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Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Möbelganoven” und “Berge und Kunst” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email "Möbelganoven" vom 03.03.2005
Hallo, einen blütenweißen Gruß!
Die Waschmaschinensache von jüngst hat doch die baldige Mitfahrt nach Granada zerstört. Wir haben unsere Restfinanzlage nach dem Erwerb der gebrauchten Miele-Waschmaschine noch einmal genau unter die Lupe genommen und danach erschien es mir zu riskant, den Rest des Geldes für diese Reise auszugeben. Man kennt das ja, wie das so ist. Auf Reisen kommt oft etwas unerwartetes dazwischen, was zusätzlich Geld kostet und dann hätten wir schön dumm dagestanden, weil alle Reserven aufgebraucht gewesen wären. Trotzdem werden wir spätestens innerhalb des nächsten halben Jahres mit diesem Busunternehmen noch nach Granada reisen, weil es eine derartige Reise bald nochmals gibt und auch dort einige freie Plätze übrig bleiben, wie mir vom Busveranstalter mitgeteilt wurde. Wie heißt es so schön, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Unterdessen spendet die immerhin 18 Jahre alte Miele-Waschmaschine Trost, da die Waschergebnisse wirklich aller erste Sahne sind. Ich glaube solch eine weiße Wäsche hatte ich schon 10 Jahre nicht mehr. Gestandene Hausfrauen hier aus dem Haus, mit denen ich mich in den haushaltlichen Fähigkeiten keineswegs messen würde, erblassten schon vor Neid, als sie das gesehen haben. Man sieht tatsächlich den Unterschied, das ist kein Geflunker. Dazu braucht man nur ein gewaschenes Bettlaken vom Stapel im Kleiderschrank, der vor vielleicht einem Monat noch mit der Vorgängermaschine gewaschen wurde, mit einem gleichartigen, welches nun mit der Miele gewaschen wurde nebeneinander zu halten. Der Unterschied springt einem sofort ins Auge, obwohl absolut die gleichen Waschmittel und die entsprechenden Waschgänge gewählt wurden. Nun bin ich sicherlich kein Korinthenkacker, der jedem Fintchen nacheifert, wie ein pflichtzerfressener Bürokrat, aber es fällt halt auf und so freut es einen, mit der betagten Miele eine gute Wahl getroffen zu haben. Ach ja, ein Trostpflaster für die aufgeschobene Granadareise gibt es vielleicht noch. Der Busreisedienst schreibt, dass es bald wieder eine billige Restmitfahrt ins Ruhrgebiet gibt. Das Ruhrgebiet ist ja nicht unbedingt ein begehrtes Reiseziel für Leute, die nicht aus anderen, meist beruflichen Gründen dorthin müssen, daher ist die Vermarktung von Restplätzen dorthin unter normalen Touristen schwierig. Aber mir haben die bisherigen Fahrten dorthin sehr gut gefallen. An zwei Ruhrgebietsfahrten hatten wir schon teilgenommen. Ich finde, das ist eine sehr interessante Gegend und was die Allgemeinheit nicht zu wissen scheint, selbst viele kleinere Waldgebiete mit schönen Landschaften gibt es dort. Ich finde die Städte, die alle wie ein Klumpen zusammenhängen, viel interessanter. Wald gibt's überall und Anhäufungen von Bäumen sehen sich meist recht ähnlich, aber die Städte des Ruhrgebiets sind trotz ihrer Dichte nebeneinander recht unterschiedlich und gerade in ihrem etwas individuell-maroden Charakter liegt für mich der Reiz. Kurz gesagt, für nur 5 Euro pro Person Tagesreise von Stuttgart ins Ruhrgebiet und zurück, ja da staunen Sie! Abfahrt in Stuttgart morgens um 5 Uhr, zurück nachts um 23.30 Uhr wieder hier.
Hier in der Nähe hat diese Tage ein Minilädchen aufgemacht, als Ich-AG. Dort stellt eine junge Frau Aufkleber nach Kundenwünschen her. Am Eröffnungstag war ich dort und habe mir das angesehen. Egal, ob einfach nur ein Aufkleber mit Beschriftungen drauf oder sogar mit komplexen Bildern nach Fotovorlage oder mitgebrachter Fotodatei. Sie verfügt über eine moderne Computeranlage mit einem Spezialdrucker, der gleich auf die rohe Klebefolie drucken kann. Dann kann man noch bestimmte Formvorlagen wählen und dieser Spezialdrucker schneidet dann den Aufkleber in die gewünschte Form und Größe, von einfach eckig über rund bis oval ist alles möglich. Nach dem Druck durchläuft die fertige Folie noch ein Fixierbad, welches den Aufkleber absolut wetter- und wasserfest macht. Es gibt dort auch einzelne Buchstaben- und Zahlenaufkleber fertig zu kaufen, mit denen kann man dann selbst etwas zusammenstellen. Meine Neugierde ließ dann keine Ruh und so wollte ich die Preise wissen. Die Frau muss ja auch auf ihre Kosten kommen und ein solcher Laden wird sicherlich nicht gerade vor Kundenansturm auseinander bersten. Ein einfacher rechteckiger Aufkleber kostet ab 3,50 Euro, wohlgemerkt das ist dann ein individuelles Einzelstück, ovale mit Foto oder mehrfarbig kosten meist über 10 Euro, es gibt Mengenrabatte und kleine Serien werden dann pro Aufkleber gerechnet schon deutlich billiger. Diese Idee finde ich sehr gut, das Lädchen selbst ist aber sehr beengt. Die Anlagen und ihr Arbeitstisch finden darin so gerade Platz und dahinter schließt sich ein kleiner WC-Raum an, das wars. Die junge Frau hat mir gesagt, dass sie von einem Monatseinkommen um die 500 Euro ausgeht, wenn sich die Sache erst einmal eingependelt hat. Reich wird man davon sicher nicht, aber man bleibt sein eigener Chef, das ist wichtiger, als mit dem dreifachen Gehalt sich ständig Bevormundungen anhören zu müssen.
Kauen wir noch mal auf einem alten Thema herum, aber anders. Sie wissen bereits, dass ich kein Freund öffentlicher Verkehrsmittel bin. Da fuhr doch am Wochenende tatsächlich eine richtige Dampflokomotive wie in alten Zeiten, hier auf der Bahn in Richtung Vaihingen, deren Strecke von meiner Wohnung vielleicht 1 Kilometer entfernt liegt. Jeder konnte mitfahren, wie ich hörte. Ich kam dort gerade zufällig vorbei, als sich mit einem hohen Dampfturm aus breiten weißen Wolken schon von weitem die herannahende Dampflokomotive ankündigte. Entlang der Gleise standen sicherlich 100 Schaulustige mit schweren Fotoapparaten und Videokameras bewaffnet. Einer von denen erzählte mir, dass diese Fahrt in 2 Stunden sogar wiederholt würde und man könne ab dem Hauptbahnhof, besser gesagt ab der Hauptbahnhofsbaustelle, Karten lösen und mitfahren. Das hätte mich dann vielleicht doch interessiert, der Duft dieser Dampflokomotive ließ alte Kindheitserinnerungen aufkommen. Schnell wurde ich jedoch in die Jetztzeit zurück geholt, als dieser Fotograf mir sagte, dass man Karten "schon ab" 25 Euro bekommen würde. So glaubte ich, die fahren sehr weit, aber der Fotograf sagte, dass es nur über Vaihingen bis Böblingen und dann wieder zurück gehe. Was!? Dafür 25 Euro, 2 Klasse, für eine einzige Person? Als der Fotograf mein Entsetzen über diesen Preis feststellte, verstand er die Welt nicht mehr und meinte auch noch, das wäre ein sehr günstiger Preis für eine solche Dampffahrt. Der hat doch wohl einen Zacken aus der Krone. 25 Euro, dafür fahre ich mindestens einen halben Monat lang mit meinem Suzuki und nicht nur bis Böblingen. Trotzdem habe ich die Vorbeifahrt des Zuges abgewartet, das Zuschauen ist ja (noch) kostenlos und ich habe mich gewundert, dass trotz des unverschämten Preises dieser Zug brechend voll schien. Aus allen Fenstern ragten Köpfe johlender Leute, was wiederum diesen Fotografen sehr ärgerte, weil er sagte, dass dies die ganze Fotostimmung zerstören würde. Teils enttäuscht, teils erfreut über die gesparten 25 Euro, ging ich bestärkt in meinem Glauben, dass der öffentliche Nahverkehr kalter Kaffee ist, nach Hause.
Mögen Sie gerne Weihnachtsgebäck und sonstige Weihnachtssüßigkeiten? Falls ja, dann hat ein Sonderposten-Supermarkt hier derzeit ein reichhaltiges und billiges Angebot für Sie und alle Liebhaber solcher Naschwaren. Ich stöberte dort etwas herum. Ein Viertel der ganzen Verkaufsfläche im Laden ist derzeit mit derartigen Weihnachtssüßwaren ausgefüllt. Wohl Überreste, die sich nicht mehr zeitig zu Weihnachten verkaufen ließen und die nun, wo wir schon März haben, zu einem Bruchteil ihres früheren Preises verhökert werden. Ich habe mir eine Packung Dominosteine gekauft, die kostete nur 20 Cent. Ein großer Beutel Butterspekulatius war ebenfalls für 20 Cent zu haben und der alte Preis von 2,59 Euro heftete noch dran. Besonders lecker war aber Nugat- Baumbehang, wovon die Tüte mit 8 Gebilden, die ähnlich wie Tannenzapfen geformt sind, für 30 Cent zu haben war, des weiteren ähnliche Dinge in Tonnenform, die sogenannte Knickebein-Füllungen enthielten, das ist so eine Art Eierlikör mit Fruchtgeschmack. Auf Süßigkeiten lege ich nicht den allergrößten Wert, aber gelegentlich so etwas dazwischen ist dann doch lecker. Kayla ist, ebenso wie ich, besonders von allen Dingen angetan, die nach Nugat schmecken, daran könnte sie sich einen Buckel essen, wie man so sagt. Sie kann das getrost, denn bei ihr setzt das Zeug nicht an und bildet keine Fettpolster, solche Figursorgen kennt sie gar nicht, egal wie viel sie davon isst. Nun sind weihnachtlich schmeckende Sachen jetzt vielleicht fehl am Platze oder wenigstens ungewöhnlich, aber das Haltbarkeitsdatum dieser Zuckerwaren und Gebäcksorten liegt zwischen Ende März und Mai, also sogar noch im grünen Bereich.
Ein sehr seltsamer Stau bildete sich neulich in der Geisseich - Straße. Dort wo es in Richtung Gallenklinge - Birkenkopf geht. Der Birkenkopf das ist ein Berg mit Aussichtspunkt hier im Südwesten von Stuttgart. Daneben stauten sich die Fahrzeuge bis vorbei am Zamenhofgelände, wo dieses kleine Industriegebiet ist, wo sich der Betriebshof befindet, von dem ich seinerzeit zu meinen städtischen Diensten antreten musste. Sogar noch bis oben an der mehrspurigen Abzweigung in Richtung Botnang und Kräherwald standen die Fahrzeuge und nichts bewegte sich. Der Grund für den Stau war für heutige Zeiten schier unglaublich und ungewöhnlich. Weiter im Süden, ungefähr dort, wo die große Abzweigung auf die Rotenwald-Straße ist, war das Zugpferd einer Kutsche tot zusammengebrochen und lag halb in seinem Kutschengeschirr hängend quer über die Straße. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben zuvor noch nie gesehen. Ein seltsames Bild des Elends. Die Frau, die die Kutsche gesteuert hatte, war tränenaufgelöst und irrte planlos um die Stelle des Geschehens herum. Ein Rettungswagen kam und kümmerte sich um die Frau. Eine große Frage beschäftigte die inzwischen eingetroffene Polizei, wer ist für das verendete Pferd zuständig? Beim Auto wäre es ja einfach gewesen, Abschleppdienst rufen und fertig, aber einen Abschleppdienst für Pferde gibt's ja wohl nicht. Jedenfalls bildete sich dann noch ein ziemlicher Auflauf. Obwohl das schon mehr außerhalb liegt, trafen binnen kurzer Zeit viele Schaulustige ein und steuerten ihre klugen Ratschläge bei, wobei auch öfters das Wort Pferdemetzger fiel, was die irrende Frau noch mehr in Tränen trieb, bis dass diese dann im Rettungswagen weggefahren wurde, obwohl sie keine äußerlichen Verletzungen davongetragen hatte. Vermutlich hätte ein Pferdemetzger an dem bereits toten Tier auch nicht mehr viel Freude gehabt. Nun war ich nicht direkt zugegen, als das Tier seinen Geist aufgab, sondern passierte diese Stelle einen kurzen Moment später mit meinem Suzuki, als noch ein wenig Bewegung im Straßenverkehr war. Ob es an Überlastung, Altersschwäche oder einer Art pferdischen Herzinfarktes verendet ist, weiß ich nicht, aber einen Unfall kann ich ausschließen, es muss schon krankheitsbedingt oder auf ähnliche Weise gekommen sein, denn von sehr weitem sah ich, wie diese Kutsche noch langsam fuhr, schlagartig stehen blieb und dann das Pferd vorne quer in sein Zaumgeschirr fiel, wobei die Kutsche einen wippenden Ruck machte und sogar einen Moment lang umzustürzen drohte. Das konnte ich aber alles nur aus einer darauf zu bewegenden Distanz von schätzungsweise 100 Metern sehen. Es lag eindeutig nur am Pferd. Wer sich hier nicht gut auskennt, der stand danach wie festgemauert in diesem Stau und Sie können sich vorstellen, dass es andauert, bevor die Polizei geklärt hat, wer fürs Abholen verendeter Pferde zuständig ist und die Kutsche selbst musste ja auch noch weggeschafft werden. Aber letztere hätte man nach Entfernung des toten Tieres sicherlich mit einigen Leuten an den Straßenrand schieben können, damit die Autos wieder weiterfahren konnten. Mir war es zu dumm, dort weiter auf nichts zu warten und ich kenne einen für den Verkehr eigentlich gesperrten Waldweg, der führt rechts ab und wenn man dann nach 1 Kilometer nochmals in einen anderen Waldweg nach rechts abbiegt, gelangt man automatisch in das Zamenhof - Industriegebiet und dort in die Straße mit dem sinnigen Namen Unter dem Birkenkopf. Befährt man die dann bis zur Zamenhofstraße, dann kommt man oben auf die Herderstraße und von dort über ein paar innerstädtische Kleinstraßen wieder in das Wohngebiet, wo ich wohne. Also bin ich munter über diese Waldpiste gefahren, man darf das natürlich eigentlich nicht, aber dies war ein Sonderfall und ich hoffte auf mein Glück, dass die Polizei anderswo genug zu tun hat, als hier solche Lappalien zu kontrollieren. Polizei kam dann auch keine, nur ein eingebildeter Waldläufer zeigte mir einen Vogel und schimpfte. Ich hab dann frech neben dem gehalten und ihm gesagt, er solle nicht so bösartig sein, ich hätte im Auftrag des Betriebshofs Zamenhofstraße dort etwas zu kontrollieren. Dann meinte der nur "Ach so. Ich dachte sie wären einer von denen, die das als Abkürzung benutzen." Man weiß ja nie, heute gibt es so viele Wichtigtuer, die den ganzen lieben langen Tag nichts anderes zu tun haben, als sich mit solchen Dingen aufzublasen und vielleicht hätte der mich sonst noch angezeigt.
Setzen Sie sich niemals in einem Möbelgeschäft auf einen gefederten Stuhl! Kayla hatte am Samstag die Idee, einen kurzen Bummel durch ein Möbelgeschäft zu machen, ganz ohne jede Kaufabsicht. Das ist irgendwie auch eine Art der Unterhaltung. Also machten wir das. Wir schlendern so daher und Kayla stieß auf einen gefederten Bürodrehstuhl, der ihr besonders wegen seines tiefblauen Polsters gut gefiel. Dazu muss man wissen, dass Kayla die Farben blau und gelb regelrecht anhimmelt. Gekauft hätten wir den Stuhl nie, alleine schon wegen des mit 279 Euro unverschämten Preises, aber Kayla ließ sich dann auf diesen Stuhl fallen. Soweit so gut, der Stuhl federte schön nach, aber dann kam Kayla auf die Idee, sich gegen die federnde Rückenlehne zurückzulehnen, was diese damit quittierte, dass sie unter einem lauten Knarrgeräusch abbrach und herunterfiel. Kayla fiel gleich mit, weil sie schon ihr Körpergewicht so weit nach hinten verlagert hatte. Nun ist Kayla alles andere als ein Schwergewicht und wenn ein Stuhl das Leichtgewicht Kayla nicht aushält, was soll erst passieren, wenn sich gar ein dicker Mensch darauf gesetzt hätte? Ein Herr aus der Abteilung hatte das mitgekriegt und eilte schimpfend herbei. Kayla habe das Möbelstück mutwillig zerstört, brauste er auf. Ich bin ein friedliebender und meist ruhiger und gelassener Mensch, aber wenn man auf eine solche Tour kommt, dann platze ich. Der Blödsack, wenn seine Müllstühle noch nicht einmal ein Fliegengewicht wie Kayla aushalten, die vielleicht im Gewicht trotz ihrer 24 Jahre eher einer 14jährigen entspricht, weil sie so schlank gebaut ist, dann soll er aber kleine Brötchen backen und froh sein, wenn wir ihn nicht noch auf Schmerzensgeld verklagen. Gut, Kayla hats mehr sportlich genommen und sich nicht verletzt. Sie war schneller wieder aufgesprungen, als sie umstürzte, aber durch die widerliche Reaktion des Möbelspinners, habe ich auch entsprechend reagiert. Ich habe dem im Laden derart lautstark die Meinung in die Ohren gebrüllt, dass er im Gesicht weiß wie eine frisch gekalkte Wand wurde. Das lenkte dann auch die Aufmerksamkeit von anderen Kunden auf uns, die sich teils schon als Zuschauer gruppierten. Des weiteren kam ein anderer Verkäufer herangeeilt und versuchte zu schlichten, worauf ich mich dann auch einließ. Der erste brauste dann aber erneut auf und bezichtigte Kayla, diesen Stuhl zerstört zu haben. So brauste ich auch erneut auf und ich weiß gar nicht mehr genau, was ich dem alles Schönes an den Kopf geworfen habe. Ein dritter Möbelverkäufer eilte herbei und bezeichnete sich als Filialleiter. Ohne die Sachlage überhaupt zu prüfen oder sich erklären zu lassen, sprach er ein Laden- und Hausverbot für uns aus und wir sollten umgehend den Laden verlassen, sonst würde er die Polizei rufen. Er schrie dann, in meiner Filiale brüllt nur einer und das bin ich! Kayla sagte dann zu mir, dass es wohl besser ist, diesen scheußlichen Laden zu verlassen. Die Lage wäre ohnehin schwierig geworden, wie sollte man einer möglicherweise gerufenen Polizei erklären, dass man eigentlich selbst der bzw. die Geschädigte ist? Hausrecht hatte der Arschkopf von Filialleiter sicherlich ohnehin, also gingen wir zunächst kommentarlos. Wie Sie mich inzwischen sicher kennen, können Sie sich vorstellen, dass die Sache damit für mich und Kayla noch längst nicht erledigt war. In diesem Punkt sind Kayla und ich sich ziemlich ähnlich. Wir reagieren auf solche Dinge schelmisch und meist nachträglich. Zuerst sind wir nach Hause gefahren. Dann haben wir überlegt und ich hatte einen grandiosen Einfall. Mit anderer Kleidung und einigen Utensilien habe ich mich stark verkleidet und mir ein Fläschchen Füllertinte in die Tasche gesteckt. Von Füllertinte habe ich sicherlich 100 Fläschchen zu Hause stehen, die waren alle noch in einem Paket, welches ich aus einer Geschäftsauflösung vor Wochen kostenlos mitnehmen konnte. Blaue, schwarze, rote und sogar grüne ist darunter. Ich hatte aber schwarze mitgenommen. Die Verkleidung war perfekt. Wissen Sie, ich trage normalerweise niemals Hüte und auch keine Brille, habe aber zu Hause etliche Hüte zur Auswahl auf dem Kleiderschrank liegen. Auch unzählige Sonnenbrillen besitze ich. Kayla hat hohe Schminkkünste obwohl sie sich selbst, wenn überhaupt, bestenfalls nur sehr dezent schminkt, eher gar nicht. Dieses Können rührt daher, weil sie in ihrer Jugend mal in ihrer Heimat an einem Hobby-Provinztheater fürs Schminken zuständig war. So hat sie mit hoher Kunst mein ganzes Gesicht auf braungebrannt getrimmt, wie frisch aus dem Südseeurlaub, dann noch aufgemalte Bartstoppeln, die wie echt aussahen. Normalerweise hasse ich kaum etwas mehr, als unrasiert herumzulaufen. Einen Tag, an dem ich mich nicht morgens zeitig rasiert habe, ist für mich versaut, da fühle ich mich nicht wohl, weil mir etwas fehlt. Und braungebrannt bin ich auch nie. Dann noch eine Magnum- Sonnenbrille aufgesetzt, einen nobelgrauen Breitkrempenhut, sehr elegant, aber unter normalen Umständen wirklich nichts für mich, und als Abschluss meinen dunkelblauen Lodenmantel, den ich eigentlich nie trage, außer auf Beerdigungen. So ausstaffiert besuchte ich den Laden erneut. Ich bin fest an den gleichen Blöd - Verkäufern und dem Filialleiter - Wicht vorbeimarschiert, die haben mich nicht erkannt und der Filialleiter grüßte sogar noch schleimig-freundlich, weil er in mir so einen zahlungskräftigen Kunden sah. Sie wissen ja, Kleider machen Leute, leider, wie ich zu sagen pflege. Ein gut verpackter Hohlkörper zählt in diesem Land mehr, als ein normal gekleideter Einstein. Ursprünglich hatte ich vor, in der Büromöbelabteilung einen dieser Fallstühle mit Tinte im Polster unansehnlich zu machen, aber während meines verkleideten Rundgangs änderte ich meinen Plan, weil ich zufällig mitbekam, wo der Filialleiter und dieser erste Brüllverkäufer ihr Büro hatten. Ein kleinerer Raum zwischen den Ausstellungsmöbeln mit einem breiten Fenster zum Laden. Die Tür stand weit offen, darin sah ich später die beiden Erzgauner sitzen. So schlenderte ich weiter durch den Laden und hielt dieses Büro ständig im Auge. Fast eine halbe Stunde später, waren beide miesen Drecksäcke in intensive Kundengespräche verwickelt, die auch weit weg vom Büro stattfanden. So huschte ich schnell ins Büro und ergoss die Tinte über deren gepolsterte Stühle, auch noch über etliche Akten und den Rest der Tinte ließ ich von oben in einen Computerdrucker laufen, der dort herumstand. Dann schraubte ich gelassen das Tintenfläschchen wieder zu, wickelte es in ein mitgebrachtes Papier von der Küchenrolle, steckte es in meine Manteltasche und bin gemütlich wieder aus dem Laden gegangen. Die ganze Aktion im Büro dauerte nicht länger, als vielleicht 10 oder 15 Sekunden. Schade ist nur, dass ich so nicht mitbekommen konnte, wie diese Blödwichser nachher ganz gewiss explodiert sind, als sie in ihr Büro zurück gekommen sind. Vielleicht werden Sie sagen, so etwas kann man nicht machen, das wäre doch schon fast ein krimineller Akt. Das sehe ich jedoch überhaupt nicht so, ich betrachte es eher als einen Akt der Chancengleichheit. Wäre die Reaktion dieser Leute auf den Fall von Kayla eine halbwegs normale gewesen, wäre ich niemals im Leben auf eine derartige Idee gekommen. Einige Bekannte werfen mir durchaus öfters vor, einen Hang zur Selbstjustiz durch die Hintertür zu haben, wie es mal einer von denen so schön formulierte. Was wäre uns kleinen Würschtles denn überhaupt möglich gewesen, wenn diese 3 Geschäftstrottel beim offiziellen Gang der Dinge auf ihrer Meinung bestehen geblieben wären, dass Kayla den Bürostuhl zerstört hätte und ihren Sturz damit selbst zu verantworten habe? Die hätten doch in jedem Fall Recht bekommen. Für die Richter wäre das Urteil doch von Anbeginn an klar gewesen, da kommt so ein AlG-2-Empfänger und seine Tussi und will sich hier gegen angesehene Geschäftsleute behaupten. Der Richter hätte doch gar keine Sekunde über den wirklich Fall, was es ja im wahrsten Sinne des Wortes war, nachgedacht. Wir hätten wie die begossenen Pudel dagestanden und blöd aus der Wäsche geguckt und neben den immensen Gerichtskosten diesen Möbelarschlöchern auch noch einen neuen Stuhl bezahlen müssen. So aber hat aus unserer Sicht die Gerechtigkeit ihr Ziel gefunden und das zugleich für Außenstehende und uns noch mit einem belustigenden Nebenaspekt. In solchen Fällen rohe, harte Gewalt gegen Menschen anwenden, das wäre nicht mein Ding, aber solche Scherze sind nach Kaylas und meiner Auffassung das passende Mittel, um zu reagieren. Zweifelsohne hätte ich schön blöd dagestanden, wenn ich bei der Aktion aufgefallen wäre, darüber bin ich mir im Klaren und habe mich deswegen vor jedem Schritt mehrfach vergewissert, dass von den Säcken keiner im Umfeld ist und die eigene Sicherheit mit Vorrang bedient wird.
Geld ist das, was wir nicht haben, murmelte neulich ein Sohi im Schwabenzentrum ständig, wie eine alte hängen gebliebene Schallplatte, vor sich her. Ich hatte einige Formulare abzugeben und dieser Mensch war vor mir an der Reihe. Dann traf er auf einen Bekannten, der den Behördenflur durchschritt und die beiden schwelgten dann lautstark in alten Zeiten. Dabei zitierte der immer die Jahre 1964 und 1965, wo er angeblich nicht nüchtern geworden wäre, weil jeden Tag Besäufnisse in seiner Stammkneipe angesagt gewesen wären und er zu dieser Zeit noch Mitglied in einem als zwielichtig bekannten Club gewesen sei. Nun, ganz nüchtern schien der auch jetzt nicht zu sein, denn er lallte etwas und hatte sichtlich Mühe, bestimmte Worte in der richtigen Reihenfolge auszusprechen. Der andere bestätigte seine Ausführungen dann immer mit der lautstarken Bemerkung: "Jaja, das waren noch Zeiten! Da waren wir die Herren und heute sind wir nur noch die Arschlöcher." Wenn Sie diese beiden Gestalten gesehen hätten, dann hätten Sie bestenfalls geglaubt, dass die immer die Arschlöcher waren oder dass es in die Jahre gekommene Clochards sind, die ihr Altersdasein nun in halbwegs staatlich gelenkte Bahnen umgewidmet haben, aber niemals, dass diese Typen jemals Herren gewesen wären. Ich habe da ein differenziertes Verhältnis. Ich habe nichts gegen Clochards, manche sehen Leute wie mich ja sogar nahezu auf einer Stufe mit solchen Leuten, während ich da doch ganz gewaltige Unterschiede sehe. Ich habe einen festen Wohnsitz, wohne und lebe eigentlich wie ein ganz normaler 0815-Mitbürger und will auch gar nichts anderes. Auf der Straße könnte ich nicht leben, dem Suff könnte ich nicht frönen. Auch sind die Gründe, die zur heutigen Situation führten bei mir fester gefügt und ich mache in erster Linie meine langjährige Krankheit dafür verantwortlich, dass ich wirtschaftlich auf dem Stand der Bedeutungslosigkeit angekommen bin, wogegen bei Clochards, Bettlern und Landstreichern in erster Linie ihre eigene Entscheidung dafür verantwortlich ist.
Die Pleitewelle grassiert und wütet weiter. Wieder habe ich meinem Bekannten bei einer ähnlichen Aktion geholfen, wie neulich. Ein Tante- Emma-Laden war es diesmal, der nach einer Tradition von 68 Jahren zu enträumen war. Der konnte sich noch bis in unsere Zeit retten, dann ist der Inhaber über Nacht gestorben. Tags zuvor hatte er noch mit seinen 76 Jahren wie immer zuverlässig im Laden gestanden und seine spärliche Stammkundschaft bedient, war dann einfach morgens nicht mehr wach geworden. Man weiß ja nichts genaueres, aber wenn man das hört, dann denkt man, eigentlich ein schöner Tod, einfach abends einschlafen und ohne Leiden einfach nicht mehr wach zu werden. Aber wer weiß? Da es keine Beschäftigte in dem Laden gab, alles machte der alte Herr noch alleine, blieb der Laden zu. Sein Tod fiel wenigstens sofort auf, weil einige Lieferanten morgens ihre Waren nicht wie gewohnt los wurden und die Nachbarschaft verständigten. Nun muss man dazu sagen, dass wir nicht gleich am Folgetag dort auf der Matte standen, dazwischen lagen schon einige Wochen. Der Ladeninhaber war zugleich auch der Hausbesitzer und die künftigen Erben wollten nur eines, so schnell wie möglich Geld. Laden und Haus verkaufen und das besser gestern als heute. Mein Bekannter bekam den Auftrag den Laden zu entrümpeln, leer zu räumen. In der Zwischenzeit, es waren seit dem Tod vielleicht 8 Wochen vergangen und Sie können sich vorstellen, dass manche Lebensmittel solche Lagerzeiten nicht gut überstehen. Die geldgierigen Erben hatten es noch nicht einmal für nötig befunden, den Laden nach dem Tod einmal zu Kontrollzwecken zu betreten. So schimmelte etliches vor sich hin und trotz weiterlaufender Kühlung sah es nicht wirklich lecker dort aus. Wir haben binnen 10 Stunden Arbeit dort unbeschreibliche Mengen stinkendes Zeug rausgeholt, und besondere Leistungen verlangen auch einen besonderen Preis, das hatte mein Bekannter den Erben schon gesagt. So fuhren wir mit dieser Arbeit ungefähr das Vierfache des Üblichen an Entlohnung ein. Sie kennen sicherlich diese eingeschweißten Kraft - Scheibletten - Käsesorten, die sind ja absolut hermetisch verschlossen und davon habe ich nun etwa 40 Packungen bei mir im Kühlschrank liegen. Die hatten alle noch Haltbarkeitsdaten bis Juni, Juli und August diesen Jahres und da sie hermetisch verschlossen sind, kann ja nichts schlechtes dran gekommen sein. Auch lagen sie sogar gekühlt, obwohl das bei diesen Sorten nicht zwingend erforderlich ist. Die waren zu schade zum Wegwerfen. Es fielen selbstverständlich auch noch viele andere Sachen an. So haben wir uns untereinander den Gesamtbestand an Schokolade aufgeteilt. Die hält ja auch lange und ist nach 8 Wochen herumliegen im Laden davon nicht schlecht geworden. So habe ich jetzt 17 Tafeln feinster Milka-Schokolade bei mir auf Vorrat liegen, außerdem noch ungefähr 11 Tafeln Stollwerck- Schokolade, rund 20 Tafeln anderer Marken und etliche Beutel mit solchen schokoglasierten Erdnüssen. Damit haben wir für einige Weile reichlich, da wir eigentlich solche Sachen nur sehr gelegentlich essen. Suchard - Milka- Schokolade hatte ich bestimmt schon Jahre nicht mehr gekauft, die ist mir einfach zu teuer, wenngleich es geschmacklich nach meiner Meinung die beste Schokolade ist, die es gibt. Besonders Nugat - oder nugatähnliche Sorten, wie z.B. Noisette, haben es mir angetan, wenn ich denn mal zur Schoko greife. Wir haben den Laden zu Viert entrümpelt und der Berninger, einer der Helfer, der hat mir noch eine Tüte grüngelbe Zitronen- Zucker-Gummiringe aufgedrängt. Ich sage Ihnen, das Zeug ist so sauer, es zieht einem die Luftröhre zu und man läuft herum, als hätte einem jemand beide Backen aneinandergetackert. Ich habe die Dinger sofort in den nächsten Mülleimer geworfen. Wie man sich so etwas nur kaufen kann. Ich glaube, der Biss in eine frische Zitrone ist weniger sauer, als diese Gummiringe.
Von mir wird manchmal gerne über öffentliche Verkehrsmittel und die Bahn hergezogen. Nun kann ich sogar über den Güterverkehr entsprechende Negativäußerungen beisteuern, die allerdings zugegebener Maßen nicht von mir stammen, weil ich den Güterverkehr der Bahn ja nicht in Anspruch nehme. Bei einer Firma half ich meinem Bekannten, wo wir auch die Umzüge und Entrümpelungen mit machen, einige Büromöbel abzuholen und zu einer Außenstelle des gleichen Unternehmens nach Backnang zu fahren. Dabei belauschte ich zwangsweise ein Gespräch zwischen einer Dame, die dort für das Transportwesen zuständig ist, mit einem Herrn mit Aktentasche, der im Büro am Tresen stand. Der Herr fragte, ob sie denn nicht einen Teil der Waren per Bahnfracht verschicken könne. Die Dame grinste daraufhin nur breit und erwiderte: "Niemals, alleine schon wegen der Terminunzuverlässigkeit. Die Bahn schafft es doch sogar, dass selbst Kunstblumen auf dem Transport verwelken, weil es so lange dauert." Es muss da bezüglich der Einhaltung von Terminen sehr schlechte Erfahrungen gegeben haben.
Gerne würde ich Ihnen hier noch viele weitere Erlebnisse breit treten, jedoch steht Kayla gerade im Hintergrund und drängt. Wir wollten so lange es noch ein wenig hell ist, noch einen kleinen Spaziergang im naheliegenden Kräherwald machen. Dunkel ist es jetzt schnell, denn wir haben ja schon halb 6 am Nachmittag.
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email "Berge und Kunst" vom 07.03.2005
Hallo eingewechselte Grüße.
Bei meinem Notebook mit der Netzstromversorgung das hat auch weitere Vorteile, wie ich jetzt erst erkannte. Selbst wenn der Akkusatz im Gerät einwandfrei arbeitet, ist der Bildschirm mit zusätzlichem Ladenetzgerät heller und deutlicher lesbar. Diese Möglichkeiten hatte ich bislang deshalb außer Acht gelassen, weil sie in einem separaten kleinen Handbüchlein beschrieben sind, welches sich nur mit der Energieversorgung und einem Energysafty-Stromsparsystem des Gerätes befasst. Zu meiner Schande muss ich eingestehen, es nicht gelesen zu haben. Ich dachte, das ist nur Beiwerk und hat mit der Gerätebedienung nichts mehr zu tun. Sie ahnen, wenn man solch ein Gerät neu bekommt, hat man einen überquellenden Tatendrang und will zwar nichts falsch machen, liest das eigentliche Handbuch, aber die anderen Heftchen, die noch daneben liegen, hat man nur mit einem fahlen Blick registriert, aber nicht gelesen. Später, als dann Zeit zum Lesen gewesen wäre, hat man nicht mehr daran gedacht. Dort steht auch, dass das Notebook so konstruiert ist, dass die Anzeige bei Versorgung über das Netzladegerät besser und mit mehr Leistung arbeitet, wogegen die etwas minimierte Leistung beim Nur-Akkubetrieb der Lebensdauer der Akkuladung zugute kommt, aber dafür geringe Abstriche in der Bildqualität erzwingt. Das kann man auch abschalten, eben in dieser komischen Energysafty-Funktion, dann ist die Bildqualität mit Akkus genauso gut, wie mit Netzladegerät, aber dafür ist der Akkusatz dann ungefähr eine Stunde früher leer, wenn man von Dauerbetrieb ausgeht. Eine Stunde ist unterwegs viel Zeit, wenn man keinen Starkstrom zur Hand hat. Es gibt sogar teures Zubehör, mit Sonnenzellen, womit man den Akkusatz bei Nichtbenutzung auch ohne Steckdose aufladen kann. Da haben sich die Herstellerleute etwas einfallen lassen. Diese Sonnenenergietankstelle kommt für mich nicht in Frage, weil sie heftige 198 Euro kostet und das sei noch ein Sonderangebot, welches nur für Besitzer dieses Notebooks gelte, die sich spontan für eine Bestellung im ersten halben Jahr nach dem Kauf des Notebooks entschließen. Alle Anderen müssen sogar 268 Euro dafür ausgeben. Sicher hatte ich viel Glück, dass durch die Hitzeentwicklung das Gerät selbst nicht zerstört worden ist, das sagte auch schon der Herr in dem Fachgeschäft.
Es ist sehr schade, dass der Herr Kishon gestorben ist und nun keine schönen neuen Sachen mehr schreibt. Es soll aber noch vieles von ihm geben, was mir unbekannt ist. Vermutlich wird, jetzt angeworfen durch seinen Tod, in absehbarer Zeit noch vieles veröffentlicht, damit die Verlage auch wirtschaftlich an seinem Tod etwas verdienen. Ich habe den immer sehr geschätzt und war schon recht traurig, als ich die Nachricht von seinem Tod hörte.
Die Schweiz als Heimatland, na ja, ich kenne die Schweiz relativ gut und besuche sie gerne, früher oft, heute aus Finanzgründen kaum noch. Ich habe selbst eine zeitlang in Liechtenstein gewohnt, aus Gesundheitsgründen, weil dort eine Fachklinik ist, in der ich lange behandelt wurde. Von dort konnte man ja in die Schweiz fallen, wie man dort sagte. Also zu Besuch ja, aber wohnen möchte ich dort nicht. Es tut mir leid, ich kann die Gründe dafür gar nicht richtig beschreiben und in Worte fassen, aber dort ist mir alles zu clean, wie man neudeutsch so sagt oder das ist auch eigentlich falsch, weil es nur einen cleanen Anschein erweckt, es aber nicht wirklich ist. Es ist ein Puppenland, bei dem man nie so richtig sieht, wer gerade die Fäden der Puppen wirklich zieht, aber alle tanzen danach, so würde ich das mal beschreiben. Nein, das ist nichts für mich. Ich glaube, das bemerkt man aber erst, wenn man länger mal dort war oder bestimmte Einblicke hat. Von außen sieht dort immer alles so schön heile aus und dann noch die reizvolle Landschaft dazu, das schafft sozusagen positive Vorurteile, die sich dann später oft als nicht haltbar erweisen. Schöne Landschaft ist bei weitem nicht alles und auf Dauer nützt sie einem wenig, wie man dann erkennen muss.
Manche Leute haben Furcht vor Bahnbediensteten, die Leute aus den heiligen Hallen der Bahnhöfe vertreiben. Vor einiger Zeit brüstete sich ein Bahnsprecher im BW - Fernsehen damit, dass es eines der Ziele mit oberster Priorität sei, die Bahnhöfe künftig von Leuten freizuhalten, die dort nicht zum aktuellen Reisen verweilen. Es gebe viele, die die Bahnhofsgebäude als kostenloses Hotel ansehen oder sich nur so zum Zeitvertreib dort aufhalten. Etwas anderes sei es, wenn es sich dabei um Leute handle, die in den Geschäften dort einkaufen oder vielleicht die gastronomischen Angebote nutzen. Mit anderen Worten, wer keinen wirtschaftlichen Nutzen bringt, fliegt raus. Ich finde allerdings, die Bahn entfernt sich immer mehr von ihrem eigentlichen Zweck und will auf 100 Hochzeiten zugleich tanzen, von jedem Kuchen ein Stück abhaben, aber dabei verliert sie immer mehr die Reisenden, das Reisen und die damit direkt verbundenen Aufgaben aus den Augen. Voller Stolz berichtete man neulich auch, dass die meisten Vorortbahnhöfe im Großraum Stuttgart dank der Aktion "Sauberer Bahnhof" nun weitgehend frei von Obdachlosen wären. Wobei dieser Oberbegriff jeder genaueren Überprüfung entbehrt, dazu rechnen die auch Reisende, die eben keine Lust oder einfach kein Geld haben, sich zusätzlich zu den schmerzlich hohen Fahrpreisen noch teure Hotelübernachtungen zu leisten. Da sollte man doch wesentlich lockerer herangehen. Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn die Bahnbediensteten angehalten werden, Leute rauszuwerfen, die randalieren, Schmutz verbreiten oder vielleicht betrunken andere Reisende blöd anmachen, aber wer nur dort friedlich die Zeit verbringt, um im Endeffekt ja vorher oder nachher die Bahn zu nutzen, den sollte man doch einfach in Ruhe lassen. Aber die Bahn schleimt sich zunehmend in ein Wunschimage ein, welches sie gar nicht hat, aber gerne hätte, als Hort für feine Geschäftsleute. Dazu passen Leute aus den preisbewussteren Schichten nicht. Das ist auch eines der Grundprobleme unserer heutigen Gesellschaft, warum es wirtschaftlich nicht wirklich aufwärts geht. Getan wird vorwiegend was für die Möchtegerngestalten, aber die bewirken keine praktische Produktivität. Die Leute die praktische Produktivität bewirken, die vernachlässigt man und man tritt sie zusätzlich noch bei jeder Gelegenheit in den Hintern. Deshalb haben die auch keine Lust mehr, groß etwas zu machen und sich das gefallen zu lassen. Nur mit dem Gehabe, was diese Möchtegerns hinter ihrem Schreibtisch veranstalten, wird nicht wirklich etwas bewegt und der Karren gerät immer mehr in den Dreck. Das würde aber jetzt zu weit führen darüber zu schreiben, damit könnte man Bände füllen. Kurz nochmals zurück zu kostenlosen Übernachtungsmöglichkeiten. Ein Bekannter von mir war mal fast 2 Jahre als Tippelbruder unterwegs, hat sich aber selbst wieder sehr gut gefestigt und schon seit längerem wieder eine eigene Wohnung. Er erzählte mir, dass er bei kaltem Wetter oft in der Eingangsschleuse von Krankenhäusern übernachtet hat. Die verfügen oft über einen der eigentlichen Eingangstür vorgelagerten Eingangsbereich, wo jeder rein kann und der auch nachts offen bleibt und sogar geheizt ist. Der hatte dann dort übernachtet und wie er sagte, war er meist der Einzige, weil andere Leidensgenossen diese Möglichkeit nicht kannten und er sie denen auch nicht verraten hat. Er sagte, gute Schlafplätze durfte man niemals Leidensgenossen mitteilen, denn sonst waren die eigenen Tage dort gezählt, weil die anderen dann diese Plätze mit ihren rauen Sitten rücksichtslos für sich in Anspruch nahmen.
Ich kann den Frust vieler Bahnreisenden sehr gut verstehen, wenn man häufig hört, wie viele Leute trotz gelöster Fahrkarten wegen uneinheitlicher Auslegungen von Bestimmungen Ärger bei Kontrollen bekommen, wo sich die Kontrolleure vielleicht selbst nicht eins sind. Wenn man in solchen Fällen auch noch als Schwarzfahrer tituliert wird oder so ähnlich behandelt wird, dann kann man bitteschön auch gleich schwarzfahren und sich das teure Ticket sparen. Sie kennen mein altes Klagelied, der öffentliche Nahverkehr taugt meines Erachtens wenig, das ist meine felsenfeste Meinung. Damit will ich gar nicht einmal die grundsätzlichen Funktionen als solche in Abrede stellen, die mögen auf manchen Strecken durchaus reibungslos laufen, aber das Gesamtkonzept dieser Verkehrsart passt einfach nicht mehr in unsere Zeit und zum Menschen von heute. Ich kriege schon das kalte Kotzen, wenn ich nur daran denke, erst zu einer weit entfernten Station laufen zu müssen, dort warten, bis ein Verkehrsmittel kommt, dann zusammen mit oft vielen Leuten, die ich nicht mag, zusammengepfercht in der Kiste zu verbringen - gut es gibt natürlich auch angenehme Ausnahmen, wo man vielleicht mal eine nette Frau bei der Gelegenheit kennen lernt, leider bleiben es seltene Ausnahmen - , dann ab der Zielstation wieder zum eigentlichen Ziel laufen, zusätzlich in Relation zu diesen ganzen Umständen noch die hohen Fahrpreise und ist wirklich mal schlechtes Wetter, wo man es aus Sicherheitsgründen sinnvoller fände, das Auto stehen zu lassen, dann fallen die öffentlichen Verkehrsmittel doch heute als Allererstes aus. Nein, das ist doch nicht mehr zeitgemäß. Ich kann jedem nur raten, machen Sie es wie ich. Kaufen Sie sich ein richtig billiges Nonstatus - Auto und sie kommen überall bequem hin und es ist nicht teurer, als diese ganzen öffentlichen Verkehrsmittel, jedenfalls nicht, wenn Sie beides öfters in Anspruch nehmen. Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass Sie schon mit einem solchen gebrauchten Kleinstwagen günstiger liegen, wenn Sie pro Woche nur auf eine Gesamtstrecke von knapp 100 km kommen; darüber sowieso. Natürlich immer vorausgesetzt, dass Sie die gleiche Anzahl Fahrten und Strecken sonst mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den üblichen Preisen machen würden. Wenn Sie die Möglichkeit nutzen können, einen Großteil Ihrer Fahrten per Anhalter oder als erfolgreicher Schwarzfahrer machen zu können, dann klappt dieser Vergleich natürlich nicht, weil weniger als nichts kann etwas nicht kosten. In meinem Fall habe ich, trotz anfänglicher Bedenken oder man könnte auch sagen, trotz anfänglicher Furcht, den Schritt zurück zum eigenen Auto bis heute keine Sekunde lang bereut und würde ihn gerade wegen der nun gemachten Erfahrungen sofort ohne Zögern wieder tun. Die ganzen öffentlichen Vergleiche, die beispielsweise von sogenannten Umweltverbänden immer aufgemacht werden, bei denen vorher schon felsenfest steht, dass die Bahn günstiger abschneidet, sind völlig fehlerhaft und berücksichtigen nicht alles. Zudem ziehen die in ihren Vergleichen immer Mittelklassewagen als Vergleichsobjekt zur Bahn heran, denen vielleicht ein Anschaffungspreis von 25.000 Euro oder mehr zu Grunde liegt. Auf die Idee, mal einen gebrauchten Nonstatus-Kleinstwagen, wie meinen Suzuki-Alto als Vergleichsobjekt zu wählen, der gebraucht rund 850 Euro gekostet hat, kommen die erst gar nicht. Wollen die aber auch gar nicht, denn sonst würde ihre Vergleichsrechnung kräftig zu Ungunsten der Bahn ausfallen.
Die Politiker und Behörden drangsalieren uns mit scharfen Vorschriften, besonders im Zusammenhang mit angeblicher Reduktion des Schadstoffausstoßes und viele Leute können sich dadurch gar nicht mehr ihr Auto leisten. Werden solche Sauberkeitswerte nicht mehr eingehalten und man kann sich keine Reparatur, Umrüstung oder gar Neuanschaffung leisten, dann wird man zum Fußgänger. Der Umwelt hingegen bringt das gar nichts, das ist Selbstbetrug, denn dann kommen Leute aus dem Ausland, kaufen diese Karren billig auf, exportieren sie nach Afrika, Russland oder so und dort laufen diese Gurken dann ohne jegliche Betreuung und mit Abgaswolken noch vielleicht 20 oder 30 Jahre weiter. Die Erde bleibt nur die eine und so bleibt der Schadstoffausstoß dieser Fahrzeuge erhalten, er findet nur nicht mehr in Deutschland statt. Dass es am Markt dennoch wirklich billige Autos gibt, zeigte sich erst diese Tage. Ich kam bei einem Gebrauchtwagenhändler vorbei, der hatte so einen Daihatsu - Curore von 1994 für nur 999 Euro dastehen, mit vollen 2 Jahren TÜV und ungefähr 100.000 km gelaufen. Das ist ein ähnlich kleines Auto, wie mein Suzuki, halt nur von der koreanischen Marke Daihatsu. Für die reinen Fortbewegungsansprüche reicht das vollkommen aus und die Unterhaltskosten von dem dürften im gleich niedriegen Bereich liegen, wie bei meinem Suzuki - Alto.
Sogar bis hier her ist es schon vorgedrungen, dass sich offensichtlich viele Künstler im Schwarzwald und auch in der Eifel niedergelassen haben. In einer Fernsehsendung wurde so etwas erwähnt. Dort wurden u.a. sogenannte Kirchenkünstler gezeigt, die Fresken malen oder Figuren schnitzen, ein anderer, der Heiligenfiguren aus Sandstein meißelt, der aber auch Brunnen baut. Dann ein Maler, an den ich mich noch gut entsinne, der früher in Amerika große Werbetafeln für Industriekonzerne gemalt hat, der aber heute in der Eifel lebt. Das mit den Werbetafeln muss dort in USA eine sehr verbreitete Kunstform sein, hier ja gar nicht. Es mag ein Widerspruch sein oder auch nur ausgleichende Gerechtigkeit, denn früher waren in kleinen Orten im Schwarzwald oder der Eifel Künstler verpönt und galten als verrückte Sonderlinge, die man misstrauisch beobachtete und eigentlich nicht mochte. Sie wurden damals bestenfalls zum Kaspar auserkoren, auf den sich der Spott des ganzen Dorfes konzentrierte. Die meisten davon waren dann froh, so schnell wie möglich in die Städte abzuwandern, wo man diesen Dingen aufgeschlossener gegenüber stand. Heute suchen gerade solche Leute sich ausgerechnet in diesen Bereichen oft ihr neues Zuhause und in vielen Orten rühmt man sich inzwischen mit jedem Künstler, den man als Repräsentationsobjekt für den eigenen Ort heraushängen kann. Das wurde auch im Fernsehen so erwähnt.
Die Miele - Qualität ist ja gut bekannt, ich meine jetzt bezüglich meiner gebraucht gekauften Miele - Waschmaschine. Nach wenigen Wochen mit Langlebigkeit zu prahlen, wäre barer Unfug, andererseits wenn man bedenkt, wie alt meine erste Miele nun schon ist und wie zuverlässig und sauber die wäscht, da kann man dem Hersteller nur Anerkennung zollen. So alt wie meine Miele jetzt schon ist, wäre meine Vorgängermaschine nie geworden und so sauber wie die Miele jetzt noch wäscht, so sauber hat meine Vorgängermaschine selbst nicht gewaschen, als sie noch fabrikneu war. Was an der Vorgängermaschine auch ein ständiges Ärgernis war, war die Eigenschaft, dass oft Rückstände vom Weichspüler in der Wäsche als helle, seifige Streifen zurückblieben. Das war zeitweise so arg, dass ich entweder gar kein Weichspülmittel eingefüllt habe oder höchstens die Hälfte der üblichen Dosis einfüllte. Auch ein altes Ärgernis an der Vorgängermaschine, dass zuweilen die Bullaugendichtung einige Tropfen Wasser durchließ, besonders bei Kochwaschgängen und dass das Flusenfiltersieb verstopfte, obwohl man es spätestens alle zwei Wochen gereinigt hatte. Das führte dann dazu, dass die Maschine es am Ende des Waschganges nicht richtig schaffte, alles Wasser aus ihrem Inneren vollständig abzupumpen. Solche Probleme kennt die Miele gar nicht. Sie tut was sie soll und das perfekt.
Wenn wir die billig Spanienbusreise machen, wurde für diesen Fall schon mal vorgeschlagen, zur Dokumentation das Notebook mit zu nehmen. Das würde ich durchaus gerne beherzigen. Was jedoch eine Sache der genaueren Überlegung ist, da ich andererseits wenig Lust habe, im Reisebus das Gerät mitzuschleppen und es bei örtlichen Erkundungen im Hotel zurückzulassen. Was die Digitalkamera betrifft, die muss natürlich mit, das ist gar keine Frage und die ist ja auch handlicher. Würden wir mit dem Wagen nach Granada fahren, dann wäre die Mitnahme des Computers keine Frage, aber im Reisebus bemühen wir uns, so wenig Gepäck wie nur irgendwie möglich mitzunehmen. Kayla hat einen wunderbaren kleinen Koffer, so einen Textilkoffer, nicht so ein hartes Ding. Der ist sehr handlich und trotzdem passt viel rein. Ich denke, dass wir für unsere 9- Tages-Granadareise alles rein kriegen, was wir dafür benötigen. Leider steht der genaue Termin der Ersatz - Granadareise noch nicht fest. Der Busunternehmer meinte, es könne sein, dass die erst im April stattfindet. Auch kam die Überlegung auf, ob wir nicht einfach ungezwungen eine derartige Reise mit dem Auto unternehmen sollten. Davon sind wir gleich wieder abgekommen, weil trotz niedrigen Verbrauches die Benzinkosten dafür hin und zurück sicherlich mit 250 Euro zu Buche schlagen, dann kommen Hotelkosten hinzu und noch mehr, so würde unser Aufenthalt dort schnell in die Dimension von weit über 500 Euro anschwellen und das ist einfach nicht drin. Soviel kann und will ich nicht für eine Reise ausgeben, auch wenn sie sehr schön ist. Mit dieser Busgeschichte kostet uns beide der ganze Spaß fix und fertig rund 190 Euro und das ist so eine Grenze, wo ich sage, ok. das kann man mal machen, für einen solchen Preis kommen wir so schnell nicht wieder nach Granada, zumal die ganze Region um Granada mir als äußerst sehenswert empfohlen wurde.
Vom Winterwetter hatten wir nunmehr reichlich genug. Die letzten Tage hat es hier noch immer geschneit. Hier in der Stadt, da geht es noch, wenn man ein wenig rausfährt, vor allem in Richtung Schwarzwald, aber auch die Alb entlang, dann kommt es schon ganz schön dicke und ich habe zu solchem Winterwetter ein zwiegespaltenes Verhältnis. Wenn es im Winter frisch schneit, sieht das alles herrlich aus und mir gefällt das auch. Einen Tag lang, zwei Tage, aber schon am dritten Tag reicht es dann und ich bin froh, wenn der Mist wieder möglichst schnell weg ist. Wie das hier nun seit einigen Wochen ist, das missfällt mir und geht mir nur noch auf den Senkel. Da kommen wir auch wieder ein wenig an den weit oben genannten Punkt, mit der Schweiz als Wohnort. Man mag mit der schönen Berglandschaft der Alpen argumentieren, die zweifelsohne ihre Reize hat, aber dort würde ich wahnsinnig. Für ein paar Wochen ist das alles schön, aber zum dauernd dort leben fänd ich wär's nicht auszuhalten. Vor einiger Zeit war ich mal am Meer und in der Lüneburger Heide. Man könnte sagen, landschaftlich das krasse Gegenteil von der Alpenregion. Weite Flächen, verstreute kleine Dörfer, die schon beim Durchgehen vor Langeweile zu gähnen scheinen, besonders an grauen Tagen, aber ich kann das nicht beschreiben und kann Ihnen schon gar nicht sagen, warum das so ist, aber dort fühlte ich mich gleich sauwohl. Komme ich hingegen in diese typischen Alpendörfer oder Städte, dann geht mir der Hals zu, es wirkt so beklemmend. Obwohl meine Zeit in Liechtenstein sehr schön war und ich habe damals dort sehr gerne gelebt, war aber dann doch froh, als ich nach knapp 2 Jahren endlich wieder weg war. Hier in Stuttgart ist ja auch mehr oder weniger alles bergig, aber in einem, wie ich finde, so gerade noch erträglichen Ausmaß, die Steigerung der Alpen brauche ich nicht. Ein Arzt der mich in Liechtenstein behandelte, der hat einmal gesagt, die ganze Menschheit kann in zwei generelle Landschaftstypen unterteilt werden, den Flachlandtyp und den Bergwelttyp, und das ist meist unabhängig davon, wo man geboren ist oder wo man tatsächlich lebt. Dann bin ich sicher eher der Flachlandtyp. Hätte ich die Möglichkeit, nach Norddeutschland zu ziehen, ohne dass es mich etwas kostet und bei gesicherten Einkünften, dann würde ich das sofort tun und meinen Hausstand in Stuttgart auflösen. Nun bin ich ja auch kein gebürtiger Stuttgarter, noch nicht einmal ein Schwabe, oder ein Baden-Württemberger. Ich bin hier und lebe zweifellos sehr gerne in Stuttgart, trotzdem habe ich einen inneren Hang zum flachen Land. Wissen Sie, mir wäre es völlig egal, wenn man aus Gründen der besseren Sicht nach Süden die Alpen absägen würde, ich hänge an dieser Bergwelt nicht. Auch kann ich Bergsteiger nicht im Geringsten verstehen. Ich finde überhaupt keinen Reiz daran, irgendwelche hohen Berge zu erklimmen und weil mir dafür jedes Verständnis fehlt, kann ich auch niemanden bedauern, der dabei zu Tode stürzt und auch keinem besondere Anerkennung zollen, der gewisse Aufstiege geschafft hat. Für mich ist so etwas selbst erwähltes Risiko, das kann gut gehen, es muss aber nicht gut gehen und fordert halt so seine Opfer. Wenn ich auf einer hohen Brücke über das Brückengeländer balancieren würde, wäre das ein gleichwertiger Akt des Risikos, aber jeder würde sagen, sieh mal an, dieser leichtsinnige Idiot. Erklettert ein Bergsteiger einen Gipfel, verneigen sich gleich viele vor dieser Leistung. Ich behaupte dabei gar nicht, das es keine herausragende Leistung ist und schon gar nicht, dass es einfach wäre, aber es ist genau so ein leichtsinniger Akt, wie die Geschichte auf dem Brückengeländer. Und was habe ich am Schluss davon, wenn ich sagen kann, ich war auf dem dreitausender Gipfel? Das ist in meinen Augen vielleicht eine besondere Art der Selbstbefriedigung, mehr nicht. Zu dieser Ansicht stehe ich auch und spreche offen meine Missbilligung für den ganzen alpinen Kletterzirkus aus, womit ich aber keineswegs versuche, Andersdenkende umzustimmen, denn jeder hat einen anderen Kopf und jeder ist anders programmiert.
Es ist entsetzlich und ungerecht, da werden nur mal so, für die Kunst, hier in Stuttgart beachtliche 68 Millionen Euro für einen Gebäudekomplex für das neue Kunstmuseum am kleinen Schlossplatz ausgegeben. Das Gebäude ist zweifelsohne sehr interessant und ich finde es gelungen. Ein großer Glaskasten, der trotzdem auf den ersten Blick seine inneren Werte verbirgt, da er genau über einem System stillgelegter Straßentunnels aus den sechziger Jahren errichtet wurde. Von dem Glaskubus hat man innen Abgänge in diese Tunnelreste geschaffen und jene Tunnels, die einst einige wichtige Verkehrsadern die Stuttgarter Innenstadt unterqueren ließen, zu Museumsräumen umgebaut. 5.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche kamen so zustande. Grundsätzlich ist das alles schön und gut geworden, aber ein Rätsel bleibt für mich, wie kann man hierfür ganz locker 68 Millionen Euro aus dem Ärmel schütteln, während man auf der anderen Seite klagt und mit fast jedem Sohi um ein paar Euro streitet. In diesen 68 Millionen Euro sind noch nicht einmal die Kunstwerke selbst enthalten, sondern das ist die reine Bausumme. Es wurden dafür eigens zusätzliche Kunstwerke gekauft, die nochmals zig Millionen Euro kosteten. Jetzt am Freitag, den 4. und das ganze Wochenende, gab es zur offiziellen Eröffnung kostenlose Tage der offenen Tür, Freitag sogar mit Büffet. Kayla und ich waren natürlich Freitag dort. Wenn man sich schon spendabel zeigt, warum sollten wir dann nicht auch davon profitieren? Übrigens gab es u.a. sehr leckere Pfeffer-Frikadellen und das völlig kostenlos in beliebiger Menge. Eine dumme Pute pikierte sich schon darüber, dass Frikadellen kein Imbiss für eine Kunstausstellung wären, sondern ein Fraß für das gewöhnlich Volk. Die hat ja keine Ahnung, was gut ist und selbst ein hochrangiger Kunstprofessor missbilligte die Meinung dieser rothaarigen Zimtzicke und steuerte bei, dass alleine schon die gekonnte Zubereitung von Frikadellen eine Kunstform für sich sei, womit er recht hat. Ich hatte noch ein paar Tüten mit kostenlosen Frikadellen mitgenommen, als die anderen aufmerksam einer Rede in einem weiter entfernten Glasraum lauschten. Zuerst wollte ich mir nur 2 weitere Pfeffer-Frikadellen einverleiben, da aber weit und breit keiner war und rein zufällig leere Brötchentüten an einem Stab herumhingen, habe ich mir solche Tüten geschnappt und voll mit Frikadellen gestopft und zwischendurch schnell ins Auto gelegt. Zuhause haben wir dann ausgepackt und stolze 27 Frikadellen gezählt. Davon haben wir 20 gleich im Gefrierfach eingefroren und die anderen 7 gegessen. Weitaus weniger gut als die Frikadellen war der Orangensaft, der dort gereicht wurde. Eine wässrige Plörre, die bestenfalls einmal auf einer Zeitung gestanden hat, in der das Wort Orange vorkam. Die Auswahl war groß und so war man nicht gezwungen, den Orangensaft zu trinken. Alkoholisches mochte ich nicht und so wechselte ich auf sehr leckeren, erfrischenden, eiskalten Apfelsaft, der aus einem Biobetrieb von der Alb stammte. Manchmal denkt man jedoch leider nicht genug nach. Dass Apfelsaft verdauungsfördernd wirkt, gilt als allgemein bekannt, aber in dem ganzen Trubel habe ich daran keinen Gedanken verschwendet. So kam, was kommen musste. Nach vielleicht dem achten Glas Apfelsaft zwickte es im Darm und es eilte sehr, eine Toilette zu finden. Was sich in dem Glaskastenbau bei Not im Hinterteil auf die Schnelle als gar nicht so einfach erwies. In einem der Tunnelabgänge wurde ich dann fündig und habe es haarscharf so eben noch ohne braune Bremsspuren in der Hose geschafft, die Abwasseranstalt zu erreichen. Ich muss danach ausgesehen haben, wie ein glückliches Kind, denn Kayla meinte ich würde so entlastet und restlos zufrieden grinsen. So hat man später immer gut scherzen, jedoch im Moment der Not möchte man sich am liebsten selbst auflösen oder wünscht sich einen Knall, der einen sofort auf dem Klo sitzen lässt. Nach dieser Erleichterung gab der Apfelsaft aber noch lange nicht Ruh. Nach einer Viertelstunde musste ich schon wieder, aber die Not war nicht ganz so groß, wie beim ersten Mal. Kayla gab den Tipp, nun möglichst viel Schokolade, Pfefferminzbonbons oder wenn greifbar Bananen zu essen, um der schlüpfrigen Darmlage Herr zu werden. Das Büffet war reichhaltig und wies auch eine süße Ecke auf. Die wurde dann geplündert. Ein Stück Obsttorte mit vielen Bananenstücken unter einer glasklaren Glasur ersetzte mir das Original. Dann gab es vorzügliche Pralinen mit viel Schokolade dran und das Optimum schien wie für meinen akuten Fall geschaffen, Zartbitterpralines mit Pfefferminzcremefüllung. Davon habe ich dann sicherlich 10 Stück verschlungen, lecker waren sie obendrein und sollten besonders ihren Zweck erfüllen. Man ist ja dumm und denkt viel zu wenig nach, in solch einer Situation. Zunächst musste ich trotzdem noch zweimal eilig auf die Toilette, da es eine Weile dauert, bevor diese Dinge wirken, dafür laufe ich seit diesem Tag jetzt mit einer Verstopfung herum, eigene Dummheit. Zur eigentlichen Sache, die Kunstwerke, die dort ausgestellt sind, na ja, wie das bei Kunst so ist, man findet nicht zu allem einen Draht. Beeindruckt hat mich ein Video-Wandteppich. Ja Sie werden staunen, ein Künstler hat dort einen Video-Wandteppich installiert. Sie kennen ja die typischen Teppichmuster alter wertvoller Teppiche. Daraus einen Wandteppich zu machen ist auch nichts besonderes, aber der Künstler hat mit einem Videoprojektor auf eine Wand ein solches Teppichmuster projiziert, bei dem sich der Mittelteil ständig veränderte. Das sah vielleicht lustig aus und ich fands eine grandiose Idee. Überhaupt gibt es dort viele Video- und Technikkunst. Aber auch nicht zählbare Gemälde. Bei den Gemälden stellte ich einen Hang zur modernen Primitivmalerei fest, wie ich das nennen würde. Ein Drittel aller Bilder die dort hingen, hätte ich mindestens genauso hinbekommen, wenn nicht sogar schöner. Nun bot ein Künstler einen Vortrag über seine Werke an. Wir lauschten dem einige Minuten und dann brach Kaylas schelmische Ader durch. Der Künstler wollte das Publikum aktiv einbinden und fragte, was das Publikum als Abschlussakt bei einem solchen Gemälde anbringen würde, eventuell einen bestimmten Pinselstrich oder eine Glasurfirnis darüber streichen. Kayla meldete sich zu Wort und sagte, dass sie das soweit fertige Gemälde auf den Boden legen würde, dann nackt darüber schreiten würde und darauf urinieren würde. So würde Kunstwerk und Künstler noch mehr miteinander verschmelzen. Ich wollte schon beginnen, mich für Kaylas Äußerung zu schämen, da applaudierte dieser Künstler und war von dieser Idee hellauf begeistert. Einen solch tollen Vorschlag habe er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Auch die meisten anderen Leute dort zeigten sich begeistert von dieser Idee, allerdings viele davon erst, nachdem der Künstler seine Begeisterung äußerte. Dabei war das wirklich nicht mehr, als eine rein schelmische Witzidee von Kayla. Zuhause haben wir uns später noch lange über diese Geschichte amüsiert.
Vor einigen Tagen erhielt ich vom Stromversorger ein Schreiben, dass ich einen ungünstigen Stromtarif hätte. Dort heißt es weiter, dass ich ja nur Kleinstverbraucher sei und für solche gäbe es neuerdings einen deutlich günstigeren Tarif. Der gelte allerdings nur solange, wie ich unter einem bestimmen Jahresverbrauch liege. Eine Beispielrechnung verdeutlichte den Unterschied. Bei dem bisherigen Tarif zahle ich zwar für jede aufgebrauchte Kilowattstunde sogar weniger, als mit diesem neuen Kleinstverbrauchertarif, aber dafür ist der eigenartige Bereitstellungs- und Zählerpreis, der eine feste Größe ist, erheblich höher. Bei diesem Kleinstverbrauchertarif ist dieser Bereitstellungs- und Zählerpreis viel günstiger, dafür kostet jede Kilowattstunde fast 4 Cent mehr. Rechnet man meinen Verbrauch aber auf das gesamte Jahr hoch und bezieht dabei noch diese Bereitstellungs- und Zählerpreise mit ein, was man ja muss, um einen fairen Gesamtvergleich zu erhalten, dann stehe ich am Schluss mit dem teureren Kilowattstundenpreis günstiger da. Das klingt alles gewaltig, macht in der Summe natürlich keinen Berg an Geld aus, den man so einsparen kann, aber in meinem konkreten Fall sind es pro Jahr dann doch 58 Euro. Das sind rund zwei Tankfüllungen für den Suzuki und man wäre blöde, wenn man das nicht mitnehmen würde. Auf dem Schreiben stand eine Hotline-Telefonnummer, die bei Änderungswünschen anzurufen sei. Das habe ich gemacht. Eine nette Dame hat sofort alles geändert und schon einen Tag später erhielt ich per Post eine Änderungsbestätigung mitsamt der neuen, billigeren Stromrechnung. Zuviel gezahlte Stromabschläge werden automatisch auf meinem Gebührenkonto gutgeschrieben und dafür brauche ich entsprechende Beträge in den ersten Monaten nicht oder nur teilweise zu zahlen. Es ist ja heute selten geworden, dass etwas billiger wird und so freut man sich deshalb gleich doppelt.
Schöne Grüße,
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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