LPK-C10

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Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email "Ostern" vom 23.03.2005

Österliche Grüße!

Nun da bin ich doch noch mal vor Ostern. Diese Tage wollten Kayla
und ich eigentlich gemeinsam diverse Dinge unternehmen, die aber
fast alle geplatzt sind, weil bei Kaylas Gelegenheitsarbeitgeber, wo sie
diese Dolmetscher-Tätigkeiten manchmal macht, derzeit absolut die
Hölle los ist. Die haben viele Aufträge in Thailand an Land gezogen
und nun gibt es dabei aber Probleme und ein entsprechender
Mehraufwand an Schriftstücken, die da hin und her wechseln. An
manchen Tagen, wie heute, hockt Kayla 12 Stunden dort,
normalerweise ist sie vielleicht an 2 bis 3 Tagen die Woche für je 2
Stunden dort. Daran mag man erkennen, was dort los ist. So sitze ich
hier, nicht dass ich Langeweile hätte, aber so denke ich, schreibe ich
Ihnen noch einiges, da es viele Begebenheiten gab.
Egal wie viele Schreiben die Spedition auch in Thai hat, am Dienstag
nach Ostern geht es ab nach Granada, daran rütteln die nicht. Das hat
Kayla denen auch unmissverständlich klar gemacht. Dann müssen die
sich eben für diese 9 Tage eine andere Übersetzerin holen, auch wenn
die deutlich mehr kostet. Kayla macht das ja nebenbei und daher recht
billig. Trotzdem ist es ein schönes Einkommen, wenn man betrachtet,
wie wenige Stunden sie normalerweise dafür dort ist.

Der Busunternehmer hat mir gesagt, dass auch die verbliebenen
anderen 4 Plätze der Granadareise bereits weg sind. Ein älteres
Ehepaar und seine Kinder, die aber auch schon erwachsen sind, haben
diese Plätze gebucht. Der Bus ist also bis auf den letzten Platz voll
und der Busunternehmer freut sich. Nicht nur der freut sich, wir tun es
auch. Vermutlich wird dort noch schöneres Wetter herrschen, als hier
und das ist ja schon gut. Alles ist heute mehr denn je eine Kostenfrage
und so setzt das Busunternehmen einen billigeren Bustyp als geplant
ein, der zwar die selbe Anzahl Personen befördern kann, aber leichter
ist, eine einfachere Klimaanlage und auch weniger PS hat. Dadurch
würde der Dieselverbrauch und der Wartungskostenanteil deutlich
geringer, aber die Fahrzeit auch etwas länger, als zuvor angegeben. In
der Summe geht dadurch fast ein Tag in Granada verloren, weil die
Ankunft durch die langsamere Fahrt etliches später sein wird und die
Rückreise um ungefähr die gleiche Zeitspanne eher beginnt, weil der
Termin für Rückkunft und Gesamtreisedauer eingehalten werden
muss. Finde ich aber gar nicht so schlimm, dann wird die Fahrt etwas
beschaulicher und man sieht mehr von der Landschaft unterwegs
Immerhin ist auch in diesem leichteren Bustyp eine Toilette mit
Waschgelegenheit vorhanden, was ich bei einer langen Busfahrt für
heutige Verhältnisse als unerlässlich empfinde.
Um unterwegs genügend schöne Fotos machen zu können, gelang es
mir zufällig ein Sonderangebot wahrzunehmen, bei dem
Speicherkarten mit 64 MB Speicherplatz hier für nur 6,99 Euro
verhökert wurden. Davon habe ich dann gleich 3 Stück gekauft.
Zusätzlich mit der originalen Karte bin ich so für die Reise gut
gerüstet. In den Hotelzimmern wird es ja sicher eine Steckdose geben,
an der man über Nacht die Akkumulatoren der Kamera wieder
nachladen kann. Diese Akkumulatoren machen mir in letzter Zeit
ohnehin etwas Sorgen, da sie früher entladen sind, als noch vor
einigen Monaten.

Staunen darf man nicht schlecht über die Hobbys mancher Leute. So
habe ich ein Ehepaar aus Mainz kennen gelernt, die erforschen alte
Orte, also Dörfer, die heute gar nicht mehr existieren und irgendwann
aufgegeben wurden. Sie suchen nach deren Spuren und möglichen
Überresten, die noch irgendwie hervorgeholt werden können. In alten
Überlieferungen werden dann Anhaltspunkte gesucht, wo sich diese
Orte genau befunden haben mögen und ob es Kennzeichen in der
Landschaft gab, an denen man deren Lage festmachen könnte.
Besonders alte Kirchenaufzeichnungen sollen dazu eine wertvolle
Hilfe sein. Das alles ist natürlich doppelt schwierig, denn Sie können
sich vorstellen, dass sich die Landschaft im Laufe von oftmals vielen
hundert Jahren ja selbst sehr stark verändert hat. Eine alte
Beschreibung, die vielleicht sagen würde, dass sich der alte Ort
Schornweiler, das war so ein Ortsnamen den die nannten, neben einer
großen Baumgruppe aus Linden befand, wird heute nicht mehr
nachvollziehbar sein, da die Linden mit Sicherheit weg sind oder
wenigstens innerhalb weiterer Bäume, die später hinzu kamen
verschwinden. Was sind also Merkmale? GPS-Navigation kannten die
damals ja nicht und selbst Längen- und Breitengrade oder Landkarten
nicht. Also ein sehr schwieriges Unterfangen. Trotzdem kann dieses
Ehepaar schon viele Erfolge für sich verbuchen, da sie inzwischen
eine gewisse Routine in solchen Sachen haben und genau wissen, wo
sie ansetzen müssen. Seit Anfang März touren sie durch den
Schwarzwald und den Stuttgarter Raum, sind aber etwas enttäuscht,
da die jüngst schneebedeckten Landschaften zum Suchen in der Regel
äußerst ungünstig sind. Aber wie der Herr sagte, nicht immer. Es gibt
auch alte Beschreibungen, die eine sogenannte Landschaftssilhouette
beschreiben und die kann man oft gerade im Schnee besser
wiederfinden, weil die Landschaft sich dann weicher formt und nicht
so sehr durch neuzeitlichen Bewuchs verfälscht wird. Jetzt wo der
Schnee weg ist, atmen die aber wieder auf, denn sie trugen sich schon
mit dem Gedanken, ihre Rundreise abzubrechen und erst in 2 Monaten
wiederzukommen. Es ist nicht nur schwierig, passende
Landschaftsmerkmale wiederzufinden, sondern auch überhaupt an
solch alte Beschreibungen zu gelangen und sie dann noch in unser
heutiges Deutsch umzudeuten. Vor vielleicht 400 Jahren haben die
Leute doch noch sehr anders gesprochen und geschrieben, so dass
man damit heute gar nicht mal unbedingt viel anfangen kann, wenn
man das nicht kennt. Das ist dann schon mehr eine Fremdsprache.
Armut ist zweifellos keine Erfindung unserer Zeit und war damals
gewiss noch schlimmer. Aber die Zusammenhänge, die einen Ort zum
Sterben brachten, wären so heute sicherlich eher undenkbar. So soll
also der Ort Schornweiler aus kirchlichen Gründen niedergegangen
sein. Ein genau datierter Zeitpunkt dafür liegt ebenso wenig vor, wie
die exakte Lage dieses Dorfes. In den Unterlagen des Ehepaars wird
aber beschrieben, dass der Ort immerhin sogar eine eigene Kirche
hatte, was die Chancen der Wiederentdeckung um ein Vielfaches
steigen lässt, da entsprechende Fundamentreste mit Sicherheit noch
auszumachen sind, wenn man erst einmal weis, in welchem Gebiet die
lag. Diese Kirche war dann aber auch gleichfalls der Grund zum
Untergang des Dorfes, was man für unwahrscheinlich halten möchte.
Eine Kirche kostet viel Geld im Unterhalt, das war früher nicht
anders. Das Geld musste aber zwangsweise von den Dorfbewohnern
aufgebracht werden, das hat die Kirche nicht selbst bezahlt. Da die
Leute aber so bettelarm waren, dass auch mit Zwang da nichts zu
holen war, verfiel nicht nur die Kirche, sondern auch immer mehr
Leute flüchteten aus dem Dorf, um nicht weiter den Repressalien zum
Kirchenunterhalt ausgesetzt zu sein. Eine wie ich finde fast schon
dermaßen interessante Story, dass sie den Stoff für einen
mittelalterlichen Fernsehkrimi abgeben könnte. Irgendwann haben die
Kirchenfürsten sich dann selbst lohnendere Ecken gesucht und Dorf
und Kirche verlassen. Die paar Einwohner, die zu dem Zeitpunkt noch
übrig waren sind dann im Laufe der Zeit ausgestorben und damit der
ganze Ort. Da es zusätzlich damals nur äußerst schlechte
Verkehrsverbindungen dorthin gab, geriet der Ort völlig in
Vergessenheit und zerfiel, weil auch von außen niemand kommen
konnte, um den Ort sozusagen zu retten. Das Ehepaar sagte, dass
dieser Ort heute mit ziemlicher Sicherheit in einem total bewaldeten
und seit mehreren hundert Jahren unbewohnten Gebiet liegt. Natürlich
dürfen die auch nicht einfach hingehen und großflächig Bäume roden
lassen, nur um möglicherweise die Spuren des ehemaligen Dorfes
wiederzufinden. Die haben einen guten Draht zu entsprechenden
Behörden in Baden-Württemberg und auch in Rheinland-Pfalz, wie
sie sagten, so dass da schon vieles möglich gemacht wird, was
normalerweise nicht geht, aber trotzdem gibt es enge Grenzen. Nach
ihren eigenen Angaben gibt es in ganz Deutschland lediglich ungefähr
5 andere Leute, die sich ernsthaft mit dem gleichen Thema
beschäftigen, mehr nicht. Der Kontakt zu diesem Ehepaar kam nur
dadurch zustande, weil die für ihre längeren Nachforschungen hier im
Stuttgarter Raum eigens eine Wohnung angemietet haben und zwar,
wie es der Zufall will, gleich hier im Haus, wenn man bei mir am Flur
rauskommt links und dann bis zum Ende des Flures die letzte
Wohnung, sozusagen auf der Südostseite des Hauses. Ich bewohne die
Eckwohnung an der Nordostseite des Stockwerks und die seit Anfang
März die Eckwohnung an der Südostseite. Ich wusste das anfangs
nicht, wir gerieten nur per Zufall im Treppenhaus ins Gespräch, als
der Frau der Regenschirm entglitt und zwischen den
Treppengeländern bis in den Keller stürzte. Da ich gerade aus dem
Keller hochkam, habe ich den aufgehoben und ihr mitgebracht. Sonst
hat man hier im Hause eigentlich keinen nennenswerten Kontakt zu
anderen Mitbewohnern, was mir normalerweise auch lieber ist. Dieses
Ehepaar hat aber in Mainz sogar ein eigenes Wohnhaus und die
pendeln nun oft zwischen Mainz und Stuttgart. Da ihre
Nachforschungen im Großraum Stuttgart vermutlich weit über ein
halbes Jahr in Anspruch nehmen, war es für die günstiger, eine
richtige Wohnung anzumieten, als so lange im Hotel zu wohnen.

Glauben Sie an Parallelwelten oder Berichte aus früheren oder
künftigen Leben? Also ich sage eigentlich immer, dass Leute, die
davon berichten zu viele Science-Fiction-Filme gesehen haben. Nun
kenne ich einen, der wohnt hier in der Nähe, in der Lerchenstraße, der
behauptet allen Ernstes, nur wenig zeitversetzt schon einmal gelebt zu
haben b.z.w. noch immer zu leben, also zeitversetzt doppelt zu
existieren. Er berichtet davon so ernsthaft und getreu, dass einem
zuweilen schon unheimlich dabei wird und man es für echt hält. Die
meisten, die so etwas von sich geben, erzählen dann, dass sie sich
vielleicht an ein früheres Leben vor 500 Jahren in China erinnern
können oder an ein früheres Leben in einer anderen Kreaturform, von
mir aus als Katze. All dies tut der hier nicht. Er behauptet steif und
fest, und malt das alles sehr realistisch aus, dass er zwar hier in
Deutschland 1964 geboren wurde und auch seither hier in Stuttgart
lebt, was ja auch nachvollziehbar und korrekt ist, aber zugleich wäre
er 1959 in den USA geboren worden und würde dort in einer
Parallelwelt in Knoxville leben, beziehungsweise, und da wird's
kompliziert, gelebt haben, weil er ja dort zeitversetzt 5 Jahre zuvor
schon gelebt hat oder auch immer noch lebt? Also ich kenne kein
Knoxville, hätte er gesagt New York oder San Francisco, damit hätte
ich etwas anfangen können, aber der erzählt so glaubhaft davon und es
schaudert einen schon oder eigentlich ist man eher fasziniert. So viel
Erfindungsreichtum, selbst bei kleinen unspektakulären Dingen, die
der oft erzählt, kann normalerweise keiner haben. Also der sagt, dieses
Knoxville wäre ein Industriestädtchen im Land Tennessee in der Nähe
von Nashville, den Namen hat man schon mal gehört. Er betont dabei,
dass wenn man in den USA von Nähe spricht, dann meint man damit
nicht, wie in Deutschland vielleicht maximal 50 km, sondern dort sind
das dann schon locker bis zu 500 km. Naja, die Dimensionen in
Amerika sind halt völlig andere. Der sagt, dass er in eben diesem
Knoxville in einer riesigen Aluminiumfabrik arbeiten würde, als
Betriebselektriker, der für irgendwelche Maschinensteuerungen
zuständig sei. Hier in Stuttgart hingegen arbeitet der seit 1999 gar
nicht mehr, sondern liegt als Sohi, wie man so sagt, dem Staat auf der
Tasche, was ich mit einem milden Lächeln sage. Das heißt, da er
gesundheitlich einigermaßen fit ist, darf er zurzeit wieder in
städtischen Diensten aushelfen und sammelt im Bereich Degerloch in
den städtischen Wäldern und Wiesen den Unrat ein. Er hat aber das
Glück, immer nur kurzfristige Beschäftigungsmaßnahmen zu
erwischen, die längstens 2 Wochen andauern. Danach hat er dann
meist wieder 3 Monate Ruhe. Früher war der mal bei einer Firma in
Oeffingen, die kleine Teile als Zulieferer für Mercedes-Benz
produzierte. Ich glaube die haben Handgriffe gemacht, wie man sie im
Dachhimmel von Autos meist oberhalb des Beifahrersitzes findet, an
denen sich ein verängstigter Beifahrer bei rasanter Fahrweise
festklammern kann oder die als Ein- oder Ausstiegshilfe dienen.
Lustig wird's immer dann, wenn er wieder sagt, gestern haben wir im
Aluwerk das und das gemacht und dann dabei kompliziert erläutert,
dass wenn er gestern in USA sagt, dass das in Wahrheit dann gestern
vor 5 Jahren in USA ist, jedenfalls für unsere Zeitachse, auf der wir
uns befinden. Erst diese Tage erzählte er eine eigentliche
Belanglosigkeit, die es sich nicht lohnen würde, sie zu erfinden. So
gab er zum besten, dass im Aluwerk seine Arbeitsgruppe morgens um
10 Uhr eine Vesper zu sich nehmen würde und er sich darüber
geärgert habe, dass sein Abteilungschef seinen Brotaufstrich vor allen
Kollegen lächerlich gemacht habe. Er sei ein Fan von Marmelade und
sein Abteilungschef würde immer behaupten, ein anständiger Kerl
solle lieber Corned Beef aufs Brot legen. Solche Belanglosigkeiten
erfindet normalerweise keiner, um damit andere zu unterhalten oder
gar denen damit zu imponieren. Der steht auf dem Standpunkt, dass
seine Zeit vor 5 Jahren in den USA vollkommen parallel mit der
Jetztzeit hier ablaufe, dass also zumindest für ihn keine 5 Jahre
dazwischen liegen. Würde demnach einer jetzt nach Knoxville fliegen
und seinen Arbeitsplatz besuchen, so würde er ihn dort heute das
machen sehen, was er selbst in 5 Jahren erst tut. So stünden, und jetzt
wird's noch komplizierter, alle Zeiten dieser Welt zugleich an und
nicht, wie der normale Durchschnittsbürger meint, in einem
kontinuierlichen Ablauf nacheinander. Das läge daran, dass die
meisten Menschen nur einen wahrnehmbaren Zugriff auf einen
einzigen Zeitablaufsausschnitt hätten und das solle wohl auch so sein.
Aber bei manchen Menschen, so sagt er selbst, sei wohl ein
Programmfehler unterlaufen, und die hätten die Fähigkeit mehrere
oder, wie in seinem Fall, zumindest zwei solcher Zeitablaufsabschnitte
wahrzunehmen. Das geht aber noch weiter. Jede Seele, nennen wir das
mal so, ohne jetzt zu erläutern, was mit Seele genau gemeint ist,
existiere auf der Erde mehrere hundert Mal, vielleicht auch noch öfter.
Sie könne sich auch in völlig verschiedenen Körpern befinden, aber
auch in Gleichartigen. Also der sagt, in Knoxville vor 5 Jahren würde
er aber das Glück haben, exakt im gleichen Körper zu leben, wie hier
heute, wodurch es für ihn keine Anpassungsschwierigkeiten geben
würde. Kurios ist darüber hinaus, was ich aber nicht nachprüfen kann,
dass er sehr gut englisch spricht, allerdings tatsächlich amerikanisches
Englisch, wissen Sie diese Betonungen mit dieser rohen Kartoffel im
Hals, obwohl er felsenfest behauptet, niemals englisch, geschweige
denn amerikanisches Englisch gelernt zu haben. Zugleich entwertet er
diese Fähigkeit aber selbst wieder, da er davon ausgeht, dass die
Sprache und selbst die persönlichen Eigenschaften sich nicht
unbedingt von einer Parallelwelt in die andere rüberretten müssen, die
könnten durchaus völlig verschieden oder unbekannt bleiben, weil sie
im Regelfall in der jeweils anderen Ebene nicht wahrnehmbar sind.
Also alles recht kompliziert und unwahrscheinlich klingend, jedoch
wenn man seine Darstellungen anhört, hinterfragt man nach einer
gewissen Weile seinen eigenen Standpunkt und findet für viele Stellen
seiner Version eine gewisse Akzeptanz und sogar Plausibilität.

Im Gewühl nach der richtigen Sparlösung kommt auch immer wieder
die Forderung, die Eigenheimzulage abzuschaffen auf. Nun habe ich
als davon nicht tangierter Mensch leicht reden, aber meine
grundsätzliche Einstellung ist die, dass es solche Subventionen gar
nicht geben dürfte. Wer sich aus eigenen Mitteln den Bau eines
Hauses nicht leisten kann, der sollte es gefälligst bleiben lassen. Viele
der Fälle, in denen hochverschuldete Häuslebauer Schiffbruch
erleiden, sind nur durch diese Eigenheimzulage entstanden, das steht
für mich fest. Damit schafft man Anreize etwas zu tun, auf deren
Beine sich eine solche Sache aber nicht stellen kann, ohne
einzuknicken. Ohne diese Zulage wären viele nie auf den Gedanken
gekommen, ein Haus zu bauen. So aber schlug das Pendel so gerade
zugunsten des Baus aus, eben weil vielleicht 10.000 bis 25.000 Euro
von Vater Staat rüber kommen. Das aber zeigt schon, wie knapp diese
ganze Kalkulation ist und selbst ich weiß, dass Beträge in dieser
Größenordnung bei einem Hausneubau ein winziges Tröpfchen auf
den heißen Stein sind. Selbst ich habe mitbekommen, dass ein
Hausbau generell viel teurer wird, als veranschlagt, selbst bei guter
Vorkalkulation. Aus meinem Bekanntenkreis wurde das immer
bestätigt. Da ist z.B. der Maurer Heinrich Gottwald, den ich gut
kenne. Der kann aufgrund seines Berufes schon viel selbst Hand
anlegen und sich wesentlich günstiger ein Haus bauen, als ein
Sonstwer, aber als der vor 4 Jahren sein Haus gebaut hat, hat der
große Augen bekommen. Die Kalkulation belief sich mitsamt
Grundstückskauf auf 430.000 Euro, gelandet ist er später bei 660.000
Euro. Eigentlich hat der darüber pleite gemacht, weil die Bank
irgendwann nicht mehr mitgespielt hat. Das konnte am Schluss aber
nur dadurch vermieden werden, weil die Eltern seiner Frau aus ihrem
Privatvermögen über 200.000 Euro zugeschossen haben. Bei einem
Normalbürger wäre das schon nicht gegangen, aber der hatte das
Glück, dass seine Schwiegereltern recht wohlhabend sind, da sie eine
Firma besitzen, die den Innenausbau in Gaststätten macht. Hören Sie
mir auf, ein solches Risiko würde ich nie eingehen. Abgesehen davon,
wäre es bei meinen Einkommensverhältnissen völlig unmöglich und
jede Bank würde mir als einzigen Ratschlag die kürzeste
Wegbeschreibung zur Ausgangstüre mitteilen. Dieser Maurer hat
immer gutes Geld verdient, weil er im Gegensatz zum heutigen Trend
am Bau, nie arbeitslos geworden ist und auch viele Überstunden
geleistet hat. Er ist bei seiner Baufirma so etwas wie die rechte Hand
vom Chef, sonst säße er dort auf einem recht wackligen Posten.
Zurück zum eigentlichen Thema. Ich finde, es kann nicht die Aufgabe
des Staates sein, anderen Leuten das Haus zu finanzieren. Da kann ich
auch genauso daher kommen und verlangen, dass Vater Staat meinen
Suzuki finanziert oder dann schon gleich mindestens einen VW-Golf.
Es ist eine Unverschämtheit gegenüber allen anderen, die kein Haus
bauen, dass die den Häuslebauern ihr Haus mitfinanzieren. Natürlich
mag man sich auf den Standpunkt stellen, die Firmen und die Bauern
kriegen ja auch hinten und vorne Subventionen reingeschoben, da
sollte man auch wenigstens dem Privatmann hier und da einiges in
dieser Richtung ermöglichen. Ich finde, das Eine so falsch wie das
Andere und diese Sache wird nicht dadurch besser, dass man sie
macht, weil es anderswo auch falsche Dinge gibt.

Welche doch eigentlich alltäglichen Dinge einen umständlichen
Wirbel erzeugen können. Kayla wurde neulich von argen
Zahnschmerzen geplagt. Also wurde ein Zahnarzt aufgesucht.
Umsonst arbeitet der auch nicht, aber genau damit begannen die
Probleme. Sie ist über eine Versicherungsgemeinschaft der
Allgemeinen Ortskrankenkassen zwar irgendwie pflichtversichert, seit
dem sie offiziell und anerkannt hier lebt, aber das scheint nur so ein
halbes Ding zu sein. Jedenfalls der aufgesuchte Zahnarzt hier in der
Nähe, bei dem ich vor einiger Zeit auch schon einmal war, akzeptierte
diese Einfachversicherung nicht. Er sagte, dass er mit diesem Verband
nicht richtig abrechnen könne und man selbst hinzuzahlen müsse und
das nicht wenig. Es war die Rede davon, dass etwa 60 % der
Behandlungskosten aus privater Tasche obendrauf gelegt werden
müssten. Sie ahnen, was folgte. Wir wechselten trotz Kaylas
Zahnschmerzen zu einem anderen Zahnarzt rauf nach Feuerbach, der
für seine kulante Abrechnungsweise unter Sohis bekannt ist. Dort war
es brechend voll und wir warteten geschlagene 3 Stunden im
Wartezimmer. Dann kam Kayla an die Reihe und das gleiche
Abrechnungsproblem erblühte erneut. Auch dieser Zahnarzt erläuterte
ähnliches wie der erste, allerdings mit dem Unterschied, dass er bereit
war, die Leistungen so umzuformulieren, dass am Schluss nur noch
etwa 30 % zugezahlt werden müssten. Das sei zwar nicht ganz
korrekt, aber immerhin müssten wir dann weniger zahlen. Kayla hatte
es satt, da ihre Schmerzen zunahmen und so entschloss sie sich zur
Behandlung dort. Dann musste zuerst eine Röntgenaufnahme von dem
schmerzenden Zahn gemacht werden, wobei sich herausstellte, dass
selbiger gezogen werden musste. Das Ende vom Lied nach insgesamt
fast 5 Stunden in der Zahnarztpraxis, ein fehlender Zahn und eine
Rechnung von 95 Euro zum Zuzahlen. Dabei konnte Kayla sich, so
bitter das auch klingen mag, noch glücklich schätzen, dass der Zahn
gezogen werden musste, da Ziehen billiger als Füllen ist. Das Teuerste
an der Sache war die Röntgenaufnahme, die schlug alleine schon mit
rund 70 Euro zu Buche, dann Beratung 15 Euro, Extrahieren, also
Ziehen 94 Euro, Betäubung fast 60 Euro und noch dies und das. Von
der Gesamtsumme, die sich auf stolze 282 Euro belief, waren 95 Euro
am Schluss selbst zu tragen. Hätte Kayla nicht ihren Dolmetscher-
Nebenjob, dann wäre dadurch schon wieder unsere Granadareise
möglicherweise geplatzt. Nun verfügt Kayla ansonsten über sehr gute
Zähne, was auch der Zahnarzt bestätigte, wodurch sobald nicht mit
weiteren Behandlungen zu rechnen ist. Da sieht es bei mir schon eher
düster aus und ich traue mich gar nicht näher darüber nachzudenken.
Man stelle sich vor, Verarmung durch Zahnbehandlung. Wie weit ist
unsere Gesellschaft nur gesunken?

Es ist wieder einmal idiotisch, was grüne Umweltverbände für ein
blindes Theater machen. Mit einigen Transparenten schritt eine kleine
Gruppe von vielleicht 20 Grünen, Umweltanbetern und solchen
Leuten in einem langsamen Marsch quer durch die Stadt. Beanstandet
wurde, dass angeblich schmuddelige Umweltverhalten der Autobauer,
wie z.B. Daimler Benz hier vor Ort. Dieselrußfilter bei Dieselautos
würden nur bei bestimmten Modellen und gegen teuren Aufpreis
angeboten und noch schlimmer sei, dass man im LKW-Bereich keine
Filter serienmäßig einbauen würde. Ich will nicht sagen, dass solche
Filter nichts bringen, die würden sicherlich etwas bringen, wenn erst
einmal die meisten Fahrzeuge damit ausgerüstet sind, aber was mich
an dieser ständigen blödsinnigen Diskutiererei stört ist, dass sich
bislang keiner über die besonders jetzt wieder drastisch zunehmende
Umweltbelastung durch Abgase von Zweitakt - Mopeds, Motorrädern
und Motorrollern kümmert. Gerade diese stinkenden Dreckschleudern
verpesten erheblich mehr die Luft, als alle anderen Fahrzeuge
zusammen. Nach meinem Dafürhalten gehören solche Relikte der
Motorsteinzeit ganz verboten, wenn man schon für Autos Filter oder
Katalysatoren vorschreibt. Wenn doch schon nur ein einziges solches
blödes Moped durch die Straße gefahren ist, dann stinkt es dort eine
Viertelstunde lang erbärmlich nach diesen ekligen Zweitaktabgasen
und man bekommt Kopfschmerzen, selbst der Mief eines dicken
Brummis ist da nicht halb so schlimm. Dieser Effekt verstärkt sich,
wenn wir mal wieder die typische Stuttgarter Luftbremse haben, bei
der durch die Halbtallage unter bestimmten windarmen
Wetterbedingungen solche Miefwolken nicht weggetragen werden
und sich festsetzen. Jedoch um diese Zweirad - Stinker, die wirklich
eklatant die Luft verseuchen, da kümmert sich keiner, die miefen
weiter alles voll. Ich kann nur sagen, wenn ich hier über
Umweltbelange etwas zu sagen hätte, dann würden diese Gebilde alle
sofort restlos verboten, es sei denn, die Hersteller würden vernünftige
Motoren einbauen, die nicht so stinken. Oder die müssten ersatzweise
vielleicht mit Filtern und Katalysatoren dafür sorgen, dass diese
Stinkerei aufhört.

Die Nutzungsart von Computern scheint auf sehr verschiedene
Grundcharaktere bei den Nutzern zu stoßen. In einer
Allgemeinbildungsstätte des Kolpingwerkes gab es einen sogenannten
FAQ-Abend für Computernutzer. Das ist nichts Unanständiges, auch
wenn es vielleicht ein wenig danach klingen mag, sondern eine Art
Fragestunde für technische Probleme gewesen. Dabei sollte sich diese
Veranstaltung speziell an normale Computerbenutzer richten, die nicht
als Haupthobby mit dem Gerät umgehen, sondern an solche Leute, die
das Ding halt nur normal nutzen, um vielleicht Emails zu fertigen,
etwas Textverarbeitung und dann vielleicht noch die letzten
Urlaubsfotos zu sortieren. Der Eintritt war völlig kostenlos, wer wollte
konnte am Eingang eine Spende in einen Topf werfen, die für einen
mildtätigen Zweck ausgelobt wurde. Die Fachleute machten das alles
umsonst. So habe ich zu Kayla gesagt, da gehen wir hin, sicher kann
man noch ein paar Kniffe lernen oder für künftige Probleme
gewappnet werden. Kayla hatte aber keine Lust mitzugehen, weil sie
ziemlich geschafft war, von ihrer Tätigkeit als Dolmetscherin. So bin
ich alleine hingefahren. Jeder hat ja so seine speziellen Probleme mit
den Gurken und es ist schon komisch, man wundert sich teils über die
banalen Probleme anderer, denen wiederum sind meine Probleme
gänzlich unbekannt. Die Computerwelt ist groß und den Fachleuten,
die dort angetreten waren, die Fragen der Leute zu beantworten, war
kein Problem unbekannt oder zum ersten Mal vorgetragen worden.
Am schönsten fand ich aber die sogenannten DAU's die
zwischendurch immer wieder zur Auflockerung vorgetragen wurden.
Das ist eine Abkürzung für "Der größte Anzunehmende Unfall",
andere legten es auch als "Dümmster Anzunehmder User" aus, was
den Buchstabierfolgen sogar ohne übergangenen Buchstaben besser
folgte. Lustig fand ich auch eine Dame, die sich frisch selbst an die
Innereien ihres Gerätes gewagt hatte. Sie gab zum besten, dass sie
eine Festplatte selbst eingebaut habe, sich dann aber wunderte, dass
das Teil keinerlei Funktion zeigte, obwohl sie doch den Stecker
angeschlossen hatte. Hatte sie, aber leider nur einen, wie der
Vortragende erläuterte, den Stromstecker von der Netzteilsache hatte
sie vergessen oder wusste das nicht und nur mit dem breiten
Lakritzstecker alleine wollte die Festplatte nicht arbeiten. Na ich hätte
es aber vor diesem Abend auch nicht besser gewusst, höchstens
dadurch, dass ich es in meinem großen alten Computer mal von innen
gesehen hatte, dass an der Festplatte auch so ein gelbroter
Stromstrecker zusätzlich gesteckt ist. Ansonsten hat dieser Abend
viele kleinere Fragen aufgeklärt, die man unbewusst schon seit
längerem mit sich herumschleppt und deren Klärung man aber immer
wieder vergisst, weil man nach dem Abschalten des Computers auch
an diese Fragen nicht mehr denkt.

Im kleinen Stadtteil Hoffeld, das liegt unten im Süden, noch etwas
unterhalb von Degerloch, wenn man sich so in Richtung Echterdingen
begibt, war eine Zuchthasenausstellung beziehungsweise
Karnickelschau. Zuerst habe ich mich dort verfahren, weil die
Ortsangabe lautete Bei den Funktürmen und ich dachte, das wäre
irgendwie unterhalb eines Funkturmes, aber dann stellte sich heraus,
dass die Straße selbst so heißt, also der Straßenname ist "Bei den
Funktürmen". Nun werden Sie sicher schon verwundert den Kopf
schütteln und denken, was will der verrückte Lappenkeuler denn jetzt
auf einer Karnickelausstellung. Ein bisschen werden Sie es sicher
schon ahnen, wieder einmal mehr war es die Neugierde auf ein nettes
Büffet, die mich dorthin trieb. Diesmal ohne Kayla im Schlepp, weil
die sich vom Arbeitgeber noch etliche Unterlagen zum Übersetzen mit
nach Hause genommen hatte und damit durchkommen wollte. Mit der
Materie Hasen, Karnickel und sonstiger Langohren oder
Schneidezahnbeißer, kenne ich mich nicht aus und mein Interesse
daran ist bestenfalls nur peripher und tendiert eher in Richtung Null.
Als Kind hatte ich mal zwei Karnickel, ach ist das lange her, und das
war auch nicht lange, vielleicht anderthalb Jahre lang. In einem
ehemaligen Kindergartengebäude fand diese Ausstellung statt und
weil ein örtlicher Karnickelzuchtverband zugleich sein 50jähriges
Bestehen abfeierte, gab es ein opulentes Büffet und Getränke ohne
Ende. Dieses Jahr geht schon mächtig ran, mit solchen kostenlosen
Büffets, ich glaube es ist schon das Vierte, an dem ich selbst zugegen
war. Sonst komme ich vielleicht auf 5 derartiger Büffets im ganzen
Jahr. Die sind aber selbst schuld, die hatten als Reklame für
Karnickel- und Hasenfreunde kleine Din-A4-Plakate an verschiedenen
Stellen in der Stadt ausgehangen und so wurde ich aufmerksam.
Was ist ein Hase und was ein Karnickel? Diese Frage konnte ich für
mich auch diesmal nicht wirklich eindeutig klären. Ich habe mich aber
auch mangels wirklichen Interesses nicht bemüht. Normalerweise
nimmt man die Länge der Ohren und die Schwere des Körperbaus
sowie irgendwie den Rundwinkel der Hinterläufe oder so was als
eindeutigen Ansatzpunkt zur Abklärung dieser Fragestellung, aber
gerade bei dieser Ausstellung hier wurden alle meine schön zurecht
gelegten Theorien wieder über Bord geworfen, weil es so viele
Neuzüchtungen gibt, die ich eindeutig als Hase hätte einsortiert, die
sich aber dann doch als langohriges Riesenkarnickel und das noch in
feldgrau entpuppten. Was das soll, weiß der Geier und der will es
nicht wissen, weil's ihn nicht interessiert. Ha, die Hauptgattung war
unübersehbar der Deutsche Rammler und all seine Nebenlinien. Der
Name ist ja irgendwie lustig und man befürchtet fast schon, er wäre
ein Überbleibsel aus Deutschlands brauner Vergangenheit und eines
der verrückten Menschenrassenzuchtprogramme von dem verblödeten
Adolf. Einige Herren, die sich das Halten von Reden besser gespart
hätten, weil sie es absolut nicht beherrschten, langweilten mit ihrem
endlosen Gesülze tierisch und ich harrte nur noch auf die erhoffte
Eröffnung des Büffets. Was übrigens sehr lustig war, keiner fragte
danach, aber jeder ging davon aus, dass ich Mitglied in diesem
Karnickelzuchtverband Südwest oder so ähnlich sei. Die vermuteten
wohl, dass keiner so blöd ist, sich freiwillig diesem Treiben hier
auszusetzen. Die Stimmung war gut, wenn ich auch fachlich hier im
Trüben fischte und inständig hoffte, dass mir keiner mit fachlichen
Fragen kommen sollte. Endlich war es soweit. Nachdem weitere vier
Schwafelsköpfe ihr langweiliges Geschwätz da vorne losgeworden
waren, traute sich der letzte von denen endlich das Büffet für eröffnet
zu erklären. Eine unbeschreiblich lange Tischreihe war aufgebaut, die
sich quer durch den ganzen ehemaligen Kindergartenbau zog.
Allerweltsbrötchen fanden sich neben ausgeklügelten Leckereien, die
man dem Lafer - Fernsehkoch nachgemacht hatte. Zu trinken gab es
so ziemlich alles, was es an flüssiger Nahrung so gibt. Vom stillen
Wasser bis zum champagnerähnlichen Sekt war alles da.
Alkoholisches kam für mich nicht in Frage, weil ich noch fahren
musste. Obwohl dieser Ortsteil nicht sonderlich weit vom Stadtkern
weg ist, so ist er doch verkehrsmäßig eigentlich nur mit dem eigenen
Fahrzeug zu erreichen. Gut, es gibt eine Buslinie, ich glaube die Linie
70 oder früher hieß die zumindest so, aber sonntags ist nicht und die
macht wenn sie überhaupt fährt hier ein Ende und dann fährt vielleicht
alle 3 Stunden wieder ein neuer Bus. Aber Sie kennen meine Vorliebe
für öffentliche Verkehrsmittel und somit erübrigt sich jede weitere
Diskussion über dieses Thema. Nachdem ich schon einige Sachen
gegessen hatte, trat ich dann aber gehörig in ein Fettnäpfchen, mit der
unbedarften und wie sich herausstellte peinlichen  Frage danach, wann
und wo es denn den leckeren Hasenbraten gäbe. Diese Frage sicherte
mir lange viele unfreundliche Blicke, ich glaube manch einer von
denen hätte mich da am liebsten gleich gelyncht oder zumindest am
nächsten Kleiderständer aufgehangen. In diesem Punkt verstanden die
keinen Spaß, aber gar keinen, und um die Lage wieder etwas in ruhige
Fahrwasser zu bringen, ging ich dann zunächst mal gemütlich auf die
Toilette, so war ich aus der Menge verschwunden und hoffte auf den
Effekt "Aus den Augen aus dem Sinn". Das klappte auch, denn als ich
nach 10 Minuten wieder zurückkehrte, erinnerte sich wohl keiner
mehr an den Vorfall und zur Sicherheit platzierte ich mich am
entgegengesetzten Ende, wo ich zuvor noch nie gestanden hatte. Das
war auch gleich gut so, denn an diesem Ende des Büffets gab es völlig
andere gute Speisen, die ich noch gar nicht probiert hatte. Feine
Kuchen und edle Torten, ein Genuss, obwohl ich eigentlich mehr ein
Freund von handfesteren Sachen wie Frikadellen bin. Frikadellen gab
es aber gar keine, nicht eine einzige habe ich bei dem riesigen Büffet
gesehen. Auch in Sachen Getränke ließen sich die Langohrfreunde
nicht lumpen. Nichts Billiges, an Mineralwasser nur Apollinaris, was
im Laden ein sehr teures Wasser ist, für Bierfreunde neben dem
ortsüblichen Ganter-Bier auch Bitburger, Becks und Diebels, edle
Limonaden aus Frankreich, echte Bocksbeutel-Weine aus Franken,
aber auch andere. Naja, die scheinen finanziell keine Nöte zu kennen
und man hätte sich hier eher in den Gemächern eines wohlbetuchten
Tennisclubs oder gar Golfclubs gewähnt, wenn man die aufgefahrenen
Genüsse so betrachtete. Trotzdem sind das Verrückte. Es gab dort
Ausstellungen von teurem Spezialfutter, von dem ein kleiner Sack, der
vielleicht weniger als 5 kg Inhalt zeigte, sage und schreibe 52 Euro
kostete. Es waren auch viele Tiere ausgestellt, die vorwiegend in
Spezialkäfigen, was hier aber Stall genannt wird, obwohl es mehr an
einen Käfig erinnert, mit Spezialbeleuchtung und sogenannter
Angstbremse ausgerüstet waren. Habe ich gelacht, Angstbremse! Es
waren viele schreckhafte Karnickel darunter, die bei der kleinsten
Bewegung der Besucher in ihrem Stall ausschlugen und mit den
Hinterläufen auf den Boden pochten. Das ist zwar in gewisser Weise
normal bei solchen Tieren, aber diese Sorten waren durch ihre
Überzüchtung in diesem Punkt so degeneriert, dass sie schon diese
Angstreaktionen zeigten, wenn man als Betrachter nur etwas schnell
den Kopf bewegte. Genau hiergegen soll diese komische Angstbremse
wirken. Was sich so aufwändig anhört, ist nichts anderes, als eine
simple Klappe, die wie eine Teilblende an zwei Scharnieren unten vor
den Stallausschnitt gezogen wird. Dadurch wird das Sichtfeld der
Tiere nach unten begrenzt und die sehen also gar nicht mehr, ob die
Leute, die draußen an ihrem Stall vorbeigehen, die Beine bewegen
oder nicht. Je weniger Bewegung die sehen, um so ruhiger werden die,
das ist also die tolle Angstbremse. Man doktert also auch hier an der
Wirkung, nicht an der Ursache. Sie kennen mich und ich konnte es
mir nicht nehmen lassen, diese Fehlzüchtungen, die nur schön
aussehen, aber sonst total im Eimer sind, mit ihren Schwächen in
Fahrt zu bringen. Das war sehr einfach. An einer Stelle standen etwa
50 Käfigställe rundum im Karre, hier brauchte man sich als Betrachter
nur in die Mitte zu stellen und dann ganz plötzlich eine schnelle,
ruckartige Drehbewegung um die eigene Achse zu machen, eine Art
halber Rotation, verstehen Sie? Da war aber was los in den Ställen,
sage ich Ihnen. Fast alle Karnickel tobten und pochten in den Ställen
wie die Verrückten und das mindestens 5 Minuten lang. Ich bin dann
weg und die Züchter kamen entsetzt herbei geeilt und wussten
natürlich nicht was los war. Das ergab dann noch einen Dominoeffekt,
denn die tobenden Tiere und die eilig heranrauschenden Züchter
brachten dann mit ihrer Hektik auch noch die Tiere in Fahrt, die
bislang noch ruhig geblieben waren. Also das war schon sehr süffisant
und in der Bude war mit so einem einfachen Dreh mindestens für eine
halbe Stunde für Stimmung gesorgt. So etwas habe ich noch nie
erlebt, aber es zeigt, wie kaputt man die Tiere inzwischen gezüchtet
hat. Die sind fast alle überängstlich und ein Fall für einen
Tierpsychiater, falls es so etwas für Hasen überhaupt gibt.
Sehr erstaunlich sind auch die hohe Preise für besondere
Zuchtkarnickel, die nicht selten zwischen 600 und 1.500 Euro lagen,
man kann aber auch schon ab etwa 15 Euro dabei sein, so ist es nicht,
aber dann kriegt man einen schrägen Allerweltshasen, ohne jede
Bewertungsaussicht und das wollen die Bunnyjunkies hier sicher
nicht. Dieser Name fiel hier vom Reporter einer Tierzeitung, der hier
einen Bericht über diese Veranstaltung schrieb.

Bei der jüngsten Tieftemperaturphase hatten wir hier dann noch
Glück. Vorgestern ist die gesamte Heizungsanlage hier im Haus
niedergelaufen. Obwohl erst vor kurzem Reparaturen und Wartungen
ausgeführt worden sind, wurde es vorgestern etwas kühl. Da aber das
Wetter zurzeit eher angenehm ist, bemerkte man am Tag noch nicht
viel davon. Als dann aber die Dämmerung einsetzte, fiel es Kayla
zuerst auf, dass alle Heizkörper nach dem Aufdrehen eiskalt blieben.
In der Wohnung blieb es daher bei ungefähr 16 Grad, was man aber
sicher noch gut ertragen kann, zumal man die 4 Grad bis zur
angenehmen 20 Grad - Marke in unseren kleinen Wohnungen locker
mit dem Heizlüfter ausgleichen kann. Es stellte sich heraus, dass der
Heizungs-Hauptkessel im Keller gerissen war. Die ganze
Heißwasserbrühe ergoss sich dabei im Heizungsraum, die
Gasversorgung wurde gleich mit überschwemmt und alle Brenner
verloschen. Es gab dann noch einen Auflauf, weil es einen ziemlichen
Knall tat, dessen Ursache sich im Nachhinein jedoch gar nicht mehr
klären ließ. Ein Feuerwehrspezialist musste zur Begutachtung auch
noch anrücken, gab aber Entwarnung. Dann rückten heute früh die
Heizungsspezialisten und der Chef von den Schornsteinfegern an. Der
musste wohl auch noch seinen Senf dazu geben. Die haben ziemlich
gerödelt und wurden zudem noch von dem Hauseigentümer rund
gemacht, weil eben Voranzeichen dieses Mangels bei der jüngsten
Wartung nicht erkannt wurden. Diese hätten aber, laut Meinung des
Schornsteinchefs zu diesem Zeitpunkt schon eindeutig erkannt werden
müssen. Ich kenne mich nicht aus, bin aber der ganzen Diskussion
aufmerksam gefolgt. Der Schornsteinchef meinte, dass dann schon
Wasserkondensat im Abgas sein musste und das hätten die
Heizungsspezialisten messen müssen. Die diskutierten jedoch, dass
alle Messungen sogar sehr gut im grünen Bereich gewesen wären und
sie sich nicht von ihm auf lügnerische Weise in den Dreck ziehen
lassen würden. Schließlich wurden Messprotokolle herausgekramt, die
zumindest papiermäßig die Heizungsleute entlasteten, da selbst der
Schornsteinchef zugeben musste, dass die dort enthaltenen Messwerte
sehr weit von einer bedenklichen Situation entfernt lagen. Dann rückte
noch ein von einer Versicherung bestellter Sachverständiger an, der
seinerseits ebenfalls alles noch einmal genau untersuchen wollte,
bevor überhaupt an Reparaturarbeiten zu denken war. So hockten wir
gestern ebenfalls noch den ganzen Tag ohne Heizung da. Gestern
abend, gegen 19 Uhr, brauste eine spezielle Reinigungsfirma herbei,
die den Schmodder und Sumpf entfernten, der durch das ausgelaufene
Heizungswasser entstanden war. Das war mit einer normalen
Reinigung, wie sie eine Putzfrau bewältigen kann, nicht mehr getan.
Heute früh wurde mit den Einbauarbeiten eines neuen Heizkessels
begonnen, die aber dann erstaunlich schnell abliefen. Schon gegen
Mittag arbeitete die neue Anlage einwandfrei.

Man strebt als Mensch meist automatisch nach mehr Geld und
Reichtum und fast jeder hat auf seiner Wunschliste irgendwo unter
den ersten 5 Hauptwünschen den Wunsch nach Reichtum, finanzieller
Unabhängigkeit, im Geld schwimmen u.s.w. verankert. Gut, bei dem
einen liegt dieser Wunsch auf Platz 1, bei einem anderen vielleicht auf
Platz 3 oder 5, aber unter den ersten 5 ist er immer dabei.
Ich bin mir dabei überhaupt nicht sicher, ob man sich als reicher
Mensch oder sagen wir mal als besser betuchter Mensch wirklich in
der Gesamtheit glücklicher fühlt. Es ist sicher auch eine Frage der
persönlichen Einstellung und der persönlichen Anpassungsfähigkeit.
Ich hatte ja finanziell vor ungefähr 15 Jahren auch erheblich bessere,
rosigere Zeiten erlebt, es ist ja nicht so, als würde ich wie der Blinde
von den Farben reden. Auf mich bezogen kann ich sagen, dass ich
damals unter dem Strich, also insgesamt betrachtet, keinen Deut
glücklicher war, als heute, eher im Gegenteil. Nun war ich nie
steinreich, das nicht, aber meine Konten bei den Geldinstituten wiesen
zusammengerechnet ein deutliches Plus aus, welches sich, und das
kann ich heute getrost sagen, weil nichts mehr davon da ist, auf etwa
65.000 gute DM belief. Andererseits kann ich aus der zeitlichen
Distanz die dazwischen liegt heute gar nicht mehr genau sagen,
warum ich damals trotzdem nicht glücklicher war, lag es an anderen
Sorgen um dieses Geld, dass man da auch bloß die richtige
Anlagestrategie zu findet oder lag es mehr an meiner damaligen Noch-
Ehefrau, die mir den Alltag vermieste. Auch damals war das
Wohlbefinden ja eine Summe aus allen Dingen und ich kann Ihnen
nur sagen, dass meine damalige Ehefrau mir doch sehr zugesetzt hat.
Nicht äußerlich, aber unsere Lebenseinstellung passte so überhaupt
nicht zueinander und ich frage mich noch heute manchmal, wieso wir
uns damals überhaupt zusammengefunden haben, weil wir absolut
nicht zueinander passten. Gewiss sah das am Anfang ganz anders aus,
aber man fragt sich ja dann, wer von uns beiden so verblendet oder
auch verblödet war, dass er sich da entweder selbst etwas vorgemacht
hat oder sich verstellt hat, nur um dem anderen zu gefallen. Keine
Angst, ich will jetzt nicht wieder in dem alten Konflikt zwischen
meiner damaligen Ehefrau und mir rühren, das lohnt auch gar nicht,
meine jetzigen Betrachtungen beziehen sich rein auf die Frage, ob
Reichtum glücklich macht. Ich sage gewiss nicht, dass ich meine
heutige Finanzsituation nicht verbesserungswürdig finde, da würde ich
mir schon etwas mehr wünschen, aber ich sehne mich überhaupt nicht
danach, jetzt plötzlich Millionär zu werden, darin sehe ich keinen
Reiz. Vielleicht würde ich es so formulieren, wenn ich monatlich
Einkünfte hätte, die ungefähr beim Dreifachen des heutigen Betrages
lägen, dann wäre ich aus finanzieller Sicht wunschlos glücklich. Oder
bezogen auf eine vorhandene Kapitaldecke wäre ich mit einem
positiven Guthaben von vielleicht 30.000 Euro wunschlos glücklich.
Jedoch sollte man sich immer im Leben offene Wünsche behalten,
sonst wird das Leben langweilig, daher bin ich auch schon zufrieden,
wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist.

Weniger zu meiner Zufriedenheit trägt meine Hausbank bei. So
erhalte ich doch am Montag ein unverschämtes Schreiben, dass man
festgestellt habe, dass die monatlichen Geldeingänge auf meinem
Girokonto unter einem Mindestmaß liegen würden und daher würden
ab sofort Kontoführungsgebühren fällig. Bislang war das umsonst. Die
genauen Gebühren werden dort nur sehr schwammig dargestellt, aber
soweit ich das erkenne, kommen da pro Jahr locker 140 Euro
zusammen. Die schreiben das so kompliziert, dass man zunächst grob
betrachtet den Eindruck erhält, diese Gebühren wären extrem niedrig
und lägen ja bei nur 35 Euro, was für mich auch schon viel Geld ist.
Aber dann kommt das Erwachen, denn 35 Euro pro Quartal! Eine
Frechheit! Dass es sich dabei um eine Quartalsgebühr handelt, erfährt
man aber nur auf Umwegen, wissen Sie, ein kleines Sternchen mit
einer noch kleineren Ziffer daneben, die auf weitere Erläuterungen am
Seitenrand hindeutet. Am Seitenrand steht aber nichts und erst bei der
dreimaligen Durchsicht des Schreibens entdecke ich auf der Rückseite
der letzten Seite in hellgrauer Farbe und winzig kleiner Schrift die
Erklärung dieser Fußnoten. Was soll das? Absichtliche
Verschleierungstaktik! Diese graue Druckfarbe ist so hell, dass man
sie auf dem weißen Papier kaum entdeckt, aber dann noch so winzig
gedruckt, dass es eigentlich völlig unmöglich ist, das zu lesen. Dazu
muss man schon den Wisch unter eine helle Schreibtischlampe legen
und dann Buchstabe für Buchstabe mit einer guten Lupe errätseln. Ich
war sehr in Fahrt über diese Angelegenheit. Da habe ich nie Schulden
gemacht, trotz meiner finanziell überkritischen Lage, im Gegenteil,
immer ist auf dem Girokonto etwas eingegangen, wenn auch nicht
viel, aber immerhin, und dann nach Jahren so etwas! Die bedienen
sich so einfach, wir nehmen jetzt Gebühren, wir greifen Ihnen in die
Tasche! Ich bin also in meine Stammfiliale und wollte den
Zweigstellenleiter sprechen. Das dauerte dann 10 Minuten, bis die
Kassendame zurück kam und mir sagte, dass der angeblich außer
Haus sei, aber ich könne auch mit ihr alles Wichtige besprechen.
Schönen Dank, nichts gegen die Dame, das Fräulein, hätte man früher
gesagt. Wissen Sie, ich fand die ja durchaus nett und drollig, eine
junge Frau, vielleicht gerade mal 20 Jahre alt, was kein Nachteil ist,
aber wenn ich über meine Bankgeschäfte oder was man bei mir so
nennen will, reden will, dann hole ich mir dazu nicht unbedingt einen
Lehrling zu Rate. Ich habe ihr das auch unmissverständlich gesagt,
ohne ihr gegenüber die Freundlichkeit zu verlieren. Dann hat sie mich
an die stellvertretende Zweigstellenleiterin verwiesen. Die kam dann,
eine vielleicht knapp 50jährige Dame, also schon mehr in meinem
Alter, sehr groß gewachsen, mit einem kantigen Blick, vielleicht
deshalb kantig, weil sie eine Brille mit sehr eckigen Gläsern und
einem ungewöhnlichen Gestell aus Klarglas trug. Sie hat mir im
Prinzip mit kurzen Worten das erläutert, was auch in dem Schreiben
stand und wollte mich dann abwimmeln. Ich habe sie dann aber mit
Worten und Fragen sozusagen festgetackert und sie kam mir so leicht
nicht davon. Klar, war sie persönlich nicht für diese Sache
verantwortlich, weil die Sparkassenchefs in ihren Furzsesseln
irgendwann beschlossen haben, alle Kunden, die unter monatlichen
Zahlungseingängen von 1.200 Euro liegen, müssen eine
Kontoführungsgebühr entrichten. Die Aussichten eine
Ausnahmeregelung zu erhalten lägen nahe Null, betonte die Dame
ständig. Einzige Ausnahmen gäbe es für mildtätige Einrichtungen, wie
Rotes Kreuz o.ä., für Verbände oder für als gemeinnützig anerkannte
Vereine. Soll ich vielleicht einen Lappenkeuler - Verein gründen, nur
um dieser Gebühr zu entgehen? Es bleibt eine Unverschämtheit und
als ich mit der Dame etwas unwirsch diskutierte, kam ein Rentner zu
mir, der das belauscht hatte, und ihm war es genauso ergangen. Der
jammerte, dass er seit 1949 Kunde dieser Bank sei und immer für gute
Umsätze dort gesorgt habe, aber nunmehr als Rentner mit jetzt nur
noch 780 Euro Monatseinkommen zusätzlich von einer solchen
Gebühr belastet werde. So schimpften wir schon im Duett zu Zweit
und die Dame wurde nervös. Der Rentner drohte dann, was ich ja
mangels Masse nicht konnte, dass er seine gesamten Sparguthaben in
Höhe von beachtlichen 150.000 Euro von der Bank abziehen würde,
wenn das nicht rückgängig gemacht würde. Und was soll ich Ihnen
sagen? Plötzlich sprang hinten eine Tür auf und der Zweigstellenleiter
trat persönlich herein, angeblich gerade angekommen. Aber glauben
Sie nicht, dass der mich zu sich herein bat, nein den Rentner holte er
zu sich, obwohl ich ja schließlich hier schon viel länger stand und die
Diskussion begonnen hatte. Zu mir kam nur wieder die Dame und
meinte kleinlaut, dass sie an der Sachlage auch nichts ändern könne,
aber ich könne ja gerne eine schriftliche Beschwerde einreichen, die
würde sie dann weiterleiten. Ich werde denen etwas husten und mir
eine andere Bank suchen.

Es ist absolut verrückt und scheint paradox, bei genauer Betrachtung
ist es aber logisch. Schon vor einiger Zeit machte ich meine
Problemanmerkungen zur Müllentsorgung, besonders wenn man mal
außergewöhnliche Abfälle zu entsorgen hat. Jetzt stehe ich erneut vor
solchen Problemen. Wie Sie sich gewiss erinnern, arbeite ich zurzeit
ein wenig an einer Abtrennung eines kleinen Raumes aus der Diele
heraus, als Universalabstellkammer und zur Unterbringung von
Gefrierschrank, Bevorratungsschränken und dergleichen. So gab es
doch einige unerwartete Schwierigkeiten, da die Gipskartonplatten
alle etwas zu kurz waren und von der Länge her dann nicht ganz bis
zur Decke reichten. Wenn man wenig Aufwand haben will, wirft
gerade ein solches Problem einen meilenweit zurück. Nach reiflicher
Überlegung entschied ich mich dafür, oben ein Zwischengestell aus
Holzlatten an die angedübelten kleinen Balken zu schrauben und
darauf dann Verlängerungsplatten dieser Gipskartonsorte, die
natürlich leider alle extra zurechtgesägt werden mussten. Das ergab
einerseits sehr viel Dreck und Staub, den ich dadurch begrenzte, dass
ich das Absägen unten hinter dem Haus auf der Wiese besorgte. Zum
Glück ging das draußen, weil das Wetter trocken war. Andererseits
brachte es aber den weiteren Nachteil, dass man am Schluss sehr viel
Verschnittstücke übrig hatte. Früher hätte ich diese Reste irgendwo
eingelagert, in der Hoffnung sie später noch einmal gebrauchen zu
können. Heute mache ich das aus Platzmangel nicht mehr, also musste
das Zeug gleich weg. Im Sperrgut nehmen die solche Sachen aber
überhaupt nicht mit, weil es als Bauschutt gewertet wird und den kann
man hochoffiziell nur gegen besondere Gebühr einzeln abholen
lassen. Die Gebühr hat sich gewaschen und ist zudem restlos
ungerecht. Ungerecht deshalb, weil sie nur 3 Mengenstufen kennt,
wobei die kleinste schon von Mengen zwischen nahezu 0 und 8 m³
ausgeht, mein Haufen belief sich nach meiner Berechnung auf etwa
1,5 m³, mehr nicht. Das hätte trotzdem beachtliche 120 Euro
Entsorgungsgebühr kosten sollen, zudem hätte ich bis Ende April
warten müssen, da der nächste Termin zur Abholung so weit weg lag.
Kein Service für den hohen Preis! So kam mir zunächst noch der
Gedanke, einen Abfallcontainerdienst kommen zu lassen. Der hätte
aber sogar für die gleiche Menge 185 Euro haben wollen, wäre dafür
aber schon am Folgetag gekommen. Noch vor vielleicht 5 Jahren hätte
man solche geringfügigen Reste, die keine Schadstoffe enthalten, im
normalen Sperrgut entsorgen können, und das ohne Aufpreis. Die
Schweine von der grünen Front sind schuld, dass das so gekommen
ist. Sie ahnen sicher schon was kommt. Da die Einzelteile nicht
übermäßig groß waren, habe ich sie in 3 Müllsäcke verstaut, im
Suzuki die Rückbank ganz ausgebaut, die Holzplatte rein und bin
nachts um 3 Uhr gemütlich spazieren gefahren. Weit weg, irgendwo
am Stadtrand sprang rein zufällig mein Kofferraumdeckel auf und die
Säcke purzelten doch wahrhaftig in einen Graben. Der war so tief,
dass ich sie nicht mehr rausholen konnte, haha, ich hatte schon
überlegt, ob ich eine Grußkarte an die Grünen daran heften sollte,
habe das aber gelassen. Dafür hatte ich wenigstens grünfarbene
Müllsäcke verwendet. Wissen Sie, ich bin es restlos leid, mir weiter
Gedanken über die Unmöglichkeiten unseres heutigen teuren
Entsorgungswesens zu machen. Die Müllgebühren werden laufend
teurer, die dafür gebotenen Leistungen sinken zugleich aber auf ein
Zehntel und dann kommen noch andere hirnverbrannte
Zwangsmaßnahmen hinzu, wie Sortierung und Terminverschiebungen
und was weiß ich nicht sonst noch alles. Wenn bei mir künftig
außergewöhnliche Mülldinge anfallen, die sich nicht ohne Aufpreis
und ohne übertriebenen Aufwand im normalen Müll entsorgen lassen,
dann bereichere ich die Landschaft damit und die hohen Herren auf
ihren grünen Faulenzerstühlen können sich selbst ausknobeln, wie sie
den Dreck wieder loswerden. Natürlich kann man Pech haben und
dabei unangenehm auffallen, aber ich tue alles, dieses Risiko so klein
wie möglich zu halten und sollte ich das Pech wirklich einmal haben,
dann droht beim ersten Mal sicherlich nicht gleich ein Bußgeld in
vierstelliger Höhe. Selbst wenn ich dann vielleicht 200 Euro Bußgeld
zahlen müsste, ist das in der Menge vermutlich immer noch billiger,
als alle Male zusammengerechnet die ordnungsgemäße
Entsorgungsgebühr zu zahlen. Außerdem sehe ich darin eine Art
Bestrafung für diese schwachsinnige Entsorgungspolitik. Es ist zwar
schade, dass am Schluss Bedienstete der Stadt oder sogar Sohi -
Leidensgenossen in städtischen Diensten diesen Schutt einsammeln
müssen, da würde ich den grünen Stinkern wünschen, dass sie das
selbst eigenhändig aufheben und wegtransportieren müssten, denn die
haben das verursacht, dass es heute so kompliziert ist und soviel
kostet. Die Gefahr, dabei erkannt zu werden, stufe ich selbst jedoch
als sehr gering ein. Sehen Sie, ich mache mir dann extra die Mühe,
und stehe zu nachtschlafender Zeit auf und verteile das Zeug in der
Landschaft. Die Beladung nehme ich nachmittags zuvor in meiner
Luxusgarage vor. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon einmal erzählt
hatte, dass ich den Suzuki ja in einer Art Garage stehen habe.
Eigentlich ist es keine Garage, sondern ein alter Schuppen aus Holz,
der hier am hinteren Ende einer Wiese neben dem Haus steht. Der war
auch ganz früher mal eine Art Garage für alle Mopeds und Räder aus
dem Haus hier, dann später wurden nur noch Gartengeräte und mein
damaliger Motorroller dort abgestellt. Der Zustand davon ist auch alt,
braungrün, weil unten schon mit Moos bewachsen, aber doch noch
stabil. Eigentlich sollte er im letzten Jahr abgerissen werden, dann
hatte ich mit dem Hausbesitzer gesprochen, dem auch das alles gehört
und der hat eingewilligt, den Schuppen stehen zu lassen und dass ich
meinen Suzuki dort reinfahren kann. Einzige Bedingung ist, dass ich
den Schuppen auf meine Kosten soweit in Ordnung halte, dass er nicht
auseinander fällt. Das mache ich unter diesen Bedingungen gerne, da
muss man vielleicht zweimal im Jahr ein paar Bretter neu annageln,
das reicht. Neben dem Suzuki steht noch Kaylas und mein Fahrrad
darin. Ein großes Auto würde gar nicht reinpassen. Vorne sind zwei
Schwenktüren und um überhaupt reinzufahren muss ich ein Stück
vom Bordstein über die Wiese fahren. Von früher liegt dort noch ein
Weg aus Betonplatten, den kann man aber nur mit einer Fahrzeugseite
befahren, da er nicht breit genug für ein Auto ist. Selbst der schmale
Suzuki ist dafür schon zu breit. Ich habe schon überlegt, mir alte
gebrauchte Gehwegplatten dieser Sorte zu besorgen und die in einer
zweiten Spur dorthin selbst zu verlegen. Das kann ich zwar nicht, aber
auch wenn sie etwas holperig würde, wäre dies egal, Hauptsache man
kann bei Regen ohne Matschbildung darüber fahren. Bei trockenem
Wetter geht es auch ohne, aber bei Regen ist es sonst doch immer eine
Schweinerei, weil die eine Hälfte vom Fahrzeug dann sehr
vollgematscht wird und es auch in der Wiese unschöne Spuren gibt.
Aber zurück zum Thema Müll. Also wenn ich solche
außergewöhnlichen Müllbestände habe, lade ich diese nachmittags ins
Auto und weil dieser Garagenschuppen relativ weit vom Haus entfernt
ist, stört es keinen, wenn ich dann nachts um 2 oder 3 Uhr damit zur
Entsorgung losfahre. Das klingt nun alles so, als würde ich jede zweite
Woche mit einer Ladung Müll so auf Abenteuerreise gehen, das ist
natürlich nicht so. Es kommt vielleicht zweimal im Jahr vor. Jetzt
durch die Arbeiten mit dem Zwischenraum ist ein zusätzlicher Anfall
von Müll vorhanden, aber das ist ja sonst nicht so. Sie werden sich
vielleicht wundern, aber ich komme mir dabei auch noch nicht einmal
ein kleines bisschen als Müllsünder vor, sonder fühle mich seelisch
voll im Recht, wenngleich das Gesetz die Lage anders beurteilen
würde. Gewissensbisse? Völlige Fehlanzeige, mich würde unterdessen
nicht verwundern, wenn noch viel mehr Leute als heute das so machen
würden, um den Gestalten in den Ämtern und den grünlichen
Politikern zu zeigen, dass sie sich nicht länger von denen mit ihren
kindischen Ideen auf der Nase herumtanzen lassen. Eine normale
Entsorgung, da wäre sicher jeder Bürger gerne bereit, ordnungsgemäß
dran mitzumachen, aber so wie das inzwischen läuft nicht mehr. Bei
diesem Tun, wie ich es jetzt mache, fühlt man sich eher als Pionier, als
Vorkämpfer einer Rückbesinnung auf eine einfache Entsorgung, wie
wir sie doch alle schon vor über 20 Jahren kannten. Wenn manche 
Affen meinen, sie müssten uns mit mehrfacher Mülltrennung
beschenken, dann sollen sie diese in der Müllverwertungsanstalt selbst
organisieren, aber nicht die Bürger damit nerven. Erst vor wenigen
Wochen war im Fernsehen ein ausführlicher Bericht darüber, dass es
heute viel preisgünstiger möglich wäre, die ganze Mülltrennung bei
der Müllverwertungsanstalt zu machen. Dort müssten dann zwar für
etwa 2 Millionen Euro neue Anlagen und Maschinen installiert
werden, die das vollautomatisch übernehmen, aber dafür entfallen die
Kosten für die mehrfache Abfuhr des Mülls und die ganzen
Personalkosten, die damit einhergehen, die Umweltverschmutzung
durch die Abgase und Spritverbrauch der dreifachen Müllabfuhr
reduzierten sich auf ein Drittel u.s.w. Die Fachleute haben berechnet,
dass die Müllentsorgung so am Schluss trotz der neuen, teuren Anlage
auf unter 40 % ihrer heutigen Gesamtkosten bei besserer Effizienz
sinken würden. Aber was macht man? Nur weil diese getrennte
Sammelwut eine grundgrüne Idee ist, und Grüne geben generell
niemals eigene Fehler zu, geschweige denn, dass sie dafür gerade
stehen oder Korrekturen daran zulassen, wird am alten Konzept
festgehalten. Dieses Konzept war schon überholt, als es vor vielleicht
12 Jahren eingeführt wurde. Da war die Sammelmethode von 1960
schon fortschrittlicher, als dieser Mist.

Zurück zu dem was wirklich zählt. Langsam beginnen wir einige
Kleidungsstücke und Utensilien für die Granadareise zurecht zu legen.
Es lässt sich um diese Jahreszeit schlecht abschätzen, ob man nur
Sommersachen mitnehmen soll oder ob man vielleicht doch ein
warmes Kleidungsstück mit in den Koffer packt. Ein erfahrener
Kenner hat mir gesagt, dass es dort um diese Jahresezeit meistens
schon deutlich über 20 Grad warm wäre, aber im April gäbe es oft
einen einwöchigen Wetterabsturz dort, wo es nur um die 10 Grad ist.
Der April ist ja nun greifbar nahe und dieser scheinbar traditionelle
Wetterabsturz könnte ja dann auch Anfang April daher kommen. Da
wir nur extrem wenig Kleidung mitschleppen wollen, ist das nicht so
ganz einfach. Bei 9 Tagen, wenn man alle 2 Tage, wie gewohnt, die
Wäsche, ausgenommen von der Hose, wechselt, kommt man da für 2
Personen schon auf einige Sachen und bei nur einem kleinen Koffer
wird es dann schon eng. Kayla hat ein Reisenotizbuch aufgetan,
welches speziell so gestaltet ist, dass man dort Besonderheiten mit
Stichworten reinschreiben kann, völlig altmodisch mit Stift ohne
Strom, läuft immer und handlich dazu. Vielleicht kann ich Ihnen in
meiner nächsten Email schon etwas über Granada und diese ganze
Gegend berichten.

Dann nun endgültig ein frohes Osterfest, gewünscht von Kayla und
mir,

Ihr

Egbert Lappenkeuler