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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Prost Neujahr!” von 2005 und “Altes, neues Jahr”  aus dem Jahre 2006. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „Prost Neujahr!" vom 23.12.2005

Einen guten Ritt ins neue Jahr!

Erst gerade hatte man Weihnachten noch vor Augen, das längste Fest
des Jahres, und kaum hat man sich der weihnachtlichen Gefühle
bemächtigt, ist es schon wieder Geschichte, Vergangenheit. Für
Arbeitnehmer war es sicher noch ärgerlicher, weil nur ein einziger
müder Feiertag dabei herausgesprungen ist, damit habe ich ja zum
Glück nichts mehr zu tun, habe so gesehen immer Feiertag. Es ist
komisch, Weihnachten kam mir dieses Jahr so kurz wie noch nie vor.
Mir klingt noch in den Ohren, wie Kayla sagte, morgen ist Heilig
Abend, schaue ich jedoch auf den Kalender, so ist schon Silvester. Die
Zeit geht weiter und wichtig ist, dass man sie selbst so ausfüllt, wie
man es für sich am besten findet, egal ob Weihnachten, Silvester oder
Ostern auf dem Kalender steht. Alles andere bremst einen auch nur
aus.
Am Dienstag waren wir hier in einem Zirkus in der Abendvorstellung.
Ich muss zugeben, eigentlich war es Kaylas Idee, dorthin zu gehen.
Ein mittlerer Zirkus, kein ganz großer, hatte hier in der Nähe schon
seit über einer Woche seine Zelte aufgeschlagen. An Heilig Abend
und am ersten Weihnachtstag haben die aber keine Vorstellung
gegeben, was auch verständlich ist. Ab zweitem Weihnachtstag ging
es dann aber wieder weiter. Wir sind jedoch noch einen Tag später hin
gegangen, weil die Eintrittspreise da deutlich billiger waren, als am
zweiten Weihnachtstag. Kayla und ich wir waren sehr überrascht, von
dem professionellen und sehr perfekten Programm, welches einem
großen Zirkus zur Ehre gereicht hätte. Für einen vergünstigten Eintritt
von 12 Euro pro Person, was für uns immer noch viel Geld ist,
konnten wir dem immerhin fast dreistündigen Programm zusehen. Das
ist unüblich lang, meist dauern solche Vorstellungen knapp 2 Stunden
oder sogar nur 60 bis 90 Minuten. Erstklassige Artistinnen und
Artisten brachten waghalsige Kunststücke am Trapez und am Boden
zur Vorstellung, dass einem der Atem mehr als einmal stockte. Mir
wird es auf ewig ein Rätsel bleiben, wie es besonders junge
Artistinnen schaffen, ihren Körper so zu verbiegen, dass der Kopf zu
unterst auf dem Erdboden und der Bauch zu oberst ist und sie noch
gemütlich sich selbst die Füße dabei küssen könnten und mit dem
Kinn auf den Boden kommen. Wer in diesem Zirkus vielleicht nicht
so ganz auf seine Kosten kam, das waren die Leute, die es auf wilde
Raubtiernummern mit bissigen Raubkatzen abgesehen hatten.
Überhaupt gehen meines Wissens Raubtiernummern weltweit stark
zurück, weil Tierschutzverbände den Zirkusunternehmen höllisch zu
schaffen machen. Trotzdem herrschte während der Vorstellung keine
Sekunde Langeweile, besonders die schon angesprochenen
artistischen Nummern waren sehr spektakulär und reichlich
vorhanden. Mir ist dabei aufgefallen, dass unheimlich viele Artisten
aus Russland oder der Ukraine stammen. Keine Angst, ich will Ihnen
jetzt nicht den ganzen Programmablauf von dieser Zirkusvorstellung
erläutern, das bringt nämlich gar nichts, man muss das live erlebt
haben, da nützen Erzählungen nichts. Was ich aber tun kann, das ist
Ihnen unbedingt einen solchen Zirkusbesuch zu empfehlen. Gehen Sie
hin, wenn ein solcher Zirkus einmal in Ihrer Stadt ist, Sie werden es
ganz gewiss nicht bereuen und tun auch ein gutes Werk dabei, denn
der Zirkus hat es sehr schwer in diesen Zeiten. Wenn Sie jetzt sagen,
ich habe erst kürzlich genug Zirkus im Fernsehen gesehen, weil ja
Weihnachten, wie üblich, auch einige Zirkussendungen waren, dann
muss ich sagen, dass es überhaupt gar kein Vergleich ist, ob man das
am Fernseher sieht oder selbst dort live dabei sitzt.

Sehr zum Gespött der Leute haben sich einige randalierende
Jugendliche in der Dessauer Straße oben im Stadtteil Münster
gemacht. Am ersten Weihnachtstag, genauer in der Nacht vom ersten
auf den zweiten Weihnachtstag, ging es ihnen in der Stadt wohl zu
ruhig zu und so wollten sie selbst für Stimmung durch Randale
sorgen. Dabei fuhren sie mit ihren Autos in besagte Dessauer Straße,
stiegen dort an einem kleinen Parkplatz aus und rüttelten kräftig an
den Masten der leuchtenden Straßenlaternen, in der Hoffnung, dass
diese dadurch aus gehen sollten, was zuweilen auch klappte. Das
schöne kommt jedoch noch, denn eine der Lampen war wohl nicht
mehr richtig am Mast befestigt und stürzte von oben herab und zwar
genau auf das Auto des Anführers dieser Jugendclique. Immerhin war
dieser Aufprall mit der Wucht von oben aus der Höhe auf das Dach
des Wagens ausreichend, um diesen zum Totalschaden zu entwerten.
Sie können sich vorstellen, wie schnell und geradezu begeisternd
dieser Vorfall hier seine Runde machte. Man möge sich wünschen,
dass die gerechte Bestrafung immer auf eine derart direkte Weise
folgt.

Am ersten Weihnachtstag wollten wir einen ausgiebigen Spaziergang
machen, leider strömte der Regen und da machte das keine Freude, so
dass wir den Spaziergang nach 5 Minuten abbrachen. Auch kommt
Kayla dank der noch notwendigen Krücke nicht so richtig voran und
gerade bei feuchtem Boden gleitet die Krücke leicht weg. Daher wäre
es auch zu gefährlich gewesen, weiter so im Regen herum zu
humpeln. Da sieht man schon den Unterschied. Kayla hat eine
Einfachst-Krücke als Leih-Krücke erhalten, ein Privatpatient erhält
einer viel bessere, die auch bei nassem Untergrund hält und die kann
er obendrein nach der Ausheilung auch noch behalten. Nun sind wir
deshalb nicht traurig, denn wenn die Sache ausgeheilt ist, was wollte
man dann noch damit? Dann stünde die Krücke nur sinnlos hier
herum, so kann dann ein anderer damit humpeln, der sie nötig hat.

Unermüdlich treiben die Leute von der Entwicklungsgesellschaft ihre
Arbeiten voran und scheinbar können die es schon gar nicht mehr
erwarten loszulegen. Bereits am Mittwoch tauchte hier ein Lastwagen
und ein Bagger von einer Baufirma auf. Die mussten zuerst ein
Probestück aufbaggern, um zu sehen, auf welche Sorten von
Untergrund sie hier treffen. Dazu wurden in einem ungenutzten
Bereich, der sich neben dem großen Grillplatz am nördlichen Ende
befindet, schon Aushebungen gemacht, die locker zum Bau eines
Vierfamilienhauses ausreichen würden. Dann war aber plötzlich
schnell Schluss, weil man unter einem leichten Erdwall plötzlich auf
stabile Betonteile stieß. Dann folgten einige Fachleute mit alten
Plänen und man stellte fest, dass hier auf dem Gelände früher mal eine
Fabrik gestanden hatte, die Anfang der siebziger Jahre plattgemacht
wurde. Nun hatten die damaligen Plattmacher offensichtlich vor allem
ihren Profit im Auge und haben die unterkellerten Fabrikhallen, die
alle massiv gemauert waren, nur ab Oberkante Kellerdecke wirklich
abgebrochen und die ganzen Keller einfach dadurch verschwinden
lassen, dass sie das ganze Gelände etwas mit Aushub so geschickt
angefüllt hatten, dass diese Keller darunter unsichtbar verschwanden.
Heute trifft man in ungefähr 2 m Tiefe dann auf diese Keller, die so
wie es ausschaut, sogar noch vollständig erhalten sind. Ein
Bauingenieur sagte, die wären nach seiner ersten Prüfung sogar noch
so gut erhalten, dass man ohne Gefahr heute darauf wieder neu
aufbauen könnte, wenn man denn wollte. Das muss eine besonders
dicke und stabile Betonsorte gewesen sein, aus dem diese Keller
errichtet wurden und den einen Keller den man inzwischen freigelegt
hat, haben die von innen begangen, ich bin, als keiner mehr da war,
auch mal ein Stück dort rein geklettert und war sehr erstaunt. Ein
größtenteils zweistöckiger Keller tut sich auf, dessen Einzelgeschosse
sicherlich fast 5 m Innenhöhe haben, also ein Bauwerksrest, der über
10 m tief in die Erde geht und der mehr als 100 m lang ist und innen
fast wie neu aussieht. Selbst alte Maschinen, gewaltige Rohre und
Anlagen sind dort noch montiert. Es sieht so aus, als wäre alles erst
gestern verlassen worden. Ich bin allerdings dann nicht weiter in diese
Katakomben hineingegangen, weil auch ein eigenartiger Geruch dort
vorherrschte, der mir nicht ganz geheuer war. Wer weiß, vielleicht
lungern dort noch gefährliche Chemikalien oder sonst was, wo man
sich eine Krankheit holt. Da haben sich die damaligen
Abrissunternehmen eine goldene Nase für Nichtstun verdient. Das
wirft die Entwicklungsgesellschaft mit ihren ehrgeizigen Plänen
jedoch weit zurück und die aufbegehrenden Campingplatzbewohner
registrieren das mit heller Freude.

Mein Autobekannter, von dem ich Ihnen schon öfters erzählte, hat
seinen Betrieb nun bis zur 2 Januarwoche geschlossen, sozusagen als
Weihnachtsferien, und ist mit seiner Frau, dieser extrem sexlüsternen
Griechin, für 2 Wochen nach Kanada geflogen. Mir wäre das zu teuer,
soviel schönes Geld nur für eine Reise auszugeben. Wissen Sie, so
eine Reise ist sicherlich sehr schön, das will ich gar nicht bezweifeln,
aber man fährt hin, hat dann 2 Wochen Freude und danach ist alles
vorbei, das schöne Geld weg und kein Überbleibsel eines Restwertes
bleibt einem erhalten. Wenn ich auch gerne reise, so bin ich da sehr
zurückhaltend, weil man mit Reisen viel Geld verbrauchen kann und
es bleibt wirklich nichts nach. Es ist sicher eine Frage des
Einkommens, denn wenn ich soviel Geld verdienen würde, dass es mir
auf vielleicht 5000 Euro im Jahr rauf oder runter nicht ankommen
muss, dann sieht man es anders. Soweit ich das sehe, verdient mein
Autobekannter mit seiner Hinterhof-Autowerkstatt aber auch nicht so
viel, dass man solche Beträge so einfach aus dem Arm schüttelt und
wie ich die Griechin kenne, werden die in Kanada ohnehin mehr Zeit
im Bett verbringen als in den Kanadischen Wäldern. Ich meine, es ist
deren Sache und beides, Sex sowie auch Kanada können viel Spaß
bereiten. Die Griechin ist halt so, was ja auch seine guten Seiten hat,
aber die kriegt schon arge Entzugserscheinungen, wenn sie mal 2
Stunden lang keinen Sex hat und da muss so ein langdauernder Flug
nach Kanada doch eine richtige Qual für die sein.

Und oh vorsichtiger Jubel, am Donnerstag hat der Herr Oehler von der
Stadtentwicklungsgesellschaft uns persönlich besucht. Das will schon
was heißen. Nun vermute ich, dass der sich ohnehin hier diese Sache
mit dem unterkellerten Gelände ansehen wollte, aber er kam zuerst zu
uns. Er teilte uns mit, dass er intensiv mit den Chefs der
Entwicklungsgesellschaft verhandelt habe und denen noch einmal
haarklein unsere Vorstellungen sowie dabei die Vorteile für die
Entwicklungsgesellschaft dargelegt habe. Nach einiger Beratung sei
man zu dem Ergebnis gelangt, uns noch ein besseres Angebot zu
unterbreiten, als beim letzten Mal. Allerdings ließ er auch
unmissverständlich durchblicken, dass dies das letzte Angebot in
dieser Richtung wäre und es keine weiteren Angebote in Sachen Geld
mehr geben würde. Aber man habe auch noch 2 weitere alte Gebäude
aufgetan, von denen man uns ersatzweise eines komplett für 15
mietfreie Jahre zur Verfügung stellen würde, falls wir uns mit der
neuen Abschlagszahlung nicht einig werden sollten. Leider konnte er
noch nichts über die jetzige Höhe des neuen und letzten Angebots
sagen, da man ihm die selbst noch nicht mitgeteilt habe. Also die
große Geheimniskrämerei geht weiter. Ich habe dem auch gesagt, dass
es für uns ja unendlich schwierig würde, in solch kurzer Zeit von
ungefähr einem verbleibendem Monat dann wirklich ein neues
Zuhause zu kaufen. Er sagte darauf, dass er da eine Möglichkeit sehen
würde, dass wir vielleicht sogar noch bis Mai in unseren Mobilheimen
bleiben könnten. Ein Grund dafür liegt auch in den Verzögerungen,
die durch die Entdeckung der alten Fabrikkeller entstehen werden.
Wir müssten dann nur mit erheblichen Unannehmlichkeiten rechnen,
weil dann pausenlos schwerste LKW hier an den Mobilheimen
vorbeidonnern. Hauptsache wäre aber, wenn wir soviel Zeit hätten,
dass wir uns ein brauchbares Ersatzdomizil suchen können und
umziehen können. Dafür muss uns aber wenigstens die genaue Zahl
bekannt sein, wie viel Geld man uns nun bietet. Der Herr Oehler
wagte keine Zahlen zu nennen, nur dass seine Chefs gesagt hätten,
dass sie nach reiflicher Abwägung der Sache zu dem Entschluss
gelangt wären, noch einen deutlichen Klecks als allerletztes Angebot
drauf zu legen. Nun kann man sagen, das widerspricht sich teils selbst.
Wenn ich sage, dass ich deutlich etwas drauf lege, dann versteht man
darin schon eine Tendenz in Richtung viel; spreche ich jedoch von
einem Klecks, so hat das doch ganz klar eine Tendenz in Richtung
wenig, eben nur einen Klecks. Kayla meinte schon, da könne man also
auch alles und nichts draus schließen, aber man könne es auch rein
nüchtern und mathematisch angehen und aus beiden Begriffen ein
Ergebnis bilden. Viel gepaart mit wenig könnte somit einen mittleren
Wert ergeben. Damit ist man dann aber auch nicht wirklich viel klüger
als zuvor, denn was ist bei solchen Summen viel, was ist wenig und
was ist ein Wert im mittleren Bereich? Kayla meinte, dass die
vielleicht insgesamt, also für uns beide zusammen, noch einen Betrag
zwischen 5.000 und 10.000 Euro drauf legen, mehr sicher nicht. Das
würde bedeuten, dass wir beide zusammengerechnet einen Betrag
zwischen 51.000 und 56.000 Euro erwarten könnten, denn wie Sie
sich vielleicht erinnern, stand das letzte Angebot bei 46.000 Euro für
uns beide zusammen. Selbst 56.000 Euro wäre eigentlich ein Betrag,
der selbst zum Erwerb eines billigen, alten Häuschens draußen auf
dem Land noch zu wenig ist, denn man muss ja auch einen
Finanzbedarf für dessen Renovierung übrig behalten. Andererseits
könnte man es gutgläubig darauf ankommen lassen und versuchen, ein
Häuschen für vielleicht um die 50.000 Euro, besser etwas darunter, zu
finden und es dann tatsächlich zunächst weitgehend ohne Renovierung
bewohnen. Auch hatten wir ja lange überlegt, bis zu welchem
untersten Wert wir eine Abschlagszahlung einer mietfreien Wohnung
vorziehen würden. Von den anfänglichen Werten waren wir ja dann
doch schnell runter bis rund 70.000 Euro und später haben wir das
nochmals gründlich durchdacht und gesagt, wir würden als äußersten
untersten Wert auch noch 60.000 Euro akzeptieren. Liefe es jetzt
vielleicht auf rund 56.000 Euro hinaus, dann wäre dieser Wert davon
ja auch nicht mehr wirklich weit entfernt und da muss man sich schon
gründlich überlegen, ob man wegen fehlender 4.000 Euro die Sache
mit der Abschlagszahlung endgültig scheitern lässt, ohne sich später
vielleicht dauernd Vorwürfe zu machen, eine einmalige Chance
tüchtig versiebt zu haben. Herr Oehler ist jedenfalls zuversichtlich,
dass wir zumindest die Sache mit dem tatsächlichen Auszugstermin in
den Griff kriegen werden, egal ob wir uns am Ende für die
Abschlagszahlung oder den Wechsel in eine andere Mietwohnung
bzw. ein Mietgebäude der Gesellschaft entscheiden. Da habe man
speziell für uns schon weite Zugeständnisse in den Chefetagen
verordnet, die zumindest bis Mai ausgedehnt werden können,
vielleicht sogar länger. Wenn wir vorher umzugsfertig wären, so wäre
es denen natürlich recht, wenn es so schnell wie möglich über die
Bühne geht. Uns wäre es eigentlich auch lieber, wenn es zügig voran
ginge, denn jetzt diese unklare Situation hemmt einen in fast allen
Entscheidungen. Man merkt, dass sich die Sache im Hintergrund auch
bei der Entwicklungsgesellschaft in einem Gärungsprozess befindet.
Die Sache mit den industriellen Altlasten, die durch die Fabrikkeller
entdeckt wurde, kann uns nur recht sein, denn dadurch hat sich die
Frist von Anfang Februar auf irgendwann im Mai verschoben. Bei den
meisten anderen Dauerbewohnern herrscht eine miese Stimmung,
Weihnachten war denen versaut. Manche steigern sich abartig da
hinein und entwickeln täglich neue Katastrophenszenarien, sehen sich
gar schon mit Polizeigewalt hier vom Platz geschleppt. In einer
kleinen Runde gab es neulich eine Besprechung. Mehr aus Neugierde
haben wir daran teilgenommen, obwohl die Sache uns nur auf eine
andere Art und Weise betrifft. Der sonst so sachlich-nüchterne Herr
Schultheiß, Sie erinnern sich vielleicht, der ehemalige Bundeswehr-
Offizier, der die Großaktion zur Wiederauffindung des Herrn Becht
plante, rastete bei dieser Veranstaltung völlig aus. Er sieht sich seiner
Planungs- und Lebensgrundlage beraubt, hatte sich schon lange vor
seinem Bundeswehrruhestand immer erträumt, wie er hier auf dem
Campingplatz seinen Ruhestand verbringt und alt wird. Alles das
klappt nun nicht und er fühlt sich, als habe man ihm die Straße in die
Zukunft abgebaggert. Er tobte wie ein wilder Stier, bekam
Schweißausbrüche vor Wut, verfiel dann schlagartig in eine Lethargie,
sagte eine halbe Stunde lang kein einziges Wort mehr, wurde nun
weiß wie ein Wand und seine Bartstoppeln richteten sich weißgrau
auf. Dann folgte wieder ein Wutausbruch, bei dem er vor allem die
Funktionäre der Entwicklungsgesellschaft als Zukunftsmörder
bezeichnete und dass man diese Ausgeburt von skrupellosen
Finanzhaien ins Gefängnis stecken oder am besten gleich eliminieren
solle. Sie kennen unsere Ansicht dazu und wir warten gespannt, wie
sich jetzt die Sache mit der Abschlagszahlung entwickelt.
Unterdessen habe ich schon wieder Kontakt zu dieser Kreissparkasse
Cochem-Zell aufgenommen, aber auch zu mehreren Instituten und
Immobilienhändlern hier aus der Gegend. Man muss sich natürlich
alles vorher genau ansehen und das ist bei den Gebäuden an der Mosel
von hier aus sehr schlecht, weil man dann weit fahren muss. Deshalb
haben wir mit dem Sachgebietsleiter der Kreissparkasse vereinbart,
dass er bis zum 5. Januar eine Liste erstellt, die alle in deren Angebot
befindlichen Häuslein enthält, die nebst Grundstück dort in den
Moselorten zu einem Preis bis maximal 50.000 Euro zu haben sind.
Diese Liste schickt er uns dann zu und daraus picken wir dann die
wirklich interessanten Objekte und werden diese dann mal an einem
Tag alle nacheinander besichtigen fahren. So werden wir
voraussichtlich, wenn das Winterwetter uns keinen Strich durch die
Rechnung macht, Mitte Januar wieder an die Mosel kommen. Sollte
bis dahin eine Nachricht der Entwicklungsgesellschaft eintreffen, dass
wir doch weniger erhalten, als erhofft, dann blasen wir das kurzfristig
ab, sollte es wider Erwarten mehr geben, dann könnte man den Betrag
sicherlich nachträglich noch etwas aufstocken, so dass sich sicher
mehr und im Zustand bessere Objekte finden. Der Herr von der
Kreissparkasse hat aber schon gesagt, dass selbst in dem eigentlich
niedrigen Preisbereich bis 50.000 Euro alleine bei denen derzeit
ungefähr 15 Häuser im Angebot sind. Im Stuttgarter Raum kommt
man in dieser Preisklasse nur auf 2 Häuser und die sind beide völlig
baufällig. Da muss man schon in über 40 km Abstand zu Stuttgart
gehen, um in diesem Preissegment auf Häuser zu stoßen, die man
noch mit vertretbarem Aufwand bewohnbar machen kann. Es ist aber
so, falls aus irgendwelchen Gründen das an der Mosel für uns alles
nichts ist, dann werden wir zusehen, sofern die Abschlagszahlung
dafür ausreicht, doch hier im weiteren Umkreis von Stuttgart zu
bleiben. Ein Umzug in andere Gebiete, außer der Mosel und hier im
Stuttgarter Umfeld von vielleicht 50 km käme für uns nicht in Frage.

Der Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens Gewohnheiten, mit
denen er vielleicht Jahre zuvor selbst nicht gerechnet hätte. Das ist
zuweilen eine Eigendynamik, auf die man scheinbar selbst noch nicht
einmal immer Einfluss hat. Kayla hat zwar schon immer gerne Tee
getrunken, das liegt wohl irgendwie auch in der Natur der Asiaten,
aber inzwischen hat sie daraus eine Gewohnheit mit ganz festen
Uhrzeiten und Mengen gemacht. Morgens um 10 Uhr und nachmittags
um punkt 16 Uhr trinkt sie jeweils eine Tasse schwarzen Tee mit viel
Zitrone drin und es muss immer die gleiche Sorte Tee sein. Ich kenne
mich da nicht wirklich aus, aber sie trinkt dann einen, den nennt sie
Darjeeling flash oder so ähnlich. Nun ist eine Tasse Tee ja nicht
wirklich viel, aber das ist auch nicht alles. Eine halbe Stunde nach
dem Mittagessen trinkt sie dann fast einen ganzen Liter grünen Tee,
der aber nur auf eine bestimmte Weise aufgebrüht sein darf. Ich habe
mal versucht, ihr den aufzubrühen, wie man das als Laie so macht, mit
kochendem Wasser drüber und so, aber das war falsch. Sie sagt, der
grüne Tee darf nur mit maximal 70 bis 80 Grad heißem Wasser
gebrüht werden, sonst ist er wertlos und schmeckt nicht gut. Sie sagte,
der schmeckt dann wie alte Seife, wenn er mit richtig kochendem
Wasser gebrüht wird. Das sind also besondere Trinkgewohnheiten, die
sie sich innerhalb des letzten halben Jahres angeeignet hat, natürlich
neben den üblichen Getränken, die sie auch noch trinkt, wie
Mineralwasser und Zitronen-Cola ohne Zucker, was sie auch
regelmäßig trinkt. Dieses zuckerlose Zitronen-Cola, welches von der
originalen Coca-Cola-Firma stammt, ist auch nicht überall zu
bekommen, nur gut sortierte Getränkemärkte führen es. Sie holt
immer einen Kasten mit 12 -  1 - Literflaschen auf Vorrat, der hält
dann fast einen Monat. Eine weitere Gewohnheit ist eine bestimmte
Nascherei, die sie sich seit vielleicht 4 Monaten angewöhnt hat. Sicher
kennen Sie diese dünnen Pfefferminz-Schokoladen-Scheibchen die als
After Eight oder beim Aldi als Mints oder so ähnlich verkauft werden.
Davon isst sie täglich gegen 21 Uhr ein oder zwei Stück. Man benötigt
keine Uhr dazu, das geht automatisch fast auf die Minute genau. Sehr
eigenartig, wie präzise sich eine solche Gewohnheit ausbilden kann.
Ansonsten macht sie sich nicht übermäßig viel aus Süßigkeiten, aber
diese After Eight - Dinger haben es ihr vom ersten Moment an
angetan, wo sie die mal probiert hat.

Es erwies sich diese Tage als doppelt gut, dass ich vor einigen
Wochen den gebrauchten Computer gekauft hatte, denn das Notebook
funktioniert nun so gut wie gar nicht mehr. Das heißt, so wie es
aussieht, scheint der Akkusatz entzwei zu sein, denn nach dem
Einschalten kommt eine Meldung Energy-Managementsystem und
noch was mit Accumulator und dergleichen. Der Betrieb
ausschließlich über Netzteil, der früher auch nur wirklich richtig
funktionierte, wenn trotzdem der Akku drin war,  geht ganz ohne
Akku auch nicht, es kommt zu einem kurzen Hochlauf des Rechners
und dann wird nach ungefähr 2 Minuten der Bildschirm etwas dunkler
und eine weitere Minute später geht das Gerät dann ganz aus.
Vielleicht liegt aber auch noch ein anderer Mangel vor. Ich werde das
Notebook in den nächsten Tagen mal in den billigen Computerladen
bringen, dann kann man dort mal nachsehen. Reparieren lasse ich den
aber nur, wenn die Reparatur nicht mehr als ungefähr 50 Euro kostet.
Gut, wenn der sagen würde, es kostet 55 Euro, dann würde ich es
sicher auch noch tun, aber ich befürchte, dass man damit nicht
rechnen braucht. Das ist eigentlich sehr schade, denn es war schon
praktisch, weil man das Ding auf jeden Tisch oder zur Not auf einen
Stuhl stellen konnte, wo man halt gerade ist, und dann loslegen
konnte. Ansonsten wenn man nur zuhause arbeitet ist so ein großer
Computer doch irgendwie besser zu bedienen und auch die
Bildqualität ist auf Dauer besser, als von dem Notebookbildschirm.
Kayla meinte auch, dass vielleicht der Akku verschlissen sei, ist
allerdings der Auffassung, dass das Gerät auch ganz ohne Akku
funktionieren müsse, wenn man den runden Stecker vom Netzteil
angeschlossen hat. Der besagte Fehler kommt aber auch dann und
zwar sogar noch eher, vielleicht schon nach 45 Sekunden.

Eine gute Idee, die in die jetzige Zeit passt, finde ich die Sache, wo
jemand hier eine sogenannte Preis-Sparagentur gründen will. Heute
wird alles teurer, zugleich verdienen die meisten Menschen aber
weniger, als noch vor ein paar Jahren. Versicherungen, Mieten,
Energiekonzerne für Strom, Gas und Wasser, Städte, Benzin, Diesel,
aber auch bei dem Einkäufen, fast alles wird teurer und das erheblich.
Diese Preis-Sparagentur will dabei individuell für jeden durchforsten,
wie er am besten sparen kann, ohne bei sich selbst dadurch erhebliche
Einschränkungen im Lebensstil hinnehmen zu müssen. Das Verändern
von Heizgewohnheiten kann z.B. viel Einsparungen bringen. Viele
Leute sind daran gewohnt, alle Räume ihrer Wohnung auf 20 Grad
oder mehr zu heizen. Wenn man nun aber hingeht, und heizt nur den
Haupt-Wohnbereich auf 20 Grad, wenn man sich darin aufhält und
begnügt sich in den anderen Räumen vielleicht mit 10 bis 15 Grad und
dreht nur dann dort höher, wenn man mal für längere Zeit in diesen
Räumen ist, dann kann das schon die Heizkosten im Jahr um 30 %
senken, sofern man zuvor dieser alten Gewohnheit frönte. Oder wenn
jemand teure Dinge anschaffen will, dann sucht die Sparagentur
gezielt nach Dingen gleicher Qualität aber von vielleicht einem
unbekannteren Hersteller zu deutlich niedrigerem Preis. Es ist also
insgesamt nicht mit so einer Preisagentur vergleichbar, wie es sie
schon länger gibt, denn die suchen ja nur, wo es einen bestimmten,
festgelegten Artikel als solches am preiswertesten gibt. Oder beim
Kraftstoff sparen. Sicher gibt es die alten Grundregeln zum sparsamen
Autofahren, durch wenig rasen und vorausschauend fahren, frühzeitig
hochschalten u.s.w., aber mit solchen alten Kamellen, die inzwischen
fast jeder kennt, warten die nicht auf. Wenn es bei denen um
Spritsparen geht, dann stellen die, nach individuellen Erfordernissen
und Situationen einen Wochen- oder Monatskalender zusammen, nach
dem man dann seinen Wagen benutzt. So kann es dann passieren, dass
die bei jemandem, der sonst täglich sein Auto benutzte durch
sinnvolle Umverteilung und Zusammenlegung von Fahrten, dem einen
autofreien Tag pro Woche bescheren ohne dass er wirklich den
Nutzen des Autos dann vermisst. Das bringt dann aber pro Jahr
immerhin eine Kraftstoffersparnis von über 15 %. Oftmals können
sogar 2 autofreie Tage pro Woche eingerichtet werden, womit sich die
Einsparungen schon auf 30 % verdoppeln. Das sind Werte, die sich
wirklich sehen lassen können und nicht wie die vielleicht 2 - 5 % an
Einsparungen, die man durch völliges Umstellen der
Fahrgewohnheiten erzielt. Mein Autobekannter hatte übrigens schon
vor Monaten gesagt, dass die ganzen Illusionen von manchen
Spritspar-Fahrweisen oft bei ihm in der Werkstatt zerplatzen. Es gibt
nämlich etliche Spritspar-Spezialisten, die ihren Schülern empfehlen,
an jeder roten Ampel generell den Motor abzustellen, das würde
angeblich viel Sprit sparen. Das ist jedoch nach seiner Aussage
völliger Humbug und das gleich aus mehreren Gründen. Er sagte,
theoretisch könne man, wenn man viele Fahrten über beampelte
Straßen macht, damit zwar 5 % Sprit sparen, aber die Batterie im Auto
wird durch häufiges Anlassen extrem beansprucht und muss dann
entsprechend stark von der Lichtmaschine ständig nachgeladen
werden. Die Lichtmaschine liefert den Strom aber nicht kostenlos,
sondern holt sich ihre Kraft vom Motor, wodurch der dann wieder
ungefähr 2-3 % Sprit mehr verbraucht, damit bleiben von den
eingesparten Spritmengen schon nur noch höchstens 3 % an
Einsparung über. Dafür ist die Batterie aber auch schneller
verschlissen und bei jemandem, der das konsequent macht, ist meist
alle 3 Jahre eine neue Lichtmaschine und ein neuer Anlasser b.z.w.
deren aufwändige Überholung fällig. Diese Kosten dafür sind dann so
hoch, dass eine Umrechnung in Spritkosten sogar einem deutlichen
Mehrverbrauch entspräche, wenn man nur die Kostenseite betrachtet.
Auch die Umweltseite hat nicht wirklich etwas davon, weil mit der 
Herstellung einer neuen Lichtmaschine, eines neuen Anlassers und zur
Entsorgung der alten, frühzeitig verschlissenen Batterie wesentlich
mehr Umweltschäden entstehen, als sie von dem geringen
Mehrverbrauch hervorgerufen worden wären. Das ist wieder typisch
für die Rezepte von lebens- und praxisunerfahrenen
Universitätsschnöseln und Grünen Möchtegernökologen.

Eine einzige Sekunde kann doch heftigen Streit auslösen. Irgend
jemand hatte irgendwo gelesen, dass 2006 eine Sekunde länger oder
kürzer - so genau weiß ich das nicht - sein soll, als andere Jahre. Es
soll wohl physikalische Gründe mit Erdverschiebung im Verhältnis
zur Sonne oder so was haben. Nun stellen Sie sich vor, in einer
Kneipe, wo zur späten Stunde schon 80 % der Anwesenden zumindest
leicht angesäuselt, wenn nicht gar sternhagelvoll sind, kommt jemand
und behauptet so etwas. So ähnlich war das unweit von hier in einer
Kneipe wohl am Tag nach Weihnachten geschehen. Zuerst wurde er
ausgelacht, dann wiederholte er das hartnäckig, weil er das ja
glaubhaft gelesen hatte, und so schaukelte sich das dann auf, bis es
schließlich in eine Schlägerei ausartete. Na die blöden Gesichter von
denen hätte ich ja gerne gesehen, als sich dann später herausstellte,
das der auch noch Recht hat. Ich habe es nämlich gestern in einer
Sendung zum Jahreswechsel ebenfalls gehört, dort wurde es mehr
beiläufig erwähnt, als man einige Besonderheiten des kommenden
Jahres aufzählte.

Weniger angenehme Dinge gibt es auch zu vermelden. Ein Verrückter
schreibt mir seit kurzem sehr böse Beschimpfungsbriefe. Als
Absender steht jedes Mal ein anderer Name drauf, der vermutlich frei
erfunden ist. Meistens etwas mit Graf von und zu Württemberg oder
so ähnlich. Der erste Brief dieser Art kam vor 4 Wochen und ich
glaubte an eine Verwechslung. Ich wurde darin auch nicht namentlich
angesprochen, sondern eine allgemeine Beschimpfung, die sich auf
den Empfänger des Briefes bezog, für den ich mich zu diesem
Zeitpunkt nicht wirklich hielt. Ich sei ein Arschloch und ein Staats-
Schmarotzer und ähnliche Derbheiten. Im zweiten Brief dieser Art
wurde ich dann aber persönlich mit Namen angesprochen und
derartige Beschimpfungen setzten sich fort und wurden auch noch mit
Drohungen ergänzt, dass man mich in den Neckar werfen würde und
ähnliches. Die Abstände, in denen diese Briefe eintrafen schrumpften
von Mal zu Mal. In der Woche vor Weihnachten kamen alleine 4
solcher Briefe. Nach Weihnachten ist allerdings erstaunlicher Weise
noch kein einziger gekommen. Da alle Briefe ordnungsgemäß
frankiert waren, hat der Absender schon ein kleines Vermögen in
diesen Schwachsinn gesteckt und es muss ihm tatsächlich etwas daran
liegen, mich beleidigen zu wollen. Beleidigen lasse ich mich von
solchem Unfug aber nicht, ich sehe es erheitert, auch wenn er
inzwischen sogar Kayla mit beleidigen möchte. Es muss also jemand
sein, der zumindest meine groben Lebensverhältnisse kennt. So
beschimpft er Kayla als grundverdorbene asiatische Sexschlampe und
es folgt viel ähnlich geistig verkümmertes Zeug. Kayla sieht es auch
mehr von der lustigen Seite und nimmt das nicht ernst. Sie ist der
Meinung, dass der Urheber sogar unter den anderen
Campingplatzbewohnern zu finden ist, der sich vielleicht darüber
ärgert, dass wir uns nicht der Initiative gegen diese Auflösung und
Bebauung des Campingplatzes angeschlossen haben.

Wie soll man ins herbeieilende Jahr 2006 blicken? Positiv ist immer
gut, heißt es, aber das orientiert sich ja nur an einer Grundhaltung und
nicht an tatsächlichen Faktoren. So ein Jahr kann eine geballte Ladung
an Überraschungen für einen bereit halten, das sieht man ganz
besonders an mir, an uns. Vor einem Jahr um diese Zeit hätte ich
niemals zu glauben gewagt, finanziell so dazustehen, wie heute. Sie
wissen, die Sache mit den Briefmarken hat da wirklich einiges
verändert. Ich bin nicht reich, aber es ist ein Unterschied, ob man
vielleicht 200 Euro als Reserve hat, oder ob man, dank der
Briefmarken, ungefähr mehr als das Hundertfache als strategische
Finanzreserve hat. Es lebt sich leichter, unbekümmerter, obwohl ich
an meiner Lebensweise dadurch nicht wirklich viel verändert habe.
Wer rechnet denn mit einer solchen Entwicklung? Das sind Dinge, die
kann man nicht planen, nicht erwarten, das ergibt sich und keiner hätte
so etwas kurz vor Silvester 2004 für unmöglicher gehalten, als ich
selbst. Dann die schnelle Sache mit dem Wohnungswechsel, nach dem
nun schon wieder ein erneuter Wohnungswechsel droht. Exakt vor
einem Jahr hätte ich noch jedem gesagt, dass ich keinesfalls aus
meiner damaligen Wohnung ausziehen möchte, weil es mir dort
wirklich gut gefiel. Oft ist es angeraten, die beste der verbleibenden
Möglichkeiten für sich heraus zu suchen. Dass Kayla und ich es
jemals für möglich halten würden, dass für uns ein Ziel „Eigenes
Haus" jemals in nur denkbare, geschweige denn greifbare Nähe
rücken könnte, vor einem Jahr schien uns das so unmöglich, wie
vielleicht anderen 6 Richtige im Lotto. Dann weiter, hätte mir vor
einem Jahr jemand gesagt, dass ich in absehbarer Zeit einen VW-
Golf-Variant mit satten 90 PS fahren würde, ich hätte den sogleich für
verrückt erklärt und nachgefragt, wovon ich solches bezahlen sollte.
Es hat sich in dem Jahr 2005 verdammt viel geändert in meinem
Leben. Abschließend betrachtet eigentlich mehr zum Positiven, das
muss man ganz klar sagen und so richtig begreifen tue ich das selbst
alles noch nicht, weil ich an positive Entwicklungen in dieser
geballten Form nicht gewohnt bin. Geht der Trend so weiter? Ich kann
es mir nicht vorstellen. Es ist komisch, aber ich würde fast sagen, seit
dem ich mit Kayla zusammen bin, geht es nur noch aufwärts mit mir,
obwohl man ja sicherlich nicht direkt sagen kann, dass Kayla selbst
für diese Verbesserungen gesorgt hat. Vielleicht ist sie eine Art
Glücksbringerin, bei der es genügt, sie in seiner Gegenwart zu haben,
damit alles rund läuft. Vielleicht ist das aber auch nur ein Zufall oder
Kayla selbst eine Zutat in dieser Glückssuppe. Ich habe das Kayla
auch so ähnlich gesagt und danach hat sie lange gelacht und meinte
dann etwas nachdenklich, dass ihr Opa, damals in Thailand, auch so
etwas ähnliches von ihr behauptet hätte, dass sie ein Glücksbringer
sei. Sie selbst empfindet das eigentlich gar nicht so, fügte sie nach und
ergänzte, dass sich ihr Leben im Umkehrschluss deutlich verbessert
habe, seit sie hier bei mir ist und davor sei sie eigentlich seit Jahren
vom Pech verfolgt gewesen. Kann es sein, dass wenn sich 2
Pechvögel zusammentun sich dadurch für beide der Trend um 180
Grad umkehrt? Bislang dachte ich immer, dass sich dadurch
bestenfalls die Probleme verdoppeln. Doch was ich jetzt so von mir
gab, waren ja mehr Rückbetrachtungen, wie sich 2005 entwickelt hat,
die Frage lautete jedoch, wie wird sich 2006 entwickeln. Wonach
schaut es aus? Ich glaube, diese Frage war selten so schwer und
ungewiss zu beantworten. Einerseits läuft mein privater Trend vom
inneren Gefühl her nach oben, andererseits deuten die ganzen Trends,
die von außen bestimmt werden, eher nach unten. Alles wird deutlich
teurer, die Regelungswut greift noch mehr in unser Leben ein, als sie
es jetzt schon tut, immer mehr Leistungen für den kleinen Mann auf
der Straße werden gestrichen oder zumindest erheblich gekürzt. Wenn
man dann erst wieder in den Sog nach unten gerät, ist es mehr als
schwer, sich wieder zu fangen, geschweige denn, in einen Auftrieb zu
gelangen. Aber wer kann einem verlässlich sagen, was man tun muss,
um erst gar nicht wieder in einen Sog nach unten zu kommen? Wissen
Sie, meine Mutter hatte früher, lange ist's her, immer gesagt, im
Leben des Menschen folgen 7 gute und dann wieder 7 schlechte Jahre
und so weiter. Ich fand diesen Spruch, der ursprünglich wohl schon
von deren Vater stammte, damals irgendwie blöde und konnte den
nicht ab haben. Das hielt ich für eine dieser typischen Weisheiten, die
die Altvorderen schon seit Generationen einfach nachplappern, weil
man das bei denen immer so gesagt hat ohne jemals näher darüber
nachzudenken oder gar einen halbwegs brauchbaren Beweis dafür zu
haben. Heute sehe ich das etwas anders, aufgrund meiner gemachten
Lebenserfahrung. Ich will damit nicht sagen, dass es unbedingt genau
7 Jahre sind, die so einen Zyklus ausmachen, aber es käme sicher
einigermaßen hin. Es gibt solche Zyklen, jedenfalls in meinem Leben,
wo man sich anstrengen und winden kann, wie man will und trotzdem
geht es einfach immer weiter nach unten. Jeder Versuch, etwas
dagegen zu tun, sich dem entgegen zu stemmen, bringt überhaupt
keine Wirkung. Es ist dann, als gleite man in einem senkrechten Rohr
nach unten, welches innen mit Schmierseife an den Wänden belegt ist,
wo es nichts bringt, sich an den glatten Rohrwänden abzustützen.
Dann auf einmal beginnt die Wende und es geht nach oben und selbst
wenn man sich dabei noch einige recht heftige Patzer leistet, bei denen
man eigentlich befürchten müsste, wieder nach unten zu stürzen, geht
es trotzdem weiter nach oben, gerade so, als säße man fest auf der
Stufe einer Rolltreppe, die nach oben fährt. Nun, wenn das mit diesen
Zyklen so ist, dann bin ich ja noch ziemlich am Anfang der Zykle
nach oben und könnte von da her noch mit einigem rechnen. Dazu
traue ich mich aber nicht. Meine Erfahrungen auf der Seite nach unten
sind halt intensiver und häufiger, eher die Normalität in meinem
Leben, als solche auf der Seite nach oben. Trotzdem war und bin ich
immer ein Mensch, der selbst den Situationen auf dem Weg nach
unten immer noch positive Aspekte abgewinnen konnte und selten
daran ernsthaft verzweifelt ist. Jeder Tunnel endet mit einem Licht
und die Landschaft hinter den längsten Tunnels ist oft die schönste.
Ich hätte auf diese These noch eins drauf gesetzt und gesagt, selbst im
Dunkel des Tunnels kann man noch schöne, positive Dinge entdecken.

Ich weiß nicht, wie Sie es mit Silvesterfeuerwerk halten, aber wir
geben dafür keinen einzigen Cent aus. Ich sehe es einfach nicht ein,
dafür Geld auszugeben, dass es dann ein paar mal knallt und blitzt und
weiter hat man keinen Gegenwert für sein Geld. Vielleicht sehe ich
das auch zu nüchtern, aber Feuerwerk würde ich nur dann abbrennen,
wenn ich es geschenkt bekäme. Als ich mal die kurze Zeit in Diensten
der Stadt war, hatten wir dort die Möglichkeit kostenlos an einige
Knallkörper und Raketen zu gelangen, da hatte ich, ich glaube es
waren 4 solcher Raketen und ein paar Böller. Aber sonst finde ich das
ganze Gehabe eher unsinnig, dass dann alle Leute auf die Strasse
laufen und ihre Knaller gen Himmel schicken. Das soll nicht heißen,
dass ich ein schönes Feuerwerk nicht zu würdigen weiß, das kann
schon beeindruckend sein, aber in der Form wie da Silvester jeder
rumballert und wild seine Raketen zündet, das beeindruckt mich nicht
so besonders. Kayla sagte, dass in ihrer Heimat viel häufiger
Feuerwerke veranstaltet würden, mindestens 5 mal im Jahr zu allen
erdenklichen Anlässen. Überhaupt haben Feuerwerke im asiatischen
Raum noch mehr Tradition, als hier. Sie selbst sieht das aber auch
eher distanziert, vor allem auch wegen den damit verbundenen
Kosten. Für einen Knall auch noch Geld bezahlen, viel Geld sogar,
nein, daran mögen wir keinen Gefallen finden.

Trotzdem wünschen wir selbstverständlich, dass das Jahr 2006 ein
Jahr mit sehr viel Gesundheit, Glück und Frieden werden möge. Wenn
es sich dann auch noch finanziell gut entwickeln würde, wäre es
geradezu perfekt, auch solchen Wünschen sind wir nicht abgeneigt.
Das kann oder wird so ähnlich fast jeder Befragte sagen, wobei
zwischen diesen Dingen höchstens die Prioritätsreihenfolge etwas
unterschiedlich ausfällt.

Ein gutes 2006, bei dem nicht nur der Ritt heute nacht in dieses Jahr
gut wird, sondern lieber vor allem das ganze Jahr selbst, wünschen
Ihnen Kayla und Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Altes, neues Jahr" vom 07.01.2006

Ein frisches Hallo!

Bautz! Ehe man sich versieht ist das neue Jahr gar kein neues Jahr
mehr, sondern schon eine Woche alt. Eine Woche, in der sich wieder
viel getan hat; eine Woche, die das neue Jahr schon kräftig
beansprucht hat.
Eigentlich begonnen haben die Ereignisse bereits in den letzten
Stunden des alten Jahres. An Silvester gegen 23 Uhr ist in der
Rossbergstrasse im Stadtteil Ostheim ein junger Mann in Feierlaune
von einem Baugerüst zu Tode gestürzt. Das kam auf eine ganz
eigenartige Weise. Der angetrunkene Kerl war an einem Altbau, der
gerade saniert wird, hoch droben aufs Baugerüst geklettert, mit
genügend Alkohol in einer Tragtasche und einigen Raketen, wollte er
droben auf dem Gerüst die Stunde 0 abwarten und dort diese Raketen
zünden. Nun hatten das zwei Polizisten von unten mitbekommen und
haben den aufgefordert, sofort wieder von dem Gerüst herunter zu
kommen. Das hat der nicht gemacht, sondern die Polizisten von oben
beschimpft. So sind die Polizisten rauf, um ihn zu holen. Um den
Polizisten den Zugang zu versperren, hat er dann begonnen, einige
Verbindungsbohlen aus dem Gerüst zu lösen und diese Bohlen nach
unten zu werfen. Um diese eingehangenen Spezialbohlen zu lösen,
muss man an solchen Gerüsten aber Sicherungssplinte herausziehen,
die vorne solch eine Spitze haben, die von selbst umklappt, damit sie
nicht von selbst rausfallen können. Im Saufstress hat der Wahnsinnige
dann wohl zu viele Sicherungssplinte heraus gezogen, so dass genau
der Gerüstzwischenboden, auf dem er selbst stand nach unten
wegklappte und er in die Tiefe stürzte, wobei er sich dann gleich das
Genick brach.
Andere Verrückte versuchten im betrunkenen Zustand im Neckar zu
baden, wobei dann einer abgetrieben wurde und nicht wieder
auftauchte.

In Sachen Notebook gibt es schon einen preisgünstigen Erfolg zu
vermelden, an den ich selbst nicht geglaubt hätte. Mittwoch bin ich
damit zu dem Billigst-Gebraucht-Computerladen, wo ich neulich
meinen gebrauchten Billig-PC kaufte. Der Inhaber selbst hat sich
schon gleich während meinem Beisein die Sache angesehen und dabei
den Fehler gefunden. Es waren genau genommen 2 Fehler. Zum einen
ist der Akku verschlissen, wie wir richtig vermutet hatten, zum
anderen ist aber so eine komische Feder defekt, die im Akkuschacht
einen Kontakt zum Akku herstellt. Das heißt, die Feder selbst ist wohl
nicht defekt, sondern sie ist in die Kunststoffumrandung des
Akkufachs eingeschmolzen, weil sie beim Betrieb wohl übermäßig
warm wurde. Dadurch wurde der Kunststoff weich und die Feder ist in
diesem weichen Zeug schief eingesackt, wenn man so will. Dadurch
litt die Übertragung vom Strom des ohnehin schon angeschlagenen
Akkus noch mehr. Einen ähnlichen Fehler gab es ja auch schon mal
vor längerer Zeit an diesem Notebook, als ich es vielleicht erst 4
Monate hatte. Da war auch am Akkuhalter etwas heiß geworden, aber
das war ein anderes Teil, welches mehr wie eine Blechschiene
aussieht und den zweiten Pol des Akkus abdrückt. Nun hatte der
Fachmann gesagt, wenn ich ihm das Gerät 2 Stunden dort lasse, könne
er diesen Schaden mit eigenen Mitteln reparieren, es wären dann
allerdings keine Originalteile von Toshiba, darauf müsse er hinweisen.
So gesehen eine provisorische Reparatur, aber mit endgültiger
Wirkung. Die Reparatur sollte 75 Euro kosten, sogar einschließlich
einem neuen Noname - Billigakku. Eine Reparatur beim Toshiba-
Fachhändler wäre zwar mit Originalteilen geschehen, hätte aber nach
seiner Meinung 250 Euro gekostet, was ich ihm auch abnehme.
Zudem hätte das Gerät dann nach Düsseldorf oder Frankfurt geschickt
werden müssen und wäre mindestens 3 Wochen unterwegs gewesen.
Ich habe dann versucht noch etwas mit ihm zu handeln, weil ich ja
ursprünglich nur um die 50 Euro für eine Reparatur ausgeben wollte.
Er meinte darauf, dass 75 Euro für diese Reparatur mit
eingeschlossenem neuen Akku schon außerordentlich preiswert wäre,
normalerweise würde alleine solch ein Akku ohne Reparatur schon
mehr kosten. Wir haben uns dann schnell so geeinigt, dass er die
Reparatur einschließlich Akku für 75 Euro erledigt und ich dann noch
einen Warengutschein für spätere Einkäufe bei ihm im Wert von 10
Euro erhalten habe. Nach etwas über 2 Stunden habe ich das fertig
reparierte Notebook bei ihm abgeholt und es funktioniert wirklich
wieder tadellos. Er hat die Rückseite des Akkufachs mit einem
Kunststoffschneider ganz herausgetrennt und dort eine stabilere,
weiße Kunststoffplatte eingesetzt, auf der oben die Feder und die
Schiene für den Kontakt zum Akku nun richtig angeschraubt sind.
Früher war das alles nur in Kunststoffnasen eingelegt und diese
Rückwand viel dünner. Dass diese Kunststoffplatte weiß anstatt grau
ist, wie der Rest des Gerätegehäuses, sieht man nicht, weil sich diese
Rückwand ja im Bodenfach des Akkus befindet, auf die man nicht
schaut. Er sagte, dass dieser weiße Kunststoff auch eine Spezialsorte
sei, die temperaturbeständiger wäre und so selbst bei erneuten
Erhitzungen des Akkuanschlusses keinen Schaden nehmen würde.
Allerdings sagt er auch, dass diese Erhitzungen bei der nun stabileren
Grundplatte meist weitgehend wegfallen, da diese dadurch entstanden,
weil die originale dünne Grundplatte so nachgiebig war, dass die
daran eingeklickten Kontaktfedern und -schienen nach hinten
nachgaben, wodurch sich diese dann beim Stromverbrauch
erwärmten, weil kein sauberer Kontakt mehr möglich war oder so
ähnlich. Solche Werkstätten kann man nur empfehlen und die suchen
Sie heute wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen. Ich habe mit
dem für Computerläden sicher völlig untypischen Inhaber etwas
geplauscht und der ist um die 60 Jahre alt und hatte zuvor bis 1998 in
der Leineweberstraße im Stadtteil Möhringen einen eigenen Radio-
und Fernsehladen. Die Großkonkurrenz wie Mediamarkt & Co. haben
ihn aber kaputt gemacht, da konnte er preislich nicht mehr mithalten.
Der hatte damals noch 4 Beschäftigte und einen Lehrling, die dann
auch alle ihren Job los waren. Da er sich immer schon etwas nebenbei
mit Computern beschäftigt hatte, wäre ihm 2004 die Idee gekommen,
diesen Spezialladen für Gebraucht - PC zu eröffnen, der dann aber
mehr in einer kleinen Seitenstraße liegt. Neben den gebrauchten PC
führt er auch ein ausgesuchtes Sortiment an billigen neuen Computer-
Zurüstteilen, deren Marke zwar unbekannt ist, die aber nach seinen
Angaben die gleiche Qualität böten, wie die Teile berühmter
Hersteller. So hat er beispielsweise große Festplatten, z.B. mit 180
Gigabit von einem unbekannten Hersteller schon für 79 Euro. Wem
kleine genügen, für den hat er auch welche mit nur 60 Giga für 34
Euro. Es wäre sicher töricht gewesen, für die 75 Euro auf die
Reparatur zu verzichten, denn für diesen Preis wieder ein einwandfrei
funktionierendes Notebook, das geht dann schon in Ordnung, trotz
meiner anfänglichen Preisgrenze von 50 Euro. Vor allem wenn man
sieht, dass ja ein neuer Akku in dem Preis schon enthalten ist und wie
schön man jetzt zudem mit frisch geladenem Akku locker wieder über
3 Stunden ununterbrochen mit dem Gerät arbeiten kann.
Kayla nutzt jetzt vor allem das Notebook am meisten, während ich
vorwiegend, so auch jetzt hier, an dem gebraucht gekauften Normal-
PC arbeite. Das bietet Vorteile, denn Kayla hat jetzt mit ihrem
Gelegenheits-Arbeitgeber einen neuen Vertrag abgeschlossen, der es
für beide Seiten einfacher macht. So braucht sie bei geringem bis
mittelmäßigem Arbeitsanfall gar nicht mehr ins Büro der Firma zu
fahren, sondern kann diese Übersetzungen hier zuhause am Notebook
erledigen. So braucht sie dann nicht für oftmals 1 oder 2 Vormittage
ins Firmenbüro zu fahren, sondern erledigt diese Dinge hier, wodurch
sie nicht nur die Fahrtzeit und -kosten gespart hat, sondern auch in
ihrer Zeiteinteilung flexibler ist und darüber hinaus auch noch
schneller damit durch kommt. In gewohnter Umgebung und ohne
Störung durch Kolleginnen und Kollegen arbeitet es sich zügiger, wie
sie selbst sagt. Die gleiche Anzahl an Übersetzungen, die sie sonst in 4
Stunden schafft, schafft sie hier in knapp 3 Stunden. Nur wenn viele
Teile-Bestellungen darunter sind, dann muss sie das doch wieder vom
Büro aus machen, weil sie dazu Zugriff auf die Computeranlage der
Firma benötigt, um zu prüfen, ob die Teile überhaupt da sind und was
sie kosten. Aber das ließ sich teils so regeln, dass diese Art von
Korrespondenz von einer ihrer Vollzeit-Kolleginnen abgearbeitet
wird, die ohnehin täglich im Büro ist. Ihre Bezahlung hat sich durch
diese Vereinfachung nicht verschlechtert, was will man mehr?

Nun meldete sich ein Herr Neubert von der Entwicklungsgesellschaft,
den wir noch nicht kannten. Wissen Sie, ich hasse diese
Unübersichtlichkeit, da hat man mal den freundlichen Herrn Collmer
als Ansprechpartner, dann den ebenfalls freundlichen, aber mehr ruhig
- zurückhaltenden Herrn Oehler, der Vorgesetzter vom Collmer ist,
und nun kommt noch ein egozentrisch wirkender, herausgeputzter und
eingebildeter Herr Neubert hinzu, der wiederum noch höher in der
Hierarchie der Entwicklungsgesellschaft steht, und meint, selbst
regelnd eingreifen zu müssen. Dieser Neubert macht auf mich einen
überkandidelten Eindruck, ein Typ der sich selbst für vornehm und
wichtig hält. Solche Leute entpuppen sich meist als das Gegenteil, als
dumm, ignorant und bestenfalls stolz; wobei Stolz noch die positivste
Eigenschaft ist, die Leute dieses Schlages haben. Nun ist Stolz an sich
nach meiner Meinung auch wieder eher eine negative Eigenschaft,
nicht ohne Grund sagt man, Dummheit und Stolz sind aus einem Holz,
aber darüber kann man sicher geteilter Meinung sein. Aha, schoss es
gleich durch unsere Köpfe, es kann nur um die Abstandszahlung
gehen. Ging es auch. Er zitierte zunächst nur mit sehr energischem
Kopfschütteln das bekannte Angebot, wonach wir beide zusammen
46.000 Euro, also 23.000 Euro für jeden, erhalten würden, wenn wir
ohne weitere Ersatzansprüche das Mobilheim und den Campingplatz
dauerhaft verlassen würden. Dann redete er lange um den heißen Brei
und wiederholte schleifenhaft mehrmals, dass 46.000 Euro im
Verhältnis schon viel zu viel Geld wären und er dieses Angebot
niemals gutgeheißen hätte, dafür wären seine Kollegen im Vorstand
verantwortlich. Ich glaube mich tritt ein Pferd. Nach seiner
persönlichen Einstellung dürfe die Abstandszahlung an uns beide
kaum höher als 25.000 Euro für beide zusammen ausfallen, aber dies
sei seine persönliche Einstellung, die nicht alleine maßgebend sei. Sie
ahnen, für diesen Betrag wäre die Sache sofort völlig hinfällig. Das
haben wir dem dann auch gleich deutlich zu verstehen gegeben.
Man muss das ja bezogen auf den Zweck und die lange Zeitspanne des
mietfreien Wohnens sehen, die damit ja entschädigt werden soll. In
diesem Bezug sind selbst die 46.000 Euro zu wenig, wenn man
normale Mietkosten über einen Zeitraum von wenigstens 9 Jahren
hochrechnet. So mühten wir uns redlich, ihm das klar zu machen. Das
sah er gründlich anders. Er meinte, dass wir für das Bewohnen der
Mobilheime keine Vergleichsmiete heranziehen könnten, die dem
Bewohnen einer normalen, richtigen Wohnung in einem massiven
Haus entspräche. Nach seiner Ansicht könne man da bestenfalls einen
Mietwert von 100 Euro für uns beide zusammen pro Monat ansetzen.
Würde man den dann auf 9 Jahre hochrechnen, so käme man auf einen
Wert zwischen 10.000 und 11.000 Euro, mehr nicht. Da wäre selbst
sein angepeilter Wert von maximal 25.000 Euro schon mehr als
großzügig. Dann habe ich ihm vorgerechnet, dass für uns nur zählt,
dass wir hier hätten 9 Jahre absolut mietfrei wohnen können,
unabhängig davon, welchen tatsächlichen Wert diese Mobilheime
haben. So muss ich gegenrechnen, dass bei einer Abstandszahlung
soviel herauskommt, dass dies wenigstens den normalen Mietkosten
einer günstigen Wohnung innerhalb dieser 9 Jahre entspricht. Dank
solch weit auseinander driftender Standpunkte entstand fast schon ein
Streit. Überhaupt ist dieser Neubert ein Mensch, mit dem man sehr
leicht in Streit geraten kann, weil seine ganze widerlich-überhebliche
Art das provoziert. So gab ein Wort das andere, allerdings ohne
wirkliche Beleidigungen, aber ich war kurz davor, den Kerl aus
unserem Mobilheim zu werfen. Ich glaube, er bemerkte auch, dass es
5 vor 12 war, er wurde ruhiger, sackte etwas in sich zusammen und
wurde nachdenklich. Nach einer Weile sagte er recht leise, dass der
Herr Oehler und ein Mitglied aus dem Vorstand empfohlen hätten, das
alte Angebot wenigstens noch um 2.000 Euro aufzustocken. Er selbst
und weitere Mitglieder aus dem Vorstand seien jedoch strikt dagegen.
Trotzdem erlaube man sich nochmals eine genaue Bedenkzeit,
vielleicht ergeben sich daraus ja neue Abstimmungsergebnisse, die
unseren Wünschen näher kämen.
Wir haben dem dann nochmals klar gemacht, warum die bisherigen
Angebote zu gering sind, wir jedoch durchaus noch zu einem weiteren
Entgegenkommen bereit wären, aber nicht in dieser extremen Höhe,
da es für uns zuviel Verlust bedeute. Daraufhin verzog er missmutig
seine Mundwinkel. Er hat dann kurz überlegt, seine Mappe
zusammengelegt, ist aufgestanden und gegangen. Beim Gehen sagte
er dann noch nachdenklich, dass das in dieser Höhe nicht mehr gehe,
er es aber trotzdem bis Anfang nächster Woche noch einmal alles
durchkalkulieren und mit dem restlichen Vorstand besprechen werde
und uns dann definitiv Bescheid geben würde, ob auf den gebotenen
Betrag doch noch etwas draufgesattelt werden kann oder ob man die
ganze Sache Abschlagszahlung zu den Akten legen soll und uns eine
schöne Ersatzwohnung zur Verfügung stellt. So ging er dann mit
einem etwas ratlosen Gesichtsausdruck. Seine ganze Egozentrik war
von ihm abgefallen und nun wirkte er fast schon ein wenig hilflos.
Wir werden also erneut eine weitere Woche zuwarten müssen, bevor
endgültige Klarheit und Bewegung in die Sache kommt.
Schon am nächsten Tag zu einer Unzeit gegen 17 Uhr stand er
allerdings wieder hier auf der Matte. Einige im Vorstand hätten die
Bereitschaft zu einer mäßigen Erhöhung des gebotenen Betrages
signalisiert, wenn wir im Gegenzug dafür selbst für die Entsorgung
oder Wegschaffung unserer 3 Mobilheime sorgen. Das genaue
Angebot würde derzeit mit allen Gesellschaftsvertretern und
Finanzexperten mit spitzem Bleistift erarbeitet. Über einen Betrag
oder eine Vermutung, wie hoch der dann sein könnte, wollte er aber
partout nichts sagen. Eher im Gegenteil rührte er die Werbetrommel
dafür, dass wir anstatt dessen lieber die Stellung einer Ersatzwohnung
für 9 oder gar 15 Jahre mietfrei in Anspruch nehmen sollten. Dazu
muss man hinzuzufügen, dass das Gegenangebot mit der mietfreien
Ersatzwohnung nun so formuliert wurde, dass man sagt, wir bekämen
hier in Stuttgart für 9 Jahre eine Ersatzwohnung nach freier Wahl aus
dem bereits teilweise bekannten Pool der Gesellschaft gestellt oder für
15 Jahre wenn wir uns für eine ihrer Wohnungen außerhalb von
Stuttgart entscheiden, die sich sozusagen draußen auf dem Land
befindet. Die außerhalb liegenden Anwesen, die in Frage kämen,
liegen allesamt ungefähr 30 - 50 km von Stuttgart entfernt. Das klingt
eigentlich auch nicht schlecht, denn 15 mietfreie Jahre sind schon ein
enormer Gegenwert, wenn man das hochrechnet. Sehr zwiespältig
wirkt es, wenn man die eigenen Mobilheime noch wegschaffen
müsste. Gewiss muss man sagen, dass diese Mobilheime ja auch einen
Wert darstellen und wir so gesehen diesen damit auch noch für uns
gesichert hätten. Nur dabei bedrücken uns die Fragen, wohin damit,
wenn man noch kein geeignetes Ersatzgrundstück hat und was würde
der Abtransport als solches kosten? Kayla meinte, wenn wir das als
Auftrag an eine Transport-Firma vergeben, dann kostet das sicher
mehr, als die Entwicklungsgesellschaft noch drauflegen wird. Der
Egozentriker Neubert wird sich nächste Woche aber wieder melden
und genaueres verkünden. Er fügte noch an, dass dann das definitiv
allerletzte Angebot abgegeben würde. Sollten wir das dann nicht
annehmen, dann wird er die Sache mit den Ersatzwohnungen wieder
anwerfen und sämtliche Angebote einer Abschlagszahlung zurück
nehmen, auch die niedrigeren. Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass ich
es nicht schön fände, wenn in einer Sache, die vor allem uns etwas
abverlangt zugunsten der Entwicklungsgesellschaft, nur immer die
Entwicklungsgesellschaft die Zügel in der Hand halten will und
vorbestimmt wie alles abzulaufen hat, denn schließlich könnten wir
uns auch wie die anderen komplett verweigern und am Protest
mitmachen. Darauf meinte er nur müde, dass die mit ihrem Protest am
Schluss wesentlich schlechter als wir davon kommen werden und
vielleicht fast nichts bekommen. Wir wären somit bereits in einer weit
bevorzugten Position und könnten nun mit der Annahme dieses
Angebots das meiste von allen heraus holen. So werden wir
versuchen, in den nächsten Tagen zu klären, zu welchen Preisen man
die Mobilheime abtransportieren könnte und wo man die vielleicht
billig zwischenlagern könnte. Darüber hinaus hat Kayla noch die Idee,
parallel abzuklären, ob es vielleicht kurz entschlossene
Kaufinteressenten für solche Mobilheime gibt, die sie dann auf ihre
Rechnung abholen kämen, wenn sie die dafür von uns für ein paar
Euro bekämen. Wenn das binnen der kurzen Frist gelänge, dann
könnte man sogar aus einem vermeintlichen Aufschlag noch mehr
machen. Ein Bekannter meinte schon, das wäre vielleicht etwas
interessantes als Aufenthaltsraum oder Sportlerheim oder für ähnliche
Verwendungszwecke neben einem Dorf-Sportplatz. Doch sind wir
einmal ganz ehrlich, ich glaube inzwischen schon mehr an das
Scheitern der Sache mit der Abschlagszahlung, ich weiß nicht recht.
Ich habe ein komisches Gefühl dabei und den Eindruck, dass dieser
eigenwillige Kasperle von Neubert nur dazu angetreten ist, uns diese
Sache kaputt zu machen. Jedoch warten wir ab.

Unterdessen war ich noch mal kurz bei einem Bekannten, der nach
wie vor in unserem früheren Mietshaus wohnt. Wer geblieben ist, dem
geht es heute auf gar keinen Fall besser, im totalen Gegenteil. Die
Mieten wurden, entgegen aller anders lautender Versprechungen,
drastisch angehoben. Die Nebenkosten werden nach einem neuen
System abgerechnet, welches angeblich gerechter sei. Tatsache ist
aber, dass die Nebenkosten für den Einzelnen wesentlich höher
geworden sind, vor allem der Heizkostenanteil ist gewaltig explodiert.
Gut, optisch schöner ist es dort jetzt. Vor allem die Treppenhäuser und
Flure wurden stilistisch neu gestaltet. Hochmodern und edel, etwas
fürs Auge und nobel. In den Fluren überall echte Granit-Großfliesen,
sowohl als Bodenbelag, als wie auch an den Wänden. Die sind so
glatt, da muss man jetzt höllisch aufpassen nicht auszurutschen und
man spiegelt sich überall. Die Bad- und WC-Räume wurden sämtlich
neu gestaltet, ein neuer Estrich in jedes Bad, dann hochwertige, neue
Fliesen an Wand und Boden, wobei die Wandfliesen nun bis unter die
Decke reichen, früher gingen die nur bis zur Hälfte. Selbst die noch
intakten Toiletten, Duschen und Badewannen, die gar nicht so alt
waren und noch wie neu aussahen, wurden rausgerissen und gegen
modernere ausgewechselt. In jedem Bad und WC wurden in der
Decke Entlüftungsventilatoren eingebaut, die feuchte Badluft und den
WC - Dunst nach gemachtem Geschäft absaugen, auch neue Lampen
und selbst neue Toilettenpapierhalter wurden installiert. Auch die
Wohnräume selbst blieben dabei nicht verschont. Alle Wohnungen
erhielten ebenfalls einen gefliesten Boden, sogar im Wohnzimmer,
auch bei den Mietern, die das nicht wollten, dann gab es teure und
edel wirkende Deckenverkleidungen, neue Fenster und Rollläden.
Unnötig zu erwähnen, dass im ganzen Haus selbstverständlich auch
eine neue Heizungsanlage nach modernsten Gesichtspunkten
installiert wurde, also es wurde schon sehr viel Geld investiert, aber
das wollen die Burschen aus der Schweiz durch deutlich höhere
Mieten natürlich schnell wieder rein bekommen. Man kann sagen,
dass im letzten halben Jahr 70 % aller ehemaligen Bewohner
ausgezogen sind. Am meisten wundert es mich dabei, wie die es
geschafft haben, dass in der heutigen Zeit trotzdem fast alle
Wohnungen zu den neuen, furchtbar hohen Mieten gleich wieder
einen Mieter fanden. Es gibt in den neu gestylten Wohnungen so gut
wie keinen Leerstand. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass diese
Wohnungen zwar aus unserer Sicht schweineteuer sind, aber aus Sicht
der nun dort üblichen Klientel für solche Wohnungen eher billig sind
und diese deshalb schnell zugreifen. Man hat ja da keinen
Anhaltspunkt, weil wir praktisch in einer anderen Welt leben, als diese
Sorte von Leuten. Man bemerkt das auch sehr gut an den Autos, die
heute dort vor dem Haus stehen im Vergleich zu denen, die früher dort
standen. Früher zählte dort ein VW-Golf schon zu den gehobenen
Ausnahmen auf dem dortigen Parkstreifen, eher fand man
ausgeleierte, alte Japaner, einige vom Rost zerfressene Fiats, Renaults
oder Peugeots, dann noch einige alte Exemplare von Ford oder Opel,
die dort die letzten Jährchen ihres automobilen Daseins fristeten.
Wenn Sie heute dort vorbei kommen, stehen da solche Kisten nur
noch gelegentlich. Heute findet man viele glänzende Mercedes,
BMW, Audi und wenn sich VW, Opel, Ford und Volvo - Wagen dort
finden, dann nur die neueren Modelle. Daran sieht man schon sehr
deutlich, dass sich auch in den Wohnungen viel verändert hat und das
in einem Zeitraum von weniger als einem Jahr. Die dort in der Nähe
befindliche Gummifabrik, die damals ihre Pforten schloss, soll von
den selben Schweizer Investoren aufgekauft worden sein und bald in
sogenannte Loft-Wohnungen umgebaut werden. Das sind Wohnungen
in alten Industriebauten, die aber von Platzangebot und Ausstattung
her sehr großzügig sind und die ebenfalls reiche Leute anlocken, weil
die Mieten exorbitant hoch sind. Ich finde es ohnehin etwas
eigenartig, überall heißt es, es gehe den Leuten schlechter, aber nie
gab es so viele gehobene Wohnungen für Reiche, wie heute, während
immer mehr Wohnungen für ärmere Leute wegfallen, da die immer
mehr von solchen Geschäftemachern aufgekauft und in weitere
Wohnungen für Reiche umgebaut werden. Daraus soll einer schlau
werden.
Man muss alles auf die existierende Realität beziehen, auch wenn es
oft schwer fällt. Daher bin ich ohne jede Frage froh, dort weggezogen
zu sein. Die dortigen neuen Preise hätten uns ruiniert. Mit den meisten
der heute dort lebenden Menschen hätte ich mit Sicherheit kein
wohlsames Nebeneinander arrangieren können. Ich hasse eingebildete
Schnösel und ähnliche Leute, genau diese Sorte Mensch bewohnt die
meisten dieser Wohnungen heute aber .

Ein Wetterprophet, den man hier öfters im regionalen Radio hört,
zeigte sich heute früh in heller Aufregung, dass ungefähr in 5 bis 10
Tagen absolut seltsames Wetter über uns hereinbrechen würde. Die
Vorboten dafür sind, nach seiner Meinung, irritierte Kraniche, die in
diesen Tagen bereits in Heerscharen wieder zurück geflogen kämen,
was sonst frühestens im März passieren dürfte. Damit sei es aber nicht
getan. Diese Heerscharen von Tieren seien am Mittwoch und
Donnerstag hier gesichtet worden und wären gestern wieder genau in
entgegengesetzter Richtung zurück geflogen. Das wäre ein Zeichen
für äußerst ungewöhnliche Wetterphänomene, die für sich genommen
dann aber schwierig zu deuten wären. Die frühzeitige Rückkehr dieser
Vögel deute normalerweise auf eine enorme Warmfront hin, die
wahrscheinlich verbunden mit Stürmen über uns hereinbrechen könnte
und die auch längerfristig andaure und eine völlige Klimaverbiegung
in dieser Jahreszeit bedeuten würde. Noch mehr verwirrend sei
allerdings, dass die Vögel nur 2 Tage später wieder in
entgegengesetzte Richtung zurück flogen, denn dass deute dann eher
darauf hin, dass zwar total ungewöhnliches Wetter hereinbrechen
werde, aber wahrscheinlich mit sehr viel Schnee und Kälte. So kann
es kommen, wie es will, mit dieser Prognose hat dieser Wetterprophet
irgendwie immer recht, denn entweder kommt es warm oder kalt,
zumindest wird sich in eine dieser Richtungen etwas verändern.
Zweifellos werden sich die so genannten Umweltschützer an jede
dieser Wetterformen anhängen und mit erhobenem Zeigefinger die
Klimakatastrophe dem CO-2-Ausstoß, vor allem dem Autoverkehr
zuschieben, völlig egal, in welche Richtung das Wetter sich auch
drehen wird. Halte ich von solchen Klugscheißer - Prognosen 
eigentlich generell gar nichts, so muss auch ich Beobachtungen
beipflichten, die ich per Zufall gemacht habe. Sie wissen, dass wir
öfters hier in den reichlich vorhandenen Waldgebieten nahe Stuttgart
wandern gehen. Nicht übermäßig lange Strecken, aber spätestens
jeden zweiten Tag mal für 30 bis 90 Minuten, sofern nichts
dazwischen kommt. Nun habe ich eine besondere Vorliebe für
Wanderwege, die an Waldrändern vorbei führen, wo man also auf der
einen Seite den Wald und auf der anderen Seite Wiesen und Felder
hat. Ich weiß nicht, warum ich gerade für solche Ecken eine Vorliebe
habe, aber ich finde das reizvoller, als lange Wege mitten durch den
Wald, wo man nur ringsum von Bäumen umgeben ist. Bei diesen
Wanderungen ist mir in diesem Winter erstmals so richtig aufgefallen,
dass die Graureiher, die ja auch zur Gruppe der Kraniche zählen,
größtenteils zum Überwintern überhaupt nicht in den Süden geflogen
sind, so wie sie es sonst immer tun. Die findet man jetzt in der
Hauptwinterzeit hier mit ihren langen Hälsen auf den Feldern am
Waldrand stolzieren oder dort auch fest wie eine Gipsfigur stehend
und auf Nahrung wartend, bis vielleicht eine Maus übers Feld rast
oder im benachbarten Bach ein Fisch vorbei schwimmt, den sie sich
mit ihrem langen Schnabel einverleiben. Sonst waren diese Viecher
spätestens Ende November, eher schon im Oktober gar nicht mehr
hier im Lande und man bekam sie frühestens ab April wieder zu
Gesicht. Daraus könnte man schließen, irgendwas ist wirklich anders
an diesem Winter, nur wir wissen selbst noch nicht was. Sicherlich
kann man den jetzigen Winter in seinem bisherigen Verlauf nicht
wirklich als ungewöhnlich bezeichnen. Es hat das typische
Winterwetter gegeben, wenn auch nicht übermäßig ausgeprägt, aber
wir hatten sicherlich schon mildere Winter als diesen, wenn auch die
Zahl der härteren Winter zweifellos insgesamt betrachtet größer war,
aber der Winter ist ja auch noch nicht vorbei. Ich denke, bis Ende
März kann man da immer noch einiges erwarten und im nahen
Schwarzwald sind winterliche Nächte selbst Anfang Mai noch nichts
wirklich außergewöhnliches. Mit anderen Worten, die ganzen
Katastrophenszenarien, die von Vertretern der Grünen und des viel
zitierten BUND ständig einem um die Ohren gehauen werden, halte
ich für reichlich übertrieben und sie dienen vor allem verdeckt den
Absichten die diese Gruppierungen damit selbst im Schilde führen.
Gewiss, folgen dann immer die Beiträge über abschmelzende
Polkappen und schrumpfende Gletscher, aber ich sehe diese Dinge
nicht als wirklich tragisch an und vor allem bin ich der Meinung, dass
es überhaupt nichts daran ändern würde, wenn wir kleinen Leute nur
deswegen unser Verhalten ändern würden. In etwa dadurch, dass wir
nicht mehr Auto fahren, kaum noch heizen, keine Sprays mehr
benutzen, nur noch wenig Licht und Strom nutzen und all diese
obligatorischen Ratschläge, die in diesem Zusammenhang immer
genannt werden. Sehen Sie, wenn mir so eine grüne Politikerin
Vorhaltungen über Umweltbelastungen und dergleichen macht, die
selbst ist aber angemalt wie ein bunter Papagei voller Kosmetik, hat
die Haare rot oder grellblond gefärbt, alles pure Chemie, da ist die für
mich doch gleich völlig unglaubhaft. Die meisten Grünen sind für
mich total unglaubwürdig. Wenn die mir um Punkt 12 sagen würden,
es sei Mittag, würde ich es denen nicht abkaufen. Ich verstehe nicht,
warum so viele Leute heute auf diese Sorte von Politikern reinfallen
und dieses ganze hohle Geschwätz von denen für bare Münze
nehmen.

Soweit für die erste Woche des Jahres, mit nachdenklich-frischen
Grüßen,

Ihr

Egbert Lappenkeuler