden sich
auch noch gemauerte Sockel, auf denen zig dicke Rohre mit uralten
Ventilen und solchen schön geformten Handrädern zum Zudrehen
sind. Die sind so gewellt geformt, wie man früher auf alten Bildern oft
geschwungene Sonnenstrahlen malte. Das sind schon Sachen für den
Antiquitätenmarkt. Draußen im verwilderten Garten befinden sich
quasi mitten im Gestrüpp auch noch 3 Pfeiler, die aus dem Boden
ragen, auf denen oben solche geschwungenen Ventilhandräder
montiert sind. Da müssten also wohl noch unter der Erde alte Rohre
oder so was liegen, die damit früher abgestellt werden konnten.

Wenn man den etwa 4 km langen Weg vom Ort zu dem Haus fährt,
und nur diesen Weg gibt es, wenn man mal von einigen nicht
befestigten Feldwegen absieht, dann kommt man zwangsläufig nach
vielleicht 2,5 km an einer vergessenen Bahnlinie vorbei, über die eine
noch vergessenere Holzbrücke führt. Ein Foto davon habe ich unter
dem Titel Bahnstrecke1 angefügt.
 
Foto Bahnstrecke1: Atemberaubende Bahnbrücke

Nach weiteren 500 m folgt ein alter, vergessener und halb
zugewachsener Bahnhof, davon habe ich Ihnen ebenfalls mal Fotos
unter dem Namen Bahnhof-außen1 und Bahnhof-innen1 beigefügt.
 
Foto Bahnhof-außen1: ein vergessener, stillgelegter Bahnhof von außen

 
Foto Bahnhof-innen1: der vergessene, stillgelegte Bahnhof von innen

Ich konnte es mir nicht verkneifen durch das Gestrüpp näher an den
Bahnhof zu gehen. Kurios fand ich dann, dass die Tür zum Warteraum
sogar offen war und man konnte sich in diesem noch gemütlich auf
eine Bank setzen, so als warte man auf den nächsten Zug, der in 10
Minuten kommen möchte, obwohl dort wahrscheinlich schon seit 15
Jahren kein Zug mehr gefahren ist. Ein schöner alter Ölofen steht auch
noch dort herum und dafür, dass  alles schon lange geschlossen ist,
sieht es noch recht gepflegt aus. Selbst die verrückten Sprayer, die
sonst heute alles heimsuchen, waren dort noch nicht tätig.
Wahrscheinlich liegt das denen zu abgelegen und zudem würde dort
niemand deren Geschmiere sehen, worauf es denen ja auch ankommt.
Das Bahnhofsgebäude macht eigentlich sogar noch einen relativ guten
Eindruck, wenn man nur das ganze Gebüsch und Gewächs entfernen
würde. Von diesem Bahnhofsgebäude bis zur Fabrik und unserem
zukünftigen Haus, ist es vielleicht noch 1 km. Etwa auf halber Strecke
zwischen dem alten Bahnhof und unserem künftigen Domizil folgt
eine kleine Siedlung, die aus 4 einzelnen, weit verstreut stehenden
Häusern besteht und die alle bewohnt sind. Die meisten Bewohner
dieser Häuser scheinen im Rentenalter zu sein, nur im ersten Haus
wohnt eine jüngere Frau, schätzungsweise 22 Jahre, die immer mit
dem Kinderwagen herumfährt.

Wie Sie sicher ahnen, konnten wir es uns nicht verkneifen, einen
weiteren kurzen Erkundungsgang durch die Fabrik zu wagen. Man
muss ja seine neue, zukünftige Heimatumgebung genau erkunden,
könnte man sagen. Dabei habe ich sicherlich 50 weitere interessante
Fotos geschossen, von denen ich Ihnen hier auch einige beifüge. Das
ist ja ein sehr imposanter Bau, hinter dem auf der Rückseite noch
weitere Fabrikgebäude folgen, was wir bei unserem ersten Besuch
noch gar nicht bemerkt hatten. In den Gebäuden könnte man
wahrscheinlich 2 Wochen rund laufen, ohne 2 mal an die gleiche
Stelle zu kommen. Da sind innen Hallenräume drin, wo noch viele
alte Anlagen und Maschinen herumstehen, aber auch einzelne, wo fast
nichts mehr drin ist. Wenn das manch ein Schrotthändler wüsste, der
käme bei den heutigen Schrottpreisen sofort mit einem Großaufgebot
hierher. An den leeren Räumen erkennt man erst richtig, wie
riesengroß das alles ist. Ich habe Ihnen deshalb noch einige Fotos
beigefügt. Besonders endlos ist der leere Hallenraum auf dem Bild
halle-innen4, dort könnte man sicherlich locker 2 - 3 Fußballfelder
reinpacken und zwar nebst Tribünen, insbesondere wenn man
bedenkt, dass von meiner Fotoposition neben dem Drehkran oder was
das für ein schwarzes Ding ist, noch mal die gleiche Raumlänge hinter
mir lag.
 
Foto Halle innen 4: Drehkran in schier endlos großem Hallenraum

Da auf dem hochkant geschossenen Foto aber auch die Breite
bestenfalls zu einem Drittel abgebildet wird, da die ganze Fensterseite
nicht mit drauf ging, kann man sagen, dass auf dem Foto nur ungefähr
ein Sechstel des Raumes zu sehen ist. An dem Tag war heller
Sonnenschein und durch die großzügigen Fenster, die aber nicht in
allen Räumen sind, kam in diesen Raum genug Licht zum
fotografieren hin, denn solche Räumlichkeiten hätte der magere Blitz
meiner Kamera nicht annähernd ausleuchten können. Beim
Fotografieren dort habe ich auch eine Schwäche der billigen Kamera
entdeckt. Wenn die Lichtverhältnisse offensichtlich einen bestimmten
Wert unterschreiten, dann zeichnet die Kamera das Bild nur noch in
schwarzweiß auf. Diesen Effekt sieht man sehr schön auf dem Foto
fabrik-innen9, wo ich in einem weitgehend fensterlosen Hallensaal
diese riesengroßen Elektromotoren mit Druckbehältern, Bottichen
oder was das ist, fotografiert habe.
 
Foto Fabrik innen 9: große Elektromotoren in dunkler Halle

Man muss sich vorstellen, dass wenn man daneben steht, man als
Mensch ungefähr nur ein Drittel so hoch ist, wie jeder dieser Motoren.
In diesem finsteren Hallensaal, der sich relativ weit oben im Gebäude
befindet, ich glaube es war die 4 Etage, wirkt das schon etwas
bedrückend und beängstigend, auch weil man ja nie genau weiß, wo
man hintritt. Stellenweise gibt's auch Löcher in der Decke oder
Schächte in die man stürzen kann, wenn man nicht höllisch aufpasst.
So ist es schon gut, wenn man, wie wir beide, zu zweit ist, denn wenn
dort jemand alleine irgendwo hinein fallen würde, der würde nie mehr
gefunden, außer vielleicht als Knochenmann, wenn die Fabrik mal
irgendwann abgerissen wird. Bei diesem Rundgang konnten wir dann
auch einen kleinen Teil der früheren Fertigungspalette dieser Firma
entdecken. Das hat sich sogar noch ein wenig gelohnt. In einem Raum
lagen noch zahlreiche Reste von natooliven, dunkelblauen und grauen
Textilplanen, die haben wir aber unangetastet gelassen, weil sie zu
groß zum Mitschleppen waren. In einem anderen Raum im 3
Stockwerk der großen Halle, lagen alles solche Einzelgummibänder,
aus denen sogenannte Gepäckspinnen zusammengesetzt werden.
Wissen Sie, diese runden, dehnfähigen  gummiartigen, textilumwebten
Zurrbänder mit beidseitigen Haken dran, mit denen man Ladung auf
dem Transport in Lastern, im Kofferraum oder auch auf dem
Dachgepäckträger festzurrt. Davon lagen dort auf einer Maschine
sicher noch 50 Stück herum, die noch nicht ganz fertig waren, so als
wären die Arbeiter gerade vom Feierabend überrascht worden und
wollten morgen wiederkommen, um die Dinger mit Stanzmaschinen,
die in dem Raum standen, fertig zu neuen Gepäckspinnen
zusammenfügen. Wir haben uns davon dann gleich etliche
mitgenommen, so etwas kann man immer mal brauchen, bestimmt
beim baldigen Umzug. So wie es aussieht, hat die Firma dieses
Gummizeug und dieses Spezialtextilzeug auch alles selbst hergestellt,
also nicht nur diese Waren daraus angefertigt, sondern auch die
Materialien aus den Rohstoffen selbst produziert. Alles aus einer
Hand, mit hoher Fertigungstiefe, wie man heute sagt. Von der Vielfalt
an riesigen Anlagen, die auch teils schon stark rosteten oder im Zerfall
begriffen waren, waren wir mindestens ebenso beeindruckt, wie von
den bereits leeren Räumen, die immer wieder mal dazwischen waren.
Bei den meisten Apparaturen könnte ich Ihnen gar nicht einmal sagen,
wozu die genau dienten. Allerdings stieg unsere Verwunderung
wieder um so mehr, als wir in einem Raum ankamen, wo an einigen
steinalten Maschinen und Schaltschränken noch irgendwelche
Lämpchen und Knöpfe leuchteten, also mussten die doch wohl noch
unter Strom stehen, auch wenn sie nicht liefen. Beispielsweise bei den
Maschinen auf dem Foto Fabrik-innen8 war das so.
 
Foto Fabrik innen 8: alte Maschinen mit leuchtenden Schaltern / noch betriebsbereit?

Ich sagte schon zu Kayla, es wäre ja interessant zu wissen, was
passiert, wenn ich jetzt auf diese leuchtenden Schaltknöpfe drücke, ob
diese Maschinen dann wieder an zu laufen fangen? Natürlich habe ich
das nicht gemacht. Ich glaube, die Maschinen auf dem Foto Fabrik-
innen2 dienten zum Zusammenbacken von den Gummimischungen
für die Gummischnüre, die sich ganz innen in den Zurrbändern der
Gepäckspinnen befinden.
 
Foto Fabrik innen 2: Maschinen zum Zusammenbacken von Gummi?

Sogar im ersten Kellergeschoss der ganz großen Halle befinden sich
teils noch Maschinen. Diese Halle hat sogar 2 oder 3 Kellergeschosse,
weil aber nur ins erste Kellergeschoß Licht eindrang und weiter tiefer
alles stockfinster war, haben wir uns dort nicht hingetraut. Im ersten
Kellergeschoss sind halbhohe Außenfenster, die draußen direkt am
Boden beginnen, ähnlich wie Lichtschächte. Die Maschinen dort
sehen Sie auf dem Bild Fabrik-innen5.
 
Foto Fabrik innen 5: Textilgewebe-Fädelmaschinen?

Ich vermute, dass diese Maschinen das Textilgewebe um die
Gummischnüre der Gepäckspinnen fädelten. In einer weiteren großen
Halle, die sich hinter der Haupthalle befindet und die von vorne gar
nicht einsehbar ist, die aber völlig anders gebaut ist, mehr in
Stahlbauweise, fanden wir die eigenartigen Anlagen auf den Fotos
Fabrik-innen3 und Fabrik-innen7. Dazu muss man bemerken, weil
man es ohne Bezugsgröße auf den Fotos nicht so recht erkennt, dass
beispielsweise das riesige rostige Rohr auf dem Foto 7
schätzungsweise eine Höhe von mindestens 8 m und einen
Durchmesser von 1,5 - 2 m hat.
 
Foto Fabrik innen 3: Großanlagen in großer Stahlhalle

 
Foto Fabrik innen 7: Rohre unbeschreiblichen Ausmaßes in großer Stahlhalle

In einem früheren Büroraum stießen wir auf eine Art Vorfahre des
Computers. Dieses Gerät sah aus, wie ein Gemisch aus Fernschreiber,
Schreib- und Rechenmaschine, das Foto fabrik-innen13 zeigt es.
 
Foto Fabrik innen 13: in einem Büro mechanischer Vorfahre des Computers?

Im Rahmen weiterer Erkundungen der Umgebung sind wir dann auch
mal über einen Feldweg von hinten an das Fabrikgelände gegangen,
das heißt, wir haben es versucht, aber dazwischen liegen breite
Grasweiden, so dass man nicht mehr ganz bis an die
Grundstücksgrenze zum Fabrikgelände kommt. Das sehen Sie auf
dem Foto fabrik-außen2.
 
Foto Fabrik außen 2: Blick aufs Fabrikgelände von weit hinten nordwestlich

Im hinteren Bereich steht dort noch ein weiterer Schornstein,
allerdings viel niedriger, als vorne der und aus Eisen. Man sieht auch
gut, wie zugewachsen das Gelände im Übergangsbereich schon ist.
Das Areal der alten Fabrik ist insgesamt so groß, dass ich noch gar
nicht richtig abschätzen kann, wie weit das überhaupt reicht. Wir
waren bei unseren Erkundungen auf dem Gelände stets nur in der
vorderen riesengroßen, aus Steinen gemauerten Halle, in einer
ebenfalls recht großen alten Stahlbauhalle dahinter, einer schon
ziemlich verfallenen Halle aus Bruchsteinmauerwerk, siehe fabrik-
innen11, und dem Innenhof dazwischen, aber hinter diesen gerade
genannten Gebäuden geht das Grundstück noch sehr viel weiter nach
hinten, wo dann weitere Gebäude und Anlagen folgen, wozu auch der
abgebildete zweite Schornstein und weitere Hallen zählen, die man
von diesen Grasweiden aus sieht.
 
Foto Fabrik innen 11: Leider schon ziemlich im Verfall befindliche Halle

Es ist schon imponierend, was das für eine große Fabrik war. So etwas
würde man in der Nähe solch recht unbekannter Dörfer gewiss nicht
vermuten. Da werden wir sicher noch einiges zu erkunden haben,
wenn wir erst einmal hier wohnen, zumal durch eine einfach zu
öffnende Tür an der rückwärtigen Mauer unseres künftigen
Grundstücks der Zugang bequem jederzeit möglich ist.

Bei aller Vorfreude auf das eigene Haus, auf den jetzt endlich einzig
wahren Umzug in ein eigenes Gemäuer, ist es für mich schon ein
komisches Gefühl, aus Stuttgart weg zu ziehen und dann auch noch in
so ein kleines Dorf und so weit außerhalb, fast in der Einöde. Wir sind
gespannt wie die Flitzebögen auf das Landleben. Zunächst wird man
sich auch schlau machen müssen, wo es dort überhaupt halbwegs
brauchbare Einkaufsmöglichkeiten gibt. So viele günstige
Einkaufsquellen, wie hier in Stuttgart, wird es sicher nicht geben.
Wenn man schnell mal etwas besorgen möchte, z.B. aus einem
Baumarkt, dann muss man sicher nach Karlsruhe fahren. Kayla sieht
das alles lockerer und findet, dass sie zwar sehr gerne in Stuttgart
gewohnt hat, aber dass sie sich nicht mit Stuttgart zwingend
verbunden fühlt. Sie kann sich, mehr noch als ich vorstellen, dass sie
am neuen Wohnsitz noch viel lieber wohnt. Sicher muss man da
unterscheiden, auf welchen Teil sich das „lieber wohnen" mehr
bezieht. Ganz klar wohnt man lieber in den eigenen 4 Wänden, als in
einer Mietwohnung, das ist schon eine automatische Grundhaltung,
die unabhängig vom Ort ist. Betrachtet man jedoch den Wohnort, also
die Heimatstadt, unabhängig von der Wohnung oder dem Haus, dann
hatte für mich Stuttgart eben doch schon etwas, was man am
einfachsten mit dem Begriff Heimat umschreibt. Es ist klar, dass diese
Art von Heimatgefühl bei Kayla erst gar nicht wachsen konnte, dafür
verlief ihr Leben bislang viel zu unstet und ihre Zeit in Stuttgart
währte ja insgesamt mal gerade gut 3 Jahre.

Für den Umzug bekomme ich von meinem Umzugsbekannten wieder
dessen älteren Ford - Transit geliehen und ich denke, dass wir mit 2
bis 3 Fahrten den Umzug bewältigt kriegen. Normalerweise müsste
man bei dichter Bepackung des Laderaums mit 2 Fahrten gut
auskommen, zumal wir kleine Teile vorher schon mit dem Subaru im
Kofferraum rüberfahren. Da wünschte man sich jetzt wieder den VW -
Golf - Variant, da hätte man sicher schon so viel reinpacken können,
dass man vielleicht sogar mit einer Transit - Fahrt ausgekommen
wäre.

Eine weitere Sache, die uns nun überhaupt nicht betrifft, aber ich fand
es bemerkenswert, weil sie aufzeigt, wie verflochten heute oft
unbemerkt scheinbar harmlose sportliche Aktivitäten mit ganz
anderen Zielen sind, ohne dass es die meisten Akteure selbst wissen.
Hier war da einiges aufgeflogen und das betraf insbesondere die
Sportart der Kanuten, also diese Paddelbootfahrer, wie man hier im
Volksmund so sagt. Sicher haben Sie schon mal was von dieser aus
den USA stammenden, recht zweifelhaften und sektenartigen
Organisation Scientology gehört. Die verbreitet solche eigenartigen
Glaubensbekenntnisse, könnte man vereinfacht sagen, die vor allem
zugleich gegenseitige wirtschaftliche Verflechtungen beinhalten, die
eine Art Grundregeln für angeblichen, wirtschaftlichen Erfolg aller
Anhänger an die Hand gibt, was aber am Schluss vor allem im
wirtschaftlichen Erfolg einiger weniger Herren dort und einer Art
verdeckter Hörigkeit der Untertan dient.
Jedenfalls war nun aufgefallen, dass besonders etliche Kanu-Clubs
teils unterwandert sind von Mittelsmännern dieser Scientology -
Bewegung. Deren Anhänger bekleiden dort wichtige Posten und
haben schon teils seit Jahrzehnten ihre verschrobenen Ansichten auch
dem Kanuten-Nachwuchs untergejubelt. Es wurden für die Sportler
beispielsweise angebliche Entspannungs-Seminare abgehalten, die
angeblich der Erzielung besserer sportlicher Leistungen dienen
sollten, aber in Wahrheit waren es zugleich verdeckte Scientology -
Seminare, bei denen sich besonders jugendliche Schüler ohne all zu
festen Halt und vor allem solche ohne ausgeprägte Urteilsfähigkeit
leicht in deren Richtung umdrehen ließen.

Vor mehreren Wochen berichtete ich Ihnen über die Beerdigung von
dem guten Bekannten von mir, diesem Fritz.
Nun hörte ich, dass der in den letzten Monaten seines Lebens wohl
doch schon ziemlich verändert und man könnte sagen, geistig
umnachtet gewesen sein soll. Seine Frau hat mir das neulich erzählt,
als ich die zufällig bei einem Friedhofsbesuch traf. Er habe z.B. oft
unvermittelter Dinge plötzlich laut Namen von früheren Bekannten
und Verwandten ausgerufen, teils von Leuten, die in seinem Leben
schon 20 Jahre nicht mehr auftraten und keine Rolle mehr spielten.
Dann hat er stets nach dem Ausrufen der Namen lauthals über die
Leute geschimpft und seltsame Dinge über die erzählt, die überhaupt
nicht stimmten. Mitunter habe er aber eine Viertelstunde später davon
gar nichts mehr gewusst, dass er die beschimpft hatte, und felsenfest
behauptet, er habe kein Wort über die gesagt. Na ja, wer weiß welche
Eigenheiten einen selbst einmal mit vorrückendem Alter ereilen, daher
will ich da gar nichts negatives drüber sagen.

Zu Kayla habe ich schon gesagt, jetzt, wo wir wieder eine
funktionsfähige Digitalkamera haben und wo wir bald Stuttgart
verlassen, müsste man noch mal alle markanten und interessanten
Punkte von Stuttgart aufsuchen und fotografieren, um sie für später
festzuhalten. Zu viel verändert sich heute zu schnell und wer weiß, ob
wir dann Stuttgart noch mal so wiedersehen, wie wir es demnächst
verlassen. Im Prinzip mag man über solch eine Aussage lachen, aber
sind wir einmal ehrlich, wer mit offenen Augen durch die Welt geht,
der wird schon längst festgestellt haben, dass heute nichts mehr lange
Bestand hat. Selbst markante Bauwerke verschwinden oft über Nacht,
um es mal übertrieben zu sagen. Alles befindet sich in der ständigen
Umgestaltung und man hat den Eindruck, als gelte es, möglichst
binnen kürzester Zeit die ganze Welt auf den Kopf zu stellen. So hat
man beispielsweise in Stuttgart erst vor wenigen Monaten einen
kompletten Baumarkt niedergerissen, der erst vor vielleicht 8 Jahren
für viel Geld neu gebaut wurde. Die Besitzer, zuletzt war das eine
große Baumarktkette, hatten voriges Jahr festgestellt, dass an dem
Standort die Umsatzerwartungen nicht erfüllt wurden und dann
geschlossen. Jetzt vielleicht im Mai rückten die Bagger an und haben
dort alles platt gemacht. Das ist doch eine hirnlose Verschwendung
und Vernichtung von Werten. Die Gebäude waren ja fast noch neu,
denn nach 8 - 10 Jahren sind die doch nicht verschlissen. Da sie in
einem Gewerbegebiet lagen, wären die doch sicherlich an eine andere
Firma zu verkaufen gewesen, aber nein, da reißt man gleich ab. Der
Wandel geht heute schnell, wie ich finde, oft zu schnell. Nun mag ein
Baumarkt jetzt nicht gerade ein Gebäude sein, von dem man sagt, dass
es sich lohnen würde, es genau zu fotografieren, um wenigstens die
Bilder davon der Nachwelt zu erhalten, aber das sagt man heute. In 20
Jahren kann sich keiner mehr daran erinnern, dass es dort überhaupt
mal einen Baumarkt gegeben hat und dann sind auch solche Fotos
wertvolle Zeitzeugen.
Da man ja heute fast alles digital fotografiert, entfällt die Möglichkeit,
die Fotos als Negativ aufzuheben. Natürlich speichert man sie
irgendwo, meist sicher auf einer selbst gebrannten CD. Da hat mir
aber neulich ein Computerexperte gesagt, die Leute, die Fotos auf
Selbstbrenn - CD und DVD speichern, sollten behutsam mit ihren
Daten umgehen und sämtliche CD und DVD spätestens alle 4 Jahre
auf eine weitere, neue Sicherungs - CD / DVD kopieren, da man
schon sehr oft Fälle hatte, in denen die CD nach knapp 5 Jahren nicht
mehr lesbar war, bzw. wo einzelne Fotodateien darauf dann schon
unlesbar waren. Er sagte, das hängt aber auch sehr stark vom CD -
Brennertyp sowie noch mehr vom verwendeten Rohling ab, da gebe es
erhebliche Unterschiede in der Langzeitbeständigkeit, die noch gar
nicht richtig erforscht wären. Meist trifft es die schönsten Fotos zu
erst, wie es im Leben halt oft so ist. So entsteht ja bei jemandem, der
sehr viele Fotos hat ein enormer Verwaltungsaufwand, weil der
ständig nachhalten muss, dass seine gespeicherten CD und DVD alle
paar Jahre frisch kopiert werden. Der Computerexperte sagte, dass in
den USA findige Geschäftsleute darin schon eine Marktlücke erkannt
hätten und diese Aufgabe den Kunden gegen eine entsprechende
Gebühr abnehmen oder gleich diese CD und DVD auf eine echte,
industriell gefertigte CD / DVD brennen, die mindestens 100 Jahre
halten soll, weil da nicht ein simpler, schwacher Hobby-Laser eine
Folie im Inneren der CD anbrät.

Große Entrüstung herrscht hier über die Praktiken der Gebühren-
Einzugszentrale für die Fernsehgebühren. Sehr viele Wohnungen hier
in der Gegend haben plötzlich ein Schreiben der GEZ erhalten, dass
sie noch nicht bzw. nicht korrekt angemeldet wären. Wir haben
ebenso ein derartiges Schreiben erhalten, obwohl wir ganz normal
unsere Rundfunkgebühr zahlen, die ja beileibe für das gebotene
Programm viel zu teuer ist. Letzteres ist natürlich Ansichtssache, aber
gleich 2 mal die Gebühren zu verlangen, das ist einfach unverschämt.
In unserem Fall stellen die sich auf den Standpunkt, dass Kayla
sozusagen ja eine eigenständige Person ist, die unabhängig von mir
oder unserer Lebensgemeinschaft die Gebühren ebenfalls in voller
Höhe bezahlen müsste. Das ist wieder typisch. Die raffgierigen und
überbezahlten Bosse der Öffentlich Rechtlichen kriegen den Hals
nicht voll, verplempern die Millionen wieder für irgendwelche Sport-
Übertragungsrechte, in dem sie den Veranstaltern im Wettbewerb mit
den Privaten die Rechte durch höhere Preisangebote abjagen, die nun
auf diese Weise wieder eingespielt werden sollen. Es war ein
Antwortbogen dabei, dort habe ich einfach den Vermerk eingetragen,
dass ich ja bereits Gebühren zahle. Wenn die nun wieder auf die Tour
kommen und von Kayla eine Extragebühr haben wollen, dann
schreibe ich denen zurück, dass alle Radios und Fernseher hier in der
Wohnung mir gehören. Es ist doch nicht einzusehen und eine
Frechheit, für eine Lebensgemeinschaft da gleich doppelt abkassieren
zu wollen. Das wären in der Summe dann über 400 Euro
Fernsehgebühren pro Jahr und das für dieses Scheißprogramm, bei
dem 40 % Sport sind, die aber wegen der teuren Übertragungsrechte
über 50 % aller Kosten ausmachen die wir uns gar nicht ansehen.
Wären Kayla und ich verheiratet, dann bräuchte sie ja auch keine
Extra - Gebühr zu zahlen. Diese Schreiben haben aber nicht nur wir
erhalten, alle Leute hier im Haus und auch in der Umgebung, sogar
solche, die alleine leben. Wahrscheinlich versucht man so zwanghaft
flächenmäßig alles abzugrasen und es werden sich genug Leute
finden, die dann gleich den Wisch ausgefüllt mit Kontonummer und
Abbuchungsgenehmigung zurück senden, nur aus Angst vor denen, da
die in dem beigefügten Begleitschreiben auch eine große Drohkulisse
aufbauen, was für schlimme Folgen angebliches Schwarzsehen haben
kann. Wissen Sie, ich war bislang kein Anhänger des Schwarzsehens,
aber wenn die nun auf solche Betrüger-Methoden setzen, nur um ihre
überzogenen Ausgaben im Sportsektor wieder einzuspielen, dann
plädiere ich für die Abschaffung der Öffentlich Rechtlichen
Programme und man sollte ruhig überall das Bezahlfernsehen
einführen, bei dem ich nur noch das bezahle, was ich auch wirklich
sehe. Einen ähnlich dicken Hals kriege ich schon wieder, wenn ich
lese, was die mit der Gebührenpflicht für Computer vorhaben.
Unabhängig davon, ob man sich mit einem internetfähigen Computer
überhaupt Fernsehprogramme downloadet, soll man ja ab nächstem
Jahr auch dafür Fernsehgebühren zahlen. Das ist eine bodenlose
Unverschämtheit, weil Nutzer wie wir den Computer niemals dafür
nutzen werden. Ich würde denen wünschen, dass alle das boykottieren
und sich notfalls auch keiner mehr einen Computer kauft, bis dass
diese Abzockermanieren endlich aufhören. Es ist überhaupt schon
eine Unverfrorenheit, dass staatliche Institutionen dabei noch
mithelfen, so etwas rechtens werden zu lassen.

Aber genug der unschönen Dinge. Wir freuen uns schon auf Morgen,
den Notartermin. Dann können wir uns ab übermorgen im eigenen
Haus breit machen. Ich hoffe, dass bis dann auch der Strom- und
Wasseranschluss dort funktioniert, damit wir gleich loslegen können.
Wie ich oben schon andeutete, weiß ich noch nicht, wie das dort dann
mit Telefon und Internet aussieht, wodurch es dann unter ungünstigen
Umständen eine längere Pause bei meinen Emails geben könnte. Aber
so schnell schießen die Preußen nicht und ich bin mir recht sicher,
dass ich zumindest nächste Woche noch von hier aus Stuttgart eine
weitere Email zu Ihnen schicken kann. Bis dahin weiß man dann auch
sicher wieder mehr zu diesen Dingen. So ende ich jetzt hiermit, auch
noch viele Grüße im Namen von Kayla und natürlich auch von mir,
bis zum nächsten Mal, Ihr

Egbert Lappenkeuler