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Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “Akklimatisiert” und “Die Rache der Extravaganz” aus dem Jahre 2005. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email „Akklimatisiert" vom 19.04.2005
Akklimatisierte Grüße!
Nun, die Spanienreise ist jetzt schon wieder etliche Tage her und ich habe mich inzwischen wieder voll akklimatisiert, möchte ich mal sagen. In den ersten Tagen nach der Reise habe ich nicht mehr viel über die Reise nachgedacht und war froh, hier wieder einigermaßen schnell in den Alltag zu finden. Erst jetzt ertappe ich mich häufiger beim Sinnieren über einzelne Erlebnisse während dieser Reise. Trotzdem möchte ich heute kein großes Fass der Rückbesinnung zur Spanienreise aufmachen, vielleicht später mal. Eigentlich bin ich sogar ein wenig froh, dass mich der Alltag wieder hat. Also dauernd so weit herumreisen möchte ich nicht. Wenn ich sehe, es gibt Leute, die aus Berufsgründen immer auf Achse sind, das wäre nichts für mich. Ich fahre mal gerne etwas herum, aber insgesamt faszinieren mich Fernreisen weniger, als Reisen im näheren Umkreis. Am schönsten sind für mich immer die Reisen, die so nah liegen, dass ich abends wieder im eigenen Bett schlafen kann. Damit schlage ich sicherlich aus dem heute üblichen Trend. Viele wollen immer weiter und luxuriöser reisen, mehrwöchige Kreuzfahrten über die Weltmeere, Flüge in die weite Welt u.s.w. Stellt das Miterleben solcher Reisen wirklich einen Wert an sich dar? Ich finde nicht. Möglicherweise fehlt mir auch nur das passende Gen, um daran übermäßig Gefallen zu finden. Verstehen Sie mich bitte jetzt nicht falsch, ich möchte damit keineswegs nachträglich die Granadareise entwerten, wir sind froh, die gemacht zu haben. Meine jetzigen Betrachtungen sind davon völlig abgekoppelt. Diese Betrachtungen führen für mich dann zwangsläufig zu dem Ergebnis, dass es Geldverschwendung ist, hohe Beträge für Fernreisen auszugeben. Jeder weiß, wie teuer solche Reisen sind. Alleine schon der Preis für die Energiekosten solch weiter Reisen ist inzwischen unerträglich, geschweige denn die Gesamtpreise. Schon in meinem letzten Schreiben habe ich gesagt, dass wir bestimmte Gebiete in Spanien gerne noch einmal besuchen möchten, das sei hiermit auch nicht ausgeschlossen, aber im Wesentlichen haben Kayla und ich beschlossen, künftig kaum noch Reisen mit zu machen, die uns weiter als maximal 400 km von zuhause entfernen. Ich sage bewusst nicht nie, aber halt eben kaum. Wie soll man das erklären? Der Mensch macht am liebsten das, was ihm viel Freude bereitet. Mir bereitet es im direkten Vergleich wesentlich mehr Freude, hier im Umkreis von vielleicht 100 km mit meinem Auto herumzufahren, als 2000 km in den Süden zu reisen oder gar 12000 km in einen ganz anderen Kontinent. So, weil nun diese weiten Reisen aber so extrem viel kosten, rechne ich persönlich zusätzlich um, wie viele zigtausend von Kilometern ich für dieses Geld mit dem Suzuki hier fahren könnte, was mir persönlich auch darüber hinaus noch viel mehr Freude bereitet. Für das gleiche Geld, wofür ich vielleicht einmal nach den USA und zurück fliegen kann, kann ich hier ein ganzes Jahr lang jede Woche ein- bis zweimal mit dem Suzuki zum Bodensee und zurück fahren. Ich weiß, dieser Vergleich ist so komisch wie hinkend, für mich macht er trotzdem Sinn. Andererseits würde eine Reise in die USA, besonders nach New York, aber auch in andere Gegenden dort, mich durchaus noch reizen, Australien und Asien nicht so sehr, Indien kaum und Afrika, Orient, Türkei und dort überhaupt nicht. In die letztgenannten Gebiete könnte man mir eine Reise schenken, ich würde sie nicht antreten.
Kaylas Gelegenheits-Arbeitgeber hatte schlechte Erfahrungen mit einem Ersatz-Übersetzer gemacht, während wir in Granada weilten. Da einige dringende Briefe schnell bearbeitet werden mussten, konnten die damit nicht warten, bis dass Kayla zurück war. So heuerte man kurz einen Übersetzer von einem Fremdsprachenservice an. Der machte dass dann auch und hat dabei so viele Fehler verursacht, dass es zu großen Missverständnissen kam. Es mussten gar mehrere Bestellungen völlig storniert und neu aufgegeben werden. Der Abteilungschef der Firma hatte zu Kayla bei ihrer Rückkehr gesagt, dass es schneller und unkomplizierter gegangen wäre, wenn man die 9 Tage bis zu Kaylas Rückkehr untätig abgewartet hätte, als mit diesem Stümper seines Fachs zusammenzuarbeiten, der nur zusätzliche Arbeit ohne effizienten Nutzen erzeugt hätte und dafür auch noch einen hohen Betrag kassierte. Sie ahnen was daraus resultiert. Kayla hat nun doppelte Arbeit, einmal die aktuelle Korrespondenz in Trab zu halten und zum anderen dabei zu helfen, die Fehler des Ersatzmannes auszubügeln sowie die in dieser Zeit fehlgeschlagenen Aufträge völlig neu zu bearbeiten. Das erfreut dann weniger, weil Kayla nun deshalb oft 10 bis 12 Stunden in dem Betrieb wirbelt und abends ziemlich abgekämpft nach Hause kommt. Ihre Finanzlage profitiert natürlich davon, da sie nach Stundenzahl entlohnt wird und am Ende des Aprils auf ein stolzes Sümmchen von über 3.000 Euro hoffen kann. Um Missverständnisse zu vermeiden, das ist kein regelmäßiges Einkommen in dieser Höhe. In diesem Monat wird es wohl auf über 3.000 Euro hinauslaufen, im letzten Monat war auch viel Arbeit angefallen und sie trug 2.700 Euro nach Hause, aber das schwankt stark und es kann im nächsten Monat wieder auf 200 Euro absinken, dafür braucht sie dann auch nur vielleicht 4 Stunden im ganzen Monat dorthin, während es jetzt an manchen Tagen bis zu 12 Stunden sind. Es hängt von der Art der Aufträge ab, die das Unternehmen gerade aktuell bearbeitet.
Am Montag letzter Woche habe ich in einer kleinen Feierstunde alle amtlichen Briefe geöffnet, die während unserer Abwesenheit hier eingetroffen sind. Es ist schon schauerlich, wenn man bedenkt, in nur 9 beziehungsweise 10 Tagen erhält man gleich 4 Behördenbriefe. Feierstunde ist natürlich etwas ironisch gemeint. Ein Herr Kaspar vom Sozialdienst schreibt mir eine eigenartige lange Liste, in der Möbelstücke mit Ankreuzkästchen aufgezählt werden, wo ich dann jeweils ankreuzen soll, über welche der dort genannten Möbel ich verfüge. Dahinter folgt dann ein Eintragungskästchen, worin man die Anzahl solcher Möbelstücke einträgt, wenn man denn welche von dieser Sorte hat. Damit nicht genug. Dahinter vier weitere vorgegebene Felder, in welchen man ankreuzen muss, welches Alter die vorne als Bestand angekreuzten jeweiligen Möbelstücke ungefähr haben. Vorgegeben sind die 4 Möglichkeiten 1) bis 1 Jahr, 2) 1 bis 3 Jahre, 3) 3 bis 8 Jahre und 4) über 8 Jahre. Bei mir wird also vor allem die 4) strapaziert. Die Liste umfasst, ich habe das gezählt, exakt 152 vorgegebene Arten von Möbelstücken, worunter welche sind, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Unter dieser Auflistung gibt's dann noch 12 weitere leere Felder, worin man, falls vorhanden, Möbelstücke eintragen soll, die nicht der oberen Aufzählung entsprechen. Angeblich sei das Ganze nur eine Erhebung und würde nicht personenbezogen zum Nachteil verwendet. Man wolle im Rahmen einer Studie erfassen, über welche elementaren Ausstattungsgegenstände die Mehrzahl der Sohis verfüge, b.z.w. nicht verfüge. Die Behörden machen sich so selbst Arbeit und können sicher auf diese Weise die Anzahl ihrer Arbeitsstellen rechtfertigen. Diesen Kram soll ich bis spätestens 13. Mai ausgefüllt an die zurück schicken, ein Freiumschlag liegt schon bei.
In einem anderen Schreiben, welches von der Ordnungsbehörde kommt, steckt ein Fragebogen, der aufklären soll, in welchem Verhältnis ich zu Kayla stehe. Ob wir eine Wohngemeinschaft bilden, ob Kayla gar von mir schwanger wäre oder ob Kinder mit im Haushalt leben oder zumindest zeitweise betreut würden, also dort sind ebenfalls ungefähr 40 Dinge in fertigen Ankreuzkästchen vorgegeben, die man entsprechend ausfüllen soll. Wieso das Ordnungsamt sich mit solchen Dingen befasst, ist mir rätselhaft. Des weiteren wird dort gefragt, ob Kayla beabsichtige, in den nächsten 10 Jahren wieder in ihre Heimat zurückzukehren, oder ob sie dauerhaft in Deutschland bleiben wolle. Nun, Kayla will ja dauerhaft bleiben und hat nicht das geringste Ansinnen, wieder nach Thailand zu ziehen. Noch nicht einmal besuchen möchte sie ihre alte Heimat, eben weil sie auch viele schlechte Erinnerungen damit verbindet.
Das dritte Schreiben erklärt mir, dass ich auserwählt worden sei, um an einem großen bundesweiten Studienobjekt mitzuwirken. Erfasst werden soll speziell die Veränderung der persönlichen Lebenssituation seit Hartz 4 über einen längeren Zeitraum. Hier heisst es, dieses Studienobjekt laufe mindestens 3 Jahre, mit Aussicht auf Verlängerung. Die eigene Aufgabe dabei wäre, Fragebögen auszufüllen, die jedes Vierteljahr neu ins Haus flattern. Der Umfang dieser Bögen läge in etwa bei 5 DIN-A4-Seiten und der Bearbeitungsaufwand für mich jeweils bei etwa 2 Stunden. Als Entschädigung für den Aufwand gäbe es eine Anerkennungsprämie von vierteljährlich 15 Euro, also 60 Euro pro Jahr. Man kann die Mitwirkung aber auch ablehnen. Ein Musterfragebogen ist beigefügt, damit man erkennen kann, was damit auf einen zukommt, falls man einwilligt. Nach meiner Beurteilung sollte ich die 15 Euro mitnehmen, da es bei diesen Fragebögen für mich nicht viel auszufüllen gibt. Die meisten Fragen zielen ziemlich weit an meiner persönlichen Situation vorbei, so dass ich dort jeweils ein Kästchen: „Trifft nicht zu" ankreuzen kann und zum nächsten Punkt weitergehe. Man möchte sagen, diese Fragebögen sind eigentlich für eine andere Zielgruppe gedacht. So schätze ich, werde ich für diesen Fragebogen höchstens 20 Minuten Ausfüllzeit benötigen.
Das vierte Anschreiben ist schon wieder eine dieser lästigen Vorladungen. Man kennt ja, wie so etwas ausgeht. Sinnlose Zeitverschwendung für nichts und wieder nichts. Es wird aber noch nicht einmal ansatzweise erklärt, wofür genau ich dorthin soll, nur dass ich unbedingt meinen Personalausweis mitbringen soll. Am Donnerstag, den 21. ist der Termin, wo ich mich pünktlich um 10 Uhr im Zimmer 706 bei einer Frau Hornbach melden soll. Na bravo! Wieder diese Geheimnistuerei, die nach vielem hin und her sicherlich wieder genauso wie eine Seifenblase zerplatzt, wie bei den letzten Vorladungen auch. Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass diese Amtsschimmel einen nur auf Trab halten wollen. Sohis dürfen nicht zur Ruhe kommen und nicht den Eindruck gewinnen, dass sie sich einfach auf dem erreichten Standard ausruhen können. Es nervt, aber man kann auch nicht einfach sagen, rutscht mir doch den Buckel runter und geht nicht hin. Das führt dann meist zur Sperrung der Gelder. Was machen die eigentlich mit Leuten, die so krank oder alt sind, dass sie gar nicht dorthin gehen können?
Es hat so richtig Spaß gemacht, nach insgesamt 11 Tagen ohne eigene Autobenutzung, diese Tage mal wieder ausgiebig durch die Gegend zu fahren. Nun stellte ich leider fest, dass der Suzuki plötzlich sehr schlecht anspringt, wenn der Motor schon warm ist. Im kalten Zustand, der doch eigentlich eher kritisch ist, geht er gut an, jedoch wenn ich schon einige km gefahren bin, dann vielleicht vor einem Geschäft oder für einen Spaziergang stehen bleibe, um nach 15 Minuten meine Fahrt fortzusetzen, dann muss ich mindestens 5 mal herumstottern bevor er startet. Auch läuft er dann anfangs etwas komisch, was aber nach einer Minute nachlässt. Dieser Mangel trat nicht gleich bei meiner ersten Fahrt nach der Spanienpause auf, sondern erst bei der dritten. Meinen Autobekannten habe ich darauf angesetzt und er meint nun nach einer Messung, die Abgaswerte würden nicht mehr stimmen, die Schadstoffe wären viel zu hoch. Die Abgase stinken auch anders, wesentlich kräftiger, als vor diesem Mangel. Der sagte, wenn ich heute zur ASU müsste, so würde ich mit Pauken und Trompeten durchfallen. Woran es genau liegt, hat er aber noch nicht heraus bekommen. Er sagte, das kann ein Mangel sein, der sich für 15 Euro beheben lässt, es kann aber auch einer sein, der praktisch den Wagen zum wirtschaftlichen Totalschaden macht, wenn z.B. der Motor total defekt ist. Letzteres kann ich mir nicht vorstellen, weil er ja noch anständig läuft, wenn man diese Startprobleme überwunden hat. Weiterhin hat er einen leichten Mangel am vorderen rechten Bremszylinder festgestellt, der mir bislang gar nicht aufgefallen ist und natürlich mit dem Startproblem nichts zu tun hat. Leider macht mein Autobekannter solche Reparaturen nur als kleiner Einmann-Hinterhofbetrieb, wodurch ich ziemlich lange warten muss, bis der Wagen endlich an der Reihe ist. Der hat zurzeit viele Aufträge und 18 Wagen auf Halde stehen, die noch vor meinem dran kommen. Ich kann meinen aber so lange weiter benutzen, da er sich bei mir meldet, sobald nur noch 3 andere Wagen vor mir dran sind. Dann ist immer noch Zeit genug, ihm den Wagen zu bringen, da er nach seinen Angaben im Schnitt 3 Autos am Tag repariert bekommt. Das mit dem Hochbetrieb in seiner Werkstatt ist auch eine Auswirkung der heutigen Zeit. Noch vor 2 Jahren hatte der kaum etwas zu tun, weil die meisten Leute doch in die Markenfachwerkstatt gingen, aber die sind vielen heute zu teuer und es hat sich herumgesprochen, dass er gleiche Reparaturen zum halben Preis macht und so drängelt es sich jetzt dort. Bei der Reparatur selbst könnte ich ihm zwar zur Hand gehen, weil wir uns privat etwas kennen, aber viel bringt das nicht, ich kann vielleicht bei Bedarf die Räder schon mal abmontieren, aber dann hört es auch schon auf, da meine Kenntnisse von der Materie dafür zu gering sind. Andererseits ist seine Hinterhofwerkstatt so klein, dass ich dem dann mehr im Weg herumstehe, also sonst was. Keine guten Nachrichten also und ich hoffe inständig, dass es eine Reparatur für kleines Geld wird. Hat mich doch mein Suzuki bislang immer treu und sehr preiswert überall hingefahren, so möchte ich nun keine Enttäuschung erleben müssen. So habe ich nachgerechnet und festgestellt, dass ich inzwischen mit der Susi insgesamt schon beachtliche 17.000 km zurückgelegt habe. Das ist deutlich mehr, als ich eigentlich anfangs überhaupt in einem entsprechenden Zeitraum damit fahren wollte. Nach meinen anfänglichen Planungen hätte ich bis heute erst ungefähr 9.000 km damit zurücklegen dürfen. Erst in den jüngsten Monaten habe ich damit begonnen, etwas weniger zu fahren. Es kostet ja doch mit jeder Fahrt mehr Geld, daran besteht kein Zweifel und da meine Finanzlage sich nicht entsprechend der vielleicht aufkommenden Fahrgelüste verbessert hat, muss ich kürzer treten. Dabei gebe ich zu, dass bis vor kurzem viele Fahrten darunter waren, die eigentlich völlig sinnlos waren, nur so zur Unterhaltung, Spazierfahrten eben. Da kann man leicht dran kürzen, obwohl ich die deswegen nicht völlig auslasse, aber solche Fahrten habe ich nun um die Hälfte reduziert oder lege sie öfters mit anderen Bedarfsfahrten, z.B. zum Einkaufen zusammen. Auch sind die Benzinpreise ja ständig am aufwärts klettern. Andererseits ergibt meine Berechnung auch, dass wenn ich meine Fahrleistungen nun langsam ungefähr auf das Maß zurückschraube, welches ich anfangs eingeplant hatte, dann kann ich mir den Wagen trotzdem mühelos weiter leisten, liege am Schluss nach wie vor deutlich billiger, als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber diese Berechnungen hatten wir ja schon und ich erzähle Ihnen damit nichts neues. Knackpunkt könnte jetzt höchstens eine teure Reparatur werden, wovor ich ein wenig Angst habe. Wenn nun die Hiobsbotschaft käme, eine Reparatur für 1.000 Euro oder auch nur 600 Euro wäre fällig, dann stünde ich schön dumm da. Dann müsste ich wahrscheinlich einige Monate aufs Autofahren verzichten, bevor ich genug Geld zusammengekratzt hätte, um mir die Reparatur leisten zu können. Oder zwischendurch zusehen, dass ich einen Nebenjob einlege, der mir die Beschaffung des Reparaturgeldes sichert. Aushilfsjobs kriegt man hier in Stuttgart ohne Problem meist auf die Schnelle, wenn man sich für wenig attraktive Arbeiten nicht zu schade ist. Leider ist es oft jedoch so, gerade dann, wenn man das Geld am dringendsten benötigen würde, dann findet man doch nichts. Arbeiten am Bau mache ich generell nicht mehr, das macht meine Gesundheit nicht mit und ich habe auch keine Lust, mich dort als letztes Glied in der Kette von ungebildeten Schwachköpfen herumkommandieren zu lassen, um für alle das Frühstück zu holen oder so; alles schon erlebt. Mein Autobekannter hat mich schon damit aufgezogen, dass sich der Suzuki ja bereits bezahlt gemacht habe und nun wie ein leeres Einwegfeuerzeug weggeworfen werden könne. Für den Anschaffungspreis von rund 800 Euro und 17.000 zurückgelegten Kilometern + Benzinkosten wäre jedes andere Verkehrsmittel teurer gewesen, so gesehen ist das zweifellos richtig. Trotzdem würde ich den gerne noch ein paar Jährchen weiterfahren. Rost gibt es auch noch nicht viel, hier und da etwas, aber nichts bedrohliches und das Reifenprofil von Winter- und Sommerreifen hat auch noch für 3 Jahre Vorrat bei meiner Fahrleistung. Knackpunkt sind halt die vielleicht anfallenden Reparaturkosten. Aber ich will mich jetzt hier nicht selbst verrückt machen. Ich habe noch einen geheimen Spartopf, darin sind noch etwa 350 Euro und den würde ich notfalls opfern, wenn die Susi damit mobil bliebe. Eigentlich ist das ein absoluter Notstock, der nur für äußerste Notfälle gedacht ist, wie Erkrankungen oder so etwas, aber in diesem Zusammenhang fasse ich den Notfall etwas weitschweifiger. Kayla hat auch schon angeboten, von ihrem Geld die Reparaturkosten zu begleichen, aber darin bin ich eigen, das will ich nicht. Es ist mein Wagen und so sehr ich Kayla mag, ich will mich nicht von meiner Freundin aushalten lassen, das wäre eine Sache, die mir gegen den Strich läuft. Kayla meinte zwar, diese Einstellung sei Blödsinn, weil sie ja auch häufig mitfährt und so selbst etwas von dem Wagen hat, aber ich möchte es nicht. Aber wer weiß, vielleicht werden wir alle uns früher als jeder das heute noch denkt, in absehbarer Zeit keine Autos mehr leisten können. Im Fernsehen war jetzt ein Bericht der verkündete, dass man wahrhaftig davon ausgehen müsse, dass der Benzinpreis sich innerhalb der nächsten ungefähr 2 Jahre verdopple, ausgehend von den ohnehin schon hohen Preisen, die wir jetzt haben. Das wäre die rasanteste Preissteigerung in Sachen Benzin seit es Tankstellen gibt. Der Gründe dafür gibt es viele. Genannt werden immer die begrenzte Menge an Öl, die es noch zu fördern gibt, aber auch der enorm anwachsende Durst nach Benzin in China. Zuerst löste China eine Preiskatastrophe im Stahlmarkt aus und nun folgt die im Energiemarkt. Immer mehr Chinesen wollen auch ein Auto und Sie wissen, wie viele Leute dort leben. Das was sich bei denen verbessert, geschieht also alles irgendwie auf unserem Rücken. Und sogleich möchte man in die schon bekannte Kerbe schlagen, dass doch alle Mauern und Hemmnisse in Richtung Osten, egal ob nach Russland, China oder die eigene ex-DDR möglichst schnell wiederkommen mögen und sich der ganze Fall dieser Mauern nur als ein böser Albtraum entpuppt. Ohne die Entspannung zwischen der westlichen und östlich-kommunistischen Politik wären dort nirgendwo die wirtschaftlichen Verbesserungen möglich geworden und für uns gäbe es zigtausend Probleme weniger und ein altes mehr. Sicher galt die Gefahr von kriegerischen Auseinandersetzungen damals zu den Zeiten der Abschottung des Ostens als höher, trotzdem war diese Zeit eigentlich die friedlichste, die wir je hatten, so paradox das auch klingen mag. Aus unserer eigenen Sicht waren doch die Jahre von 1950 bis 1989 die besten, die wir jemals hatten, die ganz Deutschland und Europa je hatte, und man möchte sie bezüglich vieler Punkte am liebsten wieder haben. Gut, auf Kayla möchte ich nun nicht verzichten, aber wirtschaftlich war doch eigentlich damals alles besser. Auch sonst war vieles besser und freier. Alles wird immer mehr eingeengt, auch die Freizügigkeit verfällt immer mehr und damit zu werben, dass wir doch heute schöne Computer in jedem Haushalt hätten, was damals noch undenkbar war, dazu kann ich nur sagen, ich würde sofort meinen Computer dafür opfern, wenn dafür viele anderen Dinge wieder würden wie sie beispielsweise 1976 waren. Ich will jetzt nicht unbedingt näher darauf eingehen, warum ich ausgerechnet das Jahr 1976 als besonders gutes Jahr auswähle, aber für mich war das damals eine tolle und ziemlich sorgenfreie Zeit. Andererseits wenn man bedenkt, für mich war 1976 schon eine wirklich tolle Zeit, aber zu der gleichen Zeit hat es Kayla auf diesem Erdball noch gar nicht gegeben. Man müsste das gute der heutigen Zeit mit in die Zeit von damals nehmen können oder umgekehrt das gute von damals in die Jetztzeit. Aber ich gerate zu sehr ins sinnieren und man könnte über diese Gedanken verrückt werden und manch einer wird es darüber schon geworden sein.
Vor einigen Tagen ist hier in der Nachbarschaft ein Herr gestorben, der offensichtlich einer eigenartigen Glaubensrichtung angehörte. Ich habe von solchen Dingen keine Ahnung, aber man sagte mir, seine Glaubensrichtung nannte sich altrömisch-orthodox oder so ähnlich. Nun zählte es zu den Gepflogenheiten dieser Glaubensrichtung, dass eine Totenfeier mit intensivem Wehklagen aller Frauen aus der weiteren Verwandtschaft einhergehen müsse. Ich sage Ihnen, da wird man verrückt bei! Den ganzen Tag über knieten diese Frauen vor dem Haus auf dem Bürgersteig und jaulten was das Zeug hält. So etwas habe ich noch nie gehört. Ein Katzenjammer und schräges Gezeter und Gesinge, einfach unerträglich und das den ganzen Tag lang. Dabei ein Gefuchtel mit den Händen gen Himmel, als ob gleich der halbe Himmel runterkommen möge. Das war so durchdringend, dass selbst das Schließen sämtlicher Fenster nichts brachte. Eine heulende Sirene ist dagegen ein freundliches Gesäusel. Irgendwann ist mir der Kragen geplatzt und ich habe mich in den Suzuki gesetzt und bin an den Hornsee im Schwarzwald gefahren. Dort war ich weit genug weg von dieser Inszenierung der unerträglichen Art. Eine herrliche Ruhe! Stellen Sie sich vor, wenn vielleicht 15 alte Weiber so kreischen und jaulen, in einer Lautstärke, dass man es nicht für möglich hält und das rund um die Uhr, also andere werden für weitaus weniger ins Irrenhaus gesperrt. Eigentlich wäre ich nicht auf die Idee gekommen in den Schwarzwald zu fahren, da ich schon die Sommerreifen auf dem Suzuki montiert habe und dort hatte es laut Wetterbericht noch etwas geschneit, jedenfalls am Tag zuvor. Aber es war dann doch kein Schnee dort, sonst wäre ich nicht so weit gefahren. Ob ein solches Gejaule in der Öffentlichkeit überhaupt zulässig ist, daran zweifle ich zudem, andererseits hatte ich keine Lust, deswegen die Polizei zu rufen, weil es eine Trauerfeier war. Trotzdem unterstützt mich solches Tun in meiner umstrittenen Meinung, man sollte solche Glaubensrichtungen in Deutschland verbieten, die die Bevölkerung belästigen. Solche Glaubensrichtungen sind nämlich auch im Inneren nicht intakt und zeugen von einer defekten Geisteshaltung, die nicht mehr in unsere Zeit und vor allem nicht in unser Land passt. Aber Multikulti ist ja angeblich in und da gehört dann auch solch ein Mist dazu.
Einbrecher werden auch immer dreister. In der Lindenspürstraße hat man vor einigen Tagen über Nacht ganz gemütlich ein Geschäft mit teuren HiFi-Anlagen leergeräumt, indem man in aller Ruhe die komplette Schaufensterscheibe zuerst ausgebaut hat. Wohlgemerkt, die Scheibe wurde nicht zerschlagen oder wie heute oft mit einem Fahrzeug gerammt, nein, man hat sie ganz gemütlich zu mehreren Leuten im Blaumann fachmännisch ausgebaut und neben den Laden an eine Wand gestellt und erst dann ebenso gemütlich alles ausgeräumt und in einen Kleinbus geladen. Es waren noch einige Nachtschwärmer vorbeigekommen und hatten dem Treiben interessiert zugesehen. Die Diebe hätten denen noch gemütlich erzählt, dass sie dieses Schaufenster nur Nachts auswechseln könnten, da am Tag diese Arbeiten ja den Geschäftsbetrieb und die Kunden behindern würden. Die Geräte müssten sie dazu zuerst aber an einen sicheren Ort fahren, damit die während der Arbeiten nicht beschädigt oder von bösen Dieben gestohlen würden. Das nenne ich kaltblütig und es hat auch einen Spritzer Witz, wenngleich ich solches nicht gutheiße.
Der Umbau in meiner Wohnung, von dem ich Ihnen vor meiner Spanienreise berichtete, neigt sich langsam aber sicher seinem Ende zu. Na bin ich froh. Einige Stellen, an denen mir die Übung fehlte, sind etwas schräg und unschön geworden, aber das kann man mit einer dicken Raufasertapete und dem Vorstellen von Möbeln kaschieren, so dass es gar nicht mehr auffällt. Vor allem der Einbau der Tür hat mir größere Probleme bereitet, als erwartet. Mal passte es oben und unten nicht, dann als man es dort passend hatte, passte die Zarge auf der Rückseite nicht mehr korrekt und sah schräg aus und das setzte sich fort. Irgendwann habe ich dann entnervt aufgegeben und die Passung so gemacht, dass sie von der Wohnungsseite her schön aussieht und die unschönen Stellen sieht man nur, wenn man die Sache aus dem neu entstandenen Kammerraum betrachtet. Aber darin hält man sich ja kaum auf. Es entstand dort zwischen Türzarge und Wand oben rechts ein unschöner Hohlraum, der dazu noch schief ist. Immer wenn ich die Zarge so eingepasst hatte, dass es optisch auf beiden Seiten schön aussah, bekam ich die Tür nicht mehr zu. Vielleicht liegt das auch daran, dass Zarge und Tür gebraucht sind, aus dem Abriss eines Firmengebäudes. Vielleicht ist doch etwas verzogen, wenn man es so auf Anhieb auch nicht erkennt. Mit provisorischem Zwischennageln von dünnen Hartpapierplatten habe ich das weitgehend ausgleichen können, durch diese entstand dann aber wieder eine leichte Falz in dem Bereich. Egal, so geht es und es ist gut erträglich. Bei allen kleinen Problemchen, die ich hatte, muss ich sagen, ist es mir insgesamt doch gut gelungen, dafür dass ich solches zum ersten Mal selbst ohne fremde Hilfe gemacht habe. Ich gewinne ohnehin immer mehr den Eindruck, je weniger Helfer man beansprucht, um so besser wird die eigene Arbeitsleistung, auch wenn es anfangs etwas länger braucht. Wenn einem andere ihre Ideen aufquatschen wollen, dann wird das am Schluss nie so, wie man es selbst haben will oder wie die eigenen Prioritäten liegen. Also ich jedenfalls bin mit meinem Ergebnis hochzufrieden, wenngleich ein Fachmann vermutlich die Nase rümpfen würde. Aber der Mensch ist ja dumm und so habe ich erst nach Fertigstellung aller Raumabtrennungen festgestellt, dass ich keine Stromleitung für Steckdosen und Licht in den neuen Raum gelegt hatte. Für den Kühl- Gefrierschrank und das Licht ist das aber zwingend notwendig, zumal kein Fenster in dieser Kammer ist. Direkt die neue Wand anbohren wollte ich nicht und über die Decke gehen konnte ich nicht, weil ich die Gipsplatten durchgehend durch die Deckenabhängung gezogen hatte, wegen der leichteren Befestigung an den in diesem Bereich selbst angedübelten Holzleisten. So fand ich eine kleine Lücke zwischen einer Außenwand und einer angesetzten Gipskartonplatte und es fiel mir ein, dass ich im Keller noch einen Rest uraltes Antennenkabel liegen hatte, welches so durchsichtig und flach ist. Das passte mit viel Geschicklichkeit zwischen Außenwand und Platten und so habe ich das zweckentfremdet und als Starkstromkabel für die Steckdose und das Licht in dieser Kammer benutzt. Da es aber nur 2 Drähte hat, musste ich auf den sogenannten Schutzleiter verzichten, der immer in die Mitte von der Steckdose kommt, der trägt zur Funktion ja ohnehin nicht bei, wie ich festgestellt habe. Auch hier würde ein Berufselektriker sicherlich nicht gerade vor Freude aufleuchten, aber wann besucht mich schon mal ein Elektriker? Und selbst wenn einer kommt, werde ich den sicherlich nicht gerade in meine Kühlschrankkammer einladen.
An der Tür klingelte am Dienstag ein Versicherungsbetrüger, mit einer Mappe in der Hand. Darauf ein Zettel, den er mich bat zu unterschreiben. Ich müsse den angeblich unterschreiben, weil meine Versicherungsgesellschaft umgezogen sei und deshalb alle Kundendaten neu eintragen müsse, da am neuen Standort neue Computer eingebaut wurden und die Daten nicht von den alten übernommen werden konnten. Damit diese Daten neu eingetragen werden könnten, müsste ich dazu meine Einwilligung geben, dass sei heute aus Datenschutzgründen so erforderlich. Tatsächlich hätte er mir auf diese Weise einen ungewollten Vertrag über eine seltsame Prämienausfallversicherung angedreht. Ich habe ihm mit der Polizei gedroht und da war er schneller weg, als ein Hund laufen kann.
Hier im Haus wohnt allerdings schon einiges an seltsamem Volk zusammen. Die meisten kenne ich gar nicht. Aber nun lachte ich doch sehr über die etwas eigenwilligen Methoden einer Frau aus dem dritten Stockwerk. Sie schimpft schon länger darüber, dass in ihrem WC die Heizung nicht genug Wärme spenden würde. Der Hausbesitzer, der gewiss nicht zur üblen Sorte zählt, hat schon mehrmals Fachleute bei der Frau antanzen lassen, die haben dann die Heizung dort voll aufgedreht und immer gemessen, dass 22 Grad erreicht wurden, sogar im Winter. Damit war das Thema abgehakt. Die Frau will aber 25 Grad auf dem Klo haben, weil sie sich sonst den Hintern abfriert, wie sie sagt, jedoch kein Vermieter ist verpflichtet, die Heizanlage so ballern zu lassen, dass irgendwo 25 Grad erreicht werden. Bei mir in der Wohnung schaffe ich zwar sogar 26 Grad wenn ich will, aber das scheint vermutlich nicht in allen Wohnungen im Haus zu gehen, es hängt vielleicht davon ab, an welcher Stelle man im Heizungsstrang der Rohre liegt. Nun hat besagte Frau aus Protest gegen das zu kühle Klosett sich schon mehrmals einfach in den Treppenhausflur in ihrem Stockwerk gehockt und dort hin gepinkelt, dann noch ein selbstgemaltes Schild daneben, welches auf die Urin- Lache und den Grund dafür hinweist. Der Hausbesitzer fand's weniger schön und droht ihr nun mit einer fristlosen Kündigung. Er hat schon gesagt, sie könne sich ja zusätzlich einen kleinen Elektroheizer im WC hinstellen, der dann noch für den Ausgleich der 3 Grad Differenz sorgt, aber das will sie wegen der angeblich hohen Stromkosten nicht. Dabei wäre es für alle teurer, wenn er im Keller die Heizbrenner so einstellen lässt, dass über 25 Grad erreicht werden können, als die paar Euro, die der Elektroheizer benötigt, um mal eben die 3 Grad Differenz auszugleichen. Aber so was versteht die Frau nicht.
Fast jeder kennt Friseure, ich jedoch kann mir keine Geldausgaben für solche nicht existentiell wirklich notwendigen Eskapaden leisten, daher verdienen die an mir nichts. Kayla macht das mit einiger Fingerfertigkeit recht gut. Bevor ich Kayla kannte habe ich es manchmal selbst getrimmt, mit optisch eher mäßigem Erfolg oder ich ging zu einer entfernten Bekannten, die so was nebenher machte. Vor vielleicht 10 Jahren war ich zum letzten Mal bei einem echten Meister der Haarkunst. Bis auf diese Tage. Es gibt jetzt eine neue Friseurkette, die macht ihren eigenen Kollegen das Leben schwer. So eröffnete hier diese Tage ein sogenannter Discount-Friseur, bei dem ein sogenannter Herren-Schnell-Fassonschnitt stets den Festpreis von nur 5 Euro kostet oder mit vorherigem Haare waschen 7 Euro. Letzteres ist wohl sinnvoll, weil nasse Haare perfekter zu schneiden sind, wodurch das Ergebnis besser wird. Trotzdem wäre ich eigentlich nicht bereit, auch nur diese 5 oder 7 Euro dafür herzugeben. Am Eröffnungstag des Ladens hieß es aber, dass jeder fünfte Neukunde einen solchen Haarschnitt kostenlos bekäme. Dazu bekam jeder eintretende Kunde einen Bon mit einer dreistelligen Nummer in die Hand gedrückt. Morgens bei den ersten war dann per Zufallsgenerator eine dreistellige Nummer zwischen 100 und 200 ermittelt worden, ab der mit dem Zählen begonnen wird. Ab dieser unbekannten Zahl wurden dann jeweils 5 aufaddiert und der Fünfte hatte dann das Glück umsonst bedient zu werden. So dachte ich mir, es kann mich ja keiner dazu zwingen, mir die Haare schneiden zu lassen, also stelle ich mich an, bekomme ein Nummernzettelchen und bevor ich mit dem Haarschnitt dran komme erfahre ich ja, ob dies umsonst geschieht oder nicht und wenn nicht, dann drehe ich mich um und verlasse den Laden ohne Haarschnitt. So gemacht, so geschehen. Da es früh am Morgen gar nicht soviel Andrang gab, war ich nach weniger als 15 Minuten an der Reihe und hatte doch tatsächlich auf Anhieb das Glück, einen kostenlosen Haarschnitt, sogar nebst Waschen zu erhalten. So etwas habe ich noch nie gesehen. Der Laden selbst war ein früherer Supermarkt, also ziemlich groß im Vergleich zu dem, was man sonst so als Friseursalon bezeichnet. In 2 langen Reihen befand sich ein Friseurarbeitsplatz neben dem anderen, vielleicht 7 oder 8 Plätze in jeder Reihe, also insgesamt 14 bis 16 Plätze im ganzen Salon. Dahinter gab es Nischen mit Spiegeln und Föhnen, wo der Kunde selbst Nachföhnen konnte, weil Föhnen nicht im Arbeitsumfang und Preis enthalten ist, damit es schneller geht. Dort in der Nische Föhnen kostete eine Schutzgebühr von zusätzlich 1 Euro, für die Benutzung bis maximal eine halbe Stunde. Man konnte aber auch nach Hause fahren und das dann dort selbst erledigen. Jedenfalls war ich beeindruckt. Nun ergab es sich per Zufall, dass die Friseuse, die mich bedienen sollte eine Behinderte war, weil man hier vielen Behinderten eine berufliche Chance geben will. Ihre Behinderung bestand darin, dass sie kleinwüchsig war. Ich war erstaunt, ich habe noch nie gehört, dass eine Kleinwüchsige als Friseuse arbeitet. Man kann es sich nicht vorstellen, weil man denkt, die kommt doch nie an die Köpfe der Leute ran. Aber die schleppte immer eine fahrbare kleine Treppenleiter mit sich und fegte den Leuten damit wie eine Akrobatin um die Köpfe, dass mir die Sprache wegblieb. Man kam sich vor, wie auf einem alten Flughafen, wo die Treppengangway an den Flieger rangerollt wird. Aber alles viel schneller, Treppenleiter ran, rauf, schneiden, runter, Treppe verschieben, wieder rauf, schneiden, runter und das so wieselig, also ich sage, die Frau muss entweder nach einer halben Stunde geschafft sein oder zum Bersten voll mit Energie sein, um das durchzuhalten. Man hat ja im ersten Moment da doch etwas Berührungsängste, ob man da nichts falsch macht oder etwas falsches sagt, gegenüber dieser Behinderten. Aber die packte das gekonnt, sauste wie der Wirbelwind um meinen Kopf und führte dabei noch eine hochinteressante Konversation, also echt gekonnt und die Kleine hatte ein breites Bildungsspektrum vorzuweisen, das bemerkte man. Ich hätte mich nie getraut, zu fragen, wie groß oder klein die ist, geschätzt hätte ich sie auf 1,30 m; das erste was sie sagte war, dass ich damit wohl heute morgen nach dem Aufstehen auch noch nicht gerechnet hätte, dass ich nun von einem laufenden Meter siebenundzwanzig, also 1,27 m, den Kopf gestutzt kriege. Dann sagte sie noch: „Keine Angst, ich bin sehr beständig und halte an meinen Prinzipien fest, deshalb bin ich nächstes Jahr auch immer noch nur 1,27 m hoch." Irgendwie war diese Minifriseuse süß und ich fand sie sogar recht hübsch, trotz ihrer Behinderung. Wissen Sie, meist haben solche Kleinwüchsigen ja ein spezielles Aussehen, wie ein großer Kopf auf kleinem dicken Rumpf oder so, die aber nicht, sie sah irgendwie flott aus. Auch wusste sie perfekt mit ihrer Behinderung umzugehen und ulkte selbst darüber, dass es gar keinem auch nur in den Sinn gekommen wäre, damit ein Problem zu haben. Diese Probleme entstehen ja sicher oft erst im Kopf des Nichtbehinderten, weil man Scheu hat, etwas Falsches zu sagen oder mit einer falschen Reaktion diese Leute zu beleidigen. So meidet man oft diese Behinderten gleich, bevor man sich auf Fehler aus Unwissenheit einlässt. Ich war aufs angenehmste überrascht und sichtlich platt, wie man so sagt. Nach nur 8 Minuten war mein neuer kostenloser Haarschnitt fertig und der war sehr gut gemacht. Weil ich so angenehm überrascht war, habe ich der kleinen Meisterin dann 5 Euro Trinkgeld gegeben, was mir in meiner finanziellen Situation nicht leicht fällt, aber ich konnte nicht anders. Solch eine Leistung muss man einfach würdigen, ich bin heute noch sprachlos. Das bedeutet nicht, dass ich jetzt dort zum Stammkunden werde. Aus finanziellen Gründen werden wir wohl vornehmlich weiterhin selbst Hand anlegen, aber wenn ich vielleicht künftig einmal pro Jahr dorthin gehe, dann werde ich ausdrücklich nach einem Haarschnitt von dieser kleinen Meisterin verlangen.
Unter preisbewussten Menschen haben sich gute, kostensparende Nachrichten sehr schnell verbreitet. So sagte mir diese Tage jemand, dass eine Shell-Tankstelle oben in Zuffenhausen eine defekte Zapfsäule habe, wo weniger Liter angezeigt würden, als wirklich durchliefen. Man hält solche Aussagen zunächst für Unfug, weil heute doch alles genau geeicht ist, jedoch da ich dies aber schon von 2 voneinander unabhängigen Leuten hörte, habe ich trotz des Fehlers meinen Suzuki angeworfen und bin dorthin gefahren. Die Sache stellte sich als Tatsache heraus. Eine ganze Säule war dort schon dicht umlagert, während kaum jemand an den anderen Säulen tankte, der Grund dafür lag auf der Hand. So habe auch ich mich dort eingereiht und leider fasste mein Tank nicht sehr viel, weil ich seit der letzten Betankung noch nicht sehr viel gefahren war, aber das Ding zeigte beim Nachtanken eine Menge von 7 Litern an, obwohl ich mir absolut sicher bin, dass es mindestens 12 Liter waren. Wissen Sie, ich fahre den Suzuki immerhin so lange, dass ich an der Tankuhr ungefähr abschätzen kann, wie viele Liter im Tank fehlen, wenn der Zeiger auf halbvoll steht, das sind bei mir ziemlich genau 15 Liter und der Zeiger stand auf halb voll. Auch die Zeit, die man zum Zapfen so braucht, war für 7 Liter zu lange. Am nächsten Tag ist dann die Sache dem Tankstellenpächter doch aufgefallen und diese Zapfsäule wurde erst mal stillgelegt und wird wohl in den nächsten Tagen repariert. Immerhin habe ich so noch einige Liter günstiger bekommen.
Das erinnert mich an einen Vorfall in einem Supermarkt vor sehr vielen Jahren. Dort war eine große Menge von tiefgefrorenen Hähnchen aus Versehen falsch ausgezeichnet worden. Das Stück für 29 Pfennige, anstatt 2,90 DM. Fast jeder Kunde war beladen mit Hähnchen und diese Filiale hatte wohl den stärksten Hähnchenumsatz aller Läden dieser Kette in diesen Tagen. Immerhin hat es damals 3 Tage gebraucht, bis es überhaupt aufgefallen war. Sogar die Nachlieferungen sind immer noch falsch ausgezeichnet worden. Es hieß später, der Grund dafür, dass es nicht früher auffiel war wohl der, dass man ausländische Hilfskräfte mit der Preisauszeichnung betreut hatte, denen die normalen Preise für solche Hähnchen nicht geläufig waren und weil die Vorgabe falsch war, haben die den Preis- Ettiketierer so eingestellt, wie es in dem Vorgabeblatt verlangt wurde, ohne weiter darüber nachzudenken.
Der Busunternehmer will uns schon wieder den Mund wässrig machen, indem er einige Computerausdrucke neuer Restplatzverwertungen zusandte. So bietet er schon nächste Woche eine 4-Tagesfahrt nach Wien und ins sogenannte Weinviertel an. 2 Restplätze für je 63 Euro einschließlich Übernachtung mit Frühstück in einer Privatpension am Stadtrand von Wien. Weiterhin 2 Tage an den Rhein, mit einer Übernachtung in Sankt Goarshausen, für je 20 Euro. Insgesamt gibt er derzeit 16 solcher Restplatzverwertungen innerhalb der nächsten 3 Wochen an. Vorwiegend geht es dabei aber in Städte. Dazu muss man wissen, dass verschiedene Industriebetriebe zu seinen Hauptkunden zählen und er dort z.B. Fahrten zu Schulungszentren, Weiterbildungen, Betriebsausflüge und vor allem Bonusreisen anbietet. Viele Firmen bieten heute für ihre besten Mitarbeiter als Belohnung für gute Geschäftsergebnisse Reisen an, das sind diese Bonusreisen. Derzeit ist bei mir jedoch eisernes Sparen angesagt und so schön die Reisen auch sein mögen, das kommt vorerst nicht mehr in Frage. Vor allem muss ich erst abwarten, was mit dem Suzuki wird. Der Wagen hat finanziell jetzt Vorrang vor jeder noch so schönen Busreise und wie ich Ihnen schon irgendwann einmal sagte, sind mir kurze Reisen mit dem Suzuki hier im Umkreis wichtiger, als eine weite Reise mit dem Bus. Sie werden es selbst wissen, sparen ist einfach, wenn man nicht auf schnelle Ergebnisse angewiesen ist, sparen ist sehr schwierig, wenn man in kurzer Zeit einen hohen Betrag damit erwirtschaften will. Selbst wenn ich 2 Monate nichts essen würde, brächte es meinem Sparschwein trotzdem keinen Fettring um den Bauch. Geld auf die Bank bringen? Das war einmal. Sehen Sie, für 1 % Zinsen, oder manchmal noch weniger, ist mir der Weg zu lästig und vor allem stelle ich für so wenig Gewinnbeteiligung den Banken nichts von meinem Geld zur Verfügung, damit die noch daran verdienen. Wenn die wenigstens 2 % herausrücken würden, wäre es ja noch halbwegs in Ordnung, aber für das was man heute für die kleinen Beträgen von vielleicht 1.000 Euro Einlage an Zinsen bekommt, dafür kann ich es auch zuhause liegen lassen. In der Bank schnuppert Vater Staat noch zusätzlich daran, was ich habe, nein danke. Da wächst in mir der Widerwille, denen das Geld dafür zur Verfügung zu stellen, auch mein Stolz wird dadurch zu sehr angekratzt. Sollen sie sich andere Dumme suchen, die das tun.
In einem Supermarkt herrschte neulich ein Tohuwabohu. Ein Kunde hatte einfach im Laden mit seiner Digitalkamera fotografiert, ohne den Filialleiter zu fragen. Der mochte das aber nicht und die Verkäuferinnen hatten den verständigt, als sie das sahen. Der Filialleiter lief dem Fotografen nach und beschimpfte ihn, er möge das sofort sein lassen und die Speicherkarte herausrücken, auf der die schon geschossenen Bilder sind. Ich weiß nicht wie es ausgegangen ist, jedenfalls standen die dann noch vor der Kasse und diskutierten erbittert weiter, als ich abkassiert wurde.
Foto vom Einkauf im Laden: unerwünscht
Verwundert entdeckte ich gestern in meiner Post einen Brief aus Granada. Vom Hotel Viena, in dem wir gewohnt hatten war der. Im Brief war ein Gutschein für eine kostenlose Übernachtung für zwei Personen und ein dreiseitiger Fragebogen in mehreren Sprachen, auch in deutsch, wonach der Zufriedenheit u.s.w. gefragt wird. Es liegt ein kostenloser Rückumschlag zur Beantwortung bei. Die Mühe des Ausfüllens wird mit dem Gutschein für die kostenlose Übernachtung im Zusammenhang mit einem künftigen Aufenthalt belohnt. Man kann den Gutschein nicht einzeln einlösen, also nicht nur für einen Tag dorthin fahren, mindestens muss man 3 Tage buchen, von denen man dann nur 2 bezahlen müsste. Natürlich werden wir wohl kaum nur zum Einlösen dieses Gutscheines extra wieder dorthin fahren, das wissen die doch auch. Aber der Gutschein hat 2 Jahre Gültigkeit, so bestünde immerhin die Möglichkeit, es später einmal zu nutzen. Aus unserer Sicht kann ich nur sagen, dass wir mit dem Hotel zufrieden waren, das ältere Ehepaar, welches ständig nörgelte, wird das sicherlich anders sehen. Falls die auch solch einen Fragebogen erhalten, dann werden denen vermutlich die 3 Seiten nicht ausreichen, um alle Kritikpunkte loszuwerden. Zudem legt das Hotel einen Sonderprospekt bei, der ankündigt, dass der Betreiber ab August ein zweites Hotel in Granada eröffnet, einen kompletten Neubau am Stadtrand, mit großzügigen Parkplätzen, Allwetterterrasse und eigenem Pool. Das alte Haus in der Stadt, in dem wir waren, bleibt aber ebenfalls erhalten und so können sich künftige Gäste aussuchen, ob ihnen die zentrale Zentrumsnähe oder der neue Komfort gekoppelt mit landschaftlich reizvoller Lage wichtiger ist. Die Zimmerpreise sollen in beiden Häusern gleich sein. Das Haus in dem wir waren, war aber auch keine alte Bude, innen war alles modern und ich glaube, das Gebäude selbst wird dem Stil nach vielleicht 1965 gebaut worden sein. Die Hoteliers tun also etwas, um das Publikum bei der Stange zu halten. Haha, das bereits erwähnte Mecker-Ehepaar hatte sich nun auch noch schriftlich beim Busunternehmer beschwert. Das Hotel wäre schlecht ausgewählt gewesen und die in meinem damaligen Schreiben an Sie erwähnten Probleme haben sie auch alle aufgelistet. Der Sohn von dem Busunternehmer, der bei seinem Vater selbst auch als Busfahrer arbeitet, erzählte mir das. Man fragt sich, was sich solche Leute vorstellen. Die verreisen für rund 130 Euro pro Person für 9 Tage nach Granada, erwarten aber dass man ihnen vor Ort noch die Füße küsst und ihnen einen Service bietet, wie bei einer Reise für 10.000 Euro. Die haben entweder keine Relation mehr zwischen Preis und Leistung oder sie sind einfach nur unverschämt.
Für heute muss ich aufhören. Da Kayla wieder im Stress ist, mit Ihrem Dolmetscherjob, muss ich nun noch einige Lebensmitteleinkäufe erledigen. Ich hasse es wie die Pest, spät nachmittags einzukaufen, dann sind immer alle so hektisch. Am liebsten gehe ich morgens oder gegen Mittag, aber spätestens bis 15 Uhr. Ich muß nun hasten, sonst gerate ich zu spät und gelange in den verhassten Nachmittagstrubel. Bis demnächst alles Gute, Ihr
Egbert Lappenkeuler |
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Die Rache der Extravaganz" vom 27.04.2005
Erfrischende Grüße.
Wo fange ich an? Es gibt so vieles zu berichten, was alleine in den letzten wenigen Tagen vorgefallen ist, dass ich nicht weiß, wo ich beginnen soll.
Vielleicht beginne ich zuerst mit meinem Autoproblem, Sie wissen, ich berichtete über Startprobleme im warmem Zustand. Inzwischen konnte ich meinen Suzuki zu meinem Autobekannten bringen. Die ganze Angelegenheit stand zuerst unter einem schlechten Stern. An diesem Tag goss es hier wie aus Kübeln. So fuhr ich los und stellte bei dieser Fahrt gleich ungewollt einen weiteren, mir bislang unbekannten Mangel fest, nämlich dass es bei starkem Regen in den Suzuki reinregnet. Es drückt sich an der Windschutzscheibe unten links Wasser durch, aber wirklich nur bei richtig starkem Regen, nicht bei einer normalen Schauer. Aber dieses Problem wäre für sich genommen noch keines. Also mein Bekannter hat dann nach dem Grund für die Warmstartprobleme und die miserablen Abgaswerte gesucht. Dabei stellte er fest, dass ein Zylinder des Motors nicht korrekt arbeitet. Während die anderen fröhlich weiterarbeiten, trägt dieser nur noch wenig zu Leistungsentwicklung bei. Nun ist mir am Leistungsverhalten nichts aufgefallen, aber da ich ihm nur selten Höchstleistungen abverlange, will das nichts heißen. Alles deutete auf einen Motorschaden, zwar keinen mit spektakulärem Totalausfall, aber doch einen Motorschaden. Sie können sich vorstellen, wie mir zumute war, wo ich doch gerade so froh über die wiedererlangte Mobilität mit dem Suzuki war und zudem derzeit kein Geld hätte, mir einen brauchbaren anderen Wagen zu kaufen. Der genaue Grund blieb aber noch im Verborgenen. Der Tag neigte sich dem Ende zu und ich musste meinen bislang treuen Gesellen aus Japan dort zurücklassen und nach Hause gehen. Am nächsten Tag sollte die genaue Fehlersuche weitergehen, dann aber ohne meine Anwesenheit, weil ich ausgerechnet am gleichen Tag den blöden Termin im Schwabenzentrum hatte. Dazu später. Spät nachmittags bin ich dann am Folgetag wieder zu dem Autobekannten und auf seinem spärlichen Innenhof stand schon mein Suzuki. Was soll ich Ihnen sagen, fertig repariert, fahrbereit und das für einen Gesamtpreis von 180 Euro!!! Ich hätte Himmel, Erde und alle Planeten umarmen und küssen können. Wenn Sie den Grund für den vermeintlich bösen Fehler hören, dann verlieren Sie den Glauben an jede moderne Technik. Eine simple Zündkerze war entzwei. Sie hatte einen Haarriss im Material, wodurch der Kompressionsdruck des betroffenen Zylinders an ihr teilweise entweichen konnte. Zünden tat die wohl noch, nur ging eben so der wichtige Druck verloren, dadurch keine saubere Verbrennung und hohe Abgaswerte, weniger Leistung, mehr Gestank und im warmem Zustand schlechtes anspringen, da sich diese Undichtigkeit im kalten Zustand wohl zusammenzog und weniger undicht war, als im warmem Zustand. Mein Autobekannter sagte, dass dies bei den hier eingebauten billigsten Supermarkt - Zündkerzen einer unbekannten Marke gar nicht einmal so selten wäre. In seiner langjährigen Berufspraxis sei dies sicherlich schon der achte Fall, der ihm untergekommen sei, wobei sich derartige Fälle vor allem in den letzten 5 Jahren gehäuft hätten. Er riet daher davon ab, am falschen Ende zu sparen und lieber für 40 Euro einen kompletten Satz Qualitäts-Zündkerzen von Bosch, Champion oder Beru zu kaufen, anstatt hier 20 Euro sparen zu wollen und im Supermarkt irgendwelchen Schrott zu erwerben. Bei diesen Markenkerzen hätte er solche Fälle noch nie erlebt und ich könne froh sein, dass an den Billigkerzen nicht sogar irgendwelche Teile abgeplatzt und in den Verbrennungsraum gefallen wären, was dann zu einem echten dicken Motorschaden geführt hätte. Ich muss zugeben, diese Billigkerzen hatte ich schon im letzten Jahr der Susi spendiert, im Glauben, dem Wagen mit neuen Kerzen Gutes zu tun. Ich hatte für alle Kerzen zusammen damals noch keine 12 Euro ausgegeben. Das passiert mir nicht noch einmal, künftig gibt es nur noch Bosch oder Champion. So hat der Bekannte alle Kerzen gleich erneuert und auch ein weiteres Problem mit dem Bremszylinder vorne rechts stellte sich als leichter lösbar heraus. Der brauchte nicht ganz erneuert zu werden, es war nur eine wulstige Gummimanschette gerissen. Zum Glück gab es die noch als einzelnes Ersatzteil, da dieser Bremszylinder mit dem von einem weiter verbreiteten Toyotaauto identisch ist. Die Undichtigkeit an der Windschutzscheibe konnte er nicht reparieren, wobei ich ihm auch schon gesagt hatte, dass er das nur machen solle, wenn es für sich genommen einen geringen Aufwand bedeute, der kostenmäßig unter 20 Euro läge, da die Wassermengen sehr gering sind, die dort eindringen und auch nur bei Starkregen. Dann kann ich ja zur Not auch aufs Autofahren bei solchem Wetter verzichten, sofern man nicht gerade unterwegs von solchem Wetter überrascht wird. Er sagte, dass dort wahrscheinlich diese Gummiumrandung innen gerissen sei und so ein Verbindungskanal von äußerer Gummidichtung zur inneren Gummidichtung entstanden sei. Um das wirklich fachmännisch zu beseitigen, müsse eigentlich die ganze Frontscheibe raus und mit einer neuen Dichtung wieder eingesetzt werden. Das würde mindestens 3 Stunden Arbeit machen und wenn man Pech hat, geht dabei noch die Windschutzscheibe entzwei und dann wird's richtig teuer, wenn man sie für dieses Modell überhaupt noch bekommt. Die Form des Suzuki- Alto ist ja noch die alte Form, die schon seit 1995 so nicht mehr gebaut wird. Die späteren Nachfolger haben andere Scheiben. Er riet dazu, die vermutete Stelle von außen einfach mal weitflächig mit Silikon abzudichten, obwohl der Erfolg davon fraglich ist, weil sich das Regenwasser unter dem Druck des Fahrtwindes überall entlang presst. Aber ein Versuch ist es sicher wert und solch eine Silikonkartusche gibt's ja schon für 3 Euro und man kann's selbst machen. So bin ich sehr froh, dass es derart preiswert über die Bühne ging. Obwohl Kayla schon in den Startlöchern stand und sich bereits umgesehen hatte und einen gebrauchten VW-Golf-Diesel von 1997 für 4.200 Euro ausgesucht hatte, den sie auf ihren Namen erwerben wollte, um ihn dann mir zur Verfügung zu stellen. Ein sehr gut erhaltener Wagen, aber erstens kennen Sie meine Ansicht, dass ich mich von Kayla nicht aushalten lassen möchte und zweitens hänge ich sehr an dem Suzuki, weil er mir etwas wiedergegeben hat, was ich schon für immer verloren glaubte, die uneingeschränkte Mobilität. Das ist nicht einfach nur ein Auto für mich, obwohl ich weissgott kein Autonarr bin und ihm sicherlich auch nicht übermäßig viel Pflege zukommen lasse. Kayla hat sich da zwar eine Konstellation zurecht gelegt, mit der auch ich leben könnte, indem sie sich auf ihren Namen einen Wagen von ihrem Geld kauft, der also voll in ihrem Besitz bleibt, der aber von mir gefahren wird, weil sie ja noch keinen deutschen Führerschein hat. Ich würde dann sozusagen als ihr Chauffeur fungieren. Ganz weg ist Kayla von diesem Gedanken auch noch nicht, nur auf die jetzige billige Weise möchte ich in jedem Fall den Suzuki behalten. Es wird wenig Sinn machen, zwei Autos zu unterhalten, obwohl Kayla es sich derzeit problemlos leisten könnte, aber ich kann ja nur mit einem Auto fahren. Kayla hat in dieser Sache durchaus ihren eigenen Kopf und man kann ihr das nicht so leicht ausreden. Zudem geht sie felsenfest davon aus, dass es ihr innerhalb des nächsten halben Jahres gelingt, einen auch in Deutschland gültigen Führerschein zu machen. Sie hat sich bereits in einer sogenannten Ferienfahrschule angemeldet. Das ist eine Fahrschule, bei der man wie in einer richtigen Schule täglich mehrere Stunden unterrichtet wird und so im günstigsten Fall nach zwei bis drei Wochen Intensivkurs den Führerschein schon bekommt. Man sollte aber nie den Tag vor dem Abend loben und bei den heutigen Fangfragen, die oft ein eigenwilliges Bewertungssystem haben, würde ich es nie wagen, vorher schon zu sagen, den Führerschein kriege ich mit absoluter Sicherheit. Sie sieht das etwas anders. Sie hat sich da schon einige Fachbücher gekauft und büffelt bereits eifrig die deutschen und europäischen Verkehrsregeln. Nun ist sie kein blutiger Anfänger, in Thailand hatte sie schon einen Führerschein, der dort aber mehr nur eine abgestempelte Karte von einer Behörde ist, wobei es genügt, dass man zuvor 5 Fahrstunden bei einer staatlich zugelassenen Fahrschule nachweist, wohlgemerkt ohne Prüfung, der Nachweis diese Fahrschule besucht zu haben genügt. Es gäbe sogar schwarze Schafe unter den Fahrschulen, die das gegen Geldzahlung bestätigen würden, ohne dass ein Fahrschüler überhaupt dort war. Sie habe aber die 5 Pflichtstunden voll gemacht, allerdings danach nie ein Auto besessen, das wäre dort finanziell nicht denkbar gewesen. Dafür habe sie jahrelang Moped gefahren, was ich mir irgendwie lustig vorstelle, Kayla auf dem Moped. Nur ab und zu habe sie für einen Verwandten mit einem Toyota-Kleinbus dort Eier zu einem Markt gefahren. Also fahren kann sie, das habe ich auf einem Verkehrsübungsplatz schon mal mit ihr getestet, wenn auch durch die lange Enthaltsamkeit kleine Mängel auftreten, die sich im Alltag sicher schnell abschleifen. Nun der besagte VW-Golf, den sie kaufen will, der ist jetzt günstig zu haben und unser Autobekannter hat den schon mal auf Herz und Nieren geprüft und trotz einer Laufleistung von beachtlichen 170.000 km für sehr gut und kerngesund befunden. Er sagte, mancher Wagen mit 60.000 km auf dem Tacho wäre verschlissener, als dieser VW-Golf. Auch hat der den TÜV und die Reifen neu. Trotzdem fände ich es wenig sinnvoll ihn jetzt schon auf Vorrat zu kaufen, denn Gebrauchtwagen bekommt man zurzeit überall, obwohl wie uns schon aufgefallen ist, gibt es eine Schwemme bei Wagen ab etwa 5.000 Euro aufwärts, jedoch Autos zu finden, die in unserem Sinne wirklich billig und dann auch noch gut sind, ist doch nicht immer ganz so einfach. Alles ist eine Standpunktfrage. Ich kann kein Auto, welches über 5.000 Euro kostet als billig bezeichnen, auch wenn es vielleicht vor 4 Jahren neu mal 30.000 Euro gekostet hat. Ein billiges Auto fängt bei mir unter 2.500 Euro an, vielleicht mit viel Wohlwollen auch noch bis 3.000 Euro. Gut, Kayla sieht das inzwischen schon etwas anders, weil sie ja auch mehr Einkommen hat, trotzdem möchte auch sie keinen teuren Schlitten, aber sie ist da durchaus bereit bis 5.000 Euro auszugeben, wenn es denn soweit ist. Sie möchte vor allem kein asiatisches Auto, weil es die zur Genüge schon in ihrer alten Heimat gab. Sie will am liebsten einen deutschen Wagen oder vielleicht noch einen französischen ließe sie gelten. Und sie hasst schwarze Autos wie die Pest, obwohl die Farbe ja nichts über die Qualität aussagt. Schwarz wäre für mich zwar auch nicht gerade eine Traumfarbe, aber wenn der Wagen sonst ok ist, wäre es mir relativ egal, obwohl alle anderen Farben mir auch lieber sind. Soviel also zum für mich nun freudig gelösten Autoproblem. Aus Freude über diese Sache werden wir in den nächsten Tagen umfangreiche Ausfahrten mit dem Suzuki unternehmen, zumal Kayla das initiiert hat und 50 Euro fürs Tanken auslobte.
Jetzt zur nächsten Sache, Abteilung Tollhaus. Sie ahnen schon was kommt. Ich sage nur Behörden! Wie verlangt gehe ich am 21. dorthin, Zimmer 706 im siebten Stock, rechter Seitentrakt, Frau Hornbach. Im Flur stehen vor diesem Zimmer 2 Stühle, die schon von einer älteren Dame und einem schmierigen, versifften Typen um die 40 mit schmalem Oberkörper, dickem Bierbauch und schütteren, extrem fettigen Haaren besetzt sind. Da es 10 Uhr ist und ich für 10 Uhr die Vorladung habe, klopfe ich an die Tür. Das führt schon dazu, das der schmierige Typ zu schimpfen beginnt, ich wäre noch nicht an der Reihe. Da trotzdem ein Herein ertönt, trete ich ein und stelle mich der dort sitzenden Dame vor. Die sagt gelangweilt, ich solle im Flur warten, bis ich aufgerufen würde. So mache ich das dann. Siehste!, sagt der Schmierige. Die ältere Dame liest einen Groschenroman, der so aussieht, als stamme er von 1950, total gelb und zerfleddert. Alle paar Minuten greift sich der Schmierige in den Schritt und rappelt an seinem Spielzeug herum. Ein eigenartiger Kauz. Dann rotzt er in den Flur, einfach auf den Boden. Die Dame betrachtet ihn daraufhin missmutig und schimpft leise. Der motzt darauf zurück, so etwas wie: „Feine Tante, was?" Sie schüttelt darauf nur fassungslos den Kopf. Dann erklingt aus einem Lautsprecher, der über der Tür hängt, ein Gong und der Name Frau Heprova oder so ähnlich. Darauf springt die romanlesende Frau auf und hetzt zur Tür rein. So kann ich mich des zweiten Stuhls bemächtigen und setze mich dorthin. Der Typ bohrt sich intensiv im Ohr und schnippt die dabei gewonnenen Dreckstücke in den Flur, ein ekelerregender Kerl, der zudem meilenweit gegen den Wind stinkt, als habe er von der Erfindung der Dusche oder des Bades noch nie etwas gehört. Nach kurzem kommt die Frau wieder raus und dann ertönt im Lautsprecher: Herr Lappenkeuler, bitte! Der Schmierige explodiert fast auf seinem Stuhl und brüllt lauthals, dass er schon wesentlich länger dort sitze und zuerst dran wäre. Da ich gerufen wurde, trete ich ein. Ich sitze noch nicht ganz auf dem Stuhl, den mir die Frau Hornbach in ihrem Büro anbietet, da kommt der Schmierige ebenfalls zur Türe herein und schimpft sehr lautstark, dass er ein längeres Anrecht habe, weil er schon länger warte. Die Frau Hornbach erklärt ihm, dass es ihre Sache sei, wie sie die Leute aufrufe und da sein Fall längere Zeit beanspruche, habe sie eben mich vorgezogen. Nachdem der Fiesling wütend die Tür zugezogen hatte und Ruhe gab, suchte Frau Hornbach in ihrem Computer herum. Frau Hornbach, das war eine auf den ersten Blick etwas unscheinbare, mittelblonde Frau, mit einem leichten Hang zur Stämmigkeit, aber keinesfalls dick, und fast busenlos, sagen wir mal, eine eher etwas seltene Konstellation. Meist hat man bei etwas robusteren Frauen auch viel Brustwerk davor, aber die hier hatte praktisch gar keinen Busen, was mich bekanntlich nicht stört, da ich kein Busenfetischist bin. Kayla ist, wie ich schon mal anführte, da ähnlich bestückt, nur dass Kayla im Gegensatz zu ihr extrem schlank ist, wobei diese Konstellation ja wieder eher vorkommt, aber egal. Diese Frau Hornbach behält gerne alle Zügel in der Hand und gibt das Kommando vor, das bemerkte man sofort, allerdings ohne dabei unfreundlich oder gar widerlich zu werden, jedenfalls auf mich bezogen. Jedoch darum geht es ja nicht. Nun wurde es für mich spannend. Was sollte ich überhaupt hier? Sie sagte, dass man festgestellt habe, dass ich eine Erhöhung des Alg 2 - Geldes erhalte, wegen gesundheitlicher Mehraufwendungen. Nun wollte sie wissen, worin diese Mehraufwendungen genau bestehen, da sie das den Unterlagen nicht habe entnehmen können. Immerhin beträgt dieser Mehrbetrag rund 260 Euro pro Monat, die ich über Alg 2 -Niveau deswegen erhalte. Da ich mir hier nicht den Mund verbrennen wollte, sagte ich zu ihr, dass sie sich deshalb mit meinem Facharzt auseinandersetzen soll, da ich die fachlichen Begründungen nicht so geben könne, wie der. Nun praktiziert der ja schon seit längerem in Potsdam, ist also gar nicht mehr so leicht zu erreichen. Die Frau Hornbach meinte dann, ich müsse doch wenigstens Anhaltspunkte aufzählen können, die für eine Mehrbelastung sprechen. Dann habe ich erst einmal gesagt, dass ich häufig zu Nachuntersuchungen müsse, wobei häufig natürlich eine Auslegungssache ist, ich muss dort halbjährlich hin. Dann erklärte ich ihr, dass Medikamente und gewisse Übungen und dergleichen neben anderen fachlichen Dingen notwendig wären, die ihr aber der Professor sicher noch näher erklären wird. Dann fiel mir mein altes Gutachten von dem Professor ein, welches ich ja noch zuhause liegen habe. So vereinbarten wir, dass ich das mitbringe und sie davon eine Kopie ziehen könne. Da sie das dann aber nicht irgendwann in weiter Ferne haben wollte, sondern sofort, um den Vorgang vom Tisch zu bekommen, konnte ich zwischendurch nach Hause fahren und diese Unterlagen holen, was lästig war, weil mein Wagen ja zu dieser Zeit noch in der Werkstatt weilte. Nach gut 2 Stunden war ich wieder mit den Unterlagen zurück. Als ich im Flur vor dem Zimmer 706 eintraf, saß der schmierige Typ immer noch dort und verzweifelte bald, der war bislang immer noch nicht dran gekommen und jetzt wurde ich schon wieder vor ihm reingerufen. Inzwischen brüllte er lautstark durch den Flur, dass er alle Angestellten dort ermorden werde und anschließend das Behördenzentrum in Schutt und Asche lege und dass alle dort Dreckschweine wären. Ich hatte den Eindruck, dass er inzwischen sich einen hinter die Binde gekippt hatte und nun betrunken war. Vermutlich hatte er einen Flachmann dabei. Die Frau Hornbach war da eiskalt und erläuterte mir, je mehr Terz der da draußen macht, um so länger wartet der und wenn er morgen oder übermorgen noch mal wieder kommen muss, solange, bis er seine Lektion gelernt und begriffen hat. Sie kopierte sich dann meine Arztunterlagen und überflog die dabei auch gleich. Danach sagte sie, dass sie eine Überprüfung durch den ärztlichen Dienst der Behörde nicht für notwendig erachte, da der Professor ja eine in Stuttgart anerkannte Koryphäe sei und sein Gutachten nicht anzuzweifeln ist. Nun arbeitet der Professor schon seit längerem in Potsdam, aber sein guter Name schallt wohl auch heute noch nach, mein Glück. Dann sortierte die Frau Hornbach ein paar grüne Karten aus einer Schublade, stempelte die ab, rollte sie fein säuberlich zusammen und stopfte sie in eine Rohrpost, wo sie mit einem satten Flopp-Husch verschwanden. Schon seit unzähligen Jahren habe ich keine Rohrpostanlage mehr gesehen und glaubte, es würde gar keine mehr geben, doch hier war noch eine. Dann füllte sie eine Din-A5-große Pappkarte, zitronengelb mit blauem Rand aus und reichte mir die rüber. „Damit gehen sie in Raum 722 und legen das dort bei der Frau Leduc vor, das ist wenn sie hier raus kommen rechts runter der letzte Raum hier im Flur vor der Querwand auf der rechten Seite.", sagte sie freundlich und verabschiedete sich gleich von mir. So ging ich rüber in besagten Raum. Ich klopfte dort, aber es folgte keine Antwort. So wiederholte ich das einige mal, ohne Erfolg. Dann trat ich einfach so ein. Ein enges Büro mit einem alten holzfarbenen Rollo-Schreibtisch auf dem ein moderner Computer stand und daneben eine Art Registrierkasse, aber keiner war da. So ging ich wieder raus. Als ich gerade wieder draußen im Flur vor dem Raum stand, kam eine zierliche Person mit struppigen rotblonden Haaren und spitzer Nase herangeeilt. „Ich bin Frau Leduc", sagte sie, „ und sie haben eine Leistungs- und Wertigkeitskarte?" Eine Karte ja, gelb-blau, aber wie die sich nennt, weiß ich nicht, erwiderte ich. Sie nahm die Karte an sich, überflog die, tastete etwas in ihren Computer ein, danach rappelte automatisch diese Registrierkasse und sie entnahm dort 6,20 Euro und reichte mir das Geld rüber. Ich wusste nicht, was das sollte und stutzte. Sie sagte dann, das wäre mein Fahrgeld zur Beschaffung von Unterlagen. Also diese zwischenzeitliche Heimfahrt, um dieses Gutachten zu holen, wurde mir mit 6,20 Euro vergütet. Die eigentliche Fahrt hierhin und zurück nicht, dazu ist man verpflichtet, aber die gesonderte Fahrt zum Holen der Unterlagen. Ob es diese 6,20 Euro dafür gibt, das entscheidet die Sachbearbeiterin, also in diesem Fall Frau Hornbach. Davon hatte die Frau Hornbach mir nichts gesagt. So nahm ich gerne das Geld an und konnte dann gehen. Damit war für mich der Fall erledigt ohne dass es ansonsten irgendwelche negativen oder positiven Auswirkungen hatte. Fast ein ganzer Tag war dafür aber drauf gegangen und so richtig weiß ich bis heute nicht, wozu das Ganze gut sein sollte. Vermutlich dachte sich die Verwaltung, mir bei fehlender Beweiskraft für die Mehraufwendungen, diese ersatzlos streichen zu können und so pro Jahr immerhin 3.120 Euro zu sparen. Das dann hochgerechnet bei vielleicht mehreren tausend Sohis wird sich schon lohnen. Ein Briefwechsel hätte zwar den selben Zweck erfüllen können, aber nein, man wird natürlich vorgeladen. Sie wissen ja, wie das ist. Am Schluss ist man dann froh, wenn man es hinter sich hat und es wenigstens keine negativen Auswirkungen hatte. Man kämpft sozusagen um jede Nullrunde. Soweit der amtliche Teil dieses Behördengangs. Als ich danach vergnügt die Treppen hinabstieg, vergnügt weil ich damit dieses ungewisse Kapitel der Behördenmechanik mal wieder erfolgreich hinter mich gebracht hatte, traf ich im ersten Stock auf einem Treppenabsatz auf einen jüngeren Mann, der dort kauerte und scheinbar sehr verzweifelt war. Gut, Verzweiflung in Behörden ist heute gewiss nichts besonders und die hier können einen schon dorthin bringen. Normalerweise schere ich mich nicht um fremde Leute, aber als ich von oben die Treppen so langsam herabschlenderte erfasste mich sein Blick schon von weitem. Er durchbohrte mich, wahrscheinlich weil ich hier in einem Behördenhaus so fröhlich herumpfeifend die Treppe runterkam. Sein Blick war hohl, verzweifelt und von Angst befallen zugleich. Seine Augen wirkten, wie 2 riesige schwarze Löcher, die vor Angst nach innen in den Kopf gefallen sind. Mir blieb das Pfeifen im Halse stecken und ich wusste nicht, ob ich überhaupt irgendwie auf diese armselige Gestalt reagieren soll, oder ob ich lieber schnell und schweigend vorbei husche. Zu spät. „Wir sind doch alle Nichts! Wir existieren überhaupt nicht, nur wir selbst haben das noch nicht bemerkt!", jammerte er, wobei er mich weiter bohrend ansah und mit den Händen fuchtelte. Ich schätzte den auf ungefähr 27 bis 30 Jahre, er sah zerrupft, aber trotzdem nicht ungepflegt aus, eine andere Beschreibung fällt mir dazu nicht ein. Nach einem kurzen Verharren, antwortete ich ihm mit der Frage, wie er denn darauf käme. Er schüttelte dann lange den Kopf, wiederholte die gleichen beiden Sätze, nur jetzt schneller und lauter gesprochen, wobei seine Stimme richtig zitterte. Ich dachte mir schon, der hat einen Sprung in der Schüssel und lieber schnell weiter, bevor man noch in etwas verwickelt wird. „Ja, gehen sie nur, mich gibt es ja gar nicht. Ein Beweis für meine Theorie. Ich sitze auch hier gar nicht und mir geht es blendend, ich habe eine nette Frau, ich habe zwei zuckersüße Kinder, ich habe Arbeit, ich habe Geld, ich habe eine Wohnung, ich habe ein Auto, ich bin gesund, hahahahahaha!", fauchte er dann, als ich schon einige Stufen weiter nach unten an ihm vorbei gegangen war. Im Hinterkopf hatte ich ehrlich gesagt mehr meinen Suzuki, als dessen Probleme. Ein Fremder. Ein Fremder mit Problemen im Behördenhaus, das ist doch völlig normal hier. Würde ich mich um jeden kümmern, der zu den Behörden mit Problemen hinkommt, dann müsste ich a bei mir selbst anfangen und b zu mindestens 80 % aller Besucher hier hin laufen und mich um die kümmern. Ein völliges Unding. Und die Rolle des Seelentrösters für Fremde liegt mir sowieso nicht, schon gar nicht für Männer. Wäre es eine hübsche Frau gewesen und hätte ich Kayla nicht, wäre es etwas anderes gewesen, aber so? Soll ich mir dessen Problemwelt auch noch zueigen machen? Nein Danke, Probleme habe ich selbst genug, wenngleich ich meine momentane Situation insgesamt als erfreulich betrachte, da gab es weitaus schlimmere Zeiten. Nun sind eben andere dran, mit den ganz schlimmen Zeiten. Wer weiß was morgen auf mich zukommt und dann wird dieser Trübsalsjünger mir sicher nicht bei deren Bewältigung helfen. Trotzdem bewegte mich ein innerer Automatismus dazu, in meinem Abwärtsgang langsamer zu werden und noch mal den Blick zu diesem jammernden Wurm zu wenden. Gleich streckte er die Hände zu mir aus und rief: „Helfen sie mir! Helfen wenigstens sie mir!" So persönlich angesprochen, hielt ich in meinem Gang kurz ein und fragte ihn, was ihn den belaste. Dann zog er sich mindestens zwei Minuten lang an meiner Wortwahl hoch. „Belaste, belaste, was mich belastet, welch eine dumme Frage!", maulte er jetzt lautstark und richtig widerlich. Da beschloss ich nun doch weiter zu gehen, ohne mir seine Probleme anzuhören, was ich ohnehin besser gleich gemacht hätte. Wenn einer einerseits nach Hilfe ruft, aber dann andererseits so ekelhaft darauf reagiert, wenn man doch auf ihn eingeht, dann hat er keine Hilfe verdient und sie mit Sicherheit auch nicht wirklich nötig, denn sonst würde er das nicht tun. So ging ich also weiter die Treppe runter. Dann tobte er, dass er ja gleich gesagt habe, dass er für niemanden existieren würde, er wäre allen Menschen völlig egal oder die meisten nehmen ihn erst gar nicht war, als bestünde er aus Luft. Ich dachte mir, lass den Doofmann ruhig reden, und ging unverminderter Geschwindigkeit weiter nach unten. Als ich beim nächsten Treppen-Zwischenpodest ankam, traf mich plötzlich ein harter Gegenstand ziemlich kräftig an der rechten Schulter. Es schmerzte ein wenig, aber mehr erschrak ich, als es schmerzte. Da hatte dieser Idiot mir doch von oben eine kleine Eisenplatte in den Rücken geworfen, die er aus der Verkleidung einer Zwischentür herausgepult hatte. Zugleich rief er nun vor Wahn lachend herunter: „Hahahaha, na ich existiere wohl doch, hahaha, du Arschloch!" Wissen Sie, ich rege mich nicht schnell auf und neige schon gar nicht zu Gewalttätigkeiten, aber alles hat seine Grenzen. So hielt ich ein, bin zu dem zurück und habe ihm seine Eisenplatte ins Gesicht geworfen, daraufhin blutete er an der Backe, weil eine scharfe Kante ihn getroffen hatte. Während er daraus ein Palaver machte, als würde er nun wie ein ausgeweidetes Tier verbluten, ging ich jetzt seelenruhig und wieder frohen Mutes pfeifend weiter, so wie ich anfangs auch gekommen war. Attacken auf mich lasse ich mir nicht gefallen, mich schlägt oder tritt man nicht. Beschimpfen, da kann man weg hören, aber schlagen oder sonst wie körperlich angreifen lasse ich mich nicht, das war schon immer so. Selbst wenn das von Leuten geschieht, die viel kräftiger sind als ich, gegen die ich körperlich keine Chance hätte, dann zahle ich das denen doppelt und dreifach heim. Bei stärkeren Leuten natürlich nicht sofort, sondern später, auf meine Weise. Ich kann in solchen Fällen richtig gemein und heimtückisch werden, das traut mir keiner zu. Hier der Fall war nicht so. Diesen Typen hätte ich trotz meiner Gesundheitsprobleme noch mühelos aus dem Hemd gehoben, wenn der mir gegenüber noch weitere Angriffe versucht hätte. Ich verstehe auch nicht, wieso der das gemacht hat.
Sozusagen zum Dank dafür, dass der Suzuki wieder so schön läuft, haben wir am letzten Samstag eine sehr ausgedehnte Fahrt damit gemacht. Wir sind mal durchs Neckartal rauf gefahren, zuerst bis Heilbronn und dann dort halbrechts weg in nordöstliche Richtung nur über kleine und kleinste Straßen, die mehr an einen aus Versehen asphaltierten Feldweg erinnern mochten. Ortsnamen die gleichsam selten wie komisch klangen lagen am Weg, Amorbach, Oedheim, Hösselinshof, Baumerlenbacherhütte, Fliegendorf, Zweiflingen und weitere Ergüsse belustigender Ortsnamen. Es herrschte Königswetter, wenn nicht gar Kaiserwetter und man blüht dann richtig auf. Die herrliche Landschaft, die frische Luft, kaum andere Autos auf diesen entlegenen Straßen. Bei Zweiflingen haben wir uns an einem kleinen Parkplatz neben einer Burgruine hingesetzt und genüsslich mitgebrachte Brote und 2 Laugenbrezel verzehrt, etwas Coca-Cola getrunken. Man glaubte sich in einer anderen Welt, denn wir haben mindestens 40 Minuten dort gesessen und während dieser ganzen Zeit sind allerhöchstens 2 Autos vorbei gekommen. Das gibt es doch heute eigentlich gar nicht mehr. Auch dass es solch kleine Orte heute überhaupt noch gibt, hat mich verwundert. Gut, dieses Zweiflingen mag vielleicht noch 500 Einwohner haben, aber Fliegendorf besteht aus ganzen 4 Häusern, ich habe es gezählt, das machte bei der Anzahl ja auch keine Mühe. Eben wie ein Fliegenklecks auf der Landkarte. Vielleicht 15 Einwohner, eher weniger, alle Häuser weit auseinander, wie ausgebreitet auf einem grünen Teppich. Dann tauchten immer wieder Hinweisschilder zu einem sogenannten Limes-Wanderweg auf, mal von rechts, mal von links, in dieser Gegend sah man hier und da kleine Wandergruppen umherstreifen, aber auch nicht viele. In einem kesselartigen Waldgebiet, wo rundum Hänge wie ein seichter Kessel, leicht ansteigend mit Wald bewachsen sind und in der Mitte, sozusagen der Kesselboden, frei und platt wie ein Teller mit saftig grünen Wiesen ist, legten wir die nächste Ruhepause in der Natur ein. Wir hatten unsere zusammenklappbaren Miniliegestühle mitgebracht und uns darauf gelegt. Irgendwie sind wir dann an der frischen Luft und in dieser totalen Stille beide neben dem Auto auf den Liegestühlen tief eingeschlafen. Als wir wach wurden, war es schon 16 Uhr durch, zuvor als wir uns hinlegten gerade 12.10 Uhr. So lange wollten wir eigentlich gar nicht dort bleiben. Schnell packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren in weitem Bogen über Schwäbisch Hall und das Murrhardt-Gebiet zurück nach Stuttgart. Das heißt, diese Rückfahrt verlief dann etwas unplanmäßig, da hinter dem kleinen Dorf Fautspach ohne jede Vorankündigung plötzlich einige weißrot gestreiften Schilder die Strasse versperrten, die kurz dahinter auf einer Länge von vielleicht 200 m komplett abgebaggert worden war. Eine tiefe Lücke klaffte in der Fahrbahn und man konnte am Horizont sehen, wo es hinten weiter ging, wenn man nur irgendwie auf diese Seite käme. Nun hatte ich keine große Lust, wieder zig Kilometer zurück zu fahren, um dann ab dort eine andere Straße zu versuchen. So zweigte ich nach links auf einen befestigten Feldweg ab, in der Hoffnung, über einige Feldwege irgendwann wieder hinter der Baustelle auszukommen, wo die Fahrbahn der ursprünglichen Straße weitergeht. Nach vielleicht 1 km folgte an dem Feldweg die Abzweigung eines anderen Feldweges nach rechts, was ja schon mal die richtige Richtung war. So fuhren wir und fuhren, die Landschaft wurde immer wilder und schöner, nur die Straße, auf die wir zurück wollten war nicht zu finden. Eine Weile überlegten wir, ob wir nicht umdrehen sollten, denn wer weiß, wo dieser Weg hinführt und ob er nicht plötzlich abrupt endet oder in eine matschige Piste übergeht. Egal, sagte ich zu Kayla, falls es so kommt, kann man immer noch wenden und zurück fahren. Der nächste Ort an der offiziellen, unterbrochenen Straße hätte Ebersburg oder Hohnweiler heißen sollen, aber es war weithin kein Ort sichtbar. In weiter Ferne sah man, dass sich unser Feldweg am anderen Ende des engen Talkessels wieder am Berg hinaufschlängelte. Wir fuhren weiter, irgendwann musste doch wieder ein Ort oder wenigstens ein Abzweig auf eine richtige Straße folgen, oder schlimmstenfalls das Ende der Asphaltschicht. Nach rund 45 Minuten langsamer Fahrt, mit vielleicht 15 km/h, schneller ging dort nicht, kam plötzlich eine lackierte Holztafel als Wegweiser, so wie man sie für Wanderwege gelegentlich verwendet. Darauf stand in Pfeilrichtung Klaffenbach und gegen Pfeilrichtung Mannenberg, unser Weg gabelte sich dort in diese beiden Richtungen. Wir entschieden uns für die Beibehaltung unserer Fahrtrichtung, also für Klaffenbach. Nach weiteren 10 Minuten Fahrt entdeckten wir am Horizont in einer Lücke zwischen Bäumen und Viehweiden einige Häuser, dorthin fuhren wir weiter und gelangten endlich auf eine wenn auch sehr kleine richtige Straße. Direkt danach kam dann eine Siedlung Klaffenbach. Ab dort fuhren wir in die Richtung weiter, in der wir Stuttgart vermuteten. Nach vielleicht 4 km kamen wir an einem alten Bahnhofsgebäude vorbei, wo sogar eine alte rote Diesellokomotive und ein paar Wagons herumstanden. An dem Gebäude war ein Schild Rudersdorf-Obernberg. Kurz danach folgte dann ein größerer Ort, der nur Rudersberg hieß. Von hier aus gab es wieder eine Ausschilderung und wir gelangten dann nach weiteren 15- 20 km auf die breite Bundesstraße von Stuttgart nach Schorndorf, die wir dann nach Stuttgart befuhren. Ich sage Ihnen, diese kleinen Straßen und Wege haben zwar einerseits für eine gewisse Verwirrung gesorgt, haben uns aber andererseits landschaftlich so gut gefallen, dass wir die ganz gewiss noch öfters genießen werden. Am liebsten wäre ich am Tag danach gleich wieder dort lang gefahren, aber da wir Benzin und Kosten sparen wollen, haben wir das nicht gemacht. Brauchte ich nicht aufs Geld zu achten, wären wir mit Sicherheit gleich wieder diese Strecke gefahren.
Am letzten Mittwoch klingelte es frühnachmittags an meiner Wohnungstür. Dort stand eine etwa 35 Jahre alte Frau, die anbot, für nur 90 Euro im Monat jede Woche zweimal zum Putzen vorbei zu kommen, einschließlich Staubsaugen, feucht durchwischen und alle Fenster dabei einmal wöchentlich zu reinigen. Sie wäre dringend auf Jobsuche dieser Art und würde es deshalb so günstig anbieten, um so sich und ihre beiden 11- und 9jährigen Töchter durchzubringen. Sie ahnen, dass sie da bei mir an der falschen Adresse war. Ich habe für solche Luxusdienstleistungen kein Geld und zudem wäre es schon ein Zeichen extremer Faulheit, wenn ich für meine kleine Wohnung auch noch eine Putze halte, anstatt die paar Quadratmeter selbst in Ordnung zu halten. Hätte ich ein komplettes Haus mit 120 oder mehr Quadratmetern und das dazu passende Kleingeld, dann könnte man ein solches Angebot sicherlich in die engere Wahl ziehen. Ich erklärte ihr das kurz, dass vor allem aus finanziellen Gründen so etwas bei mir nicht drin wäre. Sogleich reduzierte sie ihr Preisangebot für die gleiche Dienstleistung auf 70 Euro im Monat, trotzdem wiegelte ich ab. Schließlich guckte sie verzückt und sagte dann, es wäre vielleicht, wenn sie mögen, auch etwas mehr als nur Putzen drin. Genau in diesem Moment kam zum Glück Kayla aus dem Treppenhaus zu mir rüber und sogleich verzog diese komische Putze das Gesicht und verschwand. Stellen Sie sich vor, Putzen inklusive sonstiger Dienstleistungen, entweder hatte die das Geld so dringend nötig oder war wer weiß worauf sonst noch aus. Kayla meinte noch, da hätte ich ja fast noch einen günstigen Fang getätigt, eine billige Putzfrau mit besonderen Dienstleistungen dazu. Naja, die Welt geht langsam vor die Hunde und man wird sich in absehbarer Zeit noch auf manches einstellen müssen.
Der Hausbesitzer hier, dem noch viele andere Wohnblocks und sogar luxuriöse Einzelhäuser, 3 Geschäftshäuser und ein Hotel hier in der Stadt gehören, ist trotz seines Reichtums sehr kulant, umgänglich und freundlich. Die meisten Leute dieser Art geben sich doch gar nicht mit den Bewohnern ihrer Häuser ab, aber der hier hat damit keine Probleme und er erledigt sogar noch viele Dinge selbst, obwohl er mehrere Angestellte hat, die das machen könnten. Trotzdem kommt es hin und wieder dazu, dass er Mieter rauswirft und kündigt, das lässt sich gar nicht vermeiden. Obwohl ich selbst nur ein kleiner Mieter bin, bin ich davon überzeugt, dass die es dann auch nicht anders verdient haben, bevor er diesen Schritt macht. So kam es nun sogar hier im Stockwerk zu einer Zwangsräumung. Ein Herr, vielleicht um die 50 Jahre alt, also fast schon in meinem Alter, hatte trotz vieler Mahnungen seit 8 Monaten weder Miete noch Strom, Wasser, Heizung u.s.w. bezahlt. Heute ist das Rauswerfen gar nicht so einfach. Noch vor 15 Jahren hätte man den spätestens nach 2 Monaten achtkantig rausgeworfen. Aber heute muss umständlich geklagt werden und dann erhebt der Kündigungskandidat noch Einspruch, bekommt Fristen gesetzt u.s.w. So gesehen sind dann 8 Monate fast noch ein Glücksfall, oftmals dauert es noch viel länger, bevor ein Vermieter solche Leute los ist. Der Herr, ich glaube Hess hieß der, hat dann noch einen ziemlichen Aufstand veranstaltet. Der Räumungsbeschluss stand und wurde sogar mit Polizeihilfe durchgesetzt. Der Hess tobte zuerst in seiner Wohnung, wollte diese sogar noch anzünden, wie man später hörte und das war dann wohl auch der ausschlaggebende Punkt für die Polizisten sofort drastisch zu handeln, bevor der noch andere ernsthaft in Gefahr bringt. Der wurde dann sogar in Handschellen nach unten geführt, während eine Spedition seine Möbel abholte. Dann folgte noch ein Entrümpler, der die Wohnung reinigte und von unbrauchbarem Zeug befreite und anschließend desinfizierte. Dieser Hess, den sah man vielleicht einmal pro Woche hier im Flur oder im Treppenhaus. Der hat nie gegrüßt, selbst dann nicht, wenn man ihn selbst laut und deutlich grüßte. Gut, daran will man nicht festmachen, ob jemand ein guter oder schlechter Mensch ist, was weiß denn ich, aber selbst aus meiner Sicht war es ein komischer Vogel. Fast jeden Sonntag kamen ungefähr 4 oder 5 Männer dorthin, ebenfalls seltsam schräge Typen, und ich glaube, die haben sich dann dort gemeinschaftlich vollaufen lassen. Jedenfalls rund 2-3 Stunden später torkelten die dann immer ziemlich angeheitert wieder von dannen. Mit einer Frau Kreye aus dem zweiten Stock hatte er immer Krieg. Ich kenne die Kreye nur flüchtig und bin der Meinung, dass es eine ehemalige Hure ist, ich weiß es natürlich nicht genau, aber für mich gibt es zahlreiche Anzeichen dafür. Heute ist die wohl nicht mehr aktiv, die wird auch sicherlich schon 45 sein, was einerseits heute kein Alter mehr ist und es nicht ausschließt, aber Sie wissen ja, wie das ist, mit 45 wird sich die Anzahl der begeisterten Freier schon in Grenzen halten, zumindest wenn man so ein Gesicht hat, wie die Kreye. Ist mir eigentlich auch egal, aber diese Frau Kreye scheut keinen Streit und es ist gar kein Problem, mit der aneinander zu geraten. Von daher ist es nicht unbedingt verwunderlich, dass der Hess mit der Zoff hatte, jedoch war mein Eindruck, dass die sich auch von früher kannten. Vielleicht war der Hess mal ein alter Kunde, der nicht bezahlt hatte oder so etwas in diese Richtung. Aber es war schon so, dass die gegenseitigen Beschimpfungen der beiden schon begannen, wenn sie sich nur in einem Abstand von 200 m erahnten. Einmal hatte die Kreye dem sogar ein Schild an die Wohnungstür getackert mit der Aufschrift „Hier wohnt ein asoziales Arschloch!" Am Tag danach hätte der Hess der fast den Hals zugehalten, als die sich im Flur begegneten, aber die Kreye war dann auch nicht bange und hat ihn ordentlich in sein Manneszentrum getreten, wonach der Hess blau anlief und selbst keine Luft mehr bekam. Also da war schon manchmal etwas los. Nun sind wir den los und ich traure dem bestimmt nicht nach.
Der Hausbesitzer erwägt, an allen Hauseingängen Kameras installieren zu lassen, die er von seiner Zentrale per Internet abfragen kann und die rund um die Uhr aufzeichnen, wer ins Haus geht und wer raus kommt. Dagegen lehnen sich aber einige sehr auf. Der Grund für diese Idee ist, dass besonders im Erdgeschoss-Flur öfters Dinge entwendet oder beschädigt wurden. So haben Jugendliche dort über Nacht Wände mit primitiven Parolen und Wichsersprüchen beschmiert, wohlgemerkt drinnen im Haus. Da sich ähnliche Ereignisse häufen, will er auf diese Weise diese Rotzlöffel dingfest machen oder zumindest abschrecken. Bis vor wenigen Monaten hat es solche Ereignisse hier nicht gegeben, aber wenn solche Lümmel einmal ein Objekt entdeckt haben, an dem sie sich auslassen können, dann lassen sie davon so schnell nicht wieder ab. Vor allem eine Familie aus dem vierten Stock im Anbau macht viel Terror gegen diese geplanten Kameras. Das sind so grüne Spinner, wobei die grüne Einstellung sicher nichts mit Kameras zu tun hat, aber eine gewisse Grundhaltung ist bei solchen Leuten eingebrannt, erst einmal generell gegen solche Dinge zu sein. Überwachung von Privatpersonen finde ich auch gar nicht gut, aber wie in diesem Fall, um damit die Kriminalität im Haus zu begrenzen, fände ich das ganz ok. Wer hätte dabei denn etwas zu befürchten? Doch nur die, die etwas zu verbergen haben. Ich habe kein Problem damit, wenn man später sagen kann, der Lappenkeuler hat am Freitag um 23 Uhr das Haus verlassen und ist Samstag um 4 Uhr wieder gekommen. Wer hätte von dieser Erkenntnis etwas? Keiner, und mir wär's egal. Das ist doch auch gar nicht der Tenor, wofür das gemacht wird, sondern nur, falls diese Beschädigungen wieder auftreten, dann könnte man sehen, wer das war. Da bin ich gespannt wie das ausgeht, ob der Hauseigentümer die Kameras letzten Endes installieren darf oder nicht.
Bekomme ich per Post eine hochwertig aufgemachte Einladung zum Wilhelm-Braun-Sportpark, das ist oben im Stadtteil Feuerbach, zu einer dort stattfindenden Jubiläumsveranstaltung „80 Jahre Waldbesitzerverband Stuttgart". Was habe ich damit zu tun? Ich kenne den Verband noch nicht einmal und soviel Geld, mir Wald leisten zu können, habe ich ganz bestimmt nicht. Das Einzige, was mich mit dem Wald verbindet ist, dass ich sehr gerne im Wald spazieren gehe, aber dafür hinterlässt man ja nirgendwo seinen Namen und die Adresse, dass das einer wissen könnte. Der Einladungsbrief ist selbst schon sehr teuer aufgemacht. Ein mehrfach plüschgefütterter Umschlag in pastellgrün mit schneeweißem Rand und goldner Umrahmung, darin eine Karte mit vielen Goldauflagen, die dann die eigentliche Einladung darstellt. Interessant ist daran aber, dass es dort ein kaltes Büffet gibt, Sie ahnen schon, was mir daran gefallen könnte. Es wird beschrieben, dass die Veranstaltung um 15 Uhr am Samstag im dortigen Saale des Sportlerheims beginnt und voraussichtlich bis nach 22 Uhr andauert. Ab 20 Uhr würde zudem eine Tanzband aufspielen und die Möglichkeit zum Tanz geboten. Naja, tanzen, ich kann vielleicht manchem auf der Nase herumtanzen. Eine Begleitperson ist ausdrücklich gerne gesehen, also Kayla muss mit! Wenn es uns nicht behagt, wird uns keiner daran hindern können, wieder zu gehen, wenn es aber kostenlos ein leckeres Büffet gibt, dann nehme ich die Einladung selbstverständlich gerne an. Trotzdem bringe ich keinen Zusammenhang da hinein, wieso man mir dafür eine Einladung schreibt. Unterschrieben ist sie von einem Dr. Brenner, auch der Name sagt mir gar nichts. Der wird alle Einladungen per se unterschrieben haben und vermutlich die meisten Eingeladenen auch kaum wirklich kennen. Andererseits sage ich mir, wenn die mich einladen, dann muss ich doch bei denen irgendwo als Mitglied, Waldinhaber oder etwas in diesem Zusammenhang eingetragen sein und wenn dem so ist, wie konnte es dazu kommen? Wie dem auch sei, wir werden hingehen.
Man muss immer wieder staunen, was heute geschäftlich zum großen Renner wird. So hat letzte Woche vielleicht 600 m von hier ein Handyladen aufgemacht, der nur Handys und Zubehör anbietet, nichts anderes. Einmal abgesehen davon, dass ich nach wie vor dazu stehe, gar kein Handy haben zu wollen, noch nicht einmal geschenkt, halte ich diese Entwicklung für völlig sinnlos. Wem nützt es, wenn jeder Idiot ein Handy hat und überall und jederzeit erreichbar ist? Nur der Industrie, die diese Dinger herstellt und den Firmen, die an den Gebühren verdienen. Es will mir doch keiner ernsthaft erzählen wollen, dass Jedermann so etwas wirklich dringend braucht. Ich habe 56 Jahre lang kein Handy gebraucht und es nicht vermisst, auch so mein Leben gelebt, und werde auch zukünftig keines benötigen. Lachhaft finde ich es, wenn man sieht, dass Leute, vor allem Jugendliche, viel Geld dafür ausgeben, nur um einen anderen Klingelton auf ihr Handy zu bekommen, der vielleicht anstatt pieppiep eine quitschende Melodie eines Popschlagers nacheiert. Daran erkennt man, wie schlecht es um die geistige Reife dieser Jugend bestellt ist. Was gibt einem so etwas? Nichts! Aber jeder wie er will.
Na sage ich Ihnen, bekomme ich einen Schreck. Lege ich mich am Montagnacht ins Bett und nachdem ich vielleicht 5 Minuten daliege und so gerade anfange einzudämmern, gibt das einen riesigen Ruck und Schlag und mein Bett bricht in sich zusammen. Die Matratze samt Lattenrostunterbau stürzt mit mir oben drauf nach unten zu Boden, die Seitenteile klappern und fliegen zur Seite weg und das obere Kopfende stürzt um und die darin einsortierten Gegenstände, wie ein Wecker und ein Uhrenradio sowie etliche Pakete mit Tempo- Taschentüchern fliegen mir dabei teilweise auf den Kopf. Da erschrickt man gewaltig, noch mehr als würde einem so was am normalen Tag passieren. Da ich zu müde war, um den ganzen Mist bei der Nacht näher zu untersuchen oder wieder zu richten, habe ich mich im Zimmerteil schlafen gelegt und erst am nächsten Morgen den Schaden genauer begutachtet. Da war wohl im Bettrahmen eine Auflagekante für das Lattenrost abgebrochen, dadurch stürzte das Lattenrost mitsamt Matratzenzeug und mir zu Boden und durch diesen plötzlichen Ruck stürzten die anderen Bestandteile des Bettes dann auch noch um oder zerbrachen. Nun habe ich mit meinen 82 Kilo sicherlich nicht gerade ein solches Gewicht, dass ein Bett darunter zusammenbrechen müsste und Kayla lag auch nicht mit drin, sie war in dieser Nacht in ihrer Wohnung im Bett, aber dieses Bett hat damit wohl auch das Zeitliche gesegnet, denn die Seitenteile mit den Auflagen für das Lattenrost sind bei dem Vorfall regelrecht aus dem Holz herausgebrochen. Auch sind Bruchrisse in den Seitenwänden entstanden, die so arg sind, dass diese nun bei der kleinsten Belastung ganz durchbrechen. Also muss wohl ein neues Bett her. Neu ist teuer, daher sehe ich zu, entweder im Gebrauchtmöbelhandel etwas billiges zu bekommen oder wenn irgendwo Sperrmüllabfuhr ist dort etwas zu finden, obwohl man bei Betten und Küchenmöbeln da eher vorsichtig ist. Aber ich denke, mit viel Desinfektionsmittel kann man sich da helfen.
In Einrichtungsfragen scheinen manche Leute heute schon mehr als nur einen Spleen zu haben. Extravaganz um jeden Preis, egal wie das erzielt wird, scheint das Gebot der Stunde zu sein. Ich selbst bin zwar durchaus eher ein Freund von nicht ganz alltäglichen Gestaltungen, jedoch insgesamt dann doch wieder eher nüchtern bis behaglich. Bei mir kommt ja zusätzlich das Gebot der Stunde hinzu, dass ich mir aus Finanzgründen nie neue Möbel kaufe, sondern mich nicht davor scheue, auch im Sperrmüll gefundene Möbel zu verwenden, die ich wieder etwas aufgeputzt habe. Dadurch ist der Gestaltungsspielraum eingegrenzt oder man könnte sagen fremdgesteuert. Ich hatte da erst vor einiger Zeit tolle und wirklich ganz hochwertige Sachen entdeckt und mitgenommen, ich glaube ich erzählte Ihnen seinerzeit davon. Wie dem auch sei. Kayla hatte von einer Kollegin, die auch in der Firma arbeitet, wo sie als Gelegenheits-Dolmetscherin tätig ist, eine Einladung erhalten, an einer kleinen Feier anlässlich deren neuer Wohnung im Süden vom Stadtteil Gablenberg teilzunehmen. An solchen Feiern liegt uns eigentlich gar nichts, weil das irgendwann überhand nimmt. Geht man zu der, dann muss man anstandshalber auch zu ähnlichen Festivitäten von anderen Kolleginnen und Kollegen, um es sich mit denen nicht zu verscherzen, muss dann wohlmöglich irgendwann auch noch selbst ein Fest geben, was ich, offen gesagt, noch mehr verabscheue und so schaukelt sich das hoch. Irgendwann ist man jedes Wochenende zu irgendwelchen Anlässen unterwegs und was dort geboten wird, ist meist nur belangloses Gelaber und oft auch Sauferei, also die reine Zeitverschwendung. Der Besuch von Eröffnungsveranstaltungen und ähnlichen Dingen, wo es ein genüssliches, kostenloses Büffet gibt, ist da etwas anderes. Dort gehe ich keine Verpflichtung ein, kenne keinen und partizipiere von den Leckereien und dann gehe ich wieder, fertig. Warum soll man das nicht tun, wenn man gerade Zeit dazu hat? Doch bei solchen Kollegenbesuchen u.s.w. ist das etwas anderes. Nun hatte die Kollegin von Kayla aber keine Ruhe gelassen und sie täglich förmlich durchbohrt mit Anbettelungen, wir möchten doch kommen. Naja, da es Kaylas Lieblingskollegin ist, mit der sie dort gut zurecht kommt, hat sie dann nachgegeben. So sind wir also am Sonntag für 2 Stunden dorthin gefahren. Die Feier war gar nicht so schlecht, wie ich erwartet hätte, es war nicht solch eine 08-15-Absauffeier. Die Einrichtung der Wohnung sollte Extravaganz um jeden Preis verkörpern und ich sage Ihnen, solch einen Unfug habe ich noch nie zuvor gesehen. Stellen Sie sich bitte vor, um gleich beim krassesten Beispiel anzufangen, mitten im Wohnzimmer an der Wand ein Urinierbecken vom Herrenklo! Und das dazu noch in einer Frauenwohnung, derweil die Dame solo lebt. Als nicht funktionsfähiges Designobjekt. Auf einer Tür vom Wohnzimmer zur Küche mit Filzstift aufgetragene Klosprüche, im Stile von „Wer einmal leckt, der weiß wies schmeckt..." also genau so, wie man es eigentlich auf einer öffentlichen Toilette nicht haben will und doch ständig vorfindet. Besonders stolz war die Frau auf eine selbstgebastelte Deckenlampe, die aus mehreren eckigen Blechrohren bestand, an deren Enden jeweils Fassungen mit einer Birne angebracht waren. Diese Rohre hatte sie selbst so zusammen geschweißt, aber sie waren alle unterschiedlich lang, teils sogar rostig und krumm, was aber für die den besonderen Reiz und die persönliche Note ausmachte. Die Bilder an der Wand, man mag davor erschrecken oder es halt auch interessant finden, das waren zum Teil fotografierte, aufgedunsene Gesichter von Wasserleichen aus den letzten 60 Jahren. Sie nannte das Doku-Kunst und sie habe das in London entdeckt und sofort gekauft. Unter jedem Bild standen dann sehr klein gedruckt in englischer Sprache die Daten der dazugehörigen Mordfälle. Also wenn ich derartiges in der Wohnung hängen hätte, würde ich im Keller schlafen. Als Wohnzimmertisch diente ein übergroßer Nierentisch aus den fünfziger Jahren, das fand ich ok, warum nicht. Eine andere Wand wurde von einem riesigen Gemälde mit dem Gesicht eines bekannten Schauspielers aus den sechziger Jahren geziert, ich glaube Offenbach oder so ähnlich hieß der. Der hatte früher immer in den alten Filmen mit der Inge Meysel mitgespielt, wo die Meysel immer die Familienmutter spielte, ich glaube die Unverwüstlichen oder so ähnlich hieß diese Serie. Dort spielte dieser Schauspieler den Ehemann von der Meysel und war u.a. ein Fußballnarr, daran erinnere ich mich noch gut, als wäre es gestern gewesen, obwohl ich davon sicherlich schon 30 Jahre keine Folge mehr gesehen habe. Ein solches Bild ist ja im Vergleich zu den Abscheulichkeiten wirklich noch sehr angenehm. Als weitere Besonderheit stand ein Fakir-Stuhl in einer Ecke, also ein Stuhl mit einer Nagelbrett-Sitzfläche, jedoch konnte man sich trotzdem mühelos auch als Nichtfakir darauf setzen, denn bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass über dem Nagelbrett eine stabile Plexiglasscheibe war. Dann zog sie uns in die Küche. Mir fiel dort sofort ein uralter Fleischwolf mit Handkurbel auf, so ein Ding hatte meine Mutter früher auch, als ich noch ein Kind war. Dunkelrot mit verschiedenen Einsätzen, womit man aus Fleisch Gehacktes selbst machen kann oder auch aus Kartoffeln Kartoffelbrei oder dicke Nudeln aus Teig und Backzeugs. Die Küche war riesengroß und die Frau erzählte uns, dass dies eigentlich das Schlafzimmer gewesen sei, da sie aber lieber ein kleines Schlafzimmer und eine große Küche hat, hätte sie das entsprechend getauscht. Die Küche wurde erleuchtet von zwei uralten Neon-Leucht-Reklameschildern für IMI - Waschpulver (mit so einem grünen Punkt in dem in weißer Schrift groß IMI steht) und das andere für Brücken - Kaffee (wo im Hintergrund eine Art stilisierte Stahlseilträger-Brücke ist). Ich glaube diese Marken gibt es schon seit 30 Jahren gar nicht mehr, aber vielleicht erinnern Sie sich auch noch ein wenig daran. Ein Küchentisch, so etwas habe ich noch nie gesehen. Sie sagt, aus Frankreich habe sie den importiert. Wenn man den zunächst sieht, ist er eher klein und mag ausreichen um knapp 4 Personen Platz zum Tafeln zu bieten, dann müssen sich aber alle schon mit ihrer Ausdehnung sehr beherrschen. Der Clou folgt, man kann mit wenigen Handgriffen die Tischplatte nach oben in mehreren Lagen hochklappen und diese hochgeklappten Teile dann wiederum zur Seite wegklappen. Dadurch schwillt der Tisch ruckzuck auf die vierfache Größe an. Damit er so nicht umkippt, wenn er am Rand belastet wird, kann man die originalen Tischfüße seitlich aufklappen und die sind innen hohl, darin befinden sich dann weitere, schmälere Tischfüße, die man entnehmen kann und an die ausgeklappten Teile anklicken kann. Eine patente Lösung. Dann hat sie in der Küche einen großen Fernseh-Projektor stehen, der die Fernsehbilder auf eine weiße Wandfläche projiziert, was zweifellos seinen Reiz hat. Überall hängen beige und braune Wollfäden von der Decke herunter. Auf die Frage was das soll, sagte sie, dass würde die guten Kräfte besser im Raume verteilen und böse Kräfte ableiten. Dann wieder modernste Kunst in Form von Wandbildern in der Küche. Eines hatte es mir durchaus sehr angetan, obwohl es eigentlich eine simple Sache war. Eine weiße Fläche, in der ein dünner schwarzer Rechteckrahmen gezeichnet ist. Innerhalb dieses Rechteckrahmens befindet sich ein welliger, breiter blauer Querstrich, wie ein extrem breiter Fluss auf einer Landkarte, die sonst nur weiß ist. Aber dieses intensive Blau als solches hatte es mir angetan. Ich kann Ihnen das nicht beschreiben warum, aber das war so intensiv und ich fand das sehr angenehm, solch ein Blau habe ich in meinem ganzen Leben zuvor noch nie gesehen. Solch ein Bild hätte ich auch gerne. Die Frau sagte, sie habe es hier in Stuttgart in einer Kunsthandlung vor einigen Jahren günstig erstanden. Günstig hieß bei ihr dann für 1.200 Euro, ja dann gute Nacht! Sie fügte an, dass es von einem belgischen Künstler gemalt sei, dessen Werke damals noch so billig zu haben waren, heute würde man alleine für dieses Bild sicherlich schon über 15.000 Euro geben müssen. Wenn dem wirklich so ist, dann hat sie die 1.200 Euro ja gut eingesetzt, aber man weiß das bei solchen Kunstwerken ja nie so ganz genau. Ich möchte Ihnen hier jetzt die weitere Beschreibung dieser äußert extravagant eingerichteten Wohnung ersparen und dachte nur, dass die Sache es wert wäre, die wichtigsten Dinge davon einmal vorzutragen, damit man sieht, wie ungewöhnlich manche Leute doch unbedingt sein wollen. Sich von der Masse abheben, egal wie und womit, lautet die Devise. Eigentlich finde ich diesen Gedanken gar nicht einmal so falsch, allerdings einige der Dinge fand ich dann doch wenig erbaulich. Auch die Kleidung dieser Frau passte zu diesem Drang nach Extravaganz. Ein absolut unsymmetrisches Kleid in Regenbogenfarben trug sie, mit einem üppigen Ausschnitt, der aber vor allem am linken Busen sehr freizügig war, wogegen der rechte mehr im Verborgenen blieb. Bücken hätte die sich nicht dürfen, sonst wäre ein Teil aus der Auslage gefallen, wenn Sie wissen, was ich meine. Nun wäre das kein wirkliches Malheur gewesen, weil sie eine recht hübsche Person ist, die für ihre 42 Jahre wirklich noch sehr knackig ausschaut. Vom Aussehen her hätte ich die eher auf 28 geschätzt. Immerhin habe ich noch einen guten Ratschlag mit nach Hause genommen. Diese Kollegin von Kayla ist dort in dem Betrieb für Computer zuständig. So auch für Drucker. Und sie fragte, ob ich wisse, wie man von einem Tintenstrahldrucker ausgekleckerte Tinte mühelos wieder entfernen kann, außer von Papier versteht sich? Wusste ich natürlich nicht. Dieses Problem taucht vor allem dann gerne auf, wenn man die viel zu teuren Tintenpatronen selbst nachfüllt und dabei mal wieder etwas Farbe verschüttet oder sie überläuft. Nun ihr Geheimtipp, einfach einen Lappen oder ein Tempo-Taschentuch nehmen, das tüchtig mit Franzbranntwein tränken und die Tinte abreiben. Selbst angetrocknete Tinte ginge damit wieder ab. Früher hätte mir dieser Tipp nichts genützt, da ich am Computer gar keinen Drucker dran hatte. Das heißt, der erste Drucker war mal irgendwann kaputt und ich habe den nie reparieren lassen oder gegen einen neuen ausgetauscht, weil ich den ohnehin kaum brauchte. Erst Mitte letzten Jahres kam die Notwendigkeit auf, einige Seiten ausdrucken zu müssen und so habe ich mir dann einen billigen Tintenstrahldrucker für 59 Euro im Supermarkt in der Elektroabteilung gekauft. Der funktionierte auch ganz gut, aber kurz nach Weihnachten nicht mehr, weil die Tintenpatrone leer war. Erst dann habe ich gesehen, dass die neue Patrone unverschämte 44,90 Euro kosten sollte. Stellen Sie sich vor, der ganze Drucker hatte mal 59 Euro gekostet und eine neue Patrone 44,90 Euro! In einer alten kostenlosen Computerzeitung, die ich mal irgendwo vor 2 Jahren mitgenommen hatte, standen Tipps zum Selbstnachfüllen von leeren Tintenpatronen. Diese Zeitung hatte ich dann hervorgekramt und entsprechende Tinte gekauft und mir eine alte Arztspritze kostenlos besorgt. So hat mich die Befüllung 12 Euro gekostet und in dem Tintenfläschchen ist noch reichlich Vorrat für mindestens 4 weitere Nachfüllaktionen. Also Franzbranntwein, falls es drüber geht! Einen weiteren Praxistipp spendierte die Frau dann noch zum gleichen Thema. Sie sagte, man brauche zum Nachfüllen noch nicht einmal diese spezielle Computerdruckertinte zu kaufen, von der eben ein solches Fläschchen 12 Euro kostet, eine normale Füllertinte, von der ein Fläschchen bei der billigen Noname-Sorte schon für 3,50 Euro zu haben ist, soll man kaufen, dann diese Tinte mit 10 % Prilwasser und 5 % Spiritus oder reinem Alkohol gleichmässig vermischen und es so in die Druckerpatrone füllen. Da könne man sogar dann, wenn man will, blaue, grüne oder rote Tinte kaufen und entsprechend einfarbig drucken. Naja, so hat dieser Besuch dann vielleicht in spe doch noch etwas gebracht. Sie hatte auch etwas zu Essen gemacht, aber darin lag nicht gerade ihre Kunst. Nudelsalat, der eigentlich hätte heißen müssen Mayonnaise mit einer Nudel drin und Brötchen deren Belag zwar superleckere Wurstsorten waren, aber die Brötchen selbst waren wohl schon einmal feucht eingeweicht worden. Jedenfalls kamen die mir vor, als würde man in einen nassen Schwamm beißen, der mit lauwarmem Wasser getränkt ist. Dann wollte sie uns ständig überreden, von ihrem Lieblingswein zu trinken. Aber ich musste ja noch autofahren, sonst wäre ich nicht ganz abgeneigt gewesen, aber sie forderte immer erneut zum Genuss auf. Am Schluss hat sie dann Kayla eine Flasche dieses Weins mitgegeben, damit wir zu Hause davon probieren konnten. Die Krönung der Veranstaltung folgte aber dann noch durch einen Kollegen dieser Frau, der ebenfalls eingeladen war. Kurz bevor wir nach Hause fuhren war der schon leicht angesäuselt und immer am singen, weil er reichlich einem seltsamen Krischschnaps zugesprochen hatte; kein Kirschlikör auch kein Kirschwasser, nein, ein spezieller Kirschschnaps, der aus Skandinavien importiert war, den es hier normalerweise gar nicht gibt. Also dieser Kollege hatte dann im Suff das Urinierbecken im Wohnzimmer seinem eigentlichen Zweck zugeführt und Sie können sich vorstellen, wie die Gastgeberin nun begeistert war und dem eine Standpauke hielt. Der Urin lief unten heraus, an der Wand entlang auf den Teppich, da das Teil ja gar nicht an einen Abfluss angeschlossen war, sondern eigentlich nur Deko sein sollte. Na selbst schuld, kann ich da nur sagen und ich habe mich innerlich köstlich darüber amüsiert.
Sie sehen, hier bei mir bleibt die Welt in Bewegung, manchmal mehr als man es sich wünscht. Jedoch besser so, als wie gähnende Langeweile. Ich wünsche Ihnen für heute noch einen entspannten Rest der Woche und alles Gute,
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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