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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Email Nr. 1” und “Es entwickelt sich”  aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Email Nr. 1" vom 22.10.2006


Neugerichtete Grüße!

Jawohl, das ist sie, die aller erste Email aus unserem eigenen Haus!
Am zurückliegenden Dienstag traf hier, pünktlich um 10 Uhr, wie
vereinbart, ein Techniker der Telekom ein. Zuerst war er ein wenig
schockiert darüber, dass im ersten Kellerraum gleich 4 solcher
Verteildosen und eine weitere im Heizungsraum hängen, in denen die
Kabelenden der Telekom ankommen, er meinte normal sei eine
einzige davon. Er brauchte dann etwas Zeit, bevor er aus der Masse
die richtige Dose und darin die richtigen Drähte herausgefunden hatte.
Ab dann ging alles ganz schnell. Er klemmte und schraubte da etwas
herum, dann fragte er, in welchem Zimmer wir das Telefon aufstellen
wollen, wir entschieden uns für das kleine Wohnzimmer. Da dort
bereits eine alte Telefondose ankam, montierte er die ab und an das
gleiche alte Kabel eine neue, dann sauste er noch mal in den Keller
um die Enden dieses Kabels mit der zuständigen Dose zu verbinden,
danach prüfte er selbst noch mal mit einer Stelle, die das von weitem
einmessen musste - fertig! Gleich nach dem Einstecken des Apparates
funktionierte das. Da wir etwas Zeitmangel hatten, habe ich den
Computerkram erst einige Tage später selbst angesteckt und
ausprobiert. Nach anfänglichem Zögern ging es, ohne dass ich fremde
Hilfe in Anspruch nehmen musste. Wie Sie an dieser Email sehen,
klappt es einwandfrei.

Den großen Raum im Erdgeschoss haben wir inzwischen auch schon
fast fertig renoviert und langsam bewundern wir uns selbst ein wenig,
wie zügig wir das alles erledigt kriegen. Man muss stets dazu sagen,
dass ein so zügiges Arbeiten nicht möglich wäre, wenn der Zustand
des ganzen Hauses nicht so gut wäre. Beim Entfernen der alten
Tapeten hatten wir an keiner einzigen Stelle das viel gefürchtete
Problem, dass Teile des Wandputzes mit abplatzten. Alles blieb schön
eben und glatt, keine einzige Stelle, wo wir beispachteln und schleifen
mussten, das hat man sehr selten. Besondere Erwähnung verdient
Kayla, ich staune selbst über ihre hervorragenden handwerklichen
Fähigkeiten, die sie zudem sehr zügig erledigt. Mir geht da selbst
manchmal etwas die Luft aus, während sie noch munter und emsig
weiter wirbelt. Lediglich die Fußleisten muss ich in diesem Raum
noch neu anstreichen. Da wir sämtliche Kosten für Material u.s.w. in
einem Büchlein aufschreiben, um am Ende genau sagen zu können,
was uns die ganze Renovierung gekostet hat, kann ich Ihnen jetzt
schon sagen, dass wir bislang trotz des guten Fortschrittes der
Arbeiten erst knapp 120 Euro an Materialkosten aufgebracht haben.
Obwohl es näher gewesen wäre, die Sachen in Baumärkten in
Karlsruhe, Pforzheim oder Bretten zu kaufen, haben wir fast alles in
Stuttgarter Baumärkten gekauft. Die kennen wir noch und bei einem
ersten kurzen Vergleich waren die auch billiger. Wie schon neulich
angekündigt, haben wir bei Tapeten und Bodenbelägen ausschließlich
auf sehr preiswerte Reste zurückgegriffen, die teils zu 15 % des
Normalpreises zu haben waren. Da war oft der Kleister teurer als die
Tapete selbst. Wenn das Erdgeschoss nun bald soweit fertig ist, dann
werden wir erst ein mal ein paar Tage ausspannen, vielleicht ein
wenig in der näheren Umgegend verreisen und hier wandern, um das
alles etwas besser kennen zu lernen.
Das ist hier ja keine der typischen bekannten Wander- oder
Urlaubsgegenden, wie es sie ansonsten im Ländle vorwiegend gibt
und das ist auch gut so. Wissen Sie, die Landschaft bietet nach meiner
Meinung genau so viele Reize, wie an diesen oftmals überlaufenen
Orten, vielleicht nicht gerade auf den ersten Blick, aber wenn man ein
wenig Gespür hat, wird es einem gut gefallen. Manche bezeichnen
diese Region auch als Vorschwarzwald, was ich jedoch für total falsch
halte, weil diese Landschaft ihren völlig eigenen Charakter hat, der
damit nicht gewürdigt wird. Sie ist eben nicht wie der Schwarzwald
und die Leute, die diese blöde Bezeichnung Vorschwarzwald ins Spiel
bringen, hoffen doch nur, dass man so touristisch mit von der
Bekanntheit des Schwarzwaldes profitieren könne, was hoffentlich
nicht gelingt. Tourismus hat nach meiner Meinung mehr Nachteile,
weil er mittelfristig das Typische einer Region verfälscht, da diese
sich dann recht schnell nach den Wünschen der Touristen verändert,
um denen halt noch gerechter zu werden und noch mehr von denen
anzulocken. Jede touristische Region verändert sich anders, als sie es
auf ihre natürliche Art getan hätte und verliert somit ihre wirklich
typischen Eigenschaften. Und von vollen Wäldern und Feldwegen, die
ständig von irgendwelchen Touristen und Wanderern bevölkert sind,
halte ich überhaupt gar nichts. Wenn man hier die Feldwege zwischen
den Wiesen oder die kleinen Wälder erwandert, kann man selbst
sonntags zuweilen noch eine halbe Stunde gehen, ohne irgendwelchen
Touristen, Rucksackwanderern oder überhaupt jemandem zu
begegnen, es gibt noch die echte Ruhe. Das ist für sich genommen viel
mehr wert, als eine äußerst schöne Landschaft, die gleich von
Besuchern zugepfropft wird. Kayla meinte schon scherzhaft, hier
könne man noch am helllichten Tage nackt durch den Wald laufen,
ohne dass es jemandem auffallen würde. Nicht dass Sie jetzt meinen,
wir hätten so etwas vor, es zeigt nur wie das hier ist.

Sicher werden Sie sich fragen, ob uns Stuttgart nicht schon fehlt. Dazu
kann ich nur anmerken, dass wir bislang kaum dazu gekommen sind,
darüber überhaupt nachzudenken. Die ganze Arbeit hier im Moment.
In stillen Stunden denkt man sicher manchmal an Stuttgart, jedoch
könnte ich nicht behaupten, dass ich eine Art Heimweh nach Stuttgart
verspüre. Damit spreche ich auch für Kayla. Für solche Empfindungen
mag es nach der kurzen Zeit auch viel zu früh sein, vielleicht stellen
sich derartige Gefühle erst nach längerer Abwesenheit ein.
Andererseits sind 70 km mit dem Auto ja auch keine nennenswerte
Entfernung, so dass man immer mal wieder schnell da ist.

Im eigentlichen Ortskern von Jöhlingen, der ungefähr 4 bis 5 km von
hier dieser abgelegenen Siedlung entfernt liegt, war letzten Sonntag
sogar ein ansehnlich großer Flohmarkt. Dass es so etwas in dieser
Größenordnung dort gibt, hätte ich nicht erwartet. Wir benötigten
sicherlich über 2 Stunden, um an allen Ständen vorbei zu schlendern.
Das Wetter war sehr schön und dadurch war scheinbar der ganze Ort
und die Nachbarorte auf den Beinen, um diesen Flohmarkt zu
besuchen. Die Parkplätze wurden knapp, was man sich ansonsten in
Jöhlingen eher nicht vorstellen kann. So mussten wir notgedrungen 
weit entfernt von dem Flohmarktgelände parken. Auf diesem
Flohmarkt bewies sich dann einmal mehr, wie winzig doch die Welt
ist. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an verschiedene Emails von mir
erinnern, die ich Ihnen vor ungefähr 2 Jahren mal schrieb, aus der
Zeit, in der ich quasi noch zwangsweise bei der Außenstelle des
städtischen Bauhofs in Stuttgart in der dortigen Zamenhofstraße
arbeiten musste. Dort hatte ich unter anderem für kurze Zeit einen
Kollegen, oder besser gesagt Leidensgenossen, mit dem ich einige
Geländer und solches Zeug in der Stadt mal entrosten und neu
lackieren musste. Dieser damalige Kollege, der später von diesen
Arbeitsdiensten der Verwaltung ausgeschlossen wurde, weil er oft
unpünktlich und an manchen Tagen gar nicht erschien, sollte
Gerüchten zufolge später auf der Straße gelandet sein, als
Stadtstreicher, jedenfalls wurde mir das von mehreren Leuten so
erzählt. Genau der hatte aber auf dem Flohmarkt einen eigenen Stand
mit diversem Krimskrams auf der linken Seite und neuen Klein-
Lederwaren auf der rechten Seite. Kleinlederwaren, das waren in
erster Linie Geldbörsen, Dokumentenmappen und Hosengürtel aus
Leder. Er erkannte mich auch sofort und rief mir gleich zu. So
entstand ein Plausch, bei dem sich herausstellte, dass an den ganzen
Gerüchten über sein Stadtstreicher-Dasein überhaupt nichts dran war.
Es sei ihm zwar damals ein paar Monate finanziell sehr mies
gegangen, aber dann habe er solange überlegt und gesucht, bis ihm die
Idee mit dem Flohmarktstand gekommen sei. Da er jedoch keine Lust
hatte, in Stuttgart möglicherweise laufend auf bekannte Gesichter zu
treffen, sei er in die Nähe von Karlsruhe gezogen. Nordwestlich von
Karlsruhe wohnt er in einer Zweizimmerwohnung in einem alten
Bauernhof bei Hochstetten. Das liegt schon recht nah am Rhein. An
die Lederwaren ist er per Zufall geraten, über eine polnisch-deutsche
Handelsfirma in Karlsruhe, die Leute suchte, die diesen Kram auf
Flohmärkten vertreiben. Die anderen Dinge, die er verkauft, sammelt
er selbst bei Sperrmüllentsorgungen und Haushaltsauflösungen
zusammen, macht sie etwas sauber und verkauft sie dann auf den
Flohmärkten wieder. Er meinte, da es ja inzwischen üblich sei, auch
im Winter Flohmärkte zu veranstalten, früher gab's das nicht, sei er an
über 45 Wochenenden des Jahres immer irgendwo mit seinem Stand
auf Flohmärkten im Umkreis von bis zu 150 km zu finden,
ausgenommen der Stuttgarter Bereich, wegen der oben
angesprochenen Bedenken. Damit wird man zwar nicht reich, sagte er,
aber es genügt, um in Würde am Leben zu bleiben, sich die kleine
Wohnung und sein Auto, ein älterer Peugeot-Kleinbus, problemlos
leisten zu können und es macht bedeutend mehr Spaß, als solche Jobs,
wie man sie von den Ämtern zugewiesen bekommt. Dazu hat man
noch sehr viel Freizeit. Er betonte, dass er pro Woche höchstens 4
Tage arbeitet, 2 Tage zum Suchen und Saubermachen und 1 bis 2
Tage an Wochenenden auf Flohmärkten, um das Zeug wieder zu
verkaufen. Natürlich ist fast jedes Wochenende keine Freizeit
möglich, das ist klar, aber es ist wohl heute ziemlich egal, ob man nun
ausgerechnet Samstag und Sonntag frei hat, oder vielleicht Dienstag
und Mittwoch. Sehen Sie, so geht das, da glaubte man schon, der sei
längst irgendwo im Untergrund verschollen, dabei geht es dem heute
besser denn je, das konnte man dem auch ansehen. Da sage ich, was
will man mehr? Was kann besser sein, als sich auf diese Weise selbst
aus dem Dreck zu ziehen? Gewiss ist es kein Patentrezept, welches bei
jedem funktioniert, aber ich finde das gut. Es wird nicht jeder mein
Glück haben können und ich sage es ganz ehrlich, hätte es in meinem
Leben in den vergangenen 2 Jahren nicht die zufälligen 3
Glücksmomente gegeben, wie ich die bezeichne, dann erginge es mir
jetzt vielleicht ähnlich wie dem. Ich hatte auch nichts und wäre Kayla
nie in mein Leben getreten, dann hätte mir der Elan gefehlt, an den
Zuständen viel zu ändern, das muss ich zugeben. Sie spornt mich da
unbemerkt an. Dann der zweite Glücksmoment war die zufällige
Sache mit den Briefmarken, die uns einen gewissen finanziellen
Rückhalt brachte und der dritte Glücksmoment ist jetzt die Sache mit
der Auslösezahlung wegen dem 9jährigen Wohnrecht, ohne die wir
niemals uns ein Haus hätten leisten können. An solch eine
Entwicklung hätte ich selbst noch vor 2 Jahren am allerwenigsten
geglaubt. Damals war es schon eine weltbewegende Errungenschaft
für mich, mit dem winzigen Suzuki - Alto endlich wieder so etwas
ähnliches wie ein Auto besitzen zu können. Zweifellos ist auch alles
eine Standpunktfrage. Wissen Sie, seit meiner schweren Erkrankung
vor nunmehr rund 6 - 7 Jahren hat sich meine Einstellung zu vielen
Dingen sehr verändert. Im Prinzip bin ich seither ein Mensch, der
eigentlich nicht viel braucht, der mit wenig wahrscheinlich
zufriedener ist, als ein Großteil der Menschen mit enormen
Reichtümern. Allerdings unter ein gewisses Mindestmaß möchte ich
dann auch nicht sinken. Eigentlich sage ich auch heute noch, dass ich
gar kein eigenes Haus brauchen würde und dass ich mit einem
Kleinwagen mindestens genauso zufrieden wäre, wie mit dem mir
eigentlich zu großen Subaru. Andererseits sage ich aber auch, wenn
man in der Lage ist, sich diese Dinge leisten zu können, dann sollte
man es auch ruhig tun, denn man lebt nur einmal und warum sollte
man Vorteile die einem erwachsen nicht nutzen und verfallen lassen?
Zudem ist mit der jetzigen Lage mit einem eigenen Haus hier auf dem
Lande auf lange Sicht das Leben billiger, als eine Mietwohnung in
Stuttgart. So gesehen schließt sich da wieder der Kreis, da alles was
wir jetzt machen dann auch wieder im Sinne dieser veränderten
Lebenseinstellung ist, dass man auch mit wenig zufrieden sein kann.

Ohne Fabrik geht es nicht. Selbstverständlich haben wir unsere
Erkundungen in der alten Anlage fortgesetzt. Da kam uns nun ein
günstiger Kauf auf dem oben geschilderten Flohmarkt zu gute. Wir
erwarben dort 2 interessante moderne Taschenlampen, die mittels
eines Reflektor - Rundkreises aus sogenannten weißen LED -
Lämpchen mit einer vorgebauten Optik-Linse ein extrem helles,
weißes Licht erzeugen. Dabei benötigt diese hochmoderne
Taschenlampe trotzdem viel weniger Strom, als eine deutlich dunklere
Taschenlampe mit herkömmlicher Glühbirne und die Batterien halten
viel länger. Diese LED - Lämpchen gehen quasi nie kaputt. Es kommt
der hochinteressanter Effekt hinzu, dass dieses helle
Taschenlampenlicht ausreicht, um damit in wirklich absolut
stockfinsteren Räumen mit der Digitalkamera Fotos zu schießen,
sofern die Räume nicht extrem groß sind. Kurzum wir haben 2 solcher
Spezial - Taschenlampen zum Stückpreis von 9,99 Euro gekauft.
Unterstützt vom Blitzlicht der Kamera konnte man mit beiden
Taschenlampen zugleich wenigstens auch im zweiten, tieferen Keller
der Fabrik einige Aufnahmen machen, wo wir uns zuvor wegen der
endlosen Finsternis erst gar nicht reingetraut haben. Auch dort setzt
sich die beeindruckende Welt dieser alten Fabrik fort, aber wieder auf
eine ganz andere Art und Weise. Durch die Größe der Räume gelingt
es nur selten, selbst mit diesen sehr starken Taschenlampen eine
Ausleuchtung zu erzielen, die bis zur nächsten Wand reicht oder die
wirklich nennenswerte Teile des Raumes erkennbar werden lässt. In
unserem Foto fabrik-tiefkeller1 klappte die Ausleuchtung recht gut,
weil direkt neben der Abgangstreppe aus dem normalen Keller in
diesen Tiefkeller seitlich eine Wand verlief, an der die auf dem Foto
sichtbaren Rohrleitungen verlaufen. Um so erstaunter waren wir, als
wir entdeckten, dass etliche dieser dicken Rohre ganz offensichtlich
ihrerseits wieder aus einer Etage kommen, die noch unter diesem
Tiefkeller ist.

 
Fabrik-Tiefkeller 1: ein weiterer Keller unter dem eigentlichen Keller, der seinerseits ebenfalls unterkellert ist - eine völlig eigene Welt in der Tiefe

Also müsste demnach unter diesem zweiten Keller noch ein dritter,
noch tieferer Keller liegen. Vermutlich kommt man dorthin aber nur
durch Hochklappen von diversen Eisendeckeln, die man hier im
Boden des schon sehr tiefen zweiten Kellergewölbes fand. Die
Arbeiter hatten es früher wohl einfacher in die Tiefen der Gebäude zu
gelangen, denn bei unserem Rundgang in der Tiefe stießen wir auf
große Aufzugtüren. Leider reichte dort selbst die Leuchtkraft dieser
starken Taschenlampen nicht aus, um weitere Teile des endlosen,
finsteren Raumes auszuleuchten, der sich besonders unendlich in die
Richtung links von dem Aufzug fortsetzte. Das Licht unserer Lampen
reichte in dieser geballten Finsternis so gerade aus, um im letzten
Moment noch ein altes Ölfass am Boden zu erkennen, bevor man
darüber gestolpert wäre. Ein Stück weiter stießen wir dann auf ein
immens hohes Gestell aus Eisenträgern, welches unten noch mit
Schutzgittern verkleidet war, von dem dieser Bedienkasten auf dem
Foto fabrik-tiefkeller3 mit den Schaltern an einem Kabel herunter
baumelte. Im Rest des finsteren Raumes fanden wir uns trotz der
guten Taschenlampen nicht so richtig zurecht, so dass wir aus
Gründen der Gefahrenbegrenzung ab dort lieber wieder zurück
gingen, ohne das Weitere zu erforschen.
 
Fabrik-Tiefkeller 3: ein mächtiges Stahlgerüst von welchem in der Dunkelheit des Tiefkellers diese Schalterkiste baumelt.
Was uns dort auch verunsicherte, ja durchaus etwas in Angst versetzte
war, dass es ab dieser Stelle aus der Mitte dieses riesigen Eisengestells
heraus extrem starken Durchzug gab, so als stünde man im Windstrom
eines kräftigen Ventilators, wohl aber mit dem Unterschied, das dieser
Wind sehr eigenartig roch. Nicht wie normale Luft riecht, auch nicht
wie modderiger Kellergeruch von alten Gewölben riecht, man kann es
nur schwer beschreiben. Es war ein Geruch der uns irgendwie zur
Vorsicht mahnte, nennen wir es einfach mal so. Man weiß ja nicht, ob
da vielleicht schädliche Gase enthalten sind oder so etwas. Kayla
meinte schon, dass es in diesem mit Gittern abgeschirmten Gestell
vielleicht noch irgendwie sehr weit nach unten in die Tiefe ginge,
woher dann auch dieser stinkige Wind fegen würde. Mehr ironisch
meinte sie schon, ob wir hier vielleicht einen der Zugänge zur Hölle
entdeckt hätten. Aber was soll so etwas, in einer Fabrik, die Planen,
Zeltbahnen, Kunststoffverkleidungen, Zurrbänder, Gummipuffer,
Gummistreifen und ähnliches hergestellt hat? Vermutlich war die
Produktpalette wesentlich größer, als nur diese Sachen; darauf deutete
ja auch die ganz alte verfallene Halle mit dem bestialisch -
chemischen Gestank, die wir letzte Woche entdeckt hatten. Sozusagen
zum Ausgleich der Erkundung einiger tiefer Kellerräume sind wir
dann über ein Seitentreppenhaus bis aufs Dach der großen Halle
geklettert. Da hat man eine herrliche Aussicht und beim Blick auf
einen der vielen Hinterhöfe dieser Fabrik, entdeckten wir von oben
eine alte Werks-Kläranlage, in deren Becken ganz offensichtlich eine
dicke schwarze Pampe steht. Kayla nannte es „Schwarzes Wasser."
Neben dem Klärbecken sind schräg solche Quergänge aus rötlichem
Ziegelmauerwerk, durch die man einerseits von einer Halle in die
nächste gelangt und in deren Mitte innen auch noch endlose
Förderbänder verlaufen. Diese Quergänge wirken vom Hallendach aus
betrachtet recht klein, aber man muss sich verdeutlichen, dass die
schon auf Stelzen stehen, die ungefähr 4 m über dem Boden sind und
diese Gänge selbst sind innen etwa 3 m hoch. Somit kommen,
zusammen mit den Stelzen auf denen sie stehen, 7 m Gesamthöhe
alleine für diese Quergänge zusammen, und sehr winzig wirken diese
7 m von dort oben. Wieder zurück in der Fabrik selbst stießen wir auf
weitere interessante Anlagen, darunter diese Maschine mit den beiden
schön nostalgisch aussehenden Speichen - Schwungrädern auf Bild
fabrik-innen73. Weiterhin in einem Nebenraum auf 2 uralte, riesige
Elektromotoren mit einem riesigen Speichenrad daneben, welches
sicherlich 3 m Durchmesser hatte. Weiterhin gab es eine immens
große Maschine zu bestaunen, die Sie auf Bild fabrik-innen75 zum
Teil sehen und die sich über mehrere Stockwerke in einer
angrenzenden, etwas moderneren Halle erstreckt.
 
Fabrik-innen 73: eine wunderschön - nostalgische Maschine

 
Fabrik-innen 75: eine riesige Maschine, die sich über mehrere Stockwerke erstreckt

Diese Halle scheint nach meiner Meinung aus den 50iger Jahren zu
stammen. Wir haben versucht zu ergründen, wozu diese wahnsinnig
große Maschine diente, aber es ist uns nicht gelungen. Ich vermute,
dass darin irgendwas erhitzt und zugleich gepresst wurde. Dieses
große Rohr in der Mitte des Bildes, welches von oben nach unten und
seitlich von der Maschine abzweigt, verläuft im Hof der Fabrik weiter,
bis vorne in die ganz große alte Haupthalle der Fabrik.

Vorgestern sind wir in den kleinen Wald gewandert, der sich südlich
an das Fabrikgelände und das Areal, wo diese Militärschrottautos
stehen anschließt. Dieser Wald sieht nicht aus, wie ein absichtlich
angepflanzter Wald, sondern wie eine Fläche, die sich die Natur selbst
zurück erobert hat. Allerdings führen in diesem Bereich einige Wege
hindurch, die offensichtlich professionell frei gehalten werden und
zum Wandern und sogar zum Befahren nutzbar sind. Etwas abseits
von diesen Wegen stießen wir quasi mitten im Wald auf ein
eigenartiges Bauwerk, welches ich Ihnen auf dem Foto wald-trichter1
einmal zeige.
 
Wald-Trichter 1: ein hoher Trichter aus Beton neben einem Gebäude, mitten im Wald

Dieses Ding wirkt auch wie etwas, was zu einer Fabrik gehörte, aber
was es sein soll, davon habe ich keinen blassen Schimmer. Das
Gebäude daneben sieht man vor lauter Baum- und Strauchwerk auf
dem Foto kaum noch, es ist ein Bau aus Ziegelsteinen, wie eine zu
klein geratene Fabrikhalle, vielleicht 4 mal so groß und 3 mal so hoch
wie eine Autogarage. Auf dem Dach davon ist aus Metall liegend ein
Gebilde montiert, welches fast aussieht, wie ein überdimensionaler
Autokühler, der umgefallen ist und fast die ganze Flachdachfläche des
Gebäudes bedeckt. Daneben befindet sich dieser markante riesengroße
Trichter aus Betonguss, ein sehr interessantes Bauwerk,
schätzungsweise 9 m hoch und 2,5 m im Durchmesser. Von weitem
glaubt man, der Trichter sei aus Eisen, weil man meint, Nietreihen
erkennen zu können, mit denen die einzelnen Teile zusammengenietet
sind, aber es ist ganz dicker Betonguss und die vermeintlichen
Nietreihen entpuppen sich als Abdrücke der früheren Einschalung
vom Guss des Betons. Zuerst dachte ich, es wären Reste einer
Abfüllanlage, vielleicht dass hier früher eine Art Sandgrube war und
LKW unter den Trichter zum Befüllen fuhren, aber bei näherer
Betrachtung entdeckte ich, dass dieser Trichter tief in den Erdboden
reingeht oder eher aus ihm herauskommt, was man wegen des
Bewuchses hier auf dem Bild leider nicht mehr sehen kann. Also der
Trichter kommt nicht aus dem Gebäude, er ist zwar über einige
kleinere Abzweigrohre und einen Blechkasten am Gebäudesockel mit
dem Gebäude verbunden, kommt selbst aber tief aus dem Erdboden
heraus. Wenn man direkt daneben steht, sieht man, wie an einem
Schutzgeländer dieser Betonguss durchgehend weiter in die Erde
führt. Ich hatte den Eindruck, als höre man aus dem Trichter
Geräusche, die an einen kräftigen Windsog erinnern, fast so, wie im
Tiefkeller der Fabrik. Kayla mahnte zur Vorsicht und hielt es für zu
gefährlich, weiter nahe an dem Trichter im Gebüsch zu forschen. Man
muss ergänzen, dass dort auch mehrere vergammelte Schilder hängen,
die vor einem nahen Betreten aus Gefahrgründen warnen. Kayla
glaubte, dass darunter vielleicht eine alte Bunkeranlage oder gar eine
unterirdische Fabrik aus Kriegszeiten ist. Sie hatte neulich in einem
Buch gelesen, dass es so etwas im Krieg gab, daher war sie dafür
vorpräpariert. Den Eindruck kann ich nicht teilen, weil dieses
Gebäude und der Trichter vom Baustil her eindeutig erst nach dem
Krieg gebaut wurden, schätzungsweise zwischen 1955 und 1965.
Diese Sachen sind, bis auf die Zuwucherungen, noch sehr gut
erhalten. Insgesamt scheint dieses Gebäude und der Trichter aber auch
eine aufgegebene Sache zu sein, um die sich keiner mehr kümmert.
Zu dem ganzen, auch im Bezug auf die Fabrik, fiel mir noch eine
Äußerung ein, die der Rentner aus der Nachbarschaft letzte Woche
über den Denkmalschutz machte. Der vertrat nämlich die Auffassung,
dass diese ganze Fabrikanlage nur deshalb unter Denkmalschutz
gestellt worden sei, weil man sich so mit offizieller Rückendeckung
den kostspieligen Abriss sparen würde. Abreißen darf man so nicht,
zum Unterhalt zwingen kann einen wohl auch keiner, also kostet es
nichts. Ich fände es auch schade um die meisten Gebäude und die
einmalige Anlage mit ihren alten Maschinen, wenn man das einfach
abreißen oder verschrotten würde, allerdings gibt's etliche Stellen, die
wirklich so marode und gefährlich sind, dass eigentlich ein Abriss aus
Gründen der Gefahrenabwehr für Teilbereiche erforderlich wäre. Nun
wird man sich in dieser abgelegenen Lage darüber sicher keine
ernsthaften Sorgen machen müssen, eben weil hier außer uns
Bewohnern ohnehin kein Schwein hinkommt, welches Gefahr liefe,
dort irgendwie zu Schaden zu kommen. Egal, ich finds sogar gut so
und würde es begrüßen, wenn die Anlage so stehen bleibt, wie sie jetzt
ist. Da hätten wir weiterhin interessantes zu erforschen und zugleich
auch die Gewähr, dass es hier ruhig bleibt, denn lieber solch eine
Industriebrache im Rücken, als wie irgend ein neues Projekt, welches
hier noch Menschenmassen hinlockt.

Hier greift immer eines ins andere, wie wir jetzt auf eine eher
unangenehme Weise erfahren mussten. Zum Glück kam diese Tage
ein Zählerkontrolleur vom Stromversorger. Normalerweise empfindet
man deren Besuch eher als Belästigung, aber in diesem Fall nicht. An
dem Tag, als wir vor etwa 2 Wochen beim Notar saßen, hatte ein
Techniker von dem Stromversorger hier erst einen neuen Zähler
eingebaut, auf Veranlassung von dem Immobilienmakler, weil wir das
so abgesprochen hatten. Der Kontrolleur sollte nun prüfen, ob der
Zähler arbeitet, denn wie er sagte, sei es schon öfters vorgekommen,
dass ein neuer Zähler nicht funktionierte. Während seiner
Überprüfung stelle er zwar einerseits zufrieden fest, dass er zählte,
wunderte sich aber über ein gelegentliches leises Tickgeräusch aus
dem Zähler, was uns bislang nie aufgefallen war, welches wir aber
nach seinem Hinweis bei genauem Hinhorchen auch hörten. Ursache
für das Tickgeräusch war ein gelegentliches Huschen des Zählers, der
dabei für einen kurzen Moment schneller als sonst lief. Das trat in
gleichmäßigen Abständen etwa alle 2 Minuten kurz auf. Der
Kontrolleur, der übrigens auf den zackigen Namen Sieger hörte,
fragte, ob wir im Haus ein Gerät oder eine Anlage hätten, die
impulsweise viel Strom benötigen würde. Haben wir natürlich nicht.
Dann meinte er, da muss aber etwas angeschlossen sein, was immer in
diesem Rhythmus mal für einen kurzen Moment sehr viel Strom
benötigt. Da käme aufs Jahr gerechnet schon ein Batzen an
Stromkosten auf uns zu, wenn das so bliebe. Aus seinem Arbeitskoffer
kramte er ein Messgerät hervor, welches wie eine große Zange mit
einer Zahlenanzeige daran aussah. Mit den Scheren der Zange ging er
ans Zuleitungskabel des Zählers und dann zeigte dieses Messgerät
einen Wert an. Der Sieger sagte dann, dass bei jedem dieser Impulse
kurzfristig 21 Ampere auftreten. Das sei recht viel und gehe auf
längere Sicht gewaltig ins Geld. Das verunsicherte uns natürlich und
ich fragte den Sieger, ob da vielleicht jemand über eine versteckte
Leitung auf unsere Kosten Strom klaut. Er meinte dann, ausschließen
könne man zwar heute gar nichts mehr, aber wenn einer Strom klaut,
wird der das nicht so komisch impulsweise tun, das wäre eher bei
einer Maschine, einer Anlage oder vielleicht bei einem eigenartigen
Fehler in der Hauselektrik der Fall. Kosten würde es uns als
Verantwortliche in jedem Fall den Strompreis, der durch diese
Impulsverbräuche verursacht wird, aber wenn es ein Fehler sei, müsse
man dem unbedingt sofort nachgehen, denn dann könnte der bei dieser
Stromstärke auch sehr leicht Brände auslösen. Das war ja eine schöne
Bescherung. Der Sieger sagte, sicherlich wären das auf längere Sicht
hohe Kosten, aber da wir ja erst 2 Wochen Stromkonsument wären,
könnte sich bislang noch nicht so extrem viel angehäuft haben, weil es
zum Glück immer nur in diesen kurzen Impulsen auftritt. Er hat dann
den aktuellen Zählerstand abgelesen und in seinen Unterlagen
nachgesehen, welchen Zählerstand der Zähler beim Einbau vor 2
Wochen hatte. Dann hat er mit einem Taschenrechner ausgerechnet,
dass wir in diesen 2 Wochen für rund 60 Euro Strom verbraucht
hätten, wobei er rein rechnerisch davon ausging dass davon 30 - 40
Euro auf das Konto dieses Fehlers gingen. Man kann somit grob
sagen, dass dieser Fehler unsere Stromrechnung verdoppelt. Diese
Stromkosten, von denen man selbst überhaupt keinen Nutzen hat,
ärgern einen, denn so dicke haben wir es nicht. Das kann man
natürlich nicht lassen und man muss der Sache nachgehen. Der
Kontrolleur darf aber selbst keine Arbeiten ausführen, dazu müssen
wir einen vom Stromversorger zugelassenen Elektromeister aus dem
Bezirk beauftragen. Da der Herr Sieger an diesem Tag guter Laune
war, wie er selbst sagte, unterstützte er uns vorab ein wenig bei der
Suche, damit man später dem beauftragten Fachmann gezielte
Hinweise geben kann, wodurch dessen Arbeit kürzer und billiger
wird. So hat dann der Sieger erst mal nachgesehen, was im
Zählerkasten alles so für Sicherungen sind. Da sind etwa 12
Automaten sowie 6 alte Porzellan-Schraubsicherungen und leider sind
die meisten nicht beschriftet und wir wissen selbst nicht, wofür die
alle gut sind. So sagte der Sieger, dann suchen wir erst mal, über
welche der Sicherungen der Fehler sozusagen reinkommt. Er schaltete
alle Sicherungsautomaten aus. Das Tickgeräusch und das kurze
Huschen des Zählers blieb aber. Dann drehte er alle 6 Porzellan-
Sicherungen heraus und war nicht schlecht erstaunt, denn auch danach
blieb dieser Effekt erhalten. Er meinte: "Langsam wird's lustig! Da
kann doch keiner etwas ohne jede Sicherung angeschlossen haben, das
ist wenigstens grobe Fahrlässigkeit!" Nach etwas Überlegung fügte er
aber noch hinzu, dass es auch sein könne, dass irgendwo abgesetzt
noch ein weiterer Sicherungskasten existiere, über den die fraglichen
Ströme laufen und ob wir von der Existenz eines weiteren Kastens
wüssten. Wussten wir natürlich nicht, außer einem ganz alten
vergammelten und rostigen Ding in der Werkstattgarage. Aber da wird
doch nichts mehr an Strom drauf liegen, sagten wir. Um sicher zu
gehen, ging der Sieger mit uns in die Werkstattgarage und wir zeigten
ihm den vergammelten Sicherungskasten, der wohl noch aus den
Zeiten stammt, als dieses Gebäude ein Bestandteil der Fabrik war. Mit
seinem komischen Zangenmessgerät prüfte der Sieger dort, aber
dieses Ding war eindeutig tot, was uns schon beruhigte. Per ganz
dummem Zufall fiel uns dann aber genau in dieser Werkstattgarage,
wo ja auch unser Subaru drin steht, eine andere Unerklärlichkeit auf.
Im Haus waren ja noch alle Sicherungen heraus, trotzdem gingen in
der Werkstattgarage auf Knopfdruck alle Lampen an, wie eh und je.
Wir schauten uns alle nur ungläubig an. Der Sieger hat als Fachmann
ja mehr einen geschulten Blick und verfolgte in der Werkstattgarage
den Verlauf der Leitungen, was dort relativ einfach möglich ist, weil,
im Gegensatz zum Haus, alles über Putz liegt. Er stieß dann noch auf
einige alte Schaltkästen, die unter der Decke montiert sind, die uns
bislang noch gar nicht aufgefallen waren. Mit einer Leiter kletterte er
an die und prüfte mit seinem Messgerät, aber die waren auch alle tot.
Da er natürlich nicht weiter seine Arbeitszeit für einen Fehler opfern
konnte, der in unserem Bereich liegt, beendete er hier seine
Unterstützung und sagte, dass wir verpflichtet wären, bei einem
solchen Fehler binnen eines Tages eine Fachfirma, wie oben
angedeutet, mit der sofortigen Beseitigung dieses Fehlers zu
beauftragen, andernfalls würde unsere Zähleranlage so lange
stillgelegt, bis der Fehler beseitigt ist, das heißt, wir wären dann so
lange ohne Strom. Ohne Strom läuft natürlich auch die Ölheizung
nicht und man säße im Kalten. Natürlich sind wir auch selbst an einer
schnellen Beseitigung interessiert, weil es kostet ja ständig unser
Stromgeld, was da tickend verbraten wird. Da wir uns in der Gegend
noch nicht auskennen, fragten wir den Sieger, ob er vielleicht einige
Fachfirmen aus der Umgebung empfehlen könne, die auch noch
preisgünstig wären. Er sagte, dass er das eigentlich nicht dürfe, aber in
dem Fall, eben weil wir uns dort noch nicht auskennen, würde er uns
mal eine Auswahl von 5 gleichwertigen Firmen auf einen Zettel
schreiben, damit es nicht nachher so aussieht, als habe er da vielleicht
noch eine Schmiergeldsache mit einer der Firmen laufen. Diese
Firmen haben wir dann alle 5 angerufen und unser Problem
geschildert. Die erste Firma konnte nicht, weil alle Techniker von
denen derzeit auswärts auf einer Großbaustelle in 90 km Entfernung
arbeiten würden und nur am Wochenende nach Hause kämen. Von
den verbleibenden 4 konnte natürlich keiner Preise vorhersagen, weil
man ja nicht weiß, was wirklich der Grund ist. Aber irgendwie musste
ja eine Entscheidung her, welche Firma das in Angriff nimmt. So
wählten wir danach, welche Firma zuerst mit der Arbeit beginnen
konnte. Das war dann sogar ein ganz kleiner Betrieb aus dem Ort
selbst. Der Chef kam am gleichen Abend noch persönlich vorbei.
Sofort registrierte er selbst das Problem, ohne dass wir ihm da noch
alles erläutern mussten. Seufzend sagte er: „Was glauben Sie, was wir
mit dem alten Kaschte (Kasten) schon alles erlebt haben?", dabei
zeigte er auf die Fabrik. Er sprach damit an, dass unser Haus und das
alles hier ja auch früher mal zur Fabrik gehörte. Dann verfluchte er die
Elektriker, die früher in diesem Betrieb Verantwortung getragen
hätten, weil die von nichts Pläne hinterlassen hätten und immer selbst
gestrickte Sachen gebastelt hätten, die völlig außerhalb jeder üblichen
Norm waren. Er meinte gleich, dass unser Problem sicher irgendwie
noch mit den Überresten dieses alten Drahtverhaus zusammenhängen
würde. Wir zeigten ihm dann auch, dass trotz aller herausgeschraubten
Sicherungen in der Werkstattgarage das Licht noch funktioniert. Er
sagte, da gibt es bestimmt noch irgendwo eine gut versteckte
Unterverteilung mit eigenen Sicherungen dafür, man müsste nur
wissen wo. Er schraubte dann das ganze Gehäuse von dem
Zählerkasten auf und prüfte solange mit einem ähnlichen Zangen-
Meßgerät, bis er dort die Leitung gefunden hatte, über die diese
eigenartigen Impulsströme zu unseren Lasten wegfließen. Das war ein
dickes, schwarzes altes Kabel, welches aber immerhin schon
kunststoffisolierte Drähte hatte. Da dieses gleich ohne Sicherung
irgendwo am Zähler angeklemmt war, war es natürlich nicht ganz
ungefährlich daran zu arbeiten. Er sagte, dass er normalerweise jetzt
zuerst im Keller die Hauptsicherungen rausnehmen müsse, bevor er da
etwas abklemmt, aber als alter Routinier sei das nicht notwendig. Er
löste dann einfach die Verbindung von diesem Kabel, so dass dessen
Ende blank in der Luft hing. Das Ticken und der ab und zu sausende
Zähler waren damit beseitigt. Aber so einfach ist das alles nicht. Es
bestätigte sich nämlich die Vermutung, dass jetzt das Licht in der
Werkstattgarage nicht mehr ging. Somit war klar, dass dieses dicke
abgeklemmte Kabel zu einer Unterverteilung mit weiteren
Sicherungen führte, deren Ort wir aber nicht kannten. Der
Elektromeister holte aus seinem Wagen dann ein eigenartiges
zweiteiliges Prüfgerät, welches ständig ein Zwitschergeräusch von
sich gab, nachdem er in einer Steckdose der Werkstattgarage einen
Teil dieses Gerätes einsteckte. Er sagte, damit könne man nun den
Verlauf der Leitungen verfolgen, die mit der Leitung in der
Werkstattgarage in Verbindung stehen, ohne überhaupt an die Kabel
dran gehen zu müssen. Dieses Prüfgerät verwendet die Leitungen
quasi als Antenne und überall wo die lang laufen kann man dann am
Zwitschern des zweiten Teiles dieses Geräts akustisch erkennen, ob
die damit irgendwie in Verbindung stehen. So zog sich dessen Arbeit
bis spät in den Abend hin. Gegen 21 Uhr, es war ja schon lange
dunkel, warf er für diesen Tag das Handtuch.
So fuhr er nach Hause. Früh am nächsten morgen, schon gegen 7 Uhr,
stand er mit einem Gesellen wieder auf der Matte, um mit dem
gemeinsam noch eine Weile nach dem möglichen Fehler zu suchen.
Nach vielleicht einer halben Stunde kam er zu uns und fragte nach
dem Zugang zu einem Hinterraum der Werkstattgarage. Das ist so
eine ganz besondere Sache. Die Werkstattgarage besteht aus dem
großen befahrbaren Garagenraum, etwa knapp 100 m² groß und
dahinter befindet sich noch ein kleinerer Teilanbau, in den man aber
nur über eine Außentüre gelangt. Es mag seltsam klingen, aber diesen
Teilanbau hatten wir total vergessen und waren selbst noch nie darin
gewesen, auch bei der damaligen Besichtigung vor dem Kauf nicht,
weil dessen Tür mit gleich 3 stabilen Schlössern gesichert war, wovon
alle Schlüssel fehlen. Der Raum war zunächst nicht wirklich wichtig
für uns.

Jetzt wo wir einmal am renovieren waren und hier immer die ganze
Gegend erkundeten, haben wir darüber diesen eigenen noch
unerkundeten kleinen Raum völlig vergessen. Für den Elektromeister
war das aber kein Problem. Mit unserem Einverständnis knackte er
binnen weniger als 10 Minuten die für uns unüberwindbar
scheinenden 3 Schlösser und die alte Holztür ließ sich mit sehr viel
Kraft aufdrücken. Deren Scharniere waren schon so festgerostet, dass
man sich mit aller Kraft gegen die Tür stemmen musste, um sie
überhaupt aufzukriegen. Zum Dank für diese Mühen hingen gleich
neben dieser Eingangstür einige komische uralte Stromkästen, einer
davon entpuppte sich als Sicherungskasten. Sehen Sie hierzu auch
mein Foto Sicherungskasten1.
 
Sicherungskasten 1: auf der Spur zum Übeltäter des hohen Stromverbrauchs

In dem Raum befinden sich noch einige weitere eigenartige
Installationen und viel Dreck, weil wahrscheinlich seit 10 Jahren kein
Mensch mehr darin war. Eine seltsame Rohranlage, bei der mehrere
kleine und ein dickeres Rohr in einer Art Kessel münden, der mit
einem Eisengestell an der Wand befestigt ist. Der Elektrofachmann
öffnete dann den Sicherungskasten und dort sind die meisten
Sicherungen gar nicht mehr vorhanden, aber oben links sind in einer
wagerechten Reihe noch 3 Stück eingeschraubt und ganz rechts in
einer senkrechten Reihe ebenfalls 3 Stück, alles solche uralten
Porzellan-Sicherungen. In einem kleineren Kasten daneben hängt
innen ein schwarzes Gerät, welches in schön gleichmäßigen
Abständen, die uns inzwischen bekannt vorkamen, etwa alle 2
Minuten hier ein saftiges Klack - Geräusch abgab, sobald im Haus am
Zähler das besagte Kabel wieder angeklemmt wurde. Von diesem
Gerät und dem Sicherungskasten führen zahlreiche Kabel wieder
weiter. Der Elektromann meinte, dieses schwarze Gerät welches dort
klackt sei aber keinesfalls der Stromverbraucher, der diesen Strom
frisst, sondern nur eine Automatik, die den eigentlichen Stromfresser
in diesem Impulsrhythmus einschaltet. Damit wusste man also noch
immer nicht, was damit immer impulsweise eingeschaltet wird und
wozu das alles dienen soll. Einige der alten Kabel an diesen
Schaltkästen hängen schon locker herum, auch weil die Nägel der
Kabelschellen von selbst durchgerostet sind, worauf diese sich dann
lösten. Der Elektromeister prüfte nun durch Herausschrauben, welche
der Sicherungen für das Licht in der Werkstattgarage zuständig war,
es war die zweite von oben den 3 waagerechten. Die ließ er dann drin,
während er alle anderen herausschraubte. Damit war erreicht, was wir
wollten, dass das Licht und die Steckdosen in der Werkstattgarage und
auch das Licht in diesem Anbauraum noch funktionierten, aber die
teuren Stromimpulse nicht mehr auftraten. Der Elektriker meinte
dann, dass es vielleicht doch sinnvoll sei, irgendwie zu klären was
dieses Impulsgerät da ständig kurz einschaltet, da man ja nicht weiß,
ob das etwas ist, was wirklich benötigt wird. Aber was soll das sein?
Da wir ja auch auf die Kosten bedacht sein müssen, wäre weiterer
Arbeitsaufwand von dem Elektrospezialisten ins Geld geschlagen, was
wir möglichst vermeiden wollten.
Der Elektriker erkannte diese Situation und da er aus dem Ort stammt,
bot er, sozusagen als verlängerte Nachbarschaftshilfe an, am Samstag
noch mal für 1 - 2 Stunden kostenlos nach dieser Sache zu suchen, um
mögliche Nachteile auszuschließen. Er war selbst neugierig geworden,
da er sich kaum vorstellen konnte, dass man da eine solch eigenwillige
Anlage ohne jeden Grund ständig weiterlaufen lasse. Auch zeige, nach
seiner Meinung, der dabei auftretende hohe Stromverbrauch, dass
vermutlich irgendwas großes damit immer eingeschaltet wurde, die
Frage blieb nur, was und wo.

So erhielten wir zunächst gleich die Rechnung für die Arbeiten der
Fehlersuche, die ja einige Stunden in Anspruch genommen hatte.
Immerhin 270 Euro, aber ich denke, dieses Geld war sein insgesamt 7-
stündiger Einsatz, zeitweise mit 2 Personen, er und sein Geselle,
durchaus wert, denn wir selbst hätten das sicher nicht herausgefunden
und hätten vielleicht auf Jahre kräftig hohe Stromrechnungen bezahlen
müssen.
Immerhin haben wir durch die ganze Aktion jetzt einen Raum mehr
zugänglich, diesen Anbau von der Werkstattgarage, in dem wir selbst
zuvor noch nie waren. Er ist ungefähr 6 x 4 m groß, also schon ein
schön großer Raum, hat aber einen sehr hohen Renovierungsaufwand.
Er müsste innen völlig neu verputzt werden und wäre dann als schöner
Werkstattraum oder ähnliches zu gebrauchen. Auch dort sind, wie fast
überall hier, noch viele Reste von alten Anlagen enthalten, nicht nur in
der Blickrichtung zur Tür hin, was Sie ja auf dem Foto
sicherungskasten1 schon sehen, sondern auch weiter hinten im Raum.
Am Samstagnachmittag zwischen 14 und 16 Uhr hat er sich dann
noch redlich und kostenlos weiter gemüht herauszufinden, was dieser
kleine schwarze Kasten da alle 2 Minuten für einen kurzen Impuls
einschaltet. Zunächst entdeckte er, dass es von dem kleinen
klackenden Schaltkasten, der unten etwas schräg geöffnet gleich
neben der Tür hängt, weiter über ein Kabel, welches in den anderen
Kasten mündet, den sie auch auf dem Foto links neben dem
Sicherungskasten sehen, das ist dieser Kasten, der teils schon ein
wenig von dem gebogenen Rohr aus diesem Behälter verdeckt wird.
Von dort geht es u.a. weiter in einem lose baumelnden Kabel, welches
im Betonfußboden des Werkstattanbaus verschwindet. Nun ging der
Elektriker davon aus, dass sich unter der Werkstattgarage und diesem
Anbau noch ein Keller befindet, wo diese Kabel und auch die ganzen
komischen Rohre wieder raus kommen. Davon ist uns aber nichts
bekannt. Ich war immer der Meinung, dass dieser Gebäudeteil nicht
unterkellert ist. Auch bei der Besichtigung hat uns der Makler dort auf
keine Kellerräume hingewiesen und man sieht auch keine
Treppenabgänge, die in einen möglichen Keller führen könnten. Das
einzige, was verschiedentlich zu finden ist, sind große Riffel-
Blechplatten am Boden, ähnlich wie Kanaldeckel nur größer und
viereckig anstatt rund. So könnte es theoretisch sein, dass sich
darunter irgendwo ein Abgang in einen Keller verbirgt. In der
Werkstattgarage sind aber die meisten dieser Deckel mit altem
Krempel von früher zugestellt, da kommen wir auf die Schnelle nicht
ran, da ist zuerst 2 Wochen Aufräumen und Entrümpeln angesagt. In
dem Werkstattanbau kamen wir hingegen an einen derartigen Deckel
ran und hoben ihn mal ab. Darunter verbarg sich allerdings kein
Kellerabgang, sondern mehrere Rohre mit dicken Absperrschiebern
mit sehr altertümlichen Beschriftungsschildchen dran, die teils noch in
dieser komischen altdeutschen Schrift waren. Ich glaube
Sütterlinschrift nannte die sich. Da standen dann so geistreiche
Hinweise wie I/IV, VIII, Chloridschlamm, Setzgrube, Selfaktoröl,
Ammoniakbleiche, Methylphosphor u.s.w., also wieder einmal die
typischen Überreste ehemaliger Fabrikanlagen. Da das alles wieder
sehr chemisch klang, fragte ich den Elektriker, ob die früher auch nur
solche Gewebeplanen, Kunststoffverkleidungen, Gummizüge,
Gepäckspinnen, Gummi- und Textilteile hergestellt hätten, weil der ja
hier aus der Gegend stammt, müsste er da vielleicht mehr wissen.
Wusste er auch, denn er meinte diese genannten Produkte wären zwar
bis zu aller letzt, also bis 1986/87, dort produziert worden, aber das sei
vom Ursprung her eigentlich mal eine chemische Fabrik gewesen, die
sogar bis 1969 einen überall sehr begehrten und hochwirksamen
Kunstdünger hergestellt hätten. Wegen drastischer Umweltauflagen
und auch weil der Kunstdünger selbst wohl Zutaten enthielt, die heute
nicht mehr zulässig wären, folgte das Ende dieses
Produktionszweiges. Die Fabrik habe damals 2 Brüdern gehört,
wovon einer dieses Chemiestandbein betrieben habe und der andere
diese Planen und Gummizüge und all das Zeug. Diese Sachen sollen
aber teils auch ineinander gegriffen haben, so hätten die einen
chemischen Spezialgummi entwickelt, der viel strapazierfähiger war,
als echter Gummi, nur der sei dann auch irgendwann verboten
worden, weil er u.a. Blei enthielt, wovon Leute, die das viel nutzten
erkranken konnten. Des weiteren habe die Firma sogar für bestimmte
Rohstoffe eigene kleine Untertage - Gruben hier in der Gegend
gehabt, wo dann Kali und andere Rohstoffe für die eigenen Produkte
gefördert wurden. Diese Rohstofffunde wären wohl ursprünglich auch
der Grund dafür gewesen, warum man diese Fabrikanlagen um 1900
herum überhaupt in dieser abgelegenen Gegend errichtete. Mit den
Gruben das sei aber so lange schon her, das kenne er selbst schon
nicht mehr, er könne sich nicht daran erinnern, hier je ein arbeitendes
Bergwerk gesehen zu haben, nur Überreste davon. Also war das mal
so eine Art Allroundfirma mit einem unwahrscheinlich breiten
Produktionsspektrum. Das erklärt einiges und hier die Teile hinter
unserem Haus gehörten wohl demnach früher eindeutig mal zum
chemischen Teil der Fabrik. Wohl auch ebenso die teils verfallene
Halle ganz weit hinten am südwestlichen Ende des Fabrikgrundstücks,
von dem ich Ihnen vor einigen Wochen schon mal schrieb, wo es
heute noch so stechend stinkt. Dass wir uns in der Fabrik schon öfters
fasziniert umgesehen haben, habe ich dem natürlich nicht erzählt, auch
nicht, das die Tür in der Fabrikmauer, die gleich an das Ende unseres
Gartens grenzt, offen ist.
Zurück zu unserem Problem. Da sich so nicht mehr kurzfristig klären
ließ, wohin dieses besagte stromfressende Kabel aus dem Kasten in
den Boden des Anbaus führt, beschlossen wir, die Suche damit zu
beenden. Die anderen 5 Sicherungen in dem Kasten, die für die
Werkstattbeleuchtung nicht gebraucht werden, ließen wir einfach
ausgeschraubt, damit ist das Problem beseitigt. Später kann man ja
immer noch mal versuchen, dieser Sache auf den Grund zu gehen.

Nun kennen wir wenigstens schon mal den örtlichen Elektromeister.
Nun wird es sicher mehrere Elektromeister dort geben, denn so klein
ist der Ort auch wieder nicht.

Soweit in Sachen erster Email aus den eigenen 4 Wänden. Kayla und
ich wünschen Ihnen eine erstklassige nächste Woche, Ihr

Egbert Lappenkeuler


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Es entwickelt sich" vom 29.10.2006

Eingependelte Grüße.

Eingependelt, das passt sicher zu der Situation, wie sie jetzt ist. Wir
haben uns in der kurzen Frist schon gut eingelebt und fühlen uns hier
bereits sauwohl. Ich hätte nie gedacht, dass es mir jemals auf dem
Land so gut gefallen würde. Ich vermisse eigentlich nichts, denn sind
wir mal ehrlich, wenn man in der Stadt einkaufen ging, dann ging man
ja auch nicht, sondern setzte sich ins Auto und fuhr zu den
Geschäften. So benötigte ein normaler Einkauf in der Stadt mit
Parkplatz suchen, Hin- und Rückfahrt mindestens 2 Stunden. Mehr
braucht man hier auch nicht. Man fährt mit dem Auto nach Karlsruhe,
Bretten oder Pforzheim, manche Sachen gibt's auch in Jöhlingen oder
Wössingen, Bruchsal ist auch nicht weit und in all diesen Orten gibt's
an Lebensmitteln eigentlich alles, was man braucht. Lebensmittel sind
nicht teurer, als in Stuttgart, eher sogar etwas billiger. Nur
aufwändigere Dinge, wie Möbel, Geräte, Textilien, Computer u.s.w.
scheinen in Stuttgart etwas billiger zu sein. Parkplätze kriegt man an
all diesen Orten dafür viel leichter, als in Stuttgart. Ich habe in den
zurückliegenden 3 Wochen noch nicht einmal erlebt, dass ich nicht
gleich auf Anhieb völlig problemlos einen freien Parkplatz direkt
neben den Geschäften gefunden habe. Natürlich machen freie
Parkplätze als solches nicht einen Großteil der Lebensqualität aus,
aber insbesondere diese Abgeschiedenheit unserer Siedlung, das hat
was und ich würde, aus momentaner Sicht, mit keinem anderen Ort
der Welt mehr tauschen wollen.

In der zurückliegenden Woche haben wir es etwas ruhiger angehen
lassen. Die Renovierung der Räume im ersten Stockwerk unseres
Hauses steht ja jetzt auf dem Stundenplan, aber daran haben wir nicht
weitergemacht. Diese Woche diente vor allem der Erholung von den
Strapazen der letzten Wochen und ein wenig, um schon mal Einkäufe
oder wenigstens Preisbeobachtungen für die im ersten Stock
benötigten Renovierungsmaterialien zu tätigen. Wissen Sie, was
mindestens genauso nervig ist, wie Verkäufer, die von Tür zu Tür
gehen? Nein? Ich werde es Ihnen sagen! Verkäufer in
Möbelgeschäften. Schmeißfliegen! Vor allem Kayla hatte die Idee,
einen der beiden großen Räume im ersten Stock zu einem großen
Wohnzimmer herzurichten, welches das kleine Wohnzimmer im
Erdgeschoss ergänzt. Dazu brauchen wir neue Möbel, weil unser
bisheriger Bestand an Möbeln, der für seine spartanische Menge
bekannt und berüchtigt ist, völlig in den 3 kleinen genutzten Räumen
im Erdgeschoss aufgegangen ist und der selbst in den kleinen Räumen
noch Lücken hinterlässt. Den großen Raum im Erdgeschoss, den wir
zwar schon renoviert haben, haben wir ansonsten noch weitgehend
leer stehen. Ein kleiner alter Schreibtisch nebst einem Stuhl steht da
derzeit etwas verloren herum. Sie kennen ja inzwischen unser Konzept
der Rückzugsräume für jeden von uns und Kayla hätte gerne diesen
großen Raum im Erdgeschoss für sich, so soll sie ihn haben. So kriege
ich dann als Rückzugsraum den sogar noch etwas größeren zweiten
großen Raum im ersten Stock, während der erste große Raum im
ersten Stock zum zweiten, dann aber großen Wohnzimmer werden
soll. Nun wollen wir für dieses große Wohnzimmer keine
Überfrachtung, aber besonders Kayla hätte dort gerne eine etwas
größere Sitzgarnitur und einen dazu passenden Tisch. Da wir derzeit
unsere Kasse jedoch eher schonen wollen, kommt natürlich nichts
teures in Frage, es muss schon billig sein, sonst lassen wir's lieber. Da
wir beide ehrlich gesagt von den heute aktuellen Möbelpreisen absolut
keinen blassen Schimmer haben, kamen wir auf die Idee, sowohl hier
im Umkreis, als wie auch in Stuttgart, mal einige Möbelhäuser zu
besuchen und uns zu orientieren. Es ist aber einfach eklig und zum
kotzen. Kaum ist man in diesen Tempeln der Wohnkultur, wird man
von lästigen Verkäufern genervt, die einem nicht mehr von der Pelle
rücken. Ich bin ein Typ, der sich erst einmal selbst, ohne eine als
vermeintliche Beratung getarnte Nervensägerei, ein Bild von den
Sachen machen muss, die vielleicht passend wären und uns gefallen.
Aber diese Typen wollen einem natürlich vor allem den Mist
aufschwatzen, der ihnen den meisten Gewinn bringt oder was schon
seit langem herumsteht und endlich an einen Dummen verhökert
werden muss. Ich will Ihnen jetzt gar nicht alle Einzelfälle aufzählen,
aber in einem Möbelladen sind wir gleich wieder raus gegangen, weil
der Verkäufer so extrem nervte. Das haben wir dem auch blank ins
Gesicht gesagt, was er dann aber nicht wahr haben wollte und
natürlich als vermeintliche Beratung im Sinne des Kunden abtat. Es ist
einfach grässlich! Er stellte das dann noch so dar, als ob wir nur in
sein Möbelhaus gekommen wären, um uns die Zeit zu vertreiben oder
im Warmen zu sein. Solch ein Quatsch! Ich habe wirklich besseres zu
tun, als zum bloßen Zeitvertreib in Möbelhäuser zu gehen. Rund 10
Möbelhäuser haben wir dann durchkämmt, aber ich muss sagen, die
Angebote gleichen sich fast, wie ein Ei dem anderen. Viele Möbel von
heute haben nach unserer Meinung eine ungemütliche Ausstrahlung,
wo wir uns sagen, so etwas möchte man nicht in der Wohnung stehen
haben. Immer diese fadgrauen Sofas mit leicht-rosa Formmustern
drin, die nichts darstellen, die nur wie Flecken im Stoff wirken, aber
diese potthässlichen Dinger findet man heute zuhauf in jedem
Möbelhaus. Oder die widerlichen Rattanmöbel scheinen wieder im
Kommen zu sein, weil heute wieder fast jedes Möbelhaus eine Ecke
mit diesen Ungestalten des Möbelwesens hat. Die hatten bei mir schon
immer den Spitznamen „Rattenmöbel" und ich hasse die schon seit
meiner Kindheit wie die Pest. Diese geflochtene, unbequeme Scheiße,
Verzeihung, aber da kriege ich einen über mich, wenn ich den Mist
schon nur sehe. Und dieser Dreck ist auch noch schweineteuer. Bei
einem Möbelfritzen in Bretten wollte man uns unbedingt einen
durchaus schönen Wohnzimmertisch andrehen, der jedoch gleich mit
3 unterschiedlichen Preisen ausgezeichnet war. Der ebenfalls lästige
Verkäufer nannte diese unübersichtliche Preiswischerei eine
Sonderaktion für gute Kunden. Da hatte man auf dem Preisschild in
großen leuchtorange Zahlen 249.- Euro geschrieben. Auf der anderen
Seite hing ein kleines schwarzes Preisschild mit 349.- Euro und an
einem Tischfuß ein noch kleineres weißes Preisschild mit fetten 550.-
Euro. Was soll das?, fragte ich den nervigen Verkäufer. Der sagte
dann, dass wir im Prinzip den Tisch für die extrem günstigen 249
Euro bekommen würden, da ja eigentlich alle Kunden nicht nur das
eine Teil, sondern zugleich weitere Möbel kaufen würden. Jeder, der
weitere Möbel im Warenwert von mindestens 750 Euro kaufen würde,
erhalte den Tisch für die besagten 249 Euro und das würde ja
eigentlich jeder so machen. Leute, die hingegen weitere Waren im
Wert von nur mindestens 400 Euro kaufen, erhielten den Tisch für 349
Euro und nur die, die unter 400 Euro oder nur den Tisch kaufen, die
müssten dann 550 Euro löhnen. Na solch einen Unfug habe ich ja
noch nie gehört. Da habe ich dem aber meine Meinung ins Ohr
gehustet und zu ihm gesagt, er müsse nicht glauben, dass er uns über
den Tisch, den wir kaufen wollten, auch noch ziehen kann. Er tat dann
sehr pikiert und wir sind gegangen. In einem einzigen Möbelhaus in
Pforzheim haben wir etwas gefunden, was uns wirklich zusagte, aber
das war viel zu teuer. Die sind ja verrückt, was die heute für normale
Möbel verlangen. So schieben wir diese Sache erst einmal vor uns her,
denn es ist ja nicht wirklich wichtig. Notfalls fahren wir dann lieber in
den Gebrauchtarktikel - Laden, den ich voriges Jahr in Stuttgart
entdeckt hatte. Die hatten gut aufgearbeitete Gebrauchtmöbel in rauen
Mengen und zu Preisen ab 20 Euro oder sogar noch darunter.

Die Welt und vor allem der Alltag hat natürlich auch hier nicht nur
gute Seiten. So traf am Dienstag zuerst ein Brief von einem Finanzamt
aus Karlsruhe ein, die immerhin unverschämte 2.450 Euro
Grunderwerbssteuer von mir verlangen. Für nichts und wider nichts,
ohne dass man dafür einen Gegenwert bzw. eine Gegenleistung erhält.
Eine Rücksprache mit dem Notar, bei dem wir die Kaufangelegenheit
bewältigt hatten, brachte leider zutage, dass wir das bezahlen müssen.
Der Notar hatte so etwas auch damals erwähnt, aber so ganz richtig
habe ich das damals nicht registriert.

Ach ja, einen Diesel - Wagen müsste man fahren! So habe ich auf dem
Gelände der alten Fabrik in einem der vielen Hinterhöfe eine alte
Diesel - Tankstelle für Firmen - Fahrzeuge entdeckt, deren Tank
direkt daneben steht und laut Beschriftung 15.000 Liter fasst. Laut der
Schauglasanzeige daran ist er noch zu über einem Drittel gefüllt. Da
könnte man schön kostenlos tanken. Die Zapfsäule ist sicher nicht
mehr eingeschaltet, aber oben ist ein Deckel, den man mit wenigen
Handgriffen abschrauben könnte, um dann den begehrten Saft mit
einer kleinen Ansaugpumpe herauszuholen. Es ist doch eine Schande,
dass dieses Zeug da Jahr ein Jahr aus ungenutzt vergammelt. Ich
denke, dass Dieselöl doch auch nach fast 20 Jahren Lagerung noch
brauchbar sein müsste? Mit dem Auto kommt man allerdings nicht auf
das Gelände, weil man dazu vorne das große Haupttor öffnen müsste,
was jedoch sehr gut verschlossen ist. Man müsste dann schon mit
Kanistern durch unsere Mauertür wandern. Da ist der Weg schon
relativ weit, da dieser Hinterhof von unserer Mauertür sicherlich über
500 m entfernt liegt. Bei befüllten 20 Liter - Kanistern wäre es zu
beschwerlich, damit 500 m zurück zu laufen. In einer halb verfallenen
Halle hatte ich allerdings eine Eisen - Handkarre mit Gummirädern
gesehen, die dort verrottet, die könnte ich mir eigentlich unter den
Nagel reißen und dann auch gleich zum Transport von Kanistern
verwenden. Allerdings in unserem Subaru nützt einem das ja nichts,
und eine Benzinsäule haben die dort leider nicht. Da wir aber ohnehin
schon planen, uns doch wieder einen gebrauchten Dieselwagen zu
kaufen, könnte man sich den Dieselsprit so vielleicht irgendwie auf
Vorrat sichern. Zum Subaru folgen gleich ohnehin noch ein paar
Anmerkungen, unabhängig davon.

Wie ich oben schon andeutete, muss ich zum Subaru noch einiges
sagen. Die Zufriedenheit mit dem Wagen sinkt von Tag zu Tag und
das nicht nur wegen des schweinisch hohen Benzinverbrauchs und der
schlechten Fahreigenschaften. Es ist klar, dass man von einem 800 -
Euro - Auto nicht viel erwarten kann und ich werde da ganz gewiss
meinem Autobekannten keinen Vorwurf machen. Es wird sicher auch
kein generelles Manko der heutigen Wagen dieser Marke sein, wie
gesagt, was will man von einem gebrauchten, alten 800 Euro - Auto
erwarten? Hauptsache war ja erst einmal, für wenig Geld überhaupt
wieder ans Fahren zu kommen. Jedoch nun entpuppen sich fast täglich
neue Schwächen. Diese Tage wäre Kayla damit unterwegs fast liegen
geblieben. Mitten in der Fahrt sackte plötzlich schlagartig die
Motorleistung weg und auf der Landstraße von Wössingen hierher
ging es bei Vollgas so gerade noch mit 60 km/h weiter, wobei der
Wagen auch noch eine graue Rauchwolke hinter sich her zog. Zuhause
haben wir dann festgestellt, dass sich am Motor ein seitlicher Deckel
von selbst verabschiedet hatte. Der war aus Kunststoff und zerbröselt,
dadurch zischte Motoröl seitlich über den Motor und ging verloren.
Davon entstand dieser Raucheffekt. Ich musste gleich 2,5 Liter
Motoröl nachfüllen. Ein Telefonat mit meinem Autobekannten brachte
wieder das für hierzulande eher seltene, ältere Subaru typische
Ergebnis, welches wir schon von der blöden Windschutzscheibe
kannten, dass Ersatzteile kaum aufzutreiben sind, eben weil dieses
Modell hier so selten ist. Ein teures Originalteil werde ich dieser Kiste
nicht mehr spendieren. Was bei der Windschutzscheibe nicht ging,
ließ sich hier mit einer provisorischen Primitiv-Reparatur
bewerkstelligen. Es mag Sie erheitern, aber ich habe einfach aus
einem Holztäfelchen ein gleich großes Stück mit der Stichsäge
zurechtgeschnitten und dieses als Ersatzdeckel montiert. Gewiss ist es
recht eigenartig, an einem Automotor aus Eisen, der ja auch recht
warm wird, einen Deckel aus Holz anzubringen, aber der
ursprüngliche Deckel war ja nur aus Kunststoff und da habe ich mir
gedacht, eine Temperatur, die Kunststoff aushält, die hält Holz allemal
aus. Das klappt auch einigermaßen und nur ein wenig Öl sabbert noch
seitlich vorbei. Auch ist dieser Raucheffekt bis auf einen kleinen Rest
weitgehend weg und der Wagen zieht wieder leidlich normal - was
man bei dieser Kiste so normal nennt. Fragen Sie mich nicht, wie das
alles zusammenhängt, davon habe ich keine Ahnung. Mit Sicherheit
ist Zufriedenheit auch eine Frage der Ausgangsposition. Wenn man
gar kein Auto hat, dann ist man zunächst mit wenig zufrieden und
zweifellos ist der Subaru um Welten besser, als ohne Auto zu sein,
zumal wir hier in der weit abgelegenen Siedlung absolut aufs Auto
angewiesen sind. In der ausgelagerten Siedlung gibt es überhaupt
keine öffentlichen Verkehrsmittel. So verdanken wir dem Subaru,
wieder unabhängig zu sein, jedoch die immer deutlicher auftretenden
Mängel nerven mehr und mehr. Der Subaru ist zudem ein Wagen, mit
dem ich sozusagen nicht richtig warm werde. Jetzt beginnt der
Auspuff zu klappern und wird sicher bald neu müssen, die
Tankanzeige hängt seit 2 Wochen immer auf halb voll fest, was
gerade bei diesem Wagen ärgerlich ist, da er ja viel säuft und man auf
den Füllstand angewiesen ist, um ihn nicht leer zu fahren. So ist man
jetzt gezwungen, immer auf den Kilometerstand am Tacho zu achten.
Zur Sicherheit habe ich bereits einen gefüllten Reservekanister in den
Kofferraum gelegt. Er hat zwar auch, wie der Golf es schon hatte,
zusätzlich einen Tageskilometerzähler, wo man beim Tanken wieder
auf 0 drückt, der dann die verstrichenen Kilometer seit dem letzten
Tanken abzählt, aber genau dieses Ding ist bei dem Subaru auch
kaputt. Der normale Kilometerzähler funktioniert zwar einwandfrei,
ist aber wegen Altersverblassung nur noch sehr schwer abzulesen. Bei
einer 3 wissen sie nie, ob es wirklich eine 3 oder eine 8 ist. Auch das
Autoradio geht nur noch auf einer Seite, da sind rechts und links
Lautsprecher, aber man hört seit einigen Tagen nur noch von der
linken Seite etwas. Der Innen-Rückspiegel fiel diese Tage runter. Mit
einem Sekundenkleber habe ich ihn wieder befestigt, das wird aber
sicher nicht lange halten. Dann springt öfters während der Fahrt die
Klappe vom Handschuhfach auf und da dieses Fach so hirnrissig
geformt ist, fällt dann fast alles, was sich darin befindet dem Beifahrer
vor die Füße. Der Beifahrersitz lässt sich zuweilen nicht mehr korrekt
arretieren, wodurch man dann manchmal beim Draufsetzen mitsamt
Sitz nach hinten gleitet. Wie auf einer Eisenbahn, die rückwärts fährt,
schiebt sich der Sitz dann in den Führungsschienen nach hinten. Dann
geht während der Fahrt öfters ein orangefarbenes Kontrolllämpchen
mit einem 5-eckigen Symbol drin an, von dem keiner weiß, was es zu
bedeuten hat. Ich habe schon mit meinem Autobekannten über all
diese Mängel gesprochen und er ist da gewiss nicht verantwortlich,
auch wenn ich den Wagen bei ihm gekauft habe, aber für 800 Euro
viel zu erwarten wäre unverschämt. Trotzdem gefällt diese Situation
auch meinem Autobekannten nicht so richtig, eben weil wir gute
Bekannte sind und da will er sich nicht nachsagen lassen, einem solch
eine Gurke angedreht zu haben. So haben wir die Sache etwas
besprochen und er hat von sich aus vorgeschlagen, sofern wir
einverstanden sind, dass er für uns ein besseres, sparsameres und auch
etwas kleineres Dieselauto sucht, welches günstig zu haben ist, aber
zumindest technisch noch gut in Schuss ist und bei dem man davon
ausgehen kann, dass es noch lange hält. Im Gegenzug würde er dann
den Subaru zum gleichen Preis, also für rund 800 Euro, wieder in
Zahlung nehmen und auf den anderen Wagen anrechnen. Wir haben
uns da in soweit auf einen ungefähren Preisbereich von 3.000 bis
5.000 Euro eingeschossen, wo er suchen will und uns dann Bescheid
gibt, wenn er was passendes an der Hand hat. Wenn uns das dann
zusagt, übernehmen wir diesen Wagen und im Gegenzug bekommt er
den Subaru wieder und verschifft den mit nach Griechenland. Er
meinte, in Griechenland fahren die den Subaru mindestens noch 15
Jahre oder verkaufen ihn selbst an die Türken oder Afrikaner weiter.
Sollen sie dann ruhig! Bei diesem etwas ungewöhnlichen Querhandel
können wir uns jetzt im Voraus nur nicht fest auf eine Marke und
einen Typ festlegen. Da wir Qualität zu einem günstigen Preis haben
wollen, muss man auf die Schnäppchen zurückgreifen, die gerade am
Markt sind und da sind Festlegungen im Voraus nicht hilfreich. Teuer
kann jeder, das ist klar. So meinte auch mein Autobekannter, wenn
wir 6.000 bis 7.500 Euro anlegen würden, dann könnte er uns in
jedem Fall gezielt wieder einen VW - Golf - Variant TDI beschaffen,
der uns eigentlich am liebsten wäre, aber bei 3.000 bis 5.000 Euro
wird es schwierig sich so festzulegen, zumindest wenn man vom
Zustand her auch noch gute Qualität verlangt. Mit Ausgaben sind wir
lieber zurückhaltend, weil man nicht ganz genau weiß, welche Kosten
im Zusammenhang mit dem Haus in den nächsten 2 Jahren noch auf
uns zukommen, das sieht man ja jetzt an dem schönen
Grunderwerbssteuer - Brief vom Finanzamt, wie es gehen kann. Wir
haben eine kleine Liste gemacht, auf der ich ihm schon mal
aufgeschrieben habe, welche Autos ich auf gar keinen Fall haben will
und welche pauschal infrage kämen. Kayla redet natürlich da auch ein
gewichtiges Wort mit. An Marken wäre uns am liebsten halt VW,
Ford, Opel oder vielleicht auch noch Peugeot, Renault oder Citroen.
Mercedes wäre natürlich auch nicht schlecht, aber in dem
Preissegment sicherlich erst gar nicht in noch brauchbarem Zustand
vertreten. Von den Automodellen her streben wir, wie schon gesagt,
lieber etwas kleineren Klassen zu, entweder in der Fahrzeugklasse wie
VW - Golf oder wie VW - Polo. Die Wagen wie Polo u.s.w. sind ja
heute auch schon so groß, wie früher der Golf mal war und das reicht
eigentlich völlig aus. Kleiner als die Polo - Klasse sollte er dann aber
nicht sein. Für uns machen größere Autos keinen Sinn, weil man
damit nur unnötig mehr Blech spazieren fährt, was zu höherem
Verbrauch führt, für den man eigentlich keinen Gegenwert erhält.
Außerdem sind die genannten Fahrzeugklassen handlicher zu fahren.
Es gibt keinen festen Zeitraum, in dem man fündig werden will, aber
in anbetracht der Tatsache, dass die Mängel am Subaru immer mehr
werden, wäre es uns schon recht, wenn wir innerhalb eines Monats zu
einem Ergebnis kämen, da wir keinen Cent mehr in Reparaturen am
verschlissenen Subaru stecken wollen.

Ganz früh am Donnerstag wurden wir durch ein donnerndes Lärmen
geweckt, wie ein LKW - Motorengeräusch, aber verbunden mit einem
tiefen Grollen und viel lauter. Man glaubte, das ganze Bett bebt mit.
Zuerst dachte ich, es wäre ein eigenartiger Traum, aber je wacher ich
wurde, um so lauter wurde das Geräusch und Kayla stand auch schon
senkrecht im Bett. Da es draußen noch finster war, brachte ein Blick
aus dem Fenster zur Straße hin nur, dass dort etwas großes mit zig
Lampen dran kriechend vorbei fuhr. Kayla meinte zuerst schon es
wäre vielleicht ein riesengroßer Abrissbagger für die Fabrik. Eine Art
Bagger schien es zwar zu sein, aber ich war schon erleichtert, als er
nicht in die Einfahrt zur Fabrik einbog, da ich es sehr schade fände,
wenn die abgerissen würde. Wie gesagt, in dem Dunkeln konnte man
auch nichts richtig erkennen, außer dass das Gefährt vielleicht so groß
wie 4 normale Straßenbagger war und auf Raupenketten aus Gummi
daher kam. Vorne waren eigenartige Ausleger und hinten Behälter mit
dicken Rohren drüber. Im Gefolge des Gefährts war noch ein
normaler 7,5 - Tonnen - LKW und 2 Kleinbusse mit einer
Firmenaufschrift aus Karlsruhe. So unsanft geweckt vermochten wir
nicht wieder ins Bett zu gehen und frühstückten erst einmal.
Zwischendurch wurde immer nachgesehen, wohin das Monstrum
weiter fuhr. Es fuhr schnurstracks am Fabrikgelände vorne vorbei, wo
der zugewachsene Weg beginnt, der zwischen dem Militär-
Schrottauto-Gelände, dem kleinen Waldstück mit dem Trichter und
dem Ende des Fabrikgeländes in die Richtung führt, wo laut dem
Rentner im weiteren Verlauf unten noch 2 alte Mühlenbetriebe stehen
sollen, die aber schon seit über 10 Jahren leer stünden. So weit sind
wir aber noch nie gewandert. Erst jetzt erkannten wir den wahren
Zweck dieser gigantischen Maschine, die wir zuerst für einen Bagger
hielten. Die Ausleger wurden vom Fahrer der Maschine direkt in die
Bäume und das Gebüsch der zugewachsenen kleinen Straße gesteuert.
Auf jeder Seite waren je 2 solche Ausleger und in der Mitte einer der
noch größer war. Mit einem kreissägenähnlichen Geräusch wurden
auf ein einen Schlag auf der gesamten Straßenbreite und noch etwa zu
jeder Seite 2 m daneben in einem einzigen Arbeitsgang aller Bewuchs,
egal ob dicke Bäume oder dünnes Gebüsch, bis auf Bodenhöhe
abgetrennt und von einem automatischen Greifer angehoben und
durch 3 riesige Häckselwalzen geschoben, die sich in einem enorm
großen Schutzkasten in der Mitte des Fahrzeugs befanden. Das
Häckselgut trat dann hinten an überdimensionalen Rohren aus und
wurde automatisch in die dort angebrachten großen Behälter geblasen.
Nach 10 Minuten waren 2 der Behälter randvoll und wurden mit
einem an der Maschine angebauten Heckkran auf den 7,5 - Tonnen -
LKW geladen, der das Zeug dann wegfuhr und nach vielleicht einer
halben Stunde mit leeren Behältern wiederkehrte. In dieser
Zwischenzeit war die Maschine weitergefahren und hatte schon
wieder 4 weitere Behälter mit Häckselgut bereit stehen. Die waren
aber so groß, dass davon immer nur 2 auf die Ladefläche des LKW
passten. So wurde das an dem Tag dann ein buntes Treiben und hier
herrschte ein Verkehr, wie man ihn sonst nicht kennt. Die Maschine
schaffte es, an diesem einen Tag die besagte kleine Straße auf einer
Länge von über 2 km frei zu fräsen, einfach gigantisch! Ich habe mit
dem Vorarbeiter von denen später gesprochen und er erzählte, dass
diese Straße, die mehr ein asphaltierter Feldweg ist, wieder bis zu den
Mühlengebäuden freigemacht wird, weil jemand diese alten Gebäude
gekauft hätte. Zunächst sollte der einen anderen Zuweg von der
entgegengesetzten Seite her zum Ort bekommen, weil es da wohl noch
einen kleineren Weg direkt aus dem Ort hin gibt, den wir noch gar
nicht kennen, aber dieser Weg sei so schmal und unasphaltiert, dass es
teurer würde, den auszubauen, obwohl er viel kürzer ist, als wie hier
diesen alten Weg wieder frei zu machen und provisorisch zu
reparieren. Natürlich können Sie sich vorstellen, dass auch hier nach
dem Freifräsen der asphaltierte Weg nicht so ganz gut mehr ist, denn
an vielen Stellen haben die Baumwurzeln den Asphalt unterwandert
und zerstört. Da sagte der Vorarbeiter des Trupps aber, diese Wurzeln
würden auch noch ausgefräst und die dann entstehenden großen
Löcher in dem Asphalt würden verdichtet und mit Asphaltflicken
ausgebessert, so dass dann wenigstens eine mit 30 km/h befahrbare
einfache Straße zu den Mühlen wieder zur Verfügung steht. Diese
ganze Aktion geht übrigens auf Kosten der Steuerzahler, weil der neue
Inhaber der Mühlen ein Anrecht auf diese Zuwegung hat, da dieser
Weg noch als offizielle Straße eingestuft ist, halt nur nicht mehr
instand gehalten wurde, weil diese beiden Mühlen so lange leer
stehen. Für uns ist es nun natürlich einfacher, auch mal zu diesen
besagten Mühlen zu wandern, weil man sich nicht mehr durch das
Gestrüpp schlagen muss. Die Männer von der Baumfräs - Kolonne
kamen Freitag auch noch mal her und haben dann bis etwa 11 Uhr den
Rest noch freigefräst sowie seitliches Wurzelwerk mit 2 kleinen
Baggern ausgehoben. Die kleine Straße ist jetzt schon bis kurz hinter
den beiden Mühlen frei, allerdings ist es nicht ratsam, sie mit einem
normalen Auto zu befahren, da unzählige Wurzelstücke aus dem
Asphalt ragen, die den Wagen beschädigen könnten. Mit einem höher
gebauten Geländewagen, einem LKW oder einem Traktor ginge das
sicher eher. So sind wir neugierig, was das nun mit den Mühlen auf
sich hat und was sich dort tun wird. Wir selbst werden in den nächsten
Tagen einmal mit dem Fahrrad zu diesen Mühlen fahren, schließlich
ist man ja gespannt, wie es dort aussieht.

Nicht fehlen darf natürlich wieder ein kleiner Bericht über unsere
weiteren Fabrikerkundungen. In den letzten Tagen haben wir
insbesondere einmal Teile des Geländes erkundet, welches hinter der
großen Haupthalle folgt. Dort stehen ja noch zahlreiche weitere alte
Hallen sowie teils kuriose Gebäude und Anlagen. Durch deren
Anordnung ergeben sich etliche beengte Hinterhöfe, teils aber auch
weite Flächen, wo lange Stücke nichts kommt und dann verstreut
weiter hinten folgen wieder weitere Fabrikgebäude. So sehen Sie auf
dem Foto fabrik-aussen103 ein fettes Rohrgebilde aus einem
Fabrikgebäude kommen, welches fast dicker und größer ist, als diese
Halle selbst. Dazu muss man sagen, das hängt da in der Luft, dieses
Rohrgebilde schwebt sozusagen in etwa 5 m Höhe über einem, wenn
man in diesem Hinterhof herumgeht.

 
Fabrik-aussen 103: eigenartige fette Rohrgebilde schweben aus altem Hallengebäude

Weiter hinten auf dem Fabrikgrundstück stößt man dann immer
wieder mal auch auf Gebäude, bei denen man wohl vor sehr langer
Zeit schon mal mit dem Abriss begonnen hat, aber dann anscheinend
plötzlich aufgehört hat. Vielleicht ist ja nach begonnenem Abriss der
Denkmalschutz verhängt worden, weshalb man dann dort nicht mehr
weiter abreißen durfte. Die Fotos fabrik-aussen96 und fabrik-
aussen105 zeigen solche angeknabberten Bauwerke. Bei unserem
zweiten Besuch tat sich im Bereich der auf dem Bild 96 abgebildeten
Halle offensichtlich etwas, denn es standen 2 weiße Kastenwagen
neben dem Gebäude und ein Radbagger stand mit laufendem Motor
dort herum. Es wirkte allerdings nicht danach, als ob der Abriss
fortgesetzt würde, sondern mehr so, als ob man die Zuwegung dorthin
verbessern möchte. Frisch waren große Mengen von Sand und Kies
angeliefert worden, die dem Aussehen nach im Untergrund eines
neuen Weges verteilt wurden.

 
Fabrik-aussen 96: sehr große Halle, mit deren Abriss mal vor langem begonnen wurde, dann aber ließ man wohl von ihr ab

 
Fabrik-aussen 105: weit am nordwestlichen Rand des Grundstücks eine Halle, deren Abriss
man ebenfalls wieder eingestellt hat.

Man sieht aber deutlich, dass die Abrissarbeiten schon über 10 Jahre
ruhen, weil auf den angehäuften Schutt- und Schrottbergen daneben
bereits Unkraut und teils sogar kleine Sträucher und Bäumchen
wuchern. Das Bild fabrik-außen101 zeigt einen Teilausschnitt einer
seltsamen Galerie von 8 riesengroßen Öfen oder was das sein soll, die
draußen im Freien stehen und über massive Rohrleitungen
miteinander und mit Schächten im Erdboden verbunden sind.
 
Fabrik-aussen 101: riesige Öfen im Freien, teils schon mit Moos bewachsen

Die sind so groß, dass man es nicht schafft, sie im engen Hinterhof
komplett aufs Foto zu bekommen, weil man nicht genug Abstand zum
Knipsen erreicht. Man sieht aber auch durch den Moosbewuchs der
Treppen und der Zwischenetagen, wie ewig lange diese Sachen schon
außer Betrieb sein müssen. Natürlich haben wir uns von den Hallen
weiter hinten auch einige von innen angesehen. Wir trafen dort u.a.
auf eine seltsame Maschine, die wohl früher zu ihren Lebzeiten in der
Mitte irgendwo undicht war, weil man dort alles grauschmierige
Spuren von irgend einem Zeug sieht, welches da wohl übergekocht
oder ausgetreten ist. Dort roch es sehr eigenartig, allerdings nicht so
ätzend wie in der neulich erwähnten Halle. Diese Maschine befindet
sich übrigens im 4 Stock der Halle, die auf dem bereits erwähnten
Foto fabrik-aussen96 zu sehen ist. Man kann zu solchen
Industrieruinen stehen wie man will, ich finde jedoch, dass sie
mindestens genauso erhaltenswert sind, wie vielleicht eine alte Burg
oder ein altes Schloss. So böte sich gerade hier diese ganze
Fabrikanlage wirklich als ideales Museum der Industriekultur an, weil
trotz des langen Stillstandes sehr vieles noch in der Art erhalten ist,
wie es in der damaligen Welt der Industrialisierung war. Man neigt
meist dazu, einige Exponate in einem Neubau oder einem sonstigen
typischen Museumsbau künstlich so zu drapieren, dass sie die
damalige Zeit dem Betrachter vermitteln. Das ist immer nur zweite
Wahl, weil aus dem Gesamten herausgerissen. Hier hätte man
authentisch alles exakt so, wie es in der früheren Welt war und auch
am exakten Ort, eben der alten Fabrik als solcher. Da stimmt einfach
alles, vom Gebäude bis zur letzten Schraube jeder Maschine. Ich
wüsste derzeit kein einziges Museum im süddeutschen Bereich,
welches das so authentisch am echten Spielort vermittelt. Ich habe
bislang nur von einem sicher vergleichbaren Projekt im Saarland
gehört, wo man eine alte Eisenhütte komplett als Echtmuseum erhält.
So etwas fehlt hier im Umkreis völlig. Alte Burgen, Schlösser,
Kirchen und Häuser, auch noch alte Mühlen, so etwas wird erhalten,
auch vielleicht vereinzelt noch alte Bahnanlagen, aber alte
Industrieanlagen, die eigentlich noch wesentlich wichtigere
Zeitzeugen sind, weil diese Industrie erst den Wohlstand ermöglicht
hat, den Deutschland lange hatte und teils auch heute noch hat, die
erhält hier im Umkreis meines Wissens keiner. Ein bezeichnendes
Beispiel dafür ist in Stuttgart Mercedes - Benz, was schlechthin der
Hauptbetrieb von Stuttgart überhaupt ist. Die eigenen alten
Fabrikhallen wurden regelmäßig abgerissen, aber die alten
Luxuskarossen - Oldtimer präsentiert man dann im neuen Mercedes -
Benz - Museum in einem designlastigen Neubau, der eine rein
futuristische Sache ist, die mit Oldtimern und geschweige denn mit
Industriekultur soviel gemein hat, wie ein Handy mit einer
Buschtrommel. Irgendwie haben diese Leute den Faden verloren und
vermögen es nicht mehr, die echten Bezüge der Sachen zueinander
darzustellen. Egal wie es am Ende auch ausgehen wird, so lange die
Fabrik hier noch steht, werden wir darin auf Entdeckungsreise gehen
und solange stöbern, bis wir auch den letzten Winkel kennen und das
kann bei dieser unerwarteten Größe Jahre dauern. Je mehr wir dort
erkunden, um so mehr wundern wir uns darüber, dass man damals
einen solch vielfältigen und großen Betrieb ausgerechnet hier in diese
abgelegene Gegend gepflanzt hat. Zweifellos ist Karlsruhe auch ein
relativ bedeutender Industriestandort und rund 20 km von dort ist
nicht wirklich sehr abgelegen, trotzdem, hätte man da doch aus dem
theoretischen Empfinden eher vermutet, dass man dann einen solch
großen Betrieb in Karlsruhe selbst und nicht abgelegen in einem
Seitental neben einem damaligen Bauerndorf errichtet. Aber vielleicht
lag ja gerade darin ein gewolltes Konzept oder eine tiefere Absicht,
die sich uns heute nicht ergründet.

Auch weitere Wanderungen im Wald hier neben brachten wieder ein
wundersames Bauwerk zum Vorschein. Wozu um alles in der Welt
errichtet man im Wald ein kleines Häuslein, ungefähr in der Größe
einer Bushaltestelle, in dem zahlreiche Sicherungskästen mit dicken
Kabeln drin hängen? Sie sehen ein Foto davon auf dem Bild wald-
sicherungen.

 
Wald-Sicherungen: ein Büdchen voller Sicherungskästen mitten im Wald, wozu?

Auch dieses Gebilde ist wohl eine Sache aus der Vergangenheit, nur
dass der Baumbewuchs in diesem Bereich aus echten, hohen Bäumen
besteht, die nicht per Zufall in den letzten 10 - 20 Jahren von selbst
gewachsen sind. Nur wozu benötigt man im Wald Sicherungen und
Strom?

So wird es uns hier mit Sicherheit so schnell nicht langweilig, selbst
wenn wir eines Tages unser Haus, die Werkstattgarage nebst Anbau
und das Grundstück fertig hergerichtet haben. Ich finde das schön,
wenn man zwischendurch solche Dinge erkunden kann, auch Kayla ist
da sehr neugierig und kann kaum die nächste Erkundungswanderung
in der Fabrik oder diesen Waldstücken u.s.w. erwarten.

Da wir nun fast eine ganze Woche nicht weiter renoviert haben,
werden wir morgen mit der Renovierung der Räume im ersten Stock
beginnen. Das dort befindliche Bad mit WC ist eigentlich, bis auf
winzige Schönheitsreparaturen, so weit in Ordnung, dass es keine
komplette Renovierung benötigt. Wie ich schon mal erwähnte, gibt es
ansonsten dort nur 2 sehr große Räume, wovon wir einen als zweites
Wohnzimmer herrichten werden. Den zweiten großen Raum mache
ich zu meinem Refugium, der erhält aber zunächst nur eine
Grundrenovierung, die nicht auf eine spezielle Verwendung oder
Einrichtung abzielt. Die meisten Materialien, die wir dafür benötigen,
sind schon alle vorhanden, nur die Bodenbeläge fehlen noch. Da zeigt
es sich, dass man hier in den großen Räumen leider nicht auf billige
Reste aus dem Baumarkt zurück greifen kann. Andererseits habe ich
schon zu Kayla gesagt, ich bin doch nicht verrückt und bezahle nur für
einen Bodenbelag in einem einzelnen Raum 700 oder mehr Euro.
Sicher, wir haben auch schon billigeren gesehen, der war aber so
schlecht, dass er schon beim Angucken auseinander bröselte. Kayla
meinte, dann sollten wir dort zunächst vielleicht einfach Filz -
Verlegeplatten reinmachen. Die Idee fand ich ganz gut, weil die sehen
nicht übel aus, aber der Schock war um so größer, als wir sahen, dass
die in den letzten Jahren preislich geradezu explodiert sind und
billiger wäre man damit auch nicht weggekommen. Früher, vor
vielleicht 10 Jahren, bekam man davon noch eine ganze Kiste für
gerade mal 3,60 DM, wohlgemerkt Deutsche Mark, heute kostet die
gleiche Kiste, die Platten für 4 m² beinhaltet, unverschämte 12,89
Euro und selbst das nur, wenn man auf die billigste Sorte zurückgreift.
Will man die normale Sorte haben, dann sind gleich 14 bis 16 Euro
fällig und für die schöneren 17 bis 28 Euro pro Kiste. Sind diese
Dinger neuerdings vergoldet? Das kommt für uns auf keinen Fall in
Frage. Wir sind uns einig, der Bodenbelag darf pro Raum für diese
beiden genannten Zimmer nicht mehr als 100, im äußersten Notfall bis
120 Euro kosten. Für die Reste, mit denen wir im Erdgeschoss die
kleinen Räume ausgelegt haben, haben wir zusammengerechnet für
alle 3 kleinen Räume noch keine 60 Euro ausgegeben. Natürlich liegt
so in jedem Raum eine andere Sorte, aber das ist uns egal. Wir haben
doch keinen Esel, der Golddukaten scheißen kann!
Renovieren macht durchaus Spaß, allerdings nur solange, wie man
nicht von Geschäftemachern dabei ausgenommen wird.

Wenn die Räume im ersten Stockwerk fertig renoviert sind, werden
wir gleich anschließend im Keller weitermachen. Der Aufwand dort
besteht nur darin, dass wir die normalen Kellerräume alle mit neuer
weißer Wand- und Deckenfarbe streichen. Die sind derzeit alle in
einem komischen Grauton gestrichen, der an dunkle Betonsorten
erinnert. Sie kennen das vielleicht, es gibt ja verschiedenfarbige
Betonsorten, hellgrau, grau, gelbgrau, beigegrau, braungrau oder
dunkelgrau, hier das ist so dunkelgrau. Dieses Kellermauerwerk ist
zwar aus Beton, allerdings dieses dunkelgrau entstammt einer
Wandfarbe. Im Keller befindet sich darüber hinaus noch ein WC und
eine Duschecke, die sich in einem eigens dafür abgetrennten Raumteil
eines größeren Kellerraumes befinden. Da diese Keller - Sanitärräume
vermutlich erst vor 5 - 10 Jahren eingebaut wurden, entsprechen sie
durchaus dem auch heute noch gültigen Standard. Daran braucht man
nichts zu ändern, außer einer anderen Lampe und einem neuen
Spiegelschränkchen. Die weiße Wand- und Deckenfarbe für den
Keller - Innenanstrich haben wir schon reichlich eingekauft. Wenn wir
in einigen Wochen auch die Werkstattgarage zunächst einmal innen in
Angriff nehmen, geht von dieser Farbe auch noch viel dafür drauf.
Zuvor müssen dort allerdings noch einige kleine Mängel im Dach
ausgebessert werden, da vereinzelt bei Regen da etwas durchrinnt und
dann innen an der Wand entlang auf den Boden läuft. Derzeit
überlegen wir noch, ob wir uns an diese Garagen-Dacharbeiten selbst
heranwagen sollen oder lieber doch gleich eine Fachfirma
beauftragen, da ich damit keine Erfahrung habe. Für wichtig halte ich
es aber, dass diese Dachschäden noch vor dem Winter behoben
werden, wenigstens provisorisch. Wirkliche Sorgen bereitet mir eher
der ganze alte Krempel der von dem ehemaligen Mieter der
Werkstattgarage, dieser Eisengießerei, noch herumliegt. Diese alten
roten Gussformen von denen ich Ihnen vor einigen Wochen schon
berichtete. Ich sehe nicht ein, dass ich für deren Entsorgung auch noch
Geld bezahlen soll, da werden wir uns noch etwas einfallen lassen
müssen. Das sind große Mengen, man bekäme damit einen LKW -
Anhänger voll. Wir hatten schon mal die etwas verwegene Idee, das
Zeug bei Nacht und Nebel durch diese Hinter - Gartenmauertür rüber
in die alte Fabrik zu schaffen. Dort liegt soviel Gerümpel und Zeugs
herum, dass das auch nichts mehr ausmacht. Zudem könnte man es
dort sicherlich an einigen versteckten Stellen versenken, wo es
ohnehin keiner mehr findet. Aber durch die große Menge wäre alleine
schon der Arbeitsaufwand für das Rüberschaffen so groß, dass uns
auch das eigentlich missfällt. Wie dem auch sei, irgendwie muss der
Mist weg. Kayla meinte schon, dass wir es erst einfach auf unserem
Garten gleich hinten am Ende zwischenlagern, wo die Mauer mit der
Tür zur Fabrik ist, mit einer grünen Plane drüber, damit man es nicht
gleich sieht. Solche Planen hatten wir aus der Fabrik mitgebracht. Die
liegen dort vorne in der großen alten Haupthalle ungefähr im 3
Stockwerk in einem Hallenteil noch haufenweise herum. Denen fehlen
nur die Ösen, wo man eigentlich ein Zurrseil durchzieht, es sind also
unfertige Planen aus stabilem, imprägnierten Gewebe, ähnlich wie
LKW - Planen. Zuerst hatten wir Bedenken, diese doch sperrigen
Sachen mit zu nehmen, aber in der Fabrik ist man alleine und kann
sich in Ruhe Zeit lassen, die Planen gemeinsam auf eine handliche
Größe zusammenzufalten und dann rüber zur Mauer mit besagter Tür
zu transportieren. Ob diese Planen dort weitere 20 Jahre rumliegen
und vergammeln, ohne jemandem zu nutzen, da nehmen wir sie lieber
mit.

Damit soll es für heute wieder einmal ausreichen. Kayla ist eben nach
Stuttgart gefahren, sie soll ausnahmsweise noch mal bei ihrer früheren
Dolmetscherstelle aushelfen, gegen eine sehr gute Bezahlung. Da
konnte sie einfach nicht nein sagen. Sie wird auch sicherlich vor 21
Uhr nicht zurück kommen. So wünsche ich Ihnen alles Gute, bis zum
nächsten Mal,

Ihr

Egbert Lappenkeuler.