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Lappenkeuler - Email / Brief „autolos" vom 17.06.2010
Ein neues Hallo!
Grüne Politiker wollen uns mehr und mehr Verhaltensmuster aufzwingen, die zu ihren Ideologien passen. Im Radio vernahm ich vor kurzem einen sehr interessanten Vortrag eines Forschers, der eigentlich durch die jüngsten Vulkanausbrüche in Island ausgelöst wurde. Dabei wurde gesagt, dass alle menschlichen Bemühungen um Reduktion von CO² - Ausstoß mittel- und langfristig völlig wert- und wirkungslos sein werden. Er sagte, wenn nur ein einziger der wirklich großen Vulkane dieser Erde, also nicht dieser kleinere Köllijökifödel oder wie das Ding in Island heisst, sondern einer der richtig großen, mal wieder einen großen Ausbruch hat, dann wirft der mehr CO² in die Atmosphäre, als wie man sparen würde, wenn weltweit alle Heizungen, alle Industrieanlagen, alle Flugzeuge, alle Schiffe und alle Autos für 2 Jahre völlig abgeschaltet würden. Hinzu fügte er, dass solche Ausbrüche irgendwann mit absoluter Sicherheit kommen. Man weiss nicht genau wann, das ist klar, aber es wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten 10 Jahre irgendwo auf der Welt wieder entsprechende Ausbrüche geben und darauf hat der Mensch trotz seines Weltverbesserer - Drangs überhaupt keinen Einfluß. Also kann man sich die ganzen Bemühungen, den CO² - Ausstoß zu senken, auch gleich sparen, weil sie in der Gesamtmasse wirkungslos verpuffen, zumal man ohnehin niemals alle Länder dieser Welt diesbezüglich unter einen Hut bringen wird, bei solchem Tun mitzumachen. Egal welche Verordnungen und Verbote die grünlichen Politiker mit ihrer Öko - Diktatur, und eine solche ist Deutschland inzwischen, noch über unseren Häuptern ausschütten werden, schlußendlich bleiben sie in der Gesamtmasse nicht mehr als blinder Aktionismus. Ich fand den Vortrag sehr interessant, zumal er insgeheim meine eigenen Befürchtungen untermauerte.
Im April und zeitweise auch noch im Mai konnten in Deutschland und in vielen anderen Ländern mehrere Tage keine Flugzeuge fliegen, wegen dem oben schon angesprochenen Köllijökifödel - Vulkanausbruch in Island. Es hieß, dass die Staubpartikel von diesen Aschewolken über ganz Europa verteilt wurden und dass sie Düsentriebwerke von Flugzeugen zerstören könnten, mit schlimmen Folgen wie Abstürze u.s.w. Nun meinte in einer Radiosendung ein Kabarettist, dass ein sogenannter V - Mann von irgendwelchen Geheimdiensten angeblich verraten hätte, dass diese Aschewolke gar nicht der wahre Grund für die Flugsperrung gewesen wäre, sondern dass zu der Zeit Terrordrohungen oder vergleichbares angekündigt worden wären, wo Terroridioten damit gedroht hätten, Anschläge auf Flugzeuge durchzuführen. Aber Sie wissen es auch, solche Dinge, wie diese Geschehnisse, bilden immer einen willkommenen Nährboden für die wildesten Spekulationen. Da kann man nicht mehr unterscheiden, was daran stimmt und was pure Sensationsmache oder kabarettistische Überzeichnung ist. An dieser Vulkangeschichte sah man allerdings auch wieder sehr schön, wie hirnrissig manche Umweltschützer aber auch Journalisten dieses Thema für sich ausschlachten bzw. wie wenig Ahnung die wirklich haben. So wurde von einer Moderatorin in einer Radiosendung gesagt, dass man an diesem Vulkanausbruch in Island nun sehe, wie die Erde sich für die jahrzehntelange Umweltverschmutzung rächen würde. Es wurde gerade so dargestellt, als sei ein Vulkanausbruch die Folge von Umweltbelastungen durch den Menschen. Ähnliches äusserten auch einige Sprecher von Umweltschutzverbänden. Genau daran sieht man, wie wenig Ahnung solche Leute wirklich von der Materie haben und daraus ziehe ich für mich den mir eigentlich schon lange bekannten Schluß, dass man auf das Geschwätz solcher Leute überhaupt nicht hören soll, weil es völlig wertlos ist, da es meistens absoluter Humbug ist. Da könnte man genau so gut das blöde Gebell eines beliebigen Köters als wissenschaftliche Äusserung zu diesem Thema werten.
Es gibt ja heute Leute, die recht seltsamen Hobbys nachgehen und sich dabei auch noch höchst wichtig vorkommen. Sie werden sich vielleicht erinnern, vor einigen Monaten schrieb ich Ihnen von der netten Eto, die wir kurzzeitig hier bei uns aufgenommen hatten. Die hatte ja kurz danach einen Job in einem Krankenhaus in Karlsruhe gefunden und ist dann in eine kleine Wohnung nach Karslruhe gezogen. Das Haus, in dem sie dort lebt, ist ein schon etwas größeres Mietshaus, in dem vorwiegend Krankenhausbeschäftigte leben. Es ist aber noch keine gewaltige Mietskaserne. Es sieht im Baustil aus, wie viele Standardhäuser, die in den frühen 60er Jahren gebaut wurden, 2 Etagen hoch, Spitzdach, aber sehr gepflegt, weil sauber und frisch gestrichen. Die Mülltonnen für die ganzen Mietparteien stehen hinter dem Haus auf einer großen, gepflasterten Fläche, die an eine Rasenwiese grenzt. Hinter der Rasenwiese, die noch zu dem Haus gehört, folgt ein Maschendrahtzaun und dahinter beginnen die Grundstücke von anderen Häusern. In einem dieser anderen Häuser lebt ein Heini, der nichts besseres zu tun hat, als sich mit einem Fernglas bewaffnet ins Dachfenster zu hängen und damit genau zu beobachten, wer welchen Müll in welche Mülltonne wirft. Das heisst er versucht dabei, mit dem Fernglas zu erkennen, ob die Leute den Müll auch ordnungsgemäß trennen, also Kunststoffe, Dosen, Pappe usw. in die so genannte Wertstofftonne; Essensreste, Grünzeugs und so was in die Biotonne und den Rest halt in die graue Restmülltonne werfen. Dabei filmt er das oft auch noch mit einer handlichen Digital - Videokamera und deren Zoom. Dann beschwert er sich öfters bei der Stadtverwaltung, dass die Leute aus dem beobachteten Mietshaus sich nicht an die Spielregeln für Mülltrennung halten würden oder zuweilen tritt er auch an den besagten Zaun und wirft den Leuten dann vor, den Müll nicht ordnungsgemäß zu trennen. Dabei streitet er sich oft stundenlang mit den Leuten, wobei es natürlich auch schon zu Beinahe - Schlägereien gekommen ist, weil sich das ja nicht jeder gefallen lässt. Was geht es diesen Knallkopf überhaupt an? Selbst wenn die Leute wirklich den Müll nicht korrekt getrennt haben, so ist es nicht seine Aufgabe, diese Leute zu überwachen. Ich habe zu der Eto schon gesagt, wenn er so was bei mir machen würde, dann würde ich nachts seine Tonnen randvoll mit irgendwelchen ekelerregenden Substanzen kippen, dann bekäme er Spaß. Die Eto ist aber fix und hat selbst ein viel schöneres Gegenmittel erfunden, was aber leider nur bei Sonnenwetter klappt. Die nimmt einen Taschenspiegel mit und reflektiert damit die Sonne genau dem Knallkopf ins Fernglas. Sie sagte, da hätte sie ihn schon von weitem laut aufschreien hören. Immerhin hat wohl die Betreibergesellschaft der Häuser nun vor, um den Stellplatz der Mülltonen so eine Art halboffenen Schuppen zu bauen, der nach vorne zum Haus hin offen ist und nach hinten dicht. Spätestens wenn dieses Ding fertig gestellt ist, hört dem Idioten seine Müll - Spannerei von selbst auf. Aber so ist das halt. Es gibt immer mehr Leute, die in ihrem Leben offensichtlich keinen wirklichen Sinn sehen und sich für bedeutungslos halten, es wahrscheinlich auch sind, und deshalb erfinden die etwas, was sie vermeintlich in eine wichtige, nach ihrer eigenen Meinung sinnvolle Position hebt; und sei es als freischaffender Müllpolizist.
Ein Sache belastet und ärgert uns derzeit mit Abstand am meisten. Wir sind nämlich seit einigen Wochen ohne Auto. Eine ganz erbärmliche Geschichte ist das, kann ich Ihnen da nur sagen! Kayla fuhr mit unserem Wagen morgens zeitig nach Pforzheim, weil sie dort für 2 Tage einen relativ gut bezahlten Aushilfsjob in einer Bäckerei angenommen hatte. Spaßeshalber sagten wir noch, dass sie dort als Teilchenbeschleuniger arbeitet, weil ihre Aufgabe u.a. darin bestand, große Mengen an frisch gebackenen Teilchen in spezielle Sichttüten zu verpacken. In diesen Sichttüten werden die Teilchen an Supermärkte geliefert. Sie fuhr so des Wegs, als sich plötzlich in der Straße kurz vor Pforzheim ein riesiges Loch auftat, weil hirnverbrannte Schwachköpfe einen kompletten Kanaldeckel entfernt hatten. Es ließ sich nicht mehr vermeiden, dass Kayla mit dem Wagen durch dieses enorme Loch fuhr. Man schwebt ja nicht hoch über der Straße, um solch ein Loch frühzeitig erkennen zu können. In dem Moment, wo man es aus der Perspektive eines Kleinwagens erkennt, ist es schon zu spät. Mit beiden Achsen, also mit der Vorderachse und der Hinterachse durchfuhr sie das Loch oder genauer müsste man sagen, übersprang sie das Loch. Jeweils mit der rechten Fahrzeugseite. Sie können sich vorstellen, was das für einen riesigen Rumms gab. Was danach selbst Fachleute wunderte, uns aber letztenendes auch nicht wirklich weiter half, war die Tatsache, dass die Vorderachse, die ja im Prinzip bei dem frontgetriebenen Opel - Corsa aus 2 Halbachsen besteht, die zum Getriebe führen, abgesehen vom rechten Rad, keinen sichtbaren Schaden genommen hatte, dafür war aber die gesamte Hinterachskonstruktion auseinander gebrochen und die davon verbliebenen Reste der Aufhängung total deformiert. Laut den Fachleuten soll es meistens nämlich so sein, dass diese Frontachsen wesentlich empfindlicher sind und eher kaputt gehen. Sei es drum, hier ist es eben anders herum. Beide Reifen und Felgen dieser Seite sind natürlich nur noch Schrott. Damit war nicht nur diese Fahrt zu ende, sondern seit dem ist das Auto unbrauchbar und steht derzeit noch immer in einer Opel - Werkstatt in Pforzheim. Es geht jetzt ja darum, wer bezahlt die Reparatur? Und da gibt es gleich mehrfachen Ärger. Die Versicherung will nicht zahlen, weil sie das als Vandalismusschaden einordnet, gegen den unsere Autoversicherung nicht wirkt. Theoretisch ist der Täter, der den Kanaldeckel geklaut hat, hier zahlungspflichtig, aber den kennt man natürlich nicht und selbst wenn man ihn irgendwann aufdecken würde, würde das sicherlich wenig nutzen, weil es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit so ein asoziales Mistschwein ist, bei dem offiziell nichts zu holen ist. Verschärfend kommt noch hinzu, weil der Schaden mit den Deformationen so groß ist, kommt die Sache einem wirschaftlichen Totalschaden des Wagens gleich. Der Kalkulator der Werkstatt hat die Reparaturkosten auf etwa 3.500 Euro angesetzt, sofern nur alle Hinterachsbestandteile, Federn, Dämpfer, Bremsen, Räder u.s.w. alle gegen neue ausgetauscht werden müssen und deren Aufhängungen neu gerichtet werden müssen. Es kostet wahrscheinlich sogar wesentlich mehr, weil der Verdacht besteht, dass sich der gesamte Wagen verzogen hat und dann auf eine Richtbank müsste. Die dazu notwendige Vermessung der ganzen Karrosserie steht noch aus und folgt in den nächsten Tagen. Der heutige Zeitwert des Wagens, der ja von Baujahr 2001 ist, liegt laut Sachverständigem ungefähr bei 3.000 Euro, natürlich gerechnet ohne diesen Schaden, also in jedem Fall niedriger, als die Reparaturkosten. Zudem geht der Sachverständige davon aus, dass weitere Baugruppen des Autos Schaden genommen haben, was sich erst genauer heraus stellen würde, wenn man wieder damit fahren könnte. Er vermutet z.B., dass die Vorderachse doch etwas abgekriegt hat, vielleicht auch das Getriebe. So müsse man damit rechnen, dass weitere Reparaturkosten zwischen 1.000 und 2.500 Euro hinzu kämen, sofern die Karosserie selbst nicht verzogen ist. Wäre die auch noch zu richten, dann brauchte man eh nicht weiter darüber lamentieren, weil dann die Reparaturkosten fast in den Bereich eines Neuwagens kämen, wenn man die bisher genannten Aufwändungen hinzu addiert. Falls die Karosserie noch Glück gehabt hat und nicht verzogen ist, wären es am Ende im ungünstigsten Fall 6.000 Euro Reparaturkosten für ein Auto, was ungefähr die Hälfte davon noch wert ist. Natürlich könnte man diese ganzen Arbeiten auch mit Teilen vom Schrottplatz bei einer Billig - Hinterhofwerkstatt für etwa die Hälfte des Betrages machen lassen. Das wäre dann immer noch im Bereich des heutigen Zeitwertes und man weiss nie, was sich danach sonst noch alles an Fehlern zeigen wird. Man könnte heulen. Wissen Sie, ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber wenn man solche Typen kriegt, die so was mit den Kanaldeckeln machen oder vergleichbare Schäden anrichten, die sollte man öffentlich an einen Pranger - Pfahl binden und einen dicken Hammer daneben legen, damit jeder Passant denen mit dem Hammer die blöde aufgeweichte Birne einschlagen kann! Da waren wir froh, mit dem kleinen Corsa endlich einen Wagen zu haben, der günstig im Unterhalt ist und bislang sehr zuverlässig lief und das ja inzwischen schon über Jahre, und da vernichtet so ein wertloses Abschaum - Gesindel einem das innerhalb von Sekundenbruchteilen. Das Schlimmste dabei ist, dass man mit großer Wahrscheinlichkeit dann noch auf dem Schaden sitzen bleibt. Wozu zahlt man überhaupt Versicherungsbeiträge? Da kann man diese Versicherungen auch gleich abschaffen, wenn die Beiträge nur zur Mästung der Vorstände und der Gesellschaftsaktien dienen. Ich könnte die Krise kriegen, wenn ich darüber nachdenke. Trotzdem, wie Sie wissen, bin ich einer, der bei allen Rückschlägen, die das Leben über einem so ausschüttet, eigentlich nie aufgibt. Ich denke, man muss jedenfalls davon ausgehen, dass der schöne kleine Corsa für uns damit Geschichte sein wird, denn es wäre mehr als blauäugig, jetzt noch zu hoffen, dass sich diese Sache irgendwie zum Positiven wendet. Ich bin zu sehr Realist, um nun noch alles mögliche anzuleiern, diesen Wagen zu retten, bzw. wieder herzurichten. Wäre mein Autobekannter jetzt noch aktiv, der hätte sicher schnell Rat oder auch eine Ersatzmöglichkeit gefunden, aber wie ich Ihnen vor einigen Monaten schon schrieb, hat der ja seinen Betrieb geschlossen. Er wohnt übrigens inzwischen schon gar nicht mehr dort, sondern hat sich tatsächlich zusammen mit seiner Griechengattin ein Haus am Bodensee gekauft, wo er nun bereits lebt. Sein Autohaus hat er schon verkauft, es steht aber noch leer, ich war vor einigen Wochen mal dort vorbei gefahren. Doch zurück zu unserem Fall. Es ist zum Kotzen. Sie wissen, wie ich öffentliche Verkehrsmittel abgrundtief hasse. Ich bekomme schon ein flaues Gefühl in der Magengegend, wenn ich nur daran denke, mit Linienbus oder Bahn fahren zu müssen. Aber selbst das nützt uns ja auch nichts, weil in der ganzen Siedlung fahren auch keine öffentlichen Verkehrsmittel. So zeigt sich jetzt unter solchen autolosen Umständen der so ziemlich einzige Nachteil dieser abgelegenen Wohnlage. Da müssten wir zuerst rund 3 km zu Fuß gehen, um überhaupt die nächst mögliche Bushaltestelle zu erreichen und von dieser fährt nur 4 mal am Tag ein Bus ab. Sonntags sogar nur ein mal. Da kann man auch gleich 5 km zum Dorf gehen, dort hat man die durchaus ansehnliche Auswahl zwischen Bus oder Bahn mit relativ guter Anbindung nach Karlsruhe oder in die andere Richtung nach Bretten. Der Rentner aus der Siedlung ist ja sehr freundlich und mit dem verstehen wir uns sehr gut, daher hat er schon mehrfach angeboten, dass wir seinen betagten Mercedes benutzen dürfen, weil er selbst den ohnehin nur noch höchstens 2 mal pro Woche benutzt. Davon haben wir auch schon öfters Gebrauch gemacht, aber das ist ja kein Dauerzustand. Andererseits, welche anderen Möglichkeiten gibt es, die in Kürze Abhilfe schaffen könnten? Eigentlich nur die, dass wir uns einen neuen Wagen kaufen. Natürlich keinen Neuen, um Gottes Willen, wer wollte das bezahlen? Aber halt eben einen guten Gebrauchten, der im Unterhalt günstig ist, im Anschaffungspreis erschwinglich und dann noch etwas spritzig und praktisch zugleich sein soll. Also die berühmte eierlegende Wollmilchsau unter den Fahrzeugen. Finden Sie so was mal kurzfristig! Unmöglich, sage ich Ihnen! Es heisst zwar immer, dass der Markt von Gebrauchtwagen überquellen würde, die Auswahl ist auch wirklich schier endlos groß, aber es ist kaum etwas darunter, was für uns in Frage käme. Wenn Sie einen 5er BMW, einen dicken Mercedes, einen großen Ford Mondeo, einen VW - Passat, einen Opel - Vectra, irgendwas Japanisches, Koreanisches, Französisches oder Italienisches haben wollen, kein Problem, damit werden Sie zugeschüttet, bis kein Schwein jemals mal wieder etwas von Ihnen findet. Aber suchen Sie mal einen Opel - Corsa, VW - Polo oder so etwas mit ordentlicher Diesel - Motorisierung zu einem fairen Preis: Fehlanzeige! Man findet auch etliche Angebote von diesen Modellen und wenn der Preis einigermaßen günstig erscheint, sind es fast ausnahmslos die Modelle mit dem schwächsten lieferbaren Benzinmotor. Was man ausserdem noch öfter zu scheinbar sehr günstigen Preisen findet, sind dann Wagen von Kia, Hyundai, Daewoo, Dacia, Lada oder so ein Zeug aus diesem Billigstautobereich. Beides wollen wir auch nicht. Bei leistungsschwachen Benzinern in der jeweils kleinsten Motorisierung macht das Fahren einfach keine Freude und von diesen seltsamen Billigstmarken, die sich in den letzten 5 Jahren wie eine Pest ausbreiten, halte ich gelinde gesagt, gar nichts, u.a. weil mein Autobekannter als Fachmann mir da schon vor einem halben Jahr gründlich von abgeraten hat. Der meinte, die sind billig, weil zwar einerseits die Löhne in den Herstellerländern billiger sind, aber wenn man sich die Technik genauer ansieht, sind sie auch billig, weil sie eben billig sind. Er verstand darunter, dass billige Materialien verwendet werden, technisch oft billige und veraltete Lösungen verstrickt worden sind, teils sogar regelrecht minderwertige Komponenten verbaut werden. Zweifellos wird es immer noch besser sein, solch ein Auto zu fahren, als gar keins, auch das ist mir klar. Bliebe im Notfall solch ein Fahrzeug als letzte Lösung übrig, würde ich das immer noch einem Dasein ohne Auto vorziehen. Jedoch erinnere ich mich da auch wieder an frühere Worte meines Autobekannten, der meinte, bevor man beispielsweise 9.000 Euro in einen fabrikneuen Billigwagen dieser Sorte steckt, solle man diesen Betrag lieber für einen gebrauchten Wagen von VW, Opel oder Ford ausgeben. Da hätte man dann eindeutig mehr für sein Geld und vor allem ein im Vergleich gutes und wesentlich besseres Fahrzeug. Also mit anderen Worten, lieber einen guten Gebrauchten, als einen schlechten Neuen. In Zusammenarbeit mit meinem Autobekannten war das früher alles viel einfacher, aber so? Dann wurmt es mich vor allem, dass wir da wieder etliche Tausende ausgeben müssen, nur um einen Zustand wieder herzustellen, den uns andere kaputt gemacht haben. Also ohne Quatsch, ich hätte Verständnis für jeden, der solche Idioten wie den Kanaldeckelklauer hinrichtet. Oder man sollte solches Pack für 25 Jahre unter schärfster Bewachung in einen Steinbruch zum schuften stecken, denn ändern tun die sich unter normalen Bedingungen nie, weil die in ihrer Birne so defekt sind, dass die sich nur dann anders verhalten, wenn sie dazu gezwungen werden. Das Geld, was uns diese Sache jetzt kosten wird, fehlt uns natürlich dann an anderer Stelle wieder oder wir müssen zusätzlich arbeiten gehen, nur um diesen Schaden auszugleichen, den andere angerichtet haben. Ohne Auto kann man hier aber nicht leben. Das kann man vergessen. Sicher, damals in Stuttgart wäre das kein unbedingtes Problem gewesen. Da hätte man kurze Wege zu allen Alltagsdingen gehabt und kurze Wege zu den, wenn auch verhassten, öffentlichen Verkehrsmitteln und diese wären dort oft gefahren. Also es gibt nur eine wirklich praktikable Lösung: es muß wieder ein Auto her! Ein Mitarbeiter der Pforzheimer Autofirma hatte sich schon gemeldet und wollte uns anbieten, dass wir von denen einen sehr günstigen Leihwagen eines heute aktuellen Opel - Modells bekommen und dass wir die Leihwagenkosten für den Fall verrechnet bekämen, dass wir uns später entschlössen, diesen Wagen zu kaufen. Haha, ein guter Witz. Das wäre ja dann ein Neuwagen und ich sage es offen, ich werde keine 12.000 bis 20.000 Euro für ein Auto ausgeben, woher auch? Das habe ich dem auch erklärt. Er schlug dann vor, dass wir auch gerne einen günstigen Gebrauchten aus ihrem Fahrzeugpool zu billigen Sonderkonditionen erwerben könnten. Er schickte mir dann per Email einige Angebote mit Foto, die teils durchaus verlockend waren. Dabei bestätigte sich das oben Gesagte. Kleine nur mit kleinem Benzin - Motor und vernünftig motorisierte Diesel erst ab der Mittelklasse aufwärts. Wie wir ja schon öfters feststellen und was uns der Autobekannte schon vor Jahren bestätigte, es macht eigentlich wirtschaftlich keinen wirklichen Sinn, sich heute noch ein Auto mit nur 50 oder 60 PS Benzinmotor zu kaufen, weil man im Verbrauch mit einem 90 oder gar 110 PS - Diesel oft sogar noch günstiger liegt und hat dafür aber wenigstens ordentliche Fahrleistungen. Durchweg kann man sagen, je größer, um so einfacher kommt man an ein billiges Ersatzauto in reichhaltiger Auswahl. Aber man sollte ja die Gesamt - Unterhaltskosten nicht außer Acht lassen. Gewiss, es muss nicht unbedingt ein Auto der Corsa - Klasse sein, eine Klasse höher, wie z.B. Golf, Astra, Focus oder so was, wäre auch ok, weil die im Unterhalt kaum teurer sind, das weiss ich ja noch von unserem früheren Golf - Variant TDI. Viele Leute machen sich da völlig falsche Vorstellungen. In den Kostentabellen von ADAC u.ä. Institutionen schneiden diese Fahrzeuge zwar meist schon deutlich teurer ab, aber diese Kalkulationen sind für uns nicht brauchtbar, weil die dabei immer eine Rücklage zum Kauf eines gleichen Fahrzeuges als Neuwagen einrechnen. Da wir aber niemals einen Neuwagen dieser Art kaufen werden, macht es überhaupt keinen Sinn, diese Kosten dafür mit einzurechnen. Und als Gebrauchtwagen sind die nur unwesentlich teurer, als die Kleinwagen. Ich würde sagen, der Unterschied in den tatsächlichen Kosten zwischen der Kleinwagenklasse und dieser Golfklasse liegt ungefähr bei 5 % pro Jahr, die die Golfklasse im Unterhalt teurer ist. Aber selbst dieser Markt ist noch ziemlich leer, sofern man ein halbwegs vernünftig motorisiertes Auto als Diesel haben will. Das alte Lied, wie oben in punkto Kleinwagen gesagt, wenn man welche zu einem akzeptablen Preis findet, sind es meistens die, mit der kleinsten lieferbaren Motorisierung als Benziner. So was wollen wir aber nicht. Am Verbrauch bringt diese kleinste Motorisierung nämlich gar nichts, weil man diese Wagen immer beim Gasgeben treten muss, damit sie halbwegs ordentlich im Verkehr mitschwimmen und das geht dann zulasten des Verbrauchs. Man muss da schon in die so genannte Mittelklasse gehen, um überhaupt auf eine gewisse Auswahl mit brauchbarer Motorisierung zu treffen. Na ja, das ist alles noch nicht entschieden. Kayla war schon Feuer und Flamme für einen C - Klasse - Mercedes, sogar als Kombi, aber Sie kennen ja die Preise von Mercedes, obwohl der hier ging einigermaßen, hatte dafür aber bei einem Alter von nur 4 Jahren schon eine Laufleistung von 245.000 km auf dem Buckel. Ich sagte schon zu Kayla, dass der früher bestimmt als Taxi gelaufen ist und nie kalt wurde, weil immer im Einsatz im Mehrschichtbetrieb, denn sonst hätte der in nur 4 Jahren kaum diese Kilometerzahl zusammen kriegen können. Auch sehe ich bei einem solchen Wagen die Unterhaltskosten ins Uferlose treiben. Vielleicht täusche ich mich ja, aber man hört des öfteren, dass die Werkstattpreise bei Mercedes den Charakter eines OP - Besuchs hätten und das wäre gerade für uns sicher alles andere als sinnvoll. Außerdem muss man bei einem Wagen, der 245.000 km abgespult hat mit vielen verschleißbedingten Reparaturen rechnen. So stecken wir momentan in einer gewissen Zwangslage. Einerseits können wir es uns bei der Wohnlage nicht leisten, lange ohne Auto zu sein; andererseits ist die Auswahl an für uns akzeptablen Autos zu einem erträglichen Preis derzeit verschwindend gering, so dass man fast schon dazu genötigt wird, dann doch ein größeres Auto zu kaufen, als man eigentlich haben möchte, weil es nur in diesem Bereich Angebote zu akzeptablen Preisen genug gibt. Die Sache ist noch nicht entschieden, aber wir beide sind uns klar darüber, dass sie innerhalb der nächsten beiden Wochen entschieden werden muss, denn länger hält man es hier ohne Auto nicht aus, weil alles so furchtbar lästig ist. Durch solche Ereignisse sieht man erst, wie abhängig man hier vom Auto ist. Kayla meinte schon, man könne sich vielleicht ein billiges, funktionsfähiges Mofa oder so einen Motorroller zulegen, die es derzeit in Baumärkten oft schon ab etwa 800 Euro nagelneu gibt. Als Gebrauchtgefährt findet man brauchbare schon ab 350 Euro. Versicherungskosten zwischen 20 und 40 Euro pro Jahr. Dann könne man mit dem Ding preiswert fahren, jedenfalls solange es wettermässig akzeptabel ist und hätte für den Autokauf erst mal zeitlich etwas Luft von mehreren Monaten geschaffen. Vor dem nächsten Winter muss dann in jedem Fall ein neues Auto her. In der so gewonnen Zeit könne man dann in aller Ruhe ein vernünftiges Auto aussuchen. Diese Idee ist eigentlich nicht schlecht, aber um Einkäufe in unserem Stil zu erledigen, taugen diese Mofas oder Roller eher nicht wirklich. Wir kaufen ja immer Vorräte, so dass man nach dem Kauf erst mal etwa 2 Wochen nicht mehr kaufen fahren muss, und solche Mengen kriegt man auf diesen Zweirädern nicht transportiert. Trotzdem hat die Idee was. Andererseits könnte man die 800 Euro ansonsten schon wieder gut beim Auto gebrauchen. Es ist schon so, wenn man kein Auto zur Verfügung hat, ändert sich das ganze Leben, besonders wenn man so abgeschieden wohnt, wie wir. Wir sind ja nie Leute gewesen, die übermässig viel verreisen oder andere Leute besuchen oder ausgelagerte Aktivitäten betreiben, aber trotzdem. Mit Auto fuhr man doch irgendwie fast jeden Tag mal irgendwo hin, sei es zum kaufen, um neue Gegenden zu erkunden oder bekannte Gegenden zu besuchen und dort vielleicht etwas zu wandern. Aber so? Man hängt fast nur noch zuhause herum, gut, man bekommt dadurch handwerklich dort mehr erledigt, das merkt man. Aber auch damit stößt man dann wieder schnell an Grenzen, denn wenn man etwas am machen ist, kommt irgendwann der Punkt, wo etwas fehlt, vielleicht bestimmte Schrauben, Bretter, Farbe oder sonst was. Mit Auto sauste man dann zum nächsten Baumarkt und besorgte sich die Teile, damit ist jetzt Schluß. Dann hadert man an den kleinsten Dingen, die einem fehlen und ist dann oft gezwungen viele Projekte in angefangenem Stadium wegen fehlenden Materials liegen zu lassen. Selbst kleine Dinge verlaufen ganz anders. Wenn zuvor beim Frühstück die Wurst zur Neige ging, dann fuhr man halt in den Supermarkt neue Wurst einkaufen und hatte dann am nächsten Tag wieder welche, aber so ist es einem zu lästig und man isst eher dann eben 4 Tage lang nur Käsebrote, weil es einfach zu lästig ist, ohne eigenes Auto einen Einkauf zu organisieren. Ein total blödes Gefühl, welches überhaupt nicht mehr in die heutige Welt passt.
Wie bei uns so üblich, wenn ein Teil kaputt geht, dann folgt bald das nächste. Nun ist das mit dem Auto der tragischste Schadensfall in unserem Hause, aber eben nicht der einzige. Will ich mich morgens rasieren, wie immer elektrisch, da gibt der Rasierer nur ein paar brummelige Töne von sich und bleibt dann stehen. Es ist so ein Gerät mit eingebautem Akku, der eigentlich hätte geladen sein müssen. Aber gut, denke ich, dann stecke ich den Stöpsel halt in die Steckdose und rasiere mich mit angeschlossenem Netzstrom, anstatt mit Akkustrom, denn früher ging das. Doch auch davon hielt das Gerät nicht viel. Er lief zwar, allerdings nicht wie gewohnt, sondern wesentlich langsamer, mit sehr schlechtem Rasierergebnis und zugleich wurde das Handgehäuse unangenehm warm, fast schon heiss. Da wurde schnell klar, das Teil ist kaputt. Einen defekten Rasierapparat heute reparieren zu lassen lohnt sich nicht, auch das ist klar. Vielleicht bei einigen wenigen ausgesuchten teuren Spitzenmodellen, die neu 150 und mehr Euro gekostet haben, aber ich habe seit 20 Jahren meistens Geräte, die im Preis ungefähr zwischen 40 bis 50 Euro liegen, weil ich festgestellt habe, dass die normalerweise vernünftig rasieren. Die deutlich billigeren Geräte, z.B. für 30 oder noch weniger Euro taugen meist nichts, haben oft eine schlechte Rasierqualität, kurzlebige Akkus und sonstige Mängel. Nun war der defekte Rasierer gar nicht mal so alt. Wissen Sie, wenn ein Rasierer, der ungefähr 40 Euro gekostet hat, und der ja tagtäglich benutzt wird, nach 5 bis 10 Jahren seinen Geist aufgibt, dann findet man das zwar nicht schön, aber es ist für mich ok. Dann muss halt ein neuer her. Ich käme niemals auf die Idee, den zur Reparatur zu bringen, weil das in aller Regel damit enden wird, dass der Reparateur empfiehlt, das Ding zu entsorgen oder dass die Reparatur mindestens genau so viel kostet, wie ein gleichartiger neuer Apparat. Aber diesmal schien meine Rechnung nicht so ganz aufzugehen, da dieser Apparat kaum 2 Jahre alt ist. Normalerweise verschleisst ja erst mal diese Scherfolie oder dieser Rotationskopf, je nach dem welches System man hat, dann verschleisst bei dem Scherfoliensystem auch gerne mal der Scherkopf, also das Teil wo innen diese halbrunden Messersegmente drauf sind. Da kann es sich eventuell lohnen, die noch auszuwechseln, weil man die zumindest für etwas bekanntere Marken als Ersatzteil bekommt und bei ein wenig handwerklichem Geschick selbst austauschen kann. Das kostet dann aber an Ersatzteilkosten meistens auch schon so viel, wie zwei Drittel eines Neurasierers. Aber hier bei dem waren diese eigentlichen Verschleißteile alle noch wie neu, nur innen drin diese Elektrotechnik war wohl kaputt und da würde eine Reparatur mit Sicherheit teuer. Nur da verketten sich schon wieder die Ärgernisse. Weil wir kein brauchbares Auto haben, kann man nicht mal so eben nach Karlsruhe fahren, um einen neuen Rasierer zu kaufen. Kayla bot schon an, dass ich ihren Epilierrasierer verwenden könne, aber zum normalen Bart ab rasieren ist das untauglich. Naß rasieren hasse ich, diese lästige Matscherei und zudem, weil ich schon mindestens seit 4 Jahren nicht mehr naß rasiert hatte, fand ich weder Klingen noch Rasiergriff. Diese Sachen sind wohl irgendwie damals beim Umzug unter gegangen. Es ist zum Mäuse melken. Wie schon oben angedeutet, ab und zu bekommen wir von dem Renter dessen alten Mercedes geliehen. Also gewartet, bis dass wir den „Leihtag" hatten und dann damit nach Karlsruhe gedüst, um einen neuen Rasierer zu kaufen. Und da beginnt dann wieder so ein Kapitel, was mich persönlich ja wieder maßlos ärgert. Da macht man sich die Mühe und fährt extra lästig in so einen Fachmarkt, kauft diesmal für immerhin 55 Euro einen neuen Rasierer, ein Markengerät obendrein, packt wieder zuhause angekommen alles aus, um festzustellen, dass die Neuerwerbung auf Anhieb nicht funktioniert. Da könnte ich platzen. Der ganze Aufwand umsonst und den so entstehenden Zusatzaufwand, den bezahlt einem ja keiner. Vor allem muss man dann feststellen, dass die Markengeräte jetzt auch schon in China produziert werden und genau so funktionieren die dann auch. Dafür brauche ich mir kein Markengerät zu kaufen! Natürlich steht dieser Hinweis so winzig irgendwo unten eingeprägt im Gerät, dass man das im Geschäft niemals sehen würde. Als Kunde wird man heute nur noch hinten und vorne beschissen. Wir sind dann ein paar Tage später wieder mit dem geliehenen Mercedes von dem Renter dahin gefahren und haben uns das Geld zurück erstatten lassen, also den Rasierer ganz zurück gegeben und dafür kein Ersatzgerät dort gekauft. Anstattdessen habe ich dann bei einem Discounter in der Nähe von dem „Fachmarkt" einen Rasierer der österreichischen Marke Carrera für 39 Euro entdeckt und den gekauft. Da steht drauf: Made in Austria, er wirkt solider, nicht gerade so glitschig - gummihaft wie das angebliche Markenteil aus China, funktioniert auf Anhieb und das sehr gut. Da bin ich also einen Hauch unter meiner üblichen Preisgrenze fündig geworden. Wie er sich langfristig hält, bleibt natürlich abzuwarten, momentan läuft er jedenfalls sehr gut.
Sie ahnen es sicher, wenn einmal einiges beginnt schief zu laufen, dann folgt noch mehr. So fiel mir Anfang Mai auf, dass von unserem Konto ein Betrag von 62,59 Euro abgebucht worden war, den ich nicht gleich zuordnen konnte. Irgendwie kam mir die Zahl allerdings bekannt vor, ich wusste nur nicht woher. Auf dem Kontoauszug stand nur was mit ASP - Service oder so ähnlich. Eine Nachfrage bei der Sparkasse ergab, dass es sich hierbei um eine Versicherung handelt oder genauer gesagt eine Verwaltungsfirma, die für viele Versicherungen die Kontoführung macht und somit auch deren Beiträge einkassiert. Nun ließ ich zunächst mal gleich den Betrag zurück buchen, was noch möglich war, da die Abbuchung weniger als 6 Wochen zurück lag. In meinen Aktenordnern suchte ich dann nach möglichen Versicherungen und stieß schließlich auf alte Versicherungsunterlagen aus dem Jahre 2002, wo ich für die damalige Wohnung in Stuttgart eine Hausratversicherung abgeschlossen hatte, die damals 47 Euro kostete und die ein Jahr später auf 62,59 Euro angehoben wurde. Dann hatte ich die nach der Preiserhöhung gleich gekündigt und seither von der Versicherung auch nie mehr was gehört. Meine Kontonummer war damals schon die gleiche. Die haben damals auch nichts mehr abgebucht. Das hatte also auf Anhieb scheinbar einwandfrei geklappt. Wie die Idioten nun dazu kommen, rund 6 bis 7 Jahre nach der seinerzeit erfolgreichen Kündigung erneut abzubuchen, gerade so, als bestünde der Versicherungsvertrag noch weiter, das weiss der Geier. Damit aber nicht genug. Etwa anderthalb Wochen nach meiner Rückbuchung des Geldes bekam ich ein bitterböses Mahnschreiben mit diversen Androhungen von Rechtsmitteln und dergleichen, falls ich den fälligen Versicherungsbeitrag nicht alsbald nach überweise plus eine Zusatz - Bearbeitungsgebühr von 39 Euro für den Aufwand, der ihnen durch die Rückbuchung entstanden wäre. Ich habe denen dann gleich einen Antwortbrief geschickt, in dem ich die über die damals ja erfolgreiche Kündigung der betreffenden Versicherung in Kenntnis setzte, zugleich mit der Bitte, mir zu erläutern, wie sie nach nunmehr 7 Jahren auf die Idee kämen, dass der Versicherungsvertrag doch noch bestehen würde, zumal ja in der ganzen Zwischenzeit auch die Beitrags - Einziehungen ordnungsgemäß eingestellt wurden. Daraufhin kam nur ein kurzes Schreiben von denen, welches von einem Dr. jur Soundso unterzeichnet war, worin ich nochmals eindringlich zur Zahlung des fälligen Beitrags nebst der Zusatzkosten aufgefordert werde. Ich reagiere jetzt erst mal gar nicht mehr darauf und warte mal ab, was geschieht. Geld sehen die von mir jedenfalls keines. ++ Und jetzt füge ich noch kurz vor dem Abschicken meiner Email an Sie nach, dass ganz aktuell heute früh ein neues Schreiben von einer Dame dieser Versicherungs - Kontoführungsgesellschaft hier eintraf. Die entschuldigt sich sehr höflich, dass man gleich mit dem Rechtsanwalt geantwortet habe, aber in 95 % aller Fälle läge so etwas an säumigen Zahlern, die auf diese Weise einfach von heute auf morgen aus dem Versicherungsvertrag aussteigen wollten. Sie habe die Angelegenheit nochmal überprüft, könne sich das alles auch nicht wirklich erklären und selbstverständlich wäre damals der Versicherungsvertrag absolut ordnungsgemäß gekündigt und aufgehoben worden. Möglicherweise habe ein sogenanntes Backup nach einem Computerausfall im März eine zu alte, nicht mehr aktuelle Version ihrer Bestandsdaten aufgespielt, was dann auch automatisch die entsprechenden Gebührenabbuchungen ausgelöst habe. Dann entschuldigt sie sich noch mehrmals und rührt zugleich die Werbetrommel für ihren Versicherungsverein, in dem sie besonders günstige Konditionen für eine erneute Versicherung aus den Bereichen Hausrat, Haftpflicht, Betriebshaftpflicht und dergleichen als Wiedergutmachung anbietet. Diese besonders günstigen Konditionen gelten aber nur, wenn ich eine solche Versicherung innerhalb von einem Kalenderjahr bei ihnen abschließen würde, worauf ich dankend verzichte.
Die wirtschaftlichen Probleme, egal durch welche Krise sie nun wirklich ausgelöst wurden, greifen immer mehr um sich, auch wenn viele Politiker erst jüngst verkündeten, dass seit 3 Monaten eine deutliche Trendwende zu verzeichnen sei. Hier im benachbarten Ort haben innerhalb nur eines Monats gleich 4 Betriebe geschlossen. Es waren genauer gesagt 2 Geschäfte, ein Taxi - Unternehmen und eine kleine Fabrik, die Strümpfe herstellte. Diese Strumpffabrik war äusserlich kaum als Fabrik erkennbar, da sie mitten im Ort in einer Art umgebautem Mehrfamilienhaus untergebracht war. Gut, alles waren Betriebe, die ich ohnehin nie in Anspruch nahm, womit ich für mich nicht von einem schmerzlichen Verlust sprechen kann. Aber dann kam anfang dieser Woche eine auch für uns kleine Hiobsbotschaft. Nachdem erst kürzlich der viel zitierte Autobekannte seine Werkstatt in Stuttgart geschlossen und verkauft hatte, ist nun auch der zweite verbliebene Draht nach Stuttgart gerissen, denn der Busunternehmer, bei dem wir so oft die schönen billigen Restplatz - Buchungen in Anspruch nahmen, hat pleite gemacht. Man könnte sagen, in einer Art Nacht und Nebel - Aktion wurde der Betrieb von gestern auf heute geschlossen. 12 fest angestellte Fahrerinnen und Fahrer sowie rund 30 Aushilfsfahrer verloren ohne jedes Vorzeichen ihre Jobs. Zahlreiche Kunden, die schon Reisen gebucht und bezahlt hatten, stehen nun mit dem dummen Gesicht da. Geld weg, aber eine Reise gibt's nicht mehr. Auch für einige Schulen im Stuttgarter Umkreis muss es etwas schmerzlich gewesen sein, weil von heute auf morgen etliche Schulbuslinien ohne jede Vorwarnung nicht mehr bedient wurden. Die Kinder haben sich die Beine in den Bauch gestanden, aber kein Bus kam. Da mussten die improvisieren und haben ab dem zweiten Ausfalltag dann andere Busunternehmen aus dem Umland einsetzen können. Nun kannte ich den Inhaber der Firma sowie seinen Sohn, der so was wie Juniorchef dort war, sogar persönlich. Trotz ihres Chefdaseins waren die sich nicht zu schade dafür, bei manchen Reisen sogar selbst den Bus zu fahren. Woran es gelegen hat, ich vermag es nicht zu sagen. Wahrscheinlich hatten die zu wenig die Wirtschaftlichkeit des Betriebes im Auge und sich mehr nur um die Fahrten gekümmert. Damit hätte ich niemals gerechnet, weil ich immer glaubte, dass die wirtschaftlich super da stehen. Aber weit gefehlt. Wie ich nun über Umwege erfuhr, waren die meisten der sehr neuen Busse noch gar nicht bezahlt, nur die wenigen alten Busse, die die noch zusätzlich hatten, befanden sich wirklich im Eigentum der Firma, die anderen überhaupt nicht. Die Banken der Herstellerfirmen hatten da wohl die Finger drauf und den Hahn abgedreht und diese modernen Busse abholen lassen. Eigentlich sehr schade, denn zu solchen Niedrigstpreisen wird man so schnell nicht wieder reisen können. Andererseits hätten wir im Moment ohnehin keine Zeit dazu und ehrlich gesagt auch kein Geld dazu, auch nicht bei niedrigen Preisen. Sie wissen, die oben erwähnte Autosache wird uns sicherlich bald noch Geld genug kosten und ist wichtiger.
Da wir durch den schadensgemäß erzwungenen Autoverzicht hier vor Ort etwas mehr Zeit haben, sind wir in der letzten Zeit wieder häufiger durch die alte Fabrik gelaufen. Dabei entdeckten wir in einer Schmuddelecke eine doch recht große Farbenvielfalt. Manche werden vielleicht sagen, dass es sich nicht lohnt, solche Motive zu fotografieren, aber ich bin da anderer Meinung. Das hat seinen ganz besonderen Reiz, für den man aber sicher ein bestimmtes Gespür und ein spezielles Empfinden haben muss. Mag man beim ersten Anblick vermuten, dass dort Dieselöl oder Heizöl für den Betrieb verladen wurde, so bemerkt man am ganzen Geruch, der diese Stelle heute noch umwabert, dass dem nicht so gewesen sein kann. Dort wurden wohl irgendwelche ätzenden Chemikalien oder so was in Tankfahrzeuge gepumpt oder vielleicht auch mit diesen angeliefert und ausgepumpt. Es stinkt stechend. Ein seltsamer Geruch, der einem in den Nasenhöhlen ein Gefühl vermittelt, als würde jemand mit einer Stricknadel hoch in die Innereien der Nase bis in den Schädel hinein stechen. Also im wahrsten Sinne ein stechender Geruch. Wobei man bemerken muss, dass die Fabrik bekanntlich schon seit rund 25 Jahren still liegt. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie das dort zur aktiven Zeit gestunken hat. Diese Stelle sehen Sie auf Bild Fabrik631. Fabrik 631: an einem alten Tanklager innerhalb des Werks. Ich weiss nicht, was dort früher genau in oder aus Tanklastern verladen wurde, aber an den Rohrenden stinkt es heute, nach über 25 Jahren Stillstand noch ätzend.
Der Rentner erzählte uns, dass diese Stelle früher ebenfalls so eine Art Sicherheitsbereich war, wo nicht jeder Arbeiter hin durfte. Nur die, die dort arbeiteten und halt die LKW - Fahrer mit den Tankwagen. Er meinte auch, dass die Leute, die täglich dort gearbeitet hätten, schon längst alle tot sind, obwohl viele davon deutlich jünger als er waren. Beim weiteren Gang durch die alten Anlagen stießen wir dann auf eine große, teils schon leicht rostende Maschine, ein Senkhammer oder eine Presse oder so was ähnliches. Das wäre sicher noch etwas für ein Museum, auf einem angerosteten Schildchen stand als Baujahr 1938. Das riesige schwere Gerät war fest im Betonboden verankert und ich schätze, dass es im Betrieb ein höllisches Getöse veranstaltet hat. Dieses Nostalgieteil sehen Sie auf dem Foto Fabrik 647.
Fabrik 647: ein riesiger Stanz- oder Senkhammer oder so was ähnliches. Die wahren Dimensionen kommen auf dem Foto nicht richtig zur Geltung, weil keine direkten Bezugsgrößen erkennbar sind. Das Ding ist etwa 3,5 m hoch und wird über einen breiten Riemen von einem großen, fetten Elektromotor angetrieben, der hinten noch ersichtlich drauf sitzt. Damit soll es an Fotos genug sein für heute. Immer wieder faszinierend sind die Begehungen der alten Fabrikanlagen und obwohl wir mittlerweile in den zurück liegenden Jahren insgesamt mindestens schon weit über 50 mal da durch gelaufen sind, entdecken wir immer noch neue Sachen oder Winkel, die wir bei den früheren Begehungen übersehen haben. Erst heute früh fiel mir so spontan ein, dass wir bei fast allen Gebäuden, die weiter südwestlich liegen, von denen etliche schon arg verfallen sind, bislang noch nie in den Kellerräumen waren. Hier vorne bei denen schon, obwohl ich mir sicher bin, dass wir auch dort noch etliche Stellen und viele versteckte Winkel übersehen haben, zumal dort teils mehrfache Unterkellerungen mit etlichen Tiefetagen im Dunkel verschwinden, aber hinten in der südwestlichen Ecke gibt es noch sehr viel zu entdecken. Sie mögen sich vielleicht erinnern, im letzten Jahr gab es eine Zeit, wo wir schon befürchteten, dass bald etliche Gebäude hier dem Abrißbagger zum Opfer fallen werden, weil öftes geschniegelte Herren mit Plänen auftauchten, wo es danach hieß, dass die etliches davon kaufen wollen und irgendwie teils abreißen und teils umbauen wollten u.s.w. Aber von den Figuren hat sich irgendwann keiner mehr blicken lassen. Vielleicht sind die, bzw. deren Pläne, genau so der Finanzkrise zum Opfer gefallen, wie schon einige Zeit vorher die verrückten Pläne, hier u.a. eine Art Freizeit-Zentrum mit Sportmöglichkeiten und Diskotheken und all solchem Scheißkram drin auf zu machen. Ein Mann aus dem Kernort, der hier bei schönem Wetter oft wandern kommt, hat neulich erzählt, dass er von einem Gemeinderatsmitglied gehört habe, dass es inzwischen Überlegungen geben soll, zumindest in einem Teil der alten Fabrik eine Art Industriemuseum einzurichten. Die Bedingungen dafür würden derzeit abgeklärt, denn wie man weiss, kostet solch ein Vorhaben viel Geld und gerade das ist inzwischen doch recht knapp geworden. Das heisst, wenn die dabei auf öffentliche Zuschüsse hoffen, hätte das vielleicht vor 4 Jahren noch gut geklappt, aber heute wird Vater Staat oder das Land da vermutlich nichts mehr beisteuern. Ohne solche finanziellen Hilfen ist so was sicherlich nicht zu stemmen, denn alleine die Instandhaltung der Gebäude dürfte pro Jahr zig tausende verschlingen, geschweige denn die anfängliche Renovierung mit entsprechenden Umbauarbeiten. Andereseits gibt es mehrere gute Gründe, um solch ein Projekt hier zu verwirklichen. Einmal gab es hier in der näheren Umgebung früher weit und breit keine andere Fabrikanlage in dieser bedeutsamen Größe und zum anderen gibt es hier vor allem die einmalige Gelegenheit davon zu profitieren, dass eben sehr vieles noch genau so erhalten ist, wie man es vor über 25 Jahren hat stehen und liegen lassen. Dabei sind die Anlagen selbst noch viel älter, denn etliche Teile davon sind sicherlich fast schon 100 Jahre alt. Die meisten Anlagen verkörpern den Stand von vor ungefähr 50 bis 60 Jahren. Was man anderswo erst noch mühsam wieder klein bei klein zusammentragen muss, ist hier in konzentrierter Form am Originalschauplatz noch erhalten. Eine durchaus einmalige Chance, die man eigentlich nutzen müsste. Dabei steht für mich ausser Zweifel, dass man niemals die Gesamtanlage erhalten wird, das kann keiner bezahlen, aber wenn man schon vielleicht hier vorne die schönen alten Hauptgebäude erhält und darin konzentriert eine Sammlung der verschiedensten Produktionsbereiche und -anlagen ausstellen würde, wäre das schon ein vorzeigbares Projekt. Wissen Sie, es klingt vielleicht zunächst etwas befremdlich und manche werden sagen, der Lappenkeuler spinnt, aber ich bin der Auffassung, dass in dieser alten Fabrik auch noch irgendwie ein Teil der Seele der früheren Arbeiter zurück geblieben ist. Mehrere 100 Leute haben hier mal gearbeitet, tagtäglich, auch wenn es schon über 25 Jahre her ist, dass die letzten davon hier aktiv waren, so haben damals viele dieser Leute einen Großteil ihres Lebens hier verbracht. Damit verkläre ich ja nichts, die werden sicherlich nich jeden Tag vor Freude geglänzt haben und sicherlich auch manchen Tag hier bei der Arbeit verflucht haben, aber trotzdem ist deren Geist in einer bestimmten Art noch da und das spürt man sofort, wenn man durch die leeren Hallen geht. Man stellt sich vor, wie das früher dort gelärmt und gestunken hat, wie es heiss oder kalt, windig oder stickig, nass oder staubtrocken war, wie sich die Arbeiter in der beachtlichen und inzwischen teils verfallenen Kantine in der Pause unterhalten haben, wie dort emsiges Treiben herrschte und mancher Chef oder Vorarbeiter die Leute antrieb. Die Leute selbst sind weg, die meisten davon inzwischen wahrscheinlich schon längst tot, ihre Arbeit ist weg, aber die Reste, die noch da sind, egal ob Gebäude oder Anlagen, die atmen noch die alte Aura und das zu bewahren wäre für sich genommen schon jede Anstrengung wert. Hinzu kommt, wo gibt es etwas vergleichbares hier in der Gegend schon? Nirgends. Gewiss, im rund 17 km entfernten Karlsruhe hat es schon immer ziemlich viel Industrie gegeben, ich meine, mal gehört zu haben, dass es dort auch irgendwo ein kleines Industriemuseum geben soll, aber trotzdem ist hier diese ganze Region nicht gerade für historisch gewachsene Industrie bekannt, wie z.B. das Ruhrgebiet oder einige andere Regionen Deutschlands. Kein Schwein bringt hier die Gegend mit Industrie in Verbindung. Land- und Fortswirtschaft ja, auch noch viele handwerkliche Betriebe, Kleinbetriebe, Tüftler, ein paar kleine Maschinenfabriken, Vertriebsfirmen, Speditionen und vor allem Geschäftsleute und einige Unternehmenssitze im verwaltungstechnischen Sinn, dafür ist die Gegend bekannt, noch etwas Bauindustrie, wie Zementwerke, die mittlerweile übrigens auch fast alle geschlossen wurden, aber richtig große Produktionsfirmen, wie hier die mal gewesen sein muss, eigentlich Fehlanzeige. Gut, in Karlsruhe gibt's durchaus einige Großbetriebe, aber eben mit solch historischen Bezügen und dann noch außerhalb, quasi auf dem Land, das ist schon nahezu einmalig.
Eine sehr große Diskussion und bei manchen fast schon Ratlosigkeit verursachte der Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler. Gut, man sieht als Außenstehender die wirklichen inneren Beweggründe ja nicht so, aber ich fand das sehr schade, weil ich der Ansicht war und auch nach wie vor noch bin, dass er dieses Amt sehr gut bekleidet hat. Die Ratlosigkeit setzte sich ja auch quer durch alle Bevölkerungsgruppen fort, das erging nicht nur uns so. Irgendwie mochte man sich mit den Erklärungen über diese Beweggründe nicht so richtig zufrieden geben, ständig hatte man den Eindruck, dass im Hintergrund noch ein anderer, viel gewichtigerer Grund schlummert. Auch ging das alles so rasend schnell über die Bühne, fast schon so, als würde man sagen: Och, da wählen wir mal so nebenbei noch schnell ne'n neuen Bundespräsidenten. Ich weiss nicht, manchmal drängt sich deswegen der Eindruck auf, als sei das alles schon von langer Hand vorbereitet gewesen. Tagelang hörte man nichts anderes, egal wohin man kam und diese Sache löste damit schnell die überschwänglichen Freudenausbrüche über den Sieg der jungen Frau Lena im Musikwettbewerb, diesem Europäischen Song - Contest ab, was bis zu diesem Zeitpunkt fast alle Gespräche in Geschäften u.s.w. beherrschte.
Wo wir gerade bei beherrschenden Themen sind, leider beherrscht nun wieder das blöde und nervige Thema Fußball allenthalben alles und da könnte ich platzen. Man kann diesem Schwachsinn einfach nicht entrinnen. In jeder Nachrichtensendung wird man mit diesem restlos uninteressanten Sportmüll malträtiert, laufend werden irgendwelche Berichterstattungen in fast allen Kanälen eingeschoben, geplante Sendungen verschoben oder gar ersatzlos gestrichen zugunsten dieses idiotischen Fußballschrotts. Ich bin froh, dass wir unseren alten Videorecorder doch noch haben. Den hatte ich in weiser Voraussicht schon einige Monate vor dem Fußballbeginn aus einem Abstellraum hervor gekramt. Wir hatten ihn bestimmt schon 2 Jahre gar nicht mehr benutzt und erleichtert stellte ich fest, dass er trotzdem noch funktioniert. So wurde in dieser „Vorfußballzeit" einiges an fußballlosen Sendungen aufgezeichnet, was man in der Fußballzeit dann als fußballfreie Konserve einlegen kann. Vorwiegend Krimis und ähnliches Zeug. Man muss natürlich nicht immer Fersehen gucken, tun wir ja sowieso nicht sehr viel, aber wenn man schon in den wenigen Sendungen, die man gucken will, auch noch ständig mit dem Fußballgehabe genervt wird, dann bekommt man die rotierende Eierkrätze. Ein besonders hohes Ärgernis sehe ich zudem darin, dass mit Sicherheit ein sehr großer Anteil der Fernsehgebühren nur für die gesammelten Sportbeiträge drauf geht. Würde man alle Kosten der Sportberichterstattung aus den Fernsehgebühren heraus rechnen, dann könnten die Gebühren mindestens 40 % geringer ausfallen, jedenfalls sagte das voriges Jahr in einer Fernsehdiskussion ein Fachmann zum Thema Gebührengestaltung. Es ist eine riesengroße Sauerei, dass so auch alle Nicht - Sportinteressierten unabwendbar gezwungen werden, diesen Schwachsinn mit zu finanzieren. Da wäre ich eindeutig dafür, separate Sportkanäle zu schaffen, die dann auch separate Gebühren kosten, die aber dann wahlweise von den Sportinteressierten sozusagen abonniert werden könnten. Dafür müsste man dann die normalen Fernsehgebühren um diesen Anteil reduzieren.
Der Rentner aus der Siedlung hat zum Thema Fußball wieder eine etwas andere Einstellung. Er sagt immer: Wie die spielen, ist mir völlig egal, Hauptsache ist, dass die Deutschen gewinnen. Diese Ansicht könnte ich darum ergänzen „... und auch das ist mir egal." Von mir aus hätte die deutsche Mannschaft auch gleich ganz zu Hause bleiben können und von mir aus könnte man Fußball gleich ganz abschaffen. Ich weiss, wenn das die typischen Fußball - Hollohs hören, würden die mich gleich mit Gewalt bedrohen und am liebsten einen Kopf kürzer machen, aber es muss mal gesagt werden. Die ständige Überpräsenz von Fußball in unserem Land müsste mal bekämpft werden. Schon in der Schule wird den Kindern dieser Mist aufdiktiert. Aber na ja, man könnte darüber ganze Bücher schreiben und eine Fortführung dieses blöden Themas würde hier zu weit führen.
Ein anderes Thema machte hier kürzlich die Runde. Es ging um die Frage: Wie verschafft man sich Respekt. Eine Frage, die heute in aller Regel von den meisten Jugendlichen nicht beantwortet werden kann, weil sie die Definition des Wortes Respekt überhaupt nicht begreifen. Viele Jugendliche beantworteten solch eine Frage z.B. mit einer Situation, wo jemand einen anderen verprügelt und sich dadurch bei dem Verprügelten angeblich Respekt verschafft. Was natürlich völliger Blödsinn ist und sogar eher das Gegenteil bewirkt. Die können einfach Angst und Respekt nicht auseinander halten. Aber Angst und Respekt ist nunmal was völlig unterschiedliches und das begreifen viele Leute heute nicht mehr. Respekt habe ich vor jemandem, wenn ich z.B. seine Leistung anerkenne, vielleicht ihn sogar bewundere, wobei letzteres nicht zwingend notwendig ist. Vor allem ist es doch wohl so, dass ich jemanden, vor dem ich Respekt habe, normalerweise nicht hasse. Angst ist etwas völlig anderes, so hat beispielsweise keiner unbedingt Lust dazu, sich von jemandem zusammen schlagen zu lassen und wenn er deshalb vor jemandem kuscht, dann ist es eben Angst und kein Respekt. Jemanden, vor dem man Angst hat, wird man in aller Regel auch hassen und vor dem wird man eigentlich niemals echten Respekt haben, eben weil man Angst vor ihm hat. Was diese Lümmel von heute ebenfalls nie begreifen, oder erst dann, wenn es zu spät ist, das ist, dass die Lebenserfahrung einen lehrt, dass der vermeintlich „Starke" selbst am meisten Angst vor den Schwachen haben muss, die er sonst unterjocht, weil genau die es sind, die ihn am ehesten in einer von Angst getriebenen Aktion kalt machen oder sonst wie schädigen. Um in dem geistigen Millieu zu bleiben, in dem sich viele Jugendliche da heute aufhalten, könnte man vereinfacht auch sagen, derjenige, der sich mangels eigener Kraft, mangels Sportlichkeit, mangels Gesundheit oder auch mangels eigenen Mutes nicht mit einem Gegenangriff bzw. mit Schlägen gegen den Kontrahenten wehren kann, der wird eben irgendwann zu Hilfsmitteln greifen, die ihn in diesem einen Moment zum weit Überlegenen machen, eben z.B. in dem er den Kontrahenten abknallt oder ihm sozusagen hinterrücks irgendwie mächtig schadet. Ich weiss, das führt jetzt etwas zu weit und es ist nicht meine Aufgabe, hier über die psychologischen Hintergründe von Angst und Respekt ein Fachreferat zu schreiben. Interessant fand ich in dem Zusammenhang eine Darlegung von Kayla, die erzählte, wie sich in ihrer früheren Heimat das Familienoberhaupt, hier würde man den einen Opa nennen, Respekt verschaffte, nämlich durch Schläge mit einem Bambusrohr auf den Haupttisch des Hauses. Er hat nie Leute damit geschlagen, nur damit auf den Tisch geschlagen und dann hat sich jeder seiner Meinung untergeordnet, nicht aus Angst, denn den alten Zausel hätte jeder leicht überwältigen können, nein, aus Respekt vor dem, was der Mann alles wusste und in seinem Leben schon an Problemen gelöst hatte.
Seit sicherlich einem Vierteljahr wunderten wir uns darüber, dass hier fast täglich rund 3 bis 5 Müllwagen, immer gegen 9 Uhr morgens, vorbei gefahren kamen und unten in Richtung der Mühlen rumpelten. Ungefähr eine Stunde später kamen die wieder zurück. Wir glaubten zu erst, dass jemand unten in den Mühlen eine riesige Entrümpelungsaktion gestartet hat und die diese Sachen dort abholen. Aber so was läuft ja nicht über ein Vierteljahr. Durch Zufall bekamen wir nun mit, dass die Müllleute gewaltigen Ärger bekommen haben. Die hatten das nämlich als schönes ruhiges Eckchen erkannt und machten dort täglich ihre Frühstückspause, wo sie nicht auffallen und sich dann auch eine gute Stunde Pause gönnen konnten, anstatt 20 Minuten, die sie wohl vom Arbeitgeber zugebilligt bekamen. Irgendwann fiel es deren Chef auf und der muss dann mit seinem Privat - PKW auch dorthin gefahren sein und denen ordentlich den Marsch geblasen haben. Jedenfalls seit ungefähr einer Woche kommen die nicht mehr und das fällt richtig auf.
Schon öfters hatte ich Ihnen von Beerdigungen berichtet und je älter man wird, um so öfter wird man in seinem Umfeld damit konfrontiert. Man könnte sagen, die Einschläge kommen näher. Beerdigungen sind ja eigentlich oft etwas komisches. Natürlich nicht für den Verblichenen, aber wenn man sich die Gesellschaft der Trauergäste einmal genauer ansieht. Der aktuelle Anlaß ist der Tod eines guten Bekannten aus meiner Stuttgarter Zeit. Karl hieß der, der Nachname spielt jetzt keine Rolle, wir nannten den immer nur Karl. Ich weiss nicht, ob ich über den hier in den zurück liegenden Jahren schon mal geschrieben hatte, ich glaube eher nicht. Nur kurz als grobe Info, damals in Stuttgart ging ich öfters an einem Kiosk 1 oder 2 Tassen Kaffee trinken, plauderte mit der Kioskbetreiberin, mit der ich mich sehr gut verstand, ich bekam von der häufig abgelaufene Zeitschriften geschenkt, die keiner gekauft hatte und die der Verlagsvertrieb nicht zurück holen wollte. Das war alles noch vor Kaylas Zeit. In dieser Runde traf man damals naturgemäß immer auf die gleichen Leute, so auch auf den jetzt Verstorbenen. Der wohnte von meiner damaligen Stuttgarter Adresse nur ein paar Minuten entfernt. Seine Angehörigen hatten meine neue Adresse irgendwie raus bekommen und so bekam ich neulich eine sehr aufwändig gestaltete Einladung zu dessen Beerdigung, die in Stuttgart statt fand. Insgesamt alles eine sehr verwunderliche Sache, dass die Angehörigen sich diesbezüglich so viel Mühe machen, nur um für die Beerdigungsfeier einen großen Kreis aus Bekannten zusammen zu trommeln, von denen ihnen selbst größtenteils kaum einer bekannt war. Schon diese Hochglanz - Einladung passte eigentlich überhaupt nicht zu diesem Karl, der immer ein sehr bescheidener Mensch war. Eine derartige Gestaltung mag man beim Heimgang eines bekannten Politikers oder Schauspielers erwarten, aber bei einem wie dem Karl sicher nicht. Er selbst hätte das auch niemals gewollt, weil er jede Form von Pomp wie die Pest hasste. Der edle Einladungsbrief entstand auf Veranlassung seiner Verwandtschaft. So bin ich dort hin. Wir waren mit dem alten Mercedes von dem Rentner dorthin gefahren, weil unser Wagen zu diesem Zeitpunkt schon wegen des oben beschriebenen Vorfalls außer Gefecht gesetzt war. Es war ein sehr heisser Freitag Anfang Juni. In dieser Woche der mit Abstand heisseste und schwülste Tag. Auf dem Friedhof war es brechend voll und ich hätte nie erwartet, dass zu dessen Beerdigung so viele Leute kommen. Vor allem, und da kommt das Kuriose, es waren unzählige Leute darunter, die ich teils auch noch flüchtig von früher kannte, die er zu seinen Lebzeiten partout nicht ausstehen konnte. Wissen Sie, wenn Karl im Vorfeld selbst noch hätte eine Liste derer erstellen können, die er keinesfalls auf seiner eigenen Beerdigung sehen will, dann hätte locker die Hälfte der anwesenden Leute darauf gestanden. Das war schon fast mysteriös. Man hatte wirklich den Eindruck, dass viele von denen nur gekommen waren, um sich von seinem Ableben zu überzeugen, und zu sehen, ob der tatsächlich unter die Erde kommt. Der Tote selbst hätte die bloße Teilnahme von einigen dieser Leute schon als tiefe Beleidigung und emfpindliche Störung der Totenruhe empfunden. Wenn der da noch mal wach geworden wäre, hätte er die eigenhändig vom Friedhof gejagt. Etliche von diesen Leuten waren damals schon äusserst hochnäsig und machten nie einen Hehl daraus, dass sie diesen Karl als Abschaum oder mildestenfalls als armes Würstchen betrachteten, welches ihnen in ihrer selbst erdachten Hierachchie haushoch unterlegen sei. Genau die gleiche Grundhaltung legten diese Figuren auch heute noch an den Tag. Viele von denen waren inzwischen selbst ergraut, woran man dann wieder sehr schön erkannte, wie die Zeit doch alles auffrisst. Aber zack, die Nasen hoch nach oben gehalten und ein wenig gerümpft. Als die mich sahen, erntete ich von nicht wenigen gleich herablassende Blicke. Ich war für die früher immer mindestens genau so ein minderwertiges Subjekt, wie dieser Karl. Solche Leute lieben es natürlich innig, wenn sie einen anschließend bei einer vermeintlich gut gemeinten Begrüßung runter machen können, so nach dem Motto: „Ah, lange nicht gesehen, hast du noch immer im Leben nichts erreicht? Ich bin seit paar Jahren Rentner und war vorher noch Filalleiter geworden", oder so in der Art. Den blöden Säcken habe ich es aber dann richtig gezeigt und einige von denen wären dann am liebsten laufen gegangen. Als diese typische vorgeschobene Mitleidstour kam, habe ich dann damit geantwortet, dass ich schon vor Jahren aus Stuttgart weggezogen sei, weil ich mir in der Nähe von Karlsruhe ein großes Haus und eine kleine Fabrik gekauft hätte, womit ich sozusagen auf die Werkstattgarage anspielte, die die ja nicht kennen und die wirklich mal ein Teil der Fabrik war. Dann erläuterte ich, dass ich kürzlich eine 27jährige Frau geheiratet hätte, wobei ich auf Kayla verwies, die mit gekommen war, obwohl wir in Wahrheit nach wie von nicht wirklich verheiratet sind. Da liefen einige von denen fast blau und weiss zugleich an, sagten nichts mehr, drehten sich ab und waren weg. Denn ich weiss genau wie die ticken, die meisten von denen haben es, trotz ihrer vielleicht guten Einkommen, im Leben nie geschafft ein eigenes Haus zu besitzen, wohnen heute noch zur Miete und ärgern sich zuhause lustlos mit ihrer alten Schachtel herum. Während ich ewiger Verlierer nun ein großes Haus nebst Umland und eine bildhübsche knackige junge Frau habe, mit der das Wort Lust noch eine echte Bedeutung hat. Auf diese Weise ist man solche Leute aber am schnellsten los. Die ertragen es nämlich überhaupt nicht, wenn sie selbst hinterfragen müssen, ob die Leute, die sie sonst immer verhöhnt haben, nicht mittlerweile mehr geschafft haben, als sie selbst. Doch zurück zu der Beerdigung. Die hatten einen Pfarrer, der eine endlose Totenrede in der Friedhofskapelle am aufgebarten Sarg hielt, die aber ungeheuer akribisch vorbereitet gewesen sein musste. Die kleine Kapelle quoll aber so von Menschen über, dass wir mit mindestens 70 weiteren Leuten draußen vor der offenen Eingangstür standen. Haarklein erzählte er praktisch den ganzen Lebenslauf des Toten, eingebettet in Fragmente der biblischen Geschichte, wo er dann häufig Parallelen zu Ereignissen aus der Bibel und den Ereignissen im Leben von Karl zog. Das war einerseits sehr gekonnt gemacht, aber bedingt durch die Fülle zog sich das sicher über eine halbe Stunde hin und stehen Sie mal bei 31 Grad eine halbe Stunde aufmerksam in der Sonne. Das geht nicht. Wir hatten uns schon einige nah gelegene Bäume auf dem Friedhof ausgeguckt, wohin wir seitlich immer mehr in deren Schatten spendende Zonen abdrifteten, je länger der Pfarrer redete. Was ich sehr eigenartig fand war, dass der Pfarrer überhaupt keine Gesichtsmimik hatte. Der konnte traurige oder sehr lustige Dinge stets mit dem absolut gleichen, steifen Gesichtsausdruck erzählen. Man sah zwar, dass sich seine Lippen entsprechend bewegten, aber damit war auch jede Form der Mimik ausgeschöpft, wie eine starre, steinerne Maske, die reden kann. Wenn man sich das längere Zeit ansieht und anhört, dann wirkt das fast schon bedrohlich, in jedem Fall aber irgendwie unwirklich. Kayla meinte schon, das ist ein Pfarr - Roboter, der zugegeben, gut gefüttert und programmiert ist. Sie kennen die Abläufe bei solchen Beerdigungen sicherlich, nach dieser Totensegnungs - Messe in der Friedhofskapelle wird der Sarg dann mit einem Wägelchen, an dem seitlich mehr symbolisch noch die Sargträger gehen, zum ausgehobenen Grab gefahren, wo die Sargträger dann den Sarg auf die Ablaßwinde heben, wonach der dann sanft etwas nach unten gleitet. Natürlich noch nicht ganz tief, weil dann ja auch noch Gebete, Worte, weitere Ansprachen und die Trauerbezeitigungen der einzelnen Anwesenden nacheinander mittels Aufwerfen von Blumen, Erde, Zweigen oder wie in dem Fall hier von zahllosen Rosenblättern folgen. Einer der Trauergäste meinte hämisch, das habe noch gefehlt, dass der ausgerechnet jetzt gestorben sei, wo ohnehin auf diesem Friedhof wegen der heissen Wetterlage und der damit verbundenen vielen Toten durch Kreislaufzusammenbrüche jetzt schon täglich über 20 Beerdigungen statt fänden. Nach dem Ablauf dieser eigentlichen Beerdigung wollten wir schleunigst entweichen und nach Hause fahren, aber eine elegant gekleidete Dame aus dem Kreise der Verwandten gesellte sich zu uns und bat darum, dass wir am so genannten Leichenschmaus teilhaben würden. Dafür überreichte sie uns ein Kärtchen, auf dem die Adresse eines Lokals stand, welches sich ungefähr 2 km von dem Friedhof entfernt befindet. Dabei wunderte mich am meisten, dass die uns erkannt hat. Ich wüsste nicht, dass ich diese Dame jemals im Leben zuvor gesehen hätte. Wie sich später heraus stellte, war das eine Tochter des Verstorbenen und man hätte dem so eine elegante, damenhafte Tochter nie im Leben zugetraut. Ich möchte fast sagen, dass diese Tochter vom Karl eine Ausstrahlung hatte, wie man sie eher einer adeligen Dame oder vielleicht noch einer Frau aus einer Großindustriellenfamilie zuordnen würde. Edel gekleidet und dann die ganzen feinen Manieren, aber dann auf eine Art fein, die gleich verkörpert, dass die so tagtäglich lebt, weil es nicht künstlich aufgesetzt wirkte. Wissen Sie, wenn sich Leute ausnahmsweise „fein" benehmen, nur um sich wichtig zu machen, dann fällt das meistens auf, es wirkt aufgesetzt, aber bei ihr wirkte es so, als sei es ihr natürlichster Alltag. Nun klingt Tochter immer irgendwie klein, um da gleich Mißverständnissen vorzubeugen, diese damenhafte Tochter des Karl war schätzungsweise um die 40 Jahre alt, also sogar deutlich älter, als Kayla. Ich wusste zuvor gar nicht, dass der Karl Kinder hatte. Nach einer kurzen Beratung mit Kayla entschlossen wir uns, an diesem Abschiedsmenü für den Karl teilzunehmen. Ich denke, es wäre auch in seinem Sinne gewesen, dass wir dabei waren. So fuhren wir zur angegebenen Adresse, wobei ich mich zuerst noch 2 mal verfahren hatte. Es waren zwar nur 2 km vom Friedhof entfernt, aber in dieser Ecke gibt es mehrere Restaurants, wovon sich zu allem Überfluß noch 2 im Namen ähneln. Wir haben es dann aber gefunden. Der Parkplatz wurde schon knapp, aber wir hatten das Glück, dass kurz vorher gerade ein Bierlaster Nachschub gebracht hatte und in dem Moment wieder abfuhr, als wir eintrafen. Dadurch wurden auf einen Schlag 3 PKW - Parkplätze frei, wovon wir gleich einen in Beschlag nehmen konnten. Ich meine, es ist nicht meine eigentliche Aufgabe, über Gaststätten zu lästern, aber es war eine dieser heute üblichen Buden, mit der restlos schäbigen Inneneinrichtung, die sehr viele Wirte offensichtlich aus mir völlig unerklärlichen Gründen für schön halten, wo man ein eigentlich relativ modernes Gebäude nachträglich innen mit Altputz - Imitat und eingemauerten, aber völlig zwecklosen Rundbögen und Halbnischen auf alt getrimmt hat. Das soll dann angeblich Gemütlichkeit zaubern, ich hasse solche Gestaltungsarten. Vor 30 Jahren war man froh, solche alten, häßlichen Kaschemmen abzureißen und durch vernünftige Neubauten zu ersetzen und seit 20 Jahren geht man wieder hin, und verbaut mit solchen gestalterischen Entgleisungen absichtlich wieder die Räumlichkeiten. Na ja, egal, für die höchstens 2 Stunden brauchte es uns nicht wirklich aufregen. In der Bruchbude war es rammelvoll, soviele Leute waren zu dem Leichenschmaus geladen. Ich möchte darauf wetten, dass der Karl über 80 % dieser Leute überhaupt nicht kannte, die nun seinen Pelz verspeisen wollten, wie man hier so sagt. Ich weiss nicht, welche Idee die Verwandtschaft von dem Karl da geritten hat und wie die überhaupt diese Leute alle ausgewählt haben. Und nein, man glaubt es nicht, der Pfarrer war auch da, was ich keineswegs bemängele, jedenfalls eigentlich nicht, aber der hatte dann vielleicht 10 Minuten nach dem der Saal sich gefüllt hatte, nichts besseres zu tun, als eine Papierrolle vorzukramen, worauf er sich den ganzen Text geschrieben hatte, den er höchstens 45 Minuten zuvor in der Friedhofskapelle vorgetragen hatte und diesen Text dann in voller Länge noch mal vorzutragen. Dabei ging er jetzt sogar noch mehr auf bestimmte Lebensabschnitte des Karl ein. Da fand ich, dass er da besser nur diese Lebensabschnitte vorgetragen hätte, anstatt das andere auch noch mal alles. Zu essen gab es belegte Brötchen satt. Nichts anderes, nur Brötchen, aber davon in Mengen, wie ich sie schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen habe. Alle Tische waren bis auf den letzten Platz besetzt, ich würde schätzen, dass in dem vereckten Saal mindestens 120 bis 150 Leute saßen und auf jedem Tisch standen etwa 5 überdimensionierte Tabletts mit jeweils mindestens 50 belegten Brötchen, die permanent vom Personal der Gaststätte mit Nachschub an neuen Brötchen aufgefüllt wurden, sobald sich die Anzahl an Brötchen auf jedem Tablett etwa der Hälfte näherte. An Getränken gab es Kaffee ohne Grenzen, soviel man wollte, ebenso Sprudel, Limo oder Cola, was man aber gesondert beim Kellner bestellen musste. Alkoholische Getränke wurden auf Geheiss der Familie absichtlich nicht ausgeschenkt, womit wir natürlich keine Probleme hatten, da wir es beide nicht so sehr mit Alkoholischem haben. Ein älterer Mann, der in unserer Nähe saß und den wir nur den Bleistift nannten, weil der war so extrem dünn, dass man glaubte, einen Bleistift mit Beinen dran vor sich zu haben, meckerte immer, weil er unbedingt nun ein Bier brauche, als Trost auf den Heimgang des lieben Karl. Schließlich ging er nach vorne, wo sich die normale, kleinere Gaststube befand, setzte sich dort an den Tresen und ließ sich auf eigene Rechnung ein dickes Bier zapfen. Bei der Riesen - Brötchen - Mampferei fielen einige Zeitgenossen gleich auf, weil sie stets bemüht waren, in der zur Verfügung stehenden Zeit so viele Brötchen wie nur irgendwie möglich zu fressen. Bei denen musste man wirklich von fressen sprechen. Ich meine, wir sagen auch nicht nein, wenn man etwas kostenlos geboten bekommt, aber doch alles in Maßen. Wir haben während der ganzen Veranstaltung vielleicht jeder 4 Brötchen gegessen, damit war aber auch das Äusserste erreicht. Diese teils skurrilen Gestalten aßen extrem schnell, stopften mit gerade mal 2 Bissen ein komplettes belegtes Brötchen weg, 3 mal kauen, ein halbes Glas Cola hinterher, zack - das nächste Brötchen und so fraßen die sich pausenlos durch den Berg von Brötchen. Einer von denen, Typ Kleiderschrank, groß, sehr breit, dick, mit dickem rundlichen Kopf mit fast zugewachsenen Augen und mit kurzer Igelhaarfrisur, der erinnerte im Aussehen an so einen dicken Schauspieler aus den frühen Edgar - Wallace - Filmen, die um 1960 herum gedreht wurden, der immer so einen halbsanften und dümmlichen Teilganoven spielte, der meist als Handlanger seines Herren die Frauen entführte oder irgendwelche Leute umbrachte, die seinem Herrn im Weg waren, na also dieser Typ fraß nur Mettbrötchen in der oben geschilderten Art. Die Mettbrötchen von denen waren mit einer extra dicken Schicht Zwiebeln lückenlos zugarniert, man könnte auch sagen flächendeckend damit zu geteert. Ich möchte darum wetten, dass dieser Mettbrötchenbagger es schaffte, in einer Viertelstunde mindestens 10 Mettbrötchen in sich rein zu stopfen. Ich hätte schon nach 2 solcher Mettbrötchen das kalte Kotzen gekriegt. Als alle so fraßen, stand eine mir unbekannte Frau auf, möglicherweise eine weitere Tochter des Verstorbenen, die aber etwas älter war, als die eingangs erwähnte, entblätterte einige Papiere und trug ihrerseits eine sehr langatmige und super langweilige Rede vor. Zunächst begann sie ausführlich über den Karl zu sprechen, dann entglitt ihr die Rede immer mehr und am Schluß drehte sie sich mit ihren Worten immer im Kreis, wurde nicht müde zu betonen, dass die Leute kräftig essen und trinken sollten und nicht zu sehr in Trauer über Karls Tod verfallen sollten und sich in ihrem weiteren Leben möglichst viel Freude zu machen, das wäre dann genau im Sinne Karls gewesen. Diese Redewendungen sagte sie wie ein Endlosband mindestens 15 mal, geriet dann ins Stocken und begann ähnlich wieder von vorne mit diesen Hinweisen. Irgendwann befiel mich ein großer Harndrang und ich suchte die Toiletten auf, die sich im Keller des Restaurants befanden. Dort passierte mir dann gleich peinliches, es lag aber nicht an mir. Nach dem Wasserlassen wusch ich mir die Hände und zum trocknen diente so ein Warmluftautomat. Um den einzuschalten, musste man oben eine großflächige Taste antippen, was ich wegen der nassen Finger mit dem Ellbogen machte. Daraufhin fiel die obere Gehäusehälfte von dem Automat auseinander und klappte nach unten, aber der Automat lief, jetzt im offenen Zustand. Das wäre sicher gefährlich gewesen, wenn da jemand rein gefasst hätte. Zum Glück war ich zu dem Zeitpunkt alleine in dem Kloraum. Ich versuchte dann den Deckel wieder hoch zu klappen, weil ich glaubte, das Gehäuse rastet dann wieder ein. Aber das hätte ich besser gelassen, denn der Versuch führte dazu, dass der komplette Automat abstürzte und zu Boden fiel, wobei es noch heftig blitzte und auch einige Lampen im Klo - Vorraum ausgingen, weil wohl eine Sicherung das nicht überlebt hatte. Die Dübel waren mit aus der Wand gerissen, weil sie wohl unfachmännisch eingesetzt waren. Ich hab es dann vorgezogen, schnell das Weite zu suchen und wieder nach oben in den Gastsaal zu huschen. Nach ungefähr einer weiteren halben Stunde zogen wir es vor, wieder nach Hause zu fahren, nachdem auch bereits die ersten anderen Gäste gingen. Als wir gerade aufstehen wollten, kam eine etwas schrullige, sehr kleine, dickliche Frau mit kugelrundem Kopf daher und steuerte breitflächig grinsend auf mich zu. „Ahhhhh, der Lappi, das ist doch Lappenkeulers Eggi..." und ähnliche Ausrufe tätigte sie. Kayla brach gleich derart in Gelächter aus, dass ihr der Rotz vom Heuschnupfen aus der Nase schoß, weil das irgendwie absurd aussah, wie die Alte da angedackelt kam. Ich wusste gar nicht, wer das war. Und dann fast vorwurfsvoll das übliche: " Ja, weißt du denn nicht mehr, wer ich bin?!" Ich wusste die wirklich nicht einzuordnen. Die ehemalige Kioskbesitzerin konnte es nicht sein, die war deutlich größer, hatte ein netteres Gesicht und die hätte ich mit Sicherheit erkannt. Dann stach sie mir grinsend mehrmals mit dem Zeigerfinger in die Rippen, wobei sie fast schon tänzelnd fragte: „Na, dämmerts?" Kayla meinte dann zu mir: „Na gibs ruhig zu, vor mir braucht ihr keine Geheimnisse zu haben! Ist es deine alte Freundin von vor 50 Jahren?" Schlagartig bremste das die Aktivitäten der rippenstechenden Frau aus. Mit leicht entzürntem Blick schaute sie Kayla an und fragte: „Wer ist das denn, etwa deine Tochter? Hattest du etwas mit einer Koreanerin und sie ist das Resultat davon?" Ich weiss nicht, weshalb die auf Koreanerin tippte, aber weil die Frau mich schon ziemlich nervte, meinte ich schlicht und trocken als Antwort: „Nicht ganz, ich hatte nichts mit einer Koreanerin, ich habe was mit einer Thai und das ist sie, das ist nämlich meine Frau!" Daraufhin erstarrte die Frau und meinte kleinlaut „Hähä, ja dann, ja so was. Und an mich erinnerst du dich wohl wirklich nicht mehr?" Dann musterte sie mit stechenden und zugleich fragenden Blicken mehrmals Kayla von oben bis unten und meinte dann zu mir: „Du willst mich wohl mal wieder auf den Arm nehmen, wie früher schon so oft. Die ist doch höchstens 15 Jahre alt und nimmers deine Frau!" Kalya fand das geradezu lustig und um dem Entsetzen der Frau die Krone aufzusetzen, meinte sie mit lispelnder Stimme: „Oh seh ich schon so erwachsen aus? Toll. In Wirklichkeit bin ich nämlich erst 11!" Daraufhin blieb der Frau bald die Luft im Halse stecken und sie meinte nur so was wie, welche Abgründe das wohl wären und dass ich da ja wohl irgendwie in die Fänge der Porno - Mafia geraten sei, aber angeblich sei ich früher ja immer schon leicht zu verführen gewesen, besonders von zierlichen Frauen. Schließlich wollte ich aber nicht, dass sie solch einen Quatsch nachher rumtratscht, manche Leute sind damit ja schnell, weil sie glauben, sich mit der Verbreitung solcher vermeintlichen Sensationen wichtig machen zu können. Ich klärte sie darüber auf, dass Kayla zwar wirklich meine Frau sei, sie aber tatsächlich 27 Jahre alt sei. Es ging die ja nichts an, dass wir nicht verheiratet sind. Darauf meinte Kayla, wieder normal sprechend: „Och schade, da ist unser letztes Geheimnis jetzt auch noch geplatzt." Sichtlich beruhigt erschlaffte die ganze, vorher angespannte Muskulatur der Frau mit einem Schlag und sie gab sich einen Ruck, und meinte: „Ich bin die Liesel Kleinschmitt!" Sagt dir wenigstens das etwas? Wobei sie dann schon einen enttäuscht - gelangweilten Blick schweifen ließ. Ich überlegte, ja der Name sagte mir was. Ein kurzes Grübeln brachte tatsächlich eine Liesel Kleinschmitt in meiner Vergangenheit zu tage, aber das soll die sein? Also ehrlich, ich hätte es nicht geglaubt, selbst dann nicht, wenn man es dran geschrieben hätte. Die hatte mit der Liesel Kleinschmitt, die ich mal kannte, wohlgemerkt ungefähr 1975, außer dem Namen eigentlich nichts mehr gemeinsam. Die Kleinschmitt, die ich in Erinnerung hatte, war gertenschlank mit einem sanften Gesicht, ich sag das mal so, weil mir keine andere Beschreibung einfällt. Hier die Kleinschmitt war ziemlich dick, gut das Alter bringt oft so ein paar Pfunde mit sich, sie hatte ein fast kugelrundes Mondgesicht, welches mit dem Gesicht aus meiner Erinnerung so rein überhaupt nichts gemeinsam hatte, noch nicht mal im Ansatz. Na ja, früher Mitte der Siebziger hatte ich mit der Kleinschmitt viel Spaß, das kann man durchaus so sagen, weil man es nicht wesentlich anders sagen könnte. Es war aber nie eine Beziehung und das wollte auch damals keiner von uns. Das lief so völlig nebenher, neben jedem Alltag, fast wie ein zweites Leben, in welches man ab und zu mal für ein paar Stündchen schlüpfte. Ja, lang ists her und die war damals vielleicht in dem Alter, wie heute die Kayla, eher noch etwas jünger, ich schätze so um die 22 muss die damals gewesen sein. Jetzt kann man sich ausrechnen, wie alt die (und ich leider noch mehr) heute sein muss, also etwa 57 Jahre muss die heute auf dem Buckel haben. Aussehen tat sie heute eher wie 65 bis 70, das habe ich ihr natürlich nicht gesagt. Die alten Zeiten, längst sind sie vorbei. Wenn man auf diese Weise an so was zwangserinnert wird, da denkt man sich doch, was für ein Glück, dass ich die Liesel damals nicht geheiratet habe. Was für ein Glück für heute, denn sonst hätte ich heute vielleicht anstelle der Kayla diese rollfähige Fetttonne. Aber wer weiss. Da war dann ja auch noch geringfügig später meine erste Frau dazwischen, die vom Wesen her eigentlich nie zu mir passte, wo ich mich heute noch wundere, wie es überhaupt jemals zu dieser Ehe gekommen ist. Vom Wesen her hätte da diese Liesel deutlich besser zu mir gepaßt. Manchmal glaube ich, dass man mich damals wochenlang unter Drogen gesetzt haben muss, damit es überhaupt zu der Heirat mit meiner ersten Frau gekommen ist, ich muss da in einer Phase der geistigen Beneblung erstarrt gewesen sein, denn ein normal denkender Lappenkeuler hätte diese konsumsüchtige Zimtzicke nie im Leben geheiratet. Aber jetzt fange ich wieder von der an und das möchte ich eigentlich nicht. Aber Sie sehen, solche Treffen auf Beerdigungen bringen diesen alten Bodensatz, der längst vergessen schien, wieder nach oben. Nicht immer zur Freude aller Beteiligten, oft aber zur Bestätigung von alten Vorurteilen, die man nie ganz los wurde. Nach dem wir die Liesel wieder los geworden waren, denn nach der Erkenntnis, dass Kayla tatsächlich zu mir gehört, zog die Liesel schnell ab, hasteten wir eilig zum Auto, um bloß schnell von dort weg zu kommen. Wer weiss, welchen Blödköpfen aus der Vergangenheit man dort sonst noch alles über den Weg gelaufen wäre. Wir sind dann schleunigst nach Hause gefahren. Trotz allem, man kommt sich in solchen Situationen ja manchmal etwas vorgeführt vor und im ersten Moment ist es einem richtig peinlich, aber so im Nachhinein überdacht, hat es auch seinen Reiz, die früheren Weggefährten und -innen nach solch langer zeitlichen Distanz noch mal zu sehen. Zu sehen, wie die sich bis heute entwickelt haben, wie es denen heute geht. Von der damaligen Kaffeetrinker - Kioskrunde waren leider nicht viele dabei, weil die meisten davon schon längst vor dem Karl gestorben sind.
Vor längerer Zeit, es mag vielleicht vor 2 Jahren gewesen sein, schrieb ich Ihnen mal, dass wir Kontakt zu einer Gruppe von Industrie- und Nostalgiefotografen pflegen, die durch halb Europa reisen, nur um alte, stillliegende Fabriken und ähnliche Gebäude von außen und innen zu fotografieren. Wir hatten uns denen damals mal angeschlossen und gemeinsam mit denen im Nordschwarzwald eine Hotelruine besucht, die nie ganz fertig gebaut wurde. Ausgerechnet jetzt, wo wir kein eigenes Auto zur Verfügung haben, machen die eine Reise zu einem überaus interessanten Objekt. Eigentlich sind es 2 Objekte, die beide in der Schweiz nahe beieinander liegen. Was die da aufgetan haben, das glaubt man zuerst gar nicht, weil es fast wie ein Märchen klingt. Aber in einem fast geheimen Tal haben die eine Rüstungsfabrik aufgetan, die vor etlichen Jahren geschlossen wurde und nun von denen „besichtigt" wird sowie in der gleichen Gegend in einem ebenso geheimen Seitental eine geschlossene Militär - Flugzeugbasis. Bei letzterem möchte man sagen, wieso, die Schweiz ist doch neutral, hatten die überhaupt jemals Militärflugzeuge. Ja sie hatten oder haben wahrscheinlich auch heute noch, aber nicht mehr an diesem Standort. Es hieß, dass von beiden Objekten der Erhaltungszustand überdurchschnittlich gut sein soll, auch weil es durch die extrem abgelegene Lage kaum Vandalismus gibt und auch weil man wohl dem Verfall durch ein Mindestmaß an gelegentlichen Reparaturen vorbeugt. Aber ohne Auto ist man dort völlig aufgeschmissen. Es heisst, dass beide Objekte nur über lang gezogene, abgelegene aber gut ausgebaute Straßen erreichbar sind, die aber in keiner offiziellen Straßenkarte enthalten sind. Um solch eine Sache mitzumachen kann man auch nicht gut den Mercedes von dem Rentner leihen, dafür wäre diese Fahrt zu umfangreich. Schade, sehr schade, daran hätten wir sehr gerne teilgenommen.
Bei dem Thema können wir aber bleiben. Am Dienstag voriger Woche hielt hier vorne am alten Haupteingang der Fabrik ein größerer Peugeot - Kombi mit französischem Nummernschild. Eine hübsche Frau, geschätzt um die 35 Jahre alt, behangen mit sicherlich 4 oder 5 Fotokameras stieg aus und ging bis zu dem verschlossenen alten Fabriktor. Sie ging dann zurück an ihren Kombi, öffnete die Heckklappe, zog dort eine zusammenklappbare Alu - Standleiter raus, baute diese vor dem Werkstor auf und kletterte gemütlich darüber auf das Werksgelände, so als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Auf der anderen Seite angekommen, zog sie die Standleiter komplett rüber, damit ihr die keiner weg nehmen konnte. Wenn man sah, wie offen und ohne jede Scheu sie das machte, dann sagte man sich zwangsläufig, die hat eine Genehmigung dafür, denn so dreist ist keiner, das so offenkundig zu machen, wenn er es nicht darf. Wie Sie wissen, haben wir ja in der Mauer eine „Geheimtür" rüber zum Gelände und meine Neugierde war geweckt. Ich bin mal sacht und leise da aufs Gelände gegangen, um zu sehen, was die dort macht. Zuerst fand ich sie gar nicht mehr, nach 10 Minuten dann aber doch und sie machte im Prinzip nichts anderes, wie wir auch, sie fotografierte ausgiebig zahllose Motive der alten Fabrik. Da ich ja davon ausging, dass sie von den Eigentümern eine Genehmigung dafür hat, zog ich es vor, mich unerkannt wieder durch unsere Geheimtür zu verdünnisieren. Im doppelten Sinn sprechen wir auch manchmal von unserer Geh - heim - Tür, weil wir darüber wieder heim gehen können. Aber das nur am Rande. Vom Haus aus achtete ich aber darauf, wann sie wieder zurück zu ihrem Wagen kehrt, um dann, natürlich rein zufällig, dort vorbei zu gehen. Nach über 2 Stunden kam sie dann endlich. Und „rein zufällig" ging ich da gerade draußen vorbei zum Haus. Ich bemerkte, dass sie im ersten Moment leicht erschrak. Ich grüßte sie freundlich, sie grüßte zurück, worauf ich fragte, ob sie Fotos von der „Historischen Fabrik" mache, so nannte ich die Fabrik mal, um gleich eine für die Sache wohlgesonnene Stimmung zu verbreiten. Die nach meinem Geschmack bildhübsche Frau sprach sehr gut deutsch und wir kamen ein wenig ins Gespräch. Industriegeschichte ist ihre große Leidenschaft, als Hobby versteht sich, und sie stellt in mühevoller Kleinarbeit in Frankreich Bildbände über dieses Thema zusammen. Sie erzählte, dass sie in ihrer Kindheit direkt neben der damals größten Filzfabrik Frankreichs, einer Firma mit dem sonnigen Namen Sommer, gewohnt hätte, die erst vor 7 Jahren geschlossen worden wäre und auch heute noch steht. Dadurch wäre ihr Interesse für die Industriekultur geweckt worden. Sie stammte aus der Stadt Charleville, das liegt in Nordfrankreich, gleich kurz vor der Grenze zu Belgien und sie betreibt dort eine Handmanufaktur für Hüte mit angeschlossenem Geschäft. Sie produziert in erster Linie Filzhüte. Worin sich auch wieder die Verkettung zu ihren Wurzeln neben der alten Fabrik zeigt. Nun mag man sich bei Filzhüten irgendwelche grauen Deckel vorstellen, Arbeitshüte oder so was, aber das ist es gar nicht, was sie macht. Sie produziert ganz tolle, wirklich richtig schöne Damenhüte, also vorwiegend Damenhüte, richtig schön farbenfroh bunt oder auch gediegen, aber wirklich künstlerisch toll. Sie hatte einen Katalog mit einer Auswahl ihrer Hüte im Auto, den sie mir zeigte. Ich meine, ich habe mich eigentlich nie für Hüte wirklich interessiert, aber diese Hüte haben mir auf Anhieb sehr gut gefallen und sie verstand es, selbst einen blanken Laien für dieses Thema zu begeistern. Die Frau konnte was und war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Hutmacherei von Hand und vor allem auch der Gestaltung von Hüten. Die hat nämlich alle Hüte, die sie macht auch selbst entworfen. Bei allem Können und allen Fähigkeiten war die aber natürlich und kein bisschen eingebildet, ein sehr netter Mensch. Überhaupt die ganze Frau eine ungewöhnliche und überaus angenehme Erscheinung, sehr faszinierend. Keine Angst, Kayla muss sich keine Sorgen machen, aber man sieht ja was man sieht, wenn man so will. Es stellte sich erst jetzt heraus, dass sie keineswegs eine Genehmigung hatte. Sie meinte, wenn man die für jede Anlage einholen wollte, die man fotografieren will, dann würde man 95 % der Zeit mit Anfragen und Ablehnungen verbringen und man käme erst gar nicht mehr zum fotografieren. Für diesen Bürokratismus sei die Zeit zu schade, die man damit sinnlos vertut. Dann haben wir uns sicherlich noch über eine halbe Stunde über diverse Fotomotive in der Fabrik unterhalten, die sie aber an dem Tag nicht mehr knipsen konnte, weil sie noch weiter nach Karlsruhe reisen wollte. Sie will in 2 Monaten noch mal vorbei schauen. Ich kann nicht anders, als zu sagen, diese Frau war der Lichtblick des Tages, wenn nicht sogar dieser Woche. Solchen tollen Menschen begegnet man nur selten.
Einen etwas seltsamen Fund habe ich diese Tage gemacht. Mangels Auto fahren wir, sofern es trockenes Wetter ist, jetzt sehr häufig mit dem Rad spazieren. Dabei radelten wir vor einigen Tagen in den Norden von Bretten, also mehr in die nördlichen Neben- und Vororte, wie Neibsheim, Diedelsheim u.s.w.. Da muss man schon eine Weile strampeln von hier aus gerechnet. Auf einer kleinen Landstraße zur Mittagszeit brannte uns die Sonne heftig auf die Rübe, so dass es trotz Kappe schon unangenhem wurde. Erfreulicherweise kam ein Schatten spendender Baum mit Sitzbank daneben in Sicht, der gleich für einen willkommenen Halt genutzt wurde. Als wir so da saßen und ein Glas Mineralwasser tranken, welches wir in einer Kühlbox auf dem Fahrradständer mitgenommen hatten und entspannt über dies und das plauderten, fiel mir auf, dass hinter dem Baum in einem Gebüsch ein großer, lädierter Holzkasten lag. Der sah aus, als wäre er vor sehr langer Zeit mal jemandem vom Lastwagen gefallen. Es waren an den Ecken solche abgesplitterten Stellen und alte Schleifspuren im grauen Lack des Holzes. Um den Kasten wucherte schon Unkraut, also musste der schon länger dort liegen. Ich schätze mal sogar mehrere Jahre, weil er unten schon mindestens 5 cm in den Erdboden eingesunken war und das Holz im unteren Bereich grün moosig wurde. Nun versuchte ich den Kasten zu öffen, was mit etwas Gewaltanwendung auch gelang. Innen drin fanden sich 13 dicke Bücher, die sich als „Das große Deutsche Lexikon von A bis Z in Farbe" aufgeteilt in 13 Buchstabengruppen entpuppten. Die sahen aus, als seien die ehemals im Neuzustand so verloren worden. Kann man schlecht erklären, sie waren nicht neu, weil im Einband stand als Produktionsjahr 1981 und Periscope - Verlage Hamburg und Lausanne, aber sie schienen ungebraucht zu sein. Oder andersherum erklärt, die wurden vor vielen Jahren wohl im Neuzustand hier verloren, bevor sie überhaupt jemals zu einem Käufer oder Leser gelangten. Komisch. In all den Jahren hätten eigentlich schon andere darauf aufmerksam werden müssen, aber dem war wohl nicht so. Was tun? Mit Auto wäre es ja keine Frage gewesen, ab in den Kofferraum damit, aber 13 dicke Wälzer auf einem Fahrrad unterzubringen ist nicht ganz einfach. Zum einfach liegen lassen waren sie zu schade. Lange hätte das sowieso nicht gut gegangen, weil das Holz der Kiste im unteren Bereich schon sehr morsch wurde und dann wäre bald bei Regen Wasser eingedrungen und hätte die 13 Bände zerstört. Mit der Kiste hinten aufs Rad, das wäre erst recht nicht gegangen, dafür war sie zu unhandlich. Kayla kam dann auf die Idee, dass wir so viele Bücher wie möglich mit in die Kühlbox packen, das traf auf 6 Bücher zu. 2 weitere Bände wurden mit 2 Spannseilen von außen ganz fest auf die Kühlbox gebunden. Damit waren schon mal 8 Bücher bei mir am Rad untergebracht. Die verbleibenden 5 Bücher wollte Kayla dann bei sich am Rad irgendwie unterbringen. Das war aber nicht einfach. Man kann Bücher nicht lose auf dem Fahradständer fest kriegen, auch mit einigen Gummiseilen nicht, die wir dabei hatten. In vielleicht 500 m Entfernung war am Straßenrand eine Tankstelle und Kayla kam auf die Idee, dort zu fragen, ob die Packpapier haben. Ich meinte schon, was will eine Tankstelle mit Packpapier? Etwa 20 Liter Benzin als Geschenk einpacken? Wäre bei den heutigen Spritpreisen sicher eine gute und willkommene Geschenkidee, aber doch eher unwahrscheinlich. Nichts desto trotz kam Kayla mit einem großen Bogen Geschenk - Packpapier von der Tankstelle zurück. Die hatten so was tatsächlich, weil auch Leute oft an Sonntagen, wo alle anderen Läden zu haben, in der letzten Minute dort irgendwas als Geschenk für einen Verwandtenbesuch oder dergleichen kaufen, z.B. eine Flasche Sekt, und das dann einpacken lassen. Zugleich hatte Kalya dort noch 2 Zurrbänder und ein Röllchen Tesafilm gekauft. Man staunt nicht schlecht, wass Tankstellen heute alles so anbieten. Mit dem Papier packte sie die 5 Bücher zu einem dicken Paket zusammen, welches mit dem Tesafilm bombenfest verschlossen wurde und dann mit den beiden Zurrbändern am Ständeraufbau ihres Fahrrads befestigt wurde. Wunderbar! So ging das bestens. So kamen wir auf diese Weise kostenlos an ein dicke Lexikonsammlung von A bis Z, wohl auf dem Endstand von 1981. Selbst Begriffe wie PC, Email oder sowas sucht man darin natürlich noch vergebens. Aber die Aufmachung finde ich sehr gut. Es sind sehr viele farbige Fotos zu zahlreichen Begriffen drin, was damals zu der Zeit zweifellos schon eine absolute Ausnahme war. Auch die Erläuterungen sind sehr gut verfasst. Ich vermute, dass dieses Gesamtwerk im Jahre 1981 sehr teuer war. Leider steht nirgendwo eine Preisangabe drin. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass es zu der Zeit Mode war, solche Riesen - Lexika sozusagen auf Pump und dann ratenweise zu bestellen. Viele Leute bekamen dann alle paar Monate den nächsten Band, z.B. von D bis F zugeschickt, mussten dann wieder einen Teilbetrag überweisen u.s.w. Ich habe von solchen Vertriebsmethoden nichts gehalten, kannte aber Leute, die das so auch bestellt hatten. Ich habe mich damals über die noch lustig gemacht und gefragt, was sie denn machen würden, wenn sie nun einen Begriff mit dem Buchstaben Z suchen, aber erst die Bände von A bis C haben? Ob sie sich dann selbst damit vertrösten, dass sie dann bis zu Aufklärung ihrer Frage noch vielleicht anderthalb Jahre warten müssen, bis dass alle Bände vollzählig da sind? Diese Frage löste damals immer eine heftige Diskussion aus. Der Renter, dem wir diesen Fund auch zeigten, meinte, dass solch ein umfangreiches Lexikon früher locker 1.000 DM verschlang. Da hat man es heute im Internet oftmals einfacher und billiger, gesuchte Begriffe aufzufinden.
Die Welt läuft über von Ganoven. Über Land reisende Teerkolonnen aus England werden wohl immer dreister. Früher hörte man schon öfters von solchen Kolonnen, die bei Leuten, wo vielleicht die Hauseinfahrt in einem schlechten Zustand war, anklingelten und fragten, ob sie für einen billigen Sonderpreis die gesamte Einfahrt neu asphaltieren dürften. Der angeblich sehr günstige Preis wurde dann damit erklärt, dass man einige Kilometer weiter gerade beim Straßenbau arbeite und diese Menge Teer übrig habe. Am Schluß wollten die dann für miese, unbrauchbare Arbeit ohne jede Qualität und mit zahllosen handwerklichen Fehlern noch relativ viel Geld haben. Aber da wurden die Leute ja wenigstens vorher noch gefragt. Die neueste Masche ist nun aber, dass die ohne zu fragen gleich mit dem Teeren anfangen und dann Geld sehen wollen und sogar die Leute bedrohen, die dann naturgemäß nicht zahlen wollen. Im Bereich Bretten und Pforzheim sollen die vor etlichen Wochen ihr Unwesen getrieben haben. Wie hier neulich berichtet wurde, sei es der Polizei im benachbarten Bundesland Rheinland - Pfalz aber nun gelungen einen dieser Trupps komplett zu verhaften und ins Gefängnis zu stecken. So, damit beschließe ich diese Email, weil Kayla rief mich gerade, dass die Opel - Werkstatt aus Pforzheim angerufen habe, wir sollten uns wegen unserem Wagen und dem weiteren Fortgang damit bei denen melden. So werden wir das sogleich tun und so hoffe ich, dass ich Ihnen beim nächsten mal da schon einige interessante Dinge zu schreiben kann.
Mit autolosen Grüßen, Ihr Egbert Lappenkeuler
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