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Lappenkeuler - Email / Brief „autolos" vom 17.06.2010

Ein neues Hallo!

Grüne Politiker wollen uns mehr und mehr Verhaltensmuster
aufzwingen, die zu ihren Ideologien passen. Im Radio vernahm ich
vor kurzem einen sehr interessanten Vortrag eines Forschers, der
eigentlich durch die jüngsten Vulkanausbrüche in Island ausgelöst
wurde. Dabei wurde gesagt, dass alle menschlichen Bemühungen um
Reduktion von CO² - Ausstoß mittel- und langfristig völlig wert- und
wirkungslos sein werden. Er sagte, wenn nur ein einziger der wirklich
großen Vulkane dieser Erde, also nicht dieser kleinere Köllijökifödel
oder wie das Ding in Island heisst, sondern einer der richtig großen,
mal wieder einen großen Ausbruch hat, dann wirft der mehr CO² in
die Atmosphäre, als wie man sparen würde, wenn weltweit alle
Heizungen, alle Industrieanlagen, alle Flugzeuge, alle Schiffe und alle
Autos für 2 Jahre völlig abgeschaltet würden. Hinzu fügte er, dass
solche Ausbrüche irgendwann mit absoluter Sicherheit kommen. Man
weiss nicht genau wann, das ist klar, aber es wird mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten 10 Jahre irgendwo auf der
Welt wieder entsprechende Ausbrüche geben und darauf hat der
Mensch trotz seines Weltverbesserer - Drangs überhaupt keinen
Einfluß. Also kann man sich die ganzen Bemühungen, den CO² -
Ausstoß zu senken, auch gleich sparen, weil sie in der Gesamtmasse
wirkungslos verpuffen, zumal man ohnehin niemals alle Länder dieser
Welt diesbezüglich unter einen Hut bringen wird, bei solchem Tun
mitzumachen. Egal welche Verordnungen und Verbote die grünlichen
Politiker mit ihrer Öko - Diktatur, und eine solche ist Deutschland
inzwischen, noch über unseren Häuptern ausschütten werden,
schlußendlich bleiben sie in der Gesamtmasse nicht mehr als blinder
Aktionismus. Ich fand den Vortrag sehr interessant, zumal er
insgeheim meine eigenen Befürchtungen untermauerte.

Im April und zeitweise auch noch im Mai konnten in Deutschland und
in vielen anderen Ländern mehrere Tage keine Flugzeuge fliegen,
wegen dem oben schon angesprochenen Köllijökifödel -
Vulkanausbruch in Island. Es hieß, dass die Staubpartikel von diesen
Aschewolken über ganz Europa verteilt wurden und dass sie
Düsentriebwerke von Flugzeugen zerstören könnten, mit schlimmen
Folgen wie Abstürze u.s.w. Nun meinte in einer Radiosendung ein
Kabarettist, dass ein sogenannter V - Mann von irgendwelchen
Geheimdiensten angeblich verraten hätte, dass diese Aschewolke gar
nicht der wahre Grund für die Flugsperrung gewesen wäre, sondern
dass zu der Zeit Terrordrohungen oder vergleichbares angekündigt
worden wären, wo Terroridioten damit gedroht hätten, Anschläge auf
Flugzeuge durchzuführen. Aber Sie wissen es auch, solche Dinge, wie
diese Geschehnisse, bilden immer einen willkommenen Nährboden
für die wildesten Spekulationen. Da kann man nicht mehr
unterscheiden, was daran stimmt und was pure Sensationsmache oder
kabarettistische Überzeichnung ist.
An dieser Vulkangeschichte sah man allerdings auch wieder sehr
schön, wie hirnrissig manche Umweltschützer aber auch Journalisten
dieses Thema für sich ausschlachten bzw. wie wenig Ahnung die
wirklich haben. So wurde von einer Moderatorin in einer
Radiosendung gesagt, dass man an diesem Vulkanausbruch in Island
nun sehe, wie die Erde sich für die jahrzehntelange
Umweltverschmutzung rächen würde. Es wurde gerade so dargestellt,
als sei ein Vulkanausbruch die Folge von Umweltbelastungen durch
den Menschen. Ähnliches äusserten auch einige Sprecher von
Umweltschutzverbänden. Genau daran sieht man, wie wenig Ahnung
solche Leute wirklich von der Materie haben und daraus ziehe ich für
mich den mir eigentlich schon lange bekannten Schluß, dass man auf
das Geschwätz solcher Leute überhaupt nicht hören soll, weil es völlig
wertlos ist, da es meistens absoluter Humbug ist. Da könnte man
genau so gut das blöde Gebell eines beliebigen Köters als
wissenschaftliche Äusserung zu diesem Thema werten.

Es gibt ja heute Leute, die recht seltsamen Hobbys nachgehen und
sich dabei auch noch höchst wichtig vorkommen. Sie werden sich
vielleicht erinnern, vor einigen Monaten schrieb ich Ihnen von der
netten Eto, die wir kurzzeitig hier bei uns aufgenommen hatten. Die
hatte ja kurz danach einen Job in einem Krankenhaus in Karlsruhe
gefunden und ist dann in eine kleine Wohnung nach Karslruhe
gezogen. Das Haus, in dem sie dort lebt, ist ein schon etwas größeres
Mietshaus, in dem vorwiegend Krankenhausbeschäftigte leben. Es ist
aber noch keine gewaltige Mietskaserne. Es sieht im Baustil aus, wie
viele Standardhäuser, die in den frühen 60er Jahren gebaut wurden, 2
Etagen hoch, Spitzdach, aber sehr gepflegt, weil sauber und frisch
gestrichen. Die Mülltonnen für die ganzen Mietparteien stehen hinter
dem Haus auf einer großen, gepflasterten Fläche, die an eine
Rasenwiese grenzt. Hinter der Rasenwiese, die noch zu dem Haus
gehört, folgt ein Maschendrahtzaun und dahinter beginnen die
Grundstücke von anderen Häusern. In einem dieser anderen Häuser
lebt ein Heini, der nichts besseres zu tun hat, als sich mit einem
Fernglas bewaffnet ins Dachfenster zu hängen und damit genau zu
beobachten, wer welchen Müll in welche Mülltonne wirft. Das heisst
er versucht dabei, mit dem Fernglas zu erkennen, ob die Leute den
Müll auch ordnungsgemäß trennen, also Kunststoffe, Dosen, Pappe
usw. in die so genannte Wertstofftonne; Essensreste, Grünzeugs und
so was in die Biotonne und den Rest halt in die graue Restmülltonne
werfen. Dabei filmt er das oft auch noch mit einer handlichen Digital -
Videokamera und deren Zoom. Dann beschwert er sich öfters bei der
Stadtverwaltung, dass die Leute aus dem beobachteten Mietshaus sich
nicht an die Spielregeln für Mülltrennung halten würden oder
zuweilen tritt er auch an den besagten Zaun und wirft den Leuten dann
vor, den Müll nicht ordnungsgemäß zu trennen. Dabei streitet er sich
oft stundenlang mit den Leuten, wobei es natürlich auch schon zu
Beinahe - Schlägereien gekommen ist, weil sich das ja nicht jeder
gefallen lässt. Was geht es diesen Knallkopf überhaupt an? Selbst
wenn die Leute wirklich den Müll nicht korrekt getrennt haben, so ist
es nicht seine Aufgabe, diese Leute zu überwachen. Ich habe zu der
Eto schon gesagt, wenn er so was bei mir machen würde, dann würde
ich nachts seine Tonnen randvoll mit irgendwelchen ekelerregenden
Substanzen kippen, dann bekäme er Spaß. Die Eto ist aber fix und hat
selbst ein viel schöneres Gegenmittel erfunden, was aber leider nur bei
Sonnenwetter klappt. Die nimmt einen Taschenspiegel mit und
reflektiert damit die Sonne genau dem Knallkopf ins Fernglas. Sie
sagte, da hätte sie ihn schon von weitem laut aufschreien hören.
Immerhin hat wohl die Betreibergesellschaft der Häuser nun vor, um
den Stellplatz der Mülltonen so eine Art halboffenen Schuppen zu
bauen, der nach vorne zum Haus hin offen ist und nach hinten dicht.
Spätestens wenn dieses Ding fertig gestellt ist, hört dem Idioten seine
Müll - Spannerei von selbst auf. Aber so ist das halt. Es gibt immer
mehr Leute, die in ihrem Leben offensichtlich keinen wirklichen Sinn
sehen und sich für bedeutungslos halten, es wahrscheinlich auch sind,
und deshalb erfinden die etwas, was sie vermeintlich in eine wichtige,
nach ihrer eigenen Meinung sinnvolle Position hebt; und sei es als
freischaffender Müllpolizist.

Ein Sache belastet und ärgert uns derzeit mit Abstand am meisten. Wir
sind nämlich seit einigen Wochen ohne Auto. Eine ganz erbärmliche
Geschichte ist das, kann ich Ihnen da nur sagen! Kayla fuhr mit
unserem Wagen morgens zeitig nach Pforzheim, weil sie dort für 2
Tage einen relativ gut bezahlten Aushilfsjob in einer Bäckerei
angenommen hatte. Spaßeshalber sagten wir noch, dass sie dort als
Teilchenbeschleuniger arbeitet, weil ihre Aufgabe u.a. darin bestand,
große Mengen an frisch gebackenen Teilchen in spezielle Sichttüten
zu verpacken. In diesen Sichttüten werden die Teilchen an
Supermärkte geliefert. Sie fuhr so des Wegs, als sich plötzlich in der
Straße kurz vor Pforzheim ein riesiges Loch auftat, weil
hirnverbrannte Schwachköpfe einen kompletten Kanaldeckel entfernt
hatten. Es ließ sich nicht mehr vermeiden, dass Kayla mit dem Wagen
durch dieses enorme Loch fuhr. Man schwebt ja nicht hoch über der
Straße, um solch ein Loch frühzeitig erkennen zu können. In dem
Moment, wo man es aus der Perspektive eines Kleinwagens erkennt,
ist es schon zu spät. Mit beiden Achsen, also mit der Vorderachse und
der Hinterachse durchfuhr sie das Loch oder genauer müsste man
sagen, übersprang sie das Loch. Jeweils mit der rechten Fahrzeugseite.
Sie können sich vorstellen, was das für einen riesigen Rumms gab.
Was danach selbst Fachleute wunderte, uns aber letztenendes auch
nicht wirklich weiter half, war die Tatsache, dass die Vorderachse, die
ja im Prinzip bei dem frontgetriebenen Opel - Corsa aus 2 Halbachsen
besteht, die zum Getriebe führen, abgesehen vom rechten Rad, keinen
sichtbaren Schaden genommen hatte, dafür war aber die gesamte
Hinterachskonstruktion auseinander gebrochen und die davon
verbliebenen Reste der Aufhängung total deformiert. Laut den
Fachleuten soll es meistens nämlich so sein, dass diese Frontachsen
wesentlich empfindlicher sind und eher kaputt gehen. Sei es drum,
hier ist es eben anders herum. Beide Reifen und Felgen dieser Seite
sind natürlich nur noch Schrott. Damit war nicht nur diese Fahrt zu
ende, sondern seit dem ist das Auto unbrauchbar und steht derzeit
noch immer in einer Opel - Werkstatt in Pforzheim. Es geht jetzt ja
darum, wer bezahlt die Reparatur? Und da gibt es gleich mehrfachen
Ärger. Die Versicherung will nicht zahlen, weil sie das als
Vandalismusschaden einordnet, gegen den unsere Autoversicherung
nicht wirkt. Theoretisch ist der Täter, der den Kanaldeckel geklaut hat,
hier zahlungspflichtig, aber den kennt man natürlich nicht und selbst
wenn man ihn irgendwann aufdecken würde, würde das sicherlich
wenig nutzen, weil es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit so ein
asoziales Mistschwein ist, bei dem offiziell nichts zu holen ist.
Verschärfend kommt noch hinzu, weil der Schaden mit den
Deformationen so groß ist, kommt die Sache einem wirschaftlichen
Totalschaden des Wagens gleich. Der Kalkulator der Werkstatt hat die
Reparaturkosten auf etwa 3.500 Euro angesetzt, sofern nur alle
Hinterachsbestandteile, Federn, Dämpfer, Bremsen, Räder u.s.w. alle
gegen neue ausgetauscht werden müssen und deren Aufhängungen
neu gerichtet werden müssen. Es kostet wahrscheinlich sogar
wesentlich mehr, weil der Verdacht besteht, dass sich der gesamte
Wagen verzogen hat und dann auf eine Richtbank müsste. Die dazu
notwendige Vermessung der ganzen Karrosserie steht noch aus und
folgt in den nächsten Tagen. Der heutige Zeitwert des Wagens, der ja
von Baujahr 2001 ist, liegt laut Sachverständigem ungefähr bei 3.000
Euro, natürlich gerechnet ohne diesen Schaden, also in jedem Fall
niedriger, als die Reparaturkosten. Zudem geht der Sachverständige
davon aus, dass weitere Baugruppen des Autos Schaden genommen
haben, was sich erst genauer heraus stellen würde, wenn man wieder
damit fahren könnte. Er vermutet z.B., dass die Vorderachse doch
etwas abgekriegt hat, vielleicht auch das Getriebe. So müsse man
damit rechnen, dass weitere Reparaturkosten zwischen 1.000 und
2.500 Euro hinzu kämen, sofern die Karosserie selbst nicht verzogen
ist. Wäre die auch noch zu richten, dann brauchte man eh nicht weiter
darüber lamentieren, weil dann die Reparaturkosten fast in den
Bereich eines Neuwagens kämen, wenn man die bisher genannten
Aufwändungen hinzu addiert. Falls die Karosserie noch Glück gehabt
hat und nicht verzogen ist, wären es am Ende im ungünstigsten Fall
6.000 Euro Reparaturkosten für ein Auto, was ungefähr die Hälfte
davon noch wert ist. Natürlich könnte man diese ganzen Arbeiten
auch mit Teilen vom Schrottplatz bei einer Billig - Hinterhofwerkstatt
für etwa die Hälfte des Betrages machen lassen. Das wäre dann immer
noch im Bereich des heutigen Zeitwertes und man weiss nie, was sich
danach sonst noch alles an Fehlern zeigen wird. Man könnte heulen.
Wissen Sie, ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber wenn man solche
Typen kriegt, die so was mit den Kanaldeckeln machen oder
vergleichbare Schäden anrichten, die sollte man öffentlich an einen
Pranger - Pfahl binden und einen dicken Hammer daneben legen,
damit jeder Passant denen mit dem Hammer die blöde aufgeweichte
Birne einschlagen kann! Da waren wir froh, mit dem kleinen Corsa
endlich einen Wagen zu haben, der günstig im Unterhalt ist und
bislang sehr zuverlässig lief und das ja inzwischen schon über Jahre,
und da vernichtet so ein wertloses Abschaum - Gesindel einem das
innerhalb von Sekundenbruchteilen. Das Schlimmste dabei ist, dass
man mit großer Wahrscheinlichkeit dann noch auf dem Schaden sitzen
bleibt. Wozu zahlt man überhaupt Versicherungsbeiträge? Da kann
man diese Versicherungen auch gleich abschaffen, wenn die Beiträge
nur zur Mästung der Vorstände und der Gesellschaftsaktien dienen.
Ich könnte die Krise kriegen, wenn ich darüber nachdenke. Trotzdem,
wie Sie wissen, bin ich einer, der bei allen Rückschlägen, die das
Leben über einem so ausschüttet, eigentlich nie aufgibt. Ich denke,
man muss jedenfalls davon ausgehen, dass der schöne kleine Corsa für
uns damit Geschichte sein wird, denn es wäre mehr als blauäugig,
jetzt noch zu hoffen, dass sich diese Sache irgendwie zum Positiven
wendet. Ich bin zu sehr Realist, um nun noch alles mögliche
anzuleiern, diesen Wagen zu retten, bzw. wieder herzurichten. Wäre
mein Autobekannter jetzt noch aktiv, der hätte sicher schnell Rat oder
auch eine Ersatzmöglichkeit gefunden, aber wie ich Ihnen vor einigen
Monaten schon schrieb, hat der ja seinen Betrieb geschlossen. Er
wohnt übrigens inzwischen schon gar nicht mehr dort, sondern hat
sich tatsächlich zusammen mit seiner Griechengattin ein Haus am
Bodensee gekauft, wo er nun bereits lebt. Sein Autohaus hat er schon
verkauft, es steht aber noch leer, ich war vor einigen Wochen mal dort
vorbei gefahren. Doch zurück zu unserem Fall. Es ist zum Kotzen. Sie
wissen, wie ich öffentliche Verkehrsmittel abgrundtief hasse. Ich
bekomme schon ein flaues Gefühl in der Magengegend, wenn ich nur
daran denke, mit Linienbus oder Bahn fahren zu müssen. Aber selbst
das nützt uns ja auch nichts, weil in der ganzen Siedlung fahren auch
keine öffentlichen Verkehrsmittel. So zeigt sich jetzt unter solchen
autolosen Umständen der so ziemlich einzige Nachteil dieser
abgelegenen Wohnlage. Da müssten wir zuerst rund 3 km zu Fuß
gehen, um überhaupt die nächst mögliche Bushaltestelle zu erreichen
und von dieser fährt nur 4 mal am Tag ein Bus ab. Sonntags sogar nur
ein mal. Da kann man auch gleich 5 km zum Dorf gehen, dort hat man
die durchaus ansehnliche Auswahl zwischen Bus oder Bahn mit
relativ guter Anbindung nach Karlsruhe oder in die andere Richtung
nach Bretten. Der Rentner aus der Siedlung ist ja sehr freundlich und
mit dem verstehen wir uns sehr gut, daher hat er schon mehrfach
angeboten, dass wir seinen betagten  Mercedes benutzen dürfen, weil
er selbst den ohnehin nur noch höchstens 2 mal pro Woche benutzt.
Davon haben wir auch schon öfters Gebrauch gemacht, aber das ist ja
kein Dauerzustand. Andererseits, welche anderen Möglichkeiten gibt
es, die in Kürze Abhilfe schaffen könnten? Eigentlich nur die, dass
wir uns einen neuen Wagen kaufen. Natürlich keinen Neuen, um
Gottes Willen, wer wollte das bezahlen? Aber halt eben einen guten
Gebrauchten, der im Unterhalt günstig ist, im Anschaffungspreis
erschwinglich und dann noch etwas spritzig und praktisch zugleich
sein soll. Also die berühmte eierlegende Wollmilchsau unter den
Fahrzeugen. Finden Sie so was mal kurzfristig! Unmöglich, sage ich
Ihnen! Es heisst zwar immer, dass der Markt von Gebrauchtwagen
überquellen würde, die Auswahl ist auch wirklich schier endlos groß,
aber es ist kaum etwas darunter, was für uns in Frage käme. Wenn Sie
einen 5er BMW, einen dicken Mercedes, einen großen Ford Mondeo,
einen VW - Passat, einen Opel - Vectra, irgendwas Japanisches,
Koreanisches, Französisches oder Italienisches haben wollen, kein
Problem, damit werden Sie zugeschüttet, bis kein Schwein jemals mal
wieder etwas von Ihnen findet. Aber suchen Sie mal einen Opel -
Corsa, VW - Polo oder so etwas mit ordentlicher Diesel -
Motorisierung zu einem fairen Preis: Fehlanzeige! Man findet auch
etliche Angebote von diesen Modellen und wenn der Preis
einigermaßen günstig erscheint, sind es fast ausnahmslos die Modelle
mit dem schwächsten lieferbaren Benzinmotor. Was man ausserdem
noch öfter zu scheinbar sehr günstigen Preisen findet, sind dann
Wagen von Kia, Hyundai, Daewoo, Dacia, Lada oder so ein Zeug aus
diesem Billigstautobereich. Beides wollen wir auch nicht. Bei
leistungsschwachen Benzinern in der jeweils kleinsten Motorisierung
macht das Fahren einfach keine Freude und von diesen seltsamen
Billigstmarken, die sich in den letzten 5 Jahren wie eine Pest
ausbreiten, halte ich gelinde gesagt, gar nichts, u.a. weil mein
Autobekannter als Fachmann mir da schon vor einem halben Jahr
gründlich von abgeraten hat. Der meinte, die sind billig, weil zwar
einerseits die Löhne in den Herstellerländern billiger sind, aber wenn
man sich die Technik genauer ansieht, sind sie auch billig, weil sie
eben billig sind. Er verstand darunter, dass billige Materialien
verwendet werden, technisch oft billige und veraltete Lösungen
verstrickt worden sind, teils sogar regelrecht minderwertige
Komponenten verbaut werden. Zweifellos wird es immer noch besser
sein, solch ein Auto zu fahren, als gar keins, auch das ist mir klar.
Bliebe im Notfall solch ein Fahrzeug als letzte Lösung übrig, würde
ich das immer noch einem Dasein ohne Auto vorziehen. Jedoch
erinnere ich mich da auch wieder an frühere Worte meines
Autobekannten, der meinte, bevor man beispielsweise 9.000 Euro in
einen fabrikneuen Billigwagen dieser Sorte steckt, solle man diesen
Betrag lieber für einen gebrauchten Wagen von VW, Opel oder Ford
ausgeben. Da hätte man dann eindeutig mehr für sein Geld und vor
allem ein im Vergleich gutes und wesentlich besseres Fahrzeug. Also
mit anderen Worten, lieber einen guten Gebrauchten, als einen
schlechten Neuen.  In Zusammenarbeit mit meinem Autobekannten
war das früher alles viel einfacher, aber so?
Dann wurmt es mich vor allem, dass wir da wieder etliche Tausende
ausgeben müssen, nur um einen Zustand wieder herzustellen, den uns
andere kaputt gemacht haben. Also ohne Quatsch, ich hätte
Verständnis für jeden, der solche Idioten wie den Kanaldeckelklauer
hinrichtet. Oder man sollte solches Pack für 25 Jahre unter schärfster
Bewachung in einen Steinbruch zum schuften stecken, denn ändern
tun die sich unter normalen Bedingungen nie, weil die in ihrer Birne
so defekt sind, dass die sich nur dann anders verhalten, wenn sie dazu
gezwungen werden. Das Geld, was uns diese Sache jetzt kosten wird,
fehlt uns natürlich dann an anderer Stelle wieder oder wir müssen
zusätzlich arbeiten gehen, nur um diesen Schaden auszugleichen, den
andere angerichtet haben. Ohne Auto kann man hier aber nicht leben.
Das kann man vergessen. Sicher, damals in Stuttgart wäre das kein
unbedingtes Problem gewesen. Da hätte man kurze Wege zu allen
Alltagsdingen gehabt und kurze Wege zu den, wenn auch verhassten,
öffentlichen Verkehrsmitteln und diese wären dort oft gefahren. Also
es gibt nur eine wirklich praktikable Lösung: es muß wieder ein Auto
her!
Ein Mitarbeiter der Pforzheimer Autofirma hatte sich schon gemeldet
und wollte uns anbieten, dass wir von denen einen sehr günstigen
Leihwagen eines heute aktuellen Opel - Modells bekommen und dass
wir die Leihwagenkosten für den Fall verrechnet bekämen, dass wir
uns später entschlössen, diesen Wagen zu kaufen. Haha, ein guter
Witz. Das wäre ja dann ein Neuwagen und ich sage es offen, ich
werde keine 12.000 bis 20.000 Euro für ein Auto ausgeben, woher
auch? Das habe ich dem auch erklärt. Er schlug dann vor, dass wir
auch gerne einen günstigen Gebrauchten aus ihrem Fahrzeugpool zu
billigen Sonderkonditionen erwerben könnten. Er schickte mir dann
per Email einige Angebote mit Foto, die teils durchaus verlockend
waren. Dabei bestätigte sich das oben Gesagte. Kleine nur mit kleinem
Benzin - Motor und vernünftig motorisierte Diesel erst ab der
Mittelklasse aufwärts. Wie wir ja schon öfters feststellen und was uns
der Autobekannte schon vor Jahren bestätigte, es macht eigentlich
wirtschaftlich keinen wirklichen Sinn, sich heute noch ein Auto mit
nur 50 oder 60 PS Benzinmotor zu kaufen, weil man im Verbrauch
mit einem 90 oder gar 110 PS - Diesel oft sogar noch günstiger liegt
und hat dafür aber wenigstens ordentliche Fahrleistungen.
Durchweg kann man sagen, je größer, um so einfacher kommt man an
ein billiges Ersatzauto in reichhaltiger Auswahl. Aber man sollte ja
die Gesamt - Unterhaltskosten nicht außer Acht lassen. Gewiss, es
muss nicht unbedingt ein Auto der Corsa - Klasse sein, eine Klasse
höher, wie z.B. Golf, Astra, Focus oder so was, wäre auch ok, weil die
im Unterhalt kaum teurer sind, das weiss ich ja noch von unserem
früheren Golf - Variant TDI. Viele Leute machen sich da völlig
falsche Vorstellungen. In den Kostentabellen von ADAC u.ä.
Institutionen schneiden diese Fahrzeuge zwar meist schon deutlich
teurer ab, aber diese Kalkulationen sind für uns nicht brauchtbar, weil
die dabei immer eine Rücklage zum Kauf eines gleichen Fahrzeuges
als Neuwagen einrechnen. Da wir aber niemals einen Neuwagen
dieser Art kaufen werden, macht es überhaupt keinen Sinn, diese
Kosten dafür mit einzurechnen. Und als Gebrauchtwagen sind die nur
unwesentlich teurer, als die Kleinwagen. Ich würde sagen, der
Unterschied in den tatsächlichen Kosten zwischen der
Kleinwagenklasse und dieser Golfklasse liegt ungefähr bei 5 % pro
Jahr, die die Golfklasse im Unterhalt teurer ist. Aber selbst dieser
Markt ist noch ziemlich leer, sofern man ein halbwegs vernünftig
motorisiertes Auto als Diesel haben will. Das alte Lied, wie oben in
punkto Kleinwagen gesagt, wenn man welche zu einem akzeptablen
Preis findet, sind es meistens die, mit der kleinsten lieferbaren
Motorisierung als Benziner. So was wollen wir aber nicht. Am
Verbrauch bringt diese kleinste Motorisierung nämlich gar nichts,
weil man diese Wagen immer beim Gasgeben treten muss, damit sie
halbwegs ordentlich im Verkehr mitschwimmen und das geht dann
zulasten des Verbrauchs. Man muss da schon in die so genannte
Mittelklasse gehen, um überhaupt auf eine gewisse Auswahl mit
brauchbarer Motorisierung zu treffen. Na ja, das ist alles noch nicht
entschieden. Kayla war schon Feuer und Flamme für einen C - Klasse
- Mercedes, sogar als Kombi, aber Sie kennen ja die Preise von
Mercedes, obwohl der hier ging einigermaßen, hatte dafür aber bei
einem Alter von nur 4 Jahren schon eine Laufleistung von 245.000 km
auf dem Buckel. Ich sagte schon zu Kayla, dass der früher bestimmt
als Taxi gelaufen ist und nie kalt wurde, weil immer im Einsatz im
Mehrschichtbetrieb, denn sonst hätte der in nur 4 Jahren kaum diese
Kilometerzahl zusammen kriegen können. Auch sehe ich bei einem
solchen Wagen die Unterhaltskosten ins Uferlose treiben. Vielleicht
täusche ich mich ja, aber man hört des öfteren, dass die
Werkstattpreise bei Mercedes den Charakter eines OP - Besuchs
hätten und das wäre gerade für uns sicher alles andere als sinnvoll.
Außerdem muss man bei einem Wagen, der 245.000 km abgespult hat
mit vielen verschleißbedingten Reparaturen rechnen. So stecken wir
momentan in einer gewissen Zwangslage. Einerseits können wir es
uns bei der Wohnlage nicht leisten, lange ohne Auto zu sein;
andererseits ist die Auswahl an für uns akzeptablen Autos zu einem
erträglichen Preis derzeit verschwindend gering, so dass man fast
schon dazu genötigt wird, dann doch ein größeres Auto zu kaufen, als
man eigentlich haben möchte, weil es nur in diesem Bereich Angebote
zu akzeptablen Preisen genug gibt. Die Sache ist noch nicht
entschieden, aber wir beide sind uns klar darüber, dass sie innerhalb
der nächsten beiden Wochen entschieden werden muss, denn länger
hält man es hier ohne Auto nicht aus, weil alles so furchtbar lästig ist.
Durch solche Ereignisse sieht man erst, wie abhängig man hier vom
Auto ist. Kayla meinte schon, man könne sich vielleicht ein billiges,
funktionsfähiges Mofa oder so einen Motorroller zulegen, die es
derzeit in Baumärkten oft schon ab etwa 800 Euro nagelneu gibt. Als
Gebrauchtgefährt findet man brauchbare schon ab 350 Euro.
Versicherungskosten zwischen 20 und 40 Euro pro Jahr. Dann könne
man mit dem Ding preiswert fahren, jedenfalls solange es
wettermässig akzeptabel ist und hätte für den Autokauf erst mal
zeitlich etwas Luft von mehreren Monaten geschaffen. Vor dem
nächsten Winter muss dann in jedem Fall ein neues Auto her. In der so
gewonnen Zeit könne man dann in aller Ruhe ein vernünftiges Auto
aussuchen. Diese Idee ist eigentlich nicht schlecht, aber um Einkäufe
in unserem Stil zu erledigen, taugen diese Mofas oder Roller eher
nicht wirklich. Wir kaufen ja immer Vorräte, so dass man nach dem
Kauf erst mal etwa 2 Wochen nicht mehr kaufen fahren muss, und
solche Mengen kriegt man auf diesen Zweirädern nicht transportiert.
Trotzdem hat die Idee was. Andererseits könnte man die 800 Euro
ansonsten schon wieder gut beim Auto gebrauchen.
Es ist schon so, wenn man kein Auto zur Verfügung hat, ändert sich
das ganze Leben, besonders wenn man so abgeschieden wohnt, wie
wir. Wir sind ja nie Leute gewesen, die übermässig viel verreisen oder
andere Leute besuchen oder ausgelagerte Aktivitäten betreiben, aber
trotzdem. Mit Auto fuhr man doch irgendwie fast jeden Tag mal
irgendwo hin, sei es zum kaufen, um neue Gegenden zu erkunden
oder bekannte Gegenden zu besuchen und dort vielleicht etwas zu
wandern. Aber so? Man hängt fast nur noch zuhause herum, gut, man
bekommt dadurch handwerklich dort mehr erledigt, das merkt man.
Aber auch damit stößt man dann wieder schnell an Grenzen, denn
wenn man etwas am machen ist, kommt irgendwann der Punkt, wo
etwas fehlt, vielleicht bestimmte Schrauben, Bretter, Farbe oder sonst
was. Mit Auto sauste man dann zum nächsten Baumarkt und besorgte
sich die Teile, damit ist jetzt Schluß. Dann hadert man an den
kleinsten Dingen, die einem fehlen und ist dann oft gezwungen viele
Projekte in angefangenem Stadium wegen fehlenden Materials liegen
zu lassen. Selbst kleine Dinge verlaufen ganz anders. Wenn zuvor
beim Frühstück die Wurst zur Neige ging, dann fuhr man halt in den
Supermarkt neue Wurst einkaufen und hatte dann am nächsten Tag
wieder welche, aber so ist es einem zu lästig und man isst eher dann
eben 4 Tage lang nur Käsebrote, weil es einfach zu lästig ist, ohne
eigenes Auto einen Einkauf zu organisieren. Ein total blödes Gefühl,
welches überhaupt nicht mehr in die heutige Welt passt.

Wie bei uns so üblich, wenn ein Teil kaputt geht, dann folgt bald das
nächste. Nun ist das mit dem Auto der tragischste Schadensfall in
unserem Hause, aber eben nicht der einzige. Will ich mich morgens
rasieren, wie immer elektrisch, da gibt der Rasierer nur ein paar
brummelige Töne von sich und bleibt dann stehen. Es ist so ein Gerät
mit eingebautem Akku, der eigentlich hätte geladen sein müssen. Aber
gut, denke ich, dann stecke ich den Stöpsel halt in die Steckdose und
rasiere mich mit angeschlossenem Netzstrom, anstatt mit Akkustrom,
denn früher ging das. Doch auch davon hielt das Gerät nicht viel. Er
lief zwar, allerdings nicht wie gewohnt, sondern wesentlich
langsamer, mit sehr schlechtem Rasierergebnis und zugleich wurde
das Handgehäuse unangenehm warm, fast schon heiss. Da wurde
schnell klar, das Teil ist kaputt. Einen defekten Rasierapparat heute
reparieren zu lassen lohnt sich nicht, auch das ist klar. Vielleicht bei
einigen wenigen ausgesuchten teuren Spitzenmodellen, die neu 150
und mehr Euro gekostet haben, aber ich habe seit 20 Jahren meistens
Geräte, die im Preis ungefähr zwischen 40 bis 50 Euro liegen, weil ich
festgestellt habe, dass die normalerweise vernünftig rasieren. Die
deutlich billigeren Geräte, z.B. für 30 oder noch weniger Euro taugen
meist nichts, haben oft eine schlechte Rasierqualität, kurzlebige Akkus
und sonstige Mängel. Nun war der defekte Rasierer gar nicht mal so
alt. Wissen Sie, wenn ein Rasierer, der ungefähr 40 Euro gekostet hat,
und der ja tagtäglich benutzt wird, nach 5 bis 10 Jahren seinen Geist
aufgibt, dann findet man das zwar nicht schön, aber es ist für mich ok.
Dann muss halt ein neuer her. Ich käme niemals auf die Idee, den zur
Reparatur zu bringen, weil das in aller Regel damit enden wird, dass
der Reparateur empfiehlt, das Ding zu entsorgen oder dass die
Reparatur mindestens genau so viel kostet, wie ein gleichartiger neuer
Apparat. Aber diesmal schien meine Rechnung nicht so ganz
aufzugehen, da dieser Apparat kaum 2 Jahre alt ist. Normalerweise
verschleisst ja erst mal diese Scherfolie oder dieser Rotationskopf, je
nach dem welches System man hat, dann verschleisst bei dem
Scherfoliensystem auch gerne mal der Scherkopf, also das Teil wo
innen diese halbrunden Messersegmente drauf sind. Da kann es sich
eventuell lohnen, die noch auszuwechseln, weil man die zumindest für
etwas bekanntere Marken als Ersatzteil bekommt und bei ein wenig
handwerklichem Geschick selbst austauschen kann. Das kostet dann
aber an Ersatzteilkosten meistens auch schon so viel, wie zwei Drittel
eines Neurasierers. Aber hier bei dem waren diese eigentlichen
Verschleißteile alle noch wie neu, nur innen drin diese Elektrotechnik
war wohl kaputt und da würde eine Reparatur mit Sicherheit teuer.
Nur da verketten sich schon wieder die Ärgernisse. Weil wir kein
brauchbares Auto haben, kann man nicht mal so eben nach Karlsruhe
fahren, um einen neuen Rasierer zu kaufen. Kayla bot schon an, dass
ich ihren Epilierrasierer verwenden könne, aber zum normalen Bart ab
rasieren ist das untauglich. Naß rasieren hasse ich, diese lästige
Matscherei und zudem, weil ich schon mindestens seit 4 Jahren nicht
mehr naß rasiert hatte, fand ich weder Klingen noch Rasiergriff. Diese
Sachen sind wohl irgendwie damals beim Umzug unter gegangen. Es
ist zum Mäuse melken. Wie schon oben angedeutet, ab und zu
bekommen wir von dem Renter dessen alten Mercedes geliehen. Also
gewartet, bis dass wir den „Leihtag" hatten und dann damit nach
Karlsruhe gedüst, um einen neuen Rasierer zu kaufen. Und da beginnt
dann wieder so ein Kapitel, was mich persönlich ja wieder maßlos
ärgert. Da macht man sich die Mühe und fährt extra lästig in so einen
Fachmarkt, kauft diesmal für immerhin 55 Euro einen neuen Rasierer,
ein Markengerät obendrein, packt wieder zuhause angekommen alles
aus, um festzustellen, dass die Neuerwerbung auf Anhieb nicht
funktioniert. Da könnte ich platzen. Der ganze Aufwand umsonst und
den so entstehenden Zusatzaufwand, den bezahlt einem ja keiner. Vor
allem muss man dann feststellen, dass die Markengeräte jetzt auch
schon in China produziert werden und genau so funktionieren die
dann auch. Dafür brauche ich mir kein Markengerät zu kaufen!
Natürlich steht dieser Hinweis so winzig irgendwo unten eingeprägt
im Gerät, dass man das im Geschäft niemals sehen würde. Als Kunde
wird man heute nur noch hinten und vorne beschissen. Wir sind dann
ein paar Tage später wieder mit dem geliehenen Mercedes von dem
Renter dahin gefahren und haben uns das Geld zurück erstatten lassen,
also den Rasierer ganz zurück gegeben und dafür kein Ersatzgerät dort
gekauft. Anstattdessen habe ich dann bei einem Discounter in der
Nähe von dem „Fachmarkt" einen Rasierer der österreichischen
Marke Carrera für 39 Euro entdeckt und den gekauft. Da steht drauf:
Made in Austria, er wirkt solider, nicht gerade so glitschig -
gummihaft wie das angebliche Markenteil aus China, funktioniert auf
Anhieb und das sehr gut. Da bin ich also einen Hauch unter meiner
üblichen Preisgrenze fündig geworden. Wie er sich langfristig hält,
bleibt natürlich abzuwarten, momentan läuft er jedenfalls sehr gut.

Sie ahnen es sicher, wenn einmal einiges beginnt schief zu laufen,
dann folgt noch mehr. So fiel mir Anfang Mai auf, dass von unserem
Konto ein Betrag von 62,59 Euro abgebucht worden war, den ich
nicht gleich zuordnen konnte. Irgendwie kam mir die Zahl allerdings
bekannt vor, ich wusste nur nicht woher. Auf dem Kontoauszug stand
nur was mit ASP - Service oder so ähnlich. Eine Nachfrage bei der
Sparkasse ergab, dass es sich hierbei um eine Versicherung handelt
oder genauer gesagt eine Verwaltungsfirma, die für viele
Versicherungen die Kontoführung macht und somit auch deren
Beiträge einkassiert. Nun ließ ich zunächst mal gleich den Betrag
zurück buchen, was noch möglich war, da die Abbuchung weniger als
6 Wochen zurück lag. In meinen Aktenordnern suchte ich dann nach
möglichen Versicherungen und stieß schließlich auf alte
Versicherungsunterlagen aus dem Jahre 2002, wo ich für die damalige
Wohnung in Stuttgart eine Hausratversicherung abgeschlossen hatte,
die damals 47 Euro kostete und die ein Jahr später auf 62,59 Euro
angehoben wurde. Dann hatte ich die nach der Preiserhöhung gleich
gekündigt und seither von der Versicherung auch nie mehr was
gehört. Meine Kontonummer war damals schon die gleiche. Die haben
damals auch nichts mehr abgebucht. Das hatte also auf Anhieb
scheinbar einwandfrei geklappt. Wie die Idioten nun dazu kommen,
rund 6 bis 7 Jahre nach der seinerzeit erfolgreichen Kündigung erneut
abzubuchen, gerade so, als bestünde der Versicherungsvertrag noch
weiter, das weiss der Geier. Damit aber nicht genug. Etwa anderthalb
Wochen nach meiner Rückbuchung des Geldes bekam ich ein
bitterböses Mahnschreiben mit diversen Androhungen von
Rechtsmitteln und dergleichen, falls ich den fälligen
Versicherungsbeitrag nicht alsbald nach überweise plus eine Zusatz -
Bearbeitungsgebühr von 39 Euro für den Aufwand, der ihnen durch
die Rückbuchung entstanden wäre. Ich habe denen dann gleich einen
Antwortbrief geschickt, in dem ich die über die damals ja erfolgreiche
Kündigung der betreffenden Versicherung in Kenntnis setzte, zugleich
mit der Bitte, mir zu erläutern, wie sie nach nunmehr 7 Jahren auf die
Idee kämen, dass der Versicherungsvertrag doch noch bestehen
würde, zumal ja in der ganzen Zwischenzeit auch die Beitrags -
Einziehungen ordnungsgemäß eingestellt wurden. Daraufhin kam nur
ein kurzes Schreiben von denen, welches von einem Dr. jur Soundso
unterzeichnet war, worin ich nochmals eindringlich zur Zahlung des
fälligen Beitrags nebst der Zusatzkosten aufgefordert werde. Ich
reagiere jetzt erst mal gar nicht mehr darauf und warte mal ab, was
geschieht. Geld sehen die von mir jedenfalls keines.
++ Und jetzt füge ich noch kurz vor dem Abschicken meiner Email an
Sie nach, dass ganz aktuell heute früh ein neues Schreiben von einer
Dame dieser Versicherungs - Kontoführungsgesellschaft hier eintraf.
Die entschuldigt sich sehr höflich, dass man gleich mit dem
Rechtsanwalt geantwortet habe, aber in 95 % aller Fälle läge so etwas
an säumigen Zahlern, die auf diese Weise einfach von heute auf
morgen aus dem Versicherungsvertrag aussteigen wollten. Sie habe
die Angelegenheit nochmal überprüft, könne sich das alles auch nicht
wirklich erklären und selbstverständlich wäre damals der
Versicherungsvertrag absolut ordnungsgemäß gekündigt und
aufgehoben worden. Möglicherweise habe ein sogenanntes Backup
nach einem Computerausfall im März eine zu alte, nicht mehr aktuelle
Version ihrer Bestandsdaten aufgespielt, was dann auch automatisch
die entsprechenden Gebührenabbuchungen ausgelöst habe. Dann
entschuldigt sie sich noch mehrmals und rührt zugleich die
Werbetrommel für ihren Versicherungsverein, in dem sie besonders
günstige Konditionen für eine erneute Versicherung aus den
Bereichen Hausrat, Haftpflicht, Betriebshaftpflicht und dergleichen als
Wiedergutmachung anbietet. Diese besonders günstigen Konditionen
gelten aber nur, wenn ich eine solche Versicherung innerhalb von
einem Kalenderjahr bei ihnen abschließen würde, worauf ich dankend
verzichte.

Die wirtschaftlichen Probleme, egal durch welche Krise sie nun
wirklich ausgelöst wurden, greifen immer mehr um sich, auch wenn
viele Politiker erst jüngst verkündeten, dass seit 3 Monaten eine
deutliche Trendwende zu verzeichnen sei. Hier im benachbarten Ort
haben innerhalb nur eines Monats gleich 4 Betriebe geschlossen. Es
waren genauer gesagt 2 Geschäfte, ein Taxi - Unternehmen und eine
kleine Fabrik, die Strümpfe herstellte. Diese Strumpffabrik war
äusserlich kaum als Fabrik erkennbar, da sie mitten im Ort in einer Art
umgebautem Mehrfamilienhaus untergebracht war. Gut, alles waren
Betriebe, die ich ohnehin nie in Anspruch nahm, womit ich für mich
nicht von einem schmerzlichen Verlust sprechen kann. Aber dann kam
anfang dieser Woche eine auch für uns kleine Hiobsbotschaft.
Nachdem erst kürzlich der viel zitierte Autobekannte seine Werkstatt
in Stuttgart geschlossen und verkauft hatte, ist nun auch der zweite
verbliebene Draht nach Stuttgart gerissen, denn der Busunternehmer,
bei dem wir so oft die schönen billigen Restplatz - Buchungen in
Anspruch nahmen, hat pleite gemacht. Man könnte sagen, in einer Art
Nacht und Nebel - Aktion wurde der Betrieb von gestern auf heute
geschlossen. 12 fest angestellte Fahrerinnen und Fahrer sowie rund 30
Aushilfsfahrer verloren ohne jedes Vorzeichen ihre Jobs. Zahlreiche
Kunden, die schon Reisen gebucht und bezahlt hatten, stehen nun mit
dem dummen Gesicht da. Geld weg, aber eine Reise gibt's nicht mehr.
Auch für einige Schulen im Stuttgarter Umkreis muss es etwas
schmerzlich gewesen sein, weil von heute auf morgen etliche
Schulbuslinien ohne jede Vorwarnung nicht mehr bedient wurden. Die
Kinder haben sich die Beine in den Bauch gestanden, aber kein Bus
kam. Da mussten die improvisieren und haben ab dem zweiten
Ausfalltag dann andere Busunternehmen aus dem Umland einsetzen
können. Nun kannte ich den Inhaber der Firma sowie seinen Sohn, der
so was wie Juniorchef dort war, sogar persönlich. Trotz ihres
Chefdaseins waren die sich nicht zu schade dafür, bei manchen Reisen
sogar selbst den Bus zu fahren. Woran es gelegen hat, ich vermag es
nicht zu sagen. Wahrscheinlich hatten die zu wenig die
Wirtschaftlichkeit des Betriebes im Auge und sich mehr nur um die
Fahrten gekümmert. Damit hätte ich niemals gerechnet, weil ich
immer glaubte, dass die wirtschaftlich super da stehen. Aber weit
gefehlt. Wie ich nun über Umwege erfuhr, waren die meisten der sehr
neuen Busse noch gar nicht bezahlt, nur die wenigen alten Busse, die
die noch zusätzlich hatten, befanden sich wirklich im Eigentum der
Firma, die anderen überhaupt nicht. Die Banken der Herstellerfirmen
hatten da wohl die Finger drauf und den Hahn abgedreht und diese
modernen Busse abholen lassen. Eigentlich sehr schade, denn zu
solchen Niedrigstpreisen wird man so schnell nicht wieder reisen
können. Andererseits hätten wir im Moment ohnehin keine Zeit dazu
und ehrlich gesagt auch kein Geld dazu, auch nicht bei niedrigen
Preisen. Sie wissen, die oben erwähnte Autosache wird uns sicherlich
bald noch Geld genug kosten und ist wichtiger.

Da wir durch den schadensgemäß erzwungenen Autoverzicht hier vor
Ort etwas mehr Zeit haben, sind wir in der letzten Zeit wieder häufiger
durch die alte Fabrik gelaufen. Dabei entdeckten wir in einer
Schmuddelecke eine doch recht große Farbenvielfalt. Manche werden
vielleicht sagen, dass es sich nicht lohnt, solche Motive zu
fotografieren, aber ich bin da anderer Meinung. Das hat seinen ganz
besonderen Reiz, für den man aber sicher ein bestimmtes Gespür und
ein spezielles Empfinden haben muss. Mag man beim ersten Anblick
vermuten, dass dort Dieselöl oder Heizöl für den Betrieb verladen
wurde, so bemerkt man am ganzen Geruch, der diese Stelle heute
noch umwabert, dass dem nicht so gewesen sein kann. Dort wurden
wohl irgendwelche ätzenden Chemikalien oder so was in
Tankfahrzeuge gepumpt oder vielleicht auch mit diesen angeliefert
und ausgepumpt. Es stinkt stechend. Ein seltsamer Geruch, der einem
in den Nasenhöhlen ein Gefühl vermittelt, als würde jemand mit einer
Stricknadel hoch in die Innereien der Nase bis in den Schädel hinein
stechen. Also im wahrsten Sinne ein stechender Geruch. Wobei man
bemerken muss, dass die Fabrik bekanntlich schon seit rund 25 Jahren
still liegt. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie das dort zur aktiven
Zeit gestunken hat. Diese Stelle sehen Sie auf Bild Fabrik631.
 
Fabrik 631: an einem alten Tanklager innerhalb des Werks. Ich weiss nicht, was dort früher
genau in oder aus Tanklastern verladen wurde, aber an den Rohrenden stinkt es heute, nach
über 25 Jahren Stillstand noch ätzend.

Der Rentner erzählte uns, dass diese Stelle früher ebenfalls so eine Art
Sicherheitsbereich war, wo nicht jeder Arbeiter hin durfte. Nur die,
die dort arbeiteten und halt die LKW - Fahrer mit den Tankwagen. Er
meinte auch, dass die Leute, die täglich dort gearbeitet hätten, schon
längst alle tot sind, obwohl viele davon deutlich jünger als er waren.
Beim weiteren Gang durch die alten Anlagen stießen wir dann auf
eine große, teils schon leicht rostende Maschine, ein Senkhammer
oder eine Presse oder so was ähnliches. Das wäre sicher noch etwas
für ein Museum, auf einem angerosteten Schildchen stand als Baujahr
1938. Das riesige schwere Gerät war fest im Betonboden verankert
und ich schätze, dass es im Betrieb ein höllisches Getöse veranstaltet
hat. Dieses Nostalgieteil sehen Sie auf dem Foto Fabrik 647.

 
Fabrik 647: ein riesiger Stanz- oder Senkhammer oder so was ähnliches. Die wahren
Dimensionen kommen auf dem Foto nicht richtig zur Geltung, weil keine direkten
Bezugsgrößen erkennbar sind. Das Ding ist etwa 3,5 m hoch und wird über einen breiten
Riemen von einem großen, fetten Elektromotor angetrieben, der hinten noch ersichtlich drauf sitzt.
Damit soll es an Fotos genug sein für heute. Immer wieder
faszinierend sind die Begehungen der alten Fabrikanlagen und obwohl
wir mittlerweile in den zurück liegenden Jahren insgesamt mindestens
schon weit über 50 mal da durch gelaufen sind, entdecken wir immer
noch neue Sachen oder Winkel, die wir bei den früheren Begehungen
übersehen haben. Erst heute früh fiel mir so spontan ein, dass wir bei
fast allen Gebäuden, die weiter südwestlich liegen, von denen etliche
schon arg verfallen sind, bislang noch nie in den Kellerräumen waren.
Hier vorne bei denen schon, obwohl ich mir sicher bin, dass wir auch
dort noch etliche Stellen und viele versteckte Winkel übersehen
haben, zumal dort teils mehrfache Unterkellerungen mit etlichen
Tiefetagen im Dunkel verschwinden, aber hinten in der südwestlichen
Ecke gibt es noch sehr viel zu entdecken.
Sie mögen sich vielleicht erinnern, im letzten Jahr gab es eine Zeit, wo
wir schon befürchteten, dass bald etliche Gebäude hier dem
Abrißbagger zum Opfer fallen werden, weil öftes geschniegelte
Herren mit Plänen auftauchten, wo es danach hieß, dass die etliches
davon kaufen wollen und irgendwie teils abreißen und teils umbauen
wollten u.s.w. Aber von den Figuren hat sich irgendwann keiner mehr
blicken lassen. Vielleicht sind die, bzw. deren Pläne, genau so der
Finanzkrise zum Opfer gefallen, wie schon einige Zeit vorher die
verrückten Pläne, hier u.a. eine Art Freizeit-Zentrum mit
Sportmöglichkeiten und Diskotheken und all solchem Scheißkram
drin auf zu machen.
Ein Mann aus dem Kernort, der hier bei schönem Wetter oft wandern
kommt, hat neulich erzählt, dass er von einem Gemeinderatsmitglied
gehört habe, dass es inzwischen Überlegungen geben soll, zumindest
in einem Teil der alten Fabrik eine Art Industriemuseum einzurichten.
Die Bedingungen dafür würden derzeit abgeklärt, denn wie man
weiss, kostet solch ein Vorhaben viel Geld und gerade das ist
inzwischen doch recht knapp geworden. Das heisst, wenn die dabei
auf öffentliche Zuschüsse hoffen, hätte das vielleicht vor 4 Jahren
noch gut geklappt, aber heute wird Vater Staat oder das Land da
vermutlich nichts mehr beisteuern. Ohne solche finanziellen Hilfen ist
so was sicherlich nicht zu stemmen, denn alleine die Instandhaltung
der Gebäude dürfte pro Jahr zig tausende verschlingen, geschweige
denn die anfängliche Renovierung mit entsprechenden
Umbauarbeiten. Andereseits gibt es mehrere gute Gründe, um solch
ein Projekt hier zu verwirklichen. Einmal gab es hier in der näheren
Umgebung früher weit und breit keine andere Fabrikanlage in dieser
bedeutsamen Größe und zum anderen gibt es hier vor allem die
einmalige Gelegenheit davon zu profitieren, dass eben sehr vieles
noch genau so erhalten ist, wie man es vor über 25 Jahren hat stehen
und liegen lassen. Dabei sind die Anlagen selbst noch viel älter, denn
etliche Teile davon sind sicherlich fast schon 100 Jahre alt. Die
meisten Anlagen verkörpern den Stand von vor ungefähr 50 bis 60
Jahren. Was man anderswo erst noch mühsam wieder klein bei klein
zusammentragen muss, ist hier in konzentrierter Form am
Originalschauplatz noch erhalten. Eine durchaus einmalige Chance,
die man eigentlich nutzen müsste. Dabei steht für mich ausser
Zweifel, dass man niemals die Gesamtanlage erhalten wird, das kann
keiner bezahlen, aber wenn man schon vielleicht hier vorne die
schönen alten Hauptgebäude erhält und darin konzentriert eine
Sammlung der verschiedensten Produktionsbereiche und -anlagen
ausstellen würde, wäre das schon ein vorzeigbares Projekt. Wissen
Sie, es klingt vielleicht zunächst etwas befremdlich und manche
werden sagen, der Lappenkeuler spinnt, aber ich bin der Auffassung,
dass in dieser alten Fabrik auch noch irgendwie ein Teil der Seele der
früheren Arbeiter zurück geblieben ist. Mehrere 100 Leute haben hier
mal gearbeitet, tagtäglich, auch wenn es schon über 25 Jahre her ist,
dass die letzten davon hier aktiv waren, so haben damals viele dieser
Leute einen Großteil ihres Lebens hier verbracht. Damit verkläre ich
ja nichts, die werden sicherlich nich jeden Tag vor Freude geglänzt
haben und sicherlich auch manchen Tag hier bei der Arbeit verflucht
haben, aber trotzdem ist deren Geist in einer bestimmten Art noch da
und das spürt man sofort, wenn man durch die leeren Hallen geht.
Man stellt sich vor, wie das früher dort gelärmt und gestunken hat, wie
es heiss oder kalt, windig oder stickig, nass oder staubtrocken war,
wie sich die Arbeiter in der beachtlichen und inzwischen teils
verfallenen Kantine in der Pause unterhalten haben, wie dort emsiges
Treiben herrschte und mancher Chef oder Vorarbeiter die Leute
antrieb. Die Leute selbst sind weg, die meisten davon inzwischen
wahrscheinlich schon längst tot, ihre Arbeit ist weg, aber die Reste,
die noch da sind, egal ob Gebäude oder Anlagen, die atmen noch die
alte Aura und das zu bewahren wäre für sich genommen schon jede
Anstrengung wert. Hinzu kommt, wo gibt es etwas vergleichbares hier
in der Gegend schon? Nirgends. Gewiss, im rund 17 km entfernten
Karlsruhe hat es schon immer ziemlich viel Industrie gegeben, ich
meine, mal gehört zu haben, dass es dort auch irgendwo ein kleines
Industriemuseum geben soll, aber trotzdem ist hier diese ganze Region
nicht gerade für historisch gewachsene Industrie bekannt, wie z.B. das
Ruhrgebiet oder einige andere Regionen Deutschlands. Kein Schwein
bringt hier die Gegend mit Industrie in Verbindung. Land- und
Fortswirtschaft ja, auch noch viele handwerkliche Betriebe,
Kleinbetriebe, Tüftler, ein paar kleine Maschinenfabriken,
Vertriebsfirmen, Speditionen und vor allem Geschäftsleute und einige
Unternehmenssitze im verwaltungstechnischen Sinn, dafür ist die
Gegend bekannt, noch etwas Bauindustrie, wie Zementwerke, die
mittlerweile übrigens auch fast alle geschlossen wurden, aber richtig
große Produktionsfirmen, wie hier die mal gewesen sein muss,
eigentlich Fehlanzeige. Gut, in Karlsruhe gibt's durchaus einige
Großbetriebe, aber eben mit solch historischen Bezügen und dann
noch außerhalb, quasi auf dem Land, das ist schon nahezu einmalig.

Eine sehr große Diskussion und bei manchen fast schon Ratlosigkeit
verursachte der Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler. Gut, man
sieht als Außenstehender die wirklichen inneren Beweggründe ja nicht
so, aber ich fand das sehr schade, weil ich der Ansicht war und auch
nach wie vor noch bin, dass er dieses Amt sehr gut bekleidet hat. Die
Ratlosigkeit setzte sich ja auch quer durch alle Bevölkerungsgruppen
fort, das erging nicht nur uns so. Irgendwie mochte man sich mit den
Erklärungen über diese Beweggründe nicht so richtig zufrieden geben,
ständig hatte man den Eindruck, dass im Hintergrund noch ein
anderer, viel gewichtigerer Grund schlummert. Auch ging das alles so
rasend schnell über die Bühne, fast schon so, als würde man sagen:
Och, da wählen wir mal so nebenbei noch schnell ne'n neuen
Bundespräsidenten. Ich weiss nicht, manchmal drängt sich deswegen
der Eindruck auf, als sei das alles schon von langer Hand vorbereitet
gewesen. Tagelang hörte man nichts anderes, egal wohin man kam
und diese Sache löste damit schnell die überschwänglichen
Freudenausbrüche über den Sieg der jungen Frau Lena im
Musikwettbewerb, diesem Europäischen Song - Contest ab, was bis zu
diesem Zeitpunkt fast alle Gespräche in Geschäften u.s.w. beherrschte.

Wo wir gerade bei beherrschenden Themen sind, leider beherrscht nun
wieder das blöde und nervige Thema Fußball allenthalben alles und da
könnte ich platzen. Man kann diesem Schwachsinn einfach nicht
entrinnen. In jeder Nachrichtensendung wird man mit diesem restlos
uninteressanten Sportmüll malträtiert, laufend werden irgendwelche
Berichterstattungen in fast allen Kanälen eingeschoben, geplante
Sendungen verschoben oder gar ersatzlos gestrichen zugunsten dieses
idiotischen Fußballschrotts. Ich bin froh, dass wir unseren alten
Videorecorder doch noch haben. Den hatte ich in weiser Voraussicht
schon einige Monate vor dem Fußballbeginn aus einem Abstellraum
hervor gekramt. Wir hatten ihn bestimmt schon 2 Jahre gar nicht mehr
benutzt und erleichtert stellte ich fest, dass er trotzdem noch
funktioniert. So wurde in dieser „Vorfußballzeit" einiges an
fußballlosen Sendungen aufgezeichnet, was man in der Fußballzeit
dann als fußballfreie Konserve einlegen kann. Vorwiegend Krimis
und ähnliches Zeug. Man muss natürlich nicht immer Fersehen
gucken, tun wir ja sowieso nicht sehr viel, aber wenn man schon in
den wenigen Sendungen, die man gucken will, auch noch ständig mit
dem Fußballgehabe genervt wird, dann bekommt man die rotierende
Eierkrätze. Ein besonders hohes Ärgernis sehe ich zudem darin, dass
mit Sicherheit ein sehr großer Anteil der Fernsehgebühren nur für die
gesammelten Sportbeiträge drauf geht. Würde man alle Kosten der
Sportberichterstattung aus den Fernsehgebühren heraus rechnen, dann
könnten die Gebühren mindestens 40 % geringer ausfallen, jedenfalls
sagte das voriges Jahr in einer Fernsehdiskussion ein Fachmann zum
Thema Gebührengestaltung. Es ist eine riesengroße Sauerei, dass so
auch alle Nicht - Sportinteressierten unabwendbar gezwungen werden,
diesen Schwachsinn mit zu finanzieren. Da wäre ich eindeutig dafür,
separate Sportkanäle zu schaffen, die dann auch separate Gebühren
kosten, die aber dann wahlweise von den Sportinteressierten
sozusagen abonniert werden könnten. Dafür müsste man dann die
normalen Fernsehgebühren um diesen Anteil reduzieren.

Der Rentner aus der Siedlung hat zum Thema Fußball wieder eine
etwas andere Einstellung. Er sagt immer: Wie die spielen, ist mir
völlig egal, Hauptsache ist, dass die Deutschen gewinnen. Diese
Ansicht könnte ich darum ergänzen „... und auch das ist mir egal."
Von mir aus hätte die deutsche Mannschaft auch gleich ganz zu Hause
bleiben können und von mir aus könnte man Fußball gleich ganz
abschaffen. Ich weiss, wenn das die typischen Fußball - Hollohs
hören, würden die mich gleich mit Gewalt bedrohen und am liebsten
einen Kopf kürzer machen, aber es muss mal gesagt werden. Die
ständige Überpräsenz von Fußball in unserem Land müsste mal
bekämpft werden. Schon in der Schule wird den Kindern dieser Mist
aufdiktiert. Aber na ja, man könnte darüber ganze Bücher schreiben
und eine Fortführung dieses blöden Themas würde hier zu weit
führen.

Ein anderes Thema machte hier kürzlich die Runde. Es ging um die
Frage: Wie verschafft man sich Respekt. Eine Frage, die heute in aller
Regel von den meisten Jugendlichen nicht beantwortet werden kann,
weil sie die Definition des Wortes Respekt überhaupt nicht begreifen.
Viele Jugendliche beantworteten solch eine Frage z.B. mit einer
Situation, wo jemand einen anderen verprügelt und sich dadurch bei
dem Verprügelten angeblich Respekt verschafft. Was natürlich
völliger Blödsinn ist und sogar eher das Gegenteil bewirkt. Die
können einfach Angst und Respekt nicht auseinander halten. Aber
Angst und Respekt ist nunmal was völlig unterschiedliches und das
begreifen viele Leute heute nicht mehr. Respekt habe ich vor
jemandem, wenn ich z.B. seine Leistung anerkenne, vielleicht ihn
sogar bewundere, wobei letzteres nicht zwingend notwendig ist. Vor
allem ist es doch wohl so, dass ich jemanden, vor dem ich Respekt
habe, normalerweise nicht hasse. Angst ist etwas völlig anderes, so hat
beispielsweise keiner unbedingt Lust dazu, sich von jemandem
zusammen schlagen zu lassen und wenn er deshalb vor jemandem
kuscht, dann ist es eben Angst und kein Respekt. Jemanden, vor dem
man Angst hat, wird man in aller Regel auch hassen und vor dem wird
man eigentlich niemals echten Respekt haben, eben weil man Angst
vor ihm hat. Was diese Lümmel von heute ebenfalls nie begreifen,
oder erst dann, wenn es zu spät ist, das ist, dass die Lebenserfahrung
einen lehrt, dass der vermeintlich „Starke" selbst am meisten Angst
vor den Schwachen haben muss, die er sonst unterjocht, weil genau
die es sind, die ihn am ehesten in einer von Angst getriebenen Aktion
kalt machen oder sonst wie schädigen. Um in dem geistigen Millieu
zu bleiben, in dem sich viele Jugendliche da heute aufhalten, könnte
man vereinfacht auch sagen, derjenige, der sich mangels eigener
Kraft, mangels Sportlichkeit, mangels Gesundheit oder auch mangels
eigenen Mutes nicht mit einem Gegenangriff bzw. mit Schlägen gegen
den Kontrahenten wehren kann, der wird eben irgendwann zu
Hilfsmitteln greifen, die ihn in diesem einen Moment zum weit
Überlegenen machen, eben z.B. in dem er den Kontrahenten abknallt
oder ihm sozusagen hinterrücks irgendwie mächtig schadet. Ich weiss,
das führt jetzt etwas zu weit und es ist nicht meine Aufgabe, hier über
die psychologischen Hintergründe von Angst und Respekt ein
Fachreferat zu schreiben. Interessant fand ich in dem Zusammenhang
eine Darlegung von Kayla, die erzählte, wie sich in ihrer früheren
Heimat das Familienoberhaupt, hier würde man den einen Opa
nennen, Respekt verschaffte, nämlich durch Schläge mit einem
Bambusrohr auf den Haupttisch des Hauses. Er hat nie Leute damit
geschlagen, nur damit auf den Tisch geschlagen und dann hat sich
jeder seiner Meinung untergeordnet, nicht aus Angst, denn den alten
Zausel hätte jeder leicht überwältigen können, nein, aus Respekt vor
dem, was der Mann alles wusste und in seinem Leben schon an
Problemen gelöst hatte.

Seit sicherlich einem Vierteljahr wunderten wir uns darüber, dass hier
fast täglich rund 3 bis 5 Müllwagen, immer gegen 9 Uhr morgens,
vorbei gefahren kamen und unten in Richtung der Mühlen rumpelten.
Ungefähr eine Stunde später kamen die wieder zurück. Wir glaubten
zu erst, dass jemand unten in den Mühlen eine riesige
Entrümpelungsaktion gestartet hat und die diese Sachen dort abholen.
Aber so was läuft ja nicht über ein Vierteljahr. Durch Zufall bekamen
wir nun mit, dass die Müllleute gewaltigen Ärger bekommen haben.
Die hatten das nämlich als schönes ruhiges Eckchen erkannt und
machten dort täglich ihre Frühstückspause, wo sie nicht auffallen und
sich dann auch eine gute Stunde Pause gönnen konnten, anstatt 20
Minuten, die sie wohl vom Arbeitgeber zugebilligt bekamen.
Irgendwann fiel es deren Chef auf und der muss dann mit seinem
Privat - PKW auch dorthin gefahren sein und denen ordentlich den
Marsch geblasen haben. Jedenfalls seit ungefähr einer Woche
kommen die nicht mehr und das fällt richtig auf.

Schon öfters hatte ich Ihnen von Beerdigungen berichtet und je älter
man wird, um so öfter wird man in seinem Umfeld damit konfrontiert.
Man könnte sagen, die Einschläge kommen näher. Beerdigungen sind
ja eigentlich oft etwas komisches. Natürlich nicht für den
Verblichenen, aber wenn man sich die Gesellschaft der Trauergäste
einmal genauer ansieht. Der aktuelle Anlaß ist der Tod eines guten
Bekannten aus meiner Stuttgarter Zeit. Karl hieß der, der Nachname
spielt jetzt keine Rolle, wir nannten den immer nur Karl. Ich weiss
nicht, ob ich über den hier in den zurück liegenden Jahren schon mal
geschrieben hatte, ich glaube eher nicht. Nur kurz als grobe Info,
damals in Stuttgart ging ich öfters an einem Kiosk 1 oder 2 Tassen
Kaffee trinken, plauderte mit der Kioskbetreiberin, mit der ich mich
sehr gut verstand, ich bekam von der häufig abgelaufene Zeitschriften
geschenkt, die keiner gekauft hatte und die der Verlagsvertrieb nicht
zurück holen wollte. Das war alles noch vor Kaylas Zeit. In dieser
Runde traf man damals naturgemäß immer auf die gleichen Leute, so
auch auf den jetzt Verstorbenen. Der wohnte von meiner damaligen
Stuttgarter Adresse nur ein paar Minuten entfernt. Seine Angehörigen
hatten meine neue Adresse irgendwie raus bekommen und so bekam
ich neulich eine sehr aufwändig gestaltete Einladung zu dessen
Beerdigung, die in Stuttgart statt fand. Insgesamt alles eine sehr
verwunderliche Sache, dass die Angehörigen sich diesbezüglich so
viel Mühe machen, nur um für die Beerdigungsfeier einen großen
Kreis aus Bekannten zusammen zu trommeln, von denen ihnen selbst
größtenteils kaum einer bekannt war. Schon diese Hochglanz -
Einladung passte eigentlich überhaupt nicht zu diesem Karl, der
immer ein sehr bescheidener Mensch war. Eine derartige Gestaltung
mag man beim Heimgang eines bekannten Politikers oder
Schauspielers erwarten, aber bei einem wie dem Karl sicher nicht. Er
selbst hätte das auch niemals gewollt, weil er jede Form von Pomp
wie die Pest hasste. Der edle Einladungsbrief entstand auf
Veranlassung seiner Verwandtschaft. So bin ich dort hin. Wir waren
mit dem alten Mercedes von dem Rentner dorthin gefahren, weil unser
Wagen zu diesem Zeitpunkt schon wegen des oben beschriebenen
Vorfalls außer Gefecht gesetzt war.
Es war ein sehr heisser Freitag Anfang Juni. In dieser Woche der mit
Abstand heisseste und schwülste Tag. Auf dem Friedhof war es
brechend voll und ich hätte nie erwartet, dass zu dessen Beerdigung so
viele Leute kommen. Vor allem, und da kommt das Kuriose, es waren
unzählige Leute darunter, die ich teils auch noch flüchtig von früher
kannte, die er zu seinen Lebzeiten partout nicht ausstehen konnte.
Wissen Sie, wenn Karl im Vorfeld selbst noch hätte eine Liste derer
erstellen können, die er keinesfalls auf seiner eigenen Beerdigung
sehen will, dann hätte locker die Hälfte der anwesenden Leute darauf
gestanden. Das war schon fast mysteriös. Man hatte wirklich den
Eindruck, dass viele von denen nur gekommen waren, um sich von
seinem Ableben zu überzeugen, und zu sehen, ob der tatsächlich unter
die Erde kommt. Der Tote selbst hätte die bloße Teilnahme von
einigen dieser Leute schon als tiefe Beleidigung und emfpindliche
Störung der Totenruhe empfunden. Wenn der da noch mal wach
geworden wäre, hätte er die eigenhändig vom Friedhof gejagt. Etliche
von diesen Leuten waren damals schon äusserst hochnäsig und
machten nie einen Hehl daraus, dass sie diesen Karl als Abschaum
oder mildestenfalls als armes Würstchen betrachteten, welches ihnen
in ihrer selbst erdachten Hierachchie haushoch unterlegen sei. Genau
die gleiche Grundhaltung legten diese Figuren auch heute noch an den
Tag. Viele von denen waren inzwischen selbst ergraut, woran man
dann wieder sehr schön erkannte, wie die Zeit doch alles auffrisst.
Aber zack, die Nasen hoch nach oben gehalten und ein wenig
gerümpft. Als die mich sahen, erntete ich von nicht wenigen gleich
herablassende Blicke. Ich war für die früher immer mindestens genau
so ein minderwertiges Subjekt, wie dieser Karl. Solche Leute lieben es
natürlich innig, wenn sie einen anschließend bei einer vermeintlich gut
gemeinten Begrüßung runter machen können, so nach dem Motto:
„Ah, lange nicht gesehen, hast du noch immer im Leben nichts
erreicht? Ich bin seit paar Jahren Rentner und war vorher noch
Filalleiter geworden", oder so in der Art. Den blöden Säcken habe ich
es aber dann richtig gezeigt und einige von denen wären dann am
liebsten laufen gegangen. Als diese typische vorgeschobene
Mitleidstour kam, habe ich dann damit geantwortet, dass ich schon vor
Jahren aus Stuttgart weggezogen sei, weil ich mir in der Nähe von
Karlsruhe ein großes Haus und eine kleine Fabrik gekauft hätte,
womit ich sozusagen auf die Werkstattgarage anspielte, die die ja
nicht kennen und die wirklich mal ein Teil der Fabrik war. Dann
erläuterte ich, dass ich kürzlich eine 27jährige Frau geheiratet hätte,
wobei ich auf Kayla verwies, die mit gekommen war, obwohl wir in
Wahrheit nach wie von nicht wirklich verheiratet sind. Da liefen
einige von denen fast blau und weiss zugleich an, sagten nichts mehr,
drehten sich ab und waren weg. Denn ich weiss genau wie die ticken,
die meisten von denen haben es, trotz ihrer vielleicht guten
Einkommen, im Leben nie geschafft ein eigenes Haus zu besitzen,
wohnen heute noch zur Miete und ärgern sich zuhause lustlos mit
ihrer alten Schachtel herum. Während ich ewiger Verlierer nun ein
großes Haus nebst Umland und eine bildhübsche knackige junge Frau
habe, mit der das Wort Lust noch eine echte Bedeutung hat. Auf diese
Weise ist man solche Leute aber am schnellsten los. Die ertragen es
nämlich überhaupt nicht, wenn sie selbst hinterfragen müssen, ob die
Leute, die sie sonst immer verhöhnt haben, nicht mittlerweile mehr
geschafft haben, als sie selbst. Doch zurück zu der Beerdigung. Die
hatten einen Pfarrer, der eine endlose Totenrede in der
Friedhofskapelle am aufgebarten Sarg hielt, die aber ungeheuer
akribisch vorbereitet gewesen sein musste. Die kleine Kapelle quoll
aber so von Menschen über, dass wir mit mindestens 70 weiteren
Leuten draußen vor der offenen Eingangstür standen. Haarklein
erzählte er praktisch den ganzen Lebenslauf des Toten, eingebettet in
Fragmente der biblischen Geschichte, wo er dann häufig Parallelen zu
Ereignissen aus der Bibel und den Ereignissen im Leben von Karl zog.
Das war einerseits sehr gekonnt gemacht, aber bedingt durch die Fülle
zog sich das sicher über eine halbe Stunde hin und stehen Sie mal bei
31 Grad eine halbe Stunde aufmerksam in der Sonne. Das geht nicht.
Wir hatten uns schon einige nah gelegene Bäume auf dem Friedhof
ausgeguckt, wohin wir seitlich immer mehr in deren Schatten
spendende Zonen abdrifteten, je länger der Pfarrer redete. Was ich
sehr eigenartig fand war, dass der Pfarrer überhaupt keine
Gesichtsmimik hatte. Der konnte traurige oder sehr lustige Dinge stets
mit dem absolut gleichen, steifen Gesichtsausdruck erzählen. Man sah
zwar, dass sich seine Lippen entsprechend bewegten, aber damit war
auch jede Form der Mimik ausgeschöpft, wie eine starre, steinerne
Maske, die reden kann. Wenn man sich das längere Zeit ansieht und
anhört, dann wirkt das fast schon bedrohlich, in jedem Fall aber
irgendwie unwirklich. Kayla meinte schon, das ist ein Pfarr - Roboter,
der zugegeben, gut gefüttert und programmiert ist. Sie kennen die
Abläufe bei solchen Beerdigungen sicherlich, nach dieser
Totensegnungs - Messe in der Friedhofskapelle wird der Sarg dann
mit einem Wägelchen, an dem seitlich mehr symbolisch noch die
Sargträger gehen, zum ausgehobenen Grab gefahren, wo die
Sargträger dann den Sarg auf die Ablaßwinde heben, wonach der dann
sanft etwas nach unten gleitet. Natürlich noch nicht ganz tief, weil
dann ja auch noch Gebete, Worte, weitere Ansprachen und die
Trauerbezeitigungen der einzelnen Anwesenden nacheinander mittels
Aufwerfen von Blumen, Erde, Zweigen oder wie in dem Fall hier von
zahllosen Rosenblättern folgen. Einer der Trauergäste meinte
hämisch, das habe noch gefehlt, dass der ausgerechnet jetzt gestorben
sei, wo ohnehin auf diesem Friedhof wegen der heissen Wetterlage
und der damit verbundenen vielen Toten durch
Kreislaufzusammenbrüche jetzt schon täglich über 20 Beerdigungen
statt fänden. Nach dem Ablauf dieser eigentlichen Beerdigung wollten
wir schleunigst entweichen und nach Hause fahren, aber eine elegant
gekleidete Dame aus dem Kreise der Verwandten gesellte sich zu uns
und bat darum, dass wir am so genannten Leichenschmaus teilhaben
würden. Dafür überreichte sie uns ein Kärtchen, auf dem die Adresse
eines Lokals stand, welches sich ungefähr 2 km von dem Friedhof
entfernt befindet. Dabei wunderte mich am meisten, dass die uns
erkannt hat. Ich wüsste nicht, dass ich diese Dame jemals im Leben
zuvor gesehen hätte. Wie sich später heraus stellte, war das eine
Tochter des Verstorbenen und man hätte dem so eine elegante,
damenhafte Tochter nie im Leben zugetraut. Ich möchte fast sagen,
dass diese Tochter vom Karl eine Ausstrahlung hatte, wie man sie
eher einer adeligen Dame oder vielleicht noch einer Frau aus einer
Großindustriellenfamilie zuordnen würde. Edel gekleidet und dann die
ganzen feinen Manieren, aber dann auf eine Art fein, die gleich
verkörpert, dass die so tagtäglich lebt, weil es nicht künstlich
aufgesetzt wirkte. Wissen Sie, wenn sich Leute ausnahmsweise „fein"
benehmen, nur um sich wichtig zu machen, dann fällt das meistens
auf, es wirkt aufgesetzt, aber bei ihr wirkte es so, als sei es ihr
natürlichster Alltag. Nun klingt Tochter immer irgendwie klein, um da
gleich Mißverständnissen vorzubeugen, diese damenhafte Tochter des
Karl war schätzungsweise um die 40 Jahre alt, also sogar deutlich
älter, als Kayla. Ich wusste zuvor gar nicht, dass der Karl Kinder hatte.
Nach einer kurzen Beratung mit Kayla entschlossen wir uns, an
diesem Abschiedsmenü für den Karl teilzunehmen. Ich denke, es wäre
auch in seinem Sinne gewesen, dass wir dabei waren. So fuhren wir
zur angegebenen Adresse, wobei ich mich zuerst noch 2 mal verfahren
hatte. Es waren zwar nur 2 km vom Friedhof entfernt, aber in dieser
Ecke gibt es mehrere Restaurants, wovon sich zu allem Überfluß noch
2 im Namen ähneln. Wir haben es dann aber gefunden. Der Parkplatz
wurde schon knapp, aber wir hatten das Glück, dass kurz vorher
gerade ein Bierlaster Nachschub gebracht hatte und in dem Moment
wieder abfuhr, als wir eintrafen. Dadurch wurden auf einen Schlag 3
PKW - Parkplätze frei, wovon wir gleich einen in Beschlag nehmen
konnten. Ich meine, es ist nicht meine eigentliche Aufgabe, über
Gaststätten zu lästern, aber es war eine dieser heute üblichen Buden,
mit der restlos schäbigen Inneneinrichtung, die sehr viele Wirte
offensichtlich aus mir völlig unerklärlichen Gründen für schön halten,
wo man ein eigentlich relativ modernes Gebäude nachträglich innen
mit Altputz - Imitat und eingemauerten, aber völlig zwecklosen
Rundbögen und Halbnischen auf alt getrimmt hat. Das soll dann
angeblich Gemütlichkeit zaubern, ich hasse solche Gestaltungsarten.
Vor 30 Jahren war man froh, solche alten, häßlichen Kaschemmen
abzureißen und durch vernünftige Neubauten zu ersetzen und seit 20
Jahren geht man wieder hin, und verbaut mit solchen gestalterischen
Entgleisungen absichtlich wieder die Räumlichkeiten. Na ja, egal, für
die höchstens 2 Stunden brauchte es uns nicht wirklich aufregen. In
der Bruchbude war es rammelvoll, soviele Leute waren zu dem
Leichenschmaus geladen. Ich möchte darauf wetten, dass der Karl
über 80 % dieser Leute überhaupt nicht kannte, die nun seinen Pelz
verspeisen wollten, wie man hier so sagt. Ich weiss nicht, welche Idee
die Verwandtschaft von dem Karl da geritten hat und wie die
überhaupt diese Leute alle ausgewählt haben. Und nein, man glaubt es
nicht, der Pfarrer war auch da, was ich keineswegs bemängele,
jedenfalls eigentlich nicht, aber der hatte dann vielleicht 10 Minuten
nach dem der Saal sich gefüllt hatte, nichts besseres zu tun, als eine
Papierrolle vorzukramen, worauf er sich den ganzen Text geschrieben
hatte, den er höchstens 45 Minuten zuvor in der Friedhofskapelle
vorgetragen hatte und diesen Text dann in voller Länge noch mal
vorzutragen. Dabei ging er jetzt sogar noch mehr auf bestimmte
Lebensabschnitte des Karl ein. Da fand ich, dass er da besser nur diese
Lebensabschnitte vorgetragen hätte, anstatt das andere auch noch mal
alles. Zu essen gab es belegte Brötchen satt. Nichts anderes, nur
Brötchen, aber davon in Mengen, wie ich sie schon lange nicht mehr
auf einem Haufen gesehen habe. Alle Tische waren bis auf den letzten
Platz besetzt, ich würde schätzen, dass in dem vereckten Saal
mindestens 120 bis 150 Leute saßen und auf jedem Tisch standen
etwa 5 überdimensionierte Tabletts mit jeweils mindestens 50
belegten Brötchen, die permanent vom Personal der Gaststätte mit
Nachschub an neuen Brötchen aufgefüllt wurden, sobald sich die
Anzahl an Brötchen auf jedem Tablett etwa der Hälfte näherte. An
Getränken gab es Kaffee ohne Grenzen, soviel man wollte, ebenso
Sprudel, Limo oder Cola, was man aber gesondert beim Kellner
bestellen musste. Alkoholische Getränke wurden auf Geheiss der
Familie absichtlich nicht ausgeschenkt, womit wir natürlich keine
Probleme hatten, da wir es beide nicht so sehr mit Alkoholischem
haben. Ein älterer Mann, der in unserer Nähe saß und den wir nur den
Bleistift nannten, weil der war so extrem dünn, dass man glaubte,
einen Bleistift mit Beinen dran vor sich zu haben, meckerte immer,
weil er unbedingt nun ein Bier brauche, als Trost auf den Heimgang
des lieben Karl. Schließlich ging er nach vorne, wo sich die normale,
kleinere Gaststube befand, setzte sich dort an den Tresen und ließ sich
auf eigene Rechnung ein dickes Bier zapfen. Bei der Riesen -
Brötchen - Mampferei fielen einige Zeitgenossen gleich auf, weil sie
stets bemüht waren, in der zur Verfügung stehenden Zeit so viele
Brötchen wie nur irgendwie möglich zu fressen. Bei denen musste
man wirklich von fressen sprechen. Ich meine, wir sagen auch nicht
nein, wenn man etwas kostenlos geboten bekommt, aber doch alles in
Maßen. Wir haben während der ganzen Veranstaltung vielleicht jeder
4 Brötchen gegessen, damit war aber auch das Äusserste erreicht.
Diese teils skurrilen Gestalten aßen extrem schnell, stopften mit
gerade mal 2 Bissen ein komplettes belegtes Brötchen weg, 3 mal
kauen, ein halbes Glas Cola hinterher, zack - das nächste Brötchen
und so fraßen die sich pausenlos durch den Berg von Brötchen. Einer
von denen, Typ Kleiderschrank, groß, sehr breit, dick, mit dickem
rundlichen Kopf mit fast zugewachsenen Augen und mit kurzer
Igelhaarfrisur, der erinnerte im Aussehen an so einen dicken
Schauspieler aus den frühen Edgar - Wallace - Filmen, die um 1960
herum gedreht wurden, der immer so einen halbsanften und
dümmlichen Teilganoven spielte, der meist als Handlanger seines
Herren die Frauen entführte oder irgendwelche Leute umbrachte, die
seinem Herrn im Weg waren, na also dieser Typ fraß nur
Mettbrötchen in der oben geschilderten Art. Die Mettbrötchen von
denen waren mit einer extra dicken Schicht Zwiebeln lückenlos
zugarniert, man könnte auch sagen flächendeckend damit zu geteert.
Ich möchte darum wetten, dass dieser Mettbrötchenbagger es schaffte,
in einer Viertelstunde mindestens 10 Mettbrötchen in sich rein zu
stopfen. Ich hätte schon nach 2 solcher Mettbrötchen das kalte Kotzen
gekriegt. Als alle so fraßen, stand eine mir unbekannte Frau auf,
möglicherweise eine weitere Tochter des Verstorbenen, die aber etwas
älter war, als die eingangs erwähnte, entblätterte einige Papiere und
trug ihrerseits eine sehr langatmige und super langweilige Rede vor.
Zunächst begann sie ausführlich über den Karl zu sprechen, dann
entglitt ihr die Rede immer mehr und am Schluß drehte sie sich mit
ihren Worten immer im Kreis, wurde nicht müde zu betonen, dass die
Leute kräftig essen und trinken sollten und nicht zu sehr in Trauer
über Karls Tod verfallen sollten und sich in ihrem weiteren Leben
möglichst viel Freude zu machen, das wäre dann genau im Sinne
Karls gewesen. Diese Redewendungen sagte sie wie ein Endlosband
mindestens 15 mal, geriet dann ins Stocken und begann ähnlich
wieder von vorne mit diesen Hinweisen. Irgendwann befiel mich ein
großer Harndrang und ich suchte die Toiletten auf, die sich im Keller
des Restaurants befanden. Dort passierte mir dann gleich peinliches,
es lag aber nicht an mir. Nach dem Wasserlassen wusch ich mir die
Hände und zum trocknen diente so ein Warmluftautomat. Um den
einzuschalten, musste man oben eine großflächige Taste antippen, was
ich wegen der nassen Finger mit dem Ellbogen machte. Daraufhin fiel
die obere Gehäusehälfte von dem Automat auseinander und klappte
nach unten, aber der Automat lief, jetzt im offenen Zustand. Das wäre
sicher gefährlich gewesen, wenn da jemand rein gefasst hätte. Zum
Glück war ich zu dem Zeitpunkt alleine in dem Kloraum. Ich
versuchte dann den Deckel wieder hoch zu klappen, weil ich glaubte,
das Gehäuse rastet dann wieder ein. Aber das hätte ich besser
gelassen, denn der Versuch führte dazu, dass der komplette Automat
abstürzte und zu Boden fiel, wobei es noch heftig blitzte und auch
einige Lampen im Klo - Vorraum ausgingen, weil wohl eine
Sicherung das nicht überlebt hatte. Die Dübel waren mit aus der Wand
gerissen, weil sie wohl unfachmännisch eingesetzt waren. Ich hab es
dann vorgezogen, schnell das Weite zu suchen und wieder nach oben
in den Gastsaal zu huschen. Nach ungefähr einer weiteren halben
Stunde zogen wir es vor, wieder nach Hause zu fahren, nachdem auch
bereits die ersten anderen Gäste gingen. Als wir gerade aufstehen
wollten, kam eine etwas schrullige, sehr kleine, dickliche Frau mit
kugelrundem Kopf daher und steuerte breitflächig grinsend auf mich
zu. „Ahhhhh, der Lappi, das ist doch Lappenkeulers Eggi..." und
ähnliche Ausrufe tätigte sie. Kayla brach gleich derart in Gelächter
aus, dass ihr der Rotz vom Heuschnupfen aus der Nase schoß, weil
das irgendwie absurd aussah, wie die Alte da angedackelt kam. Ich
wusste gar nicht, wer das war. Und dann fast vorwurfsvoll das
übliche: " Ja, weißt du denn nicht mehr, wer ich bin?!" Ich wusste die
wirklich nicht einzuordnen. Die ehemalige Kioskbesitzerin konnte es
nicht sein, die war deutlich größer, hatte ein netteres Gesicht und die
hätte ich mit Sicherheit erkannt. Dann stach sie mir grinsend
mehrmals mit dem Zeigerfinger in die Rippen, wobei sie fast schon
tänzelnd fragte: „Na, dämmerts?" Kayla meinte dann zu mir: „Na gibs
ruhig zu, vor mir braucht ihr keine Geheimnisse zu haben! Ist es deine
alte Freundin von vor 50 Jahren?" Schlagartig bremste das die
Aktivitäten der rippenstechenden Frau aus. Mit leicht entzürntem
Blick schaute sie Kayla an und fragte: „Wer ist das denn, etwa deine
Tochter? Hattest du etwas mit einer Koreanerin und sie ist das
Resultat davon?" Ich weiss nicht, weshalb die auf Koreanerin tippte,
aber weil die Frau mich schon ziemlich nervte, meinte ich schlicht und
trocken als Antwort: „Nicht ganz, ich hatte nichts mit einer
Koreanerin, ich habe was mit einer Thai und das ist sie, das ist
nämlich meine Frau!" Daraufhin erstarrte die Frau und meinte
kleinlaut „Hähä, ja dann, ja so was. Und an mich erinnerst du dich
wohl wirklich nicht mehr?" Dann musterte sie mit stechenden und
zugleich fragenden Blicken mehrmals Kayla von oben bis unten und
meinte dann zu mir: „Du willst mich wohl mal wieder auf den Arm
nehmen, wie früher schon so oft. Die ist doch höchstens 15 Jahre alt
und nimmers deine Frau!" Kalya fand das geradezu lustig und um
dem Entsetzen der Frau die Krone aufzusetzen, meinte sie mit
lispelnder Stimme: „Oh seh ich schon so erwachsen aus? Toll. In
Wirklichkeit bin ich nämlich erst 11!" Daraufhin blieb der Frau bald
die Luft im Halse stecken und sie meinte nur so was wie, welche
Abgründe das wohl wären und dass ich da ja wohl irgendwie in die
Fänge der Porno - Mafia geraten sei, aber angeblich sei ich früher ja
immer schon leicht zu verführen gewesen, besonders von zierlichen
Frauen. Schließlich wollte ich aber nicht, dass sie solch einen Quatsch
nachher rumtratscht, manche Leute sind damit ja schnell, weil sie
glauben, sich mit der Verbreitung solcher vermeintlichen Sensationen
wichtig machen zu können. Ich klärte sie darüber auf, dass Kayla zwar
wirklich meine Frau sei, sie aber tatsächlich 27 Jahre alt sei. Es ging
die ja nichts an, dass wir nicht verheiratet sind. Darauf meinte Kayla,
wieder normal sprechend: „Och schade, da ist unser letztes Geheimnis
jetzt auch noch geplatzt." Sichtlich beruhigt erschlaffte die ganze,
vorher angespannte Muskulatur der Frau mit einem Schlag und sie gab
sich einen Ruck, und meinte: „Ich bin die Liesel Kleinschmitt!" Sagt
dir wenigstens das etwas? Wobei sie dann schon einen enttäuscht -
gelangweilten Blick schweifen ließ. Ich überlegte, ja der Name sagte
mir was. Ein kurzes Grübeln brachte tatsächlich eine Liesel
Kleinschmitt in meiner Vergangenheit zu tage, aber das soll die sein?
Also ehrlich, ich hätte es nicht geglaubt, selbst dann nicht, wenn man
es dran geschrieben hätte. Die hatte mit der Liesel Kleinschmitt, die
ich mal kannte, wohlgemerkt ungefähr 1975, außer dem Namen
eigentlich nichts mehr gemeinsam. Die Kleinschmitt, die ich in
Erinnerung hatte, war gertenschlank mit einem sanften Gesicht, ich
sag das mal so, weil mir keine andere Beschreibung einfällt. Hier die
Kleinschmitt war ziemlich dick, gut das Alter bringt oft so ein paar
Pfunde mit sich, sie hatte ein fast kugelrundes Mondgesicht, welches
mit dem Gesicht aus meiner Erinnerung so rein überhaupt nichts
gemeinsam hatte, noch nicht mal im Ansatz. Na ja, früher Mitte der
Siebziger hatte ich mit der Kleinschmitt viel Spaß, das kann man
durchaus so sagen, weil man es nicht wesentlich anders sagen könnte.
Es war aber nie eine Beziehung und das wollte auch damals keiner
von uns. Das lief so völlig nebenher, neben jedem Alltag, fast wie ein
zweites Leben, in welches man ab und zu mal für ein paar Stündchen
schlüpfte. Ja, lang ists her und die war damals vielleicht in dem Alter,
wie heute die Kayla, eher noch etwas jünger, ich schätze so um die 22
muss die damals gewesen sein. Jetzt kann man sich ausrechnen, wie
alt die (und ich leider noch mehr) heute sein muss, also etwa 57 Jahre
muss die heute auf dem Buckel haben. Aussehen tat sie heute eher wie
65 bis 70, das habe ich ihr natürlich nicht gesagt. Die alten Zeiten,
längst sind sie vorbei. Wenn man auf diese Weise an so was
zwangserinnert wird, da denkt man sich doch, was für ein Glück, dass
ich die Liesel damals nicht geheiratet habe. Was für ein Glück für
heute, denn sonst hätte ich heute vielleicht anstelle der Kayla diese
rollfähige Fetttonne. Aber wer weiss. Da war dann ja auch noch
geringfügig später meine erste Frau dazwischen, die vom Wesen her
eigentlich nie zu mir passte, wo ich mich heute noch wundere, wie es
überhaupt jemals zu dieser Ehe gekommen ist. Vom Wesen her hätte
da diese Liesel deutlich besser zu mir gepaßt. Manchmal glaube ich,
dass man mich damals wochenlang unter Drogen gesetzt haben muss,
damit es überhaupt zu der Heirat mit meiner ersten Frau gekommen
ist, ich muss da in einer Phase der geistigen Beneblung erstarrt
gewesen sein, denn ein normal denkender Lappenkeuler hätte diese
konsumsüchtige Zimtzicke nie im Leben geheiratet. Aber jetzt fange
ich wieder von der an und das möchte ich eigentlich nicht. Aber Sie
sehen, solche Treffen auf Beerdigungen bringen diesen alten
Bodensatz, der längst vergessen schien, wieder nach oben. Nicht
immer zur Freude aller Beteiligten, oft aber zur Bestätigung von alten
Vorurteilen, die man nie ganz los wurde. Nach dem wir die Liesel
wieder los geworden waren, denn nach der Erkenntnis, dass Kayla
tatsächlich zu mir gehört, zog die Liesel schnell ab, hasteten wir eilig
zum Auto, um bloß schnell von dort weg zu kommen. Wer weiss,
welchen Blödköpfen aus der Vergangenheit man dort sonst noch alles
über den Weg gelaufen wäre. Wir sind dann schleunigst nach Hause
gefahren. Trotz allem, man kommt sich in solchen Situationen ja
manchmal etwas vorgeführt vor und im ersten Moment ist es einem
richtig peinlich, aber so im Nachhinein überdacht, hat es auch seinen
Reiz, die früheren Weggefährten und -innen nach solch langer
zeitlichen Distanz noch mal zu sehen. Zu sehen, wie die sich bis heute
entwickelt haben, wie es denen heute geht. Von der damaligen
Kaffeetrinker - Kioskrunde waren leider nicht viele dabei, weil die
meisten davon schon längst vor dem Karl gestorben sind.

Vor längerer Zeit, es mag vielleicht vor 2 Jahren gewesen sein,
schrieb ich Ihnen mal, dass wir Kontakt zu einer Gruppe von
Industrie- und Nostalgiefotografen pflegen, die durch halb Europa
reisen, nur um alte, stillliegende Fabriken und ähnliche Gebäude von
außen und innen zu fotografieren. Wir hatten uns denen damals mal
angeschlossen und gemeinsam mit denen im Nordschwarzwald eine
Hotelruine besucht, die nie ganz fertig gebaut wurde. Ausgerechnet
jetzt, wo wir kein eigenes Auto zur Verfügung haben, machen die eine
Reise zu einem überaus interessanten Objekt. Eigentlich sind es 2
Objekte, die beide in der Schweiz nahe beieinander liegen. Was die da
aufgetan haben, das glaubt man zuerst gar nicht, weil es fast wie ein
Märchen klingt. Aber in einem fast geheimen Tal haben die eine
Rüstungsfabrik aufgetan, die vor etlichen Jahren geschlossen wurde
und nun von denen „besichtigt" wird sowie in der gleichen Gegend in
einem ebenso geheimen Seitental eine geschlossene Militär -
Flugzeugbasis. Bei letzterem möchte man sagen, wieso, die Schweiz
ist doch neutral, hatten die überhaupt jemals Militärflugzeuge. Ja sie
hatten oder haben wahrscheinlich auch heute noch, aber nicht mehr an
diesem Standort. Es hieß, dass von beiden Objekten der
Erhaltungszustand überdurchschnittlich gut sein soll, auch weil es
durch die extrem abgelegene Lage kaum Vandalismus gibt und auch
weil man wohl dem Verfall durch ein Mindestmaß an gelegentlichen
Reparaturen vorbeugt. Aber ohne Auto ist man dort völlig
aufgeschmissen. Es heisst, dass beide Objekte nur über lang gezogene,
abgelegene aber gut ausgebaute Straßen erreichbar sind, die aber in
keiner offiziellen Straßenkarte enthalten sind. Um solch eine Sache
mitzumachen kann man auch nicht gut den Mercedes von dem
Rentner leihen, dafür wäre diese Fahrt zu umfangreich. Schade, sehr
schade, daran hätten wir sehr gerne teilgenommen.

Bei dem Thema können wir aber bleiben. Am Dienstag voriger
Woche hielt hier vorne am alten Haupteingang der Fabrik ein größerer
Peugeot - Kombi mit französischem Nummernschild. Eine hübsche
Frau, geschätzt um die 35 Jahre alt, behangen mit sicherlich 4 oder 5
Fotokameras stieg aus und ging bis zu dem verschlossenen alten
Fabriktor. Sie ging dann zurück an ihren Kombi, öffnete die
Heckklappe, zog dort eine zusammenklappbare Alu - Standleiter raus,
baute diese vor dem Werkstor auf und kletterte gemütlich darüber auf
das Werksgelände, so als sei es das Selbstverständlichste der Welt.
Auf der anderen Seite angekommen, zog sie die Standleiter komplett
rüber, damit ihr die keiner weg nehmen konnte. Wenn man sah, wie
offen und ohne jede Scheu sie das machte, dann sagte man sich
zwangsläufig, die hat eine Genehmigung dafür, denn so dreist ist
keiner, das so offenkundig zu machen, wenn er es nicht darf. Wie Sie
wissen, haben wir ja in der Mauer eine „Geheimtür" rüber zum
Gelände und meine Neugierde war geweckt. Ich bin mal sacht und
leise da aufs Gelände gegangen, um zu sehen, was die dort macht.
Zuerst fand ich sie gar nicht mehr, nach 10 Minuten dann aber doch
und sie machte im Prinzip nichts anderes, wie wir auch, sie
fotografierte ausgiebig zahllose Motive der alten Fabrik. Da ich ja
davon ausging, dass sie von den Eigentümern eine Genehmigung
dafür hat, zog ich es vor, mich unerkannt wieder durch unsere
Geheimtür zu verdünnisieren. Im doppelten Sinn sprechen wir auch
manchmal von unserer Geh - heim - Tür, weil wir darüber wieder
heim gehen können. Aber das nur am Rande. Vom Haus aus achtete
ich aber darauf, wann sie wieder zurück zu ihrem Wagen kehrt, um
dann, natürlich rein zufällig, dort vorbei zu gehen. Nach über 2
Stunden kam sie dann endlich. Und „rein zufällig" ging ich da gerade
draußen vorbei zum Haus. Ich bemerkte, dass sie im ersten Moment
leicht erschrak. Ich grüßte sie freundlich, sie grüßte zurück, worauf ich
fragte, ob sie Fotos von der „Historischen Fabrik" mache, so nannte
ich die Fabrik mal, um gleich eine für die Sache wohlgesonnene
Stimmung zu verbreiten. Die nach meinem Geschmack bildhübsche
Frau sprach sehr gut deutsch und wir kamen ein wenig ins Gespräch.
Industriegeschichte ist ihre große Leidenschaft, als Hobby versteht
sich, und sie stellt in mühevoller Kleinarbeit in Frankreich Bildbände
über dieses Thema zusammen. Sie erzählte, dass sie in ihrer Kindheit
direkt neben der damals größten Filzfabrik Frankreichs, einer Firma
mit dem sonnigen Namen Sommer, gewohnt hätte, die erst vor 7
Jahren geschlossen worden wäre und auch heute noch steht. Dadurch
wäre ihr Interesse für die Industriekultur geweckt worden. Sie
stammte aus der Stadt Charleville, das liegt in Nordfrankreich, gleich
kurz vor der Grenze zu Belgien und sie betreibt dort eine
Handmanufaktur für Hüte mit angeschlossenem Geschäft. Sie
produziert in erster Linie Filzhüte. Worin sich auch wieder die
Verkettung zu ihren Wurzeln neben der alten Fabrik zeigt. Nun mag
man sich bei Filzhüten irgendwelche grauen Deckel vorstellen,
Arbeitshüte oder so was, aber das ist es gar nicht, was sie macht. Sie
produziert ganz tolle, wirklich richtig schöne Damenhüte, also
vorwiegend Damenhüte, richtig schön farbenfroh bunt oder auch
gediegen, aber wirklich künstlerisch toll. Sie hatte einen Katalog mit
einer Auswahl ihrer Hüte im Auto, den sie mir zeigte. Ich meine, ich
habe mich eigentlich nie für Hüte wirklich interessiert, aber diese
Hüte haben mir auf Anhieb sehr gut gefallen und sie verstand es,
selbst einen blanken Laien für dieses Thema zu begeistern. Die Frau
konnte was und war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Hutmacherei
von Hand und vor allem auch der Gestaltung von Hüten. Die hat
nämlich alle Hüte, die sie macht auch selbst entworfen. Bei allem
Können und allen Fähigkeiten war die aber natürlich und kein
bisschen eingebildet, ein sehr netter Mensch. Überhaupt die ganze
Frau eine ungewöhnliche und überaus angenehme Erscheinung, sehr
faszinierend. Keine Angst, Kayla muss sich keine Sorgen machen,
aber man sieht ja was man sieht, wenn man so will. Es stellte sich erst
jetzt heraus, dass sie keineswegs eine Genehmigung hatte. Sie meinte,
wenn man die für jede Anlage einholen wollte, die man fotografieren
will, dann würde man 95 % der Zeit mit Anfragen und Ablehnungen
verbringen und man käme erst gar nicht mehr zum fotografieren. Für
diesen Bürokratismus sei die Zeit zu schade, die man damit sinnlos
vertut. Dann haben wir uns sicherlich noch über eine halbe Stunde
über diverse Fotomotive in der Fabrik unterhalten, die sie aber an dem
Tag nicht mehr knipsen konnte, weil sie noch weiter nach Karlsruhe
reisen wollte. Sie will in 2 Monaten noch mal vorbei schauen. Ich
kann nicht anders, als zu sagen, diese Frau war der Lichtblick des
Tages, wenn nicht sogar dieser Woche. Solchen tollen Menschen
begegnet man nur selten.

Einen etwas seltsamen Fund habe ich diese Tage gemacht. Mangels
Auto fahren wir, sofern es trockenes Wetter ist, jetzt sehr häufig mit
dem Rad spazieren. Dabei radelten wir vor einigen Tagen in den
Norden von Bretten, also mehr in die nördlichen Neben- und Vororte,
wie Neibsheim, Diedelsheim u.s.w.. Da muss man schon eine Weile
strampeln von hier aus gerechnet. Auf einer kleinen Landstraße zur
Mittagszeit brannte uns die Sonne heftig auf die Rübe, so dass es trotz
Kappe schon unangenhem wurde. Erfreulicherweise kam ein Schatten
spendender Baum mit Sitzbank daneben in Sicht, der gleich für einen 
willkommenen Halt genutzt wurde. Als wir so da saßen und ein Glas
Mineralwasser tranken, welches wir in einer Kühlbox auf dem
Fahrradständer mitgenommen hatten und entspannt über dies und das
plauderten, fiel mir auf, dass hinter dem Baum in einem Gebüsch ein
großer, lädierter Holzkasten lag. Der sah aus, als wäre er vor sehr
langer Zeit mal jemandem vom Lastwagen gefallen. Es waren an den
Ecken solche abgesplitterten Stellen und alte Schleifspuren im grauen
Lack des Holzes. Um den Kasten wucherte schon Unkraut, also
musste der schon länger dort liegen. Ich schätze mal sogar mehrere
Jahre, weil er unten schon mindestens 5 cm in den Erdboden
eingesunken war und das Holz im unteren Bereich grün moosig
wurde. Nun versuchte ich den Kasten zu öffen, was mit etwas
Gewaltanwendung auch gelang. Innen drin fanden sich 13 dicke
Bücher, die sich als „Das große Deutsche Lexikon von A bis Z in
Farbe" aufgeteilt in 13 Buchstabengruppen entpuppten. Die sahen aus,
als seien die ehemals im Neuzustand so verloren worden. Kann man
schlecht erklären, sie waren nicht neu, weil im Einband stand als
Produktionsjahr 1981 und Periscope - Verlage Hamburg und
Lausanne, aber sie schienen ungebraucht zu sein. Oder andersherum
erklärt, die wurden vor vielen Jahren wohl im Neuzustand hier
verloren, bevor sie überhaupt jemals zu einem Käufer oder Leser
gelangten. Komisch. In all den Jahren hätten eigentlich schon andere
darauf aufmerksam werden müssen, aber dem war wohl nicht so. Was
tun? Mit Auto wäre es ja keine Frage gewesen, ab in den Kofferraum
damit, aber 13 dicke Wälzer auf einem Fahrrad unterzubringen ist
nicht ganz einfach. Zum einfach liegen lassen waren sie zu schade.
Lange hätte das sowieso nicht gut gegangen, weil das Holz der Kiste
im unteren Bereich schon sehr morsch wurde und dann wäre bald bei
Regen Wasser eingedrungen und hätte die 13 Bände zerstört. Mit der
Kiste hinten aufs Rad, das wäre erst recht nicht gegangen, dafür war
sie zu unhandlich. Kayla kam dann auf die Idee, dass wir so viele
Bücher wie möglich mit in die Kühlbox packen, das traf auf 6 Bücher
zu. 2 weitere Bände wurden mit 2 Spannseilen von außen ganz fest
auf die Kühlbox gebunden. Damit waren schon mal 8 Bücher bei mir
am Rad untergebracht. Die verbleibenden 5 Bücher wollte Kayla dann
bei sich am Rad irgendwie unterbringen. Das war aber nicht einfach.
Man kann Bücher nicht lose auf dem Fahradständer fest kriegen, auch
mit einigen Gummiseilen nicht, die wir dabei hatten. In vielleicht 500
m Entfernung war am Straßenrand eine Tankstelle und Kayla kam auf
die Idee, dort zu fragen, ob die Packpapier haben. Ich meinte schon,
was will eine Tankstelle mit Packpapier? Etwa 20 Liter Benzin als
Geschenk einpacken? Wäre bei den heutigen Spritpreisen sicher eine
gute und willkommene Geschenkidee, aber doch eher
unwahrscheinlich. Nichts desto trotz kam Kayla mit einem großen
Bogen Geschenk - Packpapier von der Tankstelle zurück. Die hatten
so was tatsächlich, weil auch Leute oft an Sonntagen, wo alle anderen
Läden zu haben, in der letzten Minute dort irgendwas als Geschenk
für einen Verwandtenbesuch oder dergleichen kaufen, z.B. eine
Flasche Sekt, und das dann einpacken lassen. Zugleich hatte Kalya
dort noch 2 Zurrbänder und ein Röllchen Tesafilm gekauft. Man
staunt nicht schlecht, wass Tankstellen heute alles so anbieten. Mit
dem Papier packte sie die 5 Bücher zu einem dicken Paket zusammen,
welches mit dem Tesafilm bombenfest verschlossen wurde und dann
mit den beiden Zurrbändern am Ständeraufbau ihres Fahrrads befestigt
wurde. Wunderbar! So ging das bestens. So kamen wir auf diese
Weise kostenlos an ein dicke Lexikonsammlung von A bis Z, wohl
auf dem Endstand von 1981. Selbst Begriffe wie PC, Email oder
sowas sucht man darin natürlich noch vergebens. Aber die
Aufmachung finde ich sehr gut. Es sind sehr viele farbige Fotos zu
zahlreichen Begriffen drin, was damals zu der Zeit zweifellos schon
eine absolute Ausnahme war. Auch die Erläuterungen sind sehr gut
verfasst. Ich vermute, dass dieses Gesamtwerk im Jahre 1981 sehr
teuer war. Leider steht nirgendwo eine Preisangabe drin. Ich erinnere
mich noch sehr gut, dass es zu der Zeit Mode war, solche Riesen -
Lexika sozusagen auf Pump und dann ratenweise zu bestellen. Viele
Leute bekamen dann alle paar Monate den nächsten Band, z.B. von D
bis F zugeschickt, mussten dann wieder einen Teilbetrag überweisen
u.s.w. Ich habe von solchen Vertriebsmethoden nichts gehalten,
kannte aber Leute, die das so auch bestellt hatten. Ich habe mich
damals über die noch lustig gemacht und gefragt, was sie denn
machen würden, wenn sie nun einen Begriff mit dem Buchstaben Z
suchen, aber erst die Bände von A bis C haben? Ob sie sich dann
selbst damit vertrösten, dass sie dann bis zu Aufklärung ihrer Frage
noch vielleicht anderthalb Jahre warten müssen, bis dass alle Bände
vollzählig da sind? Diese Frage löste damals immer eine heftige
Diskussion aus. Der Renter, dem wir diesen Fund auch zeigten,
meinte, dass solch ein umfangreiches Lexikon früher locker 1.000 DM
verschlang. Da hat man es heute im Internet oftmals einfacher und
billiger, gesuchte Begriffe aufzufinden.

Die Welt läuft über von Ganoven. Über Land reisende Teerkolonnen
aus England werden wohl immer dreister. Früher hörte man schon
öfters von solchen Kolonnen, die bei Leuten, wo vielleicht die
Hauseinfahrt in einem schlechten Zustand war, anklingelten und
fragten, ob sie für einen billigen Sonderpreis die gesamte Einfahrt neu
asphaltieren dürften. Der angeblich sehr günstige Preis wurde dann
damit erklärt, dass man einige Kilometer weiter gerade beim
Straßenbau arbeite und diese Menge Teer übrig habe. Am Schluß
wollten die dann für miese, unbrauchbare Arbeit ohne jede Qualität
und mit zahllosen handwerklichen Fehlern noch relativ viel Geld
haben. Aber da wurden die Leute ja wenigstens vorher noch gefragt.
Die neueste Masche ist nun aber, dass die ohne zu fragen gleich mit
dem Teeren anfangen und dann Geld sehen wollen und sogar die
Leute bedrohen, die dann naturgemäß nicht zahlen wollen. Im Bereich
Bretten und Pforzheim sollen die vor etlichen Wochen ihr Unwesen
getrieben haben. Wie hier neulich berichtet wurde, sei es der Polizei
im benachbarten Bundesland Rheinland - Pfalz aber nun gelungen
einen dieser Trupps komplett zu verhaften und ins Gefängnis zu
stecken.
 
So, damit beschließe ich diese Email, weil Kayla rief mich gerade,
dass die Opel - Werkstatt aus Pforzheim angerufen habe, wir sollten
uns wegen unserem Wagen und dem weiteren Fortgang damit bei
denen melden. So werden wir das sogleich tun und so hoffe ich, dass
ich Ihnen beim nächsten mal da schon einige interessante Dinge zu
schreiben kann.

Mit autolosen Grüßen,
Ihr Egbert Lappenkeuler