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Lappenkeuler - Brief / Email „An der schönen blauen Donau" vom 11.06.2006
Zurückgekehrte Grüße.
Mit der Donau-Busreise möchte ich gleich beginnen. Am Montag, den 29. Mai ging es überpünktlich hier in Stuttgart los. Zuerst hatte man mal gesagt, der Bus würde um 8 Uhr starten, aber einige Tage vorher wurden das 2 mal korrigiert, zuerst auf 7, dann auf 6 Uhr vorverlegt. Abfahrtspunkt war nicht, wie sonst meist der Busbahnhof neben dem Planetarium, in der Nähe des Hauptbahnhofs, sondern ein Parkplatz an der Gabelung von Rotenwald- und Geisseichstraße. Das konnte uns nur recht sein, da diese Stelle am Stadtrand von hier sehr gut erreichbar und höchstens 1-2 km entfernt ist. Von dort aus war der Bus binnen Minuten auf der Autobahn. Als wir um 5.40 Uhr eintrafen, stand der Bus schon dort. Wir stiegen ein, der Bus war schon ziemlich voll, es folgte noch ein älteres Ehepaar und als die noch nicht ganz auf ihren Sitzen saßen, machte der Fahrer die Türen zu und fuhr um punkt 5.47 Uhr ab. Vorher sagte er noch über Lautsprecher, dass wir bereits komplett wären, es also keinen Grund gebe, länger zu warten. Wir erwarteten nun alle, dass es zuerst in Richtung Österreich gehe, denn mit Donau verbindet man vor allem Österreich, man denkt gar nicht daran, wie viele Länder die durchfließt und wo sie entspringt. Anstatt dessen fuhr der Bus aber in südwestliche Richtung über die A 81 nach Donaueschingen, wo die Donau entspringt. Dort war aber nur ein kurzer Aufenthalt, vielleicht 20 Minuten. Es ging weiter zu einer wirklich bemerkenswerten Stelle, ich glaube das weiß kaum einer. Nach kurzer Fahrt wurde neben dem Städtchen Immendingen gehalten und Sie werden mich jetzt für völlig verrückt erklären, aber es ist so, die Donau versickert dort bis hin zu einem nahezu völlig trockenen Flussbett, um dann teils an anderer Stelle ein paar Kilometer weiter wieder zu tage zu treten. Ein Teil des echten, hier versickerten Donauwassers soll dann weit weg, in fast 15 km Entfernung in einem sogenannten Bodenseetopf wieder austreten und dann aber über den Bodensee in den Rhein fließen. Alles sehr komisch. Ein weiterer Teil kommt hinter Immendingen wieder im echten Donaubett zum Vorschein. Aber die Menschen wollten das nicht so gänzlich hinnehmen und so hat man bereits vor vielen Jahren einen unterirdischen Kanal gebaut, der einen Teil des echten Donau-Wassers schon vor dieser Versickerungsstelle abfängt und auf Umwegen dann wieder im späteren Donauflussbett hinter Immendingen raus kommt und dieses dann wieder mit echtem Donauwasser befüllt, damit nicht der fehlende Anteil des versickerten Wassers zu groß wird und weite Teile der Donau trocken fallen. Von dort aus fuhren wir noch vielleicht 20 km weiter bis Fridingen, dort widerfährt der Donau noch einmal ähnliches, denn dort versickert auch Wasser, welches später mehr oder weniger in weiter Entfernung wieder im Rhein raus kommt. Also nun kennt doch jeder die Donau und das ist doch von hier so weit nicht weg, aber dieses Kuriosum mit der Versickerung, das wusste ich nicht, das habe ich zum ersten mal gehört und hätte mir das jemand erzählt, hätte ich das nicht geglaubt. Dann ging es von dort über teils sehr schöne Bundes- und Landstraßen vorwiegend immer in Sichtweite der Donau weiter bis Sigmaringen, von dort nach einem erneuten kurzen Aufenthalt bis Ulm. Dort wurde der Zusammenfluss von Donau und Iller bestaunt, was dann ab dort nur noch als Donau weiterfließt. Ulm ist eine etwas eigenartige Stadt, finde ich. Wenn man irgendwo in der Stadt steht, sozusagen als Fußgänger, wirkt es immer so, als wäre man in einem winzigen Städtchen, oder eher einem etwas groß geratenen Dorf. Schaut man jedoch in die Ferne, sofern eine erhöhte Position das zulässt, wirkt es wie eine Großstadt. Das mag vielleicht an der alten und teils in Grüppchen verstreuten Bausubstanz liegen. Aber auch die neueren Bauten dort sind oft in halbrunde Grüppchen zusammengefasst, fast wie eigenständige Dörfer, zwischen denen dann wieder ein kleine Lücke zum Luftholen folgt. Dort gab es 1,5 Stunden Zeit für private Rundgänge und ein Mittagessen. Als wir wieder im Bus waren, sagte der Busfahrer, dass jetzt der wesentliche Fahrteil beginne, da man nicht weiter der Donau entlang fahre, sonst würde man 5 Wochen für die Reise benötigen. Eigentlich war laut Reisemanuskript geplant, auch noch Regensburg und Passau ganz kurz zu besuchen, das wurde aber zugunsten einer höheren Verweildauer in Österreich ersatzlos gestrichen. Das war ein Zugeständnis daran, dass man eine solche umfangreiche Reise in einer knappen Woche über die Bühne bringen will. Nicht ganz uneigennützig wies der Busfahrer darauf hin, dass es im August noch mal eine einwöchige Donau-Rundreise speziell nur entlang der deutschen Donau bis Passau geben würde. Wer will, der kann dann dabei diese nun abgezwackten Routenteile genauer in Augenschein nehmen. Wir fuhren unterdessen schnell über Autobahnen und andere Bundesstraßen, bis wir schließlich schon in Österreich eintrafen. Dort ging es zuerst nach Aschach bei Linz, wo ein interessantes Donau- Kraftwerk besichtigt wurde. Die Besichtigung verlief allerdings in einem hektischen Eiltempo, weil der Mann, der die Führung machte schon die nächste Besuchergruppe im Nacken sitzen hatte. Das war schade. Von dort ging es dann nach Linz an der Donau, wo wir 2 Stunden Aufenthalt und Zeit für ein verspätetes Kaffeetrinken hatten. In Linz wurde natürlich dabei Linzer Torte probiert. Mein Fall war das aber nicht, während Kayla durchaus Geschmack daran fand. Linz ist als solches eine durchaus sehenswerte Stadt, was man aber nicht überall auf Anhieb sieht. Auffallend gleichartig sind die Bausünden in Linz mit denen in Stuttgart zu vergleichen, nur alles 2 bis 3 Nummern kleiner. Man findet dort oft solche relativ trist wirkenden bräunlichgrauen Nutz- und Mietshäuser fest angebaut an historische Bauten. Allerdings gibt es dort mehrere Viertel, die von diesem Effekt auch noch ganz verschont sind, während man in Stuttgart überall auf so was trifft. Besonders der sogenannte Hauptplatz, der nach meiner Meinung eigentlich Hauptstraße heißen müsste, weil er wie eine großzügige breite Straße wirkt, auf der auch eine schon leicht nostalgische Straßenbahn verkehrt, die von denen liebevoll Silbertram oder die Silberne genannt wird, weist viele schöne historische Bauten auf, die ein schmuckes und großzügiges Bild ergeben ohne dabei pompös zu wirken. Auffallend für einen Fremdling wie mich ist aber auch, dass man komischerweise von einer Stadt in Österreich immer nur eine Art Bilderbuchpanorama mit historischen Häusern, verzierten Plätzen und Straßen, vielleicht noch die eine oder andere Behörde und vor allem viel schöne Landschaft in idyllischen Parks erwartet. Das alles gibt es dort in Linz zwar auch, aber es gibt dort auch Großindustrie, da glaubt man sich ins Ruhrgebiet versetzt. Riesige Stahlwerke Vöest und Chemiewerke und so was. Um sich dort aber genauer umzusehen, war unsere Zeit leider zu knapp. Man muss es ehrlich sagen, bei solch einer Rundfahrt müsste die schon anstatt einer Woche mindestens drei Wochen dauern, damit man wenigstens in den schöneren Orten die Möglichkeit hat, sich die etwas näher anzusehen. Aber bei einer langdauernden Reise wären wir ja gar nicht mitgefahren. Im Prinzip kann man vielleicht sagen, dass eine solche Rundreise einen auf den Geschmack bringen kann und man sich die interessantesten Orte notiert, um sie später einmal in einer separaten Reise in Ruhe zu besuchen. Linz stünde ganz sicher auf dieser Liste recht weit oben. Mit dem Wetter hatten wir ziemlich Glück, weil bei der Abfahrt in Deutschland und auch noch in Donaueschingen war es grau, kalt und wechselhaft, dass heißt, es regnete sogar manchmal ziemlich heftig und blieb konstant grau. In Linz war es hingegen sonnig, zwar mit sichtbaren Wolken im Umfeld und nur 15 Grad, aber sonnig. Trotzdem mussten wir nach knapp 2 Stunden Linz wieder verlassen, weil der Busfahrer dann schon das erste Hotel zur Übernachtung ansteuern wollte, welches aus Kostengründen, um den geringen Reisepreis gewährleisten zu können, irgendwo weit draußen in einem kleinen Dorf mit dem Namen Holzleithen im Machland war. Dort musste man ja erst noch hinfahren. Aber eine sehr interessante Gegend, weil die Donau dort verharft ist, so nannten die das. Man könnte sagen, neben dem üblichen normalen Donauflussbett gibt es dort zahllose alte Nebenarme, Einmündungen von Bächen und Zuflüssen, Rinnsale und was weiß ich nicht alles für Wassergräben. Auch gibt's dann dazwischen noch in die Breite gegangene langsam oder fast gar nicht mehr fließende Gewässer, die beinahe wie eigenständige, längliche Seen wirken. Je nach dem von wo man das betrachtet, z.B. aus erhöhtem Blickwinkel, wirkt das ein wenig wie eine liegende Harfe, zumindest mit viel Phantasie und wenn man zuvor wenigstens einige Viertel Wein probiert hat. So kamen die Österreicher wohl zu ihrer „verharften Donau". Das Hotel in Holzleithen war klein aber fein, es gab allerdings ein Problem, nämlich dass nicht alle Businsassen dort mehr Platz fanden, aufgrund eines Buchungsfehlers. Es konnten nur 17 Leute in Holzleithen untergebracht werden, der freundliche Hotelier hatte aber selbst schon Ersatz für die restlichen etwa 20 Leute beschafft, was allerdings dem Busfahrer nicht viel Spaß bereitete, denn er musste die dann noch in ein Dorf 20 km nordöstlich mit dem eigenwilligen Namen Allerheiligen fahren, wo der Hotelier auf die Schnelle noch genügend freie Plätze in einer Privatpension auftreiben konnte. Wir hatten aber Glück und konnten direkt mit den 15 anderen Leuten in Holzleithen bleiben. Inzwischen war es auch schon 20 Uhr durch und der Busfahrer musste notgedrungen die anderen noch in dieses Dorf mit seinem eigenen Novemberfeiertag Allerheiligen fahren. Weit nach 22 Uhr kam der wieder zurück. Er hat dann die Pläne für den nächsten Tag etwas über den Haufen geworfen. Weil er den Weg nach Allerheiligen nicht 2 mal machen wollte, beschloss er, dass wir alle, die in Holzleithen untergekommen waren, am nächsten Morgen anderthalbe Stunde eher aufstehen und losfahren, mit ihm gemeinsam nach Allerheiligen, die anderen abholen, damit er von dort in einem Bogen gar nicht mehr bis Holzleithen zurück muss, sondern von Allerheiligen aus gleich ein Stück durchs Hinterland, also ohne direkten Donau-Kontakt, fahren konnte. So wurde das dann am nächsten Morgen auch gemacht, allerdings mit dem Unterschied, dass wir sogar 2 Stunden früher geweckt wurden. Entsprechend früher wurde auch losgefahren. Irgendwie zieht sich das früher losfahren durch die ganze Fahrt wie ein roter Faden. Die ganze Umgebung war sehr schön und das Hotel in Holzleithen angenehm gemütlich, da hätten wir es eigentlich nicht eilig gehabt, dort weg zu kommen. Aber Plan ist Plan. So ging es bereits um 5.45 Uhr in Richtung Allerheiligen, was ziemlich entlegen über eine kleine Straße erreicht wurde. Gleich 2 Dörfer hinter Holzleithen ging es ziemlich steil bergauf, um nach Allerheiligen zu gelangen und der moderne Bus wirkte auf dieser Straße reichlich überdimensioniert. Kurz hinter einem größeren Dorf Perg kam ein LKW entgegen, diese Begegnung war aber nur dadurch möglich, dass einer, in diesem Fall dieser LKW, weil der etwas kleiner als unser Bus war, gemächlich einen halben Kilometer zurücksetzte, um dort in einer seitlichen Ausweichbucht einzuschwenken. Ein kurzes Hupen als Danksagung und weiter ging es. Wenn PKW entgegen kamen, so ging dies so gerade, aber schon bei Kleintransportern wie einem VW-Bus, die ja auch schon etwas breiter als ein normaler PKW sind, mussten beide schon sehr vorsichtig schleichen, um sich nicht gegenseitig die Außenspiegel zu zerdeppern. Allerheiligen selbst war dann bald erreicht, ein eigenartiges Dorf. Dort möchte ich nicht länger als nötig verweilen, ich könnte aber gar nicht mal genau sagen, was mir dort nicht behagte, denn die landschaftliche Lage war eigentlich schön. Der Rest unserer Bustruppe, der ja sogar den größeren Anteil ausmachte, wurde dort in rekordverdächtiger Zeit wieder eingeladen, manche noch mit dem Frühstücks-Brötchen in der Hand und schon ging es weiter. Der Busfahrer wählte aber nicht den Weg zurück bis Perg, wo wir zuvor schon durchgekommen waren, ab dort hätte man die Auswahl unter 5 abzweigenden Straßen gehabt, wovon 3 zurück zur Donau führten. Der Busfahrer fuhr jedoch weiter hinter Allerheiligen ins Land hinein, wo weitere Anstiege folgten und die Straße nicht gerade breiter wurde. Nach zahlreichen Kilometern ohne jede Bebauung, mit Blick auf diverse Mittelgebirgsbergrücken, folgte tatsächlich oben mitten in der Einöde eine Kreuzung. Die Straße die dort querte war allerdings noch kleiner, als diese hier und der Busfahrer fluchte ziemlich, weil nach seinem Straßenplan dort eine Kreuzung mit einer breiteren Bundesstraße folgen sollte, die dann über einige Umwege bis nach einem Ort Grein an der Donau führen sollte. Diese Kreuzungsstraße hier war aber so klein, da durfte man mit dem Bus gar nicht drauf fahren. Sie war für Fahrzeuge über 2,1 Tonnen gesperrt. Also fuhr er weiter auf der Straße, auf der wir schon waren. Dann kam ausgerechnet noch ein Linienbus entgegen, wo dann die Frage nach dem Ausweichen schon schwieriger wurde. Der Linienbusfahrer kannte sich naturgemäß besser aus und setzte seinen Bus kurzerhand in einen breiteren Waldweg zurück. So ging es dann weiter und bald folgte ein Dorf Zell und erst darin die ersehnte Kreuzung mit der Bundesstraße. Ab hier fuhren wir relativ lange aber dafür auf gut ausgebauten Straßen durch eine sehr schöne und kaum besiedelte Landschaft, wo nur sehr gelegentlich kleinste Dörfchen oder besser gesagt Ansiedlungen folgten. Nach vielleicht weiteren 90 Minuten Fahrzeit trafen wir dann tatsächlich in Grein an der Donau ein und waren endlich dort, wo wir eigentlich hin sollten. Ich hatte schon etliche Kilometer vorher vermutet, dass wir auf dem sicheren Weg zurück ins Donautal wären, weil es nur noch konstant bergab ging. Grein war zwar ein sichtlich hübscher Ort, aber ein Halt war dort nicht eingeplant. Einige Burgruinen neben der abfallenden Straße kündeten von einer wilden Vergangenheit. Nächster Zielpunkt war Ybbs, ein irgendwie futuristisch klingender Ortsname. Wie wir erfuhren, stammt dieser Ortsname von einem kleinen Fluss Ybbs, der dort in die Donau mündet. Eigentlich sollten wir nach Plan in Ybbs 30 Minuten halten, da jedoch die Zeitverluste durch die Kurverei über Allerheiligen dem Busfahrer missfielen, wurde dieser Halt gestrichen, dafür fuhr er gemächlich durch den Ort, damit man wenigstens aus dem Bus etwas davon sehen konnte. Während die Donau hinter Ybbs einen komischen Bogen macht, verläuft die Straße abseits der Donau weiter neben einer Eisenbahnstrecke, um dann nach wenigen Kilometern sich wieder mit der Donau zu vereinen. Nach kurzer Fahrt wurde Pöchlarn erreicht. Der Ort wurde schon kilometerweit vorher immer durch große Tafeln angekündigt, als wäre dies etwas ganz besonderes, allerdings das einzige, was mir von dort in bleibender Erinnerung bleibt, ist eine große alte Fabrik am Ortseingang und beidseits der Donau Unmengen von Gleisanlagen, die teils wie in einem Dornröschenschlaf wirkten, auf denen stellenweise auch viele alte Züge und Lokomotiven herumstanden und wohl von der Vergangenheit träumten. Ob die dort vergessen worden sind, nachdem man sie nicht mehr brauchte, es wirkte jedenfalls so. Auch dort gab es keinen Halt. Mit Eile und permanent überhöhter Geschwindigkeit ging es noch weiter bis Melk, was dann schon nach wenigen Minuten erreicht wurde. Stellenweise hingen solche Radar - km/h- Anzeigen mit leuchtenden Zahlen und auf den Streckenstücken wo man hätte 80 fahren dürfen, leuchtete bei uns immer 105 km/h oder mehr. Landschaftlich war dort alles wunderschön und dort gibt es eine imposante schlossartige Klosteranlage. Dort wurde dann endlich eine Pause von 45 Minuten eingelegt. Aber es gab so viel zu sehen, dass 45 Minuten gar nichts sind. Wenigstens 2 Stunden, besser 3 Stunden, wären nötig gewesen. Das ist dort übrigens diese Gegend, die auch unter dem Namen Wachau bekannt ist. Ich glaube dieser Name ist bekannter, als die Orte selbst, wenn man vielleicht einmal von Melk absieht. Spätestens hier war der Moment gekommen, an dem wir es bereuten, vor der Reise keine neue Digitalkamera gekauft zu haben. Der Busfahrer scherzte noch, dass die oft verbreitete Information, dass dort die Melkmaschine erfunden worden wäre, falsch sei. Dessen sichtlich gute Laune sollte jedoch bald vorüber sein. Wir sind also im Eiltempo durch Melk gelaufen, zur Besichtigung des Benediktiner- Klosters wurde auf Hinweisschildern geladen, aber man hätte dazu hier wenigstens 3-4 Stunden Aufenthalt haben müssen, da eine Führung fast 2 Stunden dauerte und man kennt das ja, wenn die 2 Stunden sagen, kann es schnell auch mal eine halbe Stunde mehr werden. Also wurde nur alles von außen optisch abgegrast und schnell zurück zum Busparkplatz. Eigentlich hatten wir jetzt Hunger und wollten was essen, aber die Zeit war dafür zu knapp. Andere Leute hatten aus gleichem Grund auf jede Besichtigung verzichtet und anstatt dessen am nächstgelegenen Imbiss eine Tüte Bratkartoffeln mit Speck und Flugei, so wurde das bezeichnet, gekauft. Das roch appetitlich und verstärkte bei uns nur noch das Hungergefühl. Schon sollte die Reise weiter gehen, aber ein Herr Reuter fehlte. So wartete der Busfahrer, als der Reuter nach 10 Minuten immer noch nicht da war, beschloss der Busfahrer ohne den los zu fahren. Doch dazu kam es nicht, da der Motor vom Bus nicht anspringen wollte. Auch nach 20 Versuchen ging der nicht an, im Gegenteil, die Anlassversuche klangen immer kläglicher. Entzürnt ging der Busfahrer nach hinten, wo der Motor sitzt und bastelte etwas. Dann ein neuer Versuch, aber er sprang immer noch nicht an. Dann holte er aus einem seitlichen Staufach eine große schwere Batterie und tauschte die hinten mit einer anderen. Daraufhin funktionierten im Bus über unseren Plätzen die Lämpchen zwar nicht mehr, aber der Bus sprang sofort wieder an. Ziemlich ölverschmiert und fluchend kam der Busfahrer nun zurück an seinen Arbeitsplatz und exakt in dem Moment kam auch der vermisste Herr Reuter gemütlich angewatschelt wie eine Ente. Der war sternhagelvoll und hatte sich in einem Lokal randvoll abgefüllt und darüber Zeit und Raum vergessen. Der Busfahrer maulte, dass er bloß nicht den Bus voll kotzen soll und wies ihn darauf hin, dass in der Rückwand der Sitze, ähnlich wie im Flugzeug, Kotztüten wären. Die Weiterreise startete, jedoch kurz hinter Melk hielt der Busfahrer noch mal in einem kleinen Dorf, weil's dort einen Rastplatz mit Waschraum gab, dort wusch er sich zuerst mal den Öldreck von Händen und Armen, dann ging es wirklich weiter. Der betrunkene Herr Reuter war hinten auf seinem Sitz schon eingeschlafen und bekam von allem nichts mehr mit. Das nächste Ziel mit Halt war das Städtchen Krems. Also wissen Sie, wenn man sich vor allem die Kirchen dort wegdenken würde und den Baustil der Häuser nicht so genau betrachtet, dann könnte man glauben, man wäre an der Mosel. Die Lage und das Drumherum fast völlig identisch. Nur die Kirchen prägen doch recht dominant das Ortsbild und sehen völlig anders aus, als Kirchen an der Mosel oder als Kirchen in Deutschland überhaupt. Bei den normalen Wohnhäusern gibt es besonders im Fensterbereich einen bestimmten Stil, den man besonders an der Donau oder besonders in Österreich oft wieder findet, da sehen die Häuser an der Mosel oder auch im Raum Stuttgart irgendwie anders aus. Ich könnte Ihnen auf Anhieb aber nicht einmal genau beschreiben, was da anders ist, aber es hängt mit der Auf- oder Einbauart der Fenster zusammen oder wie die überhaupt im Verhältnis zum Haus eingesetzt sind. Wie dem auch sei, der Busfahrer erläuterte über die Lautsprecheranlage, dass in Krems ein 3stündiger Aufenthalt nebst vorbestelltem Mittagessen in einem hervorragenden Gasthof anstehe. Für uns ein Aha-Effekt, hingegen weniger reizvoll für die Leute, die sich schon vorher in Melk den Bauch mit Bratkartoffeln vollgeschlagen hatten. Da der Busfahrer wieder ziemlich auf die Tube drückte, waren wir sogar deutlich zu früh dort, was den Aufenthalt auf fast 4 Stunden verlängerte. Zuerst ging es mit der ganzen Truppe in den Gasthof. Ein richtig altes Gasthaus, welches jedem Freilichtmuseum den Rang ablaufen würde. Innen roch es gut, nach leckeren Speisen, die sich schon in Vorbereitung befanden. Wir entschieden uns beide für ein Nudelgericht, mit speziellen Nudeln, die ich so noch nie irgendwo gesehen habe. Leider habe ich mir den Namen dieser speziellen Nudeln nicht merken können. Nudeln sind zwar eigentlich eine Sache der Italiener, aber es hieß, hier diese Sorte sei eine Spezialität der Kremser Gegend. Sehr lecker waren die, was auch an der gut gewürzten Soße lag. An Fleisch gab's wahlweise ein kleines Lamm- Kotelett oder gebackenen Lachs dazu. Kayla entschied sich hier für Lamm, während ich den Lachs bevorzugte. An Gemüse bestand ebenfalls eine 2er-Wahl zwischen Rahmspinat oder Erbsen. So entschied ich mich für Spinat und Kayla für Erbsen. Nach halbem Verzehr tauschten wir unbemerkt schnell die Teller, so kam jeder von uns in jeden Genuss. Beides war sehr lecker, auch das Lamm-Kotelett, obwohl ich mit Lamm vor ein paar Jahren mal schlechte Erfahrungen machte und seither keines mehr gegessen hatte. Mit gesättigten Bäuchen lehnten wir uns zurück und wollten schon zu einem Stadt- und Verdauungsspaziergang aufbrechen, als man uns dann noch einen speziellen Creme-Pudding brachte, der von der Konsistenz her mehr an Soft - Eis als an Pudding erinnerte. Der schmeckte wirklich absolut hervorragend, aber danach waren wir so steif vollgefressen, dass jeder Schritt richtig Mühe machte. Eigentlich ungute Bedingungen für eine Busfahrt. Trotz dieser Widrigkeiten beschlossen wir, gleich nach Beendigung des Mittagessens, bis zur Abfahrt so viel wie möglich zu Fuß durch die Stadt zu laufen. Ich kann Ihnen sagen, die erste halbe Stunde war wirklich eine Quälerei und ich hatte den Eindruck, meinen Bauch auf der Straße schleifend vor mir her zu schieben. Kayla steckte diese Übung etwas lockerer weg. Nach einer halben Stunde harten Gehens ließ das unangenehme Schweregefühl jedoch deutlich nach. Dafür gab es nun den Nachteil, dass wir mehr ziellos in der Stadt herumgelaufen waren und nicht mehr wussten, wo wir sind oder in welcher Relation der Busparkplatz nun verblieben ist. Das kommt davon, wenn man sich nicht die Straßenzüge, die Abzweigungen und Gebäude merkt. Neben einer Kirche stand ein Schaukasten, der zwar eigentlich den Gläubigen einen Überblick über alle Kirchen in Krems verschaffen sollte, die waren darin nämlich besonders hervorgehoben, aber dieser Plan kam uns gerade recht. Dort wo wir uns die Wampe so vollgeschlagen hatten, war nämlich auch schräg gegenüber ein Platz mit einer großen Kirche und etwa 400 m vor dem Gasthof war der Busparkplatz in einer Nebenstraße zum Donauufer hin. So konnten wir auf dem Plan mittels Wahrscheinlichkeitsprüfung ermitteln, welche Kirche das gewesen sein musste und wo wir nun waren und wie wir wieder zurück kamen. Trotzdem haben wir uns auf dem Rückweg verlaufen, weil den Plan konnten wir ja nicht mitnehmen. Ungefähr auf der halben Strecke wurden wir unschlüssig, ob wir denn von geradeaus oder doch mehr von seicht rechts gekommen waren. Wir entschieden uns für geradeaus, weil das vom Gefühl her mehr in Richtung Donau führen musste, was dann auch prompt falsch war. Wie dem auch sei, nach einigen Wirrungen, die uns aber zusätzliche schöne Ansichten von Krems bescherten, waren wir immerhin noch 20 Minuten vor der Busabfahrt wieder im Bus. Nur ist es natürlich so, dass man diese schönen Ansichten nicht so bewusst wahrnimmt, wenn man angespannt herumirrt, die laufen einem erst nachher wie in einem Film vor dem inneren Auge wieder ab. Auf den Herrn Reuter brauchte keiner zu warten, denn der lag noch im Bus auf seinem Sitz und schlief. Der hatte von Krems überhaupt nichts mitbekommen und war auch nicht ausgestiegen. An diesem zweiten Tag war es nunmehr etwa 16 Uhr und das nächste größere Etappenziel hieß Wien. Wien ist zweifellos die Donaustadt schlechthin. Sagt man Donau, denkt jeder gleich automatisch an Wien und umgekehrt. Wien stand aber erst für den dritten Tag auf dem Programm und die Nächtigung, wie die Österreicher unsere Übernachtung im Hotel nannten, war wieder für ein preiswertes Hotel in einem kleinen Ort zwischen Krems und Wien vorbestellt. So hieß die nächste Tagesetappe für diesen zweiten Tag erst einmal Neuaigen. Überrascht waren wir vor allem von dem Hotel dort, weil es sich gleich im Bahnhofsgebäude befand. Weitere Gästezimmer davon waren in einem großen Haus in der Nachbarschaft. Ständig ratterten Güterzüge und vereinzelt Personenzüge vorbei. Die Fenster waren gut gedämmt und da es an diesem Tag ziemlich kalt war, bestand auch kein Bedürfnis, die sonderlich lange zu öffnen, wodurch sich die Lärmbelästigung in Grenzen hielt. Ich könnte mir vorstellen, dass es bei Sommertemperaturen Probleme gibt, weil man bei geöffneten Fenstern glaubt, dass der Güterzug jeden Moment quer durchs Zimmer gerauscht kommt. Vermutlich trug dieser Makel auch dazu bei, dass der Busunternehmer diese Zimmer äußerst günstig für unsere Reise buchen konnte. Der Ort selbst liegt in Wurfweite zur Donau und auch dort könnte man wieder sagen, die Donau sei verharft. Das scheint in Österreich ein Markenzeichen der Donau zu sein. Im Gegensatz zu Rhein und Mosel hatte ich den Eindruck, dass die Fließgeschwindigkeit des Wassers in der Donau wesentlich geringer ist, als bei den beiden. Vielleicht war es aber auch nur zu diesem Zeitpunkt so. Die Verharfung, um bei diesem Wort mal zu bleiben, führte zuweilen dazu, dass man als Ortsunkundiger nicht wusste, ob man sich wirklich schon am richtigen Flussbett der Donau oder einem dieser Altarme, Nebenflüsse, Stumpfgräben oder sonstigen Wasserrinnen befindet, da viele dieser Verästelungen beachtliche Ausmaße haben. Am ehesten erkennt man es meist dann noch daran, dass keine Schiffe drauf verkehren und dass die Fließgeschwindigkeit des Wassers noch langsamer ist oder das Wasser sogar nahezu still steht. Aber immer funktionieren diese Anhaltspunkte auch nicht. So wanderten wir in der Nähe von Neuaigen noch eine längere Zeit an der Donau und den umgebenden Verharfungs-Gewässern, sicher bis nach 20 Uhr. Dann wurde es uns zu kühl und auch meldete sich jetzt der Hunger auf ein Abendessen. Zurück im Bahnhofshotel erfuhren wir, dass man dort auch preiswert essen konnte. In einem früheren Wartesaal war ein schmuckes Restaurant eingerichtet worden. Ich fand das nicht schlecht. Dort ging alles ruckzuck und wem die Portionen zu klein erschienen, der konnte einfach 2 gleichartige Tellerchen nehmen, die dann natürlich auch doppelt berechnet wurden. Diese Preise waren selbstverständlich nicht mehr im Reisepreis enthalten. Das Essen dort war aber wirklich schmackhaft, frisch und billig. Kayla wurde dort fast schon süchtig nach deren Krautsalat, weil der ihr so gut schmeckte. Trotzdem hielten wir uns mit dem Essen etwas zurück, um nicht noch mit überfüllten Bäuchen in die Nacht zu starten. Vielleicht gegen 23.30 Uhr gingen wir schlafen und erst jetzt stellten wir fest, dass in unserem Zimmer die Heizung defekt war. Das heißt, sie heizte dauernd und selbst wenn man den Regelknopf auf 0 stellte, ballerte sie mit voller Leistung weiter. Da wir ohnehin nur die eine Nacht dort blieben, lohnte eine Reklamation nicht und wir stellten das Fenster in Klappstellung, um so mittels etwas sehr kühler Nacht-Luft von außen erträgliche Verhältnisse zu schaffen. Schon länger schwebte ich im Reich der Träume, da stand ich auf einmal senkrecht im Bett, Kayla erging es ähnlich. Unten an dem vordersten Bahngleis direkt am Haus hielt mit einem enormen Quietschen der Bremsen Zug. Ich sage Ihnen, die Bremsen dieses Zuges quietschten so extrem, da fielen einem die Eingeweide aus dem Körper, einfach grässlich. Dadurch dass das angeklappte Fenster ausgerechnet zur Bahnsteigseite hin war, kam der Schall sozusagen auf direktem Weg zu uns, und das mitten in der Nacht. So genervt gelang es mir nicht mehr, in dieser Nacht erneut einzuschlafen. Kayla schlief unterdessen wie ein Murmeltier. Der nachfolgende, dritte Reisetag war komplett und ausschließlich für Wien vorgesehen. Gemessen an allem anderen klingt das viel, aber wer Wien einmal kurz erlebt hat weiß, dass es nichts ist. Ich hätte nie geglaubt, dass Wien so riesig groß ist. Wenn man Wien hört, denkt man an den Prater, an die spanische Hofreitschule, den Opernball, die Donau und das war's dann aber auch, aber Wien bietet ja unendlich viel mehr. Mit dem Bus ging es schon um 6 Uhr von Neuaigen nach Wien. Mir war's recht, denn schlafen konnte ich eh nicht mehr. Der Stadtrand von Wien war schnell erreicht und ich wunderte mich, dass Neuaigen schon so nah an Wien lag. Vom Veranstalter wurde man vor die Wahl gestellt, ob man an einer Stadtführung teilnahm oder die ganze Zeit selbst verplante. Da ein zeitlich sehr ausschweifender Punkt der Stadtführung die spanische Hofreitschule war, mit über 2 Stunden Zeitanteil, verzichteten wir auf die Teilnahme an dieser Führung, weil Pferde uns beide eher nicht interessieren. Ich denke, da gibt es in Wien interessantere Dinge zu begutachten, als stolzierende Pferde. Der Bus fuhr nun gleich ziemlich ins Zentrum von Wien. Schon auf der Busfahrt in die Stadt erkannte ich, dass Wien eine sehr beeindruckende Stadt ist, die sich zugleich eine angenehme Gemütlichkeit bewahrt hat. Wir fuhren von Stockerau her nach Wien ein, gleich vorbei an der hochmodernen Uno-City und dann erwähnte der Busfahrer mehrmals besonders, dass wir auf der sogenannten Reichsbrücke die Donau überqueren und damit dann in den eigentlichen Stadtbereich von Wien einfallen. Also da werde einer schlau draus. Wenn man von der Uno-City kommt und auf diese Reichsbrücke fährt, folgt zuerst ein breiter Fluss, den man für die Donau hält, ist es aber nicht, das ist die sogenannte Neue Donau. Dann kommt ein kurzer Streifen Land und danach folgt ein noch breiteres Flussbett, erst das ist die echte Donau. Danach folgen viele Häuser und Fabrikbauten sowie an einer Seite umfangreiche Eisenbahnanlagen vom sogenannten Nordbahnhof. Nach einiger Zeit gelangten wir auf einen überdimensionierten Kreisverkehr, der sich Praterstern nennt. Der ist so groß, dass sich in dessen Mitte ein gleichnamiger Platz, der Anfang vom Nordbahnhof und ein großer Abweg zur gleichnamigen U-Bahn-Station befindet. An einer Ausfahrt dieses Pratersterns, man mag es ahnen, folgt der Blick auf eine langgezogene Wiesenlandschaft, hinter der sich das weltberühmte Riesenrad und der sogenannte Volksprater befindet. Etwas weiter versetzt folgt dann ein schier endloses Messegelände. Ich wusste bis dato gar nicht, dass Wien auch eine Messestadt ist, worauf die Wiener aber sehr stolz sind. Wir fuhren unterdessen nach einem kurzen Abstecher an vorgenannten Sehenswürdigkeiten vorbei, wobei aber nicht angehalten wurde, nur zum gucken, wieder zurück auf diesen Praterstern-Kreisverkehr und weiter in Richtung Stadtkern. Dann folgte schon wieder ein Fluss. Noch eine Donau? Tatsächlich, das war der sogenannte Donaukanal, der seines Zeichens noch mal einen schmaleren Querabzweig hat. Das heißt, dieser Querabzweig war eigentlich kein Abzweig, sondern ein Zufluss in den Donaukanal, ein eigenständiger kleinerer Fluss mit dem Namen Wien. Also wohl Namensgeber für Wien. Unser Busfahrer zweigte dann irgendwo in eine querlaufende Seitenstraße ab, hinter der ein kleiner Platz folgte, der sich Judenplatz nannte. Dort mussten wir alle aussteigen und es teilte sich auf, wer die Stadtführung mitmachen wollte, konnte in einen kleineren Bus umsteigen und die anderen ab hier unter Eigenregie Wien auf die Hörner nehmen, was wir dann machten. Kaum stand der Bus, kam ein Polizist mit einer Pfeife und verpasste unserem Busfahrer eine Verwarnung, weil er dort wo er gehalten hatte nicht halten durfte, der hätte noch ein Stück weiter fahren müssen. Ich glaube gleich 100 Euro wollte der haben. Unweit von dort, schon in Sichtweite, war der berühmte Stephansdom. Zuvor hieß es noch, dass sich alle gegen 16 Uhr wieder an diesem Judenplatz treffen, um dann gemeinsam mit dem Bus in das Hotel für die nächste Nacht zu fahren. Ab dort könne man dann wieder weitere Ausflüge auf eigene Kappe unternehmen. Das ist natürlich auf diese Weise wie ein Wurf ins kalte Wasser. Natürlich hätten wir diese Stadtführung im kleinen Bus mitmachen können, dann wäre man sozusagen am Händchen geführt worden, aber wie schon oben gesagt, hatten wir keine Lust dazu, alleine über 2 Stunden von der kostbaren Zeit für die Begutachtung von Pferden in der spanischen Hofreitschule zu verbraten. Wir waren allerdings keineswegs die Einzigen, die nicht an dieser Rundführung teilnahmen. Etwa 10 andere Leute aus dem Bus machten es ähnlich wie wir. Wo wir gerade mal in der Nähe waren, gingen wir also zuerst zum Stephansplatz und zum gleichnamigen Dom. Eine wirklich imposante und schöne Kirche. Wissen Sie, manche Kirchen sind nur imposant, weil ihre Größe oder ihr Prunk auf einen wirkt, aber ich finde dieser Stephansdom ist auch noch wirklich schön dabei. Eine kurze Überlegung lautete, den Dom auch von innen zu betrachten, aber dort wurde gerade eine heilige Messe gefeiert, die wir durch unser Herumgelaufe nicht stören wollten. Was man heute für ein Relikt aus vergangenen Zeiten halten möchte und wo man glaubt, dass würde es nur noch in den alten Filmen über Wien geben, gibt es aber auch tatsächlich noch heute dort, die Fiaker. Diese Pferde-Kutschen- Taxis. Allerdings ist heute deren Aufgabe weniger die schlichte Beförderung von A nach B, sondern mehr auch im Sinne einer Stadtrundfahrt, aber vorwiegend im inneren Stadtkernbereich. Trotzdem würden die auch normale Taxifahrten noch annehmen, wenn ein bestimmter Bereich damit nicht überschritten wird, so ist es nicht. In einer Seitenstraße standen mehrere dieser Fiaker. Vor dem ersten stand ein nostalgisch gekleideter Herr mit gezwirbeltem Schnauzbart und plärrte lauthals, man möge mit ihm zum Fiaker- Museum fahren. Wäre sicherlich nicht uninteressant gewesen, zumal der Eintritt in dieses Museum in seinem Fahrpreis bereits enthalten war, aber eigentlich ist auch das nicht das, weshalb unsereins nach Wien kommt. So beschlossen wir, mehr oder weniger wahllos erst einmal einige der schönen alten Gassen und Straßen zu Fuß zu erkunden. Auch am berühmten Hotel Sacher kamen wir vorbei, welches sich unweit des Judenplatzes in einer Philharmonikerstraße befindet. Es war jedoch nicht daran zu denken, die ebenso berühmte wie auch teure Sacher-Torte auszuprobieren, da das Hotel weiträumig wegen eines Staatsbesuchs, der dort wohl verweilte, abgesperrt war. Das alles war auch sehr schön, aber man gelangt bei einer Stadt dieser Größe dann doch schnell an seine Grenzen. Es gibt so viele Straßen, Plätze und Gassen, die man dann auch noch sehen will, aber man hat schon dicke Füße vor lauter Lauferei und möchte eigentlich nur noch eines: sich irgendwo gemütlich hinsetzen. So haben wir uns dann irgendwo mit kaputten, lahmen Füssen in ein Straßencafe gepflanzt, welches in einer schönen Gasse im Sonnenschein, aber bei leicht kühlen Temperaturen lag. Bei Kaffee und einem leichten Kuchen entspannten sich die Glieder wieder etwas. Schön fand ich, dass man beim Kaffee auch noch ohne Aufpreis ein Glas Mineralwasser dazu bekam. Einen Braunen, sagte die Bediendame immer zu dem Kaffee, da musste Kayla immer kichern. Bei unserem willkürlichen Stadtrundgang drängte sich mir die Frage auf, ob es im Raum Wien besonders viele Verbrecher gibt, weil wir alleine bei diesem doch recht begrenzten Rundgang, der sicherlich kaum 10 % Wiens abdeckte, auf 3 Gefängnisse stießen. Da gab es ein sogenanntes Polizeigefängnis, dann vielleicht 500 m von da weg eines mit dem Namen Landesgefängnis und schätzungsweise 3 km weiter südlich eines mit dem schlichten Namen Strafanstalt. Nun mögen das komische Erkenntnisse eines Stadtbesuchs sein, als Sehenswürdigkeiten gehen diese Einrichtungen sicherlich nicht in die Geschichte Wiens ein. Als wir so gestärkt vielleicht eine halbe Stunde ausgeruht hatten, fiel uns ein, dass wir doch unbedingt den Prater noch besuchen wollten. Der war neben dem riesigen Kreisverkehr Praterstern, das wussten wir ja schon, aber wie weit war das von dort, wo wir nun waren? Keine Ahnung. Hier die Gasse, wo das Cafe war, nannte sich Zollergasse, da hatte ich extra nachgesehen. Da fragte ich einfach die Bediendame, wie man von dort am einfachsten zum Prater käme. Die sagte, wir sollten einfach diese Zollergasse bis zu ihrem Ende weiter gehen, wo sie auf die Mariahilfer Straße stoße. Ich dachte, die hätte sich versprochen und das würde Mariahilfstrasse heißen, aber sie heißt wirklich Mariahilfer Straße. Dort gab's eine U- Bahnstation von wo aus eine Linie gleich zum Stepahnsdom und weiter auch zum Prater fahre, das heißt aussteigen musste man dann wieder am Praterstern. So haben wir das dann gemacht und wir kamen inmitten dieses Kreisverkehrs aus der U-Bahnstation, über der man dann auch gleich in den Bahnhof Wien-Nord der normalen Eisenbahn gehen kann. Inzwischen war es schon fast 14 Uhr und um 16 Uhr sollten wir wieder an diesem Judenplatz am Bus sein und Mittagessen hatten wir auch noch keines. Na ja, im Prater wird's schon genug zu essen geben, lautete unser Entschluss. Erst bei genauer Betrachtung vor Ort fällt einem ja auf, dass das Riesenrad hier nur dadurch so besonders groß wirkt, weil es besonders breit ist, weil die Gondeln fast so groß wie kleine Eisenbahnwagons sind, aber nicht wegen der Höhe. Da habe ich schon wesentlich höhere Riesenräder auf dem Cannstatter Wasen gesehen. Auch viele andere Schaustellergeschäfte gibt es dort, wovon aber zu unserem Besuchszeitpunkt rund die Hälfte geschlossen war. So unterwegs im Gehen haben wir eine Bratwurst mit Semmelbrötchen gegessen und eine Flasche Cola getrunken, um nicht unnötig Zeit mit dem Mittagessen zu verlieren. Dann wollten wir eigentlich eine Runde mit dem Riesenrad drehen, aber ein Blick auf die Uhr mahnte, dass es höchste Eisenbahn wird, um zu diesem Judenplatz zu kommen. Wir wussten noch, dass der schräg hinter dem Stephansdom, ungefähr nördlich davon lag. So ging es ab Praterstern wieder mit der U-Bahn zum Stephansdom und ab dort zu Fuß zum Judenplatz, den wir auch auf Anhieb wiederfanden. Der Bus war schon offen. Als dann gegen 16 Uhr alle komplett im Bus waren, ging es zu unserem Hotel. Na sage ich Ihnen, da hätten wir ja schon selbst hinfinden können. Ein Hotel Haydn in der Mariahilfer Straße, unweit der Stelle wo wir noch vor wenigen Stunden Kaffee getrunken hatten, war unser Wiendomizil. Ein prächtiger Prunkbau, wie wir ihn für unsere Billigreise nicht erwartet hätten, der aber innen ganz strategisch in verschiedene Preiskategorien unterteilt ist. Ein großer Teil der 4. Etage wurde dann von unseren Businsassen belegt, wo auch wir dann unterkamen. Sehr schöne Zimmer, sogar mit umfangreicher Ausstattung, wie Fernseher, Radioanlage, Zimmerbar und Gemälden an der Wand. Hier konnte man es sich wohl ergehen lassen. Wir wollten dann im Zimmer kurz verschnaufen, weil wir doch ziemlich geschlaucht waren. So lümmelten wir uns leicht dösend auf dem Bett, als das Zimmertelefon klingelte. Ich ging an den Apparat und ein Mann mit näselnder Stimme wies uns freundlich darauf hin, dass ab 18.30 Uhr ein Abend- Büffet im Speisesaal 3 für uns zur Auswahl stehe. Da es zu diesem Zeitpunkt schon 18.10 Uhr war, beschlossen wir schnell, gleich gemeinsam die Duschkabine zu benutzen, damit es schneller geht, und wir so etwas frischer am Büffet erscheinen konnten. Pünktlich wie die Maurer standen wir erfrischt um 18.30 Uhr am Büffet und da wurde schon etwas geboten. Eine endlos lange Reihe aus Tischen in U-Form aufgestellt, mit vielen Leckereien, die man sich dann nach eigenem Wunsch selbst zusammenstellen konnte. Um Fressgierige etwas im Zaum zu halten, wurden zuvor mehrfarbige Kärtchen verteilt, jeder von uns erhielt davon 3 Stück und bei jedem Teil, welches man sich von dem Büffet nahm, strich eine Art Aufseherin mit einem grünfarbigen Stift ein oder mehrere Felder auf diesen Kärtchen durch. Wenn alle Kärtchenfelder durchgestrichen waren, verlor das Kärtchen seinen Wert und es gab nichts mehr. Das heißt bei 3 Kärtchen konnte man dann natürlich das nächste Kärtchen auf gleiche Weise sozusagen gegen Futter eintauschen, bis alle 3 entwertet waren. Auch Getränke wurden auf den gleichen Kärtchen angestrichen. Jedes Kärtchen wies 20 Felder auf. Alle Getränke, die wir so zu uns nahmen wurden immer mit 3 Feldern auf einem Kärtchen bewertet. Ich habe aber gesehen, wie eine Frau aus unserem Bus sich ein Glas echten Champagner genehmigte und dafür war dann gleich ein ganzes Kärtchen und noch ein paar Felder auf dem zweiten Kärtchen weg. Unsere 3-Feld-Getränke, das war meist Mineralwasser, Cola oder irgendein Saft. Jedenfalls haben wir dort sehr schmackhaft und gut gegessen, daran gibt es gar keinen Zweifel. Wer wollte, der konnte sogar noch an einem sogenannten Kammerkonzert in einem Nebensaal teilhaben, aber als ich das Gequietsche hörte, war mein Bedarf daran schon gedeckt. Wissen Sie, einige Frackleute sägten auf ihren Geigen und Bratschen herum und eine alte Ziege jaulte dazu wie ein getretener Hund und alle nannten es dann noch Kunst, nein danke! So kam die Überlegung auf, ob man nicht noch mal schnell zum Prater fahren könne, um die Riesenradbefahrung nachzuholen. Dann trommelte aber der Busfahrer alle zusammen und wies darauf hin, dass man am nächsten Morgen um 6 Uhr frühstücke und dann gehe die Reise weiter nach Bratislava. Ein Herr von der Hotelrezeption meinte noch: „Was? Verlassens Wien schon um nach Pressburg zu reisen? Sparens sich das und bleibens die Zeit lieber hier!" Nun ja, Reiseplan bleibt Reiseplan, obwohl wir eigentlich wirklich gerne in Wien noch länger geblieben wären. Wenn man die einzelnen Orte aber noch nicht kennt, dann ist man schon neugierig, wie es dann am nächsten Ort wieder aussieht. Der Mann von der Rezeption rief uns noch nach: „Pressburg ist ein verschlafnes Nest, tuns sich einen Gefallen und bleiben hier! Bei uns könnens gern bleiben, die Zimmer sind noch frei." Immer nannte der Bratislava Pressburg. Der dachte wohl auch dabei an den Profit seines Hauses. Wenn man morgens um 6 Uhr frühstücken soll, um danach abzureisen, also spätestens 5.30 Uhr aufstehen, dann hat es keinen Zweck mehr, um 21 Uhr noch in den Prater zu fahren, wie wir es ansonsten gerne getan hätten. Dann wären wir vor 1 Uhr sicher nicht zurück gewesen und solche Schlafnot oder Hektik wollten wir uns nicht antun. Also spazierten wir noch eine Stunde in diesem Bezirk herum, wie die Wiener das nennen, genauer im 7 Bezirk oder am Übergang vom 7 in den 6 Bezirk, nannten die diese Ecke wo das Hotel Haydn steht, und es ist erstaunlich wie viele Hotels und ähnliche Gästehäuser dort dicht gedrängt existieren können. Vor einem Haus liefen komisch gekleidete Gestalten umher und versuchten uns zu überreden mitzukommen. Das Haus entpuppte sich dann als sogenannte Renaissance -Bühne und es gab dort eine Spätvorstellung, die erst gegen 22 Uhr begann, wohin diese verkleideten Leute uns wohl locken wollten. Aber nach diesem Spätrundgang sind wir dann aufs Hotelzimmer, so dass wir gegen 23 Uhr im Bett lagen. Pünktlich um 6 Uhr saßen wir am Frühstückstisch in einem eigens dafür hergerichteten Raum. Nur der Busfahrer fehlte. Der kam dann, als wir alle zuende gefrühstückt hatten und teilte mit, dass ein Schaden am Bus eine Weiterfahrt verzögere. Wir dachten schon, vermutlich ist wieder die Batterie leer und er springt nicht an. Der Busfahrer sagte, wir sollten erst einmal noch rund eine Stunde in dem Frühstücksraum abwarten, vielleicht habe man dann schon das Problem im Griff. Nach einer halben Stunde kam er wieder und telefonierte dann aufgeregt mit Stuttgart, mit dem Chef der Busfirma. Dann kam er zu uns und erläuterte, dass der Bus doch in eine LKW-Werkstatt müsse, die in einem Ortsteil Oberlaa läge und die Reparatur längere Zeit benötige. Dadurch verschiebe sich alles und wir würden diesen ganzen Tag noch in Wien bleiben, zumal die Weiterbelegung der Zimmer auch kein Problem sei. So fanden wir das eigentlich gar nicht einmal schlecht und wir kamen dann doch noch in den Genuss der Riesenradfahrt, weil wir sofort danach in den Prater fuhren. Wissen Sie, es ist schon so, dass Wien eine Stadt ohne Langeweile ist. Ich bin jetzt davon überzeugt, dass man in Wien alle interessanten Ecken selbst dann noch nicht gesehen hätte, wenn man ein ganzes Jahr dort bleiben würde und täglich auf Entdeckungsreise ginge. Der Busfahrer hatte gesagt, dass er mit seinem Chef abgeklärt habe, dass wir diesen Tag komplett noch in Wien bleiben und auch die nächste Übernachtung im gleichen Hotel dort stattfindet. Probleme könnte es aber geben, weil noch abgeklärt werden musste, ob der Bus innerhalb dieses einen Tages in der Reparaturwerkstatt in Oberlaa komplett repariert werden kann und ob die Reservierungen von Pensionszimmern in Bratislava so einfach auch um einen Tag nach hinten geschoben werden könnten. Deshalb sollten sich alle um Punkt 18 Uhr dieses Folgetages im Saal 3 des Hotels Haydn einfinden, wo es dann auch gleich das Abend - Büffet für diesen Tag gab. So war eine ganz freie Verplanung dieses Tages auch nicht möglich, aber immerhin bis 18 Uhr ist ja doch schon eine ziemliche Zeit. Die Fahrt mit dem Riesenrad fanden wir wirklich sehr schön, aber man kann das nicht mit einer Fahrt in einem normalen Riesenrad vergleichen. Weil die Breite so groß ist und die Umrundungsgeschwindigkeit so langsam, ist das mehr eine Sightseeingtour in vertikaler Ebene, nach oben gewissermaßen. Das typische Riesenradfeeling kommt dabei nicht so sehr auf. Dafür kommt der Punkt der schönen Aussicht mehr zum Tragen, zumindest dann, wenn man, wie wir, das Glück hat, in einer Gondel - oder man müsste schon sagen Wagon zu sein, der nicht restlos ausgefüllt ist mit Teilnehmern. Ist letzteres der Fall, dann kann man Pech haben und so ungünstig stehen, dass man nicht wirklich viel sieht, weil man nicht an alle Fensterfronten kommt. Aber bei unserer Riesenradfahrt waren in unserem Wagon ganze 5 Leute, uns eingerechnet, und dann ist das wirklich toll. Diesen Vorteil hat man aber auch nur dann, wenn man werktags morgens relativ zeitig dort hin geht. Trotzdem, bevor wir den Prater durch hatten, waren es dann schon fast 12 Uhr. Ungefähr 500 m weiter hinter dem Prater in Richtung Donau befindet sich ein riesiges Messegelände und dort fanden gerade 2 Ausstellungen zur gleichen Zeit statt. Bei der einen ging es um Mode, was uns nicht sonderlich interessiert, hinzu kam, dass der Eintritt dafür fette 32 Euro kostete, wohlgemerkt pro Person! Die andere Ausstellung bezog sich auf alternative Heiz- und Umwelttechnik, was zwar jetzt auch nicht gerade unser Lieblingsthema ist, aber da der Eintritt kostenlos war, entschlossen wir uns, dort mal kurz durchzulaufen. Wenn es nicht gefällt, hätten wir ja ohne Verluste sofort wieder gehen können. Sicherlich fragt man sich nachher selbst, wenn man nun mal in Wien ist, ist man als Besucher unserer Art sicherlich nicht dort, um moderne Heizanlagen zu besichtigen, aber wir sind trotzdem in diese Ausstellung. Es ist schon erstaunlich, was es heute alles so gibt, an Heizanlagen oder Energie-Versorgungsanlagen, die kaum noch Energiekosten verursachen, außer dem Anschaffungspreis. Durch diesen Zufall hier wurden wir erst darauf aufmerksam und man fragt sich eigentlich nach der Besichtigung einer solchen Ausstellung, warum diese Anlagen nicht schon wesentlich mehr eingesetzt werden, wo es diese Technik doch schon gibt und sie nach Angaben der Hersteller auch inzwischen absolut so zuverlässig funktioniere, wie jede herkömmliche Gas- oder Ölheizung. Durch die ständig steigenden Preise für Öl und Gas sind diese Hersteller aber ohnehin ziemlich im Aufwind. Es wäre heute schon mit solchen Anlagen möglich, eine Wohnung ohne Energiekosten zu beheizen und mit Strom zu versorgen. Natürlich müsste man dann anstatt dessen die Anschaffungspreise für diese Anlage irgendwie auf die Nutzungszeit umlegen, aber bei der herkömmlichen Heizung bekommt man die Heizungsanlage selbst ja auch nicht umsonst, die verursacht ja auch Kosten. Rechnet man das alles gegen, dann ist hier eine solche Anlage vielleicht doppelt so teuer, wie eine herkömmliche Heizungsanlage, aber dafür kommen danach eben keinerlei Energiekosten für Gas oder Strom mehr auf und diese Heizung erzeugt sowohl Wärme als wie auch Strom. Strom vom E-Werk müsste man dann nur noch zukaufen für den Fall, wenn man mal einen kräftigen Stromverbraucher einschalten will, wie eine Waschmaschine mit Kochwäsche drin oder einen Kompressor oder so was. Na ja, als wir aus dieser Ausstellung kamen, war es bereits 15 Uhr durch und die Zeit wieder einmal zu knapp, um noch von hier aus zum Schloss Schönbrunn zu fahren, was wir eigentlich mal vor hatten, weil das von hier ziemlich weit weg lag. So beschlossen wir, zunächst einmal auf die andere Donauseite zu wechseln und diese moderne Uno-City zu besuchen, weil das von hier nicht so übermäßig weit weg lag. Das alles wirkt ebenfalls äußerst imposant und bildet einen sehr interessanten Kontrast zu dem alten Wien. Als wir von dort zurückkehrten, war es schon 17 Uhr und ein weiteres Ziel in Angriff zu nehmen lohnte nicht. So nutzten wir die U-Bahn schon ab der anderen Donauseite, um bis in Hotelnähe zu fahren. Pünktlich um 18 Uhr versammelten sich wieder alle in dem Hotelsaal, das Abend - Büffet lief ähnlich ab, wie am Abend zuvor. Erst gegen 19 Uhr gesellte sich der Busfahrer hinzu. Über eine Lautsprecheranlage informierte er, dass es am nächsten Morgen um punkt 7 Uhr mit dem Bus auf nach Bratislava gehe. Mit dem Hotel war wieder alles so besprochen, dass wir ab 6 Uhr schon unser Frühstück einnehmen konnten. Der Bus war repariert, die Leute in der Wiener Werkstatt hatten sich größte Mühe gegeben. Schade eigentlich, wir hätten durchaus gerne noch einen weiteren Tag in Wien verbracht.
So begann der Freitagmorgen mit einem eiligen Frühstück und schon ging die Reise weiter in Richtung Bratislava. Nicht schlecht staunten wir, als schon nach relativ kurzer Fahrt von vielleicht 35 Minuten die Grenze zur Slowakei folgte und nach weiteren 10 Minuten wir schon mitten in Bratislava waren. Ich dachte, das wäre eine Etappe von einigen Stunden gewesen, erfuhr aber, dass Bratislava von Wien nur 65 km entfernt liegt. So nebenbei teilte uns der Busfahrer während der Fahrt dann noch mit, dass eine Verschiebung der Übernachtungsmöglichkeit in Bratislava im geplanten Hotel Nedbalova nicht geklappt habe, dadurch müsse man den Aufenthalt in Bratislava schon um 18 Uhr beenden, um dann noch von dort nach Budapest in Ungarn zu fahren, da man dann hotelmäßig dort wieder im Plan sei und die vorgesehene Buchung in einem Budapester Hotel termingerecht wahrnehmen könne. Nun hatten wir keine Ahnung, aber der Busfahrer beruhigte uns, denn er sagte, dass klinge alles, als wäre es eine halbe Weltreise, aber Budapest liege weniger als 200 km von Bratislava entfernt und die Straße dorthin sei gut ausgebaut, wodurch man dann spätestens um 21 Uhr dort einchecken könne. Das kann ja wieder so ein richtiger Stresstag werden, dachte ich. Na egal. Auf den letzten Kilometern durch die Vororte von Bratislava, mussten wir an einer altmodischen Ampel halten, die sehr lange auf Rot stand und die direkt neben einem Fußballplatz stand. Schon so früh trainierten dort etliche Fußballer. Nicht dass Sie jetzt glauben, ich wäre wegen der WM ein Fußballnarr geworden, aber was ich dort sah, so was habe ich noch nie gesehen. Die trieben eine eigenartig raue Spielweise, bei der man den Eindruck hatte, dass es deren Ziel sei, einen der Spieler und nicht den Ball ins Tor zu treten. Also ich schätze, dass von denen jede Woche einer mit gebrochenen Knochen ins Krankenhaus muss, wenn die immer so spielen. Schon früh waren wir in der Altstadt von Bratislava und eine geplante Stadtführung war durch die Verschiebung um einen Tag ebenfalls geplatzt. So konnte dort jeder auf eigene Faust etwas unternehmen. Nun ist Bratislava überhaupt nicht mit Wien zu vergleichen. Man kann es ruhig so sagen, die Stadt ist nicht unattraktiv, aber im Vergleich zu Wien doch ein Hort der Langeweile. Ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll. Viele alte historische Bausubstanz, größtenteils auch sehr gut hergerichtet, dann dazwischen komisch angeordnete Neubauten und alles wirkt irgendwie ermüdend bis langweilig oder umgekehrt. Der Mann im Hotel Haydn in Wien an der Rezeption hatte recht, als er empfahl lieber dort zu bleiben. Trotzdem, jetzt waren wir dort und da wurde auch die Stadt besichtigt. Man hätte meinen können, ein Ufo sei auf einem Brückenpfeiler gelandet, so haben die dort eine neue Brücke errichtet, auf deren Pfeiler sich ein Bauwerk befindet, welches an ein Ufo erinnert und in dem ein Café in luftiger Höhe untergebracht ist, sehr eigenwillig. Dann findet man in den Einkaufsstraßen etliche noble Läden, die wirken jedoch wie künstlich eingepflanzt. Man bemerkt, dass die dort ursprünglich nicht ihren Platz hatten. So sind diese Läden auffallend menschenleer und man fragt sich, wie die überhaupt bestehen können. Selbst ein großes Kaufhaus, welches wir besuchten, war innen fast schon gespenstisch leer und die Verkäuferinnen langweilten sich sichtlich oder hielten ein Schwätzchen. Wieder zurück auf der Straße nervten uns 2 penetrante Straßengeiger, die uns regelrecht nachliefen und herumgeigten. Diese Musik gefiel uns gar nicht und ich schätze die hätten endlich aufgehört zu fiedeln, wenn wir denen Geld gegeben hätten. So flüchteten wir ins nächste Kaufhaus und dort am Hintereingang wieder raus, nur um diese fiedelnden Kletten wieder los zu werden. Das schöne an Bratislava ist aber, dass man sich sofort überall zurecht findet, auch ohne jeden Stadtplan und ohne dass man jemals dort war. Die Stadt ist einfach gegliedert und zu klein, als dass man sich dort ernsthaft verlaufen könnte. Man macht zwar auf Tafeln Werbung, dass immerhin inzwischen fast 700.000 Menschen dort leben würden, was ja dann ungefähr der Größenordnung Stuttgarts entsprechen würde, sogar etwas mehr wäre, aber dabei sind die ganzen Dörfer und Kleinstädte eingerechnet, die im Laufe der Zeit zu Bratislava eingemeindet wurden und das sind nicht nur ein paar, sondern fast alle Dörfer im Umkreis von 150 km. Sicher, zu Stuttgart wurden im Laufe der Jahrhunderte auch immer wieder umliegende Orte eingemeindet, aber vielleicht in einem Umkreis von 30 km und nicht wie hier, wo man das praktisch so handhabt, als würden in Deutschland alle Einwohner eines Landkreises der Hauptstadt zugerechnet. So wird die eigentliche Stadt vielleicht tatsächlich höchstens 200.000 Einwohner haben, mir kam sie sogar eher noch deutlich kleiner vor und ich hätte mich nicht gewundert, wenn man mir gesagt hätte, dass sie nur 70.000 Einwohner hätte. Da wirkt selbst Ulm in Deutschland noch deutlich größer. Aber komische Feste feiert man dort. An diesem Tag wurde ein sogenanntes Fischsuppen-Fest gefeiert, wo auch eine Weltmeisterschaft im Fischsuppenkochen ausgetragen wurde. Das roch man auch, denn im Bereich einiger Festwiesen neben der Donau roch alles penetrant nach Fisch, stellenweise auch eher angenehm, weil sich der Geruch feiner Gewürze darunter mischte. Sehr eigenartig. Was mir dort allerdings positiv aufgefallen ist, es mag vielleicht etwas seltsam klingen, aber es gibt dort Unmengen wirklich bildhübscher junger Frauen, ich sage es einfach so, wie es ist. Ebenfalls erstaunlich ist, wie viele Leute dort deutsch sprechen. Gewiss nicht jeder, aber schätzungsweise jeder Dritte konnte sich in Deutsch verständigen. Zugleich ist Bratislava auch die Hauptstadt der Slowakei und auf einem 5-sprachigen Marmor-Schild in der Nähe der mächtigen alten Burg stand, dass Bratislava die einzige Hauptstadt der Welt sei, die nur ausschließlich alle positiven Eigenschaften, die eine Hauptstadt haben kann, auf sich vereinigen könne. Na ja, wie gesagt, es ist einerseits eine Stadt die ihre schönen Momente hat, aber auf mich wirkte sie vor allem immer etwas langweilig. Auch die vielen Feste und Darbietungen, die überall an allen Ecken stattfinden, ändern daran nichts. Ich glaube, das müsste eine Stadt sein, in der man von selbst gut schlafen kann. So schlenderten wir einige Stunden durch Bratislava. Dann auf einem etwas seitlich zwischen Donau und einem Neubaugebiet gelegenen großen Platz gab es eine Art endlos großen Flohmarkt. Dort wurden neben allen erdenklichen Altertümchen auch viele neue Waren angeboten. Ein Stand hatte ausschließlich neue Digitalkameras und da wurde ich stutzig. Nun ist es klar, dass man auf diese Weise keinen vertrauenserweckenden Kamerakauf tätigen wird. Aber der hatte ein Schleuderangebot, eine winzige Digitalkamera für nur 19 Euro, die angeblich auch noch funktionieren sollte. Mit 19 Euro kann man eigentlich nicht viel falsch machen und der hatte sicherlich 100 Stück davon daliegen. Als Beweis für die Funktionsfähigkeit, konnte man selbst damit einige Fotos schießen und sich die dann danach auf dem LCD - Bildschirm der Kamera wieder ansehen. Die Kamera hat eine Auflösung von 2,56 Megapixel, was heute sicher nicht mehr der letzte Schrei ist, aber im billigen Preis sind sogar 2 Batteriesätze und neben dem internen Speicher von 64 MB auch noch eine zusätzliche SD- Karte mit 128 MB enthalten. Dann die sehr geringen Abmessungen und ich wurde schon schwach. So habe ich mit dem Verkäufer noch etwas gehandelt und sie dann für 16 Euro bekommen! Man kann anstelle der Batterien auch Akkus verwenden, wie der mehrsprachigen Bedienungsanleitung zu entnehmen ist. Natürlich sind in diesem geringen Preis keine Akkus und auch kein Ladegerät enthalten. Der Verkäufer, der ebenfalls gut deutsch sprach sagte, dass ein Batteriesatz in aller Regel für 300 bis 350 Fotos ausreichen würde, sofern man den integrierten Blitz nicht mitverwendet. Als Batterien dienen 4 solcher dünnen Micro- Batterien, wie man sie auch in der Fernbedienung des Fernsehers hat. So haben wir dann dort in Bratislava schon einige Fotos geschossen, aber mir ist erst am Tag danach bewusst geworden, dass ich gar nicht weiß, wie ich die Fotos nachher von der Kamera auf den Computer bekommen soll. Es ist dafür auch kein Kabel oder so etwas dabei. Bei meiner früheren Kamera, die damals gestohlen wurde, war ein Kabel bei, welches die Kamera mit dem PC verbinden konnte, aber so etwas ist hier gar nicht dabei und in der Bedienungsanleitung steht auch kein Wort darüber, wie man die Fotos auf den Computer bekommt. Auch eine genaue Untersuchung der Kamera brachte kein Steckloch oder ähnliches zutage, wo man etwas anschließen könnte. Aber gespeichert sind sie, denn ich kann sie ja später in dem winzigen LCD - Schirm mir wieder ansehen. Na ja, wir werden das Problem sicher noch irgendwann hier zuhause lösen. Mittagessen war auf Empfehlung in einem prunkvoll renovierten Gasthaus in den hellen freundlichen Farben gelb und weiß. Alles war dort entweder gelb mit weiß abgesetzten Zierkanten und Sockeln oder umgekehrt. Ein sehr gutes komplettes Menü war für 12 Euro zu haben, in Stuttgart hätte vergleichbares weit über 60 Euro gekostet. So perfekt dieses Gasthaus auch das Essen umsetzte, es ging wohl alles recht gemütlich zu und Hektik schien ein Fremdwort zu sein. Als wir mit dem Essen fertig waren, zeigte die Uhr bereits 15 Uhr. So schlenderten wir noch ein wenig herum, setzten uns etwas an die Donau, um dann später wieder pünktlich am Bus zu sein. Nun sollte es etwa um 18 Uhr in Richtung Ungarn mit dem Zielort Budapest weitergehen, um dann dort in einem vorgebuchten Hotel zu übernachten. Um 18 Uhr befanden sich aber neben uns erst 8 weitere Fahrtteilnehmer im Bus ein. Der Busfahrer meckerte schon ziemlich, aber bei einem Fehlbestand von rund 75 % der Reisenden konnte er nicht einfach sagen, da fahre ich ohne die ab. So wurde gewartet, aber im Verlauf von 2 Stunden des Wartens trafen nur 6 weitere Leute ein. Keiner von den Anwesenden hatte auch nur einen blassen Schimmer, wo die anderen abgeblieben waren. Der Busfahrer war außer sich und kochte vor Wut, traute sich aber kein einfaches Abfahren zu. Dann versuchte er per Handy seinen Chef in Stuttgart zu erreichen, aber das Handy funktionierte dort nicht. Schließlich ging er in eine Poststelle, die unweit lag und telefonierte wohl von dort. Mit neuen Anweisungen kehrte er zurück. Er sollte noch wenigstens bis 22 Uhr warten. Das war schon superlangweilig. Dann, vielleicht kurz vor 21 Uhr trafen die fehlenden Leute endlich ein. Nun, die hatten sich zusammengetan und eine Bootstour auf der Donau unternommen, aber bei der Rückfahrt war dann das Schiff einen anderen Weg gefahren, als wie die erwartet hatten, wodurch sich die Rückkehr entsprechend verspätete. Gegen 21.15 Uhr waren wir dann so weit, dass endlich die Weiterfahrt beginnen konnte. So gab es jetzt jedoch ein neues Problem, man wusste nicht, ob das Hotel in Budapest, wo es nun hin gehen sollte, nach 23 Uhr noch neue Gäste aufnimmt. Viele Hotels haben ab einer bestimmten Uhrzeit die Annahme von neuen Gästen geschlossen, um so die Nachtruhe der anderen Gäste zu wahren. Wenn wir nun um 21.15 Uhr in Bratislava los fuhren, konnte man sich bei ungefähr 200 km Distanz an 5 Fingern abzählen, dass man frühestens 23.30 Uhr dort sein konnte, eher noch später. So ging der Busfahrer wieder rüber in die Hauptpost, die auch um diese Zeit noch geöffnet hatte und telefonierte mit dem Hotel in Budapest. An seinem Gesichtsausdruck sah man schon, dass da etwas schief gelaufen war, als er zurückkehrte. Zurück im Bus erzählte er missmutig, dass die in Budapest nach 22.30 Uhr die Rezeption für eintreffende Gäste geschlossen hätten, eben wegen der Nachtruhe. Es gab keine Chance bis 22.30 Uhr in Budapest zu sein. Nun befürchteten wir schon, notgedrungen im Bus oder am Donauufer übernachten zu müssen. Das wollte der Busfahrer aber wegen möglicher Regressforderungen von Mitreisenden vermeiden. Wieder verschwand er in der Hauptpost und kam nach einer Viertelstunde wortlos wieder, setzte sich hinters Lenkrad, startete den Motor und fragte erst dann über Lautsprecher, ob alle komplett an Bord wären. Alle waren da. Dann fuhr er los. Zuerst dachten wir, er hätte in Bratislava oder Umgebung eine Übernachtungsmöglichkeit aufgetan, aber nach 10 Minuten Fahrt erkannten wir, dass es zurück nach Wien ging. Erst jetzt sagte er auch über Lautsprecher, dass er noch mal mit dem Hotel Haydn in Wien telefoniert habe und dort würde man durchgehend Gäste aufnehmen und die Zimmer wären noch frei. Da Wien ohnehin mit 65 km deutlich näher als Budapest lag, lag auch der Entschluss nahe, diese Möglichkeit auszunutzen. Da unterwegs stellenweise dichter Nebel auftrat verzögerte sich die Fahrt ziemlich. Gegen 0.15 Uhr standen wir vor dem Hotel Haydn in Wien. Derselbe Herr, der neulich an der Rezeption über Bratislava gemeckert hatte, stand lächelnd hinter der Rezeptionstheke und sagte zu mir: „Na sehns, was hab ich gesagt? Ist Wien nicht eine bessre Welt?" Teils musste ich ihm zustimmen, aber immerhin haben wir in Bratislava eine Digitalkamera gekauft, die man zu diesem Preis ganz sicher in Wien nicht bekommen hätte. Wir bekamen sogar exakt das gleiche Zimmer, welches wir hatten. Da alle nun ziemlich geschlaucht und müde waren, was auch der Busfahrer einsah, der wohl auch selbst ziemlich fertig war, war natürlich nicht daran zu denken, am nächsten Morgen die Leute schon um 6 aus den Federn zu trommeln, um dann von Wien nach Budapest zu rasen. So gab es die Nachricht, dass wir zunächst einmal in jedem Fall bis 10 Uhr im Hotel bleiben und dann weiter sehen. So wurde geruhsam geschlafen und ich weiß nicht, aber die ganze Atmosphäre in Wien ist besser. Gegen 8 Uhr gingen wir frühstücken, was wir jetzt allerdings selbst bezahlen mussten, weil dieser Aufenthalt im Hotel Haydn nun wirklich nicht mehr vorgesehen war. Dann sind wir noch mal kurz durch ein sonniges Wien gewandert, etwa 45 Minuten in der näheren Umgebung des Hotels, um dann pünktlich gegen 10 wieder im Hotel zu sein.
Mit leicht besorgter Miene trommelte der Busfahrer uns im kleinen Frühstückssaal zusammen. Er sagte, dass Budapest unbedingt ein wichtiger und sehenswerter Punkt der Donaureise sei, aber durch die widrigen Umstände wäre man, wenn man nun sofort dorthin aufbrechen würde, frühestens gegen 13 Uhr dort. Das Hotel in Budapest war aber nur für die Übernachtung von Donnerstag auf Freitag gebucht und nach einer Rücksprache mit denen sei eine Übernachtung von Samstag auf Sonntag nicht möglich, da wegen einer Großveranstaltung in Budapest schon zahlreiche andere Buchungen vorlägen. Hinzu kam verschärfend, dass schon Samstagabend die Rückreise in Richtung Stuttgart starten sollte. Er sagte, dass es aus seiner Sicht zwar möglich sei, den Start der Rückreise auf Sonntagmorgen zu verschieben, wenn wir dafür einen weiteren Halt, der in der Rückreise irgendwo liegen sollte, wegfallen lassen, nur das Problem sei, wo übernachtet man dann in Budapest. Um von dort für eine Übernachtung, wie im Fall Bratislava, wieder erneut nach Wien zurück zu fahren, ist diese Strecke dann doch zu lang. Allgemeines Murren und Geraune machte sich breit. Dann kam als weitere Möglichkeit sein Angebot, welches auch mit dem Chef der Busfirma als Option abgeklärt sei, dass wir einfach diesen ganzen Samstag noch in Wien verbleiben und uns dort selbst die Zeit vertreiben, also gar nicht mehr weiter reisen. Dafür würden wir dann am Sonntag ausgeruht gegen 10 Uhr die Heimreise in Richtung Stuttgart antreten. Er meinte, alle Teilnehmer sollten sich abstimmen, welche dieser beiden Möglichkeiten sie wahrnehmen wollen. Dabei blieb ja die Ungewissheit, wie man hätte in Budapest übernachten wollen, wahrscheinlich im Bus. Ein Herr Galinski rastete aus und tobte schimpfend, dass man ihn um die Reise betrogen habe, solche Komplikationen wären unzumutbar. Für Kayla und mich war das alles keine Frage, wir stimmten dafür in Wien zu bleiben. So stimmten auch fast alle anderen ab, da kaum einer Lust hatte, sich diese Hektik und Ungewissheit anzutun, die eine Weiterfahrt nach Budapest bedeutet hätte. Der Herr Galinski beschimpfte dann alle die, die für ein Verweilen in Wien gestimmt hatten, weil er schon von einer Besichtigung Budapests ausgegangen war. Etwa 4 weitere Mitreisende meckerten auch über diesen Entschluss, wenngleich nicht so arg wie dieser Galinski. Der drehte regelrecht durch, obwohl er zuvor die ganze Zeit ein eher unauffälliger, ruhiger Typ war. Den Busfahrer nannte er einen faulen Idioten, der zu müde sei, seinen Beruf ordnungsgemäß auszuüben. Das fand der Busfahrer natürlich nicht sonderlich schön und drohte, ihn wegen Beleidigung anzuzeigen. Daraufhin entwickelte sich ein leichter verbaler Streit zwischen den beiden, der damit endete, dass der Galinski sagte, dass er nun seine Sachen zusammenpacke und auf eigene Kappe mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Wien nach Budapest fahren würde und die Rechnung dafür, sowie alle weiteren Kosten dieser Unannehmlichkeit dem Busunternehmen in Rechnung stellen werde. Dann verschwand er auf sein Zimmer und kam tatsächlich nach wenigen Minuten mit seinem gepackten Koffer zurück und verließ das Hotel in Richtung Bahnhof. Danach begehrten auch die 4 anderen Mitreisenden auf und besonders eine dicke Frau mit grellblond gefärbten Haaren, ich glaube Brill oder so ähnlich hieß die, erklärte sich zur Wortführerin und bestand darauf, dass man ein Anrecht auf den Besuch von Budapest habe und zwar nicht nur für ein paar Stunden, sondern für einen ganzen Tag. Wenn das Busunternehmen eben defekte Busse auf die Reise schicke, dann müsse es für daraus resultierende Folgen auch gerade stehen und dann eben notfalls die Reise um einen Tag verlängern und auch für entsprechende Unterbringung in Budapest sorgen. Nun hatten wir nie das Gefühl, dass der Bus vorher schon defekt war und dass man bewusst riskiert hatte, irgendwo mit einem Schaden liegen zu bleiben. Genervt telefonierte der Busfahrer dann wieder mit Stuttgart, mit der Firmenzentrale und trug die neuen Schwierigkeiten und Forderungen vor. Ich sage es ganz ehrlich, uns war das Ergebnis eigentlich relativ egal, wir hätten auch durchaus gerne Budapest gesehen, aber ein weiteres Verbleiben in Wien war uns mindestens genau so recht, weil wir uns regelrecht ein wenig in die Stadt Wien verliebt haben. Was wir nur nicht wollten, das war solch eine Fahrt ins Ungewisse, mit der Aussicht auf eine Übernachtung im Bus und ein hektisches Abhetzen in Budapest, nur um in einer stark verkürzten Zeit wenigstens ein paar Blicke davon zu erhaschen. Der Busfahrer teilte mit, dass sein Chef den Vorschlag gemacht hätte, die Reise in Wien ausklingen zu lassen, also wie nach unserer Abstimmung eigentlich schon beschlossen, den Samstag noch komplett in Wien zu verbringen und Sonntagmorgen gut ausgeruht die Heimreise anzutreten. Jeder, der diesen Vorschlag akzeptieren würde, bekäme dann nach der Rückkunft einen Gutschein eine weitere Donaureise nach Budapest und sogar weiter der Donau entlang bis nach Rumänien zum halben Preis mitzumachen oder ersatzweise eine andere Kurzreise im Juli, die nur nach Budapest führt, ganz umsonst mitzumachen. Mit diesem Vorschlag waren dann schlagartig alle Probleme beseitigt und fast alle entschieden sich für die zuletzt genannte Variante, mit der völlig kostenlosen Kurzreise nach Budapest im Juli. Der Herr von der Rezeption im Hotel Haydn meinte, dass Budapest im Gegensatz zu Pressburg wirklich sehenswert gewesen wäre, aber mit der geringen Stundenzahl, die uns dort zur Verfügung gestanden hätte wäre es als Zankerei zu betrachten gewesen, wie wenn man jemandem ein winziges Appetithäppchen auf eine schmackhafte Wurst hinhält und dann wenn er auf den Geschmack gekommen ist, die Wurst wegzieht. Er sagte: „Für Budapesch müssens wenigst 3 Tage an Zeit aufweisen, sonst ists zwecklos." Also waren wir froh, wieder in Wien gelandet zu sein und haben in der verbleibenden Zeit dort noch manch schönen Winkel besichtigt. Auch das Wetter spielte einigermaßen mit, es war dort vorwiegend sonnig, wenn auch mit vielen Wolken dazwischen und nie über 17 Grad. Nur einmal kam eine kleine Regenschauer. Etwa 15 bis 20 Minuten zu Fuß vom Hotel trafen wir auf ein bekanntes Theater, dessen Name man öfters schon mal im Fernsehen hört, es trägt den eigenartigen Namen „Theater in der Josefstadt". Die eine Straße, in der das liegt, da habe ich immer den Namen verwechselt. Ich habe immer gesagt, das ist die Pianistengasse, aber in Wahrheit heißt die Piaristengasse. Es liegt an einer Kreuzung von dieser Pia-R-istengasse zur Josefstädter Straße. Welch ein komischer Name. Ich könnte Ihnen gar nicht sagen, was Piaristen überhaupt sein soll, vielleicht so etwas ähnliches wie ein Pianist, nur der nicht richtig spielen kann und es klingt wirklich mehr wie Pianistengasse. Was doch ein winziger Buchstabe bewirken kann. Ebenfalls nicht sehr weit, nur in die andere Richtung und mehr zum Stadtkern hin gibt es ein Theater an der Wien, dessen Name ich auch schon öfters hörte. Um keine Missverständnisse zu erzeugen, wir sind aber nicht in dortige Theatervorstellungen gegangen. Das wäre uns auch viel zu teuer gewesen, außerdem muss man Karten lange vorbestellen. Der Österreicher scheint auch ein entspannteres Verhältnis zu seinem Militär zu haben, denn mitten in der Stadt, vielleicht 150 m von dem Hotel gibt es eine alte Kaserne. Solche Einrichtungen baut man doch in Deutschland meist weit vor den Toren einer Stadt, aber nicht mitten drin.
Überhaupt ist es so, wenn man Wien durchschreitet, weiß man nachher gar nicht, wovon man alles berichten soll, denn alles ist berichtenswert, nur dann würde mein Bericht hier 20 mal so lang. Ach ja, noch eine Anekdote am Rande, die vielleicht nicht typisch für Wien ist, vielleicht aber auch doch. Auf Anraten des erfahrenen Wiener Rezeptionisten im Hotel besuchten wir dann noch ein Kaffeehaus namens Haslinger. Ein betagtes Gebäude mit ebenso betagtem Interieur. Nun, was will man in eine Kaffeehaus? Kaffeetrinken, ist doch klar. Aber dieses Kaffeehaus ist mehr. So ganz durchgeblickt habe ich bei den verschiedenen Kaffeesorten nie, die einem dort üblicherweise in allen Kaffeehäusern feilgeboten werden, egal ob einen schlichten Braunen, einen Schwarzen, eine Melange, einen Zweispänner und was weiß ich nicht sonst noch alles für eigenartige Dinge. Ich habe meistens den schlichten Braunen bestellt, da wusste ich, was mich erwartet. Viele Leute lasen während des Kaffeeschlürfens eine der unzähligen Zeitungen, die im Haslinger kostenlos zum schmökern an Stangen herumhängen, so wie man es hier vor 40 Jahren noch bei manchem Friseur kannte. Friseur ist aber das passende Stichwort. Als wir gerade 10 Minuten dort saßen, drängte sich von hinten ein kleiner Mann im grauen Anzug an mich heran und flüsterte die Frage, ob ich einen Haarschnitt, eine Rasur oder eine sonstige Barbierleistung wünsche. Erst jetzt sah ich, dass in einer etwas abgetrennten Ecke des Kaffeehauses einige Leute auf Friseurstühlen saßen und sich während des Kaffeetrinkens nebenbei die Haare schneiden oder den Bart stutzen ließen. „Ein schneller Beischnitt kostet sie bei mir nur 4 Euro", flüsterte der Kaffeefriseur. Dann wandte er sich Kayla zu, mit den Worten: „Schad, Ihnen tät ich da gerne einmal die Haare bearbeiten, aber Damen machen wir leider nicht, wegen der Zeit und dem Aufwand. Ihre Harre sinds aber auch zu schad zum Abschneiden." 4 Euro für Beischneiden? Was heißt das? So fragte ich den. Er erläuterte, dass es eine Art Schnellschnitt ist, der die wesentlichen Bestandteile eines normalen Haarschnitts beinhalte, allerdings weniger aufwändig. Da bei mir ein Haarschnitt längst überfällig war, willigte ich ein für 4 Euro einen Beischnitt und dann bat er mich rüber in den leicht abgetrennten Teil auf einen der Friseurstühle. Rasch zog er sich ein weißes Gewand über und schnippschnapp fegte er in einem atemberaubenden Tempo über meinen Kopf. Links und rechts, hinten und vorne flogen nur so die Haarbüschel zu Boden, so viele Haare von meinem Kopf das konnte ich mir fast bei meinem schütteren Haar schon gar nicht mehr vorstellen. Mit einem breiten Rasierautomat rasierte er dann noch den Nacken aus, mit einem kleinen Rasiergerät den Bereich um die Ohren, dann gab's noch eine Ladung eines speziellen Haarwassers auf die Rübe und fertig. 4 Euro für alles und ich war angenehm überrascht. Für alles hat der vielleicht 10 Minuten, eher weniger gebraucht. Kayla kicherte und meinte, dass ich sie ausgeschimpft hätte, wenn sie mir die Haare so kurz geschnitten hätte. Wissen Sie, sonst schneidet Kayla mir meist die Haare. Aber jetzt wo der Sommer doch kommt, sind diese kurzen Haare durchaus angenehmer. Kaum saß ich wieder bei Kayla am Tisch im Kaffeehaus, kam ein anderer Herr auf uns zu, der zuvor schon die ganze Zeit gelangweilt an einem Tisch direkt neben dem Eingang gesessen hatte. „Werter Herr, könnens Uhren gebrauchen, erstklassige Armabanduhren?" , fragte er in einem Flüsterton. Nun suche ich wirklich nicht an Uhren, schon gar nicht in einem Kaffeehaus. Ich verneinte, darauf erwiderte er: „Was, sie brauchen keine schönen preiswerten Uhren? Das gibt es gar nicht, ein jeder Mensch braucht Uhren und bei mir kriegens die billigsten und besten!" Ich kam mir vor wie auf einem Hehlermarkt. So ähnlich muss es nach dem Krieg auf dem Schwarzmarkt zugegangen sein. Mit beleidigtem Gesicht zog sich der Uhrenverkäufer wieder an seinen Platz zurück. Wir beschlossen zu zahlen und noch etwas in der Umgebung Wien zu erkunden. Erst beim Aufstehen sah ich, in der hinteren Ecke, etwas abgetrennt, quasi gegenüber von der abgetrennten Friseurecke, saßen mehrere aufreizende Damen, na ja Damen waren es wohl nicht wirklich, die dort ebenfalls auf Kundenfang gingen. Manches Kaffeehaus ist wohl ein Allrounder der besonderen Art, wie man vielleicht sagen könnte. Wir sind dann noch vielleicht 2 Stunden in der Stadt herumgelaufen, haben auch einiges mit der neuen Digital - Kamera aus Bratislava fotografiert, jedenfalls bis die Batterien leer waren. Die angekündigten 300 Fotos, die mit einer Batterie möglich sein sollen, scheinen wohl eine leere Versprechung gewesen zu sein, da ich laut der Anzeige im Display bis dahin erst etwa 80 Fotos gemacht hatte. Davon nur eines mit Blitz, um mal zu testen, ob der Blitz überhaupt geht. Die Ersatzbatterien, die im Paket mit drin waren, hatte ich aber unterwegs nicht dabei, sondern im Hotel in unserem Taschenkoffer zurück gelassen. Als wir wieder im Hotel zurück waren, gab es noch mal eine kurze Lagebesprechung mit dem Busfahrer. Die Abfahrt in Richtung Heimat wurde dabei auf Sonntag 9 Uhr ab Hotel vorgezogen. So lief das dann auch. Sonntag pünktlich 9 Uhr setzte sich der Bus in Richtung Stuttgart in Bewegung. Mit etwas schwerem Herzen hieß es Abschied nehmen von Wien. In Wien hätte ich durchaus noch eine Weile bleiben können, andererseits drängte es uns auch wieder, in unsere schöne neue Wohnung zu kommen. Da hat man dann schon einen inneren Zwiespalt zwischen Heimweh und Reise- oder Entdeckungslust. Normalerweise war ich aber immer jemand, der mit Heimweh keine Probleme hatte, aber mit der neuen Wohnung hat sich dieses Gefühl doch etwas verstärkt. Der Busfahrer kündigte schon an, dass es auf dem schnellsten Wege nach Stuttgart gehen soll. Sein anvisiertes Ziel lautete, spätestens zwischen 16 und 17 Uhr in Stuttgart zu sein. Er selbst wollte nach Abliefern des Busses im Betriebshof des Busunternehmers gleich nach Hause und vorschlafen, da er schon am nächsten Tag ab Mittag einen Reisebus nach Spanien steuern müsste. Also Busfahrer möchte ich auch nicht sein. Die Rückfahrt nahm dann auch gleich ab Wien einen völlig anderen Weg, als wie der, über den wir gekommen waren. Es ging vom Hotel Haydn gar nicht mehr zurück über die Donaubrücke, sondern auf eine gut ausgebaute Ausfallstraße, die vor den Toren Wiens gleich in eine Autobahn überging. Zuerst glaubte ich fast schon, es käme wieder Bratislava in Sicht, weil auf einem Schild Pressbaum angekündigt wurde. Aber Bratislava wurde stellenweise auch als Pressburg bezeichnet, da war Pressbaum wohl ein anderes Dorf bei Wien. Kurz nach dem Schild Pressbaum staute sich wegen einer Großbaustelle der Verkehr und der Busfahrer zog es vor, an der im gleichen Moment folgenden Abfahrt Pressbaum die Autobahn zu verlassen, um so Stau und Baustelle zu umfahren. Er fuhr dann eine kleine Landstraße, die bei einem Dorf mit dem eigenwilligen Namen Dörrwien über eine Eisenbahnstrecke führte. Doch dort endete dann unsere Umleitung, weil an einem Bahnüberweg ein Großaufgebot von Blaulichtern blinkte und laufend kamen Rettungswagen und Polizeiwagen vorbeigerast. Dort war ein Auto in einen Zug gefahren und an eine Überquerung der Bahnstrecke war hier in den nächsten Stunden nicht zu denken. Der Busfahrer setzte dann in eine Einbuchtung zurück und wendete, wir fuhren zurück bis zu einem winzigen Dorf hinter Pressbaum und ab dort mehr willkürlich auf eine andere Straße, die nach Vermutung des Busfahrers auch als Umfahrung der Autobahnbaustelle genutzt werden könnte. Diese Straße entpuppte sich als landschaftlich dermaßen reizvoll, das einige schon meinten, wir sollte darauf verbleiben, was aber natürlich nicht im Sinne des Busfahrers war. Nach vielleicht 10 km auf dieser wunderschönen Straße wechselten wir auf eine andere, auch schöne Landstraße und durch ein Dörflein, kurz danach kamen wir auf eine andere Autobahn, die dann nach einigen Kilometern an einem sogenannten Autobahnknoten Steinhäusl wieder auf die Autobahn traf, die wir zuvor verlassen hatten; allerdings schon viele Kilometer hinter der Baustelle, die hatten wir somit großzügig umfahren, was ja der Sinn dieser Übung war. Es folgte eine Stadt Sankt Pölten und kurz danach verschwenkte die Autobahn etwas und wir kamen durch Ybbs, wo wir auf der Hinfahrt ja auch schon durchgekommen waren. So ging es weiter auch bis Linz, wo wir bekanntlich auch am Anfang schon waren, allerdings jetzt immer auf der anderen, südlichen Donauseite, während wir zuvor immer nördlich der Donau hingefahren waren. Hier ging es dann sehr zügig weiter und der Busfahrer sagte über Lautsprecher, dass er eigentlich vorhatte, die Rückfahrt über Passau zu machen und dann dort eine kleine Verschnaufpause von 45 Minuten einzulegen, aber nur wenn wir hoch und heilig versprechen würden, dass wir auch alle pünktlich nach 45 Minuten wieder im Bus wären. Er würde auf keinen warten und wenn wir das nicht versprechen, dann würde er dort weiter fahren ohne eine Verschnaufpause einzulegen. Im Prinzip waren wir damit einverstanden, aber zwei Leute beschwerten sich, der Eine meinte, er ließe sich nicht wie ein kleines Kind vorschreiben, wann er wieder da zu sein hat, eine ältere Dame beschwerte sich, dass man in 45 Minuten von Passau ja kaum etwas sehen würde, und es so keinen Zweck habe. Also wurde weiter gefahren, weil der Busfahrer nicht riskieren wollte, dass diese beiden Meckeranten aus Trotz zu spät am Bus eintreffen und alles verzögern. Wir fanden das ein bisschen schade, weil Passau ja schon bei der Hinfahrt umfahren wurde. Verschwommen erinnere ich mich noch an ein Abfahrtsschild mit dem etwas komischen Namen Großköllnbach, dann muss ich wohl total eingenickt sein. Jedenfalls als ich wach wurde brausten wir schon an Aichelberg vorbei, das ist höchstens noch 40 km südöstlich vor Stuttgart, ungefähr bei Nürtingen, aber etwas weiter als Nürtingen selbst. Da muss ich also schätzungsweise 350 km verschlafen haben. Das war an diesem Tag aber auch wohl nur dadurch möglich, weil es danach keinen einzigen Stau gab, ganz untypisch für diese A 8, und die Fahrt so ruhig ohne Stockungen dahinfloss. Als wir in Stuttgart ankamen, zeigte die Uhr 16.23 Uhr und so hatte der Busfahrer seine Versprechungen zur Fahrzeit mehr als exakt eingehalten. So kann man rückbetrachtend sagen, dass diese Donaureise vor allem eine Wien- Reise war, was uns nicht unrecht war. Wien hat uns wirklich sehr gut gefallen, der Rest davor eigentlich auch, besonders Linz und überhaupt die ganze Landschaft zwischen Linz und Wien. Am wenigsten gefallen hat uns Bratislava, aber es ist nicht so, dass man sagen könnte, es hätte uns nicht gefallen. Wissen Sie, wenn man jemandem eine Kiste mit 10 Sachen drin anbietet, von denen 9 Sachen mit den Noten 2 und 1 benotet werden und eine mit der Note 3, dann ist die Sache mit der 3 ja nicht wirklich schlecht, nur im Vergleich zu den anderen Sachen in der Kiste fällt sie trotzdem unangenehm auf und steht als schlechteste da. So ungefähr muss man sich das Verhältnis von Bratislava zum Rest der Reise vorstellen. Schade war wohl wirklich, dass wir Budapest nicht mitbekommen haben, denn davon hörte ich beim nachträglichen Einholen von Informationen nur viel Gutes. Als wir zuhause ankamen haben wir erst mal ausgiebig geduscht, etwas gegessen, mal überall hier nach dem Rechten gesehen und dann habe ich mich gleich wieder schlafen gelegt und fast 2 Tage nur geschlafen. Kayla hatten diese Reisestrapazen weniger ausgemacht, sie hat ungefähr nur 1 Tag geschlafen. Da bemerkt man dann halt doch den relativ großen Altersunterschied zwischen uns beiden. Auch wenn manche der Mitfahrenden wegen der einen oder anderen Sache, die nicht ganz so glatt verlief, ziemlich schimpften, würde ich uneingeschränkt sagen, dass ich die gleiche Reise, auch mit den gleichen Pannen, sofort wieder machen würde, jedenfalls zu diesem vergünstigten Preis, den wir dafür gezahlt hatten. Was mich jetzt nach der Reise immer noch beschäftigt, ist die Digitalkamera. Ich habe die Anleitung schon mindestens 10 mal gelesen, Kayla auch schon öfters, kein Wort darüber, wie man die Fotos auf den PC holt. Dann haben wir gemeinsam die ganze Kamera auf den Kopf gestellt, aber wir finden einfach keine direkte Möglichkeit, die Bilder von der Kamera auf den Computer zu übertragen. Die Kamera hat nur einen kleinen runden Anschluss und der dient dazu, anstelle der normalen Batterien nachgerüstete Akkus, mit einem zugekauften Ladegerät in der Kamera zu laden, ohne sie entnehmen zu müssen. Kayla hatte nun die Idee, man könne ja die beiliegende SD - Speicherkarte einsetzen, die Bilder darauf speichern und diese Karte dann entnehmen und mittels eines Karten - Lesegerätes auf diesem Umweg die Bilder auf den Computer holen. Das wird vermutlich auch die einzige Möglichkeit bleiben, die ich im Moment sehe. Nur leider besitzen wir solch ein Karten - Lesegerät nicht, das müssen wir zuerst dann noch beschaffen, sofern dies nicht zu teuer ist. Was bei dieser Methode neu aufgeworfen wird, ist die Frage, ob und wie man die Fotos von dem fest eingebauten Speicher innerhalb der Kamera auf diese SD - Karte verschiebt. Die Kamera verfügt ja über einen fest eingebauten Speicher von 64 MB, den man nicht herausnehmen kann, sowie den schmalen Schlitz für die SD - Karte. Fast alle Fotos, die wir nach dem Kauf mit der Kamera in Bratislava und auch noch in Wien gemacht haben, sind aber auf dem internen Speicher gespeichert worden, ausgenommen die 7 letzten Bilder, die passten dort nicht mehr hin und da kam eine Fehleranzeige mit der Auswahl, ob man die auf der zusätzlichen SD - Karte speichern möchte oder ob die neuen Fotos bestehende alte Fotos überschreiben sollen. Wir haben uns natürlich für die erste Möglichkeit entschieden. Es ist auch gar kein Problem, all diese Fotos jetzt noch im LCD - Display der Kamera wiederzuholen und zu betrachten, also existieren die ja noch, nur wie gesagt, die Schwierigkeit bleibt, die Fotos rüber auf den Computer zu pumpen.
Überaus freundlich finde ich übrigens die Tatsache, dass der Busunternehmer sich gestern schon bei uns meldete, wegen der Pannen bei der Fahrt hat er uns als Wiedergutmachung die Auswahl unter 4 Möglichkeiten angeboten. Im August fast kostenlos, das heißt für ganze 20 Euro pro Person an der bereits eingangs erwähnten Deutschland-Donau-Tour teilzunehmen. Die dauert 4 Tage, der Normalpreis betrüge 300 Euro pro Person und es sind 3 Übernachtungen im Preis enthalten. Die zweite Wahlmöglichkeit eine Städtetour Ende August nach Budapest und Ungarn, wobei die eine Woche dauert, wovon 4 Tage in Budapest sind und 2 bis 3 Tage im Umland, aber jetzt nicht speziell im Bereich der Donau. Die würde normalerweise pro Kopf rund 730 Euro kosten, einschl. Übernachtungen, uns würde die dann 100 Euro pro Person kosten. Schon Ende Juli als dritte Möglichkeit eine Reise speziell entlang der rumänischen Donau. Diese Reise dauert sogar 12 Tage, kostet normalerweise dann auch 1.500 Euro, uns würde sie pro Kopf 800 Euro kosten. Die vierte Möglichkeit ist simpel wie auch gut, nämlich eine Städtereise, eine Woche Wien pur! Das für normalerweise 680 Euro pro Kopf, wir bekämen es für 90 Euro pro Kopf! Die wäre dann allerdings erst Anfang September. Ich denke, wir werden uns für eine der Reisen entscheiden. Aus heutiger Sicht favorisiere ich die Wien- Reise, am unwahrscheinlichsten ist die langdauernde Rumänien- Donaureise, weil soviel Geld möchten wir da nicht ausgeben, auch wenn es gemessen an der Reise sehr billig ist.
Ich hätte da zwar bereits noch andere berichtenswerte Dinge, aber ich denke, ich hebe die bis zu meiner nächsten Email auf, damit Ihnen nicht die Augen vor lauter Lesen aus dem Kopf fallen, denn der Reisebericht ist ja schon gehörig lang geworden.
In den nächsten Tagen ist aber erst mal weitere Entspannung von den Reisestrapazen angesagt. Obwohl wir ja inzwischen schon fast wieder eine Woche hier sind, fühle ich mich immer noch ein wenig ausgelaugt. Mit vielen sommerlichen Grüßen von Kayla und mir und schauen Sie nicht zu viel Fußball, denn dann bekommt man einen ballrunden Kopf, wünscht Ihnen
Egbert Lappenkeuler
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