LPK-H6

Auf dieser Seite finden Sie den Lappenkeuler - Beiträg “Immer wieder Wien” aus dem Jahre 2007. Der Textbeitrag kannen hier direkt gelesen werden oder auch als jeweils eigenständige PDF - Datei heruntergeladen werden. Aufgrund seiner Länge befindet sich auf der Seite nur dieser Einzelbeitrag.

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Lappenkeuler - Brief / Email „Immer wieder Wien" vom 17.06.2007

Sommerliche Grüße!

Die Dinge gehen weiter und in der zurückliegenden Zeit hat sich
wieder etliches getan, so dass es mir schwer fällt, die berichtenswerten
Sachen in eine Reihenfolge zu sortieren. Vor allem aber prägt ein
Hauptthema dieses Exemplar, wie Sie gleich schon lesen werden.

Vollkommen ungeplant haben wir ad hoc vor ein paar Wochen erneut
eine Kurzreise nach Wien angetreten. Sie entsinnen sich vielleicht an
meinen Bericht vom letzten Jahr, wo wir mit dem Stuttgarter
Busunternehmer dort waren. Ich stehe mit diesem Busunternehmer
nach wie vor etwas in Kontakt und so bot der uns an, an einer
Wienreise teilzunehmen, wo wieder einige Restplätze zu verwerten
waren. Das hier war keine Donaureise, wie damals, sondern gezielt
eine Reise nach Wien ohne jedes Rahmenprogramm oder sonstiges
Beiwerk. Ein Verband von Künstlern hatte diese Busreise gebucht, um
in Wien an einer Veranstaltung teilzunehmen. Eine Flugreise kam für
die nicht in Frage, weil gleich mehrere Mitglieder des Verbandes
unter Flugangst leiden, einige andere lehnen Flugreisen alleine schon
aus Prinzip ab, weil sie der Ansicht sind, dass Flugzeuge die Umwelt
zu sehr belasten. Eine Bahnreise schied dann wegen der Kosten aus,
da es hieß, der gecharterte Bus käme in der Summe aller Mitreisenden
um insgesamt 700 Euro günstiger, als die Bahn, zudem sei das
Handling einfacher, weil man in einem Guss bis vor die Hoteltüre
gefahren wird. Da die Anzahl der mitreisenden Verbandsmitglieder
nun einmal keine exakt genaue Auslastung der Buskapazität erbrachte,
blieben insgesamt 6 Restplätze offen. Wien hatte uns so gut gefallen,
dass wir da nun zu einem pro - Kopf - Preis von nur 35 Euro einfach
nicht widerstehen konnten. In diesem Preis war allerdings keine
Übernachtung und keine Verpflegung enthalten, der Busunternehmer
sagte uns aber, dass wir ruhig schon mal mitfahren könnten, er würde
das mit einer sehr billigen aber schönen Übernachtungsmöglichkeit
für uns in der Zeit telefonisch regeln, wo wir schon im Bus sitzen und
nach Wien fahren. Die Kosten dafür könnten wir dann gleich in Wien
vor Ort bezahlen. Genau konnte er die nicht nennen, sagte aber, dass
sie in etwa zwischen 15 und 30 Euro pro Übernachtung einschließlich
einem kleinen Frühstück liegen würden. Der Aufenthalt in Wien
dauerte nicht sonderlich lange, leider nur 4 Tage, das ergab sich eben
aus der Dauer der Veranstaltung, die dieser Künstlerverband dort
besuchte. Kayla befand, dass wir uns das sicherlich gönnen sollten,
einmal wieder preiswert abschalten, denn hier haben wir in der langen
Zeit des Renovierens inzwischen doch soviel geschafft, dass man
einfach mal abschalten muss. Da die Reise natürlich in Stuttgart
startete, haben wir das dann so gemacht, dass wir uns mit unserem
Autobekannten abgesprochen hatten und mit unserem Opel-Corsa
nach Stuttgart gefahren sind und den dann während der Reisezeit auf
dem eingezäunten Gelände unseres Autobekannten abgestellt haben.
So konnten wir auch nach der Rückreise gleich wieder mit unserem
Wagen nach Hause fahren und waren von öffentlichen
Verkehrsmitteln unabhängig. Was vielleicht ungewöhnlich klingt,
aber die Reise startete an einem Sonntagmittag. Bei der Hinreise lief
der Verkehr fast überall recht zügig und der Fahrer wählte vorwiegend
die kürzesten Autobahnrouten. Ein wenig war es für uns ja eine Fahrt
ins Ungewisse, weil bei der Abreise keineswegs so richtig geklärt war,
wo wir dort übernachten werden. Da ich aber zu dem Busunternehmer
inzwischen weitgehendes Vertrauen habe, meinte ich gleich, das mit
der Unterkunft wird schon passen, wenn der das sagt. Was wir recht
ungewöhnlich fanden, besonders im Gegensatz zur damaligen
Wienreise, dass es in Österreich in einem Abschnitt vor Linz kaum
Verkehr auf der Autobahn gab, sogar so wenig, dass man manchmal
den Eindruck hatte, dass wir auf einer gesperrten Autobahn unterwegs
wären. Etwa gegen 20.45 Uhr wurde ein Hotel im sogenannten 16
Bezirk angesteuert, dort hinein wurden alle Reiseteilnehmer dieses
Künstler-Verbandes entladen, nicht jedoch wir und auch nicht der
Busfahrer. Nachdem diese Leute untergebracht waren, brach der
Busfahrer mit uns als einzigen verbliebenen Fahrgästen wieder etwas
in Richtung stadtauswärts auf. Nach vielleicht 7 km, aber immer noch
innerhalb der Stadtgrenzen Wiens, ging es in ein modernes, sauber -
gepflegtes Gewerbegebiet, wo ein riesiger Schornstein schon weit
sichtbar in den Himmel ragte. Na das passt ja irgendwie zu uns, sagte
ich schon zu Kayla, wo wir ja an vergleichbare Kulissen, wenn auch
ungleich älter, gewöhnt sind. Die Straße nannte sich Heizwerkstraße
und das nicht ohne Grund. Weiter hinten befand sich nämlich ein
großes Heizkraftwerk zu dem sogar 2 Schornsteine gehörten, die von
der anderen Betrachtungsseite zuerst nur wie ein Schornstein gewirkt
hatten. Wir unterdessen hielten mehr vorne in dieser Straße an einem
relativ modernen Gebäude im Baustil der späten 70iger Jahre, welches
mehr wie ein breites, dreigeschossiges Bürogebäude aussah, zumal
eine Einfahrt mit einem großen Gittertor seitlich neben und hinter das
Gebäude führte und dort standen unzählige große Baumaschinen auf
einem Betonplatz und in einer einseitig offenen großen Halle. Der
Busfahrer hupte neben dem Gebäude zweimal kurz, dann öffnete sich
elektrisch dieses Gittertor und wir fuhren mit dem Bus auf diesen
Betonplatz, wo der Bus in einer größeren Lücke zwischen den vielen
Baumaschinen abgestellt wurde. Wir gingen dann vorne in das
Bürogebäude, wo uns eine freundliche, etwa 40jährige Frau empfing.
Dem Busfahrer gab sie gleich einen Schlüssel, der kannte das und
verschwand dann gleich mit seinen 7 Sachen über einen angrenzenden
Flur in einem Zimmer. Uns sagte die Frau, dass sie mit dem
Busunternehmer telefoniert habe und wir könnten, sofern wir wollten
und damit einverstanden wären, uns eines von 4 freien Zimmern im
zweiten Stock aussuchen und das für unsere 4tägige Aufenthaltsdauer
zu einem Nächtigungspreis von je 17 Euro pro Nacht und Tag nutzen.
So wurde das dann gemacht. Wir entschieden uns für das zweite von 4
Zimmern, weil man von dem den schönsten Ausblick am Fenster
hatte. Die Einrichtung war bei allen Zimmern gleich und sogar Radio,
ein kleiner Fernseher und ein Kühlschrank waren dort drin. Die Frau
wies darauf hin, dass es nur morgens in der Zeit zwischen 6 und 8.30
Uhr Frühstück im Frühstücksraum zum Selbstmachen gebe. Also das
heißt, dort gab es zur freien Auswahl diverse Brotsorten, frische
Brötchen, Butter, Belag wie Marmelade, Wurst, Käse u.s.w. und man
konnte sich dann nach Belieben die Brötchen selbst schmieren, wie
man so sagt. Getränke gab es einfach aus einem etwas nüchtern und
unpersönlich wirkenden, riesengroßen Getränkeautomaten, der eine
enorme Auswahl verschiedenster Heiß- und Kaltgetränke bot sowie
darüber hinaus auch noch 4 Sorten von heißen Suppen in großen
Tassen. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass es in Wien wesentlich
mehr Getränkeautomaten gibt, als bei uns in Deutschland. Die findet
man an allen möglichen Stellen und vor allem gerne auf Fluren in
öffentlichen Gebäuden. Mit dieser Teilautomatisierung in der Pension
konnte die Frau den ganzen Laden alleine bewältigen. Sie wies noch
ausdrücklich darauf hin, dass das Rauchen auf den Zimmern, in den
Fluren und im Frühstücksraum untersagt ist, wer rauchen will, der
solle entweder auf einen Balkon am Ende des Flures gehen oder bei
schlechtem Wetter in ein kleines Raucherzimmer, welches gleich vor
dem Balkon links war. Da wir beide Nichtraucher sind, war das für
uns ohnehin kein Thema. Überall hingen in der Pension kleine
Werbeschilder gegen das Rauchen, mit markigen Worten, wie etwa:
„Rauchen macht impotent" oder „Viel Rauch - wenig Hirn", wobei
diese Sprüche dann noch mit teils kuriosen Fotos unterstützt wurden.
Mit etwas Wiener Charme und einem Augenzwinkern wies die Frau
dann noch ausdrücklich darauf hin, dass wir ansonsten in dem Zimmer
gemeinsam treiben könnten was wir wollten, nur sollten wir die
Frühstückszeit nicht verpassen, denn nach 8.30 Uhr gebe es definitiv
kein Frühstück mehr und das ohne jede Ausnahme. Die Zimmer
waren zu dem Preis wirklich schön. Es war kein Prunk, aber sachlich
alles da, was man braucht und auch sehr sauber und gepflegt sowie
auf eine besondere Weise recht angenehm. Eine Pension, in der man
es auch durchaus mal einen ganzen Monat lang aushalten könnte. Ein
kleines, aber piksauberes, modernes WC mit fester Duschkabine gab's
in jedem Zimmer. Wissen Sie, ich mag Duschkabinen mit
Duschvorhängen nicht gerne, das ist nach meiner Meinung eine
veraltete Schweinerei, weil beim Duschen immer wieder der Vorhang
nach innen gezogen wird und dann alles vollschlabbert oder der
unangenehme kalte Plastikvorhang einem an den Beinen kleben
bleibt. Es geht doch nichts über eine feste Duschkabine, mit Wänden
aus festen Materialien und einer Schiebetür. Am Folgetag verließ der
Busfahrer mit dem Bus Wien, um eine andere Reisegruppe in Graz
abzuholen und die nach 9-tägigem Aufenthalt zurück nach Stuttgart zu
befördern. Erst am Abreisetag sollte der Bus dann wieder zu dieser
Pension im Bürohaus kommen. So blieb uns die dazwischenliegende
Zeit völlig zur freien Verfügung, um Wien zu erkunden. Mit dem Rest
der ursprünglichen Reisegruppe hatten wir in der Zwischenzeit
überhaupt nichts mehr zu tun. 4 Tage sind nicht wirklich viel, zumal
man bedenken muss, dass es eigentlich nur 3,5 Tage waren, da man
am letzten Tag bereits zeitig die Rückreise startete. Der Busfahrer
hatte nämlich nur eine ungefähre Zeitspanne angegeben, in der er dort
wieder auftauchte, um uns einzuladen. Übrigens noch nebenbei
bemerkt, in diesem Industriegebiet kam uns gleich ein blau-oranges
Firmenschild sehr bekannt vor, denn schräg gegenüber von dem
Bürohaus mit unserer Pension drin befindet sich ein riesengroßes
Zentrallager mit Verwaltung des deutschen Discounters Plus, der in
Österreich zusätzlich unter dem Namen Zielpunkt firmiert. Also wenn
Sie mal in Österreich sind und einen Zielpunkt - Discountladen sehen,
dann ist der identisch mit dem Plus - Discounter. Etwa 1 km um die
Ecke in einer anderen Straße, wo es schon wieder mehr Wohngebiet
war, befand sich ein sogenanntes Programmkino. Das führte bei uns
zufällig zu der witzigen Erkenntnis, dass die österreichische oder
weanerische Sprache für unsere Ohren doch ihre kuriosen Effekte hat.
So wurde in diesem Kino gerade ein alter Western - Klassiker
gespielt, den Sie sicher auch kennen, den eigentlich jeder kennt,
nämlich der Film „Spiel mir das Lied vom Tod." Als wir zu fuß dort
vorbeikamen, stand vor dem Kino ein Mann mit einem Plakat um den
Bauch, der für die Kinovorstellungen dieses alten Films warb, der
meines Wissens so ungefähr von 1970 stammen dürfte. Der rief dann
auch ziemlich laut in breitem Weanerisch immer wieder den Titel des
Films und das klang dann nicht mehr wie: „Spiel mir das Lied vom
Tod", sondern wie: „Spül mir des Lied vom Tod". Da dürften sich
dann alle Hausfrauen und Hausmänner ohne Spülmaschine freuen,
über solch einen Titel oder die Frage auftauchen, wie spült man ein
Lied? - Nun, Spaß muss sein und es ist keineswegs so, dass ich diesen
Sprachstil negativ bewerten möchte, im Gegenteil, irgendwie finde ich
hat dieser Slang etwas Schönes und vermittelt ein Gemisch aus
Gelassenheit und fast schon einem Hauch Erotik, jedenfalls wenn eine
Frau so redet. Zudem würde sich im umgekehrten Sinne sicherlich
mancher Wiener arg über die eigenartige Aussprache wundern, die im
Raum Stuttgart oder Karlsruhe üblich ist und das sicherlich, ohne
daran auch nur einen Hauch Erotik zu finden. So gesehen ist dieser
Dialekt für Wien eher sogar ein Kompliment. Übrigens, vielleicht mag
es purer Zufall sein und es ist sicherlich auch eine persönliche
Geschmacksfrage, auf welchen Frauentyp man so steht, aber ich finde,
dass in Wien auffallend viele wirklich bildhübsche Frauen
herumlaufen. Was mir persönlich zweifellos egal sein sollte, da ich
mit Kayla bekanntlich sehr gut versorgt bin, aber man schaut ja
deswegen nicht weg und ich denke, man kann das auch trotzdem ruhig
sagen, deshalb würde ich Kayla ja niemals sitzen lassen.

Wenn man etwas erkunden will, muss man mobil sein, also entstand
die Frage, wie verleihen wir uns Mobilität, da wir sicher nicht nur
dieses moderne Industriegebiet erkunden wollten? Diverse
Linienbushaltestellen und eine U-Bahnstation lagen nicht allzu weit
von der Unterkunft entfernt, was schon mal positiv war. Wir sprachen
mit der Betreiberein der Pension mal darüber und die meinte, dass
man zumindest für die Erkundung des Umlandes und der
Außenbezirke lieber auf einen preiswerten Leihwagen zurück greifen
solle, da in diesen Bereichen die Haltestellen der öffentlichen
Verkehrsmittel teils sehr weit abseits liegen würden. Natürlich hatte
sie da auch gleich einen Geheimtipp, für das preiswerte Anmieten
eines PKW, nämlich die Baumaschinenfirma auf dem zugehörigen
Gelände vermietete neben Baumaschinen auch Autos, zwar eigentlich
mehr gedacht als Firmenwagen, also um diese Wagen an Firmen bei
kurzfristigem Bedarf zu vermieten, aber keine Regel ohne Ausnahme,
zumal die Frau meinte, dass die viel günstiger wären, als eine reguläre
Autovermietung. So fragten wir gleich am Folgetag dort nach, was
sehr einfach war, da sich deren Büros im gleichen Bürohaus befanden,
wie die Pension, nur halt im Erdgeschoss in den Räumen zur
Innenseite hin, sozusagen mit Blick auf diesen großen Betonplatz wo
auch deren Fahrzeuge standen. Dort erläuterte uns eine aufreizend
gekleidete Dame mit bildhübschem Körperbau und potthässlichem
Gesicht, in einem langgezogen österreichischen Dialekt, dass sie
verschiedene Fahrzeugtypen, vom Kleinwagen bis zum LKW oder
auch Radlader, Bagger, Planierraupen, Anhänger und was weiß ich
nicht sonst noch alles vermieten würden. Nun, eine Wienerkundung
mit einer Planierraupe, das wäre doch mal etwas anderes, aber dann
wohl doch nicht so ganz das Richtige für uns. Uns ging es darum,
wenn überhaupt, dann nur möglichst preiswert an einen Leihwagen zu
kommen. So zerrte die Dame uns förmlich über den Hof der Firma,
weitab hinten, dort standen zig PKW und PKW-ähnliche Fahrzeuge
zur Auswahl. Am billigsten im Mietpreis war ein VW - Caddy mit
geschlossenem Kastenwagenaufbau zu haben. Das ist so ein
Großkasten - Kombi, also ein größerer Kombi mit solch einem
vergrößerten Kofferraumteil, ähnlich wie dieser ehemalige Post -
Renault - Kangoo, den wir mal als Leihwagen von unserem
Autobekannten hatten, nur dass dieser Laderaumaufbau bei dem VW -
Caddy noch etwas größer ist. Auch wirkt der VW - Caddy deutlich
stabiler und besser verarbeitet, als dieser Dünnblech - Kangoo, den
wir mal als Leihwagen hatten. Es ist also quasi so eine Art
Zwischending zwischen VW - Golf und VW - Bus. Ich glaube die
Fahrzeugbasis ist auch der VW - Golf, wo man dann halt hinten den
vergrößerten Kofferraumkasten aufgebaut hat. Es gibt den auch mit
offener Ladefläche hinten, wie ein kleiner LKW, ich glaube als Pick-
Up bezeichnet man diese Bauform dann, aber hier der hatte einen
normalen Kombikastenaufbau und er war in einem ungewöhnlichen,
kräftigen Blau lackiert. Es war natürlich ein Turbodieselfahrzeug, weil
solche Fahrzeuge sind fast immer Dieselwagen, ich glaube mit
immerhin satten 105 PS oder so ähnlich. Für 24 Euro am Tag ohne km
- Begrenzung plus Volltanken beim Zurückbringen war der zu haben.
Hätte man ausgiebig öffentliche Verkehrsmittel benutzt, wäre man
sicher einen ähnlichen Betrag oder sogar mehr los geworden, zumal
dabei ja jeder von uns den Fahrpreis hätte entrichten müssen, so aber
war der Mietpreis eine tagesabhängige einmalige Sache, unabhängig
von der Personenzahl. Also wurde der gleich zunächst mal für diesen
ersten Tag angemietet. Der Wagen fährt für solch einen Lastesel
erstaunlich kultiviert und zieht sehr gut durch, noch besser als unser
Opel - Corsa, kein Wunder, er hat ja auch rund 30 PS mehr.

Wenn man eine Stadt wie Wien auf eigene Faust erkundet, dann wirft
sich automatisch die Frage auf, welche Stellen, Sehenswürdigkeiten,
Dinge, Örtlichkeiten u.s.w. steuert man in welcher Reihenfolge an.
Man müsste eigentlich zuhause eine wochenlange Vorbereitung
betreiben und dabei eine Liste der Orte anfertigen, die man dann in
der Reihenfolge der Wichtigkeit ansteuert, die man diesen Dingen
selbst beimisst. Eine solche Vorgehensweise ist uns allerdings fremd
und wir stehen mehr auf Spontaneität. Auch heißt unser Ziel nicht,
bestimmte Museen, typische Sehenswürdigkeiten und Kirchen
abarbeiten zu müssen. Wissen Sie, ich habe immer diesen
sogenannten Kirchen-Tourismus gehasst, früher schon, weil ich finde,
dass viel zu oft Orte auf diese Bauwerke reduziert werden. Da
kommen Leute mit viel Aufwand und Geldeinsatz von weit her in eine
fremde Stadt und alles was sie am Schluss von dieser Stadt gesehen
und kennen gelernt haben, ist die Kirche, das ist doch lachhaft!
Warum soll ausgerechnet nur eine Kirche das Wesentliche eines Ortes
ausmachen? Ich lehne eine solche Einstellung grundweg ab! Da gibt
es nach meiner Auffassung wesentlich wichtigere und auch schönere
Dinge, die einen Ort ausmachen, zur Not sind da selbst die Würste der
örtlichen Metzgereien aussagekräftiger, in Anlehnung an meine
spezielle Marotte. Damit möchte ich keinesfalls die gekonnten
Bauleistungen früherer Kirchen- und Burgenbauer schmälern, auch
nicht die Schönheit vieler solcher Bauten in Frage stellen und schon
gleich gar nicht möchte ich damit irgendwelche religiösen
Bedeutungen herunterspielen oder sonst irgendwie antasten, aber
meines Erachtens machen diese Dinge eben keinen Ort aus. Man
könnte selbige genauso auch anderswo erbaut haben oder sogar
theoretisch im freien Feld oder auf der grünen Wiese, es ist also nicht
wirklich etwas Ortstypisches. Ich neige ja zuweilen ein wenig zu
Vergleichen und da würde ich mal sagen, wenn man einen Ort nur
nach einer Kirche bewerten würde, dann wäre es das Gleiche, als
würde man jeden Menschen von mir aus nur nach dem Mittelfinger
seiner linken Hand bewerten. Diese Ansicht führt bei mir dann auch
meistens dazu, dass diese üblichen Anlaufpunkte, eben wie der
Besuch von Kirchen und dergleichen, in der Rangliste meiner
abzuarbeitenden Besuche ganz an den hintersten Schluss rücken. -
Während in Reisegruppen alle anderen diese Ziele zuerst anlaufen,
komme ich meist gar nicht dazu, diese Dinge überhaupt zu besuchen,
da die Zeitdauer ja nur begrenzt ist und vor deren Besuch eben erst
mal alle nur denkbaren anderen Ziele stehen. Hinzu kommt noch, dass
die Informationen über solche markanten Bauwerke meistens
vielerorts erhältlich sind, dazu brauche ich nicht extra dort hin fahren
und mir die dann als 5.000 Besucher des Tages auch noch anzusehen.
Zufügen muss ich der Gerechtigkeit halber aber auch, dass mir ein
wenig der Draht dazu fehlt. Ich erkenne zwar durchaus die Schönheit
und die Kunstfertigkeiten und die tollen Fertigkeiten, die in Planung
und Bau großer Kirchen einmal steckten, aber irgendwie berührt mich
das bestenfalls am Rande. Wahrscheinlich weil man in der Kindheit
solche Bauwerke immer als Bildungsauftrag eingetrichtert bekommen
hat, wurde so das Interesse daran zerrieben. Da interessiert mich eine
alte Fabrikanlage, etwa wie die bei uns, millionenfach mehr, aber zu
solchen Bauwerken organisieren keine Kulturämter Führungen und
Busreisen.

Zurück zu unserem eigentlichen Aufenthalt. Wie schon gesagt, wir
hatten uns gleich für den ersten Tag einen VW - Caddy gemietet, der
wohl eigentlich als Baustellenfahrzeug eingestuft war und was einem
„Touristen" sicherlich etwas komisch zu Gesicht steht. Trotzdem
machte uns dieser Caddy sehr schön unabhängig. Dieser Wagen hatte
nur vorne Sitze, war also nur für 2 Personen nutzbar, was uns
natürlich völlig ausreichte. Dafür hätte man mit dem verbliebenen
Ladevolumen, überspitzt gesagt, die Hälfte aller Wiener Supermärkte
leer kaufen und abtransportieren können. Ein wenig unentschlossen
fuhren wir mehr stadteinwärts. Was uns vor allem etwas verwunderte
war, dass für eine Großstadt von dem Ausmaße Wiens dort relativ
wenig Verkehr in der Innenstadt herrschte. Das sieht man auch sehr
schön auf dem Foto wien149, welches wir aus dem Seitenfenster des
VW schossen, als wir an der vorgelagerten Kreuzung wegen Rotampel
halten mussten. Ähnlich entspannt war an diesem Tag die
Verkehrslage fast überall in der Stadt.
 
wien149: eine entspannte Verkehrssituation in der Stadt an diesem Tag

Auf Straßen wie dieser dort sichtbaren kann man den inneren alten
Stadtkern mit seinen kleinen Gassen und Straßen gut aber ortsnah
umfahren. Natürlich kommt man nicht nach Wien, um alles zu
umfahren, da hätte man auch zuhause bleiben können. Es ist allerdings
wenig ratsam, den historischen inneren Stadtkern mit dem Auto
befahren zu wollen, da dort viele Bereiche für normalen PKW -
Verkehr gesperrt sind oder kräftig reglementiert werden. So fanden
wir unweit der Stelle von vorgenanntem Foto einen sehr großen
Parkplatz, dessen Nutzung zudem nichts kostete. Von selbigem war
man zu fuß binnen weniger Minuten im eigentlichen Zentrum oder
dem, was man sich so unter dem typischen, historischen Wiener
Zentrum vorstellt. Das in diesen Tagen geradezu gnadenlos heiße
Wetter lockte die Leute natürlich nach draußen und das schon sehr
zeitig in der Frühe. Es war wettermäßig ein Hochsommer im Frühling.
Bemerkenswert finde ich die vielen schönen alten Kaffeehäuser in
Wien. Es wirkt fast schon ein wenig unwirklich und man fühlt sich in
eine Zeit von vor 100 Jahren zurückversetzt, weil dort in dem Bereich
die Uhren langsamer zu ticken scheinen. Solche Kaffeehäuser gibt es
dort zahlreiche, in dieser Vielzahl könnten die sich in deutschen
Städten sicherlich nicht halten, weil die Kundschaft dafür in
genügender Zahl fehlen würde. So ganz neu war uns das nicht, denn
beim letzt jährigen Wienaufenthalt während der Donaureise, waren
wir auch schon mal in einem Kaffeehaus. So wurden im Verlauf
unserer knapp 4 Tage in Wien 2 der vielen Kaffeehäuser besucht,
einmal das Cafe Hawelka und dann am 3 Tag das Cafe Sperl. Es ist
innen wirklich eine Atmosphäre wie vor 100 Jahren. Man glaubt sich
in ein Boulevard - Theaterstück hineinversetzt, weil die auch oft in
solch einer Zeit spielen, die diese Häuser verkörpern. Die
„Einheimischen" denken da aber gar nicht drüber nach. Im Kaffeehaus
sieht man gleich, wer Tourist oder „Normalgast" ist. Die Wiener, die
sich selbst immer als Weaner bezeichnen, erledigen so ziemlich alles
im Kaffeehaus. Plötzlich tauchen ganze Betriebsrunden dort auf, die
bei Kaffee und Kuchen ihre betriebliche Besprechung halten,
besonders Geldinstitute scheinen davon regen Gebrauch zu machen.
Andere verabreden sich dort, machen Geschäfte, tauschen die
neuesten Nachrichten aus, lesen kostenlos die Zeitungen, die dort teils
noch, wie früher in Deutschland beim Friseur, an Stangen aushängen;
auch gern gesehen wenn man eine Frau für gewisse Stunden sucht,
günstige Warenposten kaufen möchte, Tipps für alle Lebenslagen
haben will oder einen sogenannten fliegenden Friseur in Anspruch
nehmen möchte, findet man alles im Kaffeehaus. Die Touristen
erkennt man sofort an ihrem eher nervösen und neugierigen Auftreten
und sie machen sicherlich heutzutage rund die Hälfte aller Gäste im
Kaffeehaus aus. Also wir haben jeweils einen Kaffee getrunken, der
sich dort auch nicht einfach nur Kaffee nennt, das wäre zu einfach,
Kayla trank eine sogenannte Melange und ich einen Zweispänner,
dazu ein wirklich einmalig vorzügliches Stück Marmorkuchen,
welches so schokoladig schmeckte, wie ich es noch nie erlebt habe.
Die Preise für diese Sachen, na ja, ein Sonderangebot schaut anders
aus, aber trotzdem noch im erträglichen Bereich und gemessen an der
vorzüglichen Qualität sicher gerechtfertigt.
Mir persönlich hat es in Wien der sogenannte Donaukanal angetan,
also gar nicht mal die zurecht vielgelobte und wunderschöne Donau
selbst, die zweifellos auch sehr schön ist, aber dieser Donaukanal
atmet irgendwie eine eigenständige Geschichte, mir gefällt der
einfach. Vielleicht weil der eine Art von herbem frühindustriellem
Charme hat, für den ich einfach besonders empfänglich bin. Ein Foto,
welches natürlich nur einen winzigen Abschnitt des Donaukanals
zeigt, finden Sie unter wien150.

 
wien150: der Donaukanal oder besser gesagt, ein kurzes Teilstück davon

So waren wir an dem ersten Tag mehr planlos durch Wien gekurvt,
haben mal hier und da für kleine Spaziergänge gehalten. Man hat
große Gasometer, also alte Gastanks von der früheren Gasversorgung,
zu Wohnhäusern umgebaut und ich finde das sehr gelungen. Sie sehen
das auf dem Foto wien073. In jedem dieser schönen Nostalgiebauten
befinden sich in den oberen Etagen rund 12 bis 15 Wohnungen oder
teils auch Büros und unten im Erdgeschoss sind teils moderne Läden
oder Büros entstanden. Vorne standen noch mehrere Etagen von
Bürocontainern der Umbaufirma aufgeschichtet, an deren Rückseite
man überdimensionale orange Reklametafeln angebracht hatte, die
offensichtlich für eine Veranstaltung dort im Umfeld warben, denn auf
dem ersten stand nur Wien - Parc und auf dem zweiten Big Monster -
Show ´07. Ich weiß allerdings nicht, was das für eine Veranstaltung
sein sollte.
 
wien073: alte Gasometer als Wohn- und Büroraum

Oft hört man die Kritik, dass man in Wien in den letzten 20 Jahren zu
rücksichtslos zu viele moderne Bauten errichtet hätte, und dass, wo
Wien doch als erhabene Stadt der gemütlichen Edelnostalgie bekannt
sei. Nun, ich finde diese Kritik völlig fehl am Platze, weil man in
Wien größtenteils diese modernen Bauten, bis auf wenige
Ausnahmen, nicht einfach neben die schönen alten Bauten gesetzt hat,
wie man es in den meisten Städten getan hat, sondern diese modernen
Bauten vorwiegend in regelrecht eigenständigen Vierteln stehen, wo
dann fast nur neue Bauten zusammenstehen. Zudem ist die
Architektur dieser Neubauten zu einem Großteil so gut gelungen wie
in kaum einer anderen Stadt, weil das alles aufeinander abgestimmt
wirkt. Zugleich wurden aber die alten zusammenhängenden Viertel in
der Altstadt schön erhalten und ich würde sagen, dass ich noch nie
eine Stadt gesehen habe, in der die alte Bausubstanz sich durchweg in
einem so hervorragend restaurierten Zustand befindet. Also es gibt für
die Kritiker nach meiner Meinung gerade in Wien überhaupt keinen
Grund zu klagen, da wären sicherlich hunderte andere Städte vorher
an der Reihe, sie zu bemängeln.
 
wien004: das moderne Wien ist auch sehr sehenswert

Was ich mit den Neubauvierteln meine, das sehen Sie sehr schön auf
den beiden Fotos wien004 und wien142. In letzterem sehen Sie einen
Abschnitt der sogenannten Uno-City von Wien, die quasi auf einer Art
Donau-Zwischeninsel in den letzten 30 Jahren aus dem Boden
gestampft wurde.
 
wien142: Wiens Uno-City, moderne Bauten, dazwischen oft menschenleere Plätze

Wenn man dort zu fuß durch geht, wirkt es fast schon ein wenig
gespenstisch. Man hat einerseits die riesigen Gebäude, aber auf den
Gehwegen und Plätzen dazwischen trifft man kaum auf Menschen,
jedenfalls war das so, als wir dort durchspazierten. Das wirkt dann fast
so, als stünden die riesigen Gebäude leer. In Wahrheit ist das aber
nicht so, weil die meisten kommen mit dem Auto, fahren in die
Tiefgaragen und gehen von dort gleich in die Gebäude oder sie
kommen mit der Bahn und deren Haltestellen gehen ebenfalls gleich
in die Gebäude. Das Bild wien122 zeigt ein mehr wahllos aus einem
etwas erhöhten Stadtpark geschossenes Foto auf einen Teil der
Altstadt.

 
wien122: gutes Gemisch, ein Blick auf einen Teil Wiens

Zugegeben kein unbedingt repräsentatives Foto, aber es zeigt doch
auch, das dieser alte Teil keineswegs von modernen Bauten dominiert
oder gar erdrückt wird. Etwas an Stuttgart erinnert der sogenannte
Donauturm, ein Fernsehturm in Wien, den ich Ihnen auf dem Foto
wien026 zeige.
 
wien026: Donauturm mit einer gewissen Ähnlichkeit zum Stuttgarter Fernsehturm

Er ist nach meiner Meinung dem Stuttgarter Fernsehturm sehr ähnlich.
Da man heute überall am Geld sucht, hat man diesen Turm gleichsam
auch als Werbefläche entdeckt und die große rote Banderole im
oberen Bereich ist kein Warnanstrich, sondern ein hochkant stehendes
Werbefeld für eine Bekleidungsfirma. Diesen Schriftzug kann man
auf dem verkleinerten Foto nur nicht mehr richtig lesen.
Einkaufsstraßen, Einkaufsviertel, Ladenpassagen u.s.w. gibt es in
Wien gleich mehrfach in geballter Form. Eines davon war gar nicht
mal so sehr weit von unserer Unterkunft weg, in der sogenannten
Favoritenstraße oder man nannte das dann einfach Favoriten, was ja
fast schon irgendwie wie ein Reklamewort für Einkäufe klingt. Ich
erinnere mich, so gab es ganz früher mal in Stuttgart ein Kaufhaus mit
dem Namen „Unser Favorit", das war so eine Art Billigausgabe vom
Kaufhof, aber dieser Laden ist sicher schon seit 25 Jahren Geschichte,
meine Mutter kaufte dort gerne schon mal ein. Anfangs wollte ich
Ihnen einige Bilder dieser Einkaufsstraßen hier beisteuern, habe mich
aufgrund des ständigen Platzmangels, wegen meiner eingeschränkten
Übertragungsrate, aber doch dagegen entschieden, weil die
Einkaufsstraßen der Großstädte in ganz Europa sich mittlerweile fast
wie ein Ei dem anderen gleichen. Man trifft überall auf die gleichen
Warenhäuser, die dann nur noch von meist kleineren regionalen
Geschäften dazwischen ergänzt und abgerundet werden. Es ist uns
gleich aufgefallen, dass es in Wien sehr viele Filialen des deutschen
Schuhkaufhauses Salamander gibt. Auch das Textilkaufhaus C&A ist
in Wien gut vertreten, wo ich übrigens zuhause gerne Textilien
einkaufe, weil die nach meiner Meinung ein gutes, reichhaltiges
Angebot meist zu vernünftigen Preisen bei guter Qualität bieten. Aber
in Wien gibt es auch durchaus noch die typischen alten
Geschäftsstraßen mit fast schon nostalgisch wirkenden Läden.

So etwas, wie ich Ihnen auf dem folgenden Bild zeige, das kann es so
nur in Wien geben. Würden Sie erraten, was das für ein Gebäude ist,
auf dem Bild wien066?
 
wien066: wo selbst Kasernen noch aussehen wie Schlösser

Also ich wäre im Leben nie darauf gekommen, was das eigentlich für
ein Gebäude ist. In Wien sehen doch tatsächlich auch die Kasernen
noch aus, wie Schlösser, denn dass ist eine alte Kaserne. Etwas
ähnlich prunkvoll schaut auch die alte Feuerwehrzentrale aus, von der
ich jetzt aus Platzspargründen aber kein Bild anfüge. An obiger
Kaserne liefen wohl gerade umfangreiche Bau- oder
Renovierungsarbeiten, denn zahlreiche Baumaschinen und Zubehör
waren dort in Aktion.

Kayla machte dann gleich am ersten Tag den Vorschlag, dass wir
Wien auch bei Nacht mal erkunden müssten. So haben wir das dann
auch gemacht. Bei beginnender Dämmerung brachen wir erneut
bewaffnet mit unseren beiden Digitalkameras auf. Meine eigene
Digitalkamera brachte aber schon bei der beginnenden Dämmerung
keine brauchbaren Ergebnisse mehr zustande. Ganz anders Kaylas
schöne Minolta. So entstanden unter diesen Dämmerungsbedingungen
einige fast schon künstlerisch wertvollen Aufnahmen. Was einfach zu
einem Wienbesuch unbedingt dazu gehört, ein Praterbesuch aber halt
hier mal zur Abwechslung bei Nacht. Aufnahme wien027 fotografiert
hinter dem Riesenrad. Wir sind bei der Gelegenheit auch mit dem
Riesenrad in der Dämmerung mal gefahren und es ist einfach wieder
ein völlig anderes und unbedingt empfehlenswertes Erlebnis, als wie
bei Tage. Wenn man so auf die erleuchtete Stadt schaut, einfach
herrlich.

 
wien027: das berühmte Riesenrad abends von der Rückseite
 
wien100: von einer Stelle am Donauufer nach fast vollzogener
Dämmerung zur Stadt geblickt
 
wien108: hübsch - hässlich am Bodensatz von Wien,
am nächtlichen Stadtrand zum Autobahnzubringer hin

Mehr beschaulicher geht es dann auf dem Foto wien100 zu. Ein Blick
vom Donauufer auf ein Stückchen der Stadt. Wir sind danach völlig
plan- und ziellos mit dem Wagen durch die Wiener Nacht gefahren,
bis dass wir nach vielleicht 45 Minuten irgendwo schon an die
Stadtgrenze gerieten. Dort präsentierte sich dann eine eher nüchterne
Gegend, die einen schnell auf den Boden der auch in Wien für
Durchschnittsmenschen gültigen Tatsachen zurück holte, mit
modernen großen Wohnblocks, das sehen Sie auf dem Bild wien108.
Gerne hätte ich Ihnen noch mehr Fotos angefügt, aber das würde
diesen Rahmen hier doch deutlich sprengen und vielleicht füge ich
davon bei einer späteren Gelegenheit noch einige bei.
Wir sind dann bei diesem Wien-Aufenthalt genau nach der von mir
oben beschriebenen Methode vorgegangen. Die typischen Touristen-
Magnete haben wir, mit Ausnahme des Praters, der genannten
Kaffeehäuser und Grinzing, also dem Heurigen, weitgehend links
liegen lassen und uns vor allem der Stadt selbst gewidmet. Daraus
ergab sich das Fazit, dass 3,5 Tage für Wien viel zu knapp sind, selbst
unter Auslassung der typischen Touristenhochburgen und dass wir
beide finden, dass Wien eine Stadt ist, die man eigentlich unbedingt
jedes Jahr 1 oder besser 2 mal für mindestens jeweils 2 Wochen
besuchen sollte. Schon letztes Jahr, bei unserem ersten Aufenthalt
dort, hatte uns Wien auf Anhieb sehr gut gefallen, diese Einstellung
hat sich durch den erneuten Besuch nur noch kräftig verstärkt. Wien
hat eine eigenartige und angenehme Leichtigkeit, die einen gleich in
Beschlag nimmt und beschwingt, wenn man dort ist. Ich glaube, ich
kann, ohne zu übertreiben sagen, dass Wien eine der wenigen Städte
ist, von der ich nach so kurzer Zeit schon sagen kann, dass ich gerne
dort leben würde. Damit meine ich jetzt nicht etwa, dass wir auch nur
im Ansatz auf die Idee kämen, unser gerade frisch renoviertes Haus
zugunsten eines Umzuges nach Wien zu verkaufen, das keinesfalls,
aber wenn wir jetzt aktuell ohne Wohnsitz da stünden oder aus irgend
einem Grund ein neues Domizil suchen würden, dann fiele Wien
unbedingt in die engere Wahl und bekäme bei der Auswahl
mindestens genau so viele Punkte, wie die von uns sehr geschätzte
Mosel. Und das, obwohl man beides eigentlich überhaupt nicht
miteinander vergleichen kann, oder vielleicht auch doch, denn
zumindest ein Bruchteil dieser Beschwingtheit erfasste uns auch an
der Mosel. Dann noch am liebsten eine Wohnung in der Nähe des
Donaukanals, das wäre schon was, aber wie gesagt unser jetziges
Domizil gefällt uns noch besser.

Die Welt ist bekanntlich klein und ausgerechnet dort in Wien lernten
wir per Zufall einen Deutschen kennen, einen Herrn Petzold der aus
dem Ruhrgebiet stammt, aus Gelsenkirchen und der in Wien bei einer
Firma irgendwelche Maschinen aufbaut und einrichtet. Der hatte in
der Pension das übernächste Zimmer auf der gegenüberliegenden
Flurseite und wohnte dort schon seit Mitte 2004, zumindest zu seinen
Arbeitszeiten. Der arbeitet immer 2 Wochen in Wien und fährt dann
wieder für eine Woche zu seiner Familie nach Gelsenkirchen. Er
meinte, er möchte das am liebsten gar nicht mehr anders haben, wo
vielleicht jeder andere sagen würde, das sei ihm zu lästig, immer
dieses Hin und Her und die lange Trennung von der Familie. Er hat
die Erfahrung gemacht, dass er sich seitdem sogar wieder viel besser
mit seiner Frau verstünde, eben gerade weil man sich nicht
ununterbrochen dauernd auf der Pelle hockt und natürlich sei der
Verdienst so wesentlich höher. Zugleich hat er sich in der doch schon
recht langen Zeit dort sozusagen in Wien verliebt, wie er sagte, und
dass, obwohl er anfangs nur sehr ungern dieser beruflichen
Umsiedlung nach Wien gefolgt ist. Er bedauerte schon aufs stärkste,
dass dieser Job nur noch bis Ende dieses Jahres andaure, weil dann die
Fabrik, in der sie hier beim Aufbau helfen, fertig sei. Er als
Wienkenner konnte uns natürlich einige gute Tipps für schöne Stellen
in und um Wien geben. Am Schluss hat es dann aber vor allem wieder
daran gehapert, dass wir viel zu wenig Zeit hatten. Damit uns seine
gewiss guten Tipps nicht abhanden kommen, haben wir die bei uns im
Pensionszimmer immer gleich in Stichworten auf einem Schreibblock
niedergeschrieben, den wir uns dafür extra in einem Supermarkt um
die Ecke gekauft hatten. Seine Tipps werden wir dann bei einem
späteren Besuch Wiens, der sicherlich in absehbarer Zeit folgen wird,
nachträglich „abarbeiten". Leider sind wir in der kurzen Zeit gar nicht
mehr dazu gekommen, das ländliche Umland Wiens zu erkunden,
obwohl ich das vor hatte. Am dritten Tag sind wir mit dem Wagen
noch rauf in den teils schon ländlichen Stadtteil Grinzing gefahren, wo
der berühmte Heurige ist. Als Attraktion hat uns der Heurige in
diesem Sinne nicht interessiert, denn was erwartet man da? Saufgelage
oder so etwas? Nichts für uns! Aber es ist dort anders, ganz anders, als
wir uns das vorgestellt hatten. Vielleicht liegt es auch an der
Jahreszeit, ich weiß es nicht. Wenn man immer hört: wir waren beim
Heurigen, dann stellt man sich darunter eine konkrete Wirtschaft oder
so was ähnliches vor, die halt „Beim Heurigen" heißt, aber die gibt es
überhaupt gar nicht. Dort in Grinzing gibt's so alte Gassen, wo es
etliche Straußwirtschaften oder ehemalige Straußwirtschaften gibt, die
alle ihre eigenen speziellen Namen tragen und mit Heurigen meint
man in Wien halt eine davon, egal welche. Also jede dieser
Straußwirtschaften in Grinzing ist „Beim Heurigen", wenn man so
will. Wie ich erst dort von einer geschulten Dame erfuhr, der Heurige
als solcher ist ja nur die Bezeichnung für den frischen, neuen Wein,
andernorts teils auch Federweißer genannt. Aber eigentlich sind es
größtenteils auch keine wirklichen Straußwirtschaften mehr, denn eine
echte Strauß- oder Besenwirtschaft darf nur in einer streng begrenzten
Zeit im Jahr geöffnet haben, wogegen viele hier schon alleine aus
touristischen Gründen so gut wie jeden Tag übers ganze Jahr geöffnet
haben. Was uns im Prinzip auch völlig egal gewesen wäre, weil, wie
gesagt, solch eine alkoholisierte Dudelstimmung nichts ist, was wir
ausprobieren wollten, aber irgendwie durch Zufall gerieten wir dann
doch in solch eine Straußwirtschaft. Eigentlich nicht hinein, sondern
bei dem schönen Wetter spielte sich das alles draußen in einem
offenen Nebenhof der Wirtschaft ab. Na ja, wir hatten Durst und
dachten, dort kann man sicher auch eine Cola oder so was trinken. Mit
großem Entsetzen hörte die Bedienung, eine recht hübsche Dame,
unseren Getränkewunsch Cola, fasste dann aber schnell nach und
empfahl uns einen alkoholarmen Frischwein, Cola habe man nicht im
Programm. Nun erzählte ich der netten Dame, dass ich schließlich
noch autofahren müsse und da wäre Alkoholisches nicht drin. Ich
möchte doch nicht im Ausland nachher noch mit Alkohol am Steuer
auffallen, wo ich doch selbst zu hause schon ein großer Verfechter
von 0 Promille am Steuer bin, geschweige denn dort. Die
Bedienungsdame fand's lustig und beruhigte mich. Sie sagte, man
habe einen nahezu alkohollosen Wein kreiert, extra für autofahrende
Gäste und der habe nur 0,2 Prozent Alkohol. Wenn man davon soviel
trinken wolle, dass der Fahrbefähigungsnachweis, so heißt bei denen
wohl der Führerschein, in Gefahr geriete, dann müsse man schon drei
Fässer dieses Weins trinken und sei danach eher schon auf dem Weg
zum Auto geplatzt, bevor man dieses erreiche. So wurde halt für jeden
von uns ein kleines Glas dieses alkohollosen Weins bestellt, der
wirklich erstaunlich erfrischend schmeckte. Die Stimmung unter den
etwa 25 anderen gleichzeitig dort anwesenden Gästen, die wohl mehr
dem echten Wein zusprachen, war keineswegs so, wie man sich eine
angeheitert-alkoholisierte Stimmung vorstellt. Die waren alle zwar
recht lustig, aber nicht grobmotorisch oder ausfallend laut, alles ging
mehr gesittet und gepflegt sowie in geradezu angenehmer Atmosphäre
zu. Im Hintergrund spielte sogar so eine klischeetypische Schrammel-
Band oder wie man das nennt, halt einer mit einem Baß, einer mit
Akkordeon, einer mit Geige und noch einer mit einer Gitarre. Die
sangen noch dazu, aber keines Wegs weinselige Lieder oder ähnlichen
Schmarren, den man vielleicht erwarten würde, sondern die Texte
waren in sich mehr wie lustige kleine Geschichten, fast schon wie
gesungenes Kabarett, könnte man sagen, wo dann auch schon mal in
einem Text ein paar Politiker auf den Arm genommen wurden. Ich
sagte schon zu Kayla, so kann man sich selbst besoffene Zeitgenossen
gefallen lassen. Nach rund einer knappen Stunde galt dann aber das
Thema „Heuriger" für uns als abgehakt und immerhin haben wir
etwas dazu gelernt und mit falschen Vorstellungen davon aufgeräumt.
Nach dem ganz oben von mir Gesagten dürfte man vermuten, dass wir
natürlich keine Fotos vom Stephansdom oder den anderen
aufwändigen Kirchenbauwerken gemacht haben, jedoch weit gefehlt.
Wo wir einmal da waren und ohnehin bei unseren Erkundungen daran
mehrmals vorbei mussten, haben wir die dann auch geknipst,
jedenfalls von außen. Drinnen waren wir nicht. Es versteht sich, dass
ich Ihnen davon keine Bilder beifüge, denn Bilder davon dürften sich
sicherlich auf genügend speziellen Seiten von Fans solcher Bauwerke
im Internet finden, da brauche ich nicht auch noch welche von zu
verteilen.

Was uns aus der Perspektive in dem Leihwagen VW - Caddy
vielleicht besonders ins Auge fiel war, dass ganz offensichtlich die am
weitesten in Wien oder vielleicht auch in ganz Österreich verbreitete
Automarke mit großem Abstand VW zu sein scheint. Ich hatte den
Eindruck, dass rund 50 % aller Autos, die in Wien herumfahren VWS
sind. Auch die Anzahl der VW - Autohäuser ist dort deutlich höher,
als die von anderen Automarken, zumindest hatten wir den Eindruck.
Nur um eine Ecke herum war in dem Industriegebiet, wo unsere
Pension lag, ein großes modernes VW - und Audi - Autohaus und
vielleicht nur 2 Kilometer weiter stadteinwärts war nochmals ein
großes VW - Autohaus. Vielleicht mag das ja auch darin begründet
liegen, dass man VW auch ein wenig als österreichische Automarke
ansieht, weil die früheren Gründer, wo der Ferdinand Porsche ja mit
drin verflochten war und auch der heutige Piech, aus Österreich
stammen und deren Familien dort zumindest zeitweise auch heute
noch wohnen.

Bevor wir es richtig bemerkt hatten, waren die 3,5 Tage in Wien
schon wieder zu ende. Leider! Einerseits waren wir natürlich froh
auch wieder in unser Haus zu kommen, denn seit dem wir das haben,
waren wir noch nie so lange fort und man ist dann doch schon ein
wenig beunruhigt und fragt sich, ob zuhause noch alles in Ordnung ist,
aber Wien ist einfach so faszinierend, dass einem knappe 4 Tage wie
ein Einzeltag vorkommen. Dass der Tag der Abreise gekommen war,
bemerkten wir morgens daran, dass uns beim Rausgehen auf den Hof
der Baumaschinenfirma, wo wir wieder den VW - Caddy besteigen
wollten, der Bus aus Stuttgart ins Auge sprang. So hielten wir es für
sicherer, zuerst einmal den Busfahrer zu suchen und den nach der
genauen Abreisezeit zu fragen. Das war aber nicht so einfach. Die
Leiterin der Pension sagte uns, dass der Busfahrer im Hause sei und
jeden Moment in den Frühstücksraum käme. So setzten wir uns dort
hin und warteten auf den. Als der aber nach fast einer Stunde immer
noch nicht dort auftauchte, fragten wir die Pensionsleiterin noch mal.
Diese rief ihn dann über eine Lautsprecheranlage aus, die in den
Fluren der Pension hängt. Auch darauf folgte keine Reaktion, kein
Wunder, denn der Busfahrer war inzwischen an den abgestellten Bus
im Hof gegangen, um mal den Motorölstand u.s.w. zu kontrollieren.
Dort trafen wir ihn dann und zu unserem Entsetzen teilte er uns mit,
dass die Abreise an der Pension schon gegen 10.30 Uhr starten würde.
Von dort aus musste er dann aber mit dem Bus mehr ins Stadtzentrum,
um die eigentliche Reisegruppe an deren Hotel abzuholen. Zu diesem
Zeitpunkt war es schon 9.15 Uhr und da lohnte natürlich keine
Unternehmung mehr in die Stadt zu fahren. So eilten wir noch rasch
zur Baumaschinenfirma im gleichen Gebäude, um die Schlüssel vom
VW - Caddy zurück zu geben und die Mietrechnung für den Wagen
zu begleichen. Dadurch kamen wir auf nur 3 Nutzungstage, also
insgesamt 72 Euro. Dann packten wir unsere Sachen im
Pensionszimmer zusammen und bezahlten dort schon mal unsere
Rechnung, pferchten unser weniges Gepäck in den Bus. Da dann bis
zur Abfahrt noch eine knappe halbe Stunde blieb, sind wir noch mal
kurz dort ums Carre gewandert, vielleicht 15 Minuten, dann haben wir
uns schon in den Bus gesetzt. Schade, Wien ade, schön Walzbachtal,
wir kommen! Auf die Sekunde pünktlich starteten wir noch mal in die
Wiener Innenstadt. Die Kunstfritzen, die vor ihrem Hotel eingeladen
wurden, sahen zum Teil ziemlich zerknirscht und fertig aus, so wie
jemand ausschaut, der 3 Tage durchgefeiert hat. Im Gegensatz zur
Hinreise war es bei der Rückreise im Bus fast totenstill, die meisten
von denen schliefen gleich nach der Abfahrt im Bus ein. Wir genossen
unterdessen noch einmal den Blick auf die vorbeiziehende Landschaft.
Auf den Autobahnen war es merklich voller, als bei der Hinfahrt und
so gerieten wir unterwegs 2 mal in ziemliche Staus, wo es nur sehr zäh
voran ging. Das kostete viel Zeit und viel unnötigen Diesel, zumal der
Busfahrer die Klimaanlage bei dem recht schwülwarmen Wetter auf
volle Pulle gestellt hatte. Im Bus waren es höchstens 19 Grad und sehr
angenehm, während draußen rund 30 Grad und tropische Luftfeuchte
herrschten. Quasi kurz vor dem Ziel, bei Kirchheim - Teck folgte die
Quittung, denn wir mussten noch auf eine Tankstelle abzweigen. Na
ja, durch diese Staugeschichten und den teils sehr zähen Verkehr,
wurde es etwa 1 Uhr in der Frühe am Folgetag, bevor wir in Stuttgart
am Ziel eintrafen. Zu dieser unflätigen Uhrzeit konnte ich doch
unmöglich unseren Autobekannten rausklingeln, damit er sein Tor
öffnet, um uns an unseren Wagen zu lassen, der ja bei ihm auf dem
Gelände geparkt stand. Da mussten wir mindestens bis knapp 7 Uhr
warten, aber wie und wo, war die Frage? Normalerweise machen wir
so etwas nicht, aber Kayla entdeckte ganz in der Nähe des Autohauses
meines Autobekannten ein altes, leerstehendes Haus, mehr eine alte
Villa. Sehr groß, mit total überwuchertem Gartengrundstück und eine
Hintertür stand dort offen. Da wir eine unserer LED - Taschenlampen
im Gepäck hatten, suchten wir uns im Haus ein mögliches
Übernachtungszimmer. Im Haus, welches für ein verlassenes Gebäude
innen noch in einem erstaunlich guten Zustand war, haben wir dann
im 2. Obergeschoss in einem kleinen, gemütlichen Raum bis morgens
6 Uhr übernachtet. Von Vogelgezwitscher wurde man geweckt, da die
Fenster alle noch Normalverglasung hatten, wodurch der Schall
ziemlich kräftig ins Innere drang. Da war es schon hell und wir haben
uns, wo wir einmal da waren, dann in dem Haus aus Neugierde auch
noch etwas umgesehen. Eigentlich in allen Zimmern, außer in einem
Kellerraum, löste das Haus bei uns Verwunderung darüber aus, dass
der Zustand innen noch so vorzüglich war. Nur in einem Kellerraum
stand knöcheltief das Wasser und Wände und Decken waren
teerschwarz und es stank dort eklig. Den Grund erkannten wir dann
auch bald, es wirkte so, als sei der Heizkessel dort irgendwann mal
explodiert und als habe es in diesem Heizungsraum gebrannt. Aber
ansonsten war es eine wahre Schande, das dieses, von der Substanz
her vorwiegend gute Villenhaus offensichtlich schon lange ungenutzt
leer stand. Der Garten, der von einer pompösen 3 m hohen Mauer mit
Stahlspitzen drauf umgeben war, war so hoch zugewuchert, dass man
selbst auf dem Grundstück das Haus nicht auf Anhieb sehen konnte. 
Nun denn, so sind wir dann gegen 7 Uhr rüber zu unserem
Autobekannten, der uns schon freudig erwartete. Wir erzählten dem
von der zeitlich etwas unpassenden Rückkehr und wie wir das
gemacht hatten. Darauf meinte er, das sei sehr gut so gewesen, da er
selbst erst gegen 6.30 Uhr nachhause gekommen wäre und wir dann
nur vor verschlossenen Türen gestanden hätten. Seine Frau, was ja die
Griechin ist, befindet sich zurzeit bei Verwandten zu einem Besuch in
Griechenland und er selbst hatte noch bis in den frühen Morgen einige
Autos, die er irgendwo günstig erworben hatte, zu sich auf sein
Firmengelände überführt. Wie er uns sagte, gehörte die leerstehende
alte Villa, in der wir kurz übernachtet hatten, früher dem Inhaber einer
Heizöl-Lieferfirma und die sei vor vielleicht 6 Jahren pleite gegangen,
nachdem mehrfach Unregelmäßigkeiten mit manipulierten Zählern
beim Befüllen der Kundentanks aufgefallen waren. Seither stünde das
Anwesen leer und verkomme langsam. Anfangs habe sich noch ein
Hausmeister-Service im Auftrag einer Immobilienfirma, die den
Prunkbau vermarkten soll, etwas darum gekümmert, aber solch ein
teures Haus zu verkaufen, ist auch nicht ganz einfach, denn Kunden
für so etwas gibt es nicht gerade wie Sand am Meer. Und wer so viel
Geld hat, der kauft sich dann lieber ein neueres Haus, welches auf
dem aktuellen Stand der Technik ist oder baut gleich selbst neu.
Während es anfangs wohl noch 2,5 Millionen Euro kosten sollte,
könne man es inzwischen schon für knapp 400.000 Euro haben. Wir
sind ja jetzt gut versorgt und auch diese Preisklasse wäre uns noch
„ein wenig" zu teuer. So bekam der Autobekannte noch kurz einen
Reisebericht unserer Wienreise ins Ohr gedrückt und dann traten wir
von Stuttgart aus die endgültige Heimreise an. Zuhause haben wir
dann zuerst lecker gefrühstückt, geduscht und dann den ganzen Tag
geschlafen. Unser Haus, die Werkstattgarage und auch die alte Fabrik
nebenan, alles war noch unbeschadet da und jeder Grund für
Beunruhigung in dieser Richtung war völlig sinnlos.

Was uns wohl gleich am Anfang auffiel war, dass man das große
Rollgittertor in der Zufahrt zum Fabrikgelände komplett ausgebaut
und vorne an der linken Seite der Fabrikmauer angelehnt abgestellt
hatte. Wie ich von dem Rentner hier erfuhr, war in diesen
zurückliegenden Tagen ein Schwertransport gekommen, der einen
riesengroßen rostigen Eisenzylinder aus der alten Fabrik abgeholt
habe. Dieser Transport sei aber so groß gewesen, dass es auf jeden
Millimeter ankam und deshalb reichte die geöffnete Stellung des
Gittertores der Einfahrt noch nicht aus, sondern es musste ganz
ausgebaut werden, weil dadurch noch einige Millimeter an Platz
gewonnen wurden, die dann aber so gerade ausreichten. Wie ich
inzwischen weiß, war dieser riesige rostige Metallzylinder der
wahnsinnig große Dampfkessel aus dem Erdgeschoss der besser
erhaltenen Halle, den ich Ihnen vor einiger Zeit mal auf dem Foto
fabrik-innen369 präsentierte. Den konnte eine andere Firma wohl so
wie er war noch gebrauchen. Also irgendwie bewegt sich auch in der
alten Fabrik wieder etwas, wenngleich es auch in diesem Sinne ein
Abbau war. In den letzten Tagen trafen dann ein paar Handwerker mit
einem Teleskoplader hier ein, die das Einfahrts-Rollgittertor wieder
einbauten. Der oben genannte Schwertransport war dann so gesehen
das einzige, was wir hier in der Zeit unserer Wienreise verpasst hatten.
Damit ist das Kapitel dieser Wienreise dann auch leider schon wieder
komplett durch.

Nun noch zu etwas völlig anderem. In einem Supermarkt in Karlsruhe,
wo wir öfters mal hinfahren, hatten wir diese Tage diverse
Lebensmitteleinkäufe getätigt. Gleich im Laden bemerkte man eine
irgendwie komische, andere Stimmung unter den Beschäftigten, als
sonst. Fast alle waren sehr unfreundlich zu den Kunden, diskutierten
untereinander und ließen die Kunden z.B. an der Wursttheke lange
unbedient stehen, während sie untereinander weiter diskutierten. Das
führte natürlich zu entsprechender Unzufriedenheit unter den Kunden,
wodurch die dann unfreundliche Äußerungen gegenüber den
Beschäftigten los ließen, was die ganze Stimmung noch mehr nach
unten zog. Am liebsten wäre man gleich aus dem Laden raus
gegangen und hätte nichts gekauft. Normalerweise hätten wir das auch
getan, aber da wir keine Lust hatten, noch lästig in einen anderen
Laden zu fahren, haben wir dann doch die nötigsten Dinge gekauft.
Wie sich zufällig herausstellte, weil ich eine solche Privatdiskussion
zwischen zwei dort angestellten Frauen mitbekam, hatte man wohl
allen Beschäftigten eine sogenannte Änderungskündigung aufs Auge
gedrückt. Das heißt, diejenigen die diese Änderungskündigung
angenommen haben, die müssen ab demnächst für weniger Geld die
gleiche Arbeit machen und haben, dank der neuen Arbeitsverträge
zudem weniger Anrechte auf betriebsinterne Sozialleistungen und
weniger Urlaub. Eine Frau sagte, dass sie bislang 25 Tage
Jahresurlaub hatte und nach dieser Änderungskündigung habe sie nur
noch ein Anrecht auf 19 Tage Jahresurlaub oder auf 20 Tage, wenn sie
mehr als 50 % des Urlaubs zwischen Februar und Mai nehmen würde.
Diejenigen, die sich weigerten, diese Änderungskündigungen
anzunehmen, wurden komplett gekündigt, also entlassen. Daher weht
dort ein herber Wind. Die Zügel werden überall straffer angezogen,
während gleichzeitig die Wirtschaft zulegt, so dass es ganz danach
ausschaut, dass nur die oberen Herrschaften, Gesellschafter und
Aktionäre von der anziehenden Wirtschaft wirklich profitieren
werden, nicht aber der kleine Mann auf der Straße. Solche Effekte
sind natürlich nicht neu, aber ich vermute auch ein wenig, dass dieser
Supermarktkette das Wasser bis zum Halse steht, da man schon
gelegentlich in den Nachrichten von gewissen Schwierigkeiten hörte.
Vielleicht rächt sich langsam, dass es doch im Prinzip schon zu viele
Supermärkte gibt. Denn sehen Sie, es gibt doch kaum noch einen
etwas größeren Ort, an dem es nicht mindestens 3 Supermärkte gibt.
Damit meine ich jetzt Orte, mit rund 10.000 oder mehr Einwohnern.
Im Gegenzug gibt es in kleineren Orten, die vielleicht weniger als
3.500 Einwohner haben, fast generell gar keine Geschäfte mehr. Was
aber heißt das? Doch nichts anderes, als dass die Zahl der
Supermärkte drastisch ohne Augenmaß immer weiter zugenommen
hat, wogegen die kleinen Märkte kaum noch eine Rolle spielen. Muss
denn überall, wo der Betreiber ABC einen Markt errichtet hat, kurz
danach auch noch der Betreiber FGH und der Betreiber XYZ ebenso 
noch einen Markt aufmachen? Das ist doch Idiotie und genau so läuft
das aber heute. Anstatt die ein wenig klug an die Sache herangehen
und vielleicht sagen, im Ort A macht der Betreiber ABC seinen Markt
auf, im 10 km entfernten Ort B öffnet der Betreiber FGH seinen Markt
und im weitere 10 km entfernten Dorf C der Betreiber XYZ. Aber
nein, alle 3 machen im gleichen Ort A einen Laden auf, damit sie
gezielt in gegenseitiger Konkurrenz sich auf die Pelle rücken. Ich bin
davon überzeugt, mit der Lösung nach meinem Schema hätte jeder
sein Auskommen und brauchte sich noch nicht mal große Gedanken
über vielleicht 2 Cent Preisunterschied bei manchen Artikeln zu
machen.

Durch die aktuelle Entwicklung bei unserer Spritbetankung, sprich
Diesel - Versorgung, überlegen wir derzeit, ob wir vielleicht Ende
vom Sommer mal selbst mit unserem Opel - Corsa nach Wien reisen.
Wie ich Ihnen vor einiger Zeit bereits schrieb, betanken wir den
Wagen nun vorwiegend mit altem Dieselöl, welches wir in einem
großen Tank in der stillgelegten Fabrik gefunden hatten. So fahren wir
derzeit, was die Kraftstoffkosten betrifft, gewissermaßen zum
Nulltarif. Und das in den heutigen Zeiten, wo alles über die steigenden
Spritpreise wehklagt. Bislang zeigten sich damit, trotz anfänglicher
Bedenken, überhaupt keine Probleme, der Wagen läuft bestens damit.
Wie Sie wissen, sind die Kraftstoffpreise heute mit Abstand der größte
Posten der Autokosten. So betrachtet, käme uns dann derzeit eine
Reise nach Wien im eigenen Auto selbst noch billiger, als die überaus
günstigen Restplatz - Verwertungspreise von dem Busunternehmer
aus Stuttgart. Die Kosten für Steuer und Versicherung laufen ja immer
unverändert weiter, egal ob ich den Wagen viel benutze oder nur
ungenutzt in der Werkstattgarage stehen habe. Lediglich geringe
Kostenanteile für Verschleiß an Auto und Reifen sowie eventuell
möglichen Ölverbrauch könnte man da ansetzen. Aber Motoröl
verbraucht der Corsa - Turbodiesel praktisch gar nicht. Seit wir den
Wagen haben, habe ich erst ein einziges Mal ein wenig Öl nachgefüllt,
aber selbst das hätte man genau betrachtet nicht gemusst, weil es nur
ein winziger Differenzbetrag war, um am Ölpeilstab wieder auf die
Maximal - Marke zu gelangen. Man kann ja zwischen Minimal und
Maximal in dem Bereich eigentlich ruhig weiterfahren, ohne gleich
nachfüllen zu müssen. Da Wien ja doch schon eine erhebliche
Entfernung ist, kann man vielleicht dann ein paar Euro für den
Verschleiß des Fahrzeugs und der Reifen ansetzen, aber ansonsten
wäre die Reise wirklich für Nichts zu haben, außer der eingesetzten
Fahrzeit. Das Schöne daran wäre auch, dass man in Wien gleich ohne
Aufpreis mobil wäre. Eine ausgesprochene Schwierigkeit, die einem
erst bei genauerer Durchspielung dieser Angelegenheit in Gedanken
auffällt ist, dass eine Tankfüllung im Corsa nicht bis Wien ausreichen
wird, da der vorhandene Tankinhalt zu klein ist, um mit einer Füllung
rund 700 km zurück zu legen. Etwa 600 km könnte man mit einer
Füllung schaffen. Ganz zu schweigen von dem Kraftstoff, den man
dann noch für Erkundungen in und um Wien verbrauchen würde und
für die Rückfahrt. Dann müssten wir schon eine regelrechte Batterie
von mindestens 8 Stück 20 Liter - Kanistern mitnehmen, was jedoch
wohl nicht möglich ist und wahrscheinlich auch zu Ärger mit
Behörden führen kann, falls man in eine Verkehrskontrolle gerät. Ich
habe mich da schon mal erkundigt und alles, was mehr als 20 Liter
zusätzlich zum Tankinhalt des Wagens ist, sei unzulässig und gelte
gewissermaßen als Gefahrguttransport und möglicherweise gibt es
auch Zollbestimmungen, die dagegen sprechen. Zudem, wenn wir
vielleicht 8 randvolle solcher 20 - Liter - Kanister in den Kofferraum
packen würden, wäre das schon sehr schwer und der Kofferraum wäre
damit so ziemlich restlos ausgefüllt, man hätte dann kaum noch Platz
für einen Reisekoffer. Ich plädiere ja schon seit Jahren immer dafür,
dass die Hersteller in die Autos viel größere Tanks einbauen sollten,
vielleicht mit 100 oder 150 Litern Inhalt, dann bräuchte man viel
seltener tanken fahren und könnte auch Langstrecken besser
einplanen. Na ich muss mal sehen, wie wir das Problem lösen,
vielleicht fahren wir im August oder September noch mal nach Wien.

Vor wenigen Wochen war ja ein chaotisches Ereignis, dieser
komische G8 - Gipfel, das heißt, komisch fanden wir vor allem diese
Gegenproteste von den widerlichen Krawallmachern. Solche
Gipfeltreffen werden von den Chaoten natürlich als willkommenes
Ereignis angenommen, nur um Krach zu schlagen und sich wichtig zu
machen. Meines Erachtens sind diese Krawallmacher die letzten
Nullen, die sonst nichts zu melden haben, weil sie auch zu blöde sind,
um irgendwas vernünftiges zustande zu bringen, aber bei solchen
Dingen glauben sie dann auftrumpfen zu können. Wenn man im
Fernsehen gehört hat, was für eigenwillige Argumente die als
Begründung für ihr Tun vorbrachten, dann kann man bei genauer
Auswertung dieser Argumente nur ausmachen, dass die das eigentlich
selbst nicht wissen. Jetzt kamen ja neue Überlegungen auf, ob man
solche Krawallmacher nicht auch mit Gummigeschossen bekämpfen
darf. Selbstverständlich kommt dann sogleich das Gegenargument,
dass davon dann im ungünstigsten Fall auch die normalen
Demonstranten getroffen werden könnten, die nicht zu dieser
schwachsinnigen Autonomenszene gehören. Das ist zwar durchaus
einleuchtend, aber da finde ich, dass jeder, der sich auf solch eine
Demonstration einlässt, zuvor wissen muss, was ihm da blühen kann,
mit anderen Worten, jeder der teilnimmt ist selbst schuld, zumindest
bis zu einem bestimmten Grad, weil er sich selbst in die Gefahr
begibt. Jeder halbwegs normal denkende Mensch, der 1 und 1 noch
zusammenzählen kann und sich einen Funken von Realitätsempfinden
bewahrt hat, würde sich nämlich von Protestveranstaltungen dieser
Art fern halten, weil er im Vorfeld schon genau weiß, dass die
geisteskranken Autonomen auch dort auftauchen werden und Rabatz
machen. Schon gleich gar nicht verstehen kann ich Leute, die sich
dabei selbst in das Licht eines Märtyrers rücken, wenn sie dort von der
Polizei die Hucke voll gehauen kriegen. Die tun dann gerade so, als
hätten sie sich für eine gute Sache geopfert. Dem ist jedoch nicht so.
Denn was bewirken die damit? Doch rein gar nichts. Sie haben damit
keinem einzigen armen Menschen irgendwo auf dieser Welt geholfen
und die weitere Globalisierung der Industrie, des Kapitals u.s.w.
verhindern sie damit schon gleich gar nicht. Ich sehe diese ganzen
Proteste als vorgeschoben, nur um irgend einen Anlass zu haben, das
Maul aufzureißen und Krawall zu machen. Wenn die Demonstranten
diese Energie, die sie dafür aufbringen, dafür einsetzen würden, armen
Menschen mit Rat und Tat zu helfen, damit wäre etwas bewegt, aber
nicht mit diesem aufgeplusterten Aktionismus ohne jeden Sinn und
Verstand. Nach meiner Ansicht sollten die Gegenmaßnahmen bei
solchen Demonstrationen noch drastisch verschärft werden und die
ganze Diskussion um Deeskalation ist Quatsch. Die einzige
Deeskalation, die es geben könnte, das wäre die, dass auf der
Demonstrantenseite die Demonstranten gewaltlos abziehen, somit läge
es allein in deren Hand, ob es eine funktionierende Deeskalation gibt
oder nicht und ob sie die Hucke voll kriegen oder nicht. Die müssen
dann nachher nicht immer so tun, als sei die Polizei der Auslöser
gewesen. Ich kann doch nicht allen Ernstes erwarten, dass ich
ungestraft verschont bleibe, wenn ich Steine werfe, wenn ich anderer
Leute Eigentum beschädige, wenn ich Straßen absichtlich verstopfe
u.s.w. Zweifellos finde ich auch bei weitem nicht alles gut, was die
sogenannten Großkopferten beschließen und machen und schon gar
nicht den ganzen Unfug, den sich manche Behörde einfallen lässt.
Von der Seite her habe ich schon öfters gesagt, dass es mich eigentlich
mehr wundert, dass es nicht viel häufigere und gewaltigere Aufstände
gibt, zumal die meisten Normalbürger von dem ganzen Aufschwung,
der nun wohl stattfindet, nicht viel merken, eher im Gegenteil. Die
Zügel werden weiterhin überall straffer angezogen und in vielen
Bereichen treten für den Normalbürger weiterhin nur
Verschlechterungen ein. Das habe ich selbst sogar schon wieder zu
spüren bekommen, dazu hier gleich im Anhang noch ein paar Worte.
Trotz diesem gewissen Grad an Verständnis für Proteste, finde ich das
wofür oder wogegen die da beim Gipfel angeblich demonstrierten
völlig schwachsinnig. Diese Leute  schieben angeblich die Rechte
fremder, armer Menschen vor, die irgendwo weit weg leben, z.B. in
Afrika, des weiteren schieben sie angebliche Umweltprobleme vor,
aber das kaufe ich diesen Leuten alles nicht ab. Wenn der
Umweltgedanke die nur halbwegs umtreiben würde, dann hätten sie
selbst nach dem Verlassen des Demonstrationsortes nicht solche
Berge von Müll in der Landschaft hinterlassen. Ebenso wenig
interessieren die sich für andere, arme Menschen. Die beschäftigen
sich nur mit diesen Dingen, weil sie vermutlich selbst keine
wirklichen Probleme haben, weil es ihnen noch viel zu gut geht, denn
sonst hätten sie längst erkannt, dass es hier im Lande selbst genug
Leute gibt, die mit existenziellen Problemen zu kämpfen haben, die
zuerst mal angegangen werden müssten und nicht die Probleme, die
bei wildfremden Leuten in weiter Ferne anliegen. Bevor man sich um
die Pferde in fremden Ställen kümmert, sollte man erst einmal den
eigenen Stall in Ordnung bringen! Die Leute dort, in der weiten Ferne,
kämen nämlich auch im Traum nicht auf die Idee, sich mit unseren
Problemen hier zu beschäftigen und dafür auf die Straße zu gehen.

Aber nun nur noch kurz zum oben schon leicht angedeuteten Thema,
wo ich selbst Einschränkungen unschön bemerke. Das Thema
Gesundheitsreform ist ja solch eine in den letzten Jahren beliebte
Schwachsinnssache. Nun muss ich sagen, dass ich selbst bislang noch
nicht allzu viel davon bemerkt habe, aber jetzt leider doch. Wegen
meiner damaligen schweren Erkrankung muss ich ja noch immer 2 bis
4 mal pro Jahr zu Nachuntersuchungen nach Stuttgart zu einem
Spezialisten. Mittlerweile ist es meist nur noch 2 mal pro Jahr.
Weiterhin muss ich aber auch noch 2 Sorten von Medikamenten
täglich einnehmen. Die nehme ich inzwischen schon seit etlichen
Jahren, quasi seit direkt nach dem Heilaufenthalt im Krankenhaus
und seit der späteren langen Reha-Maßnahme in Liechtenstein. Die
beiden Präparate wurden bislang immer anstandslos von der
Krankenkasse bezahlt. Erst bei der letzten Nachuntersuchung, wo der
Arzt mir von beiden wieder neue Großpackungen verschreiben sollte,
sagte der, dass er von dem einen Präparat jetzt ein Äquivalenzprodukt
verschreiben müsse, weil dies billiger sei, also solch ein sogenanntes
Generika - Präparat. Das habe exakt die gleichen Wirkstoffe, in
gleicher Dosierung, stamme aber von einem anderen Hersteller, heiße
daher auch anders und sei vor allem um 60 % billiger. Wenn er sich
nicht an die Vorgabe der Krankenkasse halte, dann müsse er als Arzt
die Differenz der Krankenkasse aus eigener Tasche ersetzen. Das kann
sich natürlich kein Arzt leisten, denn der hat ja pro Monat hunderte
Patienten und wenn der das bei vielen davon macht, kostet ihn das
etliche 1000 Euro pro Monat. Der Preisunterschied ist wirklich enorm
und ich hätte mir das nicht vorgestellt, bei angeblich gleichen
Präparaten. Das Original kostet pro Großpackung mit 150 Tabletten
drin 930 Euro, während dieses Generika - Mittel in gleicher
Packungsgröße nur 380 Euro kostet. Ich bin ja schon froh, dass der
diese Großpackungen verschreibt, denn sonst müsste ich, zusätzlich
nur zum neu verschreiben, zwischendurch auch ohne Untersuchung
noch immer dahin fahren nur zum verschreiben neuer Medikamente.
Nun ja, so bekam ich also jetzt zum ersten Mal dieses Generikazeug
und ich sage Ihnen, mir wurde schwarz vor Augen. Ich konnte diesen
Mist nicht vertragen, mir war ungut, ich hatte zeitweise regelrechte
Sehstörungen und ein Gefühl, als hätte ich Seegang, also wie auf
einem im Sturm wankenden Schiff. Wenn ich mich nachts ins Bett
legte, begann sich alles zu drehen. Da hat mich Kayla gleich am
nächsten Tag wieder nach Stuttgart zu dem Arzt gefahren und ich
habe dem das Problem geschildert. Der meinte zunächst, das könnte
davon nicht sein, da es ja die völlig gleichen Wirkstoffe enthalte. Nun
bin ich ja kein Idiot, denn diese Symptome traten exakt mit dem
Ändern von dem Originalmedikament auf dieses Generikazeug auf.
Dann hat der Arzt, um das selbst auszutesten, mir zunächst eine
normale Kleinpackung von meinem Originalmedikament wieder
verschrieben, worin nur 20 Tabletten waren. Am Folgetag, als ich die
dann wieder genommen hatte, war ich wieder ein ganz normaler
Mensch und die komischen Erscheinungen waren vollkommen weg.
So musste ich dann wieder dort hin, um ihm das zu sagen und damit
ich dann wieder die entsprechende Großpackung kriege, denn ich habe
ja keine Lust, alle 20 Tage nur deswegen wieder nach Stuttgart fahren
zu müssen. Aber nun begann der Arzt, mir ein anderes Generika -
Produkt von einer weiteren Firma versuchshalber zu verschreiben.
Auch dieses sollte völlig identisch sein und lag im Preis zwischen dem
einen und dem Original. Die Seegang - Symptome blieben damit auch
weg, aber das kreisende Gefühl beim Zubettgehen war damit wieder
da, wenngleich schwächer, als bei dem anderen. So musste ich wieder
erneut dort hin. So bekam ich letztendlich doch wieder das Original
verschrieben und der Arzt musste deswegen extra einen
aufsatzähnlichen, langen Bericht zur Krankenakte schreiben, von dem
die Krankenkasse eine Kopie erhielt, damit die das weiter bezahlt und
nicht am Schluss der Arzt doch noch aus eigener Tasche mein
Medikament bezuschussen muss. Ich frage mich, was ist das denn für
ein Gesundheitssystem? Ich will gar nicht wissen, wie viele Leute
durch solche Medikamentenexperimente sogar schon gestorben sind
oder kränker geworden sind, als sie vorher schon waren. Und das in
einem angeblich so reichen Land wie Deutschland, was sich vor
anderen Ländern immer gerne als der hilfsbereite und großmütige
Spender aufspielt. Nur die eigenen Leute, die das alles mal
erwirtschaftet und überhaupt erst ermöglicht haben, die haben nichts
davon, die können krepieren und werden obendrein noch in den Arsch
getreten, nachdem sie zuvor ausgesaugt wurden. Dagegen sollten
lieber mal zigtausend Demonstranten auf die Straße gehen und nicht
gegen irgendwelche G8 - Gipfel, denn das betrifft wirklich die Leute
hier vor Ort.

Sie sehen, schon wieder neigt sich mein kleiner Bericht hier seinem
Ende und das obwohl ich Ihnen dieses mal so gut wie nichts von der
alten Fabrik hier oder unseren Erkundungen berichtet habe. Dabei
hätte es da auch noch einiges gegeben, was eine Erwähnung wert
gewesen wäre. Sofern es nicht dem frühzeitigen Vergessen anheim
fällt oder durch große Mengen an anderem Berichtenswertem in den
Hintergrund gedrängt wird, werde ich davon einiges in der nächsten
Ausgabe nachholen. Ich könnte diese Dinge zwar auch hier noch
anhängen, aber es würde dann insgesamt eine recht unüberschaubare
Sache, denn ab einem bestimmten Umfang lässt meist beim Lesen die
Aufmerksamkeit nach und ich möchte Sie als Leser keinesfalls
mengenmäßig mit einem schier endlosen Bericht überfordern oder gar
langweilen.

Alles Gute und viel schönes Wetter bis zum nächsten Bericht von hier,
wünscht Ihnen Ihr

Egbert Lappenkeuler.
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