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Lappenkeuler - Brief / Email „Rück-, Voraus- und Ausblicke" vom 17.07.2007
Zum neuen Gruße!
Und so geht es weiter. Eine weitere Nachlese zu der Wienreise möchte ich hier und jetzt nicht betreiben, weil die zeitliche Distanz dazu doch schon zu groß ist. Es hat sich auch genug an anderen Dingen zugetragen, welches die Zeilen hier füllen wird.
Beginnen kann man da gleich mit einem außerordentlich erfreulichen Ereignis. Ein umfangreiches amtliches Schreiben für Kayla lag vor einigen Wochen im Briefkasten. Amtliche Schreiben verheißen eigentlich alleine vom Prinzip her und insbesondere wegen entsprechender Erfahrungen normalerweise nichts Gutes, aber dieses Schreiben war durchaus gut. Kayla hatte ja eine befristete Duldungsregelung für Deutschland, die bis September 2008 gültig war. Nun war da noch zeitlich viel Luft, so dass wir von unserer Seite noch nicht aktiv werden mussten. Besagtes Schreiben, welches mit umfangreichen Erläuterungen und gesetzlichen Hinweisen verbunden ist, bestätigt Kayla nun, dass sie ab sofort ein unbefristetes Aufenthaltsrecht für Deutschland erhält. Das kann zwar theoretisch widerrufen werden, sofern sie beispielsweise durch grobe kriminelle Handlungen auffällig würde, die auch zu einer entsprechenden, rechtsgültigen Verurteilung führen würden, wie es dort heißt. Es ist ein bedeutender Meilenstein für ihre weitere Zukunft in Deutschland, da sie mit kriminellen Handlungen nichts am Hut hat. Im Anhang dieses Schreibens sind weitere umfangreiche Erläuterungen dabei, die darauf hinweisen, dass ihr Einbürgerungsverfahren in einem positiven Fortgang wäre und sie damit rechnen könne, voraussichtlich innerhalb der nächsten beiden Jahre die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Was uns am meisten verwundert ist, dass das alles völlig von alleine kommt, ohne unser zutun. Normalerweise erwartet man positive Ergebnisse doch erst dann, wenn man selbst tüchtig nachhakt und Dampf macht, doch hier das ging alles von selbst. Wir hatten schon die Vermutung, dass es vielleicht durch unseren Umzug hierher beschleunigt wurde, weil hier ja eine andere Behörde mit Sitz in Karlsruhe dafür zuständig ist.
Wie gefährlich Sport sein kann, bewies sich vor kurzem bei einer Rundfahrt von Radsport - Amateuren. Es handelte sich um eine Trainingsrundfahrt eines Radclubs hier in 30 km Umgebung. Die waren so in ihrem Element, dass sie nach Stunden des Fahrens schon gar nicht mehr so recht die Strecke wahrgenommen haben. Als einer dann aus der Richtung geriet und anstatt auf der Straße auf einen Gehweg geriet und dort weiter in voller Fahrt gegen einen Baum am Straßenrand fuhr, folgten weitere 8 Fahrer, die es ihm gleich taten und ebenfalls gegen den gleichen Baum prallten. 2 von denen wurden dabei sehr schwer verletzt und mussten per Hubschrauber in eine Unfallklinik geflogen werden. Der Radsport ist in letzter Zeit ja in aller Munde, wegen der anhaltenden Dopingskandale, was ich persönlich ein wenig schade finde. Ich bin zwar kein wirklicher Fan dieser Sportart, aber man kann es vielleicht so ausdrücken, dass diese Sportart mir von allen Sportarten, die ständig in den Medien auftauchen, noch am besten gefällt. Ich glaube vor einigen Jahren hatte ich Ihnen schon mal meine Ansichten über die ganzen überbewerteten Sportberichte in den Medien geschrieben. Diesen ganzen Fußballkäse kann man ja wirklich nicht mehr hören und sehen, überall hirnrissiger Fußball, es kotzt einen an. Doch ich will dieses Fass hier nicht erneut aufmachen, weil eigentlich jedes Wort, welches man darüber verliert, zu schade ist. Aber den Radsport und seine Berichte im Fernsehen konnte ich immer besser leiden, als die anderen Sportberichte, weil man dabei auch als Betrachter etwas von der oftmals schönen Landschaft mitbekommt. Wissen Sie, die Sportergebnisse, welcher Radler dort welches Trikot geholt hat, waren mir immer egal, aber das Miterleben der vorbeiziehenden Landschaft und oft auch die schönen Luftaufnahmen dabei fand ich immer sehenswert.
Viele Erkundungen standen jüngst wieder auf dem Programm. Vor einiger Zeit hatte ich Ihnen, u.a. mit Fotos von den alten unterirdischen Gängen mal berichtet, die von unserem Hauskeller abgehen. Damals hatten wir uns ab einer bestimmten Stelle nicht mehr weiter getraut. Sie ahnen sicher, dass uns das auf längere Sicht jedoch keine Ruhe gelassen hat. Nach dem ersten langen Kellergang, der ja noch auf unsere Kosten beleuchtbar ist, folgt eine Abzweigung, der wir damals nach rechts folgten. Dieses mal haben wir die linke Abzweigung gewählt, obwohl dort schon nach wenigen Metern Wasser auf dem Fußboden stand. Der Weg hat sich gelohnt, denn nach ein paar Metern endete das Wasser vorwiegend und es ging größtenteils trocken weiter. Nach vielleicht geschätzten 50 bis 70 Metern folgte eine rostige Eisentür, die wir öffneten und die sich auch erstaunlich leicht öffnen ließ. Da staunten wir wirklich nicht übel, dahinter verbarg sich das, was Sie auf dem Bild fabrik-keller062 sehen.
Fabrik-keller062: eine Treppe nach oben und ein Schacht nach unten
Wir befanden uns da tatsächlich schon in einem Kellerraum, der sich unter einer der vorderen alten Fabrikhallen befindet. Unser Staunen nahm noch drastisch zu, als dort das Licht anging, nachdem ich mehr aus Spaß auf einen alten, klapprigen Lichtschalter an der Wand drückte. Also ist dort auch noch Strom vorhanden und das hoffentlich nicht auf unsere Kosten. Letzteres konnten wir allerdings noch nicht abklären. Was neben der Treppe aussieht, wie ein Keller - Gitterverschlag ist nicht etwa ein abgetrennter Kellerraum, sondern dahinter verbirgt sich eine Art Aufzugschacht, der noch weiter in die Tiefe führt. Daneben befindet sich sogar ein kleiner Kasten mit 4 Druckknöpfen, von denen der oberste grün leuchtet und der unterste rot. Also muss da ja auch noch etwas in Betrieb sein. Auf dem Boden stand dort ein wenig Wasser, welches vermutlich aus einem benachbarten Kellerraum rübergelaufen ist, wo ganz offensichtlich einige Rohrleitungen geborsten sind. Weiterhin führt ein abgebrochenes dickes Rohr durch diesen Kellerboden nach unten. Geht man die Treppe nach oben, dann kommt man in der Halle aus, die Sie auf dem Foto fabrik-innen628 sehen. Rechts unten im Bild sieht man noch so gerade die Treppe von unten hochkommen. In diesem Hallenteil waren wir noch nie und das verwirrte uns zunächst etwas, da wir bis dahin fest im Glauben waren, mittlerweile schon irgendwann wenigstens ein mal in jedem Hallenraum gewesen zu sein, zumal dieser Hallenraum nicht übermäßig weit von unserem Haus weg liegt. Fabrik-innen628: eine Halle, in der wir bislang noch nie waren. Rechts kommt die Treppe aus dem Keller hoch, die Sie auch auf dem obigen Foto von unten sehen.
Beim weiteren Herumschlendern in diesem Hallenteil fanden wir dann schnell heraus, dass wir uns in einem seitlichen Anbau der Haupthalle befanden. Einige Räume weiter stießen wir auf eine Art ehemalige Werkstatt, wo wohl früher mal irgendwelche Teile an langen Werktischen repariert wurden. Recht rostig geht es dort heute zu und es wirkt so, als hätten die Arbeiter vor rund 20 Jahren dort alles fallen gelassen und wären nachhause gegangen. Dort liegen auf zahlreichen Werkbänken noch etliche Apparate oder Maschinenteile aus dickem Eisenguss, an denen wohl noch bis zum letzten Tag gearbeitet wurde.
Auch die Landschaft in unserer näheren Umgebung haben wir in den letzten Wochen wieder verstärkt erkundet. U.a. waren wir wieder an der weit westlich liegenden verfallenen Villa vorbei gewandert und dann von dort aus weiter in südliche Richtung abgebogen, wo wir bislang noch nie waren. Wie für diese Landschaft typisch, folgen immer wieder kleine Waldhain - Abschnitte, die von meist etwas längeren, leicht hügeligen Feld- und Wiesenflächen unterbrochen werden. Im nach der Villa folgenden zweiten Waldhain entdeckten wir dann erneut Überreste eines alten Gemäuers. Das sehen Sie auf dem Foto mauerwerksreste3. Mauerwerksreste3: Ruine eines sehr alten Gemäuers, vermutlich einer ehemaligen Kirche
Kayla meinte gleich, dass es vermutlich die Reste einer alten Kirche oder eines ähnlichen Bauwerks sein dürften. Dicht umwachsen von kräftigen Laubbäumen und direkt hinter dem Gebäuderest geht es etwa 20 m schluchtartig in die Tiefe, wo dann unten ein kleiner, idyllisch schöner Wildbach im dunklen Wald daher fließt. Rund 150 m vor dieser Ruine befindet sich links ein wohl früher mal künstlich angelegter Weiher, den Sie auf dem Bild weiher1 sehen. Weiher1: ein sehr lang gezogener künstlich angelegter Weiher
Dieser recht stattliche Weiher wird von alten, stabilen Sandsteinmauern umfasst, die teils schon selbst bewachsen sind, aber eine längs neben dem Weiher befindliche Rasenfläche wird wohl heute noch gepflegt, denn die war eindeutig frisch gemäht, was man auch auf dem Bild bei genauer Betrachtung grob erkennt. Dieser Weiher ist schätzungsweise 20 m breit und 200 m lang. In welchem Zusammenhang der Weiher und die Ruine stehen, weiß ich nicht, aber einen Zusammenhang muss es wohl geben. Da hinter der Ruine wegen der Schlucht kein Fortkommen mehr war, änderten wir unsere Wanderrichtung wieder von südlich mehr in westlich um, und gelangten dann entlang des Weihers vielleicht in einem knappen Kilometer Entfernung auf eine hübsche kleine Landstraße, die Sie auf dem Foto Landstraße6 sehen. Es wurde jedoch relativ schnell sehr schwül an dem Tag und Kayla meinte, dass sich offensichtlich heftige Gewitter zusammenbrauen würden. Landstraße6: eine idyllische kleine Straße, die sich zwischen den einzelnen Waldhain-Gruppen von Dorf zu Dorf schlängelt.
Ich glaubte das zunächst nicht, weil man weit und breit kein einziges Wölkchen am Himmel sehen konnte. Allerdings hatte das Himmelblau irgendwie eine etwas andere Tönung als sonst. So bestand die Überlegung darin, ob wir es riskieren sollten, entlang dieser hübschen Landstraße weiter bis zum nächsten Dorf zu wandern, dessen erste Häuser man schon hinter einem weiteren Waldhain aus der Ferne erblicken konnte, oder ob es sinnvoller sei, auf dem kürzesten Weg nach Hause zu wandern, um vor einem eventuellen Gewitter wieder daheim zu sein. Nun muss man dazu anmerken, dass wir an dieser Stelle sicherlich schon 7 bis 10 km von zuhause entfernt waren, also ein Rückmarsch auch nicht in ein paar Minuten zu bewältigen war. Ich plädierte für weiter in Richtung des Dorfes zu wandern, alleine schon aus Neugierde, um festzustellen, um welches Dorf es sich dabei überhaupt handelt, denn wir hatten da überhaupt keinen blassen Schimmer und ehrlich gesagt ein wenig die Orientierung verloren, weil man mal westlich, dann südlich, dann wieder westlich und dann wieder südwestlich gewandert war und das alles ohne Plan. Den gleichen Rückweg hätten wir aber problemlos wieder hinbekommen, so ist es nicht, weil wir dann immer markanten Punkten folgen, die wir uns beim aktuellen Wandern selbst einprägen. Kayla hielt vom Weiterwandern rein gar nichts, eben wegen der von ihr vermuteten drastischen Gewittergefahr. So einigten wir uns ohne lange Diskussion darauf, den gleichen Weg, in nun relativ eiligem Schritt, zurück zu wandern. Das lief auch soweit alles ganz gut, aber als wir ungefähr bis in Höhe der alten verfallenen Villa gekommen waren, von der ich Ihnen damals schon mal Fotos beisteuerte, wurde es plötzlich sehr dunkel und windig. Ein Blick gen Himmel ließ nichts Gutes erahnen, denn jetzt türmten sich dort erdrückende schwarzgraublaue Gewitterwolken in endloser Anzahl. Man hörte auch schon aus der Ferne leise das Donnergrollen. So verstärkten wir unsere Schrittzahl, denn von der Villa sind es immer noch ein paar Kilometer bis zu unserem Haus. Ungefähr bis in Höhe der Regenwasserbehälterfirma sind wir dann auch noch trockenen Fußes gekommen, von dort sind es vielleicht noch, im Vergleich zur Gesamtstrecke, lächerliche 700 m bis zu unserem Haus, aber Sie glauben nicht, wie lang einem 700 m vorkommen können. Schlagartig goss es wie aus Kübeln und Badewannen zugleich, ein regelrecht warmer Regen strömte auf uns herab. Ganze Schwimmbecken schienen sich über unseren Köpfen zu entleeren und ein Gewitter fegte umher, wo man wirklich schon fast Furcht bekommen musste, bald vom Blitz durch Verdampfung eliminiert zu werden. Wäre es nur der Starkregen alleine gewesen, dann wären wir ab diesem Moment gemütlich, ja fast schon fröhlich weiter nach Hause geschlendert, denn klatschnass bis auf die Haut waren wir schon und nasser als nass kann man ja wohl nicht werden. Durch die enorme Schwüle tat das Wasser sogar irgendwie richtig gut, aber im Gewitter ist mit so etwas nicht zu spaßen und man wünscht sich bei einem solchen Gewitter schon die schützende Sicherheit eines Hauses. So rannten wir, was das Zeug hielt. Einmal abgesehen von der totalen Nässe schafften wir es dann doch noch problemlos nachhause. Das heißt ein Problem zeigte sich erst später. Wir hatten ja beide unsere Digitalkameras mit auf den Spaziergang genommen. Bei dem Regen war es völlig unmöglich, die trocken zu halten und ehrlich, wir haben bei dem Wetter auch keinen Gedanken an die Kameras verschwendet, sondern der einzige Gedanke hieß nur noch: nach Haus! So waren beide Kameras auch tüchtig nass geworden. Kaylas teurer Minolta hat das aber rein gar nichts ausgemacht. Meine Billigkamera hingegen macht seither wieder nur noch Schwarzweiß - Fotos. Ich habe mich schon ziemlich darüber geärgert, weil sie ansonsten in der letzten Zeit doch wieder recht gut funktioniert hatte. So sehen Sie, dass die Erkundungen der Umgebung hier längst noch nicht alle durch sind. Man mag denken, dass wir doch inzwischen jeden Stein hier in der Gegend kennen müssten, aber das ist keineswegs so. Wir kennen nun schon viel, aber ich würde mal schätzen, dass es noch nicht einmal die Hälfte aller interessanten Sachen ist, die es hier im Umkreis von vielleicht 15 km gibt. Hinzu gesellt sich die Frage, ob es nicht für den Anfang sinnvoller wäre, die meisten Erkundungen per Fahrrad zu unternehmen, weil man damit mit beinahe gleicher Anschaulichkeit in kürzerer Zeit größere Strecken und Gebiete besuchen kann. Natürlich haben wir so auch vieles mit dem Fahrrad erkundet, aber es gibt hier viele Feld- und Waldwege sowie Bereiche zu erkunden, die sozusagen halb zugewachsen sind, weil kaum noch Leute dort hin kommen, und da kommt man zu Fuß doch deutlich besser durch. Zudem gibt's immer wieder mal verlassene Gebäude oder Anlagen, die wir auch gerne von innen erkunden und dann müsste man die Fahrräder draußen unbeobachtet irgendwo abstellen, was uns zu riskant ist. Man kann sagen, wir splitten das inzwischen aber auf, das heißt, die reinen flächigeren Landschaftserkundungen machen wir größtenteils per Fahrrad und die, wo wir schon erwarten, dass es über kleine verwucherte Wege geht oder wo wir sehenswerte alte Anlagen und Gebäude vermuten, die werden zu Fuß in Angriff genommen. Allerdings gerade bei solchen Erkundungen entdeckt man zu Fuß immer noch am meisten, oftmals Dinge, die man vom Fahrrad aus so gar nicht wahrgenommen hätte.
Für einen Tag stand ein Ausflug in unsere alte Heimatstadt Stuttgart auf dem Programm. Ich will nicht sagen, dass es in einer Anwandlung von Melancholie oder Vergangenheitsbewältigung geschah, es war mehr ein spontaner Einfall oder eine fixe Idee. Wir haben dabei noch mal gezielt einige Anlaufpunkte unserer gemeinsamen Stuttgarter Zeit angesteuert. Zuerst das große Mietshaus, in dem ich bereits vor Kaylas Zeit lange gewohnt hatte, wo wir dann aber auch schon eine zeitlang gemeinsam wohnten. Die Schweizer Gesellschaft, die das dann gekauft hatte, hat mittlerweile dort soviel umgestalten lassen, dass man Mühe hat, alles wieder zu erkennen. Die große Rasenfläche hinter dem Häuserblock, die ich zeitweise als Hilfshausmeister zu mähen hatte, ist jetzt total umgestaltet worden. In einem Bereich davon hat man einen eigenwilligen Neubau hochgezogen, der unten einige Garagen beinhaltet und darüber dehnen sich 2 relativ flache Stockwerke in Stahl-Leichtbauweise aus, in denen insgesamt weitere 12 sehr kleine Wohnungen geschaffen wurden. Wie zu erfahren war, werden die vorwiegend an Studenten vermietet. Diese sehr kleinen Wohnungen sollen je eine Gesamtwohnfläche von unter 20 m² haben, was man sich gar nicht richtig vorstellen kann. Einen einzigen der alten Mieter traf ich am Haus noch wieder. Mit dem habe ich mich dann etwas unterhalten. Er sagte, dass dort überhaupt nichts mehr so sei, wie früher. Die Häuser sind auch von außen etwas umgestaltet worden, sehen jetzt piksauber aus, aber die größten Umgestaltungen waren innen. Alle Wohnungen wurden total umgeändert, drastisch modernisiert und dieser Mieter wohnt zwar heute noch in dem Haus, aber nicht mehr in der gleichen Wohnung, in der er früher schon 17 Jahre gewohnt hatte. Da sich seine frühere Wohnung gut zur Zusammenlegung mit der Nachbarwohnung eignete, wurde die für ihn danach viel zu teuer. Man hatte ihm dann das Angebot gemacht, in eine andere Wohnung im 2 Stock zu übersiedeln, was er dann auch angenommen hatte. Diese Wohnung ist wirklich hochmodern, aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass sie kleiner und viel teurer ist. Er sagte mir, dass er das Angebot nur deshalb angenommen habe, weil er zu bequem war, sich anderswo eine neue Wohnung zu suchen und weil er unbedingt in der Gegend bleiben wollte. Er hatte früher eine Wohnung mit immerhin rund 60 m² Wohnfläche, jetzt begnügt er sich mit 42 m² und zahlt an Miete etwa 50 % mehr, als früher. Kayla und ich, wir hatten dort ja früher jeder eine Wohnung mit nur rund 35 m², da wären sicher keine Verkleinerungen mehr möglich gewesen. Im Gegenteil, alle kleinen Wohnungen in diesem Stockwerk hat man mit ihrer jeweiligen Nachbarwohnung zu einer größeren Wohnung mit dann rund 70 m² zusammengelegt. Ich sage es ehrlich, dort möchte ich heute keinesfalls mehr wohnen, obwohl ich zurückbetrachtet in diesem Haus am liebsten gewohnt hatte, jedenfalls in meiner Stuttgarter Zeit. Der heutige Zustand und die heutigen Umstände dort haben rein gar nichts mehr damit gemeinsam, wie das noch vor knapp 2 Jahren war. Mir schoss immer wieder nur ein Gedanke durch den Kopf, nämlich der daran, wie schnelllebig unsere Zeit heute doch geworden ist. Danach folgte ein Abstecher zu dem früheren Campingplatzgelände. Sie werden lachen, aber ich bin daran mindestens 2 mal vorbei gefahren ohne es gefunden zu haben, weil es dort heute so total anders aussieht. Nicht nur das Gelände selbst sieht total anders aus, weil es vorne bereits neu bebaut ist, vorwiegend mit Gebäuden im Rohbau, die wir noch gar nicht kannten und noch nie gesehen hatten, auch die ganzen Zufahrten hat man geändert. Früher war das eine ruhige Sackgasse, jetzt hingegen hat man daraus eine richtige Durchgangsstraße gemacht, die quasi quer über das ehemalige Campingplatzgelände führt und 2 zuvor voneinander getrennte Stadtbereiche miteinander verbindet. Neben dieser neuen Straße reiht sich eine Großbaustelle an die andere. An exakt der Stelle, wo noch vor relativ kurzer Zeit unsere Mobilheime standen, befinden sich jetzt schon die Fundamente eines größeren Hauses mit Tiefgarage. Die Zustände dort sind einfach unerträglich, man würde dort heute wahnsinnig. Aber ich habe dort auch auf den anderen ehemaligen Campingplatzparzellen keinen einzigen Wohnwagen mehr entdeckt. Man findet überhaupt keine Relikte mehr, die daran erinnern, dass dort vor einem Jahr noch ein Campingplatz war. Selbst das frühere, fest gemauerte, bungalowähnliche Haus der Campingplatzverwaltung wurde inzwischen doch abgebaggert und dort befindet sich eine offene Baugrube, und das obwohl bis zuletzt immer gesagt wurde, dass dieses Häuslein bereits an einen Privatmann verkauft worden sei. Es hieß damals, das würde nicht abgerissen, sondern mit einer Mauer vom Rest des Geländes getrennt und der neue Eigentümer baue es dann als reines Einfamilienhaus zum Wohnen um. Wie gesagt, alles weg, alles schon Geschichte. Danach folgte dann ein Abstecher zu dem Haus, wo wir zuletzt gewohnt hatten, Sie erinnern sich, das aufwändige Haus mit der schrägen Innenraumaufteilung und der Tiefgarage unter dem unterkellerten Rasengarten hinter dem Haus. Darin wohnt jetzt kein einziger mehr, denn dort stehen nur Fahrzeuge einer Baufirma. Derzeit wird das ganze Haus entkernt, wie man so sagt, alle schönen schrägen Zwischenwände wurden rausgerissen, ebenso alle Fenster und Türen, obwohl diese ganzen Sachen ja erst ein paar Jahre alt waren, vielleicht 3 oder allerhöchstens 5 Jahre. Wir würden sagen, Verschwendung pur, aber solche Leute denken und rechnen da völlig anders. Wenn man das alles so betrachtet, dann tut es richtig gut, man kann sich beruhigt in den Sessel der Geschichte zurücklehnen und froh sein, dass wir eigentlich mit der heutigen Situation das große Los gezogen haben. Das sage ich so, weil es im Vergleich zu den Möglichkeiten des Verbleibs an den früheren Wirkungsstätten wirklich so ist, keineswegs mit der Absicht anzugeben, obwohl es vielleicht ein wenig den Anschein erweckt. Es gibt nichts besseres, als im eigenen Haus zu leben, dort gibt es nur dann Änderungen, wenn man sie selbst will und nicht, wenn irgendwelche Gesellschaftsfuzzis oder sonstige Hirnakrobaten auf geistreiche Ideen kommen. Was die stark gefürchtete Kostenseite betrifft, so kann ich nur sagen, dass die laufenden Kosten für unser im Vergleich immens großes Haus in ihrer Summe bislang um etwa 25 % niedriger liegen, als die Kosten in der Mietwohnung. Nein, wir haben Glück gehabt in dieser Sache, das kann man nicht anders sagen. Dazu trägt natürlich auch bei, dass wir uns das zuvor absolut richtig überlegt hatten, in dem wir in eine solch „billige" und eher unbekannte Gegend gezogen sind. Der Begriff „unbekannt" erhält dadurch eine völlig neue, rein positive Bedeutung, während er sonst eher negativ besetzt ist. Ich glaube, dass uns ein vergleichbares Anwesen im Raum Stuttgart finanziell das Genick gebrochen hätte, eben weil das dort erheblich teurer ist. So war dieser Besuch an den alten Wirkungsstätten in gewisser Weise eine Art Balsam für unsere Seelen, weil er uns bestätigte, alles richtig gemacht zu haben und dass wir auf diese Weise vielem Ungemach aus dem Wege gegangen sind. Gewiss wird mancher sagen, dass wir uns dadurch aber einen Haufen an Arbeit aufgelastet haben und dass wir in dieser Zeit in Stuttgart in einer Mietwohnung uns hätten einen langen Bart wachsen lassen und entspannen können, jedoch wenn man diese Arbeit für sich selbst macht, ist das schon etwas ganz anderes und man empfindet das gar nicht so.
Vor vielleicht einem Monat hatte ich Ihnen geschrieben, dass ein Umweltbeauftragter per Zufall hier den Militärauto - Schrottplatz entdeckt hatte, als er wegen einer anderen Sache hier weilte. Nun hat dieser Ökowurm wohl seine Maschinerie in Gang gesetzt, denn vor etwa einer Woche kam eigens eine Experten - Kommission hierher und begutachtete akribisch das gesamte Areal. Wir haben die ein wenig beobachtet und je mehr die davon sahen, um so mehr schüttelten die ihre Köpfe. Die schienen wohl selbst recht ungläubig zu registrieren, dass es da in unserer heutigen Zeit der scharfen Umweltverordnungen doch tatsächlich einer geschafft hat, einen solchen riesigen Berg an alten Autos und sonstigen Fahrzeugen draußen im Freien anzuhäufen und das über mindestens 15 Jahre lang, ohne dass es bislang irgend einer Umweltbehörde oder „grünen Naturfreunden" aufgefallen ist. Diese Experten notierten auf Vordrucken mit Skizzen jedes einzelne Auto, sogar jedes Einzelteil, was da irgendwie und irgendwo steht oder liegt. Dann wird jedes Teil aus jeder Perspektive fotografiert. Diese Umweltexperten sind vorwiegend junge Schnösel, um mal diesen etwas abgetragenen Begriff zu malträtieren, und machten auf mich keinen sonderlich glaubwürdigen und schon gleich gar keinen wirklich kompetenten Eindruck. Das wirkt mehr, wie eine aufgewühlte Arbeitsgemeinschaft von etwas groß geratenen Schülern. Ich halte die mehr für Freunde des blinden Aktionismus, die sich wichtig vorkommen, wenn sie irgendwas machen, egal was. Wir haben ein wenig mit denen geredet und der Leiter dieser etwas fragwürdigen Expertengruppe war sehr auskunftsfreudig, zumal er sich selbst dadurch im Gegenzug auch weitere Fakten, die er noch nicht kannte, von uns erhoffte. Dadurch erfuhren wir dann auch ein wenig über den Besitzer und damaligen Sammler dieser Autos. Der soll also wirklich das ganze Areal, worauf früher eine kleine Kalimine stand, die schon zuvor abgerissen wurde, zunächst für einen Spottpreis erworben haben. Dann begann der die Fahrzeuge dort anzuhäufen, teils um eine eigene Sammlung daraus aufzubauen, teils aber auch, um ein wenig Handel damit zu betreiben. Das muss alles so ungefähr 1992 gewesen sein, vielleicht auch schon etwas früher. Gewohnt haben soll der Mann übrigens damals in Bretten, was ja auch nicht übermäßig weit weg von hier ist, vielleicht 15 km. Wegen einer Geschichte, die mit diesen Fahrzeugangelegenheiten und diesem Grundstück aber überhaupt nichts zu tun hat, sei er dann ungefähr 1995 verhaftet worden. Es folgte wohl eine Verurteilung zu ein paar Jahren Gefängnis, worum es dabei aber ging, das wurde im Geheimen gelassen. In den vielleicht 4 Jahren im Gefängnis habe er sich aber total verändert. Danach sei ihm wohl alles egal gewesen und er hat sich um nichts mehr gekümmert, auch nicht mehr um diesen Militärauto - Schrottplatz, der nach wie vor offiziell ihm gehören soll. Er sei dann irgendwo hin ins Ausland gezogen, es wurde gesagt wahrscheinlich nach Frankreich oder Belgien, und dann habe man nichts mehr von ihm gehört. Nun bin ich der Meinung, dass der für das riesige Gelände, welches sicherlich mehr als 20.000 m² Fläche umfasst, vermutlich doch auch Steuern zahlen muss. Wenn er sich um gar nichts kümmert und es würden keine Steuern gezahlt, was passiert dann? Ich weiß nicht, ob bei entsprechend hoher Steuerschuld durch jahrelange Versäumnisse der Zahlung, solch ein Grundstück einfach enteignet werden kann oder wie das dann läuft, aber die Gemeindeverwaltung wird doch vermutlich nicht über Jahre untätig zusehen, wenn ihre Forderungen nicht beglichen werden. Selbstverständlich weiß ich nicht, wie der verschwundene Eigentümer das gelöst hat, vielleicht werden diese Abgaben ja auch automatisch weiter von einem Konto abgebucht, welches nach wie vor gedeckt ist und so hat die Gemeinde keinen Grund einzuschreiten, aber sehr komisch ist das alles schon, wenn man sagt, der war schon mindestens 15 Jahre lang nicht mehr hier, aber trotzdem gehört das dem noch, jedoch keiner weiß, wo der abgeblieben ist. Wenn doch einer gar kein Interesse mehr an einer Sache hat und sich um nichts mehr kümmert, dann wird er doch nicht trotzdem noch Steuern oder sonstige Gebühren über Jahre hinaus dafür bezahlen, das wäre doch unlogisch. Wie dem auch sei, die „Experten" haben in dem Areal eine neue verantwortungsvolle Aufgabe entdeckt, vor allem um ihr eigenes Image aufzupolieren und kamen gleich an 4 aufeinander folgenden Tagen wieder, um alles zu erfassen und große Pläne zu schmieden. Wirklich geändert hat sich bislang jedoch nichts, außer dass die Unkrautüberwucherungen durch die massenhaft einfallenden Experten - Rudel inzwischen größtenteils platt getreten sind, das fällt gleich von weitem auf. Bislang wucherte dort alles ziel- und planlos in die Höhe und da springt einem gleich ins Auge, wenn das von zig Leuten tagelang plattgelaufen wurde. Der Stand der Dinge ist nun wohl der, dass alle Fahrzeuge und Teile abtransportiert werden sollen. Dann soll der Boden geprüft werden, ob und wie stark er verseucht ist, insbesondere von auslaufenden Ölen und Kraftstoffen und bei Bedarf mit einer entsprechenden Sanierung begonnen werden. Das alles kostet viel Geld und so sind die Experten immerhin auf die Idee gekommen, so viel wie möglich der Unkosten dadurch zu decken, dass man die alten Fahrzeuge vielleicht noch gewinnbringend verkauft oder wenigstens den zu finden, der den besten Schrottpreis dafür zahlt. So mühen die sich also jetzt erst einmal ab, einen möglichst ertragreichen Verkauf der Sachen einzuleiten, was aber wohl schon auf rechtliche Probleme stößt, denn die können normalerweise nicht einfach Fahrzeuge verkaufen, die ihnen gar nicht gehören, wo kämen wir da hin? Jedenfalls sollen Gemeindevertreter schon davor gewarnt haben, diese Sachen ohne einen rechtlichen Beschluss anzutasten und dass sie dabei keinesfalls ihre Zustimmung geben würden. Das bedeutet aber, dass wohl irgendwie zunächst ein Gericht entscheiden muss, ob die Entsorgung der Altautos überhaupt erfolgen darf. Nur das wird wieder schwierig, weil man dazu den rechtmäßigen Eigentümer erst mal zu fassen kriegen müsste, da er an einer solchen Verhandlung teilnehmen muss. Mit anderen Worten, die „Experten" brennen nun vor Tatendrang, können diesen aber nicht ausleben. Deren Leiter sagte mir schon, dass man jedoch nicht tatenlos zusehen werde, wie sich möglicherweise ein Gerichtsverfahren über Jahre hinziehe und solange weiter die Umwelt in Gefahr sei. Da müsse aus umweltpolitischer Sicht eben eine Art Räumungsverfügung her, eine Möglichkeit, die es auch gibt und die bei schlimmen Gefahren für die Umwelt binnen 2 Tagen zu beschaffen sei. Der Unterschied dabei sei aber wohl, dass die Fahrzeuge dann nicht einfach entsorgt oder verkauft werden könnten, sondern quasi irgendwo eine gewisse Zeit lang fachgerecht eingelagert werden müssten, bis man mit dem wahren Eigentümer geklärt habe, wie mit seinem Eigentum weiter zu verfahren sei. Die ganzen Unkosten davon würde man dann dem Eigentümer in Rechnung stellen, da er mit der unsachgemäßen Abstellung der Wagen die Ursache für dieses Vorgehen verschuldet habe. Nur da schließt sich wieder der Kreis, denn dazu müsste man den Mann erst ein mal finden. Nun will ich hier für keinen direkt Partei ergreifen, weil ich den wahren Eigentümer selbst nicht kenne, aber diese Ökobeamten das sind die Schlimmsten. Die würden am liebsten die ganze Welt mit einem dichten Netz von Ökospionen überziehen, quasi einer Art Öko- Stasi und derart viele Bestimmungen erfinden, dass deren schriftliche Darlegung soviel Platz verschlingen würde, dass man zu deren Unterbringung das gesamte U- Bahnnetz von Berlin mit Aktenordnern voll laden müsste. Jeder Mist müsste extra beantragt werden und zuvor auf seine Umweltverträglichkeit überprüft werden. Das letzte menschliche Leben auf diesem Planeten würde bald erstarren, weil es im Sumpf der Ökobestimmungen ersticken würde. Kayla und ich, wir hatten schon die Befürchtung, dass diese Öko-Amtsschimmel sich bei der Gelegenheit auch hier an der alten brachliegenden Fabrik stören werden und für deren baldigen Abriss sorgen, nur damit dort auch noch Lebensraum für ein paar blöde Würmer und scheiß Insekten entsteht, von denen wir ohnehin schon viel zu viele haben. So wie es aussieht, haben die sich aber zum Glück bislang an der Fabrik nicht gestört. Ich meine, ich habe dem Leiter von denen, mit dem ich ja schon öfters gesprochen habe, nie gesagt, was ich wirklich von denen und ihrem Ökowahn halte, sonst würde der mit mir kein Wort mehr wechseln und wir würden nicht mehr erfahren, was dort nun genau vor sich geht. Der Rentner hatte neulich bei einem Plausch schon zu mir gesagt, dass er diese „Öko - Experten" teils für verrückte Leute hält, die einen Sprung in der Schüssel hätten. Diese Erkenntnis hatte er gewonnen, als 2 von denen ihn aufsuchten, um ihn über den Militärauto - Schrottplatz auszufragen.
Am letzten Dienstag kam hier ein relativ teurer Mercedes vorgefahren, ein größeres neues Modell, von der Sorte, die preislich schon sicher in die Nähe von 80.000 Euro kommt. Der fuhr zuerst in die Einfahrt der Fabrik, wo aber ja kein Weiterkommen ist, da die Einfahrtstore fest verschlossen sind. Dann wendete er und parkte einfach unsere Einfahrt zu. Ein vielleicht 50jähriger Mann stieg aus und ich dachte zuerst, dass er zu uns klingeln kommt, aber er wanderte dann in südwestlicher Richtung immer an der Fabrikmauer entlang, stets mit einem kritischen Blick in Richtung Fabrik gewandt. Solch ein Idiot, hier ist doch wirklich überall breit und satt Platz genug, um am Straßenrand so zu parken, dass man keinen zuparkt, aber ausgerechnet bei uns in der Einfahrt muss dieser Schwachkopf seinen motorisierten Tresor abstellen. Während ich noch überlegte, ob ich dem Bescheid geben soll, dass er woanders parkt, hatte Kayla schon die Türklinke in der Hand und eilte raus, um dem nachzurufen, dass er seinen Wagen woanders parken soll, da wir sonst mit unserem Wagen nicht rausfahren könnten. Mit missmutigem Gesicht kam er dann träge zurück geschlendert und meinte, dass er davon ausgegangen sei, dass in unserem Haus keiner mehr wohne und dass es zur leerstehenden Fabrik gehöre. Nun ja, solch einen Irrtum kann man eigentlich verzeihen, aber der muss schon ganz schön blind (oder blöd) gewesen sein, wenn er nicht bemerkt haben will, dass hier aktiv noch jemand wohnt, da ja besonders vorne zur Straße hin nun doch alles relativ gepflegt aussieht und auch sonst alles den Anschein erweckt, dass es bewohnt ist. Ich gesellte mich hinzu und er fragte uns dann, ob wir nicht wüssten, wo es vielleicht eine offene Einfahrt auf das Fabrikgelände geben würde. Wir meinten darauf nur einhellig, dass es keine offene Einfahrt gibt und schoben die Frage nach, was er denn dort wolle. Dann schaute er uns kritisch an und meinte, darüber könne er nicht reden. Er setzte sich in sein teures Auto, startete es und setze den Wagen dann weiter rüber, mitten in die Einfahrt zur Fabrik. Wenn dort einer hätte reinfahren wollen, hätte das nicht gegangen, aber nun muss man damit hier sicher nicht rechnen, aber theoretisch könnte es ja sein. Also wenn ich irgendwo parke, dann schaue ich immer, dass ich möglichst keinen behindere und schon gleich gar keine Einfahrt zuparke, insbesondere dann nicht, wenn genügend andere Möglichkeiten bestehen, aber dieser Kerl schien wohl ein Spezialist fürs Zuparken von Einfahrten zu sein. Wahrscheinlich einer von den Typen mit der Lebenseinstellung: Hoppla, jetzt komm ich! Von dort kam er dann aber wieder träge zurück zu uns geschlendert, packte ein Metalletui aus, welches aus mehreren verbundenen Metallröhrchen bestand, zog davon eine Kappe ab und bot uns daraus Zigarren zum Rauchen an, mit den Worten: „Na stecken wir uns erst mal ne gute Zigarre an! Da! Bedienen Sie sich ruhig, echte Menhuras aus Cuba oder so ähnlich, das Stück zu 8 Euro! Natürlich für Sie kostenlos!" Wir winkten beide kurz und bündig mit dem Wort „Nichtraucher!" ab. Dann zuckte er nur milde mit den Schulten, steckte sich selbst eine solche Zigarre in den Mund und meinte: „Na dann eben nicht, sie wissen gar nicht, was sie verpassen!" Mit einem eigenartigen Spezialfeuerzeug zündete er sich den Bengel von Zigarre an. Wissen Sie, ich bin ja eingefleischter Nichtraucher, nicht von der militanten Sorte, ich kann Raucher gut dulden, solange sie mir nicht die Bude voll qualmen oder mir ihren Mief ins Gesicht blasen, aber Zigarrenrauch in geringen Mengen, den Geruch den mag ich durchaus gerne, nicht als Raucher, sondern nur so zum Riechen in der Luft. Das riecht irgendwie feierlich, sage ich immer. Vielleicht liegt das aber auch nur an Erinnerungen aus der Kindheit, denn früher in meiner Kindheit kam immer Sonntags oder an Feiertagen ein Opa zu einem Plausch zu Besuch, der sich eine wohlriechende Zigarre ansteckte, aber das ist sicher schon über 50 Jahre her, es war auch kein richtiger Opa mit verwandtschaftlichem Grad, aber wir nannten den immer so. Doch zurück zu dem plötzlich spendablen Mercedes-Fahrer hier. Der wollte dann von uns wissen, ob diese Fabrik hier nicht vielleicht zum Verkauf stünde. Ich zuckte nur die Schultern und meinte, dass ich es nicht wisse. „Ah kommen sie, als wenn sie nicht wüssten, was hier los ist, sie wohnen doch hier....", murrte er dann mit angehobener Stimme etwas abweisend und hochnäsig zugleich. Ich fragte ihn dann, aus welchem Grund ich ihm da etwas Falsches erzählen sollte, aber ich wisse halt nicht, ob das zum Verkauf steht oder nicht. Er grinste dann etwas blöde, winkte nur mit dem Zeigefinger der rechten Hand, so wie wenn man jemanden ermahnt, sagte fast schon gähnend „Jaja!" und setzte sich dabei zugleich in seinen teuren Schlitten und fuhr davon. Das erschien uns alles etwas seltsam, denn wie ein wirklicher möglicher Kaufinteressent kam uns der Heini nicht vor. Kayla meinte schon, ob das nicht vielleicht der wirkliche Eigentümer des Fabrikareals war, der uns nur testen wollte, ob wir einen geheimen Eingang dorthin kennen. Sie fand, dass er ja wohl reich genug dafür sein könne, um als Eigentümer von so was herzuhalten. Das glaube ich allerdings nicht. Zudem sind gerade unter den Fahrern solch teurer Schlitten die wenigsten Leute wirklich reich. Diese Erkenntnis ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern mein Autobekannter sagte nämlich mal, dass gerade diese Luxusschlitten zu weit über 80 % gar nicht den Fahrern gehören würden, sondern über Kredite finanziert sind oder es sind Leasing - Fahrzeuge, Firmenfahrzeuge oder Kombinationen daraus und der muss es ja wissen. Er meinte sogar mal, dass die meisten Leute, die wirklich relativ reich sind, oft ein stinknormales Auto fahren würden, weil die es gar nicht nötig haben, nur um vor anderen zu protzen einen dicken Luxusschlitten zu fahren, die stehen gewissermaßen über solchen inhaltslosen Blähfassaden. Also gehören diese teuren Wagen oft diesen Leuten gar nicht, die sich damit künstlich aufblasen und wichtig machen, alles Luftnummern, hohle Luftnummern, die genau betrachtet ihre Profilneurose auf Kosten anderer damit ausbügeln. Deren Wagen gehören vielleicht sogar mehr mir, als denen selbst, sofern ich ein Kunde mit positiven Einlagen bei der gleichen Bank bin, wo der den Karren finanziert hat. So enttarnt wirken solche Menschen dann gleich wie nackige Läuse, nein, gerade wie ein lächerlicher Gartenzwerg. Aber was soll's, wir leben halt in einer Zeit der Luftnummern und der aufgebauschten Fassaden sowie von Hohlfiguren, Muster ohne Wert, wenn man so will.
Es ist doch immer mal wieder interessant zu sehen, wie sich im Laufe der letzten 50 Jahre die Preise für verschiedene Dinge verändert haben. Bei den ersten Vorbereitungen für spätere Renovierungsarbeiten auf dem Dachboden unseres Hauses, haben wir dort in einer Nische eine Art in der Mauer eingelassenen Aktenschrank entdeckt. Das sieht von außen ungefähr so aus, wie eine zu kurz geratene Zimmertür, die in einen Nachbarraum führen könnte. Wie gesagt, in Wirklichkeit verbirgt sich hinter dieser halb hohen Tür ein in die Wand eingelassener Aktenschrank, der vermutlich von den früheren Nutzern des Hauses völlig vergessen wurde, denn er ist randvoll gefüllt mit alten Aktenordnern. Diese beinhalten vornehmlich Rechnungen aus den Jahren von 1949 bis 1966. Dazu muss man wissen, dass das Haus ja früher mal zur Fabrik gehörte und darin Teile der Verwaltungsbüros sowie später eine Betriebsleiterwohnung untergebracht waren, aber ich glaube, das hatte ich schon mal erwähnt. Die arg verstaubten Ordner, die wahrscheinlich vor über 40 Jahren zum letzten mal jemand in der Hand gehalten hat, bilden heute eine aufschlussreiche Vergleichsmöglichkeit für die Entwicklung von Preisen, teils aber auch von Gehältern. Rund 80 % der Ordner beinhalten alte Rechnungen für Sachen, Rohstoffe, aber auch für Geräte, Maschinen und Handwerkerleistungen von Fremdfirmen und es sind sogar Ordner darunter, die die Einkäufe der alten Kantinenküche protokollieren. Da sieht man dann u.a. an Lebensmitteln auch deren Preisentwicklung, was ja für einen Normalbürger ein besonders interessanter, weil nachvollziehbarer Vergleich ist. Ein paar Ordner enthalten alte Gehaltsabrechnungen, ganz offensichtlich von damaligen Mitarbeitern der Firma. Es scheinen aber nur Abrechnungen von einer ganz speziellen Beschäftigtengruppe zu sein. Wir hatten leider noch nicht genug Zeit, das alles genau zu studieren, das ist auch mehr eine Tätigkeit für lange Winterabende, aber einige Stichproben brachten schon Hochinteressantes zutage. Kayla hatte sogar schon den Vorschlag gemacht, dass wir diese alten Rechnungen teils in den Computer einscannen sollten und dann vielleicht sogar im Internet veröffentlichen könnten, so etwas interessiert sicher auch andere Leute. Mal sehen. Jedenfalls kann ich Ihnen da stellvertretend nur einige vielleicht teils auch lustige Beispiele anführen. In den Kantinenbüchern sind u.a. Brötchen vermerkt, die von einer Bäckerei aus Weingarten bezogen wurden. Bei einer Abnahme von 180 Brötchen pro Werktag wurde das Einzelbrötchen 1951 mit 3 Pfennigen angegeben. Ein belegtes Brötchen mit Käse wurde an der Kantinentheke im gleichen Jahr für 32 Pfennige verkauft. Welch ein heute unvorstellbarer Preis. Auch kannte man offensichtlich früher den Hang zu 9er - Preisen noch nicht, also wären die Brötchen ansonsten heute noch ähnlich billig, dann würde man die heute doch nicht für 32 Pfennige, sondern für 39 Pfennige verkaufen. Eine warme Mittagsmalzeit mit Vorsuppe, wie dort angegeben als Beispiel „Salzkartoffeln mit weißer Soße, Spinat und Spiegelei" sowie als Vorsuppe ein Tasse „Ochsenschwanzsuppe", wurde 1954 bei denen mit einem Verkaufspreis von 1,10 DM angegeben. Heute unvorstellbar, selbst für eine preisgünstige Kantine, denn es entspräche ja ungefähr 0,55 Euro für solch ein komplettes Essen. Bei der Gelegenheit ist mir übrigens aufgefallen, dass ich den Namen Ochsenschwanzsuppe schon sicherlich seit über 25 Jahren nicht mehr gehört habe. Früher war die ja immer sehr weit verbreitet, aber irgendwie scheint die wohl im Verlauf der Geschichte untergegangen oder aus der Mode gekommen zu sein. Aber auch andere Sachen zeigen dann wieder einen genau umgekehrten Preisverlauf. So gibt's eine Rechnung über einen Bosch - Kühlschrank aus dem Jahre 1957, der immerhin beachtliche 826 DM kostete. Dafür musste man damals verflucht lange arbeiten, denn die Gehälter lagen ja auch wesentlich niedriger. Oder auch ein Grundig - Radio für das Büro eines Ingenieurs mit dem seltsamen Namen Fritz Heiland wird im Jahre 1956 verbucht mit immerhin beachtlichen 487 DM, wobei noch ausdrücklich auf der Rechnung eines Elektro- und Radiohändlers aus Karlsruhe vermerkt ist, dass es sich um ein Radio mit UKW und 3D- Klang handelt, wobei „mit UKW" noch zweimal unterstrichen ist. Des weiteren ein sehr schönes Beispiel, bei dem sich heutigen Handwerkern die Fußnägel aufrollen würden, wenn sie das hörten. Es ist eine Rechnung aus dem Jahre 1960 dabei, womit eine Firma für Sanitärinstallationen namens Busch aus Karlsruhe die Kosten für den Austausch eines Abwasserrohres an einem Waschbecken in einer Betriebshalle veranschlagt. Dazu wurden 2,5 m altes defektes Abwasserrohr entfernt und die gleiche Menge neu installiert und das mit 2 Arbeitsstunden Aufwand. Die Gesamtrechnung für Arbeitsentgelt plus Material beläuft sich auf 21,80 DM. Heute würde man die gleiche Arbeit für das Zehnfache sicher nicht mehr bekommen. Wenn man dann sieht, dass z.B. 1958 ein „Maschinenbediener" Johann Schopf bei 48 Wochenstunden einen jeweils freitags auszuzahlenden Wochenlohn von 68,61 DM erhielt, was ungefähr einem Monatslohn von 300 DM entsprechen würde, dann wird einem erst bewusst, wie lange die Leute damals für solch eine technische Errungenschaft wie einen Kühlschrank oder ein Radio arbeiten mussten. Und damals war es in der Regel noch üblich, wirklich für diese Sachen zu arbeiten und zu sparen, bis man das Geld dafür zusammen hatte, da die Seuche mit der Kreditaufnahme für solche Anschaffungen erst später um sich griff. So haben wir mit dem alten Aktenmaterial interessante Zeitzeugen gefunden, die wir in jedem Fall in Ehren halten werden.
In der Nähe von dem Abwassersee, von dem ich Ihnen vor einiger Zeit mal schrieb, haben sich seit knapp 2 Wochen Zigeuner mit 4 Wohnwagen niedergelassen. Heute nennt man die offiziell zwar nicht mehr einfach Zigeuner, sondern Sinti oder Roma, aber ich weiß ja nicht, welcher dieser Zugehörigkeitsgruppen die angehören und beim Begriff Zigeuner weiß jeder, was gemeint ist. Die haben offensichtlich ein gutes Näschen für ruhige Plätze. Ich fand es schon abenteuerlich, wie die teils mit ihren großen PKW und den Wohnwagen dran diesen holperigen Feldweg zu dem See befuhren. Ich hätte da Angst gehabt, dass das Gespann stecken bleibt oder dass der Wohnwagen in den mächtigen Schlaglöchern umkippt. Das sind 2 PKW plus Wohnwagen sowie 2 Mercedes - Sprinter - Kleinbusse plus Wohnwagen. Am zweiten Tag schickten die schon eine bildhübsche junge Frau vorbei, die bei uns freundlich fragte, ob wir ihr 20 Liter Trinkwasser in einen Plastikkanister füllen könnten. Wissen Sie, so einer netten Frau konnte man eh nichts ausschlagen, das wussten die ja genau, und ich habe der auch den Kanister voll gemacht, den sie dann mit einem kleinen gummibereiften Handwägelchen abtransportierte. Wir haben der dann noch einen Tipp gegeben, wir wissen nämlich noch einen Wasserhahn außen an der Fabrikmauer, der zwar etwas versteckt und zugewachsen hinter Gebüsch liegt, wo man aber problemlos noch Frischwasser zapfen kann. Das vernahm die Frau natürlich begeistert und sie bedankte sich sehr für den guten Tipp. In den darauffolgenden Tagen sind die dann immer dort Frischwasser holen gegangen. Wissen Sie, ich hab nichts gegen die Leute, auch wenn man oft da die tollsten Räubergeschichten hört, aber solange die bei uns nichts negatives machen und so freundlich sind, warum soll man da gleich Terz machen oder denen ablehnend gegenüber treten? Nach einigen Tagen tauchte dann wohl einer von der Gemeindeverwaltung bei denen auf und etwas danach ein Polizeiwagen. Ich dachte schon, dass die danach dort verschwinden müssten, aber anscheinend hat man sich irgendwie einigen können, denn die sind heute noch da und es hat sich auch später keiner mehr von der Verwaltung oder der Polizei blicken lassen. Der Rentner hier aus der Siedlung meinte, dass es eine gesetzliche Bestimmung geben würde, die besagt, dass die im Prinzip das Recht dazu haben, an jedem Ort maximal 2 Wochen zu bleiben, sofern geeignete Plätze vorhanden sind. Meist scheitert es natürlich schon daran, dass eben keine geeigneten Plätze vorhanden sind, denn auf Privatgelände dürfen die ja nicht einfach ihren Kram abstellen und auf anderweitig genutztem Gemeindegelände sicher auch nicht. Wie sich das nun hier an dem Abwassersee verhält, weiß ich nicht. Stören dürften sie dort ohnehin keinen und wem dieser Bereich gehört, ob das nun Gemeindeland ist oder ob es noch irgend einem Privateigner gehört, wer weiß?
In den letzten Tagen kam die sogenannte Jahres - Stromabrechnung und durch die entdeckten Abzweigströme in die unterirdischen Gänge und Anbauten hatten wir da schon schlimme Erwartungen bezüglich horrender Nachzahlungen. Doch wir waren sehr angenehm überrascht, denn wir erhalten eine Gutschrift von rund 200 Euro, weil der tatsächliche Stromverbrauch geringer ausgefallen ist, als der vom Energieversorger vorausberechnete Mittelwert. Vielleicht liegt es auch daran, weil wir diese verschwindenden Ströme unter Mithilfe des Elektrikers entdeckt und abgeklemmt haben, so dass die alte Berechnung noch deren ständigen Verbrauch mit zugrunde legte, wogegen der ja in den letzten Monaten weggefallen ist.
Wie Sie wissen, neige ich dazu, immer mal wieder in einem Zwischenbericht unsere aktuelle Situation zu bewerten, so eine Art wirtschaftlicher Halbjahresbericht. Sah es insbesondere zu Weihnachten 2006 und zum Jahreswechsel noch recht düster aus, vor allem wegen Kaylas fragwürdigem Gesundheitszustand, so kann man jetzt sagen, dass der momentane Istzustand von mir aus so für die nächsten Jahre festgeschrieben werden sollte. Kaylas damalige Erkrankung hat sich zum Glück nicht wieder gemeldet und weder die Ärzte noch Kayla selbst wissen, woran dieser Schwächeanfall gelegen hatte, man müsste sicher eher schon von einer Schwächephase sprechen, da es sich ja über 1 bis 2 Wochen hinzog. Rein wirtschaftlich geht es uns nach wie vor so gut, wie schon seit über 10, eher 15 Jahren nicht mehr, zumindest wenn ich für mich sprechen kann. Bei Kayla selbst ist es aber wirtschaftlich ebenso, denn ihr ging es früher, vor unserer gemeinsamen Zeit, wirtschaftlich immer nur schlechter als heute. Wie soll man sagen? Die wirtschaftlichen Konstellationen, die sich in unserem gemeinsamen Leben ergeben haben und die Art, wie wir diese Konstellationen genutzt haben, führen dazu, dass wir nun eigentlich recht sorglos leben können. Nicht im Reichtum, das gewiss nicht, aber in einem wirtschaftlichen Standard, der uns beiden völlig ausreicht. Mehr an wirtschaftlichem Reichtum erwarten wir ganz gewiss nicht vom Leben und wenn dann noch die Gesundheit auf dem Level erhalten bleibt, der momentan besteht, dann kann man sehr zufrieden sein. Was will man mehr vom Leben? So ergeben sich auch daraus durchaus interessante Denkansätze, die mir so ab und zu mal durch den Schädel schwirren, wie z.B. die Frage, ob ich wirklich glücklicher wäre, wenn ich zusätzlich zum jetzt erreichten Stand vielleicht noch 5 Millionen Euro auf dem Konto hätte, wenn ich, anstatt eines kleinen Opel - Corsa einen dicken Rolls Royce oder wenigstens einen Mercedes fahren würde und wenn wir, anstatt eines Altbauhauses neben einer brachliegenden Fabrik, ein neues hochglänzendes Villengebäude mit Swimmingpool und allem Schnickschnack hätten? Mein Denkergebnis dabei lautet immer, dass ich dann mit Sicherheit nicht glücklicher wäre, als jetzt auch. Diese ganzen Statussymbole geben mir nichts, ich lege keinen Wert darauf, solange ich in einem Mindeststandard leben kann, dessen Grundvoraussetzungen und Grenzwerte ich selbst festgelegt habe. Ab einer gewissen Grenze macht mehr an Reichtum oder Eigentum einfach keinen zusätzlichen Spaß mehr, so sehe ich das. Diese Grenze mag sicher bei jedem Menschen anders liegen, bei mir liegt sie halt relativ niedrig, um einen Punkt zu erreichen, der keine nennenswerte Steigerung der inneren Zufriedenheit mehr zulässt. Andererseits bin ich auch nicht so weltfremd, dass ich weiß, dass diese doch recht positive Zeit irgendwann ein Ende hat. Das gibt es im Menschenleben einfach nicht, dass gute Zeitphasen dauernd anhalten; wenn ich im Leben eines gelernt habe, dann das. Es mag makaber klingen, aber so weiterleben wie jetzt, bis ans Ende meiner Tage und dann am Schluss von einer Sekunde auf die nächste tot umfallen, das wär's doch, was kann man sich für die längerfristige Zukunft mehr wünschen?
So, dann wollen wir uns mal wieder weiter der Gestaltung unserer Zukunft widmen und ich ende für heute hier und jetzt. Das Wetter hat sich ja in den letzten Tagen drastisch um besonnen, wobei der Begriff „besonnen" bei der Hitze eine besondere Bedeutung erhält. Bis zum nächsten Mal wünschen wir Ihnen einen schönen Verlauf des weiteren Sommers, Ihr
Egbert Lappenkeuler.
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Beitrag 2
Lappenkeuler - Brief / Email „Kaufinteressenten und Piepmätze" vom 01.08.2007
Viele frohgemute Grüße.
Es tut sich wieder manches, so dass es mir lohnend erschien, eigentlich ungeplant hier noch auf die Schnelle von einigen Dingen zu berichten oder zu anderen Dingen einige Anmerkungen zu machen.
Wie zu vernehmen war, soll es inzwischen weitere Kaufinteressenten für einen Teilbereich der alten Fabrik hier geben. Allerdings betrifft es in dem Fall nur einen sehr kleinen Bereich mit einer recht kleinen alten Halle und einem anderen kleinen Gebäude darauf, der sich quasi gleich ans Areal der neuen Regenwasserbehälter - Firma anschließt. Das würde uns also dann auch gar nicht tangieren, da die dann ebenso die neue Zufahrtsstraße von der Regenwasserbehälter - Firma mitbenutzen würden. Ich vermute sogar, dass der Inhaber der Regenwasserbehälter - Firma selbst unter seines Gleichen mit dafür gesorgt hat, dass dieser neue Interessent hier überhaupt auf den Plan gerufen wurde, denn je mehr Firmen sich in seinem direkten Umfeld neu ansiedeln, um auf so mehr Schultern verteilen sich dann auch die Anliegerkosten für das neue Straßenstück. Über das Betätigungsfeld dieser möglicherweise zukünftigen Mit-Anlieger-Firma kursieren hier derzeit die unterschiedlichsten Gerüchte. Jemand will gehört haben, dass die in kleinem Rahmen stark ätzende Chemikalien für Sonderanwendungen herstellen, die sogar so ätzend sind, dass sie ein 10 mm dickes Stahlblech innerhalb von weniger als 5 Sekunden vollkommen durchfressen und das dann noch unter Absonderung von absolut giftigen Dämpfen. Der Rentner hier hingegen sagte, es sei eine Firma, die sogar mit der Regenwasserbehälter-Fabrik Hand in Hand arbeiten würde und u.a. für die irgendwelche Formwerkzeuge zur Herstellung der Erdtanks produzieren, also eine Art Werkzeugfabrik, wenn man so will, die Spezialwerkzeuge in kleinen Stückzahlen für eine Hand voll Industrieabnehmer herstellt. Was nun wirklich stimmt, oder ob das überhaupt stimmt, dass sich auf diese Weise eine weitere Firma hier ansiedeln will, ist noch unklar. Nur Sie wissen ja auch wie das so ist, zuerst ist es nur ein nebliges Gerücht, sehr vage und mit einem kaum erkennbaren Wahrscheinlichkeitsgrad ausgestattet; der Nächste der es weitererzählt, für den ist es schon ziemlich sicher, wieder eine Stufe später steht es schon so gut wie fest und spätestens eine Erzählerrunde weiter heißt es, dass die schon dort arbeiten würden. Nur wenn man dann hinkommt, sieht man noch gar nichts. Wie dem auch sei, durch solche Gerüchte angespornt haben wir in dem infrage kommenden Bereich vor einigen Tagen einen kleinen Sonder - Erkundungsrundgang gemacht und es gibt tatsächlich Anzeichen dafür, dass sich in 2 weiteren alten Hallen dort etwas tut. Neben einer äußerlich relativ gut erhaltenen, kleinen Halle, in der wir noch nie drinnen waren, weil die auch immer noch ordnungsgemäß verschlossen war, standen auch einige Fahrzeuge. Darunter neben Autos, die vermutlich von Handwerkern stammten, auch ein Traktor. Von drinnen drangen Geräusche von Bohrarbeiten im Mauerwerk nach außen. Ob da nun ein Landwirt diese Halle gekauft hat oder ob man diesen Traktor zu anderen Zwecken, vielleicht zum Ziehen schwerer Lasten oder so was benötigt, weiß ich nicht. Sie sehen das auch auf dem Foto firmenhalle1.
firmenhalle1: kommt auch dieses alte Gemäuer in neue Verwendung? - alles sieht derzeit danach aus.
Weiter kamen wir bei dieser Erkundung jedoch nicht, da schlagartig ein heftiger Regenschauer einsetzte, der uns schnell wieder nach Hause trieb. Überhaupt regnete es dann an diesem Tag noch stundenlang intensiv, sogar so intensiv dass ein kleiner Bach in Richtung des Abwassersees in diesem Bereich weiter östlich von hier einige Grasweiden unter Wasser setzte. Dann am nächsten Tag herrschte schönstes Sommerwetter und wir setzten den Rundgang an der Stelle fort, wo wir am Tag zuvor eiligst abgebrochen hatten. Dabei fiel uns auf, dass ein Stück weiter auch an einer anderen noch deutlich kleineren Halle etliche Mauerwerksschäden beseitigt und Steine neu ausgefugt worden waren. Das Gebäude sehen Sie auf firmenhalle2.
firmenhalle2: Auch an dieser eher etwas unscheinbaren Kleinhalle tut sich etwas. Die Ziegelsteine wurden teils gereinigt und neu ausgefugt.
Ob jetzt diese beiden Gebäude von der gleichen Firma genutzt und bearbeitet werden, ist uns noch nicht bekannt. Es wäre auch denkbar, dass die von 2 völlig unterschiedlichen Firmen oder Leuten übernommen wurden, die vielleicht gar nichts miteinander zu tun haben. Für diese letztgenannte Variante spräche die räumliche Trennung, denn zwischen der oben abgebildeten Halle 1 und dieser Halle 2 hier, liegen etwa 150 m Distanz, wodurch die Arbeitswege innerhalb eines Betriebes doch teils etwas umständlich würden. Andererseits dafür spräche, wenn die oder der Käufer nur strikt danach gegangen sind, welche Gebäude sich in diesem weiteren Bereich in einem besonders guten Zustand befinden, wo man wenig renovieren muss und wo die Gebäude halt eben diese eher kompakte und überschaubare Größe aufweisen. Im Bereich vor der Firmenhalle2 liegen übrigens auch noch einige alte, verrostete Eisenbahngleise, wo also innerbetrieblich früher sogar mal Güterwagons verkehrten, die von der stillgelegten Eisenbahnstrecke hinter dem Fabrikgelände aufs Werksgelände abgezweigt wurden. Es liegen zwischen diesen beiden Gebäuden auch noch Fragmente alter größerer Gebäude. Wenn die beiden Hallen zu einem Betrieb gehören, dann müssen die Beschäftigten jedenfalls immer etwas umständliche Wege in Kauf nehmen. Auch sind die Zuwegungen zu der zweiten Halle alle noch ziemlich mit Unkraut und Gras überwuchert, weil dorthin schon Ewigkeiten keiner mehr gefahren ist. Ähnlich wie bei der ersten Halle, sind wir bislang in der zweiten Halle noch nie drin gewesen, weil auch die stets noch verschlossen war und auch weil sie so ein wenig unscheinbar eingebettet zwischen den größeren Teilen der Fabrik und dem dichten Bewuchs liegt, dass die umliegenden Gebäude zunächst mal mehr das Interesse des „Forschenden" wecken. Die erste Halle oben verfügt bereits über sehr gute Zuwegungen, da man den Abzweig zur Regenwasserbehälterfabrik mit einer Art kleinem Stichweg bis dorthin verlängert hat. Das war wohl auch keine große Aktion, da man hier eine bereits bestehende innerbetriebliche Straße von früher nur etwas ausbessern musste und die dann mit einem etwa 20 Meter langen neuen Verbindungsstück mit der neuen Abzweigstraße zusammenführen musste. Aber das sieht dort alles bereits sehr gepflegt aus, fast schon so sauber und adrett, dass es gar nicht mehr so richtig zum Rest der alten Anlagen hier passen möchte. Ich weiß nicht, ob diese Bereiche dann so offen bleiben, oder ob man dort auch, ähnlich wie bei der Regenwasserbehälter-Fabrik, später einen stabilen Abtrennzaun gegenüber dem Rest des alten Firmengeländes errichtet. Aus Sicherheitsgründen wäre es sicher ratsam, einen Zaun zu errichten, damit nicht jeder Idiot einfach auf das Firmengelände marschieren kann, insbesondere zum Schutz vor Dieben, aber es wäre auch vielleicht sinnvoll, um die verbleibenden Reste der alten Fabrik leichter wieder an andere Interessenten vermarkten zu können. Da fiele die Unterteilung leichter. Natürlich sind wir jetzt besonders gespannt, was sich dort weiterhin wirklich tut und was diese neuen Eigentümer dort machen oder herstellen werden. Wie schon oben gesagt, wissen wir darüber noch gar nichts. Kayla meinte schon mehr aus Spaß, ob in der Halle wo der Traktor neben stand, ein Bauer vielleicht die Halle zu einem Schweinestall umbauen will. Selbstverständlich ist das nur Unfug, denn das ganze restliche Umfeld ist für eine landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet und auch die Art in der das alles hergerichtet wird, lässt auf eine industrielle oder handwerkliche Nutzung schließen. Das Vorhandensein eines Traktors ist ja nicht immer zwingend an Landwirtschaft gebunden und vielleicht gehört dieser Traktor ja auch nur zu einer Firma, die dort bei den Umbaumaßnahmen hilft und den möglicherweise dazu einsetzt, um schwere alte Anlagen, die sich noch im Inneren der Halle befinden herauszureißen oder abzutransportieren.
Es ist immer wieder erstaunlich, welche speziellen Nischen als Hobby sich heute manche Leute aneignen. In letzter Zeit fuhr hier an dem Mühlenweg morgens pünktlich um 8 Uhr öfters ein Toyota - Kombi - PKW vor und parkte dort halbseitig auf dem Straßenrandstreifen, ein vielleicht 40 jähriger Mann in grüner Tarnkleidung, ähnlich wie manche Förster sie tragen, stieg aus und wanderte in den wild wuchernden Waldhain, neben dem sich der Militär - Autoschrottplatz befindet. Erst am späten Nachmittag, etwa gegen 18.30 Uhr kehrte er zu seinem Wagen zurück und fuhr wieder weg. Meistens hatte er noch diverse Taschen um den Hals hängen, ich vermutete schon, dass es u.a. Kamerataschen sein könnten. Zuerst dachte ich schon, das wäre einer, der vielleicht die Situation auf dem Militär - Autoschrottplatz fotografiert oder der hinten herum irgendwie von dort sich auf das Fabrikgelände schleicht, um dort zu knipsen. Vor wenigen Tagen, als wir hier auf dem Mühlenweg etwas spazieren gingen, begegnete er uns weiter unten im Verlauf des Weges und wir kamen kurz ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass sein Hobby die intensive Beschäftigung mit Nachtigallen ist, also dieser Vogelart Nachtigall. Er sagte, dass im Bereich dieses Waldhains, wo an vielen Stellen auch noch heckenartige Gewächse wild wuchern, unzählige Nachtigallen ihre Nester haben. Die Hecken sollen teils noch aus der Zeit stammen, als dort die kleine Kalimine war, nur damals wurden die wohl als Sichtschutz gepflegt, damit nicht jeder gleich freien Blick auf das Firmengelände hatte, aber seit dem Verschwinden dieser Firma wuchert das wild, wird immer höher und vor allem breiter und unförmiger. Auch die meisten Bäume in diesem Bereich haben sich wohl erst nachher selbst gepflanzt und sind heute schon haushoch. Daran sieht man, wie lange die Zeit der Kalimine dort schon vorbei ist. Dieser Mann verbringt nun ganze Tage damit, dort aus getarnter Position mit Kamera und Teleobjektiv diese Nachtigallen zu beobachten und zu fotografieren. Ich könnte Ihnen noch nicht einmal sagen, wie eine Nachtigall aussieht, würde sie wahrscheinlich gar nicht speziell als solche erkennen, es wäre ein Vogel unter vielen, selbst wenn er direkt vor meiner Nase daher flöge. Dieser Herr hingegen steigerte sich in dem Gespräch in eine regelrechte Euphorie über Nachtigallen hinein, dass es angeblich so sehr viele davon in Deutschland gar nicht mehr geben soll, vor allem wären die Plätze rar, an denen in geballter Form so viele davon zu beobachten sind, wie hier. Aber dann schlug seine Euphorie schnell in Zorn um und er verfluchte die Regenwasser - Behälterfirma. Angeblich sollen ausgerechnet in dem Bereich, den die für ihre neue Zufahrtsstraße und ihren Parkplatz großflächig abgeholzt haben ebenfalls unzählige Nachtigallen ihr Domizil gehabt haben. Er habe das leider viel zu spät entdeckt, erst kürzlich, weil er schon über ein Jahr nicht mehr hier gewesen sei. Er hätte dann zwar Beschwerde bei irgendwelchen Behörden und besonders bei dieser Firma eingelegt, aber das ändert im Nachhinein ja nichts mehr an der Tatsache, dass dort alle Nachtigallen nun weg sind. Ich als Unwissender in Sachen Nachtigall sagte dann mehr als kleiner Trost zu ihm, um ihn wieder auf eine halbwegs normale Stimmungslage zurück zu holen, dass die dort vertriebenen Nachtigallen dafür nun sicher in dem Gehölz in dem Waldhain neben dem Militär - Autoschrottplatz eine neue Heimat gefunden hätten. Da ist der Mann bald explodiert. Es war beinahe, als hätte ich ihn als Dummkopf oder Arschloch beschimpft, er geriet noch deutlich mehr in Rage und schrie mich regelrecht an, ob ich ihm hier Märchen von der heilen Welt erzählen wolle und noch diese Mistschweine unterstützen würde, die die letzten Reste an Artenschutz und Natur auch noch niedermachen wollen, nur um noch mehr Flächen für ihre Profitgier verheizen zu können. Er tobte sichtlich, nannte mich eine Flasche und schrie des weiteren, dass Nachtigallen in einem solchen Fall nicht so einfach umziehen könnten, wie vielleicht ein Mieter von einem Haus ins nächste zieht. Die Vögel wären sehr empfindlich und oftmals würden die gleich nach einer Wegnahme ihres bisherigen Lebensraums kläglich eingehen. Das hinge wohl auch sehr vom Zeitpunkt ab, wann sie sozusagen „wohnungslos" werden. So angegrunzt zu werden, dass lasse ich mir aber zumindest in diesem Ausmaß auch nicht bieten und erklärte ihm nun ebenfalls lautstark, dass ich schließlich von solchem Getier keine Ahnung hätte, es könne sich ja nicht jeder mit diesem Thema beschäftigen. Dann wurde er wieder etwas gefasster und versuchte mir mit einem langen Vortrag zu erläutern, warum Nachtigallen sehr mit ihrem ursprünglichen Nest verwurzelt sind und nicht einfach so mal umziehen können. Da mich das ganze Gefasel aber nicht interessierte, habe ich mir seine detailreichen Äußerungen nicht weiter gemerkt. Jedenfalls plant er nun, sogar den Betreiber der Regenwasserbehälter- Firma anzuzeigen, weil der sich nicht um Belange der Natur und des Artenschutzes gekümmert habe, als er einfach alles in dem Bereich abholzen ließ. Wissen Sie, ich fand das schon reichlich übertrieben, wie der sich da rein steigerte und ich glaube kaum, dass diese Nachtigallen wirklich so sehr vom Aussterben bedroht sind, dass man da solch ein Theater drum macht und deswegen sogar im schlimmsten Fall vielleicht die Ansiedlung der Firma untersagt hätte. Das ist doch lächerlich, wie es den Menschen geht, spielt keine Rolle, die brauchen keinen Arbeitsplatz um zu überleben, Hauptsache ein paar Piepmätzen geht es gut, haha, man darf nicht darüber nachdenken, wie geistig verschroben manche Leute heute sind. Wissen Sie, nach anfänglichen Spuren von Sympathie für den Mann, hätte ich dem am Schluss, wo der so ausrastete, am liebsten das Teleobjektiv seiner Kamera in die Fresse geschoben. Dass oftmals Leute, die solch ein Hobby dieser Art haben, dann gleich in eine Art Extremismus umschlagen müssen, das ist mir unbegreiflich. Die haben doch einen gewaltigen Sprung in der Schüssel und denen geht es zu gut! Die haben wahrscheinlich in ihrem ganzen Leben noch nie echte Probleme gehabt, so dass sie solche Kinkerlitzchen zu einer Riesensache von weltwichtiger Tragweite aufblasen müssen.
Egbert Lappenkeuler.
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