LPK-C8

Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Möbelganoven” und “Berge und Kunst” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email "Möbelganoven" vom 03.03.2005

Hallo, einen blütenweißen Gruß!

Die Waschmaschinensache von jüngst hat doch die baldige Mitfahrt nach
Granada zerstört. Wir haben unsere Restfinanzlage nach dem Erwerb der
gebrauchten Miele-Waschmaschine noch einmal genau unter die Lupe
genommen und danach erschien es mir zu riskant, den Rest des Geldes für
diese Reise auszugeben. Man kennt das ja, wie das so ist. Auf Reisen
kommt oft etwas unerwartetes dazwischen, was zusätzlich Geld kostet und
dann hätten wir schön dumm dagestanden, weil alle Reserven aufgebraucht
gewesen wären. Trotzdem werden wir spätestens innerhalb des nächsten
halben Jahres mit diesem Busunternehmen noch nach Granada reisen, weil
es eine derartige Reise bald nochmals gibt und auch dort einige freie Plätze
übrig bleiben, wie mir vom Busveranstalter mitgeteilt wurde. Wie heißt es
so schön, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Unterdessen spendet die
immerhin 18 Jahre alte Miele-Waschmaschine Trost, da die
Waschergebnisse wirklich aller erste Sahne sind. Ich glaube solch eine
weiße Wäsche hatte ich schon 10 Jahre nicht mehr. Gestandene Hausfrauen
hier aus dem Haus, mit denen ich mich in den haushaltlichen Fähigkeiten
keineswegs messen würde, erblassten schon vor Neid, als sie das gesehen
haben. Man sieht tatsächlich den Unterschied, das ist kein Geflunker. Dazu
braucht man nur ein gewaschenes Bettlaken vom Stapel im Kleiderschrank,
der vor vielleicht einem Monat noch mit der Vorgängermaschine
gewaschen wurde, mit einem gleichartigen, welches nun mit der Miele
gewaschen wurde nebeneinander zu halten. Der Unterschied springt einem
sofort ins Auge, obwohl absolut die gleichen Waschmittel und die
entsprechenden Waschgänge gewählt wurden. Nun bin ich sicherlich kein
Korinthenkacker, der jedem Fintchen nacheifert, wie ein pflichtzerfressener
Bürokrat, aber es fällt halt auf und so freut es einen, mit der betagten Miele
eine gute Wahl getroffen zu haben. Ach ja, ein Trostpflaster für die
aufgeschobene Granadareise gibt es vielleicht noch. Der Busreisedienst
schreibt, dass es bald wieder eine billige Restmitfahrt ins Ruhrgebiet gibt.
Das Ruhrgebiet ist ja nicht unbedingt ein begehrtes Reiseziel für Leute, die
nicht aus anderen, meist beruflichen Gründen dorthin müssen, daher ist die
Vermarktung von Restplätzen dorthin unter normalen Touristen schwierig.
Aber mir haben die bisherigen Fahrten dorthin sehr gut gefallen. An zwei
Ruhrgebietsfahrten hatten wir schon teilgenommen. Ich finde, das ist eine
sehr interessante Gegend und was die Allgemeinheit nicht zu wissen
scheint, selbst viele kleinere Waldgebiete mit schönen Landschaften gibt es
dort. Ich finde die Städte, die alle wie ein Klumpen zusammenhängen, viel
interessanter. Wald gibt's überall und Anhäufungen von Bäumen sehen
sich meist recht ähnlich, aber die Städte des Ruhrgebiets sind trotz ihrer
Dichte nebeneinander recht unterschiedlich und gerade in ihrem etwas
individuell-maroden Charakter liegt für mich der Reiz. Kurz gesagt, für nur
5 Euro pro Person Tagesreise von Stuttgart ins Ruhrgebiet und zurück, ja
da staunen Sie! Abfahrt in Stuttgart morgens um 5 Uhr, zurück nachts um
23.30 Uhr wieder hier.

Hier in der Nähe hat diese Tage ein Minilädchen aufgemacht, als Ich-AG.
Dort stellt eine junge Frau Aufkleber nach Kundenwünschen her. Am
Eröffnungstag war ich dort und habe mir das angesehen. Egal, ob einfach
nur ein Aufkleber mit Beschriftungen drauf oder sogar mit komplexen
Bildern nach Fotovorlage oder mitgebrachter Fotodatei. Sie verfügt über
eine moderne Computeranlage mit einem Spezialdrucker, der gleich auf die
rohe Klebefolie drucken kann. Dann kann man noch bestimmte
Formvorlagen wählen und dieser Spezialdrucker schneidet dann den
Aufkleber in die gewünschte Form und Größe, von einfach eckig über rund
bis oval ist alles möglich. Nach dem Druck durchläuft die fertige Folie
noch ein Fixierbad, welches den Aufkleber absolut wetter- und wasserfest
macht. Es gibt dort auch einzelne Buchstaben- und Zahlenaufkleber fertig
zu kaufen, mit denen kann man dann selbst etwas zusammenstellen. Meine
Neugierde ließ dann keine Ruh und so wollte ich die Preise wissen. Die
Frau muss ja auch auf ihre Kosten kommen und ein solcher Laden wird
sicherlich nicht gerade vor Kundenansturm auseinander bersten. Ein
einfacher rechteckiger Aufkleber kostet ab 3,50 Euro, wohlgemerkt das ist
dann ein individuelles Einzelstück, ovale mit Foto oder mehrfarbig kosten
meist über 10 Euro, es gibt Mengenrabatte und kleine Serien werden dann
pro Aufkleber gerechnet schon deutlich billiger. Diese Idee finde ich sehr
gut, das Lädchen selbst ist aber sehr beengt. Die Anlagen und ihr
Arbeitstisch finden darin so gerade Platz und dahinter schließt sich ein
kleiner WC-Raum an, das wars. Die junge Frau hat mir gesagt, dass sie von
einem Monatseinkommen um die 500 Euro ausgeht, wenn sich die Sache
erst einmal eingependelt hat. Reich wird man davon sicher nicht, aber man
bleibt sein eigener Chef, das ist wichtiger, als mit dem dreifachen Gehalt
sich ständig Bevormundungen anhören zu müssen.

Kauen wir noch mal auf einem alten Thema herum, aber anders. Sie wissen
bereits, dass ich kein Freund öffentlicher Verkehrsmittel bin. Da fuhr doch
am Wochenende tatsächlich eine richtige Dampflokomotive wie in alten
Zeiten, hier auf der Bahn in Richtung Vaihingen, deren Strecke von meiner
Wohnung vielleicht 1 Kilometer entfernt liegt. Jeder konnte mitfahren, wie
ich hörte. Ich kam dort gerade zufällig vorbei, als sich mit einem hohen
Dampfturm aus breiten weißen Wolken schon von weitem die
herannahende Dampflokomotive ankündigte. Entlang der Gleise standen
sicherlich 100 Schaulustige mit schweren Fotoapparaten und
Videokameras bewaffnet. Einer von denen erzählte mir, dass diese Fahrt in
2 Stunden sogar wiederholt würde und man könne ab dem Hauptbahnhof,
besser gesagt ab der Hauptbahnhofsbaustelle, Karten lösen und mitfahren.
Das hätte mich dann vielleicht doch interessiert, der Duft dieser
Dampflokomotive ließ alte Kindheitserinnerungen aufkommen. Schnell
wurde ich jedoch in die Jetztzeit zurück geholt, als dieser Fotograf mir
sagte, dass man Karten "schon ab" 25 Euro bekommen würde. So glaubte
ich, die fahren sehr weit, aber der Fotograf sagte, dass es nur über
Vaihingen bis Böblingen und dann wieder zurück gehe. Was!? Dafür 25
Euro, 2 Klasse, für eine einzige Person? Als der Fotograf mein Entsetzen
über diesen Preis feststellte, verstand er die Welt nicht mehr und meinte
auch noch, das wäre ein sehr günstiger Preis für eine solche Dampffahrt.
Der hat doch wohl einen Zacken aus der Krone. 25 Euro, dafür fahre ich
mindestens einen halben Monat lang mit meinem Suzuki und nicht nur bis
Böblingen. Trotzdem habe ich die Vorbeifahrt des Zuges abgewartet, das
Zuschauen ist ja (noch) kostenlos und ich habe mich gewundert, dass trotz
des unverschämten Preises dieser Zug brechend voll schien. Aus allen
Fenstern ragten Köpfe johlender Leute, was wiederum diesen Fotografen
sehr ärgerte, weil er sagte, dass dies die ganze Fotostimmung zerstören
würde. Teils enttäuscht, teils erfreut über die gesparten 25 Euro, ging ich
bestärkt in meinem Glauben, dass der öffentliche Nahverkehr kalter Kaffee
ist, nach Hause.

Mögen Sie gerne Weihnachtsgebäck und sonstige Weihnachtssüßigkeiten?
Falls ja, dann hat ein Sonderposten-Supermarkt hier derzeit ein
reichhaltiges und billiges Angebot für Sie und alle Liebhaber solcher
Naschwaren. Ich stöberte dort etwas herum. Ein Viertel der ganzen
Verkaufsfläche im Laden ist derzeit mit derartigen Weihnachtssüßwaren
ausgefüllt. Wohl Überreste, die sich nicht mehr zeitig zu Weihnachten
verkaufen ließen und die nun, wo wir schon März haben, zu einem
Bruchteil ihres früheren Preises verhökert werden. Ich habe mir eine
Packung Dominosteine gekauft, die kostete nur 20 Cent. Ein großer Beutel
Butterspekulatius war ebenfalls für  20 Cent zu haben und der alte Preis
von 2,59 Euro heftete noch dran. Besonders lecker war aber Nugat-
Baumbehang, wovon die Tüte mit 8 Gebilden, die ähnlich wie
Tannenzapfen geformt sind, für 30 Cent zu haben war, des weiteren
ähnliche Dinge in Tonnenform, die sogenannte Knickebein-Füllungen
enthielten, das ist so eine Art Eierlikör mit Fruchtgeschmack. Auf
Süßigkeiten lege ich nicht den allergrößten Wert, aber gelegentlich so
etwas dazwischen ist dann doch lecker. Kayla ist, ebenso wie ich,
besonders von allen Dingen angetan, die nach Nugat schmecken, daran
könnte sie sich einen Buckel essen, wie man so sagt. Sie kann das getrost,
denn bei ihr setzt das Zeug nicht an und bildet keine Fettpolster, solche
Figursorgen kennt sie gar nicht, egal wie viel sie davon isst. Nun sind
weihnachtlich schmeckende Sachen jetzt vielleicht fehl am Platze oder
wenigstens ungewöhnlich, aber das Haltbarkeitsdatum dieser Zuckerwaren
und Gebäcksorten liegt zwischen Ende März und Mai, also sogar noch im
grünen Bereich.

Ein sehr seltsamer Stau bildete sich neulich in der Geisseich - Straße. Dort
wo es in Richtung Gallenklinge - Birkenkopf geht. Der Birkenkopf das ist
ein Berg mit Aussichtspunkt hier im Südwesten von Stuttgart. Daneben
stauten sich die Fahrzeuge bis vorbei am Zamenhofgelände, wo dieses
kleine Industriegebiet ist, wo sich der Betriebshof befindet, von dem ich
seinerzeit zu meinen städtischen Diensten antreten musste. Sogar noch bis
oben an der mehrspurigen Abzweigung in Richtung Botnang und
Kräherwald standen die Fahrzeuge und nichts bewegte sich. Der Grund für
den Stau war für heutige Zeiten schier unglaublich und ungewöhnlich.
Weiter im Süden, ungefähr dort, wo die große Abzweigung auf die
Rotenwald-Straße ist, war das Zugpferd einer Kutsche tot
zusammengebrochen und lag halb in seinem Kutschengeschirr hängend
quer über die Straße. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben zuvor
noch nie gesehen. Ein seltsames Bild des Elends. Die Frau, die die
Kutsche gesteuert hatte, war tränenaufgelöst und irrte planlos um die Stelle
des Geschehens herum. Ein Rettungswagen kam und kümmerte sich um
die Frau. Eine große Frage beschäftigte die inzwischen eingetroffene
Polizei, wer ist für das verendete Pferd zuständig? Beim Auto wäre es ja
einfach gewesen, Abschleppdienst rufen und fertig, aber einen
Abschleppdienst für Pferde gibt's ja wohl nicht. Jedenfalls bildete sich
dann noch ein ziemlicher Auflauf. Obwohl das schon mehr außerhalb liegt,
trafen binnen kurzer Zeit viele Schaulustige ein und steuerten ihre klugen
Ratschläge bei, wobei auch öfters das Wort Pferdemetzger fiel, was die
irrende Frau noch mehr in Tränen trieb, bis dass diese dann im
Rettungswagen weggefahren wurde, obwohl sie keine äußerlichen
Verletzungen davongetragen hatte. Vermutlich hätte ein Pferdemetzger an
dem bereits toten Tier auch nicht mehr viel Freude gehabt. Nun war ich
nicht direkt zugegen, als das Tier seinen Geist aufgab, sondern passierte
diese Stelle einen kurzen Moment später mit meinem Suzuki, als noch ein
wenig Bewegung im Straßenverkehr war. Ob es an Überlastung,
Altersschwäche oder einer Art pferdischen Herzinfarktes verendet ist, weiß
ich nicht, aber einen Unfall kann ich ausschließen, es muss schon
krankheitsbedingt oder auf ähnliche Weise gekommen sein, denn von sehr
weitem sah ich, wie diese Kutsche noch langsam fuhr, schlagartig stehen
blieb und dann das Pferd vorne quer in sein Zaumgeschirr fiel, wobei die
Kutsche einen wippenden Ruck machte und sogar einen Moment lang
umzustürzen drohte. Das konnte ich aber alles nur aus einer darauf zu
bewegenden Distanz von schätzungsweise 100 Metern sehen. Es lag
eindeutig nur am Pferd. Wer sich hier nicht gut auskennt, der stand danach
wie festgemauert in diesem Stau und Sie können sich vorstellen, dass es
andauert, bevor die Polizei geklärt hat, wer fürs Abholen verendeter Pferde
zuständig ist und die Kutsche selbst musste ja auch noch weggeschafft
werden. Aber letztere hätte man nach Entfernung des toten Tieres
sicherlich mit einigen Leuten an den Straßenrand schieben können, damit
die Autos wieder weiterfahren konnten. Mir war es zu dumm, dort weiter
auf nichts zu warten und ich kenne einen für den Verkehr eigentlich
gesperrten Waldweg, der führt rechts ab und wenn man dann nach 1
Kilometer nochmals in einen anderen Waldweg nach rechts abbiegt,
gelangt man automatisch in das Zamenhof - Industriegebiet und dort in die
Straße mit dem sinnigen Namen Unter dem Birkenkopf. Befährt man die
dann bis zur Zamenhofstraße, dann kommt man oben auf die Herderstraße
und von dort über ein paar innerstädtische Kleinstraßen wieder in das
Wohngebiet, wo ich wohne. Also bin ich munter über diese Waldpiste
gefahren, man darf das natürlich eigentlich nicht, aber dies war ein
Sonderfall und ich hoffte auf mein Glück, dass die Polizei anderswo genug
zu tun hat, als hier solche Lappalien zu kontrollieren. Polizei kam dann
auch keine, nur ein eingebildeter Waldläufer zeigte mir einen Vogel und
schimpfte. Ich hab dann frech neben dem gehalten und ihm gesagt, er solle
nicht so bösartig sein, ich hätte im Auftrag des Betriebshofs
Zamenhofstraße dort etwas zu kontrollieren. Dann meinte der nur "Ach so.
Ich dachte sie wären einer von denen, die das als Abkürzung benutzen."
Man weiß ja nie, heute gibt es so viele Wichtigtuer, die den ganzen lieben
langen Tag nichts anderes zu tun haben, als sich mit solchen Dingen
aufzublasen und vielleicht hätte der mich sonst noch angezeigt.

Setzen Sie sich niemals in einem Möbelgeschäft auf einen gefederten
Stuhl! Kayla hatte am Samstag die Idee, einen kurzen Bummel durch ein
Möbelgeschäft zu machen, ganz ohne jede Kaufabsicht. Das ist irgendwie
auch eine Art der Unterhaltung. Also machten wir das. Wir schlendern so
daher und Kayla stieß auf einen gefederten Bürodrehstuhl, der ihr
besonders wegen seines tiefblauen Polsters gut gefiel. Dazu muss man
wissen, dass Kayla die Farben blau und gelb regelrecht anhimmelt. Gekauft
hätten wir den Stuhl nie, alleine schon wegen des mit 279 Euro
unverschämten Preises, aber Kayla ließ sich dann auf diesen Stuhl fallen.
Soweit so gut, der Stuhl federte schön nach, aber dann kam Kayla auf die
Idee, sich gegen die federnde Rückenlehne zurückzulehnen, was diese
damit quittierte, dass sie unter einem lauten Knarrgeräusch abbrach und
herunterfiel. Kayla fiel gleich mit, weil sie schon ihr Körpergewicht so weit
nach hinten verlagert hatte. Nun ist Kayla alles andere als ein
Schwergewicht und wenn ein Stuhl das Leichtgewicht Kayla nicht aushält,
was soll erst passieren, wenn sich gar ein dicker Mensch darauf gesetzt
hätte? Ein Herr aus der Abteilung hatte das mitgekriegt und eilte
schimpfend herbei. Kayla habe das Möbelstück mutwillig zerstört, brauste
er auf. Ich bin ein friedliebender und meist ruhiger und gelassener Mensch,
aber wenn man auf eine solche Tour kommt, dann platze ich. Der
Blödsack, wenn seine Müllstühle noch nicht einmal ein Fliegengewicht wie
Kayla aushalten, die vielleicht im Gewicht trotz ihrer 24 Jahre eher einer
14jährigen entspricht, weil sie so schlank gebaut ist, dann soll er aber
kleine Brötchen backen und froh sein, wenn wir ihn nicht noch auf
Schmerzensgeld verklagen. Gut, Kayla hats mehr sportlich genommen und
sich nicht verletzt. Sie war schneller wieder aufgesprungen, als sie
umstürzte, aber durch die widerliche Reaktion des Möbelspinners, habe ich
auch entsprechend reagiert. Ich habe dem im Laden derart lautstark die
Meinung in die Ohren gebrüllt, dass er im Gesicht weiß wie eine frisch
gekalkte Wand wurde. Das lenkte dann auch die Aufmerksamkeit von
anderen Kunden auf uns, die sich teils schon als Zuschauer gruppierten.
Des weiteren kam ein anderer Verkäufer herangeeilt und versuchte zu
schlichten, worauf ich mich dann auch einließ. Der erste brauste dann aber
erneut auf und bezichtigte Kayla, diesen Stuhl zerstört zu haben. So brauste
ich auch erneut auf und ich weiß gar nicht mehr genau, was ich dem alles
Schönes an den Kopf geworfen habe. Ein dritter Möbelverkäufer eilte
herbei und bezeichnete sich als Filialleiter. Ohne die Sachlage überhaupt zu
prüfen oder sich erklären zu lassen, sprach er ein Laden- und Hausverbot
für uns aus und wir sollten umgehend den Laden verlassen, sonst würde er
die Polizei rufen. Er schrie dann, in meiner Filiale brüllt nur einer und das
bin ich! Kayla sagte dann zu mir, dass es wohl besser ist, diesen
scheußlichen Laden zu verlassen. Die Lage wäre ohnehin schwierig
geworden, wie sollte man einer möglicherweise gerufenen Polizei erklären,
dass man eigentlich selbst der bzw. die Geschädigte ist? Hausrecht hatte
der Arschkopf von Filialleiter sicherlich ohnehin, also gingen wir zunächst
kommentarlos. Wie Sie mich inzwischen sicher kennen, können Sie sich
vorstellen, dass die Sache damit für mich und Kayla noch längst nicht
erledigt war. In diesem Punkt sind Kayla und ich sich ziemlich ähnlich.
Wir reagieren auf solche Dinge schelmisch und meist nachträglich. Zuerst
sind wir nach Hause gefahren. Dann haben wir überlegt und ich hatte einen
grandiosen Einfall. Mit anderer Kleidung und einigen Utensilien habe ich
mich stark verkleidet und mir ein Fläschchen Füllertinte in die Tasche
gesteckt. Von Füllertinte habe ich sicherlich 100 Fläschchen zu Hause
stehen, die waren alle noch in einem Paket, welches ich aus einer
Geschäftsauflösung vor Wochen kostenlos mitnehmen konnte. Blaue,
schwarze, rote und sogar grüne ist darunter. Ich hatte aber schwarze
mitgenommen. Die Verkleidung war perfekt. Wissen Sie, ich trage
normalerweise niemals Hüte und auch keine Brille, habe aber zu Hause
etliche Hüte zur Auswahl auf dem Kleiderschrank liegen. Auch unzählige
Sonnenbrillen besitze ich. Kayla hat hohe Schminkkünste obwohl sie sich
selbst, wenn überhaupt, bestenfalls nur sehr dezent schminkt, eher gar
nicht. Dieses Können rührt daher, weil sie in ihrer Jugend mal in ihrer
Heimat an einem Hobby-Provinztheater fürs Schminken zuständig war. So
hat sie mit hoher Kunst mein ganzes Gesicht auf braungebrannt getrimmt,
wie frisch aus dem Südseeurlaub, dann noch aufgemalte Bartstoppeln, die
wie echt aussahen. Normalerweise hasse ich kaum etwas mehr, als
unrasiert herumzulaufen. Einen Tag, an dem ich mich nicht morgens zeitig
rasiert habe, ist für mich versaut, da fühle ich mich nicht wohl, weil mir
etwas fehlt. Und braungebrannt bin ich auch nie. Dann noch eine Magnum-
Sonnenbrille aufgesetzt, einen nobelgrauen Breitkrempenhut, sehr elegant,
aber unter normalen Umständen wirklich nichts für mich, und als
Abschluss meinen dunkelblauen Lodenmantel, den ich eigentlich nie trage,
außer auf Beerdigungen. So ausstaffiert besuchte ich den Laden erneut. Ich
bin fest an den gleichen Blöd - Verkäufern und dem Filialleiter - Wicht
vorbeimarschiert, die haben mich nicht erkannt und der Filialleiter grüßte
sogar noch schleimig-freundlich, weil er in mir so einen zahlungskräftigen
Kunden sah. Sie wissen ja, Kleider machen Leute, leider, wie ich zu sagen
pflege. Ein gut verpackter Hohlkörper zählt in diesem Land mehr, als ein
normal gekleideter Einstein. Ursprünglich hatte ich vor, in der
Büromöbelabteilung einen dieser Fallstühle mit Tinte im Polster
unansehnlich zu machen, aber während meines verkleideten Rundgangs
änderte ich meinen Plan, weil ich zufällig mitbekam, wo der Filialleiter und
dieser erste Brüllverkäufer ihr Büro hatten. Ein kleinerer Raum zwischen
den Ausstellungsmöbeln mit einem breiten Fenster zum Laden. Die Tür
stand weit offen, darin sah ich später die beiden Erzgauner sitzen. So
schlenderte ich weiter durch den Laden und hielt dieses Büro ständig im
Auge. Fast eine halbe Stunde später, waren beide miesen Drecksäcke in
intensive Kundengespräche verwickelt, die auch weit weg vom Büro
stattfanden. So huschte ich schnell ins Büro und ergoss die Tinte über
deren gepolsterte Stühle, auch noch über etliche Akten und den Rest der
Tinte ließ ich von oben in einen Computerdrucker laufen, der dort
herumstand. Dann schraubte ich gelassen das Tintenfläschchen wieder zu,
wickelte es in ein mitgebrachtes Papier von der Küchenrolle, steckte es in
meine Manteltasche und bin gemütlich wieder aus dem Laden gegangen.
Die ganze Aktion im Büro dauerte nicht länger, als vielleicht 10 oder 15
Sekunden. Schade ist nur, dass ich so nicht mitbekommen konnte, wie
diese Blödwichser nachher ganz gewiss explodiert sind, als sie in ihr Büro
zurück gekommen sind. Vielleicht werden Sie sagen, so etwas kann man
nicht machen, das wäre doch schon fast ein krimineller Akt. Das sehe ich
jedoch überhaupt nicht so, ich betrachte es eher als einen Akt der
Chancengleichheit. Wäre die Reaktion dieser Leute auf den Fall von Kayla
eine halbwegs normale gewesen, wäre ich niemals im Leben auf eine
derartige Idee gekommen. Einige Bekannte werfen mir durchaus öfters vor,
einen Hang zur Selbstjustiz durch die Hintertür zu haben, wie es mal einer
von denen so schön formulierte. Was wäre uns kleinen Würschtles denn
überhaupt möglich gewesen, wenn diese 3 Geschäftstrottel beim offiziellen
Gang der Dinge auf ihrer Meinung bestehen geblieben wären, dass Kayla
den Bürostuhl zerstört hätte und ihren Sturz damit selbst zu verantworten
habe? Die hätten doch in jedem Fall Recht bekommen. Für die Richter
wäre das Urteil doch von Anbeginn an klar gewesen, da kommt so ein
AlG-2-Empfänger und seine Tussi und will sich hier gegen angesehene
Geschäftsleute behaupten. Der Richter hätte doch gar keine Sekunde über
den wirklich Fall, was es ja im wahrsten Sinne des Wortes war,
nachgedacht. Wir hätten wie die begossenen Pudel dagestanden und blöd
aus der Wäsche geguckt und neben den immensen Gerichtskosten diesen
Möbelarschlöchern auch noch einen neuen Stuhl bezahlen müssen. So aber
hat aus unserer Sicht die Gerechtigkeit ihr Ziel gefunden und das zugleich
für Außenstehende und uns noch mit einem belustigenden Nebenaspekt. In
solchen Fällen rohe, harte Gewalt gegen Menschen anwenden, das wäre
nicht mein Ding, aber solche Scherze sind nach Kaylas und meiner
Auffassung das passende Mittel, um zu reagieren. Zweifelsohne hätte ich
schön blöd dagestanden, wenn ich bei der Aktion aufgefallen wäre, darüber
bin ich mir im Klaren und habe mich deswegen vor jedem Schritt mehrfach
vergewissert, dass von den Säcken keiner im Umfeld ist und die eigene
Sicherheit mit Vorrang bedient wird.

Geld ist das, was wir nicht haben, murmelte neulich ein Sohi im
Schwabenzentrum ständig, wie eine alte hängen gebliebene Schallplatte,
vor sich her. Ich hatte einige Formulare abzugeben und dieser Mensch war
vor mir an der Reihe. Dann traf er auf einen Bekannten, der den
Behördenflur durchschritt und die beiden schwelgten dann lautstark in
alten Zeiten. Dabei zitierte der immer die Jahre 1964 und 1965, wo er
angeblich nicht nüchtern geworden wäre, weil jeden Tag Besäufnisse in
seiner Stammkneipe angesagt gewesen wären und er zu dieser Zeit noch
Mitglied in einem als zwielichtig bekannten Club gewesen sei. Nun, ganz
nüchtern schien der auch jetzt nicht zu sein, denn er lallte etwas und hatte
sichtlich Mühe, bestimmte Worte in der richtigen Reihenfolge
auszusprechen. Der andere bestätigte seine Ausführungen dann immer mit
der lautstarken Bemerkung: "Jaja, das waren noch Zeiten! Da waren wir
die Herren und heute sind wir nur noch die Arschlöcher." Wenn Sie diese
beiden Gestalten gesehen hätten, dann hätten Sie bestenfalls geglaubt, dass
die immer die Arschlöcher waren oder dass es in die Jahre gekommene
Clochards sind, die ihr Altersdasein nun in halbwegs staatlich gelenkte
Bahnen umgewidmet haben, aber niemals, dass diese Typen jemals Herren
gewesen wären. Ich habe da ein differenziertes Verhältnis. Ich habe nichts
gegen Clochards, manche sehen Leute wie mich ja sogar nahezu auf einer
Stufe mit solchen Leuten, während ich da doch ganz gewaltige
Unterschiede sehe. Ich habe einen festen Wohnsitz, wohne und lebe
eigentlich wie ein ganz normaler 0815-Mitbürger und will auch gar nichts
anderes. Auf der Straße könnte ich nicht leben, dem Suff könnte ich nicht
frönen. Auch sind die Gründe, die zur heutigen Situation führten bei mir
fester gefügt und ich mache in erster Linie meine langjährige Krankheit
dafür verantwortlich, dass ich wirtschaftlich auf dem Stand der
Bedeutungslosigkeit angekommen bin, wogegen bei Clochards, Bettlern
und Landstreichern in erster Linie ihre eigene Entscheidung dafür
verantwortlich ist.

Die Pleitewelle grassiert und wütet weiter. Wieder habe ich meinem
Bekannten bei einer ähnlichen Aktion geholfen, wie neulich. Ein Tante-
Emma-Laden war es diesmal, der nach einer Tradition von 68 Jahren zu
enträumen war. Der konnte sich noch bis in unsere Zeit retten, dann ist der
Inhaber über Nacht gestorben. Tags zuvor hatte er noch mit seinen 76
Jahren wie immer zuverlässig im Laden gestanden und seine spärliche
Stammkundschaft bedient, war dann einfach morgens nicht mehr wach
geworden. Man weiß ja nichts genaueres, aber wenn man das hört, dann
denkt man, eigentlich ein schöner Tod, einfach abends einschlafen und
ohne Leiden einfach nicht mehr wach zu werden. Aber wer weiß? Da es
keine Beschäftigte in dem Laden gab, alles machte der alte Herr noch
alleine, blieb der Laden zu. Sein Tod fiel wenigstens sofort auf, weil einige
Lieferanten morgens ihre Waren nicht wie gewohnt los wurden und die
Nachbarschaft verständigten. Nun muss man dazu sagen, dass wir nicht
gleich am Folgetag dort auf der Matte standen, dazwischen lagen schon
einige Wochen. Der Ladeninhaber war zugleich auch der Hausbesitzer und
die künftigen Erben wollten nur eines, so schnell wie möglich Geld. Laden
und Haus verkaufen und das besser gestern als heute. Mein Bekannter
bekam den Auftrag den Laden zu entrümpeln, leer zu räumen. In der
Zwischenzeit, es waren seit dem Tod vielleicht 8 Wochen vergangen und
Sie können sich vorstellen, dass manche Lebensmittel solche Lagerzeiten
nicht gut überstehen. Die geldgierigen Erben hatten es noch nicht einmal
für nötig befunden, den Laden nach dem Tod einmal zu Kontrollzwecken
zu betreten. So schimmelte etliches vor sich hin und trotz weiterlaufender
Kühlung sah es nicht wirklich lecker dort aus. Wir haben binnen 10
Stunden Arbeit dort unbeschreibliche Mengen stinkendes Zeug rausgeholt,
und besondere Leistungen verlangen auch einen besonderen Preis, das
hatte mein Bekannter den Erben schon gesagt. So fuhren wir mit dieser
Arbeit ungefähr das Vierfache des Üblichen an Entlohnung ein. Sie kennen
sicherlich diese eingeschweißten Kraft - Scheibletten - Käsesorten, die sind
ja absolut hermetisch verschlossen und davon habe ich nun etwa 40
Packungen bei mir im Kühlschrank liegen. Die hatten alle noch
Haltbarkeitsdaten bis Juni, Juli und August diesen Jahres und da sie
hermetisch verschlossen sind, kann ja nichts schlechtes dran gekommen
sein. Auch lagen sie sogar gekühlt, obwohl das bei diesen Sorten nicht
zwingend erforderlich ist. Die waren zu schade zum Wegwerfen. Es fielen
selbstverständlich auch noch viele andere Sachen an. So haben wir uns
untereinander den Gesamtbestand an Schokolade aufgeteilt. Die hält ja
auch lange und ist nach 8 Wochen herumliegen im Laden davon nicht
schlecht geworden. So habe ich jetzt 17 Tafeln feinster Milka-Schokolade
bei mir auf Vorrat liegen, außerdem noch ungefähr 11 Tafeln Stollwerck-
Schokolade, rund 20 Tafeln anderer Marken und etliche Beutel mit solchen
schokoglasierten Erdnüssen. Damit haben wir für einige Weile reichlich, da
wir eigentlich solche Sachen nur sehr gelegentlich essen. Suchard - Milka-
Schokolade hatte ich bestimmt schon Jahre nicht mehr gekauft, die ist mir
einfach zu teuer, wenngleich es geschmacklich nach meiner Meinung die
beste Schokolade ist, die es gibt. Besonders Nugat - oder nugatähnliche
Sorten, wie z.B. Noisette, haben es mir angetan, wenn ich denn mal zur
Schoko greife. Wir haben den Laden zu Viert entrümpelt und der
Berninger, einer der Helfer, der hat mir noch eine Tüte grüngelbe Zitronen-
Zucker-Gummiringe aufgedrängt. Ich sage Ihnen, das Zeug ist so sauer, es
zieht einem die Luftröhre zu und man läuft herum, als hätte einem jemand
beide Backen aneinandergetackert. Ich habe die Dinger sofort in den
nächsten Mülleimer geworfen. Wie man sich so etwas nur kaufen kann. Ich
glaube, der Biss in eine frische Zitrone ist weniger sauer, als diese
Gummiringe.

Von mir wird manchmal gerne über öffentliche Verkehrsmittel und die
Bahn hergezogen. Nun kann ich sogar über den Güterverkehr
entsprechende Negativäußerungen beisteuern, die allerdings zugegebener
Maßen nicht von mir stammen, weil ich den Güterverkehr der Bahn ja
nicht in Anspruch nehme. Bei einer Firma half ich meinem Bekannten, wo
wir auch die Umzüge und Entrümpelungen mit machen, einige Büromöbel
abzuholen und zu einer Außenstelle des gleichen Unternehmens nach
Backnang zu fahren. Dabei belauschte ich zwangsweise ein Gespräch
zwischen einer Dame, die dort für das Transportwesen zuständig ist, mit
einem Herrn mit Aktentasche, der im Büro am Tresen stand. Der Herr
fragte, ob sie denn nicht einen Teil der Waren per Bahnfracht verschicken
könne. Die Dame grinste daraufhin nur breit und erwiderte: "Niemals,
alleine schon wegen der Terminunzuverlässigkeit. Die Bahn schafft es
doch sogar, dass selbst Kunstblumen auf dem Transport verwelken, weil es
so lange dauert." Es muss da bezüglich der Einhaltung von Terminen sehr
schlechte Erfahrungen gegeben haben.

Gerne würde ich Ihnen hier noch viele weitere Erlebnisse breit treten,
jedoch steht Kayla gerade im Hintergrund und drängt. Wir wollten so lange
es noch ein wenig hell ist, noch einen kleinen Spaziergang im
naheliegenden Kräherwald machen. Dunkel ist es jetzt schnell, denn wir
haben ja schon halb 6 am Nachmittag.

Ihr

Egbert Lappenkeuler
 


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email "Berge und Kunst" vom 07.03.2005

Hallo eingewechselte Grüße.

Bei meinem Notebook mit der Netzstromversorgung das hat auch weitere
Vorteile, wie ich jetzt erst erkannte. Selbst wenn der Akkusatz im Gerät
einwandfrei arbeitet, ist der Bildschirm mit zusätzlichem Ladenetzgerät
heller und deutlicher lesbar. Diese Möglichkeiten hatte ich bislang deshalb
außer Acht gelassen, weil sie in einem separaten kleinen Handbüchlein
beschrieben sind, welches sich nur mit der Energieversorgung und einem
Energysafty-Stromsparsystem des Gerätes befasst. Zu meiner Schande
muss ich eingestehen, es nicht gelesen zu haben. Ich dachte, das ist nur
Beiwerk und hat mit der Gerätebedienung nichts mehr zu tun. Sie ahnen,
wenn man solch ein Gerät neu bekommt, hat man einen überquellenden
Tatendrang und will zwar nichts falsch machen, liest das eigentliche
Handbuch, aber die anderen Heftchen, die noch daneben liegen, hat man
nur mit einem fahlen Blick registriert, aber nicht gelesen. Später, als dann
Zeit zum Lesen gewesen wäre, hat man nicht mehr daran gedacht. Dort
steht auch, dass das Notebook so konstruiert ist, dass die Anzeige bei
Versorgung über das Netzladegerät besser und mit mehr Leistung arbeitet,
wogegen die etwas minimierte Leistung beim Nur-Akkubetrieb der
Lebensdauer der Akkuladung zugute kommt, aber dafür geringe Abstriche
in der Bildqualität erzwingt. Das kann man auch abschalten, eben in dieser
komischen Energysafty-Funktion, dann ist die Bildqualität mit Akkus
genauso gut, wie mit Netzladegerät, aber dafür ist der Akkusatz dann
ungefähr eine Stunde früher leer, wenn man von Dauerbetrieb ausgeht.
Eine Stunde ist unterwegs viel Zeit, wenn man keinen Starkstrom zur Hand
hat. Es gibt sogar teures Zubehör, mit Sonnenzellen, womit man den
Akkusatz bei Nichtbenutzung auch ohne Steckdose aufladen kann. Da
haben sich die Herstellerleute etwas einfallen lassen. Diese
Sonnenenergietankstelle kommt für mich nicht in Frage, weil sie heftige
198 Euro kostet und das sei noch ein Sonderangebot, welches nur für
Besitzer dieses Notebooks gelte, die sich spontan für eine Bestellung im
ersten halben Jahr nach dem Kauf des Notebooks entschließen. Alle
Anderen müssen sogar 268 Euro dafür ausgeben. Sicher hatte ich viel
Glück, dass durch die Hitzeentwicklung das Gerät selbst nicht zerstört
worden ist, das sagte auch schon der Herr in dem Fachgeschäft.

Es ist sehr schade, dass der Herr Kishon gestorben ist und nun keine
schönen neuen Sachen mehr schreibt. Es soll aber noch vieles von ihm
geben, was mir unbekannt ist. Vermutlich wird, jetzt angeworfen durch
seinen Tod, in absehbarer Zeit noch vieles veröffentlicht, damit die Verlage
auch wirtschaftlich an seinem Tod etwas verdienen. Ich habe den immer
sehr geschätzt und war schon recht traurig, als ich die Nachricht von
seinem Tod hörte.

Die Schweiz als Heimatland, na ja, ich kenne die Schweiz relativ gut und
besuche sie gerne, früher oft, heute aus Finanzgründen kaum noch. Ich
habe selbst eine zeitlang in Liechtenstein gewohnt, aus
Gesundheitsgründen, weil dort eine Fachklinik ist, in der ich lange
behandelt wurde. Von dort konnte man ja in die Schweiz fallen, wie man
dort sagte. Also zu Besuch ja, aber wohnen möchte ich dort nicht. Es tut
mir leid, ich kann die Gründe dafür gar nicht richtig beschreiben und in
Worte fassen, aber dort ist mir alles zu clean, wie man neudeutsch so sagt
oder das ist auch eigentlich falsch, weil es nur einen cleanen Anschein
erweckt, es aber nicht wirklich ist. Es ist ein Puppenland, bei dem man nie
so richtig sieht, wer gerade die Fäden der Puppen wirklich zieht, aber alle
tanzen danach, so würde ich das mal beschreiben. Nein, das ist nichts für
mich. Ich glaube, das bemerkt man aber erst, wenn man länger mal dort
war oder bestimmte Einblicke hat. Von außen sieht dort immer alles so
schön heile aus und dann noch die reizvolle Landschaft dazu, das schafft
sozusagen positive Vorurteile, die sich dann später oft als nicht haltbar
erweisen. Schöne Landschaft ist bei weitem nicht alles und auf Dauer nützt
sie einem wenig, wie man dann erkennen muss.

Manche Leute haben Furcht vor Bahnbediensteten, die Leute aus den
heiligen Hallen der Bahnhöfe vertreiben. Vor einiger Zeit brüstete sich ein
Bahnsprecher im BW - Fernsehen damit, dass es eines der Ziele mit
oberster Priorität sei, die Bahnhöfe künftig von Leuten freizuhalten, die
dort nicht zum aktuellen Reisen verweilen. Es gebe viele, die die
Bahnhofsgebäude als kostenloses Hotel ansehen oder sich nur so zum
Zeitvertreib dort aufhalten. Etwas anderes sei es, wenn es sich dabei um
Leute handle, die in den Geschäften dort einkaufen oder vielleicht die
gastronomischen Angebote nutzen. Mit anderen Worten, wer keinen
wirtschaftlichen Nutzen bringt, fliegt raus. Ich finde allerdings, die Bahn
entfernt sich immer mehr von ihrem eigentlichen Zweck und will auf 100
Hochzeiten zugleich tanzen, von jedem Kuchen ein Stück abhaben, aber
dabei verliert sie immer mehr die Reisenden, das Reisen und die damit
direkt verbundenen Aufgaben aus den Augen. Voller Stolz berichtete man
neulich auch, dass die meisten Vorortbahnhöfe im Großraum Stuttgart
dank der Aktion "Sauberer Bahnhof" nun weitgehend frei von
Obdachlosen wären. Wobei dieser Oberbegriff jeder genaueren
Überprüfung entbehrt, dazu rechnen die auch Reisende, die eben keine
Lust oder einfach kein Geld haben, sich zusätzlich zu den schmerzlich
hohen Fahrpreisen noch teure Hotelübernachtungen zu leisten. Da sollte
man doch wesentlich lockerer herangehen. Ich habe vollstes Verständnis
dafür, wenn die Bahnbediensteten angehalten werden, Leute rauszuwerfen,
die randalieren, Schmutz verbreiten oder vielleicht betrunken andere
Reisende blöd anmachen, aber wer nur dort friedlich die Zeit verbringt, um
im Endeffekt ja vorher oder nachher die Bahn zu nutzen, den sollte man
doch einfach in Ruhe lassen. Aber die Bahn schleimt sich zunehmend in
ein Wunschimage ein, welches sie gar nicht hat, aber gerne hätte, als Hort
für feine Geschäftsleute. Dazu passen Leute aus den preisbewussteren
Schichten nicht. Das ist auch eines der Grundprobleme unserer heutigen
Gesellschaft, warum es wirtschaftlich nicht wirklich aufwärts geht. Getan
wird vorwiegend was für die Möchtegerngestalten, aber die bewirken keine
praktische Produktivität. Die Leute die praktische Produktivität bewirken,
die vernachlässigt man und man tritt sie zusätzlich noch bei jeder
Gelegenheit in den Hintern. Deshalb haben die auch keine Lust mehr, groß
etwas zu machen und sich das gefallen zu lassen. Nur mit dem Gehabe,
was diese Möchtegerns hinter ihrem Schreibtisch veranstalten, wird nicht
wirklich etwas bewegt und der Karren gerät immer mehr in den Dreck. Das
würde aber jetzt zu weit führen darüber zu schreiben, damit könnte man
Bände füllen.
Kurz nochmals zurück zu kostenlosen Übernachtungsmöglichkeiten. Ein
Bekannter von mir war mal fast 2 Jahre als Tippelbruder unterwegs, hat
sich aber selbst wieder sehr gut gefestigt und schon seit längerem wieder
eine eigene Wohnung.
Er erzählte mir, dass er bei kaltem Wetter oft in der Eingangsschleuse von
Krankenhäusern übernachtet hat. Die verfügen oft über einen der
eigentlichen Eingangstür vorgelagerten Eingangsbereich, wo jeder rein
kann und der auch nachts offen bleibt und sogar geheizt ist. Der hatte dann
dort übernachtet und wie er sagte, war er meist der Einzige, weil andere
Leidensgenossen diese Möglichkeit nicht kannten und er sie denen auch
nicht verraten hat. Er sagte, gute Schlafplätze durfte man niemals
Leidensgenossen mitteilen, denn sonst waren die eigenen Tage dort
gezählt, weil die anderen dann diese Plätze mit ihren rauen Sitten
rücksichtslos für sich in Anspruch nahmen.

Ich kann den Frust vieler Bahnreisenden sehr gut verstehen, wenn man
häufig hört, wie viele Leute trotz gelöster Fahrkarten wegen uneinheitlicher
Auslegungen von Bestimmungen Ärger bei Kontrollen bekommen, wo sich
die Kontrolleure vielleicht selbst nicht eins sind. Wenn man in solchen
Fällen auch noch als Schwarzfahrer tituliert wird oder so ähnlich behandelt
wird, dann kann man bitteschön auch gleich schwarzfahren und sich das
teure Ticket sparen. Sie kennen mein altes Klagelied, der öffentliche
Nahverkehr taugt meines Erachtens wenig, das ist meine felsenfeste
Meinung. Damit will ich gar nicht einmal die grundsätzlichen Funktionen
als solche in Abrede stellen, die mögen auf manchen Strecken durchaus
reibungslos laufen, aber das Gesamtkonzept dieser Verkehrsart passt
einfach nicht mehr in unsere Zeit und zum Menschen von heute. Ich kriege
schon das kalte Kotzen, wenn ich nur daran denke, erst zu einer weit
entfernten Station laufen zu müssen, dort warten, bis ein Verkehrsmittel
kommt, dann zusammen mit oft vielen Leuten, die ich nicht mag,
zusammengepfercht in der Kiste zu verbringen - gut es gibt natürlich auch
angenehme Ausnahmen, wo man vielleicht mal eine nette Frau bei der
Gelegenheit kennen lernt, leider bleiben es seltene Ausnahmen - , dann ab
der Zielstation wieder zum eigentlichen Ziel laufen, zusätzlich in Relation
zu diesen ganzen Umständen noch die hohen Fahrpreise und ist wirklich
mal schlechtes Wetter, wo man es aus Sicherheitsgründen sinnvoller fände,
das Auto stehen zu lassen, dann fallen die öffentlichen Verkehrsmittel doch
heute als Allererstes aus. Nein, das ist doch nicht mehr zeitgemäß. Ich kann
jedem nur raten, machen Sie es wie ich. Kaufen Sie sich ein richtig billiges
Nonstatus - Auto und sie kommen überall bequem hin und es ist nicht
teurer, als diese ganzen öffentlichen Verkehrsmittel, jedenfalls nicht, wenn
Sie beides öfters in Anspruch nehmen. Ich würde sogar soweit gehen zu
behaupten, dass Sie schon mit einem solchen gebrauchten Kleinstwagen
günstiger liegen, wenn Sie pro Woche nur auf eine Gesamtstrecke von
knapp 100 km kommen; darüber sowieso. Natürlich immer vorausgesetzt,
dass Sie die gleiche Anzahl Fahrten und Strecken sonst mit öffentlichen
Verkehrsmitteln zu den üblichen Preisen machen würden. Wenn Sie die
Möglichkeit nutzen können, einen Großteil Ihrer Fahrten per Anhalter oder
als erfolgreicher Schwarzfahrer machen zu können, dann klappt dieser
Vergleich natürlich nicht, weil weniger als nichts kann etwas nicht kosten.
In meinem Fall habe ich, trotz anfänglicher Bedenken oder man könnte
auch sagen, trotz anfänglicher Furcht, den Schritt zurück zum eigenen Auto
bis heute keine Sekunde lang bereut und würde ihn gerade wegen der nun
gemachten Erfahrungen sofort ohne Zögern wieder tun. Die ganzen
öffentlichen Vergleiche, die beispielsweise von sogenannten
Umweltverbänden immer aufgemacht werden, bei denen vorher schon
felsenfest steht, dass die Bahn günstiger abschneidet, sind völlig fehlerhaft
und berücksichtigen nicht alles. Zudem ziehen die in ihren Vergleichen
immer Mittelklassewagen als Vergleichsobjekt zur Bahn heran, denen
vielleicht ein Anschaffungspreis von 25.000 Euro oder mehr zu Grunde
liegt. Auf die Idee, mal einen gebrauchten Nonstatus-Kleinstwagen, wie
meinen Suzuki-Alto als Vergleichsobjekt zu wählen, der gebraucht rund
850 Euro gekostet hat, kommen die erst gar nicht. Wollen die aber auch gar
nicht, denn sonst würde ihre Vergleichsrechnung kräftig zu Ungunsten der
Bahn ausfallen.

Die Politiker und Behörden drangsalieren uns mit scharfen Vorschriften,
besonders im Zusammenhang mit angeblicher Reduktion des
Schadstoffausstoßes und viele Leute können sich dadurch gar nicht mehr
ihr Auto leisten. Werden solche Sauberkeitswerte nicht mehr eingehalten
und man kann sich keine Reparatur, Umrüstung oder gar Neuanschaffung
leisten, dann wird man zum Fußgänger. Der Umwelt hingegen bringt das
gar nichts, das ist Selbstbetrug, denn dann kommen Leute aus dem
Ausland, kaufen diese Karren billig auf, exportieren sie nach Afrika,
Russland oder so und dort laufen diese Gurken dann ohne jegliche
Betreuung und mit Abgaswolken noch vielleicht 20 oder 30 Jahre weiter.
Die Erde bleibt nur die eine und so bleibt der Schadstoffausstoß dieser
Fahrzeuge erhalten, er findet nur nicht mehr in Deutschland statt. Dass es
am Markt dennoch wirklich billige Autos gibt, zeigte sich erst diese Tage.
Ich kam bei einem Gebrauchtwagenhändler vorbei, der hatte so einen
Daihatsu - Curore von 1994 für nur 999 Euro dastehen, mit vollen 2 Jahren
TÜV und ungefähr 100.000 km gelaufen. Das ist ein ähnlich kleines Auto,
wie mein Suzuki, halt nur von der koreanischen Marke Daihatsu. Für die
reinen Fortbewegungsansprüche reicht das vollkommen aus und die
Unterhaltskosten von dem dürften im gleich niedriegen Bereich liegen, wie
bei meinem Suzuki - Alto.

Sogar bis hier her ist es schon vorgedrungen, dass sich offensichtlich viele
Künstler im Schwarzwald und auch in der Eifel niedergelassen haben. In
einer Fernsehsendung wurde so etwas erwähnt. Dort wurden u.a.
sogenannte Kirchenkünstler gezeigt, die Fresken malen oder Figuren
schnitzen, ein anderer, der Heiligenfiguren aus Sandstein meißelt, der aber
auch Brunnen baut. Dann ein Maler, an den ich mich noch gut entsinne, der
früher in Amerika große Werbetafeln für Industriekonzerne gemalt hat, der
aber heute in der Eifel lebt. Das mit den Werbetafeln muss dort in USA
eine sehr verbreitete Kunstform sein, hier ja gar nicht. Es mag ein
Widerspruch sein oder auch nur ausgleichende Gerechtigkeit, denn früher
waren in kleinen Orten im Schwarzwald oder der Eifel Künstler verpönt
und galten als verrückte Sonderlinge, die man misstrauisch beobachtete
und eigentlich nicht mochte. Sie wurden damals bestenfalls zum Kaspar
auserkoren, auf den sich der Spott des ganzen Dorfes konzentrierte. Die
meisten davon waren dann froh, so schnell wie möglich in die Städte
abzuwandern, wo man diesen Dingen aufgeschlossener gegenüber stand.
Heute suchen gerade solche Leute sich ausgerechnet in diesen Bereichen
oft ihr neues Zuhause und in vielen Orten rühmt man sich inzwischen mit
jedem Künstler, den man als Repräsentationsobjekt für den eigenen Ort
heraushängen kann. Das wurde auch im Fernsehen so erwähnt.

Die Miele - Qualität ist ja gut bekannt, ich meine jetzt bezüglich meiner
gebraucht gekauften Miele - Waschmaschine. Nach wenigen Wochen mit
Langlebigkeit zu prahlen, wäre barer Unfug, andererseits wenn man
bedenkt, wie alt meine erste Miele nun schon ist und wie zuverlässig und
sauber die wäscht, da kann man dem Hersteller nur Anerkennung zollen.
So alt wie meine Miele jetzt schon ist, wäre meine Vorgängermaschine nie
geworden und so sauber wie die Miele jetzt noch wäscht, so sauber hat
meine Vorgängermaschine selbst nicht gewaschen, als sie noch fabrikneu
war. Was an der Vorgängermaschine auch ein ständiges Ärgernis war, war
die Eigenschaft, dass oft Rückstände vom Weichspüler in der Wäsche als
helle, seifige Streifen zurückblieben. Das war zeitweise so arg, dass ich
entweder gar kein Weichspülmittel eingefüllt habe oder höchstens die
Hälfte der üblichen Dosis einfüllte. Auch ein altes Ärgernis an der
Vorgängermaschine, dass zuweilen die Bullaugendichtung einige Tropfen
Wasser durchließ, besonders bei Kochwaschgängen und dass das
Flusenfiltersieb verstopfte, obwohl man es spätestens alle zwei Wochen
gereinigt hatte. Das führte dann dazu, dass die Maschine es am Ende des
Waschganges nicht richtig schaffte, alles Wasser aus ihrem Inneren
vollständig abzupumpen. Solche Probleme kennt die Miele gar nicht. Sie
tut was sie soll und das perfekt.

Wenn wir die billig Spanienbusreise machen, wurde für diesen Fall schon
mal vorgeschlagen, zur Dokumentation das Notebook mit zu nehmen. Das
würde ich durchaus gerne beherzigen. Was jedoch eine Sache der
genaueren Überlegung ist, da ich andererseits wenig Lust habe, im
Reisebus das Gerät mitzuschleppen und es bei örtlichen Erkundungen im
Hotel zurückzulassen. Was die Digitalkamera betrifft, die muss natürlich
mit, das ist gar keine Frage und die ist ja auch handlicher. Würden wir mit
dem Wagen nach Granada fahren, dann wäre die Mitnahme des Computers
keine Frage, aber im Reisebus bemühen wir uns, so wenig Gepäck wie nur
irgendwie möglich mitzunehmen. Kayla hat einen wunderbaren kleinen
Koffer, so einen Textilkoffer, nicht so ein hartes Ding. Der ist sehr
handlich und trotzdem passt viel rein. Ich denke, dass wir für unsere 9-
Tages-Granadareise alles rein kriegen, was wir dafür benötigen. Leider
steht der genaue Termin der Ersatz - Granadareise noch nicht fest. Der
Busunternehmer meinte, es könne sein, dass die erst im April stattfindet.
Auch kam die Überlegung auf, ob wir nicht einfach ungezwungen eine
derartige Reise mit dem Auto unternehmen sollten. Davon sind wir gleich
wieder abgekommen, weil trotz niedrigen Verbrauches die Benzinkosten
dafür hin und zurück sicherlich mit 250 Euro zu Buche schlagen, dann
kommen Hotelkosten hinzu und noch mehr, so würde unser Aufenthalt dort
schnell in die Dimension von weit über 500 Euro anschwellen und das ist
einfach nicht drin. Soviel kann und will ich nicht für eine Reise ausgeben,
auch wenn sie sehr schön ist. Mit dieser Busgeschichte kostet uns beide der
ganze Spaß fix und fertig rund 190 Euro und das ist so eine Grenze, wo ich
sage, ok. das kann man mal machen, für einen solchen Preis kommen wir
so schnell nicht wieder nach Granada, zumal die ganze Region um Granada
mir als äußerst sehenswert empfohlen wurde.

Vom Winterwetter hatten wir nunmehr reichlich genug. Die letzten Tage
hat es hier noch immer geschneit. Hier in der Stadt, da geht es noch, wenn
man ein wenig rausfährt, vor allem in Richtung Schwarzwald, aber auch
die Alb entlang, dann kommt es schon ganz schön dicke und ich habe zu
solchem Winterwetter ein zwiegespaltenes Verhältnis. Wenn es im Winter
frisch schneit, sieht das alles herrlich aus und mir gefällt das auch. Einen
Tag lang, zwei Tage, aber schon am dritten Tag reicht es dann und ich bin
froh, wenn der Mist wieder möglichst schnell weg ist. Wie das hier nun seit
einigen Wochen ist, das missfällt mir und geht mir nur noch auf den
Senkel. Da kommen wir auch wieder ein wenig an den weit oben
genannten Punkt, mit der Schweiz als Wohnort. Man mag mit der schönen
Berglandschaft der Alpen argumentieren, die zweifelsohne ihre Reize hat,
aber dort würde ich wahnsinnig. Für ein paar Wochen ist das alles schön,
aber zum dauernd dort leben fänd ich wär's nicht auszuhalten. Vor einiger
Zeit war ich mal am Meer und in der Lüneburger Heide. Man könnte
sagen, landschaftlich das krasse Gegenteil von der Alpenregion. Weite
Flächen, verstreute kleine Dörfer, die schon beim Durchgehen vor
Langeweile zu gähnen scheinen, besonders an grauen Tagen, aber ich kann
das nicht beschreiben und kann Ihnen schon gar nicht sagen, warum das so
ist, aber dort fühlte ich mich gleich sauwohl. Komme ich hingegen in diese
typischen Alpendörfer oder Städte, dann geht mir der Hals zu, es wirkt so
beklemmend. Obwohl meine Zeit in Liechtenstein sehr schön war und ich
habe damals dort sehr gerne gelebt, war aber dann doch froh, als ich nach
knapp 2 Jahren endlich wieder weg war. Hier in Stuttgart ist ja auch mehr
oder weniger alles bergig, aber in einem, wie ich finde, so gerade noch
erträglichen Ausmaß, die Steigerung der Alpen brauche ich nicht. Ein Arzt
der mich in Liechtenstein behandelte, der hat einmal gesagt, die ganze
Menschheit kann in zwei generelle Landschaftstypen unterteilt werden, den
Flachlandtyp und den Bergwelttyp, und das ist meist unabhängig davon,
wo man geboren ist oder wo man tatsächlich lebt. Dann bin ich sicher eher
der Flachlandtyp. Hätte ich die Möglichkeit, nach Norddeutschland zu
ziehen, ohne dass es mich etwas kostet und bei gesicherten Einkünften,
dann würde ich das sofort tun und meinen Hausstand in Stuttgart auflösen.
Nun bin ich ja auch kein gebürtiger Stuttgarter, noch nicht einmal ein
Schwabe, oder ein Baden-Württemberger. Ich bin hier und lebe zweifellos
sehr gerne in Stuttgart, trotzdem habe ich einen inneren Hang zum flachen
Land. Wissen Sie, mir wäre es völlig egal, wenn man aus Gründen der
besseren Sicht nach Süden die Alpen absägen würde, ich hänge an dieser
Bergwelt nicht. Auch kann ich Bergsteiger nicht im Geringsten verstehen.
Ich finde überhaupt keinen Reiz daran, irgendwelche hohen Berge zu
erklimmen und weil mir dafür jedes Verständnis fehlt, kann ich auch
niemanden bedauern, der dabei zu Tode stürzt und auch keinem besondere
Anerkennung zollen, der gewisse Aufstiege geschafft hat. Für mich ist so
etwas selbst erwähltes Risiko, das kann gut gehen, es muss aber nicht gut
gehen und fordert halt so seine Opfer. Wenn ich auf einer hohen Brücke
über das Brückengeländer balancieren würde, wäre das ein gleichwertiger
Akt des Risikos, aber jeder würde sagen, sieh mal an, dieser leichtsinnige
Idiot. Erklettert ein Bergsteiger einen Gipfel, verneigen sich gleich viele
vor dieser Leistung. Ich behaupte dabei gar nicht, das es keine
herausragende Leistung ist und schon gar nicht, dass es einfach wäre, aber
es ist genau so ein leichtsinniger Akt, wie die Geschichte auf dem
Brückengeländer. Und was habe ich am Schluss davon, wenn ich sagen
kann, ich war auf dem dreitausender Gipfel? Das ist in meinen Augen
vielleicht eine besondere Art der Selbstbefriedigung, mehr nicht. Zu dieser
Ansicht stehe ich auch und spreche offen meine Missbilligung für den
ganzen alpinen Kletterzirkus aus, womit ich aber keineswegs versuche,
Andersdenkende umzustimmen, denn jeder hat einen anderen Kopf und
jeder ist anders programmiert.

Es ist entsetzlich und ungerecht, da werden nur mal so, für die Kunst,
hier in Stuttgart beachtliche 68 Millionen Euro für einen Gebäudekomplex
für das neue Kunstmuseum am kleinen Schlossplatz ausgegeben. Das
Gebäude ist zweifelsohne sehr interessant und ich finde es gelungen. Ein
großer Glaskasten, der trotzdem auf den ersten Blick seine inneren Werte
verbirgt, da er genau über einem System stillgelegter Straßentunnels aus
den sechziger Jahren errichtet wurde. Von dem Glaskubus hat man innen
Abgänge in diese Tunnelreste geschaffen und jene Tunnels, die einst einige
wichtige Verkehrsadern die Stuttgarter Innenstadt unterqueren ließen, zu
Museumsräumen umgebaut. 5.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche
kamen so zustande. Grundsätzlich ist das alles schön und gut geworden,
aber ein Rätsel bleibt für mich, wie kann man hierfür ganz locker 68
Millionen Euro aus dem Ärmel schütteln, während man auf der anderen
Seite klagt und mit fast jedem Sohi um ein paar Euro streitet. In diesen 68
Millionen Euro sind noch nicht einmal die Kunstwerke selbst enthalten,
sondern das ist die reine Bausumme. Es wurden dafür eigens zusätzliche
Kunstwerke gekauft, die nochmals zig Millionen Euro kosteten. Jetzt am
Freitag, den 4. und das ganze Wochenende, gab es zur offiziellen
Eröffnung kostenlose Tage der offenen Tür, Freitag sogar mit Büffet.
Kayla und ich waren natürlich Freitag dort. Wenn man sich schon
spendabel zeigt, warum sollten wir dann nicht auch davon profitieren?
Übrigens gab es u.a. sehr leckere Pfeffer-Frikadellen und das völlig
kostenlos in beliebiger Menge. Eine dumme Pute pikierte sich schon
darüber, dass Frikadellen kein Imbiss für eine Kunstausstellung wären,
sondern ein Fraß für das gewöhnlich Volk. Die hat ja keine Ahnung, was
gut ist und selbst ein hochrangiger Kunstprofessor missbilligte die
Meinung dieser rothaarigen Zimtzicke und steuerte bei, dass alleine schon
die gekonnte Zubereitung von Frikadellen eine Kunstform für sich sei,
womit er recht hat. Ich hatte noch ein paar Tüten mit kostenlosen
Frikadellen mitgenommen, als die anderen aufmerksam einer Rede in
einem weiter entfernten Glasraum lauschten. Zuerst wollte ich mir nur 2
weitere Pfeffer-Frikadellen einverleiben, da aber weit und breit keiner war
und rein zufällig leere Brötchentüten an einem Stab herumhingen, habe ich
mir solche Tüten geschnappt und voll mit Frikadellen gestopft und
zwischendurch schnell ins Auto gelegt. Zuhause haben wir dann
ausgepackt und stolze 27 Frikadellen gezählt. Davon haben wir 20 gleich
im Gefrierfach eingefroren und die anderen 7 gegessen. Weitaus weniger
gut als die Frikadellen war der Orangensaft, der dort gereicht wurde. Eine
wässrige Plörre, die bestenfalls einmal auf einer Zeitung gestanden hat, in
der das Wort Orange vorkam. Die Auswahl war groß und so war man nicht
gezwungen, den Orangensaft zu trinken. Alkoholisches mochte ich nicht
und so wechselte ich auf sehr leckeren, erfrischenden, eiskalten Apfelsaft,
der aus einem Biobetrieb von der Alb stammte. Manchmal denkt man
jedoch leider nicht genug nach. Dass Apfelsaft verdauungsfördernd wirkt,
gilt als allgemein bekannt, aber in dem ganzen Trubel habe ich daran
keinen Gedanken verschwendet. So kam, was kommen musste. Nach
vielleicht dem achten Glas Apfelsaft zwickte es im Darm und es eilte sehr,
eine Toilette zu finden. Was sich in dem Glaskastenbau bei Not im
Hinterteil auf die Schnelle als gar nicht so einfach erwies. In einem der
Tunnelabgänge wurde ich dann fündig und habe es haarscharf so eben noch
ohne braune Bremsspuren in der Hose geschafft, die Abwasseranstalt zu
erreichen. Ich muss danach ausgesehen haben, wie ein glückliches Kind,
denn Kayla meinte ich würde so entlastet und restlos zufrieden grinsen. So
hat man später immer gut scherzen, jedoch im Moment der Not möchte
man sich am liebsten selbst auflösen oder wünscht sich einen Knall, der
einen sofort auf dem Klo sitzen lässt. Nach dieser Erleichterung gab der
Apfelsaft aber noch lange nicht Ruh. Nach einer Viertelstunde musste ich
schon wieder, aber die Not war nicht ganz so groß, wie beim ersten Mal.
Kayla gab den Tipp, nun möglichst viel Schokolade, Pfefferminzbonbons
oder wenn greifbar Bananen zu essen, um der schlüpfrigen Darmlage Herr
zu werden. Das Büffet war reichhaltig und wies auch eine süße Ecke auf.
Die wurde dann geplündert. Ein Stück Obsttorte mit vielen
Bananenstücken unter einer glasklaren Glasur ersetzte mir das Original.
Dann gab es vorzügliche Pralinen mit viel Schokolade dran und das
Optimum schien wie für meinen akuten Fall geschaffen, Zartbitterpralines
mit Pfefferminzcremefüllung. Davon habe ich dann sicherlich 10 Stück
verschlungen, lecker waren sie obendrein und sollten besonders ihren
Zweck erfüllen. Man ist ja dumm und denkt viel zu wenig nach, in solch
einer Situation. Zunächst musste ich trotzdem noch zweimal eilig auf die
Toilette, da es eine Weile dauert, bevor diese Dinge wirken, dafür laufe ich
seit diesem Tag jetzt mit einer Verstopfung herum, eigene Dummheit. Zur
eigentlichen Sache, die Kunstwerke, die dort ausgestellt sind, na ja, wie das
bei Kunst so ist, man findet nicht zu allem einen Draht. Beeindruckt hat
mich ein Video-Wandteppich. Ja Sie werden staunen, ein Künstler hat dort
einen Video-Wandteppich installiert. Sie kennen ja die typischen
Teppichmuster alter wertvoller Teppiche. Daraus einen Wandteppich zu
machen ist auch nichts besonderes, aber der Künstler hat mit einem
Videoprojektor auf eine Wand ein solches Teppichmuster projiziert, bei
dem sich der Mittelteil ständig veränderte. Das sah vielleicht lustig aus und
ich fands eine grandiose Idee. Überhaupt gibt es dort viele Video- und
Technikkunst. Aber auch nicht zählbare Gemälde. Bei den Gemälden
stellte ich einen Hang zur modernen Primitivmalerei fest, wie ich das
nennen würde. Ein Drittel aller Bilder die dort hingen, hätte ich mindestens
genauso hinbekommen, wenn nicht sogar schöner. Nun bot ein Künstler
einen Vortrag über seine Werke an. Wir lauschten dem einige Minuten und
dann brach Kaylas schelmische Ader durch. Der Künstler wollte das
Publikum aktiv einbinden und fragte, was das Publikum als Abschlussakt
bei einem solchen Gemälde anbringen würde, eventuell einen bestimmten
Pinselstrich oder eine Glasurfirnis darüber streichen. Kayla meldete sich zu
Wort und sagte, dass sie das soweit fertige Gemälde auf den Boden legen
würde, dann nackt darüber schreiten würde und darauf urinieren würde. So
würde Kunstwerk und Künstler noch mehr miteinander verschmelzen. Ich
wollte schon beginnen, mich für Kaylas Äußerung zu schämen, da
applaudierte dieser Künstler und war von dieser Idee hellauf begeistert.
Einen solch tollen Vorschlag habe er schon seit Ewigkeiten nicht mehr
gehört. Auch die meisten anderen Leute dort zeigten sich begeistert von
dieser Idee, allerdings viele davon erst, nachdem der Künstler seine
Begeisterung äußerte. Dabei war das wirklich nicht mehr, als eine rein
schelmische Witzidee von Kayla. Zuhause haben wir uns später noch lange
über diese Geschichte amüsiert.

Vor einigen Tagen erhielt ich vom Stromversorger ein Schreiben, dass ich
einen ungünstigen Stromtarif hätte. Dort heißt es weiter, dass ich ja nur
Kleinstverbraucher sei und für solche gäbe es neuerdings einen deutlich
günstigeren Tarif. Der gelte allerdings nur solange, wie ich unter einem
bestimmen Jahresverbrauch liege. Eine Beispielrechnung verdeutlichte den
Unterschied. Bei dem bisherigen Tarif zahle ich zwar für jede
aufgebrauchte Kilowattstunde sogar weniger, als mit diesem neuen
Kleinstverbrauchertarif, aber dafür ist der eigenartige Bereitstellungs- und
Zählerpreis, der eine feste Größe ist, erheblich höher. Bei diesem
Kleinstverbrauchertarif ist dieser Bereitstellungs- und Zählerpreis viel
günstiger, dafür kostet jede Kilowattstunde fast 4 Cent mehr. Rechnet man
meinen Verbrauch aber auf das gesamte Jahr hoch und bezieht dabei noch
diese Bereitstellungs- und Zählerpreise mit ein, was man ja muss, um einen
fairen Gesamtvergleich zu erhalten, dann stehe ich am Schluss mit dem
teureren Kilowattstundenpreis günstiger da. Das klingt alles gewaltig,
macht in der Summe natürlich keinen Berg an Geld aus, den man so
einsparen kann, aber in meinem konkreten Fall sind es pro Jahr dann doch
58 Euro. Das sind rund zwei Tankfüllungen für den Suzuki und man wäre
blöde, wenn man das nicht mitnehmen würde. Auf dem Schreiben stand
eine Hotline-Telefonnummer, die bei Änderungswünschen anzurufen sei.
Das habe ich gemacht. Eine nette Dame hat sofort alles geändert und
schon einen Tag später erhielt ich per Post eine Änderungsbestätigung
mitsamt der neuen, billigeren Stromrechnung. Zuviel gezahlte
Stromabschläge werden automatisch auf meinem Gebührenkonto
gutgeschrieben und dafür brauche ich entsprechende Beträge in den ersten
Monaten nicht oder nur teilweise zu zahlen. Es ist ja heute selten
geworden, dass etwas billiger wird und so freut man sich deshalb gleich
doppelt.

Schöne Grüße,

Ihr

Egbert Lappenkeuler