LPK-E8

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Wintereinbruch” und “Schräge Woche”  aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

PDF - Datei ”Wintereinbruch” (69 KB) zum Download hier klicken

PDF - Datei ”Schräge Woche” (75 KB) zum Download hier klicken.

Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Wintereinbruch" vom 26.11.2005

Viele Hallo-Grüße!

Da geht es weiter. Aktuell bleibt selbstverständlich vor allem unsere
Wohnungsangelegenheit. So berichte ich Ihnen erneut über den
Fortgang der Dinge. Nachdem wir uns bei den Besichtigungen in der
vorherigen Woche nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatten, als wir
die superschöne Wohnung in der Winterbacher Straße in Bad
Cannstatt ausgeschlagen hatten, wegen zu hoher Nebenkosten, war der
Herr Collmer von der Stadt - Entwicklungsgesellschaft nur im ersten
Moment am gleichen Tag ein wenig eingeschnappt. Da hatte er uns
solch eine Perle zu einem Spottpreis angeboten, quasi umsonst, könnte
man sagen, wären da nicht die Nebenkosten, und wir greifen nicht zu.
Na ja, zuhause wird er sich das sicher auch noch mal überlegt haben,
und dann erkannt haben, dass solche Nebenkosten, die sich ja
sicherlich inzwischen auch wieder erhöht haben dürften, da Strom-
und Gaspreise mehrmals gestiegen sind, für unsereins nun wirklich
nicht tragbar sind. Bevor dann die nächsten geplanten
Besichtigungstermine tatsächlich angegangen wurden, hat er bei uns
später nachgefragt, wo denn so ungefähr für uns die Obergrenze in
Sachen Nebenkosten liegen würde. Er meinte fast schon höhnisch,
dass Nebenkosten deutlich unter 270 Euro pro Monat doch heute fast
unmöglich wären, selbst bei einer billigen Wohnung. Das sehen wir
allerdings schon ziemlich anders. Gewiss sind rund 95 Euro, wie in
den Mobilheimen, in einer normalen Wohnung nicht zu halten, das ist
uns auch klar, aber ich denke, dass ungefähr bei 150 Euro Schluss sein
muss. Gut bei 160 oder auch 170 Euro würden wir auch noch nicht
meckern, aber was schon darüber geht, da machen wir dicht. Also
sagte ich dem Collmer, 150 Euro und mehr nicht. Zuerst lachte er über
diesen Betrag etwas, meinte dann aber, dass er nun den ganzen Pool
von rund 70 freien Wohnungen, die sie zur Verfügung stellen könnten,
zuerst mal nur nach diesem Kriterium abklopfen würde und uns dann
nur die dabei übrig bleibenden Wohnungen anbieten würde. Immerhin
sah er es dann auch positiv, weil das endlich eine absolut konkrete
Selektionsmöglichkeit ist, die dafür sorgt, dass wir nicht am Schluss
alle noch übrigen Wohnungen langwierig ansehen müssen. Natürlich
plagte uns noch vielmehr der Hintergedanke mit der einmaligen
Abschlagszahlung, Sie wissen, diese Lösung wäre uns ja viel lieber,
sofern der Betrag in eine für uns brauchbare Richtung tendiert. Aber
so weit sind wir noch nicht. Der Collmer erkrankte dann am Tag nach
unserem Gespräch über die Nebenkosten. Es meldete sich sein
Vertreter, ein Herr Gabriel, also mit Nachnamen hieß der Gabriel. Er
teilte uns mit, dass er im Auftrag des an Grippe erkrankten Collmers
aus dem Pool von 70 freien Wohnungen alle herausgepickt hätte, die
in der jüngsten Vergangenheit in den Nebenkostenabrechnungen pro
Monat unter 151 Euro gelegen hätten. Dabei wären dann nur noch 4
von den 70 Wohnungen übrig geblieben. Also schon eine sehr
einschneidende Selektion. Er fügte an, dass weitere 27 Wohnungen
hinzu kämen, falls wir diesen doch sehr einengenden Betrag auf
wenigstens 200 Euro pro Monat erhöhen würden. Was wir aber
zunächst nicht wollten. Dann wurde er am Telefon schon etwas
pampig und meinte, dass man für nichts auch nichts bekäme. Da habe
ich ihm erläutert, dass wir schließlich, so wie wir jetzt leben, optimal
zurecht kommen und das mit 95 Euro Nebenkosten im Monat, wir
wollten schließlich nicht vom Campingplatz wegziehen, das sei ja
nicht auf unserem Mist gewachsen. Und wenn man uns dann schon
umsiedelt, und wir sind so freundlich, dass wir das, im Gegensatz zu
vielen anderen hier gegebenenfalls überhaupt mit uns machen lassen,
dann kann man von uns nicht verlangen, dass wir auch noch
draufzahlen, gerade so, als hätten wir das selbst angestrebt. Selbst bei
150 Euro pro Monat würden wir aus unserer Tasche ja schon jeden
Monat 60 Euro drauf legen und zudem hätten wir das Geld nicht so
dicke, wie vielleicht er, dass wir uns da beliebige Mehrkosten leisten
könnten. Dann schlug auch er ein Treffen vor, nach dem man dann
auch gleich 2 der 4 infrage kommenden Wohnungen besichtigen
könne. So teilte er uns eine Adresse in der Berthold-Brecht-Straße im
Stadtteil Feuerbach mit, wo wir uns vor einem Wohnhaus treffen
sollten, in dem eine entsprechende Wohnung läge. So trafen wir dort
pünktlich um 10 Uhr am Dienstag ein. Äußerlich schon mal eine recht
hübsche Gegend, eher etwas tot, im Vergleich zu den Ecken von
Stuttgart, in denen wir bislang gewohnt hatten. Wer jedoch bis 10.30
Uhr immer noch nicht kam, das war der Herr Gabriel. Unterdessen
kam eine ältere Dame aus dem Haus, in dem auch die betreffende
Wohnung liegen sollte. Wir kamen mit der in ein kurzes, aber doch
recht informatives Gespräch. So erfuhren wir, dass die Ruhe dort vor
allem nur während der Woche vorherrsche, denn am Wochenende, vor
allem Samstags, herrsche oft Unruhe und alles würde zugeparkt, weil
sich nur ein Straßenzug weiter nördlich der große Wilhelm-Braun-
Sportpark befinden würde, wo dann immer Fußballspiele und
ähnliches Zeugs stattfinden würden. Geschickt getarnt, könnte man
sagen, denn von hier konnte man den Sportplatz nicht einmal erahnen.
Wenn uns diese Frau das nicht gesagt hätte, wir hätten den nicht
entdeckt. Das war aber wirklich nur noch durch eine Querstraße, eine
Grünfläche und ein paar Baumreihen verdeckt und lag bestenfalls 200
m weiter. Das Haus selbst sah von außen richtig schön normal aus,
gepflegt, aber nichts außergewöhnliches. Es handelte sich der
Bauweise nach um ein Vierfamilienhaus, welches wahrscheinlich so
Ende der Sechziger erbaut wurde. Massive Stein- und Betonbauweise.
Als gegen 10.45 Uhr der Herr Gabriel immer noch nicht da war,
überlegten wir, ob wir nicht einfach wieder fahren sollten.
Zurückrufen konnte ich den von hier aus nicht, weil wir kein Handy
besitzen, ich will auch keines. Sie ahnen es, weil es einem meistens so
ergeht, gerade als wir wieder abfahren wollten, kam der Herr Gabriel
angefahren. Ein etwas komisches Bild. Der Gabriel, als kleiner
Angestellter der Entwicklungsgesellschaft, kam mit einem riesigen,
silberfarbenen, nagelneuen Flagschiff der Marke Citroen, vorgefahren.
Der Wagen war höchstens 2 Wochen alt und in der Preisklasse
oberhalb 40.000 Euro angesiedelt, schätze ich. Sein Chef, der
erkrankte Collmer fuhr letzte Woche selbst einen betagten BMW, der
schon hinten und vorne klapperte. Natürlich ist das deren Sache und
kann mich weder beeindrucken noch beeinflussen. So beiläufig flapsig
meinte der, unterwegs wäre ihm noch eingefallen, dass er ein paar
Einkäufe erledigen müsse, so habe er dies gemacht und dabei sei es
leider etwas später geworden. Ha, solche komischen
Argumentierungen kannte ich bislang nur von meiner ersten Frau. Ich
sagte ihm, dass wir beinahe weggefahren wären. Der Gabriel war
überhaupt ein seltsamer Typ. Er wirkte nicht so, wie jemand dem man
Vertrauen schenken könnte. Um es auf den Punkt zu bringen, eine
Verbrechervisage, wie sie im Buche steht, ein von Altnarben
übersätes Gesicht, ungepflegte, fettige Haar, dem könnte die Urinkur
helfen, dachte ich, eine widerliche Umgangsart. Auch machte er
einige halbwegs abfällige Bemerkungen über Kayla, in etwa wie, dass
ich für solch eine Frau ja wohl noch Vergnügungssteuer bezahlen
müsse. Aber so etwas beeindruckt uns nun wirklich nicht. Während
der Gabriel ein dickes Streusel-Puddingteilchen in einer Hand hielt
und daraus ständig Stücke herausbiss, sagte er mit vollem Mund zu
uns, dass wir schon mal ins Haus gehen sollten, er müsse nur noch den
passenden Schlüssel zu der freien Wohnung aus seinem Kofferraum
suchen. Die Haustüre war nur angelehnt und so gingen wir zur
Wohnungstüre der freien Wohnung im ersten Stock. Als wir gerade
dort eintrafen, sprang die Wohnungstür der zweiten Wohnung im
ersten Stock auf, die bewohnt war. Eine junge Frau schaute heraus
und meinte zu uns, dass dort keiner wohnen würde und wir nicht
vergeblich klingeln brauchten. Ich erklärte ihr, weshalb wir dort
stünden, dass wir eventuell Interessenten wären. Aus der Wohnung
der jungen Frau drang dann ein ziemliches Geschrei, als würde dort
ein halber Kindergarten toben. Die Ärmste war wohl alleinstehend
und hatte aber 6 eigene Kinder, danach sah die gar nicht aus, weil sie
so rank und schlank war, zusätzlich versorgte sie noch 2 Kinder ihres
berufstätigen Bruders, also tobten dort 8 Kinder, alle so zwischen 3
und 10 Jahren in der Wohnung. Also auf eine ruhige Lage war hier
schon nicht zu hoffen, obwohl das Haus ruhig wirkte. Nach 10
Minuten kam der schusselige Gabriel endlich an und schloss die
Wohnung auf. Die sollte Nebenkosten von 132 Euro im Monat
erzeugen. Die Wohnung selbst war 88 m² groß, was für uns völlig
ausreichen würde, und auch sehr schön aufgeteilt. Schönes Bad, WC,
Küche und dann noch 4 weitere Zimmer. Alles keineswegs luxuriös,
aber eben schön. Diese 4 Zimmer waren so angeordnet, dass jeweils 2
hintereinander lagen, das heißt, in das jeweils hintere Zimmer kam
man nur, in dem man das erste durchschritt. Das vordere Zimmer war
dabei jeweils ungefähr doppelt so groß, wie das hintere. So hätte hier
jeder von uns sich zwei gleichgroße Teilbereiche mit je 2 eigenen
Zimmern aufbauen können, wenn man denn wollte. Aber die
vermeintlich äußerlich schöne, ruhige, ja fast schon abgeschieden
wirkende Lage täuschte heftig und hatte einen gewaltigen Knacks
bekommen, als wir Sportplatz hörten und einen halben Kindergarten
in der Nachbarwohnung sahen. Ständig dröhnte Lärm von der
Kinderhorde in der Wohnung nebenan durch, dann waren die Fenster
schlecht gedämmt, jedes Auto lärmte schon ziemlich durch, was an
der wenig befahrenen Straße vorbei zockelte. Wie muss das hier erst
lärmen, wenn auf dem nur 150-200 m entfernten Sportplatz ein
Fußballspiel stattfindet. Auch fanden sich mehrere Schimmelecken,
nicht etwa oben im Deckenbereich, nein, unten an den
Fußbodenkanten, was schon sehr ungewöhnlich ist. Alles in allem,
nach kurzer Besichtigungsdauer war für uns klar, hier werden wir
ganz sicher nicht einziehen. Muffig nahm's der Gabriel zur Kenntnis
und es sollte dann gleich zur nächsten Wohnung gehen. Jetzt war es
aber so, dass der dumme Gabriel seinen Spickzettel verlegt hatte, auf
dem die Adresse der nächsten zu besichtigenden Wohnung stand.
Sowohl das Expose-Prospekt als wie auch die Schlüssel zu dieser
Wohnung hatte er ebenfalls in seiner Dienststelle vergessen. So war
erst ein Umweg über seine Dienststelle in der Hasenbergsteige
angesagt. Von Feuerbach dorthin fährt man bei günstigen
Verkehrsverhältnissen ungefähr 15 bis 20 Minuten. Inzwischen war es
Mittagszeit und so schlug der Gabriel vor, dass er zuerst Mittagessen
gehe und wir dann gegen 13.30 Uhr zu ihm in das uns bekannte Büro
vom Herrn Collmer in der Hasenbergsteige kommen sollen, dort
würde er dann auf uns warten. Von dort aus sollte es dann zu der
nächsten Wohnung gehen, die auch nicht sehr weit von dort entfernt
läge, soviel habe er noch in Erinnerung. Diese Gegend wäre zwar auch
sehr interessant, aber das umständliche Procedere gefiel uns nicht so
richtig, dieses blöde Hin und Her, aber was wollten wir machen? Wir
konnte ja schlecht darauf bestehen, dass er auf sein Mittagessen
verzichtet. So sind wir dann zwischendurch noch kurz nachhause
gefahren und haben dort erst einmal selbst etwas Kleines gegessen.
Pünktlich waren wir um 13.30 Uhr vor dem Büro, wer aber wieder
nicht da war, das war dieser blöde Gabriel selbst. Das Büro war
verschlossen und so warteten wir vor der Tür. Als der Kerl gegen
14.30 Uhr immer noch nicht aufgekreuzt war, bin ich einfach in die
nächste Bürotüre rein, die sich öffnen ließ. Dort saß eine Frau und aß
gerade eine Banane. Die erschrak ziemlich, als ich plötzlich zur Tür
reinkam, ohne vorher anzuklopfen. Ich bat um Entschuldigung und
fragte sie nach dem Gabriel. Die meinte dann, dass der schon
Feierabend habe und bereits gegen 12.45 Uhr nachhause gefahren
wäre. Ich erklärte ihr, dass ausgerechnet er uns aber persönlich für
13.30 Uhr ins Büro bestellt habe. Darüber wisse sie nichts, sagte diese
Frau, aber sie würde den Gabriel mal zuhause anrufen und nachfragen.
Das hat sie dann sofort gemacht, der hat sich aber nicht gemeldet. So
sind wir dann wieder unverrichteter Dinge nachhause gefahren. Am
nächsten Tag stand der Gabriel dann morgens gegen halb 9 bei uns an
meinem Mobilheim vor der Tür und machte etwas daher, dass wir nun
sofort die andere Wohnung besichtigen fahren könnten. Da habe ich
ihm gesagt, dass ich momentan keine Zeit hätte, obwohl wir Zeit
genug gehabt hätten, aber wir tanzen doch nicht nach dessen Pfeife,
wie der gerade Lust hat und er lässt uns selbst dann dort an
geschlossenen Türen auflaufen. Da wurde er etwas pampig. Ich habe
ihm dann gesagt, dass ich mit ihm erst gar keine weiteren
Verhandlungen führen würde, dann solle man vielleicht warten, bis
der Herr Collmer wieder gesund sei. Da wurde er noch frecher und
schimpfte, dass wir dann eben gar keine Ersatzwohnung bekämen und
derartige Dinge. Da habe ich ihm geraten, möglichst schnell den
Umkreis unserer Mobilheime zu verlassen, da ich seine Person nicht
länger auf meinem Gelände dulden würde. Das hat er dann sogar leise
schimpfend gemacht. Ich hätte eher erwartet, dass er sich weiter
aufspielt. Dann hörten wir 2 Tage gar nichts mehr in dieser Sache.
Erst am letzten Donnerstag meldete sich dann ein Herr Oehler bei mir.
Es stellte sich heraus, dass dieser Oehler der Chef vom Collmer und
dem blöden Gabriel ist. Er erläuterte, mit sanften Worten und noch
sanfterer Stimme, die man kaum verstehen konnte, weil der stets so
leise sprach, dass man unsere Sache ja zu einem guten Abschluss für
beide Seiten bringen möchte und er dies vorantreiben möchte. Ich
habe ihm dann gesagt, dass wir dazu durchaus gerne bereit wären,
aber nicht auf die Art und Weise, wie das von Herrn Gabriel versucht
worden wäre. Er entschuldigte sich dann für dessen unhöfliches
Auftreten, wie er das nannte, und meinte, der wäre momentan etwas
barsch, weil seine Frau ihn verlassen habe, da müsse man ein wenig
Verständnis haben und könne nicht alles auf die Goldwaage legen,
was der sagt. Na ja, das kann ich ja nicht wissen und es stand nicht auf
seiner Stirn geschrieben. Trotzdem können wir deshalb ja nicht unsere
Sache aus den Augen verlieren, nur weil dem seine Alte abgehauen
ist. Aber der Oehler wollte das nun alles selbst in die Hand nehmen
und war wirklich sehr zuvorkommend. Ich möchte Sie jetzt nicht
länger mit Details zu weiteren 8 Besichtigungen langweilen, da die
alle zu nichts führten. Es waren wirklich schöne Wohnungen dabei,
die dann aber wieder mit verschiedenen, für uns unakzeptablen,
Nachteilen aufwarteten oder die Nachteile waren gering, dafür gab es
aber unkalkulierbare Kostenfallen oder alles stimmte perfekt, nur die
Lage leider überhaupt nicht. Wissen Sie, ich möchte nicht direkt
neben einer Hochhaussiedlung wohnen, weil sich dort ständig
asoziales Pack herumtreibt, die einem auf den Wecker fallen mit ihren
fehlenden Manieren, das Gleiche gilt auch für eine Schule, neben der
ich nicht wohnen möchte und auch möchte ich nicht gleich neben
einer Eisengießerei wohnen, aus der 6 mal täglich dicke gelbbraune
Wolken mit einem undefinierbaren Gestank sowie dauernder,
pochender Lärm dringen. Sicherlich sind die Abgaswolken nicht
schädlich, denn heute gibt es ja scharfe Umweltauflagen und Filter
u.s.w., trotzdem muss ich das nicht haben, wenn es sich vermeiden
lässt. Der Herr Oehler ermüdete dadurch nicht und legte uns gleich für
den nächsten Tag weitere 3 Wohnungen als Expose vor, kam dann
aber aus sich heraus schon vorher auf das Thema, welches uns viel
brennender interessierte, nämlich die Sache mit der einmaligen
Abschlagszahlung. Er hat mit Leuten aus den oberen Etagen der
Entwicklungsgesellschaft lange beraten und man wäre zu diesem
Schritt bereit, wenn einige, von uns ohnehin erwartete,
Voraussetzungen erfüllt würden. Die dringlichste Vorrausetzung wäre
zunächst, dass wir bis spätestens 1. Februar 2006 vom Campingplatz
weggezogen wären. Also viel Zeit bliebe uns da nicht. Der Umzug
sowie die Beschaffung der neuen Wohnung und alles was damit zu
tun hat, wäre alleine unser Problem und würde komplett von uns und
auf unsere Kosten bestritten. Bei Nichteinhaltung des Auszugs-
Termins durch unser Verschulden, würden wir vertraglich in eine
sofortige Zwangsräumung auf unsere Kosten ab Anfang Februar 2006
einwilligen. Was die 3 Mobilheime als solches betrifft, die sich ja in
unserem persönlichen Eigentum befinden, würde man uns überlassen.
Wir könnten diese auf unsere Kosten innerhalb dieser Zeitfrist bis vor
dem 1. Februar an einen anderen Standort verlegen, wir könnten sie
aber ebenso auch dort einfach stehen lassen. In letztem Fall würden
diese, sofern sie dann noch dort stehen, automatisch in das Eigentum
der Entwicklungsgesellschaft übergehen und von dieser dann auf
deren Kosten zerlegt und entsorgt. Das heißt, theoretisch wäre es für
uns auch möglich, die Abschlagszahlung zu kassieren, dann einen
anderen Stellplatz zu finden und einschließlich der Mobilheime
einfach dorthin umzusiedeln, sofern die Mobilheime eine solche
Aktion überleben würden. Das brachte uns sogar noch auf eine ganz
andere Idee, doch darüber weiter unten mehr. Mit der
Vertragsunterzeichnung bezüglich der Abschlagszahlung würden wir
sämtliche Rechte an unserer Campingplatzfläche unwiderruflich ab
dem Moment der Entschädigungszahlung an die
Entwicklungsgesellschaft abtreten. Das würde dann sogar von einem
Notar überprüft und unterzeichnet Auch rückwirkende Forderungen in
diesem Zusammenhang von uns an die Entwicklungsgesellschaft
würden auf Dauer ebenso ausgeschlossen, wie irgendwelche
Ansprüche an die Entwicklungsgesellschaft, dass die uns bei der
Beschaffung einer neuen Wohnung oder eines Grundstücks behilflich
wären. Mit anderen Worten, wir bekämen unser Geld, müssten dann
bis spätestens 1. Februar dort raus und hätten dann nie mehr was mit
der Entwicklungsgesellschaft oder dem Campingplatz zu tun. Soweit
so gut, so oder so ähnlich hatten wir uns das ja auch vorgestellt. Jetzt
kommt die alles entscheidende Frage, was ist die
Entwicklungsgesellschaft bereit, uns für diesen Schritt zu bezahlen?
Ich habe daraufhin dem Herrn Oehler gesagt, dass wir ein erstes
Angebot von denen erwarten. Der sagte dann, dass er deswegen noch
kurz mit einem Herrn Kempf, der noch über ihm steht, einige Fakten
abklären müsse, was aber schnell gehe. Nur eine Stunde später
meldete er sich wieder bei uns. Er fragte dann, ob jeweils Kayla und
ich getrennte Beträge bekommen sollen oder ob wir eher an eine
Gemeinschaftszahlung in einer Summe dächten. Nun wissen Sie aus
meinen früheren Berichten, dass wir dort 3 Mobilheime besitzen,
wovon so gesehen jeder eines besitzt und das dritte uns beiden hälftig
gehört, so hatten wir das jedenfalls gehandhabt, allerdings ohne es
jemals vertraglich irgendwo festzulegen. So sagte ich ihm, dass wir
schon daran gedacht hätten, dass jeder von uns einen eigenständigen
Betrag erhält. Dann musste er nochmals kurz Rücksprache halten, um
uns dann nach wenigen Minuten mitzuteilen, dass die
Entwicklungsgesellschaft uns so jeweils 12.000 Euro anbieten würde.
Das ist zwar eine schöne Summe, zusammen wären es ja 24.000 Euro,
aber es ist uns entschieden zu wenig, denn man muss ja als Maßstab
nehmen, welche Mieten wir hier in der Stadt bei einer Restlaufzeit von
etwas über 9 Jahren für eine vergleichbar große Wohnung jeweils
bezahlen müssten. Ohne zu übertreiben kamen wir bei einer solchen
Rechnung auf Werte, die pro Kopf deutlich über 40.000 Euro lagen,
das war sogar noch untertrieben, da wir ja bewusst billigste
Mietwohnungen angesetzt hatten, wie sie hier eigentlich kaum noch
zu finden sind. So haben Kayla und ich das dem dann auch gesagt,
allerdings ohne den Betrag von 40.000 Euro zu erwähnen, sondern nur
als Wink mit dem Zaunpfahl, dass die Mieten sich in einem solchen
Zeitraum auf ungefähr das Sechsfache der von ihm gebotenen Summe
auflaufen würden. Das behagte dem Herrn Oehler zunächst gar nicht.
Er musste recht schwer schlucken, als er das hörte. Kayla hat ihm
dann noch vorgerechnet, dass wenn er dafür nur eine der Wohnungen
normal vermieten würde, die wir aus ihrem Pool sonst in Anspruch
nähmen, in den Jahren der Restlaufzeit mehr als 55.000 Euro
einnehmen würde. Würden wir nun beide auf eigenständigen
Wohnungen beharren, für die sie dann sorgen müssten, käme sogar
der doppelte Betrag dabei heraus. Der Oehler kritzelte dann etwas auf
einem Notizblock, bemühte seinen Tischrechner, machte einen
erstaunten Blick, wiederholte diese von ihm aufgemachte
Nachberechnung noch zweimal und sagte dann noch leiser, als er
sonst schon sprach, dass da tatsächlich beachtliche Summen in den 9
Jahren zusammen kämen. Aus sich heraus könne er das Angebot jetzt
trotzdem nur bestenfalls auf 15.000 Euro, vielleicht noch auf 16.000
Euro pro Kopf erhöhen, mehr aber nicht. Dazu müsse er dann wieder
schwierige Diskussionen mit dem Vorstand und ähnlichen
Vorgeordneten führen. Er sagte, dass er dazu dann auch keine
weiteren Vorhersagen machen könne, aber 55.000 Euro für jeden von
uns würden sich mit ziemlicher Sicherheit nicht durchsetzen lassen, da
würde man wohl eher weiter auf eine Unterbringung in einer
Ersatzwohnung hinwirken. Nach einigen Stunden meldete er sich
dann nochmals bei uns und fragte vorsichtig nach, ob wir vielleicht im
Preis zu einem Entgegenkommen bereit wären. Da haben wir zu
erkennen gegeben, dass wir uns nicht auf den genannten Betrag von
55.000 Euro festzementieren werden, aber es müsse am Schluss schon
so sein, dass wir uns in der Gesamtsumme durch die in dieser Zeit
auflaufenden Mietkosten nicht zu sehr im Schaden stünden. Er wollte
dann eine konkrete Zahl hören, was so das letzte Wort von uns wäre,
aber da hat dann Kayla dazwischengefunkt und gesagt, dass die
Entwicklungsgesellschaft erst mal ein vernünftiges und faires Angebot
machen sollte, und dann würde man weitersehen. Nun sind wir
gespannt, wie es in dieser Sache weiter geht. Bislang hat sich der Herr
Oehler danach nicht mehr gemeldet. Es ist so, wenn die jetzt
bestenfalls vielleicht auf nur 20.000 Euro pro Kopf erhöhen, dann
kann man das vergessen, denn rechnen Sie mal hoch, wie viel Miete
innerhalb von 9 Jahren mietfreien Wohnens in Stuttgart auflaufen
würde. Da käme man mit 20.000 Euro bestenfalls bei einer kleinen
Wohnung um die 4 Jahre mit aus. Wie ich schon beim letzten Mal
sagte, für 40.000 Euro pro Kopf oder auch noch für 35.000 Euro pro
Kopf, würden wir das ohne weiter lange zu überlegen machen. Es
bringt natürlich nichts, jetzt zu spekulieren, welche Beträge man uns
dann als nächstes anbieten wird, denn vielleicht haben es sich diese
Leute auch schon längst anders überlegt und bieten uns gar nichts
mehr an. Dann würden wir sicherlich wieder auf eine der angebotenen
Wohnungen zurück greifen und wir hatten ja auch noch längst nicht
alle durchgesehen. An sich denke ich, wäre da schon etwas dabei, was
uns zusagen würde, so ist es nicht, aber Sie wissen ja wie das ist.
Wenn man ein besseres Ziel vor Augen hat, mag man sich mit der
zweiten Wahl schon gar nicht mehr abfinden. Die kommt erst dann
wieder ins Spiel, wenn man das bessere Ziel als eindeutig verloren
abhaken muss. Selbstverständlich werde ich Sie weiter auf dem
Laufenden halten und ich denke, da wird sich noch einiges in dieser
Sache tun.
Nun noch eine kurze Überlegung, die in eine ähnliche Richtung zielt,
die für uns aber vielleicht zu deutlichen Kosteneinsparungen führen
könnte. Wie ich schon oben schrieb, hat man uns gesagt, dass auch bei
der Sache mit einer Abschlagszahlung die Mobilheime weiter in
unserem Eigentum verbleiben, solange der 1. Februar noch nicht
erreicht ist und wenn es uns gelänge, diese bis zu diesem Stichtag
woanders abzustellen, dann blieben die auch in unserem Eigentum.
Nun meine Überlegung, die auch Kayla recht interessant findet. Wenn
wir die Abschlagszahlung erhalten, dann könnte man auch ein
unbebautes Grundstück von einem Teil des Geldes erwerben, und auf
dieses dann die Mobilheime verfrachten lassen in denen wir dann dort
auf unserem eigenen Grund weiter wohnen. Leider bleiben uns nur
noch 3 Monate Zeit. Das alles in solch kurzer Zeit über die Bühne zu
bringen scheint unmöglich, da ja zuerst mal der Betrag feststehen und
gezahlt werden muss, dann müssten wir ein brauchbares Grundstück
für einen aus der Abschlagzahlung bezahlbaren Preis ergattern, das
noch kaufen und dann auch noch eine Genehmigung erhalten, um die
Mobilheime darauf stellen zu dürfen. Hinzu käme dann auch noch die
Organisation eines geeigneten Schwertransportes zur Verlagerung der
Mobilheime. Das wieder würde dann aber die Zerstörung unserer
Moselträume bedeuten, denn ein Schwertransport der Mobilheime von
Stuttgart bis an die Mosel wäre sicherlich unbezahlbar teuer. Dann
müsste man schon so nah, wie nur irgendwie möglich in oder bei
Stuttgart bleiben. Wie dem auch sei, noch ist es ein fixer Gedanke,
aber wenn das eine für uns dauerhaft bezahlbare Lösung werden
könnte, sollte man die Bemühungen darum parallel zu den anderen
Bemühungen einmal fortführen und so schnell wie möglich abklären,
ob und wie das möglich wäre. Natürlich bekommt man hier in
Stuttgart im Stadtgebiet für die infrage kommenden Beträge noch
nicht einmal ein Grundstück, das ist uns auch klar, aber wenn man
dann vielleicht bis zu 25 km aus Stuttgart raus aufs Land geht, da
müsste man in jedem Fall unbebaute Grundstücke in dieser
Preisklasse und sogar darunter finden. Davon müsste man dann
zweifellos die Kosten des Schwertransportes und anderes abziehen, so
dass man vielleicht am Schluss ein Grundstück finden müsste,
welches für maximal 50.000 Euro zu haben ist. So aus Neugierde habe
ich mal einige Immobilienanzeigen gewälzt, um entsprechende Kosten
abzuchecken und gesehen, dass beispielsweise im Bereich
Steinenbronn oder Nürtingen schon kleine Grundstücke für 30.000
Euro angeboten werden. Die sind dann aber wirklich nicht übermäßig
groß, ungefähr 300 bis 350 m², aber das würde ja sicher locker
ausreichen, um 3 Mobilheime drauf zu stellen. Ich weiß allerdings
nicht, ob man dazu nach dem Grundstückskauf auch noch zusätzliche
Genehmigungen braucht oder ob man die Mobilheime einfach so
aufstellen kann, wenn einem das Grundstück selbst gehört. Wäre
eigentlich logisch, denn wenn es mein Grundstück ist, dann kann ich
auch eigentlich darauf stellen was ich will, zumindest solange es
andere nicht schädigt. Diese Idee hätte jedenfalls ihren Reiz, wenn
man das alles in der kurzen Zeit bis Anfang Februar geregelt bekäme,
denn dann könnte man vielleicht ein billiges Grundstück kaufen, den
Schwertransport der Mobilheime bezahlen und hätte, wenn es gut und
günstig geht, von der Abschlagszahlung vielleicht sogar noch 10.000
Euro oder zumindest ein erkleckliches Sümmchen über, was ja nicht
verkehrt wäre. Jedoch scheint uns da die Zeit davon zu laufen und ich
kann auch nicht riskieren, bei der Inanspruchnahme der
Abschlagszahlung den Termin nicht zu schaffen, denn dann säßen wir,
wenn es schief läuft und in der Zeitspanne nicht zu schaffen ist, auf
der Straße. Gewiss könnte man auch das mit der Abschlagszahlung in
der Tasche relativ ruhig hinnehmen und sich vielleicht für eine Zeit
irgendwo in einem Zimmer oder einer Pension einmieten, aber das
wäre schon hart. Wo sollte man dann seine, wenn auch wenigen
Möbel lassen? Soweit zu unserer eigenen Angelegenheit.

Hier auf dem Campingplatz ist seit dem Bekanntwerden der Pläne der
Entwicklungsgesellschaft nichts mehr wie vorher. Täglich gibt es
Versammlungen mit Diskussionen und vor allem mit
Beschimpfungen. Mal werden die Stadtoberen durch den Kakao
gezogen, weil die schuld wären, dann sind es die Gesellschafter der
Entwicklungsgesellschaft, sogar der Staat selbst in seine Gesamtheit
wird als das Übel ausgemacht, weil der daran schuld sei, dass so etwas
hierzulande überhaupt möglich sei. Der Staat würde gezielt den
kleinen Mann kaputt machen und bekämpfen, nur damit die Großen
ungestört ihre Geschäfte machen können. Es ist schon heftig und an
manchen Tagen schwillt die Wut so auf, dass man schon befürchten
muss, dass einige der Leute gewalttätig werden. Man kann sagen, die
einzigen, die sich an diesem Aufbrausen überhaupt nicht beteiligen,
das sind der Herr Becht, dessen Zukunft schon gesichert ist und wir.
Jeden Tag aufs neue wollen uns einige der Aufbrausenden mit in ihren
Bann ziehen und sobald die einen sehen, beginnen die wieder mit
ihren Überredungsversuchen. Neulich hat sich eine ältere Dame, die
vielleicht um die 70 ist, auch nicht mehr an deren Diskussionstreffen
beteiligt, nachdem sie zuvor mitmachte, da haben die die direkt
beschimpft, als Verräterin und das übliche Zeugs. Die ist dann nur des
lieben Friedens willen wieder hin gegangen. Zu mir hat die aber
persönlich gesagt, dass sie nun in einem bedächtigen Lebensabschnitt
angekommen sei, wo sie keine Lust mehr habe, sich zu streiten und ihr
wäre es auch ziemlich egal, ob sie nun weiter hier auf dem
Campingplatz oder vielleicht in einer schönen Ersatzwohnung
anderswo wohnen würde, solange diese nicht zu beschwerlich zu
erreichen wäre. Die Dame fährt sogar noch jeden Tag Auto, sie hat so
einen kleinen Mercedes A-Klasse und macht insgesamt einen rüstigen
Eindruck. Ich glaube, so sehr hängt die auch nicht mehr an dem
Campingplatz, weil ihre alten Bekannten, die zum großen Teil früher
ebenfalls mal hier gewohnt haben, inzwischen alle schon tot oder auch
vor längerer Zeit schon weggezogen sind. Einige harte 
Schicksalsschläge hat die schon vor längerer Zeit erlebt, wie ich hörte.
Ihr Mann ist vor Jahren verstorben und die hatten wohl mal 2 Kinder,
die sogar schon vor über 10 Jahren gestorben sind. Einen Sohn, der
sich im Alter von 24 Jahren unter nie ganz geklärten Umständen mit
dem Motorrad zu Tode gefahren hat und eine Tochter, die im Alter
von nur 29 Jahren an einer Krankheit starb. Soweit ich mitbekommen
habe, hat diese Dame in der nächsten Woche die ersten
Besichtigungstermine für mögliche Ersatzwohnungen. So langsam
zerfällt die Liga der Campingplatzbewohner, zu der wir uns auf Grund
unserer erst recht kurzen Anwesenheit eigentlich noch gar nicht so
richtig zählen dürfen. Ich habe schon zu Kayla gesagt, lieber dass uns
dieses Schicksal nun schon nach kurzer Zeit überfällt, als wie wenn
man sich schon Jahre hier eingelebt hätte. Ich glaube dann wäre dieser
Schritt, wieder hier wegzuziehen, ungleich schwerer. Eigentlich ist es
trotzdem sehr schade, denn auch hier hat es uns sehr gut gefallen, aber
Sie kennen schon ein wenig meine Ansichten und solange, wie für uns
am Ende immer noch eine Situation herauskommt, die besser als die
vorangegangene ist, machen wir mit. Eine ganz feste Bindung zu
einem bestimmten Ort, einem bestimmten Haus oder Grundstück,
solche Gefühle habe ich schon lange nicht mehr und kann so etwas
auch nicht mehr richtig entwickeln. Ich kann mich noch sehr gut
erinnern, als Kind, als meine Mutter und ich einmal wegen eines
Wohnungswechsels umzogen, da habe ich wochenlang geflennt, weil
ich so sehr mit der alten Heimat verbunden war. Heute kann ich das
selbst nicht mehr verstehen, denn ein Wechsel bietet häufig mehr
Gutes als Schlechtes und sorgt allenthalben für Abwechslung.
Abwechslung empfinde ich heute, eigentlich schon lange, vielleicht
seit meinem 20. Lebensjahr, als etwas Positives. Es hängt sicher von
vielen Faktoren ab. Wenn man an einem bestimmten Ort vielleicht
viele Freunde und enge Bekannte hat, fällt es sicher schwer, den
zumindest weiträumig zu verlassen, aber außer Kayla und vielleicht
noch einer Kioskbetreiberin hier in Stuttgart, die aber mehr in der
Nähe meiner alten Wohnung wohnt, habe ich im Prinzip keine
Personen, zu denen ich so enge Beziehungen hätte, dass man die
ernsthaft vermissen würde. Vielleicht noch den Autobekannten, aber
seit der seine sexsüchtige Griechin geheiratet hat, hat der so gut wie
gar keine Zeit mehr für etwas anderes. Ich weiß, so etwas klingt
immer etwas seltsam, aber die nimmt den hart ran, nicht umgekehrt
und kaum dass der Feierabend hat, dann fordert die ihn heftig. Ich
meine, machen wir uns nichts vor, Sex macht ja auch viel Spaß, auch
zuweilen etwas exzessiv betrieben, aber so dauernd auf Volldampf
fordernd, ich meine, das verbraucht sich dann zu flott. Aber seine
Griechin sieht zwar nicht übermäßig hübsch aus, nicht dass sie
hässlich wäre, das auch nicht, aber die versteht es mit ruhigen Mitteln
perfekt den Männern den Kopf zu verdrehen und Lust auf sie zu
machen. Na ja, das soll mein Anliegen nicht sein, aber manchmal
bedaure ich den Autobekannten schon ein wenig. Was hatte der früher
für einen gemütlichen Alltag. Hat in seiner Werkstatt vielleicht am
Tag gemächlich 3 Autos repariert, dann Schluss gemacht wie er wollte
und viel entspannt. Nicht dass der nur herumgelegen hätte, manchmal
hat der noch bis 21 Uhr repariert, dafür aber auch manchmal um 13
Uhr den Krempel hingeworfen und Feierabend gemacht. Heute, wenn
der nicht spätestens um 17 Uhr bei seiner Griechin im Bett liegt und
die erste Runde des Tages mit ihr "abfährt", dann schlägt die gleich
Alarm und kommt halbnackt in die Werkstatt gerannt. Das wirkt
schon etwas eigenwillig, aber ich habe das selbst schon zweimal mit
erlebt, dass die da barbusig quer durch die Werkstatt eilte und ihn an
"schöne" Aufgaben erinnerte. Zurück zum Thema. Also wenn ich
woanders hinziehe, Kayla kommt sowieso mit, das ist die Haupt-
Bezugsperson für mich, daran besteht gar kein Zweifel und die Sache
mit der Kioskbesitzerin ist ohnehin seitdem Kayla da ist auch nicht
mehr so intensiv und wichtig, mehr bestenfalls nur eine Pflege der
Vergangenheit.

Zu etwas völlig anderem. Da wir große Freunde von einfachen,
schnell zuzubereitenden Mahlzeiten sind, die dennoch schmackhaft
sind, kaufe ich schon mal gerne Fertiggerichte oder eher noch solche
Halb-Fertiggerichte, wo man noch ein wenig Hand anlegen oder
ergänzen muss. So hatte ich seit langem neulich noch mal vom
Supermarkt Kartoffel - Rösti mitgebracht, die in einer
Vakuumverpackung fertig gewürzt vorbereitet sind. Man braucht die
dann nur aufreißen und in eine Pfanne geben und ungefähr 10
Minuten lang fertig braten, unter mehrmaligem Wenden. Wenn man
sie etwas cross mag, sollte man sie von der Seite her auf der Pfanne in
Richtung Pfannenmitte zusammendrücken, komprimieren, sozusagen,
durch diesen Anpressdruck kriegen die an der Oberfläche etwas mehr
Hitze ab und werden knuspriger. Mit etwas Gemüse dazu, vor allem
mit Brechbohnen aus dem Gefrierschrank, schmecken diese Dinger
einfach herrlich, dann vielleicht noch ein Spiegelei oder ein kleines,
mageres Kotelett oder noch besser ein Minutenschnitzel dazu,
wirklich zu empfehlen. Na ja, natürlich kann man die Rösti auch
selbst aus frischen Kartoffeln machen, aber gerade das ist ja bei diesen
Dingern doch sehr lästig. Und die Hersteller der Halb-Fertigröstis
würzen die schon so raffiniert, das kriegt man selbst meist so nicht
hin. Man muss nur aufpassen, dass man diese Röstis nicht zu spät isst,
denn abends liegen die einem wie Blei im Magen und man schläft
dann schlecht und sie stoßen einem noch im Bett auf. Nicht schlecht
erstaunt waren wir jedoch über die diese Tage neu erstandene Packung
Kartoffel-Röstis. Schon nach dem Öffnen der silbrigen
Vakuumverpackung drang uns ein ungewohnter Geruch entgegen, der
an Apfel-Flammkuchen mit Zimt erinnert, eine Spezialität, die man in
der Nähe der französischen Grenze und vornan in Frankreich in zig
Lokalitäten bekommt. Wenn man das einmal gegessen hat, vergisst
man diesen Geruch nicht so leicht wieder und es ist ein recht leichtes
aber dennoch leckeres sattmachendes Essen. Aber es hat nun mal gar
nichts mit Kartoffel-Röstis zu tun. So pressten wir die Röstis von der
Vakuumtüte in die Pfanne, sie sahen aus wie immer, aber vom
üblichen Geruch, der ein wenig specklastig ist, keine Spur. Wir
bereiteten sie auch wie immer zu, es ist ja beileibe keine Kunst, dann
wurde gegessen und ich sage Ihnen, die Dinger schmeckten exakt wie
sie rochen, nach purem Apfel-Flammkuchen mit Zimt, aber überhaupt
nicht nach Kartoffel-Röstis. Wir schauten uns nur ratlos an und
überlegten, ob man die Dinger weiter aufessen soll, oder lieber nicht.
Aber es kommen einem dann ja noch ganz andere Gedanken. Ob
vielleicht die Röstis sonst auch immer nur in Wahrheit eine
geschmacklose Formmasse sind, die ihren typischen Geschmack nur
durch eine Aromatisierung erhalten, die hier wahrscheinlich falsch
gelaufen ist und eigentlich an ein anderes Produkt gehört. So
bekommt man doch an der modernen Ernährung so seine Zweifel und
fragt sich langsam, ob wir in Wahrheit nicht vielleicht schon oft nur
gut aromatisierte Plastikhappen und synthetisch gewonnene
Formträger anstatt wirklicher Lebensmittel essen. Man weiß ja nie,
wie weit die in ihren Labors und Lebensmittelfabriken tatsächlich
schon sind und uns vielleicht alle für dumm verkaufen. Das leckere
Schnitzel oder der Blumenkohl vielleicht nur ein getarntes Stück
Styropor, der Lachsbraten gut geformte PVC-Masse? Andererseits
ergibt sich aktuell daraus ja die Frage, ob man mit einem solchen
Kunststoffessen heute nicht sogar besser dastünde, als mit dem
vergammelten Drecksfleisch, von dem man in den zahllosen
Fleischskandalen der letzten Zeit immer hört?

Der Winter hat uns erwischt. Diese Tage überraschte uns der Winter
ausgerechnet, als wir mit dem Wagen nach Schwarzenberg im
Schwarzwald unterwegs waren. Sie kennen inzwischen meine
Vorliebe für kleine Landstraßen, deswegen war ich nicht über die
bekannte Schwarzwald-Bäderstraße dorthin gefahren, sondern immer
diese kleinen Nebenstraßen. Diese Nebenstraßen bieten den Vorteil,
dass sie in diesem speziellen Fall sogar entfernungsmäßig deutlich
kürzer sind, als die gut ausgebaute Straße. In Fahrzeit macht sich
das aber bei normalem Wetter schon überhaupt nicht bemerkbar, weil
man diese Nebenstraßen nicht schnell fahren kann. So waren wir
immerhin schon weit gekommen, bis Poppeltal, das Nest heißt
wirklich so und liegt beim bekannten Erholungsort Enzklösterle. Man
kann sagen, da gibt es einen Berg, der heißt Schramberg, der über 900
m hoch ist und auf der südöstlichen Seite dieses Berges liegt Poppeltal
in einer Flusssenke und auf der südwestlichen Seite des gleichen
Berges liegt dieses Schwarzenberg, aber mehr oben auf der Höhe und
gleich an der B 462. Um von dem einen Ort in den anderen zu
gelangen, muss man eigentlich einen lästigen Umweg um die
Südausläufer dieses Schrambergs nehmen, dabei über etliche weitere
Dörfer wie Urnagold und Besenfeld machen. Als Liebhaber kleiner
Straßen kenne ich natürlich eine kleine Querverbindungsstraße, die
sich teils wie eine Terrasse im Bogen am südlichen Bergrücken durch
Waldgebiete hangelt. Ausgerechnet auf dieser einsamen Kleinstraße
überraschte uns der Winter, und das heftig. Schlagartig begann
immenser Schneefall und binnen weniger Minuten war alles weiß und
rutschig. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht die
Winterreifen auf dem VW, der ja eigentlich sehr gutmütige Winter-
Fahreigenschaften besitzt. Aber mit Sommerreifen die selbst auch nur
noch weniger als 3 mm Profil haben, hilft auch der gutmütigste
Wagen nichts mehr. Bevor wir nachdenken konnten, standen wir quer
zur Straße. Es ist aber nichts geschehen, ich bin nirgendwo angestoßen
und weil es dort so einsam ist, kam auch kein anderes Auto, mit dem
wir hätten kollidieren können. Nun war nur die Überlegung, ob es
sinnvoller ist, sich dort mit Mühe und Not weiter in Richtung
Schwarzenberg zu zittern, was ungefähr nur noch 8 km entfernt lag,
oder ob man den gleichen Weg zurückfahren sollte, was aber bis zur
nächst größeren Ortschaft mit einer besser ausgebauten Straße, auf der
auch mehr Winterdienst gemacht wird über 20 km gewesen wäre.
Also zitterten wir im Schritttempo weiter bis Schwarzenbach. Trotz
der Kälte war ich schweißgebadet, als wir dort ankamen und es gab
mehrere Situationen, in denen ich dachte, jetzt geht gar nichts mehr
oder wir landen gleich im Straßengraben, aber es ist immer gut
gegangen. Als wir in Schwarzenberg nach ungefähr 2 Stunden wieder
abfuhren, wählten wir aus Sicherheitsgründen dann aber doch die gut
ausgebauten Bundesstraßen, die auch trotz des anhaltenden 
Schneefalls gut geräumt waren, jedenfalls an diesem Tag noch. Wie
ich am nächsten Tag erfuhr, war ausgerechnet eine dieser
Bundesstraßen noch in der Nacht danach selbst gesperrt, weil der
Räumdienst es nicht schaffte, einen Abschnitt davon frei zu räumen.
In den letzten Tagen danach bin ich gar nicht Auto gefahren, weil ich
immer noch diese Sommerreifen am Wagen habe und meine
Winterreifen noch unter dem Mobilheim schlummern. Ich hatte bei
dem Wetter einfach keine Traute, die draußen zu montieren, weil mir
das zu ungemütlich war. Heute Nachmittag fahre ich mit den
Winterreifen im Kofferraum zu meinem Autobekannten und der hält
mir dann ein Plätzchen in seiner Werkstatt frei, wo ich die dann im
Trockenen montieren darf.

Mit schneeweißen Grüßen Ihr vom Winter gezeichneter

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Schräge Woche" vom 03.12.2005

Erschöpfte Grüße!

Eine Woche, in der so einiges schief ging, liegt hinter uns. Man
könnte sagen, eine Woche des Pechs, denn soviel Pech in geballter
Form, wie in der vergangenen Woche hatten wir schon lange nicht
mehr.

Das begann schon am vergangenen Samstag, wo ich Ihnen morgens
noch die letzte Email schrieb. Vielleicht entsinnen Sie sich noch, ich
wollte am gleichen Tag Nachmittags in der Werkstatt meines
Autobekannten die Winterreifen montieren. So fuhr ich gegen 15 Uhr
dorthin. Wir hatten das 2 Tage zuvor so verabredet. Als ich dort
ankam, waren jedoch alle Türen zu, auch die Einfahrt zum Hinterhof,
wo er seine Werkstatt hat. So klingelte ich an seiner Wohnung. Seine
Frau, die Griechin, kam herbei und öffnete mir dann die Werkstatttür,
zugleich entschuldigte sie ihren Mann, also meinen Autobekannten.
Dem war ein übergünstiges Angebot gemacht worden, wo er in
Pforzheim 5 gut erhaltene Gebrauchtwagen zu einem Spottpreis
übernehmen konnte, die er dann mit gutem Gewinn weiter verkaufen
wird. Er musste die aber sofort abholen, deswegen konnte er nicht auf
mich warten. War auch nicht schlimm, denn die Räder konnte ich ja
selbst montieren, ohne dessen Hilfe. Mir ging es ja nur darum, die
Räder nicht draußen in dem Schweinewetter im Freien montieren zu
müssen. Ich konnte dazu auch seine Hebebühne benutzen, so brauchte
ich nicht umständlich für jedes Rad den Wagenheber erneut
anzusetzen, sondern konnte die ganze Karre hochfahren und in einem
Durchgang alle Räder tauschen. Alle Theorie ist grau und es wäre so
einfach gewesen, wenn nicht doch gewisse unbekannte Faktoren
mitgespielt hätten. Um den Wagen mit dieser Hebebühne
hochzufahren muss man zuerst darauf fahren, dann 4 Seitenarme unter
den Wagen klappen und sie mit dicken Klötzen aus Gummi, die unter
die Holme des Wagens geschoben werden, darauf abstützen, damit die
Räder freitragend in der Luft schweben und der Wagen so auf den
Holmen hochgebockt wird. Kein Problem, das hatte ich ja alles schon
zig mal bei ihm gesehen, wie das geht. Dachte ich. So brummte mein
Wagen nach oben. Als ich am ersten Rad anfing mit dem
Pressluftschrauber aus der Werkstatt die Radmuttern zu lösen, tat es
einen gewaltigen Schlag und mein Wagen rutschte schief. Einer der
Gummiklötze war weggesprungen, wodurch mein Wagen an dieser
Seite, das war hinten rechts, einen satten Ruck nach unten machte und
zugleich mit dem Metall auf dem Arm der Hebebühne aufsetzte.
Zugleich schabte dabei ein Stück des stabilen Metallauslegers einen
dicken Kratzer in den Lack unten rechts hinten. Ich konnte noch froh
sein, dass mein Wagen nicht ganz runtergekippt ist. So habe ich die
Hebebühne schnell wieder runtergefahren, damit mein Wagen wieder
auf eigenen Rädern zu stehen kam, denn die waren noch nicht
abmontiert. Nun steckt der Teufel bekanntlich im Detail. Als mein
Wagen langsam wieder Bodenkontakt bekam, wurde er natürlich
hinten, wo er nun schräg hing, zuerst hochgedrückt, weil das dort
befindliche Rad durch die leichte Schräglage eher Bodenkontakt
bekam, als die andern 3 Räder. Dadurch verschob sich der ganze
Wagen so ungünstig, dass schräg gegenüber, also vorne links, der
Kotflügel an den Pfosten der Hebebühne stieß, wodurch dort eine
relativ kräftige Beule entstand. Ich hätte explodieren können. Gewiss
wäre das nicht passiert, wenn mein Bekannter dort gewesen wäre,
denn dann hätte er die Gummiklötze gelegt und wie ich später erfuhr,
müssen die in einen speziellen Aufnahmedorn gelegt werden, der an
diesen abklappbaren Armen ist, wovon ich aber nichts wusste und
weshalb ich das nicht gemacht hatte. Hätten die über diesem
Aufnahmedorn gelegen, so hätten sie nicht bei Belastung wegspringen
können. Dazu war es nun zu spät. Um die Situation wenigstens noch
zu nutzen, habe ich dann doch nach der alten Wagenhebermethode
alle Räder in seiner gemütlich geheizten Werkstatt am Boden
gewechselt, was auch problemlos ging. Als ich dann einigermaßen
fertig war und schon meinen Wagen rausfahren wollte, wozu man
einen Knopf drücken muss, damit ein Rollladentor an der Werkstatt
wieder hochfährt, funktionierte dieses Tor nicht. Ich konnte auf den
Aufwärtsknopf drücken, soviel ich wollte, das Tor blieb unten. Na
bravo, dachte ich. Dann, ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen,
kam die Griechin, also die Frau von meinem Autobekannten,
splitternackt in die Werkstatt spaziert, es war außer uns beiden ja
keiner da, und bot an, dass man doch ein wenig sexuelle
Abwechslung, so nannte sie das, betreiben könne. Nicht dass man da
keine Lust drauf hätte, aber ich habe das vorsichtig abgelehnt, weil ich
keinerlei Lust habe, gute Bekannte zu hintergehen. Man mag es
altmodisch nennen, ich weiß es nicht, aber ich habe da durchaus so
meine Prinzipien und fange grundsätzlich nichts mit verheirateten
Frauen an und schon gleich gar nicht mit denen von Bekannten. Als
ich ihr das so darlegte, meinte sie ganz nüchtern und weiter
aufreizend, dass das auch keineswegs als Affäre, zukünftiges
Verhältnis oder Abkehr von ihrem Mann gedacht gewesen sei,
sondern eine rein sexuelle Sache, die uns beiden sicherlich Spaß
gemacht hätte, mehr nicht. Sie fügte noch an, dass mich da keinerlei
Bedenken plagen bräuchten. Ihr Mann brauche das ja gar nicht zu
erfahren, sie jedenfalls würde es ihm niemals sagen und so sollte ich
es auch halten und dann wäre die Sache doch völlig in Ordnung. So
forderte sie mich erneut auf, es ruhig mit ihr genussvoll zu treiben. Ich
habe ihr dann etwas umfangreicher erläutert, dass ich von diesen
Prinzipien bei guten Bekannten nicht abgehen würde, obwohl ich sie
in gewissem Maße so nackig, wie sie da war, durchaus reizvoller fand,
als sie angezogen wirkt. Wissen Sie, oft hat man, dass Frauen, die
angezogen sehr schön wirken, nackt kaum mehr halb so schön sind,
zuweilen sogar fast hässlich. Aber bei seiner Griechin ist das genau
umgekehrt, das muss man sagen. Angezogen ist es eine absolute graue
Maus, nicht hässlich, aber total unauffällig und sexuell eher wenig
aufreizend. Aber je nackter die Frau ist, um so schöner ist die.
Ich werde jetzt nicht in Details gehen, aber das Gesamtbild machts.
Trotzdem blieb ich eisern und das erkannte sie dann auch, zog sich
schnell wieder an und bat mich dann aber inständig, nichts davon
ihrem Mann zu erzählen, aber sie habe halt ständig enorme Lust auf
Sex, das sei halt so, und sie hätte es durchaus gerne gehabt, wie sie
das nannte, gerade weil sie im Moment ganz besonders viel Lust habe.
Und ich könne mir das ja jederzeit noch mal überlegen, fügte sie an,
ob wir nicht doch mal... Na ja, ich werde mich hüten und meinem
Autobekannten davon nichts erzählen, aber Sie können mir glauben,
ich war trotz des reizvollen Angebots froh, als ich trotz Beule und
Lackkratzer wieder in meinem Wagen saß und nachhause fuhr.
Übrigens hatte sie irgendwo absichtlich einen Schlüssel
herausgezogen, wonach dieses Rollladentor sich nicht mehr
einschalten ließ, den hatte sie dann nachher nach "Klärung" der
Angelegenheit wieder eingesteckt. Es ist schon verrückt. Früher, als
ich Kayla noch nicht kannte, sozusagen in der langen Zeit ohne Frau,
ist mir so was eigentlich nie passiert, da hätte ich mir so etwas
vielleicht eher gewünscht, aber bei Bekannten auch wieder nicht. Wie
dem auch sei. Mit meinem Autobekannten hatte ich diese Tage
gesprochen, nicht über die offensichtlich unersättlichen Gelüste seiner
Gattin, sondern über die Beule und den Lackkratzer. Letzteren habe
ich inzwischen schon selbst mit einem Lackstift aus einer VW -
Werkstatt provisorisch übertüncht, aber die Beule kriege ich nicht
weg. Deshalb habe ich meinen Autobekannten gefragt, was deren
Behebung kosten würde. Wenn das zu kostenaufwändig wäre, dann
würde ich sie lassen, denn der Wagen fährt auch mit Beule tadellos
und optische Dinge sind mir nicht so wichtig, aber es stört einen
trotzdem. Er hat sich das angesehen und meinte, dass er wegen des
relativ hohen Arbeitsaufwandes trotz aller Freundschaft mindestens
800 Euro nehmen müsse, weil es sehr viel Arbeit wäre, da die Stelle
kaum zugänglich ist. Einem normalen Kunden müsse er dafür 
mindestens 1.200 Euro berechnen. Alternativ wäre es auch möglich,
einen neuen Kotflügel einzusetzen, dann wäre der Arbeitslohn zwar
deutlich geringer, weil das schneller gehe, aber dafür müsse der dann
in eine Lackiererei gegeben werden und in der Gesamtsumme würde
das sicherlich unter 1.300 Euro nicht zu haben sein. Na ich denke,
dass ich die Beule unter diesen Voraussetzungen lieber doch lasse. Für
bis zu 300 Euro hätte ich sie wegmachen lassen, aber gleich 800
Euro? Für den Preis wäre seine Frau noch inbegriffen, dachte ich
scherzhaft. Nein, Spaß beiseite, es ist mir schon klar, dass er bei einem
solchen Arbeitsaufwand eine derartige Reparatur nicht für ein
Taschengeld ausführen kann, allerdings mir persönlich ist die
Beseitigung der Beule keine 800 Euro wert. Soweit zum ersten
Kapitel des Pechs der zurückliegenden Woche.

Das zweite Kapitel folgt sogleich. Am nachfolgenden Sonntag ist
Kayla bei einem Spaziergang sehr unglücklich zu Fall gekommen und
mehrere Stufen einer Steintreppe am Rosenstein - Park herunter
gestürzt. Die Ärmste hat sich dabei so den rechten Fuß verdreht, dass
das Kniegelenk geschädigt wurde. Die Folge davon, sie musste leider
ins Krankenhaus und wird dort wahrscheinlich 2 Wochen bleiben
müssen. Danach folgen dann noch ein paar Wochen mit einem so
genannten Gehgips, weil dieses Gelenk nur wieder gesund wird, wenn
es etliche Wochen total starr ohne jede Bewegung gesetzt wird. Daher
kann sie davon ausgehen, in diesem Jahr nicht mehr beschwerdefrei
ans Laufen zu kommen. Wie schwierig und hinderlich das ist, sieht
man erst, wenn man solche Beschwerden hat. Der behandelnde
Krankenhaus-Arzt, ein gebürtiger Rumäne, sagte noch, Kayla könne
froh sein, dass ihr so etwas nicht vor 5 Jahren widerfahren ist, denn da
dauerte die Behandlung dieser Sache noch über 10 Wochen.
Fortschritte in der Medizin würden es heute fertig bringen, dass sie in
knapp 5 Wochen nichts mehr davon merken wird. Trotzdem ist das
alles eine bescheidene Situation. Wissen Sie, ich habe vor Kaylas
Kennen lernen schon 14 oder 15 Jahre alleine gelebt und das durchaus
gerne, aber Sie glauben gar nicht, wie schnell man sich an einen
Menschen fest gewöhnen kann, wenn alles super läuft. Wo die jetzt im
Krankenhaus liegt, fehlt die mir echt heftig und ich bin froh, wenn sie
wieder hier ist. Wäre damals meiner ersten Frau vor vielleicht über 15
Jahren so was passiert, hätte ich es genossen, diese blöde Ziege mal
für ein paar Wochen los zu sein und hätte den Arzt noch bestochen,
sie ein paar Wochen länger dort zu behalten, aber bei Kayla ist das
alles völlig anders. Nun ist es aber nicht so, dass mich deshalb mein
Lebensmut verlässt, das wäre blanker Unsinn, trotzdem denkt man
eigentlich dauernd daran, wie es wäre, wenn Kayla nun da wäre.

Ein weiterer Termin mit Herrn Oehler von der
Entwicklungsgesellschaft war für Dienstag angesetzt. Nun traf ich in
seinem Büro ein, aber anstatt von Herrn Oehler erwartete mich dort
der Herr Collmer, der uns bei den ersten Versuchen in dieser Richtung
betreut hatte und später wegen Grippe ausfiel. Der war nun wieder
gesund und sein Vorgesetzter, der Herr Oehler habe unerwartet auf
eine wichtige Dienstreise nach Berlin gemusst und deswegen die
weitere Bearbeitung der Angelegenheit wieder in die Hände von Herrn
Collmer gelegt. Was ja vor allem offen war, war die Sache mit der
Höhe der Abschlagszahlung. Inzwischen konnte bei einer Beratung
innerhalb des Vorstandes erreicht werden, dass man uns je 23.000
Euro pro Kopf anbietet, also Kayla und mir zusammen 46.000 Euro.
Das klingt schon deutlich besser, ist aber in der Summe nur etwas
mehr als die Hälfte von dem, was wir uns vorgestellt hatten. Der Herr
Collmer meinte, wir sollten das doch annehmen, es wäre ein schöner
Betrag, mit dem er selbst nicht gerechnet habe. Dann habe ich ihm
nochmals mit viel Zeitaufwand vorgerechnet, dass wir in dem uns
zugesicherten Zeitraum aber Mietkosten von weit über 80.000 bis
90.000 Euro einsparen würden und deswegen auf einem deutlich
höheren Betrag als von zusammengerechnet 46.000 Euro bestehen
müssten, da die Sache uns ansonsten auf lange Sicht zu sehr
benachteilige. Der Herr Collmer versicherte mir glaubhaft, dass er da
überhaupt keine Befugnisse mehr habe, diesen Betrag noch weiter
aufzustocken, da der jetzige Wert schon von ganz oben von Leuten
abgesprochen sei, bei denen er absolut Null Einfluss habe. Ginge es
nach ihm, sagte er, würde er durchaus noch etwas drauflegen, weil
ihm unsere Rechnung einleuchte und weil er uns sympathisch findet.
Er hatte auch gleich Kayla vermisst und war sehr bestürzt, als er hörte,
das die im Krankenhaus liegt. Trotzdem würde er das denen so
mitteilen, wie es unser Anliegen ist. Er sieht allerdings ein wenig
schwarz dabei und befürchtet, dass es, wenn ich Pech habe, eine Sache
wird, die nach hinten los geht. Das soll heißen, dass die sich dann
ganz stur stellen und selbst dieses letzte Angebot zurück ziehen und
dann wieder mit einem niedrigeren Angebot aufwarten oder gar auf
der Stellung einer Ersatzwohnung bestehen. Das klingt nicht gut,
andererseits muss man bedenken, dass der stets freundliche Collmer
deren Interessen vertritt, auch wenn er es perfekt versteht, das zu
überspielen und sich fast schon an unserer Seite zu kuscheln. Es ist
gar keine Frage, für uns wären zusammengerechnet 46.000 Euro sehr
viel Geld, und da wird einem leicht der Mund wässrig, trotzdem, Sie
kennen meine Berechnungen im Groben und daraus ergeben sich, dass
in der uns vertraglich zugesicherten Restlaufzeit in diesen etwas über
9 Jahren rund 80.000 Euro Mietkosten entstehen würden, wenn wir
dafür in einer kleinen, halbwegs normalen Wohnung zur Miete
wohnten. Das hat also alles nichts mit Unverschämtheit zu tun,
sondern mit einer realen Betrachtung zur Vermeidung von Verlusten
im späteren Verlauf. Gewiss wird die Stadtentwicklungsgesellschaft
diese Rechnung aus ihrer Sicht aufmachen und sagen, auf unserer
Seite entstehen in diesen 9 Jahren natürlich wesentlich geringere
Unkosten, weil die möglichen Ersatzwohnungen ja im eigenen
Bestand sind und die Mietkosten für die nicht gleich sind mit deren
Unkosten. Ich habe dann am Tag danach Kayla im Krankenhaus
besucht und mit ihr das aktuelle Angebot lange durch diskutiert. Kayla
meinte, dass wir die 40.000 Euro pro Kopf, also 80.000 Euro mit
Sicherheit nicht werden durchsetzen können. Der jetzt gebotene
Betrag dürfe aber auch keinesfalls das letzte Wort sein. Sie meinte,
wenn die Gesellschaft noch soviel drauflegt, dass für uns beide
zusammen wenigstens 60.000 Euro, besser natürlich mehr, dabei
herauskommen, dann sollten wir es annehmen. Von diesem Wert sind
wir also jetzt noch 13.000 Euro entfernt und ich denke, mit etwas
gutem Willen müsste sich dieser Abstand überbrücken lassen. Man
darf natürlich nicht den Fehler begehen und diesen Wert gleich als
feste Zahl ins Spiel bringen, denn es dürfte klar sein, dass wenn ich
sage, wir würden uns mit zusammen 60.000 Euro zufrieden geben,
dann kontert die Gesellschaft mit einem Betrag, der wieder
dazwischen liegt, sofern die nicht wirklich schon den vom Collmer
angedrohten Schritt wahr machen. Es ist also für uns ein wenig wie
ein Roulettespiel, bei dem wir in der jetzigen Situation alles verlieren
oder vieles gewinnen können. Natürlich wiegen wir uns ein wenig
deshalb in Sicherheit, weil wir ja definitiv vor Augen haben, dass wir,
egal wie es ausgeht, nicht am Ende ohne Wohnung auf der Straße
sitzen werden. Denn falls wirklich alle Bemühungen um einen
akzeptablen Abschlagsbetrag scheitern, dann kriegen wir ja
wenigstens eine  Ersatzwohnung für die 9 Jahre mietfrei gestellt und
wenn man diese dann damit gesparten Mietkosten auf die 9 Jahre
hochrechnet, kommt man ja wieder auf einen Betrag in dieser Höhe.
Ich war aber auch sonst nicht untätig und habe hier bei einigen
Immobilienabteilungen von Banken und Maklern herumgehört, was
im direkten Umkreis an günstigen Grundstücken zu haben ist. Wie
schon befürchtet, ist im näheren Umkreis von Stuttgart unter 80.000
Euro überhaupt kein brauchbares Grundstück zu bekommen, noch
nicht einmal ein ganz kleines. Aber ab 20 km Entfernung hat man
schon eine gewisse Auswahl, wenn man sich mit Grundstücksgrößen
zwischen 180 und 400 m² zufrieden gibt. Wenn man dann gar über 25
km Entfernung hinaus geht, dann wächst die Zahl der Angebote
schlagartig mit jedem weiteren Kilometer an Entfernung. Dann habe
ich mir das in einer schlaflosen Nacht noch einmal genau alles durch
den Kopf gehen lassen. Dabei wurde mir mehr und mehr bewusst,
dass es eigentlich mit der Zeitspanne nicht mehr aufgehen kann, wenn
wir nun wirklich ein Grundstück erwerben würden und dann darauf
die Mobilheime stellen ließen, um darin weiter zu wohnen. Sie werden
es für unmöglich halten, aber wie ich erfahren habe, müsste man
nämlich sogar für die Aufstellung der Mobilheime eine sogenannte
Baugenehmigung haben, die würde man in Wohngebieten aber eher
nicht bekommen, weil das dazu zu sehr von der üblichen Bebauung
abweicht. Auch soll die Erteilung einer solchen Genehmigung gerne
schon einmal viele Monate Zeit verschlingen. Zudem besteht die
Gefahr, dass unsere Mobilheime bei einem Schwertransport aufgrund
des Alters solch einen Schaden nehmen, dass sie gar nicht mehr so
schnell bewohnbar herzurichten sind. Dann hätten wir zwar das
Grundstück, könnten aber trotzdem nicht darauf wohnen und müssten
auch noch zusätzlich eine Mietwohnung suchen, könnten uns diese
wiederum dann nicht mehr leisten, ein Teufelskreis. Auch das habe
ich dann mit Kayla im Krankenhaus durchgesprochen und wir kamen
zu der Erkenntnis, dass man sich die Sache mit dem Umzug der
Mobilheime auf ein eigenes Grundstück aus dem Kopf schlagen kann.
Das kann einfach nicht mehr gehen, weil die Zeit bis Anfang Februar
dafür viel zu knapp ist. Das ginge vielleicht, wenn man von heute
gerechnet noch mindestens ein Jahr Zeit dafür hätte, so ist es aber
leider unmöglich. Diese bittere Erkenntnis war dann ein weiterer
Pechvorfall dieser Woche.
Was bliebe, wäre die Möglichkeit, in weiterer Entfernung ein
renovierungsbedürftiges altes Häuschen mit Grundstück zu erwerben,
wo man wenigstens gleich einziehen kann und dann im Laufe der Zeit
die Renovierungsarbeiten selbst übernimmt, während man schon im
alten Zustand dort wohnt. Sie kennen unsere Moselidee, die dieser
Sache sicher sehr entgegen kommen würde. So habe ich mit einer
Kreissparkasse Cochem-Zell telefoniert und die haben derzeit
tatsächlich 16 alte Winzerhäuschen und ähnliches im Angebot, die
sogar in der Preislage unter 50.000 Euro zu haben sind, einschließlich
Grundstück wohlgemerkt. Das klingt doch gut, oder? Würden wir im
Großraum Stuttgart bleiben wollen, dann müsste man schon über 40
km von Stuttgart weg gehen, um etwas zu solchen Preisen zu finden
und das ist dann aber so marode, dass eine Renovierung von uns als
Laien eigentlich nicht mehr zu schaffen ist. Das ist also eine
Entscheidung, die nicht ganz einfach sein wird, sofern die
Entwicklungsgesellschaft noch eine angemessene Erhöhung drauflegt.
Wenn die hingegen nun alle Bemühungen abbrechen, dann hat sich
das ohnehin erledigt.

So, das war der Stand vor einigen Tagen. Nun kontaktierte mich der
Herr Collmer vorgestern und sagte, dass es zwar noch kein neues
Angebot bezüglich der Abschlagszahlung gebe, aber aus dem
Vorstand habe ein Herr Stemmer einen anderen Vorschlag ins Spiel
gebracht. Er will uns keine Wohnung hier in Stuttgart aus dem
Eigentum der Entwicklungsgesellschaft für die 9 Jahre Restlaufzeit
mietfrei zur Verfügung stellen, sondern ersatzweise draußen in
Neuweiler, das ist schon Schwarzwald und liegt ungefähr 45 km
westlich von hier, einen kompletten alten Bauernhof und den nicht für
9 Jahre, sondern mit erhöhter Restlaufzeit von satten, vertraglich
zugesicherten 15 Jahren! Das klingt zunächst sehr schön und ich traute
meinen Ohren nicht. Aber Sie ahnen schon, ich bin dann trotz
Winterwetters mit dem Wagen gleich dorthin gefahren, jetzt sind ja
die Winterreifen drauf, und habe mir das angesehen. Um Gottes
Willen! Es liegt sehr, schön, und sehr einsam, das wäre alles nicht
schlecht, aber, ich sage Ihnen es ist gut, das wir gerade diesen
Wintereinbruch haben! Dort liegen solche Mengen Schnee vor der
Haustür, die könnte man gar nicht bewältigen. Das Wohnhaus von
diesem alten Bauernhof ist so ein marodes Fachwerkgebilde, da juckte
und kratzte es mich schon überall, als ich das nur gesehen habe. Nein,
in so was kann doch heute keiner mehr wohnen, da holt man sich ja
weiß der Geier was für Krankheiten und kriegt beim Betrachten schon
das kalte Kotzen, ohne es überhaupt betreten zu haben. Ich glaube ich
hatte Ihnen schon einmal geschrieben, dass ich ohnehin kein Freund
von alten Fachwerkbauten oder überhaupt von Häusern alten Baustils
bin, vor allem dann nicht, wenn die Zwischenräume mit solchem
ekelhaften Lehmmörtel gemacht wurden. Massivbau ist das, was mir
am besten gefällt, Massivbau, wie er vor allem nach dem zweiten
Weltkrieg und bis heute betrieben wurde. Ich finde, in Beton und
Stein wohnt es sich hervorragend und ich kann die ganzen Leute nicht
verstehen, die in den letzten Jahren ständig dagegen wettern und
einem wieder mehr diese alten Bauweisen aufschwatzen wollen.
Gewiss sind die alten Winzerhäuschen an der Mosel, für die wir uns
eventuell interessieren würden, auch keine modernen Betonbauten,
aber was ich so gesehen hatte, sind es zum überwiegenden Teil doch
Bauwerke, deren Außenmauern schon aus Stein sind oder wenn sie als
Fachwerk erstellt wurden, so sind dort die Leerräume zwischen dem
Holzfachwerk mit Steinen ausgemauert. Das finde ich ja alles noch in
Ordnung, wenn es gut gemacht ist. Aber wenn ich diese Häuser sehe,
in denen man mit Lehmmörtel ausgemauert hat, dann juckt es mich
schon gleich überall und denke, dass sich darin jede Menge
Ungeziefer einnistet. Das ist übrigens keine fixe Idee von mir, das
haben mir vor längerem sogar Architekten bestätigt, dass sich in
Lehmmörtel nach Jahren alles mögliche an Ungeziefer einnistet, weil
es darin ideale Lebensbedingungen vorfindet. Richtig ist zwar, dass
dieser Mörtel gute Wärmedämmeigenschaften hat, richtig ist aber
auch, dass er wenig Stabilität aufweist und wesentlich eher zum
ausbröckeln neigt, als richtiger Zementmörtel. So schafft man sich mit
Lehmmörtel eine endlose Arbeitsquelle für Ausbesserungsarbeiten.
Zurück zu dem Bauernhof dort. Ich habe also den Leuten von der
Entwicklungsgesellschaft abgesagt und mitgeteilt, dass dieses Gehöft
für mich in gar keinem Fall in Frage käme. Ich habe denen aber auch
gesagt, dass ich die Grundidee die dahinter steckt, auch nicht übel
finde, uns anstelle einer Mietwohnung oder eines Abschlagsbetrages
ein komplettes Anwesen oder wie hier ein Gehöft für eine längere
Vertragslaufzeit mietfrei zur Verfügung zu stellen. Auch wenn das
etwas weiter entfernt liegt, aber ich habe dabei betont, dass dann
schon ein anderer Bauzustand dort vorherrschen muss, nicht solch
eine Insektenzuchtstation. Mal sehen, ob die hohen Herren von der
Entwicklungsgesellschaft darauf irgendwie reagieren.
Soweit für heute zu diesem ausufernden Thema. Ich bin ehrlich gesagt
selbst gespannt, wie diese Sache am Ende ausgehen wird und vor
allem, wann es endlich soweit sein wird, dass ein definitives Ergebnis
dabei heraus kommt. Durch Kaylas Krankenhausaufenthalt ist es jetzt
ohnehin ein etwas ungünstiger Zeitpunkt dafür, da ich sie natürlich
voll in diese Entscheidungen mit einbinden will.

Wo wir gerade bei Kaylas Krankenhausaufenthalt sind, so ergibt sich
daraus schon gleich ein neues Thema zum Bereich Pechwoche. Kaum
war Kayla im Krankenhaus, 2 Tage später, kam ein dicker Fragebogen
vom Krankenhaus, der die Übernahme der Krankenhausrechnung
abklären soll. Ich soll die Krankenversicherung angeben, bei der
Kayla versichert ist und dann folgen noch etliche andere Fragen. Nun
weiß ich das gar nicht so genau, ich habe aber mal gehört, dass sie
über die Sozialbehörde mit krankenversichert ist. Über mich kann sie
nicht krankenversichert sein, weil wir ja nicht verheiratet sind. So
habe ich beim Sohiamt nachgefragt. Damit habe ich wieder eine der
befürchteten Amtslawinen los getreten. Keiner wusste Bescheid,
keiner ist zuständig. Nach mehrfachem Hin- und Her sagte mir dann
doch tatsächlich ein Herr Rebmann, dass ich für Kaylas
Krankenhausrechnung persönlich aufkommen müsse. Der hat ja wohl
die gesamte Geflügelabteilung vom Zoo in seinem Kopf, mit einem
Vogel ist es da nicht mehr getan! Wie und wieso soll ich derartige
Beträge, von denen ich noch nicht einmal wusste, wie hoch sie sein
werden, begleichen und dazu noch wo wir gar nicht verheiratet sind?
Wären wir verheiratet, so würde es die Allgemeine Kasse zahlen, bei
der auch ich zwangsversichert bin. Ich meine, für Kayla würde ich so
ziemlich alles tun, aber das bedeutet ja nicht, dass man sich deshalb
gleich von den Amtsschimmeln ausnehmen lässt, nur weil die nicht
zahlen wollen. Na ja, es kam zu einer persönlichen Unterredung
zwischen dem Rebmann und mir, die schnell an Heftigkeit zunahm.
Irgendwann ist mir dann der Kragen geplatzt und ich habe den
Rebmann als Behördenlaus bezeichnet. Da hätten Sie den aber sehen
sollen. Der hat die Gesichtsfarbe gewechselt wie ein Chamäleon und
mich dann aus seinem Büro geworfen. Geworfen ist übertrieben, er
hat mich hinausgewiesen und ich solle sein Büro nie wieder betreten,
hat er gesagt. Im Büro vor seinem Büro kicherte eine junge
Behördenangestellte, die das alles mitbekommen hatte und das sehr
lustig fand. Besonders die Behördenlaus hatte es ihr angetan und sie
wiederholte ständig leise diesen Begriff, der mir so spontan einfiel,
als mich der Rebmann oberlehrerhaft mit seinen Forderungen
abspeisen wollte, und brach dann nach jeder Wiederholung wieder in
Kichern aus. So fragte ich diese Angestellte, ob sie nicht wisse, wer
solche Dinge hier im Hause kompetent bearbeiten würde. Sie kicherte
erneut, zuckte zuerst mit den Schultern, begann dann aber
nachzudenken. Schließlich nannte sie mir eine Frau Harlacher, die
gleich nur wenige Büros weiter sitzen würde. So bin ich gleich
dorthin. Die Frau Harlacher ist, ich würde sagen, ungefähr 45 bis 50
Jahre alt, recht hübsch, sehr schlank und mit einem, das klingt zwar
komisch, ist aber so, sehr gebildeten Gesichtsausdruck und nett
zugleich. Die Harlacher hörte sich mein Problem ruhig an und
verwies dann darauf, dass eigentlich der Herr Rebmann dafür
zuständig sei. Dann habe ich ihr offen von meinem Problem mit dieser
Behördenlaus erzählt, wobei ich betonte, dass es mir eigentlich leid
täte, dass ich so aus der Haut gefahren wäre und den Rebmann als
Behördenlaus bezeichnet hätte. Natürlich tat mir das in Wahrheit gar
nicht leid, aber ich konnte seiner Kollegin ja nicht sagen, was ich von
dem wirklich halte, ohne Gefahr zu laufen, es mir deshalb gleich mit
ihr zu verscherzen. Die schmunzelte weise, holte dann leicht grinsend
einen Aktenordner herbei, zog daraus ein grünes Formular, schlug
einen Amtsstempel darunter, gab es mir mit den Worten: "Das geben
Sie im Krankenhausdirektorat ab und die können sich dann gleich
zwecks der Regelung der Abrechnung mit uns in Verbindung setzen.
Wir regeln das dann so, dass Ihre Versicherung das mit übernimmt."
Ich glaube, dass die vor allem beeindruckt war, weil ich mich, wie sie
das selbst nannte, so rührend um meine asiatische Freundin kümmern
würde. Sie habe da meist anderes erlebt, gerade wo Männer sich hier
asiatische Frauen fast wie ein Haustier halten würden und wenn die
dann mal krank würden, bekämen sie einen Tritt in den Hintern und
könnten sehen, wo sie bleiben. Diese Frau Harlacher und ihre
Einstellung gefiel mir. Warum können nicht alle Behördenangestellten
so klug sein?

Am vergangenen Donnerstag ist mein Apotheken-Auslieferungs-Job
ausgefallen, weil alle Apotheken, die ich auf dieser Tour so mit den
Fußmedizinprodukten beliefere, keinen Bedarf gemeldet hatten. Das
fand unser Disponent recht ungewöhnlich, da er meinte, dass sonst
gerade jetzt die Zeit, wo es auf den Winter zugeht, die Zeit ist, in der
besonders viele Leute Probleme mit den Füssen kriegen. So neigen bei
dem Wetter und der beim Menschen etwas umgestellten Umsetzung
von Licht und Nahrung besonders Hornhautstellen an den Füssen
dazu, tief aufzubersten und schmerzhafte Risse in von Hornhaut
befallenen Fußstellen zu verursachen. Natürlich haben wir gegen
dieses spezielle Problem ein spezielles Mittelchen oder genauer gesagt
2 spezielle Mittelchen. Einmal ein Öl mit bestimmten
Kräutersubstanzen zum einreiben zur raschen Hilfe und eine
Spezialcreme, natürlich auch zum Einreiben bzw. eincremen der
betroffenen Stellen, mit dann einer langsamen aber dafür nachhaltigen
Wirkung. Dieses Zeug würde laut dem Disponenten sonst um diese
Jahreszeit bei den Apotheken verkauft wie die berühmte warme
Semmel und dementsprechend wäre dann auch ein Nachbestell-
Bedarf. Aber nichts tut sich. Keine einzige Bestellung von all diesen
Apotheken von meiner Tour. Auch keine anderen der vielzähligen
Fußmedizin-Artikel. So brauchte ich auch nicht ausfahren. Natürlich
kriege ich dann auch für diesen Donnerstag kein Geld angerechnet.
Dafür erfuhr ich von einem Bekannten, dass derzeit gut bezahlte
Aushilfsjobs auf Tagesbasis von einer Baufirma aus der Kupferstraße
im Stadtteil Vaihingen offeriert werden. Da Kayla nicht da ist, dachte
ich, könnte man mal hören, ob man vielleicht ein paar muntere Euro
zuverdienen kann. So bin ich zu dieser Baufirma. Das scheint ein ganz
raffiniertes Konstrukt zu sein. Eigentlich besteht die Baufirma
nämlich nur aus einer Person, dem Chef.  Der hat dann noch eine
Handvoll Handlanger und echter Bauarbeiter, die aber alle nicht mehr
richtig bei dem beschäftigt sind, sondern offiziell auch nur ab und zu
Tagesjobs nach Einzelauftrag für den erledigen. Dann kommen, je
nach Bedarf richtige Handlanger dazu, die erst dann angeheuert
werden, wenn entsprechende Projekte als Auftrag fest vorliegen. Das
sind dann meist Leute, die noch nie für ihn gearbeitet haben und
ständig wechseln. So galt es am Freitag in einem Universitätsgebäude,
welches sich am nordwestlichen Rand vom Stadtteil Vaihingen
befindet, in einem neuen Anbau beim Innenausbau zu helfen. Diesen
Innenausbau nennt man ja heute vornehm Trockenbau. Der Chef der
Baufirma war zwar ein etwas muffeliger Typ, wie man so sagt, seine
Angaben zum Verdienst klangen aber gut, wohlgemerkt nur ein Job
für diesen einen Tag. So schlug ich ein und ließ mich für diesen
Freitag anheuern. Mit einem fast schon vorsintflutlichen Ford-
Transitbus, der erst wegen der Kälte gar nicht anspringen wollte,
wurden wir zu der Baustelle im weit verzweigten Unigelände
gebracht. Wir, das waren in dem Fall 4 Hilfsarbeiter, mit mir
eingerechnet und 2 von den Stamm-Handlangern. Einer von denen
fuhr auch diesen Ford-Transitbus. Jeder von uns bekam seine feste
Aufgabe zugeteilt. Ich sollte beim Innenausbau von einem großen
Raum helfen. Dort wurden die Decken und die Wände mit
sogenannten Rigipstafeln verkleidet, zuvor musste aber noch viel
Dämmmaterial und Kabelrohre dahinter verbracht werden. Das klingt
relativ leicht, ist es aber nicht, denn man verwendete hier die großen
Rigipstafeln, nicht die sogenannten Einmann-Tafeln. Diese großen
Tafeln kann man eigentlich nur montieren, wenn man mindestens mit
3 Leuten zusammen arbeitet. 2 die festhalten und einer der anschraubt,
weil die Tafeln in der Größe soviel Gewicht mitbringen, dass ein
Festhalten in gerader Position sonst unmöglich wird. Anschrauben
mittels Spaxschrauben ist heute nicht mehr, so kannte ich das ja, nein,
heute nimmt man sogenannte Torx-Schrauben. Die sehen ähnlich aus,
aber oben ist kein Kreuzschlitz drin, sondern eine 5eckige Vertiefung,
ähnlich einer Inbus-Schaube. Das hat den Vorteil, dass in der Akku-
Bohrmaschine diese Bits zum Anschrauben nicht mehr verschleißen,
da diese eckigen Bits nicht beschädigt werden und nicht stumpf
werden. Meine spezielle Hauptaufgabe war aber, einem anderen
Handlanger beim Zurichten dieser Rigipstafeln zu helfen. Die wurden
von dem auf die jeweils benötigte Länge geschnitten und dann musste
ich ihm helfen mit einem sogenannten Kantenhobel die
angeschnittenen Kanten gerade zu hobeln und zudem eine leichte
Schräge in die jeweilige Übergangskante zur nächsten Platte zu
hobeln. Der erfahrene Kollege hat mir das ein paar mal gezeigt und
dann ging das ganz gut. Ich war früher immer im Glauben, man würde
diese Rigipsplatten so geradkantig einbauen, wie sie sind. So hatte ich
das auch bei mir gemacht, als ich noch in der alten Wohnung die
Kühlschrank-Kammer selbst einbaute. Mit dem Anschrägen der
Übergangskanten, das war mir neu. Das wird deshalb gemacht, weil
man dann nachher die Stoßkanten zwischen den einzelnen Platten
besser zugipsen kann, so dass man nachher wirklich nicht mehr sieht,
wo die einzelnen Platten aufhören und die nächste anfängt. Das ging
so bis zur Mittagspause. Dann suchte uns der Chef auf und der teilte
mich ab dann aber zu den Leuten ein, die die Wandrigipsplatten
montierten, weil die im Rückstand waren und schon zu viele
vorbereitete Platten auf Halde standen, die von denen so schnell nicht
montiert werden konnten. Die vorangehende Arbeit mit dem
Dämmmaterial hat mir dabei gar keine Freude bereitet, weil man
ständig diesen Staub davon einatmete und aus dem Husten nicht mehr
heraus kam. Auch stach es mit der Zeit in den Händen, weil keine
Schutzhandschuhe ausgegeben worden waren. Na ja, um 17 Uhr war
Feierabend und ich war geschafft, aber auch immerhin 130 Euro plus
ein sehr gutes Mittagessen in der Uni-Mensa reicher. Das Essen für
sich hätte normalerweise schon 12 Euro gekostet. Getränke gab es
auch während der ganzen Arbeit zu freien Auswahl, von
Mineralwasser über Cola, Kaffee, Tee und sogar 2 Flaschen Bier
wurden pro Kopf ausgegeben, obwohl ich ja kaum Bier trinke, und
schon gleich gar nicht, wenn ich nachher an dem Tag noch Autofahren
will. Man ging wohl nach dem Grundsatz, dass es eigentlich keine
Bauarbeiter gibt, die kein Bier trinken. Meine 2 Flaschen habe ich mit
nachhause genommen.
Soweit war diese Sache unter dem Strich eher etwas Positives und
damit eine Ausnahme in dieser Woche. 130 Euro an einem Tag sind
doch nicht schlecht, allerdings möchte ich diesen Job nicht täglich
machen. Trotzdem habe ich für nächsten Montag und Dienstag dort
auch wieder zugesagt. Ab Mittwoch werde ich aber trotz des schönen
Geldes nicht mehr hingehen, das würde mir zuviel und da ich nächsten
Donnerstag ohnehin dann wieder Fußmedizinsachen ausliefern muss,
kann ich mittwochs nicht dorthin gehen, weil ich dann Donnerstag in
der Frühe zu müde wäre.

Weniger positiv verhält sich wieder mein Notebook. In den letzten
Tagen erschien oft nach dem Einschalt-Hochlauf der Maus-
Cursorzeiger nicht mehr und man kann ja ohne diesen eigentlich
nichts am Computer machen. Erst wenn man den Hochlauf 5 mal
wiederholte, war er dann wieder ordnungsgemäß da. Eine weitere
neue Erscheinung ist, wenn ich das Textprogramm zum Schreiben
starte, kommt nun zuerst immer ein Bildschirm mit einer sogenannten
Nutzer-Information wo aber nicht mein Name drin steht, wie man es
erwarten könnte, sondern eine Bandwurm-Zeichenkette mit
unzähligen A und X - Buchstaben, das schaut etwa so aus: AAAA-
XXAX-AAAA-XXX, normalerweise sollte dort dann mein Name
stehen, aber ganz normalerweise erschien dieses Feld nie, nur damals
als ich das Notebook zum aller ersten Mal startete kam das beim 
ersten Start des Textprogrammes. Sie sehen, mein Notebook bleibt ein
Anlass zur Verwunderung. Da Kayla im Krankenhaus sich ohnehin
über jede Abwechslung freut, habe ich ihr das Notebook plus aller 
Original - CDs hingebracht und sie versucht bei der Krankenhaus-
Langeweile diese Fehler wieder auszumerzen, notfalls indem sie das
sogenannte Betriebssystem neu installiert. Ich habe, und sonst hätte
ich Ihnen das hier alles gar nicht schreiben können, nun mir einen
Ausweich - PC gekauft. Eine Wiederinbetriebnahme meines alten
PCS, den ich vor dem Notebook immer nutzte ging nicht mehr. Der
hatte vorher schon sehr viele Mängel, aber jetzt läuft der gar nicht
mehr hoch, es kommt nur noch eine Fehlermeldung, das System sei
beschädigt und man möge sich an den Systemadministrator wenden.
Ich weiß aber nicht, wer das sein soll, im Zweifelsfall bin ich das doch
selbst, weil es mein eigener Kasten ist. Sie kennen meinen Hang zum
sparen. Noch vor Wochen hatte ich überlegt, einen der neuen Billig-
PC vom Plus oder Aldi zu ergattern, der da für 699 Euro zu haben
war. Das war mir dann aber doch immer noch viel zuviel Geld, da ja
auch ein neuer Monitor her musste, der dann noch mal weitere 150
oder 200 Euro gekostet hätte. Nun entdeckte ich einen Laden, der mit
gebrauchten PCS handelt. So dachte ich, schaden kann es nicht, dort
mal reinzusehen. Betreiber von Computerläden stellt man sich immer
jung vor, das war hier aber gar nicht so. Der Einmann-Betrieb wird
von einem schätzungsweise 55 Jahre alten, sehr kleinen, leicht
untersetztem Mann mit grauen Haaren geführt. Dem würde man vom
Aussehen her eher den treuen Familienvater, lieben Onkel, Beamten
oder Uhrmacher abnehmen, aber auf die Idee, dass der PC-Fachmann
ist, käme man sicher nicht. Es gab gleich ein Gespräch und ich sagte
mehr aus Spaß, dass ich einen guten, aber spottbilligen PC als Zweit -
PC zur Ergänzung des Notebooks suche, weil dies meist von meiner
Freundin benutzt würde. Er holte einen selbst erstellten Vordruck
heraus, befragte mich, welche Dinge ich alles brauche und was nicht,
dann machte er dementsprechend auf diesem Vordruck in
vorgegebene Felder Kreuzchen. Sogleich strahlte er und meinte, dass
er da genau das Richtige für mich habe, und zwar gleich mehrfach. Er
bot mir Komplettsysteme sowie einzelne Rechner zwischen 120 und
350 Euro an, alle gebraucht, aber von ihm überprüft, von Datenmüll
und eventuellen Viren gesäubert, repariert und auf den neuesten Stand
aufgebohrt, wie er das nannte. Langer Rede kurzer Sinn, wir wurden
uns einig. Für exakt 200 Euro erstand ich bei ihm einen PC der Marke
Dell, der ungefähr 3 Jahre alt ist, aber im Funktionszustand wie neu,
einschließlich eines normalen Monitors, kein solches Flachgerät,
sondern einen normalen mit 17 Zoll - Bild, allerdings in sehr guter,
äußerst brillianter Bildqualität, viel besser als von meinem Notebook.
Die beigelegte Tastatur war unterdessen sogar fabrikneu. Die hatte er
noch spendiert, da die alte Tastatur schon etliche Tasten aufwies, auf
denen man die viel genutzten Buchstaben schon gar nicht mehr lesen
konnte. Zuerst wollte er 279 Euro für dieses Paket haben, er lies sich
dann aber auf 200 Euro runter handeln. Unter 200 Euro ging es aber
nicht mehr. Nun, das Pentium 4 - Gerät hat 1,6 Gigaherz, eine
schöne Festplatte mit 70 Gigabite, ein DVD- CD - Gerät und einen
gesonderten CD-Brenner sowie in einem Extra-Streifen, der in der
Frontplatte eingelassen ist, befinden sich 8 USB-Buchsen, die haben
die Vorbesitzer wohl nachgerüstet, weil die so viele davon brauchten.
Ich wüsste zwar gar nicht, was man daran alles anschließen sollte,
außer vielleicht dem Drucker, dem Scanner und der Kamera, sofern
man denn wieder eine hätte, aber da käme man immer mit 3 derartigen
Buchsen aus. Ich vermute auch, dass der Rechner zuvor in einer Firma
gewerblich genutzt wurde, denn die verschlissene Originaltastatur
lässt darauf schließen. Oder jemand hat wirklich privat sehr viel
geschrieben. Auch ist das Gehäuse recht ungewöhnlich. Es ist so
hoch, wie die kleineren PC, die man so gelegentlich sieht, aber dafür
ist es ungefähr doppelt so breit, wie übliche PCS und die Vorbesitzer
haben sich auch offensichtlich als Gehäusedesigner versucht, denn die
ganze Blechkiste ist nachträglich himmelblau mit grell - orangen
Kantenleisten gespritzt worden. Das ist dadurch ein echter Hingucker,
weil alle Blicke gleich auf diese Kiste gezogen werden, sobald man
den Raum betritt, in dem er steht. Natürlich habe ich den nicht
deswegen gekauft, sondern weil der Anbieter mir seriös schien und
mir versicherte, dass man eigentlich derartige Leistungsmerkmale
auch gebraucht zu diesem Preis nicht bekommen würde. So wurde er
gekauft und gleich danach zuhause aufgesellt und inzwischen
ausgiebig ausprobiert. Er funktioniert wirklich sehr gut, sogar besser
als das Notebook würde ich sagen, und es ist doch etwas anderes, an
einem richtigen Bildschirm entspannt hinter seinem Schreibtisch zu
sitzen, als wie ein gekrümmter Affe vor dem klapprigen Notebook.
Nicht das ich mein Notebook schlecht machen wollte, beileibe nicht,
denn ich bin davon überzeugt, dass es besser ist, als diese vielen
Billig-Notebooks, die man z.B. in den Discounterläden so oft sieht,
aber zu bedienen ist ein richtiger PC besser und ich finde die
Bildqualität von einem richtigen Monitor auch irgendwie angenehmer
für die Augen, als diese im Vergleich meist etwas matt wirkende
Anzeige vom Notebook. Wenn man denn einen Mangel ausmachen
kann, dann ist es bestenfalls der relativ laute Lüfter, der hier wohl eine
besonders seltsame Konstruktion ist, da er in 2 Stufen zu arbeiten
scheint. Es gibt ein ständig vernehmbares Rauschen, dann auf einmal
wird das ohnehin schon kräftige Rauschen noch deutlich stärker, so
als ob der Lüfter bei Bedarf doppelt so schnell laufen würde. Nach 1-2
Minuten läuft er dann wieder wie vorher. So schwankt das ständig
nach nicht nachvollziehbaren Regeln. Es ist aber nicht so laut, dass es
mich wirklich stört. Sehen Sie, so kommt man wirklich billig an einen
gut funktionierenden PC und ganz ehrlich gesagt, wenn dieser weiter
so funktioniert, kann ich mir nicht vorstellen, dass bei fabrikneuen
Geräten bald wieder neue Funktionen hinzu kommen, die mich so
reizen, dass ich mir deshalb einen richtig neuen kaufen möchte. Alles
was ich brauche und noch viel mehr, kann dieser Apparat, also wozu
nach unnötig teurem Neuen begehren?
So hatte diese Woche auch wenigstens etwas Gutes.

Einen leichten Pechvorfall gibt es dann noch zum Abschluss. Samstag
früh kam ein kurzer aber kräftiger Regenschauer daher. Die
Mobilheime haben ja im Prinzip ein leicht schräg gestelltes Flachdach
und an den Kantenenden davon befinden sich geformte schmale
Blechkästen, die man von unten nicht sieht, die aber im Vergleich mit
einem normalen Haus die Funktion der Dachrinne übernehmen. An
einem Ende ist dann ein Ablauf, der über ein langes Rohr mit dem
Abfluss verbunden ist. Nun war leider dieses lange Rohr verstopft,
durch Laub, welches sich vom zurückliegenden Herbst von den vielen
Bäumen ringsum gesammelt hatte. Dadurch lief dieses Regenwasser
bei dem Platzregen nicht schnell genug ab. Das zurückstauende 
Wasser überschwemmte dann das Flachdach und an einer Stelle
plätscherte es dann mitten in meinen Küchenbereich, weil es dort
offensichtlich eine Undichtigkeit gab. So war das eine feuchte
Schweinerei und ich hatte Mühe genug das ganze Wasser
aufzuwischen.
Als ich von Kayla vom Krankenhausbesuch zurück kam, habe ich
dann diese ganzen Rohre von oben genanntem System mal abgemacht
und die besagte Verstopfung mit Laubresten gefunden und mit einem
Besenstiel aus dem Rohr gedrückt. Danach lief alles wieder
ordnungsgemäß ab. Jetzt brauchte ich nur noch die undichte Stelle im
Dach zu suchen, durch die sich bei Rückstau das Wasser seinen
Ersatzweg sucht. Die war dann auch schnell gefunden. Ein
durchgerosteter Blechstreifen, der 2 Dachteile miteinander verbindet
war schuld. Da ich solche Blechstreifen nicht habe, habe ich einfach
aus einem alten Pegulan - Küchenteppichrest ein großes Stück heraus
geschnitten und das weiträumig überlappend auf diese Dachstelle
geklebt und mit sehr viel Silikon rundherum abgedichtet. Es hat
geholfen, zumindest für jetzt. Wenn es für die restlichen 2 Monate
hält, die wir hier sind, will ich damit zufrieden sein.

Mit guten Grüßen, gefertigt auf dem neuen Gebraucht - PC, Ihr

Egbert Lappenkeuler