LPK-C6

Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Alte Seife” und “Salami” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email "Alte Seife" vom 23.01.2005

Einen erfreulichen, guten Tag.

Dass Billiges oft nicht gut ist, ist mindestens so alt, wie der Kreml in
Moskau. Wer hat sich nicht schon selbst dabei ertappt, wiedereinmal
aufgrund eines vermeintlich günstigen Angebots reingefallen zu sein und
mit einem minderwertigen Artikel da zu sitzen? Mir ist es erst gestern
wieder passiert. Nun hält sich der Schaden in Grenzen, berichtenswert wird
es allerdings durch die nach meiner Meinung doch recht ungewöhnliche
Machart. Eilte ich am Morgen des gestrigen Tages durch die Kronprinz -
Strasse, dabei vorbei an einer größeren Buchhandlung. Mit riesigen
Unterbühnen waren unüberschaubare Mengen an extrem stark reduzierten
Büchern, Reste wie es hieß, dort halb im Freien vor der Tür aufgebaut.
Regelrechte Wälzer gab es ab 50 Cent, normale Bücher ab 20 Cent und
Taschenbücher ab 10 Cent. Die Vielzahl war so groß, dass jedes
Unterfangen systematisch nach etwas zu suchen sofort als unmöglich
scheitern musste. So machte ich es wie viele andere, ich wühlte und dabei
stieß ich auf immerhin 8 Bücher die mir kaufenswert erschienen. Für ganze
1,50 Euro wurde ich stolzer Besitzer dieser 8 Bücher. Da ich nicht beliebig
Zeit hatte, musste ich aufhören weiter zu suchen, sonst wäre es sicherlich
die doppelte Anzahl geworden, was bei diesen Preisen selbst für mich kein
Problem war. Eigentlich bin ich kein übereifriger Leser, aber zu derartigen
Preisen kann man sich etwas Lesestoff auf Vorrat hinlegen, und selbst
wenn man sie erst in einigen Jahren liest. So schleppte ich die Bücher nach
Haus, hatte sie aber gestern beiseite gelegt, weil ich sehr müde war. Dann
hatte ich sie vergessen. Beim Mittagessen fiel heute mein Blick zufällig auf
die neben dem Tisch stehende Textiltasche mit den Büchern und so denke
ich mir, blättere ich einfach mal so die Bücher durch. Na sage ich Ihnen, in
allen Taschenbüchern davon, immerhin 4 Stück, steht fast gar nichts drin,
denn etwa 90 % aller Seiten sind völlig unbedruckt. Man kann die Dinger
also bestenfalls als Notizbuch verwenden, es lohnt ja nicht, die 10 %
bedruckter Seiten überhaupt zu lesen, zumal diese scheinbar wahllos über
das ganze Buch verstreut sind und dann alles Gelesene ohne jeden
Zusammenhang erscheinen würde. Die größeren Bücher scheinen auf den
ersten Blick derartige Mängel nicht zu enthalten.

Die Hartzer Fallmanager scheinen sich aus dem Vorladen ihrer Kundschaft
ein Würfelspiel gemacht zu haben. Neulich schrieb ich Ihnen, dass ich eine
Vorladung von meinem Fallmanager bekam. Nur 4 Tage später erhielt ich
von ihm daselbst hochschriftlich wieder eine Ausladung, dass ich nicht zu
dem Termin erscheinen brauche.
Ansonsten, ich habe ja im Verhältnis zu dem, was ich erwartete Glück
gehabt und sogar mehr bekommen als zuvor, scheinen doch bei anderen
Betroffenen die Auswirkungen negativer Art zu überwiegen. Inzwischen
habe ich mit so vielen Leuten gesprochen die teils deutliche Einbußen
hinnehmen mussten. Einer davon hat sogar bis zum heutigen Tage gar
nichts mehr bekommen und hätte er nicht zu Weihnachten von seiner
Tochter, die heute weit weg in Kiel lebt, ein üppiges Geldgeschenk
bekommen, dann säße er buchstäblich auf dem Trockenen. Auf mich
bezogen will ich nicht klagen und mir deshalb auch noch all zu harsche
Kritik verkneifen, ich wäre ja dumm, wenn ich das kritisiere, wovon ich
selbst einen Vorteil habe. Bedenklich und ein falsches Signal ist in diesem
Zusammenhang aber, wenn man den Bedürftigen im eigenen Land die
Mittel drastisch zusammenkürzt oder gleich ganz streicht, auch denen, die
vielleicht früher einmal die Sozialkassen jahrelang mit Beiträgen gefüttert
haben, und zugleich geht man hin und stockt die Hilfe für die zweifellos
beklagenswerten Opferländer in Südasien von durchaus angebrachten 20
Millionen Euro auf gleichsam schwindelerregende 500 Millionen auf. Das
wirkt, als habe man in Wahrheit reichlich genug Geld in den Bundeskassen
herumliegen, um sich solche Schleuderaktionen mit Geld leisten zu
können. Ich hätte es angesichts der wirklich verheerenden Lage in Südasien
durchaus noch verstanden, wenn man diese Hilfe von 20 Millionen auf 30
Millionen oder von mir aus notfalls auch noch auf 50 Millionen
aufgestockt hätte, aber gleich auf 500 Millionen?! Das ist wirklich ein
Schlag ins Gesicht für alle Bedürftigen hier im eigenen Land. Muss man
erst als Mittelloser auswandern und sich als armer Ausländer darstellen, um
dann über diese Hintertür mit der Großzügigkeit dieser Regierung gesegnet
zu werden? Bekommen nur die etwas, die wirklich nie in ihrem Leben
etwas zur Finanzierung dieses Landes beigetragen haben? Vertritt diese
Regierung überhaupt die eigenen Leute oder haben generell nur die
Interessen Fremder eine Bedeutung? Diese Fragen drängen sich einem
zwangsläufig auf, wenn man manches sieht. Einen Tag später jammert man
dann in der Öffentlichkeit, dass man nicht wisse, wie man diese
Wohltätigkeiten finanzieren soll, wir sprechen immerhin von einer halben
Milliarde Euro und Eichel geifert wie ein Heroinsüchtiger auf Entzug nach
jeder Million. Wissen die überhaupt noch, was sie tun?? Schröders Club
scheint der Turban nach unten verrutscht zu sein und die Sicht auf die
wirklichen Dinge zu verdecken. Man will weltweit glänzen, als
großzügige, hilfsbereite Nation, die immer und überall für jeden da und für
jede Hilfe gut ist. Nur die eigenen Leute, die letztendlich - zumindest in der
Vergangenheit das alles mit ermöglicht haben, die zählen nicht. Die
bekommen nichts, bekommen immer mehr abgezogen, werden immer
mehr in den Hintern getreten, als Dank dafür, dass sie solche Politiker
überhaupt haben hochkommen lassen. In den letzten Jahren oft gehört:
Jedes Volk bekommt die Regierung, die es verdient, so könnte man es
sagen, andererseits wenn man die Auswahl zwischen grau oder grau hat,
sind die Möglichkeiten begrenzt. Aber lassen wir das, solche Überlegungen
nähren nur den Frust und bringen einem selbst dann doch nichts.

Was ist Werbung, was bedeuten Artikelbezeichnungen, und wie ernst kann
man beides überhaupt nehmen. Mir fällt das nur gerade ein, weil im
Fernseher eben von einem Prozess berichtet wurde, wo eine Dame den
Hersteller eines Haarfärbemittels für ihren Haarausfall verantwortlich
machte und recht bekommen hat.
Ich selbst hatte zeitlebens nie Probleme mit Schuppen. Irgendwann vor 2
Jahren hatte ich blindlings im Supermarkt neues Shampoo gekauft. Nun
war per Zufall eine Flasche Anti-Schuppenshampoo darunter, womit also
Schuppengeplagte ihre Schuppen loswerden sollten. Nur weil ich bis dahin
nie Schuppen hatte, wollte ich dieses Shampoo aber auch nicht einfach
wegwerfen, sondern habe es, wie normales Shampoo benutzt. Gekauft ist
gekauft und meine Haushaltslage gestattet solche Verschwendung nicht.
Ob Sie es glauben oder nicht, aber da bekam ich erstmals in meinem Leben
wahrhaftige Probleme mit Schuppen. Das sah furchtbar aus und ich konnte
kaum noch dunkle Kleidung tragen, so schlimm war das. Selbst nach dem
Umschwenken auf mein normales Shampoo dauerte es noch über ein
halbes Jahr, bis sich die Lage wieder halbwegs entspannte, ganz los bin ich
die Schuppen aber bis heute nicht mehr geworden. Auslöser war also ein
Shampoo, was eigentlich das krasse Gegenteil bewirken soll. Wie muss es
damit erst einmal bei Leuten zugehen, die schon vorher Schuppen hatten?
Die können sich als lebende Schneekanone verkaufen und rieseln vom
Kopf wie ein geöffneter Kalksack. Diesen Hersteller sollte man auch
verklagen. Aber vielleicht sagen die dann noch dreist, dass sie gar nicht
wüssten, was ich wolle, schließlich heißt das Zeug ja Schuppen-Shampoo
und mache somit seinem Namen alle Ehre.

Zugehörigkeiten erhält man zuweilen ohne sein Wissen. Bekomme ich
neulich ein Schreiben aus Hamburg vom Verband deutscher
Behindertenausschüsse, dass ich dort seit September 2004 als Mitglied
geführt werde. Ich kenne weder den Verband, noch habe ich mich jemals
als Mitglied in irgendeinem Behindertenverein beworben. Zunächst
befürchtete ich sogar, dass man nun noch eine Mitgliedsgebühr verlange,
weil es jetzt Anfang des Jahres ja so eine beliebte Zeit für
Mitgliedsrechnungen und ähnliche Scherze ist. Es heißt aber dort, dass
Mitgliedsbeiträge für diesen Verband von der Bundesrepublik getragen
würden. Was mir die scheinbare Mitgliedschaft nun bringen soll, weiß ich
nicht und das wird auch mit keinem Wort in dem Schreiben erwähnt.

Kayla und ich haben beschlossen, morgen wird nicht gekocht. Am Paul-
Gerhardt-Platz hat ein neuartiger Imbissstand aufgebaut, seit nunmehr 2
Wochen. Sehr preiswerte, reichhaltige, schmackhafte, frische und
vielfältige Mittagsmenüs gibt es dort. Zum Sofortessen oder Mitnehmen.
Beim Mitnehmen werden die Mahlzeiten in ein neues Spezialpapier aus
Kunststoff eingewickelt, dadurch bleibt das Essen mindestens 30 Minuten
heiß und man kann es gut mit nach Hause nehmen, wenn man will. Ein
Gedicht ist dort der Augustensalat, das ist ein Gemisch aus Kohlsalat und
Möhrensalat, Rohkost, lecker, dazu ein halbes braun gebackenes Hähnchen
für jeden mit Spezialsoße und Stip-Pommes, das sind ganz schmale
Pommes-Frittes mit Trockengewürzpulver drauf. Es klingt banal, schmeckt
aber umwerfend gut und die Krönung daran ist, 2 Portionen davon kosten
nur gerade einmal 7 Euro. Die Portionen sind reichlich und die
Wahrscheinlichkeit, dass man nicht alles aufgezehrt bekommt ist größer,
als die, dass man nicht satt wird.

Um Jahrzehnte zurückversetzt fühlte man sich letzten Freitag an einer
Shell-Tankstelle hier in der Nähe. Der Betrieb feierte 30jähriges Bestehen
und bot deswegen zwischen 12 und 15 Uhr alle Kraftstoffe zum Preis wie
vor 30 Jahren an, natürlich umgerechnet in Euro. Als preisbewusster
Mensch hieß das dann auch für mich unbedingt dort tanken zu fahren.
Benzin war für nur 43 Cent der Liter zu haben, was in etwa dem damaligen
Preis von 86 Pfennigen entsprach. Mehr Freude hatten noch die
Dieselfahrer, denn für gerade mal 32 Cent pro Liter gab es deren Saft. In
diesem Moment bedauerte ich, dass mein Suzuki nur einen solch kleinen
Tank hat. Aber ich hatte zur Vorsorge zwei 20-Liter-Kanister mitgebracht.
Es gab allerdings eine Einschränkung, um der Sucht nach billigen Preisen
keine allzu schlimmen Auswüchse abzufordern. So durfte jeder nur
maximal einen 20 Liter-Kanister zusätzlich zur direkten Betankung seines
Wagens befüllen. Der Inhaber fürchtete wohl ansonsten ein zu großes
Zuschussgeschäft. Zum Glück war der Tank meines Suzuki fast schon leer
und so konnte ich, plus einem Kanister, immerhin satte 57 Liter tanken und
das zu einem Preis, bei dem man sonst gerade mal 15 Liter im Tank hat.
Damit dürfte ich bis Mitte März nicht mehr zu einer Tankstelle brauchen,
das freut besonders. Der Andrang an der Tankstelle hielt sich trotz der
günstigen Preise in noch erträglichem Ausmaß, wohl weil die Werbung für
diese Aktion eher verhalten war. Es gibt dort 8 Zapfsäulen, als ich kam,
waren alle belegt und ich musste 3 weitere Tanker an meiner Säule
abwarten, bis ich an der Reihe war. Aber das ist für den Preis hinnehmbar
und nach 10 Minuten war ich fertig. Solche Benzinpreise wünscht man sich
immer, aber besonders die Politiker aus dem grünen Silo werden eher für
weitere Steigerungen sorgen.

Man kann in der großen Theorie heute überall hin reisen und sich auf dem
gesamten Globus frei bewegen, klammert man einmal die Länder aus, in
denen die politischen Zustände eine Einreise zu kompliziert oder ganz
unmöglich machen. Aber die sind meist eh wenig bereisenswert. Grau ist
alle Theorie und was nützt es mir, wenn ich fast überall hinreisen kann
oder darf, es aber so teuer ist, dass ich es dann doch nicht kann?
Nun bin ich nicht der typische Reisetourist, der dauernd ferne Länder
besuchen will, mir wurde diese Sache aber kürzlich zufällig mehr bewusst,
weil hier eine große Tafel an einem Reisebüro eine Reise in die Wüste von
Nevada anbot. Im Sonderangebot sollte diese Nevadareise mit Unterkunft
und allem für 21 Tage 5.999 Euro kosten. Ursprünglich sollte sie gar 1.200
Euro teurer sein. Na hören Sie, gibt es wirklich so viele Leute, die derart
viel Geld für eine Urlaubsreise ausgeben, dass ein normales Reisebüro es
sich erlauben kann, solche Dinge in seinem Programm zu haben? Ich weiß
nicht warum, aber die Wüste von Nevada, das hätte mich noch gereizt,
obwohl ich eigentlich gar kein Fernreisetyp bin und ich käme
beispielsweise nie im Leben auf die Idee, die Wüste von Saudi Arabien
oder Ägypten oder so dort unten irgendwo zu bereisen, aber die Wüste von
Nevada, das ist etwas anderes. Überhaupt USA würde mich zum Bereisen
neuerdings einmal reizen, allerdings nicht zu den Preisen, die alleine schon
für den Flug fällig werden. Sie kennen meine finanzielle Situation aus
meinen Schilderungen und da ist kein Spielraum für so etwas. Wirklich
traurig bin ich darüber aber auch nicht, um keinen falschen Eindruck zu
erwecken. Es wäre nur so, würde man mir kostenlos oder ähnlich günstig
eine Auswahl von Fernreisen anbieten, dann würde ich mich für eine Reise
in die USA entscheiden. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ich in den
USA gut leben könnte. Nicht jetzt in einer Großstadt wie New York oder
San Francisco, eher in einer kleinen Stadt auf dem weiten Land oder so
ähnlich. Vielleicht aber auch nicht, wenn man sich hier falsche
Vorstellungen macht. Ich kenne da nur einiges aus Schilderungen von
einem Bekannten, der hat 12 Jahre dort gelebt, ist dann aber wieder zurück
nach Stuttgart gezogen und das durch einen Zufall, den kann man sich
eigentlich im realen Leben gar nicht vorstellen. Der Mann war 1988 in die
USA gezogen, mit der Absicht, für immer dort zu bleiben. Es hat ihm auch
immer gut dort gefallen, wie er sagte, aber ausgerechnet in den USA lernte
er dann seine heutige Frau kennen und die war aus Stuttgart, nicht aus den
USA. Sie war als Austausch-Studentin dort und die Welt ist verrückt,
schickt zuerst die Leute in die Ferne, damit sie sich dort kennen lernen. Es
begann das alte Spiel von Liebe und Leidenschaft, was dann im üblichen
Ehealltag endete. Jedenfalls haben die geheiratet und sind dann wieder
nach Stuttgart gezogen. Heute lebt der Cowboy, wie er hier oft scherzhaft
genannt wird, als solider Familienvater, als Vater von 3 reizenden Töchtern
und Versicherungsvertreter, also simpler Büromensch, hier einige Straßen
weiter und betreibt ein winziges Versicherungsbüro. In USA hatte er sich
mit einem fast schon typischen Auswandererberuf herumgeschlagen, er
war als Überland - Trucker tätig. Ein Job, der mit seinem heutigen Job
soviel gemein hat, wie die Brücke von Avignon mit der Chinesischen
Mauer.

Kayla hatte neulich eine hierzulande außergewöhnliche Idee, die scheinbar
in Thailand jedoch gar nicht so außergewöhnlich zu sein scheint. Sie
kennen das Problem vielleicht auch, im Laufe der Zeit sammeln sich von
Bad und Küche mehrere kleine Rest-Seifenstücke an, die zu klein sind, um
sie vernünftig weiter als Seife verwenden zu können. Normalerweise wirft
man so etwas dann weg, nicht jedoch bei uns. Sparen ist angesagt, auch
wenn ein Stück Badeseife heute mit vielleicht 49 Cent nicht mehr die Welt
kostet, widerstrebt es uns, diese Reste nutzlos wegzuwerfen. Kayla hat
dann vielleicht 6 bis 8 solcher Reststücke in einen alten Kochtopf
geworfen, etwas Wasser hinzu und dann auf dem Herd langsam erhitzt,
unter ständigem Rühren. Als dann eine gleichmäßige Masse entstanden
war, die etwas an einen Pudding erinnerte, hat sie unter kräftigem Rühren
noch eine selbst gefertigte Parfümmischung darunter geträufelt und einige
Spritzer Kosmetik-Glycerin. Unter weiterem Umrühren gleichmäßig
vermischt und dann abkühlen lassen. Danach kurz vor der Aushärtung, was
im Abpassen des rechten Zeitpunktes übrigens eine kleine Kunst für sich
ist, das Ganze auf ein Pergamentpapier gestürzt, darauf konnte der
Klumpen nun tatsächlich bis zu Ende aushärten. Kurz vor der absoluten
Festigkeit hat sie dann den Klumpen mit einem scharfen Küchenmesser in
übliche Handseifenstücke zerteilt. Herausgekommen sind so immerhin 3
neue Stücke wohlriechender Seife, die den üblichen Markeprodukten in
nichts nachsteht. Außer der Arbeit hat's so gut wie nichts gekostet. Gut,
der Spareffekt ist, wenn man den Energiepreis fürs Aufheizen abzieht, mit
etwa 1,20 Euro nicht wirklich so doll, aber man hat was in der Hand und
die Reste sind nicht sinnlos weggeworfen worden. Kayla sagte, dass das in
Thailand eine übliche Vorgehensweise, zumindest in ihrer früheren
Familie, aber auch bei anderen, gewesen sei. Das sind natürlich
Sparmöglichkeiten, über die sich sicherlich hierzulande noch niemand den
Kopf zerbrochen hat. Kayla erzählte auch, dass es in Thailand in
Geschäften mit Drogerieartikeln fast überall sogenannte Tubenausroller zu
kaufen gäbe. Das sind kleine Geräte mit einer Kurbel und zwei
Metallwalzen, die von zwei kräftigen Federn aufeinander gedrückt werden.
Man kann fast leere Zahnpastatuben vom hinteren Ende her zwischen die
Walzen schieben und mit der Kurbel drehen sich die Walzen so, dass die
Tube durch den enormen Druck wirklich alle Reste ausspuckt und so
vielleicht für 10 mal Zähneputzen mehr verwendbar ist, als üblich. Das gilt
natürlich für alle Tubensorten, nicht nur für die bekannte Zahnpasta. Aber
solche Geräte kennt man hier gar nicht. Kayla sagte, dass ein solches
Tubenauspressgerät dort etwa soviel kostet, wie 10 neue Zahnpastatuben,
im Laufe vieler Jahre rechnet es sich also.
Sparen ohne den Lebensstandard wesentlich zu verschlechtern ist
zwangsläufig ohnehin eines meiner Lieblingsthemen, wie Sie sicher schon
öfters in meinen Berichten gemerkt haben. Da könnten wir Deutschen
vermutlich noch vieles von ärmeren Ländern lernen. Oder eigentlich
wussten wir es früher auch einmal, aber das Wissen ist im Laufe der
Jahrzehnte des Überflusses verloren gegangen. Wer macht sich hier schon
Gedanken darüber, ob eine Tube üblicherweise nur zu knapp 80 % geleert
wird, bevor sie im Müll landet? So geht das in vielen Bereichen des
Alltags, ohne dass wir es überhaupt noch bemerken, welche Ressourcen
wir vollkommen ungenutzt lassen. Klar, in den Medien reden alle von
Wind- und Sonnenenergie, von großtechnischen Meisterleistungen, die
helfen, der Natur etliche Kilowatt abzuluchsen, aber von den kleinen
Dingen, die für Jedermann und Jederfrau im Alltag nutzbar wären, davon
redet keiner, die nimmt keiner wahr, auf die Idee kommt erst gar keiner
mehr. Es wurde neulich von einem Tüftler bei Bosch hier in Stuttgart
berichtet. Der hat einen Stromspardimmer für das Licht in deutschen
Wohnzimmern entwickelt. Es mag vielleicht mehr eine Marotte sein, aber
die Idee finde ich lustig. Viele Leute setzen sich abends unter voller
Festbeleuchtung ins Wohnzimmer und schauen fern. Dazu wäre auf Dauer
aber keine volle Beleuchtung notwendig. Es wird dann vergessen, das
Licht kleiner zu drehen, weil man einfach in die Fernsehsendung vertieft
oder über die dargebotene Langeweile bereits eingenickt ist. So hat dieser
Tüftler einen Dimmer entwickelt, der nach einer voreinstellbaren Zeit, z.B.
nach einer Stunde, automatisch das Licht auf 50 % herunterregelt. Damit
sinkt auch der Stromverbrauch, steuert der Zimmergast dann binnen einer
weiteren Stunde nicht selbst nach, dann wird auf 25 % verringert und nach
3 Stunden ganz abgeschaltet. So ist es zugleich auch völlig unmöglich,
beim Verlassen eines Raumes das Lichtausschalten ganz zu vergessen, dass
heißt vergessen kann man es ruhig, weil es nach diesen Zeiten, die wohl
auch vom Nutzer einstellbar sind, von selbst aus geht. Oder ein anderer
hatte vor 20 Jahren bei Mercedes-Benz eine Bremse entwickelt, die beim
Bremsen Strom erzeugt. Dieser konnte dann gespeichert werden und über
einen zusätzlichen Elektromotor im Fahrzeug später abgerufen werden, das
sparte dann Benzin und verhalf zu zusätzlicher Beschleunigung. Bei
Mercedes wurde es damals als zu umständlich verworfen und die Japaner
von Toyota bieten heute genau solche Autos als umweltfreundliche Mobile
an und feiern große Erfolge damit. Da hat Mercedes seine Möglichkeiten
freiwillig verschenkt und wird nun auf diesem Sektor von den Japanern
überrollt. Und dieser Sektor wird sicherlich immer wichtiger. Sparen will
gelernt sein und man könnte daraus eine Wissenschaft für sich machen, die
übergreifend in viele Fachbereiche hineinragt. Da fällt mir noch etwas
Banales ein. Vielleicht erinnern Sie sich auch noch daran, in der Zeit
vielleicht von 1950 bis 1975 war es doch üblich, bei einem
leergeschriebenen Kugelschreiber eine neue Mine einzusetzen, die man
sich meist in der Schreibwarenecke im Kaufhaus im 5er-Pack für kleines
Geld besorgen konnte. Wer macht das heute noch? So gut wie keiner. Der
ganze Kuli fliegt in den Müll, sobald er Schwächen zeigt und ein neuer
muss her. Zuweilen bekommt man welche kostenlos aus
Werbegeschenken, aber diese Ära neigt sich nach meinen Beobachtungen
leider auch ihrem Ende zu. Vor vielleicht 15 Jahren noch bekam man doch
pro Jahr sicherlich 4 Kugelschreiber zusammen, die man irgendwo als
Werbegeschenk einheimste, z.B. von der Versicherung, der Bank oder
einem Handwerksbetrieb. Das stirbt aus. Meinen letzten Werbekuli habe
ich sicherlich vor 4 oder 5 Jahren bekommen. Nur wenige Kaufhäuser
haben noch die Ersatzminen und die sind heute so teuer, dass ein neuer
Billigkuli billiger kommt. Die Ersatzminen kosteten im Kaufhaus neulich
im 5er Pack 2,70 Euro, im Supermarkt, der die Ersatzminen gar nicht mehr
hat, kostet ein 4er Pack neuer Komplettkulis nur 1,20 Euro! Im Kaufhaus,
welches die Minen noch hat, kostet ein Einzelkuli der billigsten Sorte 0,49
Euro, also alles in allem eine eher schlechte Bilanz für die Ersatzminen.
Vor vielleicht 30 Jahren kostete ein billiger Kuli fast überall 1 Mark und
die 5er Packs Ersatzminen um die 50  bis 70 Pfennige, das rechnete sich
dann in jedem Fall. Über solche Beträge lächelt man heute und keiner
denkt mehr wirklich darüber nach. Und mein Erlebnis heute? Da kauft man
sich für relativ viel Geld einen 5er Pack Ersatzminen und davon sind dann
auch noch 2 im Neuzustand bereits eingetrocknet und unbrauchbar,
vermutlich weil sie schon so lange im Kaufhaus auf Käufer gewartet
haben. Ich will mich jetzt nicht an Minen und dergleichen festbeißen, aber
das dort Erlebte lässt sich heute so auf sehr viele Lebensbereiche
übertragen. Jeder hat einen Computer mit Drucker und wenn ich bei den
Tintenstrahlgeräten besehe, wie viele Patronen weggeworfen werden, wo
die Patrone selbst teurer ist, als der entleerte Inhalt. Das ist ja ein noch viel
schlimmeres Missverhältnis, als bei den billigen Kugelschreiberminen.
Wie viele  Zentner Papier wirft jeder Haushalt heute pro Jahr sinnlos weg,
nur weil ein geringer Teil mit unaktuellen Dingen bedruckt ist. In meiner
Jugend haben wir dann die
unbedruckten Stellen herausgeschnitten und als Notizzettel zurück gelegt,
aber wer macht das heute noch? Oder schauen Sie sich einmal Handwerker
von heute an und vergleichen das mit Handwerkern früher. Ich brauchte es
ja nicht zu bezahlen, aber neulich ließ hier im Haus jemand sein Bad auf
eigene Rechnung ändern. Der Installateur hat dann viele neue Rohre
verlegt und Restrohre, die teils noch weit über einen Meter lang waren,
wurden einfach weggeworfen, unbeachtet, Neuware zum Abfall. Das wäre
noch vor 30 Jahren völlig undenkbar gewesen.

Schalte ich am Sonntagnachmittag mal so den Fernseher ein und mir platzt
beinahe der Kragen. Fast hätte ich den Fernseher zum Fenster
rausgeworfen, obwohl der Apparat ja nichts dafür kann. Schon wieder zeigt
der Südfunk im dritten Programm einen dieser abartigen Umzüge von
diesen geistesgestörten Fratzenträgern. Ich weiß nicht, ob Sie diese Masken
der alemannischen Fasnet kennen, die hier im Umkreis von 100
Kilometern teils auf endlosen Straßenumzügen mit viel Gehabe gefeiert
werden, aber ich kann diesen idiotischen, überlieferten Schwachsinn auf
den Tod nicht ausstehen. Dann zeigt das Fernsehen dauernd solche
Umzüge, wodurch die Veranstalter und Teilnehmer in ihrem Tun noch
bestärkt werden. Man mag zu Traditionen stehen wie man will, aber ich
finde es wirklich abstrus, wie angeblich moderne Menschen diesen
Edelschwachsinn heute noch aufrecht erhalten. Ich hasse diese
Maskenumtriebe und den ganzen Schwachsinnskult den man damit betreibt
wie die Pest und hätte nicht übel Lust, in solche Umzüge mit einem
Riesenhochdruckschlauch eiskaltes Wasser hineinzuspritzen, bis dass auch
der letzte Teilnehmer in den Rinnstein gespült worden ist. Was soll daran
bitteschön sehenswert sein, wenn diese Knallköpfe mit ihren
Fratzenmasken zappelnd wie ein Epileptiker durch die Straßen ziehen.
Diese Leute sind ja dann auch von Sinnen und plustern sich auf wie ein
wichtiger Mensch. Durch Zufall war ich vor Längerem mal in solch einen
Umzug reingeraten und wurde dabei von einem Teilnehmer dieses
Umzuges belästigt. Er zerrte an mir, ich solle mitziehen und seinen
Feixtanz mitmachen. Als ich ihm mehrmals zu verstehen gab, dass er mich
mit diesem Scheißmist in Ruhe lassen soll, lies er erst recht nicht ab und
zerrte noch mehr an mir. Da ist mir aber die Hutschnur geplatzt und ich
habe mit beiden Händen mit voller Wucht derart an seiner blödsinnigen
Holzmaske gezerrt, bis dass diese ihre Haltebänder verlor und krachend zu
Boden stürzte und dort in einige Stücke zersplitterte. Der Idiot wollte mich
dann dafür verantwortlich machen und mit mir darüber streiten, aber in
diesem Moment war ich über diese ganze Geschichte so in Rage, ich
glaube ich hätte diesen Typen niedergeschlagen, wenn er weiter auf mich
losgegangen wäre. Vermutlich hat er meine äußerste Wut dann aber
erkannt und ist weitergezogen, was in diesem Moment auch besser für ihn
und seine Gesundheit war. Ich bin nicht der Kräftigste, bei weitem nicht,
aber wenn man mich so reizt, ich glaube dann könnte selbst Meister
Propper daherkommen und ich würde ihn einen Kopf kürzer machen.
Durch diesen Vorfall ist meine ohnehin schon große Abneigung gegen
alles was mit der alemannischen Fasnet und diesem Fratzenkult zu tun hat,
noch größer geworden. Ich habe schon angefangen, einen umfangreichen
Beschwerdebrief an den Südfunk aufzusetzen, dass ich es für unverschämt
halte, für unsere teuren, erzwungenen Fernsehgebühren ständig diesen Mist
zu senden. Es mag ja noch angehen, pro Jahr einen oder von mir aus auch
noch zwei solcher blöden Umzüge zu zeigen, aber die zeigen ja fast jede
Woche solchen Scheißmist und ich ärgere mich maßlos darüber, auch wenn
man einfach ab- oder umschalten kann. Wissen Sie, ich rege mich nicht
schnell über etwas auf, aber dieser Fratzenkult bringt mich binnen
Sekunden vom friedlichsten Menschen zur Weißglut und ich wünsche den
Teilnehmern daran die Pest an den Hals und gar nichts Gutes. Es müsste
eine Fasnetseuche geben, die diese Schronker komplett und lückenlos für
die Saisonzeit außer Gefecht setzt.  Ich glaube, ich würde mich tagelang
kaputtlachen, wenn derartiges passieren würde, was den Umzug verhindert
oder abbricht. Würde ich im Baden-Württembergischen Landtag sitzen,
dann würde ich dafür sorgen, dass dieser primitive und heidnische
Idiotenkram gesetzlich verboten wird. Es fördert die Dummheit und die
Primitivität. Wer dabei dann trotzdem mitmachen würde, dem sollte man
im Bodensee eine frische Abkühlung verpassen. Tradition, dass ich nicht
lache, wer sich auf solch einen Scheißmist als Tradition beruft, der könnte
sich genauso auch auf die Todesstrafe oder Hexenprozesse und anderen
frühzeitlichen Schwachsinn berufen und es schaltet jede Lernfähigkeit des
Menschen aus. Ich weiß nicht, vielleicht ist das bei Ihnen in Ihrer Heimat ja
vergleichbar mit den Karnevalsumzügen, von denen man schon mal hört
und die ja auch einmal im Jahr im Fernsehen gezeigt werden, aber ich
finde, es ist doch etwas anderes und diese Holzkopffratzenmasken
insbesondere und der Kult darum, welches mit einem verbitterten Ernst als
Heiterkeit gesehen wird, also ich könnte wirklich mit der Axt reinschlagen,
wenn ich dass sehe. Ich darf nicht weiter darüber nachdenken, sonst rege
ich mich zu sehr auf und muss wieder meine Medikamente nehmen, das
will ich aber nicht. Vergessen wir das Thema schnell und denken am
besten nicht weiter darüber nach, sonst kommt mir noch das Essen der
letzten 5 Monate hoch.

Es war etwas kühler und wir wollten mal auf die Schwäbische Alb fahren,
nach Gauselfingen, das liegt bei Burladingen, so heißt der nächst größere
Ort. Den Ort Burladingen mag ich nicht, den genauen Grund dafür möchte
ich Ihnen jetzt aber nicht erläutern. In Gauselfingen kenne ich jemanden,
den wollten wir zugleich besuchen. So fuhren wir über die Landstraßen
und die B 27, die stellenweise gut ausgebaut ist, an Tübingen vorbei und
ich kenne dann einige Schleichwege, ab von der B 27 und über Mössingen
und Melchingen sowie über Hausen und dann gleich nach Gauselfingen.
Da spart man sich die Fahrt durch Burladingen völlig.  Jedoch zwischen
Melchingen und Stetten-Holstein, das hat nichts mit dem Schleswig-
Holstein oben im Norden zu tun, war dann ohne jede Vorankündigung die
schöne kleine Landstraße gesperrt, wegen eines Unfalls. Es hieß, die
Sperrung dauert einen halben Tag. So fuhren wir zurück nach Melchingen
und ein anderer Schleichweg führte dann zwangsläufig doch nach
Burladingen, um von dort weiter nach Gauselfingen fahren zu können.
Noch nicht ganz in Burladingen angekommen, war schon wieder die Reise
zu Ende, weil ein Rohrbruch ortseingangs die Straße auf einer Länge von
über 200 m überschwemmt hatte. Aber nicht dass Sie glauben weiter vor
hätte ein Hinweis darauf gestanden, nichts! Nun erwischte ich eine kleine
Wohnseitenstraße, die den Rohrbruch umfahren sollte. Normalerweise
wäre das auch kein Problem gewesen, wären da nicht einige übereifrige
Burladinger. Nach vielleicht 400 m stand ein älterer Herr, vielleicht um die
70 Jahre, mitten auf der Straße und blockierte den Verkehr. Ich sprach den
an und erklärte ihm die Lage und weshalb ich dort entlang möchte. Aber er
erhob nur den Zeigefinger und beschimpfte mich wüst, dass es eine reine
Anliegerstraße sei und ich ja schließlich Stuttgarter Nummernschild tragen
würde und nach seiner Einstellung dort nichts zu suchen habe. Alle
Erklärungen halfen nichts, er blieb stur stehen. Gut, wir sind in
Burladingen, dort muss man mit allem rechnen, meine alte Erfahrung
bestätigte sich erneut. Zum Glück war ich nicht der Einzige, der diesen
Weg nehmen wollte und schon bald stritt sich der Bleierle mit einem
anderen Autofahrer, die gleichen Argumente, die gleiche Sturheit. Ich
nutzte unterdessen die Gunst der Stunde, Sie wissen, wenn zwei sich
streiten, freut sich der Dritte, und so huschte ich mit etwas Anlauf mit
meinem schmalen Suzuki links über den Bürgersteig an dem Alten vorbei.
Bevor der bemerkte, wie ihm geschah, war es für ihn zu spät und wir waren
durch. Im Rückspiegel sah ich noch, wie er sogleich von dem anderen Auto
abließ und geschockt über seine eigene Unaufmerksamkeit uns noch
versuchte nachzulaufen. Wüst gestikulierend wurde sein Abbild in unserem
Rückspiegel immer kleiner - wir waren durch! Kayla zeigte schon leichte
Bedenken, ob der uns nicht anzeigen wird, mittels Nummernschild und von
wegen Anlieger, aber ich habe da keine Bedenken. Solche Kerle kenne ich,
Hunde die bellen, beißen nicht, sage ich immer. Wenn der sich damit
aufhalten würde, dann würden ihm in dieser Zeit wieder etliche andere
Autofahrer durchhuschen und das will der noch weniger. Hinzu kommt,
dass die Polizisten ihn wahrscheinlich auslachen würden. Wenn nicht und
falls doch etwas nachkommen sollte, dann streiten wir einfach ab, fertig.
Soll der doch beweisen, dass wir zu dem Zeitpunkt dort durchgefahren sind
- das kann er nicht. Der Besuch unseres Bekannten in Gauselfingen schlug
aber dennoch fehl, denn er war nicht zu Hause. Nur Verwandte waren da
und erklärten mir, dass er mit einem Kollegen an einen See bei Heinstetten
zum Angeln gefahren sei. Wissen Sie, kaum etwas ist langweiliger, als
jemandem beim Angeln zuzuschauen, deshalb entschlossen wir uns, nicht
auch noch nach Heinstetten an diesen See zu fahren, obwohl der von dort
nur etwa 20 km entfernt gewesen wäre. So sind wir in der Nähe von
Gauselfingen etwas gewandert und dann im Bogen über Trochtelfingen
wieder nach Hause gefahren, damit wir nicht wieder durch Burladingen
brauchten.

Nun das waren die ersten Erlebnisse des neuen Jahres 2005 und es soll für
heute erst einmal genügen,

Ihr

Egbert Lappenkeuler


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email "Salami" vom 04.02.2005

Hallo, liebe Leute,

da bin ich schon wieder. Kurz nachdem ich Ihnen meine letzte Email
zusandte, versagte mein Notebook seinen Dienst. Nun muss ich etwas
weiter ausholen, mit Dienst versagen ist es nur mangelhaft erklärt. Ich
schaltete ziemlich spät abends das Notebook ein, um mir ein paar private
Tagesnotizen einzutragen. Das ist so eine Marotte von mir, die ich schon
betreibe, seit ich Computer habe, wo ich besondere Vorfälle und Ereignisse
des Tages stichwortartig niederschreibe. Jeden Monat wird dann eine neue
Textdatei angefangen mit den jeweiligen Ereignissen aller Tage des
Monats. Doch zurück zum Notebook. Ich schaltete es also ein und es lief
zuerst alles völlig normal, allerdings gesellte sich nach wenigen Minuten
eine unangenehme Geruchsentwicklung hinzu. Ich ordnete dies aber nicht
dem Gerät zu, sondern vermutete, dass es irgendwie von draußen oder vom
Flur hereinzog. Erst als von der Geräteunterseite her eine gräuliche
Rauchwolke emporzog, mit nun stechendem Geruch, entdeckte ich die
wahre Quelle. Sofort schaltete ich das Gerät aus und verbrannte mir am
Geräteboden fast die Finger. Dort wo das seitliche Ende des Akkupaketes
ist, war Kunststoff aufgeschmolzen und daher kam wohl auch der Qualm.
Der Computer selbst arbeitete bis zum letzten Moment noch ganz normal.
Bestürzt legte ich das Notebook unter ständiger Beobachtung auf die kalte
Fensterbank. Der Rauch verschwand und schnell war das Gerät abgekühlt,
am Ende des Akkusatzes blieb aber eine große tropfenförmige Ausbeulung
im Boden und im Akkusatzgehäuse zurück. Ein erneutes Einschalten war
jetzt nicht mehr möglich, das heißt, man konnte zwar den kleinen Schalter
auf der Rückseite noch drücken, aber es wirkte sich nicht mehr aus. Kein
Hochlauf, kein gar nichts. Ich war ziemlich frustriert, das schöne Gerät nun
schon entzwei, ein Gewinn zwar, der aber nun schon dahin ist, das darf
doch nicht wahr sein. Bedrückt legte ich den Apparat zur Seite und
überlegte schon, meinen alten Computer wieder aus dem Keller zu holen.
Da kam Kayla auf die rettende Idee, das Notebook über den seitlichen
Stöpsel mit dem Netz- und Ladegerät alleine zu betreiben. Ich hatte das
bisher niemals ausprobiert, sondern immer zuerst diesen Akkusatz geladen
und dann das Gerät mit den geladenen Akkus benutzt, weil das so auch in
der eigentlich ausgezeichneten Bedienungsanleitung steht. So steckte ich
versuchshalber diesen Stöpsel seitlich in das dafür vorgesehene Loch und
tatsächlich ging der Computer an. Es folgte aber eine rote Fehlermeldung,
dass das Energysystem festgestellt habe, dass der Akkusatz falsch
eingesetzt wäre. Nun das war absurder Unsinn, denn den verschmorten
Akkusatz hatte ich mit Mühe und einem alten, stumpfen Küchenmesser
herausgehebelt, weil er sich nicht mehr mit dem normalen Verschluss
entnehmen ließ. Es war also gar kein Akku im Gerät. Ich drückte auf
ignorieren und dann lief der Apparat ordnungsgemäß hoch und es stank
auch nichts mehr. Nun lässt er sich also mit diesem Ladegerät auch
störungsfrei betreiben und Sie ahnen, wie groß der Stein war, der mir dabei
vom Herzen fiel. Ohne Akkusatz kann man das Gerät aber nur zuhause
stationär benutzen, was bei einem Notebook nicht so ganz im Sinne des
Erfinders ist. So schlich ich jüngst durch die Stadt, bewaffnet mit dem teils
zerschmolzenen Akku als Muster, um Angebote über neue Akkusätze
einzuholen. An nur zwei Stellen wurde ich überhaupt fündig, etwa 10
Läden habe ich durchkämmt. Der ganz kleine Computerladen in der Nähe,
wo ich schon mal Einstellungen reparieren ließ, sagte, er könne passende
Akkusätze zwar bestellen, aber die wären bei ihm dann nach eigenen
Angaben zu teuer, weil diese speziellen Waren bekommt er nur über einen
Grossisten, der selbst genug daran verdienen will, daher kann er selbst
dann auch keine vernünftigen Preise für so was machen. Zwei andere
Läden hatten gleich das richtige Zeug vorrätig. Ein nobel wirkender Laden,
mit endlos großem Verkaufsraum und vielen hellweißen Lichteffekten an
den Wänden, bot von diesem Akkusatzsystem gleich 3 verschiedene Typen
an, mit unterschiedlicher Ladekapazität. Das hängt dann davon ab, wie
lange man damit arbeiten will, ohne nachladen zu müssen. Aber selbst das
billigste Teil, welches für 2,5 Stunden Dauerbetrieb gut sein sollte, kostete
bei diesen Edelhalsabschneidern schon 125 Euro, man stelle sich vor, 125
Euro nur für einen Akkusatz! Das 8 Stunden-Modell sollte gar fast 400
Euro kosten. Ich bin kommentarlos sofort aus dem Laden gegangen. Als
ich nach längerer Suche in weiteren Läden schon fast resigniert aufgeben
wollte, komme ich in einen kleinen, leicht schmuddelig wirkenden
Bastelladen. Eigentlich denke ich schon am Eingang, dass es dumm von
mir ist, hier überhaupt nach so was zu fragen, die haben das mit absoluter
Sicherheit nicht. Ein Lockenkopf, das heißt ein Mann mit 70iger Jahre
Lockenfrisur, der wie ein aufgeplusterter Wischmob aussah, fragte sehr
freundlich was ich denn so wünsche. Fast schon gähnend und gelangweilt
hob ich meine rechte Hand in der sich der angeschmolzene Akkusatz
befand. Noch bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, sagte der Mann
freundlich: Aha verstehe, Akkupack 4CN. 4, 6 oder lieber gleich 8
Amperestunden?, fragte er noch nach. Ich empfehle immer die 6er sagte er,
weil die sind sehr billig und gehen nicht so schnell kaputt wie die großen
8er und halten immerhin länger den Strom wie die 4er. Er wollte für den
sogenannten 6Amperstündler, der wohl für 3 Stunden Arbeit gut sein soll,
dann 45 Euro. Das klang schon bedeutend anders, als die Edelpuffpreise
von dem Nobelladen zu Anfang. Der Lockenkopf erläuterte noch, dass es
keine Originalteile wären, sondern preiswerte Nachbauten, die aber
genauso lange halten. Als er die verschmorte Ausbeulung an meinem
Musterakkusatz sah, meinte er, ich solle vor dem Einsetzen der neuen
Akkus die Stromstifte vom Gerät irgendwie reinigen und nachbiegen, sonst
würde sich der neue Akkusatz auch gleich wieder erhitzen. Nun hatte ich
aber noch keine Kaufzusage gemacht. Waren 45 Euro auch deutlich
günstiger und ich wäre ja im Prinzip mit dem Preis auch einverstanden
gewesen, aber 45 Euro waren im Januar einfach nicht mehr drin. Jetzt im
Februar wahrscheinlich schon, denn dann hätte ich mir das Geld gleich am
Anfang des Monats anders einteilen können, aber das war vor 2 Wochen
und da war nichts mehr zum Einteilen da. Das habe ich dem Lockenkopf so
gesagt. Manche schämen sich ja, wenn sie im Geschäft oder vor anderen
zugeben sollen, dass es ihnen wirtschaftlich nicht so Dicke geht, aber damit
habe ich schon lange kein Problem mehr. Was andere von mir denken, ist
mir sowieso schon seit mindestens 10 Jahren völlig egal. Der Lockenkopf
fasste sich ans Kinn, grübelte ein wenig und meinte dann, dass es eine
andere, noch preiswertere Möglichkeit gäbe. Er verschwand kurz im Lager
hinter dem Laden, kam dann mit 2 ähnlichen Akkusätzen zurück, die sehr
gebraucht aussahen, aber im Gegensatz zu meinem Satz nicht diese Hitze-
Ausbeulungen und Verschmelzungen hatten. Er sagte, dass diese Dinger
innerlich kaputt wären, aber er könne mir 4 lose Lötakkus für 14 Euro
verkaufen und diese kaputten Akkusätze mit intaktem Gehäuse lege er
kostenlos oben drauf. Wenn ich etwas Bastelgeschick hätte, dann könnte
ich diese defekten Akkusätze vorsichtig öffnen, das sind ja nur verklebte
Plastikgehäuse, in denen innen je 2 solche Lötakkus eingelegt sind, und
dann die defekten Lötakkus herausbasteln und die neuen reinbasteln,
anlöten und das Gehäuse wieder verkleben. Nun sind meine technischen
Fähigkeiten bestenfalls zur Errichtung eines Zündholzhäuschens gut und
mit Stromgeschichten habe ich es eh nicht, wegen schlechter Erfahrungen,
aber der Lockenkopf beschrieb die Vorgehensweise genau und es klang
auch wenig kompliziert. So habe ich mich darauf eingelassen. Im
Nachhinein habe ich aber Blut und Wasser geschwitzt, zuerst bekam ich
die blöde Klebenaht an dem Ersatzding nicht geöffnet. Als ich später die
defekten Vorgänger-Lötakkus heraushatte, bemerkte ich erst, dass ich
vergessen hatte, mir aufzuschreiben mit welchem Anschlussol die innen
verlötet waren, ob + oder -. Zu allem Überfluss kamen dann von einem der
neuen Lötakkus noch die Drähte aneinander und es blitzte gewaltig und der
dünne Draht glühte auf wie ein Lämpchen. So entnervt warf ich alles
beiseite und plante schon am nächsten Tag mit dem ganzen Kleinkram zu
dem Lockenkopf in den Laden zu gehen, mit der Bitte um aktive Hilfe.
Dann kam Sonnenschein Kayla, betrachtete den ganzen Krempel eine
halbe Stunde lang, sortierte die Teile und ergriff sich meinen
Billiglötkolben, den ich mal irgendwo im Ramschladen für 2 Mark
gebraucht kaufte, und machte munter weiter, wo ich zuvor das Handtuch
geworfen hatte. Nach einer weiteren halben Stunde war ein
funktionsfähiger Akkusatz fertig und da soll noch einer sagen, Frauen
verstünden nichts von Technik. Kayla sagte nachher, die Chancen hätten
50 : 50 gestanden, weil sie sich bei einem Anschluss auch nicht ganz sicher
gewesen wäre.

Vor einigen Tagen hatte die Polizei abends Großkontrollen angesetzt, um
etwaige Alkoholfahrer zu entdecken. Ich befuhr gerade die Straße rauf
nach Ludwigsburg und wurde ebenfalls angehalten. Nun weiß ich nicht, ob
ich Ihnen schon einmal gesagt habe, dass ich generell für 0 Alkohol am
Steuer bin. Das sehe ich sogar so eng, dass ich schon dann nicht mehr
autofahre, wenn ich vielleicht 6 Stunden zuvor ein Glas Bier oder Wein
getrunken habe. Da bin ich eisern, entweder Autofahren und gar kein
Alkohol oder das andere. Zurück zur Alkoholkontrolle. Die waren rigoros
und jeder Wagen wurde angehalten, jeder Fahrer oder jede Fahrerin musste
aussteigen und ein Beamter leuchtete unverschämt grell mit einer kleinen
Taschenlampe jedem in die Augen. Wer bis zu diesem Moment im Dunkel
der Nacht noch etwas sehen konnte, war spätestens ab jetzt erblindet,
jedenfalls nach dem Wechsel vom grellen Taschenlampenlicht im Auge ins
verbleibende Nachtlicht sah ich so gut wie nichts mehr. Das sagte ich auch
dem Beamten, der war aber nicht gut gelaunt und erwiderte nur trocken,
ich solle mal nicht drollig werden! Das war so ein noch relativ junger,
drahtiger Schnösel, vielleicht 25 Jahre alt, der noch etwas werden wollte
und sich übermäßig wichtig vorkam. Prompt bat er mich dann, in so ein
Atemluftmessgerät zu pusten und er sagte, er habe Alkoholgeruch in
meinem Wagen vernommen. Das mag sogar zutreffen, denn ich hatte am
gleichen Tag morgens die Scheibenwaschanlage neu befüllt, mit meinem
eigenen Wintergemisch aus zwei Dritteln Wasser und einem Drittel
Brennspiritus plus einige Spritzer Spülmittel. Brennspiritus ist heute zwar
auch schon teuer, aber immer noch viel billiger als all die schönen
Frostschutzmittelchen für die Scheibenwaschanlage, die es so im Handel
gibt. Sie kennen sicher den Geruch von Brennspiritus und der ist diversen
Schnäpsen ähnlich und schwebte wohl noch im Wagen, zumal ich kurz vor
dem Zwangsstopp noch die Scheibenwaschanlage benutzt hatte. So pustete
ich mir nach der Anleitung des Polizisten einen ab, bis das Gerät einen
schrillen Quitschton von sich gab. Dann zeigte es aber 0 an und man
konnte dem Polizisten richtig die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben
sehen. Nur zu gerne hätte er mir einen wegen Suff am Steuer reingewürgt.
Dann schritt er um den Wagen mit einigen leisen abfälligen Bemerkungen,
wie, ach das ist noch ein Auto u.s.w. Mit Argusaugen betrachtete er unter
dem Licht seiner grellen Taschenlampe jeden Reifen, verzog ein paar mal
die Mundwinkel, dann sollte ich nach seinen Anweisungen alle Lampen
mehrmals ein- und ausschalten, dann wippte er noch etliche Male an der
Karosserie, um mögliche Stoßdämpfermängel zu finden und man sah, dass
er schon darüber nachgrübelte, was er sonst noch alles hätte prüfen können.
Da wurden von einem seiner Kollegen ein paar Jugendliche in einem alten
Ford - Escort angehalten, die alle ziemlich lautstark pöbelten. Sofort wich
dadurch das Interesse des Polizisten an mir und wandte sich diesen
Jugendlichen zu. Schnell faltete er meine Papiere zusammen, reichte sie
mir und wünschte sogar noch eine gute Weiterfahrt und noch im gleichen
Moment hastete er rüber zu seinem Kollegen mit den aufständischen
Jugendlichen. Schon viele Jahre habe ich eine derartige Kontrolle nicht
mehr erlebt.

Wohnen und wohnen ist zweierlei. Mit Schreck traf hier neulich ein Herr
vom Sozialamt ein, der Wohnraumüberprüfungen machte. Es ging vor
allem darum, ob ich keine zu große Wohnung auf Staatskosten belege.
Dann war dem aber irgendwie zu Ohren gekommen, dass Kayla und ich
zusammen sind, die ja inzwischen eine größenmäßig gleichartige Wohnung
hier im Haus bewohnt. Grundsätzlich hatte er an meiner Wohnung nichts
auszusetzen, zu groß für eine Einzelperson war sie auf gar keinen Fall,
dazu hätte sie mindestens 15 Quadratmeter größer sein müssen, um einen
hier geltenden Grenzwert zu überschreiten. Er zeigte sich aber freundlich
und schlug vor, ob Kayla und ich nicht gemeinsam in eine andere, um satte
25 Quadratmeter grössere Wohnung ziehen mögen. Wie Ihnen bekannt ist,
möchte ich das Haus hier nicht verlassen, mir gefällt es hier sehr gut und
das habe ich dem dann auch zu verstehen gegeben. Er blätterte in seinen
Unterlagen herum und kam dann mit der Überraschung, dass hier im Haus
im nächsten Monat eine sogar um 30 Quadratmeter größere Wohnung frei
würde, die bislang von Sohi-Empfängern belegt war. Die 30 Quadratmeter
mehr gingen auch in Ordnung, so kleinlich wäre das Sozialamt dann auch
nicht, meinte er. Dahinter steckt natürlich auch eine finanzielle Überlegung
der Behörde, denn die größere Wohnung alleine kostet weniger Miete, als
zwei kleine Wohnungen und die würden dann ja wegfallen. Ich kenne den
genauen Unterschied nicht, aber es dürften so im Monat sicherlich über
150 Euro sein, die an Mietkosten weniger vom Sozialamt zu begleichen
wären. Nun sind Kayla und ich uns unschlüssig, ob wir diesem Vorschlag
wirklich folgen sollten, denn dann heisst es nachher gleich, wir führten eine
eheähnliche Lebensgemeinschaft und einem von uns wird dann das Geld
gestrichen. So haben wir uns zunächst bedeckt gehalten und Zweifel über
unser wahres Verhältnis gestreut. Der Beamte ist dann nach kurzer Zeit
mit der Gewährung von 3 Wochen Bedenkzeit weitergezogen und sagte
mir noch beim Rausgehen, dass er alleine in unserem Wohnkomplex 9
Wohnnberechtigungen zu prüfen habe. Da kann man mal sehen, wie
durchschlagend sich die Bedürftigen in den letzten Jahren vermehrt haben.
Da drängt sich einem zwangsläufig die Frage auf, ob die heutige Regierung
die Geschicke des Landes und seiner Entwicklung so fehlgesteuert hat,
dass die Zahl der am sozialen Rand lebenden Menschen derart drastisch
zugenommen hat. Ich glaube, man macht sich in der Öffentlichkeit aber
auch ein falsches Bild von den Menschen, die in unserer Situation sind.
Klar weiß ich, dass es mir wirtschaftlich nicht gut geht, aber ich bin
eigentlich zufrieden und ich weiß nicht, ob ich damals, als ich noch mehr
Geld und Besitz hatte, wirklich glücklicher war. Eigentlich weiß ich es
doch, ich war es nicht, im Gegenteil. Von mir aus könnte alles
weitergehen, so wie es jetzt ist, bis ans Ende meiner Tage. Was will man
mehr? Ich habe so gerade mein Auskommen, ich habe die süße Kayla, oder
besser gesagt, wir haben uns, und wir haben auch noch Wünsche, aber wir
ärgern uns trotzdem nicht, wenn diese Wünsche nicht erfüllt werden. Ich
meine, nichts ist schrecklicher, als wunschlos zu sein, weil man alles das
hat, was man begehrt. Eine furchtbare Vorstellung. Alle Ziele müssen
einem in dieser Situation doch abhanden kommen und jeder Lebensmut
sich in Wohlgefallen auflösen. Zurück zum Bild, welches die allgemeine
Öffentlichkeit wohl von den Menschen am sozialen Rand hat. Die denken
doch, dass unsereins schon Magengeschwüre vom Hadern mit seiner
Situation haben muss und auch das jeder Sohi ein ständig volltrunkener
Alkoholiker ist, der seine Frau täglich zweimal verprügelt, herumhurt, sich
nur einmal pro Woche badet und wo alles versifft ist, wie mit Schleim und
Dreck zugelaufen. Ich werde nicht bestreiten, dass es tatsächlich viele aus
unserem Milieu gibt, die so leben, aber es bleibt nur ein Teil und zu diesem
zähle ich mich ganz gewiss nicht. Natürlich gibt es Tage, an denen man
gedankenschwer über dies und das nachgrübelt und an denen man sich über
etliches ärgern muss, aber diese Tage gibt es beim Otto Normalverbraucher
ebenso und wie schon gesagt, ich lebe lieber so wie jetzt, mit wenig
Einkommen auskommen, anstatt mit viel Einkommen mit sich selbst nicht
auszukommen. Die Betrachtung über dieses und alle Möglichkeiten, die
sich dazwischen ergeben können, dürften beinahe philosophische Züge
annehmen, wenn man die ernsthaft betreiben wollte. Sind wir doch einmal
ehrlich, was gibt es schöneres, als morgens nach dem Aufstehen frei
entscheiden zu können, ob man dieses oder jenes mit dem Tag anfängt, ob
man vielleicht spazieren fährt, etwas liest oder ein paar Stunden gepflegten
Sex mit Kayla betreibt oder ob man sich gleich nach dem Frühstück wieder
zum Schlafen hinlegt, was bei mir allerdings nur äußerst selten vorkommt.
Fast alles ist möglich, solange es nicht viel kostet und auch ohne Geld kann
man viel mit dem Tag anfangen. Man muss sich nur trauen seinen Tag
sinnvoll einzuteilen. Wer mich nach Langeweile fragt, der muss mir erst
das Wort buchstabieren, weil ich es nicht kenne. Da breche ich ja fast
schon in Mitleid mit denen aus, die sich für ihr dickes Gehalt den ganzen
lieben langen Tag die Zeit auf der Arbeitsstelle kaputt machen, nur damit
ihr Chef die dicken Gewinne einfährt. Gut, rein wirtschaftlich geht es
denen viel besser als mir, aber was haben die davon? Viel Geld, welches
sie vornehmlich dazu benötigen, um damit vor Leuten zu protzen, die sie
gar nicht mögen.

Die Polizei machte hier neulich eine Befragung der Anwohner, ob jemand
Beobachtungen zu einer Schlägerei am Bürgersteig gemacht hat, die vor
einigen Tagen hier stattgefunden haben soll. Dabei wurde ein junger Mann
wohl ziemlich übel zugerichtet, so dass er mehrere Wochen im
Krankenhaus verbleiben muss. Es hieß, die Täter wären hier im Haus
verschwunden und man vermute, dass sie auch hier wohnen. Nun gehe ich
nicht davon aus, dass hier nur Engel wohnen, denen man so etwas nicht
zutrauen kann, aber trotz der Tatsache, dass hier geballte Mengen an Sohis
wohnen, ist es eher untypisch, dass hier Schlägereien stattfinden. Wissen
Sie, diese Siedlung hier ist ohnehin völlig untypisch. Es heißt dann gleich
wieder „Sozialer Brennpunkt", wenn man hört, dass vielleicht 60 % der
Bewohner arbeitslose Sohis sind. Aber mitnichten, es lebt sich hier, wie in
einer gepflegten Einfamilienhaussiedlung am Stadtrand, nur dass es eben
keine Einfamilienhäuser sind, die hier stehen. Ich konnte bislang nicht
mehr der typischen Merkmale eines sozialen Brennpunktes ausmachen, als
man sie in einer gepflegten Wohngegend auch findet. Das habe ich auch
der Kripobeamtin gesagt, die hier auch klingelte und ihre Fragen stellte.
Dann hat sie mich nachträglich sogar noch in meinen Beobachtungen
bestätigt und gesagt, das hier diese Umgebung in der Stuttgarter
Kriminalstatistik nicht auffällig wäre, sondern sogar deutlich unter dem
Durchschnitt liegen würde. Mit Beobachtungen zu der Schlägerei konnte
ich nicht weiterhelfen, weil ich erst durch diese Befragung von der Sache
hörte. Auch Kayla wusste nichts.

Fußball und Geld, das sind heute zwei untrennbare Dinge, jeder weiß es.
Was natürlich durch die Schiedsrichteraffäre jetzt alles zutage tritt, ist eine
weitere, fast vergessene Nuance des Fußballs. Wer weiß, wie lange
derartiges schon im Verborgenen abgelaufen ist, mich würde da gar nichts
wundern. Aber auch im typischen, altbekannten Bereich von Fußball und
Geld kann ich nur noch den Kopf schütteln. Nun werden Karten für die
nahende Weltmeisterschaft in einem umständlichkomplizierten Verfahren
verkauft und wenn man die Preise für eine eigentlich lächerliche
Einzelkarte hört, glaubt man, es habe einen zu den Ölscheichs nach Kuwait
verschlagen, wo jeder trotz Nichtstun mehrere tausend Dollar stündlich
verdient. Wie kann ein halbwegs normaler Mensch die Hürde überwinden
und für eine Eintrittskarte für ein einzelnes Spiel um die 300 oder noch
mehr Euro ausgeben? Ich kann das nicht nachvollziehen. Zur Beruhigung
der erstaunlich wenigen aufgebrachten Gemüter wird dann verkündet, dass
es ja auch schon Karten ab 60 Euro oder gelegentlich sogar ab 30 Euro
geben wird. Aber das sind dann schlechte Karten für Spiele, die rangmäßig
so uninteressant sind, wie vielleicht ein Kreisligaspiel oder noch weniger.
Was interessiert mich, wie vielleicht Kamerun gegen Ägypten spielt? Das
ist ja so belanglos, da würde sich der Fußweg nicht ins Stadion lohnen,
selbst wenn es gleich um die Ecke läge. Neinnein, welche Geldbeträge
dafür verheizt werden, das ist einfach ungerecht. Nur für so was, und uns
Sohis will man überall die Gelder kürzen. Die Fußballbonzen sind alle zu
satt und denen geht es zu gut. Ich würde ein Gesetz erlassen, welches die
Verknüpfung von Geld und Sport verbietet. Viele Sportfunktionäre sind
nach meiner Meinung nur noch Teil eines korrupten Geflechts, welches nur
noch seine eigenen Ganoventricks verwaltet und tarnt. Diese ganzen
Sportpaten sollte man ausstopfen und als schlechtes Beispiel für
Funktionärswesen in Sportschulen als Ansichtsobjekt rundreichen.

Beim Autofahren ist mir neulich ein Missgeschick passiert, das darf man
eigentlich keinem erzählen, um nicht für blöde erklärt zu werden. Wir
waren am Sonntag trotz des eher schlechten Wetters etwas spazieren
gefahren. Wir fuhren nach Neunstetten, ein kleines Dorf bei Bad
Mergentheim. Eigentlich wollten wir über die dortige kleine Landstrasse
weiter bis Bad Mergentheim, aber wegen des schlechten Wetters
beschlossen wir, in Neunstetten etwas zu wandern und dann zurück zu
fahren. Neunstetten wird von einem kleinen Bach durchflossen, dem
Erlenbach, warum ich den Namen so schnell nicht vergessen werde, das
will ich Ihnen sagen, obwohl es wahrlich kein Ruhmesblatt für mich ist.
Wir hielten also dort in Neunstetten, und zwar auf einer kleinen, schrägen
Parkbucht direkt neben dem Erlenbach. Da ich noch nie hier war, suchte
ich Orientierung und packte meine Landkarte aus und breitete sie auf der
Motorhaube aus. Plötzlich tat es einen leichten Ruck und der Suzuki setzte
sich in Bewegung und rollte in Richtung Erlenbach. Ich wurde fast
wahnsinnig, weil das steile Ufer nur wenige Meter entfernt war. Wie ein
Idiot hastete ich dem Wagen nach und schaffte es zum Glück noch, die Tür
zu ergreifen und in den Wagen zu springen und voll auf die Fußbremse zu
treten. Weniger als einen halben Meter vor der Uferkante kam der Wagen
zum stehen, ich schätze, es mögen noch knapp 30 cm zum Absturz in den
Bach gefehlt haben. Durch den plötzlichen Bremsruck flog meine schöne
Landkartenmappe vorne von der Haube und landete mitten im Erlenbach
und schwamm mit der Strömung davon. Sie werden jetzt sicher sagen, da
hat der dumme Egbert wohl vergessen die Handbremse anzuziehen. Dem
war aber nicht so. Zuerst glaubte ich das selbst schon, aber meine
Nachprüfung ergab, dass sie angezogen war. Nun muss ich aber trotzdem
einräumen, dass ich sie nicht weit genug angezogen hatte. Die lässt sich bei
dem Wagen nur schlecht vom Gefühl her einschätzen, ob sie nun greift
oder nicht, weil sie relativ schwergängig zu ziehen ist und man dadurch
schnell den Eindruck hat, dass sie greift. In Wahrheit greift sie vielleicht an
dieser Stelle nur ein bisschen und wenn die Schräge ausreicht, rollt er dann
doch irgendwann wieder los. Naja, eine gute Landkartenmappe auf
Tauchstation, unwiederbringlich weg, das ärgert einen auch schon, aber
damit kann man leben, ich möchte mir erst gar nicht vorstellen, wie es
gewesen wäre, wenn der ganze Suzuki dort abgetaucht wäre. Heute früh
habe ich mir schon preiswerten Ersatz für die Mappe besorgen können. In
einem Kaufhaus wurden Restposten alter Straßenatlanten von 1999 zum
Schleuderpreis von je nur 1,29 Euro angeboten. Ziemlich dicke Wälzer mit
vielleicht 200 Seiten. Davon habe ich mir dann einen gekauft. Es sind sehr
schöne und gute Karten darin und mich stört es nicht sonderlich, dass das
Ding von 1999 ist, denn so viele neue Strassen sind in den Jahren bis heute
auch nicht gebaut worden. Wissen Sie, es gibt Karten, auf denen findet
man einfach keine Orientierung und sucht sich zum Teufel, bevor man
etwas gefunden hat, aber diese hier, da finde ich mich sofort zurecht und
das für 1,29 Euro. Was will man mehr? Vergleichbare Straßenatlanten
aktuellen Datums kosten, wie ich erschrocken gesehen hatte, über 25 Euro
und ich würde niemals solche Beträge dafür ausgeben, da täte ich eher auf
Gutglück losfahren. Schön finde ich in diesem Straßenatlas, dass von
touristisch besonders sehenswerten Bereichen jeweils zwei Karten drin
enthalten sind. Eine als normale Straßenkarte und eine vergrößerte
Ausgabe, die speziell auf landschaftlich schöne Strecken hinweist und
deren Verlauf deutlicher macht. Eine sehr gute Idee. Dort sind dann auch
Sehenswürdigkeiten, Parkplätze und andere Dinge, die vielleicht öfters von
Interesse sind, zusätzlich in übersichtlicher Form eingetragen. Auch von
der Eifel sind gleich zwei derartiger Vergrößerungskarten darin enthalten,
eine für die Nordeifel und eine für die Südeifel. Der Ausklappmechanismus
dieser Vergrößerungskarten bedarf allerdings ein wenig der Übung, aber
wenn man den Bogen erst einmal heraus hat, geht's fein.

Wurst ist die Visitenkarte eines Ortes. Ich glaube, ich hatte Ihnen meine
Ansichten und Erfahrungen zu dieser Sache schon einmal vor längerem
geschrieben. Da muss ich Ihnen aber unbedingt etwas berichten, weil es so
sagenhaft ist. Neulich kam ich mit dem Suzuki durch Oberrot, ein
idyllisches Dörfchen schon fast in der Nähe von Schwäbisch Hall. Ich fahr
ganz langsam durch den Ort dabei fiel mein Blick beiläufig auf die
Dorfmetzgerei, wo ein großes orangefarbenes Schild "Hausgemachte
Salami im Sonderangebot" das halbe Schaufenster zudeckte. Ich hatte es
nicht vor, aber das hatte mich dann neugierig gemacht, da ich ein großer
Freund der Salami bin, allerdings nur, wenn sie wirklich gut gemacht ist.
Ich eile also in den Metzgereiladen. Die Salami duftet schon im ganzen
Verkaufsraum und überdeckt alle sonstigen Wohlgerüche dort. Eine gute
Salami ist nicht nur etwas für den Gaumen, auch die Nase kommt zu ihrem
Recht. Die Gerüche hier waren vielversprechend. Da hängen sie nun, die
Salamiwürste, denn der gute Metzger bietet nicht nur eine Haussorte,
sondern gleich 6 verschiedene hausgemachte Salamisorten, die alle auch
optisch ideal aussehen, sowie weitere Zukaufsorten, die aber erstens nicht
im Sonderangebot sind und zweitens nicht mein Interesse wecken, weil es
diese üblichen breiten Wurstformen sind. Eine anständige Salami hat nicht
so breit zu sein, wie eine Fleisch- oder Bierwurst. Sicher es gibt
Ausnahmen, spezielle Aufschnittware, wo dann auch diese gelungen sind,
aber normalerweise ist eine gute Salami wie ein dicker Knüppel und
kerzengerade. Ob weiße oder sonstige Pellenfarbe, das ist mir nicht so
wichtig, da die Auswirkung der Farbe auf den Geschmack mehr Legende
als Wirkung ist. Im Sonderangebot waren diese 6 hausgemachten
Salamisorten zwar alle, aber Sie wissen es auch, beim Metzger hat eine
gute Wurst ihren Preis und ist nicht zu Supermarktschnäppchenpreisen zu
haben und so kostete sie selbst im Sonderangebot noch deutlich mehr, als
im Supermarkt ohne Sonderangebot. Da ich meine Finanzlage akribisch im
Zaum halte, wäre eigentlich gar kein Kauf drin gewesen, schon gar nicht
der Kauf aller 6 Sorten. So strich ich mein Begehren gleich schon mal auf 3
Sorten zusammen. Die ganzen pfefferummantelten Sorten fielen weg, nicht
weil ich die nicht mag, aber die sind in der Regel so stark gewürzt, dass der
Pfeffergeschmack den Restgeschmack zudeckt. So blieben der Sorten 3 zur
Auswahl, es musste aber auf eine reduziert werden. Die freundliche Dame
hinter der Theke half beratend und reichte zudem von den 3 in die engere
Wahl gekommenen Sorten kleine Häppchen. Alle waren ausgesprochen
gut, aber eine wurde mein Favorit und dann auch gleich in 250 Gramm
gekauft. Sonst kaufe ich meist nur 125 Gramm. Also ich sage Ihnen, die
perfekte Salami, hier war sie. Und nicht aus Sizilien, Ungarn oder sonst
wo, sondern hausgemacht hier in BW und mir fehlen die Worte, diese
Salami zu beschreiben. Nicht zu hart und schon gar nicht zu weich,
letzteres ist ein häufiges Übel bei billigen Supermarktsalamis und bei den
oben erwähnten breiteren Salamiformen, ein konstantes Aroma, optimal
gewürzt, nicht zu fettig und nicht zu trocken, vor allem kein Fett verklebt
den Rachen, was man bei Salami oft hat. Also ich kann Ihnen nur raten,
wenn Sie mal hier in die Gegend kommen, machen Sie für diese Salami
einen Abstecher nach Oberrot, es lohnt in jedem Fall. So etwas habe ich
noch nie gegessen, die beste Salami meines Lebens, und das will etwas
heißen. Die isst man auch nicht einfach so. Das ist so ein Genuss, man
verinnerlicht jeden Millimeter dieser Wurst und schabt von der Pelle noch
kleinste Anhaftungen bereitwillig herunter, um auch die noch zu genießen.
Eine alte Weisheit besagt, dass Metzger, die hervorragende Salamisorten
herstellen, meistens schlechte Leberwurstmetzger sind, ähnlich wie man
sagt, dass Bäcker mit sehr guten Brötchen meist schlechte Brote backen
und umgekehrt. Das habe ich aber nicht geprüft, weil ich froh war, mit
meiner Finanzlage wenigstens diese Salami kaufen zu können und die war
ihr Geld wert.

Schöne Faschingstage wünschen Ihnen

Kayla und

Ihr

Egbert Lappenkeuler