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Auf dieser Seite finden Sie die beiden Lappenkeuler - Beiträge “Behördengänge” und “Vergoldet” aus dem Jahre 2004. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.
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Beitrag 1
Lappenkeuler - Brief / Email "Behördengänge" vom 29.07.2004
Einen sonnigen guten Tag!
Ich weiß nicht, ob ich es glauben kann oder nicht, ob vielleicht ein fauler Haken daran ist. Ein Reiseveranstalter, der ein paar Straßenzüge weiter ein Reisebüro betreibt, verteilte an alle Häuser in der Umgebung Werbebroschüren. Darin eine viertägige Dreisterne-Reise an die Ostsee, nach Heringsdorf einschließlich Übernachtung und Frühstück. Die soll kosten, man will es nicht glauben, 100 Euro, egal ob man alleine fährt oder zu zweit. Erst ab 3 Personen kostet es weitere 100 Euro. Die Unterbringung sei in einem modernen Dreisterne-Hotel im Doppelzimmer. Ich meide unnötige Geldausgaben, erst recht für Urlaub, aber zu diesem Preis würde ich Kayla gerne mal etwas anderes bieten und ans Meer, das ist für uns wirklich mal etwas anderes. Schwarzwald & Co kennen wir zur Genüge, ich selbst kenne auch die Alpen relativ gut, das ist auch alles sehr schön, aber das Meer wäre wirklich einmal Abwechslung. Nun sind wir beide keine Urlaubsmacher, Sie wissen um die magere Finanzlage, aber wir haben ja eigentlich alle Zeit der Welt, böse Zungen würden behaupten, wir hätten ja immer Urlaub. Wir hatten uns auch schon einmal überlegt, uns einfach aufs Fahrrad zu setzen und mit einem einfachen Zelt bestückt einmal für 3 oder 4 Tage im näheren Umkreis gemütlich zu radeln. Kayla ist eine vorzügliche Radlerin und hat eine Kondition, da falle ich schon längst vom Drahtesel. Sie sagte, sie sei in ihrer Kindheit sehr viel Rad gefahren, oft sogar über Strecken von 100 Kilometern. Wir haben nur billige alte Räder, die ich mal einem Trödler für zusammen 18 Euro abgeschwatzt hatte. Es ist nichts, um längere Strecken damit zu fahren, nach spätestens 8 Kilometern verliert man die Lust und muss mindestens 15 Minuten Pause machen. Einfache Dinger und dann noch schätzungsweise über 20 Jahre alt. Lange Urlaubsrundfahrten würden mit diesen Räder keine wirkliche Freude bereiten. Für die 100-Euro-Bustour hätten wir noch Rücklagen, uns das ausnahmsweise leisten zu können, aber ich befürchte, dass sich dann vor Ort in Heringsdorf herausstellt, welche enormen Zusatzkosten auf einen zukommen und schon hätten wir den Salat. Kayla meint auch, das Risiko sei zu groß, dass versteckte Kosten auf uns warten, sobald wir dort sind und nicht mehr zurücktreten können. Sie schlägt vor, wir sollten uns in den Suzuki setzen und damit gemütlich einen 4-Tagestrip zum Bodensee machen. Sie würde den Bodensee gerne einmal kennen lernen. Eine Idee, die mir auch sehr gut gefällt, obwohl ich den Bodensee ja schon kenne. Das käme uns sicher noch billiger, als 100 Euro, weil wir dann entweder im Suzuki oder dem billigen Zelt übernachten könnten. Ich glaube, das machen wir auch, und pfeifen auf die Heringsdorfer Ostseepromenade.
Es gibt Rindfleisch in Dosen. Kayla kauft es neuerdings gerne in einem Supermarkt und bereitet damit mit eigenen Gewürzmischungen und Reis, aber auch manchmal mit Nudeln oder Kartoffeln, sehr schmackhafte Gerichte zu. Sie verarbeitet es teils zu Soßen oder auch einzeln. Ich bin vom Sockel gefallen, wie gut das schmeckt, da ich eigentlich gar kein Rindfleischfreund bin. Schweinefleisch mag ich eher, obwohl es ja deutlich ungesünder sein soll. Wir essen relativ wenig Fleisch, vielleicht einmal pro Woche. Fisch muss es bei uns zweimal pro Woche geben, aber da kommt es stark auf die Sorte und die Zubereitungsart an. Na, ich will Ihnen hier nicht unseren Speiseplan für die Woche unterbreiten, aber so driftet man vom Rindfleisch in Dosen kommend ab. Auch gibt es bei uns keinen Speiseplan für die Woche. Grundsätzlich kann man vielleicht sagen, das wir beide zwar gerne Fisch mögen, aber meist nur bei kühlem Wetter. An heißen Sommertagen ist der sonst so geliebte Fisch eher nicht unser Ding. Von Gemüse sind wir beide große Freunde. Für schönes Gemüse lasse ich Ihnen jeden Braten stehen. Nur viele Leute machen den Fehler, dass sie Gemüse bei der Zubereitung zerkochen, so dass der schöne Geschmack und der Biss verloren gehen. Das erlebt man sogar in der Gastronomie häufig, obwohl die es eigentlich besser wissen müssten. Der Lebensmittelkauf ist mittlerweile fest in Kaylas Hand. Sie kann das besser, hat einen besseren Blick dafür, was frisch und schmackhaft ist und dann ihre Gewürzkunde, da kann ich ohnehin nicht mithalten. Sie ist bei diesen Einkäufen auch sehr gewandt und flugs. Wo ich vielleicht immer erst dreimal gucke und überlege, da steuert sie gezielt zack-zack-zack auf die besten Sachen, die es für das Geld gibt zu. So kauft sie am Schluss qualitativ besser, schneller und auch noch billiger als ich solche Sachen ein. Ich habe es inzwischen aufgegeben zu versuchen dabei mitzuhalten, sondern überlasse diese Sache völlig ihr.
Wer möchte, der kann hier nun an einem zweistündigen Kurs zur Ausfüllung der Antragsformularfragebögen für die künftige Arbeitslosensozialhilfe teilnehmen. Der Kurs ist kostenlos und ich überlege, daran teilzunehmen. In der Bekanntmachung dazu steht bereits, dass man bedenken soll, dass Leute, die diese Bögen nicht ausgefüllt zurücksenden, ab Januar 2005 überhaupt kein Geld mehr erhalten, egal ob sie hilfsbedürftig, arbeitslos oder sonst was sind. Ferner sei absichtliches Falschausfüllen, um in eine günstigere Ausgangsposition zu gelangen, strafbar und erfülle den Tatbestand des Betruges und der Leistungserschleichung. Vielleicht hofft man insgeheim auf die Angst vieler Bedürftiger vor diesem Verwaltungskram und dass etliche es deshalb erst gar nicht ausfüllen und dadurch quasi freiwillig auf Leistungen verzichten. Nun haben wir den Salat, denn in dem Bogen stehen ja einige Fragen zu Vermögensdingen, wozu auch wertvollere Gegenstände, Geräte oder auch Fahrzeuge zählen. Hier müsste ich dann wohl meinen Suzuki, aber auch meinen Toshiba - Notebookcomputer angeben. Den Suzuki kann ich gar nicht verschweigen, weil es für die sicherlich ein Einfaches wäre, über die Zulassungsbehörde das herauszukriegen, aber hierfür habe ich inzwischen ein gesundheitliches Attest, welches die Nutzung eines eigenen Fahrzeuges empfiehlt. Wie neulich angedeutet, hat der Professor, der heute in Potsdam arbeitet, mir per Post vor wenigen Tagen ein derartiges Gutachten gegen die Erstattung von 15 Euro Unkosten zugeschickt. Ich denke, da er auf seinem Gebiet eine anerkannte Kapazität ist, wird es so schnell keiner wagen, ein Gegengutachten anderen Inhaltes dagegen zu setzen. Das Notebook werde ich aber nicht angeben, die können mir im Mondschein begegnen, nachher kommen die noch auf die Idee, ich müsste mein Notebook notfalls für 200 Euro weit unter Wert verhökern, nur um damit ein paar Euro zu haben, die die Sohibehörden dann in einem Monat weniger zahlen brauchen. Es ist eine Schweinerei, was da geplant ist, aber wir haben schon genug darüber gezetert und ich habe keine Lust mehr, mir heute den Alltag schon deswegen zu vermiesen.
Kugelig lachen könnte ich mich unterdessen über den Unsinn, den hier die Chefs von Mercedes-Benz fabrizieren. Seltsame Knebelforderungen, die die Arbeiter weiter in die Enge treiben, um Geld einzusparen, aber selbst verheizen die Manager Milliardenbeträge durch die idiotischen Chrysler- und Mistsubishi - Geschichten. Ich verstehe es nicht, warum man dort oft unfähige Figuren, die so etwas veranlassen, in einem solch wichtigen Amt behält. Jeder Arbeiter, der Mist baut, der den Betrieb nur 1.000 Euro kostet fliegt hochkantig raus, aber solche Milliardenversenker, die zudem zigtausende Arbeitsplätze vernichten, die können nicht nur bleiben, sondern werden noch hoch belobigt und erhalten steigende Jahresgehälter von etlichen Millionen Euro. Die Agentur für Arbeit soll denen mal 16seitige Fragebögen schicken, etwa wie viele Arbeitsplätze sie alleine bislang im Jahr 2004 auf dem Gewissen haben. Man tut in diesem Staat immer so, als ob die Arbeitslosen die Schuld an dieser Lage trügen, aber global agierende Edelganoven tragen doch erheblich mehr dazu bei. Aber auf dem Gewissen haben die die Arbeitsplätze nicht, weil sie gar kein Gewissen mehr haben. Neulich meinte hier ein Nachbar, man müsse immer bedenken, dass man mit jedem gekauften Auto diesen ganzen Schwanz an unfähigen Managern mit finanziert. Gewiss gibt es bei allen Herstellern unfähige Manager, aber mein Eindruck ist der, dass es bei bestimmten Marken besonders extrem ist. Dort scheint es für Manager gerade eine Einstellungsvoraussetzung zu sein, Unfähigkeit mitzubringen. Schauen Sie sich doch die ganzen Luckys aus der Führungsliga mal an, das sind oft scheinbar arrogante Selbstdarsteller, die nur so vor Eigenliebe strotzen. Zuweilen vernimmt man dann die seltsame Rechtfertigung, dass dieser oder jener Manager dem Unternehmen zwar viel Schaden zugefügt habe, aber hätte man einen anderen genommen, wäre dieser Schaden noch größer. Vielleicht sollte man anstelle von Managern in diesen Positionen wirklich mal Leute aus dem eigenen Betrieb einsetzen, die den Betrieb genau kennen und nicht ein paar zugekaufte Luftnummern, die nur von einem Misthaufen auf den nächsten springen, wie eine Schmeißfliege.
Ich bin nicht unbedingt ein Verehrer von dem Innenminister Schilli, aber seinen jüngsten Vorschlag finde ich absolut umsetzenswert. Er will in Afrika Anlaufstellen schaffen, wo mögliche Asylbewerber aus diesen Ländern vorstellig werden müssen, wenn sie hierhin wollen. Weiterhin will er, wenn ich das richtig verstanden habe, die Möglichkeiten für diese, hier auf anderem Wege einzureisen abschaffen. Das finde ich völlig richtig, denn sonst kommen immer mehr Afrikaner her, die Leistungen beanspruchen, die uns selbst danach fehlen. Nur mit dem Unterschied, wir haben früher in diese Kassen alle mal eingezahlt, die aber nie. Die sich daraus ergebenden Probleme sind alt und wurden schon millionenfach diskutiert, nur dagegen gemacht hat bislang keiner etwas. Das wäre aber nach meiner Auffassung ein erster und guter Schritt. Kein Land in Westeuropa kann es sich länger leisten, immense Zahlen von Flüchtlingen aus Afrika aufzunehmen und durchzufüttern. Das ergibt nur endlose Konflikte und vor allem, man holt sich mit diesen Leuten auch deren Konflikte ins eigene Land, vor die eigene Haustüre. Vielleicht werden Sie sagen, dass gerade ich so etwas nicht sagen dürfte, weil ich mit Kayla zusammen bin, eine Frau aus der asiatischen Welt, aus Thailand. Aber das klappt hervorragend, wie Sie wissen, und bislang habe ich in grundsätzlichen Anschauungen kaum Unterschiede festgestellt. So bin ich davon überzeugt, dass die Menschen der westeuropäischen Welt mit denen der asiatischen Welt wesentlich besser harmonieren, als mit denen der afrikanischen Welt sowie im speziellen der islamischen Welt. Das hat nichts mit einer Wertung zu tun, es ist lediglich eine Feststellung. Es gibt halt Dinge, die von ihrem Gefüge her besser zueinander passen und solche, die nicht gut zueinander passen. Sie würden wahrscheinlich auch keine fette Hühnersuppe gemischt mit Waldmeister-Wackelpudding oder Speiseeis essen, einfach weil es nicht zueinander passt und auch in dieser Mischung unbekömmlich ist. So ähnlich verhält es sich im übertragenen Sinne auch mit der menschlich-kulturellen Einstellung zwischen Afrika und Europa. Was nicht zueinander passt, das kann man nicht durch Gleichmacherei zwangsweise zusammenfügen, das klappt einfach nicht. Es käme auch kein normaler Mensch auf die Idee, bei einem Puzzle das obere rechte Eckstück gleich an das untere linke Eckstück fest dranzupressen.
Unverschämt geht es weiter, jedoch auf einer anderen Ebene. Im Briefkasten lag neulich ein Schreiben mit Antwortformular, angeblich von einer Microsoft-Vertriebsagentur Europa aus einem mir völlig unbekannten Ort Ely in England. Wer weiß, ob es diesen Ort überhaupt gibt, das kann von hier ja keiner überprüfen. Der Brief ist aber in deutscher Sprache und das Antwortformular ist sogar viersprachig, u.a. in deutsch. In dem Brief steht, dass ich angeblich eine unregistrierte Version von Windows benutzen würde. Wenn ich möchte, dass diese weiter funktioniert, dann müsse ich aus einigen bestimmten Menüs, deren Erreichbarkeit dort beschrieben wird, in meinem eigenen Computer ablesen, welche Registriernummer und verschiedene andere Daten dort für mein Windows eingetragen sind. Diese soll ich dann in das vorbereitete Antwortformular eintragen sowie, ganz wichtig, meine Bankverbindung eintragen. Die Bankverbindung deshalb, weil dann angeblich 5,90 Euro für die Freischaltung meiner Windowsversion dort abgebucht würden. Ohne die Bearbeitungsgebühr würde es keine Freischaltung geben und mein Windows spätestens ab September nicht mehr funktionieren und ich könnte dann mit dem Computer nichts mehr machen. Für die Freischaltung bekäme ich dann noch eine Internetadresse mitgeteilt, die ich dann einfach aufrufen soll und wenn meine Angaben korrekt sind und die Bearbeitungsgebühr überwiesen wurde, dann ginge die Freischaltung dort über das Internet vollautomatisch und ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen. Da stecken mit Sicherheit Banditen dahinter, die mein Konto leerfegen würden, sobald sie meine Kontonummer hätten oder die ähnliche Attacken auf mich vorhaben.
Man glaubt nicht, wie sehr man die Leute mit einer Flöte auf die Palme bringen kann. An der Jägerstraße, kurz hinter der Kreuzung mit der Ossietzkystraße, befindet sich eine Art kleiner Platz als Einbuchtung in Richtung des großen Gebäudes der Industrie- und Handelskammer. Bei schönem Wetter tummeln sich dort oft die Leute, sonnen sich, faulenzen, u.s.w. Ab und zu geselle ich mich auch dazu. Dort kennt einen niemand, man gibt sich zwanglos und genießt den Moment. Nun tauchte seit einiger Zeit dort öfters ein Flötist auf. Ein völlig normal aussehender Herr, vielleicht 35 Jahre alt, wenig Haare auf dem Kopf und sehr groß. Er setzt sich auf eine Bank oder stellt sich mit dem Rücken an einen der wenigen Bäume im Umfeld. Verharrt vielleicht 10 Minuten, greift dann in die Innentasche seines etwas altmodisch aussehenden, braungrauen Anzuges, den er auch bei großer Hitze trägt, holt einige Röhrchen heraus, die er zu einer sehr schmalen, länglichen Flöte zusammensteckt und beginnt darauf zu spielen. Nicht schön aber selten, wäre alles, was ich mit meinem minimalen Musikempfinden dazu sagen kann. Sein Spiel finde ich aber nicht so schlimm, dass ich deswegen den Platz verlassen würde oder dass es mich aufregt. Er spielt auch meist nicht überlaut. Die Melodien, die er spielt kenne ich nicht, aber es scheinen doch Stücke darunter zu sein, die manche Leute kennen. Jedenfalls beim zweiten Mal, als ich das erlebte, kam ein Herr in feinem Zwirn, mit Schlips und weißem Hemd aus dem großen Haus der IHK schnurstracks auf den Flötisten zugelaufen. Er möge das entsetzliche Geräusch einstellen, brüllte der, die Mitarbeiter in den Büros hätten sich schon heftig beschwert und könnten sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren, schon gar nicht, wenn er dieses Lied spiele. Der Flötist antwortete nicht in Worten, sondern zappelte mit seiner Flöte herum, so als ob er mittels Flöte mit dem Herren spreche, dabei entstanden teils grässliche Quietschtöne oder auch nur Gezische. Der Wohlgekleidete schimpfte nun noch mehr. So ging das einige Zeit, dann verschwand der Herr wieder in dem riesigen Bau und der Flötenmann spielte noch vielleicht eine halbe Stunde weiter und ging dann weg. Dieses Schauspiel wiederholte sich nur wenige Tage später in ähnlicher Form. Vielleicht auch an allen anderen Tagen, das kann ich aber nicht sagen, weil ich an denen selbst nicht dort war. Gestern eskalierte die Sache dann. Zunächst die gleiche Abfolge, wie beschrieben, jedoch zugleich stand ein anderer Mann von einer Sitzbank auf, und während der wohlgekleidete Herr von der IHK auf den Flötenspieler einredete, ergriff der andere den Flötenheini am Arm, um ihn dort wegzuzerren. Er sagte noch so etwas wie, so Bürschchen jetzt ist es für dich hier vorbei, du hast jetzt Sendepause. Der Flötenkerl zischte und quietschte wieder extremer mit seinem Instrument, entlockte dem Ding Töne, die an einen aufgeregten Vogelschwarm erinnern, den jemand durcheinander treibt. Ein leichtes Gerangel entstand und der Flötist wurde vertrieben, wobei er sich von dem anderen Mann von der Sitzbank beinahe noch einen Tritt in den Hintern eingefangen hätte. Nun bin ich gespannt, ob er in den nächsten Tagen wieder kommt oder ob die Rangelei ihm gereicht hat.
Direkt bei uns an der Hausecke standen neulich Leute mit Sammelbüchsen, die für ein angebliches Hilfsprojekt in der dritten Welt sammelten. Das sieht der Hauseigentümer aber gar nicht gerne, auch wenn er ansonsten mehr ein Gemütsmensch ist. Er hat die Herrschaften dann weg komplimentiert, jedoch nach weniger als 15 Minuten waren sie wieder da. Zufällig kam der Hauseigentümer dann wieder aus dem Haus, der kommt sonst ja eher selten hier vorbei, weil er selbst hier nicht wohnt und nun hat er mit ihnen ziemlich laut geschimpft. Sie wollten sich dann mit dem Argument rechtfertigen, dass sie stehen könnten wo sie wollten und dass es ja schließlich für eine gute Sache sei. Da das aber Privatgelände vom Hausbesitzer ist, waren sie mit dieser Ansicht wohl auf dem Holzweg und er hat ihnen mit der Polizei gedroht, falls sie nicht sofort und für immer von seinem Gelände verschwinden würden, was sie dann auch unter leisem Protest gemacht haben.
Kayla fungierte neulich als Glücksfee, jedenfalls im übertragenen Sinne. Ein Supermarkt in Ostheim hatte neu eröffnet oder nach Renovierung und Umbau neu eröffnet. Es mag vielleicht seltsam klingen, aber wenn es irgendwo Neueröffnungen gibt, gehen wir meist hin, weil es oft etwas umsonst gibt. An der Haupteingangstüre angekommen stand ein als Clown verkleideter Supermarktmitarbeiter dort, der schon von weitem ein Auge auf Kayla geworfen hatte. Als wir näher kamen, reckte er ihr einen Topf mit Losen entgegen, ähnlich wie die Losverkäufer auf der Kirmes, nur das man hier kostenlos Lose ziehen konnte. Der Clownmann sagte, normal dürfe jeder Eröffnungsgast nur 3 Lose ziehen, aber Kayla dürfe 5 Lose ziehen. Sie zog also und eine geheimnisvolle Gewinn-Nummer war dabei sowie auf einem weiteren Los stand im Klartext, dass sie eine Zehnerpackung Vademekum-Gesundheitskaugummis gewonnen habe. Ich selbst durfte dann noch die obligatorischen 3 Lose ziehen, worunter jedoch kein Gewinn war. Die Aushändigung der Gewinne fand dann im Laden an einer dazu aufgebauten Theke statt. Zuerst gab es die Kaugummis, wie wir später im Laden feststellten, wurden die dort für 1,15 Euro die Zehnerpackung im Regal angeboten. Dann folgte die geheimnisvolle Nummer, worunter man sich gewiss manches vorstellen möchte. Gewinn- Nummer 87 stand auf dem blauen Los mit der neonpinkfarbenen Kante. Ein gestriegelter Herr hinter der Theke wühlte hinter und unter der Theke, fand aber keinen Gewinn mit dieser Nummer. Per Handy telefonierte er mit seinem Chef herum, was denn die 87 für ein Gewinn sei. Es dauerte und nach einiger Zeit kam sein Chef persönlich vorbei und sagte, dies seien Gewinne aus der Gewinnliste, wo man nachsehen müsse, was das genau wäre. Er klappte einen schmalen länglichen Kladden auf und suchte dort eine Weile, dann rief er: Ah ja, da hemmersch ja, die 87, die 87, genau! Sie henn ein Kaschte erschtklassiges Volvic-Mineralwasser gwonne von der neuen Sorte mit 12 Fläschle a 1,5 Liter und desch Pfand gibt's obendrauf. Ein vielleicht etwas ungewöhnlicher Gewinn für eine Neueröffnung, ein großer Kasten Sprudelwasser, aber immerhin, zusammen mit dem Pfand ein Wert von 15,49 Euro und Sprudelwasser trinken wir ja auch, daher hat sich das Warten und der Eröffnungsbesuch gelohnt. Wir haben selbst gestaunt, dass dieses Sprudel so teuer ist. Aber es ist wohl wegen der großen 1,5 Liter - Flaschen und weil es so eine Art Nobelwasser sein soll. An der Getränkekistenausgabe konnten wir uns dann noch aussuchen, ob wir dieses Volvic-Mineralwasser in der Sorte mit oder ohne Kohlensäure haben wollten. Wir haben uns für mit Kohlensäure entschieden, denn ein Sprudel ohne Sprudel gewissermaßen, dann kann ich auch gleich die Wasserleitung in den Mund legen. Vor uns war eine ältere, schon leicht klapprige Dame mit Gehstock, die die Nummer 82 gezogen hatte und die war mit ihrem Gewinn gar nicht zufrieden, fühlte sich gar verulkt, da sie die aktuelle Ausgabe der Jugendzeitschrift Bravo gewonnen hatte. Sie meckerte herum, ob man ihr den Gewinn nicht umtauschen könne, und wenn es nur gegen eine Packung Kekse oder ein Eis am Stiel wäre. Ich weiß nicht, ob die das gemacht haben, weil die noch da stand, als wir schon unseren Sprudelkasten zum Suzuki schleppten. Zuhause angekommen wurde getestet und das eigentlich so teure Volvic-Wasser schmeckt mir auch nicht wesentlich besser, als das billige Zeug vom Aldi, wovon die 1,5-Liter Flasche nur 19 Cent zuzüglich Pfand kostet und welches aus Holland importiert wird. Hätte nicht Kayla sondern ich den Kasten Sprudel gewonnen, so würde mir das langsam peinlich. Früher hatte ich nie Glück und jetzt in einem Jahr schon zwei Gewinne, das schweineteure Notebookgerät und jetzt noch den Sprudelkasten, aber so ist ja Kayla die Gewinnerin.
Heute musste ich wieder ins Behördenzentrum. Behördengänge, dieser Begriff ist ja zweideutig. In diesen Behörden gibt es ja endlose Gänge, längs, quer, schräg, auf und ab, Flure, Treppenhäuser, Aufzüge. Aber der Begriff Behördengang ist ja eigentlich anders besetzt, mit dem Gang zur Behörde, wenn man dort etwas zu erledigen hat, oder wenn die etwas von einem wollen. Beide Möglichkeiten der Begriffsauslegung treffen im Behördenzentrum zusammen und so kann man nach manch einem Besuch gleich zwei Lieder davon singen. Ich reiße mich nicht um Besuche dort, aber man hatte mich hinbestellt. Büro für kommunale Neugliederung, hieß die Stelle, wo ich hin sollte. Nun fand ich trotz aller Überlegungen keinen Berührungspunkt, den ich mit kommunaler Neugliederung haben könnte. Die angesprochene Zweideutigkeit des Begriffes Behördengang schlug erbarmungslos zu. Ich fand das Büro nicht. Aber im Behördenzentrum gibt es gleich mehrere Pförtner, die zugleich auch als Auskunftsbüro dienen, jedenfalls einige davon. Ich erwischte natürlich einen, der nicht dazu zählte, weil ich an einem Seiteneingang reingegangen war. Der Befragte machte eine sehr finstere Mine und erklärte nur, dass umfassende Auskünfte nur an der Informationsstelle am Haupteingang zu bekommen wären. Dann setzte er noch streng den Hinweis nach, dass dieser Seiteneingang eigentlich nur für Personal gedacht sei. So eilte ich durch zwei Flure, die ich schon von früheren Besuchen her kannte und die mich zum Hauptportal und der dortigen Infostelle führten. Dort wiederholte ich meine Frage nach dem Büro für kommunale Neugliederung. Sehr hoch frequentiert scheint dieses Büro nicht zu sein, denn die dortige Auskunftsdame mit hochtoupierter Frisur wusste auf Anhieb mit dem Begriff nichts anzufangen. "Heißt die Stelle wirklich so?", war das einzige, was sie darauf sagte. Sie studierte eine Tafel, auf der der Begriff nicht auftauchte, dann wälzte sie eine Art hausinternes Telefonbuch und wurde fündig. Sie erklärte mir den Weg, aber als ich gerade diesen beschreiten wollte, rief sie mich zurück und sagte, dass es einfacher sei, außen herum am Gebäudeteil 2 vorbei zu gehen und dann quer die Tür zum Gebäudeteil 4 wieder rein ins Haus und ab dort nur scharf rechts die Treppe rauf in den 2. Stock und dann sei es die erste oder zweite Tür wieder rechts. So getan war ich tatsächlich nach nur 3 Minuten dort, ich habe das gemessen. Eine Frau Reichwald saß dort. Die sah genauso aus, wie ich mir immer eine typische Behördensekretärin vorgestellt hatte. Mittelschlank, man könnte auch sagen leicht dicklich, grellblond gefärbte Haare, eierförmige Katzenbrille, einen leichten Sprachfehler, sie stieß mit der Zunge an, und mit kariertem, kurzen Rock, jawohl, eine Frau, die sich heute noch mit Rock zeigt! Ihre Schönheit begrenzte sich auf ihre Beine, die waren wirklich hübsch. Die meisten Frauen tragen heute Hosen, ich find Röcke schöner, obwohl, an der Frau war's mir eher egal. Ich zeigte ihr den Schrieb, den ich von ihrer Stelle bekommen hatte. "Isss desss von unnnsss?!", fragte sie ungläubig. "Ja sieht doch so aus!", meinte ich. Mehrmals las sie die Vorladung, oder sollte ich besser Einladung sagen? Dann telefonierte sie sehr lange. Ich bekam nur mit, dass sie mehrmals meinen Namen erwähnte und diverse Fragen stellte, z.B. was ich denn dort solle u.s.w. Dann legte sie verwirrt den Hörer auf, wartete ein wenig und sagte: "Der Herr Bertsch kommt gleich." Von mir aus, dachte ich, soll er doch kommen. Dann kam auch einer zur Tür rein, ein komischer kleiner Mann mit Halbglatze, runder Brille und einem Anzug dessen Oberteil aus dem gleichen karierten Stoff zu sein schien, wie der Rock von der Frau Reichwald. Mit fast schon piepsiger Stimme sagte der Bertsch sehr freundlich, dass ich ihm folgen soll. Wir gingen in ein leeres Büro auf dem Flur schräg gegenüber. Dort standen nur ein paar einfache Tische mit etwa 12 oder 15 billigen Kantinenstühlen davor. Der Bertsch zog die Jalousien hoch und öffnete ein Fenster, damit die stickige Luft rausging. In dem Raum muss der Luft nach zuvor Ewigkeiten keiner mehr gewesen sein. Wir setzten uns an einen Tisch und der Bertsch erklärte, dass sehr umfangreiche Auswertungen zur kommunalen Umgestaltung im ländlichen Umkreis anstünden. Dazu müssten u.a. über 2.000 Auswertebögen in den Computer übertragen werden. Da ich ja Sozalhilfeempfänger sei, der keine körperlich schweren Arbeiten machen dürfe, mich aber andererseits schon gut in den Diensten der Stadt bewährt hätte, schlage er mir vor, dass ich für diese Einmal-Aktion diese Bögen dort übertragen soll. Er rechnet dafür mit einer Einsatzzeit von etwa 2 Monaten. Zudem soll das Ganze sich auch für mich auszahlen, da meine Sozialhilfe für diese Zeit um immerhin 265 Euro monatlich aufgestockt würde. Meine Arbeitszeit wäre unter Rücksichtnahme auf meine ehemalige Krankheit nicht so krass, wie bei den Festangestellten und den Beamten hier, sondern ich solle dort nur von Montag bis Donnerstag jeweils zwischen 8 und 11.30 Uhr diese Arbeit tun, den Rest hätte ich frei. Noch bevor ich das verinnerlichen konnte, fügte er hinzu, dass diese Sache erst ab Oktober beginnen würde, ich also den ganzen schönen Sommer noch zur freien Verwendung hätte. Süßfreundlich folgte dann noch der Hinweis, dass ich bei Ablehnung sogar mit einer empfindlichen Kürzung meiner jetzigen Sohi - Gelder rechnen müsste. Mein erster Gedanke hieß automatisch: Herr Smelka, ich muss sofort Herrn Smelka anrufen! Die Anschläge auf meine Freizeit gehen weiter, obwohl ich seit den jüngsten Geschehnissen im Mai diese Art der Zwangsrekrutierung zu städtischen Arbeitsmaßnahmen für mich als abgehakt betrachtete. Den Smelka konnte ich natürlich nicht aus dem Büro des Bertschs anrufen. So erklärte ich dem Bertsch zuerst einmal meine gesundheitliche Lage und wie das in April und Mai schon einmal alles abgelaufen war. Etwas verunsichert kratzte sich der Bertsch danach am nicht vorhandenen Bart und gab zu bedenken, dass man ja schließlich extra deswegen eine solch milde und wenig anstrengende Tätigkeit für mich herausgesucht habe. Genaues über meinen speziellen Fall wisse er aber auch nicht. "Bevor wir da Fehler machen, kläre ich das noch einmal ab.", sagte der Bertsch dann und sagte mir, dass ich wieder nach Hause gehen könne. Man will mir nächste Woche näher bescheid geben, ob und wenn ja ab wann ich solche Tätigkeiten machen muss. Sie ahnen sicher, was kommt. Kaum zu Hause, habe ich den Smelka angerufen und dem die Sache erläutert. "Diese Teufel", sagte der, "da machen die sich doch tatsächlich die Mühe und suchen für Leute mit schweren Gesundheitseinschränkungen auch noch machbare Jobs. Das hat es früher nie gegeben. Spätestens wenn jemand mit echten gesundheitlichen Einschränkungen meiner Art aufzuwarten hatte, dann war Schluss für den, auch weil man Regressforderungen im Falle späterer Verschlimmerungen des Gesundheitszustandes befürchtete." Der Smelka kann mir ohnehin nicht mehr lange behilflich sein. Er ist jetzt schon kaum noch im Dienst, weil er aus Altersgründen bald seinen Hut nimmt und noch viele Überstunden vor sich her schiebt, die er wochenweise seit Juni abfeiert. Trotzdem will er sich noch einmal erkundigen, was machbar ist. Er empfiehlt, wenn es sich als einmalige Sache herausstellt, aus der ich nach den genannten 2 Monaten ohnehin wieder raus wäre, dieses vielleicht doch dann lieber durchzustehen. 2 Monate sind schnell vorbei und es gibt ja auch immerhin 265 Euro mehr jeden Monat dafür. Danach ist dann wieder alles wie zuvor. Natürlich bleibt zu befürchten, dass diese Behörden dann immer wieder mal mit ähnlichen Aufgaben angewackelt kommen, die ich auf ähnliche Weise erledigen soll. Falls es jedoch durchschimmert, dass die daraus eine Dauereinrichtung machen wollen, dann soll ich doch in Zusammenarbeit mit meinem Arzt und vielleicht dem Professor, der heute in Potsdam herumlungert, eine Befreiung von dieser Sache erwirken. Der Smelka sieht da durchaus Chancen, das durchzubekommen, nur es ist wieder erneuter Ärger und erneute Lauferei. Für die Überbrückung von 2 Monaten würde sich der Aufwand nicht lohnen und vor allem würde es meinem internen Ruf bei der Behörde nicht abträglich sein. Wenn ich diese Sache dann notgedrungen mitmache und dabei auch nicht gerade durch zu viel Widerborstigkeit glänze, dann sieht es für die so aus, als habe der Lappenkeuler wenigstens guten Willen bewiesen und man drückt bei weiteren Mittelbewilligungen eher ein Auge zu, als bei Leuten, die sich verweigern, die man dann eher in den Hintern zwickt, in dem man stur alle möglichen Leistungen zusammenkürzt.
So wünsche ich uns allen, dass die Zukunft so weitergeht, wie wir es uns wünschen und nicht, wie andere sie uns aufzwingen wollen.
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email "Vergoldet" vom 08.08.2004
Guten Tag.
Freitag war ein Tag, den man hätte vergolden müssen! Ein Schreiben von Herrn Bertsch, von dieser Stelle für kommunale Neugliederung im Behördenzentrum, ich berichtete Ihnen jüngst davon. Er schreibt mir, dass man meine Angelegenheit im Amt geklärt und überdacht habe, mit dem Ergebnis, dass sie bedauern, mir die Mitteilung machen zu müssen, dass ich nicht die angedachte Arbeit machen darf, da gesundheitliche Bedenken bestehen. Das klingt für einen Uneingeweihten alles so, als ob ich mich selbst bei denen auf diesen Job beworben hätte, dabei hatte man mir ja eine Vorladung geschickt. Was will man mehr? Gut, die schönen 265 Euro extra bekomme ich dann zwar auch nicht, aber lieber auf die 265 Euro im Monat verzichten und dafür zu Hause bleiben können, als dort wieder zwangsweise in städtischen Diensten zu stehen.
Ansonsten war die vergangene Woche etwas stressig und die nächste droht noch schlimmer zu werden. Hektik und das bei den Temperaturen das passt irgendwie nicht zusammen. Hektik mag ich nie, aber bei warmem Wetter schon erst doppelt gar nicht. Man könnte kaputt gehen dann und es gibt Momente, in denen könnte man es dem HB-Zigarettenmännchen aus der früheren Werbung nachtun und in die Luft gehen.
Mit dem Suzuki ist mir ein Missgeschick passiert, was aber nicht auf den Wagen zurückzuführen ist, sondern auf meine Dummheit. Ich fahre diese Tage von Malmsheim den Bekannten wieder nach Stuttgart, von dem ich Ihnen vor Monaten einmal berichtete. Plötzlich, ungefähr in der Höhe von Leonberg, ging während der Fahrt der Motor aus. Mein Bekannter schaute entsetzt, brachte aber nur die kurze Bemerkung zustande: "Jetzsch hammers!" Ja nichts haben wir, sofort war mir klar, ich Hornochs hatte vergessen zu tanken. Schon zwei Tage davor war die Reservebirne im Armaturenbrett am leuchten, aber ich hatte später nicht mehr darauf geachtet. Bis Leonberg waren es noch 3 Kilometer, dazwischen keine Tankstelle, also war wandern angesagt. In Leonberg selbst gibt es zahlreiche Tankstellen. Der Bekannte wurde missmutig, es blieb ihm nur die Wahl, entweder mit mir zu wandern oder so lange im oder beim Auto zu warten, bis ich mit vollem Kanister zurück war. Das konnte dauern, 3 Kilometer bis Leonberg, dort an einer Tanke einen Kanister leihen, den betanken und dann wieder 3 Kilometer zurück zum Wagen, da sind schnell 2-3 Stunden weg. Was blieb einem übrig? Der Bekannte entschied, mit zu wandern und dann aber in Leonberg zu bleiben. Ich sollte ihn dort wieder auflesen, wenn ich frisch betankt wieder durch Leonberg komme, damit er sich den Rückweg zum Wagen sparen konnte. Nach knapp einer Stunde Wanderung kamen wir an der ersten Tankstelle von Leonberg an. Einen Kanister leihen wollte die Dame hinter der Kasse uns aber nicht. Kaufen oder gar nichts, sagte sie. So musste ich notgedrungen für schmerzliche 9,99 Euro einen 5 Liter-Plastikkanister kaufen, den dann für weitere 6,70 Euro betanken und zurückwandern. Der Tag war im Eimer. Mein Bekannter fluchte später unaufhaltsam, weil er nicht zeitig nach Stuttgart kam, er wurde gar richtig ausfallend. Gut, er hatte recht, ich hatte Schuld, das hätte nicht passieren brauchen, aber deswegen auf dem Rest der Strecke dauernd sich da hinein zu steigern und zu pöbeln, das muss auch nicht sein. Irgendwann, kurz vor seinem Ziel, schon in Stuttgart, wurde es mir zu bunt. Ich habe am Wilhelm-Braun-Sportpark in Feuerbach angehalten und ihm gesagt, dass er ab hier zu Fuß gehe und auch zusehen könne, wie er Tags darauf wieder nach Hause komme, wenn er nicht sofort mit dem dummen Dauergemotze aufhört. Dort von Feuerbach ist es zu seinem Ziel noch sehr weit. Zuerst machte er den Ansatz noch mehr zu schimpfen, stoppte dann aber mitten im Satz und beschwichtigte. Er habe sich so geärgert, weil er sich gerade heute mit einer besonderen Dame treffen wollte, die nun wahrscheinlich nicht länger auf ihn gewartet habe. Dann habe ich ihn doch noch zu seinem Ziel gefahren und wie ich am Tag danach von ihm bei der Rückfahrt erfuhr, hatte die Dame doch gewartet und die Welt war wieder in Ordnung. Mich geht es ja nichts an, aber das ist sowieso so ein Hallodri. Da lässt er sich von mir an dem einen Tag nach Stuttgart fahren, hurt die ganze Nacht durch und am Tag danach geht's wieder zurück in sein graues Malmsheim. Und das jede Woche einmal. Er hat mir selbst mal gesagt, dass er auf diese Weise im Monat 60 % seines Gehalts mit Huren drauf macht. Nun kenne ich sein Einkommen nicht, es wird mit Sicherheit höher sein als meines, er arbeitet als Lagerarbeiter in einem Lebensmittelgroßhandel; aber ich schätze schon, dass er jede Woche über 300 Euro bei den Gewerbedamen springen lässt, eher mehr. Mir wäre es schade um soviel Geld, aber ich habe gut reden, ich habe ja auch Kayla, da brauche ich so was nicht. Trotzdem, auch als ich Kayla noch nicht kannte, wäre mir das Geld in diesem Ausmaß zu schade gewesen, selbst wenn ich sein Einkommen hätte. Das Geld für die Fahrerei verdiene ich mir bei ihm durchaus gerne, aber es ist für ihn kein Freibrief, mich stundenlang beschimpfen zu können, wie einen Lakai, mit dem man machen kann, was man will. Das habe ich ihm auch klar gemacht, wenn so etwas noch einmal passiert, dann kann er sein Geld behalten und sich einen anderen Chauffeur suchen.
Über Kunst hatte ich vor einiger Zeit auch schon mal kurz etwas geschrieben. Nicht dass Sie glauben, ich sei ein Kunstkenner, bei weitem nicht, aber ich besuche manchmal gerne Galerien oder Ausstellungen. Ich finde es zuweilen sehr interessant, was man dort zu sehen bekommt und nicht selten ist es schöner, dort die Leute zu beobachten, als die ausgestellten Kunstgegenstände. Besonders die Reaktionen der Betrachter auf abstrakte Kunstwerke oder ähnliches sind immer wieder schön. So führte mich diese Tage mein Weg in eine kleine Privatgalerie. Ein Kunstwerk hatte es mir dort besonders angetan, eine Blechziege. Eine originalgetreu nachgebaute Ziege in Originalgröße aus getriebenem Blech. Früher, vielleicht 1955, gab es einmal ähnliches als Spielzeug für Kinder im Kleinen, vielleicht so groß wie eine halbe Hand oder noch kleiner, aber hier das Ding war echt groß. Wie das frühere Spielzeug bestand auch diese Blechziege aus zwei zusammengefügten, hohlen Halbschalen aus getriebenem Blech, wobei die Spielzeuge früher wohl nicht von Hand getrieben, sondern auf einer Maschine gestanzt waren. Unzählige Kinder haben sich früher an derartigen Spielzeugen die Hände blutig geschnitten, wenn sie versuchten, mit den Fingern aus kindlicher Neugierde diese Halbschalen wieder auseinander zu ziehen, um zu sehen, wie es darin aussieht. Es wurden damals nicht nur Spieltiere so aus Blech gemacht, auch Automodelle oder Häuslein. Was aber überhaupt nicht zu einer originalgetreuen Ziege passen wollte, das war die Farbgebung. Unterschiedliche Metallic- und Hammerschlagtöne von glänzend grün bis glänzend blau, mit silbernen Strähnchen drin und ein knallroter Metallicmund mit weit herausgestreckter Zunge, das wirkte schon recht abenteuerlich. Eine Dame, die stets den Kopf sehr hoch trug, mit nach oben gestreckter Nase, im wahrsten Sinne des Wortes war die hochnäsig, schleppte eine andere Dame regelrecht hinter sich her und versuchte, dieser anderen Dame an jedem Kunstwerk Erklärungen abzugeben. Nach meiner Meinung tat sie das nur, um eigenes Kunstverständnis vorzutäuschen. Die mitgezogene Dame sagte bestenfalls "Ja, ach was" oder "Sollte man ja nicht glauben." Andere Reaktionen auf die Erklärungen folgten nie. An der Blechziege angekommen, meinte die erste Dame zur anderen: "Das ist eine ganz außergewöhnliche Arbeit von dem jungen Künstler Thomas-Edgar Recke. Das war aber auch nicht zu übersehen, denn unter der Ziege stand eine große Tafel, auf der dieser Name stand. "Ich kenne diesen Künstler persönlich, ein ganz toller Hecht, sage ich dir"; meinte sie zu der anderen. Nun schlummert in mir ja auch ein Spaßvogel und ich stand dicht neben den beiden Damen. So mischte ich mich in das Gespräch ein. Ich sagte: "Entschuldigen sie bitte, ich hörte gerade zufällig, dass sie eine persönliche Bekannte von T.E. - Recke waren. Ja ist es nicht schrecklich, waren sie auch auf seiner Beerdigung im März? Die Leute haben ja in Scharen geweint!" Die Dame bekam einen hochroten Kopf und stotterte: "Ja, der Arme, und schon so jung verstorben." "Ja leider", sagte ich, "aber er konnte von seiner zweiten Leidenschaft, neben der Kunst, dem Motorradfahren nicht lassen und trauriger Weise wurde ihm diese zum Verhängnis." Ich ging dann mit gesenktem Haupt weiter zum nächsten Kunstwerk, den Recke, kenne ich gar nicht, habe nie zuvor von ihm gehört. Aber im Hintergrund bekam ich noch mit, wie die eine Dame diese Geschichte dann gegenüber der anderen noch ausbaute, von wegen schwerer Motorradunfall und dass sie beinahe selbst noch als Soziusfahrerin dabei gewesen wäre, weil er ihr die Mitfahrt zu einer Urlaubsreise per Motorrad nach Italien angeboten hätte. Na ich hatte meinen Spaß, wie Sie sich vorstellen können. Aber der sollte noch größer werden, als der Inhaber der Galerie stolzierend heranschritt. Er verharrte neben den Damen und der Blechziege. "Ein bewundernswertes Werk, nicht wahr!", sagte er zu den Damen. Die eine Dame darauf: "Ja einfach grandios, schade nur, dass wir von ihm nie wieder weitere Werke sehen werden. Viel zu früh verstorben, aber ich kannte ihn ja gut, seine furchtbare und unglückliche Leidenschaft für schnelle Motorräder..." Verwirrt stutzte der Galerist: "Wie, meine Damen, was meinen Sie damit?" "Ja Herr Recke ist doch bei diesem schrecklichen Motorradunfall ums Leben gekommen.", sagte sie selbstsicher. "Um Gottes Willen, wann denn, gestern?", hakte der Galerist nach. "Nein, ach was, im März schon.", erwiderte die Dame. "Na sie haben vielleicht einen tiefschwarzen Humor", meinte der Galerist, "ich habe doch erst vorgestern mit ihm telefoniert und ihm bestätigt, dass alle seine Kunstwerke hier so perfekt aufgestellt wurden, als habe er sie selbst in Positur gebracht." Die zweite Dame darauf zur ersten: "Was erzählst du denn hier wieder? Ich denke du kennst den Recke persönlich, von wegen Einladung zur Motorradfahrt nach Italien." "Hach, dann war das doch ein anderer Recke, ich habe sicher die Namen verwechselt.", sagte die erste Dame darauf kleinlaut. Grinsend verließ der Galerist die Damen und wandte sich anderen Besuchern zu. Mit einem giftigen Blick entdeckte mich die erste Dame dann noch hinten in einer Ecke stehen, ich habe es dann vorgezogen, die Galerie zu verlassen und mich unterwegs auf dem Nachhauseweg noch halbtot gelacht über diese Geschichte.
Wir fallen wieder zurück auf unser altes Thema: billig Autofahren. An der Tankstelle traf ich neulich auf einen Mann, der eine noch billigere Möglichkeit zum Autofahren nutzt, als ich, zumindest was die laufenden Unterhaltskosten anbetrifft. Er stand dort mit einem umgebauten Nissan- Micra. Der ist ähnlich klein, wie mein Suzuki, eher sogar etwas größer, aber der war seines originalen Motors beraubt worden und hatte anstat dessen einen Kleinmotor mit nur 2 Zylindern erhalten. Der originale Micra hat wohl 50 PS, der hier mit diesem Kleinmotor nur noch 10 PS und läuft offiziell nur noch 25 km/h. So darf er ihn nach den Regeln der alten Führerscheinklasse 4 fahren und benötigt nur eine Versicherung wie ein Mofa. Steuer bezahlen braucht er gar keine und ich habe ausgedehnt mit ihm gesprochen und er sagte, dass die Versicherungskosten bei 75 Euro pro Jahr liegen würden, mehr nicht. Die niedrige Geschwindigkeit von 25 km/h ist natürlich wirklich sehr langsam, er sagte allerdings, dass das Fahrzeug tatsächlich problemlos 40 km/h laufen würde, solange keine Steigung anliegt und er fahre 40 km/h häufig damit und habe deswegen noch nie Ärger bekommen. Das Platzangebot ist wie in jedem anderen Nissan-Micra auch, nur die Geräusche sind dank des komischen Motors etwas gewöhnungsbedürftig. Es klingt, wie ein Gemisch aus Rasenmäher und Motorboot. Ein solches Gefährt ist ideal für jemanden, der immer nur Kurzstrecken fährt, denn überlegen Sie mal, 4 Stunden für eine 100 km - Strecke, sofern man sich an die 25 km/h hält, da wird ein 100 km entfernter Ort schon zu einer halben Weltreise. Der Mann sagte, dass er ihn gebraucht für 3.000 Euro gekauft habe. Das wäre mir schon wieder viel zu teuer gewesen. Ich muss zwar Steuern bezahlen und auch etwas mehr an Versicherungsprämien, konnte aber auf ein 850-Euro-Auto zurückgreifen. Diese Umbau-Gefährte werden unangemessen teuer gehandelt, selbst wenn sie schon etliche Jahre auf dem Buckel haben. Zum Trost braucht er aber auch nie zum TÜV damit, im Gegensatz zu mir. Der Bekannte von mir aus dem Autofach hat aber schon gesagt, dass ich mit meinem Suzuki den TÜV nicht fürchten brauche, da er trotz des über 10-jährigen Alters in sehr gutem Zustand wäre.
Wie böse manche Politiker drauf sind, das bewies erst jüngst einer von ihnen in einem Gespräch in einer politischen Runde im dritten Fernsehprogramm. Es gilt um jeden Preis die Anzahl der Autofahrer in Deutschland zu reduzieren und dabei noch den Kunstgriff hinzubekommen, dass die Einnahmen aus dem Betrieb der dann verbleibenden Autos mindestens gleich bleiben oder besser noch ansteigen. Viele Boshaftigkeiten befinden sich bereits in einem furchterregenden Stadium. Während andere Politiker laut darüber nachdenken, die Fahrzeugsteuer abzuschaffen und ganz aufs Benzin umzulegen, was ich ja noch OK finden würde, propagiert dieser Hund, dass unter Beibehaltung der Fahrzeugsteuer zusätzlich die Benzinsteuer kräftig erhöht werden müsse. Er dachte an eine Erhöhung auf mindestens 5 Euro pro Liter. Nur so wäre endlich ein Anreiz geschaffen, wirklich sparsame Autos zu bauen und zu kaufen und nur so käme man endlich weg von dem übertriebenen Anspruchsdenken, dass Leute, die vorwiegend alleine im Auto herumreisen, sich einen dicken Wagen kaufen. Die sollen dann lieber einen Smart kaufen oder besser noch auf die Bahn umsteigen. Dann forderte er einen erheblichen Ausbau der Überwachungssysteme und zwar so weitgehend, dass die in Ballungsgebieten unweigerlich jeden Verkehrsverstoß registrieren und in ein Bußgeld verwandeln würden. Zusätzlich sollten aber auch auf dem Lande und entlang aller Autobahnen umfassende Überwachungssysteme installiert werden. Der Wahnsinnige euphorisierte sich dann da so weit hinein, dass er noch lange davon prahlte, dass diese lückenlose Überwachung der Verkehrsräume bundesweit über 25.000 neue Arbeitsplätze schaffen würde.
Übrigens habe ich beim Behördenzentrum zufällig mitbekommen, dass derzeit bundesweit zig tausend Werbevertreter rekrutiert werden, die von Haustür zu Haustür laufen sollen und dort den Leuten irgendwelche Waren oder Reisen aufschwatzen sollen. Das sei die Folge der neuen Schutz- Ergänzungsverordnung zum Telekommunikationsgesetz, wonach die lästigen Werbeanrufe, die man so oft erhält, verboten sind, solange der Angerufene nicht ausdrücklich einwilligt. Direkte Vertreterbesuche hingegen, auch unangemeldet, sind nicht verboten und deshalb haben windige Vertriebscenter diese Lücke als Ersatz für diese Schmeißfliegen- Telefonanrufe entdeckt. Nun suchen sie überall Leute, die sich dafür in kurzen Schulungen als Vertreter anheuern lassen. Im Gegensatz zum typischen Vertreter, wie man ihn kennt, vertreiben diese Affen dann an der Tür nicht nur die Produkte einer einzelnen Firma, sondern versuchen, den Leuten die unterschiedlichsten Sachen aufzuschwatzen. Wer keine Zeitungsabos, Staubsauger und keine Wischtücher braucht, der kriegt dann eben eine Mallorcareise oder eine Versicherung aufgeschwatzt oder noch etwas anderes. Auf die Invasion dieser Werbehelden freue ich mich schon. Ich koche Vertreter immer gerne bis zur Weißglut weich, sofern ich selbst Zeit dazu habe. Ich garantiere, ein Vertreter, der schon einmal bei mir war, der kommt nie wieder. Nicht weil ich ausfallend werde, sondern weil ich seine Angebote so weit hinterfrage, dass er oft bis zu einer Stunde investiert, mir sein Produkt zu erklären, alles sehr freundlich, und am Schluss sage ich dann, dass ich an solchen Dingen sowieso kein Interesse hätte und seine ganze Mühe und Vorfreude darüber, einen Dummen gefunden zu haben, dem er seinen Mist verkaufen kann, bricht dann in Sekundenbruchteilen in sich zusammen.
Hochmoderne Technik sollte immer wieder mit gehöriger Skepsis betrachtet werden. Sicherlich auch bei Ihnen haben seit einiger Zeit in Supermärkten die Scannerkassen Einzug gehalten. Am Mittwoch waren Kayla und ich hier in einem Discounter-Supermarkt in der Nähe einkaufen. So kauften wir neben anderen Dingen 2 Dosen Konserven-Pfirsiche. Die Frau an der Kasse zog die erste Dose über das Scannerfeld, in Ordnung, der Betrag wurde gebucht und es piepste einmal, dann zog sie die zweite Dose darüber und der Piepston klang nach meiner Meinung etwas anders, als sonst, mehr wie ein Brummton mit Piepsen dazwischen. Dem wurde jedoch weiter keine Beachtung geschenkt und die Geschichte ging weiter. Dann als alle unsere Waren durch waren, verlangte die Kassenfrau 46,85 Euro von uns, ein Betrag, der mir angesichts der wenigen gekauften Sachen viel zu hoch erschien. Mit allerhöchstens 15 Euro hatte ich gerechnet. So bemängelte ich gleich den hohen Betrag, der aber auch von der Kasse angezeigt wurde. Die Kassierdame wurde schon nervös und zappelte mit den Fingern, dass wir endlich bezahlen sollten, damit es weitergeht. Ich ließ mir den Beleg geben, der schon eine unnatürliche Länge aufwies; da konnte etwas nicht stimmen. Siehe da! Umwerfende 43 Dosen Pfirsiche folgten in einer langen Liste, anstatt derer 2. Ich wies die Kassiererin darauf hin, sie war jedoch irgendwie gegen uns eingestellt und ich hatte noch kein Wort zur Reklamation ganz ausgesprochen, da stöhnte sie: "Das Geld bitte!!", und hielt weiter zappelnd die Hand auf. Von uns folgte natürlich kein Geld, sondern jetzt wurde mit etwas mehr Lautstärke auf die Geschichte hingewiesen. Zuerst meinte sie, das könne gar nicht sein, als ich ihr dann aber den Kassenwisch noch einmal genauer unter die Nase hielt, konnte sie gar nicht mehr anders, als zugeben, das da wohl etwas falsch gelaufen war. Dann musste sie eine andere Frau, wohl die Filialleiterin, herbeirufen, die die Falschmenge wieder mit einem Schlüssel ausbuchen musste, was sich aber schwieriger gestaltete, als angenommen. Nach mehreren Versuchen kam eine Anzeige im Feld der Kasse, dass vor der Ausbuchung das Kassenfach geschlossen werden müsse. Das wurde von der Leiterin dann gemacht, jedoch ging es danach dafür dann nicht mehr auf, weil die Elektrik sich wohl weigerte, das Kassenschloss freizugeben. So konnten wir an der Kasse auch die ordnungsgemäß gekauften Waren nicht bezahlen, obwohl sie ja schon erfasst waren. Es endete schließlich damit, dass die verrückte Kasse ganz geschlossen werden musste und unsere Waren an der Nachbarkasse komplett neu über das Lesegerät gezogen werden mussten. Die Schlange anderer Kunden, die sich bereits hinter uns gestaut hatte, schimpfte auch schon, weil auch diese Leute alle zu einer anderen Kasse überwechseln mussten. 43 Dosen Pfirsiche, da hätten wir lange dran futtern müssen, obwohl die Dosen bis 2006 haltbar sind.
Gestern habe ich wieder jemandem beim Umzug geholfen. Das wurde als Tagesjob angeboten und die Entlohnung war gut. Einmal sollte ich dabei auch einen Kleinlaster fahren, den wir zuvor mit Einrichtungsgegenständen vollgepfercht hatten. Aber ich habe mich als Umsteiger vom kleinen Suzuki auf den recht großen Renault - Master - LKW doch recht blöde angestellt, weil ich mit den Abmessungen irgendwie nicht zurande kam. Ich habe keine Beulen reingefahren, aber mir war unwohl bei der Benutzung wegen der Abmessungen und ich war heilfroh, als ich bei der nächsten Fahrt nicht wieder den Fahrer mimen musste. Ich glaube, ich war ein ziemliches Verkehrshindernis für alle nachfolgenden Fahrer, weil ich mich kaum getraut habe, mit dem Gefährt schneller als 30 km/h zu fahren. Der andere Fahrer, der so was sonst beruflich macht, der lobte diesen Renault-Kleinlaster, aber der fährt sonst auch andere Laster und fand den hier irgendwie besser. Ich habe da ja keinen Vergleich und ich will mich auch nicht darum reißen, in meiner kleinen Susi fühl ich mich zu Hause und dabei bleibe ich. Der Umzugsjob war ansonsten nicht übel. Einer netten Dame haben wir geholfen, es wurde sehr gut bezahlt und nach knapp 3 Stunden waren wir schon durch und das einschließlich des korrekten Aufstellens aller Möbel in der neuen Wohnung. Die hatte fast nur sehr leichte Möbel, fast schon federleicht, als wären sie speziell für leichte Umzüge entwickelt worden. Es waren auch, gemessen an der Wohnungsgröße, nur sehr wenige Möbel. Sie bevorzugt wohl halbleere Räume, warum auch nicht, jedem das Seine.
Die Begehrlichkeiten der Sozialbehörden wachsen sprunghaft an. Um das leidige Thema Hartz - Reform haben wir uns eigentlich schon genug gekümmert. Nun hörte ich, dass neue Spezialkräfte geschult werden sollen, die tatsächlich ab Anfang nächsten Jahres bei Sohis Hausbesuche machen. Diese Kräfte suchen dabei nach Geldbeständen, Sparbüchern, überteuren Einrichtungsgegenständen, wie man sie einem Sohi nicht gönnen möchte, nach Geräten u.s.w., aber damit längst nicht genug. Sie kommen mit Zollstock oder Laser - Meßpistole und sollen zudem die Wohnung vermessen und feststellen, ob gemessen an der Personenzahl die Wohnung nicht zu groß ist. Ist sie das, droht eine Umsiedlung in eine kleinere Sozialwohnung. Nun habe ich keine Befürchtungen in dieser Richtung, meine Wohnung liegt sogar noch unter dem Durchschnitt für Einpersonen- Haushalte im A-Sozialen Wohnungsbau. Bei Kayla sieht es ähnlich aus. Bestenfalls mein Notebook und vielleicht der Suzuki könnten zum Stein des Anstoßes werden. Der alte normale Computer mit Sicherheit nicht, das dürften selbst die erkennen, das man dafür noch nicht einmal mehr 50 Euro auf einem Gerümpelmarkt bekommt. Für den Suzuki habe ich ja eine Art Attest, wenn man so will, und wenn die die Wohung betrachten, sehen sie den Suzuki ohnehin noch lange nicht. So reift schon die Überlegung, ob ich den Notebookcomputer ab dann vielleicht besser irgendwo versteckt in dem Suzuki unterbringe und ihn von dort nur mit in die Wohnung hole, wenn ich ihn wirklich benutzen will. Dann hätte ich aber Angst, er würde dort gestohlen.
Zu etwas anderem. Eine kurze und lustige Begebenheit, eigentlich mehr eine dümmliche Begebenheit. Ein Mitbewohner des Hauses hier, zu dem ich etwas Kontakt pflege, hatte in einer Annonce ein Auto entdeckt, welches er zu kaufen beabsichtigte, weil sein altes dauernd kaputt war. Es wurde ein günstiger VW-Bulli für nur 2.000 Euro angeboten. Es war noch die alte Ausführung mit dem Motor hinten, aber schon mit einem sparsamen Dieselmotor. Irgendwas mit 1988 war das Baujahr, aber äußerlich sehr gut erhalten ohne Rost und Beulen. Der Mann ging zu dem Händler, ganz hier in der Nähe, und die verhandelten dann so und plötzlich kam der Händler mit der überaus geistreichen Frage: "Wozu brauchen sie den Wagen, wollen sie damit fahren?" Na welch eine ausgefallene Idee, sich ein Auto zum Fahren zu kaufen, da wäre der Mitbewohner sicher der Erste gewesen, der ein Auto zu diesem Zweck kaufen möchte. Ich habe schon zu dem Mann gesagt, als er mir das erzählte, das liegt bestimmt an dem schwülheißen Wetter, da setzt es bei manchen Leuten irgendwie aus.
Ärger gab es wegen eines gebrauchten Ventilators. Auf einem Flohmarkt entdeckte Kayla letzten Sonntag einen noch recht passabel aussehenden Ventilator mit Schwenkmechanismus und bei dem Wetter eine angenehme Sache, denkt man. Der Verkäufer, ein Pole oder so was, bemerkte meine Zweifel und beteuerte, das Gerät arbeite noch wie neu und außerdem wenn ich feststelle, dass er nicht funktioniere, würde er ihn anstandslos gegen einen anderen austauschen, er habe noch 5 davon, die aber alle gehen. Zuerst wollte er 32 Euro dafür, da habe ich ihm gesagt, dass es ähnliche im Baumarkt ja schon neu für 17,99 Euro geben würde. Es war ein Tischgerät, nicht so ein ganz großer mit Fuß. Weil die Wohnung ja auch nicht gerade groß ist, würde so ein Standgerät mir zuviel Platz rauben. Na schnell war der Pole freundlich, und süßte herum, dass er noch Schwierigkeiten mit dem Euro habe und 32 Euro wäre ein Fehler gewesen, 12 Euro und dafür wäre der Ventilator uns. Naja, trotzdem handelt man noch etwas und Kayla und ich legten zusammen und schließlich wurde das Ding für 10 Euro unseres. Zum Glück schleppten wir ihn gleich nach Hause und mein erster Gang war der an die Steckdose damit. Eingesteckt, eingeschaltet, nichts passiert. Nichts dreht sich, nichts bewegt sich. Wackeln an Schalter, Stecker und Kabel bringt auch keine Abhilfe, es ist in gewisser Weise auch ein Standmodell, ein Ventilator für kühle Tage oder als Deko. Da der Flohmarktplatz nicht sehr weit entfernt lag, hab ich ihn mir gepackt und wir sind zusammen sofort wieder hin. Der Pole war noch da, wollte aber nicht umtauschen gegen ein anderes Gerät und schon gar kein Geld zurückgeben, was mir lieber gewesen wäre. Angeblich habe er das Gerät noch vor dem Aufstellen am Flohmarkt kontrolliert und es habe vollständig funktioniert. Wenn er nicht läuft, dann habe ich ihn durch eine Fehlbedienung kaputt gemacht, sagte er und wandte sich von uns ab. Wir ließen uns nicht erweichen und redeten nun zu zweit lautstark auf ihn ein, so dass sich schon andere Kaufinteressenten von seinem Stand abwandten. Da wurde er böse und beschimpfte uns sehr, dann habe ich gesagt, dass ich sofort die Polizei holen würde, wenn er nicht umgehend das Geld rausrücken würde. Da wurde er zuerst noch unverschämter und bedrängte uns mit einem Baseballschläger, so dass ich einen großen Schritt zurückweichen musste, um einem möglichen Schlag seinerseits zu entgehen. Rein zufällig, wenn Sie verstehen was ich meine, stieß ich dabei an den Metallklappfuß seines Standtisches, worauf dieser mit allem Krempel drauf zusammenstürzte. Der Heini wusste nun nicht, ob er zuerst selbst explodieren oder uns verprügeln sollte. Einige Leute an den Nebenständen fanden so ihre Unterhaltung und lachten. Dann sagte ich zu einem Mann vom Nachbarstand, er möge doch bitte die Polizei verständigen, denn hier gebe es wohl nun einigen Klärungsbedarf. Der Pole hörte das, wurde trotz seiner Halde von Krempel am Boden wieder freundlich und reichte mir mit geprügeltem Grinsen unsere 10 Euro rüber und rief noch, jetzt gehen sie bitte. Das haben wir dann auch gemacht.
Überall wird heute in den Medien über Radrennen berichtet und hier sogar über jede kleine Rundtour von Amateuren. Das finde ich etwas nervig, aber man mag darüber noch hinwegsehen. Weniger hinwegsehen möchte ich aber darüber, dass nun schon für solche kleinen Amateur-Radrennen ganze Landstraßen abgesperrt werden und das ohne Vorankündigung. So fuhr ich mit meiner Susi die hübsche Strecke Echterdingen - Aich, dass heißt ich wollte die fahren. Paar Kilometer vor Neuenhaus, ungefähr an der Abzweigung der Stichstraße nach Glashütte, hatte man mitten drin diese Landstraße komplett gesperrt, wegen eines solchen Amateur-Radrennens. An dieser Stelle gibt es keine Möglichkeit, eine Ausweichroute zu beschreiten, sondern es gab nur die Wahl zwischen etwa 1 Stunde warten, bis die Sperrung wieder aufgehoben wurde, weil die verrückten Radler dann aus dem Abschnitt raus wären oder wenden und zurück fahren. Die meisten haben gewartet, das war mir zu blöde und dann bei der Hitze. Wer vielleicht eine Klimazusatzanlage im Auto hat, der mag es ertragen, aber solche teuren Sachen habe ich ja nicht. So habe ich gewendet und bin frustriert wieder zurück nach Hause gefahren. Hätten diese fahradfahrenden Wasserköpfe wenigstens am Anfang der Landstraße ein entsprechendes Schild aufgestellt, so hätte man ab dort noch andere Wege wählen können. So erzählte ich das auch Herrn Trösch, der kann sich ohnehin immer so schön über Radfahrer aufregen. Ich habe nichts gegen Radfahrer, bin ja auch selbst öfters mit dem Rad unterwegs, allerdings viele übertreiben es, indem sie provokant in die Lebensräume des Autos vorpreschen, wenn man es so sagen will. Aber der Trösch ist in seinen Gegenmaßnahmen ebenfalls sehr provokant. Sie kennen sicher auch das alte Übel, da werden für viele Millionen Euro teure Radwege gebaut und trotzdem radeln einige Idioten unter Nutzung der vollen Fahrbahnbreite auf der Straße. Ich freue mich auch nicht darüber, bleibe aber wartend dahinter, bis eine Stelle mit genügend Platz zum Überholen kommt. Wenn der Trösch das sieht, dann fährt der generell hauteng an denen mit hohem Tempo vorbei und überholt sie. Er sagt, er macht das absichtlich, damit denen das Fahren auf der Straße so unangenehm wie nur irgendwie möglich wird und sie beim nächsten Mal freiwillig den vorhandenen Radweg nutzen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, er macht das nicht generell bei jedem Radfahrer auf der Straße, sondern nur dann, wenn gleich neben der Straße ein Radweg vorhanden ist, der von den Radlern nicht benutzt wird. Er hat sich dabei auch schon mit manch einem lautstark auseinander gesetzt, ich glaube, er würde es notfalls sogar auf eine Prügelei ankommen lassen. Er kann sich das vielleicht leisten, weil er sportlich gut durchtrainiert ist, da er in seiner Freizeit ein eifriger Ringer ist, der schon viele Preise geholt hat.
Viel habe ich Ihnen noch zu berichten, was ich im Augenblick nicht habe ist Zeit, daher muss ich jetzt notgedrungen hier enden.
Ihr
Egbert Lappenkeuler
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