Hela

HELA D 12 - Der kräftige Kleine.

Hela D 12, 12 PS

HELA = Hermann Lanz Aulendorf, D 12, Bj. 1954, 12 PS, Motor: MWM KD 12 E, wassergekühlt, 1 Zyl., Hubr. ca. 0,9 Liter
Dieser Hela ist auch so ein Sonderfall bei der Frage: Wie kommt man an einen alten Traktor? Im Jahr 1991 warteten wir in der Fabrik eines Kunden eine Hochdruckkesselanlage. Irgendwie kam beim Arbeiten das Thema Oldtimer-Traktoren auf. Da meinte der Firmeninhaber plötzlich, dass er auch noch einige alte Traktoren in einer seit Jahren ungenutzten, alten Halle seines Betriebes herumstehen hätte, die aber alle seinem erkrankten Bruder gehören würden. Nach getaner Arbeit führte er uns in diese Halle und ganz weit hinten, fast schon verschwindend in dem recht großen Gemäuer, standen in einer Ecke etwa 6 oder 7 alte Traktoren, die schon unter einer mehrere Zentimeter dicken Staubschicht verschwanden und dadurch alle gleich grau aussahen. Wie sich herausstellte, standen die damals schon seit über 10 Jahren dort. Alle Reifen waren platt und auch sonstige Standschäden waren schon erkennbar. Die meisten dieser Traktoren waren aber aus meiner Sicht zu groß für meine Sammlung, es handelte sich dabei vorwiegend um Schlepper, die mit Leistungen zwischen 27 und 65 PS motorisiert waren. Einzig dieser Hela hier lag deutlich darunter, war klein und kompakt und passte dadurch in mein "Beuteschema". Der Firmeninhaber bot aus sich heraus an, dass er mal mit seinem Bruder sprechen könne, vielleicht verkauft er den ja. Nach 2 Wochen stellte sich heraus, dass sein Bruder die Traktoren keinesfalls verkaufen mochte. Somit war das Thema Hela D 12 abgehakt, jedenfalls zunächst. Im Frühsommer 1993 klingelte dann das Telefon und der Firmeninhaber war am anderen Ende und fragte, ob bei mir noch Interesse an diesem Hela bestünde. Ich war  noch interessiert, da mir dieser Schlepper damals auf Anhieb sehr gut gefiel. Wie mir der Firmeninhaber mitteilte, war sein Bruder kürzlich verstorben und er sei nun durch Erbschaft Eigentümer dieser Traktoren geworden und er wäre bereit, mir den Hela zu verkaufen, da er für sich selbst nur 2 der größeren Traktoren behalten wolle. Über den Preis wurden wir uns einig und so wechselte der D 12 in meinen Besitz.

Erst als die dicken Staub- und Dreckansammlungen entfernt waren, wurde richtig deutlich, wie arg die lange Stillstandszeit dem Blech zugesetzt hatte. Sehr viele Roststellen überzogen vor allem die Haube und die Kotflügel, allerdings keine Durchrostungen, zum Glück nur Oberflächenrost. Die schlimmsten Stellen an der Haube wurden von mir provisorisch entrostet und mit punktuellen Lackierungen ausgebessert, nur damit der Rost zum Stillstand kommt, nicht im Sinne einer Restauration. Des weiteren wurde jetzt erst deutlich, dass der Kleintraktor in seinem früheren Leben sicher sehr viel arbeiten musste. Alle Pedale wackelten und hatten mindestens 5 mm seitliches Spiel, wohlgemerkt sowohl nach rechts wie auch nach links. Von der Riffelung der Pedale war nichts mehr zu sehen und sogar das blanke Metall war schon stellenweise dünn gescheuert von der vielen Benutzung. Die Verankerung des Fahrersitzes war nicht nur ausgeschlagen, sondern bereits kurz vor dem Durchbrechen. Die Halteachse vom Kippmechanismus der Haube war nur noch in Fragmenten vorhanden, die Dieselleitungen vom Tank zum Filter und zur Einspritzpumpe von frühren Vibrationen überall durchgescheuert und brüchig. Alle Lenkungsbolzen hatten Flachstellen oder Riefen und vor allem immens viel Spiel. Die Stützversteifungen der Kotflügel waren sämtlich durchgebrochen (nicht durchgerostet, wie man es sonst gerne bei älteren Schleppern hat!), vermutlich durch die vielen Vibrationen aufgrund der sehr vielen Betriebsstunden. Das Getriebe knirscht etwas (trotz genügend frischem Öl) und die Einlegbarkeit der Gänge ließ anfangs sehr zu wünschen übrig, was sich aber mittels einer Nachbearbeitung des Eingriffs des Schalthebels beheben ließ.
Der wassergekühlte 1-Zylinder MWM-Motor hingegen zeigte überhaupt keine Altersschwächen und lief vom ersten Tag an wie neu. Vermutlich war dieser kurz vor der Stillsetzung des Traktors mal gründlich überholt worden. Einzige Ausnahme, die Wasserpumpe leckte ein wenig. Er bekam ansonsten lediglich neues Motoröl, neues Kühlwasser und neues Luftfilter-Öl. Natürlich wurden auch alle Schmierstellen mit neuem Fett versorgt, da diese entweder total trocken lagen oder nur noch mit verhärtetem und verharztem Fett belagert waren. Bei den Reifen waren keine Kompromisse mehr möglich, alle 4 Reifen waren unwiederbringlich kaputt gestanden. Profil hatten die davor offensichtlich schon keines mehr und durch die rund 10 Jahre Standzeit auf Plattfüßen waren die Seitenflanken aller Reifen weit aufgebrochen und an diesen Stellen bröselte das Gummigemisch wie Streuselkuchen. Neue Reifen hätten eigentlich her gemusst, da konnte ich aber anderswo günstig komplette Gebrauchträder mit noch brauchbaren Reifen erwerben, die früher mal auf einem kleinen Fendt gelaufen sind. So war auch dieses Problem gelöst.

Erstaunlich bei diesem kleinen Hela ist, dass er viel Zugkraft entwickelt. In Sachen Durchzugsvermögen ist er beispielsweise deutlich kräftiger, als der 14er Güldner, aber auch als der nominal gleich starke 12er Fahr und sogar stärker, als der 18er Deutz. Er liegt da vom Gefühl her schon recht nah am 18er Fendt. Dieser Effekt mag sicherlich auch daran liegen, dass der Schlepper relativ leicht ist und der Motor zugleich ein gutes Drehmomentverhalten hat. Auch hier dieser Motor ist selbst bei extremen Wintertemperaturen sehr startfreudig und springt nach dem ersten einminütigen Vorglühen selbst bei -10° C sofort an. In der Höchstgeschwindigkeit werden rund 20 - 22 km/h erreicht, was für solche Kleinschlepper auch völlig ausreicht.
So kann man sicherlich auch hier sagen, dass dieser Hela in der Gruppe der Kleinschlepper wieder fast schon eine eigenständige Größe ist, die man nicht so ohne weiteres mit anderen Schleppern dieser Leistungsklasse vergleichen kann. In seinen Leistungen entspricht er in jedem Fall eher den Traktoren der nächst höheren Leistungsklasse um die 15 PS, das aber dann bei der Handlichkeit der kleineren Gruppe, der er eigentlich angehört. Das Fahren damit macht ganz besonders viel Spaß und sogar lange Strecken werden sehr angenehm zurückgelegt, hierbei kommt er fast an den ansonsten unerreichten Fahrkomfort des Güldner ADN heran, nur dass die Lenkung von dem Hela geringfügig schwergängiger ist, was aber vielleicht auch ein Einzelfall bei unserem Schlepper ist, möglicherweise bedingt durch die lange Stillstandszeit und den doch hohen Verschleiß.

Dieses Schleppermodell wurde damals von Hela in verschiedenen Varianten mit wasser- und auch mit luftgekühltem MWM - Motor angeboten. Es gab auch Varianten mit anderem Getriebe sowie mit anderen Führerstandsverkleidungen, die teils wannenförmig bis zum Armaturenbrett reichten. Solche stark verkleideten Ausführungen habe ich schon öfters auf diversen Treffen gesehen. Mir persönlich ist allerdings unsere Variante lieber, weil man dann eine bessere Sicht auf den Weg und die Vorderachse hat.