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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Kabeljaufilet” und “Gutes Verhandlungsergebnis!” aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Kabeljaufilet" vom 09.09.2006

Neu hervorlugende Grüße!

Es ist schon verrückt, da gelingt es, monatelang in ruhiges Fahrwasser
zu geraten und ein eigentlich beschauliches Leben zu führen, doch
plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und man bekommt kein
Bein mehr auf die Erde vor lauter Hektik.

Wie ich Ihnen schon schrieb, hatte die Wohnungsmanagement-
Gesellschaft einen absolut miesen Brief geschrieben, den ich nur noch
per Anwalt beantworten ließ. Es ist erstaunlich, binnen weniger Tage
kam dadurch eine Hektik auf, das glaubt man kaum. Nachdem der
Anwalt die Fakten auf den Tisch gelegt hat und nach seiner
eingehenden Prüfung ist ganz klar, dass der Mietvertrag zu 100 %
gültig ist, den wir mit der früheren Entwicklungsgesellschaft
geschlossen hatten, in dem uns ausdrücklich bescheinigt wird, dass
wir eben die besagten 9 Jahre mietfrei wohnen können,
ausgeklammert die Nebenkosten. In einem Ergänzungsvertrag, der
ebenfalls damals von allen Beteiligten unterschrieben wurde, ist auch
ausdrücklich dargelegt, warum wir diese Vergünstigung erhalten. Es
ist eben in diesem Sinne keine Vergünstigung, sondern eine
Vergütung für den Schaden, der uns durch die Aufgabe der
Mobilheime im Laufe der Zeit quasi entsteht, weil wir in den
Mobilheimen, die wir der Entwicklungsgesellschaft nebst
Grundstücksfläche überließen, ja mietfrei wohnten, wenn man mal
den Obolus für die anteiligen Grundsteuern, Müll u.s.w. ausklammert.
Das sei alles völlig rechtens und da kann kein nachfolgender
Eigentümer des Hauses jetzt daher kommen, und einfach sagen, das
sei alles nur unzulässiges Gemauschel gewesen und sie hätten damit
nichts zu tun und brauchten sich daran nicht zu halten. Der Anwalt
sagte, dass die Schweizer aus seiner Sicht in einem Prozess, der darum
schlimmstenfalls angestrengt würde, ganz schön alt aussehen würden
und praktisch überhaupt keine Chancen hätten, mit ihrer Darlegung
durchzukommen. Er meinte, die Schweizer kennen wohl die
deutschen Mieterschutzgesetzte noch nicht. Es wäre deren Aufgabe
gewesen, vor dem Kauf des Hauses alle bestehenden Mietverträge
beim Verkäufer einzusehen und dann hätten sie entscheiden können,
ob ihnen das zusagt oder nicht und wenn denen das zu diesem
Zeitpunkt nicht gepasst hätte, dann hätten sie das Haus eben nicht
kaufen dürfen. Jetzt sei es zu spät, um zu sagen, dieser Mietvertrag
gefällt uns nicht, den sortieren wir sozusagen aus und wir müssten
deshalb raus. Diese Aussagen von dem Anwalt beruhigten uns
natürlich gleich ungemein. Selbstverständlich hat er das den
eidgenössischen „Wohnungsmanagern" auch gleich mitgeteilt. Deren
Reaktion folgte prompt, in dem sie dem Anwalt per Fax schrieben,
dass sie da zwar durchaus anderer Rechtsauffassung wären, da die
zuständigen Mitarbeiter der Entwicklungsgesellschaft mit dieser
Abmachung unzulässig gehandelt hätten, aber dass ihnen ausdrücklich
daran gelegen sei, eine gütliche Einigung herbei zu führen. Falls wir
das als Drohung aufgefasst hätten, dann wäre das gar nicht so gemeint
gewesen, sondern nur eine nüchterne Darlegung der Sachlage aus
ihrer Sicht. Na ja, man merkte schon, wie die sich um den heißen Brei
gewunden haben, um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen. Die
dachten, der Lappenkeuler ist ja blöd und seine asiatische Tussi
begreift sowieso nicht, worum es geht, da werden wir mit denen schon
leicht fertig und ekeln die auf diese Weise aus dem Haus und können
die Wohnung dann für 1.400 Euro plus Nebenkosten vermieten. Klar
das wäre für die ein Reinverdienst von 1.400 Euro pro Monat, also
16.800 Euro im Jahr, dafür kann man schon mal böse Briefe
schreiben. Danach lief das dann aber zweigleisig, was mir nicht so
ganz behagt, obwohl es bisweilen im weiteren Verlauf nicht schlecht
klingt. Dem Anwalt gegenüber haben die nur einen auf Rückzieher
gemacht, eben auf die Tour, das sei ja alles nicht so gemeint gewesen
und ein riesiges Missverständnis. Bei uns tauchte dann ein ganz
anderer Herr als neulich auf, sehr freundlich, dass muss man sagen,
aber der Kerl ist auf solches Geschwätz geschult, das ist klar. Der
entschuldigte sich zuerst zigmal für die etwas aus dem Ruder
gelaufenen Formulierungen in besagtem Brief, rückte dann aber
langsam immer mehr mit seinem wahren Ansinnen heraus. Fakt ist
wohl, dass die uns tatsächlich hier raus haben wollen. Klar, besagte
Mieteinnahmen in der Höhe wären schon Anreiz genug, aber nicht
einmal der Hauptgrund, denn, wie ich nebenbei erfuhr, haben die wohl
mit dem Haus etwas spezielles vor. Das soll mit enormem Aufwand
erneut umgebaut werden und dann irgendwie gewerblich genutzt
werden, für Büros, Arztpraxen oder so was. Dann kassieren die noch
wesentlich mehr Miete, als die besagten Beträge. Ist klar, da stören
wir, wahrscheinlich die anderen Mieter aber auch, allerdings stehen ja
auch noch einige Wohnungen sowieso leer. Sie ahnen es schon. Jetzt
geht das gleiche Spiel, was wir quasi bis Anfang des Jahres hinten in
den Mobilheimen erlebt haben, hier schon wieder los. Kayla hat dem
Kerl das auch sehr farbig ausgemalt, ob er sich denn überhaupt
vorstellen könne, wie das ist, wenn man gerade vor wenigen Monaten
eingezogen ist, und sich die ganze Mühe mit Umzug und
Neueinrichtung der Wohnung gemacht hätte, auch sich gerade beginnt
wieder ein wenig heimisch zu fühlen, und da komme er jetzt schon
wieder mit so was. Sie hat ihm dann auch ganz klar gesagt, dass sie
unter solchen Vorzeichen in dem Fall, dass wir uns darauf einlassen
würden, eine gewaltig ordentliche Entschädigung zusätzlich zur Hilfe
bei der Beschaffung einer anderen mietfreien Wohnung erwarten
würden. Er meinte dann ganz jovial, dass wir soweit zwar noch nicht
wären, aber aus ihrer Sicht müsse man das anders und vor allem völlig
entkoppelt regeln. Er meinte, sie würden sich dann gar nicht in die
Beschaffung einer Ersatzwohnung einmischen. Wir sollten die selbst
suchen, wo immer wir wollen, egal bei welchem Anbieter. Sie würden
mit uns dann nur einen entsprechend ordentlichen Geldbetrag
vereinbaren, der zugleich eine Entschädigung für all diese Last und
Unannehmlichkeiten, aber auch für den Wert der 9jährigen
Mietkosten darstellen würde. Wie und was wir mit dem Geld dann
machen, das wäre alleine unsere Sache, nur wir müssten dann
spätestens zum vereinbarten Termin hier komplett wieder ausziehen.
Wohin wir dann ziehen u.s.w., das wäre dann einzig und allein unsere
Sache, damit hätten sie dann gar nichts mehr zu tun. Das sei ein
Vorteil für alle Beteiligten. So hätten sie selbst keine Mühe damit,
langwierig Ersatzwohnungen für uns zu suchen und anbieten zu
müssen. Auch falle der fade Beigeschmack weg, dass sie uns damit ja
doch nur überrumpelt hätten, wenn einem beispielsweise die
Ersatzwohnung später doch nicht so gefallen würde. Vor allem aber
bliebe für uns der immens große Vorteil, dass wir dafür völlig
individuell alle Möglichkeiten hätten, die es gibt, sich völlig frei und
losgelöst von der Managementfirma die Ersatzwohnung zu suchen,
die ausschließlich wir für ideal halten und das vollkommen ohne
jegliche Kompromisse der Managementfirma gegenüber. Im Klartext,
stellen die sich das so vor, dass wir eine entsprechend hohe
Einmalzahlung erhalten und das war's dann, jedenfalls aus deren
Sicht. Keine weitere Hilfe bei der Beschaffung einer neuen Wohnung,
keine Einmischung oder dergleichen. Das klingt eigentlich nach dem
Idealfall, sofern die gebotene Summe akzeptabel ist. Die wurde
natürlich noch nicht genannt. Das wäre dann jetzt aus unserer Sicht,
falls es dazu kommen sollte, im Nachhinein die Ideallösung, die wir
eigentlich beim Wegzug vom Campingplatz schon anstrebten, die
dann aber im letzten Moment aus den damals geschilderten Gründen
doch noch scheiterte. Der größte Nachteil für uns wäre dabei natürlich
der, dass wir hier den ganzen letzten Umzug quasi für die Katz
gemacht haben und nun in absehbarer Zeit schon wieder umziehen
müssten. Versüßt würde das natürlich dann nur, wenn der Betrag, den
wir erhalten auch wirklich hoch genug ist, dass man unter
realistischen Vorzeichen sagen kann, er reicht aus, um davon 9 Jahre
lang die künftige Miete begleichen zu können und es bleibt zusätzlich
auch noch genügend übrig, was man als Entschädigung für den
ganzen Ärger, die sinnlose Arbeit mit den Umzügen und die
Bereitschaft das überhaupt zu machen, werten könnte. Kayla und ich
haben in den letzten Tagen da schon viel diskutiert, was man da für
einen Betrag erwarten kann und wo die Grenzen liegen, ab denen man
sagt, das machen wir nicht, dann bleiben wir stur hier wohnen und
lassen es notfalls auf eine Klage der Schweizer ankommen. Wie
gesagt, Zahlen haben die noch keine genannt und wir sind da schon
gespannt, was die uns anbieten werden.

Zu etwas ganz anderem. Sicher gibt es bei Ihnen in der Gegend auch
die Seuche mit den Sprayern, die Hauswände, Bahnen und Busse mit
ihren wertlosen Farbschmierereien und verstümmelten Texten
verunstalten. Ich habe allerdings den angenehmen Eindruck, dass die
Aktivitäten der verrückten Sprayer seit etwa 2 Jahren langsam
nachlassen, was aber nichts heißen muss. Nun trat in den
zurückliegenden Tagen vermehrt hier im Raum jemand in Aktion, der
die Sprayer ganz offensichtlich mit den eigenen Waffen schlagen will.
Der hat auf verschiedene Busse und Baustellenabsperrungen in großen
rot-schwarzen Lettern den Spruch gesprayt: „Nur ein toter Sprayer ist
ein guter Sprayer!" Ich habe das selbst schon an einigen Linienbussen
in den letzten beiden Tagen gesehen, weil es so groß in ganz fettem
schwarz mit grellrotem Rand geschrieben ist, dass man es gar nicht
übersehen kann. Das hat dann schon für etwas verhaltenen Wirbel
gesorgt, weil man befürchtet, dass gerade das einige Sprayer aus ihren
Rattenlöchern hervorlockt, um ihre Aktivitäten wieder zu verstärken,
nur aus Trotz, um dem zu zeigen, dass sie sich von solchen
Forderungen nicht klein kriegen lassen. Ein Psychologe meinte schon
in einem Statement eines regionalen Radiosenders, man müsse das
ganz anders verstehen, dass sei eine verdeckte Selbstmorddrohung
und man müsse alleine deshalb schon alles daran setzen, den Sprayer
dieses Spruchs zu kriegen, um ihn vor sich selbst zu schützen. Denn
die logische Schlussfolgerung ist ja, wenn alle Sprayer tot sind, wäre
er selbst ja auch darunter, da er diesen Spruch ja gesprayt hat. Das ist
die Denkweise eines Psychiaters, aber ich denke, der Sprayer wollte in
erster Linie genau eines: provozieren. Immerhin hat dieser Sprayer
damit das erreicht, wovon eigentlich alle Sprayer träumen und was die
nur haben wollen, dass sie wahrgenommen werden und
Aufmerksamkeit erlangen. Die meisten Sprayer erreichen das doch
heute schon längst gar nicht mehr. Gut, man sieht ihr Geschmiere
zwangsläufig, aber weil man eben überall darauf trifft, schaut man es
sich doch schon gar nicht mehr wirklich bewusst an, was da
möglicherweise dargestellt ist oder geschrieben steht, man registriert
im Hirn nur noch automatisch: unerwünschtes Geschmiere - ekelhaft -
nächster Gedanke, man nimmt es nicht mehr wirklich wahr und
bewertet es meist noch nicht einmal mehr. Man sieht es bestenfalls
noch so, wie man bei einer täglichen, gleichförmigen Fahrt zur
Arbeitsstelle, die man seit Jahren macht, das Gras zwischen der
Bordsteinkante sieht. Man sieht es und sieht es doch nicht, wenn Sie
wissen, was ich meine. Bei Texten hat man sich ohnehin längst
abgewöhnt, sie überhaupt noch zu lesen, außer wenn sie so extrem
aufdringlich gemalt sind, wie jetzt das mit den toten Sprayern, wo
man das Lesen gar nicht vermeiden kann und der Text ja auch einen
für jeden nachvollziehbaren, zusammenhängenden Sinn ergibt.
Meistens schmieren die ja nur irgendwelche Schlagworte und die dann
meist noch verstammelt mit den Deutschkenntnissen eines
zweijährigen Kleinkinds hin. Ich hege ja oft den Verdacht, das der
typische Sprayer, sofern es den überhaupt gibt, eine Persönlichkeit ist,
die in ihrer geistigen Entwicklung in gewissen Bereichen stark
zurückgeblieben oder besser gesagt, geistig stark verkümmert ist.
Früher hat man sich wenigstens noch über jedes dieser „Kunstwerke"
geärgert, aber das ist doch schon längst nicht mehr der Fall, eben weil
man es gar nicht mehr richtig wahrnimmt, solange es nicht an den
eigenen Wänden klebt.

Das kommt davon, wenn man an Sachen bastelt, von denen man keine
Ahnung hat. Sie entsinnen sich vielleicht, ich hatte ja vor einigen
Monaten neben einem sehr guten, hochwertigen aber älteren Fahrrad
ein altes Mofa bei einer Umzugshilfe mit meinem sogenannten
Umzugsbekannten kostenlos ergattert. Jetzt wo wir neulich autolos
waren, hatte ich das angemeldet, man braucht es ja nur bei der
Versicherung anzumelden und das kostet nicht viel. Dann hatte es sich
bei häufigerem Gebrauch leider als unzuverlässig erwiesen, weshalb
der frühere Besitzer es wohl auch los werden wollte. In den ersten
Tagen der Benutzung lief es eigentlich ganz anständig, auch vor
einigen Wochen noch, außer dass manchmal unvermittelt ohne mein
Zutun die Geschwindigkeit etwas absackte, auch auf schnurgeraden
Strecken ohne Steigung. Das hielt sich aber in Grenzen und war
hinnehmbar. Es sackte dann von vielleicht 38 km/h auf 28 km/h ab,
normalerweise darf man ja ohnehin nur 25 km/h damit fahren. Meist
entschwand dieser Effekt nach 5 Minuten von selbst wieder und es
wurde dann wieder schneller. Mit diesem Fehler hätte ich leben
können, ohne etwas daran zu machen. Jedoch plötzlich, ausgerechnet
als ich damit quer durch die Stadt nach Fellbach gefahren war und
sicherlich noch über 10 km von hier entfernt war, ging mitten in der
Fahrt ruckelnd der Motor aus. Benzin war noch genug drin, es braucht
auch nicht viel Benzin, aber irgendwo war ein Fehler drin. Nachher
habe ich es dann wieder irgendwie ans Laufen gekriegt, aber fragen
Sie mich bitte nicht wie, es lief halt wieder. Schon auf dem Rückweg
kündigten sich neue Aussetzer an, ich kam aber noch mit Hängen und
Würgen damit nach Hause. Wo wir nun wieder ein Auto haben, habe
ich mich zunächst nicht mehr darum gekümmert, es geriet ein wenig
in Vergessenheit. Als gestern Kayla den Wagen den ganzen Tag
brauchte und ich nichts besseres zu tun hatte, dachte ich mir, dann
machst du das Mofa wieder flott und anschließend damit eine
Spritztour. Nun war es so, dass es jetzt immer nach 1-2 Minuten
ausging, zuvor aber bereits unrund lief und klang, als ob zeitweise
kein Benzin zum Motor gelangen würde. Die kleinen Schläuche und
alles geprüft, dort kam aber genügend Benzin an. So denkt man sich,
dann kann es nur am Vergaser liegen, wird der sicher innen schmutzig
sein oder so was. So habe ich den Benzinhahn abgedreht und den
Vergaser halb zerlegt. Da sind ja so kleine Dinger mit Federchen,
Kläppchen, Stiften, Schwimmern und sonst was drin und beim
Zerlegen mit meinen Wurstfingern sprang dann natürlich gleich ein
winziges, goldfarbenes Federchen auf und davon. Alles Suchen selbst
im hellen Licht einer Kabellampe half nichts. Ich habe 3 Stunden lang
den Betonboden in der Tiefgarage im Umkreis von 10 Metern
abgesucht, war schon mit jedem Sandkorn, was da lag, per Du, aber
das Federchen blieb verschwunden. Vielleicht war es auch
ausgerechnet in einen der kleinen Gullydeckel gehuscht, bei meinem
Glück zu erwarten, obwohl der mindestens 4 m von dem Mofa
entfernt lag. Ich hätte mich selbst in den Bauch beißen können, hätte
ich doch bloß die Finger von dem Vergaser gelassen, zumal für mich
innen drin keine Verschmutzungen oder etwas Ungewöhnliches zu
entdecken war, aber das weiß man ja erst nachher. Jetzt läuft es
natürlich gar nicht mehr. In den nächsten Tagen wollte ich damit mal
zu meinem Autobekannten, der kennt sich mit so was besser aus,
vielleicht kann der mir helfen, die Gurke wieder ans laufen zu kriegen,
sonst melde ich die nächste Woche wieder bei der Versicherung ab.

Der Konzertpianist, der hier im Haus eine ganze Etage gemietet hat,
aber nur sehr selten da ist, weil er immer rund um die Welt unterwegs
ist, ist nun seit einer Woche wieder einmal da. Künstler, und als
solchen kann man den sicher bezeichnen, haben ja oft gleich einen
guten Draht zu einander, auch wenn sie aus verschiedenen Genres
kommen, wie man das wohl nennt. Jedenfalls versteht sich der auf
Anhieb sehr gut mit dem Kunstmaler, der hier eingezogen ist.
Trotzdem wird das wohl nicht lange halten, denn ich kam auch mit
ihm kurz ins Gespräch und da erzählte er mir, dass er hier bald
ausziehen wird. Er habe auch einen vergleichbar eigenartigen Brief
wie wir von den Schweizer Wohnungsmanagern erhalten, aber
darüber könne er nur sanft lachen, dies sei nicht der Grund für seinen
Auszug. Er zieht gleich weit weg, nämlich nach Hamburg. Er sagte,
dass er einerseits dort einen Vertrag über 3 Jahre als Gastprofessor an
einer hochdotierten Musikschule unterzeichnet habe und für seine
weltweiten Konzertaktivitäten wäre es von Hamburg aus besser weg
zu kommen, also die Verkehrsverbindungen in alle Welt wären besser,
wenn man so will. Auch nimmt der zeitweise an Aufnahmen für
Schallplatten teil, hätte man früher gesagt, heut sind es wohl CD und
diese Aufnahmefirma dafür wäre auch in Hamburg. So hätte er dort
die Chance, seine Wohnung mindestens doppelt so lange zu sehen und
zu nutzen, wie hier in Stuttgart. Des weiteren würde ihm Hamburg
auch als Stadt besser gefallen. Nun ja, dazu kann ich nichts sagen,
weil ich Hamburg im Prinzip nicht kenne. Schade eigentlich, ich fand
der war eine Bereicherung fürs Haus, auch wenn der nur selten da
war. Aber wer weiß, wir werden ja wahrscheinlich hier auch nicht
mehr wirklich alt, somit kann's uns eigentlich egal sein. Der
Kunstmaler, dessen Lebensgefährtin, diese Nuala, noch immer im
Krankenhaus liegt, nachdem sie mal kurz wieder zurück war, hat auch
schon angedeutet, dass sein Wohnen hier nur von recht kurzer Dauer
sein wird. Aber bei dem war das ohnehin von Anfang an nur als
Übergangslösung gedacht. Er meinte, maximal ein halbes Jahr werden
die hier wohnen. Dafür lohnt es sich ja gar nicht, die Kartons
auszupacken. Ein paar nötigste Möbel, Bett, Radio, Fernseher,
Waschmaschine und Kühlschrank stellt man da auf, der ganze Rest
bleibt in den Kisten. Na ja, wir werden uns die Arbeit dann wohl
erneut machen müssen, hätte man's vorher gewusst! Zum Glück habe
ich ja mein Minimal-Ausstattungskonzept, daher hält sich das ja dann
auch noch in überschaubaren Grenzen.

Kennen Sie Myrte? Ich kannte es bis vor kurzem jedenfalls nicht
bewusst. Das ist ein gebüschartiges Gewächs, jedoch eher mit
Verzweigungen wie Bäume, nur gleichmäßiger und kleiner. Vielleicht
am ehesten noch mit Heckengewächsen vergleichbar, aber das
Material ist doch mehr holzartig. Nun, solche Dinger gibt es auch in
Töpfen als Zierpflanze für auf die Fensterbank. Der Vorteil soll sein,
dass sie, im Gegensatz zu Bäumen und baumähnlichen Gewächsen
immergrün sind, also in der Hinsicht etwas mit Tannenbäumen
gemeinsam haben, obwohl sie jetzt keineswegs nähere Ähnlichkeiten
mit Tannenbäumen haben. Die dünnen Äste verwachsen auch gerne
geflechtartig und früher, noch zu Zeiten meiner Kindheit, sah man
gelegentlich bei Mädchen, dass die sich daraus einen Kopfschmuck
geflochten hatten, damals wusste ich aber noch nicht, dass dieses Zeug
Myrten heißt. Also diese Pflanzen als solche habe ich eigentlich noch
nie bewusst gesehen. Davon soll es sogar 150 verschiedene Sorten
geben, die bis auf einige Ausnahmen, vornehmlich in deutlich
wärmeren Ländern wachsen. Wie dem auch sei, vor einigen Tagen
ging hier eine Frau an alle Türen klingeln, die vorne am Bürgersteig
einen Kastenwagen geparkt hatte. Sie machte Werbung für eine neue
Großgärtnerei, die draußen in Hohenheim eröffnet hat. Jeder der
öffnete, bekam irgendwie eine Pflanze geschenkt. So erhielten wir
einen mittleren Tontopf mit einer Myrte. Daran noch ein Schildchen,
auf dem stand, was es für eine Sorte ist, sonst hätte ich gar nicht
gewusst, dass es eine Myrte ist und wie man die Pflanze am besten
behandelt, damit man auch möglichst lange Freude daran hat.
Geschenke dieser Art, soll man sie würdigen oder nicht? Kayla
meinte, auch wenn es nur als Reklame gedacht ist, die Pflanze kann ja
nichts dafür und zum wegwerfen ist sie zu schade, obwohl wir uns aus
eigenem Antrieb mit Sicherheit so etwas nie für die Fensterbank
gekauft hätten. Wissen Sie, an einer schönen Blume oder etwas
vergleichbarem kann man sich erfreuen, wenn die auf der Fensterbank
steht, aber solch ein gebüschartiges Knäuel mit paar grünen Blättern
sehe ich eher nicht als Zierde der Wohnung an, aber das ist sicherlich
Geschmackssache. So stellten wir sie auf die Fensterbank, haben sie
jeden Tag etwas gegossen, genau wie es auf dem Schildchen stand:
nicht vergessen, sie täglich zu gießen, aber auf keinen Fall viel gießen,
regelmäßig jeden Tag morgens ein knappes viertel Trinkglas, sprich
50 ml, mehr nicht. An den dünnen Ästen hängen grünliche Blätter, die
sich anfühlen, wie ein feuchtes Auto-Fensterleder, jedoch etwas
schmierig, ja fast schon ölig. Nach 2 Tagen kamen wir morgens aus
dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer und ich sage Ihnen, ein ekliger
Gestank füllte die Raumluft, wie ein Übermaß an Hundescheiße oder
so ähnlich roch das. Zunächst konnten wir gar nicht ausmachen,
woher das kam. Nach einer Weile wurde dann dieses Myrtengewächs
als Quelle des Übels erkannt. Inzwischen hatten sich unterhalb der
Blätter eigenartige dunkelblaue Trauben entwickelt, aus denen ein
Saft tropfte, der wohl diesen eklatanten Gestank erzeugte. Ich
plädierte sofort für ab in die Mülltonne damit. Kayla meinte aber, das
mache man mit einer lebenden Pflanze nicht, dann stellen wir sie eben
nach draußen, an den Rand der Wiese. So haben wir's dann gemacht.
Dort wird der Gestank keinen stören, aber die Pflanze existiert weiter.
Ich erzählte das noch am gleichen Abend einem Bekannten und der
sagte, diesen Saft, der aus den dunkelblauen Trauben tropft, solle ich
nur nicht in den Mund nehmen. Es gebe davon Sorten, wonach man
binnen weniger Sekunden nach der Einnahme tot umfallen würde,
andere Sorten hingegen wirkten wie Rauschmittel, wieder andere
einschläfernd; ob das alles stimmt, weiß ich nicht. Ich kann mir nicht
gut vorstellen, dass eine Gärtnerei solche gefährlichen Pflanzen
einfach so verschenkt oder überhaupt verkaufen dürfte, Es wird sicher
eine Sorte sein, die ohne solche gefährlichen Wirkungen ist. Aber der
Gestank war uns schon gefährlich genug. Trotzdem werde ich es nicht
in einem Selbstversuch wagen auszutesten, ob sie harmlos ist oder
nicht. Kayla, die ja gerne etwas albern ist, meinte schon, man solle
vielleicht einige der Tropfen in ein Stück Wurst mischen und diese
dann einem bestimmten Köter aus der Nachbarschaft hinwerfen, der 2
Häuser weiter lebt. Diese blöde Vieh kläfft nämlich, sobald es aus
dem Haus kommt ununterbrochen und nervt dann die ganze
Umgebung. Ein Dackel oder so was ähnliches ist das. Zum Glück hat
der Besitzer halbwegs ein Einsehen und lässt diese biologische
Lärmmaschine insgesamt nur etwa eine halbe Stunde pro Tag raus auf
dem Grundstück herumtollen, aber das reicht dann schon völlig. Ich
sage Ihnen, wenn man das tagtäglich hört, ich könnte jeden verstehen,
der diesem Mistvieh eine Axt in den Schädel treibt und ich bin gewiss
kein Mensch der zu Gewalttaten neigt, auch nicht gegen Tiere. Da
muss ich dem Vorschlag von Kayla durchaus zustimmen, auch wenn
er nur albern gemeint war. Ich meine, ich würde das nicht wirklich
machen, höchstens dann, wenn der Eigentümer den Köter noch länger
als eine halbe Stunde täglich draußen herumlaufen ließe. Ich glaube
aber auch nicht wirklich, dass unsere Stink-Myrte derart giftig ist, dass
es den Hund über den Jordan schicken würde.

Skandale und Skandälchen gibt es immer wieder und zuweilen sind es
fast schon lustige Begebenheiten, die zutage treten. In einem
Hallenbad stellte sich jetzt heraus, dass ein Schwimmlehrer und
Bademeister, der dort schon seit über 15 Jahren tätig ist, selbst gar
nicht schwimmen kann und nie im Leben schwimmen gelernt hat. Der
Mann, übrigens ein gebürtiger Italiener, hatte damals die
Einstellungszeugnisse und Papiere gefälscht. Normalerweise würde
man vermuten, dass so etwas nicht lange gut gehen kann und der
innerhalb der ersten Arbeitswoche schon damit auffallen müsste, aber
er hat es geschafft, das über 15 Jahre zu verbergen. Selbst seine
Kollegen haben nie etwas bemerkt, nur dass er anfangs der einzige
Bademeister war, der nach Feierabend nicht selbst auch noch eine
Runde im leeren Schwimmbecken schwamm, wie es die anderen wohl
taten. Nun hatte er sich im Laufe der Jahre schon ein wenig das
Schwimmen angeeignet und wenn er Unterricht gab, sozusagen selbst
immer auf dem Trockenen und die theoretischen Dinge hatte er sich
dann aus schlauen Schwimmsport-Büchern angelesen. Später konnte
er dann wohl auch durch die ständige Beschäftigung damit selbst
schwimmen, aber die ganzen Voraussetzungen und Prüfungen, die ein
Schwimmmeister ja haben muss, fehlten nach wie vor.

Vermutlich ein verwirrter oder falsch informierter Postabsender aus
Emden, das liegt in Norddeutschland, schickte uns in den letzten
Tagen mehrmals Materialproben eines speziellen Kunststoffes, mit der
Bitte um eine schriftliche Beurteilung dieses Materials und seiner
Eigenschaften. Dabei war immer ein flaches Paket, welches die
Kunststoffproben als Folie enthielt. Auf dem Paket war der Hersteller
der Kunststoffproben aufgedruckt, eine Firma ICI - Imperial Chemical
Industries Ltd. aus einem Ort mit dem eigenartigen Namen Swindon
in Großbritannien, also England. Das Paket, oder mehr war es eine Art
dicke Mappe, war dann mit einem zusätzlichen Packpapier umwickelt,
in dem dann auch der Brief des eigentlichen Absenders, also diesem
Herrn Hilcken aus Emden, eingelegt war. Er bittet um die fachliche
Prüfung der enthaltenen Kunststoffproben und mein wertes Urteil,
möglichst mit irgend einem genormten Bewertungsbogen nach Din -
wasweißichwas und möglichst bis spätestens Anfang Oktober. Das
Paket, bzw. die Mappe enthält dann verschiedene, ungefähr DIN-A4-
große Kunststofffolien in unterschiedlicher Stärke, manche rau,
andere ganz glatt, die meisten sind lichtdurchlässig, viele davon auch
farblich getönt, z.B. in rot, blau, grün, orange oder gelblich. Die
Rechnung für meine Leistungen soll ich ihm dann unter Angabe
meiner Kontonummer zusenden und er wäre auch gerne bereit, 50 %
meines Rechnungspreises im Voraus zu begleichen. Nun, was macht
man mit so was? Vielleicht war es auch nur ein Scherz. Es stand zwar
eine Telefonnummer in dem Brief, aber ich sehe nicht ein, ein teures
Ferngespräch nach Emden zu bezahlen, für die Fehler, die ein anderer
gemacht hat. Auch ihm einen Postbrief zu schreiben, war mir zu lästig
und eine Emailadresse hatte er nicht angegeben, sonst hätte ich ihm
darauf geantwortet. Noch bevor wir uns weitere Gedanken darüber
machen konnten, traf schon gleich am nächsten Tag wieder solch ein
Mappenpaket von dem ein, wieder mit der gleichen Bitte um
Beurteilung der Kunststoffproben. Diesmal waren wieder andere
Folien und teils auch etwas dickere schneeweiße Plastikscheiben
enthalten. Kayla fand's lustig und meinte, aus den Folien würde sie
selbst Schutz - Einbände für Bücher herstellen. Das kann sie sehr gut,
sie hatte so etwas wohl in ihrer alten Heimat mal von jemandem
gelernt. In Nullkommanichts macht die aus einer Folie ganz tolle
Umschläge und Einbände für Bücher, da staunt man nur. Die faltet die
nur mehrfach, schneidet hier und da was, dann noch etwas Kleber und
fertig sind die schönsten Einbände. Wieder einen Tag später trafen
weitere Sachen in der gleichen Art ein und langsam wurde uns das
unheimlich. Wir haben dann die Annahme verweigert und nun kriegt
der Absender das wohl zurück geschickt, dann wird er seinen Irrtum
sicher bemerken.

Nicht allzu weit von hier entfernt hat am Mittwoch ein neuartiges
Schnell-Restaurant einer österreichischen Kette aufgemacht. Man
könnte sagen, dass soll wohl so eine Art österreichisches Gegenstück
zu McDonalds sein, allerdings mit dem Anspruch hochqualitative,
nahezu traditionelle Gerichte zu geringem Preis und ohne großartige
Wartezeiten anzubieten. Wenn man schon nur diese Beschreibung
nimmt, so stand das in solchen grüngelblichen Hochglanz-
Werbekarten, die hier in alle Briefkästen geworfen wurden, dann ist
aber die einzige Gemeinsamkeit mit McDonald, dass man aufs Essen
nicht oder nicht lange warten braucht. Der Donald bietet ja keinerlei
traditionelle Küche, sondern nur seine speziellen „Kreationen" wie
dieses ganze Burger-Zeug, welches ich überhaupt nicht mag. Zudem
finde ich, das der McDonald recht teuer ist. Nun sind wir keine
großartigen Restaurantbesucher, meist wird hier selbst gekocht und
das Geld nicht sinnlos für Restaurantbesuche verheizt. Wir hatten
eigentlich nicht wirklich vor, dorthin zu gehen, aber am Donnerstag
kam ich zwangsläufig zu Fuß an dem neuen Schnellrestaurant vorbei
und mein Blick fiel dabei auf die beidseitig neben der Haupt-
Eingangstüre angebrachten großleuchtenden Speisekartenaushänge.
Dort herrscht ein Dauerangebot aus etwa 15 festen Menüs, bei denen
man die sogenannte Sättigungsbeilage selbst auswählen kann, das
ändert dann am Preis nichts mehr. Das heißt, man kann z.B.
Jägerschnitzel mit Salat und Pommes Frittes für nur 4,90 Euro pro
Portion haben, man kann aber auch die Pommes weglassen und dafür
das gleiche Gericht mit Nudeln, Kartoffelpüree, Kroketten oder
Salzkartoffeln haben, es kostet das gleiche. Neben diesen 15 Menüs,
die es offensichtlich immer, jeden Tag ohne Veränderung gibt, wird
jeden Tag auch noch ein sogenanntes Tagesmenü angeboten, welches
täglich wechselt und keinem der anderen 15 Menüs entspricht.
Zunächst einmal 4,90 Euro für ein komplettes Jägerschnitzelmenü ist
ja wirklich spottbillig, sofern es genießbar ist. Zu diesem Preis lohnt
das Selbstkochen ja nicht mehr. Ich vermute, dass auch genau diese
Überlegung hinter dem Konzept steht. Gerade in einer Zeit, in der es
viele Single-Haushalte gibt, zielt man sicher auf diesen Effekt, dass
besonders die sich sagen, für sich alleine den ganzen Aufwand des
Einkaufs von Zutaten, der Zubereitung u.s.w. sich anzutun, dann geht
man lieber bei den günstigen Preisen dorthin. Da es quasi keine
Wartezeiten gibt, kann man es ja auch so einrichten, dass man es auf
einem Weg mit anderen Dingen erledigt, dadurch hat man am Ende
sogar noch Zeit gespart, denn Kochen und Abwaschen dauert ja auch
ein Weile. So habe ich das dann alles zu Hause Kayla erzählt und
schnell wurde beschlossen, an diesem Tag das eigene Mittagessen
ausfallen zu lassen und dieses Schnelllokal zu testen. So sind wir
dorthin und wir standen vor der Qual der Wahl, aus diesen 15 Essen,
oder gar dem Tagesmenü, welches sogar noch 50 Cent billiger ist,
etwas auszusuchen. Während Kayla sich für käseüberbackenes
Putenschnitzel mit Spinat und Spätzle zum Preis von 5,50 Euro
entschied, wählte ich das Tagesmenü, Kabeljaufilet mit Spinat und
eigentlich mit Kartoffelpüree, das konnte man aber ebenfalls
auswechseln lassen und ich wählte anstatt Püree lieber Spiralnudeln
und das für sage und schreibe 4,95 Euro! Sie wissen sicher, wie
unverschämt teuer Kabeljaufilet bereits roh im Fischgeschäft ist, und
hier gibt's für diesen Preis schon das komplette Essen. Also man muss
sagen, und das ist keineswegs übertrieben, Kayla war hochzufrieden,
alles lecker, sauber, keine Knorpel- oder Sehnenstücke im
Putenschnitzel, alles sehr gutes Fleisch, ebenso der Spinat und die
Spätzle alles lecker und mein Kabeljaufilet genau so, wie es sein
muss, fein gewürzt, gut angebraten, innen aber noch sanft, schneeweiß
und weich, ohne Gräten, auch der Spinat einfach nur lecker, nicht zu
flüssig und auch die Nudeln mit der Soße optimal. Wissen Sie, gerade
beim Kabeljaufilet habe ich schon erlebt, da wird oft so ziemlich alles
falsch gemacht, was man falsch machen kann. Es gibt viele
Fischsorten die heute fast generell paniert im 0815-Kleid angeboten
werden, aber Kabeljaufilet darf grundsätzlich nie paniert werden.
Kabeljau und ebenso Lachs wird nur von Barbaren der Küche paniert!
Rundum mit viel Zitronensaft einreiben und dann gut würzen, rund
um gleichmäßig von allen Seiten mit den Gewürzen einreiben, auch
das ist wichtig, und dann leicht cross anbraten und weiter bei milder
Hitze fertig braten. Die meisten Lokale von heute panieren wie die
Wildschweine drauf los alles was ihnen zwischen die Finger gerät und
ein Kabeljaufilet schmeckt paniert einfach nicht! Da geht der typische
spezielle Kabeljaugeschmack flöten. Da kann man genauso gut
Fischstäbchen oder ähnliches Zeug fressen, das schmeckt dann alles
gleich. Es ist nicht so, dass ich keine Fischstäbchen mag, im
Gegenteil, ab und zu ganz gerne, aber wenn ich schon vernünftiges
und ja auch relativ teures Kabeljaufilet habe, dann ist's eine Schande
dies durch Panieren geschmacklich zum billigen Fischstäbchen zu
degradieren. Das wäre dasselbe, als würde man sich einen teuren
Mercedes kaufen und dann gleich nach dem Kauf einen Motor vom
Lada, die Motorhaube vom Fiat und das Heck von mir aus vom
Subaru einbauen. Fahren würde das Ding immer noch, aber da hätte
man vom Mercedes nichts mehr. Kurzum, wir waren von dem neuen
Schnellrestaurant der österreichischen Kette absolut begeistert.
Wirklich billige Preise, es ging sehr schnell, wir brauchten überhaupt
nicht warten, obwohl viele Leute dort waren, alle Gerichte muss man
sich vorne fertig an einer endlos langen Glastheke selbst abholen und
gegebenenfalls zusammenstellen, siehe Sättigungsbeilage u.s.w., und
dann das Schönste, die Qualität ist einfach hervorragend und das zu
diesem Preis. Auch Getränke sind nicht überteuert, so kostet ein Glas
Mineralwasser, Limo, Apfelsaft, Orangensaft oder Cola einheitlich
0,60 Euro. Was ein Glas Bier kostet, weiß ich jetzt nicht. Wenn das so
bleibt, werden wir sicherlich dort öfters mal hingehen, nicht
wöchentlich, aber vielleicht alle 2 Wochen mal. Das kann man dann
ruhig, weil es finanziell unter dem Strich nicht teurer kommt, als
würde man ein vergleichbares Essen selbst zubereiten. Ich verstehe
überhaupt nicht, wie die das machen können. Nach meiner Meinung
dürften die daran keinen Cent verdienen, da alleine die Zutaten schon
den Preis ausmachen. Die Lokale hier im Umkreis werden das alles
nicht gerne sehen und sich künftig sehr schwer tun, da irgendwie
mithalten zu können, wenn das erst einmal bekannt wird.

Gestern, sprich Samstag, traf hier eine riesige Menge Briefe ein, der
Briefkasten war zu klein und das Zeug quoll schon raus. Das kommt
bei uns eigentlich sonst nie vor. Da wir erst spät nach Hause kamen,
hatte ich keine Lust mehr, den ganzen Berg von Post noch
durchzusehen. Daher ende ich nun hier und werde das gleich in
Angriff nehmen, obwohl eigentlich das Wetter dafür zu schade ist,
man sollte erst die Sonne genießen gehen oder einen Ausflug machen.
Bis zum nächsten Mal, könnte man sagen, wünschen Kayla und ich
Ihnen die schönsten Spätsommergrüße, Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Gutes Verhandlungsergebnis!" vom 15.09.2006

Orangeleuchtende Grüße.

Sie werden sich fragen, warum orangeleuchtend? Nun, das liegt hier
in der Straße an einem Projekt der Stadt, welches man in gewisser
Weise als neumodischen Schildbürgerstreich oder einfacher als die
Folge von typischem Politiker-Fachwissen bezeichnen muss. Bislang
erleuchteten nachts Straßenlampen mit den altbewährten und
bekannten normalen Neonröhren die Straße. Überall ist ja
Umweltideologie angesagt und so wurde beschlossen, in unserer
Straße alle Straßenlampen gegen solche mit einer grell orange
leuchtenden Spezial-Energiesparbirne auszutauschen. Es kam bereits
in der vorletzten Woche eine Firma, die montierte die alten Lampen
von dem Mast und setzten dann diese neuen Lampen mit besagter
Spezialbirne auf die alten Maste. Das sieht ein wenig ungewohnt aus,
weil die alten Lampen durch die Neonröhren ja länglich waren und
diese neuen Lampen sind sehr kurz, weil sie nur über eine einzige 
orange Birne verfügen. Egal, jedenfalls abends ist jetzt hier alles
orange, das sieht richtig eklig aus und man kann manche Dinge viel
schlechter erkennen, als vorher in dem weißen Licht. Wenn da ein
rotes oder gelbliches Auto steht, sieht man das fast gar nicht mehr,
grüne oder blaue Autos wirken schwarz und da die Blinker am Auto
auch gelb-orange leuchten, sieht man die nun viel schlechter, weil die
sich in dem orangen Lichtnebel kaum noch abheben. Das alles hat, nur
alleine für unsere Straße hier, 280.000 Euro gekostet. Nun kommt
aber der besonders politikertypische Punkt, der die Fachkompetenz
dieser Leute aufzeigt. Ein Physiker aus der Stadt hat sich mal die
Mühe gemacht, die genauen Daten der alten und der neuen Lampen zu
vergleichen. Dabei kam heraus, dass die alten Lampen jeweils 72 Watt
pro Lampe beanspruchten, wenn beide Röhren darin aufleuchteten.
Die neuen Lampen verkonsumieren mit der einen Orangebirne nur 65
Watt. Das sind also magere 7 Watt pro Lampe weniger. Dann hat der
Physiker ausgerechnet, dass es pro Jahr eine durchschnittliche
Stromersparnis von etwa 3000 Kilowattstunden bezogen auf alle
Lampen dieser Straße brächte. In Geld wären das etwa 600 Euro pro
Jahr an eingesparten Stromkosten in der ganzen Straße. Jetzt können
Sie sich vorstellen, welcher Rechenschritt als nächster folgt. Bei den
Kosten von 280.000 Euro würde sich die Umrüstung, laut der
Berechnung des Physikers, nach 466 Jahren (!!!) beginnen zu
amortisieren. Also ab dem 467 Jahr würde man sozusagen daran
verdienen! Aber Sie kennen ja die Politiker. Die haben dann natürlich
auch die Umwelt angeführt, die weniger belastet würde und vor allem
würden Motten und ähnliches Ungeziefer von dem orange Licht nicht
so angezogen und würden sich daher nicht so viele von denen an den
Lampen tot fliegen. Haha, kann ich da nur sagen, als wenn es auch nur
einen Hauch von Sinn machen würde, etwas fürs Überleben von
blöden Motten zu tun, von denen es ohnehin viel zu viele gibt. Der
erwähnte Physiker hat das Argument Umwelt dann auch gleich als
unkomplette Betrachtung der Realitäten abgetan. Der
Umweltentlastung, die durch den eingesparten Strom erreicht wird,
steht nämlich bei der Produktion der neuen Lampen eine
Umweltbelastung gegenüber, die um ein vielfaches höher liegt, alleine
schon deshalb, weil die neuen orangen Birnen viel Quecksilberzeugs
enthalten würden, aber auch weil die Gesamtproduktion vom Gehäuse
der Lampe u.s.w. erhebliche Schadstoffe im Herstellerwerk der
Rohmaterialien freisetzt. Bei all diesen Betrachtungen sind noch nicht
einmal die Schäden berücksichtigt, die durch mögliche Unfälle
aufgrund der schlechteren und orange verblendeten Sicht mit
Sicherheit entstehen werden, da diese Schäden ja offiziell bei den
Autofahrern als Schuld verbucht werden. Die zuständigen Stellen der
Stadt waren von der Kritik des Physikers nachher so genervt, dass sie
am Mittwoch verkündeten, dass das Thema für sie erledigt sei und sie
dazu keine weiteren Stellungnahmen mehr abgeben würden.

Also jetzt ist es tatsächlich sozusagen amtlich! Wir werden hier in
absehbarer Zeit wieder ausziehen! Was einem zunächst wie eine totale
Katastrophe vorkommen möchte, weil wir ja langsam zu
Dauerumziehern werden, ist in Wahrheit nun das Ergebnis einer
wirklich sehr angenehmen Absprache mit der Schweizer
Wohnungsmanagementfirma. Ich hätte selbst am allerwenigsten
geglaubt, dass wir uns so schnell einig werden. Ein genauer Zeitpunkt
steht noch nicht fest, es wird aber vor Dezember sein. Binnen recht
weniger Minuten, muss man schon sagen, wurden wir uns über alle
Bedingungen beiderseits und vor allem über einen für uns wirklich
akzeptablen Betrag einig, den wir beim Auszug erhalten. Das heißt,
wir erhalten den Betrag zu 80 % bereits an dem Tag, an dem wir sogar
in Vertragsform notariell beglaubigt unterzeichnen, dass wir bis zu
einem bestimmten Stichtag hier ausziehen. Der 30. November soll
dieser Stichtag sein, was nicht heißt, dass wir vielleicht schon früher
umziehen. Nach erfolgreichem Umzug, also wenn hier alles leer
übergeben wird, erhalten wir dann die restlichen 20 % des Betrages.
Diese Aufsplittung 80 zu 20 hat ihren Sinn darin, dass uns mit 80 %
des Gesamtbetrages genügend Kapital zur Verfügung steht, um
überhaupt eine Ersatzwohnung beschaffen zu können. Die Schweizer
Wohnungsmanager wollten zuerst 50 zu 50 vorschlagen, aber mit dem
dann zunächst zur Auszahlung kommenden Betrag hätte uns nicht die
Möglichkeit offen gestanden, von der Mieterseite auf die
Eigentümerseite zu wechseln. Wir schielen darauf, mit dem Betrag
tatsächlich ein sehr einfaches, altes, kleines Häuslein zu kaufen und
damit für alle Zeiten von den Unbilden des Mietwesens entlastet zu
sein, doch dazu später mehr. Das alles wird bei einem Notar nach
unserer eigenen Wahl beglaubigt, vielleicht schon nächste Woche,
damit die uns nachher auch nicht mehr über den Tisch ziehen können
und die Zahlung teilweise verweigern, wenn wir erst einmal raus sind.
Sie kennen mich nun schon ein wenig und wissen daher, ich hätte kein
Problem damit, Ihnen diesen Betrag, den wir ausgehandelt haben, hier
zu nennen, aber es ist eine absolut bindende Bedingung der
Wohnungsmanager, diesen Betrag nirgendwo zu nennen. Nennen wir
es Geheimniskrämerei oder wie auch immer, aber Sie werden
Verständnis dafür haben, dass ich uns das nicht nachträglich kaputt
machen werde. Ich glaube zwar nicht, dass es von Ihnen jemals einer
erfahren würde und schon gar nicht, dass es dann wieder bis hier nach
Stuttgart zu denen vordringen würde, aber man weiß ja nie, wie der
dumme Zufall manchmal so spielt und so nehmen Sie es mir bitte
nicht übel, wenn ich die Höhe dieses Betrages nicht nenne. Ich kann
nur sagen, dass er uns hoch genug ist. Auch noch verraten kann ich,
dass gleich das erste Angebot der Schweizer über allem lag, was wir
erwartet hatten. Zweifellos haben wir dann noch versucht etwas mehr
rauszuholen und zu handeln, da bemerkte man dann aber schnell, dass
da auch nicht mehr viel Spielraum bestand. Trotzdem gelang es noch,
das erste Angebot um knapp 10 % zu steigern, dann war aber auch
wirklich das berühmte Ende der Fahnenstange erreicht.

Ganz klar bedeutet das, dass wir sofort mit der Suche nach einem
neuen Heim beginnen müssen, da diesmal die Wohnungsmanager bei
der Beschaffung nicht helfen. Zugleich ist aber der Termin bindend
und egal, ob wir bis dann eine Ersatzwohnung haben oder nicht, wir
müssen dann raus. Im schlimmsten Fall liegen wir dann auf der
Straße, falls wir nicht zeitig ein Häuslein finden. Um bis Ende
November umgezogen zu sein, muss man sich beeilen, denn so lange
ist das gar nicht mehr. Ich schnitt es oben schon an und wie Sie
wissen, ist die Idee nicht wirklich neu, der Traum von den eigenen
vier Wänden sollte, wenn möglich, gleich mit dieser Sache jetzt
verbunden werden. Da tauchen aber ganz andere Fragen und Probleme
auf, mit denen wir uns bislang nicht wirklich ernsthaft beschäftigt
haben. Sie können sich vorstellen, dass man hier in Stuttgart für die
ausgehandelte Entschädigung kein eigenes Haus kaufen kann, noch
nicht einmal ein unbebautes Grundstück, so großzügig sind die
Schweizer dann auch nicht oder andersherum gesagt, sind die Preise
für so was hier zu hoch. Um diesen Traum verwirklichen zu können,
bliebe dann nur die einzige Möglichkeit, raus aufs Land zu ziehen.
Selbst dort geht es nur mit einem preisgünstigen Altbau, den kein
anderer so schnell mehr haben will. Aber wir sagen uns, immer noch
besser in einem kleinen, billigen Altbau wohnen, den man sich Schritt
für Schritt im Laufe der Jahre mit relativ geringen Kosten selbst
wieder herrichtet, als auf Ewigkeiten weiter den Vermietern
ausgeliefert zu sein. Um in einen für uns machbaren Preisbereich zu
kommen, muss man schon recht weit von Stuttgart weg, mindestens
50 km eher mehr. Sie entsinnen sich sicherlich auch wieder an unseren
alten Traum von einem kleinen Häuschen an der Mosel, a) weil es uns
dort so gut gefiel und b) weil die dort so billig zu haben sind. Somit
bekäme diese Möglichkeit theoretisch wieder neuen Vortrieb, aber
entschieden ist noch nichts. Wissen Sie, wenn ich ad hoc, ohne viel
Überlegung, dazu was sagen sollte, dann würde ich sagen, ja, das
machen wir, auf zur Mosel! Je mehr ich aber richtig über diese Sache
nachdenke, um so mehr komme ich zu der Erkenntnis, dass ich
eigentlich in meinem Inneren bei allem Umzugswillen so nah wie
möglich bei Stuttgart bleiben möchte. Ich habe den größten Teil
meines Lebens in Stuttgart oder im weiteren Umkreis davon
verbracht, das hat man dann irgendwie in Fleisch und Blut. So
befürchte ich, dass ich nach einem Umzug an die Mosel, trotz der
schönen Lage dort, im Laufe der Zeit ein unstillbares Heimweh ins
Stuttgarter Ländle kriege. Klingt blöd, schmalzig und sentimental, ich
weiß. Als Gegenbeispiel könnte man fragen: Was soll Kayla denn
sagen, die zigtausende Kilometer von ihrer früheren Heimat entfernt
lebt? Nur ist das eine andere Sache, denn Kayla war zutiefst von ihrer
alten Heimat enttäuscht und möchte am liebsten nie wieder etwas
davon hören und sehen, das kann man ruhig so sagen, und sie hat sich
davon selbst völlig abgekoppelt. Das ist bei mir ja nicht der Fall. Ich
finde die Gegend um Stuttgart eigentlich wunderbar, sie hat natürlich
auch ihre Macken, die ich nicht mag, aber welche Gegend hat die
nicht? Und es ist sicher leichter, mit Macken zu leben, die man kennt,
auf die man sich schon eingestellt hat, als in völlig anderer Gegend
erst die Macken neu entdecken und sich dann auf sie einstellen zu
müssen. So denke ich, wird es eher darauf hinaus laufen, dass wir uns
nun durchaus hastig ein billiges, altes, kleines Häuslein irgendwo im
etwa 70 km - Umkreis von Stuttgart suchen. Wissen Sie, ich habe mir
gesagt, mit Auto sind 70 km so eine Entfernung, die man öfters noch
ohne großen Aufwand mal zurücklegen kann, vielleicht alle 1 - 2
Wochen mal, so dass die Fäden nach Stuttgart nicht ganz abreißen.
Bei Entfernungen, die nennenswert darüber hinaus gehen, klappt das
nach meiner Meinung nicht dauerhaft, da werden diese Fäden früher
oder später zwangsläufig reißen und genau das möchte ich nicht. Klar
ist halt auch leider, in Stuttgart wird es, wegen der unbezahlbaren
Immobilienpreise, nicht gehen und im näheren Umkreis auch nicht.
Schwarzwald wäre auch schön, leider mit zu harten Wintern. Billig
ist's im Schwarzwald auch nicht mehr, allerdings doch deutlich
billiger, als in Stuttgart, für uns an den meisten Orten aber immer noch
zu teuer. Wie erste Erkundungen ergaben, kristallisiert sich da eine
durchaus interessante andere Gegend als Alternative heraus, wo es
ganz deutlich preiswerter ist, wo die Winter weniger hart und die
Berge weniger hoch sind. Das ist ein Gebiet, welches sich
Walzbachtal nennt. Es ist relativ unbekannt und teils sehr dünn
besiedelt, wo noch zwischen den einzelnen Ortschaften viele leere
Kilometer folgen. Es befindet sich grob gesagt nordöstlich von
Karlsruhe, nordwestlich von Pforzheim und südlich von Bruchsal und
dem wesentlich bekannteren Kraichtal. Manche sagen sogar, das
Walzbachtal sei ein Bestandteil des Kraichtals, sozusagen sein
südlicher Zipfel. Als vor Jahrzehnten mal diese Gemeindereform war,
hat man dann auch gleich etliche Ortschaften dort zu einer
sogenannten Verbandsgemeinde Walzbachtal zusammengefügt. Also
gibt es theoretisch sogar einen Ort Walzbachtal, obwohl man kein
wirkliches konkretes Ursprungs-Dorf mit dem Namen Walzbachtal
finden wird. Das ist alles etwas eigenartig. So nennen sich die
zugehörigen Orte dann genau betrachtet nicht mehr beispielsweise
Jöhlingen, sondern Walzbachtal - Jöhlingen. Dieses Gebiet ist
ziemlich exakt 70 km von Stuttgart entfernt. Dort gibt's keine Städte,
nur  kleine Dörfer, in denen die Preise für Altbauten im Vergleich
zum Raum Stuttgart teilweise ungefähr bei einem Sechstel liegen. Die
Neubaugebiete in diesen Dörfern sind aber auch schon recht teure
Pflaster, aber dort wollen wir ja gar nicht hin. Wie ich schon bei
mehreren Immobilienmaklern sah, ist die Auswahl an leerstehenden
Altbauten dort recht groß. Die Berge dort sind mehr sanfte Kuppen
mit Maximalhöhen von vielleicht 250 m. Alles Berge, die sich sogar
noch mühelos mit dem Fahrrad befahren lassen. Trotz einer gewissen
Abgelegenheit bleiben Stuttgart und Schwarzwald in greifbarer Nähe.
Gut, wirklich abgelegen ist das auch nicht, denn Karlsruhe liegt
ungefähr 20 km westlich und ist ja auch schon fast so etwas wie eine
Großstadt, aber das ist natürlich mit Stuttgart nicht zu vergleichen.
Dafür, dass die Dörfer relativ klein und unbekannt sind, gibt es dort
sogar recht viele Firmen und zahlreiche kleine und mittlere
Industriebetriebe. Es wäre freilich noch zu früh, jetzt schon so zu tun,
als zögen wir definitiv in diese Gegend, aber sie wurde aus den
genannten Gründen in die engere Wahl gezogen, insbesondere weil
dort auch das Angebot stimmt. Es nützt ja nichts, wenn ich sage, wir
wollen nach XYZ ziehen, wenn es in XYZ gar kein Angebot an
billigen Altbauhäusern gibt. Dort jedoch ist ein breit gefächertes
Angebot vorhanden. Kayla ist sich da weitaus weniger im Klaren, sie
steht in ihrer Ausrichtung derzeit ungefähr 50 : 50 für diese
stuttgartnahe Variante oder eben die Mosel-Variante. Zweifellos
bringt es nichts, von Dingen zu reden, die man nicht gut kennt.
Deshalb werden wir in den nächsten Tagen ausgedehnte
Spazierfahrten dort hin machen, um die einzelnen Orte sowie die
Umgebung genau zu erkunden. Es ist nicht so, dass mir diese Ecke
völlig unbekannt ist, aber richtig gut kenne ich sie nicht. Immerhin
kenne ich das besser, als die Umgebung der Mosel, weil es näher liegt.
Es ist eine recht sanftmütige Landschaft, die einen auf Anhieb gleich
mit der ganzen Welt versöhnen möchte, wo man gut abschalten kann.
Böse Zungen sagen auch, in manch einer Gruft ginge es lebendiger zu,
als dort, aber diese Ruhe finde ich gut. Danach fahren wir dann noch
mal für 2 oder 3 Tage an die Mosel, was ja nun dank Auto kein
Problem mehr ist, und dann wird sich für die Region entschieden.
Angebote von Immobilienmaklern aus dem Bereich Walzbachtal und
Umgebung habe ich schon 26 vorliegen, die preislich sehr auffällig
aufzeigen, dass es eine sehr billige Immobiliengegend im Vergleich
zum Raum Stuttgart ist. 4 Angebote von der Mosel liegen mir auch
vor, die sind zum Teil sogar noch etwas billiger, aber das kann man
erst bewerten, wenn man die angebotenen Objekte, wie die das immer
nennen, wirklich gesehen hat. Was diese Angebote betrifft, da kann
ich Ihnen ja ruhig deren ungefähre Preisgestaltung sagen. Ehemalige
kleine Winzerhäuslein an der Mosel sind nebst Grundstück derzeit
schon ab 32.000 Euro zu haben. Im Walzbachtal geht's bei den
aktuellen Angeboten ab 46.000 Euro los. Dass wir uns da nicht falsch
verstehen, das sind natürlich keine Häuser, die man kauft, dann
einzieht und wo man danach für die nächsten Jahre seine Ruhe hat.
Die sind recht klein, Wohnflächen meist zwischen 50 und 75 m²  und
dann muss man gleich ordentlich etwas dran tun, weil schon ein
gewisser Verfall eingesetzt hat. Die Makler drücken es dann gerne
vornehm aus und nennen das Renovierungsstau, was natürlich
eigentlich ein fälschlicher Ausdruck ist. Höre ich Renovierungsstau,
dann stelle ich mir vor, dass die Renovierung bereits begonnen hat
und sich dort so viele Arbeiter auf der Baustelle tummeln, das dadurch
gewissermaßen im Haus ein Stau entsteht, weil einer dem anderen im
Wege steht. Kurzum, es wartet in diesen Gebäuden viel Arbeit auf
einen. Natürlich wollen wir uns kein Haus an den Hals hängen,
welches so marode ist, dass man zu zweit, also Kayla und ich, damit
nie fertig würden, denn die Beschäftigung von Handwerkern ist tabu,
soviel gibt die Finanzlage nicht her. Was gemacht werden muss, muss
so sein, dass es alles im Rahmen unserer eigenen Möglichkeiten liegt.
Aber die sind oft höher als man selbst glaubt, wenn man erst einmal
die ersten Schritte getan hat, das habe ich bei meinen damaligen
Hilfsarbeiten bei dem Bauunternehmen im Innenausbau gesehen und
blicke dadurch schon auf eine gewisse Erfahrung mit der Sache
zurück. Ich denke, man darf sich auch keinen engen Zeitrahmen
setzen, wie viele das fälschlicherweise tun. Falls wir da wirklich ein
solches altes Haus kaufen, dann muss man zuerst 2 Räume relativ
schnell in einen einigermaßen guten Zustand versetzen: ein
Schlafzimmer und eine Art Wohnküche, natürlich auch ein einfaches
Bad mit WC muss wenigstens funktionsfähig hergerichtet werden.
Diese Dinge brauchen ja dann noch nicht dem endgültig angestrebten
Standard zu entsprechen, Hauptsache, sie sind gut nutzbar. Dadurch
hat man dann relativ schnell einen angenehmen Lebensmittelpunkt,
denn wenn der fehlt und alle Räume sind eine einzige Baustelle und
Schutthalde, dann vergeht einem die Lust und der Kram kotzt einen
bald an. So kann man sich aber dann in diese Räume immer zurück
ziehen, wenn man mal keine Lust hat, weiter zu werkeln. Man hat
dann schon im neuen Domizil seinen Lebensmittelpunkt, obwohl das
meiste noch unfertig ist, so meine ich das. Aber jetzt ist es sicher noch
viel zu früh, um schon über die Aufteilung und Planung der
Arbeitsabläufe zu sprechen. Nur, es ist schon so, wir haben dafür
schon weitgehend ein Konzept zurecht gelegt, welches es von
Anbeginn an gestattet, dort zu wohnen und die Arbeiten je nach Zeit,
Geld, Lust und Laune unter Umständen auf Jahre zu verteilen. In
unserer Situation ist es ja auch nicht möglich, zuerst alles gemütlich
zu renovieren und dann erst umzuziehen. Wenn wir den Kauf getätigt
haben, dann wird auch sofort umgezogen, soviel steht jetzt schon fest.

Wie sich die Einstellung zu einigen Dingen des Lebens durch
Eingriffe von Behörden und Ordnungshütern bei manchen Leuten
verändern kann, das würde sicherlich einigen Beamten die Zornesröte
ins Gesicht treiben und diese an ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten
zweifeln lassen. So lernte ich neulich bei einem Behördengang in der
Warteecke des Flurs einen ehemaligen LKW-Fahrer kennen, der jetzt
arbeitslos ist. Der erzählte seine Geschichte und, wie angedeutet,
würden einige Ordnungshüter und staatliche Stellen den Glauben an
die Funktion ihrer Arbeit verlieren. Es war wohl so, dieser besagte
LKW - Fahrer hatte durch einige Verstöße schon ein recht stattliches
Punktekonto in Flensburg angesammelt. Das ist bei vielen
Berufskraftfahrern sicher nichts außergewöhnliches, denn wer viel
fährt, der gibt den Polizisten auch entsprechend viele Gelegenheiten,
seine Verstöße zu entdecken und frei von Verstößen ist keiner. Daher
finde ich auch solche Festivitäten unsinnig, bei denen alte Autofahrer
eine goldene Plakette überreicht kriegen, weil sie beispielsweise 40
Jahre unfall- und punktefrei gefahren sind, denn meist sind das so alte
Zausel, die höchstens nur mal sonntags ihr Auto rausholen und im
Jahr noch weniger fahren, als wir es jetzt schon tun. Wer so wenig
fährt, bietet auch kaum Gelegenheiten unangenehm aufzufallen, selbst
dann, wenn er viele Fehler macht. Doch zurück zu dem besagten
LKW-Fahrer, der übrigens auf den etwas eigenartigen Namen Jaiser,
nicht Kaiser, sondern Jaiser hört. Der hatte schon etliche Punkte in der
Verkehrssünderkartei und war dann zu allem Überfluss noch mit
seinem Privat - PKW mit 128 km/h im Bereich einer Landstraße, wo
nur 70 km/h erlaubt waren, geblitzt worden. Das ergänzte seine
Tabelle dann so ungünstig, dass der Lappen weg war, jedenfalls für
längere Zeit. Das hatte natürlich zur Folge, dass sein Arbeitgeber, eine
Spedition aus Zuffenhausen, ihn fristlos kündigte, weil man dort mit
einem Fahrer, der nicht fahren darf nichts anfangen konnte. Nun
erzählte mir dieser Jaiser, dass er heute sofort dem Polizisten, der ihn
geblitzt hatte, auf seine Glatze küssen würde, der hatte wohl eine
solche, wenn er ihn wieder träfe. Er meinte, zuerst habe er Angst und
Frust wegen den Folgen gehabt, aber so gut wie jetzt sei es ihm in
seinem ganzen Leben noch nie gegangen. Nicht mehr täglich rund um
die Uhr auf dem LKW-Bock sitzen und im Terminstress. Kein Ärger
mehr mit anderen Verkehrsteilnehmern, dem Chef oder verärgerten
Kunden, die bei ihm den Dampf abließen, wenn er zu spät mit der
Ladung eintraf, wofür er aber nichts konnte, weil mal wieder überall
Stau war. Jetzt erhalte er zwar weniger Geld, könne aber mit dem Tag
machen, was er wolle und vor allem der genannte Stress wäre total
weg, er fühle sich jetzt endlich wieder wie ein richtig freier Mensch.
Dieses Gefühl habe er schon seit 10 Jahren nicht mehr erlebt. Früher
habe er immer richtig teuflisch Angst vor einem möglichen Verlust
des Führerscheins gehabt, aber nun, wo ihm diese Situation so
gesehen persönlich erhebliche Erleichterung verschafft, hege er
überhaupt nicht die Absicht, seinen Führerschein jemals
wiederzubekommen, denn dann käme die Arbeitsagentur nur auf die
dumme Idee, dass er wieder einen Job als LKW-Fahrer antreten soll.
Solche Jobs gebe es nämlich noch im Gegensatz zu anderen genug. Er
sagte noch, falls er wirklich den Führerschein wieder erhalten würde,
dann würde er absichtlich in der nächsten Radarkontrolle mit
doppelter Geschwindigkeit durchrasen, damit dieser Zustand wie er
jetzt ist, sobald wie möglich wieder kommt. Er sagte, was nütze es
ihm, mobil zu sein, sicher das Auto fehlt einem privat, aber wenn er
dann dafür die ganzen Nachteile mit dem Stress und nie zuhause
u.s.w. auf sich nehmen müsste, dann lieber so wie jetzt ohne
Führerschein und den ganzen Tag für sich haben. Er erzählte das auch
völlig entspannt, gelöst und geradezu erheitert, keineswegs mit einer
inneren Verbitterung darüber, das war schon echt so gemeint, wie der
das sagte.

Der Kunstmaler hier aus dem Haus ist derzeit ziemlich am Boden
zerstört, weil seine Nuala, ich erzählte vor Wochen bereits öfters von
der, im Krankenhaus ziemlich ernsthaft mit ihrer Krankheit kämpft, es
soll sehr schlecht um sie stehen. Er meinte mit Tränen in den Augen,
dass die Ärzte im Prinzip sogar davon ausgingen, dass sie innerhalb
der nächsten beiden Monate sterben wird. Die haben wohl gesagt, dass
bei dieser Krankheit der Verlauf eigentlich zwei Wege kenne, einmal
dass bei einer bestimmten Behandlung und Medikation sich der
Zustand zunächst trotzdem weiter bis zu einem kritischen Grad
verschlechtere, um ab dann nahezu schlagartig binnen weniger Tage
ins Gegenteil umzukippen, so dass die Krankheit dann plötzlich
weitgehend besiegt sei, abgesehen von einigen Restfolgen, die dem
Patienten dann ein Leben lang erhalten blieben. Der zweite und
häufigere Verlauf sei der, dass die erste Hälfte genauso verlaufe, bis
zu dem kritischen Grad der anhaltenden Verschlechterung, aber
danach gehe es dann rapide bergab, würde also binnen kürzester Frist
noch viel schlechter, bis zum Tod. Der erste Verlauf, mit dem
plötzlichen Umschwung ins Gute träfe aber nur auf knapp 20 % aller
Fälle zu, bei allen anderen der zweite, schicksalhaftere Verlauf. Seine
Nuala sei nun bereits an diesem kritischen Punkt angelangt und es
gebe überhaupt keine Zeichen des Umschwungs. Also von seiner Seite
keine schönen Nachrichten.

Es ist ja schon merkwürdig, was heute alles versucht wird, an der
Haustüre zu verkaufen. Diese Tage war hier ein Vertreter, der bot
Handy - Prepaid - Telefonkarten einer mir bislang völlig unbekannten
Telefongesellschaft zu Sonderpreisen an. Die Karte mit 30 Euro
Guthaben bot er für 27 Euro an und als wir keinerlei Interesse zeigten,
reduzierte er noch auf 25 Euro. Kayla meinte auch schon, daran ist
bestimmt etwas faul. Entweder sind die Karten geklaut oder gefälscht
oder es gibt gleich die ganze Telefongesellschaft nicht. Laut den
Angaben des Vertreters sollen diese Karten mit allen gängigen
Handys funktionieren.

Schulkinder haben ja zuweilen recht eigenartige Ideen. Streiche haben
wir in unserer Jugend auch gespielt, keine Frage, aber was die heute
fertig bringen hat eine ganz andere Qualität, leider im negativen
Sinne. So hatte in einer Schule, die sich vielleicht knapp 2 km von
hier befindet, ein Schüler in die Hautcreme - Flasche einer seiner
Lehrerinnen Benzin mittels einer Spritze reingespritzt. Das war wohl
so eine Hautcreme-Lotion wie man so sagt und die Lehrerin hatte die
Flasche immer am Waschbecken der Klasse stehen. Sie hat das noch
nicht einmal sofort am Geruch bemerkt, weil in diesen Hautcremes ja
heute meist auch noch Parfüm enthalten ist, was wohl den
Benzingeruch überdeckte. Aufgefallen ist es erst einige Wochen
später, als die Lehrerin im Gesicht heftigen roten Hautausschlag
bekam. Sind wir mal ehrlich, wenn wir solche Scherze in der Schule
gemacht hätten und wären erwischt worden, ich glaube man hätte uns
krankenhausreif geprügelt und das völlig zu recht. Ich bin kein
Verfechter der Prügelstrafe bei Kindern, aber es gibt für mich
zweifellos Grenzen, die bei ihrer Überschreitung eigentlich gar keine
Wahl anderer Mittel mehr zulassen, weil bei solchen Schülern alles
andere nichts nützt.
Weitere „Scherze", die mit großer Wahrscheinlichkeit auch
Schulkindern zuzuschreiben sind, die ich dann schon wieder als etwas
harmloser bezeichnen würde, da wurden an den jüngsten
Schönwettertagen gezielt geparkte Autos gesucht, bei denen die
Seitenscheibe ein wenig  runtergekurbelt war. Dort hinein wurden
dann beispielsweise tote Ratten, tote Vögel oder auch ganz einfach
Stinkbomben geworfen. Fragen Sie mich jetzt nicht, wie die Kinder an
die toten Viecher kommen, aber das dürfte für die offenbar kein
Problem sein.

Neulich hatte ich Ihnen von meinem total missglückten Mofa -
Reparaturversuch geschrieben. So habe ich das Mofa zu meinem
Autobekannten gebracht. Der hat dann schnell die fehlende Feder im
Vergaser bei einem Ersatzteilfritzen beschaffen können. Die Feder
war allerdings nicht der Grund des Fehlers, die war mir ja selbst
unauffindbar weggehüpft. Also wurde alles mit der neuen Feder
wieder zusammengebaut und das Mofa von meinem Bekannten
geprüft. Es lief wieder und bei den Probefahrten wurde dann
festgestellt, dass der alte Fehler wieder auftrat, wo mitten in der Fahrt
zeitweise ein Ruckeln auftritt und kurz danach der Motor ganz aus
geht. Ich hatte ja auf den Vergaser getippt, aber den konnte man nun
ausschließen, meinte mein Bekannter, weil der in Ordnung sei. Der
Bekannte hat dann das Ding einen Tag dort behalten und nach seinem
Feierabend nach dem Fehler gesucht. Das gestaltete sich wohl
ungewöhnlich, weil auch der Fehler ungewöhnlich war. Wissen Sie,
dieses Mofa wird dadurch abgestellt, dass man an der Lenkgabel einen
kleinen schwarzen Knopf drückt, der wohl den Strom für die Zündung
unterbricht. Mein Bekannter stellte fest, dass dieser Knopf die
Ursache allen Übels war. Der war innen voll Wasser gelaufen,
wahrscheinlich schon vor Jahren bei einer Regenfahrt des
Vorbesitzers. Dieses Wasser konnte aus dem Knopf aber nicht mehr
ablaufen, weil es dafür keine Öffnung gab. So rosteten innen die
Kontakte und wurden unzuverlässig und zu gleich schwappte das
inzwischen rostigbraune Wasser immer während der Fahrt in dem
Knopf herum und verursachte so mal mehr und mal weniger diesen
Fehler. Darauf wäre ich nie im Leben gekommen! Allerdings hat mein
Autobekannter auch ganz schön lange suchen müssen, denn mit so
was rechnet keiner. Den alten Knopf haben wir dann komplett
ausgebaut, weggeschmissen und durch einen aus alten Autoknöpfen
selbst umgebastelten Knopf ersetzt. Der ist zwar etwas klobiger, als
der Originalknopf, aber das bringt bei der Bedienung sogar Vorteile,
da man den kleineren Originalkopf beispielsweise mit Handschuhen
gar nicht bedienen konnte, wie man sie bei Fahrten in kaltem Wetter
gerade auf solch einem Gefährt gerne trägt. Bei dem klobigen
Eigenbauknopf aus Altteilen ist das überhaupt kein Problem mehr. Da
es unter Bekannten alles zu Freundschaftspreisen abgeht, hat mich die
Reparatur 20 Euro gekostet und das Ding läuft jetzt wirklich
hervorragend. So lasse ich es natürlich bei der Versicherung
angemeldet und wenn Kayla den Wagen braucht und ich doch etwas
fahren möchte, nehme ich das Mofa oder umgekehrt. So schön wie
jetzt ist das noch nie gelaufen.

Wo wir gerade bei Fahrzeugen sind, auch noch einige kurze Worte zu
den weiteren Subaru - Erfahrungen und überhaupt. Hätten wir vor
einigen Wochen gewusst, dass die Geschichte mit den Schweizer
Wohnungsmanagern sich für uns so positiv entwickelt, dann hätten
wir sicherlich mit dem Autokauf noch gewartet, bis wir das Auslöse-
Geld von denen gehabt hätten und dann für vielleicht 5.500 bis 8.000
Euro einen gebrauchten Golf - Variant gekauft, denn in dieser
Preisklasse herrscht bei dem Modell ein besseres Angebot an wirklich
brauchbaren Fahrzeugen, als in der von uns angestrebten Preisklasse
zwischen 3.500 und 5.500 Euro. Nun haben wir den Subaru aber halt 
einmal und werden den nicht gleich wieder gegen einen anderen
Wagen austauschen. Er fährt so wirklich ganz gut, wenn man erst
einmal daran gewöhnt ist. Sicher, man kann es endlos wiederholen,
der VW - Golf ist deutlich besser, jedenfalls in den meisten Punkten
und ich will jetzt mit diesen Vergleichen auch gar nicht erneut
anfangen. Mehr Erfahrung haben wir inzwischen mit den
Auswirkungen verschiedener Fahrstile bei dem Subaru. Wir hatten
uns abgesprochen, einmal eine ganze Tankfüllung auf extremem
Sparkurs zu verfahren. Nach einem notierten Tankstopp haben wir
von da an auf Autobahnen strikt maximal 100 km/h eingehalten, da
zeigen einem schon LKW - Fahrer einen Vogel, auf Landstraßen
sogar nur 70 km/h, in der Stadt 50 oder weniger und immer mit
behutsamem Gasfuß gefahren. Die üblichen Tipps mit frühzeitig hoch
schalten, das mag dieser Subaru nicht so sehr, wie ich schon mal
berichtete, also konnten wir mit dieser Zusatzmethode keinen weiteren
Sprit sparen. An roten Ampeln, die gerade erst rot geworden waren,
wurde von uns sogar der Motor ausgemacht, weil im Fernsehen ein
Mann das in einer Autosendung als Spritsparmethode empfahl.
Obwohl mein Autobekannter von dieser Methode nichts hält, weil er
sagt, diese „Autogelehrten", die das mit dem Motorausmachen an
allen Ampeln u.s.w. verkünden, hätten keine wirkliche Ahnung über
das Zusammenspiel der Technik im Auto, da der Motor beim Neustart
erst einmal etwas mehr Benzin verbraucht, dann würde durch den
enormen Strom des Anlassers die Batterie mehr entladen und würde
dann von der Lichtmaschine automatisch nachgeladen, dadurch
belastet die Lichtmaschine aber wieder mehr den Motor und der
verbraucht dann mindestens so viel mehr Benzin, wie man vorher
durchs Abschalten des Motors gespart hat, eher sogar mehr. Auch
werden beim Wiederanlassen im ersten Moment erheblich mehr
Schadstoffe ausgestoßen, weil der Katalysator kalt noch nicht wirkt
und die Schadstoffmenge aus dem Motor beim Startmoment erheblich
größer ist. Des weiteren würden Anlasser und vor allem die Batterie
dadurch wesentlich eher kaputt gehen, was in einem Zeitraum von
meist 2-3 Jahren zu teuren Reparaturen führt, die sonst nur vielleicht
alle 8 Jahre fällig wären. Die frühzeitigen Reparaturkosten müsse man
dann ja auch mit in diese Rechnung einbeziehen. Es würde sich nur
wirklich lohnen, wenn man weiß, dass die Ampel-Rotphase länger als
2 Minuten dauert. Alles in allem haben unsere extremen
Sparbemühungen beim nächsten Tankstopp einen
Durchschnittsverbrauch von 9,2 Litern auf 100 km zutage gebracht.
Das klingt im Vergleich zu vorher schon besser, aber wenn man
bedenkt, wie man dafür gekrochen ist und sich selbst zum rollenden
Verkehrshindernis gemacht hat, dann ist dieser Fahrstil nicht
angebracht, weil man mit diesen extremen Maßnahmen nur eine
weitere Ersparnis von 1,5 Litern im Vergleich zu unserer zuvor schon
mit dem Wagen praktizierten zurückhaltenden Fahrweise erzielt. Das
ist komisch, da hätte ich mehr Auswirkungen erwartet und hatte schon
zu Kayla gesagt, dass wir mit diesem extrem langsamen Fahrstil
sicher unter 8 Liter zurück fallen, aber Pustekuchen. 9,2 Liter sind für
diesen lahmen Fahrstil entschieden zu viel, also werden wir uns ab
jetzt wieder im normal gezügelten Fahrstil bewegen und dann halt
wieder 10 bis 12 Liter brauchen. Wenn man das bedenkt, was es da
doch für riesige Unterschiede gibt. Mit dem VW - Golf - TDI -
Variant, und da bricht zwangsläufig dann doch wieder der Vergleich
durch, war man bei einem Verbrauch von 6,5 Litern im Vergleich
dazu schon richtig rasant unterwegs und wäre man mit dem so
schonend gefahren, wie jetzt bei diesem Versuch, dann hätte der mit
Sicherheit nur um die 4 Liter gebraucht. Dazu gesellt sich dann auch
noch die Tatsache, dass der nicht nur viel weniger brauchte, sondern
auch noch den doch deutlich billigeren Dieselkraftstoff. Ach ja! Trotz
allem werden wir den Subaru sicher noch einige Zeit fahren. Wenn die
ganze Umzugsgeschichte und alles was jetzt wieder auf uns zukommt
einmal über die Bühne ist, dann muss man mal sehen, wie unsere
Finanzlage dann aussieht. Je nach dem kann man dann vielleicht in 1
oder 2 Jahren noch mal über das Thema Fahrzeugwechsel
nachdenken. Ansonsten, man muss ja auch das Gute erwähnen, hat der
Subaru durchaus Nehmerqualitäten. Aus Versehen war Kayla diese
Tage mit relativ hoher Geschwindigkeit, etwa mit 60 km/h, auf den
Grünstreifen neben einer Landstraße geraten und dann durch den
dabei entstehenden Schwung seitlich über einen Bordstein gedriftet
und an solch einen Begrenzungspfosten geknallt. Der Pfosten knickte
um, stand aber nach dieser Feindberührung wie von Geisterhand von
selbst wieder auf. Das ist wohl solch ein flexibles Kunststoffzeug. Das
rappelte zwar tierisch und wir befürchteten schon, dass am Fahrwerk
und an der Stoßstange etwas kaputt gegangen ist, aber man sieht und
bemerkt da gar nichts, das hat dem Subaru überhaupt nichts
ausgemacht. Auf diese Weise ist das im Fahrwerksbereich etwas
stabiler gebaut, als bei normalen Autos, was sicherlich seine Gründe
in der Verwendungsmöglichkeit im Gelände hat.

Der Autobekannte sagte nun schon zu mir, als ich ihm vorgestern die
neue Entwicklung mit der Wohnung mitteilte, dass wir uns doch am
besten einen riesigen Wohnwagen oder ein Wohnmobil kaufen
würden, weil wir ja doch immer umziehen. Da wäre das einfacher.
Nun, der hat gut lachen, auf unserem Mist ist diese Entwicklung ja
nicht gewachsen, wenngleich uns die jetzige Entwicklung durchaus
gefällt, eben wegen des positiven Verhandlungsergebnisses mit der
Auslösezahlung.

Noch kurz etwas völlig anderes. Vielleicht 1 km von hier gibt es seit
einiger Zeit ein Mini - Lokal, welches so eine Art Gemisch aus
Kneipe und Restaurant ist. Auch ungewöhnlich sind dessen
Öffnungszeiten, nämlich von morgens 7 Uhr bis nachts 22 Uhr und
man bekommt während der gesamten Öffnungszeit dort kalte und
warme Speisen aus einer kleinen Auswahl, vielleicht 5 verschiedene
Sachen, mehr nicht. Ich war einmal dort drinnen, aber nur weil ein
Bekannter mich dahin eingeladen hatte, um etwas zu besprechen. Es
ist ein sehr beengtes, schlauchartiges Restaurant, wo alle Tische in
einer Reihe wie an einer Perlenschnur aufgereiht stehen, weil es für
eine andere Anordnung zu schmal ist. Besagtes Restaurant hat nun
allergrößte Schwierigkeiten bekommen, wegen seines Namens. Es
nennt sich „Bei Tifannys" nun gibt es ja in einem alten
amerikanischen Spielfilm einen solchen Titel, irgendwas mit
„Frühstück bei Tiffanys", was ja sogar irgendwie passen würde, weil
die hier so früh auf haben. Weiterhin gibt's wohl Musiktitel die so
heißen und dann gibt's, ebenfalls in Amerika, tatsächlich ein
Kaufhaus und eine Schmuck- und Edelsteinhändlerkette, welche
ebenfalls diesen Namen tragen. Sie ahnen was kommt. Ein deutsches
Anwaltsbüro hat nun von dem Lokal hier verlangt, dass die sich
umbenennen, weil dieser Name irgendwelche Rechte verletze, eben
weil er in USA schon verwendet wird. Die Betreiber haben aber
gesagt, diese Rechte gelten nur in den USA und hier sei dieser Name
nicht geschützt gewesen, da hätten sie sich zuvor extra sogar über
Fachanwälte wegen erkundigt. Das klagelustige Anwaltsbüro beruft
sich daraufhin aber angeblich auf internationales Recht und legt es so
aus, als sei dieser Name international geschützt, eben u.a. weil
besagter Film auch international bekannt sei. So ging das hin und her.
Dann hatten die Betreiber des Restaurants eine Idee, die beide Seiten
zumindest theoretisch zufrieden stellen sollte. Sie gaben in so fern
klein bei, dass sie ihrem Kontrahenten mitteilten, ihren Namen zu
ändern. Das haben sie dann auch gemacht, nämlich von „Bei
Tiffanys" auf „Bei Tiffany", es wurde einfach das S am Schild
zugeklebt, fertig. Nun, man ahnt es, geht der Krach von vorne los,
weil das Anwaltsbüro damit nicht zufrieden ist, weil man sagt
Tiffanys sei ja nur der Aussprachetitel und der verbleibende Titel
beinhalte immer noch den Originalausdruck. Nun wollen es die
Betreiber aber darauf ankommen lassen und fiebern einem
Gerichtsprozess entgegen. Die sagten schon, wenn dort wirklich eine
erneute Abänderung verlangt würde, dann würden sie das gleiche
wieder probieren, wobei sie dann das Wörtchen „Bei" wegfallen
lassen würden, also sich nur noch „Tiffany" nennen und das sei ganz
gewiss eine Art allgemeingültiger Vorname, den man nicht irgendwie
rechtlich schützen lassen könne. Die Gäste würden dann automatisch
trotzdem immer noch sagen „ich gehe bei Tiffany(s)...". Sie sehen, wo
heute überall rechtliche Fallstricke drohen oder besser gesagt
künstlich geflochten werden, denn ich bin davon überzeugt, dass die
klagenden Anwälte erst auf diese Idee gekommen sind, als sie das
Lokal gesehen haben. Ich glaube nicht, dass da sich irgendwer aus
Amerika von gestört fühlt und sich bei denen gemeldet hat.

So soll es für heute wieder einmal genügen. Vielleicht kann ich Ihnen
beim nächsten mal schon wieder deutlich mehr über die aktuelle
Entwicklung in unserer Angelegenheit mitteilen. Kayla ist heute und
am nächsten Montag nicht hier, sie hat einen zweitägigen
Gelegenheitsjob als Aushilfe bei einer Lager-Zwischen-Inventur eines
Großlagers für Seifen u.ä. Artikel in Ostfildern - Kemnat
angenommen, da der sehr gut bezahlt wird. Durch eine frühere
Arbeitskollegin von ihrem damaligen Dolmetscherjob bei dem Auto-
Ersatzteil-Versand war sie an diesen Job gekommen.

Nun alles Gute, bis zum nächsten Erguss von Neuigkeiten, Ihr

Egbert Lappenkeuler