LPK-H4

Auf dieser Seite finden Sie die Lappenkeuler - Beiträge “San Francisco” und “Eierzeit” aus dem Jahre 2007. Beide Textbeiträge können hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden.

PDF - Datei ”San Francisco” (228 KB) zum Download hier klicken

PDF - Datei ”Eierzeit” (113 KB) zum Download hier klicken.

Beitrag 1

Lappenkeuler - Brief / Email „San Francisco" vom 17.03.2007

Ökologisch korrekte Grüße!

Es ist ja total verrückt und die verstrichene Fasnet ist gar nichts gegen
die Ideen der Stadtverwaltungen. Demnächst können wir
wahrscheinlich noch nicht einmal mehr so ohne weiteres mit dem
Auto nach Stuttgart fahren, wenn man den ökologischen
Umweltspinnern dort glauben darf. Die haben nämlich beschlossen,
dass Stuttgart bundesweit die erste Stadt sein wird, die diese
komischen bunten Umweltplaketten einführt, die es in rot, gelb und
grün geben wird. Es dürfen dann nur noch Autos in die Stadt, die eine
dieser Plaketten auf der Windschutzscheibe haben. Die wiederum
bekommt man aber nur gegen eine extra Gebühr bei der
Zulassungsstelle, also auch wieder lästiger Zeitaufwand. Welche
Farbe man erhält, das hängt vom Autotyp ab, wie viele Schadstoffe
der Wagen ausstößt. Solche mit sehr hohem Ausstoß bekommen wohl
gar keine, die mit gemäßigt hohem Ausstoß die rote, die mit mittleren
Werten, was wohl auf die meisten normalen Autos heute zutreffen
wird, erhalten die gelbe Plakette und die mit geringem Ausstoß
bekommen die grüne. Laut unserem Autobekannten würde unser
Corsa - Turbodiesel die gelbe erhalten, weil er ja schon einen
Dieselkatalysator hat und damit in den Schadstoffwerten entsprechend
gering liegt. Hätte er zusätzlich noch einen Partikelfilter, dann bekäme
er sogar die günstigste grüne Plakette, allerdings kostet die
Nachrüstung davon rund 950 Euro, davon zahlt Vater Staat 330 Euro,
aber die 620 Euro Differenz müssten wir an unser Bein binden. Da ich
nicht verrückt bin, werde ich diese Nachrüstung nicht machen. Zurück
zu der blöden Plakette. Wird man dann ohne Plakette in Stuttgart
erwischt, dann sind 40 Euro Bußgeld plus 1 Punkt in Flensburg fällig,
egal ob an dem betreffenden Tag, wo man erwischt wird, ein Verbot
herrscht, dass beispielsweise wegen der Feinstaublage nur noch Autos
mit gelber und grüner Plakette reindürfen. Also das Bußgeld wird
dann immer kassiert, egal welche Umweltlage wir haben, das ist doch
nur wieder typische Abzocke! Und vor allem sollen die Autofahrer
wieder ein mal mehr zum Sündenbock und zur Melkkuh der Nation
gemacht werden, denn der ganze Dreck, den die Flugzeuge machen,
oder noch mehr der Dreck der durch Ofenheizungen verursacht wird,
danach kräht kein Hahn. Ebenso sind alle Motorräder, Motorroller und
sonstigen motorisierten Zweiräder davon ausgenommen, obwohl diese
stinkigen Dinger, die ja oft sogar noch primitive Zweitakter sind und
sogar noch Öl mit verbrennen, viel mehr Mief verursachen.
Bundesweit müssten sich alle Autofahrer weigern, diesen
Schwachsinn mitzumachen und auf die Barrikaden gehen. Wenn das
so weiter geht, würde es mich nicht wundern, wenn hier eines Tages
doch mal eine Revolution stattfindet, bei der den zuständigen
Politikern mal gezeigt wird, dass sie endlich mal etwas für und nicht
ständig etwas gegen ihr eigenes Volk machen. Wozu braucht man die
überhaupt? Nur um dem Volk unangenehme Lasten aufzubürden?
Dazu brauche ich keinen zu wählen, denn auf solchen Scheiß kann ich
verzichten! Wie dem auch sei. Ich weigere mich, solch eine Plakette
wegen derer idiotischen Ideen zu beschaffen. Nun wird man hier bei
uns ohnehin vorerst keine benötigen, nur dann, wenn man mal wieder
nach Stuttgart fährt, was wir ja ungefähr einmal pro Woche noch tun.
Wir haben ja nach wie vor noch einige Bekannte in Stuttgart und auch
zum Einkaufen ist Stuttgart eigentlich einen Tick besser, als
Karlsruhe. Hinzu kommt, dass ich ja fast 90 % meines Lebens in
Stuttgart gewohnt habe und da fühlt man sich irgendwie immer noch
verbunden. Aber mit solch einer ausgemachten Scheiße können die
einem das ganz schön vermiesen. Wir werden dann sicherlich
vornehmlich Stuttgart-Fahrten, die sich beispielsweise durch
Karlsruhe-Fahrten ersetzen lassen auch durch Karlsruhe-Fahrten
ersetzen. Das heißt darunter fallen letztendlich alle Einkaufsfahrten,
denn es gibt natürlich eigentlich nichts, was man in Karlsruhe nicht
auch bekommt, nur die Auswahl auf gedrängtem Raum ist in Stuttgart
etwas besser. Aber damit gräbt man dem Stuttgarter Einzelhandel teils
das Wasser ab, denn so ähnlich werden dann sicher viele aus den
ländlichen Orten im Umkreis sagen, dann fahren wir eben zum
Einkauf anstatt nach Stuttgart nach Karlsruhe, Pforzheim oder auch in
andere Städtchen im Umfeld.

Nun aber zum eigentlichen Hauptthema der aktuellen Geschehnisse.

Kayla war zwischenzeitlich in San Fransisco, ich berichtete Ihnen ja
davon. Das war ja was! Es hat alles nicht ganz so geklappt, wie die
sich das vorgestellt hatten und wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich
sogar froh darum. Gleich am Montag den 5. März ging der Flug ab
Frankfurt. Ich brauchte Kayla aber nicht nach Frankfurt zum
Flughafen zu fahren, denn der Chef von der Firma fuhr mit seinem
Van, so ein Zwischending zwischen PKW und Kleinbus von
Mercedes ist das, und er hat bei der Gelegenheit alle Beschäftigten,
die dort mitfliegen mussten, ab Stuttgart mit nach Frankfurt
genommen. Geplant war, dass der Aufenthalt in San Francisco 14
Tage vor Ort dauert, wobei 11 Arbeitstage anfallen sollten und rechnet
man die Zeit für An- und Abflug noch hinzu, so wäre man locker auf
16 bis 17 Tage gekommen. Sie hören daraus schon, dass es etwas
anders verlaufen ist. Der Hinflug war wohl sehr angenehm und alles
planmäßig. Kayla hat sich wohl etwas darüber geärgert, dass es in San
Francisco am Flughafen gleich nach der Ankunft einen zusätzlichen
Aufenthalt von über 3 Stunden gab, weil alle Reisenden sehr
gründlich durchsucht und deren Gepäck extrem genau unter die Lupe
genommen wurde. Nun hatte Kayla nur das Nötigste dabei, aber auch
ihren neuen Fotoapparat, der dann zum Stein des Anstoßes wurde. Ein
übergenauer Beamter von den Amerikanern wollte nicht zulassen,
dass sie den Apparat mitnimmt, sondern er wollte den vernichten. So
brach ein langes hin und her aus, was aber letzten Endes damit endete,
dass sie den Apparat doch mitnehmen durfte, nachdem der
Sicherheitsonkel mehrfach bei einem Vorgesetzten nachgefragt hatte.
Vom Flughafen ging es dann per Taxi ins Hotel, welches recht groß
und extrem luxuriös war. Irgendwas mit Golden Plaza Dingsbumms
hieß das. Kayla meinte, dass sie zuerst noch mehrmals nachgehakt
habe, ob das auch wirklich ihr Zimmer sei, und ob man sich nicht
geirrt habe und ihr versehentlich eine Prominenten-Suite zugewiesen
habe. Ein freundlicher Floormanager, so nannten die diesen Hotel-
Bediensteten wohl, zeigte ihr dann aber, dass fast alle anderen Zimmer
in dieser Etage dort auch so aussahen und nur einige wenige waren
anders, die waren dann aber wirklich noch um einige Stufen
luxuriöser, als Kaylas Zimmer. Dieses Hotel muss ziemlich in der
Stadtmitte gelegen haben. Kayla meinte allerdings, die Definition
Stadtmitte sei dort nicht so einfach, weil das Zentrum im Prinzip ein
dicker Klumpen an Dingen ist, die man alle für sich als Stadtmitte
werten könnte, je nach dem, woran man das festmacht. Sie hatte sich
San Francisco vorher allerdings von der Gesamtfläche her immer
deutlich größer vorgestellt, denn sie meinte, wenn man diesen
Stadtkern erst einmal verlassen hat, endet die gesamte Stadt auch
relativ schnell. Das Hotel lag eigentlich sehr günstig, dort, wo man
halt das ungefähre Hauptzentrum hätte ausmachen können, jedoch im
speziellen Fall war es trotzdem ungünstig, weil diese Beratungen und
Konferenzen nicht in diesem Hotel stattfanden, sondern in einem
Konferenzzentrum in einem ganz anderen Ort, der relativ weit
außerhalb, gleich neben einem sehr schön gelegenen Fluss mit
angrenzendem See lag, der über mehrere Kilometer von langen
Wiesenstreifen gesäumt wurde, die sehr schön mit bunten Blumen
bepflanzt waren. Der Weg vom Hotel zu diesem weit draußen
liegenden Konferenzzentrum war immer sehr lästig und umständlich.
Mit dem Taxi brauchte man 90 Minuten, wohlgemerkt für eine
Strecke und das zu entsprechenden Preisen. Es gibt dort wohl auch
diverse unterschiedliche Bahnsysteme, moderne und alte, sowie die
berühmte Cablecar- diese weltbekannte alte seilgezogene
Straßenbahn. Letztere fuhr aber nicht dorthin, wo die hin mussten.
Aber eine modernere andere Bahn, für die es direkt neben breiten
Neubaustraßen eine eigene Trasse gab. Mit dieser Bahn sei man
zuweilen schneller dort gewesen, als mit dem Taxi, weil diese Bahn
nichts mit dem Wust der komischen Ampelschaltungen dort zu tun
hat. Die Idee der Erbauer, das Konferenzzentrum in einem kleineren
Ort weit außerhalb zu errichten, war seinerzeit durchaus durchdacht,
weil man glaubte, dass so die Konferenzteilnehmer erst gar nicht in
das Gewusel der Stadt brauchten, da es neben dem Konferenzzentrum
auch etliche gute Hotels gab und vom Flughafen war es ohne
Durchquerung der Stadt erreichbar. Aber das funktioniert natürlich
nicht, wenn man ein Hotel bucht, welches mitten in der Stadt selbst
liegt. Letzteres war allerdings wieder von dem Firmenchef so geplant
worden, weil er sich sagte, wenn man schon dorthin fliegt, dann will
man auch etwas von der Stadt sehen, was ja auch richtig ist. Nun
denn. Die Konferenzen selbst, sie darf natürlich nicht über Inhalte
sprechen, das ist alles so eine Art Betriebsgeheimnis, aber sie kann so
viel sagen, dass so ziemlich alle Verhandlungspartner ziemlich zähe
Knochen waren, besonders wenn es um die Preise ging. Irgend so ein
Verband amerikanischer Autobauer wollte die Ersatzteile, um deren
Handel es hier geht, nicht unter einem bestimmten Preis aus dem Land
lassen. Die stellten sich auf den Standpunkt, dass man offensichtlich
die gleichen Preise ansetzt, wie ein normaler Kunde sie in der
Werkstatt auch bei einer offiziellen Reparatur auf die Rechnung
gesetzt kriegt. Das missfiel den Thais natürlich, da die von
Vergünstigungen auf Grund der Mengen und der anderen
Handelsbeziehungen ausgingen. Dazwischen saß dann sozusagen
diese Handels- und Teilespeditionsfirma, für die Kayla dort dann auch
arbeitet, die natürlich auch noch etwas verdienen möchte, was aber
nur geht, wenn die Einkaufspreise für die Autoersatzteile in den USA
niedrig sind. Kayla meinte, dass selbst nach 4 Tagen intensivster
Verhandlungen nicht der Hauch einer Annäherung spürbar gewesen
wäre, eher im Gegenteil. Die amerikanischen  Hersteller hätten am 5.
Verhandlungstag die Gespräche damit eröffnet, dass sie befanden,
dass die Preise für solche Lieferungen sogar noch deutlich höher sein
müssten, als an den davor liegenden Tagen bereits besprochen, da man
andernfalls befürchte, dass die Teile später über dunkle Kanäle wieder
zurück ins eigene Land kämen und dort dann die US - Preise
unterwandern würden. Das war dann der Ausschlag dafür, dass die
Thais schlagartig von den Konferenztischen hochsprangen und die
Verhandlungen für gescheitert und beendet erklärten. Dann hieß es
von deren Seite entrüstet, dass die Thais dann eben künftig völlig auf
amerikanische Fahrzeuge und Teile verzichten würden und lieber mit
der Konkurrenz aus Japan und Korea zusammenarbeiten würden, die
wären viel kulanter, preiswerter und entgegenkommender. Es gab
dann auch keine späteren Annäherungen mehr, weil die
amerikanischen Verhandlungspartner daraufhin nur recht großspurig
gemeint hätten, dass ihnen das völlig egal sei, dann sollten die Thais
eben auf die minderwertigen Produkte aus Japan oder gleich auf den
Scrap aus Korea zurückgreifen, was wohl ungefähr soviel heißen soll
wie Schrott. Durch diese unerwarteten Ergebnisse hieß es für den
Chef der Stuttgarter Firma nur noch Schadensbegrenzung zu
betreiben. Da die Verhandlungen nicht mehr zu retten waren, wurde
jeder weitere teure Aufenthalt in San Francisco sofort hektisch
storniert und der nächstmögliche Rückflug gebucht. So war Kayla
nach rund einer Woche wieder hier. Natürlich sind die großen
versprochenen Bezahlungsgelder dadurch auch deutlich niedriger
ausgefallen. Anstatt der schon laut Chef sicher geglaubten 2.500 Euro
bei Erfolg pro Arbeitstag, gab es nur 1.500 Euro pro Arbeitstag, die
wie vereinbart in jedem Fall zu zahlen waren. Zudem ergaben sich so
keine 11 Arbeitstage sondern nur 4, wodurch Kayla mit 6.000 Euro
nach Hause kam, anstatt der vorher schon vom Chef sicher geglaubten
27.500 Euro im Erfolgsfall. Das heißt, die 6.000 Euro hat sie auch
noch nicht ganz. Natürlich sind 6.000 Euro auch eine sehr schöne
Stange Geld, vor allem wenn man in Relation setzt, dass sie innerhalb
von einem Zeitaufwand einer knappen Woche eingespielt wurden.
Kayla sieht's eher gelassen und es war ja schon vorher klar, dass die
hohen Beträge nur im Erfolgsfall fällig werden. Sehr verärgert
hingegen ist der Chef, denn er hat nun mit seiner Firma immerhin
diese ganzen Unkosten für die Reise von 4 Leuten alle am Hals
hängen, erhält aber selbst im Gegenzug keinen Cent, denn ohne
Aufträge kein Geld. Kayla meinte, dass ihn und seine Firma diese
ganze Angelegenheit fast 50.000 Euro gekostet hat und das nun völlig
sinnlos. Alleine die Flüge hätten pro Person ungefähr 1.700 Euro
gekostet und das sei schon ein verbilligter Preis gewesen. Sie sagte, es
wäre erheblich günstiger gewesen, wenn man Hin- und Rückflug
vorher im Paket gebucht hätte, dann wäre Hin- und Rückflug
zusammen billiger gewesen, als so der Einzelflug. Aber das ging
nicht, weil man ja vorher nicht den Rückreisetag kannte, da das Ende
offen war.

Immerhin hat Kayla die Möglichkeiten genutzt, während ihrer
knappen Freizeit in Frisco, wie die Amis selbst immer nur zu San
Francisco sagen, etliche Fotos zu machen, wovon ich Ihnen hier einige
wenige beisteuere. Zugute kam ihr dabei vor allem auch das
ausnahmslos schöne Wetter zu dieser Zeit. Sie meinte, man fühlte sich
schon, wie hier im Mai.
Die Foto-Ausbeute blieb allerdings leider insgesamt deutlich niedriger
als erhofft, da durch den stark verkürzten Aufenthalt auch die dort
verbleibende Freizeit recht kurz ausfiel. Besonders interessant ist in
jedem Fall die ungewöhnliche Topographie San Franciscos, die für
sich genommen schon für viele hochinteressante Motive sorgt. Es ist
eine Stadt mit einem Achterbahncharakter, wie Kayla meinte, weil es
bis auf wenige Ausnahmen immer irgendwie bergauf oder bergab
ginge und dabei teils auch noch seitlich gewunden. So ist in Frisco der
wichtigste Bestandteil eines Autos nicht etwa der Motor oder eine
schöne Karosserie, sondern eine gute Handbremse, zum sicheren
Abstellen des Wagens in den schrägen Straßen. Doch zurück zu den
Fotos, die ich Ihnen ausgewählt habe.
Natürlich gibt es dort Motive, die jeder schon kennt, wie etwa die
weltberühmte Golden Gate Brücke oder diese alte Seilstraßenbahn
Cablecar. Kayla hat selbstverständlich diese Dinge auch fotografiert,
aber diese steure ich hier absichtlich nicht bei, weil Sie diese Motive
in jedem Reiseprospekt, in jeder Fernsehsendung über Frisco und in
jeder dritten Internetseite über Frisco auch finden können. Ich habe
Ihnen deshalb einige speziellere, wenn auch weniger spektakuläre
Sachen ausgesucht.

Kayla hat bei ihren Aufnahmen auch an meinen Spieltrieb mit dem
Panoramabild-Programm gedacht. Sie hat dann einige versetzte Fotos
aus gleicher Höhenlage in Richtung Stadt geschossen, aus 3
Einzelaufnahmen wurde dann hier mittels dem Programm das Bild
sf_panorama gebildet.

 
SF_Panorama: aus mehreren Einzelfotos mit dem Programm selbstgestricktes Panorama

Es sind wohl auch vornehmlich Touristen, die nur mit diesen Bahnen
fahren, um mit diesen Bahnen zu fahren, also weniger wegen eines
konkreten Beförderungswunsches. Dass es auch modernere
Straßenbahnen dort gibt, sieht man auf sf_strassenbahn1.
 
SF_Strassenbahn1: es gibt auch etwas modernere Straßenbahnen

Ich rede hier so über San Francisco, obwohl ich das selbst alles auch
nur aus Kaylas Erzählungen weiß und in Wirklichkeit keinen blassen
Schimmer davon habe. Das wirkt dann immer ein bisschen blöde,
wenn ein Außenstehender so was sozusagen aus zweiter Hand erzählt.

 
SF_suedblick: von Süden auf das Zentrum geknipst

Einen Blick aus südlicher Richtung auf das Stadtbild sieht man auf
sf_suedblick. Auf dem Foto sf_hotel ist nun das Hotel zu sehen, in
dem Kayla und die Firmenreisegruppe wohnte.

 
SF_Hotel: in diesem Hotel wohnte Kayla während ihres Aufenthaltes

Es handelt sich dabei aber nicht um das hohe Gebäude in der
Bildmitte oder links, sondern um das helle Gebäude mehr im rechten
Vordergrund, mit den treppenförmigen Stockwerksterassen, welches
ein wenig an ein Schiff erinnert. Interessant dürfte in diesem
Zusammenhang sicherlich sein, dass das billigste Zimmer in diesem
Schuppen 380 Dollar pro Übernachtung kostete. Ein gutes normales
Menü in einem der 4 dort untergebrachten Hotel-Restaurants bekam
man ab etwa 70 Dollar. Wie Kayla sagte, brauchte dieses Essen dann
aber auch wirklich keinen Vergleich mit der europäischen Küche zu
scheuen. Sonst lästert man ja gerne über die amerikanische Eß -
Unkultur. Weiteres zu den Preisen dort kann man sich mit diesem
Vorwissen allerdings auch schenken. Das mag zum Teil sicher daran
liegen, dass das durchschnittliche Lohnniveau in den USA deutlich
höher ist, als hier. Kayla hatte nämlich dort mit Einheimischen
gesprochen, die befanden, dass die Preise in diesem Hotel sogar,
gemessen an der guten Qualität, für US-Verhältnisse sehr günstig
wären. Um da aber keinen falschen Eindruck zu erwecken, es gibt im
Bereich Frisco auch durchaus günstigere Hotels, denn wie Kayla
erfuhr, hätten die Hotels in der Nähe vom Konferenzzentrum, also in
dem kleineren Nachbarort, teils sogar zivile Preise ab etwa 45 Euro
pro Übernachtung gehabt.

Wie schon weiter oben angedeutet, ist Frisco eine Stadt mit mehreren
Zentren, je nach Betrachtungsweise, was für einen selbst das Zentrum
einer Stadt ausmacht. Da folgen mal Ansammlungen von
Hochhäusern, Büros, Hotels und Geschäften im Stile eines typischen
Großstadt-Zentrums, dann fest verblockt mit Wohnsiedlungen, die
eher an eine verschlafene Kleinstadt erinnern, um dann kurz dahinter
von Fabrikansiedlungen oder ehemaligen Hafenanlagen, die man
großzügig zu einer Art Unterhaltungs-, Wohn- und Geschäftszentrum
umgebaut hat, abgelöst zu werden u.s.w. Besonders ungewöhnlich
fand Kayla die Wohnsiedlung, die sie dann auch auf den beiden Fotos
sf_wohnstrasse1 und 2 eingefangen hat.
 
SF_Wohnstrasse1: eng gewundene Serpentinenstraße mit viel Grün in Wohngebiet

Es handelt sich bei beiden Aufnahmen übrigens um die gleiche
Strasse, nur einmal von unten fotografiert und einmal von oben, wo
sie beginnt. In engen, mit rotem Pflaster belegten Kehren schlängelt
sich die Straße zwischen künstlich angelegten Blumenbeeten nach
unten zur nächsten Hauptstraße. Unter der Bevölkerung dort ist man
über diese gepflegte Vorstadtidylle geteilter Meinung. Wie Kayla
erfuhr, wurde das vor ungefähr 10 Jahren so angelegt, nachdem diese
Straße zuvor einfach schnurstracks den Berg runter verlief, wie es
1000 andere Straßen dort auch tun. Damals habe es viele Unfälle
gegeben, teils auch wenn sich Handbremsen gelöst hatten, aber auch,
weil viele die Straße mit geradem Verlauf zum Rasen benutzten und
es durch am Rand geparkte Autos sehr unübersichtlich wurde.

 
SF_Wohnstrasse2: die gleiche Straße wie auf vorherigem Foto, nur von oben gesehen

Jetzt können dort keine Autos mehr parken und schon gleich gar nicht
mehr schnell fahren. Die Zahl der Unfälle ist natürlich drastisch
gesunken, aber viele Leute sind sauer, weil sie ihr eigenes Auto nur
noch oberhalb dieser Straße, weit ab von ihrer Wohnung abstellen
können oder einen teuren Einstellplatz in einer Tiefgarage des großen
hellen Gebäudes mieten müssen, welches man auf dem Foto
sf_wohnstrasse1 rechts in der Mitte noch so gerade etwas erkennt. In
diesem Gebäude gibt es in den Kellergeschossen sowie im
Erdgeschoss genügend Parkraum für PKW von allen Anwohnern und
auch reichlich für Besucher, aber diese gibt's natürlich nicht
kostenlos, die Miete dafür soll selbst für amerikanische Verhältnisse
enorm hoch sein. Weiterhin ist es nun unmöglich, dass beispielsweise
Möbelwagen bei einem Umzug oder beim Kauf neuer Möbel vor dem
Haus halten oder überhaupt diese gewundene Straße befahren können.
Selbst ein Kleinbus oder einer der typischen amerikanischen
Straßenkreuzer kriegt da schon allergrößte Probleme, wenn er nicht
anecken will. Deshalb fahren die meisten Leute in diesem Viertel
kleinere europäische oder asiatische Autos. Überhaupt meinte Kayla
erstaunt, dass man neben den typischen US - Autos dort vor allem
auffällig viele Mercedes, Audi und VW auf der Straße sieht. Ein
Wohnungs-Umzug artet zu einer verrückten Tortour aus, bei der die
Leute den Termin immer fest nach dem Wetter richten müssen, weil
sie größere Möbel draußen mehr als 300 m über einen seitlich
verlaufenden Bürgersteig schleppen müssen, um zu einer oben
gelegenen Stelle zu gelangen, wo überhaupt ein Möbelwagen halten
kann. Es soll extra für diese Zwecke einen für Anwohner kostenlosen
Verleih von speziellen Transportkarren oder Hubwagen für diese
Zwecke geben.

Wir kennen uns nicht mit Nutzfahrzeugen, Lastern, Bussen und der
gleichen sonderlich aus, aber Kayla meinte, dass sie dort mitten in der
Stadt gleich auf ein europäisch dreinschauendes Busgesicht
aufmerksam wurde. Wissen Sie, amerikanische Autos oder auch halt
Busse haben ein anderes Gesicht, wie deutsche Busse, das fiel selbst
Kayla sofort auf und sie stellte fest, dass die meisten Buslinien in
Frisco mit orange-gelben Bussen der deutschen Firma MAN fahren,
was für die USA sicher sehr außergewöhnlich ist, da man dort
besonders für öffentliche Fahrzeuge u.ä. sonst nur einheimische
Produkte hochkommen lässt. Genau einen solchen, von vielen MAN -
Bussen in San Francisco sehen sie auf dem Bild sf_man-bus.
 
SF_man-bus: unten in der Mitte ein orange-gelber MAN-Bus, in Frisco neben
Cablecar eines der typischen öffentlichen Verkehrsmittel

Des weiteren war Kayla sehr darüber erstaunt, wie viele total
asiatische Viertel es in Frisco gibt. Es gibt gleich mehrfach Stadtteile,
wo man über mehrere Kilometer nur asiatische Geschäfte und Leute
findet. So sehen Sie eine solche Straße mit vorwiegend chinesischen
Geschäften auf dem Bild sf_china.
 
SF_China: asiatische Viertel machen einen Großteil von San Francisco aus

Sie meinte verblüfft, dass es zudem viele Ecken in der Stadt geben
würde, bei denen man glauben könnte, irgendwo in unserer ex-
Wohnstadt  Stuttgart zu sein, weil der Baustil der Gebäude eher
deutsch-europäisch wirkt und weil es in Stuttgart auch allenthalben
mal bergauf oder bergab geht. Wären nicht all die amerikanischen
Autos dort unterwegs und die Beschriftungen in englisch, dann könnte
man stellenweise wirklich vergessen, dass man in den USA ist.

Eine Begebenheit am Rande, die wieder einmal mehr zeigt, wie klein
doch heute die Welt geworden ist. Zufällig traf Kayla in dem Hotel
auf die Hotelmanagerin, die dort das gesamte Hotel leitet und das ist
eine Frau Elke Benzelrath, die eigentlich aus Köln stammt. Diese
begrüßte Kayla besonders, als sie entdeckte, dass Kayla quasi eine
Deutsche ist, trotz ihres leicht asiatischen Aussehens. Dieses
Zusammentreffen hingegen hatte eigentlich fast schon ulkige Gründe.
Am zweiten Tag wollte nämlich ein Hoteldiener Kayla nicht ins Hotel
lassen, mit einer komischen Bemerkung wie, dass Kinder nur Zutritt
unter Begleitung ihrer Eltern hätten. Sie wissen, Kayla ist ja ziemlich
zierlich gebaut, obwohl sie ja inzwischen 26 Jahre alt ist und
wahrscheinlich hatte der von seinen eigenen Ausmaßen auf andere
geschlossen. Der Mann war so eine Art Empfangs-Türsteher dort an
der Haupteingangstüre, der alle eintreffenden Hotelgäste einzeln
begrüßte, was eigentlich als besondere Freundlichkeit gedacht ist. Wie
Kayla sagte, war das ein Farbiger mit Vollglatze vom Format eines
doppelten Kleiderschranks, also Marke Gorilla, aber eigentlich sehr
freundlich und friedlich wie ein Lamm, nur mit der Einschätzung von
Kaylas Alter hatte er aufgrund ihres zierlichen Körperbaus sichtlich
Probleme. Nun dürfte das eigentlich gerade in Frisco kein Problem
sein, weil es dort extrem viele Asiaten gibt und unter diesen
naturgemäß immer überdurchschnittlich viele extrem zierliche Frauen
sind, das ist halt genetisch bedingt, aber dieser „Empfangschef" kam
damit nicht so recht klar. Dann entstand zwischen Kayla und dem eine
Diskussion, da sie ja bereits am Tag zuvor dort eingecheckt war und
auch bis dato immer problemlos eingelassen wurde, weil zuvor immer
ein anderer „Türsteher" dort stand. Der Gorilla ließ dann erst von der
Diskussion ab, als sie ihm die Chipkarte vom Hotel vorwies, die dort
als Zimmerschlüssel dient. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die
Hotelmanagerin schon von der Diskussion an der Türe mitbekommen
und sich selbst eingeschaltet. Dadurch kamen Kayla und sie ins
Gespräch. Diese Frau Benzelrath, die nach Kaylas Meinung ungefähr
45 Jahre alt sein mochte, geriet dann mit Kayla in einen längeren
Plausch über die gute alte Heimat Deutschland und alles mögliche.
Dabei erzählte sie, dass sie bereits seit 1998 dieses Hotel in Frisco
leite, welches wohl 1991 eingeweiht wurde. Dabei bedauerte sie sehr,
dass sie auch seit 1998 nicht mehr in Deutschland gewesen sei. Ihr Job
ließe ihr einfach nicht genug Zeit, um zwischendurch mal in ihre
Heimat zu fliegen. Mehr aus Spaß hatte sie Kayla schon
vorgeschlagen, ob sie nicht mal für 2 Wochen dort die Stellung halten
könne, damit sie noch mal wenigstens in Deutschland ihre Eltern in
Köln besuchen könne. Andererseits meinte sie auch zu Kayla, dass es
sich sowohl für Deutsche, als wie auch für Asiaten in San Francisco
am besten leben lasse, im Vergleich zu allen anderen Großstädten der
USA, die sie kenne.

Kaylas Fazit zu der San Francisco - Tour lautet, in jedem Fall sehr
interessant und sehenswert, insbesondere wenn es einen nichts kostet.
Betrachtet man hingegen die üblichen Preise für Reisen ab hier dort
hin, dann wäre uns solch eine Reise in jedem Fall viel zu teuer. Dazu
kommen dann noch die für unsere Verhältnisse enormen
Übernachtungskosten und so kann man sicher sagen, dass es aus
dieser Sicht gut war, dass Kayla das in Anspruch genommen hat, denn
vermutlich wird sie wohl zeitlebens nie wieder dorthin kommen. Der
Rückflug selbst verlief völlig problemlos und selbst die befürchteten
lästigen Kontrollen seien dabei sehr lasch gewesen. Wegen der
missglückten Geschäfte wäre die Stimmung bei der Rückreise unter
den Beschäftigten der Firma ziemlich am Boden gewesen und kaum
einer habe während des Fluges etwas gesagt. Sehr entzürnt war der
Chef der Stuttgarter Firma, weil besonders für ihn alles nicht so
geklappt hat, wie er sich das vorgestellt hatte. Der hat sich über diesen
geschäftlichen Verlust so geärgert, dass er sämtliche Mitreisenden aus
seiner Firma sowie auch Kayla nach der Rückkunft am Frankfurter
Flughafen stehen ließ und die nicht mit in seinem Van zurück nach
Stuttgart gefahren hat, wie anfangs versprochen und wie es in der
entgegengesetzten Richtung bei der Hinfahrt ja auch vorzüglich
klappte. Das war recht unfreundlich und vor allem ärgerlich, die Leute
sind dann mit dem Zug von Frankfurt nach Stuttgart gefahren, von wo
aus ich Kayla dann mit dem Wagen abgeholt habe. Die Beschäftigten
der Firma haben sogar nun eine gewisse Angst, dass sie ihre
Sondervergütung für die Frisco - Fahrt gar nicht erhalten, aber sie
können unter dem Druck ihres Arbeitsplatzes dann nicht viel sagen.
Anders sieht es bei Kayla aus. Die hatte darauf bestanden, dass sie
bereits vor Reiseantritt 5.000 Euro ausgezahlt bekommt, was dieser
Firmenchef auch sofort anstandslos machte. So stehen ihr,
entsprechend der getroffenen Vereinbarungen, nun noch weitere 1.000
Euro zu und sie hat schon einige Tage später dort angerufen und
deswegen mit diesem Chef gesprochen. Zuerst sei er zwar etwas
missmutig gewesen, habe dann aber zugesichert, dass Kayla diesen
Restbetrag in den nächsten beiden Wochen noch erhält. Dank des
Ausgangs dieser Angelegenheit erübrigt sich natürlich auch das
damalige Angebot, Kayla fest in der Firma zu beschäftigen, denn ohne
erneuten Handel mit Thailand bedarf es ihrer Dienste als
Korrespondentin nicht weiter. Das ist nach meiner Meinung
zumindest der zweitbeste Ausgang, den diese Sache nehmen konnte.
Sie ist wenigstens nicht ganz leer ausgegangen, aber wir behalten
künftig unsere Ruhe vor dieser Firma. Der beste Ausgang wäre
selbstverständlich gewesen, wenn ein ähnliches Ergebnis aber dann
mit den anfänglich anvisierten 27.500 Euro zustande gekommen wäre,
aber das hätte dann ja auch wahrscheinlich zur Folge gehabt, dass
Kayla künftig oft wieder nach Stuttgart arbeiten müsste. So wie jetzt
ist das schon gut gelaufen!

Vorletzte Woche, als Kayla gerade in Frisco war, tauchte hier ein
Großaufgebot der Feuerwehr auf. Ich war schon richtig erschrocken
und glaubte an einen größeren Vorfall. Wie sich jedoch herausstellte,
mussten die eine Erprobung machen, wie oder ob sich im eventuellen
Ernstfall die neue Regenwasserbehälterfirma löschen ließ. So wurden
alte Hydranten auf dem Fabrikgelände getestet, die noch aus früheren
Zeiten dort stehen. Das ergab allerdings ein trauriges Bild, denn von
13 geprüften Hydranten funktionierte nur noch ein einziger und der
steht noch nicht einmal auf dem Fabrikgelände, sondern neben der
alten Haupt-Einfahrt zum alten Fabrikgelände, gleich neben unserem
Haus. Also von denen, die tatsächlich auf dem Firmengelände stehen,
funktionierte gar keiner mehr. Da es aber wohl Vorschriften gibt, die
besagen, dass eine Firma erst dann ihre Produktion aufnehmen darf,
wenn solche Sicherheitsanlagen funktionsfähig sind, drohte denen
eine schmerzliche Verzögerung der Betriebsaufnahme. Da hat der
Firmenchef aber gewaltig Krawall gemacht, weil er sagte, die
Gemeinde sei für den Unterhalt dieser Hydranten verantwortlich und
wenn die nicht funktionieren und es deshalb zu Verzögerungen mit
Betriebsausfällen käme, dann würde er die schadensersatzpflichtig
machen. So war das schon ein etwas weniger guter Einstand hier. Da
die Gemeinde einen solch kräftigen Steuerzahler nicht vergrämen
möchte, hat man dann zuerst binnen weniger Tage ein Provisorium
gelegt. Es wurden quer durch den stillliegenden Betriebsteil einfach
lange dicke Feuerwehr-Schlauchleitungen bis zu der Halle der
Behälterfirma verlegt, an denen am Ende einige mobile Hydranten
angebracht sind. Solche Dinger hatte ich zuvor auch noch nie gesehen.
So brauchen die Feuerwehrleute im Ernstfall dann nur noch mit
wenigen Handgriffen diese provisorische Leitung unter Druck zu
setzen und es kann gelöscht werden. In einigen Wochen soll dann eine
Fachfirma mit einer ordnungsgemäßen Überholung der echten,
ortsfesten Hydrantenanlage beauftragt werden.

Die Regenwasserbehälterfirma hat ihr Ziel eingehalten und bereits
letzten Mittwoch mit einer vorerst noch kleinen Produktion von
Regenwasserbehältern angefangen. Es gab zuvor sogar eine
Eröffnungsveranstaltung, zu der wir auch eingeladen wurden, wie
übrigens alle Bewohner der Siedlung hier. Sie wissen ja wie das ist, da
tauchen dann 10 noble Leute auf, von denen jeder eine bleierne Rede
schwingt und einer drückt dann auf den berühmten roten Knopf und
alles fängt an sich zu drehen. So ähnlich lief das hier auch. Ein
Landrat schwätzte wirklich saulangweiliges und nach meiner Meinung
auch vorwiegend dummes Zeug. Als die Hälfte der Leute minutenlang
gähnte, verkürzte er endlich seine Rede. Schön war, dass es auch ein
kaltes Büffet gab, mit sehr schmackhaften und bodenständigen
Sachen, wie beispielsweise sehr guten Frikadellen. Ich sterbe für gute
Frikadellen, um es mal übertrieben zu sagen, und die dort angebotenen
stammten von einem Metzger und waren sehr sehr gut mit viel Pfeffer
drin. Auch eine herrliche Auswahl an guten Getränken gab es. Kayla,
die ja erst wenige Tage zuvor aus Frisco zurückgekommen war, fand
für sich einen vorzüglichen Apfelsaft, gut gekühlt und lecker, während
ich mich so ziemlich quer durch das ganze gebotene Sortiment
probierte. Es wurde nur aller erste Qualität aufgefahren und an nichts
geknausert. Ganz nebenbei erfuhren wir weitere Fakten zu der Firma.
Ich war immer im Glauben, dass die solche ähnlichen grünlichen
Regenwasserbehälter herstellen, wie man sie oft im Baumarkt
bekommt, nur halt etwas größer sowie solche Tanks, die man öfters in
Schreber-Gärten stehen sieht, aber all diese Dinger stellen die gar
nicht her. Damit haben die vor vielleicht 15 Jahren mal angefangen.
Heute stellen die vorwiegend riesige schwarze oder graubraune
Erdtanks für Regenwasser her, die gleich 15.000 Liter, 25.000 Liter
oder sogar noch mehr fassen. Die kleinste Größe, die noch im
Programm ist, fasst rund 7.000 Liter, soll aber demnächst rausfallen
zugunsten der ganz großen. Dazu werden noch Spezialtanks
angefertigt, die man im Haus erst auf dem Dachboden zusammensetzt,
worin man dann ebenfalls Regenwasser als Brauchwasser speichern
kann. Der Vorteil bei diesem System ist, dass die Druckpumpe für den
Wasserdruck viel kleiner und stromsparender ausfallen kann, weil
durch die Unterbringung im Dachboden ja schon ein natürliches
Gefälle entsteht. Der Firmenchef selbst propagiert aber mehr die
Erdtanks, weil bei den anderen auch erst einmal Strom aufgebracht
werden muss, um das Regenwasser aus einem kleineren Zwischen-
Erdtank dann in den großen Dachbodentank zu pumpen, was ja auch
Strom kostet, dann weil die Erdtanks mehr Wasser fassen, auf dem
Dachboden keinen Platz verbrauchen und das Haus nicht unnötig
belasten, denn Sie können sich vorstellen, dass beispielsweise 15.000
Liter Wasser schon ein ganz schönes Gewicht haben, das hält längst
nicht jeder Dachboden aus. Von den Riesen-Erdtanks werden jetzt am
Anfang 4 Stück pro Tag gefertigt und der Firmenboss sagte in seiner
Rede, dass in einem halben Jahr die Produktion auf rund 25 Stück pro
Tag gesteigert würde und das angestrebte Ziel sei es, ungefähr ab
Mitte 2008 über 100, vielleicht sogar 125 Stück pro Tag herzustellen.
Er behielt deshalb die Option im Auge, bei einer möglichen
Expansion weitere Gebäude der alten Fabrik zu erwerben und
umzunutzen. Das freute natürlich alle Vertreter der Gemeinde, weil
die ja auch die damit verbundenen Steuereinnahmen schon in der
Kasse süß klingeln hören. Die Produktion läuft größtenteils
vollautomatisch computergesteuert. Die Tanks werden weltweit
verkauft, nicht nur hier in Deutschland. Sonst würde man auch
sicherlich solche Stückzahlen nicht so ohne weiteres los. Die haben
dabei noch ein geschütztes Patent auf irgend eine besondere
Beschichtung der Innenseite, die verhindert, dass das Wasser im Tank
fault oder Algen ansetzt.

In Karlsruhe, wo ich mich nach wie vor noch nicht besonders gut
auskenne, habe ich einen komischen Computerladen entdeckt. Der
befindet sich in einem ehemaligen Lebensmittel - Supermarkt, wie
man ihn vielleicht in den 70iger und 80iger Jahren kannte. Wissen Sie,
diese Art von Supermärkten, die schon merklich größer, als ein Tante
- Emma - Laden waren, die aber in ihrer Größe eben nicht
vergleichbar mit dem waren, was man heute so unter einem
Supermarkt versteht. Allerdings schon diese Größenordnung, wo man
bereits mit einem Einkaufswagen durchfuhr. Diese Edeka -, Rewe -,
VeGe-, Geg-, Konsum- und Spar - Ketten hatten damals öfters solche
Märkte betrieben. Jedenfalls in solch einem Laden ist heute dort ein
Computerladen untergebracht. Da der Inhaber aber wohl ein zwar
technisch hochversierter Mensch ist, aber sonst wenig von Ordnung
und üblichen Ausstattungsmerkmalen solcher Geschäfte hält, sieht es
dort ziemlich chaotisch drin aus. In den vielen Regalen türmen sich
diverse Berge von Computerkomponenten, alt zwischen neu,
gebrauchtes Zeug, zwischen neu verpacktem Krempel, dann in der
Nähe der Kasse stapeln sich links unzählige Gebrauchtcomputer, die
man kaufen kann und rechts nicht weniger nagelneue Computer, noch
in Originalkartons verpackt. Die Neugeräte bei dem stammen
offensichtlich vorwiegend von der Marke Acer, die man auch in
einigen anderen Computerläden, aber auch in manchen Kaufhäusern
und Unterhaltungselektronik - Ketten erhält. Schön an dem Laden ist,
dass es davor reichlich Parkplätze gibt. Das ist mehr in einem
Wohngebiet am Stadtrand und weil ich Zeit genug hatte, bin ich
zunächst mal reingesprungen. Ich habe mir das alles mal angesehen
und wollte dann eigentlich schon wieder gehen, ohne etwas zu kaufen.
Der Inhaber, ein etwa 45jähriger Mann, relativ dick mit Stoppelbart
und runder Nickelbrille, fragte mich dann, ob er mir vielleicht
weiterhelfen könne. Ich wollte schon abwinken, aber da fiel mir mehr
zufällig mein defektes Toshiba - Notebook ein. Ich fragte den, ob man
ein solches defektes Notebook preisgünstig reparieren könne. Er
meinte, das hinge davon ab, was denn defekt sei, ich soll es doch
einfach mal völlig unverbindlich vorbei bringen. Das habe ich dann
einige Tage später auch gemacht. Er wollte es ohne Kosten für mich
einmal durchchecken und mir dann sagen, ob man es überhaupt
reparieren kann und falls ja, was das kosten würde. Die meisten
verlangen ja schon für eine solche Durchsicht 50 bis 70 Euro und dann
haben die noch nichts repariert. Auf das Durchchecken konnte ich
gleich warten. Es dauerte ungefähr 15 bis 20 Minuten. Dann kam er
und behauptete, die einzigen Fehler an meinem Notebook wären
einmal das verschmolzene Akkufach, gut das wusste ich auch schon
vorher, und dann das CD - Rom -Laufwerk. Er meinte das CD -
Laufwerk sei defekt und ziehe den ganzen Rechner mit runter. Das
wollte ich gar nicht glauben, weil das Ding ja meistens fast gar nichts
mehr macht und vor allem, weil der Fehler ja immer auftaucht, auch
wenn keine CD in dem Laufwerk ist. Manchmal hat man Glück und
man kann noch einfache Textbearbeitungen damit machen, aber auch
dabei stürzt es dann oft unvermittelt ab oder wird nach wenigen
Minuten so langsam, dass man die Lust verliert. Ein anderer
ärgerlicher Effekt, der in dem Zusammenhang gerne auftrat war, dass
man plötzlich bearbeitete Dateien nicht mehr speichern konnte. Die
Speichern - Schaltfläche in Word war dann inaktiv. Der Ladenbesitzer
versteifte sich, trotz meiner erheblichen Zweifel darauf, dass nur
dieses CD - Laufwerk die Ursache allen Übels sei. Nun haben solche
Notebooks völlig andere CD - Laufwerke, als normale Computer. Die
normalen Laufwerke passen dort platzmässig nicht rein. Aber der
Mann steckte über eine lange Leitung ein normales CD -
Brennerlaufwerk an, welches dann daneben auf dem Tisch lag und
siehe da, damit lief das Ding einwandfrei, wie in seinen besten Tagen.
Er bot mir an, ein anderes, gebrauchtes CD - Laufwerk aus einem
ansonsten wirklich total defekten Notebook einzubauen, welches er
noch in einer Ecke liegen hätte. Die Gesamtkosten mit allem drum
und dran sollten sich dann auf 55 Euro belaufen. Da konnte ich nicht
widerstehen. Was soll ich Ihnen sagen? Nach ungefähr einem Jahr des
defekten Notebooks, welches uns irreparabel kaputt schien, zumal ein
Computerladen in Stuttgart seinerzeit so etwas sagte, funktioniert es
jetzt wieder völlig einwandfrei. Natürlich die Mängel am Akkuschacht
sind noch da, wodurch man es derzeit nur mit dem Netz- und
Ladegerät benutzen kann, aber sogar dafür will der Spezialist in
Karlsruhe demnächst eine preiswerte Lösung anbieten. Er sagte, dass
er nächste Woche einige alte defekte Notebooks rein kriegt, von denen
könne man dann vielleicht die gesamte Bodenplatte mitsamt dem
Akkuschacht rüber in mein Notebook austauschen. Falls das geht, soll
dies ungefähr 20 Euro kosten, natürlich ohne neue Akkus. Neue
Akkus dafür hat er im Laden und die kosten bei ihm derzeit nur 22
Euro im Sonderangebot, woanders waren die viel teurer. Somit 42
Euro für die Akkufachreparatur plus neuem Akku und das wäre es mir
in jedem Fall wert. Das nenne ich wirklichen Service, wo sonst gerade
im Fall Computer jeder Laden gleich von wegwerfen und neu kaufen
redet.

In den letzten Tagen ging an unserem Opel - Corsa das Autoradio
plötzlich gar nicht mehr. Ich glaube ich hatte Ihnen schon mal
angedeutet, dass das Autoradio von Anbeginn an manchmal nicht
richtig funktionierte. Bei dem günstigen Fahrzeugpreis und weil der
Fehler nach dem Aus- und neu Einschalten immer wieder für ungefähr
eine Woche weg war, hat uns das nicht wirklich gestört. Nun benötigt
man ein Autoradio nicht unbedingt, aber inzwischen ist man doch so
daran gewöhnt, dass wir es nicht auf Dauer missen wollten. So habe
ich mich bei verschiedenen Werkstätten erkundigt, was eine Reparatur
des Autoradios kosten würde. Ähnlich, wie im obigen Fall Notebook,
muss dazu erst einmal überprüft werden, was überhaupt kaputt ist; ob
es das Radiogerät selbst ist, ob die Zuleitungen eine Macke haben
oder ob das abgesetzte Bedienteil vielleicht entzwei ist. Bei echten
Opel - Werkstätten verlangte man einheitlich 145 Euro alleine für
diese Überprüfung. Eine freie Werkstatt in der Umgebung wollte 127
Euro, eine andere freie 131 Euro. In Karlsruhe gab es freie, die es zu
Preisen zwischen 99 und 170 Euro anboten. Also es waren welche
darunter, die sogar teurer, als der originale Opel - Kundendienst sind.
Mein Autobekannter hat das Problem dann für 75 Euro gelöst, weil er
aber im Moment ziemlich im Stress steckt, sollte ich den Wagen 2
Tage dalassen, da ihm die Zeit fehlte, das sofort zu machen. Wir
bekamen von ihm für diese beiden Tage als kostenlosen Ersatz einen
kleinen VW - Lupo, den wir am letzten Tag nur voll tanken mussten.
Dieser Preis war natürlich nicht zu schlagen, ist aber auch nur wegen
der Bekanntschaft so besonders günstig. Er stellte fest, dass das
Radioteil selbst einen Fehler hatte. Er hat dann aus einem anderen
Opel, den er derzeit auf dem Gelände als Gebrauchtwagen stehen hat,
das Radioteil ausgebaut und in unseren Corsa eingepflanzt. Jetzt
klappt wieder alles einwandfrei. Nun, der Lupo, das ist ja das kleinste
Auto, welches es von VW gibt und mein Autobekannter sagte, dass
dieses Modell seit über einem Jahr nicht mehr hergestellt würde.
Heute heißt das kleinste Modell von VW wohl Fox, ist aber schon
deutlich größer als der Lupo, fast gleich groß, wie der Polo, dann aber
im Neupreis billiger, als der Lupo früher war, als es ihn noch gab. Das
liegt wohl daran, weil der Fox in Brasilien zusammengeschraubt
würde, sagte mein Autobekannter. Ich verstehe allerdings nicht, wieso
VW diesen Lupo nicht mehr herstellt, denn es ist ein durchaus schöner
Wagen, der erstaunlicherweise vorne fast so viel Platz bietet, wie der
VW - Polo oder der Opel - Corsa. Gut, nicht ganz so viel, aber der
Unterschied hält sich in geringen Grenzen. Hinten ist natürlich
Pustekuchen, auch  Kofferraum ist da nicht viel, fast gar nichts.
Trotzdem finde ich den Lupo, den ich ja zuvor noch nie gefahren war,
ein sehr gelungenes Wägelchen. Unsere Leihausführung hatte einen
Benzinmotor mit ungefähr 55 oder 60 PS und weil das Autöchen sehr
leicht ist, ist der damit ungefähr genauso flott unterwegs, wie unser
Corsa mit seinen 75 PS. Wohl sind Geschwindigkeiten ab 120 km/h
aufwärts im Corsa deutlich angenehmer zu fahren, vor allem weil der
Lupo ab dann innen lauter wird und auch im Lenken bei höheren
Geschwindigkeiten mehr korrigiert werden muss. Nur die erste
Anfahrbeschleunigung ist im Corsa durch den kräftigen Turbodiesel
besser, aber insgesamt staunten wir nicht schlecht über den Winz -
VW. Insbesondere der Verbrauch in den 2 Tagen war angenehm
gering, rund 4,8 Liter auf 100 km und das für einen Benziner. Den
gibt es wohl auch als Diesel und dann wird der sicherlich mit ungefähr
3,5 Litern auskommen, wenn er als Benziner schon so wenig braucht.
Mein Autobekannter meinte aber, das VW vermutlich im nächsten
Jahr wieder ein neues Modell herausbringe, welches ähnlich klein ist,
weil die ständig steigenden Forderungen nach sehr spritsparenden
Autos diesen Markt für Kleinstautos wiederbeleben. Sicherlich, wo
wir öfters was zu transportieren haben, wäre der Lupo für uns in der
heutigen Lage vor allem in Sachen Kofferraum viel zu klein und ich
würde ihn auch nicht gegen den Corsa - Turbodiesel eintauschen, aber
würden wir noch in der Stadt wohnen, dann wäre uns solch ein Lupo
auch völlig Auto genug, sofern man vor einer erneuten Beschaffung
stünde und nicht, wie hier, oft was zu transportieren hat. Wenn man
von den reinen jährlichen Unterhaltskosten ausgeht, dürfte der Lupo
im Jahr sicherlich noch um 200 Euro billiger zu fahren sein, als der
Corsa oder ein Polo. Es ist dieser Lupo ein sehr interessanter und
billiger Wagen, der zudem noch gut verarbeitet wirkt, somit finde ich
es völlig unverständlich, dass VW dessen Produktion eingestellt hat.

Sie sehen, die Welt hat sich inzwischen erheblich weitergedreht, ohne
dass dabei in der Summe ein erheblich anderes Ergebnis
rausgekommen wäre, als sonst. Seit 2 Tagen sind wir wieder
stundenweise an Renovierungs- und Umbauarbeiten in der
Werkstattgarage und deren Anbau beschäftigt. Die dortigen Dinge
sind teilweise doch maroder, als wir dachten. Es ist überhaupt kein
Vergleich mit der hervorragenden Bausubstanz des Hauses, das
bezieht sich vor allem auf einige Zwischenwände und Eisenträger im
Anbau, keinesfalls auf die Außenwände oder das Dach. Der marode
Zustand einiger Zwischenwände ist aber auch nicht verwunderlich, da
diese Bauwerksbestände teils rund 100 Jahre alt sind und damals wohl
über sehr lange Zeiträume mit bissigen Chemikalien in Berührung
gekommen sind. Diese Werkstattgarage nebst Anbau war ja früher
mal eine Art Prüflabor des Werkes und an diesen speziellen maroden
Innenwänden waren solche alten Rohrleitungen mit Prüfhähnen u.s.w.
wo dann auch gerne mal einige Tropfen oder Rinnsale der chemischen
Flüssigkeiten an die Wände spritzten. Es war schon atemberaubend,
als Kayla an einer Zwischenwand den losen Innenputz abklopfen
wollte, stürzte gleich eine ganze Gruppe von Wandziegelsteinen mit
großem Gepolter in den dahinter liegenden Zwischenflur und plötzlich
fehlte aus der Zwischenwand ein etwa 1 m² großes Stück. So kam die
Überlegung auf, ob man diese Zwischenwand zwischen einem Raum
im Anbau und einem kleinen Zugangsflur, der sich quasi zwischen
dem Anbau und dem eigentlichen Großraum der Werkstattgarage
befindet, ganz einreißen und neu errichten sollte, oder ob man die
marode Mauerwand nur ausbessert. Letzteres, also das Ausbessern der
maroden Wand wurde bald verworfen, weil es einfach keinen Zweck
mehr hat. Zum Glück ist es keine tragende Wand und da stand der
Entschluss schnell fest: weg damit! Aber wir werden dort auch keine
neue Zwischenwand mehr errichten, sondern legen diesen Raum im
Anbau einfach mit dem Zwischen-Zugangsflur zu einem größeren
Raum zusammen, fertig! Ob man dort von einer Gartentüre zuerst in
einen Zugangsflur gelangt, der rechts eine Tür zum eigentlichen
Garagenraum der Werkstattgarage und ganz hinten links eine Tür zu
diesem ersten Raum im Anbau freigibt, oder ob man gleich von der
Gartentüre in den dann größeren Raum dieses Anbaus eintritt, der
dann nur noch an der rechten Innenwand eine Tür zum Garagenraum
hat, das ist doch schnuppe und vor allem kann man den so größer
gewordenen Raum später viel besser nutzen. Diesen Zwischenflur
hätte man ja so gesehen ohnehin für nichts nutzen können. Ich glaube,
der Hintergedanke früher bei der Errichtung mit dem Zwischenflur
war nur der, dass wenn dann über die heutige Gartentür jemand von
draußen rein kam, dann kein Durchzug entstand und die Leute sich
nicht mit dreckigen Schuhen ins damalige Labor wagten. Was heute
eine Gartentür ist, war damals ja eine Tür aufs restliche
Betriebsgelände, da unser Garten und die Trennmauer zum
Fabrikgelände früher zu der Zeit noch nicht bestanden.

So! Jetzt ist es aber genug und ich beende hier für heute. Nach einer
Schönwetterwoche hat uns seit gestern der graue Alltag wieder, viele
Grüße, Ihr

Egbert Lappenkeuler.


Beitrag 2

Lappenkeuler - Brief / Email „Eierzeit" vom 08.04.2007

Ein schönes Osterfest!

Das allgemeine Eierfest ist schon wieder mal fällig. Nun ist Ostern ja
immer auch irgendwie eine Art Tor zum Frühling, Tor zum milderen,
vielleicht auch schönerem Wetter. Unterdessen können wir uns
sicherlich nicht über den zurückliegenden Winter beklagen, jedenfalls
nicht in der Form, dass man sich vom eisigen Wetter zu sehr gebeutelt
fühlen müsste. Ein supermilder Winter, das kam der Verringerung der
Heizkosten zugute und eigentlich müssten solche Winter doch gerade
die Grünen und diese ganzen Umweltdogmatiker erfreuen, weil durch
geringen Heizaufwand auch geringere CO² - Ausstöße entstanden, als
wie bei deutlichen Kaltwetterphasen. Doch gerade aus deren Lager
hört man nur Misstöne, die Polkappen sind in Gefahr, die Gletscher
schwinden, dafür wird das Ozonloch größer. Sie kennen diese Leier
und keine Angst, ich habe keine Lust, dieses zweifelhafte Thema
erneut aufzugreifen. Nun denn, wir freuen uns über den milden
Winter, vor allem aus Kostengründen. Alles was hilft, die Kosten zu
senken, ist uns willkommen.

Nun sagt man es war ein total milder Winter, was so gesehen in seiner
Gesamtheit auch stimmt, aber am 21. und insbesondere am 22 und 23.
März kam es hier zu ganz extremen Schneefällen, wo keiner mehr mit
gerechnet hätte. Hier war vielleicht etwas los! Gut, das ist nun auch
schon wieder über 3 Wochen her, aber ich sage Ihnen, hier ging gar
nichts mehr. Selbst die so eifrigen Bauarbeiten bei der
Regenwasserbehälterfirma kamen zum völligen Stillstand. Ein langer
Sattelschlepper - LKW, der denen noch Material liefern sollte, hat sich
in der schmalen Zufahrtsstraße zur Siedlung, ungefähr in Höhe der
leichten Senke, wo es zu dem alten Bahnhof abgeht, von dem ich
Ihnen ganz zu Anfang unserer Zeit hier mal ein Foto schickte,
quergestellt und hoffnungslos festgefahren. Es ging hier gar nichts
mehr. Keiner kam mehr weg aus der Siedlung und auch keiner mehr
hinein. Höchstens zu Fuß, aber wer läuft schon 5 km im hohen Schnee
zu Fuß zum Dorf? Auch alle Leute, die bei der Behälterfirma
arbeiteten oder sonst wie dort waren, hingen natürlich fest. Das war
eine Gaudi! Mehrere Stunden später traf ein Kranwagen ein, der den
Sattel - LKW anheben musste und wieder einigermaßen gerade auf die
Fahrbahn stellte, damit der ab dort im Schritttempo bis zur Firma
weiterfahren konnte. Aber selbst das klappte nur, nachdem ein
Arbeiter zuvor voraus ging und von Hand die Fahrstrecke mit grobem
Sand und Schutt abgestreut hatte. Dieser Kranwagen hatte aber selbst
schon Probleme bei der Anfahrt, dass er nicht in Schräglage geriet und
dass obwohl es ein 4-Achser mit 8-Rad-Antrieb war. Die hatten
insofern noch Glück, weil sich gerade in dieser Zeit der Bergung die
Schneeschauern für vielleicht mal 3 Stunden verzogen und sogar der
schönste Sonnenschein aufkam. Kaum war diese Aktion durch, da
zogen neue Schneeschauern auf und wir sind nur noch drinnen im
Haus verschwunden, weil man draußen nichts mehr vor lauter Schnee
sehen konnte. Nur anderthalb Tage später wurde es dann wieder so
mild, dass man zuschauen konnte, wie diese ganzen Schneemassen in
Windeseile wieder zusammenschmolzen. Ich hatte eigentlich einen
Tag bevor es so zu schneien begann schon vorgehabt, wieder die
Sommerreifen auf den Wagen zu machen, zum Glück kam aber an
dem Tag etwas dazwischen. So habe ich mich nun entschlossen, die
Winterreifen aus Sicherheitsgründen noch bis Anfang Mai drauf zu
lassen.

Am Karfreitag sind wir hier in gewisser Weise in ein Fettnäpfchen
getreten. Gegen Mittag klingelte es an der Haustüre und 2 ältere
Damen standen dort und bettelten nach Geld für eine angebliche
Ostersammlung. Ich war darüber so entzürnt, vor allem weil erst
wenige Tage vorher schon mehrmals irgendwelche Bettelfritzen an
der Tür waren, dass ich denen schimpfend die Tür vor der Nase
zugeworfen habe. Ich habe durch die bereits geschlossene Tür denen
dann noch aus Wut so etwas wie Rattenpack oder ähnliches
zugerufen. Nun stellte sich heraus, dass die hier von so einem Orts-
oder Kirchenverband tatsächlich jedes Jahr um die Osterzeit eine
sogenannte Ostersammlung veranstalten, deren Gelder für Bedürftige
aus der eigenen Gemeinde ausgegeben werden. Ich wusste das nicht
und war fest im Glauben, dass dies wieder solches Bettelgesindel ist,
welches mit dem Mitleid der Leute auf nahezu organisierte Weise die
eigene Kasse aufbessern will. Die werden sich jetzt sicher dort im Ort
schön über uns das Maul zerreißen und das hier bei uns an der Tür
erlebte in den schillerndsten Farben ausmalen und breit treten.

Neulich kam ich in ein modernes Büro und geriet gleich ins Lachen,
denn stellen Sie sich vor, Sie sehen dort einen Computer stehen, an
den ganz offensichtlich über ein USB - Kabel ein Toaster
angeschlossen ist. Da ergeht es Ihnen sicher genauso, wie mir in
diesem Moment, man ist belustigt und glaubt seinen Augen nicht zu
trauen. Nun entpuppte sich das Ding dann aber nicht als
computergesteuerter Brötchenwärmer, sondern letzten Endes als die
neueste Generation von Farblaser-Drucker. Ein komisches Gerät,
welches sogar sehr preiswert sein soll, also im Verhältnis zu der
Preiskategorie, die man sonst so von Farblaserdruckern gewöhnt ist.
Die Dame am Schreibtisch, die meine Erheiterung auf Anhieb
verstand, weil ich wohl nicht der erste war, der dort solche Reaktionen
zeigte, erläuterte, dass jenes Gerät nur noch ausschließlich Din-A4-
Blätter hochkant oder kleinere Formate bedrucken könne, wodurch
man mit der schmalen Bauform auskommt. Auch hat man die wenigen
Bedienteile bei dem Gerät nicht seitlich neben dem Papier- und
Druckbereich angeordnet, wie es sonst üblich ist, sondern einfach
unten drunter. Obendrauf gibt's, man könnte sagen, wie bei jedem
anständigen Toaster, 2 gleich große, breite Schlitze. Der hintere zum
Einlegen des unbedruckten Papiers und aus dem vorderen kommen
die fertig bedruckten Exemplare raus geschossen. Da hat der
Gerätedesigner wohl absichtlich mit der Vorgabe des Toasters gespielt
und ich finde das irgendwie gelungen.

Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, vor etwa 2 Jahren schrieb ich
Ihnen einmal, dass ich in Stuttgart eine Art Billigkantine für
Bedürftige, Obdachlose aber auch für Normalbürger entdeckt hatte,
wo ich wegen des im Verhältnis zum Preis guten Essens auch in
meiner Stuttgarter Zeit sehr gelegentlich mal essen ging. Jetzt waren
wir vor knapp 2 Wochen wegen diverser Einkäufe in Stuttgart.
Irgendwann plagte uns der Hunger und da fiel mir diese Stehgaststube
wieder ein. Ich war mir nicht sicher, ob es die überhaupt noch gibt,
denn inzwischen war ich sicherlich schon über ein Jahr nicht mehr
dort, aber sie existiert noch! So sind wir gegen 11.45 Uhr dort hin und
haben, jetzt für 2 Euro pro Person, das Tagesmenü gegessen. Es gab
Bandnudeln mit Currysoße, dazu eine Currywurst und Spinat. Alles
durchaus sehr lecker, damals kostete allerdings jedes Menü noch 1
Euro pro Kopf als Mindestentlohnung oder freiwillig mehr, wenn man
konnte und wollte. Die haben inzwischen auch einiges geändert.
Früher herrschte dort mit Absicht ein sehr kühles, unangenehmes
Ambiente, wie man vornehm sagen würde, ausschließlich mit
Stehtischen und im Gastraum absolut ungeheizt und etwas zugig. Man
wollte damit verhindern, dass sich die Leute dort länger, als nur zum
zügigen Essen notwendig aufhielten. Da aber die Zahl der
gebrechlichen Bedürftigen heute sehr hoch ist, hat man in einer Ecke
inzwischen sogar 2 normale Tische mit jeweils 6 Stühlen dran
aufgestellt, die aber auch nur von schwachen oder älteren Leuten
benutzt werden dürfen, das wird sogar kontrolliert. Auch hat man die
Ausgestaltung des Gastraumes inzwischen recht freundlich gemacht,
zumindest wenn man es mit dem nahezu eisigen Zustand von damals
vergleicht. Die Mindestpreise für das billigste Tagesmenü wurden von
1 Euro auf 2 Euro angehoben, oder wer kann, der sollte dann mehr
geben, soviel, wie er für angemessen hält und wie es seinen
finanziellen Möglichkeiten entspricht. Manche Bedürftige rechnen
jedoch völlig anders, als unsereins. Die sagen, 1 Euro war noch ok,
aber für 2 Euro kriege ich ja schon solch eine kleine Miniflasche
Schnaps, die mir dann lieber ist; andere wiederum sind wirklich so
arm dran, dass sie sich 1 Euro noch leisten können, 2 Euro aber schon
nicht mehr. Deshalb hat man dort, sozusagen jetzt als Ergänzung nach
unten, neben dem Tagesmenü für 2 Euro auch noch eine Tagesspeise
für nur 50 Cent eingeführt. Die wird dann aber nur noch aus
irgendwelchen Resten von Supermärkten oder vergleichbarem aufs
Einfachste zusammengestellt und es ist in diesem Sinne kein richtiges
Menü mehr. Und jetzt kommen wir zu dem, was ich Ihnen eigentlich
erzählen will. An dem Tag, als wir dort waren, gab es als 50 - Cent -
Tagesspeise eine Scheibe trockenes Brot, plus solch ein kleines
Döschen Ölsardinen, wie sie viele Discounter anbieten, welches
allerdings vom Haltbarkeitsdatum her gerade abgelaufen war und dazu
noch 2 lose Salatblätter. Also wirklich eine minimalistische Speise,
was aber immerhin besser ist, als zu hungern und im Laden bekommt
man die Dose Ölsardinen heute zu dem Preis ja auch längst nicht
mehr. Aber was wir dann dort beobachteten, dass lässt einem die
Haare zuberge stehen oder eher gerade nicht. Ein Stadtstreicher, ich
nenn den jetzt der Einfachheit halber mal so, betrat die Gaststube und
holte sich vorne an der Ausgabetheke für 50 Cent diese Öl-Sardinen-
Tagesspeise. Damit stellte er sich unweit von uns an einen
benachbarten Stehtisch, öffnete die Dose, verzehrte diese
Zusammenstellung aus Brot, Sardinen und Kopfsalat. Sie kennen die
Ölsardinendosen ja sicher, was am Schluss übrig blieb, war das viele
Öl in der Ölsardinendose. Anstatt dies, wie üblich, mit zurück zu
geben, schüttete der Kerl sich das in die Hand, die er hohl formte, und
strich sich dann das ganze stinkige Fischölgematsche in die Haare.
Die glänzten dann und der Typ zog eine entsprechend nach Fisch
stinkende Geruchsfahne hinter sich her. Die Ölmassen waren so
reichlich, dass ihm die Öltropfen hinten am Kragen herunter in den
Nacken liefen. Wir und auch etliche andere in der Gaststube schauten
sich nur noch ungläubig an, etliche verliehen durch entsprechende
Geräusche und Kopfschütteln mit verzogenem Mundwinkel ihrem
Ekel Ausdruck. Den störte das natürlich nicht, sichtlich frohen Mutes
packte er seine Sachen und verließ dann pfeifend die Lokalität.

Ich sage nur ein Wort, ein Reizwort, Finanzamt! Traf doch vor 2
Wochen ein dicker Brief vom Finanzamt hier ein. Ich dachte zunächst,
ob die mir irgendwelche Finanz-Broschüren, Ratgeber oder Prospekte
schicken, weil der Brief so dick war. Der Inhalt erwies sich dann
jedoch leider als ernüchternd und eher behördentypisch. Dort hieß es,
durch eine Mitteilung wäre ihnen bekannt geworden, dass wir hier das
Haus erworben hätten. Nun wollen die auf mehreren detaillierten
Vordrucken genau wissen, woher wir an das Geld dafür kommen.
Dort soll man genau auflisten welche Sparguthaben und sonstigen
Einkünfte sowie welche Kredite von welchen Kreditinstituten dafür in
Anspruch genommen wurden. Dann ob und welche Einkünfte man hat
oder erwartet und welche man in den zurückliegenden Jahren gehabt
hat. Weiterhin will man wissen, welche Mieteinnahmen wir aus dem
Haus und dem Grundstück hier oder Teilen davon erzielen, obwohl
wir ja da gar nichts vermietet haben, solch ein Blödsinn. Auch soll
man angeben, wo man sonst noch Immobilieneigentum besitzt und
welchen Wert diese Gebäude oder Grundstücke verkörpern und
welche Mieteinnahmen wir daraus erzielen. Dann unterstellt man fast
schon, dass wir auch noch Miteigentümer an irgendwelchen Firmen
wären und da sollen wir auf einem gesonderten Vordruck ausfüllen,
welche Einnahmen wir daraus erzielen und über welche
Steuernummern bei welchem Finanzamt dortige Gewinne oder auch
Verluste erfasst würden. Es wird dann auch gleich angedroht, dass
man diese Wischs innerhalb von spätestens 4 Wochen ausgefüllt
zurücksenden muss, andernfalls könne man mit rechtlichen
Konsequenzen rechnen, da es eine gesetzliche Verpflichtung dazu
geben würde, dass man das zeitgerecht ausfüllt und zurück schickt. Es
ist schon eine Frechheit, was die alles wissen wollen und es ist ja
schließlich nicht so, dass wir hier keine Grundsteuer bezahlen, wir
bezahlen ja pünktlich alle Steuern. Aber nein, da wird einem dann
schon unterstellt, dass man riesige Einkünfte anderswo hätte, die man
dem Finanzamt verschwiegen hätte und dadurch so soviel Reichtum
angehäuft habe, dass man sich damit dieses Haus hier hätte kaufen
können. Hätte jetzt keiner etwas gekauft, dann bekämen die von uns
keine Steuern, gar nichts und die Arbeiten, die wir vergeben hatten,
wie die vom Dachdecker, die hätten auch nichts von uns
eingenommen und keine Steuern dafür abgeführt, aber dann wären
auch wir nicht belästigt worden und hätten unsere Ruhe. So aber
haben wir bei denen schon für gewisse Einnahmen gesorgt und es
wird einem dann so gedankt, dass man noch quasi unterstellt kriegt,
dass man Gelder an der Steuer vorbei gemogelt hätte. Das ist doch
wieder typisch deutsch! Manchmal kommt es einem wirklich hoch
und man sagt sich, man sollte in diesem Land keinen Cent mehr
investieren und lieber ins Ausland ziehen, obwohl ich normalerweise
durchaus an Deutschland hänge. Wenn die so händeringend am Geld
suchen, dann sollen die Großkopferten sich erst einmal sinnlose
Ausgaben in Milliardenhöhe sparen, wie z.B. die enormen Unkosten
für jetzt den Tornadoeinsatz in Afghanistan. Überhaupt diese ganzen
Einsätze in Afghanistan, in Afrika u.s.w. das kostet alles immens viel
Geld und bringt rein gar nichts, aber für solch einen Schwachsinn, mit
dem wir gar nichts zu tun haben, dafür ist Geld genug da! Als wäre es
die Aufgabe von Deutschland, in Afrika bei Wahlen zu helfen oder so
was. Wobei das nur 2 Beispiele für viele der wirklich enormen,
sinnlosen Ausgaben sind. Aber, wie ich schon öfters sagte, das ist eine
Politik, die wieder meilenweit am eigenen Volk vorbei geht und man
fragt sich erneut, wählen wir deutsche Politiker, damit die immer nur
etwas für andere tun, aber fürs eigene Volk gibt's nur
Verschlechterungen, siehe Gesundheitsreform etc.? Aber uns fehlt da
sicherlich nur der Durchblick, wird man auf deren Seite sagen.

Das schöne Wetter der letzten Tage hat uns keine Ruhe gelassen und
wir haben wieder sehr viele Wanderungen hier im Umfeld
unternommen. Überhaupt, ich glaube seit Jahren sind wir nicht mehr
so viel gewandert, wie in den letzten Monaten hier. Ich habe schon ein
Paar Schuhe daran total verschlissen. Die Gegend, die für den
Außenstehenden auf den ersten Blick sicher eher etwas langweilig
wirken mag, entpuppt sich immer mehr als wahrer Quell der
Abwechslung, weil die Landschaft nach der nächsten Baumreihe oder
dem nächsten Hügel oftmals wieder völlig anders und unerwartet
weiter geht.
2 Fotos habe ich Ihnen beigefügt. So sehen Sie auf neue_strasse1 ein
Stück der in atemberaubender Zeit neu errichteten, eigenständigen
Zufahrtsstraße für die Regenwasserbehälter-Firma auf dem alten
Fabrikgelände.
 
Neue_Strasse1: die neue Straße zur Regenwasserbehälterfirma führt teils direkt an den alten Hallen vorbei. Die jetzt teils weiss verkleidete Halle links im Hintergrund ist die besagte Firma.

Dort, wo man hier die Straße und die seitlichen Dämme sieht, standen
vor weniger als 3 Monaten noch viele Bäume, quasi ein kleiner Wald.
Die Grünen würde das sicher nicht freuen, aber da es hier so
abgelegen liegt, haben die das wahrscheinlich zum Glück gar nicht
erst mitbekommen, denn sonst hätten die sicherlich vor der Abholzung
dieses kompletten Waldhains  Krawall gemacht. Links hinter dem
Damm sieht man noch mehr im Vordergrund eine der nicht
renovierten Hallen und dahinter eine nun hell verkleidete Halle. Die
helle Halle sah vorher fast genauso aus, wie vorne die, aber das ist die
Halle, worin sich nun die Firma befindet. Rechts sieht man weiter
hinten auch noch ein paar Restgebäude der früheren Anlagen. Aber im
gesamten Vordergrund, quasi dort wo ich als Fotograf stehe und auf
der Straße war bis vor kurzem nur Wald und im genauen Verlauf der
Straße ein unbefestigter Waldweg, der auf der linken Seite hinten am
alten Firmengelände endete und halbrechts in einen kleinen Feldweg
überging, der bis zur Bahnlinie weiter führte. Warum man die
seitlichen Dämme hin zu den Hallen aufgeschüttet hat, das verstehe
ich nicht, aber es wird schon einen Sinn haben. Die eigentliche
Einfahrt zur neuen Regenwassertank- Fabrik zweigt nun weiter hinten
links ab, wo man bei genauer Betrachtung in dem linken Damm auch
einen Durchbruch erkennt, ungefähr in der Höhe, in der man bei
geschultem Auge in der Straßenmitte einen dunkel gekleideten
Fahrradfahrer und ganz rechts noch ein Auto erkennt. Hinter diesem
Durchbruch zur Halle der Regenwasserfirma hin folgt zunächst ein
großzügiger neuer Parkplatz der Firma. An dieser Parkplatzstelle, die
sich von diesem Foto aus gesehen noch links hinter der hellen Halle
befindet, setzte sich früher ebenfalls der Wald noch ein Stückchen
fort. Die Betonrohre, die man dort seitlich noch lagern sieht, wurden
inzwischen in die Straßengräben seitlich neben dem linken Damm
verbuddelt und oben drauf hat man damit begonnen, sogar einen
gepflasterten Bürgersteig zu errichten, wo auch noch alles neue
Straßenlaternen aufgestellt werden. Hier wurden echt enorme
Erdmassen bewegt und vor allem das alles in einer Rekordzeit
errichtet. Über die Kosten wird sich vornehm ausgeschwiegen, es
dürften beachtliche Summen sein, zumal diese Straße in einer Qualität
errichtet wurde, die zur dauerhaften Befahrung mit schweren LKW
geeignet ist. Diese Kosten dürfte wohl vorwiegend die Kommune
tragen, da man hörte, dass die sich dazu verpflichtet hätten, der Firma
eine vernünftige Zufahrt zu garantieren, sonst hätten die sich erst gar
nicht hier angesiedelt. Trotzdem hieß es, dass die Firma einen Teil der
Kosten selbst getragen hätte, nur wie hoch deren Anteil war, bleibt ein
Geheimnis. Andererseits schafft man sich mit dieser neuen Straße
irgendwie auch ein neues Nadelöhr. Diese Straße ist ja hervorragend
zu befahren, aber sie verbindet ja schließlich nur die sehr schmale
Siedlungsstraße mit der Firma, halt als Zufahrt. Die schmale
Siedlungsstraße selbst stößt dann ja hier vorne auf die ebenfalls sehr
schmale Zufahrtsstraße, die über einige km bis oben an eine Kreuzung
von Landstraßen führt, wo man in Richtung der eigentlichen Orte
abbiegen kann. So kann man sagen, ist der Effekt ein wenig damit
vergleichbar, als würde man eine winzige Landstraße, die 20 km lang
ist, plötzlich in ihrem letzten Stück auf 500 m in der Ausführung einer
breiten Autobahn weiterbauen. Große LKW kommen so zwar im
letzten Stück gut zu der Firma, nur bevor die erst einmal an diesem
letzten Stück angekommen sind, dürften die Fahrer einige
Schweißtropfen gelassen haben. Eigentlich darf man diese kleine
Hauptzufahrtsstraße zur Siedlung nämlich nur mit LKW bis maximal
5 Tonnen befahren, ausgenommen für einzelne Sonderfälle, wie
Müllabfuhr oder bei Bauarbeiten. Ich schätze, da werden sich die
Oberen bei der Verwaltung auf längere Sicht sowieso noch etwas
einfallen lassen müssen, es sei denn, die Behälterfirma transportiert
ihre Waren nur mit kleineren LKW bis 5 Tonnen, was jedoch auf
Dauer unwahrscheinlich ist. Obwohl der Weg zu den eigentlichen
Ortsteilen recht weit ist, kamen in den letzten Wochen, nachdem sich
das auch in den Orten rundgesprochen hatte, ständig Schaulustige
herbei, die oft stundenlang staunend und diskutierend die
Umkrempelung der Landschaft bewunderten. Ich sage Ihnen, wenn
hier heute noch mal jemand her käme, der vielleicht letztes Jahr zum
letzten mal hier war und wenn man den hier mitten auf der Straße
aussetzen würde, der wüsste nicht, wo er wäre. Zweifellos denkt man
in solchen Gemeindeverwaltungen dann auch einen Schritt weiter,
denn die sagen sich, wenn wir schon für viel Geld ein neues
Straßenstück bauen, dann sollen sich dort nach Möglichkeit auch
wieder mehrere Firmen ansiedeln, die durch Gewerbesteuer u.s.w.
Geld in die Kasse spielen. So bleibt aus unserer Sicht ein wenig zu
befürchten, dass es hier unruhiger werden könnte, wenn z.B. die heute
noch ungenutzten Teile des alten Fabrikgeländes rechts und links
dieser neuen Straße auch an andere Firmen zur Neuerrichtung von
Betrieben verkauft werden. Nun, das Suchen in meinem erst neulich
selbst angelegten digitalen Bildarchiv meiner selbst geschossenen
Fotos hat sich gelohnt, denn ich war mir im Hinterkopf ziemlich
sicher, dass ich im letzten Jahr, gleich kurz nach oder sogar bereits vor
unserem Einzug hier, bei einem der aller ersten Spaziergänge den
früheren Weg schon mal fotografiert hatte, also so wie es an der Stelle
der heutigen, neuen Straße ungefähr im September 2006 noch
ausgesehen hat. Das sehen Sie dann auf dem Bild alter_weg1. Nur ist
der Fotostandpunkt in die entgegengesetzte Richtung geknipst, das
heißt, der damalige Fotografierstandort von mir war ungefähr dort, wo
man heute auf der neuen Straße auf dem Foto oben mit viel scharfem
Blick den Radfahrer sieht.
 
Alter_Weg1: im Prinzip ein Zustandsvergleich früher / heute: dieses Foto hier zeigt nahezu die gleiche Stelle, wie das vorherige Foto, nur vor ungefähr etwas mehr als einem halben Jahr und aus einer um rund 180 Grad verdrehten Fotoperspektive etwas weiter.
 
Mein damaliger Standpunkt war also weiter oben. Links und auch
rechts sieht man mit etwas Mühe zwischen den Bäumen teils die alten
Gebäude durchschimmern. Wenn man diesen Weg auf dem Bild
alter_weg1 in Blickrichtung zwischen den Bäumen weiter ging, dann
folgten nach etwa 300 m die Siedlungshäuser, in denen die anderen
Bewohner dieser Siedlung hier wohnen. Dort wo die Siedlungshäuser
stehen, war der Weg aber schon immer asphaltiert und der führt dann
ja weiter bis auf die Straße, an der unser Haus steht. Wie gesagt,
dieser alte Weg existiert heute schon gar nicht mehr, dort ist also
heute an gleicher Stelle diese Straße vom ersten Foto neue_strasse1.
Das untere Foto ist heute so nicht wiederholbar, spiegelt also schon
Zeitgeschichte und das bereits nach so kurzer Zeit. Der komplette
lange Maschendrahtzaun wurde vor dem Abriss von einer Gärtnerei
aus dem Raum Bretten für ein paar Euro gekauft und in mehrtägiger
Kleinarbeit abgebaut und säuberlich aufgerollt. So wie dieser Zaun
aussah, war der auch noch nicht sehr alt und der Rentner hier
bestätigte, dass der erst vor knapp 2-3 Jahren errichtet wurde, um zu
verhindern, dass Wanderer und spielende Kinder einfach zwischen
den Bäumen her sich auf das alte Fabrikgelände mogeln konnten und
dort in Unfallgefahr gerieten. Alle Bäume, die Sie auf diesem Foto
alter_weg1 sehen, sind somit ebenfalls Geschichte, ebenso der Weg
selbst. Wie schon angedeutet, dort sieht es heute so aus, wie auf dem
anderen Foto neue_strasse1, nur halt quasi um 180° verdreht, weil die
Blickrichtung genau anders herum ist, was man auch bei genauer
Betrachtung an dem leichten Gefälle erkennen kann, welches auf dem
Bild neue_strasse1 eine Steigung und eben kein Gefälle ist. Allerdings
hat man da mehr angefüllt, denn vor dem Bau der Straße war die
Steigung in dem alten Weg steiler, als heute die Steigung der Straße
ist. Wer würde beim Anblick dieser beiden so unterschiedlichen
Bilder auf die Idee kommen, dass es sich um die gleiche Stelle
handelt, sozusagen nur um ungefähr ein halbes Jahr zeitversetzt?
Man sieht aber, dass die Straßenplaner durchaus schon weiter gedacht
haben, denn wenn man auf dem Foto neue_strasse1 geradeaus am
Horizont weiter geht, geht heute diese schöne breite Straße dort
wieder in den früheren alten Feldweg über, der zwischen einigen
Feldern und Brachflächen dann wieder etwas abfällt und bis zu der
alten, stillgelegten Bahnstrecke führt, die dann an einem Damm etwas
tiefer liegt. Das ist dann ungefähr dort, von wo ich Ihnen vor längerem
mal das Foto von einem verfallenen kleinen Stellwerk schickte. Aber
man sieht schon heute, dass die Straßenplaner das so angelegt haben,
dass der obere Teil dieses weiterführenden Feldweges bald ebenfalls
zur schönen Straße für weitere Industrieansiedlungen ausgebaut
werden kann. So könnten dann diese besagten Felder, die dort heute
noch folgen und die nie mit Industrie besiedelt waren, auch noch mit
neuen Firmen bebaut werden, falls sich genügend Interessenten
finden. Das heißt, wenn das irgendwann wirklich so käme, dann
würde diese Siedlung hier zu einem größeren Industriepark, der größer
wäre, als er früher in seinen besten Zeiten jemals war. Nur kann man
das schlecht vergleichen, denn früher die alten Fabriken hier hatten
ganz andere Bauweisen und Ausmaße, heute wirkt das alles irgendwie
„clean" wie man neudeutsch so schön sagt, während das früher alles
irgendwie rustikaler, robuster und auch dreckiger wirkte. Früher sagte
man ja auch immer, wo gehobelt wird, da fallen Späne und zu jeder
dicken Fabrik gehörten auch deren Dreckecken, heute sind das alles
mehr gleichförmige saubere Blechkästen, fertig.

Oben hatte ich es bereits angesprochen, ich habe mir jüngst ein
Bildarchiv gebastelt, worin ich künftig meine ganzen digitalen Fotos
speichere und verwalte. Ich hatte neulich einen Hals vom Ausmaß
einer dicken Eiche, weil ich lange vergebens nach einem Foto suchte.
Das Problem ist, wenn man die Digitalfotos einfach so in
unterschiedlichen Verzeichnissen speichert, dann findet man die nur
solange wieder, wie man mit dem Namen des Verzeichnisses die
Fotos im Gehirn in Erinnerung hat. Das ist aber nach einem halben
Jahr weg, also diese Verknüpfung im Hirn mit dem Verzeichnisnamen
ist weg und so gerät man später in endlose Sucherei, wenn man ein
bestimmtes Foto wieder sucht. Durch einen Artikel im Internet wurde
ich darauf gestoßen, dass man sich mit manchen einfachen
Tabellenkalkulationen auch eine Fotodatenbank errichten kann. Da
habe ich dann in einer stillen Stunde damit etwas experimentiert und
siehe da, das klappt vorzüglich. Man kann dort dann jetzt bestimmte
Themen, Motive, aber auch Daten wie Datum u.s.w. eingeben und
diese Tabellenkalkulation sucht dann automatisch die hierzu
passenden Fotos raus, die man dann zur Krönung auch gleich so damit
verknüpfen kann, dass sie aus der Tabellenkalkulation heraus
angezeigt werden. Das so etwas geht, das wusste ich zuvor gar nicht.
Es empfiehlt sich, zuvor natürlich alle vorhandenen Fotos in ein
eigenes Verzeichnis und Unterverzeichnis zu kopieren. Man ist aber
nicht mehr gezwungen, die Unterverzeichnisse nach dem Motiv zu
benennen, das gäbe wieder solch ein Wust an unüberschaubaren
Einträgen. Ich habe die Unterverzeichnisse dabei ganz simpel einfach
chronologisch nach Datum sortiert und die ganze Verwaltung der
Motive, Themen, Inhalte u.s.w. erledigt alleine diese 
Tabellenkalkulation. Lästig ist nur, dass man erst einmal alle Fotos
von Hand eingeben muss. Wenn man dabei aber erst einmal den
aktuellen Stand erreicht hat, dann braucht man nur noch immer die
nachtragen, die neu hinzukommen und das ist ja dann fix gemacht. In
der Beschreibung, die mir da vorlag, wurde auch darauf verwiesen,
dass man mit einem kostenlosen Download-Zusatzprogramm die
sogenannten Exif-Inhalte einer Bilddatei auch noch automatisch mit in
die Tabellenkalkulation übernehmen kann. Das habe ich probiert, aber
es nützt weder bei den Dateien von meiner Digitalkamera noch von
Kayla teurerer Minolta etwas, weil beide Kameras überhaupt keinerlei
Inhalte in diesen Exifsachen abspeichern oder eintragen. Allerdings
könnte man mit diesen Daten später auch nicht wirklich etwas
anfangen, außer erkennen mit welcher Kamera das aufgenommen
wurde. Informationen darüber, wie die Kamera beim Knipsen
eingestellt war und dergleichen, ich finde, das ist später für den
Betrachter nur sinnloser Datenmüll, der nichts bringt und wer eine
Kamera hat, bei der man in diese Exifsachen noch eigene Texte
eingeben kann, z.B. über das fotografierte Motiv, der wird das sicher
kaum draußen beim Knipsen beibehalten, weil das ja dann nach jedem
Einzelfoto eingegeben werden müsste. Das würde keiner lange
durchhalten. Ansonsten ist das mit der Erfassung der Digitalfotos in
der Tabellenkalkulation herrlich und so kamen bei der Überarbeitung
auch viele der schon längst verschollen geglaubten Aufnahmen wieder
zutage. So bekommt dieses Programm Tabellenkalkulation auch
endlich bei mir einen Sinn, ich habe das sonst nie benutzt.

Was ist Musik? Diese Frage hört man sicherlich oft und vor allem die
Geschmäcker sind da ja sehr verschieden. Ich sage es offen, mit rund
30 % der Musik, die man heute so im Radio hört, kann ich nichts
anfangen, ich finde das Zeug einfach nur grässlich. Nun gab es diese
Tage im Foyer einer Sparkasse in Karlsruhe ein kostenloses
Klavierkonzert von einem anscheinend berühmten Pianisten. Ich
kannte den nicht, aber das muss ja nichts heißen. Der Pianist aus
unserem früheren Wohnsitz in Stuttgart war es nicht und in der Welt
von Klassik und Jazz kenne ich mich überhaupt nicht aus. Es ist auch
beileibe nicht so, dass wir extra deswegen nach Karlsruhe gefahren
sind, ich musste ohnehin zu dieser Sparkasse, um eine fehlerhafte
Buchung auf unserem Girokonto rückbuchen zu lassen. Da im Foyer
noch etliche Sitzplätze frei waren und wir es an dem Tag nicht eilig
hatten, hockten wir uns dort mal hin. So gleich kam der Pianist, der
sich dann mit rasender Stimme vorstellte, irgend was mit Kaspar oder
so ähnlich, mehr habe ich von dem dahingehuschten Namen nicht
verstanden. Ob der jetzt mit Vor- oder Nachnamen Kaspar hieß, ich
könnte es Ihnen nicht einmal sagen. Einen Pianisten stellt man sich bei
der Ausübung seines Berufes immer relativ edel gekleidet vor, meist
in schwarz oder dunkelgrau. Der trug ein braunes, halb zerfleddert
wirkendes Sakko und eine verwaschene, sehr billig wirkende graue,
jeansähnliche Hose. Zerzauste Haare hatte er, das heißt, zerzaust dort
wo noch welche waren, der hatte nämlich trotz offensichtlich jungen
Alters, ich schätzte ihn auf knapp 30 Jahre, nur noch einen kleinen
Haarkranz, aber der war dafür zerzaust, als hätte er zuvor in die
Steckdose gegriffen. Äußerlichkeiten spielen für uns ohnehin eine
untergeordnete Rolle, also störte uns das nicht, wenngleich es
vielleicht in diesem Ausmaß etwas verwunderte. So hockte er sich an
seine Tasten und entlockte dem Klavier, oder es war wohl ein Flügel,
etliche besonders tiefe grollende Töne, wie ich sie so noch nie von
einem Flügel gehört habe. Ein Lied habe ich daraus allerdings nicht
erkennen können, ich glaubte, das sei so eine Art Warmspielübung für
seine Finger. Es war aber das erste Lied. Nun ja, dachte ich, die
Basstöne findet er schon mal. Sogleich folgte das nächste Lied, darin
kamen dann neben vielen sehr tiefen Tönen auch viele sehr hohe Töne
vor, aber wieder erkannte ich daraus kein Lied. Ich will es mal so
sagen, ähnliches hätte ich als totaler Laie dem Flügel wohl auch
entlocken können. Dann folgte ein langes Stück, welches sicherlich
sehr schwer zu spielen war, was aber ja nicht gleichbedeutend damit
ist, dass es einem deswegen gefallen muss. Also uns hat es nicht
gefallen, überhaupt nicht, muss man sagen. Man wurde bescheuert
von dieser Musik. Stellen Sie sich vor, man hastet mit den Fingern
immer ganz schnell wechselweise über diverse Gruppen von Tasten,
aber immer sehr kurz, impulsiv und kräftig. Also manchmal
befürchtete ich, dass gleich einige Teile aus dem Flügel rausgeflogen
kommen oder dass die Tasten abbrechen, so wie der auf die Tasten
wuchtete. Etliche Leute standen mit verzerrtem Gesicht auf und
gingen. Der „Künstler" sah dies und nahm es, nach eigenen Worten,
zum Anlass, sein dargebotenes Repertoire zu ändern. Dann spielte er
ein sehr bekanntes Klassikstück, ich glaube die Moldau heißt das,
einfach herrlich und beschwingend, man hätte einschlafen können,
nicht vor Langeweile, sondern weil es einen so angenehm davon trug,
aber dann.... Kurz vor Ende dieses Stückes hackte er nahezu
schlagartig und ohne Vorwarnung derart in die Tasten, dass alle Leute
aufschreckten und einige fast vom Stuhl kippten. Eine Schocktherapie
der besonderen Art. Also er hatte bewiesen, dass er gut spielen konnte,
aber was dieser Klimper - Kaspar bis dahin dargeboten hatte, hat uns
dann gereicht und wir sind auch gegangen.

Kayla rätselt derzeit über 2 komische Briefe, die sie in den letzten
Tagen erhalten hat. Die Briefe sind in Thai verfasst, also ich kann gar
nichts damit anfangen, nur die Adressfelder für sie als Empfängerin
sind normal in Deutsch. Abgestempelt sind die aber in Deutschland.
Wie uns ein Postmitarbeiter auf Anfrage sagte, bezieht sich die
Nummer des Zustellbezirks auf eine Region in der Nähe von
München. Kayla sagte, im ersten Brief, der ungefähr 8 Seiten umfasst,
beschreibt jemand, den sie nicht kennt, eine Angelegenheit, die in
ihrer Familie in Thailand vorgefallen war, als sie selbst vielleicht 10
Jahre alt war. Das kann normalerweise nur ein enger Verwandter oder
Bekannter wissen.
In dem zweiten Brief wird sie fast schon bedroht, zwar nicht direkt,
aber sie sagt, wenn man etwas zwischen den Zeilen liest, dann könne
man daraus schließen, dass ihr eine Sache droht, die zuvor in diesem
zweiten Brief beschrieben wird, die vor einigen Jahren einer Thaifrau
in Belgien passiert sei. Dort war wohl seinerzeit eine 19jährige
Thaifrau von einem hohen Baukran gestürzt. Es wird zwar nicht
wörtlich geschrieben, dass ihr so etwas auch droht aber, wie gesagt
wenn man es feinfühlig liest, kann man es so auffassen.
Vermutlich ist der Verfasser nur ein Idiot, dem es Spaß macht,
anderen Leuten Angst zu machen. Immerhin muss es ja einer sein, der
genau weiß wo Kayla wohnt und der irgendwie da eine Verbindung zu
Kayla bzw. ihrer früheren Familie hat, denn sonst könnte er die
Sachen aus dem ersten Brief nicht wissen. Wir haben nirgendwo
damit Werbung gemacht, wo wir jetzt wohnen und als direkter
Wohnadressat wohne ich hier, Kayla ist hier zwar auch gemeldet, das
ist klar, aber wenn wir zu irgend einem Zweck die Postadresse
bekannt geben, z.B. für Bestellungen oder als Absenderadresse, was
wir jedoch meist ohnehin schon vermeiden, dann geben wir immer nur
meinen Namen unter dieser Adresse an. Wir überlegen derzeit, ob es
Sinn macht, mit diesen Schreiben einmal unverbindlich zur Polizei zu
gehen. Kayla selbst hält davon eigentlich nicht viel, weil sie der
Ansicht ist, dass man damit diesen Idioten von Verfasser
überbewertet. Zudem glaubt sie, dass die Polizei aus dem Inhalt der
Briefe keine für sie relevanten Dinge ableiten kann, denn direkt
persönlich bedroht wird sie ja darin nicht. Es werden nur Vorfälle
geschildert, die aber so in Worte verpackt, dass man daraus ableiten
könnte, dass ihr so etwas auch drohen könnte - man kann es aber auch
genauso gut einfach nur als Sachschilderung lesen. Dabei wird man
sich zwar fragen, warum schickt einer einem Briefe, in dem Dinge als
Sachschilderung dargelegt werden, wenn deren Inhalt ansonsten
keinerlei persönliche Botschaft oder Ansprache enthält, aber für die
Polizei wäre das ja sicher nicht Grund genug, irgendwelche Aktionen
einzuleiten, wie z.B. den Absender ausfindig zu machen und zur Rede
zu stellen. Das ist ähnlich, als würde ein Wildfremder Ihnen einen
Brief schreiben, in dem er beispielsweise einen Unfall beschreibt, der
vielleicht vor 5 Jahren tatsächlich in München passiert ist. Daraus
kann man für Sie keine Drohung ableiten, selbst dann nicht, wenn der
Text so ein wenig zweideutig geschrieben ist, dass man es bei
genauem Lesen mit ein wenig Interpretation schon herauslesen
könnte. Dann heißt es, das ist sozusagen Interpretationsspielraum und
für Interpretationen ist die Polizei nicht zuständig, die kann sich nur
an Fakten halten. So sind wir erst einmal gespannt, ob noch weitere
Briefe in dieser widerlichen Art kommen.

Man soll sich mit dem Mist nicht weiter belasten, das Wetter ist schön
und wir werden gleich eine ausgedehnte Wanderung unternehmen.
Das heißt, heute wollen wir mit dem Auto zuerst in den ländlichen
Raum südlich von Karlsruhe fahren und dort einmal 2 Stunden
wandern, da wir diese Ecke noch gar nicht kennen. Natürlich sind wir
beide dann mit unseren Kameras bewaffnet.

So, damit ende ich für heute. Kayla und ich wünschen Ihnen ein
schönes Osterfest und entspannte und geruhsame Feiertage,

Ihr

Egbert Lappenkeuler.